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Chemie Diplomarbeit / Fakultät für Chemie und Pharmazie ...

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Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

1 Einleitung <strong>und</strong> Problemstellung 1<br />

0<br />

1.1 Überblick 1<br />

1.2 Kontext 1<br />

1.2.1 Multikontaktierung von Nerven mit Mikroelektrodenstrukturen 2<br />

1.3 Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen 4<br />

1.3.1 Nervensignale 4<br />

1.3.2 Charakterisierung der Nervenfaser über Ersatzschaltkreise 9<br />

1.3.3 Elektrodendesigns von Ableitungs- <strong>und</strong> Stimulationselektroden 11<br />

1.3.4 Arbeitsgruppen, die sich mit „Regeneration-Type-Microelectrodes“ beschäftigen 14<br />

1.3.5 Charakterisierung der Mikroelektroden über Ersatzschaltkreise 16<br />

1.3.5.1 Prozesse an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche 19<br />

1.3.5.2 Beschreibung des Spannungsabfalls an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche 21<br />

1.3.5.3 Parameter, die die Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche charakterisieren 23<br />

1.3.6 Anforderungen an das Elektrodenmaterial für die Neurostimulation 23<br />

1.3.7 Zusätzliche Anforderungen an die Mikroelektrodenstruktur für die Signalableitung 24<br />

1.3.8 Optimierung von Ableitungs- <strong>und</strong> Stimulationselektroden 25<br />

2 Experimentelle Ansätze 26<br />

2.1 Eigenschaften von elektrischen Bauelementen <strong>und</strong> deren Wechselstromverhalten 26<br />

2.2 Impedanzspektroskopie 27<br />

2.2.1 Impedanz <strong>und</strong> Ersatzschaltkreis einer elektrochemischen Zelle 29<br />

2.3 Verwendete Materialien 32<br />

3 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion 34<br />

3.1 Elektrodencharakterisierung über Impedanzspektroskopie 34<br />

3.2 Modifikation der Elektrodenstrukturen 40<br />

3.2.1 Oxidation von Iridium 41<br />

3.2.2 Abscheidung von Iridium <strong>und</strong> Iridiumoxid über Elektronenstrahlverdampfung 43<br />

3.2.3 Zyklovoltammetrische Metallabscheidung 44<br />

3.3 Peptidbelegungen 55<br />

3.3.1 Zyklovoltammetrische Polymerisation von Lamininteilsequenzen 56<br />

3.3.2 Zukünftige Strategien bei der Peptidbelegung von Mikroelektrodenstrukturen 59<br />

4 Zusammenfassung 60<br />

5 Ausblick 61<br />

6 Literatur 64


1 Einleitung <strong>und</strong> Problemstellung<br />

1.1<br />

Überblick<br />

Diese <strong>Diplomarbeit</strong> beschreibt die elektrochemische Oberflächenmodifikation von<br />

Mikroelektrodenstrukturen durch Metallabscheidung <strong>und</strong> die Belegung mit polymerisierbaren<br />

Peptidsequenzenen aus den Zelladhäsionsmolekülen Laminin <strong>und</strong> Fibronektin. Es galt, diese<br />

Oberfläche hinsichtlich der Impedanz <strong>und</strong> Bioverträglichkeit zu optimieren.<br />

1.2<br />

Kontext<br />

Als eines der faszinierendsten Ergebnisse der Evolution steht das Nervensystem mit seiner<br />

heute noch weitgehend unverstandenen Komplexität im Mittelpunkt wissenschaftlichen<br />

Interesses. Die herausragende Eigenschaft des Nervensystems, im Hintergr<strong>und</strong> Informationen<br />

zu verarbeiten, ohne seinerseits direkt Informationen über den Verarbeitungsprozeß selbst<br />

preiszugeben, hat die Neugierde des Menschen seit Jahrtausenden provoziert. Trotzdem ist<br />

uns das Prinzip der Informationsverarbeitung bis zur Entdeckung von RAMÓN Y CAJAL vor<br />

h<strong>und</strong>ert Jahren (1891), daß das Gehirn aus abgegrenzten Nervenzellen besteht <strong>und</strong> diese<br />

untereinander zu vielfältigen Schaltkreisen verb<strong>und</strong>en sind, weitgehend verborgen geblieben.<br />

Vor etwa fünfzig Jahren gelangen die ersten Registrierungen der elektrischen Aktivität von<br />

Nervenzellen (ADRIAN, HARLINE, GRANIT, PFAFFMANN u.a (1930/40)), vor knapp vierzig<br />

Jahren erstmals eine eindeutige Identifizierung der Synapsen, d.h. der Kontaktstellen, an<br />

denen die Kommunikation zwischen Nervenzellen stattfindet (HODGKIN, HUXLEY, KATZ,<br />

ECCLES u.a. (1950/60)). Erst vor etwa fünfzehn Jahren konnten die molekularen Mechanismen<br />

analysiert werden, die die Differenzierung der Nervenzellen <strong>und</strong> die Expression ihrer<br />

funktionellen Eigenschaften steuern (1970/80) 1 .<br />

Die Zuordnung von Aufgabenbereichen im weithin verzweigten Informationsnetz, das<br />

Verständnis der Übermittlungsmechanismen <strong>und</strong> -abläufe nimmt sich wie ein Puzzle aus,<br />

dessen Teile sich über interdisziplinäre Forschungsbemühungen nur langsam zu einem<br />

konsistenten Gesamtbild zusammenfügen lassen. Gehirn <strong>und</strong> Rückenmark des Menschen<br />

enthalten etwa 10 bis 15 Milliarden Nervenzellen, die mit großer Red<strong>und</strong>anz komplex<br />

verschaltet sind. Gegenwärtig scheint es eine unlösbare Aufgabe, Millionen einzelner<br />

Nervenzellaktivitäten individuell <strong>und</strong> auch gleichzeitig zu erfassen <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die<br />

1


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Wahrnehmung oder Bewegungssteuerung in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen zu entschlüsseln. 2 Trotz der<br />

vielen, noch konturlosen Bereiche des Gesamtbildes ermutigten jedoch neugewonnene<br />

Erkenntisse immer wieder zu induktiven Ansätzen, das Nervensystem durch spezifische oder<br />

auch unspezifische Manipulation verstehen zu lernen.<br />

1.2.1<br />

.1 Multikontaktierung von Nerven mit Mikroelektrodenstrukturen<br />

Im Rahmen der Förderung über das Europäische Programm ESPRIT ist es das Ziel des<br />

Forschungsprojektes<br />

INTER (Intelligent Neural InTERfaces), die gr<strong>und</strong>legenden<br />

Voraussetzungen für die Entwicklung zuverlässiger Mikorelektrodensysteme zu schaffen, die<br />

eine künstliche, nichtinvasive, d.h. extrazelluläre Ankopplung des peripheren Nervensystems<br />

über seine Axone erlauben werden. Mit der Verfügbarkeit von Systemen, über die sich aus<br />

dem motorischen Bereich des peripheren Nervensystems Informationen auslesen <strong>und</strong> in das<br />

sensorische Netz von außen eingeben lassen, wird es möglich sein, Informationsflüsse in<br />

biologischen Systemen verstehen <strong>und</strong> lenken zu lernen. Detailliertere Kenntnisse der<br />

Informationsabläufe werden es dann gestatten, z.B. Prothesen zu entwickeln, die über den<br />

Willen steuerbar sind (z. B. eine künstliche Hand) <strong>und</strong> Signale aus der Umwelt aufnehmen<br />

<strong>und</strong> an das Nervensystem weiterleiten könnten (z.B. über tasten, riechen, sehen, hören).<br />

Zentrales<br />

Nervensystem<br />

CNS<br />

Sensorisierte<br />

Prothese<br />

Neuronales<br />

Interface<br />

Peripheres<br />

Nervensystem<br />

PNS<br />

Controller<br />

Peripheres<br />

Nervensystem<br />

PNS<br />

Neuronales<br />

Interface:<br />

Mikroelektrodenstruktur<br />

mit<br />

oder ohne<br />

Vorverstärker<br />

Neuronales<br />

Computernetz<br />

mit<br />

Lernalgorithmen<br />

Multiaktivierte<br />

<strong>und</strong><br />

sensorisierte<br />

Gliedmaßen<br />

Sensorische<br />

Auswertung<br />

Abbildung 1: Schematische Darstellung der künstlichen Ankopplung an das periphere Nervensystem am Beispiel<br />

der künstlichen Hand: Eine Mikroelektrodeneinheit kontaktiert elektrisch oder optisch direkt die einzelnen<br />

2


Nervenfasern des peripheren Nervensystems am Unterarm. Eine angeschlossene Rechnereinheit wertet die<br />

Signale des Nervensystems aus <strong>und</strong> setzt sie über eine elektromechanische Einheit in Bewegungsabläufe der<br />

Prothese um. Tast- <strong>und</strong> Wärmesensoren auf der Prothese speisen Signale in den Computer ein, der sie in für das<br />

Nervensystem verständliche Informationspakete übersetzt <strong>und</strong> über dieselbe Mikroelektrodenstruktur elektrisch<br />

an die sensorischen Nervenfasern weiterleitet.<br />

Führungskanäle<br />

distaler Nervenstumpf<br />

Mikroelektrodenstruktur (die)<br />

mit kontaktierten Durchgangslöchern<br />

(via-holes)<br />

proximaler Nervenstumpf mit<br />

einzelnen Nervenfasern (Axonen)<br />

einzelne Axone durchwachsen<br />

die Mikroelektrodenstruktur<br />

Abbildung 2: Ausschnittsvergrößerung des im vorliegenden Projekt entwickelten Neuron/Elektroden-<br />

„Interfaces“ 2 : Prinzip der Ankopplung des peripheren Nervensystems über Mikroelektrodenstrukturen: Die<br />

Enden eines durchtrennten peripheren Nervenfaserbündels werden in einem chirurgischen Eingriff in zwei<br />

Führungskanäle eingebettet <strong>und</strong> nahe an die dazwischenliegende Elektrodenstruktur herangeführt. Die einzelnen<br />

Nervenfasern des proximalen, d.h. des aus der Richtung des Gehirns her kommenden Nervenstumpfes,<br />

regenerieren im Laufe der Zeit (Wachstum in der Größenordnung von 1mm pro Tag) <strong>und</strong> wachsen durch die<br />

kontaktierten Löcher der perforierten Siliziumstruktur auf das distale Ende der Nervenfaser im<br />

gegenüberliegenden Führungskanal zu. Durch die Nervenfaser kommende Informationsflüsse<br />

(Potentialschwankungen) können damit kapazitiv an den Elektroden ausgelesen <strong>und</strong> über Computeralgorithmen<br />

in Steuerungssignale für Prothesen umgesetzt werden. Umgekehrt lassen sich damit auch einzelne Nervenfasern<br />

oder Faserbündel anregen. Sensorische Signale von Druck- oder Wärmesensoren in der Prothese ließen sich<br />

beispielsweise kapazitiv an die sensorischen Nervenfasern übermitteln. Das Gehirn würde die Signale in die<br />

entsprechenden Berührungs- oder Wärmeempfindungen umsetzen.<br />

Wichtige Kriterien für diesen Ansatz sind 3 :<br />

1. Zum einen müssen geeignete, langzeitstabile <strong>und</strong> biokompatible extrazelluläre<br />

Elektroden entwickelt werden, in die die Nervenendigungen einwachsen können,<br />

ohne das umgebende Gewebe zu reizen (Narbenbildung) oder zu zerstören (Bildung<br />

toxischer Produkte durch Lösungsprozesse oder an der Elektrode ablaufende<br />

elektrochemische Reaktionen). Es soll anschließend möglich sein, die an den<br />

Nervenendigungen eintreffenden Signale, ausgelöst durch die Änderungen der<br />

Potentialdifferenz über der Zellmembran, mit einer hohen örtlichen <strong>und</strong> zeitlichen<br />

Auflösung <strong>und</strong> hoher Signalamplitude selektiv auslesen zu können. Über dieselben<br />

3


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Elektroden sollten sich externe Signale an die Nervenendigungen ebenso selektiv<br />

übermitteln lassen. 4, 5<br />

2. Die geometrische Anordnung sollte so ausgelegt sein, daß es zu keiner<br />

Signalinterferenz (crosstalk) zwischen den einzelnen Elektroden <strong>und</strong> zu keinen<br />

Leckströmen an dem Zellgewebe vorbei in das die Zellen umgebende Medium<br />

hinein kommen kann.<br />

3. Die physikalischen <strong>und</strong> elektrischen Eigenschaften der Multielektrodenstruktur<br />

müssen reproduzierbar sein. Die Ausgangsmaterialien sollen billig sein <strong>und</strong> sich in<br />

einen zuverlässigen, reproduzierbaren <strong>und</strong> nach Möglichkeit schon erprobten<br />

Fertigungsprozeß (z.B. CMOS-Technologie) eingliedern lassen. Weiterhin soll die<br />

Steuerungs- <strong>und</strong> Verstärkungselektronik klein <strong>und</strong> möglichst in die Elektrode<br />

integriert sein, um durch den Einsatz von implantierten Sendern die transkutane<br />

Ableitung umgehen zu können.<br />

4. Die Ent- <strong>und</strong> Verschlüsselungsalgorithmen müssen sich auf veränderte Situationen<br />

selbstlernend einstellen können.<br />

1.3<br />

Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1.3.1<br />

.1 Nervensignale<br />

Informationen werden in allen bekannten Nervensystemen tierischer Organismen mithilfe<br />

zweier universaler Signaltypen übermittelt.<br />

Das Gehirn als dichtes Netz von ca. 10 12 komplex miteinander verknüpfter Nervenzellen<br />

benutzt stereotype elektrische Signale, um alle Informationen zu verarbeiten, die es über die<br />

Nervenzuleitungen (Axone) erhält <strong>und</strong> daraufhin analysiert. Die Signale sind über ihre<br />

Frequenz, ihre Herkunft im Körper <strong>und</strong> ihren Bestimmungsort im Gehirn eindeutig codiert,<br />

aber isoliert gesehen noch kein Abbild der äußeren Welt. Die Verknüpfung einzelner Signale<br />

auf ihrem Weg zum <strong>und</strong> am Bestimmungsort selbst entscheiden über die Interpretation der<br />

Information. Erst die spezifischen Verschaltungen der Nervenzellen erlauben damit eine<br />

Entschlüsselung der Nachricht.<br />

4


Apicale<br />

Dendriten<br />

Nucleus<br />

(Zellkern)<br />

Basale<br />

Dendriten<br />

Synaptischer<br />

Spalt<br />

Präsynaptisches<br />

Axonende<br />

Dendrit<br />

Axon<br />

Myelinscheide<br />

RANVIERscher<br />

Apicale<br />

Dendriten<br />

Schnürring<br />

Inhibitorisches<br />

Axonende<br />

Excitatorisches<br />

Axonende<br />

Präsynaptische<br />

Zelle<br />

Postsynaptische<br />

Zelle<br />

Abbildung 3: Typisches Neuron eines Wirbeltieres. Der Zellkörper mit einem Durchmesser von ca. 50µm enthält<br />

den Zellkern <strong>und</strong> macht etwa 1/10 des gesamten Neuronvolumens aus. 6,11 Zwei Funktionseinheiten entwachsen<br />

dem Zellkörper, die Dendriten <strong>und</strong> ein meist längeres Axon mit einer Länge von bis zu einem Meter bei einem<br />

Durchmesser zwischen 0,2 <strong>und</strong> 20µm. Die meisten Axone der Wirbeltiere sind von einer lipidhaltigen<br />

Isolationsschicht, der sog. Myelinscheide umgeben, die in regelmäßigen Abständen von den sog. RANVIERschen<br />

Schnürringen über eine Länge von ca. 0,5µm unterbrochen wird. Im Bereich dieser Schnürringe sind mehrere<br />

h<strong>und</strong>ert Ionenkanäle in die Membran eingebettet. Am Axonende verzweigt sich das Axon <strong>und</strong> koppelt über<br />

synaptische Endigungen an die Dendriten, Zellkörper oder auch Axone anderer Neurone an. Ein typisches<br />

Neuron kann an der Ausbildung von zwischen 100 <strong>und</strong> 10000 Synapsen beteiligt sein.<br />

Der Informationsfluß innerhalb <strong>und</strong> zwischen den einzelnen Neuronen verläuft über<br />

elektrische <strong>und</strong> chemische Signale. Ursache der elektrischen Signale sind Potentialänderungen<br />

zwischen dem Axoplasma im Inneren eines Axons <strong>und</strong> der durch eine Plasmamembran davon<br />

getrennten extrazellulären Lösung; sie werden in der Regel von Ionenströmen erzeugt (z.B.<br />

Natrium-, Kalium- <strong>und</strong> Chloridionen, aber auch Magnesium- <strong>und</strong> Calciumionen), die durch<br />

spannungsaktivierte, in der dazwischenliegenden Plasmamembran eingebettete Ionenkanäle<br />

fließen. Neben den elektrischen Reizen vermögen auch andere Mechanismen, wie chemische<br />

oder mechanische Reize (Ligandenankopplung oder Streckung der Membran), die<br />

verschiedenen Kanäle zu öffnen oder zu schließen. Die Lösungen innerhalb <strong>und</strong> außerhalb des<br />

Axons weisen dieselbe Ionenstärke, aber eine unterschiedliche Ionenzusammensetzung auf.<br />

5


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Abbildung 4: Riesenaxon eines Tintenfisches mit<br />

Verteilung der für das Membranpotential wichtigen<br />

Ionen [mmol·l -1 ]. Das Innere der Nervenfaser ist<br />

durch diese ungleiche Ionenverteilung um ca. 60mV<br />

negativ gegenüber dem Außenmedium geladen.<br />

Dieses Membranruhepotential wird durch eine<br />

energieumsetzende Ionenpumpe aufrechterhalten,<br />

die ständig (durch die Membran) in das Zellinnere<br />

diff<strong>und</strong>ierte Na -Ionen in den Außenraum <strong>und</strong> in<br />

den Außenraum diff<strong>und</strong>ierte K -Ionen in das<br />

Zellinnere zurück befördert. Wird die Nervenfaser<br />

durch einen ausreichend starken Reiz erregt, so<br />

nimmt die Permeabilität der Membran für Na -<br />

Ionen kurzzeitig um das etwa 500fache zu. Es<br />

kommt zu einem starken Na -Einstrom in das<br />

Zellinnere, das sich dadurch positiv gegenüber dem<br />

Außenmedium auflädt, d.h. das Membranpotential<br />

ändert kurzzeitig seine Polarität. Unmittelbar darauf<br />

nimmt die Na -Permeabilität der Membran spontan<br />

wieder ab; etwa gleichzeitig wächst vorübergehend<br />

die K -Permeabilität etwas an, Kaliumionen<br />

strömen aus dem Zellinneren aus <strong>und</strong> senken damit<br />

die Potentialdifferenz über der Membran in<br />

Richtung auf <strong>und</strong> sogar unter das Ruhepotential ab.<br />

Das Membranruhepotential wird letztlich durch die<br />

Ionenpumpe wiederhergestellt. 7<br />

Das Axoplasma leitet den Strom aufgr<strong>und</strong> seiner geringen Ladungsträgerdichte <strong>und</strong> der<br />

geringen Ionenbeweglichkeit etwa 10 7 mal schlechter als ein Metalldraht. Der geringe<br />

Durchmesser der Nervenfaser (ca. 0,1 bis 20µm bei Wirbeltieren) begrenzt zusätzlich die<br />

transportierbare Strommenge. Ein geringer Teil des Leitungsstromes geht aufgr<strong>und</strong> der nichtperfekten<br />

Isolatoreigenschaften der Membran nach außen hin als Leckstrom verloren. Viele<br />

Axone in den Nervensystemen von Wirbeltieren werden von einer lipidhaltigen, weißen, etwa<br />

8-10µm dicken Myelinscheide umgeben, die aus sog. Gliazellen besteht. Jede Gliazelle<br />

umhüllt ein axonales Segment von etwa 1mm Länge, in dem die Ionenkanäle in der<br />

Axonmembran fast vollständig fehlen. Zwischen den einzelnen Segmenten liegen kleine<br />

Bereiche der Axonmembran (ca. 0,5 µm), die sog. RANVIERschen Schnürringe, frei. Auf ihnen<br />

sind fast alle Ionenkanäle der Axonmembran anzutreffen (ca. 1000Kanäle/µm 2 ). In der Regel<br />

finden sich zwischen 300 <strong>und</strong> 500 dieser Schnürringe auf einer Nervenfaser. Die<br />

Myelinscheide hat gute elektrische Isolatoreigenschaften. Sie bewirkt eine Erhöhung des<br />

Membranwiderstands der Axone <strong>und</strong> eine Erniedrigung der Membrankapazität in den<br />

Bereichen der Schnürringe.<br />

6


RANVIERsche Schnürringe<br />

Myelinscheide<br />

anzutreffen. Jede SCHWANNsche Zelle bildet auf<br />

eine Länge von etwa 1mm die sog. Myelinscheide<br />

um ein einzelnes Axon aus, indem sie sich in<br />

mehreren Lagen konzentrisch um das Axon wickelt.<br />

Zwischen den umhüllten Segmenten liegen die<br />

RANVIERschen Schnürringe. 500 SCHWANNsche<br />

Zellen sind an der Myelinisierung eines einzelnen<br />

sensorischen Axons beteiligt. 11 In Wirklichkeit sind<br />

die Myelinlagen weitaus kompakter als hier<br />

dargestellt.<br />

SCHWANNsche<br />

Zelle<br />

Zellkern<br />

innere Zunge<br />

einzelnes Axon<br />

Abbildung 5: SCHWANNsche Zellen (oder auch<br />

Gliazellen) sind im peripheren Nervensystem<br />

Nervenfasern verwenden nur zwei Typen von Signalen: „Passive“, d.h. lokale, graduierte<br />

Potentiale, <strong>und</strong> „alles-oder-nichts“ Aktionspotentiale. Die lokalen Potentiale können sich nur<br />

über kurze Strecken ausbreiten; ihre Reichweite beträgt gewöhnlich nur 1 bis 2 Millimeter.<br />

Sie ermöglichen es den Nervenzellen, an sensorischen Nervenendigungen über sog. Rezeptoroder<br />

Generatorpotentiale oder an den Verbindungen zwischen den Zellen, an den Synapsen,<br />

über sog. (post-)synaptische Potentiale Aktionspotentiale auszulösen. Synaptische Potentiale<br />

können exzitatorisch (EPSP) oder inhibitorisch (IPSP) sein. Das Hauptmerkmal von lokalen<br />

Potentialen liegt darin, daß sie, integrativ über die Impulsfrequenz, die proportional zur<br />

Reizstärke ist, kontinuierlich in ihrer Größe abgestuft werden können. 8 Aktionspotentiale sind<br />

stereotypische regenerative Impulse, die rasch <strong>und</strong> ohne Abschwächung, d.h. mit konstanter<br />

Amplitude (ca. 0,1V), konstanter Dauer (ca. 1ms) <strong>und</strong> charakteristischer Form mit einer<br />

Geschwindigkeit von bis zu 120m/s über weite Strecken geleitet werden. Die Kombination<br />

dieser beiden Signaltypen codiert die universelle Sprache aller bisher bekannten tierischen<br />

Nervenzellen. 9 In einer ruhenden Nervenfaser eines Wirbeltieres beträgt die Potentialdifferenz<br />

über die Axonmembran ca. 70mV (Ruhepotential), wobei der Innenraum gegenüber dem<br />

Außenraum negativ geladen ist. Die unterschiedlichen Permeabilitäten P der Membran für die<br />

einzelnen Ionensorten <strong>und</strong> die momentanen Ionenkonzentrationen zwischen Axoninnenraum i<br />

<strong>und</strong> Axonaußenraum a bestimmen das Membranpotential V M . Es läßt sich über die von der<br />

NERNSTschen Gleichung abgeleitete, hier um den kapazitiven Anteil der Membran selbst<br />

erweiterte GOLDMAN-Gleichung (1-1) berechnen: 11<br />

7


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

V<br />

M<br />

RT<br />

= ⋅<br />

F<br />

[<br />

⊕] + [<br />

⊕] + [<br />

−]<br />

[<br />

⊕] + [<br />

⊕] + [<br />

−]<br />

P K P Na P Cl<br />

K a Na a Cl i<br />

P K P Na P Cl<br />

K i Na i Cl a<br />

Q<br />

+<br />

C<br />

ln<br />

(1-1)<br />

R: Allgemeine Gaskonstante 8,31451 J·mol -1·K -1 ; T: absolute Temperatur [K]; F: FARADAY-Konstante 96484,56<br />

C·mol -1 ; P: Permeabilitätskoeffizient der Membran für die benannte Ionensorte [cm·s -1 ]; Q: Ladung auf der<br />

10<br />

Membranoberfläche [C]; C: Membrankapazität [F = A·s/V = C·A·s/J].<br />

Das Ruhepotential wird einerseits durch ein elektrostatisches Gleichgewicht zwischen<br />

organischen Anionen innerhalb des Axons <strong>und</strong> Kaliumkationen, die durch einen Typ stets<br />

geöffneter, nicht regulierbarer Kaliumkanäle in der Axonmembran frei diff<strong>und</strong>ieren können,<br />

aufrechterhalten. Der osmotische Druck <strong>und</strong> das Potentialgefälle über die Membran hinweg<br />

halten sich dabei die Waage. Andererseits verhindern im Ruhezustand geschlossene<br />

Natriumkanäle (Molekulargewicht etwa 260kDa) das Eindiff<strong>und</strong>ieren von Natriumkationen<br />

entlang des Konzentrationsgradienten in das Axoplasma. Ein Spannungsreiz, dessen Potential<br />

eine bestimmte positive Schwelle überschreiten muß, verursacht die sog. Depolarisation der<br />

Axonmembran: Weicht die Potentialdifferenz über der Axonmembran um etwa 20mV in<br />

positive Richtung von ihrem Ruhewert ab, dann öffnen sich spannungskontrollierte<br />

Natriumkanäle in der Membran <strong>und</strong> gestatten den Einstrom von Na -Ionen in das Axoplasma<br />

(positiver Stromfluß). Diese Polarisation trägt zur weiteren Depolarisation der Axonmembran<br />

bei, indem sie sukzessive weitere benachbarte Natriumkanäle öffnet. Der Na -Einstrom in das<br />

Axon übersteigt nach kurzer Zeit den K -Ausstrom aus dem Axon. Der Innenraum der<br />

Nervenfaser wird vorübergehend auf +40mV positiv polarisiert. Andererseits triggert die<br />

Potentialänderung ihrerseits die Repolarisation durch verzögertes Öffnen von<br />

spannungsgesteuerten Kaliumkanälen. Vermehrter Ausstrom von K -Ionen aus dem Axon<br />

<strong>und</strong> spontanes Schließen der Natrium-Kanäle wiegen den Na -Ionen-Einstrom auf <strong>und</strong> stellen<br />

schließlich das Ruhepotential nach kurzfristiger Hyperpolarisation (Unterschreitung des<br />

Ruhepotentials) wieder her. Der beschriebene Prozeß läuft meist innerhalb einer Millisek<strong>und</strong>e<br />

ab. Eine erneute Depolarisation des Axonabschnitts ist erst nach einer gewissen Ruhezeit im<br />

Millisek<strong>und</strong>enbereich, der sog. Refraktärzeit möglich, während der die Ionenkanäle gegenüber<br />

Schwellpotentialen unempfindlich sind <strong>und</strong> verschlossen bleiben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> pflanzt<br />

sich das Aktionspotential auch nur in die Richtung der noch depolarisierbaren Ionenkanäle<br />

fort, nicht dagegen rückwärts zum Ursprung. Energieumsetzende Transportmechanismen<br />

(Na -K -Pumpe) erzeugen anschließend den ursprünglichen Konzentrationsgradienten.<br />

8


Ruhepotential<br />

(ca. -70 mV)<br />

Aktionspotential<br />

Zeit (ms)<br />

Abbildung 6: g Na =1/R Na [1/Ω]: Leitfähigkeit des<br />

Natriumionenkanals; g K =1/R K [1/Ω]: Leitfähigkeit<br />

des Kaliumionenkanals; V M : Gesamtpotential über<br />

der Zellmembran [V]; Mit dem Öffnen eines<br />

Ionenkanals durch die Depolarisation ändert sich<br />

auch dessen Leitfähigkeit für die entsprechende<br />

Ionensorte. Relativ schnell öffnen sich nach der<br />

Depolarisation die vorhandenen Natrium-<br />

Ionenkanäle, d.h. die Gesamtleitfähigkeit g Na der<br />

Membran für Natrium als Summe über die<br />

Leitfähigkeiten der einzelnen Natriumionenkanäle<br />

steigt steil an. Etwas langsamer öffnen sich die<br />

Kalium-Ionenkanäle; die Gesamtleitfähigkeit g K für<br />

Kalium steigt damit etwas flacher an. Aus dem<br />

plötzlichen Natriumeinstrom in das Axoplasma <strong>und</strong><br />

dem darauffolgenden Kaliumausstrom aus dem<br />

Axoplasma resultiert das Aktionspotential V m , das<br />

sich statt über die Konzentrationsgradienten <strong>und</strong> die<br />

Permeabilitätskoeffizienten auch, wie weiter unten<br />

ausgeführt, über die Leitfähigkeiten <strong>und</strong> die<br />

Gleichgewichtspotentiale für die einzelnen<br />

Ionensorten beschreiben läßt.<br />

1.3.2<br />

.2 Charakterisierung der Nervenfaser über Ersatzschaltkreise<br />

Eine mit Gliazellen myelinisierte Axonmembran hat Isolatoreigenschaften. Im<br />

Ersatzschaltbild entspricht sie einem leckenden Kondensator mit einer Kapazität von ca.<br />

1µF/cm 2 , da geringe Ströme durch die relativ wenigen eingebetteten Ionenkanäle fließen<br />

können. Die Leitfähigkeit g durch die Axonmembran ist proportional zur Anzahl der<br />

geöffneten Ionenkanäle; sie läßt sich im Ersatzschaltbild für eine Nervenfaser über parallel<br />

verschaltete Widerstände R beschreiben, wenn man die Beziehung g Kanal =1/R Kanal<br />

berücksichtigt. Betrachtet man ein typisches Motor-Neuron mit einer Membranfläche von<br />

etwa 10 -4 cm 2 , so liegt dessen Leitfähigkeit aufgr<strong>und</strong> der nicht schaltbaren, d.h. allzeit offenen<br />

Kalium-Ionenkanäle bei 40nS. Gäbe es keine Kanäle in der Membran, läge die Leitfähigkeit<br />

des reinen Lipid-Bilayers bei nur 1pS. Die im Ruhezustand aus den Konzentrationsgradienten<br />

der einzelnen Ionensorten erwachsenden Potentialdifferenzen zwischen Axoninnenraum <strong>und</strong><br />

extrazellulärer Flüssigkeit repräsentieren Batterien im Ersatzschaltkreis.<br />

9


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Na + K +<br />

Cl -<br />

Na +<br />

Cl -<br />

Na + Cl -<br />

Na + Na<br />

Cl - +<br />

Cl -<br />

Na +<br />

Extrazelluläre Matrix<br />

+ + + + + +<br />

A -<br />

K +<br />

+ + + + + + + + + + + + + + +<br />

Na + g g g<br />

-<br />

+<br />

E E E<br />

Na +<br />

K +<br />

ATP ADP + Pi<br />

K +<br />

K<br />

K + +<br />

K + K +<br />

A - A- A -<br />

Na K Cl<br />

Na K Cl<br />

Na<br />

Ionenpumpe<br />

Axoplasma<br />

K<br />

C M<br />

Abbildung 7: Jede Population an Ionenkanälen, selektiv für Na , K oder Cl , kann als Batterie (E X ) in Serie mit<br />

einem Widerstand (hier Leitfähigkeit g X =1/R X mit X: Ionensorte) dargestellt werden. 11 Im unteren Teil der<br />

Abbildung ist das Axoplasma zu sehen, das im Ruhezustand relativ zum Außenraum der Nervenfaser negativ<br />

geladen ist. Rechts im Ersatzschaltkreis ist die Kapazität der Membran gezeigt mit dem Axoplasma <strong>und</strong> dem<br />

Außenmedium als Kondensatorplatten <strong>und</strong> der Membran selbst als Dielektrikum.<br />

Nach der 1. KIRCHHOFFschen (Knoten-)Regel ist der Nettostrom I Ges gleich null. Außerdem ist<br />

der Spannungsabfall über die einzelnen parallel verlaufenden Zweige immer gleich groß.<br />

Unter der vereinfachenden Annahme einer elektroneutralen Na - K - Pumpe (in Wirklichkeit<br />

trägt die Ionenpumpe zur Erzeugung des Potentialgradienten bei, indem für drei Na -Ionen aus dem Axoplasma<br />

in den extrazellulären Bereich nur zwei K -Ionen aus dem extrazellulären Bereich in das Axoplasma hinein<br />

transportiert werden) berechnet sich damit das im Ruhezustand der Zelle herrschende<br />

Membranpotential V M , das sich aus den resistiven Elementen der Ionenkanäle sowie dem<br />

11<br />

kapazitiven Element der Zellmembran an sich zusammensetzt, wie folgt:<br />

V g ⋅ E + g ⋅ E + g ⋅ E<br />

M<br />

=<br />

g + g + g<br />

Na Na K K Cl Cl<br />

Na K Cl<br />

Q<br />

+<br />

C<br />

M<br />

M<br />

(1-2)<br />

g x : Leitfähigkeit des Ionenkanals für die genannte Ionensorte [S=1/Ω]; E: Gleichgewichtspotential für die<br />

genannte Ionensorte bei gegebenem Konzentrationsgradienten über die Membran [V], das in voranstehender<br />

Abbildung als Batterie betrachtet wird; Q M : Ladungen, die sich auf der Membranoberfläche befinden [C]; C M :<br />

Kapazität der Membran [F].<br />

Aus den Gleichungen(1-1) <strong>und</strong> (1-2) wird ersichtlich, daß das Membranpotential V M von der<br />

Ionensorte bestimmt wird, für die die Permeabilität P der Membran am höchsten ist bzw.<br />

deren Ionenkanäle im betrachteten Augenblick die größte Leitfähigkeit g durch die<br />

Axonmembran, d.h. den kleinsten Widerstand haben.<br />

10


1.3.3<br />

Elektrodendesigns von Ableitungs- <strong>und</strong> Stimulationselektroden<br />

Erste Signalableitungen an lebenden Neuronen wurden mit feinen Metallmikroelektroden<br />

(Nadeln) vorgenommen, die in die Nervenzelle eingestochen werden. In einer bipolaren<br />

Anordnung wurde direkt die Potentialdifferenz zwischen Axoplasma <strong>und</strong> extrazellulärer<br />

Umgebung, deren Potential willkürlich null gesetzt wird, gemessen. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Zellschädigung können nur Kurzzeitexperimente durchgeführt werden Abbildung ( 8A).<br />

Neben dieser invasiven Technik unterscheidet man noch folgende nichtinvasive Methoden:<br />

starre Schaft-Mikroelektroden können neben dem intakten oder auch durchtrennten Axon<br />

plaziert werden <strong>und</strong> dessen Aktivität registrieren oder auch beeinflussen ( Abbildung 8B <strong>und</strong><br />

Abbildung 9). Zellen lassen sich für sensorische Anwendungen auf Mikroelektrodenstrukturen<br />

plazieren. Kommen Membranabschnitte mit Ionenkanälen auf den Ableitelektroden zu liegen,<br />

so lassen sich die Ionenströme über die Ableitungen kapazitiv registrieren ( Abbildung 8C).<br />

Ein ähnlicher Weg kann auch für Axonenden nach dem Durchtrennen der Nervenfaser<br />

beschritten werden. Die im Rahmen von INTER zum Einsatz kommenden „die“-Elektroden<br />

mit kontaktierten Durchgangslöchern (via holes), durch die die Axone durchwachsen,<br />

gestatten das Registrieren <strong>und</strong> Stimulieren der angrenzenden Axonstränge über kapazitive<br />

Ströme (Abbildung 2). Für die Kontaktierung einer Nervenfaser mit mehreren Axonsträngen<br />

eignen sich auch flexible „Cuff“-Elektroden, auf deren einzelnen Fingern Mikroelektroden<br />

aufgebracht sein können. Die nur drei bis fünf Millimeter großen Systeme lassen sich durch<br />

leichte Zugspannung manschettenartig um einen Nervenstrang, den sie kontaktieren sollen,<br />

herumlegen (Abbildung 8D <strong>und</strong> Abbildung 10). Die Aktivität einzelner Ionenkanäle läßt sich<br />

direkt über die sog. „patch-clamp“-Technik erfassen, bei der ein Ionenkanal elektrisch von der<br />

übrigen Zelle isoliert wird. Eine direkt über einen Ionenkanal gestülpte Glaspipette dichtet an<br />

ihrem Ende mit der Zellmembran ab. Gemessen werden bei konstant vorgegebener Spannung<br />

die (Ionen-) Stromschwankungen über der Membran beim Öffnen bzw. Schließen des<br />

Ionenkanals (Abbildung 8E). Schließlich kann die Zellaktivität auch über spannungssensitive<br />

Farbstoffe verfolgt werden, die in das extrazelluläre Medium eingeführt werden.<br />

Spannungsabhängige Farbänderungen lassen sich über einen Photodetektor registrieren<br />

(Abbildung 8F).<br />

11


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

offen<br />

geschlossen<br />

pA<br />

0<br />

mV<br />

50<br />

0<br />

Ruhepotential<br />

2 4 ms<br />

2 4<br />

ms<br />

µV<br />

relative<br />

Absorption<br />

0<br />

2<br />

4<br />

s<br />

B<br />

E<br />

A<br />

F<br />

2<br />

4<br />

ms<br />

Gegenelektrode<br />

Referenzelektrode<br />

D<br />

C<br />

mV<br />

1<br />

mV<br />

10<br />

0<br />

Ruhepotential<br />

0<br />

Ruhepotential<br />

2<br />

4<br />

ms<br />

2<br />

4<br />

ms<br />

Abbildung 8: Schematische Darstellung der prinzipiellen Möglichkeiten der Signalerfassung an (Nerven-) Zellen<br />

<strong>und</strong> der zu erwartenden Signaltypen: A: Intrazelluläre Ableitung über eine Mikroelektrode, mit der die Zelle<br />

punktiert wird; B: Kapazitive elektrische Ableitung über eine feine Draht- oder Schaftelektrode, die nahe am<br />

Zellkörper plaziert wird; C: Kapazitive elektrische Ableitung über eine Metallelektrode einer<br />

Mikroelektrodenstruktur, auf der die Zelle zu liegen kommt; D: Manschettenelektrode (cuff-Elektrode), die um<br />

ein einzelnes Axon oder eine Axongruppe gelegt wird; E: "patch-clamp"-Technik: Registrierung der Ionenströme<br />

durch die einzelnen Ionenkanäle in der Zellmembran bei vorgegebener Spannung. Eine Pipette mit ausgezogener<br />

Kapillare wird über einem Ionenkanal so auf die Zellmembran aufgesetzt, daß sie r<strong>und</strong>um dicht abschließt; F:<br />

Einstrahlen von monochromatischem Licht (Laser, Lampe mit Prisma, Gitter oder Farbfilter,) <strong>und</strong> Detektion der<br />

Farbveränderung spannungssensitiver Farbstoffe bei verschiedenen Wellenlängen im extrazellulären Medium<br />

über einen Photodetektor. Bei den elektrischen Methoden ist zu berücksichtigen, daß zur Signalerfassung eine<br />

Gegenelektrode <strong>und</strong> zur Signalstabilisierung eine Referenzelektrode erforderlich sind.<br />

12


Abbildung 9 (oben) <strong>und</strong> Abbildung 10 (rechts): 2<br />

Starre Schaft-Mikroelektrode auf Siliziumbasis<br />

(Universität Michigan, Ann Arbor) <strong>und</strong> Konzept<br />

einer flexiblen Manschetten-Elektrode (cuff-<br />

Elektrode), auf deren Finger Mikroelektroden<br />

aufgebracht sind. Durch leichten Zug schließt sich<br />

das drei bis fünf Millimeter große System von selbst<br />

ringförmig um den Nervenstrang, den es<br />

kontaktieren soll. Manschetten-Elektroden lassen<br />

sich auch wie helixartige Sprungfedern realisieren,<br />

die sich von selbst an die Nervenfaseroberfläche<br />

anschmiegen<br />

Abbildung 11 (links): Beschichtetes dreidimensionales<br />

Elektrodenfeld aus Siliziumnadeln, das nach Säge- <strong>und</strong><br />

„Schärfungs“-prozessen mittels RIE (Reactive Ion<br />

Etching) hergestellt wurde (Universität Twente,<br />

Enschede) 12 : Jede Nadel ist mit einer Nickelschicht als<br />

Ableitung belegt <strong>und</strong> kann an der Rückseite kontaktiert<br />

werden. Die Nickelschicht ist an der Oberfläche mit<br />

Siliziumnitrid passiviert. An den Nadelspitzen wurde<br />

diese Passivierungsschicht wieder entfernt, um gegen<br />

eine Iridumoxidschicht ausgetauscht zu werden. Die<br />

Nadeln werden an ihrem Schaft über einen „Glassee“<br />

untereinander zusammengehalten.<br />

Elektrodentyp<br />

Metallnadeln<br />

Eignung<br />

Selektive Punktierung einer Nervenzelle<br />

<strong>und</strong> / oder ihrer Fortsätze für kurzfristige<br />

Signalankopplung.<br />

Signalamplitude<br />


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Manschetten-Elektrode<br />

Summensignale mehrerer Axone eines<br />

Nervenstrangs oder Signalaktivität<br />

einzelner Axone über elektrische<br />

Feldsteuerung. Eine dauerhafte<br />

Implantation ist möglich, die Stimulation<br />

denkbar.<br />


1978 T. Matsuo, A. Yamajuchi, Löcher eines Durchmessers von 200µm in<br />

M. Esashi 19 einem 200µm starken Siliziumwafer. Die<br />

Löcher sind mit einer vertikalen MOSFET-<br />

Struktur umgeben<br />

Keine Signale aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

thermischen Rauschens in den<br />

Transistoren<br />

1980<br />

Hoffer <strong>und</strong> Loeb 20<br />

Dreischichtige Schlauchelektrode mit<br />

Muskel oder Nervengewebe<br />

1991<br />

jeweils 12 Elektroden. Außerdem kürzlich<br />

Mikrostimulator mit telemetrischer<br />

Signalankopplung für die Implantation<br />

unter die Haut: 10mm Länge, 2mm<br />

Durchmesser<br />

1981 D. T. Joblin, J. G. Smith,<br />

H. V. Wheal 21 FET mit metallisierter Basis<br />

1985<br />

1991<br />

T. Akin, K. Najafi 22 Bor-dotierte Siliziumwafer; die<br />

tiefdiff<strong>und</strong>ierende Bordotierung diente als<br />

Ätzbarriere<br />

Glossopharyngealer Nerv der Ratte<br />

1986 D. J. Edell 23 Silizium (110) mit photolithographisch<br />

aufgebrachten Goldelektroden <strong>und</strong><br />

0,1·1mm Schlitzen über KOH-Ätzung;<br />

800µm 2 Gesamtfeld<br />

Tibialer Nerv von Hasen<br />

1988 W. G. Regehr, J. Pine, D.<br />

B. Rutledge 24 Metallisiertes Silizium Neuron<br />

1990<br />

G. T. A. Kovacs, C. W.<br />

Silizium (100) mit 40-100µm<br />

Peroneal-Nerv der Ratte<br />

1992<br />

Storment, T. K.<br />

plasmageätzten Vertiefungen, die<br />

1994<br />

Withehurst, C. R.<br />

anschließend mechanisch zu Löchern<br />

Belczynski; Standford<br />

durchbrochen wurden<br />

University 25<br />

p-Kanal (Bor-Diffusionsdotierung)<br />

1991 P. Frommherz, A.<br />

Weis, Uni Ulm 26 dünnen Isolationsschicht (20nm) eines<br />

Offenhäusser, T. Vetter, J. isolierte FETs: Das Neuron liegt auf einer<br />

Oxids als Basis auf n-dotiertem Silizium<br />

(100). Der Abstand zwischen Kollektor<br />

<strong>und</strong> Emitter beträgt 6µm, die Breite 30µm.<br />

Die Neuronen übernehmen damit auf<br />

diesen FET-Strukturen die Funktion der<br />

Basis<br />

Dissoziierte RETZIUS-Zellen<br />

(Durchmesser ca. 60µm).<br />

Spannungsamplituden<br />

des<br />

Aktionspotentials in (enzymatisch)<br />

frisch dissoziierten Zellen: 40-60mV<br />

15


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

1991 T. Lefurge, E. Goodall, K.<br />

Horch, L. Stensaas, A.<br />

Schoenberg 27<br />

1994 G. Santina; Stanford<br />

University 28<br />

Intrafaszikuläre bipolare Drahtelektroden,<br />

die sowohl das elektrische Potential im<br />

Nervenfaszikel als auch das Potential an<br />

der Nervenoberfläche ableiten:<br />

differentielle Meßmethode; teflonisolierte<br />

Platin-Iridium Drähte, Durchmesser 25-<br />

50µm<br />

Mikroelektrodenarray mit<br />

Durchgangslöchern<br />

Signale sensorischer Tastnerven von<br />

Katzenvorderpfoten; Stimulation<br />

motorischer Nerven<br />

American Bullfrog: anuran eighth<br />

nerve<br />

1995 R. Eckmiller; Uni Bonn 29 Simulation biologischer Nervenzellen;<br />

lernfähige neuronale Netze<br />

1995 J.-U. Meyer 2 Mikroelektrodenarrays aus Silizium (100)<br />

mit platinkontaktierten Durchgangslöchern<br />

Taschenkrebs<br />

1.3.5<br />

.5 Charakterisierung der Mikroelektroden über Ersatzschaltkreise<br />

Aufgabe der Elektrode ist es, bioelektrische Signale in elektronische Signale zu überführen<br />

<strong>und</strong>/oder aus elektronischen Signalen bioelektrische zu erzeugen. Diese Überführung schließt<br />

die Übertragung von Energie ein, die in Form von räumlich getrennten ionischen <strong>und</strong><br />

elektronischen Ladungsträgern (Elektronen <strong>und</strong> Löcher) vorliegt. Die Überführung kann durch<br />

kapazitive Kopplung ohne effektiven Ladungsdurchtritt (Netto-Ladungstransfer) <strong>und</strong>/oder<br />

auch Ladungsübertragungsreaktionen stattfinden, bei denen Elektronen zwischen der<br />

Elektrode <strong>und</strong> den Ionen in der umgebenden Lösung über Redoxprozesse ausgetauscht<br />

werden. Die Beweglichkeit der ionischen Ladungsträger liegt um ca. 6 bis 7 Größenordnungen<br />

unter der von Elektronen oder Löchern in Metallen.<br />

Beweglichkeit elektronischer <strong>und</strong> einiger ionischer Ladungsträger in vivo<br />

Ladungsträger Beweglichkeit [cm 2·s -1·V -1 ]<br />

Elektron e 1,350 10 3<br />

Loch p 0,480 10 3<br />

H 3,625 10 -3<br />

OH 2,050 10 -3<br />

Cl 7,912 10 -4<br />

K 7,619 10 -4<br />

16


NH4 7,610 10 -4<br />

ClO 4 7,050 10 -4<br />

Na 5,193 10 -4<br />

HCO 3 4,610 10 -4<br />

Li 4,010 10 -4<br />

Die Zeitkonstanten beider Ladungsträgersysteme liegen ebenfalls um mehrere<br />

Größenordnungen auseinander: Elektronen in elektrischen Schaltkreisen vermögen Signale<br />

mit einer Frequenz von bis zu mehreren h<strong>und</strong>ert Megahertz zu übertragen, Elektroden/Ionen-<br />

Grenzflächensysteme arbeiten dagegen nur in einem Frequenzbereich von bis zu zehn<br />

Kilohertz noch zuverlässig.<br />

Sind die Spannungsamplituden über der betrachteten Grenzfläche klein, so treten in erster<br />

Linie kapazitive Feldeffekte ohne Ladungsübertritt auf (Nervensignal-Aufnahme <strong>und</strong> im<br />

günstigen Fall auch Stimulation: small-signal operation: die Elektroden verhalten sich in<br />

diesem Modus in der Regel als Netzwerk linearer Schaltkreiselemente); kommt es zu einem<br />

Ladungsübertritt an der Grenzfläche Elektrode/Elektrolyt, fließen also signifikante Ströme<br />

über diese Grenzfläche, dominieren resistive <strong>und</strong>/oder nichtlineare Effekte (nur bei der<br />

Stimulation von Bedeutung: large-signal operation). Kapazitiv gekoppelte Elektroden werden<br />

z.B. von FROMMHERTZ ET AL. eingesetzt, bei denen die Signale an MOSFET-Strukturen direkt<br />

von den Neuronen, die als Basis der FETs fungieren, ausgelesen werden können.<br />

Wie aus Abbildung 12 hervorgeht, müssen im Ersatzschaltkreis folgende Elemente enthalten<br />

sein:<br />

1. die Doppelschichtkapazität der Elektroden/Elektrolyt-Grenzschicht,<br />

2. der Durchtrittswiderstand der Ladungen aus der Elektrode in den Elektrolyten unter<br />

Beachtung der Polarisierbarkeit der Elektrode,<br />

3. Elemente, die die diffusionskontrollierten Prozesse (WARBURG-Impedanz)<br />

berücksichtigen <strong>und</strong><br />

17


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

4. der Widerstand, den eine aus der Elektrode definierter geometrischer Größe<br />

ausgetretene Ladung im Elektrolyten erfährt spreading ( resistance).<br />

Elektrolyt/Elektroden-Grenzfläche<br />

C<br />

DS<br />

Parasitäre Elemente auf der Mikroelektrodenstruktur<br />

R<br />

M<br />

R<br />

E<br />

R<br />

Dt<br />

Z<br />

W<br />

zum verarbeitenden<br />

Schaltkreis (Verstärker)<br />

Z<br />

P<br />

C C C<br />

P K S<br />

R Dicht<br />

R E<br />

C<br />

R<br />

Ds<br />

Ds<br />

R<br />

M<br />

C Streu<br />

R<br />

V<br />

C V<br />

Referenzelektrode<br />

Abbildung 12: Erweiterter Ersatzschaltkreis nach ROBINSON 30 (1968, unten) <strong>und</strong> in seine Anteile zerlegt nach<br />

KOVACS 31 (1995, oben): links liegt der Elektrolyt <strong>und</strong> das Neuron (nicht gezeigt), rechts die<br />

Meßdatenerfassungseinheit bzw. der Computer (beide nicht gezeigt), die/der über die angedeutete<br />

Verstärkereinheit die Signale auswertet. R E : Elektrolytwiderstand oder auch Ausbreitungswiderstand, dessen<br />

Wert sich durch Integration über die Serienwiderstände der einzelnen Elektrolytschichten, deren<br />

Zusammensetzung nicht gleich sein muß, berechnet; C Ds : Doppelschichtkapazität des aus der Elektrode <strong>und</strong> der<br />

angrenzenden Wasser- <strong>und</strong> Ionenschicht gebildeten „Kondensators“; R Ds : Doppelschichtwiderstand, den eine<br />

Ladung beim Austritt aus der Elektrode in den Elektrolyten erfährt. Dieser Widerstand setzt sich bei genauerer<br />

Betrachtung aus folgenden Elementen zusammen: R Dt : Durchtrittswiderstand, den eine Ladung beim Austritt aus<br />

einer Elektrode mit einer ideal glatten Oberfläche in den Elektrolyten erfährt. Für ein ideales, nichtpolarisierbares<br />

Grenzflächensystem sollte sein Wert gegen null streben; Z P : aus der Porosität einer realen<br />

Elektrodenoberfläche resultierende Impedanz; Z W : WARBURG-Impedanz: Wechselstromwiderstand, der aus an<br />

der Elektrode ablaufenden, diffusionskontrollierten Redox-Prozessen resultiert; R M : Widerstand des metallischen<br />

Leiters, also des Elektrodenmaterials an sich; C Streu : Allgemeine Streukapazität, die sich aus folgenden Anteilen<br />

zusammensetzen kann: C P : Passivierungs-Streukapazität zwischen Elektrodenableitungen <strong>und</strong> dem Elektrolyten<br />

über das Isolationsmaterial (Passivierung) als Dielektrikum; C K : Kopplungs-Streukapazität zwischen den<br />

einzelnen Elektrodenableitungen über das zwischen ihnen liegende Substrat; C S : Substrat-Streukapazität aus<br />

Elektrodenableitungen <strong>und</strong> dem darunterliegenden Substrat. R Dicht : Widerstand zwischen Elektrode <strong>und</strong><br />

Gegenelektrode, der sehr hoch sein sollte, da es ansonsten bei der Stimulation zu immensen Leckströmen an der<br />

Zelle vorbei zur Gegenelektrode kommen wird. Der Dichtwiderstand wird in erster Linie dadurch bestimmt, wie<br />

gut der Zellkörper die Elektrode gegen den Elektrolyten abdichtet; R V : Widerstand des Verstärkers; C V :<br />

18


Kapazität des Verstärkers; Ähnliche Ersatzschaltkreise sind u.a. auch von M. GRATTAROLA et al. 32 <strong>und</strong> G. W.<br />

GROSS 33 vorgeschlagen worden.<br />

1.3.5.1<br />

.1 Prozesse an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche<br />

Taucht eine Metallelektrode in eine Lösung ein, so werden einige der Oberflächenmetallatome<br />

als Ionen in Lösung gehen <strong>und</strong> negative Ladungen in der Elektrode zurücklassen, die sich<br />

aufgr<strong>und</strong> der elektrostatischen Anziehung zwischen positiven Ionen <strong>und</strong> zurückgebliebenen<br />

Elektronen an der Metalloberfläche, der Grenzfläche Elektrode/Elektrolyt, ansammeln<br />

werden:<br />

Donor Akzeptor + e .<br />

Die Energiebarriere für die beschriebene Reaktion wird anfangs niedriger sein als für die<br />

denkbare Rückreaktion,<br />

Akzeptor + e<br />

Donor,<br />

der Abscheidung des Metallions an der Metalloberfläche unter Aufnahme eines Elektrons aus<br />

dem Metall. Während des Lösungsvorgangs wird sich mit zunehmender Ionenbildung ein<br />

elektrostatisches Feld aufbauen, das die Energiebarriere für den Lösungsvorgang langsam<br />

anhebt, die Energiebarriere für den Abscheidungsprozeß, d.h. die Rückreaktion, dagegen<br />

herabsetzt. Die Oberflächenkonzentration an Elektronen <strong>und</strong> Metallionen wird also nur so<br />

lange anwachsen, bis das durch das elektrostatische Feld gebildete Potential eine weitere<br />

Ionenbildung verhindert. Erst nach Ausbildung des gleichen elektrochemischen Potentials µ el<br />

in den beiden Phasen wird sich also ein echtes Gleichgewicht einstellen, in dem gleich viele<br />

Metallatome in Lösung gehen wie sich Metallionen aus der Lösung wieder an der<br />

Metallelektrode abscheiden. In diesem Fall ist die Energiebarriere der Hinreaktion, der<br />

chemisch motivierten Metallatomoxidation (osmotischer Druck), ebenso hoch wie die der<br />

Rückreaktion, der elektrochemisch initiierten Metallionenreduktion (elektrisches Feld;<br />

Potentialsprung). Der Absolutwert des dabei fließenden Stroms wird bei gegebener<br />

Oberfläche als Austauschstromdichte J 0 [A/cm 2 ] angegeben. Ihr Wert ist in einer gegebenen<br />

Situation charakteristisch für das Elektrodenmaterial <strong>und</strong> der daran ablaufenden<br />

elektrochemischen Reaktion. Kleine Werte für J 0 gehen mit großen<br />

Durchtrittsüberspannungen η t (s.u.) einher. Schickt man einen zusätzlichen äußeren Strom<br />

19


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

durch die Elektrode, so ist das I/U-Verhalten, insbesondere die Überspannung η abhängig von<br />

seiner Größe in Relation zur Austauschstromdichte J 0 . Ist der applizierte Strom kleiner als J 0 ,<br />

dann wird das an der Elektrode herrschende elektrochemische Gleichgewicht nicht merklich<br />

verschoben. Der resistive Anteil der Grenzfläche verhält sich dann in erster Näherung linear.<br />

Übersteigt die Spannung einen Grenzwert, zeigt dieser Anteil exponentielles Verhalten.<br />

Werden Edelmetalle (Gold, Platin, Iridium) als Ableitungs- oder Stimulationselektroden<br />

eingesetzt, so herrschen Redoxprozesse vor, in denen das Metall Elektronen abgibt oder<br />

aufnimmt, selbst aber nicht direkt an Lösungs- oder Abscheidungsprozessen teilnimmt. Für<br />

die Signalaufnahme, bei der sich die Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche wegen der geringen<br />

Spannungen wie ein Kondensator verhält, trifft diese Annahme zu. Für die<br />

Neuronenstimulation ist sie ein Anliegen, damit sich bei steigenden Spannungen in<br />

irreversiblen Redoxprozessen keine toxischen Nebenprodukte bilden, die das Zellsystem<br />

vergiften könnten (z.B.: Pt + 4Cl [PtCl 4 ] 2- + 2e ; aber auch 2H 2 O + 2e - H 2 + 2OH ;<br />

2Cl Cl 2 + 2e ). Um die Bildung solcher Produkte zu minimieren (falls sie sich nicht<br />

gänzlich ausschließen lassen) läßt sich mit ladungsausgeglichenen biphasischen Strompulsen<br />

(LILLY-Pulse nach J. C. LILLY) 34 arbeiten, deren Erzeugung allerdings eine höhere<br />

Anforderung an den elektronischen Stimulationsschaltkreis stellt.<br />

anodisch<br />

Abbildung 13: LILLY-Pulse: Illustration der<br />

anodischen <strong>und</strong> kathodischen,<br />

ladungsausgeglichenen biphasischen Strompulse,<br />

wie sie häufig für die Neurostimulation eingesetzt<br />

werden.<br />

kathodisch<br />

Quantitativ wird die „Inertheit“ eines Materials gegenüber möglichen Redoxprozessen über<br />

das sog. reversible Ladungsübertragungslimit (reversible charge injection limit oder auch save<br />

charge injection limit) beschrieben [mC/cm 2 ] (es muß von dem im Englischen ebenfalls<br />

häufig verwendeten Begriff des Ladungsabgabevermögens, der charge delivery capacity,<br />

unterschieden werden, das lediglich die theoretisch maximal mögliche Ladungsakkumulation<br />

auf einer Elektrodenoberfläche beschreibt <strong>und</strong> durch Integration über die Fläche unter der<br />

Strom/Spannungkurve im Zyklovoltammogramm bestimmt werden kann. Es wird zwar in der<br />

20


selben Einheit [mC/cm 2 ] angegeben, berücksichtigt jedoch nicht die im physiologischen<br />

System bei der Stimulation an der Elektrode wirklich ablaufenden Prozesse). Je größer das<br />

reversible Ladungsübertragungslimit eines Elektrodenmaterials in einer gegebenen Umgebung<br />

ist, desto mehr Ladungen können reversibel an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzschicht<br />

ausgetauscht werden, ohne irreversible Nebenprodukte in einem Redoxprozeß zu erzeugen.<br />

Für eine kapazitive Neurostimulation ist ein hohes reversibles Ladungsübertragungslimit<br />

wünschenswert, um Leckströme in den Elektrolyten <strong>und</strong> einhergehende denkbare<br />

Redoxprozesse an der Elektrode zu vermeiden.<br />

1.3.5.2<br />

.2 Beschreibung des Spannungsabfalls an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche<br />

Folgende Modelle haben sich etabliert:<br />

HELMHOLTZ-PERRIN (ca.1900): Zweidimensionale hydratisierte Ladungen in der Lösung<br />

befinden sich am Ort der äußeren HELMHOLTZschicht. Dies entspricht einem parallelen<br />

Plattenkondensator mit linearem Spannungsabfall zwischen Elektrode <strong>und</strong> äußerer<br />

HELMHOLTZschicht.<br />

GOUY-CHAPMAN: Modell der diffusen Raumladung: Es existiert weder eine immobile Schicht<br />

hydratisierter Ionen am Ort der äußeren HELMHOLTZschicht noch ein linearer Spannungsabfall<br />

zwischen Elektrode <strong>und</strong> äußerer HELMHOLTZschicht. Stattdessen wird ein exponentieller<br />

Spannungsabfall hinter der Elektrodenoberfläche in die Lösung hinein angenommen. Das<br />

Modell liefert Kapazitätswerte, die sich mit angelegter Spannung stärker verändern, als es<br />

Messungen zeigen. Außerdem wird kein Plateauwert vorhergesagt, wie ihn reale Systeme mit<br />

zunehmender angelegter Spannung aufweisen.<br />

STERN-Modell: Kombination aus den HELMHOLTZ-PERRIN- <strong>und</strong> GOUY-CHAPMAN-Modellen:<br />

Annahme eines linearen Spannungsabfalls zwischen innerer <strong>und</strong> äußerer HELMHOLTZschicht<br />

<strong>und</strong> eines exponentiellen Spannungsabfalls jenseits davon.<br />

Die gebildete Ladungsdoppelschicht aus Elektronen auf der Metalloberfläche <strong>und</strong> der durch<br />

die innere HELMHOLTZschicht aus orientierten Wassermolekülen davon getrennten Schicht<br />

aus hydratisierten positiven Metallionen in der Lösung repräsentiert eine Kapazität mit der<br />

Fläche der Elektrodenoberfläche, dem Abstand der Dicke der inneren HELMHOLTZschicht<br />

einschließlich der Hydrathülle der hydratisierten Metallionen, deren erste Lage die äußere<br />

21


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

HELMHOLTZschicht bildet, <strong>und</strong> der Dielektrizitätskonstanten des Wassers, das als<br />

Dielektrikum in der inneren HELMHOLTZschicht zwischen den „Kondensatorplatten“<br />

Elektrodenoberfläche <strong>und</strong> Ionenschicht liegt. Annahme ist dabei ein linearer Potentialabfall<br />

zwischen den Kondensatorplatten wie im elektrischen Fall eines idealen parallelen<br />

Plattenkondensators.<br />

C =<br />

Q V<br />

(1-3)<br />

A<br />

C = ε ε r<br />

d<br />

0<br />

(1-4)<br />

Q: effektive Ladung auf den „Kondensatorplatten“ [C]; V: Spannung zwischen den Kondensatorplatten [V=J·C -<br />

1 ]; ε o : elektrische Feldkonstante: 8.854·10 -12 F·m -1 ; ε r : Dielektrizitätskonstante des Wassers: 81; A: geometrische<br />

Elektrodenoberfläche [m 2 ]; d: Dicke der inneren HELMHOLTZschicht incl. der hydratisierten Metallionen [m].<br />

Im Experiment zeigt sich, daß die Kapazität potentialabhängig ist, was das HELMHOLTZ-<br />

PERRIN-Modell nicht voraussagt. Beim Anlegen eines dem sich natürlich ausbildenden<br />

elektrochemischen Potential entgegengesetzten Potentials (V in Gleichung (1-3) wird kleiner,<br />

C damit größer) wird sich die Elektronenkonzentration in der Elektrode erhöhen, d.h. es<br />

können weniger Metallatome als Ionen in Lösung gehen, da sich bildende Ionen stärker von<br />

den negativen Überschußladungen in <strong>und</strong> auf der Elektrode zurückgezogen werden; der<br />

Plattenabstand wird also abnehmen <strong>und</strong> damit die Kapazität zunehmen; die Spannung über<br />

der inneren HELMHOLTZschicht nimmt damit schließlich auch ab.<br />

+ + + + +<br />

V = V<br />

V = V + V<br />

ges nat ges nat äuß<br />

+<br />

+<br />

- - - - - - - - - - - - - -<br />

Abbildung 14: Vergleich der Metallionenverteilung an einer Metallelektrode/Elektrolyt-Grenzschicht, wenn nur<br />

das sich durch Dissoziation einstellende Gleichgewichtspotential V nat zwischen positiven Ionen in der Lösung<br />

<strong>und</strong> zurückgebliebenen Elektronen in der Elektrode wirkt (links), <strong>und</strong> Verschiebung der Ionen in Richtung der<br />

Elektrodenoberfläche, sobald ein äußeres Potential V äuß entgegengesetzt zum Gleichgewichtspotential V nat wirkt.<br />

22


1.3.5.3<br />

Parameter, die die Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche charakterisieren<br />

Überspannung: Die Überspannung läßt sich nach VETTER 35 in folgende Anteile aufspalten:<br />

η = η t + η d + η r + η c<br />

η t Ladungsübertrittprozesse durch die Elektrodendoppelschicht (Hauptanteil). Der Wert für η t<br />

in einer einfachen Redoxreaktion O + z·e<br />

Gleichung beschreiben.<br />

R läßt sich über die BUTLER-VOLMER-<br />

η d: Diffusion von Reaktanden zur Elektrode hin <strong>und</strong> von ihr weg (bei höheren Stromdichten).<br />

η r: Chemische Reaktionen an der Elektrode (nur für kinetisch gehemmte chemische<br />

Reaktionen an der Elektrode relevant).<br />

η c: Kristallisation oder Austausch von Metallatomen mit korrespondierenden Ionen.<br />

Polarisierbarkeit: Die Polarisierbarkeit eines Materials äußert sich in der Stärke der<br />

Abweichung vom Gleichgewichtspotential in Abhängigkeit der es durchfließenden<br />

Strommenge. Anders ausgedrückt ist eine Elektrode umso leichter polarisierbar, je schneller<br />

sie sich bei konstantem äußeren Potential aus ihrem elektrochemischen Gleichgewicht bringen<br />

läßt. In einem parallelen RC Schaltkreis äußert sich eine hohe Polarisierbarkeit bei gegebener<br />

Kapazität in einem großen Durchtrittswiderstand. Für vernachlässigbare Polarisierbarkeit geht<br />

der Widerstandswert gegen null.<br />

1.3.6<br />

.6 Anforderungen an das Elektrodenmaterial für die Neurostimulation<br />

Aus den vorangegangenen Überlegungen läßt sich folgender Schluß ziehen: Zur<br />

Neuronenstimulation ist es erforderlich, Materialien mit hohen Austauschstromdichten<br />

(exchange current densities) einzusetzen, um die Stimulationsspannungen, bei denen es zu<br />

einem ausreichenden Ladungstransfer über die Elektrodengrenzschicht kommt, gering zu<br />

halten. Hohe Spannungen führen normalerweise zu unerwünschten irreversiblen<br />

23


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

elektrochemischen Reaktionen an der Grenzschicht Elektrode/Elektrolyt. Ein ideales<br />

Elektrodenmaterial für neurowissenschaftliche Anwendungen wäre nichtpolarisierbar (kleiner<br />

Durchtrittswiderstand R Dt ), hätte eine unendlich große Austauschstromdichte (<strong>und</strong> damit<br />

geringe Überspannung) <strong>und</strong> ein entsprechend hohes reversible charge injection limit. Es<br />

bliebe damit immer nahe seines Gleichgewichtspotentials unabhängig von der<br />

durchfließenden Strommenge. Solche Elektroden änderten das Potential über den Elektrolyten<br />

(die Nervenfaser <strong>und</strong> ihrer Matrix), nicht dagegen an der Elektroden/Elektrolyt-Grenzfläche<br />

selbst.<br />

1.3.7<br />

.7 Zusätzliche Anforderungen an die Mikroelektrodenstruktur für die<br />

Signalableitung<br />

Für die Nervensignalableitung sind neben den für die Neurostimulation geltenden Kriterien<br />

noch zusätzliche Gesichtspunkte zu beachten: Generell verhalten sich Selektivität <strong>und</strong><br />

Signalintensität antagonistisch zueinander. Aus der folgenden Tabelle wird ersichtlich, daß<br />

sich diesen beiden von der Elektrodengröße <strong>und</strong> ihrer Struktur abhängigen Anforderungen nur<br />

durch einen Kompromiß angenähert werden kann.<br />

kleine kontaktierte<br />

Löcher oder<br />

kleine Elektroden<br />

pro<br />

• erhöhte Selektivität, da nur wenige Axone<br />

gleichzeitig durch ein Loch bzw. über eine<br />

Elektrode wachsen können<br />

contra<br />

• geringe Chance, daß ein RANVIERscher<br />

Schnürring nahe der Elektrode zu liegen<br />

kommt, d.h. geringe Sensitivität, also relativ<br />

geringe Signalamplitude<br />

• zusätzliche Signalabschwächung infolge der<br />

shunt-Impedanz zwischen Ableitung <strong>und</strong> Erde<br />

(d.h. in diesem Fall dem Organismus)<br />

• Zunahme der Impedanz der Elektroden mit der<br />

Abnahme ihrer Oberfläche, d.h. Zunahme der<br />

thermischen Störpotentialbildung in der<br />

Elektrode (JOHNSON Rauschen)<br />

24


große kontaktierte<br />

Löcher oder große<br />

Elektroden<br />

• viel Platz für die Elektroden <strong>und</strong> Ableitungen,<br />

d.h. geringe Impedanzen der breiten,<br />

zuleitenden Leiterbahnen <strong>und</strong> Elektrodenringe<br />

um die Löcher bzw. Elektrodenflächen; damit<br />

geringeres thermisches Rauschen in den<br />

Ableitungen<br />

• wachsen die Axone durch die kontaktierten<br />

Löcher , so ist mit einem größeren mittleren<br />

Abstand der RANVIERschen Schnürringe zum<br />

Elektrodenkontakt zu rechnen, d.h. geringe<br />

Sensitivität, also auch hier relativ geringe<br />

Signalamplitude<br />

• gemittelte Signale über mehrere Axone, d.h.<br />

geringere Selektivität<br />

• größeres bioelektrisches Rauschen als Störung<br />

durch benachbarte Axone<br />

• nur schlechtes Abdichten der<br />

Elektrodenflächen gegen die äußere Lösung<br />

über die relativ kleinen Zellkörper möglich,<br />

d.h. geringer Dichtwiderstand R dicht <strong>und</strong> damit<br />

hohe Leckströme insbesondere bei der<br />

Stimulation<br />

1.3.8<br />

.8 Optimierung von Ableitungs- <strong>und</strong> Stimulationselektroden<br />

Für die vorliegenden Mikroelektrodenstrukturen lassen sich die folgenden Parameter noch<br />

nachträglich optimieren:<br />

• Die Austauschstromdichte durch Aufbringen eines geeigneten Elektrodenmaterials mit<br />

höherer „charge-delivery-capacity“ (CDC), d.h. Auffinden von Materialien mit einer hohen<br />

CDC. Iridiumoxid in der Oxidationsstufe +4 (IrO 2 ) hat eine hohe CDC von 3000µC/cm 2<br />

im Vergleich zu Platin mit einer CDC von 75µC/cm 2 . Erst nach Elektrodenmodifikation<br />

kann allerdings bestimmt werden, ob ein Material mit theoretisch hoher CDC auch ein<br />

hohes reversibles Ladungsübertragungsvermögen in der spezifischen physiologischen<br />

Umgebung hat.<br />

• Das Impedanzverhalten durch die Wahl des Elektrodenmaterials <strong>und</strong> seiner<br />

Oberflächenbeschaffenheit: Vergrößerung der Leiterbahnoberfläche durch Aufrauhen der<br />

Elektroden <strong>und</strong>/oder Erhöhung deren Porosität <strong>und</strong> damit Verringerung von Z’’ = f(1/C).<br />

25


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

2 Experimentelle Ansätze<br />

2.1<br />

Eigenschaften von elektrischen Bauelementen <strong>und</strong> deren<br />

Wechselstromverhalten<br />

Ein einfacher ohmscher Widerstand zeigt keine<br />

Amplitude<br />

Spannung<br />

Frequenzabhängigkeit. Die Stromantwort auf eine<br />

Wechselspannung ist zu dieser also nicht<br />

phasenverschoben (Abbildung 15A). Sein Wert<br />

A<br />

Strom<br />

Zeit<br />

ist damit sowohl für Gleich- als auch für<br />

Wechselspannungen konstant. Ein Widerstand ist<br />

nicht in der Lage, Energie zu speichern. Er setzt<br />

sie stattdessen in Wärme, Licht,<br />

elektromagnetische Strahlung oder Schall um.<br />

Amplitude<br />

B<br />

Spannung<br />

Strom<br />

90°<br />

Zeit<br />

In einer Spule baut sich der Strom beim Anlegen<br />

einer Spannung nur langsam zu seinem Peakwert<br />

auf. Daher hinkt er der Spannung immer<br />

hinterher. Diese positive Phasenverschiebung θ<br />

zwischen Spannung <strong>und</strong> Strom variiert beim<br />

Anlegen einer Wechselspannung. Bei sehr hohen<br />

Wechselspannungsfrequenzen erreicht sie ihren<br />

Maximalwert von θ=90° (Abbildung 15B). Dieses<br />

Amplitude<br />

Verhalten der Spule bezeichnet man als induktive Reaktanz Z L . Ihr Wert ist eine positive<br />

imaginäre Zahl. Je höher die Frequenz der Wechselspannung, desto größer ist Z L . Eine Spule<br />

ist in der Lage, elektrische Energie als Magnetfeld zu speichern.<br />

C<br />

Spannung<br />

90°<br />

Strom<br />

Zeit<br />

Abbildung 15: Spannungssignal- <strong>und</strong><br />

Stromantwortverhalten eines reinen linearen<br />

ohmschen Widerstandes R (A), einer reinen<br />

Spule mit der Induktivität L (B) <strong>und</strong> eines reinen<br />

Kondensators mit der Kapazität C (C).<br />

In einem Kondensator baut sich dagegen die Spannung zwischen den Kondensatorplatten bei<br />

Stromfluß langsam auf, da sich die Ladungsträger nur mit endlicher Geschwindigkeit auf den<br />

Platten verteilen können. Die Spannung hinkt in diesem Fall dem Strom hinterher. Die<br />

negative Phasenverschiebung θ zwischen Spannung <strong>und</strong> Strom variiert ebenfalls beim<br />

Anlegen einer Wechselspannung. Bei sehr hohen Wechselspannungsfrequenzen erreicht sie<br />

ihren Maximalwert von θ=90° (Abbildung 15C). Dieses Verhalten eines Kondensators<br />

bezeichnet man als kapazitive Reaktanz Z C . Ihr Wert ist eine negative imaginäre Zahl. Je<br />

26


höher die Frequenz der Wechselspannung, desto negativer ist Z C . Da die Aufladezeit für einen<br />

Kondensator immer gleich bleibt, die Auf- <strong>und</strong> Entladeperiodizitäten mit steigender Frequenz<br />

jedoch kürzer werden, verhält sich ein Kondensator bei sehr hohen Frequenzen wie ein<br />

Kurzschluß. Der Kondensator speichert elektrische Energie als elektrisches Feld.<br />

2.2<br />

Impedanzspektroskopie<br />

Neben den klassischen Methoden der Elektrochemie, die mit konstanter Spannung (z.B.<br />

Chronoamperometrie) oder mit Wechselspannungen definierter niedriger Frequenz <strong>und</strong> großer<br />

Amplitude (z.B. Zyklovoltammetrie) arbeiten <strong>und</strong> für die der mathematische Zusammenhang<br />

zwischen Spannung <strong>und</strong> Strom nach Gleichung (2-1) beschrieben werden kann, verwendet<br />

man bei der Impedanzspektroskopie IS sinusförmige Wechselspannungen kleiner Amplituden<br />

<strong>und</strong> variiert diese über einen weiten Frequenzbereich. Gemessen werden die Amplitude der<br />

Stromantwort <strong>und</strong> deren Phasenverschiebung θ (mittels Frequenzganganalysator) zur an das<br />

zu charakterisierende System angelegten Wechselspannung (mittels Potentiostat). Aus dem<br />

Verhältnis von angelegter Spannung <strong>und</strong> gemessenem Strom ergibt sich der<br />

frequenzabhängige Wechselstromwiderstand des Systems, die Impedanz Z Ges (Gleichung (2-7)<br />

hier für den Fall der seriellen Anordnung der Schaltkreiselemente). Sie setzt sich aus einem<br />

Realteil Z’, d.h. dem frequenzunabhängigen ohmschen Widerstand R (Gleichung (2-4)), <strong>und</strong><br />

einem frequenzabhängigen Imaginärteil Z’’, der Summe aus induktiver <strong>und</strong> kapazitiver<br />

Reaktanz, Z L <strong>und</strong> Z C , zusammen (Gleichungen (2-4) <strong>und</strong> (2-5)). Im allgemeinen Fall lassen<br />

sich die Schaltkreiselemente auch über Gleichung (2-6) beschreiben. Jeder Impedanztyp Z X<br />

wird über die systemempirische Variable A <strong>und</strong> den Exponenten n eindeutig charakterisiert.<br />

Der Zusammenhang zwischen Spannung <strong>und</strong> Strom wird im Wechselstromkreis über<br />

Gleichung (2-2) formuliert.<br />

U<br />

= R⋅<br />

I<br />

~ ~<br />

U = Z ⋅ I<br />

Ges<br />

Z = R<br />

R<br />

ZL = i ⋅ω<br />

⋅ L<br />

(2-1)<br />

(2-2)<br />

(2-3)<br />

(2-4)<br />

27


1<br />

ZC = −<br />

i ⋅ ω ⋅ C<br />

(2-5)<br />

Z<br />

X<br />

= A⋅( i ⋅ω)<br />

−n<br />

(2-6)<br />

Z = Z′+ i ⋅ Z<br />

Ges<br />

( )<br />

= R + i ⋅ Z + Z<br />

" (2-7)<br />

L<br />

C<br />

ω=2πν: Kreisfrequenz der angelegten Wechselspannung mit der Frequenz ν [s -1 ]; U: Spannung [V]; I: Strom [A];<br />

L: Induktivität der Spule [H=V·s/A]; C: Kapazität des Kondensators [F=C/V]. A: systemempirische Variable; n:<br />

Korrelationsfaktor, der allgemein zwischen -1 <strong>und</strong> 1 liegen kann. Ist n=1, dann geht Z CPE für A=1/C in die<br />

kapazitive Reaktanz Z C über, d.h. das konstante Phasenelement repräsentiert einen reinen Kondensator; für n=0<br />

<strong>und</strong> A=R ist Z CPE ein reiner Widerstand; für n=0,5 geht Z CPE in eine WARBURG-Impedanz über, die nachfolgend<br />

beschrieben wird; für n=-1 <strong>und</strong> A=L liegt schließlich eine induktive Reaktanz Z L vor.<br />

iZL<br />

iZC<br />

ZGes(ωt) = R1<br />

ZGes(ω0) = R1+R2<br />

ωt ∞ ω0 = 0<br />

ZGes(ω1)<br />

ZGes(ω2)<br />

ZGes(ω3)<br />

R2<br />

R1<br />

C<br />

ZR<br />

Abbildung 16: Typisches Vektordiagramm zur Darstellung der<br />

Impedanz in einem KARTHESISCHEN Koordinatensystem mit<br />

imaginären Einheiten in y-Achsenrichtung, hier für einen<br />

R 1 (R 2 C)-Schaltkreis, wie er häufig für Grenzflächensysteme zu<br />

finden ist. In positiver x-Richtung ist der Realteil Z R der<br />

Gesamtimpedanz Z Ges , ein rein ohmscher Widerstand R,<br />

aufgetragen. In y-Richtung wird der imaginäre Anteil der<br />

Gesamtimpedanz, der sich aus der positiven induktiven<br />

Reaktanz Z L <strong>und</strong> der negativen kapazitiven Reaktanz Z C additiv<br />

zusammensetzt, aufgetragen. Bei niedrigen<br />

Wechselspannungsfrequenzen (ω nahe 0) ist die<br />

Gesamtimpedanz des betrachteten R 1 (R 2 C)-Schaltkreises allein<br />

die Summe der beiden Widerstände, da sich dann die Kapazität<br />

wie eine durchtrennte Leitung verhält <strong>und</strong> der Strom daher nur<br />

über die beiden Widerstände abfließen kann. Im<br />

Vektordiagramm liegt der für die Gesamtimpedanz<br />

resultierende Vektor auf der x-Achse. Seine Länge entspricht<br />

der Summe aus den Werten für R 1 <strong>und</strong> R 2 . Für sehr hohe<br />

Frequenzen verhält sich der Kondensator dagegen wie ein<br />

Kurzschluß <strong>und</strong> läßt den gesamten Strom durch. Der Vektor für<br />

die Gesamtimpedanz liegt dann wieder auf der x-Achse. Seine<br />

Länge entspricht diesmal aber nur dem Wert für R 1 . Wäre<br />

R 1 =0, so wäre der Vektor für die Gesamtimpedanz auf einen<br />

Punkt im Ursprung geschrumpft. Für alle übrigen Frequenzen<br />

tragen sowohl die resistiven als auch die kapazitiven Anteile<br />

des Schaltkreises zur Gesamtimpedanz bei. Die Vektoren<br />

kommen dann auf einem Halbkreis zu liegen. (Weil häufig<br />

keine induktiven Anteile in Schaltkreisen auftreten, wird der<br />

Betrag von iZ C gegen den Realteil aufgetragen. Der Halbkreis<br />

kommt dann oberhalb der x-Achse zu liegen.)<br />

Die Aussagekraft dieser elektrochemischen Spektroskopieart beruht auf der Annahme, daß<br />

sich jedes System (z.B. Festkörperelektrolyte, gelöste Substanzen, Oberflächenbeschichtungen<br />

etc.) wie ein elektrischer Schaltkreis aus seriell <strong>und</strong> parallel angeordneten Impedanzelementen


(Widerständen, Spulen <strong>und</strong> Kondensatoren, aber auch konstanten Phasenelementen <strong>und</strong><br />

WARBURG-Impedanzen) verhält <strong>und</strong> sich daher über einen Ersatzschaltkreis beschreiben läßt.<br />

Die das System aufbauenden Materialien, ihre Struktur <strong>und</strong> insbesondere ihre physikalischen<br />

Eigenschaften (z.B. Oberflächenrauhigkeit, Porosität) <strong>und</strong> Wechselwirkungen (z.B. an<br />

Phasengrenzen) bestimmen die Art, Größe <strong>und</strong> Anordnung der elektrischen<br />

Impedanzelemente. Voraussetzung für die Auswertbarkeit der Ergebnisse ist ein lineares<br />

Strom-Spannungs-Verhalten des (Redox-) Systems <strong>und</strong> der darin ablaufenden Prozesse, da<br />

ansonsten Wechselstromkurven auftreten, deren positive <strong>und</strong> negative Halbwellen differieren<br />

(<strong>und</strong> sich als eine Art Gleichrichtereffekt bemerkbar machen). Wählt man die Amplitude U 0<br />

des Erregungssignals jedoch klein genug (ca. 2 bis 10mV), kann mit linearen Näherungen<br />

gearbeitet werden. Während der Aufnahme eines Impedanzspektrums muß das (mittlere)<br />

Potential konstant gehalten werden, da die Impedanz eines elektrochemischen Systems<br />

potentialabhängig ist. Die Konstanz des Potentials kann entweder durch eine<br />

Referenzelektrode oder durch die Einführung eines reversiblen Redoxpaares, das als innere<br />

Referenz zwischen zwei Elektroden fungiert, gewährleistet werden. Die angelegte<br />

Wechselspannung variiert dann bei äquimolaren Konzentrationen des Redoxpaares um das<br />

Standardpotential E 0 , das sich spontan an den Elektroden einstellt. Diese Vorgehensweise<br />

gestattet es, Materialien sowie innere Grenzflächen eines elektrochemischen Systems im<br />

Gleichgewichtszustand zu charakterisieren.<br />

2.2.1<br />

.1 Impedanz <strong>und</strong> Ersatzschaltkreis einer elektrochemischen Zelle<br />

In eine physiologische Kochsalzlösung (0,9% NaCl) tauchen drei Elektroden (Arbeits-,<br />

Gegen- <strong>und</strong> Referenzelektrode) parallel zueinander <strong>und</strong> in hinreichend großem Abstand<br />

voneinander ein (Verhinderung, daß die elektrochemische Zelle als Ganzes im meßbaren<br />

Frequenzbereich als Kondensator wirkt, beschreibbar über die sog. geometrische Kapazität).<br />

An der jeweiligen Elektrodenoberfläche bildet sich aufgr<strong>und</strong> elektrostatischer Anziehungen<br />

zwischen der Elektrode <strong>und</strong> den Wassermolekülen bzw. den hydratisierten Ionen in der<br />

angrenzenden Lösung die sog. STERN-Schicht bzw. HELMHOLTZ-Doppelschicht aus. Dieses<br />

elektrochemische Verhalten wird durch einen Plattenkondensator mit der<br />

Doppelschichtkapazität C Ds beschrieben. Zeigt dieser Kondensator eine frequenzabhängige<br />

Phasenverschiebung mit dem Verlustwinkel θ zwischen angelegter Wechselspannung <strong>und</strong><br />

dem gemessenen Wechselstrom, wird er als konstantes Phasenelement CPE bezeichnet. Diese<br />

29


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Frequenzabhängigkeit wird über die mikroskopische (fraktale) Rauhigkeit der<br />

Elektrodenfläche erklärt, die je nach Frequenz eine andereffektive Oberfläche hat. 36<br />

30


Z<br />

CPE<br />

−n<br />

= A⋅ ( i ⋅ω ) mit 0,5 < n < 1<br />

(2-8)<br />

A: systemempirische Variable; ω: Kreisfrequenz der angelegten Wechselspannung [s -1 ]; n: Korrelationsfaktor,<br />

der allgemein zwischen -1 <strong>und</strong> 1 liegen kann. Ist n=1, dann geht Z CPE für A=1/C in die kapazitive Reaktanz Z C<br />

über, d.h. das konstante Phasenelement repräsentiert einen reinen Kondensator; für n=0 <strong>und</strong> A=R ist Z CPE ein<br />

reiner Widerstand; für n=0,5 geht Z CPE in eine WARBURG-Impedanz über, die nachfolgend beschrieben wird; für<br />

n=-1 <strong>und</strong> A=L liegt schließlich eine induktive Reaktanz Z L vor.<br />

Kommt es durch Anlegen einer Wechselspannung zu einem Ladungsdurchtritt aus der<br />

Elektrode in oder durch die Doppelschicht, so läßt sich der Elektronenaustausch über einen<br />

Durchtrittswiderstand R Dt beschreiben. Käme es an der Elektrodenoberfläche aufgr<strong>und</strong> des<br />

Ladungsdurchtritts schließlich zu einem Redoxprozeß, der die Ionenkonzentrationen in<br />

diesem Bereich veränderte, so führte dies zu einer Diffusion von Ionen, je nach<br />

Spannungshalbwelle von der Elektrode weg bzw. zur Elektrode hin. Die resultierenden<br />

Konzentrationsschwankungen setzen sich als gedämpfte Wellen bis zu einer gewissen<br />

Eindringtiefe in den Elektrolyten hinein fort. Dieses diffusionsbestimmte Verhalten läßt sich<br />

mit keinem aus der Elektrodynamik bekannten Impedanzelement beschreiben. Im<br />

Ersatzschaltbild wird dafür die WARBURG-Impedanz Z W verwendet, die als Reihenschaltung<br />

eines Verlustkondensators <strong>und</strong> eines frequenzabhängigen Widerstandes betrachtet werden<br />

kann: 37 ( )<br />

σ<br />

R⋅T<br />

⎛ 1 1 ⎞<br />

ZW<br />

= 1− i ⋅ mit σ =<br />

⋅ +<br />

2 2<br />

⎜ ⎟<br />

ω n ⋅ F ⋅ A⋅ 2 ⋅ D ⎝ c c ⎠<br />

O<br />

R<br />

(2-9)<br />

ω: Kreisfrequenz [s -1 ]; R: Allgemeine Gaskonstante 8,31451 [J·mol -1·K -1 ]; T: absolute Temperatur [K]; n: Zahl<br />

der am Redoxprozeß beteiligten Elektronen; F: FARADAY- Konstante 964853·10 4 [C·mol -1 ]; A: Elektrodenfläche<br />

[cm 2 ]; D: Diffusionskoeffizient der Verbindung [cm 2·s -1 ]; c O , c R : Konzentration der Verbindung in oxidierter <strong>und</strong><br />

reduzierter Form [mol·l -1 ]<br />

Schließlich werden aus dem Inneren der Lösung weitere solvatisierte Ionen zu den Elektroden<br />

transportiert. Der dabei zu überwindende Widerstand der Lösung ( STOKEsche Reibungskräfte,<br />

elektrostatische Wechselwirkungen) ist dem eines ohmschen Widerstandes R E vergleichbar.<br />

Diese Elemente setzen sich in dem das Gesamtsystem beschreibenden Ersatzschaltbild<br />

zusammen, wobei die Referenzelektrode nicht berücksichtigt wurde. Abbildung ( 17)<br />

31


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Elektrolyt/Arbeitselektroden-Grenzfläche<br />

Elektrolyt/Gegenelektroden-Grenzfläche<br />

C DS<br />

C DS<br />

R<br />

E<br />

R<br />

Dt<br />

Z<br />

W<br />

R<br />

Dt<br />

Abbildung 17: Ersatzschaltbild für das Gesamtsystem (Berücksichtigung des schraffierten Ersatzschaltkreises) <strong>und</strong><br />

Ersatzschaltbild für das Gesamtsystem unter Vernachlässigung des Impedanzanteils der Gegenelektrode: RANDELS-<br />

Ersatzschaltkreis (Vernachlässigung des schraffierten Bereiches) .<br />

Wählt man die Gegenelektrode groß genug, so läßt sich ihr Impedanzanteil vernachlässigen.<br />

Das Ersatzschaltbild vereinfacht sich dann zu dem nach RANDELS benannten Ersatzschaltbild,<br />

das die geometrische Kapazität, die sich zwischen gegenüber angeordneten Metallelektroden<br />

ergibt, die endliche Aufladungsgeschwindigkeit der Doppelschichtkapazitäten <strong>und</strong> die<br />

endliche Zellgeometrie vernachlässigt.<br />

2.3<br />

Verwendete Materialien<br />

Die vom Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), Abteilung Sensor<br />

Systeme/Mikrosysteme, der Fraunhofer-Gesellschaft in St. Ingbert, Saarland, zur Verfügung<br />

gestellten Mikroelektrodenstrukturen (dice, Einzahl: die) sind auf gepreßten Al 2 O 3 -<br />

Keramikträgern aufgebracht (Widerstand: 10 12 Ω). Der Träger ist mit 10 in<br />

Dickschichttechnik hergestellten Leiterbahnen aus einer Silber/Palladiumlegierung versehen,<br />

die am Ende mit aufgelöteten Mikrosteckern kontaktiert werden können. Zwischen den<br />

Leiterbahnen befindet sich ein Dielektrikum. Die dice selbst sind über Golddrähte (wedgebond-Technik)<br />

mit den vergoldeten Leiterbahnenden auf dem Träger kontaktiert.<br />

Silikonkautschuk bedeckt die Kontaktierung, die dadurch auch gegen mechanische Einflüsse<br />

geschützt ist. Die zum Einsatz gekommenen Mikroelektrodenstrukturen haben folgende<br />

Abmessungen:<br />

32


Gesamtabmessungen 1510·1510µm 2<br />

Diaphragmafläche 800·800µm 2<br />

Lötfelder 150·150µm 2<br />

222µm Mittenabstand<br />

50µm Kantenabstand<br />

Elektroden 9·7696µm 2<br />

Leiterbahnen<br />

20µm Breite<br />

Durchgangslöcher<br />

(via-holes)<br />

24·24µm 2<br />

36µm Mittenabstand<br />

Gegenelektrode<br />

81200µm 2 geometrische<br />

Größe, 80µm Breite<br />

Abbildung 18: Rückansicht einer<br />

Mikroelektrodenstruktur. 2 Zu sehen ist das 300µm<br />

starke Substrat aus Silizium, aus dem auf der<br />

Rückseite naßchemisch (KOH) ein Fenster der<br />

Größe 800·800µm 2 auf eine Membranstärke von<br />

10µm heruntergeätzt wurde.<br />

Das Mikroelektrodensubstrat ist p-dotiertes Silizium (100), das mit KOH naßchemisch auf<br />

eine Stärke von 300µm nach dem Zeitätzverfahren heruntergeätzt wird. Eine Schichtfolge aus<br />

Siliziumdioxid, Siliziumnitrid <strong>und</strong> Siliziumdioxid dient als Isolation <strong>und</strong> Passivierung,<br />

hergestellt nach dem PECVD-Verfahren (Plasma Enhanced Chemical Vapour Deposition).<br />

Titan als Haftvermittler <strong>und</strong> Platin als eigentliches Elektrodenmaterial wurden über<br />

Elektronenstrahlverdampfung durch eine Maske auf das Silizium in einer Stärke von<br />

insgesamt 330nm aufgedampft. Eine weitere Passivierungsschicht aus Siliziumnitrid (420nm)<br />

bedeckt die Elektroden, die photolithographisch nach dem RIE-Prozeß (Reactive Ion Etching)<br />

selektiv wieder freigelegt werden. Anschließend werden die Durchgangslöcher von der<br />

Oberseite aus naßchemisch vorgeätzt. In einer Stickstoff durchfluteten Ätzbox wird<br />

33


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

schließlich naßchemisch der Diaphragma-Ausschnitt von 800·800µm 2 aus der Rückseite der<br />

Struktur auf eine Stärke von 10µm heruntergeätzt.<br />

3 Ergebnisse <strong>und</strong> Diskussion<br />

3.1<br />

Elektrodencharakterisierung über Impedanzspektroskopie<br />

An den Mikroelektrodenstrukturen (dice) des IBMT wurden im unbehandelten Zustand sowie<br />

nach Reinigung <strong>und</strong> elektrochemischer Modifikation wie metallischer Belegung <strong>und</strong><br />

Oxidation Impedanzmessungen vorgenommen, die zu nachfolgend dargestellten Ergebnissen<br />

führten. Als Meßapparatur kam eine Dreielektroden-Anordnung aus Arbeitselektrode<br />

(Mikroelektrodenstruktur), Gegenelektrode (Platin-Blech der Abmessungen 5·20mm) <strong>und</strong><br />

Referenzelektrode (Ag/AgCl-Draht) zum Einsatz. Diese Meßzelle war über einen<br />

Potentiostaten bidirektional über einen davorgeschalteten Lock-In-Verstärker der Firma<br />

EG&G Princeton Applied Research mit einem 386´er PC verb<strong>und</strong>en, auf dem ein<br />

Auswerteprogramm der selben Firma die Impedanzen bestimmte. Der Lock-In-Verstärker<br />

hatte lediglich die Aufgabe, die Meßfrequenz sauber herauszufiltern, um den Phasenwinkel<br />

zwischen angelegter Spannung <strong>und</strong> gemessener Stromantwort eindeutig bestimmen zu<br />

können. Die Meßparameter waren: Frequenzbereich: 100kHz bis 1 Hz mit 5 Meßpunkten pro<br />

Dekade; Wechselspannungsamplitude: 10mV; automatische Stromregulation; Elektrolyt war<br />

immer eine 0,9%ige, d.h. physiologische Kochsalzlösung.<br />

Dreielektroden-<br />

Meßanordnung mit<br />

Arbeitselektrode<br />

(die), Pt-Gegenelektrode<br />

<strong>und</strong><br />

Ag/AgCl-Referenzelektrode<br />

EG&G<br />

Potentiostat /<br />

Galvanostat<br />

Modell 273<br />

Computer mit<br />

EG&G<br />

Impedanzprogramm<br />

Modell 370<br />

Lock-In<br />

Verstärker<br />

Abbildung 19: Schematischer Versuchsaufbau für die Impedanzspektroskopie.<br />

34


Die Gesamtimpedanz der unbehandelten dice stieg linear mit fallender Frequenz von 10 3 Ω<br />

(100kHz) bis 10 8 Ω (1Hz). Der Phasenwinkel bewegte sich wellenförmig im Bereich zwischen<br />

65° <strong>und</strong> 85°. (Die Wellenform ist ein Meßartefakt: wird eine neue Frequenzdekade erreicht,<br />

muß die Stromamplitude neu an das Spannungssignal angepaßt werden; für kleine Signale<br />

führt das aufgr<strong>und</strong> der nicht hinreichenden Auflösung des Gerätes zu diesem Wellenverhalten<br />

des Phasenwinkels.) Dieses Ergebnis entspricht nach Simulationsdaten am ehesten einer<br />

Parallelschaltung aus hohem Durchtrittswiderstand (glatte Oberfläche eines polarisierbaren<br />

Materials: 9,51·10 7 Ω) <strong>und</strong> kleinem konstantem Phasenelement (relativ geringe Oberfläche:<br />

4,57·10 -8 Fs (n-1) , n: 0,90), das in Reihe mit einem Elektrolytwiderstand (4,79·10 2 Ω) geschaltet<br />

ist.<br />

2<br />

4,79·10 Ω<br />

9,51·10 Ω<br />

-8 (n-1)<br />

9,51·10 Fs<br />

7<br />

n: 0,90<br />

Abbildung 20: Simulierter Ersatzschaltkreis für die<br />

unbehandelte Gegenelektrode der eingesetzten<br />

Mikroelektrodenstruktur. Meßergebnisse <strong>und</strong><br />

Simulationsdaten sind in Abbildung 24<br />

übereinandergelegt.<br />

35


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

1.00E+09<br />

Z [Ohm] Pin01 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin02 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin03 [ohm]<br />

1.00E+08<br />

Z [Ohm] Pin04 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin05 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin06 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin07 [ohm]<br />

1.00E+07<br />

Z [Ohm] Pin08 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin09 [ohm]<br />

Z [Ohm] Pin10 [ohm]<br />

1.00E+06<br />

Gesamtimpedanz Z [ ]<br />

1.00E+05<br />

1.00E+04<br />

1.00E+03<br />

1.00E+02<br />

1.00E+01<br />

1.00E+00<br />

1.00E+00 2.51E+00 6.31E+00 1.58E+01 3.98E+01 1.00E+02 2.51E+02 6.31E+02 1.58E+03 3.98E+03 1.00E+04 2.51E+04 6.31E+04<br />

Frequenz ν [Hz]<br />

Abbildung 21: BODE-Plot der Gesamtimpedanz der einzelnen Fensterelektroden <strong>und</strong> der Gegenelektrode der<br />

unbehandelten Mikroelektrodenstruktur. Die Impedanz der auf der Struktur untergebrachten Gegenelektrode liegt<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe in der Regel um mindestens eine Größenordnung unter der Impedanz eines<br />

Elektrodenfensters. Der Impedanzverlauf ist hier linear <strong>und</strong> liegt für niedrige Wechselspannungsfrequenzen<br />

relativ hoch.<br />

36


90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Phasenwinkel [°]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1.00E+00<br />

1.58E+00<br />

2.51E+00<br />

3.98E+00<br />

6.31E+00<br />

1.00E+01<br />

1.58E+01<br />

2.51E+01<br />

3.98E+01<br />

6.31E+01<br />

1.00E+02<br />

1.58E+02<br />

2.51E+02<br />

3.98E+02<br />

6.31E+02<br />

1.00E+03<br />

1.58E+03<br />

2.51E+03<br />

3.98E+03<br />

6.31E+03<br />

1.00E+04<br />

1.58E+04<br />

2.51E+04<br />

3.98E+04<br />

6.31E+04<br />

1.00E+05<br />

phi [°] Pin01 [ohm]<br />

phi [°] Pin02 [ohm]<br />

phi [°] Pin03 [ohm]<br />

phi [°] Pin04 [ohm]<br />

phi [°] Pin05 [ohm]<br />

phi [°] Pin06 [ohm]<br />

phi [°] Pin07 [ohm]<br />

phi [°] Pin08 [ohm]<br />

phi [°] Pin09 [ohm]<br />

phi [°] Pin10 [ohm]<br />

Frequenz ν [Hz]<br />

Abbildung 22: Frequenzverlauf des Phasenwinkels für die einzelnen Elektrodenfenster <strong>und</strong> die Gegenelektrode<br />

auf der Mikroelektrodenstruktur. Die Wellenstruktur ist auf das nicht hinreichende Auflösungsvermögen der<br />

Meßanordnung zurückzuführen. Beim Erreichen jeder neuen Frequenzdekade kommt es daher zu einem<br />

Anwachsen des Phasenwinkels.<br />

37


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

1.00E+09<br />

1.00E+08<br />

1.00E+07<br />

1.00E+06<br />

1.00E+05<br />

- Z´´<br />

1.00E+04<br />

1.00E+03<br />

1.00E+02<br />

1.00E+01<br />

|Z"| Pin01 [ohm]<br />

|Z"| Pin02 [ohm]<br />

|Z"| Pin03 [ohm]<br />

|Z"| Pin04 [ohm]<br />

|Z"| Pin05 [ohm]<br />

|Z"| Pin06 [ohm]<br />

|Z"| Pin07 [ohm]<br />

|Z"| Pin08 [ohm]<br />

|Z"| Pin09 [ohm]<br />

|Z"| Pin10 [ohm]<br />

1.00E+00<br />

1.00E+00 1.00E+01 1.00E+02 1.00E+03 1.00E+04 1.00E+05 1.00E+06 1.00E+07 1.00E+08<br />

Z´<br />

Abbildung 23: ARGAND- oder NYQUIST- Diagramm, in dem der Imaginärteil der Impedanz, der sich aus<br />

kapazitiven <strong>und</strong> hier nicht zu erwartenden induktiven Anteilen zusammensetzt, gegen den Realteil der Impedanz,<br />

der einen Widerstand repräsentiert, aufgetragen ist.<br />

38


Gesamtimpedanz Z [Ω]<br />

Phasenwinkel [°]<br />

Frequenz [Hz]<br />

Abbildung 24: Impedanzen <strong>und</strong> Verlauf des Phasenwinkels der Gegenelektrode auf einer unbehandelten<br />

Mikroelektrodenstruktur: Meßdaten <strong>und</strong> Simulationsdaten eines Ersatzschaltkreises mit den im Text genannten<br />

Schaltkreiselementen kommen mit geringer relativer Abweichung aufeinander zu liegen.<br />

Die parasitäre Kapazität der Leiterbahnen auf dem Keramikträger fließt offenbar nicht in das<br />

Meßergebnis mit ein. Mit der Simulation eines R(RC)R(RC)- bzw R(RC)(RC)- Schaltkreises<br />

(wobei die Elemente in den r<strong>und</strong>en Klammern immer parallel angeordnet sind) für eine<br />

doppelte Grenzschicht (Elektroden <strong>und</strong> Leiterbahnen) mit <strong>und</strong> ohne Zwischenwiderstand<br />

ließen sich die Meßdaten nicht angleichen. Die Annahme, daß die Elektroden mit einer<br />

Passivierungsschicht belegt seien <strong>und</strong> damit nicht in direktem Kontakt mit der Saline stehen,<br />

konnte ausgeschlossen werden: Zunächst wurden die Strukturen in Aceton, Isopropanol <strong>und</strong><br />

Wasser im Ultraschall gereinigt. (Die Reinigung im Ultraschall ist im allgemeinen nicht<br />

ratsam, da die fragile Membran der Mikroelektrodenstruktur leicht zerbricht.) Diese<br />

Reinigungsprozedur führte zu keiner Veränderung des Impedanzverhaltens, wohl aber die<br />

elektrolytische Belegung mit Silber, deren Ablauf <strong>und</strong> Auswirkung auf das Impedanzverhalten<br />

in den „erwünschten“ Bereich weiter unten diskutiert wird. Nach elektrolytisch-oxidativem<br />

Ablösen der Silberschicht zeigten die Elektroden wieder exakt das ursprünglich hohe, lineare<br />

Impedanzverhalten der unbehandelten Strukturen. Eine Behandlung der Elektroden mit<br />

20%iger HCl-Lösung über drei St<strong>und</strong>en führte zu einer reversiblen Herabsetzung der<br />

Impedanzen um eine Größenordnung, wobei der lineare Verlauf erhalten blieb. Allgemein läßt<br />

sich sagen, daß die kontaktierten Elektrodenfenster auf den Mikroelektrodenstrukturen in der<br />

Regel untereinander nahezu gleiches Impedanzverhalten zeigen. Aufgr<strong>und</strong> der fast 20fach<br />

39


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

größeren Oberfläche der on-chip-Gegenelektrode gegenüber den einzelnen Elektrodenfenstern<br />

um die Durchgangslöcher liegt ihre Impedanz normalerweise mindestens um eine<br />

Größenordnung unterhalb der der Elektrodenfenster.<br />

3.2<br />

Modifikation der Elektrodenstrukturen<br />

Da Iridiumoxid eine hohes Ladungsübertragungsvermögen sowie gute<br />

Biokompatibilitätseigenschaften aufweist, war es ein Anliegen, zunächst Iridium<br />

elektrolytisch auf den vorgegebenen Mikroelektrodenstrukturen abzuscheiden <strong>und</strong><br />

anschließend ebenfalls elektrochemisch zum Iridiumoxid zu oxidieren.<br />

In der Literatur werden fünf verschiedene Verfahren zur Erzeugung von Iridiumoxidfilmen<br />

erwähnt. Die elektronischen Eigenschaften der gebildeten Iridiumoxidschichten, die als<br />

„aktiviertes Iridium“ bezeichnet werden, sind z.T. unterschiedlich. Im einzelnen werden<br />

folgende Aktivierungsverfahren unterschieden:<br />

A(E)IROFs (Anodically Electrodeposited Iridium Oxid Films): Oxidative<br />

zyklovoltammetrische Bildung von Iridiumoxid aus Iridium in H 2 SO 4 -saurer, Na 2 SO 4 - oder<br />

Phosphat-gepufferter (PBS) Lösung. [Parameter: 0,5M H 2 SO 4 , -0,25V bis +1,25V, 150mV/s,<br />

130 Zyklen 38, 39, 40 ; 0,5M H 2 SO 4 , 0V bis +1,5V, 100mV/s, 4 St<strong>und</strong>en 39 ; PBS, 0,05V bis 1,45V<br />

(RHE: Reversible Hydrogen Electrode), 100mV/s, 10/20/120 min 41 ; 0,5M H 2 SO 4 , -0,64V bis<br />

+0,81V (SCE: Saturated Calomel Electrode), 2V/s 3 ; <strong>und</strong> nicht genannt 42 ].<br />

SIROFs (Sputtered IRidium Oxide Films): Sputtern von Iridiummetall auf eine<br />

43, 44, 45<br />

Substratunterlage in einer oxidierenden Gasatmosphäre.<br />

TIROFs (Thermally Oxidized IRidium Oxide Films): Abscheidung von Iridiumoxid auf einer<br />

Substratunterlage durch Elektronenstrahlverdampfung von IrCl 3 aus einem Graphitgefäß in<br />

Gegenwart eines oxidierenden Sauerstoffstroms.<br />

46<br />

MODE (Modification by Oxide DEposition) oder Sol-Gel-Prozeß: Auftragen einer in Alkohol<br />

gelösten organischen Iridiumverbindung oder wäßrigen Iridiumchlorid-Lösung auf Pt/Ti-<br />

Kontakte, Eintrocknen der Lösung an Luft <strong>und</strong> anschließendes Erhitzen auf 350-500°C über<br />

47, 48<br />

einige Minuten bis St<strong>und</strong>en.<br />

40


DTA (DifferenzThermoAnalyse): Lineares Hochheizen einer Iridiumprobe unter oxidativen<br />

Bedingungen. 49<br />

3.2.1<br />

.1 Oxidation von Iridium<br />

Zur generellen Beurteilung der zyklovoltammetrischen Aktivierung von Iridium, d.h. der<br />

Bildung einer Iridiumoxidschicht auf Iridium, wurde in Vorversuchen ein 5mm langer<br />

Iridiumdraht mit einem Durchmesser von 0,2mm über zyklisch verlaufende Spannungsrampen<br />

von 0V bis +1,25V in 0,5M H 2 SO 4 , in 1N HClO 4 , in 1N KOH-alkalischer 15%iger H 2 O 2 -<br />

Lösung sowie in 0,5N HNO 3 , wie in der Literatur beschrieben, oxidiert. Diese Prozedur führte<br />

zu keiner mit dem bloßem Auge sichtbaren Veränderung des Drahtes. Allerdings ließ sich das<br />

Aufwachsen einer Oxidschicht über den bei der Oxidation geflossenen Strom im I/U-<br />

Diagramm verfolgen.<br />

Exemplarisch wird dies an einem polierten, freiliegenden Endes eines ansonsten mit<br />

Epoxidharz isolierten Iridiumdrahtes gezeigt. Die effektive Oberfläche des 0,2mm starken<br />

Drahtes betrug 0,0628mm 2 . Wie zu erkennen ist, wachsen in 0,5M H 2 SO 4 zwischen den<br />

Potentialschranken von -0,25V <strong>und</strong> +1,25V die während der Redoxvorgänge fließenden<br />

positiven wie auch negativen Stöme bis zu einem Grenzwert nach etwa 1500 Zyklen an.<br />

3x10 -6<br />

2x10 -6<br />

3x10 -6<br />

Zyklus 10<br />

Zyklus 2000<br />

Strom [A]<br />

1x10 -6<br />

-1x10 -6 0<br />

Strom [A]<br />

2x10 -6<br />

1x10 -6<br />

0<br />

-2x10 -6<br />

-0.4 -0.2 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2<br />

Spannung [V]<br />

-1x10-6<br />

0<br />

5<br />

Zeit [s]<br />

10<br />

15<br />

20<br />

0,60,81,01,2<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

Spannung [V]<br />

Abbildung 25: Strom/Spannungskurve der Oxidation eines polierten Iridiumdrahtes mit dem Durchmesser von<br />

0,2mm. In der dreidimensionalen Darstellung rechts, in der nur die Zyklen N°10 <strong>und</strong> N°2000 der<br />

Übersichtlichkeit halber berücksichtigt sind, ist in der x,y-Ebene die Spannungsrampe zu sehen. In der x,z-<br />

Ebene ist der zeitliche Stromverlauf zu erkennen, in der y,z-Ebene der hier interessierende Strom/Spannungs-<br />

Verlauf, der links davon noch einmal zweidimensional über mehrere Zyklen aufgetragen wurde. Wie in der<br />

Literatur vorgestellte Untersuchungen vorschlagen, wächst mit jedem Oxidationsvorgangs die an der<br />

41


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Oberfläche gebildete Oxidschicht weiter in den Metalldraht hinein, die während des Reduktionsvorgangs nicht<br />

mehr ganz zum Metall reduziert werden kann. Über die gebildete Oxidschicht mit ihrer größeren<br />

Austauschstromdichte gegenüber dem reinen Iridium können damit in jedem folgenden Zyklus höhere<br />

Oxidationsströme zur parallel verlaufenden Sauerstoffbildung in den Elektrolyten abfließen. Eine alternative<br />

Erklärung des Strom/Spannungsverlaufs ist denkbar <strong>und</strong> wird im Text diskutiert.<br />

Folgende Erklärungen sind denkbar: Zum einen könnte sich eine Iridiumoxidschicht bilden,<br />

die ein größeres Ladungsabgabevermögen (charge delivery capacity oder reversible charge<br />

injection limit) als reines Iridium hat, wie es der Literatur auch zu entnehmen ist. D.h. über<br />

eine Iridiumoxid/Elektrolyt-Grenzschicht lassen sich mehr Ladungen pro geometrischer<br />

Elektrodenfläche übertragen als über eine Iridium/Elektrolyt-Grenzschicht. Je dicker die<br />

Oxidschicht also wird, desto mehr Ladung kann an ihrer Grenzschicht auch pro geometrischer<br />

Elektrodenoberfläche übertragen werden. Das Ladungsabgabevermögen berechnet sich aus<br />

der Fläche unter dem Oxidationsstrom, geteilt durch die geometrische Oberfläche der<br />

Elektrode, <strong>und</strong> wird in mC/cm 2 angegeben. (Es ist bei der Berechnung zu berücksichtigen, daß<br />

die Spannungsachse proportional zum Zeitraum ist, über den die Oxidationsspannung<br />

angelegt wird. Da man die Spannungsanstiegsrate (scan rate) vorgibt, muß zur Berechnung<br />

des Ladungsabgabevermögens nur die Spannungsachse in eine Zeitachse umgerechnet<br />

werden; damit ergibt sich dann die Einheit mAs/cm 2 =mC/cm 2 =Fläche unter der<br />

Kurve/geometrische Oberfläche der Elektrode.) Das Anwachsen des Stromes wäre also ein<br />

Indiz für die Zunahme der Oxidschichtdicke. Das hieße, daß sich während des<br />

Oxidationsschrittes mehr Oxid bildet, als während des Reduktionsschrittes wieder reduziert<br />

werden kann, es sich also um einen nicht vollständig reversiblen Vorgang handelt. Dies ist die<br />

gängige, in der Literatur zitierte Meinung. Allerdings scheint der Reduktionsstrom in<br />

gleichem Maße wie der Oxidationsstrom anzuwachsen, was nicht der Fall wäre, wenn die<br />

Reduktion im Vergleich zur Oxidation unvollständig abliefe. Es ist bekannt, daß Iridiumoxid<br />

eine geringere Dichte als reines Iridium hat, sich bei dessen Bildung also automatisch die<br />

Oberfläche vergrößert, d.h. sich die makroskopische Packungsstruktur an der Oberfläche<br />

während der Oxidation verändert. Denkbar wäre also alternativ, daß sich bei der Reduktion<br />

nicht mehr die ursprüngliche Oberflächenstuktur zurückbildet, zumal sich der bei der<br />

Oxidation bildende Sauerstoff als kleine Gasblasen in die Oxidschicht einlagern kann <strong>und</strong><br />

damit rein mechanisch die Zunahme der ursprünglichen makroskopischen Dichte des Iridiums<br />

verhindert. Eine reine Vergrößerung der Oberfläche führte in gewissen Grenzen allein auch zu<br />

einer Erhöhung der Anzahl der an der Grenzschicht austauschbaren Ladungen. Es läßt sich an<br />

der Stromliniendichte erkennen, daß der Strom bis zum 1500sten Zyklus anwächst, danach<br />

aber ein Plateauverhalten zeigt, d.h. bei einem bestimmten Redoxmuster stagniert. Dies wiese<br />

42


darauf hin, daß sich nach einer gewissen Anzahl an Redoxzyklen die makroskopische<br />

Oberfläche aufgr<strong>und</strong> der reversiblen Oxidbildung strukturell derart verändert hat, daß an ihr<br />

die maximal denkbare Anzahl an Ladungen ausgetauscht werden kann. Da das<br />

Ladungsabgabevermögen auf die geometrische <strong>und</strong> nicht die effektive Oberfläche bezogen<br />

wird, ist im Einzelfall aber nicht direkt zu entscheiden, zu welchem Anteil das Anwachsen des<br />

Stromes von der Vergrößerung der effektiven Elektrodenoberfläche bzw. von der Änderung<br />

des Ladungsabgabevermögens des nicht gänzlich reversibel gebildeten Oxids bestimmt wird.<br />

Daher ist es an dieser Stelle nicht ohne weitere spektroskopische Untersuchungen, die das<br />

Vorhandensein <strong>und</strong> die Dicke der gebildeten Oxidschicht zu bestimmen vermögen, möglich,<br />

eine eindeutige Aussage zu treffen. Lediglich soviel kann gesagt werden: ab dem 1500sten<br />

Zyklus verändert sich die Dicke der Oxidschicht <strong>und</strong>/oder die effektive Oberfläche nicht<br />

mehr. Offenbar wird ab einer gewissen Dicke der Oxidschicht während eines Redox-Zyklus<br />

gleich viel Oxid gebildet, wie im Reduktionsschritt wieder reduziert wird, sei es nun bereits<br />

während des ersten Redox-Zyklus oder nach einem bestimmten Grenzzyklus.<br />

3.2.2<br />

Abscheidung von Iridium <strong>und</strong> Iridiumoxid über Elektronenstrahlverdampfung<br />

Als Alternative zur elektrolytischen Abscheidung von Ir aus einer wässrigen IrCl 3 -Lösung<br />

wurde die Elektronenstrahlverdamfung des IrCl 3 aus einem Bornitrid-Tiegel in einer partiellen<br />

Sauerstoffatmosphäre ausprobiert. Als Target dienten sowohl die Mikroelektrodenstrukturen<br />

als auch ein Platinblech. Der Sauerstoffdruck in der Kammer wurde auf 8·10 -4 mbar<br />

eingestellt. Nach insgesamt 40 Minuten hatte sich bei einer Spannung von 4kV zwischen<br />

Heizfilament <strong>und</strong> Probe <strong>und</strong> einem Stromfluß von 50 mA eine blauschimmernde Schicht auf<br />

den Proben abgeschieden, deren Dicke unterhalb von 20nm liegt. (Für eine genaue Verfolgung<br />

des Schichtdickenzuwachses über einen Schwingquarz fehlte der Wert für die akustische<br />

Impedanz des Iridiumoxids.) Eine XPS-Messung an der Schicht ist geplant, aus zeitlichen<br />

Gründen jedoch noch nicht durchgeführt worden. Nachteile dieser Methode sind ihr<br />

Zeitaufwand <strong>und</strong> die Nachbehandlung. Will man nicht mit einer Maske arbeiten, die die<br />

Abscheidung nur auf den Elektrodenfenstern gestattet, gestaltet sich der lift-off-Prozeß des auf<br />

den Siliziumzwischenräumen abgeschiedenen Iridiumoxids relativ schwierig, da die<br />

Siliziummembran mit den Elektrodenfenstern <strong>und</strong> den Durchgangslöchern leicht beschädigt<br />

wird oder ganz zerbricht.<br />

43


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

3.2.3<br />

.3 Zyklovoltammetrische Metallabscheidung<br />

Beim Versuch, Iridium aus einer HCl-sauren (ca. 15%), wäßrigen IrCl 3·(HCl) X·(H 2 O) X -<br />

Lösung (0,01M, Fluka Chemikalien) auf den Elektroden zyklovoltammetrisch (Potentiostat<br />

Modell 274 mit zugehöriger Steuersoftware M270 der Firma EG&G Princeton Applied<br />

Research, -0,2V bis -0,56V; 0 Sek<strong>und</strong>en Peak-Potentialverweilzeit ( vertex-time), 200mV/s<br />

Scan-Rate, 20mV Inkremente, 50 Zyklen, variabler Stromfluß, Ag/AgCl-Draht<br />

Referenzelektrode, Pt-Blech Gegenelektrode) abzuscheiden, wurde statt des Iridiums aus der<br />

Lösung entweder das aus den zuführenden Leiterbahnen (Pd/Ag-Legierung) auf dem<br />

Trägermaterial <strong>und</strong>/oder möglicherweise sogar das von der Ag/AgCl-Referenzelektrode in<br />

Lösung gegangene Silber auf den Elektroden der Mikroelektrodenstruktur zum Metall<br />

reduziert. (Die Leiterbahnen auf dem Al 2 O 3 -Keramikträger waren nicht hinreichend gegen<br />

Säureangriff geschützt. Die Säure zersetzte nach einer Weile die<br />

Siliziumdioxid/Siliziumnitrid-Deckschicht <strong>und</strong> löste die Leiterbahnen auf. Eine zusätzliche<br />

Isolationsschicht aus 2-Komponenten-Kleber unterband den Säureangriff. Allerdings ist<br />

dieses Konzept keine zuverlässige Isolationsmethode, da der Kleber zwar lange, aber auch<br />

nicht dauerhaft auf der Keramikunterlage haftet. Die Lösung konnte die Klebestelle teilweise<br />

unterkriechen. Der mit Silberchlorid belegte Silberdraht als Referenzelektrode war nicht durch<br />

eine Glasfritte von dem eigentlichen Elektrolyten getrennt. Daher konnte das Silber überhaupt<br />

ionisch in Lösung gehen, obwohl sich eher erwarten ließ, daß es sich sofort als<br />

Silberchloridniederschlag am Silberdraht selbst oder am Gefäßboden <strong>und</strong> nicht nach<br />

Reduktion zum Silber auf den Elektrodenfenstern abschied.) Nach Identifizierung dieses<br />

Fehlers durch Nachweis des Silbers im EDX-Spektrum (Energy Dispersive X-rax analysis), in<br />

dem kein Iridium zu sehen war (Abbildung 26), <strong>und</strong> Ausschluß desselben gelang es in der<br />

verbliebenen Zeit nicht mehr, die für die Iridiumabscheidung geeigneten Bedingungen<br />

ausfindig zu machen, obwohl ein Patent VON C. L. BYERS, P. ZIMMERMAN, P. FEINSTEIN UND<br />

M. SUTTER 50 gr<strong>und</strong>sätzlich diesen Weg der elektrolytischen Iridiumabscheidung als<br />

Möglichkeit beschreibt. Ihre Ergebnisse ließen sich allerdings mit den oben beschriebenen<br />

Geräten, über die sich auch amperostatisch Strompulse erzeugen lassen, im vorgegebenen<br />

Zeitrahmen nicht verifizieren.<br />

44


elative Intensität<br />

Energie [keV]<br />

Abbildung 26: EDX-Spektrum der mit Silber belegten Mikroelektrodenstruktur. Aufgetragen sind die relative<br />

Signalintensität gegen die Energie des emittierten Röntgenquants. Deutlich zu sehen ist der Peak für Silber (OZ:<br />

47), nicht dagegen der für Iridium (OZ: 77).<br />

Als Ursache für die gehemmte Reaktivität des Iridiums in den Oxidationsstufen +III (im<br />

neutralen <strong>und</strong> basischen) <strong>und</strong> +IV (in HCl-saurer Lösung) wird die Bildung eines stabilen<br />

Hexaquakomplexes genannt. 51 Die ursprüngliche Idee war es, durch Umkomplexierung<br />

(Hexachlorokomplex) die Reaktivität zu erhöhen. Man muß von einer kinetischen Hemmung<br />

ausgehen, da sich das Iridiumchlorid chemisch leicht zum nachtblauen Iridiumoxid umsetzen<br />

(Oxidation mit H 2 O 2 ) bzw. als Fluorid mit NaF fällen läßt.<br />

45


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Folgende Lösungen wurden mit dem Iridiumchlorid angesetzt:<br />

Lösungsmittel<br />

IrCl 3 0,01M <strong>und</strong> HCl (15%): Sherry-braun<br />

klar löslich<br />

neutrale IrCl 3 -Lösung: 0,01M: grünbraun<br />

löslich<br />

IrCl 3 in 97%iger Schwefelsäure: schlecht<br />

löslich<br />

IrCl 3 in wasserfreiem Acetonitril: (etwas)<br />

löslich (rötlich); Leitsalz: Tetrabutylammoniumperchlorat<br />

IrCl 3 in wasserfreiem Ethanol: Sherry-braun<br />

löslich<br />

IrCl 3 in stark ammoniakalischer Lösung: olivklar<br />

löslich<br />

IrCl 3 in stark alkalischer Lösung (KOH) mit<br />

<strong>und</strong> ohne Wasserstoffperoxid<br />

Erwartungen<br />

Bildung eines Hexachlorokomplexes des<br />

3<br />

Iridiums: Ir(III)Cl 6 oder Ir(IV)Cl 2 6 , der<br />

sich kathodisch leichter als der<br />

Hexaquakomplex reduzieren ließe<br />

Oxidatives Potential zwischen 0 <strong>und</strong> bis zu<br />

+10V, um gleich IrO 2 auf der Oberfläche<br />

abzuscheiden. (Anhaltspunkt war die einfach<br />

durchzuführende chemische Oxidation einer<br />

wäßrigen IrCl 3 -Lösung mit H 2 O 2 .)<br />

Zerstörung des Hexaquakomplexes aus dem<br />

Restwasseranteil in dem vorliegenden Salz<br />

durch die stark wasserentziehende Wirkung<br />

der konzentrierten Schwefelsäure<br />

Abscheidung aus wasserfreier Umgebung<br />

Abscheidung aus wasserfreier Umgebung<br />

Bildung eines Komplexes mit geringerer<br />

Überspannung<br />

Bildung eines Komplexes mit geringerer<br />

Überspannung; chemische Unterstützung<br />

über das Wasserstoffperoxid<br />

Das Silber schied sich als schwarzer, samtiger Belag (ähnlich dem Platinmoor), wie<br />

gewünscht, genau auf den Fensterstrukturen, nicht aber auf den ableitenden Bahnen der<br />

Mikroelektrodenstruktur ab. Im noch feuchten Zustand haftet das Silber allerdings nicht sehr<br />

fest auf der glatten Platinunterlage <strong>und</strong> läßt sich mechanisch (Wischen, Kratzen) relativ leicht<br />

wieder von den Elektroden entfernen. Erst in trockenem Zustand unterstützt sich wohl die<br />

46


Schicht zweidimensional von selbst <strong>und</strong> haftet damit besser auf der Oberfläche. Das<br />

Impedanzverhalten veränderte sich dramatisch in Richtung der erwarteten Werte: 10 2 Ω<br />

(100kHz) bis 10 4 Ω (1Hz) mit einem nichtlinearen Anstieg.<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

47


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Abbildung 27: REM-Aufnahmen eines mit Silber nach obigem Prozeß belegten Pt-Elektrodenfensters (Pin N°<br />

07, Bilder A,B,C <strong>und</strong> D) <strong>und</strong> der Gegenelektrode (Pin N° 01, Bilder E <strong>und</strong> F) der Mikroelektrodenstruktur mit<br />

zunehmenden Vergrößerungsfaktoren. Die Aufnahmen zeigen eine relativ gleichmäßige körnige Struktur der<br />

Abscheidung, die damit die Oberfläche um ein Vielfaches vergrößert. Die Impedanz einer Elektroden/Elektrolyt-<br />

Grenzschicht, die sich vereinfacht in erster Näherung aus einem Parallelschaltkreis mit Widerstand <strong>und</strong><br />

Kondensator zusammengesetzt denken läßt, wird nach fraktaler Metallabscheidung in erster Linie von dem<br />

kapazitiven Element dominiert, das seinerseits stark abhängig von der effektiven Oberfläche ist.<br />

Mit Platin ließen sich die Elektrodenfenster unter den selben cyclovoltammetrischen<br />

Parametern nach 150 Zyklen aus einer Hexachlorplatinsäure in einer etwas dickeren Schicht<br />

belegen. Auch hier zeigt sich im Rasterelektronenmikroskop eine fraktale feinkörnige<br />

Abscheidung, die der der Silberabscheidung stark ähnelt. Das Gesamtimpedanzverhalten ist in<br />

diesem Fall über einen weiteren Bereich konstant als das der mit Silber belegten Elektroden.<br />

Abbildung 28: REM-Aufnahmen eines mit Platin nach obigem Prozeß belegten, zuvor blanken Pt-<br />

Elektrodenfensters der Mikroelektrodenstruktur mit zunehmenden Vergrößerungsfaktoren. Die Aufnahmen<br />

zeigen auch hier eine relativ gleichmäßige körnige Struktur der Abscheidung, die ebenfalls die Oberfläche um ein<br />

Vielfaches vergrößert. Ein Vergleich der fast identischen Silberabscheidung mit der von Platin läßt vermuten,<br />

daß weniger das Metall selbst als die Abscheidungsparameter die Körnigkeit <strong>und</strong> Oberflächenstruktur der<br />

gebildeten Metallschicht bestimmen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß sich Silber <strong>und</strong> Platin nach Wahl einer schnellen<br />

Spannungsrampe feinkörnig <strong>und</strong> gleichmäßig abscheiden lassen. Entgegen der intuitiven<br />

Annahme, eine langsame Spannungsrampe <strong>und</strong> geringe Ströme begünstigten eine<br />

gleichmäßige Abscheidung, zeigte sich, daß schnelle Spannungsänderungen die bei den<br />

angelegten Potentialdifferenzen schon auftretende Bildung größerer Wasserstoffblasen<br />

unterbindet. Kleinste Wasserstoffblasen dagegen tragen zu einer unterstützenden<br />

Mikrostrukturierung der Oberfläche bei, die im ganzen damit sehr groß <strong>und</strong> gleichmäßig zu<br />

gestalten ist.<br />

Das Impedanzverhalten aller untersuchten, hier exemplarisch ausgewählten Systeme ist in den<br />

folgenden drei Diagrammen vergleichsweise gegenübergestellt. Als Referenz wurden zwei<br />

48


Iridiumdrähte unterschiedlicher Abmessungen hinzugezogen. Einer davon wurde wie die<br />

Mikroelektrodenstrukturen belegt, der andere dagegen zyklovoltammetrisch in 0,5M H 2 SO 4<br />

oxidiert.<br />

1.00E+08<br />

1.00E+07<br />

1.00E+06<br />

Z [ohm] Träger mit Kleber<br />

Z [ohm] Ir-Draht 5mm*0.2mm unbelegt<br />

Z [ohm] Ir-Draht 5mm*0.2mm mit Ag belegt<br />

Z [ohm] Ir-Draht poliert 0.2mm unbelegt<br />

Z [ohm] Ir-Draht 0.2mm oxidiert (2020 Zyklen)<br />

Z [ohm] Gegenelektrode von die 20 unbehandelt<br />

Z [ohm] Elektrode 01 von die 20 unbehandelt<br />

Z [ohm] Gegenelektrode von die 27 mit Ag belegt<br />

Z [ohm] Elektrode 01 von die 27 mit Ag belegt<br />

Z [ohm] Gegenelektrode von die 28 mit Pt belegt<br />

Z [ohm] Elektrode 01 von die 28 mit Pt belegt<br />

Z [ohm] Pt Gegenelektrode oxidiert mit H2SO4<br />

Z [ohm] Pt Elektrode 01 oxidiert mit H2SO4<br />

1.00E+05<br />

Gesamtimpedanz Z [ ]<br />

1.00E+04<br />

1.00E+03<br />

1.00E+02<br />

1.00E+01<br />

1.00E+00<br />

1.00E+00<br />

1.58E+00<br />

2.51E+00<br />

3.98E+00<br />

6.31E+00<br />

1.00E+01<br />

1.58E+01<br />

2.51E+01<br />

3.98E+01<br />

6.31E+01<br />

1.00E+02<br />

1.58E+02<br />

2.51E+02<br />

3.98E+02<br />

6.31E+02<br />

1.00E+03<br />

1.58E+03<br />

2.51E+03<br />

3.98E+03<br />

6.31E+03<br />

1.00E+04<br />

1.58E+04<br />

2.51E+04<br />

3.98E+04<br />

6.31E+04<br />

1.00E+05<br />

Frequenz ν [Hz]<br />

Abbildung 29: Exemplarische Gegenüberstellung der BODE-Plots der Gesamtimpedanzen der untersuchten<br />

Systeme. Die Gesamtimpedanz ist sowohl von dem Elektrodenmaterial als auch insbesondere von der<br />

Oberflächenbeschaffenheit der Elektroden abhängig. Da davon ausgegangen werden kann, daß sich in<br />

biologischen Systemen mit den angelegten Spannungen an den Elektroden/Zellmedium-Grenzflächen keine<br />

Redoxprozesse abspielen werden, sind in diesem Fall keine Impedanzanteile durch Redoxsysteme, d.h.<br />

WARBURG-Impedanzen, zu erwarten. Allerdings wird der verwendete Elektrolyt einen Einfluß auf die<br />

Gesamtimpedanz haben, der aber in dieser vergleichenden Betrachtung nicht berücksichtigt wird. Mit<br />

abnehmender Gesamtimpedanz bei niedrigen Frequenzen sind folgende Systeme dargestellt: höchste Impedanz:<br />

1. Elektrodenfenster einer unbehandelten Mikroelektrodenstruktur; 2. Keramikträger ohne<br />

Mikroelektrodenstruktur; 3. Gegenelektrode einer unbehandelten Mikorelektrodenstruktur; 4. Elektrodenfenster<br />

mit Ag belegt; 5. Elektrodenfenster mit Pt belegt; 6. polierter Ir-Draht mit einer Gesamtoberfläche von<br />

0,063mm 2 ; 7. unbelegter Ir-Draht mit einer Gesamtoberfläche von 0,377mm 2 ; 8. oxidierter Ir-Draht mit der<br />

geometrischen Oberfläche von 0,063mm 2 ; 9. mit Ag belegte Gegenelektrode einer Mikroelektrodenstruktur; 10.<br />

in 0,05M H 2 SO 4 oxidiertes Pt-Elektrodenfenster; 11: in 0,05M H 2 SO 4 oxidierte Pt-Gegenelektrode; 12: mit Ptbelegte<br />

Gegenelektrode; geringste Impedanz: 13. mit Ag belegter Iridiumdraht mit der geometrischen Oberfläche<br />

von 0,377mm 2 .<br />

49


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Phasenwinkel [°]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

phi [°] Träger mit Kleber<br />

phi [°] Ir-Draht 5mm*0.2mm unbelegt<br />

10phi [°] Ir-Draht 5mm*0.2mm mit Ag belegt<br />

phi [°] Ir-Draht poliert 0.2mm unbelegt<br />

phi [°] Ir-Draht 0.2mm oxidiert (2020 Zyklen)<br />

phi [°] Gegenelektrode von die 20 unbehandelt<br />

phi [°] Elektrode 01 von die 20 unbehandelt<br />

0phi [°] Gegenelektrode von die 27 mit Ag belegt<br />

phi [°] Elektrode 01 von die 27 mit Ag belegt<br />

phi [°] Gegenelektrode von die 28 mit Pt belegt<br />

phi [°] Elektrode 01 von die 28 mit Pt belegt<br />

phi [°] Pt Gegenelektrode oxidiert mit H2SO4<br />

phi [°] Pt Elektrode 01 oxidiert mit H2SO4<br />

1.00E+00<br />

1.58E+00<br />

2.51E+00<br />

3.98E+00<br />

6.31E+00<br />

1.00E+01<br />

1.58E+01<br />

2.51E+01<br />

3.98E+01<br />

6.31E+01<br />

1.00E+02<br />

1.58E+02<br />

2.51E+02<br />

3.98E+02<br />

6.31E+02<br />

Frequenz ν [Hz]<br />

1.00E+03<br />

1.58E+03<br />

2.51E+03<br />

3.98E+03<br />

6.31E+03<br />

1.00E+04<br />

1.58E+04<br />

2.51E+04<br />

3.98E+04<br />

6.31E+04<br />

1.00E+05<br />

Abbildung 30: Frequenzverlauf der Phasenwinkel der verglichenen Systeme<br />

50


1.00E+08<br />

1.00E+07<br />

1.00E+06<br />

1.00E+05<br />

1.00E+04<br />

- Z´´<br />

1.00E+03<br />

1.00E+02<br />

1.00E+01<br />

1.00E+00<br />

|Z"| [ohm] Träger mit Kleber<br />

|Z"| [ohm] Ir-Draht 5mm*0.2mm unbelegt<br />

|Z"| [ohm] Ir-Draht 5mm*0.2mm mit Ag belegt<br />

|Z"| [ohm] Ir-Draht poliert 0.2mm unbelegt<br />

|Z"| [ohm] Ir-Draht 0.2mm oxidiert (2020 Zyklen)<br />

|Z"| [ohm] Gegenelektrode von die 20 unbehandelt<br />

|Z"| [ohm] Elektrode 01 von die 20 unbehandelt<br />

|Z"| [ohm] Gegenelektrode von die 27 mit Ag belegt<br />

|Z"| [ohm] Elektrode 01 von die 27 mit Ag belegt<br />

|Z"| [ohm] Gegenelektrode von die 28 mit Pt belegt<br />

|Z"| [ohm] Elektrode 01 von die 28 mit Pt belegt<br />

|Z"| [ohm] Pt Gegenelektrode oxidiert mit H2SO4<br />

|Z"| [ohm] Pt Elektrode 01 oxidiert mit H2SO4<br />

1.00E-01<br />

1.00E+00 1.00E+01 1.00E+02 1.00E+03 1.00E+04 1.00E+05 1.00E+06 1.00E+07 1.00E+08<br />

Z´<br />

Abbildung 31: ARGAND- oder NYQUIST- Diagramm der verglichenen Systeme. Interessant ist das Z’’/Z’-<br />

Verhalten des mit Ag belegten 5mm langen Iridiumdrahtes, das auf eine fast reine Kapazität schließen läßt.<br />

Folgende Ersatzschaltkreise lassen sich mit dem Programm „Equivalent Circuit“ von B. A.<br />

BOUKAMP, University of Twente, the Netherlands, an die gemessenen Impedanzen anpassen.<br />

Die relativen Fehler weisen nicht notwendigerweise auf eine schlechte Übereinstimmung von<br />

gemessenen <strong>und</strong> simulierten Daten hin, da offenbar einzelne Maximalabweichungen<br />

überproportional stark gewichtet werden.<br />

51


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

System<br />

Ersatzschaltkreis<br />

Größe der Elemente relativer Fehler [%]<br />

Mit Silber belegter Iridiumdraht<br />

der geometrischen Oberfläche<br />

QDs<br />

von 0,377mm 2 RE<br />

R E : 1,35·10 2 Ω<br />

Q DS : 1,74·10 -4 Fs (n-1)<br />

n: 0,92<br />

0,63<br />

2,39<br />

0,75<br />

Neben dem Elektrolytwiderstand taucht nur ein konstantes Phasenelement mit relativ hoher<br />

Kapazität auf. Ein Durchtrittswiderstand ist nicht zu finden. Der belegte Draht verhält sich<br />

annähernd wie eine reine Kapazität. Allerdings liegt der kapazitive Anteil so hoch, daß<br />

irreversible chemische Prozesse an der Grenzschicht, die die Ladungen verzehren, nicht<br />

auszuschließen sind. Möglicherweise sind eingelagerte Verunreinigungen dafür<br />

verantwortlich.<br />

Polierter Iridiumdraht mit einer<br />

geometrischen Gesamtoberfläche<br />

von 0,063mm 2<br />

RE<br />

RDt<br />

CDs<br />

R E :<br />

R Dt :<br />

Q DS :<br />

7,03·10 2 Ω<br />

9,98·10 5 Ω<br />

1,34·10 -6 Fs (n-1)<br />

11,22<br />

50,63<br />

10,36<br />

R E (R Dt Q Ds )<br />

n: 0,58<br />

2,46<br />

Im einfachsten, hier auftretenden Fall verhält sich eine Elektroden/Elektrolyt-Grenzschicht<br />

wie eine Kapazität (bzw. ein konstantes Phasenelement) mit einem hohem<br />

Durchtrittswiderstand für die Ladungen beim Übertritt aus dem Material in die Lösung.<br />

Offensichtlich ist die Kapazität von der effektiven Elektrodenoberfläche abhängig, wogegen<br />

der Durchtrittswiderstand in erster Linie eine für das Metall <strong>und</strong> seine Beschaffenheit<br />

(Körnigkeit) charakteristische Größe ist.<br />

Über 2020 Zyklen oxidierter<br />

Iridiumdraht mit einer<br />

RE ZW<br />

geometrischen Gesamtoberfläche<br />

von 0,063mm 2<br />

R E : 1,04·10 3 Ω<br />

5,24<br />

Z W : 7,59·10 -6 Ωs −½ 3,39<br />

R E Z W<br />

Das Impedanzverhalten wird in diesem Fall neben dem Elektrolytwiderstand allein durch die<br />

WARBURG-Impedanz bestimmt, die aus der Porosität der Oxidschicht resultiert <strong>und</strong> die eine<br />

offenbar dominierende Diffusionsbarriere darstellt.<br />

52


Unbelegte Gegenelektrode einer<br />

Mikroelektrodenstruktur mit<br />

einer geometrischen Oberfläche<br />

von 81200µm 2<br />

RDt<br />

RE<br />

CDs<br />

R E (R Dt Q Ds )<br />

R E : 4,79·10 2 Ω<br />

R Dt : 9,52·10 7 Ω<br />

Q DS : 4,57·10 -8 Fs (n-1)<br />

n: 0,90<br />

2,70<br />

82,10<br />

2,31<br />

0,34<br />

Unbelegte Fensterelektrode einer<br />

Mikroelektrodenstruktur mit<br />

einer geometrischen Oberfläche<br />

von 7696µm 2<br />

RDt<br />

RE<br />

CDs<br />

R E (R Dt Q Ds )<br />

R E : 2,05·10 3 Ω<br />

R Dt : 1,76·10 8 Ω<br />

Q DS : 3,32·10 -9 Fs (n-1)<br />

n: 0,88<br />

9,60<br />

18,60<br />

3,64<br />

0,51<br />

Nicht unbedingt einsichtig ist das Ansteigen des Elektrolytwiderstands mit abnehmender<br />

Elektrodengröße.<br />

Mit Silber belegte<br />

Gegenelektrode<br />

einer<br />

Mikroelektrodenstruktur<br />

RE<br />

RDt<br />

CDs<br />

R E :<br />

R Dt :<br />

Q DS :<br />

4,05·102Ω<br />

1,69·10 5 Ω<br />

4,41·10 -6 Fs (n-1)<br />

0,75<br />

10,67<br />

2,12<br />

R E (R Dt Q Ds )<br />

n: 0,48<br />

0,48<br />

oder<br />

RDt<br />

RE<br />

CP<br />

QDs<br />

R E (R Dt C P Q Ds )<br />

R E : 4,05·10 2 Ω<br />

R Dt : 1,69·10 5 Ω<br />

C P : 2,53·10 -21 F<br />

Q DS : 4,41·10 -6 Fs (n-1)<br />

n: 0,94<br />

0,87<br />

15,07<br />

/<br />

86,01<br />

7,97<br />

In den einfachen R(RQ)-Schaltkreis läßt sich ohne großen Fehler eine zusätzliche parasitäre<br />

Kapazität einführen, deren Größe allerdings vernachlässigbar ist.<br />

Mit Silber belegte<br />

Fensterelektrode einer<br />

Mikroelektrodenstruktur<br />

RE<br />

RDt<br />

CDs<br />

R E :<br />

R Dt :<br />

Q DS :<br />

2,92·10 3 Ω<br />

2,72·10 6 Ω<br />

3,90·10 -7 Fs (n-1)<br />

2,70<br />

82,10<br />

2,31<br />

R E (R Dt Q Ds )<br />

n: 0,92<br />

0,34<br />

53


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Mit Platin belegte<br />

Gegenelektrode<br />

einer<br />

Mikroelektrodenstruktur<br />

RE<br />

QSur<br />

RDt<br />

QDs<br />

R E : 2.91·10 3 Ω<br />

Q Sur : 3.32·10 -4 Fs (n-1)<br />

n: 0.79<br />

0,97<br />

9,61<br />

11,38<br />

R E Q Sur (R Dt Q Ds )<br />

R M : 9.07·10 2 Ω<br />

Q Ds :2.91·10 3 Fs (n-1)<br />

n: 0.61<br />

14,80<br />

12,12<br />

3,40<br />

Mit Platin belegte<br />

Fensterelektrode einer<br />

Mikroelektrodenstruktur<br />

RE<br />

QSur<br />

RDt<br />

CDs<br />

R E : 1.89·10 3 Ω<br />

Q Sur : 1.18·10 -6 Fs (n-1)<br />

n: 0.72<br />

2,73<br />

4,87<br />

9,43<br />

R E Q Sur (R Dt C Ds )<br />

R M :<br />

9.75·10 3 Ω<br />

12,55<br />

C Dl :<br />

2.59·10 -7 F<br />

2,33<br />

Wie bei dem mit Silber belegten Iridiumdraht verhält sich die körnig rauhe Oberfläche<br />

weitgehend rein kapazitiv.<br />

Gegenelektrode nach oxidativer<br />

Aufrauhung in H 2 SO 4<br />

Elektrodenfenster nach<br />

oxidativer Aufrauhung in H 2 SO 4<br />

R E : 8,17·10 2 Ω<br />

Q DS : 5,47·10 -5 Fs (n-1)<br />

n: 0,77<br />

QDs<br />

RE<br />

R E : 1,36·10 3 Ω<br />

Q DS : 1,64·10 -5 Fs (n-1)<br />

n: 0,58<br />

QDs<br />

RE<br />

3,61<br />

13,68<br />

5,17<br />

5,62<br />

12,90<br />

5,03<br />

Nach oxidativer Behandlung der Elektroden in 0,5M H 2 SO 4 (0V bis +2V, 500 Zyklen) ließ<br />

sich eine Aufrauhung der Oberflächen im Lichtmikroskop erkennen (besser als im<br />

Elektronenmikroskop). Interessant ist, daß die Kapazität im Vergleich zur unbehandelten<br />

Elektrode um 3 bis 4 Größenordnungen gestiegen ist.<br />

R<strong>und</strong>e Klammern () weisen auf parallel verschaltete Elemente hin. R E : Elektrolytwiderstand; R Dt :<br />

Durchtrittswiderstand; C Ds : Doppelschichtkapazität; C Sur : Oberflächenkapazität an der äußeren<br />

Elektrodenoberfläche; Q Ds : konstantes Phasenelement für eine Doppelschicht; Q Sur : konstantes Phasenelement für<br />

eine äußere Elektrodenoberfläche; Z W : WARBURG-Impedanz; C P : Parasitäre Kapazität<br />

Wie sich aus den Ergebnissen erkennen läßt, ließ sich kein Ersatzschaltbild direkt an die von<br />

ROBINSON <strong>und</strong>/oder KOVACS vorgestellten Ersatzschaltkreise anpassen (vgl. Abbildung 12).<br />

54


Die Ursache liegt unter anderem sicherlich an dem außerordentlich kleinen Beitrag der<br />

parasitären Komponenten, die sich aufgr<strong>und</strong> der nicht hinreichenden Anzahl von Meßpunkten<br />

<strong>und</strong> dem für genaueste Untersuchungen zu eng gewählten Frequenzbereich noch nicht<br />

erfassen ließen. Außerdem ist es nicht einfach, den Meßaufbau derart zu entwerfen, daß<br />

externe Störungen ausgeschlossen werden können <strong>und</strong> absolute Reproduzierbarkeit<br />

gewährleistet ist.<br />

3.3<br />

Peptidbelegungen<br />

Um den nachwachsenden Nervenzellen eine geeignete Umgebung anzubieten, in der sie sich<br />

ungehindert regenerieren können, muß die Elektroden- <strong>und</strong> evtl. die gesamte die-Oberfläche<br />

modifiziert werden. Es bietet sich eine chemische sowie strukturelle Modifikation durch<br />

Peptidbelegung <strong>und</strong>/oder Aufbringen von Führungskanälen auf den<br />

Mikroelektrodenstrukturen an. Es ist bekannt, daß Zellen im allgemeinen <strong>und</strong> Nervenzellen<br />

insbesondere im einfachsten Fall hydrophile Oberflächen mit positiven Partialladungen<br />

bevorzugen. Hydrophobe, negativ geladene Oberflächen wirken abstoßend. 52,53 Im Rahmen<br />

dieser Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlichen <strong>und</strong> Medizinischen<br />

Institut der Universität Tübingen NMI, Reutlingen, zunächst nur die Belegung mit<br />

verschiedenen Peptidteilsequenzen des Laminins verfolgt, die von den Nervenzellen über<br />

spezifische Rezeptoren (Integrine) erkannt <strong>und</strong> als adhäsive Unterlage akzeptiert werden.<br />

Diese Studie sollte eine grobe Abschätzung gestatten, ob Peptidteilsequenzen aus den<br />

natürlichen Proteinen generell als geeigneter Proteinersatz dienen könnten. Laminin ist ein<br />

Oligopeptid (67kDa), das aus drei kettenförmigen Untereinheiten A (M r : 400000), B1 (M r :<br />

210000) <strong>und</strong> B2 (M r : 200000) besteht, die in einer kreuzartigen Struktur zusammenliegen. 11<br />

Das Laminin unterstützt die Zelladhäsion aller Zellen im Körper <strong>und</strong> wird entsprechend auch<br />

in allen Körperregionen gef<strong>und</strong>en. Es ist eines der ersten Oligopeptide, die der Körper in<br />

seiner Entwicklung überhaupt produziert.<br />

55


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

A<br />

Abbildung 32: Schematische Struktur des Laminins mit<br />

seinen drei funktionellen Untereinheiten <strong>und</strong> der<br />

Bedeutung verschiedener Abschnitte für die<br />

Zelladhäsion.<br />

B1<br />

Zellankopplung<br />

B2<br />

Zellankopplung<br />

Zellankopplung<br />

Heparinbindung<br />

Neuritenauswuchs<br />

Die Strategie, mit Teilsequenzen zu arbeiten, erscheint aus den folgenden Gründen sinnvoll:<br />

1. Das große Laminin an sich belegt die Substratunterlage großflächig <strong>und</strong> ungeordnet. Eine<br />

reproduzierbare, selektive Belegung ist aus diesem Gr<strong>und</strong> nicht möglich. Kleinere<br />

Ausschnitte aus dem Molekül lassen sich mit geeigneten funktionellen Gruppen versehen<br />

<strong>und</strong> damit selektiv <strong>und</strong> geordnet auf einer bestimmten Materialoberfläche, z.B. über<br />

Polymerisation, definierte Adhäsion oder kovalente Ankopplung, aufbringen.<br />

2. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Axon einer Nervenfaser die unter der Peptidbelegung<br />

liegenden Elektroden kontaktiert, wächst mit abnehmender Dicke der Peptidschicht, da von<br />

einem kapazitiven Stromfluß bei der Signalableitung als auch bei der Neurostimulation<br />

ausgegangen wird <strong>und</strong> die Kapazität mit abnehmender Doppelschichtdicke zunimmt (vgl.<br />

Gleichung (1-4).<br />

3.3.1<br />

.1 Zyklovoltammetrische Polymerisation von Lamininteilsequenzen<br />

Die vom Arbeitskreis Prof. G. Jung an der Universiät Tübingen fre<strong>und</strong>licherweise zur<br />

Verfügung gestellten, an ihren N-terminalen Enden modifizierten Laminin-Teilsquenzen<br />

wurden zyklovoltammetrisch oxidativ auf einen Kamm von 100µm Pt-Kammstrukturen auf<br />

Saphir polymerisiert. Untereinander werden die Sequenzen über polymerisierbare Endgruppen<br />

(3-Hydroxyphenylessigsäure: 3Hpa) oxidativ vernetzt.<br />

56


R2<br />

R2<br />

R2<br />

R2<br />

HN<br />

CO<br />

HN<br />

CO<br />

HN<br />

CO<br />

HN<br />

CO<br />

R1<br />

NH<br />

R1<br />

NH<br />

R1<br />

NH<br />

R1<br />

NH<br />

OC<br />

CH2<br />

OC<br />

CH2<br />

H<br />

OC<br />

H<br />

CH2<br />

OC<br />

H<br />

CH2<br />

H<br />

OH<br />

O<br />

Anode:<br />

Oxidation<br />

e<br />

H<br />

- e<br />

O<br />

H<br />

-H<br />

Protonenabspaltung<br />

e<br />

O<br />

Anode:<br />

Oxidation<br />

O<br />

H<br />

Elektrophiler<br />

Angriff<br />

A B C D<br />

- e<br />

CH2C(O)NHR<br />

R2<br />

HN<br />

CO<br />

R1<br />

NH<br />

OC<br />

CH2<br />

CH2C(O)NHRx<br />

CH2C(O)NHRz<br />

H<br />

OH<br />

O<br />

O<br />

-H<br />

O<br />

CH2C(O)NHR<br />

O<br />

CH2C(O)NHRy<br />

O<br />

E<br />

F<br />

Abbildung 33: Polymerisationsablauf: 54 Die phenolische Hydroxygruppe wird zunächst zum Phenol-Kation-<br />

Radikal oxidiert (A), gibt dann ein Proton ab (Phenoxyl-Radikal B) <strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> des geringeren<br />

Oxidationspotentials des entstandenen Oxoradikals gleich weiter zum Phenoxy-Kation oxidiert, dessen positive<br />

Ladung delokalisiert werden kann (C). Dieses wird bevorzugt in para-Stellung elektrophil an dem aromatischen<br />

Ring einer anderen peptidderivatisierten 3-Hydroxyphenylessigsre angreifen (D) <strong>und</strong> unter Verdrängung eines<br />

weiteren Protons (E) das eigentliche Polymer bilden (F).<br />

Die so agglomerierten Strukturen legen sich adhäsiv auf die Elektrodenkämme. Die Belegung<br />

nur eines Kammes gestattet einen Vergleich, ob die Zellen wirklich selektiv die mit den<br />

Sequenzen beschichteten Bereiche bevorzugen. Die polymerisierbare Gruppe ist über zwei ε-<br />

Aminocapronsäure-Spacer (-Aca-Aca-) von den eigentlich aktiven Teilsequenzen des<br />

Laminins getrennt. Folgende Parameter wurden eingestellt: Lösungsmittel PBS (Phosphate<br />

Buffered Saline); Startpotential: 0,2V, Spannungsrampe: 100mV/s; Spitzenpotential: 1,2V,<br />

Verweilzeit beim Spitzenpotential: 20 Sek<strong>und</strong>en, Endpotential: 0,2V, Anzahl der Zyklen: 20.<br />

57


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

Abbildung 34: Schematische Darstellung der Platin-<br />

Kammstruktur auf Saphir. Die 100µm breiten<br />

Kammzinken liegen in 100µm weitem Abstand<br />

nebeneinander. In Wirklichkeit liegen weit mehr<br />

Zinken nebeneinander.<br />

Das Laminin selbst als auch die Teilsequenzen Tyr-Ile-Gly-Ser-Arg (YIGSR) aus der B 1 -Kette<br />

<strong>und</strong> Ile-Lys-Val-Ala-Val (IKVAV) aus der A-Kette kamen in folgenden Varianten zum<br />

Einsatz:<br />

Laminin<br />

Intention<br />

Laminin<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> Neuritenwachstum; Test, ob sich<br />

Laminin direkt elektrochemisch auf den Elektroden<br />

abscheiden läßt<br />

Sequenzen aus dem Laminin<br />

3Hpa-Aca-Aca-CDPGYIGSR<br />

3Hpa-βAla-Val-CDPGYIGSR<br />

3Hpa-Aca-Aca-CDPGYIGSR-NH 2<br />

3Hpa-βAla-Val-CDPGYIGSR-NH 2<br />

3Hpa-Aca-Aca-SIKVAV<br />

Intention<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> Neuritenwachstum<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> Neuritenwachstum<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> Neuritenwachstum<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> Neuritenwachstum<br />

Zelladhäsion <strong>und</strong> z.T. Neuritenwachstum<br />

3Hpa-Aca-Aca-SRARKQAASIKVAVSADR Zelladhäsion <strong>und</strong> z.T. Neuritenwachstum<br />

Andere Sequenzen<br />

Intention<br />

3Hpa<br />

3Hpa-Aca-Aca-FFGGGGA<br />

Kontrollbelegung der komplementären Kämme<br />

hydrophobe Sequenz zum Verhindern der Zelladhäsion<br />

Nach Fluoreszenzanfärbung ließ sich lediglich in der ersten Versuchsreihe eine bevorzugte<br />

Zellbelegung von nur einem der beiden Kämme im Verhältnis 5:1 nachweisen. Leider hatten<br />

sich die Zellen auf dem zur Kontrolle mit 3-Hydroxyphenylessigsäure belegten Kamm<br />

angesiedelt, nicht dagegen auf dem Kamm mit den oben genannten Teilsequenzen des<br />

Laminins. In allen anderen Fällen kamen etwa gleich viele Zellen auf beiden Kämmen zu<br />

liegen. Von den mit Laminin belegten Kammstrukturen ließen sich die Zellen außerdem leicht<br />

58


<strong>und</strong> vollständig abspülen. In letztgenannten Fall kann also nicht von einer Zelladhäsion<br />

gesprochen werden. Offenbar verändern die Sequenzen bei der Ankopplung an die<br />

Abstandshalter oder auch erst bei der Polymerisation ihre für die Zellerkennung wichtige<br />

Tertiärstruktur. Zudem ist anzunehmen, daß eine einzige Erkennungssequenz allein die<br />

Zelladhäsion noch nicht in ausreichendem Maße zu fördern vermag.<br />

Es zeigte sich unter dem Fluoreszensmikroskop, daß die Anfärbung eine qualitative<br />

Beurteilung der Peptidbeschichtung gestattet, da der Farbstoff auch die Polymerschicht leicht<br />

anfärbt, nicht dagegen das Metall darunter. An einigen Stellen ließ sich erkennen, daß sich die<br />

Polymerschicht von dem Metalluntergr<strong>und</strong> abgelöst hatte <strong>und</strong> zerissen war. Auf einigen<br />

Strukturen konnte überhaupt keine Peptidschicht ausgemacht werden. Dort ist es<br />

offensichtlich zu keiner hinreichenden elektrochemischen Polymerisation gekommen. Wie die<br />

letzte Versuchsreihe außerdem zeigte, läßt sich das Laminin an sich unter den oben genannten<br />

Versuchsbedingungen elektrochemisch nicht abscheiden, solange keine polymerisierbare<br />

Seitenkette eingeführt wird, die die physiologische Wirkung nicht beeinträchtigt.<br />

3.3.2<br />

.2 Zukünftige Strategien bei der Peptidbelegung von Mikroelektrodenstrukturen<br />

Zur systematischen Untersuchung der Eigenschaften der Teilsequenzen sind folgende Aspekte<br />

zu berücksichtigen:<br />

• Die elektronischen Eigenschaften der zugr<strong>und</strong>e liegenden Strukturen, elektrochemisch<br />

modifiziert oder nicht, müssen vor der Belegung charakterisiert werden, um identische<br />

Bedingungen einhalten zu können <strong>und</strong> später eine Aussage über die Qualität der<br />

Peptidabscheidung z.B. mittels Impedanzspektroskopie treffen zu können. Die<br />

Impedanzspektroskopie liefert eine qualitative sowie semiempirisch halbquantitative<br />

(Eichkurven) Information über die Belegung, deren Dicke <strong>und</strong> Dichte.<br />

• Zur Kontrolle der Wirksamkeit einer Sequenz hinsichtlich der Zelladhäsion sind unbelegte<br />

<strong>und</strong>/oder unspezifisch belegte Strukturen hinzuzuziehen. Als eine weitere Referenz ließen<br />

sich Zellkulturen untersuchen, die auf einer Elektrodenstruktur angesiedelt werden, an<br />

deren Elektroden ein permanentes positives als auch an anderer Stelle negatives<br />

elektrisches Feld angelegt wird (milder Potentialgradient), um abschätzen zu können,<br />

welchen Einfluß Ladungsschwerpunkte allein auf die Zellorientierung <strong>und</strong> das Wachstum<br />

59


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

ausüben. Ebenso ließen sich Polymere mit kurzen geladenen Seitenketten auf die Elektrode<br />

aufbringen. Desweiteren ist eine experimentelle Trennung zwischen der Hydrophilie <strong>und</strong><br />

der Ladungspräferenz der Zellen vorzunehmen.<br />

• Für eine quantitative Auswertung sind alle übrigen Parameter konstant zu halten: Auf den<br />

belegten Strukturen müssen gleiche Zellkulturtypen angesiedelt werden. Messungen sind<br />

unter identischen Bedingungen durchzuführen.<br />

• Neben der spezifischen elektrochemischen Abscheidung auf den Metallelektroden ist auch<br />

eine spezifische chemische, d.h. kovalente Ankopplung an die Unterlage denkbar. Für<br />

Platin kämen Peptidsequenzen mit endständigen Carboxyl- oder Nitrilgruppen, für Gold<br />

Thiolendgruppen (z.B. aus dem Cystein) in Frage.<br />

• Neben der das Zellwachstum <strong>und</strong> die Zell- <strong>und</strong> Axonorientierung fördernden<br />

Oligopeptidbelegung ist eine gleichzeitige oder auch ausschließlich komplementäre<br />

Belegung der Substratunterlage um die Elektroden herum mit abweisenden chemischen<br />

Strukturen denkbar (Inhibitoren oder auch avoidance factors, z.B. modifizierte<br />

Organosilane, die sich auf die Silizium- oder Quarzoberfläche kovalent ankoppeln ließen,<br />

bzw. Proteine, die den Wachstumskegel der Nervenzelle zum Kollabieren bringen) 55 . Die<br />

Nervenzellen wüchsen dann nur auf den weniger abweisenden Elektrodenoberflächen aus.<br />

4 Zusammenfassung<br />

In der vorliegenden Arbeit wurden Metalle auf Platinelektroden von<br />

Mikroelektrodenstrukturen für neurowissenschaftliche Anwendungen elektrochemisch<br />

abgeschieden, um die Änderung der resistiven <strong>und</strong> kapazitiven Eigenschaften der Elektroden<br />

zu untersuchen <strong>und</strong> zu optimieren. Das in erster Linie interessierende Iridium ließ sich aus<br />

verschiedenen Iridium-(III)-chloridlösungen cyclovoltammetrisch nicht abscheiden,<br />

wahrscheinlich aufgr<strong>und</strong> der Ausbildung eines stabilen löslichen Komplexes, der kinetisch<br />

gehemmt ist <strong>und</strong> eine extrem hohe Überspannung aufweist. Silber <strong>und</strong> Platin ließen sich durch<br />

Wahl einer schnellen Spannungsrampe feinkörnig <strong>und</strong> gleichmäßig abscheiden. Entgegen der<br />

intuitiven Annahme, daß eine langsame Spannungsrampe <strong>und</strong> geringe Ströme eine<br />

gleichmäßige Abscheidung begünstigen, zeigte sich, daß schnelle Spannungsänderungen die<br />

bei den angelegten Potentialdifferenzen schon auftretende Bildung größerer Wasserstoffblasen<br />

unterbindet. Kleinste Wasserstoffblasen dagegen tragen zu einer unterstützenden<br />

60


Mikrostrukturierung der Oberfläche bei, deren effektiver Wert damit sehr groß <strong>und</strong><br />

gleichmäßig einzustellen ist. Im Impedanzspektrum zeigt sich der Oberflächengewinn in<br />

einem deutlichen Anstieg des kapazitiven Anteils, der die kapazitiv erfolgende Aufnahme von<br />

Nervensignalen sowie die ebenfalls kapazitiv durchführbare Neurostimulation begünstigt.<br />

Einfache Strukturierung durch elektrolytisch oxidatives Herauslösen von Platin aus der<br />

blanken Platinoberfläche der Elektroden in 0,5M H 2 SO 4 führte ebenso zu einer beträchtlichen<br />

gleichmäßigen Oberflächenaufrauhung <strong>und</strong> einhergehenden Erhöhung der Kapazität. Die aus<br />

den Impedanzspektren formulierbaren Ersatzschaltkreise, die das elektrische Verhalten des<br />

Systems beschreiben, zeigen mit ihren Werten der Bauelemente diesen Trend. Außerdem zeigt<br />

sich, daß gealterte Schichten, aus denen das Lösungsmittel verdampft war, auch weitgehend<br />

mechanisch stabil sind <strong>und</strong> auf der Unterlage haften bleiben.<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung von Mikroelektrodenstrukturen, die mit dem<br />

Nervensystem in Wechselwirkung treten sollen, ist die gezielte (bio)chemische <strong>und</strong><br />

strukturelle Oberflächenmodifizierung der Elektroden, um gewährleisten zu können, daß die<br />

einzelnen Nervenfasern auf die Struktur aufwachsen <strong>und</strong> die Stimulations- <strong>und</strong><br />

Ableitelektroden möglichst eng kontaktieren. In einem ersten Versuch wurde untersucht, wie<br />

sich eine natürliche Zellumgebung mit einfachen Mitteln simulieren läßt. Dazu wurde<br />

Laminin als Struktur, die in erster Linie der Zelladhäsion dient, sowie Ausschnitte aus diesem<br />

Oligopeptid elektrochemisch auf Kammelektrodenstrukturen aufgebracht. Es zeigte sich, daß<br />

die Ansprüche der Zellen für die erfolgreiche Adhäsion an die angebotene Oberfläche<br />

offenbar sehr hoch sind, da sie sich in keinem Fall auf den angebotenen Oligopeptidschichten<br />

ansiedelten, wohl aber auf der unspezifisch belegten Oberfläche aus polymerisierter 3-<br />

Hydroxyphenylessigsäure.<br />

5 Ausblick<br />

Wesentlich für einen guten physikalischen <strong>und</strong> elektrischen Elektroden/Gewebekontakt<br />

scheint eine große fraktale Oberfläche zu sein, die mit niedermolekularen Erkennungs- <strong>und</strong><br />

Adhäsionsstrukturen für die Zellmembranankopplung belegt ist. Die Elektrodenoberfläche<br />

ließe sich in die dritte Dimension hinein strukturieren, wenn man „Graben“- oder auch<br />

„Turm“- oder „Nadelstrukturen“ berücksichtigt. Die resultierende Oberfläche könnte<br />

anschließend zusätzlich elektrochemisch durch Metallabscheidung oder gezieltes Herauslösen<br />

61


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

von Elektrodenmaterial aufgerauht werden. Da die natürlich vorkommenden, für die<br />

Zelladhäsion verantwortlichen Oligopeptide relativ groß <strong>und</strong> vermutlich auch für andere<br />

Aufgaben verantwortlich sind, gilt es, die relevanten Erkennungsstrukturen aus diesen<br />

Oligopeptiden zu isolieren <strong>und</strong> über geeignete „chemische Klammern“ annähernd in ihre<br />

ursprüngliche Tertiärstruktur zu zwingen. Dies kann über untereinander verbrückte Spacer an<br />

beiden Enden der Erkennungssequenz geschehen, die sich über chemische oder<br />

elektrochemische Methoden an eine Elektrodenoberfläche ankoppeln lassen. Zusätzlich sollte<br />

in Zukunft berücksichtigt werden, daß nicht eine einzelne Erkennungsstruktur im Organismus<br />

die Zelladhäsion fördert, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Substanzen erst im<br />

Wechselspiel eine optimale Zellentwicklung gewährleisten.<br />

62


Danksagung<br />

Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit von Juni bis Dezember 1995 unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Wolfgang Göpel am Institut für Pyskalische <strong>und</strong> Theoretische <strong>Chemie</strong> an der<br />

Eberhard-Karls-Universität Tübingen durchgeführt.<br />

Herrn Prof. Dr. Wolfgang Göpel möchte ich für die Anregung <strong>und</strong> Überlassung des Themas<br />

sowie für die Bereitstellung der ausgezeichneten Arbeitsbedingungen danken.<br />

Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Christiane Ziegler für die gute Betreuung, Unterstützung<br />

<strong>und</strong> stete Diskussionsbereitschaft bei allen Fragen. Ich danke ihr für die guten Anregungen<br />

<strong>und</strong> die Gewährung eines großen Aktionsfreiraumes.<br />

Danken möchte ich auch Herrn Dr. Peter Heiduschka für die unkomplizierte Einführung in die<br />

Impedanzspektroskopie.<br />

Dem Arbeitskreis Prof. Dr. Günther Jung, insbesondere Herrn Dipl. Chem. Stefan Kienle,<br />

danke ich für die Bereitstellung der Peptidsequenzen.<br />

Den Herren Dr. Hugo Hämmerle <strong>und</strong> Dr. Karl Josef Föhr sowie ihren Mitarbeitern am NMI<br />

danke ich für die Zellbelegung.<br />

Insbesondere möchte ich mich auch bei Frau Elke Nadler für die ausgezeichneten REM-<br />

Aufnahmen <strong>und</strong> EDX-Messungen bedanken, die sie mit außerodentlichem Geschick <strong>und</strong><br />

erfahrenem Auge angefertigt hat.<br />

Desweiteren danke ich Herrn Dr. Gerd Noetzel für manche Hilfe <strong>und</strong> Beratung bei<br />

elektronischen Fragen <strong>und</strong> Schaltkreisentwürfen. Mit seinem Erfahrungsschatz in der<br />

Impedanzspektroskopie konnte er mir darüberhinaus bei der Auswertung der Spektren<br />

hilfreich zur Seite stehen.<br />

Besonders bedanke ich mich bei Herrn Dipl. Chem. Jan Rickert <strong>und</strong> Herrn Dipl. Chem. Ralph<br />

Burckardt für ihre Unterstützung, unsere Diskussionen <strong>und</strong> das gute Arbeitsklima. Besonders<br />

möchte ich Ralph Burckardt für seine guten Ideen <strong>und</strong> die hilfreiche Hand bei der Zyklischen<br />

Voltammetrie danken. Jan Rickert hat mir bei mancher Frage hinsichtlich der<br />

Impedanzspektroskopie guten Rat gegeben <strong>und</strong> schnell weiterhelfen können.<br />

Mein Dank gilt auch den Projektpartnern vom IBMT, insbesondere Herrn Dipl. Ing. Thomas<br />

Stieglitz, für die Bereitstellung der Mikroelektrodenstrukturen <strong>und</strong> die Diskussion der ersten<br />

Meßergebnisse.<br />

Herrn Dipl. Chem. Markus Schweizer-Berberich danke ich für die Einweisung in die<br />

Elektronenstrahlverdampfer-Anlage.<br />

Allen nicht namentlich erwähnten Mitarbeitern danke ich für die gute Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />

die außerordentlich gute Arbeitskreisatmosphäre.<br />

Schließlich sei meinen Eltern herzlicher Dank für ihre finanzielle <strong>und</strong> familiäre<br />

Unterstützung, die es mir gestattete, unbeschwert dem Studium nachzugehen.<br />

63


Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

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Modifikation <strong>und</strong> Charakterisierung von Mikroelektrodenstrukturen zur Optimierung der kapazitiven Kommunikation mit Nervenfasern<br />

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