Mahnkopf2007 - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Aus dem Physiologischen Institut<br />
( Geschf. Vorstand: Prof. Dr. M. Bleich )<br />
der <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-Universität <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />
Hirnaktivität bei einfachen und komplexen Fingerbewegungen :<br />
eine funktionelle Magnetresonanztomographie - Studie<br />
Inauguraldissertation<br />
<strong>zu</strong>r<br />
Erlangung der Doktorwürde<br />
der Medizinischen Fakultät<br />
der <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-Universität <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />
Vorgelegt von<br />
CHRISTIAN MAHNKOPF<br />
aus Wolfenbüttel<br />
<strong>Kiel</strong> 2007
1. Berichterstatter Prof. Dr. Kuhtz – Buschbeck<br />
2. Berichterstatter: Prof. Dr. Siebner<br />
Tag der mündlichen Prüfung: 31. Mai 2007<br />
Zum Druck genehmigt, <strong>Kiel</strong>, den 31. Mai 2007<br />
gez. Prof. Dr. Stick<br />
(Vorsitzender der Prüfungskommission)
Für Heidi und Julia Mahnkopf<br />
zwei besondere Menschen, ohne die ich mein Studium nicht hätte vollenden<br />
können<br />
In Gedenken<br />
Richard Friedrich Wilhelm Plumhoff
1. EINLEITUNG…………………………………………………………………………………. 1<br />
1.1 Fragestellung……………………………………………………………………………….. 4<br />
2. MATERIAL UND METHODEN……………………………………………………………... 5<br />
2.1 Probanden………………………………………………………………………………….. 5<br />
2.2 Händigkeitstests……………………………………………………………………………. 5<br />
2.2.1 Fragebogen nach Marian Annett……………………………………………………... 5<br />
2.2.2 Paper-Pencil Test………………………………………………………………………. 5<br />
2.2.3 Purdue Pegboard…………………………………………………………………........ 6<br />
2.3 Versuchsablauf der funktionellen Magnetresonanztomographie…………………….. 6<br />
2.4 Messung der Fingerdruckkräfte………………………………………………………….. 8<br />
2.5 Transkranielle Magnetstimulation (TMS)………………………………………………... 9<br />
2.6 Physikalische und physiologische Grundlagen der fMRT……………………………. 10<br />
2.7 Bilddatenaufnahme………………………………………………………………………... 10<br />
2.8 Datenauswertung………………………………………………………………………….. 11<br />
2.8.1 Realignment…………………………………………………………………………….. 11<br />
2.8.2 Normierung……………………………………………………………………………… 12<br />
2.8.3 Glättung…………………………………………………………………………………. 12<br />
2.9 Statistik……………………………………………………………………………………… 12<br />
2.9.1 Bildanalyse einzelner Probanden…………………………………………………….. 13<br />
2.9.2 Allgemeines lineares Modell………………………………………………………….. 14<br />
2.9.3 Kontraste…………………………………………………………………………………14<br />
2.9.4 Gruppenanalyse……………………………………………………………………….. 15<br />
2.9.5 Anatomische Lokalisation…………………………………………………………….. 16<br />
3. ERGEBNISSE……………………………………………………………………………….. 19<br />
3.1 Vorversuche………………………………………………………………………………... 19<br />
3.2 Verhalten……………………………………………………………………………………. 19<br />
3.3 Druckkräfte der Finger…………………………………………………………………….. 19<br />
3.4 Einzelauswertungen……………………………………………………………………….. 20<br />
3.4.1 Ergebnisse der rechten Hand………………………………………………………… 20<br />
3.4.2 Ergebnisse der linken Hand…………………………………………………………... 23<br />
3.5 Gruppenauswertung………………………………………………………………………. 25<br />
3.5.1 Ergebnisse der rechten Hand………………………………………………………… 26<br />
3.5.2 Ergebnisse der linken Hand…………………………………………………………... 27<br />
3.6 Gemeinsame kortikale Aktivität bei Ausführung und Imagination……………………. 29<br />
3.7 Beteiligung des primär motorischen Kortex…………………………………………….. 32<br />
3.8 Transkranielle Magnetstimulation………………………………………………………... 33<br />
3.9 Zusammenfassung der Ergebnisse……………………………………………………… 34<br />
4. DISKUSSION………………………………………………………………………………….34<br />
5. ZUSAMMENFASSUNG……………………………………………………………………... 43<br />
6. LITERATURVERZEICHNIS………………………………………………………………… 44<br />
7. ANHANG……………………………………………………………………………………… 50<br />
7.1 Händigkeitstest…………………………………………………………………………….. 50<br />
7.2 Tabelle der Rohwerte des Paper-Pencil-Tests und der Pegboard Versuche………. 51<br />
7.3 Rechte Hand: Hirnaktivität bei ausgeführten und imaginierten Bewegungen……… 52<br />
7.4 Linke Hand: Hirnaktivität bei ausgeführten und imaginierten Bewegungen………... 53<br />
7.5 Tabelle der motorisch evozierten Potenziale (MEP)…………………………………… 55<br />
7.6 Verzeichnis der Abbildungen…………………………………………………………….. 56<br />
8. DANKSAGUNG……………………………………………………………………………... 57<br />
9. LEBENSLAUF……………………………………………………………………………….. 57
1<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
1. Einleitung<br />
Die Untersuchung hirnphysiologischer Aktivitäten dient der Erforschung der funktionellen und<br />
anatomischen Organisation des Gehirns, z.B. im Zusammenhang mit der Kontrolle der Sensomotorik<br />
sowohl bei ausgeführten Bewegungen als auch bei motorischer Vorstellung. Motorische Vorstellung<br />
ist der kognitive Zustand der Imagination einer Bewegung, ohne dass diese Bewegung tatsächlich<br />
ausgeführt wird. Bewegungsvorstellungen setzen ein Wissen über den raum-zeitlichen Ablauf der<br />
Bewegung voraus und gehen mit kinästhetischen, taktilen und räumlich-visuellen Bildern einher.<br />
Motorische Imagination im engeren Sinne („kinesthetic motor imagery“ nach Naito et al. 2002)<br />
bedeutet, dass Personen versuchen, sich die Empfindung einer ablaufenden Bewegung eines<br />
Körperteils, beispielsweise der Hand, lebhaft vor<strong>zu</strong>stellen, ohne aber den betreffenden Körperteil<br />
tatsächlich <strong>zu</strong> bewegen. Wichtig ist dabei, dass die Vorstellung aus der Perspektive der ersten<br />
Person, und nicht im Sinne einer Beobachtung mit dem „geistigen Auge“ aus der Perspektive einer<br />
dritten Person heraus geschieht (Ruby und Decety 2001). Zahlreiche Befunde sind vereinbar mit der<br />
Annahme, dass solche vorgestellten Bewegungen und wirklich durchgeführte Bewegungen<br />
gemeinsame Merkmale besitzen. Die Zeitdauer gedanklich vorgestellter und tatsächlich ausgeführter<br />
Bewegungen ist nahe<strong>zu</strong> identisch und innerhalb eines Probanden bemerkenswert stabil (Decety und<br />
Michel 1989). Vorgestellte und ausgeführte Bewegungen gehen mit ähnlichen Veränderungen<br />
vegetativer Parameter einher (Decety et al. 1991). Unterschwellige Muskelaktivität bei motorischer<br />
Vorstellung wurde in mehreren Studien beschrieben (Wehner et al. 1984, Stephan et al. 1995, Porro<br />
et al. 1996, Gandevia et al. 1997), andere Autoren fanden jedoch keine begleitende Muskelaktivität<br />
(Roland et al. 1980, Lotze et al. 1999).<br />
Die funktionelle Bildgebung des Gehirns hat in den letzten Jahren eine große Bedeutung in der<br />
neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung bekommen, weil sie ermöglicht, die Lokalisierung von<br />
Hirnfunktionen bei definierten Aufgaben <strong>zu</strong> untersuchen. Neben der Anwendung in der Forschung <strong>zu</strong>r<br />
Funktion des gesunden Gehirns kann auch die möglicherweise veränderte Lokalisation von<br />
Hirnfunktionen bei Patienten mit Raumforderungen oder fokalen Hirnläsionen dargestellt werden.<br />
Deshalb kommt dem Verfahren auch in der Diagnostik, z.B. bei der Planung neurochirurgischer<br />
Eingriffe, eine Bedeutung <strong>zu</strong>. Zu den zwei wichtigsten Verfahren der funktionellen Bildgebung zählen<br />
die funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) und die Positronenemissionstomographie<br />
(PET).<br />
Bei Aktivierung von Hirnarealen, und damit bei wiederholten Depolarisationen der Neurone, kommt es<br />
in diesen Regionen <strong>zu</strong> einer Steigerung von Blutfluss und Sauerstoffverbrauch, da <strong>zu</strong>r<br />
Wiederherstellung und Erhaltung des Membranpotenzials Energie und Sauerstoff benötigt werden.<br />
Diese Änderungen der lokalen Blutversorgung und der magnetischen Eigenschaften des Blutes<br />
können mit Hilfe der fMRT erfasst werden (Logothetis et al. 2001). Das Verfahren erfordert die<br />
Messung in einem Magnetresonanztomographen (MRT), aber keine Applikation eines Kontrastmittels,
2<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
so dass keine Einschränkungen für die Untersuchung von gesunden Versuchspersonen bestehen.<br />
Das oxygenierte Hämoglobin, dessen venöse Konzentration lokal in Gebieten verstärkter neuronaler<br />
Aktivität steigt, dient stattdessen als körpereigenes Kontrastmittel.<br />
Auch bei der Technik der PET erfasst man die örtliche Veränderung der Durchblutung sowohl der<br />
Hirnrinde als auch tiefer Strukturen. Allerdings werden <strong>zu</strong>r PET Radioisotope biologisch wichtiger<br />
Atome ( 18 F, 15 O, 13 N, 11 C) verwendet, die Positrone freisetzen. Die Positrone kollidieren nach kurzer<br />
Wegstrecke (2-8 mm) mit einem Elektron. Diese Reaktion führt <strong>zu</strong>m Untergang der beiden Teilchen<br />
unter Aussendung von zwei γ-Strahlen unter einem Winkel von genau 180 O . Die γ-Strahlen werden<br />
von rund um den Kopf angeordneten Photodetektoren aufgefangen, wobei nur dann ein Messpunkt<br />
registriert wird, wenn zwei genau gegenüber liegende Detektoren gleichzeitig getroffen werden. Aus<br />
diesen Daten wird ein Schnittbild mit der Zerfallsdichte des jeweiligen Isotops errechnet. Baut man die<br />
oben genannten Isotope in Substanzen wie Wasser, Glukose oder Aminosäuren ein, so kann man<br />
damit die Verteilung der jeweiligen Substanzen im Gehirn messen (Birbaumer und Schmidt 2005).<br />
Frühere Studien mit bildgebenden Verfahren ergaben, dass der primär motorische Kortex (M1) keine<br />
Aktivität bei der motorischen Vorstellung zeigte (Ingvar et al. 1977, Roland et al. 1980). In neueren<br />
Arbeiten (Porro et al. 1996, Schnitzler et al. 1997, Lotze et al. 1999) fand man jedoch Hinweise auf<br />
eine Beteiligung von M1. Auch konnte eine überlappende, gemeinsame Aktivität bestimmter<br />
Kortexgebiete nachgewiesen werden, welche sowohl bei der wirklichen Ausführung von Bewegungen<br />
als auch bei der motorischen Vorstellung beteiligt waren (Gerardin et al. 2000, Hanakawa et al. 2003).<br />
Da<strong>zu</strong> gehörten der supplementär-motorische Kortex (SMA) und der dorsale prämotorische Kortex<br />
(PMD), also mediale und laterale Anteile der Brodmann Area (BA) 6. Bei den bisherigen<br />
hirnphysiologischen Untersuchungen <strong>zu</strong>m Thema der motorischen Vorstellung wurden allerdings<br />
<strong>zu</strong>meist nur Aufgaben der dominanten Hand untersucht, und in der Regel handelte es sich nur um<br />
eine <strong>zu</strong> bewältigende Aufgabe. Bisher verglichen nur zwei Studien die kortikale Aktivität bei<br />
motorischen Vorstellungsaufgaben unterschiedlicher Komplexität und kamen dabei <strong>zu</strong><br />
unterschiedlichen, teils auch widersprüchlichen Ergebnissen (Gerardin et al. 2000, Boecker et al.<br />
2001).<br />
In der fMRT-Studie von Gerardin und Mitarbeitern (2000) führten die Probanden als einfache Aufgabe<br />
eine simultane Flexion und Extension aller Finger einer Hand durch, während sie bei der komplexen<br />
Aufgabe da<strong>zu</strong> aufgefordert wurden, nur den Zeigefinger und den kleinen Finger selektiv <strong>zu</strong> flektieren<br />
und <strong>zu</strong> extendieren. Diese einfachen und komplexen Fingerbewegungen wurden einerseits in der<br />
Vorstellung („motor imagery“), andererseits auch tatsächlich ausgeführt. Bei dieser Studie zeigte die<br />
Auswertung der Daten aller Probanden keine signifikanten Unterschiede der Hirnaktivität zwischen der<br />
einfachen (Faustschluss) und der komplexen (selektive Flexion/Extension) motorischen<br />
Vorstellungsaufgabe (Gerardin et al. 2000). Bei der zweiten Arbeit stellten sich die Probanden<br />
"Fingertapping"-Sequenzen unterschiedlicher Länge und Komplexität vor (Boecker et al. 2001). In<br />
dieser PET-Studie ergab sich im Gegensatz <strong>zu</strong>r letztgenannten Studie ein signifikanter Effekt der
3<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Komplexität. Die Aktivität des linken dorsalen prämotorischen Kortex, des rechten superior parietalen<br />
Kortex und des rechten Vermis des Zerebellums stieg mit <strong>zu</strong>nehmender Schwierigkeit der<br />
imaginierten Aufgaben an (Boecker et al. 2001). Mithin ist es bislang unklar, ob motorische<br />
Vorstellungsaufgaben unterschiedlicher Komplexität auch <strong>zu</strong> einer unterschiedlichen Aktivierung<br />
primärer und sekundärer motorischer Kortexareale führen. Solche vom Typ der Aufgabe abhängigen<br />
Aktivierungsdifferenzen sind hingegen bei tatsächlich durchgeführten Bewegungen bekannt (Sadato<br />
et al. 1996, Catalan et al. 1998, Ehrsson et al. 2000). So konnten Sadato und Mitarbeiter (1996)<br />
zeigen, dass die regionale Durchblutung des Präcuneus und des dorsalen Prämotorkortex parallel <strong>zu</strong>r<br />
Komplexität sequentieller Fingerbewegungen <strong>zu</strong>nahm.<br />
Daraus ergibt sich die erste Fragestellung dieser Arbeit: Gibt es Unterschiede in der kortikalen<br />
Aktivität und der kortikospinalen Erregbarkeit bei motorischen Imaginationsaufgaben unterschiedlicher<br />
Komplexität ? Um dies <strong>zu</strong> beantworten, wurden zwei unterschiedliche Methoden an gesunden<br />
Probanden verwendet, nämlich fMRT als bildgebendes Verfahren, und die transkranielle<br />
Magnetstimulation (TMS) <strong>zu</strong>r Messung der kortikospinalen Erregbarkeit. Die Methode der TMS kann<br />
an Hand der motorisch evozierten Potenziale eine Erhöhung der kortikospinalen Exzitabilität bei<br />
motorischer Vorstellung nachweisen (Kasai et al. 1997, Hashimoto und Rothwell 1999). Mir stellte sich<br />
die Frage, ob dieser Effekt der TMS von der Komplexität der motorischen Imaginationsaufgabe<br />
abhängig ist. Für tatsächlich ausgeführte Bewegungen konnten Gerloff und Mitarbeiter (1998) zeigen,<br />
dass besonders während komplexer Fingerbewegungen eine erhöhte Erregbarkeit des Kortex <strong>zu</strong><br />
erwarten ist. Auch wurde gezeigt, dass vor allem komplexe Bewegungsabläufe durch die repetitive<br />
TMS gestört werden (Gerloff et al. 1997, 1998). Weiterhin war in der vorliegenden Arbeit von<br />
Interesse, welche Hirngebiete sowohl bei tatsächlich ausgeführten als auch bei imaginierten<br />
Bewegungen aktiv sind, und ob auch der primäre Motorkortex <strong>zu</strong> diesen Arealen gehört.<br />
Die zweite Hauptfragestellung dieser Arbeit ist, ob Asymmetrien der kortikalen Aktivität bei<br />
motorischen Vorstellungsaufgaben in Abhängigkeit von der untersuchten Hand (dominant / nichtdominant)<br />
auftreten. Es zeigte sich nämlich bei einer früheren fMRT-Studie, dass ipsilaterale<br />
prämotorische Aktivität vor allem bei Imagination von Bewegungen der nicht-dominanten linken Hand<br />
auftritt (Porro et al. 2000). Die Probanden hatten die Aufgabe, eine sequentielle Oppositionsbewegung<br />
aller Finger sowohl mit der linken als auch der rechten Hand <strong>zu</strong>nächst durch<strong>zu</strong>führen, und sie sich<br />
anschließend motorisch vor<strong>zu</strong>stellen. Einschränkend ist erwähnen, dass in dieser Studie aus<br />
technischen Gründen nur eine einzelne Schichtaufnahme untersucht wurde. Auch in einer weiteren<br />
Arbeit (Thobois et al. 2000) fand sich bei Rechtshändern, die eine imaginierte Joystick Bewegung mit<br />
der linken (nicht-dominanten) Hand durchführten, signifikante ipsilaterale kortikale Aktivität, und zwar<br />
im linken dorsolateralen prämotorischen (PMD) und präfrontalen Kortex, in der SMA, im Gyrus<br />
frontalis inferior und in der linken Brodmann Area BA 7. Kontralateral waren nur die rechte<br />
Kleinhirnhemisphäre und BA 7 aktiv. Wurde diese imaginäre Bewegung mit der rechten (dominanten)<br />
Hand durchgeführt, fanden sich kontralateral signifikante Signalanstiege im linken M1 und PMD, in der<br />
SMA sowie in der BA 7. Ipsilateral kam es <strong>zu</strong> einer signifikanten Aktivität nur in der rechten
4<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Kleinhirnhemisphäre. Auf Grund der asymmetrischen, bei Aufgaben der Linken ipsilateral, bei<br />
Aufgaben der Rechten aber kontralateral lokalisierten Signalanstiege waren linke prämotorische<br />
Areale (PMD) in beiden Fällen aktiv (Thobois et al. 2000). Allerdings ergab eine ältere Studie, in der<br />
ebenfalls Oppositionsbewegungen der linken und der rechen Hand imaginiert wurden, keine der oben<br />
angeführten Asymmetrien der kortikalen Aktivität (Roth et al. 1996). Mithin ist eine eventuelle<br />
Dominanz prämotorischer Gebiete der linken Hirnhälfte bei motorischen Imaginationsaufgaben nicht<br />
eindeutig belegt.<br />
Man erkennt, dass viele Fragen <strong>zu</strong>r kortikalen Aktivität bei der gedanklichen Vorstellung von<br />
Bewegungen noch nicht ausreichend geklärt sind. Gerade die Technik der funktionellen Bildgebung<br />
könnte hier da<strong>zu</strong> dienen, vertiefende Kenntnisse <strong>zu</strong>r Physiologie des motorischen Systems <strong>zu</strong><br />
gewinnen. Aus diesen Gründen wurden rechtshändige Probanden sowohl bei der Imagination als<br />
auch bei der Ausführung einfacher und komplexer Fingerbewegungen untersucht, die einerseits mit<br />
der dominanten Rechten, andererseits mit der Linken entweder tatsächlich oder „in Gedanken“<br />
durchgeführt wurden.<br />
1.1 Fragestellung<br />
Folgende wissenschaftliche Fragestellungen sollen beantwortet werden:<br />
1.) Welche kortikalen Areale sind bei der motorischen Imagination komplexer Fingerbewegungen<br />
stärker beteiligt als bei der Vorstellung einfacher Bewegungen ?<br />
2.) Zeigt sich eine bevor<strong>zu</strong>gte Aktivierung linker prämotorischer Areale bei Imagination von<br />
Bewegungen sowohl der linken als auch der rechten Hand ?<br />
3.) Gibt es eine überlappende Aktivierung gemeinsamer kortikaler Gebiete bei motorischer<br />
Imagination und tatsächlicher Ausführung von Bewegungen ?<br />
4.) Gibt es Hinweise auf eine signifikante Aktivität des primär motorischen Kortex bei der motorischen<br />
Imagination ?<br />
5.) Erhöht sich auch die kortikospinale Erregbarkeit bei der gedanklichen Vorstellung von<br />
Fingerbewegungen in Abhängigkeit vom Typ der Aufgabe (einfach / komplex) ?
5<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
2. Material und Methoden<br />
2.1 Probanden<br />
Während der Vorversuche, die der Erprobung und Optimierung der Methodik dienten, wurden zehn<br />
gesunde Versuchspersonen untersucht. An der eigentlichen fMRT-Studie nahmen zwölf weitere<br />
gesunde männliche Rechtshänder im Alter von 20 bis 27 Jahren teil. Sie wurden aus dem 5.<br />
Fachsemester Humanmedizin 2002 an der <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-Universität (CAU) und aus dem<br />
privaten Umkreis rekrutiert. Sowohl die fMRT-Studie <strong>zu</strong>r nicht-invasiven Lokalisierung kortikaler<br />
Areale, als auch die TMS-Untersuchungen, waren durch die Ethik-Kommission der medizinischen<br />
Fakultät der CAU <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong> genehmigt worden (AZ A 109/01; AZ A 129/02). Alle Probanden erklärten<br />
sich freiwillig mündlich und schriftlich nach ausführlicher Aufklärung bereit, an der Studie<br />
teil<strong>zu</strong>nehmen. Die Vorversuche fanden von April 2001 bis April 2002 statt. Die eigentliche fMRT-<br />
Studie und die TMS-Experimente wurden im Zeitraum vom 11. Mai 2002 bis <strong>zu</strong>m 12. April 2003<br />
durchgeführt.<br />
2.2 Händigkeitstests<br />
Alle Probanden gaben auf Befragen hin an, Rechtshänder <strong>zu</strong> sein. Mit 10 (Alter 20-27 Jahre) von 12<br />
Teilnehmern der fMRT-Studie wurden <strong>zu</strong>sätzlich Händigkeitstests und Messungen der Griffkräfte<br />
(siehe Punkt 2.4) vorgenommen.<br />
2.2.1 Fragebogen nach Marian Annett<br />
Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens (siehe Anhang, Seite 50) wurden die 10 Probanden<br />
aufgefordert, spontan <strong>zu</strong> beantworten, mit welcher Hand sie alltägliche Gegenstände benutzen. Sie<br />
wurden als Rechtshänder eingestuft, wenn sie ausschließlich die rechte Hand bei den ersten sechs<br />
Items einsetzten (Annett 1970), und bei alleinigem Einsatz der Linken als Linkshänder. Bei einem<br />
Wechsel der Hand ermöglichten die verbleibenden 14 Fragen eine Zuordnung (Oldfield 1971). Die<br />
Auswertung bestätigte die Rechtshändigkeit bei allen Probanden.<br />
2.2.2. Paper-Pencil Test<br />
Als nächstes führten die Probanden den Paper-Pencil Test nach Annett (1992) durch. Hierbei<br />
schrieben sie innerhalb von 30 Sekunden möglichst viele Kreuze in vorgefertigte Felder. Dieser<br />
Versuch wurde <strong>zu</strong>nächst mit der dominanten Hand und im Anschluss mit der nicht-dominanten Hand<br />
durchgeführt. Die Probanden erhielten vorher pro Hand eine Übungszeit von 10 Sekunden. Zu<br />
beachten war, dass die Kreuze gegen die normale Schreibrichtung, also von rechts nach links<br />
ein<strong>zu</strong>tragen waren. Die Auswertung des Tests erfolgte mit Hilfe der Formel (Annett 1992)<br />
( nR − nL)<br />
*100 =<br />
( nR + nL)<br />
x. (x = Lateralitätsindex)<br />
Die Differenz der Leistungen beider Hände (L, links; R, rechts; n, Anzahl Kreuze) wurde durch die<br />
Summe der Leistungen geteilt und mit dem Faktor 100 multipliziert. Der resultierende Lateralitätsindex<br />
x bezeichnet die überlegene Geschicklichkeit der dominanten rechten Hand. Die Werte lagen<br />
bei 16,18±3,27 (Mittelwert ± Standardabweichung, SD) bei einer Spannweite von 11,54 bis 22,73. Das
6<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
entspricht bekannten Werten normaler Rechtshänder (Grosskopf und Kuhtz-Buschbeck 2005). Die<br />
Rohwerte des Tests sind im Anhang (Seite 51) tabellarisch aufgeführt.<br />
2.2.3 Purdue Pegboard<br />
Das Purdue Pegboard (Tiffin und Asher 1948) wurde ursprünglich da<strong>zu</strong> entwickelt, um die<br />
Fingerfertigkeit von Arbeitern <strong>zu</strong> testen. Am Kopfende eines Steckbrettes befinden sich Mulden mit<br />
Metallstäbchen und anderen Testmaterialien. Die Aufgabe bestand darin, innerhalb von 30 Sekunden<br />
möglichst viele Stäbchen in die davor befindliche Reihe von Löchern <strong>zu</strong> stecken, wobei die Stäbchen<br />
mit einer Hand einzeln aus der Mulde genommen werden sollten. Diese Aufgabe wurde <strong>zu</strong>nächst mit<br />
der dominanten Hand und anschließend mit der nicht-dominanten Hand jeweils dreimal durchgeführt.<br />
Die Zahl der platzierten Stäbchen wurde für jede Aufgabe notiert, und Mittelwerte beider Hände<br />
errechnet. Die Probanden erreichten 16,8±0,73 mit der rechten, und 16,76±1,3 mit der nondominanten<br />
linken Hand (Mittelwert±SD). Die Spannweite lag zwischen 15 und 19,3. Damit lag ihre<br />
feinmotorische Leistung im Bereich publizierter Normwerte (Tiffin und Asher 1948). Die Überlegenheit<br />
der Rechten wurde bei dem Paper-Pencil Test deutlicher als beim Pegboard, wie auch an den<br />
Rohwerten der Probanden ersichtlich ist (siehe Anhang, S. 51).<br />
2.3 Versuchsablauf der funktionellen Magnetresonanztomographie<br />
Die Experimente wurden in der MRT-Abteilung der Radiologie des Universitätsklinikums der CAU <strong>Kiel</strong><br />
an einem Siemens Magnetom Vision Scanner mit einer Feldstärke von 1,5 Tesla durchgeführt. In den<br />
Vorversuchen wurden verschiedene Sequenzen <strong>zu</strong>r funktionellen Bildgebung bei Bewegungs- und<br />
Imaginationsaufgaben sowie die Konvertierung und Auswertung der Bilddaten erprobt. Jeder der zwölf<br />
Teilnehmer der darauffolgenden eigentlichen fMRT-Studie nahm an einem Experiment mit einer<br />
Gesamtdauer von etwa zwei Stunden teil, das vier verschiedene Durchgänge umfasste. Während des<br />
Experimentes wurde für jede Hand eine einfache und eine komplexe Bewegungsaufgabe gestellt, und<br />
diese Aufgaben wurden tatsächlich oder „gedanklich“ wiederholt ausgeführt. Die simple Aufgabe<br />
bestand darin, einen flexiblen kleinen Quader aus Schaumstoff (4x4x3 cm; Gewicht 10 g), dessen<br />
Griffflächen mit dünnen Plastikplatten verstärkt und mit Sandpapier beschichtet waren, mit einer<br />
Frequenz von zwei Hertz zwischen dem Zeige- und Mittelfinger und dem Daumen der jeweiligen Hand<br />
rhythmisch <strong>zu</strong> komprimieren (Abb. 1).<br />
Abbildung 1: Darstellung der einfachen Bewegungsaufgabe (KB). Im linken Bild wird der Klotz<br />
entspannt zwischen den ersten drei Fingern der rechten Hand gehalten. Im rechten Bild<br />
ist die Komprimierung des Klotzes <strong>zu</strong> sehen. Bei der motorischen Vorstellung (KV)<br />
wurde der Klotz zwar gehalten, aber die Fingerdruckbewegung nur imaginiert.
7<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Die komplexe Aufgabe bestand darin, mit allen Fingern einer Hand eine Oppositionsbewegung im<br />
Takt von zwei Hertz durch<strong>zu</strong>führen (Abb. 2). Beginnend mit dem Zeigefinger wurde jeder Finger vom<br />
Daumen folgendermaßen berührt: Zunächst wurde der Zeigefinger zweimal berührt, anschließend der<br />
Mittelfinger viermal, dann der Ringfinger einmal und schließlich wurde der Kleinfinger dreimal berührt.<br />
Wenn der kleine Finger erreicht war, wurde diese Bewegung rückläufig fortgesetzt und kontinuierlich<br />
weiter durchgeführt.<br />
2x 4x 1x<br />
3x<br />
2x 4x 1x 3x<br />
Abbildung 2 :Ablauf der komplexen Bewegungsaufgabe (TB). Die Zahlen über den Fingern geben die<br />
sequentielle Häufigkeit an, mit welcher der Daumen die jeweiligen Finger berührte. Beginnend mit dem<br />
Zeigefinger wurde die Bewegung in Richtung Kleinfinger durchgeführt. Wenn dieser erreicht war, wurde die<br />
Bewegung rückläufig durchgeführt. Bei motorischer Vorstellung (TV) wurde der Ablauf lediglich imaginiert; die<br />
Hand blieb ruhig.<br />
Jede Hand wurde in zwei Durchgängen untersucht, wobei ein Durchgang die einfachen, der andere<br />
die komplexen Bewegungs- und Imaginationsaufgaben behandelte. Jeder Durchgang (Dauer 390 s)<br />
enthielt drei verschiedene Aufgaben von 30 Sekunden Dauer, welche sich mehrfach wiederholten<br />
(Abb. 3). Die erste Aufgabe war die "Baseline"-Aufgabe (B), also die Kontrollbedingung. Die<br />
Probanden wurden hier da<strong>zu</strong> aufgefordert, an eine sehr ruhige Szene, wie z.B. einen See bei<br />
Windstille und Regen, <strong>zu</strong> denken, und sonst still <strong>zu</strong> liegen. Die zweite Aufgabe bestand in der<br />
wirklichen Ausführung der Bewegung, also entweder darin, den Schaumstoffklotz rhythmisch <strong>zu</strong><br />
drücken („Klotz-Bewegung“, KB), oder aber die Oppositionssequenz der Finger („Tapping-Bewegung“,<br />
TB) durch<strong>zu</strong>führen. Die dritte Aufgabe war die motorische Imagination der jeweiligen Bewegung<br />
(„Klotz-Vorstellung“, KV bzw. „Tapping-Vorstellung“, TV). Während der Durchgänge mit den einfachen<br />
Aufgaben (KB, KV) behielten die Probanden den Schaumstoffklotz die ganze Zeit über in der<br />
jeweiligen Hand. Die Reihenfolge der Durchgänge wurde vor den Versuchen randomisiert, so dass in<br />
den Versuchsabläufen keine Wiederholungen zwischen den einzelnen Probanden auftraten. Bevor die<br />
Probanden im MRT gescannt wurden, erhielten sie Informationen <strong>zu</strong>m Versuchsablauf und hatten die<br />
Möglichkeit, die Aufgaben etwa 30 Minuten lang in einem separaten Raum <strong>zu</strong> üben. Sie wurden<br />
genau instruiert und darauf hingewiesen, sich während der Ruhephasen (B) und der motorischen<br />
Vorstellungsaufgaben (KV, TV) nicht <strong>zu</strong> bewegen. Auch auf die Wichtigkeit der<br />
Bewegungswahrnehmung aus der Perspektive der ersten Person während der Imagination der<br />
jeweiligen Aufgaben wurden sie hingewiesen. Die Frequenz von 2 Hertz wurde ihnen während des<br />
Trainings von einem Metronom vorgegeben.<br />
Im Anschluss wurden die Personen im MRT möglichst komfortabel gelagert. Der Kopf wurde mit Hilfe<br />
einer Vakuum-Kapuze in einer Kopfspule fixiert, die Augen wurden mit einer Schlafmaske verdeckt
8<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
und die Probanden erhielten auf Wunsch eine Knierolle. Zudem wurde ihnen ein Notrufschalter in<br />
unmittelbarer Nähe der Hände angebracht. Während der gesamten Versuchsdauer wurden die<br />
Probanden über einen Videobildschirm beobachtet und es bestand <strong>zu</strong> jeder Zeit die Möglichkeit der<br />
gegenseitigen Verständigung. Über den Lautsprecher wurde den Probanden jeweils mitgeteilt, welche<br />
der Aufgaben <strong>zu</strong> bewältigen war. Das Kommando „Stopp“ wies auf den Beginn der Ruhephase hin,<br />
mit „Start“ wurde der Beginn der eigentlichen Bewegung eingeleitet und bei dem Kommando „Vor“<br />
wussten die Probanden, dass sie mit dem intensiven Vorstellen der jeweiligen Bewegung beginnen<br />
sollten. Der Bewegungstakt von zwei Hertz wurde durch ein ständig hörbares rhythmisches Geräusch<br />
des MRT-Gerätes signalisiert.<br />
KB KV KB<br />
KV KB KV<br />
B<br />
B<br />
B<br />
B<br />
B<br />
B<br />
B<br />
1 min<br />
Abbildung 3: Zeitlicher Ablauf eines Durchganges mit den einfachen Aufgaben. Nach einer Ruhephase (B,<br />
baseline) wurde <strong>zu</strong>nächst die einfache Fingerbewegung (KB) 30 Sekunden lang durchgeführt. Nach einer<br />
weiteren Ruhephase (B) wurde diese Bewegung dann 30 Sekunden lang imaginiert (KV). Dieser Ablauf<br />
wiederholte sich mehrfach. Die Gesamtdauer des Durchgangs betrug 390 Sekunden. Eine analoge Abfolge ergab<br />
sich für die Durchgänge mit den komplexen (TB, TV) Aufgaben.<br />
2.4 Messung der Fingerdruckkräfte<br />
Die Durchführung und motorische Vorstellung der einfachen Aufgabe mit dem Schaumstoffklotz (siehe<br />
Abb. 1) und die Baseline (Ruhe) Bedingung wurden <strong>zu</strong> einem späteren Zeitpunkt nochmals im<br />
Physiologischen Institut der CAU <strong>Kiel</strong> nachgestellt, um eventuelle kleine Fingerbewegungen mit Hilfe<br />
eines Kraftaufnehmers <strong>zu</strong> registrieren. Es handelte sich um empfindliche Drucksensoren (Schunk FT<br />
Nano 25, Weinheim, Deutschland) in Verbindung mit einem computergestützten Auswertesystem<br />
(SC/ZOOM, Physiologie Universität Umeå, Schweden), welche die Druckkräfte der Fingerspitzen mit<br />
einer Genauigkeit von 0,05 Newton registrierten. So konnte geprüft werden, ob die Probanden<br />
während der Ruhephase und der motorischen Vorstellung die Fingermuskulatur anspannten oder<br />
unbewusst kleine Bewegungen durchführten. Bei dieser Messung wurden möglichst ähnliche<br />
Bedingungen wie im MRT geschaffen. Die Personen wurden bequem gelagert, sie hielten die Augen<br />
geschlossen und ihnen wurde mit Hilfe eines Metronoms die Taktfrequenz (2 Hertz) vorgegeben.<br />
Nach Einüben der Aufgaben hielten die Probanden den Kraftaufnehmer jeweils in einer Hand<br />
zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Wieder wurde ihnen durch die Kommandos „Start“, „Stop“<br />
und „Vor“ angegeben, welche Aufgabe sie <strong>zu</strong> bewältigen hatten. Der Kraftaufnehmer wurde weich<br />
gelagert, um eventuelle Fremderschütterungen aus<strong>zu</strong>schließen, und so <strong>zu</strong> gewährleisten, dass nur<br />
die Fingerdruckkraft der jeweiligen Hand erfasst wurde. Die Druckmaxima der rhythmischen<br />
Bewegungen wurden über 30 Sekunden gemittelt. Auch wurden die bei jedem Teilnehmer während<br />
der Ruhebedingung und der Imagination kontinuierlich gemessenen Kräfte über 30 Sekunden<br />
gemittelt und mit t-Tests für verbundene Stichproben verglichen.
9<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
2.5 Transkranielle Magnetstimulation (TMS)<br />
An einem späteren Tag nach den fMRT-Messungen wurden bei zehn der zwölf Probanden Versuche<br />
<strong>zu</strong>r transkraniellen Magnetstimulation durchgeführt. Diese fanden im Physiologischen Institut der CAU<br />
<strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong> in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. C. Holzknecht statt. Es wurden die gleichen<br />
Imaginationsaufgaben wie während der Messung im MRT gestellt. Die Probanden nahmen für diese<br />
Untersuchung in einem mit einer Kopfstütze ausgestatteten, verstellbaren, komfortablen Sessel der<br />
Firma RECARO Platz.<br />
Benutzt wurde ein Magstim-200 Stimulator (Magstim, Whitland, Großbritannien), welcher mit einer<br />
Doppelspule verbunden war, die eine maximale magnetische Flussdichte von 2,2 Tesla erzeugte. Es<br />
wurden Einzelpulse ausgelöst. Die motorisch evozierten Potenziale (MEP) wurden über eine bipolare<br />
Oberflächenelektrode vom M. opponens pollicis abgeleitet. Die Doppelspule wurde tangential über<br />
dem Kopf der Probanden platziert, der Handgriff zeigte nach dorsal. Um evozierte motorische<br />
Potenziale der kontralateralen Handmuskulatur aus<strong>zu</strong>lösen, wurde <strong>zu</strong>nächst der optimale Reizpunkt<br />
gesucht. Die Suche nach dem jeweiligen optimalen Punkt wurde an den x/y Koordinaten 50/-10 für die<br />
rechte Hemisphäre beziehungsweise -50/-10 für die linke Hemisphäre begonnen. Hierbei entspricht<br />
der Vertex=0/0 mm, ein positiver x-Wert spricht für eine Abwanderung vom Vertex nach rechts, und<br />
die y-Achse weist nach vorne. Der optimale Reizpunkt und die Reizschwelle für den kontralateralen M.<br />
opponens pollicis wurden während Entspannung der Probanden aufgesucht.<br />
Für das Experiment wurde eine Stimulation mit 120% der Schwellenreizstärke verwendet. Bei den<br />
Probanden wurden an der linken und rechten Hand in je zwei aufeinander folgenden Durchgängen<br />
evozierte Potenziale ausgelöst und abgeleitet. Jeder Durchgang beinhaltete eine motorische<br />
Vorstellungsaufgabe, und zwar die konzentrierte Imagination entweder der komplexen<br />
Fingerbewegung (TV) oder des Drückens des Klotzes (KV). Wiederum gab ein Metronom eine<br />
rhythmische Frequenz von zwei Hertz vor. Während der Kontrollphasen (B), in welchen auch MEP<br />
ausgelöst wurden, waren die Versuchspersonen wieder angehalten, an eine sehr ruhige<br />
landschaftliche Szene <strong>zu</strong> denken.<br />
Jeder der vier Durchgänge enthielt eine vierfache Wiederholung der jeweiligen Imaginationsaufgabe<br />
(TV/KV). Zwischen diesen Wiederholungen lagen als „Baseline“ (B) die Kontrollphasen. Für jede<br />
einzelne Aufgabe (KV/TV/B) wurden während jeder Wiederholung fünfmal TMS-Reize mit einem<br />
Interstimulus-Intervall von etwa acht Sekunden ausgelöst. So erhielt jeder Proband je 20 Stimuli<br />
während der beiden Imaginationsaufgaben (TV/KV) und während der <strong>zu</strong>gehörigen Kontrollphase (B).<br />
Die Amplituden der MEP wurden mit einer selbst entwickelten Software ausgewertet. Da<strong>zu</strong> wurden<br />
jeweils fünf nacheinander ausgelöste Potenziale mit dem PC aufgezeichnet, gemittelt, und die Latenz<br />
und Amplitude der Werte wurden ausgemessen und notiert. Die Daten der Imaginationsaufgaben<br />
wurden mit Hilfe des t-Tests für verbundene Stichproben mit den Kontrollwerten verglichen, um einen<br />
Anstieg der kortikospinalen Erregbarkeit (d.h. Amplitudenvergrößerung, Latenzverkür<strong>zu</strong>ng) über das<br />
Ruheniveau <strong>zu</strong> erkennen.
10<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
2.6 Physikalische und physiologische Grundlagen der fMRT<br />
Da <strong>zu</strong>r Erhaltung und Wiederherstellung des Membranpotenzials depolarisierender Neurone Energie<br />
und Sauerstoff benötigt werden, kommt es in aktiven Hirnregionen <strong>zu</strong> einer Steigerung von Blutfluss<br />
und Sauerstoffverbrauch. Die Aktivierung von Neuronenpopulationen führt <strong>zu</strong> einer überproportionalen<br />
Steigerung des regionalen Blutflusses, und damit des Sauerstoffangebotes, im Vergleich <strong>zu</strong>m<br />
Sauerstoffverbrauch, wodurch die Oxygenierung des Hämoglobins im venösen Blut der aktiven<br />
Hirnareale ansteigt. Aufgrund der magnetischen Eigenschaften des Hämoglobins lässt sich diese<br />
lokale Änderung mit Hilfe der fMRT erfassen. Ogawa et al. (1992) und Kwong et al. (1992) haben<br />
gezeigt, dass Änderungen in der Oxygenierung des Blutes <strong>zu</strong> Signaländerungen in MRT-Bildern<br />
führen, die durch die veränderte magnetische Suszeptibilität des Blutes hervorgerufen werden.<br />
Während vollständig oxygeniertes Hämoglobin diamagnetisch ist und eine negative Suszeptibilität<br />
aufweist, ist desoxygeniertes Hämoglobin paramagnetisch. Die Suszeptibilität des Hirngewebes<br />
entspricht eher der des sauerstoffangereicherten Blutes, so dass es <strong>zu</strong> einer Störung der<br />
magnetischen Flussdichte in der Umgebung von Gefäßen mit sauerstoffarmen Blut kommt (Klose et<br />
al. 1999). Diese lokalen Inhomogenitäten des magnetischen Feldes bewirken, dass es im Magnetfeld<br />
des Kernspintomographen nach Abklingen eines hochfrequenten elektromagnetischen<br />
Anregungspulses <strong>zu</strong> einer schnelleren Dephasierung der kreiselnden Spins, also <strong>zu</strong> einer<br />
Verminderung der Signalintensität in T2*-gewichteten Bildern, kommt. Umgekehrt lässt sich bei einer<br />
neuronalen Aktivierung, die mit einem Anstieg des Quotienten von Oxy-Hämoglobin <strong>zu</strong> Desoxy-<br />
Hämoglobin verbunden ist, eine Signalerhöhung des betroffenen regionalen Hirngewebes<br />
nachweisen, wenn T2*- gewichtete Sequenzen eingesetzt werden. Dieser Effekt wird als blood<br />
oxygenation level dependent (BOLD-) Kontrast bezeichnet (Ogawa et al. 1992).<br />
Als T2*-gewichtete Sequenzen können Gradientenecho-Sequenzen (Ogawa et al. 1992, Turner et al.<br />
1993) oder Echo-Planar-Imaging (EPI) Sequenzen eingesetzt werden (Bandettini et al. 1992, Kwong<br />
1995). Die in den Vorversuchen erprobten und im Experiment benutzten EPI-Sequenzen hatten den<br />
Vorteil, dass die Datengewinnung mit weniger als 150 ms pro Schichtaufnahme des Hirns sehr schnell<br />
war. Sie stellten einen guten Kompromiss zwischen räumlicher Auflösung und schneller<br />
Datengewinnung dar. In weniger als fünf Sekunden ließ sich eine Aufnahme des gesamten Gehirns<br />
mit über 30 Schichten herstellen. Durch die schnelle Bildgewinnung wird außerdem die Sensitivität<br />
gegenüber Störungen durch Bewegungen vermindert.<br />
2.7 Bilddatenaufnahme<br />
Die Testpersonen lagen auf dem Rücken, mit dem Kopf voraus in einer Kopfspule, im Tomographen.<br />
Der Kopf wurde mit einer Vakuum-Kapuze stabilisiert und Probanden trugen Ohrstöpsel als Schutz<br />
gegen den Lärm. Während der fMRT Bilddatengewinnung wurden kontinuierlich alle fünf Sekunden<br />
Aufnahmen des ganzen Hirns mit einer schnellen EPI-Sequenz gewonnen (Echozeit 60 ms,<br />
Repetitionszeit 0,6 ms, Bildmatrix 64x64 Pixel, 3,4x3,4 mm Pixelgröße). Jeder Bilddatensatz (kurz<br />
Scan) bestand aus 35 Schichtaufnahmen mit einer Dicke von 3,3 mm pro Schicht. Diese Schichten<br />
wurden parallel <strong>zu</strong> einer gedachten Linie zwischen der Commissura anterior und der Commissura
11<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
posterior ausgerichtet und bildeten das Gehirn vom Vertex bis <strong>zu</strong>m Zerebellum ab. Zwischen den<br />
Scans lagen Pausen von etwa 0,5 Sekunden Dauer, die der Tomograph für die Speicherung der<br />
Daten benötigte.<br />
Wie oben beschrieben (siehe Punkt 2.3), wurden die einfachen (KB, KV) und komplexen (TB, TV)<br />
Bewegungs- bzw. Imaginationsaufgaben jeder Hand in je zwei Durchgängen untersucht (links einfach;<br />
links komplex; rechts einfach; rechts komplex). Während jedes Durchganges (Dauer 390 s) wurden<br />
bei fortlaufender Bildgewinnung nacheinander 78 Scans registriert. Im Anschluss an diese Gewinnung<br />
der EPI-Daten wurde eine hochauflösende T1-gewichtete anatomische Aufnahme des gesamten<br />
Gehirns aufgezeichnet (MPRAGE-Sequenz, Repetitionszeit 11,4 ms, 152 Partitionen, Voxel-Größe<br />
1x1x1mm). Hierbei lagen die Probanden ruhig im Scanner und führten keinerlei Aufgaben durch.<br />
2.8. Datenauswertung<br />
Nach den fMRT-Experimenten wurden die Bilddaten vom Siemens-Datenformat in das benötigte<br />
„Analyze“-Format konvertiert und auf eine SUN-Ultra 10 Workstation übertragen. Um funktionelle<br />
Bilder der Hirnaktivität <strong>zu</strong> erzeugen, ist eine Reihe von Arbeitsschritten nötig, die im Folgenden<br />
dargestellt wird. Für die Auswertung wurden die Software Matlab (Version 5.3) und das Programm<br />
SPM 99 (Wellcome Department of Neurology, London) verwendet. Dieses dient der Darstellung von<br />
„Karten“ signifikanter kortikaler Aktivität; die Abkür<strong>zu</strong>ng SPM steht für „Statistical Parametric Mapping“.<br />
Als Ergebnis eines fMRT-Experimentes erhält man eine Zeitreihe von funktionellen Bilddatensätzen<br />
(kurz Scans) des Gehirns, bestehend aus jeweils einer Anzahl von 2D-Schichtbildern pro Zeitschritt. In<br />
unseren Versuchen waren dies Scans mit 35 Schichtbildern, die während eines Durchgangs 78 Mal<br />
nacheinander im Abstand von 5 Sekunden registriert wurden. Anschließend müssen diese Daten<br />
verarbeitet werden, um Areale auf<strong>zu</strong>decken, deren zeitlicher Signalverlauf aufgrund des BOLD-<br />
Effektes mit den Aktivierungsaufgaben übereinstimmen. Durch den festgelegten Ablauf der Versuche<br />
wurden die Wechsel von Ruhe (B) <strong>zu</strong> Aktivierungsbedingung (TB, TV, KB, KV) und umgekehrt mit der<br />
Aufnahme der Scans synchronisiert. Ein Wechsel zwischen den Bedingungen fand immer genau in<br />
der kurzen Pause zwischen zwei Scans statt.<br />
Die gemessenen Rohsignale entsprechen allerdings nicht direkt dem interessierenden BOLD-Effekt,<br />
sondern sind von einer Reihe von Artefakten überlagert, die während der Präprozessierung der fMRT-<br />
Daten soweit wie möglich reduziert werden müssen. Ursachen solcher Artefakte sind vor allem<br />
Körperbewegungen während der Messung, physiologische Bewegungen (Pulsschlag, Atmung,<br />
Schluckbewegungen usw.), regionale Bildartefakte aufgrund von Suszeptibilitätsunterschieden,<br />
Flussartefakte in der Nähe großer Gefäße und Systemrauschen aufgrund thermischen Rauschens<br />
(Kruggel et al. 1998).<br />
2.8.1 Realignment<br />
Während des Experimentes ist es trotz der Fixierung des Kopfes mit Hilfe einer Vakuum-Kapuze in<br />
der Kopfspule nicht <strong>zu</strong> vermeiden, dass der Proband geringfügige Bewegungen des Kopfes in x-, y-,
12<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
und z-Richtung durchführt. Weiterhin sind Drehungen um die entsprechenden Achsen <strong>zu</strong> beobachten.<br />
Solche Bewegungen können erhebliche Störungen verursachen, da die Signale definierter<br />
Hirnregionen nicht ortskonstant sind. Zur Korrektur wird unter Zugrundelegung des ersten Scans eines<br />
Experiments jeder weitere Scan an dieses erste Bild durch Verschiebungen und Drehungen um die<br />
oben genannten Achsen angepasst, so dass erreicht wird, dass die anatomischen Strukturen des<br />
Gehirns auf allen Scans die gleiche Position einnehmen.<br />
2.8.2 Normierung<br />
Da jeder Mensch einen individuellen Aufbau seines Gehirns aufweist, wie z.B. eine bestimmte<br />
Gesamtform und bestimmte Größen und Krümmungen der Gyri, ist es nötig das Gehirn <strong>zu</strong> normieren,<br />
um verschiedene Individuen miteinander vergleichen <strong>zu</strong> können und Datensätze <strong>zu</strong>r gemeinsamen<br />
statistischen Auswertung <strong>zu</strong> gewinnen. Diese Normierung erfolgt durch Anpassung an eine räumliche<br />
Schablone, das so genannte Standardgehirn. Im Programm SPM 99 verwendeten wir das<br />
Standardgehirn des Montreal Neurological Institute (MNI). Die Bilddaten jedes individuellen Gehirns<br />
wurden durch Rechenoperationen so lange verzerrt, bis eine optimale Übereinstimmung mit diesem<br />
Standardgehirn erreicht war. Die verwendeten stereotaktischen Raumkoordinaten des MNI-<br />
Standardgehirns, welche von der SPM-Software angegeben wurden, sind sehr ähnlich dem von<br />
Talairach und Tournoux (1988) definierten Koordinatensystem.<br />
2.8.3 Glättung<br />
Die einzelnen aufgenommenen Bildpunkte (Voxel) unterliegen einem statistischen Rauschen, welches<br />
die eigentlichen Signale überlagert. Durch Filterung wird versucht, das Signal-Rausch-Verhältnis<br />
(SNR) <strong>zu</strong> heben. Man verwendet Hochpassfilter, um niederfrequente Signale, die <strong>zu</strong>m Beispiel durch<br />
Atmung oder durch langsame Signalverschiebungen aus technischen Gründen („Drift“) entstehen, <strong>zu</strong><br />
entfernen. Tiefpassfilter verwendet man, um Störungen, die <strong>zu</strong>m Beispiel durch das thermische<br />
Rauschen oder durch die 50 Hertz Frequenz des Stromnetzes entstehen, <strong>zu</strong> vermindern. Ich<br />
verwendete die in der SPM-Programmbeschreibung (http://www.fil.ion.ucl.ac.uk/spm) empfohlene<br />
zeitliche Filterung mit einer Gauß-Kurve von 2,8 Sekunden Breite. Abgesehen davon ist auch die<br />
räumliche Abhängigkeit der Signalintensitäten der Voxel untereinander <strong>zu</strong> beachten. Der Signalverlauf<br />
eines Voxels korreliert stark mit dem der benachbarten Bildpunkte. Beim überlagernden statistischen<br />
Rauschen ist nur eine geringe Korrelation <strong>zu</strong> erwarten. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, das SNR<br />
durch räumliche Filterung <strong>zu</strong> heben. Der Signalintensitätswert kann bei der räumlichen Filterung durch<br />
den Mittelwert der umliegenden Voxel <strong>zu</strong>m gleichen Zeitpunkt ersetzt werden. Durch die hohe<br />
Korrelation der gesuchten Signalanteile sollten diese sich bei einer solchen Glättung aufsummieren,<br />
während sich das unkorrelierte Rauschen gegenseitig auslöschen sollte (Klose et al. 1999). In dieser<br />
Studie verwendeten wir eine Faltungsoperation mit einer Gauß-Kurve, deren Breite (8 mm) die<br />
Gewichtung der benachbarten, in die Glättung einbezogenen Voxel bestimmte. Der visuelle Effekt<br />
dieser räumlichen Filterung ist der eines Weichzeichners (Frackowiak et al. 1997).<br />
2.9 Statistik<br />
Nach der beschriebenen Vorverarbeitung werden aus den Daten in einem zweiten Schritt sogenannte<br />
statistische Parameterbilder („statistical parametric maps“, Aktivierungsbilder) berechnet. Diese
13<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
beschreiben das Ausmaß der MRT-Signalunterschiede zwischen Ruhebedingung (B) und<br />
Aktivierungsaufgaben (KB, KV, TB, TV) bzw. der Unterschiede zwischen verschiedenen Aufgaben<br />
(z.B. KB und TB) mit statistischen Größen. Die Berechnungen erfolgen getrennt für jedes Voxel, also<br />
einzeln für jeden Bildpunkt. Die verwendete SPM 99-Software erstellt daraus Karten der t-Werte, und<br />
berechnet nach deren Transformation in eine Normalverteilung z-Werte (Klose et al. 1999).<br />
2.9.1 Bildanalyse einzelner Personen<br />
Das Prinzip, das im Übrigen auch für ähnliche fMRT-Experimente anderer Wissenschaftler gilt (z.B.<br />
Gerardin et al. 2000), sei <strong>zu</strong>nächst für die Daten eines einzelnen Probanden dargestellt. Von jeder<br />
Person lagen aus den vier Durchgängen eines Experiments insgesamt 4x78=312 funktionelle Scans<br />
vor, die während der Kontroll- (B) und der vier Aktivierungsbedingungen (TB, TV, KB, KV) jeweils in<br />
Blöcken à sechs Scans registriert worden waren (siehe Abb. 3). Die Zeitreihe von 312 Daten pro<br />
Bildpunkt wird statistisch als Realisierung einer abhängigen Variablen aufgefasst und mit einer<br />
Autokorrelationsfunktion so vorverarbeitet, dass die resultierenden Werte als untereinander<br />
unabhängig angesehen werden können (Friston et al. 1995). Es ist Aufgabe der Analyse <strong>zu</strong><br />
entscheiden, ob die an einem Ort gemessene Datenfolge mit den erwarteten Ergebnissen<br />
übereinstimmt, die als Hypothese vorher (a-priori) formuliert wurden (Frackowiak et al. 1997). So<br />
beinhaltet die Hypothese einer Aktivierung der SMA bei komplexen durchgeführten<br />
Fingerbewegungen die Erwartung, dass die Signalintensität der betreffenden Bildpunkte während<br />
jeder Ausführung der Aufgabe TB durch den BOLD-Effekt in Folge neuronaler Aktivität steigt. Wegen<br />
einer gewissen Trägheit der, dem BOLD-Effekt <strong>zu</strong> Grunde liegenden, hämodynamischen Antwort<br />
erfolgt dieser Anstieg mit leichter Verzögerung; das Signal erreicht nach kurzem Überschießen ein<br />
Plateau, um nach Beendigung der Aufgabe wieder <strong>zu</strong> fallen (Abb. 4).<br />
1%<br />
Signalintensität<br />
hrf “box-car”<br />
0%<br />
B<br />
TB<br />
B<br />
0 30 Sekunden<br />
Abbildung 4: Signalverlauf eines bei Fingerbewegung aktiven Hirngebietes. Rot dargestellt sind die<br />
tatsächlich gemessenen Werte der lokalen Signalintensität. Die blaue Linie zeigt eine durch Skalierung optimal<br />
an die tatsächlichen Messwerte angepasste "box-car" Kurve (hrf, hemodynamic response function). Man erkennt,<br />
dass eine gewisse Trägheit dieser hämodynamischen Antwortkurve relativ <strong>zu</strong>m Beginn der Fingerbewegungen<br />
(TB, schwarze rechteckige Kurve) vorliegt. Der Anstieg erfolgt mit leichter Verzögerung, das Signal erreicht<br />
nach kurzem Überschießen ein Plateau, um nach Beendigung der Aufgabe ebenfalls mit gewisser<br />
Zeitverzögerung wieder <strong>zu</strong> fallen. Auf der Ordinate werden relative Änderungen der Signalintensität gegenüber<br />
dem Ausgangsniveau von 0% angegeben.
14<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Form und Zeitverzögerung des erwarteten Signalanstiegs, nicht aber dessen Höhe, werden vom<br />
Programm SPM als sogenannte „box-car“-Funktion vorgegeben. Es lässt sich, wie in dieser Arbeit,<br />
auch die Hypothese einer aufgabenkorrelierten Aktivität „irgendwo im Gehirn“, d.h. ohne regionale<br />
Eingren<strong>zu</strong>ng, formulieren, indem alle gemessenen Bildpunkte einbezogen werden.<br />
2.9.2 Allgemeines lineares Modell<br />
Es wird als Hypothese angenommen, dass die Signalintensität jedes Bildpunktes als abhängige<br />
Variable durch einen Satz von unabhängigen Variablen (Einflussgrössen) vorhergesagt werden kann.<br />
Nach dem allgemeinen linearen Modell ergibt sich die abhängige Variable als Serie gewichteter<br />
Additionen der unabhängigen Variablen (Frackowiak et al. 1997). Wenn man etwa in einem Versuch<br />
erwartet, dass bei <strong>zu</strong>nehmender Kraft einer motorischen Aufgabe die Signalintensität eines Voxels<br />
ansteigt, so ergibt sich im einfachsten Fall eine Regressionsgerade mit der Gleichung y = a + bx + e.<br />
Hierbei ist y die Signalintensität, x die Einflussgröße (die Kraft), b die Steigung der<br />
Regressionsgeraden und a deren Schnittpunkt mit der y-Achse, schließlich e die Abweichung der<br />
gemessenen y-Werte von der Regressionsgeraden. Die Werte a und b werden so berechnet, dass die<br />
Summe der quadrierten Abweichungen möglichst gering wird, die Regressionsgerade also so gut wie<br />
möglich an die erhobenen Messwerte angepasst ist.<br />
Für die hier vorgestellten Experimente wurde keine lineare Regressionsgerade angenommen,<br />
sondern es wurden, wie in Abbildung 4 gezeigt, während der Aufgaben verzögerte Signalanstiege<br />
entsprechend der „box-car“-Funktion erwartet. Auch diese Beziehung lässt sich nach dem<br />
allgemeinen linearen Modell formulieren (Friston et al. 1995). Im Programm SPM werden die n<br />
Signalintensitätswerte, die für einen beliebigen Bildpunkt während eines Experiments gemessen<br />
wurden, <strong>zu</strong> einem Vektor s <strong>zu</strong>sammengefasst, für den gilt: s = Gβ + e . Hierbei bezeichnet G die<br />
sogenannte Design-Matrix, d.h. eine Zahlenmatrix mit n Zeilen und k Spalten (Frackowiak et al. 1997).<br />
Diese Matrix ist bereits vor der Durchführung der Experimente durch den Versuchsplan bestimmt.<br />
Jede der k Spalten von G steht für eine Einflussgröße, beispielsweise eine bestimmte Aufgabe (TB,<br />
KB; TV, KV, B); jede der n Zeilen ist einem Wert der Messreihe, also des Vektors s, <strong>zu</strong>geordnet. Der<br />
Mittelwert aller n Signalintensitätswerte wird gleich Null gesetzt. Als β wird ein Parametervektor<br />
benannt (eine Zahlenfolge aus k Werten), dessen k-ter Wert die Stärke des Einflusses der k-ten<br />
Einflussgröße beschreibt. Der Parametervektor wird nach Gewinnung der Bilddaten so berechnet,<br />
dass der Residualfehler, d.h. die Summe der quadrierten Abweichungen e der gemessenen Daten<br />
von der berechneten „box-car“-Funktion, minimal ist. Bezeichnet etwa Spalte 3 der Design-Matrix G<br />
die Aufgabe TB, so bezeichnet der dritte Wert des Vektors β die mittlere Stärke des Effektes von TB<br />
als Skalierungsfaktor der Höhe der „box-car“-Funktion. Mit anderen Worten wird die Höhe der in ihrer<br />
Form vorgegebenen Funktion durch Skalierung so optimal an die tatsächlichen Messwerte angepasst,<br />
dass eine möglichst geringe Abweichung verbleibt (siehe Abb. 4, rote und blaue Kurven).<br />
2.9.3 Kontraste<br />
Das weitere Vorgehen ist analog der Bildung von post-hoc Kontrasten nach einer Varianzanalyse für<br />
verbundene Stichproben (wiederholte Messungen an demselben Probanden während verschiedener
15<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Bedingungen/Aufgaben). Wenn das Ergebnis der Varianzanalyse (F-Wert) auf das Vorhandensein<br />
signifikanter Unterschiede zwischen Bedingungen hinweist, werden diese durch Kontraste näher<br />
untersucht. Das Programm SPM benutzt für solche Kontraste die berechneten Werte des<br />
Parametervektors β, die jeweils den Effekt einer Einflussgröße beschreiben. Beispielsweise untersucht<br />
der Kontrast (TB-B) die Differenz der Höhe zweier angepasster „box-car“-Funktionen, fragt also, ob<br />
die Signalintensität bei der komplexen Aufgabe (TB) größer ist als bei der Kontrollaufgabe B<br />
(„baseline“), deren Messwerte ebenfalls mit einer angepassten Funktion beschrieben werden. Die<br />
statistische Signifikanz solcher Unterschiede wird unter der Annahme einer Normalverteilung mit t-<br />
Werten beurteilt, welche durch Vergleich der Effektgröße mit der Fehlervarianz entstehen (Frackowiak<br />
et al. 1997, Klose et al. 1999). Ein starker Signalanstieg bei geringer Streuung der Messwerte um die<br />
„box-car“-Funktion (wie in Abb. 4 dargestellt) ist eher signifikant als ein kleiner Effekt bei großer<br />
Streuung der Werte um die Funktion. Folgende vier Kontraste wurden jeweils separat für die rechte<br />
und die linke Hand untersucht:<br />
Aktivierungsaufgaben versus Kontrollbedingung: (KB-B), (KV-B), (TB-B), (TV-B).<br />
Die genannten Berechnungen erfolgten, wie oben erwähnt, einzeln für jeden Bildpunkt des Hirns ohne<br />
regionale Eingren<strong>zu</strong>ng. Um daraus eine Karte der während einer Aufgabe (z.B. TB) aktivierten<br />
Hirngebiete <strong>zu</strong> erzeugen, werden von allen Voxeln nur diejenigen dargestellt, deren errechneter t-Wert<br />
des betreffenden Kontrastes (TB-B) einen vorgegebenen Grenzwert überschreitet. Der <strong>zu</strong>gehörige p-<br />
Wert gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Bildpunkt nur <strong>zu</strong>fällig einen über dem Grenzwert<br />
liegenden Wert aufweist. Bei einem Bilddatensatz aus mehreren tausend Voxeln des ganzen Gehirns<br />
ist aber <strong>zu</strong> erwarten, dass eine gewisse Anzahl von Bildpunkten auch ohne Aktivierung rein <strong>zu</strong>fällig<br />
über der gewählten Schwelle liegt; bei einem p-Wert von 0,001 wäre statistisch gesehen jeder 1000.<br />
Bildpunkt „falsch positiv“ überschwellig „aktiv“. Um dies <strong>zu</strong> berichtigen, gibt es verschiedene<br />
Korrekturverfahren (Klose et al. 1999). Anstelle der konservativen Bonferroni-Korrektur nimmt die<br />
verwendete SPM-Software eine Korrektur unter Anwendung der Theorie der Gauß‘schen Felder vor,<br />
die neben der Anzahl der Bildpunkte auch die „Glattheit“ des Datensatzes als Maß der Abhängigkeit<br />
benachbarter Bildpunkte einbezieht (Klose et al. 1999). Die Signale räumlich eng benachbarter Voxel<br />
sind nämlich nicht unabhängig, sondern korrelieren miteinander; Nachbarpunkte „aktivieren“ meistens<br />
gemeinsam. Wir verwendeten <strong>zu</strong>r statistischen Bewertung der Daten einzelner Probanden einen<br />
korrigierten p-Wert von p
16<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
(Kontrast TB-B). Mittels eines Ein-Stichproben t-Tests wird nun für jeden Bildpunkt in der<br />
Gruppenanalyse geprüft, ob diese zwölf Werte der Signaländerungen signifikant von Null verschieden<br />
sind. Als Unterschied <strong>zu</strong>r Einzelanalyse gehen in diesen Test nicht mehr alle 312 Originaldaten aller<br />
Scans jedes Probanden ein, sondern es wird pro Person und Bildpunkt nur ein Wert verwendet. Die<br />
Streubreite der zwölf Werte spiegelt somit die inter-individuelle Variabilität der mittleren<br />
physiologischen Reaktionen bei der Aufgabe TB wider, und nicht etwa die Variabilität der an einer<br />
Person wiederholt erhobenen Messdaten. Analog wurde bei den anderen Aufgaben (TV, KB, KV)<br />
vorgegangen. Differenzen zwischen komplexen und einfachen Bedingungen (TB versus KB, TV<br />
versus KV) sowie zwischen Motorik- und Imaginationsaufgaben (TB versus TV, KB versus KV) wurden<br />
durch Vergleich der Skalierungsfaktoren mit t-Tests für verbundene Stichproben beurteilt. So konnten<br />
Hirngebiete dargestellt werden, die bei komplexen Aufgaben signifikant stärker aktiv waren als bei<br />
einfachen Aufgaben. Durch Bildmaskierung wurde ferner die Schnittmenge der Areale eingegrenzt,<br />
deren Bildpunkte bei verschiedenen Aufgaben stets signifikante Aktivität aufwiesen.<br />
Bei der statistischen Gruppenanalyse verwendeten wir in Anlehnung an frühere, ähnliche Studien<br />
(Gerardin et al. 2000) eine korrigierte Signifikanzschwelle von p
17<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Für die Gruppenauswertung wurden die räumlich normierten T1-Aufnahmen aller Personen gemittelt<br />
und als Hintergrund der Projektion benutzt. Da trotz der Normierung (siehe Punkt 2.8.2) der<br />
individuellen Hirne nicht alle Sulci und Gyri exakt räumlich übereinstimmen, wirkt das Mittelwertsbild<br />
etwas „verwaschen“ (siehe Abb. 19-21). Ferner benutzten wir für die anatomische Lokalisation <strong>zu</strong>vor<br />
publizierte stereotaktische Koordinaten von Hirnarealen (Roland und Zilles 1996, Binkofski et al.<br />
2000). Zur Beschreibung wurden die Hirnareale nach Brodmann sowie die Einteilung motorischer<br />
Hirngebiete nach Roland und Zilles (1996) verwendet. Eine Übersicht der Brodmann-Areale (BA)<br />
einschließlich der verwendeten Abkür<strong>zu</strong>ngen findet sich in Abbildungen 6 und 7.<br />
Gyrus frontalis<br />
medius<br />
PMD<br />
M1<br />
Sulcus<br />
centralis<br />
Sulcus<br />
intraparietalis<br />
PMV<br />
Abbildung 6: Darstellung der Brodmann-Areale von lateral. Im linken Bild sind die Areale mit Nummern<br />
schematisch dargestellt. Dorsaler (PMD) und ventraler (PMV) lateraler prämotorischer Kortex und primär<br />
motorischer Kortex (M1) werden gezeigt. Rechts: Anatomisches Präparat eines menschlichen Gehirns in der<br />
Ansicht von lateral <strong>zu</strong>m Vergleich.<br />
CMA<br />
SMA<br />
Medianansicht<br />
Abbildung 7: Darstellung der Brodmann-Areale von medial. Links: Schematische Darstellung der<br />
Brodmann-Areale mit Nummern. SMA, supplementär-motorisches Areal; CMA, cingulär-motorisches Areal.<br />
Rechts: Menschliches Gehirn in der Ansicht von medial <strong>zu</strong>m Vergleich. Die Farbfotos in Abb. 6 und 7 mit<br />
freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. med. Tillmann, Anatomisches Institut CAU <strong>Kiel</strong>.
18<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Bearbeitung der Fragestellungen<br />
Zusammenfassend wurden die unter 1.1 genannten Fragestellungen (Seite 4) mit folgenden Ansätzen<br />
bearbeitet:<br />
1.) Die während der fMRT bei einfachen und komplexen vorgestellten Fingerbewegungen<br />
gemessenen mittleren Anstiege der Signalintensität über das Kontrollniveau wurden mit t-Tests für<br />
verbundene Stichproben verglichen.<br />
2.) Die bei Vorstellung von Fingerbewegungen der rechten und linken Hand errechneten<br />
Aktivierungsgebiete (Gruppenanalyse aller 12 Probanden) wurden anhand graphischer Darstellungen<br />
(siehe Abb. 18, Seite 25) sowie stereotaktischer Koordinaten verglichen (siehe Anhang, Seite 52-54),<br />
um prämotorische Aktivität <strong>zu</strong> erkennen. Ferner wurde die Schnittmenge der Bildpunkte festgestellt,<br />
die bei Imaginationsaufgaben beider Hände signifikante Aktivität aufwiesen (siehe Abb. 20, Seite 31).<br />
3.) Die während der einzelnen Aufgaben auftretenden Aktivierungsgebiete wurden errechnet und<br />
farblich kodiert übereinander projiziert (siehe Abb. 19, Seite 28), so dass überlappende Aktivierungen<br />
bei Imagination und tatsächlich ausgeführten Bewegungen sichtbar wurden.<br />
4.) Die Ausdehnung der Hirnaktivität bei motorischer Imagination wurde auf anatomische MRT-Bilder<br />
projiziert, um eine Beteiligung des primären motorischen Kortex erkennen <strong>zu</strong> können.<br />
5.) Die in Ruhe und bei motorischer Imagination gemessenen motorisch evozierten Potenziale<br />
wurden mit t-Tests für verbundene Stichproben verglichen, um einen Anstieg der kortikospinalen<br />
Erregbarkeit <strong>zu</strong> erkennen.
19<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3. Ergebnisse<br />
3.1 Vorversuche<br />
Im Vergleich verschiedener bildgebender Sequenzen des Siemens Magnetom Vision Scanners (1,5<br />
Tesla) erwies sich die ausgewählte echoplanare Bildgebung als geeignet, um kortikale Aktivität bei<br />
durchgeführten und imaginierten einfachen Fingerbewegungen (KB, KV) mit befriedigender örtlicher<br />
Auflösung dar<strong>zu</strong>stellen. Während der vorgestellten Bewegungen zeigte sich häufig eine Beteiligung<br />
der SMA und des lateralen prämotorischen Kortex einschließlich ipsilateraler Aktivität bei Verwendung<br />
der nicht-dominanten Hand. In den Vorversuchen waren Signalanstiege in M1/S1 bei motorischer<br />
Imagination auffällig. Diese Beteiligung des primär sensomotorischen Kortex legte die Vermutung<br />
nahe, dass die Probanden bei dieser Aufgabe doch kleine tatsächliche Bewegungen vollführten. In der<br />
im Folgenden beschriebenen, eigentlichen fMRT-Studie wurde daher nach genauen Anweisungen ein<br />
Training vor Beginn der Messungen durchgeführt, bis keine Fingerbewegungen mehr sichtbar waren.<br />
Außerdem wurde die Beleuchtung bei der Videoüberwachung im Scanner verbessert und die<br />
Messung der Fingerdruckkräfte (siehe 3.3) wurde eingeführt.<br />
3.2 Verhalten<br />
Während der Versuchsreihe im MRT wurden die Probanden kontinuierlich über eine Videokamera<br />
beobachtet. Dadurch sollte überwacht werden, ob sie sich tatsächlich an die von uns über<br />
Lautsprecher vorgegebenen Anweisungen hielten. Auch wurde darauf geachtet, dass während der<br />
Kontrollphase (B) und der motorischen Imaginationsaufgaben keine Bewegungen durchgeführt<br />
wurden. Über den Bildschirm der Videoüberwachung waren keine offensichtlichen Bewegungen <strong>zu</strong><br />
erkennen, wobei allerdings keine gezielte Beobachtung der Finger in vergrößerter Darstellung<br />
(„Zoom“) möglich war. Daher wurde außerhalb des Scanners noch ein <strong>zu</strong>sätzlicher Versuch mit dem<br />
Kraftaufnehmer mit der in Abschnitt 2.4 beschriebenen Methode durchgeführt. Nachdem die<br />
Messungen im Kernspintomographen beendet waren, wurden die Probanden befragt, wie sie die<br />
einzelnen Aufgaben und ihre Durchführung empfunden hatten. Hierbei kam es <strong>zu</strong> unterschiedlichen<br />
Aussagen. So empfanden drei der zwölf Probanden die Vorstellung der einfachen Aufgabe (KV) als<br />
leichter durch<strong>zu</strong>führen als die Vorstellung der komplexen Aufgabe (TV). Zwei sagten aus, dass sie in<br />
den Aufgaben keine Unterschiede der Schwierigkeit empfanden, und es gab die Aussage von einem<br />
Probanden, dass die Vorstellung der einfachen Aufgabe schwerer war als die der komplexen<br />
Aufgaben. Andere konnten sich nicht festlegen. Häufig wurde berichtet, dass die motorische<br />
Vorstellung schwerer durch<strong>zu</strong>führen sei als die tatsächliche Bewegung. Einige der Probanden gaben<br />
an, dass es schwierig war, sich während der Kontrollphase („B“) auf eine ruhige Szene <strong>zu</strong><br />
konzentrieren, wobei auch der Lärm des Scanners als lästig empfunden wurde.<br />
3.3 Druckkräfte der Finger<br />
Originalregistrierungen der Druckkräfte einer Versuchsperson während der rhythmischen einfachen<br />
Bewegung (KB), der Imagination (KV) dieser Bewegung, und der Kontrollphase (B) zeigt Abbildung 8.<br />
Die Mittelwerte aller Probanden sind in Abbildung 9 dargestellt.
20<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
20<br />
20<br />
KB KV B<br />
[N]<br />
[N] LH<br />
RH<br />
Griffkraft<br />
10<br />
Griffkraft<br />
10<br />
0<br />
1 s<br />
t<br />
0<br />
KB KV B KB KV B<br />
Abbildung 9: Mittlere Stärke der Griffkräfte.<br />
Gezeigt werden die bei der Durchführung (KB) und der<br />
Imagination (KV) der einfachen Aufgabe in Newton<br />
Kraftanstiege bei der tatsächlichen (N) gemessenen Kräfte. Unter B sind die während der<br />
Ruhebedingung aufgezeichneten Kräfte <strong>zu</strong> sehen. LH,<br />
linke Hand; RH; rechte Hand. Die Balken bezeichnen<br />
die Mittelwerte aller Probanden mit den<br />
Standardabweichungen.<br />
Abbildung 8: Originalkurven der Fingerdruckkraft.<br />
Gezeigt sind die während der verschiedenen Aufgaben<br />
registrierten Kurven der Griffkraft. Unter KB sind die<br />
rhythmischen<br />
Ausführung der einfachen Aufgabe dargestellt. KV<br />
bezeichnet die Kraftmessung während der Imagination<br />
dieser Bewegung, und B die Daten während der<br />
Ruhephase (baseline). Es handelt sich um<br />
Originalwerte eines Probanden.<br />
Aus den Kraftmessungen wird deutlich, dass es zwischen den Griffkräften der rechten, dominanten<br />
und der linken, nicht-dominanten Hand keine Unterschiede gab. Jedoch zeigte sich ein kleiner, jedoch<br />
signifikanter Unterschied (t-Test, p
21<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Abbildung 10: Aufgabe KB. Hirnaktivität bei Durchführung der einfachen Fingerbewegung mit der rechten<br />
Hand. Laterale, frontale, und horizontale Ansichten der beteiligten Areale. Aktive Bezirke sind grau in einem<br />
"gläsernen" Hirn (oben) bzw. rot-gelb in einzelnen Schnittbildern (unten) dargestellt. Daten eines einzelnen,<br />
typischen Probanden.<br />
Während der Imagination der einfachen Aufgabe (KV) fand sich das Aktivitätsmaximum im linken<br />
dorsolateralen prämotorischen Kortex (PMD), welcher wie die SMA <strong>zu</strong>r BA 6 gehört (Abb. 11). Auch<br />
die SMA selbst, das ipsilaterale, rechte, Zerebellum und der kontralaterale PMV wiesen signifikante<br />
BOLD-Signale auf. Zu erwähnen ist noch, dass es auch im Okzipitalpol oberhalb des linken Kleinhirns<br />
<strong>zu</strong> einem signifikanten Anstieg der Aktivität kam.<br />
Abbildung 11: Aufgabe KV. Hirnaktivität bei der Imagination der einfachen Fingerbewegung der rechten<br />
Hand. Die Art der Darstellung entspricht der in Abbildung 10.<br />
Bei Ausführung der komplexen Aufgabe (TB) mit der dominanten Hand zeigte sich das<br />
Aktivitätsmaximum in M1/S1 links. Auch zeigten sich signifikante Aktivierungen der SMA, parietal in<br />
der linken BA 7, im ipsilateralen Zerebellum, im Operkulum rechts und im rechten Sulcus präcentralis<br />
(Abb. 12). Zu erkennen war, dass es sowohl in der linken wie auch in der rechten Hemisphäre <strong>zu</strong>
22<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
einem signifikanten Anstieg der Signalintensität kam, jedoch war dieser in der linken Hirnhälfte<br />
wesentlich deutlicher ausgeprägt.<br />
Abbildung 12: Aufgabe TB. Hirnaktivität bei der Durchführung der komplexen Sequenz von<br />
Fingerbewegungen mit der rechten Hand. Die Art der Darstellung entspricht Abbildung 10.<br />
Wie aus Abbildung 13 ersichtlich ist, zeigte sich bei der motorischen Vorstellung der komplexen<br />
Bewegungen (TV) ein Maximum an Aktivität in der rechten, posterior parietalen BA 7.<br />
Interessanterweise fand sich keine Aktivität längs des Sulcus centralis (M1/S1), jedoch wurde dieses<br />
Gebiet von Herden signifikanter Aktivität umgeben. So fanden sich signifikante Zunahmen des BOLD-<br />
Signals in der SMA, der BA 7 links, im ipsilateralen Zerebellum, in der rechten BA 9, in der ipsi- und<br />
kontralateralen Insula und in der BA 6. Auch das linke Kleinhirn zeigte eine signifikante Aktivität. Auch<br />
kam es beiderseits <strong>zu</strong>r Aktivierung von Kortexgebieten längs des Sulcus intraparietalis. Die bei<br />
Imagination der komplexen Bewegung beteiligten Hirnareale bildeten in der Frontalansicht und<br />
Aufsicht das Bild eines in mehrere Teile zerbrochenen Siegelringes (Abb. 13 oben Mitte und oben<br />
rechts), das ähnlich auch bei den anderen Probanden nachgewiesen werden konnte.<br />
Abbildung 13: Aufgabe TV. Hirnaktivität bei der Imagination der komplexen Aufgabe der rechten Hand.
23<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.4.2 Ergebnisse der linken Hand<br />
Bei Ausführung der einfachen Fingerdruckbewegung (KB) mit der linken Hand zeigte sich die größte<br />
Aktivität im rechten M1/S1. Auch für das linke, also ipsilaterale Kleinhirn und den rechten PMV<br />
konnten signifikante BOLD-Signale nachgewiesen werden (Abb. 14). Die SMA war allerdings nicht<br />
signifikant aktiviert.<br />
Abbildung 14: Aufgabe KB. Hirnaktivität beider Ausführung der einfachen Bewegung mit der linken Hand.<br />
Die Art der Darstellung ist in der Legende von Abb. 10 (Seite 21) erläutert.<br />
Bei der Imagination der einfachen Aufgabe (KV) mit der linken Hand zeigte sich bei diesem<br />
Probanden das Maximum der Aktivität im linken PMV. Auch konnten überschwellige Signalanstiege in<br />
der SMA, im rechten Gyrus präcentralis und in der linken BA 6 nachgewiesen werden (Abb. 15). Bei<br />
der Auswertung der Aktivitätsbilder zeigten sich ferner mehrere kleine Foki in beiden Hemisphären.<br />
Jedoch fand sich in der linken, ipsilateralen Hirnhälfte deutlichere Aktivität als in der rechten.<br />
Abbildung 15: Aufgabe KV. Hirnaktivität bei der Imagination der einfachen Bewegung der linken Hand. Die<br />
Art der Darstellung entspricht Abbildung 10.
24<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Bei der Ausführung der komplexen Oppositionsbewegung der Finger (TB) der linken Hand fand sich<br />
das Maximum der Aktivität in M1/S1 rechts. Weitere aktive Areale waren die SMA, das linke und das<br />
rechte Kleinhirn (Abb. 16).<br />
Abbildung 16: Aufgabe TB. Hirnaktivität bei der Ausführung der komplexen Aufgabe mit der linken Hand.<br />
Ansonsten siehe Abbildung 10.<br />
Wie der Vergleich der Abbildungen 13 und 17 zeigt, ergab sich eine große Ähnlichkeit der aktiven<br />
Hirnareale bei der motorischen Imagination der komplexen Aufgabe (TV) im Vergleich beider Hände.<br />
So konnte hierbei auch für die linke Hand (Abb. 17) wieder keine Aktivität längs der Zentralfurche<br />
festgestellt werden. Im posterior parietalen Kortex waren die linke und die rechte BA 7a/b aktiv, so<br />
dass sich wieder das bereits für die rechte Hand gezeigte Siegelringbild ergab (Abb. 13). Die linke<br />
Hemisphäre war deutlich aktiver als die rechte. Das globale Maximum der Aktivität fand sich in der<br />
linken BA 6. Weitere signifikant beteiligte Gebiete waren die SMA, das rechte Zerebellum, die rechte<br />
BA 6 und der linke PMV.<br />
Abbildung 17: Aufgabe TV. Hirnaktivität bei der Imagination der komplexen Aufgabe der linken Hand. Das<br />
Aktivierungsmuster ist ähnlich wie bei der rechten Hand (siehe Abb. 13). Ansonsten siehe Abb. 10 (Legende).
25<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Sowohl für die rechte (Abb. 10 bis 13) als auch für die linke Hand (Abb. 14 bis17) Hand zeigen sich im<br />
Vergleich der Aktivierungsbilder deutliche Unterschiede zwischen den komplexen und einfachen<br />
Fingerbewegungen. Sowohl bei deren Imagination als auch deren tatsächlicher Ausführung ist die<br />
Aktivität während der komplexen Aufgaben stärker und bezieht mehr Hirnareale ein.<br />
3.5 Gruppenauswertung<br />
Wie in Abschnitt 2.9.4 beschrieben, sind unter Verwendung der anatomisch „normierten“ Datensätze<br />
aller Einzelprobanden Aussagen für die gesamte Gruppe möglich. Auch bei der Darstellung der<br />
Resultate dieser Gruppenauswertung werden <strong>zu</strong>nächst die Ergebnisse der rechten Hand und<br />
anschließend die der linken Hand aufgeführt. Tabellarische Übersichten der Aktivitätsgebiete beider<br />
Hände finden sich im Anhang (siehe Seiten 52-54). Dort sind die stereotaktischen Koordinaten der<br />
Aktivitätsmaxima, die Größen <strong>zu</strong>sammenhängender aktiver Gebiete („Cluster“ von Voxeln) und die<br />
statistischen t-Werte aufgelistet. Übersichtsabbildungen der Gruppenresultate (Abb. 18, 19) befinden<br />
sich auf den Seiten 25 und 28. Abbildung 18 zeigt die aktivierten Areale als graue Bereiche in der<br />
Seitenansicht und in der Ansicht von posterior vor dem Umriss eines „standardisierten“ Gehirns. Die<br />
farbige Abbildung 19 zeigt rot die bei ausgeführten, und grün die bei imaginierten Fingerbewegungen<br />
beteiligten Hirnareale.<br />
Rechte Hand<br />
A)<br />
Einfache Aufgabe<br />
B)<br />
Komplexe Aufgabe<br />
Vorstellung<br />
Bewegung<br />
Vorstellung<br />
Bewegung<br />
Linke Hand<br />
C)<br />
Einfache Aufgabe<br />
D)<br />
Komplexe Aufgabe<br />
Abbildung 18: „Glashirn“. Blick von lateral und frontal auf die während der verschiedenen Aufgaben aktiven<br />
Hirnbezirke, die als Schatten in einem durchsichtigen Hirn erscheinen. Die Pfeile in A und in C deuten auf die<br />
Beteiligung der linken Hemisphäre während der Imagination einfacher Bewegungen sowohl der rechten als auch<br />
der linken Hand. Ergebnisse der statistischen Analyse aller 12 Probanden (Signifikanzniveau p
26<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.5.1 Ergebnisse der rechten Hand<br />
Bei der Ausführung der einfachen motorischen Aufgabe (KB) zeigte sich ein signifikanter Anstieg der<br />
Signalintensität kontralateral in M1/S1 (Abb. 18 A oben). In demselben Cluster gab es weitere lokale<br />
Aktivierungsmaxima, und zwar im linken Gyrus postcentralis und im PMD. Ipsilateral war das rechte<br />
Kleinhirn aktiv. Bei der Vorstellung der einfachen Aufgabe (KV; Abb. 18 A unten) zeigte sich deutliche<br />
Aktivität in der SMA, im linken PMD (Gyrus und Sulcus präcentralis), im linken frontalen Operkulum<br />
(BA 44) und längs des linken Sulcus lateralis. In den Kleinhirnhemisphären konnte kein signifikantes<br />
BOLD-Signal nachgewiesen werden. Der Pfeil in dieser Illustration deutet auf den<br />
linkshemisphärischen dorsalen PMD, welcher auch bei der Vorstellung der einfachen Bewegung (KV)<br />
der linken Hand aktiv war.<br />
Für die Ausführung der komplexen Fingerbewegung (TB) zeigte sich das in Abb. 18 B oben<br />
dargestellte Bild. Es kam <strong>zu</strong> signifikanten Aktivitätsanstiegen in der SMA, in M1/S1, im PMD, in der BA<br />
7 und im rechten intraparietalen Kortex. Auch in beiden Kleinhirnhälften fand sich bei dieser<br />
Ausführung mit der rechten Hand ein Signalintensitätsanstieg. Bei der Vorstellung der komplexen<br />
Fingerbewegung (TV) konnte, ausgedehnte bilaterale Aktivität nachgewiesen werden (Abb. 18 B<br />
unten). Lokale Maxima befanden sich in der SMA, in der CMA, im PMD links, im linken Sulcus<br />
präcentralis, im linken PMV, in der BA 44, im linken Sulcus lateralis im linken und rechten<br />
intraparietalen Kortex, im rechten Präcuneus und in beiden Kleinhirnhemisphären. Die aktivierten<br />
Hirnareale erstreckten sich vom PMD bis <strong>zu</strong>m linken M1, während S1 ausgespart blieb.<br />
Bei der Vorstellung der komplexen Oppositionsbewegung der Finger (TV) der Rechten waren<br />
verschiedene Areale stärker aktiviert (t-Test, p<br />
einfach) in der SMA, BA 7, und im linken Kleinhirn (siehe Anhang, Seite 52).<br />
Eine farbliche Darstellung der Hirnaktivität bei einfachen und komplexen Fingerbewegungen der<br />
Rechten findet sich auf Seite 28 (Abb. 19 A,B). Die rot gefärbten Areale waren bei tatsächlich<br />
durchgeführten Bewegungen aktiv und umfassen Kortexgebiete beiderseits der linken Zentralfurche,<br />
das Kleinhirn; bei komplexen Bewegungen auch die SMA und posterior parietale Areale. Bei<br />
motorischer Imagination waren dagegen weiter frontal und weiter posterior gelegene Gebiete beteiligt,<br />
die in Abbildung 19 grün gefärbt und in der Seitenansicht gut <strong>zu</strong> erkennen sind. Ein Streifen längs des<br />
Gyrus postcentralis blieb hingegen ausgespart (gelber Doppelpfeil in Abb. 19 B). Der primäre<br />
sensorische Kortex war also bei der Imagination von Fingerbewegungen inaktiv. Die Aufsicht auf die<br />
während der Imagination komplexer Fingerbewegungen aktiven Hirngebiete zeigt wieder eine<br />
Anordnung in Form eines unterbrochenen Ringes (Abb. 19 B oben, grüne Areale). Ein ähnliches<br />
Muster wurde bereits für die Einzelauswertung eines typischen Probanden beschrieben und in<br />
Abbildung 13 (Seite 22) dargestellt.
27<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.5.2 Ergebnisse der linken Hand<br />
In Abbildung 18 (Teile C,D) sind die Aktivitätsbilder für die Ausführung und die Imagination von<br />
einfachen und komplexen Bewegungen der linken Hand gezeigt. Es zeigte sich bei der Ausführung<br />
der einfachen Aufgabe (KB) Aktivität in der SMA, in M1/S1 rechts, im rechten PMD, der rechten BA<br />
44, im kontralateralen parietalen Operkulum und im rechten Thalamus (Abb. 18 C oben). Linksseitige<br />
Aktivität war im Gyrus supramarginalis, Sulcus postcentralis, und im ipsilateralen Zerebellum<br />
erkennbar (siehe Anhang, Seiten 53-54). So ergaben sich bilaterale Signalanstiege, die jedoch in der<br />
rechten Hirnhälfte stärker ausgeprägt sind. Bei der Imagination der einfachen Aufgabe (KV) mit der<br />
linken Hand zeigte sich Aktivität in der SMA, im linken PMD und PMV, in der linken BA 44, im<br />
ipsilateralen intraparietalen Kortex und im linken Gyrus supramarginalis (Abb. 18 C unten). Wie in der<br />
Abbildung 18 C (Pfeil) <strong>zu</strong> erkennen, zeigte sich bei dieser Imaginationsaufgabe eine Dominanz der<br />
linken Hemisphäre mit deutlicher Aktivität des linken PMD und PMV, während in der kontralateralen<br />
rechten Hemisphäre keine bedeutsame Aktivität vorkam. Lediglich im kontralateralen, rechten<br />
Zerebellum konnte ein Signalanstieg festgestellt werden.<br />
Für die Ausführung der komplexen Bewegung (TB) mit der linken Hand zeigt sich das in Abbildung 18<br />
D oben dargestellte Bild mit ausgeprägten bilateralen Aktivierungen. Beteiligt waren die SMA, M1/S1<br />
rechts, der rechte PMD und PMV, sowie der rechte intraparietale Kortex. Des Weiteren kam es <strong>zu</strong><br />
Signalanstiegen im linken und rechten Thalamus, im linken PMV, im linken Sulcus präcentralis, im<br />
linken Gyrus supramarginalis und in beiden Kleinhirnhälften. Bei der Vorstellung (TV) der komplexen<br />
Aufgabe kam es <strong>zu</strong> ausgedehnten Aktivierungen beider Hemisphären (Abb. 18 D unten). Darin<br />
einbezogen waren die SMA, rechter und linker PMD und PMV, beidseitige intraparietale Kortexareale,<br />
BA 44, BA 7 und Gyrus supramarginalis links, sowie beide Hälften des Zerebellums. Auffällig war<br />
auch der Signalanstieg im rechten Gyrus frontalis medius (BA 10).<br />
Bei der Imagination der komplexen Bewegung der Finger (TV) der Linken waren folgende Gebiete<br />
signifikant stärker aktiv (t-Test, p
28<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
A<br />
R<br />
Rechte Hand<br />
B<br />
L<br />
Einfach<br />
Komplex<br />
C<br />
Linke Hand<br />
D<br />
Einfach<br />
Komplex<br />
Abbildung 19: Übersicht aktiver Hirngebiete. Bei der Durchführung (rot) und Imagination (grün) von<br />
Handbewegungen aktive Gebiete sind farblich hervorgehoben. Die gelben Pfeile (in B und D) deuten auf den<br />
Gyrus postcentralis. Die blauen Pfeile deuten auf die BA 44 des linken Gyrus frontalis inferior, die bei<br />
motorischer Imagination stets aktiv war. L, linke Hirnhälfte; R, rechte Hirnhälfte. Resultate der Gruppenanalyse<br />
aller 12 Probanden (Signifikanzniveau p
29<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.6 Gemeinsame kortikale Aktivität bei Ausführung und Imagination<br />
Aus Abbildung 19 ist auch die gemeinsame Aktivität einzelner Hirnareale während der wirklichen<br />
Ausführung und der motorischen Imagination ersichtlich, und zwar als Überlappung der roten (echte<br />
Bewegung) und grünen (Imagination) Bereiche. Die gelben Pfeile (in B, D) zeigen die Lokalisation<br />
des Gyrus postcentralis, während die blauen Pfeile auf die BA 44 deuten.<br />
Wie in Abb. 19 A <strong>zu</strong> erkennen, findet sich eine überlappende Aktivität bei der einfachen Aufgabe mit<br />
der rechten Hand nur im Bereich von M1 der kontralateralen Hemisphäre. Man beachte hierbei, dass<br />
das Zentrum des aktiven Bereiches während der Imagination weiter rostral (PMD) <strong>zu</strong> finden ist, dieses<br />
Gebiet „zieht“ allerdings bis in die Bereiche von M1 hinein. Genau dieser Bereich war auch während<br />
der Ausführung der Bewegung (KB) aktiv. Die SMA und die BA 44 waren nur bei der Imagination der<br />
einfachen Aufgabe (KV) beteiligt. Bei der Ausführung und Imagination der komplexen Aufgabe (TB,<br />
TV) mit der rechten Hand zeigten sich mehrere gemeinsame aktivierte Gebiete (Abb. 19 B). Es kam<br />
jeweils <strong>zu</strong> signifikanten Aktivitätsanstiegen in der SMA, allerdings unter Einbeziehung weiter rostral<br />
gelegener Bereiche bei der Imagination. Auch im posterior parietalen Kortex (BA 7) beiderseits und im<br />
Kleinhirn kam es <strong>zu</strong> gemeinsamen Aktivitätsänderungen. Man erkennt, dass auch bei der Imagination<br />
der komplexen Aufgabe (TV) rostrale „Randbereiche“ von M1 im Gyrus präcentralis aktiv waren,<br />
jedoch blieb ein posterior des Sulcus centralis liegender Streifen von der Überlappung ausgespart<br />
(gelber Doppelpfeil). Die BA 44 war hierbei wiederum nur bei der Imagination aktiviert.<br />
In Abb. 19 C wird die gemeinsame Aktivität bei Ausführung und Imagination der einfachen Aufgabe<br />
(KB, KV) mit der linken, nicht-dominanten Hand gezeigt. Man erkennt überlappende<br />
Aktivierungsgebiete im Bereich der SMA und der linken, ipsilateralen BA 7 und BA 40.<br />
Rechtshemisphärische Aktivität war nur während der tatsächlich ausgeführten Bewegung (rot)<br />
erkennbar. Hingegen war die linke BA 44 nur bei der Imagination (grün) aktiv. Ausgedehnte<br />
gemeinsam aktivierte Hirngebiete fanden sich bei der Imagination und Ausführung der komplexen<br />
Fingerbewegungen (TB, TV) der linken Hand. Wie Abb. 19 D zeigt, kam es <strong>zu</strong> weitreichenden<br />
Überlappungen im Bereich der SMA, BA 44 links, BA 7 beiderseits, längs des Sulcus intraparietalis<br />
beiderseits, und im Zerebellum. Die bei der Imagination aktiven Gebiete reichten im Vergleich <strong>zu</strong>r<br />
Bewegungsdurchführung weiter nach posteromedial in Richtung Präcuneus. Interessanterweise<br />
konnte man auch hier wieder die Aussparung längs des Gyrus postcentralis (gelber Pfeil) bei der<br />
Imagination beobachten. Dieser, während der tatsächlichen Bewegung signifikant aktive, Streifen<br />
blieb bei der Imagination ausgespart, war jedoch von anterior und posterior durch aktive Areale<br />
eingefasst.<br />
Die Abbildung 20 zeigt die mittleren prozentualen Änderungen (Gruppenanalyse) des BOLD-Signals<br />
während der einzelnen Aufgaben. Der Skalenwert von 0 % entspricht hierbei dem Signal in der<br />
Kontrollbedingung (B). Areale, die bei allen Imaginationsaufgaben sowohl der linken und der rechten<br />
Hand aktiviert waren (grün), zeigen Abb. 20 A, B und G. Hierbei handelte es sich um die linke BA 44<br />
als rostralen Teil des ventralen prämotorischen Kortex, den linken PMD und die SMA. BA 44 ist zwar<br />
in Abbildung 20 verdeckt, wird dafür aber in den Seitenansichten des Hirns in Abbildung 19 durch
30<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
blaue Pfeile hervorgehoben. Mithin waren prämotorische Gebiete der linken Hirnhälfte bei<br />
vorgestellten Bewegungen beider Hände stets beteiligt. Anhand der Histogramme wird ferner die<br />
größere Signalintensität bei komplexen im Vergleich <strong>zu</strong> einfachen Imaginationsaufgaben deutlich.<br />
Aus Abbildung 20 C ist <strong>zu</strong> entnehmen, dass es im linken Gyrus frontalis medius bei Imagination <strong>zu</strong><br />
einer höheren Aktivität kam als bei der motorischen Ausführung. Eine Besonderheit hierbei ist, dass<br />
es bei der motorischen Ausführung <strong>zu</strong> einer Deaktivierung unter 0%, also unter den Wert des BOLD-<br />
Signals der Kontrollbedingung, kam. Eine gemeinsame signifikante Aktivitätsänderung (rot) bei allen<br />
tatsächlich ausgeführten Bewegungen fand sich im linken anterioren intraparietalen Sulcus (Abb. 20<br />
F). Die Abbildungen 20 D, E zeigen schließlich, dass es bei allen Bewegungsaufgaben (KB, TB)<br />
erwartungsgemäß <strong>zu</strong> einem starken Anstieg des BOLD-Signals um den jeweils kontralateralen Sulcus<br />
centralis (M1/S1) kam. Bei der Imagination dieser Aufgaben (KV, TV) hingegen fiel der Signalanstieg<br />
wesentlich geringer aus. Wie im nächsten Abschnitt erläutert, waren jedoch rostrale Abschnitte von<br />
M1 auch bei der Vorstellung von Bewegungen aktiv.<br />
Insgesamt werden aus den bisher dargestellten Resultaten drei Prinzipien deutlich: Erstens hängt das<br />
Ausmaß der Hirnaktivierung davon ab, ob die dominante oder die non-dominante Hand die Aufgaben<br />
durchführt. Werden Fingerbewegungen mit der non-dominanten Linken durchgeführt oder auch "nur"<br />
imaginiert, so sind mehr Hirnareale aktiv als bei entsprechenden Aufgaben der dominanten Rechten<br />
(vergleiche Abb. 18 A,B mit 18 C,D, Seite 25). Zweitens ist das Ausmaß der kortikalen und<br />
zerebellären Aktivierung bei komplexen Bewegungen höher als bei einfachen Bewegungen<br />
(vergleiche linke und rechte Bildhälfte von Abb. 19, Seite 28). Dies gilt sowohl für wirkliche als auch für<br />
mental vorgestellte Bewegungen. Drittens findet sich bei der motorischen Imagination, unabhängig<br />
von der verwendeten Hand, eine auffällige Aktivität von prämotorischen Kortexarealen der linken<br />
Hemisphäre (siehe Pfeile in Abb. 18 und 19). Teile des linken PMV (BA 44) sind stets beteiligt.
31<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
B)<br />
%<br />
1<br />
A)<br />
%<br />
1<br />
0<br />
L PMD (-48,0,52)<br />
L BA 44 (-60,8,12)<br />
LH RH<br />
C)<br />
einfach<br />
komplex<br />
Beweg.<br />
einfach<br />
komplex<br />
Vorstell.<br />
L Gyrus frontalis medius (-44,12,40)<br />
%<br />
1<br />
0<br />
0<br />
LH RH<br />
LH RH<br />
D) L Sulcus centralis (-36,-24,52) E) R Sulcus centralis (36,-24,56)<br />
%<br />
%<br />
1<br />
1<br />
0<br />
0<br />
LH<br />
RH<br />
LH<br />
RH<br />
F)<br />
%<br />
1<br />
Sulcus intrapar. ant. (-48,-36,52)<br />
G)<br />
IM1<br />
%<br />
1<br />
SMA (-4,4,52)<br />
0<br />
LH<br />
RH<br />
0<br />
LH<br />
RH<br />
Abbildung 20: Änderung des BOLD-Signals bei den verschiedenen Aufgaben in gemeinsam aktivierten<br />
Hirnarealen. Aufsicht auf eine räumliche Darstellung beider Hemisphären. (A,B,G) Diese Regionen waren<br />
signifikant (p
32<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.7 Beteiligung des primär motorischen Kortex<br />
Die Ergebnisse der gemeinsamen Analyse aller Probanden (Abb. 21) zeigen, dass <strong>zu</strong>mindest Anteile<br />
des primär motorischen Kortex (M1) im Gyrus präcentralis bei drei von vier Imaginationsbedingungen<br />
aktiv waren. In der Abbildung, die wegen der Mittelung der Daten von zwölf Personen etwas<br />
„verwaschen“ wirkt, ist die Lage des Sulcus centralis durch eine blaue Linie hervorgehoben. Man<br />
erkennt jedoch deutliche präcentrale Aktivität auf der linken, kontralateralen Seite bei der Imagination<br />
der einfachen Fingerbewegung (KV) der rechten, dominanten Hand. Bei der Vorstellung der<br />
komplexen Aufgabe (TV) kam es sowohl bei der linken, als auch der rechten Hand <strong>zu</strong> einem Anstieg<br />
der Aktivität im Bereich des kontralateralen M1. Der primär sensorische Kortex (Gyrus postcentralis)<br />
blieb jedoch weitgehend ausgespart. Nur bei der Imagination der einfachen Aufgabe (KV) mit der<br />
linken Hand zeigte sich im Bereich des kontralateralen M1 keine signifikante Aktivität. Hingegen kam<br />
es hier <strong>zu</strong> einem Anstieg des BOLD Signals im ipsilateralen rostralen Bereich des Gyrus präcentralis.<br />
Dieser Abschnitt der Gyrus präcentralis ist dem PMD <strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen (Porro et al. 1996). Bemerkenswert<br />
ist ferner die Aktivität in der SMA bei allen Imaginationsaufgaben der rechten und linken Hand.<br />
LINKE HAND<br />
KV<br />
RECHTE HAND<br />
KV<br />
L<br />
R<br />
TV<br />
TV<br />
Abbildung 21: Beteiligung des primär motorischen Kortex bei imaginierten Fingerbewegungen. Die<br />
Zentralfurche ist jeweils durch blaue Linien hervorgehoben. KV, einfache Aufgabe; TV, komplexe Aufgabe.<br />
SMA, supplementär-motorische Area. L, linke; R, rechte Hirnhälfte. Gesamtresultate aller 12 Probanden<br />
(Signifikanzniveau der Aktivierungen p
33<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.8. Transkranielle Magnetstimulation<br />
In Abbildung 22 A wird anhand der Daten eines einzelnen Probanden gezeigt, wie sich Amplituden<br />
(mV) der bei der Ruhebedingung (B) und der Imagination der komplexen Aufgabe (TV) ausgelösten<br />
motorisch evozierten Potenziale (MEP) unterscheiden. Jeweils mehrere MEP des M. opponens pollicis<br />
sind übereinander abgebildet. Die gepunktete Linie zeigt die Amplitudenänderung an. Man erkennt,<br />
dass während der Imagination der komplexen Aufgabe größere MEP gemessen wurden, was auf eine<br />
Steigerung der kortikospinalen Erregbarkeit schließen lässt. Bei der Auswertung der TMS-Versuche<br />
aller zehn Teilnehmer (siehe Abschnitt 2.5) kamen wir <strong>zu</strong> den in Abb. 22 B dargestellten Resultaten.<br />
Genannt werden im Folgenden die Mittelwerte der 10 Probanden mit Standardabweichungen. Bei der<br />
rechten Hand betrug die MEP Amplitude während der Ruhebedingung (B) 0,35±0,29 mV. Bei der<br />
Imagination der einfachen Aufgabe (KV) zeigte sich ein Anstieg der Amplitude auf 0,44±0,45. Die<br />
Latenz hingegen betrug bei der Ruhebedingung (B) 23,5±1,1 ms und fiel bei der Imagination der<br />
einfachen Aufgabe (KV) auf einen Wert von 23,1±1,2 ms ab. Im Vergleich zwischen Ruhebedingung<br />
(B) mit der Imagination der komplexen Aufgabe (TV) mit der rechten Hand zeigte sich bei der<br />
Ruhebedingung eine Amplitudengröße von 0,18±0,11 mV und bei der Vorstellung ein signifikanter<br />
Anstieg auf 0,36±0,29 mV. Die Latenz betrug in Ruhe (B) 23,6±1,3 ms und verringerte sich bei der<br />
Imagination (TV) auf einen Wert von 22,9±1,7 ms. Für die linke Hand zeigten sich im Vergleich<br />
zwischen Ruhebedingung (B) und Imagination der einfachen Aufgabe (KV) folgende Werte: In Ruhe<br />
betrugen die MEP-Amplitude 0,44±0,42 mV und die Latenz 23,9±1,7 ms. Bei der Imagination der<br />
einfachen Aufgabe (KV) stieg die Amplitude auf 0,49±0,40 mV und die Latenz verringerte sich auf<br />
23,6±1,6 ms. Für den Vergleich zwischen Ruhebedingung (B) und Vorstellung der komplexen<br />
Bewegung (TV) zeigte sich in Ruhe eine Amplitudengröße von 0,24±0,29 mV und eine Latenz von<br />
24,4±1,7 ms. Bei Imagination stieg die Amplitude signifikant auf 0,4±0,38 mV an, und die Latenz<br />
verkürzte sich auf 23,5±1,7 ms. Eine tabellarische Zusammenfassung der Werte findet sich im Anhang<br />
(Seite 55). In Abb. 22 B ist <strong>zu</strong> erkennen, dass der Anstieg der kortikospinalen Erregbarkeit nur bei der<br />
komplexen, nicht aber bei der einfachen Imaginationsaufgabe signifikant war (t-Test, p
34<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
3.9 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Zusammenfassend lassen sich folgende Hauptaussagen treffen: Während der komplexen<br />
motorischen Imaginationsaufgabe (TV) kam es <strong>zu</strong> einem höheren Anstieg des BOLD-Signals in<br />
prämotorischen und posterior parietalen Gebieten sowie im Kleinhirn, als dies bei der Vorstellung der<br />
einfachen Aufgaben (KV) der Fall war. Auch die transkranielle Magnetstimulation bestätigte die vom<br />
Typ der Aufgabe abhängige Steigerung der kortikospinalen Erregbarkeit bei motorischer Imagination.<br />
Die Beteiligung linker prämotorischer Areale war besonders bei der einfachen Imaginationsaufgabe<br />
(KV) deutlich, während bei der komplexen Aufgabe (TV) bilaterale Gebiete aktiviert waren. Diese<br />
Aktivierung deutet auf eine linkshemisphärische Dominanz für die Repräsentation der Motorik bei<br />
Rechtshändern hin. Weiterhin fand sich eine deutliche Überlappung von Kortexarealen, die sowohl bei<br />
tatsächlichen als auch bei imaginierten Fingerbewegungen beteiligt waren. Es handelte sich um<br />
prämotorische (PMD, SMA) und posterior parietale Gebiete. Auch kleine Abschnitte des primär<br />
motorischen Kortex waren bei imaginierten Fingerbewegungen mit einbezogen. Ferner waren der<br />
linke PMD, die linke BA 44 als rostraler Teil des PMV, und die SMA bei motorischer Imagination stets<br />
aktiv, und zwar unabhängig von der Komplexität der Aufgaben und der benutzten Hand. Schließlich<br />
beeinflusste die Handdominanz die Ergebnisse, denn bei Fingerbewegungen der non-dominanten<br />
Linken zeigte sich generell stärkere Aktivität als bei solchen der dominanten Rechten.<br />
4. Diskussion<br />
Ziel dieser Arbeit war es, die Hirnaktivität und die kortikospinale Erregbarkeit bei ausgeführten und<br />
imaginierten Handbewegungen dar<strong>zu</strong>stellen, um so neue Erkenntnisse <strong>zu</strong>r Physiologie der<br />
Sensomotorik <strong>zu</strong> gewinnen. Da<strong>zu</strong> wurden zwei verschiedene Verfahren eingesetzt, und zwar die<br />
transkranielle Magnetstimulation (TMS) und die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT).<br />
Bislang sind unseres Wissens noch keine Arbeiten anderer Autoren publiziert worden, welche diese<br />
beiden Methoden kombinierten, um die Gehirnaktivität und die kortikospinale Erregbarkeit bei<br />
Ausführung und Imagination von unterschiedlich komplexen Bewegungen <strong>zu</strong> erforschen. Das<br />
Verfahren der fMRT wurde in Vorversuchen ausgiebig getestet, um geeignete MRT-Pulssequenzen <strong>zu</strong><br />
erproben und den Versuchsablauf <strong>zu</strong> optimieren.<br />
Beim Betrachten der Bilddaten des Ergebnisteils könnte man annehmen, dass die gezeigten<br />
Abbildungen der kortikalen Aktivität unmittelbar im Kernspintomographen entstehen, und dass man in<br />
diesen Bildern eine direkte Darstellung der Aktivität, also der Aktionspotenziale der Nervenzellen<br />
einzelner Hirnareale, <strong>zu</strong> sehen bekommt. Weder das eine noch das andere ist der Fall. Vielmehr<br />
entsteht das Bildmaterial erst durch die Nachverarbeitung und statistische Auswertung der Rohdaten<br />
(Klose et al. 1999), für die das Programmpaket SPM 99 verwendet wurde. Diese Software wurde am<br />
Wellcome Department of Neurology (London) speziell für den Einsatz in der funktionellen Bildgebung<br />
entwickelt und wird für wissenschaftliche Zwecke auch international vielfach eingesetzt (Friston et al.<br />
1995, Frackowiak et al. 1997, Klose et al. 1999). Als Resultat werden solche Gebiete als aktiviert<br />
angezeigt, bei denen die Signaländerung der T2*-gewichteten Bilder auf Grund des BOLD-Effektes<br />
einen bestimmten statistischen Wert überschreitet. Man muss sich also darüber bewusst sein, dass
35<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
die Bilder keine direkten Darstellungen neuronaler Tätigkeit sind, sondern berechnete statistische<br />
Karten. Im Gegensatz <strong>zu</strong> PET-Untersuchungen wird beim fMRT auch nicht die regionale<br />
Hirndurchblutung etwa in Milliliter pro Minute pro 100 Gramm Gewebe gemessen. Vielmehr geht man<br />
davon aus, dass neuronale Aktivität mit dem BOLD-Signal korreliert, das wiederum auf einer<br />
überproportionalen Steigerung des regionalen Blutflusses gegenüber dem Sauerstoffverbrauch beruht<br />
(Ogawa et al. 1992, Turner et al. 1993). Welcher Parameter neuronaler Aktivität (Frequenz der<br />
Aktionspotenziale, Glukoseverbrauch, Häufigkeit postsynaptischer Potenziale) am besten mit dem<br />
BOLD-Signal korreliert, ist noch unklar und Gegenstand intensiver Forschung (Logothetis et al. 2001).<br />
Dass diese Methode dennoch anwendbar ist, zeigt sich <strong>zu</strong>m Beispiel an der Aktivierung des linken<br />
primären Motorkortex (M1) und der rechten Hemisphäre des Kleinhirns bei der Durchführung einer<br />
Bewegung mit der rechten Hand. Die Tatsache, dass diese Gebiete bei einer solchen Bewegung aktiv<br />
sind, ist allgemein bekannt und wird in der Literatur und Lehrbüchern vielfach beschrieben (Trepel<br />
1999). Ebenso zeigt sich in fMRT-Bildern bei visueller Stimulation eine Aktivität der primären<br />
Sehrinde, eine Tatsache, die <strong>zu</strong>r Entdeckung des BOLD-Effektes vor mehr als 10 Jahren beitrug<br />
(Kwong et al. 1992, Turner et al. 1993).<br />
Die Ergebnisse dieser und vorangegangener Arbeiten <strong>zu</strong>m Thema der motorischen Imagination<br />
zeigen übereinstimmend, dass es bei motorischen Vorstellungsaufgaben <strong>zu</strong> einer Aktivierung frontoparietaler<br />
Kortexgebiete und des Kleinhirns kommt (Stephan et al. 1995, Roth et al. 1996, Porro et al.<br />
2000, Gerardin et al. 2000, Hanakawa et al. 2003, Nair et al. 2003). Diese Areale überlappen sich mit<br />
Gebieten, die auch während tatsächlicher Bewegungen aktiviert sind (Decety 1996). Nach der<br />
Auswertung der Experimente dieser Studie können zwei <strong>zu</strong>sätzliche Hauptaussagen getroffen<br />
werden. Einmal wurde deutlich, dass bei der Imagination von komplexen Fingerbewegungen<br />
prämotorische und posterior-parietale Hirnrindenfelder und das Kleinhirn stärker aktiv sind als bei der<br />
Vorstellung von einfachen Fingerbewegungen. Auch wenn man sich also Bewegungen nur vorstellt,<br />
ohne "einen Finger <strong>zu</strong> rühren", zeigt sich eine mit steigender Schwierigkeit der imaginierten Aufgabe<br />
<strong>zu</strong>nehmende Hirnaktivität. Zweitens ergab sich in dieser Arbeit bei der Imagination der Bewegungen<br />
eine Lateralisation der kortikalen Aktivität in die linke Hemisphäre, und zwar mit Beteiligung des linken<br />
lateralen prämotorischen Kortex unabhängig davon, welche Hand "im Geiste" bewegt wurde. Dieses<br />
Muster linksseitig dominierender Hirnaktivität wurde besonders bei der Vorstellung der einfachen<br />
Fingerdruckbewegung deutlich.<br />
Bei den tatsächlich durchgeführten einseitigen Fingerbewegungen kam es erwartungsgemäß <strong>zu</strong> einer<br />
deutlichen Aktivität des kontralateralen primären Motorkortex (M1). Es ist jedoch bekannt, dass unter<br />
bestimmten Bedingungen auch der ipsilaterale M1 aktiv sein kann, und zwar vor allem dann, wenn<br />
Rechtshänder die nicht dominante Linke bewegen (Kim et al. 1993). Auch in dieser Arbeit fand sich<br />
bei durchgeführten Bewegungen der Linken eine entsprechende leichte, wenn auch nicht signifikante,<br />
Signalerhöhung im Bereich der linken Zentralfurche (Abb. 20 D). Die Beteiligung ipsilateraler<br />
motorischer Hirnrindenfelder scheint also auch bei tatsächlichen Bewegungen eher linksseitig <strong>zu</strong> sein.<br />
Für imaginierte Handbewegungen ergab eine frühere fMRT-Studie eine ähnliche Asymmetrie der
36<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Aktivität von M1 und dorsolateraler prämotorischer Areale (Porro et al. 2000). Diese Autoren stellten<br />
ipsilaterale Aktivität vor allem bei imaginierten Bewegungen der nicht dominanten Linken fest, wobei<br />
aus technischen Gründen allerdings nur eine Schichtaufnahme des Gehirns ausgewertet werden<br />
konnte. Meine Ergebnisse stimmen mit den Daten von Porro und Mitarbeitern gut überein und<br />
erfassen <strong>zu</strong>dem das gesamte Hirnvolumen. Linksseitige, d.h. ipsilaterale Aktivität des dorsolateralen<br />
prämotorischen Kortex bei imaginierten Joystick-Bewegungen der linken Hand wurde auch in einer<br />
PET-Studie gefunden (Thobois et al. 2000). Allerdings fanden andere Autoren dieses Muster nicht<br />
(Roth et al. 1996). Es ist <strong>zu</strong> berücksichtigen, dass die Probandenzahlen und methodischen Ansätze<br />
der verschiedenen Studien differieren, und dass die Definition eines statistischen Schwellenwertes<br />
eine willkürliche Vereinfachung bedingt, da nur überschwellige Areale als "aktiv" dargestellt werden.<br />
Diese Gründe erklären die Unterschiede zwischen den Ergebnissen verschiedener bildgebender<br />
Studien.<br />
Prämotorische Areale und präfrontaler Kortex<br />
Wir fanden heraus, dass es bei der Vorstellung von Bewegungen sowohl der rechten als auch der<br />
linken Hand <strong>zu</strong> einem signifikanten Aktivitätsanstieg im linken PMD, im linken frontalen Operkulum<br />
(BA 44) und der SMA kam. Trotz der überlappenden Aktivität gleicher Hirnbezirke berichteten die<br />
Probanden, dass sie keine Schwierigkeiten hatten, bei der Imagination zwischen „virtuellen“<br />
Bewegungen der linken und der rechten Hand <strong>zu</strong> unterscheiden. Während der Imagination von<br />
Bewegungen der rechten und linken Hand könnten daher unterschiedliche neuronale<br />
Subpopulationen in den gleichen Arealen beteiligt sein; auch zeigte sich, dass die Orte der lokalen<br />
Maxima der fMRT-Signale nicht genau übereinstimmten. In einer früheren Arbeit wurde postuliert,<br />
dass bei Rechtshändern der linke PMD eine wichtige Rolle bei der motorischen Steuerung beider<br />
Hände spielt (Hlustik et al. 2002). Diese Autoren berichteten, dass der linke PMD während<br />
tatsächlicher Bewegungen gleich welcher Hand deutlich aktiviert ist. Verlet<strong>zu</strong>ngen des linken PMD<br />
beeinträchtigen die Bewegungen und die Koordination beider Hände (Halsband et al. 1993; Kunesch<br />
et al. 1995). In Übereinstimmung mit den Resultaten von Boecker et al. (2002) konnten wir zeigen,<br />
dass der linke PMD während der Durchführung von komplexen Aufgaben stärker aktiviert war als dies<br />
der Fall bei der Durchführung von einfachen Aufgaben war. Während vorgestellter Fingerbewegungen<br />
waren im Vergleich <strong>zu</strong> durchgeführten Bewegungen weiter anterior gelegene Anteile des PMD<br />
aktiviert. Eine ähnliche Beobachtung wurde von Gerardin et al. (2000) beschrieben. Der anteriore Teil<br />
der PMD entspricht wahrscheinlich dem Areal F7 bei Affen. Dieses Gebiet erhält afferente<br />
Informationen aus präfrontalen, cingulären und posterior parietalen Arealen (Rizzolatti und Luppino<br />
2001). Die efferenten Neurone von F7 bei den Affen projizieren nicht direkt in das Rückenmark,<br />
sondern erreichen mit ihren Axonen die SMA und andere prämotorische Gebiete (Areale F2-5 bei den<br />
Affen). Diese Areale sind wiederum in Vorbereitung und Auswahl von Bewegungen eingebunden, und<br />
projizieren ihrerseits <strong>zu</strong>m primär motorischen Kortex (Halsband und Freund 1990).<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> immer wiederkehrenden stereotypen tatsächlichen Bewegungen bedarf es bei deren<br />
Imagination einer gewissen Konzentration, um nicht von der Aufgabe abgelenkt <strong>zu</strong> werden, und um
37<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
tatsächliche Bewegungen <strong>zu</strong> vermeiden. Man kann durchaus ein Gespräch führen und dabei<br />
wiederholte Fingerbewegungen ausführen, während die motorische Imagination solcher Bewegungen<br />
in einer derartigen Situation schwer fällt. Diese Imagination ist ein mentaler Prozess, bei dem<br />
Personen sich ihrer eigenen motorischen Repräsentationen deutlich bewusst werden (Jeannerod<br />
1995). Entsprechend waren einige Hirnareale bei der Vorstellung von Bewegungen stärker aktiv als<br />
bei deren Durchführung. Dies war <strong>zu</strong>m einen ein Abschnitt des linken Gyrus frontalis medius, der<br />
rostral an den PMD angrenzte. Damit übereinstimmend berichteten auch Hanakawa et al. (2003) von<br />
einer prädominanten Aktivierung des linken Gyrus frontalis medius bei motorischer Imagination. Die<br />
betreffenden Neurone könnten an der Unterdrückung tatsächlicher Bewegungen mitwirken. Eine<br />
weitere starke Aktivierung bei motorischer Imagination komplexer Bewegungen der Linken fand sich<br />
im rechten frontalen Kortex. Dieser Befund kann durch die erhöhte Aufmerksamkeit und<br />
Beanspruchung des Arbeitsgedächtnisses (D’Esposito et al. 2000) beim mentalen Üben von<br />
Bewegungsfolgen erklärt werden.<br />
Auffällig war ferner die Beteiligung des linken ventralen prämotorischen Kortex (PMV). Entsprechend<br />
einer Studie (Binkofski et al. 2000), bei welcher die Techniken der fMRT und des<br />
zytoarchitektonischen Mapping genutzt wurden, gehört der operkuläre Anteil des linken Gyrus frontalis<br />
inferior <strong>zu</strong>r BA 44, und bildet <strong>zu</strong>sammen mit dem inferioren Anteil der BA 6 den PMV (Tomaiuolo et al.<br />
1999). Es ist bekannt, dass der linke PMV Schemata von trainierten Bewegungen (z.B. der<br />
Unterschrift) speichert, und zwar unabhängig vom benutzten Effektororgan (Rijntjes et al. 1999).<br />
Folgerichtig fanden wir bei der Vorstellung von Bewegungen der linken und rechten Hand eine<br />
verstärkte Aktivität des linken PMV im Bereich des frontalen Operkulums. Anatomische und<br />
elektrophysiologische Studien zeigen multiple Repräsentationen der Arme und Hände in den ventralen<br />
prämotorischen Arealen F4 und F5 von Affen (Hepp-Reymond et al. 1994; Rizzolatti und Luppino<br />
2001). Inaktivierung der linken Area F5 bei Makaken, welche wahrscheinlich der menschlichen BA 44<br />
entspricht, führt <strong>zu</strong> einem bilateralen Defizit beim Greifen (Fogassi et al. 2001). Das zeigt, dass diese<br />
Region die Motorik beider Hände beeinflusst. Stephan et al. (1995) berichteten von einer starken<br />
Aktivität der linken BA 44 und BA 45 bei der imaginierten Bewegung eines Joysticks mit der rechten<br />
Hand. Die nicht-dominante Hand wurde allerdings nicht untersucht. Bilaterale ventral prämotorische<br />
Aktivität wurde auch bei präzisen Greifaufgaben und beim taktilen Erkennen von komplexen<br />
Gegenständen mit der dominanten Hand gefunden (Binkofski et al. 1999, Ehrsson et al. 2001). Zwei<br />
neuere fMRT Studien (Binkofski et al. 2000, Buccino et al. 2001) zeigen ferner, dass die BA 44 in das<br />
Erkennen und Verstehen von motorischen Handlungen eingebunden ist. Dieses Areal enthält so<br />
genannte Spiegel-Neurone, die sowohl bei der Ausführung eigener Handbewegungen als auch bei<br />
Beobachtung von Fremdbewegungen entladen (Rizzolatti und Luppino 2001). Denkbar ist, dass diese<br />
Neurone auch bei der motorischen Imagination eigener Bewegungen aktiv sind.<br />
SMA<br />
Eine Beteiligung der SMA bei der Imagination von Bewegungen wurde in vielen früheren Arbeiten<br />
erwähnt (Roland et al. 1980, Tyszka et al. 1994, Roth et al. 1996, Gerardin et al. 2000, Nair et al.
38<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
2003, Hanakawa et al. 2003). Picard und Strick (1996) beschrieben eine funktional-topographische<br />
Aufteilung der SMA entlang einer rostro-kaudalen Achse. Dabei wird angenommen, dass die anteriore<br />
prä-SMA, welche rostral <strong>zu</strong> einer Linie durch die Commissura anterior (AC-Linie) gelegen ist, an<br />
höheren Funktionen beteiligt ist. Als höhere Funktionen seien hier die Selektion, die Vorbereitung und<br />
die Vorstellung von Bewegungen genannt. Die Funktionen der kaudalen SMA hingegen beschränken<br />
sich eher auf die Durchführung von Bewegungen. Übereinstimmend mit dieser Annahme fanden wir<br />
die meiste Aktivität während der Vorstellung der komplexen Aufgabe in der prä-SMA, während es bei<br />
der wirklichen Bewegung eher <strong>zu</strong> Aktivität der kaudalen SMA kam. Die SMA zeigte eine stärkere<br />
Aktivität bei komplexen Aufgaben als bei einfachen Fingerbewegungen. Übereinstimmend mit meinen<br />
Ergebnissen berichteten auch Gerloff et al. (1997), dass die SMA an der Planung und Steuerung von<br />
Bewegungssequenzen der Finger mitwirkt. Unterschiede der SMA-Aktivität während der Ausführung<br />
von Bewegungen einerseits und deren Imagination andererseits waren als Tendenz erkennbar,<br />
erreichten aber im Gegensatz <strong>zu</strong> anderen Studien (Stephan et al. 1995; Gerardin et al. 2000) keine<br />
statistische Signifikanz. Dies liegt wahrscheinlich an den unterschiedlichen methodischen Ansätzen<br />
und Techniken (PET; 3T und 1.5 T fMRT) der Studien.<br />
Posterior parietaler Kortex<br />
Die auffallende bilaterale Aktivität der Brodmann Areale BA 7 und BA 40 entlang der Sulci<br />
intraparietales während der Vorstellung der komplexen Aufgabe spiegelt am ehesten den Abruf einer<br />
gespeicherten Bewegungsfolge und deren Überführung in eine geplante Bewegung wider (Sakai et al.<br />
1998). Besonders in den anterioren parietalen Bereichen zeigte sich eine erhebliche Überlappung mit<br />
Bezirken, die auch während der tatsächlichen Ausführung der komplexen Bewegung aktiv waren.<br />
Dieses Resultat passt <strong>zu</strong> den Ergebnissen einer früheren PET Studie (Seitz et al. 1997). In dieser<br />
Studie führte die mentale Vorstellung von Schreibbewegungen der rechten Hand <strong>zu</strong> einer bilateralen<br />
Zunahme der kortikalen Durchblutung längs der Sulci intraparietales. Diese Zunahme war auch beim<br />
wirklichen Schreiben und beim Erlernen neuer grapho-motorischer Aufgaben vorhanden. Kortikale<br />
Areale, die den Sulcus intraparietalis anterior säumen, scheinen daher an der Kontrolle differenzierter<br />
Fingerbewegungen beteiligt <strong>zu</strong> sein, und zwar unabhängig davon, ob diese ausgeführt oder imaginiert<br />
werden. Neuroanatomische Untersuchungen an Affen ergaben Hinweise auf enge Verbindungen<br />
zwischen diesen Arealen und dem PMV (Rizzolatti und Luppino 2001). Intrazelluläre Aufzeichnungen<br />
bei Affen deuten darauf hin, dass Neurone des posterior parietalen Kortex (BA 5) ein Muster von<br />
beabsichtigten Bewegungen herstellen, auch wenn diese nicht ausgeführt werden (Crammond 1997).<br />
Läsionen des linken posterior parietalen Kortex führen oft <strong>zu</strong> einer ideomotorischen Apraxie (Heilman<br />
et al. 1982). Diese Patienten haben Schwierigkeiten, Einzelbewegungen sequentiell richtig <strong>zu</strong><br />
zweckmäßigen Bewegungs- und Handlungsfolgen an<strong>zu</strong>ordnen. Beide Hände sind betroffen.<br />
Bezüglich der mentalen Vorstellung von Bewegungsfolgen führen solche Läsionen <strong>zu</strong> einer<br />
erheblichen Fehleinschät<strong>zu</strong>ng der Zeit, die für die tatsächliche Durchführung nötig wäre (Sirigu et al.<br />
1996). Insgesamt spielt der posterior parietale Kortex bei der Speicherung und der Planung von<br />
Bewegungssequenzen sowie bei der motorischen Vorstellung eine wichtige Rolle.
39<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
In unserer Studie erstreckte sich die posterior parietale Aktivität bei Vorstellung der komplexen<br />
Bewegung weiter nach postero-medial, also in Richtung des Präcuneus, als bei der durchgeführten<br />
Bewegung. Bei imaginierten Fingerbewegungen der rechten Hand war die kontralaterale posteriorparietale<br />
Aktivität außerdem signifikant stärker als bei deren Durchführung. Der Präcuneus scheint an<br />
der Speicherung von motorischen Sequenzen im räumlichen Arbeitsgedächtnis beteiligt <strong>zu</strong> sein, und<br />
es wird vermutet, dass von dieser Region aus Informationen an die SMA gesendet werden (Ogiso et<br />
al. 2000). Aktivität des Präcuneus wurde bereits mehrfach beschrieben, und zwar während<br />
Gedächtnisübungen (Krause et al. 1999), bei motorischen Vorstellungsaufgaben (Stephan et al. 1995)<br />
und bei ausgeführten komplexen Fingerbewegungen (Sadato et al. 1996). Boecker et al. (2002)<br />
fanden heraus, dass mit <strong>zu</strong>nehmendem Schwierigkeitsgrad einer imaginierten Fingerbewegung der<br />
rechten, dominanten Hand die Aktivität des rechten (ipsilateralen) Präcuneus ansteigt. Der<br />
Schwierigkeitsgrad war hierbei durch die Länge der Sequenz, als auch durch die Reihenfolge der<br />
Fingerbewegungen gegeben. In unserer Studie fanden wir besonders deutliche bilaterale Aktivität des<br />
Präcuneus bei Vorstellung anspruchsvoller Bewegungen der linken non-dominanten Hand. Dies passt<br />
<strong>zu</strong>m generellen Phänomen stärkerer Hirnaktivität bei Benut<strong>zu</strong>ng der linken im Vergleich <strong>zu</strong>r rechten<br />
Hand. Ein solcher Effekt der Handdominanz zeigte sich nicht nur im Bereich des posterior parietalen<br />
Kortex, sondern betraf auch andere Hirnareale, wie die Übersichtsabbildung zeigt (siehe Abb. 18,<br />
Seite 25).<br />
Zerebellum<br />
Das Kleinhirn erhält von primären und sekundären motorischen Kortexgebieten einen Entwurf der<br />
angestrebten Bewegung. Die afferente Rückmeldung während der tatsächlichen Bewegung wird mit<br />
diesem Entwurf verglichen, und aus der Differenz werden Korrektursignale erarbeitet, die über den<br />
Thalamus den Kortex erreichen. Damit ist das Kleinhirn für die Feinabstimmung und Koordination<br />
gezielter Bewegungen <strong>zu</strong>ständig (Thach et al. 1992, Grill et al. 1994). Bei der motorischen Imagination<br />
fehlt allerdings die afferente Rückmeldung z.B. der Muskelspindeln und Sehnenorgane während des<br />
„virtuellen“ Bewegungsablaufes. Da wir trotzdem signifikante zerebelläre Aktivität fanden, scheint das<br />
Kleinhirn auch an der Ausarbeitung des Entwurfs „rein mentaler“ Bewegungen beteiligt <strong>zu</strong> sein.<br />
Besonders bei Imagination komplexer Fingerbewegungen jedweder Hand kam es stets <strong>zu</strong> bilateraler<br />
Kleinhirnaktivität.<br />
Frühere Studien berichteten von einer postero-lateralen Aktivität in den Kleinhirnhemisphären bei der<br />
Vorstellung von Handbewegungen, während die Aktivierungsmaxima bei wirklichen Bewegungen<br />
mehr anterior und medial in der paravermalen Zone lagen (Luft et al. 1998; Lotze et al. 1999). Diese<br />
paravermale Zone erhält durch spinozerebelläre Afferenzen Information über den tatsächlichen<br />
Bewegungsablauf. Die räumlichen Unterschiede der zerebellären Aktivierung bei Imagination<br />
einerseits und Bewegungsdurchführung andererseits führten <strong>zu</strong> der Annahme, dass das posterolaterale<br />
Zerebellum (Larsell Lobulus H VII) Muskelkontraktionen während der motorischen Imagination<br />
unterdrückt (Lotze et al. 1999). Dieser Teil des Kleinhirns ist über die Kleinhirnkerne und den<br />
Thalamus mit M1 und prämotorischen Arealen verbunden. Obgleich wir tendenziell eine ähnliche
40<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
laterale Verschiebung der Kleinhirnaktivität fanden, ergab die Auswertung keine statistisch<br />
signifikanten Unterschiede zwischen Imagination und Ausführung von Bewegungen. Wahrscheinlich<br />
sind postero-laterale Kleinhirnanteile in die motorische Planung sowohl bei der Durchführung als auch<br />
bei der Imagination von Bewegungen eingebunden, und haben nicht nur die Funktion, tatsächliche<br />
Bewegung während der motorischen Vorstellung <strong>zu</strong> verhindern.<br />
Primär sensomotorischer Kortex<br />
Während der Durchgänge mit den einfachen Aufgaben (KB, KV) hielten die Probanden den in<br />
Abbildung 1 gezeigten Schaumstoffquader die ganze Zeit über in der Hand, um ihn während der<br />
tatsächlichen Bewegungsaufgabe (KB) rhythmisch <strong>zu</strong> drücken. Durch das Fassen der rauen<br />
Griffflächen waren taktile Informationen von Hautrezeptoren der Fingerspitzen die ganze Zeit über,<br />
d.h. auch während der Kontrollphase (B) und der motorischen Vorstellung (KV), vorhanden. Mögliche<br />
störende Auswirkungen dieses afferenten Zustroms auf die kortikale Aktivität sollten durch die<br />
Subtraktion der Signale beider Bedingungen (Kontrast KV-B) bei der Auswertung der Daten reduziert<br />
werden, da ja die Störgröße, nämlich der taktile Input, in beiden Zuständen vorhanden war. Im<br />
Gegensatz <strong>zu</strong> tatsächlichen Bewegungen war der primäre sensorische Kortex (S1) bei der<br />
motorischen Imagination in der Regel nicht überschwellig aktiviert, wahrscheinlich weil auf Grund der<br />
fehlenden Fingerbewegungen weniger afferente Signale von Gelenkrezeptoren und Muskelspindeln<br />
vorlagen.<br />
In der wissenschaftlichen Literatur sind die Meinungen über eine Aktivierung von S1 während der<br />
motorischen Imagination geteilt. Yoo und Mitarbeiter (2003) berichten nämlich, dass es auch bei der<br />
Vorstellung von Berührungsreizen <strong>zu</strong> signifikanter Aktivität des primären und sekundären<br />
somatosensorischen Kortex kommt. Andere Autoren (Naito et al. 2002) postulieren wiederum, dass<br />
die Empfindung vorgestellter Gelenkbewegungen, die vom zeitlichen Ablauf her recht gut mit<br />
tatsächlichen Bewegungen übereinstimmt, nur durch die Aktivität von Neuronen des prämotorischen<br />
Kortex <strong>zu</strong>stande kommt, während S1 nicht beteiligt ist. Letzteres stimmt mit meinen Daten gut überein.<br />
Nach den Experimenten im MRT wurde bei den Probanden versucht, kleinste Fingerbewegungen<br />
während der Imagination und der Ruhephase mit Hilfe eines sehr empfindlichen Kraftaufnehmers<br />
nach<strong>zu</strong>weisen. Wie andere Wissenschaftler (Stephan et al. 1995, Porro et al. 1996, Gandevia et al.<br />
1997) konnten wir leichte Muskelkontraktionen während der Imagination nachweisen. Dieses könnte<br />
wiederum die geringe Aktivität von M1 während der Imaginationsaufgaben erklären. Eine intensive<br />
Bewegungsvorstellung ohne jegliche Muskelanspannung scheint daher kaum möglich <strong>zu</strong> sein.<br />
Lediglich Lotze und Mitarbeiter (1999) führten ein so ausgiebiges Training der Probanden mit<br />
elektromyographischem Feedback durch, dass während der Imagination keine Muskelkontraktionen<br />
im Oberflächen-EMG mehr nachweisbar waren. Trotzdem fanden auch diese Autoren immer noch<br />
eine signifikante Aktivierung von M1, möglicherweise hervorgerufen durch Aktionspotenziale<br />
intrakortikaler Interneurone.
41<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Allerdings dürfte die hier verwendete empfindliche Registrierung der Fingerdruckkräfte noch besser<br />
<strong>zu</strong>r Überprüfung und Erfassung unwillkürlicher Muskelkontraktionen geeignet sein, als die von Lotze<br />
und Kollegen (1999) verwendete Elektromyographie, die in der Regel nur die elektrische Aktivität<br />
einzelner oberflächlicher Muskeln registriert. Die gemessene Griffkraft hingegen resultiert aus den<br />
Kontraktionen von mindestens zwölf verschiedenen oberflächlichen und tiefen Muskeln (Hepp-<br />
Reymond et al. 1996), so dass z.B. auch tiefe Fingerbeuger mit erfasst werden. Ein längeres Training<br />
<strong>zu</strong>r Vermeidung unwillkürlicher Kontraktionen während der Imagination könnte in <strong>zu</strong>künftigen<br />
Untersuchungen mit der Kraftmessung als Feedback-Signal durchgeführt werden. Vergleiche<br />
verschiedener Studien weisen ferner darauf hin, dass es bei der Imagination von diskreten repetitiven<br />
Bewegungen (Porro et al. 1996) eher <strong>zu</strong> einer Aktivierung von M1 kommt, als bei der Vorstellung von<br />
kontinuierlich-fließenden Bewegungen (Binkofski et al. 2000), wie <strong>zu</strong>m Beispiel der Kreiselbewegung<br />
eines Fingers.<br />
Transkranielle Magnetstimulation<br />
Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) beruht auf dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion.<br />
Die technische Ausstattung besteht aus einem Kondensator und einer Drahtspule, welche <strong>zu</strong>sammen<br />
einen elektromagnetischen Schwingkreis bilden. Eine rasche Entladung des <strong>zu</strong>vor aufgeladenen<br />
Kondensators führt <strong>zu</strong> einem kurzen (etwa 0,5 Millisekunden) Stromfluss durch die Spule, wodurch<br />
ein Magnetfeld aufgebaut wird, welches rasch wieder abklingt. Dieses Magnetfeld, das sich zeitlich<br />
ändert, induziert ein elektrisches Feld und führt somit <strong>zu</strong> einer elektrischen Spannung. Befindet sich<br />
die <strong>zu</strong>r Induktion verwendete Spule in der Nähe des Gehirns, wird bei der Auslösung eines kurzen<br />
magnetischen Reizes elektrische Spannung vor allem in der Großhirnrinde erzeugt. Dadurch werden<br />
Pyramidenbahnfasern erregt, und der Reiz wird über die Motoneurone des Rückenmarks <strong>zu</strong>r<br />
Muskulatur weitergeleitet, welche kontrahiert. Die so ausgelöste unwillkürliche kurze<br />
Muskelanspannung wird elektromyographisch mit Oberflächenelektroden als motorisch evoziertes<br />
Potenzial (MEP) abgeleitet.<br />
In dieser Arbeit wurde <strong>zu</strong>r Magnetstimulation eine Doppelspule (Schmetterlingsspule) verwendet, die<br />
den Reiz stärker fokussiert als einfache Ringspulen. Besondere Beachtung verdiente die genaue<br />
Positionierung der Spule. Durch Verschiebung versuchten wir den optimalen Reizort mit der<br />
geringsten Reizschwelle auf<strong>zu</strong>finden, und markierten diesen auf der Kopfhaut mit Filzstift. Es war<br />
danach wichtig, diesen Reizort möglichst genau bei<strong>zu</strong>behalten, was nicht immer perfekt gelang.<br />
Kleine Verschiebungen und Verkippungen der Spule verändern die Wirkung des Magnetreizes und<br />
erhöhen so die intra- und interindividuelle Variabilität. Trotz dieser Schwierigkeiten wird die TMS in der<br />
neurologischen Diagnostik und für wissenschaftliche Studien häufig eingesetzt (Mills und Nithi 1997),<br />
und erbrachte auch in dieser Studie sinnvolle Resultate.<br />
Wie andere Autoren vor uns (Kasai et al. 1997, Hashimoto und Rothwell 1999) konnten wir feststellen,<br />
dass die Anwendung der TMS im Bereich des primären Motorkortex da<strong>zu</strong> geeignet ist, um<br />
Änderungen der kortikospinalen Erregbarkeit während der Imagination von Bewegungen fest<strong>zu</strong>stellen.
42<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
Bei den Untersuchungen zeigte sich ein signifikanter Anstieg der Erregbarkeit (d.h. Zunahme der<br />
MEP-Amplitude) nur während der Imagination der komplexen Aufgabe. Bei der Vorstellung der<br />
einfachen Aufgabe stieg die Amplitude der MEP zwar auch über das Kontrollniveau an, jedoch war<br />
dieser Anstieg geringer ausgeprägt und statistisch nicht signifikant. Die Daten der fMRT lassen<br />
vermuten, dass aktive prämotorische Areale einschließlich der SMA während der Imagination einen<br />
fördernden Einfluss auf den primären Motorkortex haben könnten, und so dessen Erregbarkeit<br />
erhöhen. Eine weitere TMS-Studie, in der Doppelreize verwendet wurden, legt nahe, dass während<br />
der motorischen Imagination hemmende intrakortikale Verschaltungen weniger wirksam sind<br />
(Abbruzzese et al. 1999). Offen bleibt allerdings die Frage, an welcher Stelle verhindert wird, dass<br />
eine lebhaft vorgestellte Bewegung tatsächlich ausgeführt wird.<br />
Die TMS-Daten sind mit den Resultaten der Bildgebung vereinbar. Diese zeigten bei Imagination der<br />
komplexen Bewegungssequenz eine höhere Aktivität des dorsolateralen prämotorischen und<br />
posterior-parietalen Kortex als bei der Imagination der einfachen Aufgabe. Für tatsächlich vollführte<br />
Bewegungssequenzen haben Gerloff et al. (1998) ähnliche Resultate beschrieben. Mittels TMS<br />
konnten sie zeigen, dass der primäre Motorkortex bei der Steuerung von komplexen<br />
Fingerbewegungen stärker aktiviert ist als bei einfachen Bewegungen. Mithin scheint die<br />
kortikospinale Erregbarkeit vom Schwierigkeitsgrad einer Bewegung ab<strong>zu</strong>hängen, unabhängig davon<br />
ob diese wirklich vollführt oder "nur" imaginiert wird. Es sei darauf hingewiesen, dass die Kraft der<br />
Fingerbewegungen bei der einfachen Aufgabe, d.h. der Kompression des Klotzes, mindestens<br />
genauso groß war wie bei der komplexen Tapping-Sequenz. Die Art der Bewegung hatte also<br />
größeren Einfluss als mögliche Unterschiede der Kraft.<br />
Als methodische Einschränkung ist <strong>zu</strong> erwähnen, dass TMS und fMRT in verschiedenen Labors und<br />
an verschiedenen Tagen stattfanden. Ein herkömmliches TMS-Gerät lässt sich nicht gefahrlos im<br />
starken Magnetfeld des Kernspintomographen verwenden. Allerdings könnten <strong>zu</strong>künftig, bei<br />
entsprechenden technischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen, beide Verfahren gleichzeitig eingesetzt werden<br />
(Siebner et al. 2001), um die Beziehung zwischen der im fMRT darstellbaren Hirnaktivität und der<br />
kortikospinalen Erregbarkeit bei motorischen und anderen Aufgaben noch genauer <strong>zu</strong> klären.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die kortikospinale Erregbarkeit als auch die<br />
Aktivierung des prämotorischen und posterior-parietalen Kortex und des Kleinhirns bei motorischer<br />
Imagination aufgabenabhängig sind, und zwar sind sie bei Vorstellung komplexer Fingerbewegungen<br />
stärker ausgeprägt als bei Imagination einfacher Bewegungen. Weiterhin zeigte sich eine<br />
überwiegende links-hemisphärische Dominanz besonders bei der Imagination der einfachen Aufgabe.<br />
Bei der mentalen Vorstellung der komplexen Fingerbewegung hingegen zeigte sich ein bilateraler<br />
Anstieg des BOLD-Signals. Sowohl bei einfachen als auch bei komplexen Bewegungen überlappten<br />
sich die bei Imagination und tatsächlicher Ausführung der Aufgaben aktiven Hirnregionen.
43<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
5. Zusammenfassung<br />
In der neurophysiologischen Forschung ermöglichen bildgebende Verfahren die nicht-invasive<br />
Kartierung von Hirnfunktionen. Ziel dieser Arbeit war es, mittels funktioneller Kernspintomographie<br />
(fMRT) die Hirnaktivität während der mentalen Vorstellung (motorische Imagination) und der<br />
tatsächlichen Durchführung von Fingerbewegungen dar<strong>zu</strong>stellen. Bei zwölf gesunden männlichen<br />
Rechtshändern im Alter von 20 bis 27 Jahren wurden sowohl einfache (rhythmischer Fingerdruck) als<br />
auch komplexe ("klavierspielartige") Bewegungen der rechten und linken Hand untersucht. Zusätzlich<br />
<strong>zu</strong>r fMRT wurden bei zehn Probanden transkranielle Magnetstimulationen (TMS) durchgeführt, um<br />
Steigerungen der kortikospinalen Erregbarkeit während der motorischen Imagination einfacher und<br />
komplexer Fingerbewegungen <strong>zu</strong> erkennen.<br />
Erwartungsgemäß waren der kontralaterale primäre motorische Kortex und die ipsilaterale<br />
Kleinhirnhemisphäre bei der tatsächlichen Durchführung der Fingerbewegungen aktiv. Bewegungen<br />
der non-dominanten linken Hand führten <strong>zu</strong> stärkerer <strong>zu</strong>sätzlicher Aktivität sekundärer motorischer<br />
Kortexareale als solche der dominanten rechten Hand. Prämotorische und posterior parietale<br />
Hirngebiete waren sowohl bei mental vorgestellten als auch bei tatsächlich durchgeführten<br />
Bewegungen beteiligt. Ebenfalls war die Hirnaktivität während der komplexen Fingerbewegungen<br />
stärker als während der einfachen Bewegungen. Dies galt auch, wenn die Bewegungen nur „im<br />
Geiste“ durchgeführt, also imaginiert wurden. Verglichen mit der Vorstellung der einfachen Bewegung,<br />
waren der prämotorische Kortex, posterior parietale Gebiete, und Kleinhirnregionen bei der<br />
Imagination komplexer Bewegungen stärker aktiviert.<br />
An der Imagination von Fingerbewegungen waren, unabhängig von der benutzten Hand, dorsale und<br />
ventrale prämotorische Areale der linken Hemisphäre sowie die supplementär-motorische Area (SMA)<br />
beteiligt. Dies Ergebnis fand sich sowohl für einfache als auch für komplexe Bewegungen. Besonders<br />
bei der Vorstellung einfacher Fingerbewegungen jedweder Hand fiel die Aktivität linker prämotorischer<br />
Areale auf, während der Anstieg der fMRT-Signale bei der komplexen Aufgabe bilateral auftrat.<br />
Die Auswertung der TMS-Daten zeigte, dass es <strong>zu</strong> einem signifikanten Anstieg der kortikospinalen<br />
Erregbarkeit bei der Imagination der komplexen, jedoch nicht bei der Vorstellung der einfachen<br />
Aufgabe kam. Die kombinierte Benut<strong>zu</strong>ng von fMRT und TMS ist ein brauchbares Verfahren, um<br />
Änderungen der Hirnaktivität und der kortikospinalen Erregbarkeit bei Testpersonen während<br />
handmotorischer Aufgaben <strong>zu</strong> erfassen. Die für beide Hände beobachtete, und von der Komplexität<br />
der Bewegungsaufgabe unabhängige Aktivierung linksseitiger prämotorischer Areale während der<br />
motorischen Imagination lässt eine links-hemisphärische Dominanz für motorische Schemata<br />
(Bewegungspläne) bei Rechtshändern vermuten. Bei mentaler Vorstellung von Bewegungen werden<br />
diese Schemata bewusst abgerufen, unabhängig davon, welcher Körperteil (linke / rechte Hand) die<br />
Bewegung „im Geiste“ durchführt.
44<br />
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50<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7. Anhang<br />
7.1. Händigkeitstest<br />
Lateral preference (Händigkeitstest nach Marian Annett)<br />
Händigkeit (anamnestisch erfragt)<br />
1 Rechtshänder<br />
2 Ambidexter (Beidhänder)<br />
3 Linkshänder<br />
(Die ersten sechs Items nach Annett sollen immer durchgeführt werden, die restlichen Items bei ausreichender<br />
Mitarbeit.)<br />
durchgeführt<br />
durchgeführt<br />
Frage: Zeige mir, wie Du.......<br />
immer mit rechts: 2 Punkte immer mit links: 2 Punkte<br />
meistens mit rechts: 1 Punkt meistens mit links: 1 Punkt<br />
1. schreibst<br />
2. den Ball wirfst<br />
3. den Schläger beim Tennisspielen hältst<br />
4. den Hammer hältst, wenn Du hämmerst<br />
5. das Streichholz hältst, wenn Du es anzündest<br />
6. die Zahnbürste beim Zähne putzen hältst<br />
7. das Glas hältst, wenn Du trinkst<br />
8. die Schere hältst, wenn Du etwas schneidest<br />
9. zeichnest<br />
10. die Flasche auf- und <strong>zu</strong>drehst<br />
(führende Hand)<br />
11. den Faden hältst beim Einfädeln in eine Nadel<br />
(führende Hand)<br />
12. das Messer hältst, wenn Du schneidest<br />
13. den Krug hältst, wenn Du eingießt<br />
14. das Staubtuch hältst, wenn Du Staub wischst<br />
15. das Messer hältst beim Kartoffel schälen<br />
16. Auf welchem Fuß stehst Du lieber?<br />
17. Mit welchem Fuß schießt Du den Ball ?<br />
18. Mit welchem Fuß trittst Du auf eine<br />
Knallerbse?<br />
19. Mit welchem Auge guckst Du durch die Rolle?<br />
20. Mit welchem Auge zielst Du?<br />
Anzahlfür rechts: (R) für links: (L)<br />
Bewertung nach Annett:<br />
die ersten sechs Aufgaben mit rechts → Rechtshänder;<br />
die ersten sechs Aufgaben mit links → Linkshänder;<br />
die ersten sechs Aufgaben mit rechts oder links → weitere Zuordnung nach Oldfield<br />
Bewertung nach Oldfield:<br />
Berechnung eines Index nach den Punktzahlen<br />
Lateralitätsindex ergibt sich als (R-L) / (R+L) mal 100
51<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.2 Tabelle der Rohwerte des Paper-Pencil-Tests und der Pegboard Versuche<br />
Kreuztest rechts Kreuztest links Pegboard rechts Pegboard links<br />
Proband 1 52 37 16,66 17,66<br />
Proband 2 53 39 16,3 16,3<br />
Proband 3 48 32 16,66 15,33<br />
Proband 4 58 46 16,66 19,33<br />
Proband 5 54 40 17 16,66<br />
Proband 6 54 34 15,33 15<br />
Proband 7 53 40 17 17,33<br />
Proband 8 62 47 18 17,66<br />
Proband 9 50 35 17,66 17<br />
Proband 10 57 42 17 15,66<br />
Zwei weitere Probanden waren anamnestisch Rechtshänder; Rohdaten liegen allerdings nicht vor.
52<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.3 Rechte Hand: Hirnaktivität bei ausgeführten und imaginierten Bewegungen<br />
Einfache Aufgabe . Komplexe Aufgabe .<br />
Anatomische Koordinaten Cluster - Koordinaten Cluster -<br />
Lokalisation x y z t-Wert größe x y z t-Wert größe<br />
Ausgeführte Fingerbewegung<br />
Gyrus frontalis sup. * __ __ __ __ __ -12 -4 56 11.8 61<br />
(SMA)<br />
Sulcus centralis li. -36 -24 52 9.26 232 -36 -24 52 9.98 253<br />
(M1/S1)<br />
Gyrus postcentralis li.<br />
(S1)<br />
-52 -20 48 9.56 Gleicher<br />
Cluster<br />
-56 -20 44 10.59 Gleicher<br />
Cluster<br />
Gyrus präcentralis li<br />
(PMD)<br />
-36 -12 68 8.19 Gleicher<br />
Cluster<br />
-40 -16 68 12.56 Gleicher<br />
Cluster<br />
Posterior parietaler __ __ __ __ __ 36 -52 64 6.52 33<br />
Kortex re. (BA 7) *<br />
Intraparietaler Kortex<br />
re.<br />
__ __ __ __ __ 44 -40 48 5.13 Gleicher<br />
Cluster<br />
Zerebellum re. 12 -56 -24 11.93 145 16 -56 -24 10.43 192<br />
Zerebellum li. * __ __ __ __ __ -36 -56 -32 5.51 27<br />
Imaginierte Fingerbewegung<br />
Gyrus frontalis sup. 0 -8 64 7.62 77 -4 8 60 6.02 88<br />
(SMA)<br />
Sulcus cinguli li.<br />
(CMA)<br />
__ __ __ __ __ -8 8 48 6.84 Gleicher<br />
Cluster<br />
Gyrus präcentralis li. -44 -8 56 5.72 24 -32 -12 60 5.83 95<br />
(PMD)*<br />
Sulcus präcentralis li. -48 4 48 4.3 Gleicher<br />
Cluster<br />
-52 0 44 8.33 Gleicher<br />
Cluster<br />
Gyrus präcentralis li.<br />
(PMV)<br />
__ __ __ __ __ -52 0 32 4.56 Gleicher<br />
Cluster<br />
Frontales Operkulum -60 8 12 5.02 42 -60 8 16 6.08 24<br />
li. (BA 44)<br />
Fissura lateralis li. -56 12 -4 5.69 Gleicher<br />
Cluster<br />
-60 8 0 5.83 Gleicher<br />
Cluster<br />
Intraparietaler Kortex __ __ __ __ __ -40 -44 56 9.57 179<br />
li.*<br />
Intraparietaler Kortex __ __ __ __ __ 40 -36 40 8.11 127<br />
re.*<br />
Präcuneus re.* __ __ __ __ __ 12 -68 48 6.46 27<br />
Zerebellum re. __ __ __ __ __ 44 -60 -32 7.39 82<br />
Zerebellum li. __ __ __ __ __ -40 -68 -28 8.01 69<br />
Angegeben sind die Orte der Hirnaktivität mit den MNI-Koordinaten (x, y, z) der lokalen Maxima. Die Aktivität<br />
ergab sich aus der Differenz der MRT-Signale während der Aufgaben minus denen der Ruhephasen (siehe<br />
Abschnitte 2.8 und 2.9, Seite 11 ff.). Gruppenauswertung aller 12 Probanden, Signifikanzniveau p
53<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.4 Linke Hand: Hirnaktivität bei ausgeführten Bewegungen<br />
Einfache Aufgabe . Komplexe Aufgabe .<br />
Anatomische Koordinaten Cluster - Koordinaten Cluster -<br />
Lokalisation x y z t-Wert größe x y z t-Wert größe<br />
Ausgeführte Fingerbewegung<br />
Gyrus frontalis sup. -8 -4 60 8.75 84 -4 4 56 8.01 73<br />
(SMA)<br />
Sulcus centralis re. 32 -24 56 13.44 356 32 -24 64 17.36 459<br />
(M1/S1)<br />
Gyrus präcentralis re.<br />
(PMD)<br />
32 -24 68 15.16 Gleicher<br />
Cluster<br />
40 -20 64 11.96 Gleicher<br />
Cluster<br />
Intraparietaler Kortex<br />
re.*<br />
__ __ __ __ __ 40 -40 44 8.83 Gleicher<br />
Cluster<br />
Gyrus präcentralis re. __ __ __ __ __ 56 8 32 6.19 18<br />
(PMV)<br />
Frontales Operkulum 64 8 16 5.58 29 __ __ __ __ __<br />
re. (BA 44)<br />
Parietales Operkulum 44 -24 20 6.44 48 __ __ __ __ __<br />
re.<br />
Thalamus re. 16 -24 8 7.97 22 12 -16 12 9.62 46<br />
Gyrus präcentralis li. __ __ __ __ __ -52 4 40 5.42 26<br />
(PMV)<br />
Sulcus präcentralis li. __ __ __ __ __ -52 8 28 4.8 Gleicher<br />
Cluster<br />
Thalamus li. __ __ __ __ __ -16 -12 16 8.38 33<br />
Gyrus supramarginalis<br />
-56 -40 52 5.05 67 -48 -40 52 7.66 81<br />
li.*<br />
Sulcus postcentralis li. -60 -24 40 7.24 Gleicher __ __ __ __ __<br />
Cluster<br />
Zerebellum li. -20 -56 -20 13.17 182 -20 -56 -24 11.47 328<br />
Zerebellum re. __ __ __ __ __ 20 -64 -24 10.15 Gleicher<br />
Cluster<br />
Angegeben sind die Orte der Hirnaktivität mit den MNI-Koordinaten (x, y, z) der lokalen Maxima. Die Aktivität<br />
ergab sich aus der Differenz der MRT-Signale während der Aufgaben minus denen der Ruhephasen (siehe<br />
Abschnitte 2.8 und 2.9, Seite 11 ff.). Gruppenauswertung aller 12 Probanden, Signifikanzniveau p
54<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.4 Fortset<strong>zu</strong>ng der Tabelle<br />
Linke Hand: Hirnaktivität bei imaginierten Bewegungen<br />
Einfache Aufgabe . Komplexe Aufgabe .<br />
Anatomische Koordinaten Cluster - Koordinaten Cluster -<br />
Lokalisation x y z t-Wert größe x y z t-Wert größe<br />
Imaginierte Fingerbewegung<br />
Gyrus frontalis sup.<br />
(SMA)<br />
Gyrus präcentralis re.<br />
(PMD)*<br />
Sulcus präcentralis re.<br />
(PMV)<br />
Gyrus frontalis med.<br />
re. (BA10)*<br />
Intraparietaler Kortex<br />
re.*<br />
Gyrus präcentralis li.<br />
(PMD)<br />
Sulcus präcentralis li.<br />
(PMV)<br />
Frontales Operkulum<br />
li. (BA 44)<br />
4 -4 64 7.47 78 -4 4 64 8.68 240<br />
__ __ __ __ __ 36 -8 64 7.64 Gleicher<br />
Cluster<br />
__ __ __ __ __ 52 12 32 5.19 Gleicher<br />
Cluster<br />
__ __ __ __ __ 36 40 28 6.00 24<br />
__ __ __ __ __ 44 -40 52 7.89 244<br />
-40 -4 56 6.86 50 -16 4 68 6.94 240<br />
-52 8 36 5.7 Gleicher<br />
Cluster<br />
-48 4 40 4.8 80<br />
-60 4 16 5.31 26 -56 12 12 6.65 Gleicher<br />
Cluster<br />
Area parietalis sup. __ __ __ __ __ -16 -68 56 5.84 21<br />
Li. (BA 7)<br />
Intraparietaler Kortex -40 -52 56 5.1 42 -44 -44 56 10.01 154<br />
li.*<br />
Gyrus supramarginalis<br />
li.<br />
-52 -36 36 6.0 Gleicher<br />
Cluster<br />
-48 -36 44 8.94 Gleicher<br />
Cluster<br />
Zerebellum li.* __ __ __ __ __ -40 -60 -36 6.58 68<br />
Zerebellum re. 44 -68 -28 7.42 23 36 -56 -32 9.68 76<br />
Angegeben sind die Orte der Hirnaktivität mit den MNI-Koordinaten (x, y, z) der lokalen Maxima. Die Aktivität<br />
ergab sich aus der Differenz der MRT-Signale während der Aufgaben minus denen der Ruhephasen (siehe<br />
Abschnitte 2.8 und 2.9, Seite 11 ff.). Gruppenauswertung aller 12 Probanden, Signifikanzniveau p
55<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.5. Tabelle der motorisch evozierten Potenziale (MEP)<br />
Linke Hand Einfache Aufgabe Komplexe Aufgabe<br />
MEP Schwelle # 49.6 ± 9.3 %<br />
Ruhe Vorstellung Ruhe Vorstellung<br />
MEP Amplitude [mV] 0,44±0,42 0,49±0,40 0,24±0,29 0,4±0,38 **<br />
MEP Latenz [ms] 23,9±1,7 23,6±1,6 24,4±1,7 23,5±1,7 *<br />
Rechte Hand Einfache Aufgabe Komplexe Aufgabe<br />
MEP Schwelle # 45,2 ± 7,7 %<br />
Ruhe Vorstellung Ruhe Vorstellung<br />
MEP Amplitude [mV] 0,35±0,29 0,44±0,45 0,18±0,11 0,36±0,29 *<br />
MEP Latenz [ms] 23,5±1,1 23,1±1,2 23,6±1,3 22,9±1,7 *<br />
Motorisch evozierte Potenziale des kontralateralen Musculus opponens pollicis bei transkranieller<br />
Magnetstimulation des motorischen Kortex. Die Stimulation wurde während der Imagination<br />
einfacher und komplexer Fingerbewegungen und in der Ruhebedingung durchgeführt.<br />
Mittelwerte ± Standardabweichungen von 10 Probanden<br />
Je Proband wurden 20 MEP’s pro Bedingung ausgelöst, ausgemessen, und intraindividuelle<br />
Durchschnittswerte wurden berechnet.<br />
*p
56<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
7.6 Verzeichnis der Abbildungen<br />
Abbildung 1: Darstellung der einfachen Bewegungsaufgabe (KB)…………………… 6<br />
Abbildung 2 :Ablauf der komplexen Bewegungsaufgabe (TB)………………….......... 7<br />
Abbildung 3: Zeitlicher Ablauf eines Durchganges mit den einfachen Aufgaben. ……. 8<br />
Abbildung 4: Signalverlauf eines bei Fingerbewegung aktiven Hirngebietes…………. 13<br />
Abbildung 5: Einzelne sagittale Schichtaufnahme…………………………………….. 16<br />
Abbildung 6: Darstellung der Brodmann-Areale von lateral………………………….. 17<br />
Abbildung 7: Darstellung der Brodmann-Areale von medial……………………......... 17<br />
Abbildung 8: Originalkurven der Fingerdruckkraft……………………………………. 20<br />
Abbildung 9: Mittlere Stärke der Griffkräfte………………………………………….... 20<br />
Abbildung 10: Aufgabe KB rechte Hand……………………………………………….. 21<br />
Abbildung 11: Aufgabe KV rechte Hand………………………………………………. 21<br />
Abbildung 12: Aufgabe TB rechte Hand……………………………………………….. 22<br />
Abbildung 13: Aufgabe TV rechte Hand………………………………………………... 22<br />
Abbildung 14: Aufgabe KB linke Hand………………………………………………… 23<br />
Abbildung 15: Aufgabe KV linke Hand…………………………………………………. 23<br />
Abbildung 16: Aufgabe TB linke Hand…………………………………………………. 24<br />
Abbildung 17: Aufgabe TV linke Hand…………………………………………………. 24<br />
Abbildung 18: „Glashirn“……………………………………………………………….. 25<br />
Abbildung 19: Übersicht aktiver Hirngebiete……………………………………………. 28<br />
Abbildung 20: Änderung des BOLD-Signals bei den verschiedenen Aufgaben………… 31<br />
Abbildung 21: Beteiligung von M1 bei imaginierten Fingerbewegungen......................... 32<br />
Abbildung 22: Transkranielle Magnetstimulation............................................................. 33
57<br />
__________________________________________________________________________________________<br />
8. Danksagung<br />
Mein Dank gilt<br />
• Herrn Prof. Dr. med. M. Illert für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes.<br />
• meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. J.P. Kuhtz-Buschbeck für die Überlassung des Themas.<br />
Weiterhin danke ich ihm für die Hilfestellung, die sachdienlichen Ratschläge, die freundliche<br />
Einführung in dieses Thema und seine unerschöpfliche Geduld vom Beginn bis <strong>zu</strong>m<br />
Abschluss dieser Arbeit.<br />
• Herrn Prof. Dr. med. O. Jansen und Herrn Prof. Dr. med. M. Heller für die Möglichkeit, den<br />
Kernspintomographen der Radiologie (UKSH Campus <strong>Kiel</strong>) für diese neurophysiologische<br />
Studie <strong>zu</strong> nutzen.<br />
• Herrn Dr. med. <strong>Christian</strong> Holzknecht für die Einführung in die Technik der TMS.<br />
• Frau Dr. med. Birgit Hoppe für die Hinweise <strong>zu</strong>m Erstellen dieser Arbeit.<br />
• Herrn Prof. Dr. med. B. Tillmann für die Überlassung des Bildmaterials.<br />
• allen Probanden, die sich freiwillig bereit erklärt haben, an dieser Studie teil<strong>zu</strong>nehmen.<br />
• und natürlich meiner Mutter, Frau Heidi Mahnkopf, ohne deren Unterstüt<strong>zu</strong>ng ich gar nicht die<br />
Möglichkeit gehabt hätte <strong>zu</strong> studieren, und diese Arbeit <strong>zu</strong> erstellen.<br />
9. Lebenslauf<br />
Ich bin am 30.06.1978 als zweites Kind der Eheleute Dirk Mahnkopf, Industriekaufmann, und<br />
Heidemarie Mahnkopf geb. Plumhoff, Krankenschwester, in Wolfenbüttel geboren.<br />
In Wolfenbüttel besuchte ich die Grundschule, die Orientierungsstufe und die Realschule. Nach dem<br />
Realschulabschluss besuchte ich die Höhere Handelsschule in Wolfenbüttel und erwarb dort den<br />
erweiterten Realschulabschluss. Es folgte der Besuch des Lessinggymnasiums in Braunschweig.<br />
Nach dem Abitur im Juni 1998 leistete ich meinen Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund in<br />
Braunschweig als Rettungssanitäter ab. Nach Beendigung des Zivildienstes war ich dort noch ein<br />
weiteres Jahr im Rettungsdienst angestellt.<br />
Das Medizinstudium an der <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-Universität in <strong>Kiel</strong> begann ich im Wintersemester<br />
2000/2001. Im August 2002 bestand ich das Physikum. Das 1. Staatsexamen absolvierte ich<br />
erfolgreich im August 2003. Das 2. Staatsexamen absolvierte ich Frühjahr 2006. Das Praktische Jahr<br />
leistete ich am Westküstenklinikum Heide (Innere Medizin und Chirurgie) und an der Schulthess-Klinik<br />
Zürich/Schweiz (Orthopädie) ab.<br />
Mein 3. Staatsexamen bestand ich im Mai 2007.