Versuch Spektroskopie
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<strong>Versuch</strong> <strong>Spektroskopie</strong><br />
Beschafft aus Studiengebühren<br />
Vorbereitung: Gitterspektrometer, Atomspektren, Bahndrehimpuls, Spin,<br />
Plancksches Strahlungsgesetz, pn-Übergang, Leuchtdiode.<br />
Literatur:<br />
• allg. Lehrbücher der Physik<br />
• z. B. Halliday/Resnick: Physik Band 2 (Kap. 47.3, 49.3, 49.10, 51.2,<br />
51.8, 52.4, 53.9, 53.11, gibt es im Untergeschoss der Bibliothek)<br />
1 Gitterspektrometer<br />
Mit Hilfe eines Gitterspektrometers (Red Tide USB-650) wird das Emissionsspektrum<br />
von verschiedenen Lichtquellen (Atomspektren von H- und<br />
Hg, thermische Lichtquellen, Energiesparlampe, Leuchtdioden ) untersucht.<br />
Bei einem Gitterspektrometer wird prinzipiell das Licht verschiedener Wellenlängen<br />
unterschiedlich stark gebeugt. Hauptmaxima der Intensität bei<br />
Beugung von Licht der Wellenlänge λ an einem Gitter der Gitterkonstanten<br />
g treten dabei unter Winkeln auf, für die der Gangunterschied benachbarter<br />
Strahlen ein ganzzahliges Vielfaches (m ganze Zahl) der Wellenlänge ist<br />
(siehe auch Abbildung 1):<br />
g sinΘ = mλ<br />
Abbildung 1: Prinzip bei der Beugung am Gitter<br />
1
Bei dem im <strong>Versuch</strong> verwendeten Spektrometer wird mit Hilfe eines<br />
Lichtleiters das zu untersuchende Licht auf den Eintrittsspalt geführt. Über<br />
einen Spiegel (siehe auch Abb. 2) wird das Licht auf ein Gitter fokussiert.<br />
Abbildung 2: Prinzipieller Aufbau des verwendeten Spektrometers<br />
Durch einen weiteren Spiegel wird die 1. Beugungsordnung des Gitters auf<br />
eine CCD-Zeile mit 650 Pixeln abgebildet, die die optischen Signale in digitale<br />
Signale umwandelt. Das Spektrometer ist zur Steuerung und Datenerfassung<br />
über USB an einen Computer angeschlossen. Zur Steuerung und<br />
Darstellung der Daten wird das Programm SpectraSuite verwendet (Eine<br />
Kurzanleitung dazu liegt am <strong>Versuch</strong> aus). Der Messbereich erstreckt sich<br />
von 350 nm bis 1000 nm mit einer Auflösung von etwa 2 nm (FWHM=’Full<br />
width Half Maximum’, Breite des Peaks auf halber Höhe).<br />
2 Atomspektren<br />
In Einelektronensystemen wie H, He + , Li 2+ ... erfährt das Elektron im Abstand<br />
r vom Kern eine anziehende nur von r abhängige Coulomb-Kraft. In<br />
der quantenmechanischen Behandlung ergeben sich diskrete Energieniveaus<br />
für das Elektron, die näherungsweise nur von der Hauptquantenzahl n, jedoch<br />
nicht von Spin und Bahndrehimpuls der Elektronen abhängen:<br />
E n = −Rhc Z2<br />
n 2<br />
R ist dabei die Rydberg-Konstante. Geht das Elektron von einem höheren<br />
in einen energetisch niedrigeren Zustand über, so wird elektromagnetische<br />
Strahlung emittiert, deren Wellenlänge dieser Energiedifferenz enspricht. Es<br />
ergibt sich also ein Linienspektrum mit scharfen Wellenlängen.<br />
2
Bei Mehrelektronensystemen ist die Situation wesentlich komplizierter.<br />
Das Couloumbfeld des Kerns wird modifiziert durch das elektrische Feld aller<br />
anderen Elektronen des Atoms. Ein einzelnes Elektron sieht daher kein<br />
reines zentralsymmetrisches Coulomb-Feld mehr, die Wechselwirkung mit<br />
allen anderen Elektronen muss berücksichtigt werden. Die resultierenden<br />
Energieniveaus sind nicht nur von der Hauptquantenzahl n abhängig, sondern<br />
auch vom Bahndrehimpuls L, sowie dem Gesamtdrehimpuls J, der sich<br />
aus dem Bahndrehimpuls und dem Eigendrehimpuls (Spin) S der Elektronen<br />
zusammensetzt. Bei vollständig gefüllten Schalen kompensieren sich Spin<br />
und Bahndrehimpuls in der Regel zu Null, die chemischen und optischen<br />
Eigenschaften werden vorwiegend von den Valenzelektronen (Elektronen in<br />
nicht vollständig gefüllten Schalen oder Unterschalen) bestimmt. Für die<br />
Bezeichnung der Energiezustände wird üblicherweise folgende Nomenklatur<br />
verwendet:<br />
2S+1 L J<br />
dabei werden aus historischen Gründen anstelle L = 0, 1, 2, 3 die Buchstaben<br />
S, P, D, F verwendet. 2S + 1 gibt die Multiplizität der Zustände an:<br />
S=0 → ein Zustand = Singulett (z-Komponente: 0)<br />
S=1 → drei Zustände = Triplett (z-Komponente: +1, 0, -1)<br />
Beispiel Hg-Atom: Die zwei Valenzelektronen befinden sich für die niedrigsten<br />
angeregten Zuständen im Hg im 6s (l=0) und 6p (l=1) Zustand. Als<br />
Wert für den Gesamtbahndrehimpuls ergibt sich dann L=1, als mögliche<br />
Gesamtspins ergeben sich S=0 (Einzelspins antiparallel) und S=1 (Einzelspins<br />
parallel). Aus dem Gesamtbahndrehimpuls (L=1) und den Gesamtspins<br />
(S=0 und S=1) lassen sich als Gesamtdrehimpuls J=0, J=1 und J=2<br />
bilden. Es ergeben sich also folgende mögliche Zustände: 1 P 1 , 3 P 0 , 3 P 1 , 3 P 2 .<br />
Abbildung 3 zeigt ein vereinfachtes Energieniveauschema (Termschema) für<br />
das Hg-Atom. Beim Übergang zwischen zwei Energieniveaus kommt es zur<br />
Emission elektromagnetischer Strahlung einer festen Wellenlänge λ, die dem<br />
Energieunterschied ∆E zwischen diesen Energieniveaus entspricht:<br />
∆E = hc<br />
λ<br />
mit h: Plancksches Wirkungsquantum, c: Lichtgeschwindigkeit; es gilt: hc =<br />
1240 eV nm. Es sind jedoch nicht beliebige Übergänge zwischen Energieniveaus<br />
zur Emission elektromagnetischer Strahlung erlaubt, es sind Auswahlregeln<br />
zu beachten: Da das Photon einen Bahndrehimpuls von Eins besitzt,<br />
sind elektromagnetische Übergänge dominant nur zwischen solchen Energieniveaus<br />
möglich, die sich im Bahndrehimpuls L um Eins unterscheiden.<br />
3 Thermische Lichtquellen<br />
Lichtquellen, die aufgrund eines glühenden Drahtes elektromagnetische Strahlung<br />
emittieren, strahlen ein kontinuierliches Wellenlängenspektrum ab, das<br />
3
Abbildung 3: Termschema für das Hg-Atom, Energien in eV<br />
in guter Näherung dem Planckschen Strahlungsgesetz folgt. Für die Intensität<br />
der emittierten Strahlung abhängig von der Wellenlänge λ ergibt sich<br />
für verschiedene Temperaturen T:<br />
n(λ, T)dλ = 2π hc<br />
λ 5 1<br />
e hc/kTλ − 1 dλ<br />
mit h: Plancksches Wirkungsquantum, c: Lichtgeschwindigkeit, k Boltzmann-<br />
Konstante, T: absolute Temperatur.<br />
Die Lage des Maximums der Verteilung gibt das Wiensche Verschiebungsgesetz<br />
an:<br />
λ max T = 2.898 · 10 −3 Km<br />
4
4 Nicht-thermische Lichtquellen: Leuchtdioden<br />
Der prinzipielle Aufbau einer Leuchtdiode (LED) entspricht dem einer pn-<br />
Halbleiterdiode. Beim pn-Übergang ist eine Schicht mit Elektronenüberschuss<br />
(n-Schicht, V. Hauptgruppe) in Kontakt mit einer Schicht mit Elektronenmangel<br />
(p-Schicht, III. Hauptgruppe). Wird keine Spannung angelegt, rekombieneren<br />
die Elektronen mit den Löchern (fehlenden Elektronen) im<br />
Kontaktbereich, es entsteht eine ladungsträgerfreie Zone (Depletion region).<br />
Wird eine Spannung in Durchlassrichtung angelegt (Pluspol an p-Schicht,<br />
Minuspol an n-Schicht), so wandern Elektronen in das Rekombinationsgebiet.<br />
Auf der n-dotierten Seite bevölkern sie das Leitungsband. Ist die angelegt<br />
Spannung größer als der Bandabstand zwischen Valenzband und Leitungsband,<br />
so können die Elektronen die Grenzfläche überschreiten und nach<br />
dem Überschreiten auf das energetisch günstigere Valenzband wechseln. Bei<br />
diesem Übergang kann Licht ausgesandt werden, dessen Wellenlänge etwa<br />
dem Bandabstand E g entspricht:<br />
E g = hc 1 λ<br />
In Abbildung 4 sind die energetischen Verhältnisse bei einer Leuchtdiode<br />
mit (B) und ohne (A) angelegter Spannung dargestellt.<br />
Abbildung 4: LED im Bändermodell A) ohne Spannung; B) mit Spannung<br />
in Durchlassrichtung; E V Valenzband, E C Leitungsband<br />
5
<strong>Versuch</strong>sdurchführung und Aufgaben:<br />
Bemerkung: Drucken Sie Ihre gemessenen Spektren aus (Symbol Drucker<br />
und HP Laserjet auswählen).<br />
1. Nehmen Sie das Wellenlängenspektrum der mit H 2 O-Dampf gefüllten<br />
Röhre auf.<br />
(a) Identifizieren Sie die Linien, die zum Wasserstoff gehören (Balmer-<br />
Linien). Bestimmen Sie die Wellenlänge der Linien und deren<br />
Breite (FWHM). Verwenden Sie dazu das Peak Finding Tool des<br />
Programms (rechte untere Ecke des Graphen, Details finden Sie<br />
in der Kurzanleitung, die am <strong>Versuch</strong> ausliegt). Bei der Bestimmung<br />
der Breite darf das Maximum die Skala nicht überschreiten.<br />
(b) Bestimmen Sie aus der gemessenen Wellenlänge der Wasserstofflinien<br />
die Rydberg-Konstante (mit Fehlerrechnung!). Vergleichen<br />
Sie mit dem Literaturwert.<br />
(c) <strong>Versuch</strong>en Sie die übrigen Linien anhand von Sekundärliteratur<br />
zu identifizieren (z.B. Landolt-Börnstein: Zahlenwerte Atom- und<br />
Molekülphysik, Band1, Teil1 Seite 147; in der Bibliothek Physik<br />
vorhanden) und geben Sie an zwischen welchen Zuständen die<br />
jeweiligen Übergänge stattfinden.<br />
2. Nehmen Sie das Wellenlängenspektrum der Quecksilberdampflampe<br />
auf.<br />
(a) Bestimmen Sie die Wellenlänge der Linien und identifizieren Sie<br />
die entsprechenden Übergänge im Termschema von Hg (Auswahlregeln<br />
beachten!). Zeichnen Sie diese Übergänge ins Termschema<br />
(Abb. 3) ein.<br />
(b) Bestimmen Sie die Breite (FWHM) der Linie bei 578 nm und<br />
erklären Sie Ihre Beobachtung (insbesondere bei Vergleich mit<br />
den anderen Linien).<br />
3. Messen Sie das Emissionsspektrum verschiedener LEDs (gelb, rot,<br />
grün, blau, Polung in Durchlassrichtung) und bestimmen Sie die Lage<br />
und Breite der Maxima. Notieren Sie sich auch bei welcher Spannung<br />
die verschiedenen LEDs zu leuchten beginnen.<br />
(a) Warum sind die Peaks wesentlich breiter als die Auflösung des<br />
Spektrometers?<br />
(b) Tragen Sie die Spannung, bei denen die LEDs zu leuchten beginnen<br />
über den Kehrwert der jeweiligen Wellenlänge des Emissionspeaks<br />
auf und bestimmen Sie daraus durch einen Geradenfit<br />
hc. Vergleich mit dem Literaturwert!<br />
6
(c) Messen Sie das Spektrum der weissen LED und erklären Sie das<br />
Zustandekommen des Spektrums.<br />
4. Messen Sie das Emissionsspektrum eines Glühbirnchens das mit verschiedenen<br />
Spannungen (11V, 9V, 7V, 5V) betrieben wird (Darstellung<br />
in einer Grafik: Ansicht → Graph Optionen → Overlay → Overlay von<br />
der aktuellen Quelle hinzufügen).<br />
(a) Beschreiben Sie qualitativ wie sich die Spektren bei Erniedrigung<br />
der Spannung ändern und erklären Sie das Verhalten.<br />
(b) Bestimmen Sie für die 7V Messung aus der Lage des Maximums<br />
die Temperatur des Glühdrahts und passen Sie ein Schwarzkörperspektrum<br />
dieser Temperatur an die Messung an (Ansicht → Graph<br />
Optionen → Black Body Layer: Temeratur eingeben, Scale Factor<br />
eingeben = Wert im Maximum, normalize black body spectra<br />
anklicken). Ist die resultierende Temperatur realistisch? Diskutieren<br />
Sie gegebenfalls Abweichungen zwischen gemessenem und<br />
berechnetem Spektrum.<br />
5. Messen Sie das Spektrum einer Energiesparlampe und diskutieren Sie<br />
anhand des beobachteten Spektrums wie das Licht in der Energiesparlampe<br />
erzeugt wird. Geben Sie auch an welches Füllgas die Lampe<br />
enthält.<br />
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