Anleitung zur Fehlerrechnung
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9<br />
<strong>Anleitung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Fehlerrechnung</strong><br />
Grundsätzlich ist jedes Meßergebnis mit einem Fehler behaftet. Das gemessene<br />
Ergebnis weicht vom idealen, wahren Ergebnis ab.<br />
Es wird unterschieden zwischen Fehlern, die systematischer oder zufälliger<br />
Art sind. Dieser Unterschied soll anhand eines Beispiels der Längenmessung<br />
mit einem Maßstab erklärt werden.<br />
Messung einer Länge mit einem Maßstab:<br />
Ein zufälliger Fehler wäre:<br />
Ein systematischer Fehler wäre:<br />
Beschränkte Ablesegenauigkeit<br />
(Paralaxenfehler)<br />
Messung mit fehlerbehaftetem<br />
Maßstab (der z.B. eine zu kleine<br />
Längeneinteilung besitzt)<br />
Systematische Fehler haben eine bestimmte Größe und ein bestimmtes<br />
Vorzeichen. Sie können also bei Kenntnis dieses Fehlers korrigiert werden.<br />
Zufälliger Fehler: Werden bei einer Messung sämtliche Korrekturen angebracht<br />
und alle systematischen Fehler ausgeschaltet, so wird das Meßergebnis<br />
infolge unübersehbarer, störender Einflüsse und wegen der Unzulänglichkeit<br />
der subjektiven Beobachtung dennoch in einer Weise vom<br />
wahren Wert abweichen, die einer rein zufälliger Streuung entspricht und<br />
auf die nur die Gesetze der Statistik anwendbar sind. Bei einer einzelnen<br />
Messung kann nicht angegeben werden, wie ihr Ergebnis vom wahren<br />
Wert abweicht. Lediglich bei sehr vielen Messungen derselben Größe<br />
können Aussagen über den wahrscheinlichen Wert der Größe gemacht<br />
und damit Rückschlüsse auf die Fehler bei den einzelnen Messungen gezogen<br />
werden.<br />
1 Berechnung des zufälligen Fehlers durch arithmetische<br />
Mittel<br />
Als Resultat einer Meßreihe, welche die Einzelwerte l 1 , l 2 , l 3 , . . . , l n , enthält,<br />
wird das arithmetische Mittel ¯l angegeben zu:<br />
¯l = 1 n<br />
n<br />
∑ l i = 1 n (l 1 + l 2 + . . . + l n ) (1)<br />
i=1
10 Die Standardabweichung<br />
2 Die Standardabweichung<br />
Bei genügend großer Anzahl von Meßwerten ein und derselben Messung<br />
ergibt sich eine Normalverteilung in Form der Gauß’schen Fehlerkurve:<br />
Haeufigkeit der<br />
l−Werte<br />
l<br />
Messwerte l<br />
Charakteristisch für diese Kurve ist die Breite 2σ zwischen den beiden<br />
Wendepunkten der Kurve. Die Gaußsche Fehlerkurve ist dort auf 1/ √ l<br />
abgefallen. Man nennt σ (halbe Breite) die Standardabweichung. Unter<br />
der Voraussetzung vieler Messungen (großes n) gilt für die Standardabweichung:<br />
σ = ±<br />
√<br />
1<br />
n − 1<br />
n<br />
∑<br />
i=1<br />
(l i − ¯l) 2 (2)<br />
Die Standardabweichung berücksichtigt jedoch nicht, daß mit wachsender<br />
Zahl der Messungen die Differenz zwischen Mittelwert und ,,wahrem<br />
Wert“ kleiner wird.<br />
2.1 Der mittlere quadratische Fehler<br />
Je größer die Zahl der Messungen, desto vertrauenswürdiger ist der arithmetische<br />
Mittelwert. Dieser Tatsache wird Rechnung getragen, wenn man<br />
als Maß für die Zuverlässigkeit der Messung nicht die Standardabweichung<br />
σ, sondern den sogenannten mittleren statistischen Fehler σ m verwendet<br />
(Standardabweichung des Mittelwertes),<br />
σ m = σ √ n<br />
=<br />
√<br />
1<br />
n(n − 1)<br />
n<br />
∑<br />
i=1<br />
Dieser ist abhängig von der Anzahl der Einzelmessungen.<br />
(l i − ¯l) 2 . (3)
11<br />
3 Absoluter und relativer Fehler<br />
Addiert man den absoluten Fehler <strong>zur</strong> mittleren quadratischen Abweichung,<br />
so erhält man das Ergebnis der Meßreihe:<br />
(<br />
¯l ± ∆l oder ¯l 1 ± ∆l )<br />
l<br />
(Ergebnis einer Meßreihe) (4)<br />
∆l = σ m (∆l = absoluter Fehler) (5)<br />
Den Quotienten aus absoluten Fehler ∆l und Mittelwert ¯l bezeichnet man<br />
als relativen Fehler.<br />
rel. Fehler = ∆l<br />
( ) ∆l<br />
Prozentangabe: · 100 % (6)<br />
¯l<br />
¯l<br />
4 Fehlerfortpflanzung<br />
In vielen Fällen ist die gesuchte Größe nicht direkt meßar, sondern muß<br />
mit Hilfe von zugänglichen Größen indirekt bestimmt werden. Der mittlere<br />
quadratische Fehler der gesuchten Größe A läßt sich aus den mittleren<br />
Fehlern der direkt gemessenen Größen U, V, . . . berechnen. Es gilt allgemein<br />
(absoluter Fehler)<br />
Spezialfälle:<br />
√ ( ) ∂A 2<br />
∆A = ±<br />
∂U ∆U +<br />
1. A = U m ,,Potenz“<br />
( ∂A<br />
∂V ∆V ) 2<br />
+ . . . . (7)<br />
Gemessen wird U mit ±∆U als absoluten Fehler. Dann gilt für den<br />
relativen Fehler<br />
∆A<br />
A<br />
= ±|m| ∆U (8)<br />
U<br />
2. A = U · V, oder A = U/V ,,Produkt oder Division“<br />
∆A<br />
A<br />
= ± √ ( ∆U<br />
U<br />
) 2 ( ∆V<br />
+<br />
V<br />
) 2<br />
(9)<br />
3. A = U + V, oder A = U − V ,,Summe oder Differenz“<br />
√<br />
∆A = ± (∆U) 2 + (∆V) 2 (10)
12 Fehlerfortpflanzung<br />
Für Produkte und Quotienten ist daher das Rechnen mit den relativen<br />
Fehlern, für Summen und Differenzen das Rechnen mit den absoluten<br />
Fehlern bequemer. Auch wenn die einzelnen Größen U, V nur einmal<br />
gemessen werden, sollte dennoch der Fehler für A nach der Fehlerfortpflanzung<br />
berechnet werden. In diesem Fall sind für die Fehler sinnvolle<br />
Abschätzungen einzusetzen (z.B. die Ablesegenauigkeit der Meßinstrumente).