Hall-Effekt und Magnetfeldmessung
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<strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong> <strong>und</strong> <strong>Magnetfeldmessung</strong><br />
erweitert aus Studiengebühren<br />
Vorbereitung: Halbleiter, Bändermodell: n-Leitung, p-Leitung, Kraft auf<br />
Ladungsträger in elektrischen <strong>und</strong> magnetischen Feldern, <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong>, Gesetz<br />
von Biot-Savart, Helmholtz-Spulen.<br />
Literatur:<br />
• Standard-Lehrbücher der Experimentalphysik, z.B. Gerthsen, Vogel:<br />
Physik, Springer-Verlag<br />
1 Einführung<br />
In diesem Versuch wird der <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong> an einem n- <strong>und</strong> p-dotierten Halbleiterplättchen<br />
untersucht, sowie als Anwendung das Magnetfeld eines Helmholtz-Spulenpaars<br />
mit Hilfe einer <strong>Hall</strong>-Sonde vermessen.<br />
Fließt durch ein Halbleiterplättchen, das sich in einem Magentfeld befindet<br />
(siehe Abb. 1) senkrecht zum Magnetfeld ein Strom, so bildet sich<br />
senkrecht zur Stromrichtung <strong>und</strong> zum Magnetfeld eine Querspannung aus,<br />
die sogenannte <strong>Hall</strong>-Spannung U H :<br />
U H = R H<br />
I S B<br />
d<br />
(1)<br />
mit R H = 1/(nq) <strong>Hall</strong>konstante,<br />
n Ladungsträgerkonzentration (Zahl der Ladungsträger pro Volumen),<br />
q < 0 Elektronenleitung (n-Leitung),<br />
q > 0 Löcherleitung (p-Leitung).<br />
I S Strom durch das Plättchen,<br />
B Betrag des B-Feldes,<br />
d Dicke des Plättchens<br />
Führt man die Beweglichkeit µ der Ladungsträger ein (µ = v/E, v: Geschwindigkeit<br />
der Ladungsträger, E: elektrische Feldstärke), so kann U H<br />
geschrieben werden als:<br />
U H = BEbµ (2)<br />
mit<br />
b Breite des Plättchens.<br />
Da die resultierende <strong>Hall</strong>-Spannung direkt proportional zum B-Feld ist, das<br />
das <strong>Hall</strong>-Plättchen durchsetzt, kann der <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong> zur <strong>Magnetfeldmessung</strong><br />
1
Abbildung 1: <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
verwendet werden, wenn die Proportionalitätskonstanten bekannt sind. Entsprechende<br />
Messsonden heissen <strong>Hall</strong>-Sonden. Exemplarisch wird das Magnetfeld<br />
eines Helmholtz-Spulenpaars mit einer <strong>Hall</strong>-Sonde vermessen:<br />
Ein Helmholtz-Spulenpaar besteht aus zwei kurzen stromdurchflossenen<br />
Zylinderspulen mit Radius R, die parallel <strong>und</strong> konzentrisch zueinander stehen<br />
(siehe auch Abb.2). Wird der Abstand a zwischen den Spulen so gewählt,<br />
dass a = R gilt, so ergibt sich ein weitgehend homogener Feldverlauf zwischen<br />
den Spulen (bei gleichsinnigem Verlauf des Stroms durch die beiden<br />
Spulen).<br />
Abbildung 2: Schematische Darstellung eines Helmholtz-Spulenpaars<br />
Das erzeugte Magnetfeld kann mit Hilfe des Gesetzes von Biot-Savart<br />
2
erechnet werden. Ein Stromleiter der infintesimalen Länge dl ⃗ am Ort r ⃗′ ,<br />
der von einem Strom I durchflossen wird, erzeugt am Ort ⃗r die magnetische<br />
Flussdichte<br />
dB(⃗r) ⃗ = µ 0<br />
4π I dl ⃗ × ⃗r − r ⃗′<br />
∣<br />
∣⃗r − r ⃗ ∣ ′ ∣∣ 3<br />
(3)<br />
Zunächst soll das Biot-Svart-Gesetz zur Berchnung des B-Feldes einer stromdurchflossenen<br />
kreisförmigen Leiterschleife (Schleife mit Radius R parallel<br />
zur xy-Ebene an der Stelle z 0 , z-Achse geht durch Mittelpunkt der Schleife)<br />
angewandt werden (vgl. Abb. 2). Dann gilt:<br />
⃗ l =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⃗dl<br />
dϕ = ⎜<br />
⎝<br />
R cos ϕ<br />
R sinϕ<br />
z 0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ = ⃗ r ′<br />
−R sinϕ<br />
R cos ϕ<br />
0<br />
Zur Vereinfachung der Rechnungen soll das B-Feld nur auf der z-Achse betrachtet<br />
werden, also<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
⎜ ⎟<br />
⃗r = ⎝ 0 ⎠<br />
z<br />
mit<br />
<strong>und</strong><br />
folgt aus (3)<br />
∫<br />
⃗B =<br />
⃗r − ⃗ r ′ =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
−R cos ϕ<br />
−R sinϕ<br />
z − z 0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
∣<br />
∣⃗r − ⃗ r ′ ∣ ∣∣ =<br />
√R 2 + (z − z 0 ) 2<br />
⎛<br />
⃗dl ×<br />
(⃗r − r ⃗ )<br />
′ ⎜<br />
= ⎝<br />
(z − z 0 )R cos ϕ<br />
(z − z 0 )R sinϕ<br />
R 2<br />
dB ⃗ = µ ∫2π<br />
0<br />
4π I 1<br />
√<br />
R 2 + (z − z 0 ) 23<br />
0<br />
⎛<br />
⎜<br />
dϕ ⎝<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠dϕ<br />
(z − z 0 )R cos ϕ<br />
(z − z 0 )R sinϕ<br />
R 2<br />
Die Integration des Sinus bzw. Cosinus über den gesamten Winkelbereich<br />
ergibt Null, so dass nur die z-Komponente von Null verschieden ist:<br />
⃗B =<br />
µ 0 IR 2<br />
2 √ R 2 + (z − z 0 ) 23⃗e z =<br />
3<br />
√<br />
2R<br />
µ 0 I<br />
1 + ( z−z 0<br />
R<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
) 2<br />
3 ⃗e z (4)
Das Magnetfeld eines Spulenpaars (auf der z-Achse = Achse durch die Spulenmittelpunkte),<br />
bei dem sich die Spulen bei ±z 0 befinden, je N Windungen<br />
haben <strong>und</strong> gleichsinnig vom Strom I durchflossen werden, ergibt sich damit<br />
durch Superposition zu<br />
⎛<br />
⎞<br />
⃗B = µ 0NI<br />
2R<br />
⎜<br />
⎝√<br />
1<br />
1 + ( z−z 0<br />
R<br />
) 3 + 1<br />
√ 2<br />
1 + ( z+z 0<br />
R<br />
⎟<br />
) 3 2<br />
⎠⃗e z (5)<br />
Das Magnetfeld ist weitestgehend homogen, wenn der Abstand a der Spulen<br />
genau ihrem Radius entspricht, d.h. a = R bzw. z 0 = R 2<br />
(Wenn Sie Lust<br />
haben, können Sie dies zeigen, indem Sie Gleichung (5) um z = 0 Taylor<br />
entwickeln <strong>und</strong> nachweisen, dass dann abgesehen von der nullten Ordung<br />
erst die vierte Ordnung von Null verschieden ist.).<br />
Verzichtet man auf die Näherung, das Feld auf der Spulenachse zu berechnen,<br />
so kann kein einfacher geschlossener Ausdruck mehr angegeben<br />
werden. Näherungsweise kann der radiale Verlauf (r = Abstand von der z-<br />
Achse) der z-Komponente des B-Feldes in der Mitte zwischen den Spulen<br />
(z=0) für den Fall z 0 = R 2<br />
beschrieben werden als<br />
B z (r) =<br />
( 4<br />
5)3<br />
2 µ 0 NI<br />
R<br />
(<br />
)<br />
1 − 16r4<br />
25R 4<br />
(6)<br />
Bearbeiten Sie folgende Aufgabe schriftlich in der Vorbereitung:<br />
1. Leiten Sie die Gleichungen (1) <strong>und</strong> (2) her.<br />
2 Versuchsdurchführung<br />
I. <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
2. Mit der in Abbildung 3 dargestellten Schaltung soll die Abhängigkeit<br />
der <strong>Hall</strong>spannung vom Sondenstrom I S (Strom durch das <strong>Hall</strong>-Plättchen)<br />
<strong>und</strong> vom Magnetfeld B gemessen werden: Messen Sie für die<br />
Sondenströme 10 mA, 20 mA, 30 mA, 40 mA <strong>und</strong> 50 mA jeweils die<br />
<strong>Hall</strong>spannung für verschiedene B-Felder, indem sie den Strom I M im<br />
Magnetstromkreis von 0 - 5 A in 1 A-Schritten durchfahren (beide<br />
Sonden!). Die Eichkurve, aus der Sie für die verschiedenen I M den Wert<br />
des B-Feldes erhalten, liegt aus (Abstand der Polschuhe a = 10mm).<br />
Der Konstanter für I S ist im Strom-Modus zu betreiben, wobei I S<br />
50 mA nicht überschreiten darf. Prüfen Sie, ob für B = 0 (also<br />
I M = 0) das U H -Instrument die Spannung 0 anzeigt. Woran liegt es,<br />
wenn dies nicht der Fall ist?<br />
4
Abbildung 3: Schaltung zur Messung des <strong>Hall</strong>-<strong>Effekt</strong>s<br />
Auswertung: Tragen Sie alle U H -Werte für beide Sonden getrennt<br />
auf U H = f(B) mit I S als Parameter. Bestimmen Sie aus den Steigungen<br />
der resultierenden Geraden die Ladungsträgerkonzentration n für<br />
beide Sonden (d=1 mm, b=5 mm) sowie die Driftgeschwindigkeit der<br />
Ladnungsträger. Berechnen Sie für jede Sonde den Mittelwert <strong>und</strong> die<br />
Standardabweichung der Ladungsträgerkonzentration. Tragen Sie die<br />
Driftgeschwindigkeiten über den Sondenstrom I S auf. Diskussion!<br />
II. Magnetische Widerstandsänderung, nur Physiker/ Mathematiker<br />
Legt man an einen stromführenden Leiter senkrecht zum Strom ein B-<br />
Feld, so beobachtet man eine Erhöhung des elektrischen Widerstands.<br />
Bei nicht zu hohen Feldern gilt:<br />
mit<br />
R 0 Widerstand für B=0,<br />
R − R 0<br />
R 0<br />
= K 2 B 2 (7)<br />
K Konstante, die näherungsweise die Beweglichkeit µ der Ladungsträger<br />
darstellt.<br />
Die quantitative Erklärung dieses <strong>Effekt</strong>s ist nicht elementar. Eine anschauliche<br />
Erklärung besteht darin, dass aufgr<strong>und</strong> des B-Feldes <strong>und</strong><br />
der damit verb<strong>und</strong>enen Kraftwirkung auf die Ladungsträger die Stromrichtung<br />
im Leiter nicht mehr exakt in Richtung des E-Feldes (erzeugt<br />
durch die angelegte Spannung) übereinstimmt, sondern um den sogenannten<br />
<strong>Hall</strong>-Winkel davon abweicht. Dies führt zu einer Verlängerung<br />
5
der ’Strombahnen’ im Leiter <strong>und</strong> effektiv zu einer Widerstandserhöhung.<br />
3. Messen Sie die magnetische Widerstandsänderung ∆R/R = f(B) für<br />
beide Sonden, wobei ein Sondestrom I S von 50mA zu wählen ist <strong>und</strong><br />
I M von 0 - 5 A in 1 A-Schritten variiert wird. Die jeweils anliegende<br />
Spannung U S wird mit dem digitalen Voltmeter gemessen.<br />
Hinweis: Die zu messenden Änderungen sind sehr klein; notieren Sie<br />
sich alle Stellen des am digitalen Voltmeters angezeigten Wertes. Vermeiden<br />
Sie Störfelder, z.B. durch Mobiltelefone (Ausschalten!). Beginnen<br />
Sie die Messung bei I M = 0, warten Sie bis sich eine konstante<br />
Spannung eingestellt hat <strong>und</strong> führen Sie die Messung dann zügig durch.<br />
Auswertung: Prüfen Sie den Zusammenhang (7) durch Auftragen<br />
von ∆R/R über B 2 für beide Sonden. Bestimmen Sie die Steigung der<br />
resultierenden Geraden <strong>und</strong> daraus die Konstante K. Fehlerabschätzung!<br />
III. Vermessung des B-Felds eines Helmholtz-Spulenpaars<br />
Die Messung des Magnetfelds erfolgt mit einer <strong>Hall</strong>-Sonde, die über<br />
Pocket-Cassy ausgelesen wird. Die Sonde enhält zwei Sensoren, einen<br />
zur Messung der axialen <strong>und</strong> einen zur Messung der transversalen<br />
Komponente des Magnetfelds. Überlegen Sie sich anhand des Feldverlaufs<br />
welchen Sie benötigen, Sie müssen diesen am Steuergerät aktivieren<br />
(Bt, Ba ein). Beachten Sie, dass der transversale Sensor sich an<br />
der Spitze der Sonde befindet, der axiale dagegen an der Verdickungsstelle<br />
des Stabes. Die beiden Spulen besitzen jeweils 320 Windungen<br />
<strong>und</strong> einen Radius R = 6.5cm. An die Spulen wird eine Spannung von<br />
21 V angelegt, da sich die Spulen dabei langsam erwärmen, müssen Sie<br />
die Spannung mindestens 10 min bevor Sie die Messung starten wollen<br />
anlegen, damit der Strom während der Messung konstant bleibt.<br />
Notieren Sie sich den Strom durch die Spulen zum Beginn <strong>und</strong> Ende<br />
jeder Messreihe.<br />
Bei diesem Versuchsteil ist nur von Physikern <strong>und</strong> Mathematikern<br />
der erwartete Verlauf bei der Auswertung mit einzuzeichnen!<br />
4. Messen Sie das B-Feld auf der Mittelachse (z-Achse) der Spulen im<br />
Innenbereich zwischen den Spulen, sowie auf einer Seite bis zu einem<br />
z von 15 cm (z=0 entspricht der Stelle genau in der Mitte zwischen<br />
den Spulen) in 1cm-Schritten für einen Spulenabstand<br />
(a) a=13 cm (d.h. z 0 = 6.5cm in Gl. (5)),<br />
(b) a=6.5 cm (Helmholtz-Anordnung a=R, z 0 = 3.25cm).<br />
6
Korrigieren Sie am Steuergerät vor jeder Messreihe den möglichen Offset<br />
der <strong>Hall</strong>-Sonde, indem Sie die Sonde aus dem B-Feld nehmen (Eigenschaften<br />
→ Offset korrigieren → 0).<br />
Auswertung: Tragen Sie beide Messreihen in ein Diagramm (B über<br />
z) <strong>und</strong> zeichnen Sie jeweils den erwarteten Verlauf nach Gleichung (5)<br />
ein. Diskutieren Sie mögliche Abweichungen zum erwarteten Verlauf<br />
<strong>und</strong> machen Sie sich Gedanken über den Fehler der einzelnen Messpunkte.<br />
Zeichnen Sie sinnvolle Fehlerbalken ein.<br />
5. Messen Sie die radiale Abhängigkeit des B-Feld am Ort z=0 (Mitte<br />
zwischen den Spulen) von r=0 cm (Mittelachse) bis zum Spulenrand<br />
(r=6 cm) in 0.5cm-Schritten für die Helmholtz-Anordnung der Spulen<br />
(a=R).<br />
Tragen Sie Ihre Messwerte graphisch auf (B über r) <strong>und</strong> zeichnen Sie<br />
den erwarteten Verlauf nach Gleichung (6) ein. Diskutieren Sie Gründe<br />
für mögliche Abweichungen vom erwarteten Verlauf.<br />
7