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Versuch 11: Oszilloskop und Elektrische Schwingungen

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<strong>11</strong>-1<br />

<strong>Oszilloskop</strong>/<strong>Elektrische</strong> <strong>Schwingungen</strong><br />

1. Vorbereitung :<br />

Kathodenstrahloszilloskop; Komplexe Formulierung der Wechselstromlehre;<br />

Hoch- <strong>und</strong> Tiefpaß; Reihenschwingkreis, elektrische <strong>Schwingungen</strong>.<br />

Literatur :<br />

Gertsen, Rohe : Elektronik für Physiker<br />

Anleitung zum Praktikums-<strong>Versuch</strong> Komplexe Wechselstromlehre<br />

2. <strong>Versuch</strong> :<br />

2.1 Das Kathodenstrahloszilloskop<br />

Im vorliegenden <strong>Versuch</strong> wird ein Kathodenstrahloszilloskop zur bildlichen Darstellung<br />

<strong>und</strong> Messung zeitlich veränderlicher Spannungen <strong>und</strong> Ströme benutzt.<br />

Bei <strong>Oszilloskop</strong>en wird dazu die elektrostatische Ablenkung des Elektronenstrahls<br />

verwendet. Das wichtigste Bauelement des <strong>Oszilloskop</strong>s bildet die Kathodenstrahlröhre<br />

(Braunsche Röhre).<br />

Abb. 1 : Prinzip der Kathodenstrahlröhre<br />

Die wesentlichen Bestandteile der Kathodenstrahlröhre sind (Abb. 1) :


<strong>11</strong>-2<br />

1. Der hochevakuierte Glaskolben (ca. 10-6 mbar).<br />

2. Die geheizte Kathode zur Erzeugung eines Elektronenstrahlbündels <strong>und</strong><br />

dessen Fokussierung mittels elektronenoptischer Linsen.<br />

3. Die Beschleunigungsanordnung für die Elektronen : eine der Kathode (-)<br />

gegenübergestellte kreisförmige Anode (+) mit einer Blendenöffnung.<br />

4. Die Ablenkelemente zur Bewegung des Elektronenstrahlbündels durch<br />

elektrische (oder magnetische) Felder. Da man bei graphischen Darstellungen<br />

meist rechtwinklige Koordinaten verwendet, sind in der Kathodenstrahlröhre<br />

zwei zueinander senkrechte Plattenpaare eingebaut, die<br />

eine Ablenkung des Kathodenstrahls in horizontaler <strong>und</strong> vertikaler Richtung<br />

ermöglichen. Die Auslenkung ist der an den Ablenkplatten anliegenden<br />

Spannung proportional.<br />

5. Der Leuchtschirm, der beim Auftreffen der Elektronen hell aufleuchtet.<br />

Das Ablenksystem<br />

Ohne Spannung an den Ablenkplatten beobachtet man in der Mitte des Schirms<br />

einen hellen Punkt (Abb. 2a). Legt man an die Platten für die vertikale Ablenkung<br />

eine Gleichspannung an - die untere Platte soll negativ, die obere positiv<br />

sein - dann wandert der Leuchtfleck nach oben; seine Auslenkung ist der angelegten<br />

Spannung proportional (Abb. 2b). Polt man die Spannung um, dann wird der<br />

Fleck nach unten abgelenkt (Abb. 2c). Legt man nun eine Wechselspannung an<br />

die vertikale Ablenkung, so erhält man einen vertikalen Strich (Abb. 2d). Der<br />

Punkt bewegt sich im Rhythmus der Wechselspannung. Die Länge des Striches ist<br />

proportional zur angelegten Spannung.<br />

Abb. 2a-d : vertikale Ablenkung<br />

Legt man an die horizontalen Ablenkplatten eine Spannung, so beobachtet man<br />

eine Auslenkung des Strahls in horizontaler Richtung (Abb. 3a-3c).


<strong>11</strong>-3<br />

Abb. 3a-c : horizontale Ablenkung<br />

Die Zeitablenkung<br />

Im allgemeinen will man die Abhängigkeit einer Spannung von der Zeit darstellen.<br />

Man wählt die x-Achse als Zeitachse. Auf ihr soll sich die Zeit linear abbilden.<br />

x=const⋅t; dx<br />

dt =const<br />

Der Leuchtfleck muss also mit konstanter Geschwindigkeit von links nach rechts<br />

wandern. Hat er das Ende des Bildschirms erreicht, springt er zum Ausgangspunkt<br />

zurück, um erneut mit konstanter Geschwindigkeit nach rechts loszulaufen. Soll<br />

der Leuchtfleck linear in der Zeit nach rechts wandern <strong>und</strong> zum Ausgangspunkt<br />

zurückspringen, so muss man an die horizontalen Ablenkplatten eine Spannung<br />

anlegen, die linear anwächst <strong>und</strong> sehr rasch wieder abfällt (Abb. 4). Man strebt an,<br />

dass die Rücklaufgeschwindigkeit sehr viel größer als die Schreibgeschwindigkeit<br />

wird. Es ist stets zu beachten, dass eine Kipp-Periode aus Hin- <strong>und</strong> Rücklaufzeit<br />

besteht. In allen <strong>Oszilloskop</strong>en ist ein Gerät eingebaut, das eine solche "Sägezahnspannung"<br />

für die Zeitablenkung erzeugt. Man nennt es Kippgerät. Will man den<br />

Maßstab der Zeitachse verändern, so muss man nur die Schreibgeschwindigkeit<br />

bzw. die Zeit, die der Strahl braucht, um vom linken zum rechten Rand des Bildschirms<br />

zu gelangen, ändern.<br />

Abb. 4 : Sägezahnspannung zur Zeitablenkung


<strong>11</strong>-4<br />

Triggerung<br />

Eine im <strong>Oszilloskop</strong> eingebaute Triggerung (Auslösevorrichtung) bewirkt, dass<br />

der Strahl erst bei Eintreffen des zu messenden Signals losläuft, dann wieder in<br />

die Ausgangsposition zurückkehrt <strong>und</strong> dort verharrt, d.h. es läuft nur eine Sägezahnperiode<br />

ab. Der Strahl bleibt dann bis zum nächsten auslösenden Signal in der<br />

Ausgangsstellung. Dadurch erreicht man sowohl für periodisch wiederkehrende<br />

Signale (Abb. 5a) als auch für Signale in statistischer Folge (Abb. 5b) stehende<br />

Bilder auf dem Leuchtschirm, wenn nur die Signale untereinander die gleiche<br />

Form haben.<br />

Abb. 5 : Triggerung in periodischer (a) <strong>und</strong> statistischer (b) Folge<br />

Das erzeugte Bild zeigt dann den zeitlichen Verlauf des Signals. Die Laufzeit ts<br />

des Strahls kann der Signaldauer jeweils angepaßt werden. Erst der Beginn des<br />

nächsten Signals verursacht wieder ein loslaufen des Kippgerätes. Dabei kann der<br />

sogenannte "Triggerimpuls", der das Kippgerät anstößt, vom Messsignal selbst abgeleitet<br />

werden (interne Triggerung). Das Meßsignal muss dazu einen bestimmten<br />

Spannungswert, den Triggerpegel, überschreiten.<br />

2.2 Formulierung der Wechselstromlehre mit komplexen Zahlen<br />

Bei der Analyse von Schaltungen mit Kondensatoren, Spulen <strong>und</strong> ohmschen Widerständen,<br />

an die Wechselspannungen angelgt werden, bietet sich die Beschreibung<br />

durch komplexe Zahlen an. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass bei idealer Spule <strong>und</strong><br />

Kondensator zwischen angelegter sinusförmiger Wechselspannung <strong>und</strong> fließendem<br />

Strom eine Phasenverschiebung von +-90° vorliegt. Da bei komplexen Zahlen<br />

die imaginäre Achse ebenfalls einen 90°-Winkel mit der reelen Achse einschließt,<br />

bietet sich die Beschreibung von Wechselstromgrößen mit komplexen<br />

Zahlen an: Ordnet man der Spule einen rein imaginären Widerstand ZL = i L,<br />

dem Kondensator ZC = 1 / (i C) <strong>und</strong> einem ohmschen Widerstand den reelen<br />

Wert ZR = R zu, so kann man den einfachen Zusammenhang U = Z * I verwenden<br />

<strong>und</strong> erhält automatisch die korrekte Phasenbeziehung zwischen Strom <strong>und</strong> Spannung.<br />

Hat man Schaltungen mit mehreren verschiedenen Bauelementen, so wird<br />

bei Serienschaltungen nach den bekannten Regeln der komplexe Gesamtwider-


<strong>11</strong>-5<br />

stand Z als Summe der Widerstände Zi berechnet, bei Parallelschaltungen ergibt<br />

sich der Kehrwert des komplexen Gesamtwiderstandes als Summe der Kehrwerte<br />

der komplexen Widerstände Zi. Der Vorteil der komplexen Darstellung liegt darin,<br />

dass man bei Serien- <strong>und</strong> Parallelschaltungen, die Spulen <strong>und</strong> Kondensatoren<br />

enthalten, keine Differentialgleichungen lösen muss, sondern formal wie bei<br />

ohmschen Widerständen vorgehen kann. Der tatsächlich messbare Widerstand einer<br />

Schaltung ergibt sich als Betrag des komplexen Gesamtwiderstandes | Z |, für<br />

die Phase zwischen Strom <strong>und</strong> Spannung gilt tan() = Im Z / Re Z.<br />

Weitere Einzelheiten zu den Rechenregeln für komplexe Zahlen bzw. zur komplexen<br />

Formulierung der Wechselstromlehre können in der Anleitung zum Praktikumsversuch<br />

Komplexe Wechselstromlehre unter 'www.physik.unierlangen.de/lehre/praktika/ap-anleitungen.shtml'<br />

gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Beispiel: Tiefpass<br />

Wählt man für die Wechselspannung<br />

eine große Frequenz,<br />

dann wird der Widerstand<br />

des Kondesators klein.<br />

Am Kondensator fällt nur eine<br />

geringe Spannung ab, <strong>und</strong> die<br />

Ausgangsspannung ist klein.<br />

Bei niedrigen Frequenzen dagegen<br />

fällt praktisch die gesamte<br />

Spannung am Kondesator<br />

ab, die Ausgangsspannung ist gleich der Eingangsspannung; der Tiefpass lässt<br />

bevorzugt tiefe Frequenzen passieren. Es handelt sich hier um eine Serienschaltung<br />

<strong>und</strong> als Gesamtwiderstand erhält man:<br />

Nach dem Ohmschen Gesetz gilt für<br />

den Strom I = Uin / Z <strong>und</strong> Uout = I * ZAbgriff . Für das Verhältnis der Beträge von Ausgangsspannung<br />

zu Eingangsspannung ergibt sich also<br />

∣U out<br />

∣<br />

∣U in<br />

∣ =∣Z Abgriff ∣<br />

∣Z∣<br />

R<br />

C<br />

R 1<br />

i C<br />

Formel (1) gilt allgemein; Anwendung auf obige Schaltung ergibt:<br />

∣U out<br />

∣<br />

∣U i n<br />

∣ =∣Z C ∣<br />

∣Z∣ = 1<br />

∣Zi C∣ = C<br />

1<br />

R2 1<br />

C 2 =<br />

1<br />

1 RC 2<br />

(1)


<strong>11</strong>-6<br />

3. Aufgaben<br />

3.1 Darstellung von Wechselspannungen mit Hilfe des <strong>Oszilloskop</strong>s<br />

Aus dem Transformator gebe man nacheinander 6 V <strong>und</strong> 12 V Wechselspannung<br />

auf einen Eingang des <strong>Oszilloskop</strong>s. Das Bild soll zum Stehen gebracht werden.<br />

Dieses geschieht durch geeignete Wahl von Schreibgeschwindigkeit (TIME/DIV),<br />

Triggerung <strong>und</strong> Amplitudenverstärkung (V/DIV). Man mache sich dabei mit den<br />

Bedienungselementen des <strong>Oszilloskop</strong>s vertraut.<br />

a) Lesen Sie die Amplitude der Wechselspannung am <strong>Oszilloskop</strong> ab, <strong>und</strong> vergleichen<br />

Sie mit der Ausgangsspannung des Transformators. Messen Sie die<br />

Wechselspannung zusätzlich mit einem Multimeter. Erklären Sie, warum sich<br />

die Werte unterscheiden.<br />

b) Bestimmen Sie am <strong>Oszilloskop</strong> die Frequenz der Wechselspannung <strong>und</strong> vergleichen<br />

Sie mit dem erwarteten Wert.<br />

3.2 Phasenverschiebung<br />

Man nutze beide Eingänge des <strong>Oszilloskop</strong>s (Achtung: Auf Polung achten, da die<br />

Massen der beiden Kanäle des <strong>Oszilloskop</strong>s intern verb<strong>und</strong>en sind! Ein Kanal<br />

muss invertiert werden, da sonst aufgr<strong>und</strong> der Schaltung eine Phasenverschiebung<br />

von 180° auftritt!), um die Phasenbeziehung der Wechselspannungen zwischen<br />

verschiedenen Bauelementen bei den folgenden Schaltungen zu messen: Verwenden<br />

Sie dabei als Spannungsquelle den Funktionsgenerator (an den 12V Ausgang<br />

des Transformators anschließen) <strong>und</strong> eine Frequenz f = 100 Hz. Erklären Sie das<br />

tatsächlich beobachtete Ozilloskopbild, insbesondere bei der Schaltung 3.2c!<br />

Messen Sie für die Schaltung 3.2c zusätzlich bei f=5 kHz <strong>und</strong> überzeugen Sie<br />

sich, dass Sie den eigentlich erwarteten Verlauf beobachten.<br />

a)<br />

b)<br />

c)


<strong>11</strong>-7<br />

3.3 Hoch- <strong>und</strong> Tiefpaß<br />

Man untersuche das Filterverhalten folgender Schaltungen mit ohmschem Widerstand<br />

<strong>und</strong> Kapazität :<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

a) Man mache sich durch Variieren der Frequenz am Signalgenerator <strong>und</strong> Beobachten<br />

der Ausgangsspannung das jeweilige Filterverhalten klar!<br />

b) Messen Sie für die Schaltungen 1) <strong>und</strong> 2) den Frequenzgang (U out / U in ) mit jeweils<br />

etwa 20 Messpunkten zwischen 200 Hz <strong>und</strong> 20 kHz. Stellen Sie das Ergebnis<br />

graphisch dar. (Auftragung: Abszisse: Frequenz, logarithmisch, Ordina-


<strong>11</strong>-8<br />

te: U out / U in ) <strong>und</strong> zeichnen Sie auch die Theoriekurve entsprechend Formel (1)<br />

ein!<br />

c) Überlegen Sie sich wie Schaltung 3) mit Schaltung 1) <strong>und</strong> 2) zusammenhängt.<br />

Stellen Sie die Ausgangsspannung am Frequenzgenerator auf maximal <strong>und</strong><br />

überzeugen Sie sich, dass für mittlere Frequenzen (2 kHz – 6 kHz) die Ausgangsspannung<br />

nahezu konstant bleibt, während Sie zu kleineren <strong>und</strong> größeren<br />

Frequenzen abfällt. Um welchen Filter handelt es sich?<br />

3.4 Reihenschwingkreis <strong>und</strong> Resonanz<br />

Bei dieser Aufgabe treten im Resonanzbereich hohe Spannungen auf! Verwenden<br />

Sie als Amplitude der Wechselspannung U in = 1.0 V (einzustellen am<br />

Frequenzgenerator!).<br />

Reihenschwingkreis<br />

a) Messen Sie für die Widerstandswerte 2.2 Ω, 22 Ω <strong>und</strong> 47 Ω das Verhalten U out /<br />

U in im Frequenzbereich 200 Hz – 20 kHz (etwa 20 Messwerte je Messreihe, im<br />

Resonanzbereich in feinen Schritten messen), wenn Sie Uout am Kondensator<br />

abgreifen. Stellen Sie Messungen graphisch dar (Auftragung: Abszisse: Frequenz<br />

logarithmisch, Ordinate: U out / U in ) <strong>und</strong> zeichnen Sie auch den erwarteten<br />

Verlauf entsprechend Formel (1) ein.<br />

b) Wiederholen Sie die Messung aus Aufgabe a) für den 22 Ω Widerstand, greifen<br />

Sie aber Uout nun am Widerstand ab. Man trage auch hier das Ergebnis (inklusive<br />

Theorie) graphisch auf. Beschreiben Sie die Unterschiede zum Abgreiffen<br />

am Kondensator.

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