Relativistische Quantentheorie freier Felder - Physikzentrum der ...
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Kapitel 3<br />
<strong>Relativistische</strong><br />
<strong>Quantentheorie</strong> <strong>freier</strong> <strong>Fel<strong>der</strong></strong><br />
3.1 Lorentz-Transformationen in <strong>der</strong> <strong>Quantentheorie</strong><br />
Wir untersuchen zunächst, wie Lorentz-Transformationen auf den Zuständen<br />
des Hilbertraums (Fockraums) wirken. Insbeson<strong>der</strong>e wird die Algebra <strong>der</strong><br />
Generatoren <strong>der</strong> Lorentz-Transformationen abgeleitet. Dies geschieht vollkommen<br />
analog zur Behandlung von Drehungen und <strong>der</strong> mit diesen verknüpften<br />
Algebra <strong>der</strong> Drehimpulsoperatoren J i .<br />
3.1.1 Die Lorentz-Gruppe<br />
Das zentrale Postulat <strong>der</strong> speziellen Relativitätstheorie ist das<br />
Relativitätsprinzip<br />
• Die physikalischen Gesetze nehmen in allen gleichförmig gegeneinan<strong>der</strong><br />
bewegten Bezugssystemen (Inertialsystemen) dieselbe Form an.<br />
Das bedeutet zum Beispiel, dass ein Beobachter, <strong>der</strong> in einem geschlossenen<br />
Labor Experimente durchführt, aus dem Resultat seiner Experimente<br />
nicht schließen kann, ob sich das Labor in Bewegung befindet,<br />
vorausgesetzt, die Geschwindigkeit des Labors ist konstant.<br />
• Die Lichtgeschwindigkeit c ist in allen Inertialsystemen gleich.<br />
Wir betrachten zwei Inertialsysteme, in denen Ereignisse mittels <strong>der</strong> Koordinaten<br />
(t,⃗x ) und (t ′ ,⃗x ′ ) lokalisiert werden, die über t ′ = t ′ (t,⃗x ) und<br />
71
⃗x ′ = ⃗x ′ (t,⃗x ) zusammenhängen. Für einen zur Zeit t = t ′ = 0 am Ort<br />
⃗x = ⃗x ′ = 0 ausgesandten Lichtstrahl gilt<br />
(ct) 2 − ⃗x 2 = (ct ′ ) 2 − ⃗x ′ 2 = 0. (3.1)<br />
Der Ausdruck (ct) 2 − ⃗x 2 nimmt also in allen Inertialsystemen denselben<br />
Wert, nämlich Null, an. Wir interpretieren den zweiten Teil des Postulats<br />
so, dass (ct) 2 −⃗x 2 auch dann in allen Inertialsystemen gleich sein soll, wenn<br />
sein Wert von Null verschieden ist. Dies schränkt den Zusammenhang zwischen<br />
(t,⃗x) und (t ′ ,⃗x ′ ) ein und definiert die möglichen Transformationen<br />
(Lorentz-Transformationen) zwischen Inertialsystemen. Wenn die beiden Systeme<br />
gleich orientiert sind und sich in z-Richtung mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />
v gegeneinan<strong>der</strong> bewegen, hat die Transformation die Form<br />
⎛<br />
ct ′ ⎞ ⎛<br />
⎜ x ′<br />
⎟<br />
⎝ y ′ ⎠ = ⎜<br />
⎝<br />
z ′<br />
⎞ ⎛<br />
γ 0 0 −βγ<br />
0 1 0 0<br />
⎟ ⎜<br />
0 0 1 0 ⎠ ⎝<br />
−βγ 0 0 γ<br />
ct<br />
x<br />
y<br />
z<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.2)<br />
mit den Parametern β = v/c und γ = 1/ √ 1 − β 2 .<br />
Im Folgenden wird durchgehend die Vierervektor-Notation<br />
⎛ ⎞<br />
ct<br />
x µ , µ = 0,1,2,3, x = ⎜ x 1 ( )<br />
⎟ x<br />
⎝ x 2 ⎠ = 0<br />
⃗x<br />
x 3<br />
(3.3)<br />
verwendet. Das Skalaprodukt von Vierervektoren ist<br />
x · y = g µν x µ y ν = x 0 y 0 − ⃗x · ⃗y. (3.4)<br />
Für Vierervektoren wird stets die Summenkonvention verwendet. Die Minkowski-Metrik<br />
lautet<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
g µν = ⎜ −1<br />
⎟<br />
⎝ −1 ⎠ . (3.5)<br />
−1<br />
Eine Lorentz-Transformation ist dadurch charakterisiert, dass das Skalarprodukt<br />
(3.4) unverän<strong>der</strong>t bleibt:<br />
(x ′ − y ′ ) 2 = (x ′ (x) − y ′ (y)) 2 = (x − y) 2 (3.6)<br />
72
(Dies garantiert die Konstanz <strong>der</strong> Lichtgeschwindigkeit.) Es handelt sich<br />
also um Rotationen in einem vierdimensionalen Raum mit <strong>der</strong> Metrik (3.5).<br />
Solche Transformationen müssen linear sein,<br />
x µ → x ′µ = Λ µ νx ν + a µ . (3.7)<br />
Eine Lorentz-Transformation (Λ,a) besteht also im Allgemeinen aus einem<br />
konstanten Vektor a µ (Translation in Raum und Zeit) und einer Matrix Λ µ ν,<br />
die <strong>der</strong> Bedingung<br />
g µν Λ µ ρΛ ν σ = g ρσ (3.8)<br />
bzw. Λ T gΛ = g in Matrixschreibweise genügt. (Die Transposition ist nötig,<br />
weil bei beiden Matrizen <strong>der</strong> erste Index kontrahiert wird und bei Matrizenmultiplikation<br />
die Regel “Zeile × Spalte” gilt.) Aus (3.8) folgt die Invarianz<br />
des Skalarprodukts:<br />
(x ′ − y ′ ) 2 = g µν (x ′ − y ′ ) µ (x ′ − y ′ ) ν<br />
= g µν Λ µ ρΛ ν σ(x − y) ρ (x − y) σ<br />
= g ρσ (x − y) ρ (x − y) σ = (x − y) 2 . (3.9)<br />
Ko- und kontravariante Vektoren. Durch eine Koordinatentransformation<br />
x ′ = x ′ (x) wird die Matrix<br />
∂x ′µ<br />
∂x ν (x),<br />
definiert, die für Lorentz-Transformationen mit Λ µ ν übereinstimmt. Nach<br />
ihrem Transformationsverhalten unterscheidet man kontravariante und kovariante<br />
Vektoren.<br />
Kontravariante Vektoren (als Spalte geschrieben) transformieren beim Wechsel<br />
des Koordinatensystems mit <strong>der</strong> obigen Jacobi-Matrix:<br />
V ′µ = ∂x′µ<br />
∂x ν V ν . (3.10)<br />
Sie tragen ihren Index oben. Das Differential dx µ und damit die Vierer-<br />
Geschwindigkeit u µ und <strong>der</strong> Energie-Impuls p µ = mu µ = (p 0 , ⃗p ) = (E/c, ⃗p )<br />
sind Beispiele für kontravariante Vektoren.<br />
Kovariante Vektoren (als Zeile geschrieben) transformieren mit <strong>der</strong> inversen<br />
Jacobi-Matrix (als Matrix multipliziert von rechts), ihr Index steht unten:<br />
W ′ µ = ∂xν<br />
∂x ′µW ν (3.11)<br />
73
Für Lorentz-Transformationen ist die inverse Jacobi-Matrix durch (Λ −1 ) ν µ<br />
gegeben. Die partielle Ableitung ∂ µ = ∂<br />
∂x<br />
ist ein kovarianter Vektor, wie<br />
µ<br />
man mit <strong>der</strong> Kettenregel leicht ausrechnet.<br />
Die Metrik hat ein Inverses, g µν , definiert durch g µν g νρ = δ µ ρ. Als Matrix<br />
sind g µν und g µν identisch. Mit Hilfe <strong>der</strong> Metrik kann man Indizes “heben”<br />
und “senken”. D.h. einem kovarianten Vektor W µ lässt sich durch die<br />
Definition<br />
W µ = g µν W ν (3.12)<br />
ein kontravarianter Vektor zuordnen und umgekehrt: V µ = g µν V ν ist kovariant.<br />
Beweis: Aus (3.8) folgt durch Multiplikation mit (Λ −1 ) σ β g αρ , dass<br />
Damit<br />
(Λ −1 ) α β = g αρ g βσ Λ σ ρ (3.13)<br />
W ′µ = g µν W ′ ν = gµν (Λ −1 ) α νW α<br />
= g µν g αρ g νσ Λ σ ρW α = δ µ σ Λσ ρg ρα W α<br />
= Λ µ ρW ρ . (3.14)<br />
Lorentz-Tensoren höherer Stufe werden ebenfalls durch ihr Transformationsverhalten<br />
definiert:<br />
T ′µ 1...µ nν1<br />
...ν m<br />
= Λ µ 1<br />
α1 ...Λ µn α n<br />
T α 1...α nβ1<br />
...β m<br />
(Λ −1 ) β 1<br />
ν1 ... (Λ −1 ) βm ν m<br />
(3.15)<br />
Die Regeln für das Heben und Senken gelten für beliebige Tensoren. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
lässt sich dann (3.13) auch in <strong>der</strong> Form<br />
(Λ −1 ) α β = Λ β<br />
α<br />
schreiben. Aus diesen Regeln folgt auch<br />
( )<br />
∂ µ = (∂ 0 , −∂ ⃗ 1 ∂<br />
) =<br />
c ∂t , −⃗ ∇<br />
(3.16)<br />
(3.17)<br />
d.h. ∂ i = −∇ i . Die Metrik g µν ist ein invarianter Tensor, da<br />
g ′ ρσ = g ′ µνΛ µ ρΛ ν σ = g αβ (Λ −1 ) α µ(Λ −1 ) β νΛ µ ρΛ ν σ<br />
= g αβ δ α ρ δβ σ = g ρσ (3.18)<br />
Die numerischen Einträge des metrischen Tensors sind also in allen Inertialsystemen<br />
dieselben, wie es sein muss.<br />
74
Die Gruppeneigenschaften <strong>der</strong> Lorentz-Transformationen<br />
Das Hintereinan<strong>der</strong>ausführen zweier Lorentz-Transformationen (Λ 1 ,a 1 ) und<br />
(Λ 2 ,a 2 ) ergibt die Lorentz-Transformation (Λ 2 Λ 1 ,Λ 2 a 1 + a 2 ):<br />
x ′′µ = Λ 2<br />
µ ν x ′ν + a µ 2<br />
= Λ 2<br />
µ ν (Λ 1<br />
ν ρ x ρ + a ν 1 ) + aµ 2<br />
= (Λ 2 Λ 1 ) µ ν x ν + (Λ 2 a 1 + a 2 ) µ (3.19)<br />
Die Menge aller Lorentz-Transformationen bilden eine Gruppe, die inhomogene<br />
Lorentz-Gruppe o<strong>der</strong> Poincaré-Gruppe. Sie setzt sich aus <strong>der</strong> homogenen<br />
Lorentz-Gruppe (Λ,a ≡ 0) und den Raumzeit-Translationen (Λ ≡ 1,a)<br />
zusammen und wird durch zehn reelle Zahlen parametrisiert: vier Komponenten<br />
des Translationsvektors a µ , drei für die in <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Λ enthaltenen<br />
gewöhnlichen Raumdrehungen und drei (Relativgeschwindigkeit ⃗v )<br />
für die “Boosts”. Die sechs Parameter <strong>der</strong> homogenen Lorentzgruppe ergeben<br />
sich formal daraus, dass die Matrix Λ durch 16 Einträge parameterisiert<br />
wird. Da g symmetrisch ist, unterliegt Λ zehn linearen Gleichungen<br />
Λ T gΛ = g, so dass sechs Einträge frei gewählt werden können.<br />
Wir untersuchen die homogene Lorentz-Gruppe genauer: Aus Λ T gΛ = g<br />
bzw. (3.8) folgt<br />
(det Λ) 2 = 1 ⇒ detΛ = ±1 (3.20)<br />
und<br />
g µν Λ µ 0Λ ν 0 = 1 ⇒ (Λ 0 0) 2 = 1 +<br />
3∑<br />
(Λ i 0) 2 , (3.21)<br />
so dass Λ 0 0 ≥ 1 o<strong>der</strong> Λ 0 0 ≤ 1. Die Transformationen mit detΛ = 1 bilden<br />
eine Untergruppe (jedoch nicht die mit det Λ = −1, weil sie das Einselement<br />
nicht enthalten). Hierin bilden die Transformationen mit Λ 0 0 ≥ 1 wie<strong>der</strong> eine<br />
Untergruppe, die eigentliche, orthochrone Lorentz-Gruppe. Ihre Elemente<br />
können kontinuierlich mit <strong>der</strong> Identität 1 verbunden werden und bilden eine<br />
Lie-Gruppe mit sechs Parametern. Die gesamte Lorentz-Gruppe hat vier<br />
Zusammenhangskomponenten, die über die Paritäts- und Zeitumkehrtransformation<br />
(beide sind Lorentz-Transformationen) mit <strong>der</strong> Zusammenhangskomponente<br />
<strong>der</strong> Eins in Verbindung stehen, wie in folgendem Schaubild<br />
verdeutlicht wird.<br />
Nach unserem heutigen Wissen bezieht sich das Relativitätsprinzip nur auf<br />
die orthochrone Lorentz-Gruppe einschließlich <strong>der</strong> Translationen. Die Form<br />
i=1<br />
75
<strong>der</strong> Naturgesetze ist nicht invariant ist unter <strong>der</strong> Raumspiegelung und Zeitumkehr.<br />
Diese Nicht-Invarianz ist mit <strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung verknüpft.<br />
Elektromagnetische Phänomene, die hauptsächlich Gegenstand dieser<br />
Vorlesung sind, sind P- und T-invariant.<br />
orthochrone LTs<br />
det Λ = 1<br />
Λ 0 0 ≥ 1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
P = B −1<br />
C<br />
@ −1 A<br />
−1<br />
P (Parität ⃗x → −⃗x) ist eine LT<br />
✲<br />
LTs mit<br />
det Λ = −1<br />
Λ 0 0 ≥ 1<br />
0<br />
−1<br />
T = B<br />
@<br />
1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
C<br />
A<br />
T<br />
Zeitumkehr t → −t ist<br />
eine LT<br />
❄<br />
LTs mit<br />
det Λ = −1<br />
Λ 0 0 ≤ −1<br />
P<br />
✲<br />
❄<br />
LTs mit<br />
det Λ = 1<br />
Λ 0 0 ≤ −1<br />
3.1.2 Die Algebra <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe<br />
Eine Lorentz-Transformation g = (Λ,a) <strong>der</strong> Raumzeit, x ′ = Λx + a, induziert<br />
eine Transformation <strong>der</strong> Zustände eines Quantensystems. Ihr ist also<br />
ein Operator (eine lineare Abbildung) U(g) = U(Λ,a) zugeordnet, so dass<br />
die transformierten Zustände durch |Ψ ′ 〉 = U(Λ,a)|Ψ〉 gegeben sind. Wir<br />
for<strong>der</strong>n, dass das Gruppenverknüpfungsgesetz respektiert wird, d.h. es gelte<br />
U(Λ ′ ,a ′ )U(Λ,a) = U(Λ ′ Λ,Λ ′ a + a ′ ). (3.22)<br />
Eine Zuordnung g → U(g) von linearen Abbildungen zu Gruppenelementen,<br />
die diese Eigenschaft erfüllt, nennt man eine Darstellung <strong>der</strong> Gruppe. Dieses<br />
Konzept spielt im Folgenden eine wichtige Rolle. Aus den einführenden<br />
76
Bemerkungen folgt zunächst, dass <strong>der</strong> Zustandsraum eines Quantensystems<br />
eine Darstellung <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe trägt.<br />
Wir betrachten nun infinitesimale Lorentz-Transformationen<br />
Λ µ ν = δ µ ν + ω µ ν + ...<br />
a µ = ε µ + .... (3.23)<br />
Die zugehörige Abbildung U(Λ,a) ist dann in linearer Ordnung in den (kleinen)<br />
Parametern ω und ε durch<br />
U(1 + ω,ε) = 1 − i 2 ω µνJ µν + iε µ P µ + ... (3.24)<br />
gegeben. Dies definiert die Operatoren (linearen Abbildungen) J µν ,P µ in<br />
<strong>der</strong> gegebenen Darstellung. Man bezeichnet sie als die Erzeugenden o<strong>der</strong><br />
Generatoren <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe. Man vergleiche dies mit den bekannten<br />
Resultaten für die räumlichen Translationen und dreidimensionalen Drehungen<br />
in <strong>der</strong> nicht-relativistischen Quantenmechanik (QMI, S.161/162 und<br />
S.177):<br />
Translationen U = 1 − i ⃗a · ⃗P + ... ⃗ P Impulsoperator<br />
Drehungen U = 1 − i δθ ⃗n · ⃗J + ... ⃗ J Drehimpulsoperator<br />
Da die räumlichen Translationen und dreidimensionalen Drehungen Untergruppen<br />
<strong>der</strong> Poincaré-Gruppe sind, erwarten wir, dass <strong>der</strong> Impuls- und Drehimpulsoperator<br />
zu den Generatoren gehören.<br />
Eine wichtige Eigenschaft <strong>der</strong> Generatoren ist, dass ihre Vertauschungsregeln<br />
für alle Darstellungen gleich sind, weil sie allein aus <strong>der</strong> Form des Gruppenverknüpfungsgesetzes<br />
folgen. Die Vertauschngsrelationen <strong>der</strong> Generatoren<br />
bilden die <strong>der</strong> Gruppe zugehörige Algebra. Diese soll nun für die Poincaré-<br />
Gruppe abgeleitet werden. Zunächst gilt<br />
g ρσ = g µν Λ µ ρΛ ν σ ≈ g µν (δ µ ρ + ω µ ρ)(δ ν σ + ω ν σ)<br />
= g ρσ + (ω ρσ + ω σρ ), (3.25)<br />
und damit ω ρσ = −ω σρ . J µν kann also antisymmetrisch in µν gewählt werden.<br />
Es gibt also zehn Generatoren: sechs J µν und vier P µ . Die Vertauschungsrelationen<br />
findet man, indem man Terme <strong>der</strong> Ordnung ωω ′ , εε ′ , εω ′<br />
und ε ′ ω in <strong>der</strong> Entwicklung des Kompositionsgesetzes U(Λ ′ ,a ′ )U(Λ,a) =<br />
U(Λ ′ Λ,Λa + a ′ ) vergleicht. Das Ergebnis ist die<br />
77
Poincaré-Algebra<br />
[J µν ,J ρσ ] = i(g νρ J µσ + g µσ J νρ − g µρ J νσ − g νσ J µρ )<br />
[P µ ,J ρσ ] = i(g µρ P σ − g µσ P ρ )<br />
[P µ ,P ν ] = 0, (3.26)<br />
Zur Ableitung betrachten wir zuerst die Verkettung<br />
U(Λ,a)U(1 + ω,ε)U −1 (Λ,a) = U(Λ,a)U(1 + ω,ε)U(Λ −1 , −Λ −1 a)<br />
= U(Λ,a)U((1 + ω)Λ −1 ,(1 + ω)Λ −1 (−a) + ε)<br />
= U(Λ(1 + ω)Λ −1 ,Λε − ΛωΛ −1 a). (3.27)<br />
Die rechte Seite ergibt für kleine ε und ω<br />
1 − i 2 (ΛωΛ−1 ) ρσ J ρσ + i(Λε − ΛωΛ −1 a) ρ P ρ<br />
= 1 − i 2 Λ ρ µ ω µν (Λ −1 ) ν σJ ρσ + iΛ ρ µ ε µ P ρ − iΛ ρ µ ω µν (Λ −1 ) ν σa σ P ρ<br />
= 1 − i 2 ω µν [Λ ρ µ Λ σ ν J ρσ + 2Λ ρ µ Λ σ ν a σ P ρ ] + iε µ Λ ρ µ P ρ . (3.28)<br />
Im letzten Schritt wurde (3.16), d.h. (Λ −1 ) ν σ = Λ σ ν , verwendet. An<strong>der</strong>erseits<br />
ergibt die linke Seite<br />
U(Λ,a)U(1 + ω,ε)U −1 (Λ,a) = 1 − i 2 ω µνU(Λ,a)J µν U −1 (Λ,a)<br />
+ iε µ U(Λ,a)P µ U −1 (Λ,a) + ... (3.29)<br />
Der Vergleich <strong>der</strong> Koeffizienten von ω und ε ergibt unter <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Antisymmetrie von ω µν<br />
U(Λ,a)J µν U −1 (Λ,a) = Λ ρ µ Λ σ ν (J ρσ − a ρ P σ + a σ P ρ ),<br />
U(Λ,a)P µ U −1 (Λ,a) = Λ ρ µ P ρ . (3.30)<br />
In diesen Gleichungen wird nun (Λ,a) als infinitesimal betrachtet. Die Terme<br />
erster Ordnung lauten<br />
[ ]<br />
1<br />
(−i)<br />
2 ω αβJ αβ − ε α P α ,J µν = ω µ ρ J ρν + ω ν σ J µσ − ε µ P ν + ε ν P µ<br />
[ ]<br />
1<br />
(−i)<br />
2 ω αβJ αβ − ε α P α ,P µ = ω µ ρ P ρ (3.31)<br />
78
Der zweite Kommutator enthält keinen ε-Term, so dass [P α ,P µ ] = 0, d.h.<br />
eine <strong>der</strong> drei Gleichungen <strong>der</strong> Poincaré-Algebra (3.26) folgt. Außerdem gilt<br />
für die Terme, die ω enthalten,<br />
[ ] 1<br />
(−i)<br />
2 ω αβJ αβ ,P µ = ω αβ g βµ P α = 1 2 ω αβ(g βµ P α − g αµ P β ), (3.32)<br />
also [<br />
P µ ,J αβ] = (−i)(g βµ P α − g αµ P β ). (3.33)<br />
Analog folgt die die verbleibende Kommutatorrelation [J µν ,J ρσ ] aus <strong>der</strong><br />
ersten Gleichung in (3.31).<br />
Fasst man die unabhängigen Raumkomponenten in J µν zu einem Vektor<br />
⃗J = (J 1 ,J 2 ,J 3 ) ≡ (J 23 ,J 31 ,J 12 ) (3.34)<br />
zusammen, so erfüllt dieser Vektor die Kommutatorrelation eines dreidimensionalen<br />
Drehimpulses:<br />
[<br />
J i ,J j] = iǫ ijk J k . (3.35)<br />
Die J i erzeugen also die dreidimensionalen Rotationen. Die drei gemischten<br />
Komponenten von J µν erzeugen die Boosts und werden zu dem Vektor ⃗ K<br />
zusammengefasst:<br />
⃗K genügt den Relationen<br />
⃗K = (K 1 ,K 2 ,K 3 ) ≡ (J 10 ,J 20 ,J 30 ). (3.36)<br />
[<br />
K i ,K j] = −iǫ ijk J k ,<br />
[<br />
J i ,K j] = iǫ ijk K k . (3.37)<br />
Im Viererimpulsoperator P µ sind <strong>der</strong> Hamiltonoperator P 0 und <strong>der</strong> Impuls<br />
⃗P enthalten. Die verbleibenden Vertauschungsrelationen lauten<br />
[<br />
P i ,J i] = iǫ ijk P k ,<br />
[<br />
P i ,K j] = −iδ ij P 0 ,<br />
[<br />
P 0 ,K i] = −iP i , (3.38)<br />
[<br />
P 0 ,P 0] = [ P 0 ,P i] = [ P 0 ,J i] = 0. Damit folgt insbeson<strong>der</strong>e die Energie-,<br />
Impuls- und Drehimpulserhaltung aus <strong>der</strong> relativistischen Invarianz. Mit den<br />
Boosts sind dagegen keine Erhaltungsgrößen verknüpft.<br />
79
3.1.3 Lorentzsymmetrie auf Quantenzuständen<br />
Hängen zwei Inertialsysteme über eine Lorentz-Transformation g = (Λ,a)<br />
zusammen,<br />
x ′ ≡ T(Λ,a)x = Λx + a (3.39)<br />
dann gilt für die Zustände eines Quantensystems im gestrichenen Bezugssystem<br />
|ψ ′ 〉 = U(g)|ψ〉, (3.40)<br />
wobei U(g) eine g zugeordnete Abbildung auf dem Hilbertraum ist. Das Relativitätsprinzip<br />
drückt die Invarianz unter den Lorentz-Transformationen<br />
aus. Messungen von (skalaren) Observablen an einem System dürfen nicht<br />
davon abhängen, in welchem Inertialsystem sie durchgeführt werden. In <strong>der</strong><br />
Quantenmechanik sind Messungen mit Wahrscheinlichkeiten verknüpft, die<br />
durch den Betrag von Skalarprodukten von Zuständen berechnet werden.<br />
Es muss also<br />
|〈φ ′ |ψ ′ 〉| = |〈φ|ψ〉| (3.41)<br />
gelten (vgl. QMI, S.166ff). Dann folgt (Theorem von Wigner)<br />
• U(g) ist unitär o<strong>der</strong> anti-unitär<br />
• U(g 2 )U(g 1 ) = e iα(g 2,g 1 ) U(g 2 g 1 )<br />
Zur Wie<strong>der</strong>holung: ein anti-unitärer Operator besitzt die folgenden Eigenschaften (QMI, S.167ff)<br />
• Anti-Linearität: U(c 1 |ψ 1 〉 + c 2 |ψ 2 〉) = c ∗ 1 U|ψ 1〉 + c ∗ 2 U|ψ 2〉. Insbeson<strong>der</strong>e Uc = c ∗ U für<br />
komplexe Zahlen c.<br />
• Für den adjungierten Operator gilt 〈ϕ|U † ψ〉 = 〈Uϕ|ψ〉 ∗<br />
• U † U = UU † = 1, also 〈Uϕ|Uψ〉 = 〈ϕ|ψ〉 ∗ (Anti-Unitarität).<br />
Für kontinuierliche Gruppen ist U(g) immer unitär, solange g kontinuierlich<br />
mit dem Einselement verbunden ist, welches durch die unitäre Abbildung<br />
U = 1 dargestellt wird. Dies ist für die orthochrone Lorentzgruppe<br />
einschließlich <strong>der</strong> Translationen <strong>der</strong> Fall, und insbeson<strong>der</strong>e für die im vorangehenden<br />
Abschnitt behandelten infinitesimalen Transformationen. Aus<br />
(3.24) folgt dann, dass die Generatoren J µν , P µ hermitesche Operatoren<br />
sind.<br />
Aus dem zweiten Teil des Wignerschen Theorems folgt, dass im Allgemeinen<br />
die U(g) nur eine projektive Darstellung bilden müssen, d.h. im Gegensatz<br />
zu (3.22) eine Darstellung bis auf eine Phase. Diese Möglichkeit (wie auch<br />
80
die von anti-untären Operatoren) hängt damit zusammen, dass nur die Beträge<br />
von Skalarprodukten unverän<strong>der</strong>t bleiben müssen. Man kann jedoch<br />
zeigen (Weinberg Bd.1, Kap.2.7), dass die Phasen α(g 1 ,g 2 ) für infinitesimale<br />
Lorentz-Transformationen durch eine Redefinition <strong>der</strong> Generatoren eliminieren<br />
kann, so dass im folgenden angenommen werden kann, dass (3.22) für<br />
kleine Lorentz-Tranformationen gilt.<br />
Allerdings kann es globale Phasen geben. Wie bei den Rotationen gibt es Darstellungen bis auf<br />
ein Vorzeichen, d.h. einer Lorentz-Transformation g werden zwei unitäre Transformationen ± U(g)<br />
zugeordnet. So wird bei einer Rotation um den Winkel 2π <strong>der</strong> Zustand |ψ〉 eines Objekts mit halbzahligem<br />
Spin in −|ψ〉 abgebildet. Solche globalen Phasen haben einen topologischen Urspung<br />
in <strong>der</strong> Tatsache, dass die Rotationsgruppe und Lorentzgruppe nicht einfach zusammenhängend<br />
sind, d.h. es gibt geschlossene Wege im Raum <strong>der</strong> Gruppenelemente, die nicht stetig zu einem<br />
Punkt kontrahierbar sind. Es existiert dann eindeutig die universelle Überlagerungsgruppe, <strong>der</strong>en<br />
Darstellungen echte Darstellungen ohne Phasen sind. Verschiedene Gruppen können dieselbe<br />
universelle Überlagerung und dieselbe Algebra besitzen. Dagegen existiert eine eindeutige Korrespondenz<br />
zwischen <strong>der</strong> universellen Überlagerung und <strong>der</strong> Algebra. Die universelle Überlagerung<br />
<strong>der</strong> Rotationsguppe SO(3) ist die Gruppe SU(2) <strong>der</strong> unitären 2 × 2 Matrizen mit Determinante<br />
1. Die kleinste nicht-triviale Darstellung <strong>der</strong> SU(2) ist die Multiplikation einer SU(2) Matrix auf<br />
einem komplexen Zweiervektor. Diese Darstellung enspricht gerade den Spin-1/2 Objekten.<br />
3.2 Klassifikation von Einteilchenzuständen<br />
An dieser Stelle gehen wir zu natürlichen Einheiten<br />
c = Lichtgeschwindigkeit = 1<br />
= 1<br />
ε 0 = 1 (3.42)<br />
über. Eine solche Festlegung ist möglich, da c, ,ε 0 Konstanten sind, <strong>der</strong>en<br />
numerischer Wert mit <strong>der</strong> Wahl des Maßeinheitensystems zusammenhängt.<br />
In diesen Einheiten gilt<br />
und so weiter.<br />
E = √ m 2 + ⃗p 2 ⇒ p 2 = p µ p µ = (p 0 ) 2 − ⃗p 2 = m 2<br />
E = ω, ⃗p = ⃗ k<br />
α = e2<br />
4π = 1<br />
137<br />
(3.43)<br />
Der Begriff des Teilchens<br />
Was ist ein Teilchen? Welche unverän<strong>der</strong>lichen Eigenschaften charakterisieren<br />
ein Teilchen, d.h. unterscheiden es von an<strong>der</strong>en Teilchen? Welche<br />
81
Zustände kann ein solches Teilchen annehmen, wodurch sind die Basiszustände<br />
des Einteilchen-Hilbertraums gekennzeichnet? Im Folgenden werden<br />
diese Fragen durch gruppentheoretische Überlegungen mathematisch<br />
präzisiert und dann für die Poincaré-Gruppe im Detail ausgeführt.<br />
Zunächst einige Begriffe aus <strong>der</strong> Darstellungstheorie. Eine Darstellung einer<br />
Gruppe auf einem Vektorraum W wird irreduzibel genannt, wenn sie keinen<br />
invarianten Untervektorraum V (außer dem Null-Vektorraum) besitzt,<br />
d.h. es gibt kein V ⊂ W, so daß U(g)|ψ〉 ∈ V für alle Vektoren |ψ〉 ∈ V<br />
und Gruppenelemente g ∈ G. Ein Operator heißt invarianter o<strong>der</strong> Casimir-<br />
Operator, wenn er mit allen Generatoren <strong>der</strong> Algebra <strong>der</strong> Gruppe vertauscht.<br />
Ein wichtiger Satz aus <strong>der</strong> Darstellungstheorie besagt, dass die irreduziblen,<br />
unitären Darstellungen einer Gruppe durch die Eigenwerte <strong>der</strong> invarianten<br />
Operatoren eindeutig bestimmt werden.<br />
Für die Gruppe <strong>der</strong> dreidimensionalen Rotationen sind die irreduziblen, unitären Darstellungen<br />
(2j + 1)-dimensional. Die verschiedenen Darstellungen werden durch den Eigenwert j (genauer:<br />
j(j+1)) des Operators ⃗ J 2 charakterisiert, <strong>der</strong> <strong>der</strong> einzige invariante Operator ist, den man aus den<br />
J i bilden kann. J 3 bildet einen vollständigen Satz von kommutierenden Operatoren, die (2j + 1)<br />
Zustände |jm〉 des Vektorraums, auf dem die Darstellung irreduzibel operiert, werden durch den<br />
Eigenwert m = −j,. . . , j − 1, j von J 3 gekennzeichnet. Die Clebsch-Gordon-Zerlegung <strong>der</strong> (2j 1 +<br />
1)(2j 2 + 1) Produktzustände |j 1 m 1 ; j 2 m 2 〉 in die Zustände |jm〉 mit j = |j 1 − j 2 |, . . . , j 1 + j 2<br />
entspricht gerade <strong>der</strong> Zerlegung des (2j 1 + 1)(2j 2 + 1)-dimensionalen Produktraums in invariante<br />
Unterräume bezüglich <strong>der</strong> Rotationen, d.h. ein Zustand U(g)|jm〉 ist eine Linearkombination<br />
von Zuständen mit demselben j. Man überzeuge sich davon anhand des folgenden Beispiels: Die<br />
Produktdarstellung 1 2 ⊗ 1 2 <strong>der</strong> Zustände | 1 2 m; 1 2 m′ 〉 ≡ |m; m ′ 〉 ist nicht irreduzibel. Der Zustand<br />
|ψ〉 = 1 √<br />
2<br />
„<br />
| 1 2 ; −1 2 〉 − | − 1 2 ; 1 2 〉 «<br />
transformiert unter Rotationen in sich selbst und bildet einen eindimensionalen invarianten Unterraum.<br />
Dies ist gerade <strong>der</strong> Zustand mit dem Gesamtdrehimpuls 0. Die Transformation lautet<br />
U(⃗n, θ)|ψ〉 = 1 √<br />
2<br />
„<br />
e − i ⃗ J·⃗n θ | 1 2 〉 ⊗ e− i ⃗ J·⃗n θ | − 1 2 〉 − zweiter Term «<br />
= X „<br />
1 √2 |m; m ′ 〉<br />
m,m ′<br />
= |ψ〉<br />
mit ⃗ J = ⃗σ/2 und <strong>der</strong> Wigner-Funktion<br />
D (1/2)<br />
m, 1 (⃗n, θ)D (1/2)<br />
m<br />
2<br />
′ ,−<br />
2<br />
1 (⃗n, θ) − D (1/2)<br />
m,−<br />
2<br />
1<br />
«<br />
(⃗n, θ)D (1/2)<br />
m ′ , 1 (⃗n, θ)<br />
2<br />
siehe dazu auch QM I, S. 191.<br />
D (1/2)<br />
m,m ′ (⃗n, θ) ≡ 〈m ′ |e − i J·⃗n ⃗ θ |m〉 = cos θ 2 · 1 − i sin θ ⃗n · ⃗σ,<br />
2<br />
Unter einem Teilchen verstehen wir ein Objekt, welches im Rahmen einer<br />
vorgegebenen Theorie nicht weiter in kleinere Einheiten unterteilbar<br />
82
ist. Aufgrund <strong>der</strong> Lorentz-Invarianz gehören zu einem gegebenen Zustand<br />
|ψ〉 mindestens alle weiteren Zustände U(g)|ψ〉, die durch eine Lorentz-<br />
Transformation aus |ψ〉 hervorgehen. Wir identifizieren die Zustände eines<br />
Teilchen also als diejenigen, die einen irreduziblen, invarianten Unterraum<br />
bilden, d.h. die Darstellung <strong>der</strong> Lorentz-Transformationen wirkt auf<br />
den Zuständen eines Teilchens irreduzibel. Denn würde man mehr Zustände<br />
hinzunehmen, so dass die Darstellung reduzibel ist, so gäbe es eine relativistisch<br />
invariante Charakterisierung von kleineren Einheiten, nämlich<br />
den irreduziblen Unterräumen dieser zu großen Darstellung. Folglich sind<br />
die unverän<strong>der</strong>lichen Eigenschaften eines Teilchens (bzw. einer Teilchensorte)<br />
durch die Eigenwerte <strong>der</strong> invarianten Operatoren <strong>der</strong> Poincaré-Algebra<br />
bestimmt, während die Basiszustände des zugehörigen Einteilchen-Hilbertraums<br />
durch die Eigenwerte eines vollständigen Satzes von kommutierenden<br />
Generatoren <strong>der</strong> Algebra gekennzeichnet werden.<br />
Invariante Operatoren <strong>der</strong> Poincaré-Algebra<br />
Ein aus P µ und J µν gebildeter invarianter Operator muss notwendigerweise<br />
ein Lorentzskalar sein, d.h. er darf keinen unkontrahierten Lorentz-Index<br />
besitzen. Dies ergibt zunächst<br />
a) P 2 = P µ P µ<br />
b) P µ P ν J µν ergibt 0 wegen Antisymmetrie<br />
c) J µν J µν<br />
Man rechnet leicht nach, dass P 2 invariant ist,<br />
[<br />
P 2 ,P µ] = 0 offensichtlich,<br />
[<br />
P 2 ,J µν] = P ρ [P ρ ,J µν ] + [P ρ ,J µν ]P ρ<br />
= −i(P ρ (δ ρ ν P µ − δ ρ µ P ν ) + (δ ρ ν P µ − δ ρ µ P ν )P ρ )<br />
= 0, (3.44)<br />
J µν J µν jedoch nicht. Dies erschöpft jedoch nicht alle Möglichkeiten, Skalare<br />
zu bilden. Mit Hilfe von ǫ µνρσ , dem total antisymmetrischen Tensor in vier<br />
Dimensionen (analog zu ǫ ijk ) mit <strong>der</strong> Konvention ǫ 0123 = −1, kann man den<br />
Vektor<br />
W µ ≡ 1 2 ǫ µνρσJ νρ P σ (3.45)<br />
bilden und daraus<br />
83
d) W 2 ≡ −W µ W µ<br />
e) P µ W µ ergibt 0 wegen Antisymmetrie<br />
Man rechnet nach, dass [ W 2 ,P µ] = [ W 2 ,J µν] = 0, d.h. W 2 ist ein weiterer<br />
invarianter Operator. Die Eigenwerte von P 2 und W 2 sind mit den Eigenschaften<br />
Masse und Spin verknüpft. Sie definieren die Begriffe “Masse” und<br />
“Spin”.<br />
Basiszustände (Einteilchenzustände)<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen vollständigen Satz kommutieren<strong>der</strong><br />
Operatoren <strong>der</strong> Algebra zu wählen. Man verwendet bevorzugt die vier<br />
Komponenten von P µ und eine Komponente von W µ , da die P µ mit allen<br />
W µ vertauschen, letztere aber nicht untereinan<strong>der</strong>. Üblicherweise wählt man<br />
W 3 (in einem Standardbezugssystem) und führt die<br />
Basiszustände |p,s〉<br />
p = Eigenwerte von P µ (3.46)<br />
s = Eigenwert von W 3<br />
ein. Dies liefert eine vollständige Charakterisierung vom Standpunkt <strong>der</strong><br />
Lorentz-Symmetrie. In <strong>der</strong> Natur gibt es weitere (“innere”) Symmetrien, die<br />
nicht mit Transformationen <strong>der</strong> Raumzeit zusammenhängen. Diese führen<br />
zu weiteren unverän<strong>der</strong>lichen Eigenschaften (elektrische Ladung, Farbe,. ..)<br />
und weiteren Kennzeichnungen n <strong>der</strong> Basiszustände, so dass man |p,s,n〉<br />
schreiben muss. Für die folgende Diskussion <strong>der</strong> Lorentz-Symmetrie können<br />
wir die Kennzeichnung n weglassen.<br />
Die Basiszustände haben ein einfaches Verhalten unter Translationen,<br />
U(a)|p,s〉 = e iaµ P µ<br />
|p,s〉 = e iaµ p µ<br />
|p,s〉, (3.47)<br />
welches für räumliche Translationen mit <strong>der</strong> Transformation in <strong>der</strong> nichtrelativistischen<br />
Quantenmechanik übereinstimmt. Wir identifizieren die räumlichen<br />
Komponenten von P µ als den Impulsoperator P ⃗ <strong>der</strong> Theorie und P 0<br />
mit dem Hamiltonoperator H. Dies ist konsistent, wie die folgende Überlegung<br />
zeigt: Die (aktive) Zeittranslation impliziert die Zeitentwicklung <strong>der</strong><br />
Zustände. Die durch die Lorentz-Transformation t ′ = t + τ verknüpften<br />
Systeme müssen äquivalent sein in dem Sinne, dass <strong>der</strong> Zustand im gestrichenen<br />
System zur Zeit t ′ mit dem im ungestrichenen System zur Zeit t<br />
84
übereinstimmt (man vergleiche dies mit den Rotationen in QMI, S.161: dort<br />
war 〈⃗x ′ |ψ ′ 〉 = 〈⃗x|ψ〉), also<br />
Dann folgt aus (3.47), dass<br />
und somit<br />
|ψ ′ (t ′ )〉 = |ψ(t)〉. (3.48)<br />
|ψ(t)〉 = |ψ ′ (t ′ )〉 = e iτP0 |ψ(t ′ )〉 = e iτH |ψ(t + τ)〉 (3.49)<br />
|ψ(t + τ)〉 = e −iτH |ψ(t)〉. (3.50)<br />
Die differentielle Form ist die Schrödinger-Gleichung<br />
i ∂ |ψ(t)〉 = H|ψ(t)〉, (3.51)<br />
∂t<br />
die sich hier als Konsequenz <strong>der</strong> Zeittranslationssymmetrie ergibt.<br />
Für die Untersuchung des Transformationsverhaltens <strong>der</strong> Basiszustände unter<br />
<strong>der</strong> homogenen Lorentz-Gruppe, die zum Konzept des Spins führt, muss<br />
man eine Fallunterscheidung je nach Eigenwert m 2 von P 2 treffen:<br />
a) P 2 |p,s〉 = m 2 |p,s〉 mit m 2 > 0<br />
b) m 2 = 0<br />
c) m 2 < 0<br />
d) m 2 = 0 und p µ = 0<br />
Der vorletzte Fall ist in <strong>der</strong> Natur nicht realisiert, <strong>der</strong> letzte betrifft nur den<br />
Vakuumzustand.<br />
3.2.1 Massive Teilchen<br />
Wir betrachten Einteilchenzustände |p,s〉. Hier steht p für die Eigenwerte<br />
<strong>der</strong> drei räumlichen Komponenten von P µ . Der Eigenwert p 0 von P 0 braucht<br />
nicht angegeben zu werden, weil wegen P 2 |p,s〉 = m 2 |p,s〉 für alle Zustände<br />
<strong>der</strong>selben Teilchensorte die Gleichung p 0 = ± √ ⃗p 2 + m 2 folgt. Dies ist die<br />
relativistische Energie-Impuls-Beziehung, so dass <strong>der</strong> Eigenwert m mit <strong>der</strong><br />
Ruhmasse identifiziert wird. Damit die Energie nach unten beschränkt ist,<br />
wird immer das positive Vorzeichen <strong>der</strong> Wurzel angenommen. Dagegen ist<br />
die Bedeutung und <strong>der</strong> Wertebereich von s noch nicht bestimmt. Dies sollen<br />
85
die folgenden Überlegungen zum Transformationsverhalten unter homogenen<br />
Lorentz-Transformationen<br />
klären.<br />
U(Λ)|p,s〉 =? (3.52)<br />
Für massive Teilchen existiert ein Ruhsystem, d.h. da p 2 > 0 existiert eine<br />
Lorentz-Transformation (“Standard-Boost”) L(p) mit <strong>der</strong> Eigenschaft<br />
p µ = L(p) µ νk ν mit k ν = (m,0,0,0). (3.53)<br />
Auf den Zuständen |k,s〉 wirkt <strong>der</strong> in (3.45) definierte Operator W µ als<br />
W µ = 1 2 ǫ µνρσJ νρ P σ = 1 2 mǫ µνρ0J νρ , (3.54)<br />
also W 0 = 0 und mit ǫ 0ijk = −ǫ ijk<br />
sowie<br />
W i = 1 2 mǫ ijkJ jk = mJ i , (3.55)<br />
W 2 ≡ −W µ W µ = W i W i = m 2 ⃗ J 2 . (3.56)<br />
Die weitere mit dem Eigenwert von W 2 verknüpfte invariante Eigenschaft<br />
eines relativistischen Teilchens ist also <strong>der</strong> Eigenwert von J ⃗2 , j(j + 1) (mit<br />
den Werten j = 0, 1 2<br />
,1,...), und wird — weil im Ruhsystem definiert — als<br />
Eigenspin (kurz: Spin) bezeichnet. Die Kennzeichnung s <strong>der</strong> Zustände gibt<br />
die Spinorientierung längs <strong>der</strong> Spinquantisierungsachse, i.A. <strong>der</strong> z-Achse, an<br />
und kann folglich die 2j + 1 Werte s = −j,... ,j − 1,j annehmen. Die Ruhzustände<br />
|k,s〉 eines Teilchens mit Spin j sind also identisch mit den aus <strong>der</strong><br />
Quantenmechanik bekannten Zuständen |jm〉. Das Transformationsverhalten<br />
bei einer dreidimensionalen Rotation R lautet folglich<br />
U(R)|k,s〉 = U(R)|jm〉 = ∑ m ′ |jm ′ 〉〈jm ′ |U(R)|jm〉 = ∑ m ′ D (j)<br />
m ′ m (R)|jm′ 〉<br />
=<br />
j∑<br />
s ′ =−j<br />
D (j)<br />
s ′ s (R) |k,s′ 〉, (3.57)<br />
mit den Wigner-Funktionen D (j)<br />
s ′ s<br />
(R). Für Spin j = 1/2 lauten diese explizit<br />
(QMI, S.191)<br />
D (1 2 ) (⃗n,θ) = cos θ 2 1 − isin θ ⃗n · ⃗σ (3.58)<br />
2<br />
86
für eine Drehung mit Drehwinkel θ um die Achse ⃗n (⃗n 2 = 1). ⃗σ ist <strong>der</strong> aus<br />
den Paulimatrizen gebildete Dreiervektor. Im Allgemeinen ist die Wigner-<br />
Funktion eine (2j +1) ×(2j +1) Matrix, die von den drei Parametern (⃗n,θ)<br />
<strong>der</strong> Rotation abhängt.<br />
Nachdem so die Bedeutung von W 2 und s für die Ruhzustände geklärt ist,<br />
definieren wir<br />
|p,s〉 ≡ U(L(p))|k,s〉. (3.59)<br />
Diese Gleichung ist als eine Definition <strong>der</strong> Bedeutung von s für die Zustände<br />
mit allgemeinem p zu interpretieren: für beliebiges p ist s die Spineinstellung<br />
im zu p gehörigen Ruhsystem. Dies setzt eine Konvention für die Wahl des<br />
Standard-Boosts voraus, denn L(p) ist nicht eindeutig. Damit die Definition<br />
(3.59) konsistent ist, muss gezeigt werden, dass das so definierte |p,s〉<br />
tatsächlich ein Eigenzustand von P µ mit Eigenwert p µ ist. Dazu verwendet<br />
man (3.30) in <strong>der</strong> Form<br />
für den speziellen Fall Λ = L(p):<br />
U(Λ) −1 P µ U(Λ) = Λ µ ρP ρ (3.60)<br />
P µ |p,s〉 = U(L(p))(U(L(p)) −1 P µ U(L(p)))|k,s〉<br />
= L(p) µ ρU(L(p))P ρ |k,s〉<br />
= (L(p)k) µ (U(L(p))|k,s〉<br />
= p µ |p,s〉 (3.61)<br />
Vollkommen analog zeigt man, dass U(Λ)|p,s〉 erwartungsgemäß ein Eigenzustand<br />
von P µ mit Eigenwert (Λp) µ ist. Das gesuchte Tranformationsverhalten<br />
<strong>der</strong> Einteilchenzustände unter homogenen Lorentz-Transformationen<br />
ergibt sich nun wie folgt:<br />
U(Λ)|p,s〉 = U(Λ)U(L(p))|k,s〉 = U(ΛL(p))|k,s〉<br />
= U(L(Λp))U(L(Λp) −1 ΛL(p)) |k,s〉. (3.62)<br />
} {{ }<br />
≡ U(W)<br />
Die Transformation W = W(Λ,p) = L(Λp) −1 ΛL(p) wirkt auf den Ruhimpuls<br />
k als<br />
k −→ L(p)<br />
p −→ Λ Λp L(Λp)−1<br />
−→ k, (3.63)<br />
d.h. W lässt k µ = (m,0,0,0) invariant. Die Untergruppe <strong>der</strong> Transformationen,<br />
die den Vektor k µ = (m,⃗0) invariant lassen, auch als die zu k gehörige<br />
“little group” bezeichnet, sind gerade die dreidimensionalen Rotationen.<br />
87
W(Λ,p) wird deshalb auch Wigner-Rotation genannt. Die Wirkung einer<br />
Rotation auf |k,s〉 ist durch (3.57) gegeben, so dass<br />
U(Λ)|p,s〉 = U(L(Λp))<br />
j∑<br />
s ′ =−j<br />
D (j)<br />
s ′ s (W) |k,s′ 〉<br />
= ∑ s ′ D (j)<br />
s ′ s (W) |Λp,s′ 〉 (3.64)<br />
wobei W ≡ L −1 (Λp)ΛL(p) von Λ und p abhängt. Der Lorentz-transformierte<br />
Zustand ist folglich eine Superposition <strong>der</strong> verschiedenen Spinzustände des<br />
Basiszustands mit Impuls Λp.<br />
Normierung <strong>der</strong> Zustände<br />
Als Eigenzustände von hermiteschen Operatoren sind die oben gewählten<br />
Basisvektoren orthogonal:<br />
〈p,s|p ′ ,s ′ 〉 = (2π) 3 N(p)δ ss ′δ (3) (⃗p − ⃗p ′ ) (3.65)<br />
Für N(p) ist eine geeignete Konvention zu finden. Tatsächlich ist nur N(k)<br />
frei wählbar, denn<br />
〈p,s|p ′ ,s ′ 〉 = 〈k,s|U † (L(p))U(L(p ′ ))<br />
} {{ }<br />
=1 für p=p ′ |k ′ ,s ′ 〉 = (2π) 3 N(k) δ ss ′ δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ )<br />
= (2π) 3 p0<br />
k 0 N(k) δ ss ′ δ(3) (⃗p − ⃗p ′ ). (3.66)<br />
Beim Übergang zur letzten Zeile wurde verwendet, dass p 0 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ )<br />
Lorentz-invariant ist, so dass insbeson<strong>der</strong>e k 0 δ (3) ( ⃗ k − ⃗ k ′ ) = p 0 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ ).<br />
Man wählt nun N(k) = 2m und erhält mit k 0 = m<br />
N(p) = 2p 0 . (3.67)<br />
Diese Normierung wird im Folgenden immer verwendet. Sie ist Lorentzinvariant,<br />
d.h.<br />
〈Λp,s|Λp ′ ,s ′ 〉 = 〈p,s|p ′ ,s ′ 〉. (3.68)<br />
Die Vollständigkeitsrelation lautet mit dieser Normierung<br />
∑<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 |p,s〉〈p,s| = 1. (3.69)<br />
2p0 s<br />
88
d<br />
Das Integrationsmaß<br />
3 ⃗p<br />
ist ebenfalls Lorentz-invariant (2p 0 im Nenner<br />
(2π) 3 2p 0<br />
kompensiert den Normierungsfaktor). Ein beliebiges Einteilchen-Wellenpaket<br />
hat die Form<br />
|ϕ〉 = ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 |p,s〉 · ˜ϕ s(⃗p). (3.70)<br />
s<br />
Das Skalarprodunkt lautet<br />
〈ϕ 1 |ϕ 2 〉 = ∑ s<br />
= ∑ s<br />
∫<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 〈ϕ 1|p,s〉〈p,s|ϕ 2 〉<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 ˜ϕ 1s(⃗p) ∗ ˜ϕ 2s (⃗p). (3.71)<br />
Bis auf die Umnormierung 1 −→ 2p 0 sind diese Ausdrücke mit den nichtrelativistischen<br />
identisch.<br />
Die Basiszustände |p,s〉 bilden für gegebenes m und j einen unendlichdimensionalen<br />
Hilbertraum, da die Werte von p kontinuierlich sind. Die<br />
irreduziblen, unitären Darstellungen <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe sind alle unendlich-dimensional,<br />
weil die Gruppenmannigfaltigkeit nicht kompakt ist. Im<br />
Gegensatz dazu besitzen die dreidimensionalen Rotationen endlich-dimensionale,<br />
unitären Darstellungen (Dimension 2j+1), weil die Rotationsgruppe<br />
kompakt ist.<br />
3.2.2 Masselose Teilchen<br />
Der Fall P 2 |p,s〉 = 0 (also m 2 = 0) ist etwas komplizierter, da man nicht<br />
auf die bekannten Eigenschaften <strong>der</strong> dreidimensionalen Rotationen zurückgreifen<br />
kann.<br />
Für einen Vektor mit p 2 = 0 existiert kein Ruhsystem. Masselose Teilchen<br />
bewegen sich immer mit Lichtgeschwindigkeit: v = |⃗p |c 2 /E = c, da E =<br />
√<br />
(mc 2 ) 2 + (⃗pc) 2 = |⃗p |c. Statt <strong>der</strong> Transformation ins Ruhsystem wählen<br />
wir nun die Lorentz-Transformation L(p) so, dass <strong>der</strong> Referenzvektor k eine<br />
einfache Gestalt annimmt:<br />
p µ = L(p) µ νk ν mit k = (n,0,0,n) (3.72)<br />
und definieren wie<strong>der</strong>um |p,s〉 ≡ U(L(p))|k,s〉. Wie zuvor – Gl. (??) –<br />
transformieren die Zustände bei einer Lorentz-Transformation Λ gemäß<br />
U(Λ)|p,s〉 = U(L(p))U(W)|k,s〉. (3.73)<br />
89
Die Matrix W = L(Λp) −1 ΛL(p) lässt jedoch jetzt den Vektor (n,0,0,n)<br />
invariant. Wir bestimmen nun die Untergruppe <strong>der</strong> (homogenen) Lorentz-<br />
Transformationen mit dieser Eigenschaft, um die Wirkung von U(W) auf<br />
den Referenzzuständen |k,s〉 zu berechnen. Dazu betrachten wir zunächst<br />
infinitesimale Transformationen Λ µ ν = δ µ ν +ω µ ν +.... Die Bedingung, dass<br />
Λ den Vektor k unverän<strong>der</strong>t lässt, lautet dann<br />
ω µ νk ν = 0. (3.74)<br />
Diese Gleichungen schränken die antisymmetrische Matrix w µν auf die Gestalt<br />
⎛<br />
⎞<br />
0 −α −β 0<br />
ω µν = ⎜ α 0 Θ −α<br />
⎟<br />
⎝ β −Θ 0 −β ⎠ (3.75)<br />
0 α β 0<br />
mit reellen Einträgen α, β und Θ ein. Der zugehörige unitäre Operator lautet<br />
U(1 + ω) = 1 − i 2 ω µνJ µν + ...<br />
= 1 − i(ω 10 J 10 + ω 20 J 20 + ω 30 J 30 ) − i(ω 12 J 12 + ω 13 J 13 + ω 23 J 23 ) + ...<br />
= 1 − i[α(J 10 − J 13 ) + β(J 20 − J 23 ) + ΘJ 3 ] + ...<br />
= 1 − i(ΘJ 3 + α (K 1 + J 2 ) +β (K 2 − J 1 )) + ... . (3.76)<br />
} {{ } } {{ }<br />
≡ A<br />
≡ B<br />
Die gesuchte Untergruppe wird von den drei Operatoren A, B und J 3 erzeugt.<br />
Die Vertauschungsrelationen ergeben sich zu<br />
[A,B] = 0<br />
[<br />
J 3 ,A ] = iB (3.77)<br />
[<br />
J 3 ,B ] = −iA<br />
und sind in sich geschlossen. Sie bilden eine Unteralgebra <strong>der</strong> Poincaré-<br />
Algebra (3.26), die äquivalent zur Algebra <strong>der</strong> Translationen (Erzeugende<br />
A, B) und Rotationen (J 3 ) im zweidimensionalen euklidischen Raum ist.<br />
Der Operator J 3 erzeugt die Rotationen um die z-Achse. Für die Konstruktion<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Form von W und U(W) erweist es sich als günstig, sie<br />
in eine Rotation um die z-Achse und einen Rest zu zerlegen. Für gegebenes<br />
Λ und p berechnet man zuerst W(Λ,p) ≡ L(Λp) −1 ΛL(p) und bestimmt aus<br />
dem Resultat die Parameter α,β,Θ so, dass<br />
W(Λ,p) = S(α,β) R(Θ), (3.78)<br />
90
wobei S(α,β) und R(Θ) die durch Exponentieren <strong>der</strong> Generatoren A,B bzw.<br />
J 3 erhaltenen globalen Transformationen sind und die Parameter als Funktionen<br />
von (Λ,p) aufzufassen sind, d.h. Θ = Θ(Λ,p) usw. Der Parameter<br />
Θ ist mit dem Rotationswinkel um die z-Achse assoziiert. Die zugehörige<br />
Rotationsmatrix R(Θ) hat die Gestalt<br />
R(Θ) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1 0 0 0<br />
0 cos Θ − sinΘ 0<br />
0 sin Θ cos Θ 0<br />
0 0 0 1<br />
während <strong>der</strong> verbleibende Faktor S(α,β) durch<br />
S(α,β) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1 + ξ −α −β −ξ<br />
−α 1 0 α<br />
⎞<br />
−β 0 1 β<br />
ξ −α −β 1 − ξ<br />
⎟<br />
⎠ , (3.79)<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (3.80)<br />
gegeben ist. Hier wird die Abkürzung ξ ≡ (α 2 + β 2 )/2 verwendet.<br />
Die Gestalt <strong>der</strong> Matrizen R und S erhält man, indem man die globalen Transformationen durch<br />
das Exponential <strong>der</strong> Generatoren berechnet. Dazu stellen wir die Lorentz-Transformationen Λ<br />
auf Viervektoren durch sich selbst dar, d.h. die Darstellung bildet ein Gruppenelement Λ auf<br />
D(Λ) = Λ ab. Solche (nicht notwendigerweise unitären) Matrixdarstellungen <strong>der</strong> Lorentz-Gruppe<br />
werden später noch eingehend untersucht. Wir schreiben also<br />
„<br />
Λ ρ σ<br />
»exp = − i «– ρ<br />
2 ωµνJµν , (3.81)<br />
σ<br />
wobei in dieser Darstellung je<strong>der</strong> <strong>der</strong> sechs Generatoren J µν eine 4 × 4 Matrix mit den Indizes ρ,<br />
σ ist. Für infinitesimale Transformationen führt diese Gleichung auf<br />
ω ρ σ = − i 2 ωµν (Jµν ) ρ σ. (3.82)<br />
Da diese Gleichung für beliebiges Ω gilt, erhält man für die Generatoren J µν in <strong>der</strong> Darstellung,<br />
die auf Vierervektoren wirkt, den Ausdruck<br />
(J µν ) ρ σ = i(g µρ δ ν σ − g νρ δ µ σ). (3.83)<br />
Für die drei Generatoren <strong>der</strong> Algebra (??) ergeben sich daraus die Matrizen<br />
−iJ 3 =<br />
0<br />
B<br />
@<br />
0 0 0 0<br />
0 0 −1 0<br />
0 1 0 0<br />
0 0 0 0<br />
1<br />
C<br />
A ,<br />
91
−iA =<br />
−iB =<br />
0<br />
B<br />
@<br />
0<br />
B<br />
@<br />
0 −1 0 0<br />
−1 0 0 1<br />
0 0 0 0<br />
0 −1 0 0<br />
0 0 1 0<br />
0 0 0 0<br />
−1 0 0 1<br />
0 0 1 0<br />
1<br />
1<br />
C<br />
A , (3.84)<br />
Die Rotation R(Θ) in (??) folgt mit obigem Ausdruck für −iJ 3 aus <strong>der</strong> Beziehung R(Θ) =<br />
exp(−iΘJ 3 ), die Matrix S(α, β) aus S(α, β) = exp(−i[αA + βB]) = exp(−iαA) exp(−iβB). Hier<br />
wird verwendet, dass [A, B] = 0. Da A n = B n = 0 für n > 2 brechen die Exponentiale nach <strong>der</strong><br />
zweiten Ordnung ab und S(α, β) ist quadratisch in α, β.<br />
C<br />
A .<br />
Wir kommen nun zurück zum Ausgangsproblem, <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong><br />
Eigenwerte σ. Diese sind die Eigenwerte eines maximalen Satzes kommutieren<strong>der</strong><br />
Operatoren <strong>der</strong> von A, B und J 3 aufgespannten Unteralgebra.<br />
Bei massiven Teilchen entsprach diese Algebra <strong>der</strong> Drehimpulsalgebra, dort<br />
bestand <strong>der</strong> maximale Satz kommutieren<strong>der</strong> Operatoren aus J 3 , was zur<br />
Identifikation von σ mit <strong>der</strong> z-Komponente des Spins im Ruhsystem führte.<br />
Im vorliegenden masselosen Fall bilden A und B einen kommutierenden<br />
Observablensatz. Wir schreiben also für die Zustände<br />
|k,a,b〉, (3.85)<br />
wobei a und b die Eigenwerte zu A und B sind. Dies führt jedoch zu einem<br />
Problem, denn dann ist<br />
U(R(Θ))| ⃗ k,a,b〉 (3.86)<br />
ein Eigenzustand zu Eigenwerten a ′ = acos Θ − bsin Θ und b ′ = asin Θ −<br />
bcos Θ. Dies ist anschaulich klar, denn die Eigenwerte (a,b) kann man als<br />
einen Vektor in <strong>der</strong> zweidimensionalen euklidischen Ebene auffassen, dessen<br />
Komponenten durch eine Rotation mit dem Winkel Θ wie angegeben<br />
verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Wir zeigen dies in erster Ordnung in Θ für den Operator A: Zunächst gilt<br />
und damit<br />
AU(R(Θ)) = A(1 − iΘJ 3 ) = (1 − iΘJ 3 )A + iΘ ˆJ 3 , A˜ , (3.87)<br />
AU(R(Θ))|k, a, b〉 = a(1 − iΘJ 3 )|k,a, b〉 − bΘ|k, a, b〉<br />
= (a(1 + . . . ) − b(Θ + . . . ))(U(R(Θ))|k, a, b〉). (3.88)<br />
| {z } | {z }<br />
a cos Θ bsin Θ<br />
Der Vorfaktor ergibt, wenn man alle Ordnungen betrachtet, gerade a ′ = acos Θ − b sinΘ.<br />
92
Die Eigenwerte a und b liegen — falls ungleich Null — also kontinuierlich.<br />
Dies ist in <strong>der</strong> Natur nicht realisiert: Es gibt keine Teilchen mit kontinuierlichen<br />
inneren Freiheitsgraden. Deswegen for<strong>der</strong>n wir jetzt für masselose<br />
Teilchen, dass die Zustände Eigenzustände mit Eigenwerten a = b = 0 sind.<br />
Dann lässt sich <strong>der</strong> Eigenwert von J 3 noch festlegen und J 3 bildet nach<br />
obiger For<strong>der</strong>ung das einzig mögliche maximale kommutierende Operatorensystem.<br />
Die verbleibende Zustanndskennzeichnung s ist folglich wie bei<br />
massiven Zuständen durch die Eigenwerte von J 3 bestimmt:<br />
J 3 |k,s〉 = s|k,s〉 (3.89)<br />
93
Achtung! Ab hier ist das Manuskript unkorrigiert.<br />
Es enthält bekannte und unbekannte<br />
Fehler. Korrekturen sind willkommen.<br />
94
Für Impulseigenzustände mit ⃗ k = (0,0,n) haben wir<br />
U(W(α,β,Θ))| ⃗ k,σ〉 = e −iΘσ | ⃗ k,σ〉 (3.90)<br />
abgeleitet. Daraus ergibt sich das Transformationsgesetz<br />
U(Λ)|⃗p,σ〉 = e −iΘ(Λ,p)σ | ⃗ Λp,σ〉 (3.91)<br />
für masselose Zustände. Der Winkel Θ ist über W aus Λ und p zu bestimmen.<br />
Wie bei <strong>der</strong> Drehgruppe sind die Darstellungen <strong>der</strong> Lorentzgruppe nur<br />
bis auf ein Vorzeichen bestimmt. Wenn wir im Transformationsgesetz für<br />
Λ eine Drehung um den Winkel Θ 0 einsetzen, so gilt Θ(Λ,p) = Θ 0 . Daran<br />
sieht man, daß σ ganz- o<strong>der</strong> halbzahlig sein muß, weil eine solche Drehung<br />
immer durch ±1 dargestellt wird. Wir nennen σ die Helizität und definieren<br />
|σ| als den Spin eines masselosen Teilchens. Die physikalische Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Helizität klärt die folgende Überlegung: Der Operator W µ ist für den<br />
Impuls k = (n,0,0,n)<br />
also<br />
W µ = 1 2 (ǫ µνρ0J νρ − ǫ µνρ3 J νρ ) · n, (3.92)<br />
W µ = n · (J 3 , −B,A,J 3 ). (3.93)<br />
Weil die Anwendung von A und B 0 ergibt, erhalten wir<br />
W µ | ⃗ k,σ〉 = k µ J 3 | ⃗ k,σ〉 = σk µ | ⃗ k,σ〉. (3.94)<br />
W µ mißt somit die Länge <strong>der</strong> Projektion des Spins auf die Bewegungsrichtung<br />
des Teilchens, und diese Länge ist die Helizität.<br />
Zusammenfassend stellen wir fest: Ein masseloses Teilchen wird durch seine<br />
Helizität und seinen Impuls charakterisiert. Weil <strong>der</strong> transformierte Zustand<br />
U(Λ)|⃗p,σ〉 proportional zu |⃗p,σ〉 ist, ist die Helizität eine Lorentz-Invariante.<br />
Daraus folgt, daß es für ein Teilchen nur einen Helizitätszustand geben muß.<br />
Allerdings hat zum Beispiel das Photon zwei Helizitätszustände, die wir als<br />
die beiden zirkularen Polarisationen kennen. Der Grund hierfür liegt in <strong>der</strong><br />
Paritätsinvarianz <strong>der</strong> Theorie des Elektromagnetismus: Wie wir im nächsten<br />
Abschnitt sehen werden, geht |⃗p,σ〉 unter einer Paritätstransformation in<br />
|⃗p, −σ〉 über. Deswegen treten beide Helizitäten auf.<br />
3.2.3 Parität und Zeitumkehr<br />
Bisher haben wir uns auf Lorentztransformationen beschränkt, die kontinuierlich<br />
mit <strong>der</strong> Identität verbunden sind, die eigentlichen, orthochronen<br />
95
Lorentztransformationen. In diesem Abschnitt untersuchen wir das Transformationsverhalten<br />
<strong>der</strong> Einteilchenzustände |⃗p,σ〉 unter Paritäts- und Zeitumkehrtransformationen.<br />
Weil diese Gruppenelemente nicht in <strong>der</strong> Zusammenhangskomponente<br />
<strong>der</strong> Einheit liegen, können wir diese Untersuchungen<br />
nicht mit Hilfe von infinitesimalen Transformationen durchführen.<br />
Wir nehmen an, daß die Raumspiegelung P und die Zeitumkehr T durch<br />
Operatoren U P und U T auf dem Hilbertraum darstellbar sind. Beachte:<br />
Für die orthochronen Lorentztransformationen haben wir postuliert, daß<br />
zugehörige Operatoren U(Λ,a) existieren; dies entspricht gerade <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />
nach relativistischer Invarianz. Diese For<strong>der</strong>ung stellen wir für P<br />
und T nicht. Ob es Operatoren U P und U T gibt, hängt von <strong>der</strong> Theorie<br />
ab. Im allgemeinen ist das nicht <strong>der</strong> Fall, oft kann man jedoch P und T als<br />
sogenannte approximative Symmetrien, zu denen Operatoren U P und U T<br />
existieren, betrachten, wenn man ”kleine”Terme im Hamiltonoperator vernachlässigt.<br />
Zum Beispiel ist die Theorie des Elektromagnetismus Paritätsund<br />
Zeitumkehrinvariant.<br />
Auf <strong>der</strong> Minkowski-Raumzeit werden P und T durch die Matrizen<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
−1<br />
P = ⎜ −1<br />
⎟<br />
⎝ −1 ⎠ und T = ⎜ 1<br />
⎟<br />
⎝ 1 ⎠ (3.95)<br />
−1<br />
1<br />
dargestellt. Konjugiert man die eigentlichen orthochronen Lorentztransformationen<br />
mit U P o<strong>der</strong> U T , so erhält man die Abbildungen, die in <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Zusammenhangskomponente <strong>der</strong> Lorentzgruppe liegen:<br />
U P U(Λ,a)U −1<br />
P<br />
= U P U(Λ,a)U P −1<br />
= U P U(ΛP −1 ,a) = U(PΛP −1 ,Pa)<br />
für die Paritätstransformation und<br />
U T U(Λ,a)U −1<br />
T<br />
= U(TΛT −1 ,Ta) (3.96)<br />
für die Zeitspiegelung. Wir lassen an dieser Stelle noch offen, ob U P und U T<br />
unitär o<strong>der</strong> anti-unitär sind.<br />
Um das Transformationsverhalten <strong>der</strong> Generatoren P µ und J µν <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe<br />
zu bestimmen, betrachten wir eine infinitesimale Transformation<br />
U(Λ,a) = − i 2 ω µνJ µν +iε µ P µ +... und führen einen Koeffizientenvergleich<br />
96
mit 3.90 und 3.90 durch:<br />
U(PΛP −1 ,Pa) ≃ 1 − i 2 (PωP −1 ) µν J µν + i(Pε) µ P µ<br />
An<strong>der</strong>erseits haben wir mit obiger Definition<br />
U P U(Λ,a)U −1<br />
P<br />
woraus man<br />
≃ 1 − i 2 P µ ρ ω ρσ (P −1 ) σ νJ µν + iP µ ρ P µ .<br />
= 1 − 1<br />
2 ω µνU P iJ µν U −1<br />
P<br />
+ ε µU P iP µ U −1<br />
P<br />
U P iJ ρσ U −1<br />
P<br />
= iP ρ µ P σ ν J µν<br />
U P iP ρ U −1<br />
P<br />
= iP ρ µ P µ<br />
+ ... , (3.97)<br />
ableitet. Für die Zeitumkehr gelten identische Gleichungen, wenn man U P<br />
durch U T und P µ ν durch T µ ν ersetzt 1 . Auf <strong>der</strong> linken Seite wurden i und<br />
U P nicht vertauscht, weil wir noch nicht wissen, ob U P unitär o<strong>der</strong> antiunitär<br />
ist. Zu diesem Punkt behaupten wir: U P ist unitär, U T anti-unitär.<br />
Dies begründen wir wie folgt: Für den Hamiltonoperator (H ≡ P 0 ) liefert<br />
3.92<br />
U P iHU −1<br />
P<br />
U T iHU −1<br />
T<br />
= iH<br />
= −iH.<br />
Aus <strong>der</strong> umgekehrten Annahme, daß U P anti-unitär und U T unitär sei, folgt<br />
U P H = −HU P und U T H = −HU T . (3.98)<br />
Es sei |ψ〉 ein Energieeigenzustand mit E > 0. Wir können dann einen<br />
Zustand negativer Energie konstruieren:<br />
H(U P |ψ〉) = −U P H|ψ〉 = −E|ψ〉 (3.99)<br />
und analog für U T . Zustände negativer Energie werden aber nicht beobachtet.<br />
Außerdem würde ihre Existenz zu theoretischen Problemen führen, weil<br />
es dann keinen stabilen Grundzustand mehr gäbe, außer wenn das Spektrum<br />
nach oben beschränkt ist, was ebenfalls nicht möglich ist.<br />
Die Transformationsregeln <strong>der</strong> übrigen Generatoren <strong>der</strong> Poincaré-Algebra<br />
erhält man aus analogen Rechnungen. Wir fassen nur die Ergebnisse in <strong>der</strong><br />
folgenden Tabelle zusammen:<br />
1 P µ ν mit zwei Indices ist die Matrix <strong>der</strong> Paritätstransformation, P µ <strong>der</strong> Impulsoperator<br />
mit nur einem Index<br />
97
H P ⃗ J ⃗ K ⃗<br />
U P + - + -<br />
U T + - - +<br />
Dies ist so zu lesen, daß zum Beispiel U T<br />
⃗ KU<br />
−1<br />
T<br />
= + ⃗ K und so weiter.<br />
Transformationsverhalten von massiven Einteilchenzuständen. Wir<br />
untersuchen zuerst wie<strong>der</strong> die Zustände | ⃗ k,s〉, um das Verhalten des Eigenspins<br />
im Ruhsystem zu erkennen. | ⃗ k,s〉 sei also Eigenzustand von P 0 , P i<br />
und J 3 mit den Eigenwerten M, ⃗0 und s. In <strong>der</strong> obigen Tabelle liest man<br />
ab, daß U P mit P 0 und J i kommutiert, und <strong>der</strong> Raumanteil des Impulses<br />
ergibt Null; <strong>der</strong> transformierte Zustande U P | ⃗ k,s〉 ist also Eigenzustand<br />
zu den gleichen Eigenwerten. Wegen <strong>der</strong> Unitarität von U P kann dann <strong>der</strong><br />
Unterschied höchstens in einer Phase liegen:<br />
U P | ⃗ k,s〉 = η s | ⃗ k,s〉. (3.100)<br />
Die Phse η s könnte von s abhängen, jedoch nicht von ⃗ k, weil wir ja k = (M,⃗0)<br />
festgelegt haben.<br />
Man könnte vermuten, daß | ⃗ k, s〉 entartet ist, sodaß U P nicht denselben Zustand bis auf eine<br />
Phase ergeben muß. Tatsächlich wird ein Zustand noch durch weitere ”innere”Quantenzahlen n<br />
charakterisiert, siehe dazu den nächsten Abschnitt über innere Symmetrien. Eine Altenative wäre<br />
dann<br />
U P | ⃗ k, s, n〉 = X n ′ c s nn ′ |⃗ k, s, n ′ 〉. (3.101)<br />
Das dies aber nicht möglich ist, liegt daran, daß U P mit inneren Symmetrieoperationen kommutiert,<br />
also den Wert von n nicht än<strong>der</strong>t. Das ist die Aussage des sogennanten Coleman-Mandula-<br />
Theorems.<br />
Tatsächlich ist η s auch von s unabhängig, wir schreiben also η ≡ η s . Die<br />
s-Unabhängigkeit folgtdaraus, daß U P mit allen Komponenten von ⃗ J kommutiert<br />
und unitär ist; somit [J ± ,U P ] = 0 (per definitionem J ± = J 1 ±iJ 2 ):<br />
η s±1 | ⃗ k,s ± 1〉 =<br />
U P<br />
√<br />
(j ∓ s)(j ± s + 1)<br />
J ± | ⃗ k,s〉 =<br />
J ±<br />
√<br />
(j ∓ s)(j ± s + 1)<br />
U P | ⃗ k,s〉<br />
J ±<br />
= η s √ | ⃗ k,s〉 = η s | ⃗ k,s〉.<br />
(j ∓ s)(j ± s + 1)<br />
Für den allgemeinen Zustand gilt dann<br />
U P |p,s〉 = U P U(L(p))| ⃗ k,s〉 = U(PL(p)P −1 )U P | ⃗ k,s〉<br />
= ηU(L(Pp))| ⃗ k,s〉 = η|P⃗p,s〉,<br />
98
weil PL(p)P −1 k = PL(p)k = Pp = L(Pp)k. Der gespiegelte Viererimpuls<br />
ist Pp = ( √ m 2 + ⃗p 2 , −⃗p). Die Phase η heißt innere Parität des Teilchens.<br />
Die Untersuchung des Zeitumkehrverhaltens verläuft ähnlich. Da J 3 unter<br />
= −J 3 , gehört <strong>der</strong> transformierte<br />
Zustand U T | ⃗ k,s〉 zu den Eigenwerten M, ⃗0 und −s. Wir schreiben<br />
also wie<strong>der</strong> mit einer Phase ξ s<br />
Zeitumkehr sein Vorzeichen än<strong>der</strong>t, U T J 3 U −1<br />
T<br />
Die Phase ist jetzt s-abhängig:<br />
U T | ⃗ k,s〉 = ξ s | ⃗ k, −s〉. (3.102)<br />
ξ s±1 | k, −(s ⃗ ± 1) = U T(J 1 ± iJ 2 )<br />
√ | ⃗ k,s〉. ...<br />
= U T(J 1 ± iJ 2 −1<br />
)<br />
〉 √ ...|<br />
U<br />
⃗ k,s〉.<br />
T<br />
durch den Leiteroperator müssen wir beach-<br />
Beim Durchschieben von U −1<br />
T<br />
ten, daß U T anti-unitär ist:<br />
−J 1 ± iJ 2<br />
... = ξ s √ | ⃗ k, −s〉 ...<br />
= (−ξ s ) J1 ∓ iJ 2<br />
√ ...<br />
| ⃗ k, −s〉 = (−ξ s )| ⃗ k, −(s ± 1)〉.<br />
Daraus schließen wir<br />
ξ s±1 = −ξ s , (3.103)<br />
daß also die Phase ihr Vorzeichen wechselt. Dieses Vorzeichen schreiben wir<br />
als (−1) j−s (j ist <strong>der</strong> Spin). Damit lautet das Transformationsgesetz<br />
im Ruhsystem und<br />
U T | ⃗ k,s〉 = ξ(−1) j−s | ⃗ k, −s〉. (3.104)<br />
U T |⃗p,s〉 = U(TL(p)T −1 )U T | ⃗ k,s〉 = ξ(−1) j−s |P⃗p,s〉 (3.105)<br />
in einem System, wo ⃗p ≠ ⃗0. Der Impuls des transformierten Zustands läßt<br />
sich durch die Paritätstransformation P ausdrücken:<br />
TL(p)T −1 k = TL(p)(−k) = −Tp = Pp. (3.106)<br />
99
Im Gegensatz zur inneren Parität η hat die Phase ξ jedoch keine physikalische<br />
Bedeutung, was an <strong>der</strong> Anti-Unitarität von U T liegt: Sei ξ ≠ 1. Dann<br />
können wir eine Phasentransformation <strong>der</strong> Zustände vornehmen.<br />
Für die transformierten Zustände gilt dann<br />
|k,s〉 ′ = √ ξ|k,s〉. (3.107)<br />
U T |k,s〉 ′<br />
= U T<br />
√<br />
ξ|k,s〉 =<br />
√<br />
ξ ∗ U T |k,s〉<br />
= √ ξ ∗ ξ (−1) j−s |k, −s〉 = (−1) j−s√ ξ|k, −s〉<br />
= (−1) j−s |k, −s〉 ′ , (3.108)<br />
was bedeutet, daß die gestrichenen Zustände die Phase ξ ′ = 1 haben.<br />
Transformationsverhalten von masselosen Einteilchenzuständen.<br />
Dieser Fall ist komplizierter, weil <strong>der</strong> Referenzvektor k = n(1,0,0,1) nicht<br />
invariant unter Raumspiegelung P ist und auch unter Zeitumkehr T nicht<br />
einfach das Vorzeichen wechselt. Hier wird nur das Ergebnis angegeben 2 :<br />
U P |⃗p,s〉 = η s e ∓iπs |P⃗p,s〉, (3.109)<br />
wobei das obere Vorzeichen gilt, wenn die 2-Komponente von ⃗p positiv und<br />
das untere, wenn sie negativ ist. Hinsichtlich <strong>der</strong> Helizität ist zu bemerken,<br />
daß P ihr Vorzeichen än<strong>der</strong>t. Dies ist anschaulich klar, wenn man sich die<br />
Definition <strong>der</strong> Helizität als Spin/Impuls vorstellt. Der Impuls wechselt das<br />
Vorzeichen, während das des Spins dasselbe bleibt. Das Vorzeichen <strong>der</strong> Helizität<br />
ist aber nur für Teilchen mit halbzahligem Spin relevant und hängt<br />
damit zusammen, daß man dann nur Darstellungen bis auf eine Phase angeben<br />
kann.<br />
Für die Zeitumkehr ist<br />
U T |⃗p,s〉 = ξ s e ±iπs |P⃗p,s〉, (3.110)<br />
man erhält also keine Helizitätsän<strong>der</strong>ung. Auch dies ist anschaulich klar,<br />
weil die Zeitumkehr das Vorzeichen von Spin und Impuls umkehrt.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Zeitumkehr ist die Kramers-Entartung erwähnenswert:<br />
Die zweifache Anwendung von U T ergibt<br />
U 2 T |⃗p,s〉 = (−1) 2j |⃗p,s〉. (3.111)<br />
Diese Entartung besteht bei massiven und masselosen Teilchen; bei letzteren<br />
ist j <strong>der</strong> Helizität gleichzusetzen.<br />
2 siehe Weinberg Kap. 2.6, S. 79/80<br />
100
3.2.4 Innere Symmetrien, Antiteilchen und die Ladungskonjugation<br />
Bisher haben wir ein Teilchen vom Standpunkt <strong>der</strong> Lorentzsymmetrie charakterisiert.<br />
Das ist aber nicht immer ausreichend. Unter Ümständen sind<br />
mehr Eigenschaften als Masse und Spin notwendig, um die Identität eines<br />
Teilchens vollständig festzulegen.so sind zum Beispiel die verschiedenen<br />
Quarks u, d und s nahezu masselos und haben Spin 1/2. Sie werden durch<br />
eine weitere Eigenschaft, die man ”flavour”nennt, unterschieden.<br />
Wir müssen wie<strong>der</strong> die unverän<strong>der</strong>lichen Eigenschaften, die die Darstellung<br />
festlegen, von den Variablen (”Quantenzahlen”) trennen, welche die Basiszustände<br />
des Einteilchen- Hilbertraums kennzeichnen. Formal geschieht dies<br />
dadurch, daß wir mit diesen Eigenschaften eine Gruppe G von Symmetrietransformationen<br />
assoziieren. Danach folgen wir <strong>der</strong> Analyse parallel zur<br />
Lorentzgruppe. G kann diskret o<strong>der</strong> kontinuierlich sein, wir beschränken<br />
uns aber auf den kontinuierlichen Fall, die sogenannten Lie-Gruppen. Wir<br />
nehmen an, daß alle Elemente g ∈ G mit Lorentztransformationen kommutieren.<br />
Unter Hinzunahme einiger physikalisch motivierter Annahmen kann<br />
man zeigen, daß dies so sein muß. Die gesamte Symmetriegruppe ist dann<br />
P ⊗ G, mit <strong>der</strong> Poincaré-Gruppe P und <strong>der</strong> inneren Symmetriegruppe G.<br />
Einteilchenzustände |⃗p,s;n〉 bekommen einen zusätzlichen Index n, <strong>der</strong> die<br />
mit G verknüpften Quantenzahlen zusammenfaßt.<br />
Ein Teilchen ist dadurch definiert, daß die zugehörigen Zustände einen nicht<br />
weiter teilbaren, invarianten Unterraum des Gesamthilbertraums bilden, also<br />
eine irreduzible Darstellung <strong>der</strong> Symmetriegruppe tragen. Wir fassen die<br />
Symmetrieanalyse in einem Flußdiagramm zusammen:<br />
101
Symmetriegruppe G<br />
❄<br />
Darstellung U(g), g ∈ G;<br />
U(g) = 1 + iε j T j + ...;<br />
i = 1,... ,Zahl <strong>der</strong> Gruppenparameter<br />
❄<br />
Algebra <strong>der</strong> Hermiteschen Generatoren<br />
T i :<br />
[T i ,T j ] = i f ijk T k<br />
(falls man keine projektive<br />
Darstellung hat; sonst zusätzlich<br />
+i Z ij · 1 für zentrale Ladungen<br />
(s. QMI, S. 171/172))<br />
✘✾✘ ✘✘✘ ✘ ✘✘✘✘ ❳ ❳❳❳❳<br />
❳ ❳❳❳<br />
❳3<br />
invariante Operatoren C α mit<br />
[C α ,T i ] = 0 ∀i (”Casimiroperatoren”)<br />
Die Eigenwerte <strong>der</strong> Casimiroperatoren<br />
klassifizieren die<br />
Darstellungen; wie für die<br />
Poincaré-Gruppe sind dies die<br />
unverän<strong>der</strong>lichen Eigenschaften.<br />
maximaler Satz kommutieren<strong>der</strong> Operatoren<br />
Die Eigenwerte kennzeichenen<br />
die Zustände des Teilchens.<br />
Wenn nur eine Teilchensorte<br />
vorliegt, kann man die Casimiroperatoren<br />
weglassen,<br />
weil sich <strong>der</strong>en Eigenwert nie<br />
än<strong>der</strong>t<br />
Als Einteilchenzustände schreiben wir |⃗p,s;n〉, wobei <strong>der</strong> Index n diskret sein<br />
soll. Weil die Operation <strong>der</strong> inneren Symmetriegruppe mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Poincaré-<br />
Gruppe kommutieren soll, muß ein transformierter Zustand U(g)|⃗p,s;n〉 eine<br />
102
Linearkombination von Zuständen zu den gleichen Eigenwerten ⃗p und s sein:<br />
U(g)|⃗p,s〉 = ∑ n ′ D(g) n ′ n |⃗p,s;n ′ 〉 (3.112)<br />
Die D(g) n ′ n bilden eine quadratische Matrix mit <strong>der</strong> Dimension <strong>der</strong> Darstellung.<br />
Die Gesamtheit <strong>der</strong> Matrizen D(g) bildet eine Matrixdarstellung<br />
<strong>der</strong> Symmetriegruppe, denn wegen U(g 1 )U(g 2 ) = U(g 1 g 2 ) und <strong>der</strong> Unitarität<br />
<strong>der</strong> U(g) gilt auch D(g 1 )D(g 2 ) = D(g 1 g 2 ). D selbst ist also auch unitär.<br />
Ein wichtiges Beispiel ist die Gruppe U(1) <strong>der</strong> Phasentransformationen um eine Phase Θ:<br />
T(Θ 1 )T(Θ 2 ) = T(Θ 1 + Θ 2 )<br />
U(T(Θ)) = e iΘ Q .<br />
Diese Gruppe ist abelsch und hat nur einen Generator Q, <strong>der</strong> gleichzeitig auch die zugehörige<br />
Invariante darstellt. Man könnte nun eine weitere Quantenzahl, den Eigenwert q n zum Operator<br />
Q, in den Zustand aufnehmen, dies ist aber wegen <strong>der</strong> <strong>der</strong> Eindimensionalität <strong>der</strong> Gruppe nicht<br />
notwendig, weil dieser Eigenwert für alle Zustände |⃗p, s〉 <strong>der</strong>selbe ist:<br />
Q|⃗p, s〉 = q n |⃗p, s〉 (3.113)<br />
q n kann zum Beispiel mit <strong>der</strong> elektrischen Ladung des Teilchens identifiziert werden, Q hieße dann<br />
Ladungsoperator.<br />
Definition des Antiteilchens. Gegeben sei ein Teilchen <strong>der</strong> Masse m<br />
und Spin (m > 0) o<strong>der</strong> Helizität m = 0) und dem Transformationsverhalten<br />
U(g)|⃗p,s;n〉 = ∑ n ′ D(g) n ′ n |⃗p,s;n ′ 〉 (3.114)<br />
unter <strong>der</strong> inneren Symmetrie. Ein weiteres Teilchen heißt Antiteilchen zum<br />
ersten, wenn es<br />
(a) gleiche Masse hat;<br />
(b) gleichen Spin (m > 0) beziehungsweise entgegengesetzte Helizität (m =<br />
0) besitzt;<br />
(c) unter allen inneren Symmetrien mit <strong>der</strong> komplex konjugierten Matrix<br />
transformiert:<br />
U(g)|⃗p,s; ¯n〉 = ∑¯n ′ D(g) ∗¯n ′¯n |⃗p,s; ¯n′ 〉 , (3.115)<br />
was offensichtlich nur möglich ist, wenn auch die Matrizen D(g) ∗ eine<br />
Darstellung <strong>der</strong> Gruppe formen.<br />
103
In unserem obigen Beispiel <strong>der</strong> Phasentransformationen hat dann offensichtlich das Antiteilchen<br />
die entgegengesetzte Ladung: Wegen U(T(Θ))|⃗p, s〉 = e iΘ Q |⃗p, s〉 transformiert das Antiteilchen<br />
mit e −iΘ Q , also<br />
Q|Antiteilchen〉 = −q n |Antiteilchen〉. (3.116)<br />
Insbeson<strong>der</strong>e: Teilchen und Antiteilchen haben entgegengesetzte elektrische Ladung.<br />
Ladungskonjugation. Falls zu |⃗p,s;n〉 ein Antiteilchenzustand existiert,<br />
so ist die Transformation <strong>der</strong> Ladungskonjugation, vermittelt vom Operator<br />
U C , durch<br />
U C |⃗p,s;n〉 = ξ |⃗p,s; ¯n〉 (3.117)<br />
definiert. Diese Transformation führt also den Teilchenzustand bis auf eine<br />
Phase in den Antiteilchenzustand über, außerdem ist C unitär.<br />
Wenn die Matrizen D(g) für ein Teilchen reell sind, fassen wir das Teilchen<br />
als sein eigenes Antiteilchen auf.<br />
3.2.5 Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren<br />
Die Vielteilchenzustände werden wie im nichtrelativistischen Fall konstruiert:<br />
wir gehen aus von Einteilchenzuständen |p,s;n〉, für die wir in diesem<br />
Abschnitt die Kurznotation |p〉 verwenden 3 . Aus diesen Einteilchenzuständen<br />
erhalten wir durch Bildung von Tensorprodukten die Besetzungszahlzustände<br />
|n(p 1 )n(p 2 )...〉, wobei n(p 1 ) die Zahl <strong>der</strong> Teilchen im Zustand<br />
|p〉 angibt. Bei <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Besetzungszahlzustände ist das Pauli-<br />
Prinzip zu beachten: Sind die betrachteten Teilchen Fermionen, so ist <strong>der</strong><br />
Zustand antisymmetrisch unter Teilchenaustausch, sind die Bosonen, ist er<br />
symmetrisch. Im Moment müssen wir die Frage offen lassen, ob unsere bisherige<br />
Charakterisierung eines Teilchens schon festlegt, ob es ein Fermion<br />
o<strong>der</strong> Boson ist.<br />
Die Besetzungzahlzustände bilden den Fockraum. Die Manipulationen<br />
mit Fockzuständen lassen sich auf solche mit Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren<br />
zurückführen. Die Fockzustände könnten wie in QMI, Kap. 6.3<br />
zunächst über eine abzählbare Basis definiert werden, wonach man wie in<br />
Kap. 6.3.3 zur Basis von Impulseigenzuständen übergehen könnte. Hier gehen<br />
wir direkt von den Einteilchenzuständen |p〉 aus:<br />
3 Die Eigenwerte <strong>der</strong> Casimiroperatoren, die die Teilchensorte spezifizieren, denken wir<br />
uns dazu<br />
104
Vakuum |0〉 〈0|0〉 = 1<br />
Ein Teilchen |p〉 〈p|p ′ 〉 = δ(p − p ′ ) ≡ 2p 0 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ ) δ ss ′δ nn ′<br />
Zwei Teilchen 4 |p 1 p 2 〉 |p 1 p 2 〉 = √ 1 2<br />
(|p 1 〉|p 2 〉 ± |p 2 〉|p 1 〉)<br />
〈p ′ 1 p′ 2 |p 1p 2 〉 =<br />
δ(p ′ 1 − p 1)δ(p ′ 2 − p 2) ± δ(p ′ 2 − p 1)δ(p ′ 1 − p 2)<br />
N Teilchen |p 1 ...p N 〉 |p 1 ... p N 〉 = √ 1<br />
N!<br />
∑σ (±1)|σ| P σ (|p 1 〉|p 2 〉... |p N 〉)<br />
∑<br />
〈p ′ 1 ...p′ M |p 1 ...p N 〉 =<br />
σ (±1)|σ| Π N i=1 δ(p′ i − p σ(i)) δ MN<br />
Eine konventionellere Definition ist<br />
|p 1 . . . p N 〉 ′ ≡ 1 √<br />
N!<br />
|p 1 . . . p N 〉. (3.118)<br />
Für diese gilt die nützliche Vollständigkeitsrelation in <strong>der</strong> Form<br />
Z<br />
Z<br />
1 = |0〉〈0| + dp |p〉 ′ 〈p| ′ + · · · + dp 1 . . . dp N |p 1 . . . p N 〉 ′ 〈p 1 . . . p N | ′ + . . . (3.119)<br />
mit R dp ≡ P R<br />
s,n<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 . In späteren Kapiteln verwenden wir diese Konvention.<br />
Wir definieren jetzt den Erzeugungsoperator durch seine Wirkung auf einen<br />
Basiszustand:<br />
a † (p)|p 1 p 2 ... p N 〉 = |p p 1 p 2 ... p N 〉 (3.120)<br />
Für |...〉 ′ -Zustände fügt man einen Faktor √ N + 1 ein. Diese Definition gilt<br />
für Fermionen und Bosonen; da <strong>der</strong> Zustand |pp 1 ... p N 〉 für Fermionen total<br />
antisymmetrisch ist, ergibt die rechte Seite Null, wenn p mit einem <strong>der</strong> schon<br />
besetzten p i übereinstimmt. Insbeson<strong>der</strong>e gilt<br />
|p〉 = a † (p)|0〉. (3.121)<br />
Wir beweisen die folgenden Rechenregeln für Erzeuger und Vernichter:<br />
(a)<br />
a(p)|p 1 ...p N 〉 =<br />
N∑<br />
(±1) i+1 δ(p i − p)|p 1 ...p i−1 p i+1 ... p N 〉 (3.122)<br />
i=1<br />
105
(b)<br />
[ ]<br />
a(p),a † (p ′ ) = δ(p − ∓ p′ )<br />
[<br />
a(p),a(p ′ ) ] ∓<br />
[ ]<br />
= 0<br />
a † (p),a † (p ′ ) = 0<br />
∓<br />
Hierin ist [A,B] ∓ = AB ∓ BA; für bosonische Teilchen ist jeweils mit<br />
− <strong>der</strong> gewöhnliche Kommutator zu wählen, für fermionische <strong>der</strong> Antikommutator<br />
mit +.<br />
(c) Je<strong>der</strong> Operator kann durch Erzeuger und Vernichter dargestellt werden.<br />
Beweis:<br />
zu (a): Wir bilden das Skalarprodukt <strong>der</strong> linken Seite mit einem beliebigen<br />
M-Teilchen-Zustand |p ′ 1 ...p′ M 〉<br />
|p 1 ...p ′ M〉 a(p) |p 1 ...p N 〉 = 〈p p ′ 1 ... p ′<br />
} {{ M|<br />
}<br />
p 1 ...p N 〉 (3.123)<br />
q 1 ...q N<br />
und benennen die p p ′ 1 ...p′ M in q 1 ...q N um. Nach 3.2.5 ist das<br />
∑ ∏<br />
N<br />
δ N M+1 (±1) |σ| δ(p σ(i) − q i ). (3.124)<br />
σ<br />
Die Permutation σ zerlegen wir in den Teil, <strong>der</strong> q 1 = p mit p σ(i) vertauscht,<br />
und den Rest, <strong>der</strong> die übrigen q 2 ...q N = p ′ 1 ...p′ M permutiert,<br />
aber 1 und σ(i) festhält. Diesen Rest nennen wir σ ′ . Damit erhält man<br />
∑<br />
N ∑<br />
δ N M+1<br />
i=1<br />
i=1<br />
σ ′ (±1) i−1 (−1) |σ′| δ(p − p i )<br />
M∏<br />
j=1<br />
δ(p σ ′ (i) − p ′ i),<br />
Dies ist genau das Matrixelement <strong>der</strong> rechten Seite, wenn man die<br />
Deltafaktoren von p aus dem Produkt herauszieht.<br />
zu (b): Wir benutzen Wirkung <strong>der</strong> Erzeuger und Vernichter auf einen beliebigen<br />
Zustand |p 1 ...p N 〉:<br />
(a(p)a † (p ′ ) ∓ a † (p ′ )a(p)|p 1 ...p N 〉<br />
N∑<br />
= a(p)|p ′ p 1 ... p N 〉 ∓ a † (p ′ ) (±1) i+1 δ(p − p i ) |p 1 ...p i−1 p i+1 ...p N 〉.<br />
106<br />
i=1
Im ersten Term isolieren wir den Summanden, <strong>der</strong> die Deltafunktion<br />
von p ′ enthält:<br />
· · · = δ(p − p ′ )|p 1 ...p N 〉 +<br />
∓<br />
N∑<br />
(±1) i+2 δ(p − p i ) |p ′ p 1 ...p i−1 p i+1 ...p N 〉<br />
i=1<br />
N∑<br />
(±1) i+1 δ(p − p i ) |p ′ p 1 ...p i−1 p i+1 ... p N 〉<br />
i=1<br />
= δ(p − p ′ ) |p 1 ...p N 〉.<br />
Im zweiten Term ergibt sich das Vorzeichen daraus, daß <strong>der</strong> jeweilige<br />
Impuls an p ′ vorbeigezogen werden muß. Dann heben sich die beiden<br />
Summen gerade auf.<br />
zu (c): siehe QMI, S.279-282 und S.289/290.<br />
Wir nehmen nun an, daß ein Zustand |p 1 ...p N 〉 auch verschiedene Teilchensorten<br />
enthalten kann. Hinsichtlich <strong>der</strong> Symmetrie vereinbaren wir, daß die<br />
Zustände<br />
• symmetrisch beim Austausch beliebiger Bosonen,<br />
• symmetrisch beim Austausch von Fermionen und Bosonen,<br />
• aber antisymmetrisch beim Austausch zweier Fermionen, auch solcher<br />
unterschiedlicher Sorte,<br />
sind. Diese Konvention ist günstig, weil zwei Teilchen, die auf den ersten<br />
Blick verschieden sind, unter Umständen als Zustände eines Teilchens bezüglich<br />
einer approximativen Symmetrie aufgefaßt werden können. So unterscheiden<br />
sich zum Beispiel Proton und Neutron nur in ihrem Isospin, wenn sie<br />
als gleichschwer betrachtet werden und die elektrische Ladung keine Rolle<br />
spielt. Ähnliches gilt für die drei Quarks u, d und s und die sogenannte<br />
”flavour”-Quantenzahl. Eine <strong>der</strong>artige Än<strong>der</strong>ung des Blickwinkels kann<br />
dann ohne eine Umdefinition <strong>der</strong> Zustände implementiert werden.<br />
Transformationsverhalten von a und a † . Dieses folgt sofort aus <strong>der</strong><br />
Regel<br />
|p〉 = a † (p)|0〉 (3.125)<br />
und Adjunktion des Gesetzes. Wir nehmen an, das das Vakuum unter allen<br />
Symmetrioperationen unverän<strong>der</strong>t bleibt, also insbeson<strong>der</strong>e Lorentz-invariant<br />
107
ist. Dann gilt mit einem beliebigen Gruppenelement g:<br />
U(g)a † (p)U(g) −1 |0〉 = U(g)a † (p)U(g) −1 U(g)|0〉<br />
= U(g)|p〉<br />
= ∑ D p ′ p(g)|p ′ 〉<br />
p ′<br />
= ∑ p ′ D p ′ p(g) a † (p ′ )|0〉,<br />
also<br />
U(g) a † (p) U(g) −1 = ∑ p ′ D p ′ pa † (p ′ ). (3.126)<br />
Es folgt eine Zusammenfassung <strong>der</strong> Gesetze, die man durch Anwendung<br />
dieser allgemeinen Formel auf die bisher betrachteten Symmetrieoperationen<br />
erhält.<br />
Poincaré-Transformationen<br />
• Eigentliche, orthochrone Transformationen von massiven Zuständen<br />
(U(Λ,b) = e ib·P U(Λ,0))<br />
U(Λ,b) a † (p,s,n) U(Λ,b) −1 = e ib·Λp ∑ s ′<br />
U(Λ,b) a(p,s,n) U(Λ,b) −1 = e −ib·Λp ∑ s ′<br />
D (j)<br />
s ′ s (W(Λ,b)) a† (Λp,s ′ ,n)<br />
D (j)∗<br />
s ′ s (W(Λ,b)) a(Λp,s′ ,n)<br />
• diskrete Operationen<br />
U P a † (p,s,n) U −1<br />
P<br />
= η P a † (Pp,s,n)<br />
U T a † (p,s,n) U −1<br />
T<br />
= ξ T (−1) j−s a † (Pp, −s,n)<br />
C a † (p,s,n) C −1 = ξ C a † (p,s, ¯n)<br />
• masselose Zustände:<br />
U(Λ,b) a † (p,s,n) U(Λ,b) = e ib·Λp e −iΘ(Λ,p)σ a † (Λp,s,n)<br />
U P a † (p,s,n) U −1<br />
P<br />
= η Ps e ∓iπs a † (Pp, −s,n)<br />
U T a † (p,s,n) UT<br />
−1 = ξ Ts (−1) j−s e ±iπs a † (Pp,s,n)<br />
C a † (p,s,n) C −1 = ξ Cs a † (p,s, ¯n)<br />
108
innere Symmetrien<br />
Teilchen<br />
U(g) a † (p,s,n) U(g) −1 = ∑ n ′ D n ′ n(g) a † (p,s,n ′ )<br />
U(g) a(p,s,n) U(g) −1 = ∑ n ′ D ∗ n ′ n (g) a(p,s,n′ )<br />
Antiteilchen<br />
U(g) a † (p,s, ¯n) U(g) −1 = ∑ n ′ D ∗ n ′ n (g) a† (p,s, ¯n ′ )<br />
U(g) a(p,s, ¯n) U(g) −1 = ∑ n ′ D n ′ n(g) a(p,s, ¯n ′ )<br />
109
3.3 Feldoperatoren für freie Teilchen<br />
Wir wenden uns jetzt <strong>der</strong> Konstruktion des Feldoperators für freie Teilchen<br />
zu. Wie für die schon bekannten Fälle des nichtrelativistischen Elektrons und<br />
des Photons in <strong>der</strong> Coulomb-Eichung soll <strong>der</strong> Feldoperator durch Summation<br />
über Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren gebildet werden:<br />
∫<br />
Ψ i (x) ∼ d 3 p ∑ f i (⃗p,s,n;x) a † (p,s;n)<br />
s,n<br />
Zunächst soll aber motiviert werden, warum man in <strong>der</strong> relativistischen<br />
<strong>Quantentheorie</strong> zum Begriff des Feldoperatores geführt wird und welche<br />
For<strong>der</strong>ung man zusätzlich an diesen Operator stellen muß. Anschließend<br />
konstruieren wir den Feldoperator für freie Teilchen mit Spin 0, 1 und 1/2<br />
und leiten dann die Feldgleichungen ab.<br />
Man erinnere sich daran (Seite 85), daß die Bewegungsgleichung, die<br />
die Zeitentwicklung bestimmt, eine Folge <strong>der</strong> Zeittranslationsinvarianz des<br />
Systems ist und nicht zusätzlich postuliert werden muß. Die ganze nichttriviale<br />
Arbeit ist nach Analyse <strong>der</strong> Darstellungen <strong>der</strong> Lorentzgruppe schon<br />
geleistet!<br />
3.3.1 <strong>Fel<strong>der</strong></strong> und relativistische Invarianz<br />
In <strong>der</strong> Streutheorie und <strong>der</strong> zeitabhängigen Störungstheorie benötigt man<br />
das Matrixelement<br />
〈f|U(∞, −∞) |i〉,<br />
wobei U <strong>der</strong> Zeitentwicklungsoperator im Wechselwirkungsbild ist. Lorentz-<br />
Invarianz bedeutet, daß ein Beobachter in einem an<strong>der</strong>en Inertialsystem,<br />
<strong>der</strong> das System durch Zustände |i ′ 〉 = U(Λ,a)|i〉 und |f ′ 〉 = U(Λ,a)|f〉<br />
beschreibt, dasselbe Resultat erhält:<br />
〈f|S|i〉 = 〈f ′ |S|i ′ 〉 = 〈f|U † (Λ,a)SU(Λ,a)|i〉<br />
(Wir schreiben S für U(∞, −∞).) Weil dies für alle Zustände gelten soll und<br />
U(Λ,a) unitär ist, ist das äquivalent zu<br />
U −1 (Λ,a)S U(Λ,a) = S<br />
o<strong>der</strong> [U(Λ,a),S] = 0 (3.127)<br />
In Kapitel 1.2.2 haben wir schon einen für eine Störungsentwicklung verwertbaren<br />
Ausdruck abgeleitet, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Störung V (t) im Wechselwir-<br />
110
kungsbild ausgeht:<br />
S = 1 − i<br />
= 1 − i<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
dt V (t)U(t, −∞)<br />
∫ ∞ ∫ t1<br />
dt 1 V (t 1 ) + (−i) 2 dt 1 dt 2 V (t 1 )V (t 2 )<br />
−∞<br />
−∞<br />
−∞<br />
∫ ∞ ∫ t1<br />
+ · · · + (−i) n dt 1 dt 2 ...<br />
−∞<br />
∫ tn−1<br />
−∞<br />
dt n V (t 1 )V (t 2 )... V (t n ) + ...<br />
(3.128)<br />
Wir definieren das zeitgeordnete Produkt von Operatoren, das in einem Produkt<br />
von mehreren Operatoren denjenigen zum spätesten Zeitpunkt nach<br />
links außen, den nächstfrüheren an die zweite Stelle und so fort stellt. Für<br />
zwei Operatoren<br />
T(V (t 1 )V (t 2 )) = Θ(t 1 − t 2 )V (t 1 )V (t 2 ) + Θ(t 2 − t 1 )V (t 2 )V (t 1 )<br />
=<br />
{ V (t1 )V (t 2 ) t 1 ≥ t 2<br />
V (t 2 )V (t 1 ) t 1 < t 2<br />
Die Gestalt für mehr als zwei Faktoren möge man sich überlegen, sie wird<br />
aber nie explizit benötigt. Mithilfe des T-Produkts können wir die Summanden<br />
in <strong>der</strong> Störungsreihe 3.121 vereinfachen, was am Beispiel des quadratischen<br />
Terms vorgeführt wird:<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
∫ t1<br />
dt 1 dt 2 V (t 1 )V (t 2 )<br />
−∞<br />
= 1 (∫<br />
dt 1 dt 2 V (t 1 )V (t 2 ) +<br />
2 t 1 >t 2<br />
= 1 ∫<br />
dt 1 dt 2 T(V (t 1 )V (t 2 )).<br />
2<br />
∫<br />
)<br />
dt 1 dt 2 V (t 2 )V (t 1 )<br />
t 2 >t 1<br />
Im zweiten Schritt wurden die Integrationsvariablen ausgetauscht. Die Θ-<br />
Funktionen im T-Produkt schränken den Integrationsbereich passend ein.<br />
Analog verfahre man mit den Summanden höherer Ordnung, beachte aber<br />
den Faktor 1/n! (im obigen Beispiel 1/2), weil man über alle Permutationen<br />
von 1... n summiert. Mit dieser Definition lautet <strong>der</strong> Streuoperator S<br />
∞∑ (−i) n ∫<br />
S = 1 + dt 1 ...dt n T(V (t 1 )... V (t n ))<br />
≡ T exp<br />
n=1<br />
(<br />
−i<br />
n!<br />
∫ ∞<br />
−∞<br />
)<br />
dt V (t)<br />
111<br />
. (3.129)
Wann ist <strong>der</strong> auf diese Weise gebildete Operator Lorentz-invariant? Wir behaupten:<br />
S ist relativistisch invariant, falls V (t) als Integral über eine Dichte geschrieben<br />
werden kann,<br />
∫<br />
V (t) = d 3 ⃗x H(t,⃗x) ,<br />
und die Dichte H(t,⃗x) die folgenden Bedingungen erfüllt (x ≡ (t,⃗x)):<br />
(a) U(Λ,a) H(x)U(Λ,a) −1 = H(Λx + a)<br />
(b) [H(x), H(y)] = 0 für (x − y) 2 < 0 .<br />
Zum Beweis: Wir setzen den vorausgesetzten Ausdruck für V (t) in die Form<br />
(3.122) ein:<br />
S = 1 +<br />
∞∑<br />
n=1<br />
(−i) n<br />
n!<br />
∫<br />
d 4 x 1 ... d 4 x n T(H(x 1 )... H(x n )).<br />
Die Maße d 4 x i sind Lorentz-invariant. Stünde im Integral kein T-Produkt,<br />
würde die Invarianz von S aus Voraussetzung (a) folgen:<br />
∫<br />
U(Λ,a) d 4 x 1 ...d 4 x n H(x 1 )...H(x n ) U(Λ,a) −1<br />
∫<br />
= d 4 x 1 ...d 4 x n H(Λx 1 + a)...H(Λx n + a)<br />
∫<br />
= d 4 x 1 ...d 4 x n H(x 1 )... H(x n ) .<br />
Man muß also noch zeigen, daß die Zeitordnung ebenfalls Lorentz-invariant<br />
ist. Dazu wird die Bedingung (b) benötigt, wie man gleich sieht. Wir betrachten<br />
wie<strong>der</strong> den quadratischen Term und verwenden die Definition des<br />
T-Produkts:<br />
U(Λ,a) T(H(x 1 )H(x 2 )) U(Λ,a) −1<br />
= Θ(t ′ 1 − t ′ 2)H(t ′ 1,⃗x ′ 1)H(t ′ 2,⃗x ′ 2) + Θ(t ′ 2 − t ′ 1)H(t ′ 2,⃗x ′ 2)H(t ′ 1,⃗x ′ 1).<br />
Damit Die Zeitordnung erhalten bleibt, muß entwe<strong>der</strong> t ′ 1 > t′ 2 gelten, o<strong>der</strong><br />
man muß H(x 1 ) mit H(x 2 ) vertauschen dürfen, um die Zeitordnung wie<strong>der</strong><br />
herzustellen, wenn t ′ 1 < t′ 2 ist. Sei z = x 1−x 2 = (t,0,0,a) und damit z ′ = Λz.<br />
112
Ohne die Allgemeinheit einzuschränken untersuchen wir die Zeitdifferenz t ′ ,<br />
wenn Λ ein Boost in z-Richtung ist:<br />
( ) ( )( )<br />
t<br />
′ γ −βγ t<br />
a ′ =<br />
−βγ γ a<br />
Die erste Komponente dieser Gleichung lautet<br />
t ′<br />
= γt − βγa = γ(t − βa).<br />
Sei nun t > 0. Dann gilt t ′ > 0 für alle β, falls a ≤ t, also z 2 ≥ 0. Für<br />
a > t, was nichts an<strong>der</strong>es als z 2 < 0 bedeutet, kann man dagegen immer<br />
ein β finden, mit dem t ′ < 0. Diese Aussage läßt sich auf beliebige Lorentztransformationen<br />
ausweiten; wir schließen also, daß die Zeitordnung erhalten<br />
bleibt, wenn (x 1 − x 2 ) 2 ≥ 0 ist. An<strong>der</strong>enfalls gibt es eine Lorentztransformation,<br />
die die Zeitordnung umkehrt. Deswegen verlangen wir, daß H(x 1 )<br />
und H(x 2 ) für raumartige Abstände kommutieren. Es ist also bewiesen, daß<br />
Gleichung (3.120) unter den gewählten Voraussetzungen gilt. Wir merken<br />
an:<br />
(1) For<strong>der</strong>ung (a) statt <strong>der</strong> umgekehrten Form U(Λ,a) −1 H(x)U(Λ,a) =<br />
H(Λx+a) ist sinnvoll, weil sich dann die richtige Zeitentwicklung von<br />
V (t) im Wechselwirkungsbild ergibt:<br />
V (t) = U(1,t) V (0) U(1,t) −1 = e iH 0t V (0) e −iH 0t .<br />
Man beachte, daß U(Λ,a) durch die Wirkung auf freie Zustände definiert<br />
wurde und deshalb die Generatoren <strong>der</strong> freien Theorie, hier H 0 ,<br />
enthält.<br />
(2) Die For<strong>der</strong>ung (b) kann man mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Kausalität rechtfertigen:<br />
Zwei raumartig ((x 1 −x 2 ) 2 < 0) getrennte Beobachter können<br />
ihr Handeln durch kein Signal wechselseitig beeinflussen. Deshalb sollten<br />
auch Operatoren an raumartig getrennten Orten kommutieren,<br />
also insbeson<strong>der</strong>e gleichzeitig scharf messbar sein.<br />
(3) Die Bedingungen (a) und (b) sind hinreichend,aber nicht notwendig für<br />
relativistische Invarianz. Wir erden im folgenden dennoch nur Wechselwirkungen<br />
betrachten, die diese Bedingungen erfüllen.<br />
Daß V (t) als Integral über d 3 ⃗x geschrieben werden soll, legt nahe, den<br />
Operator H(t,⃗x) aus Produkten von <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n zu konstruieren. Wir definieren<br />
113
dazu die Feldoperatoren<br />
Ψ (+)<br />
α (x) ≡ ∑ ∫<br />
s,n<br />
Ψ α<br />
(−) (x) ≡ ∑ ∫<br />
s,n<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 u α(x; ⃗p,s,n)a(⃗p,s,n)<br />
”Vernichtungsfeld”<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 v α(x; ⃗p,s,n)a † (⃗p,s,n) ”Erzeugungsfeld” .<br />
Der Index α soll endlich viele Werte annehmen, daß Feld also eine endliche<br />
Zahl von Komponenten besitzen. Die Koeffiziententfunktionen u α und v α<br />
wählen wir so, daß die <strong>Fel<strong>der</strong></strong> daß Transformationsgesetz<br />
U(Λ,a)Ψ (±)<br />
α (x)U(Λ,a) −1 = ∑ α ′ D αα ′(Λ −1 )Ψ (±)<br />
α ′ (Λx + a) (3.130)<br />
für Lorentztransformationen Λ erfüllen. Die Matrix D αα ′(Λ −1 ) soll dabei<br />
we<strong>der</strong> von x noch von a abhängen.<br />
Diese Definition ist konsistent mit <strong>der</strong> Transformation unter Translationen und Rotationen in<br />
QMI, S. 161 und 189. Der Zusammenhang zwischen Operator und Wellenfunktion wird dadurch<br />
hergestellt, daß Ψ (+) einen Ortszustand erzeugt. Dann bekommt man die Einteilchenwellenfunktion<br />
in <strong>der</strong> Ortsdarstellung durch Projektion des abstrakten Einteilchenzustands |Ψ〉 auf den<br />
Zustand Ψ (+)<br />
α (x)|0〉:<br />
Ψ α(x) ≡ 〈0|Ψ (−)<br />
α (x)|Ψ〉.<br />
Dann folgt mit dem Gesetz (3.123) das bekannte Transformationsverhalten <strong>der</strong> Wellenfunktion:<br />
Ψ ′ α (x) = 〈0|Ψ(−) α (x)|Ψ ′ 〉 = 〈0|U(Λ, a) −1 Ψ (−)<br />
α (x) U(Λ, a)|Ψ〉<br />
= 〈0| U(Λ −1 , −Λ −1 a)Ψ (−)<br />
α (x) U(Λ −1 , −Λ −1 a) −1 |Ψ〉<br />
= X D αα ′(Λ) 〈0|Ψ (−)<br />
α (Λ −1 x − Λ −1 a)|Ψ〉<br />
αα ′<br />
= X αα ′ D αα ′(Λ) Ψ α(Λ −1 (x − a)) .<br />
Wir erhalten<br />
für Translationen: Ψ ′ α (x) = Ψα(x − a) in Übereinstimmung mit QMI, S. 161;<br />
für Rotationen: Ψ ′ α (x) = P α ′<br />
D(j) αα ′ (⃗n, Θ) Ψ α(R −1 x) wie in QMI, S. 189.<br />
Man kann dann die Dichte<br />
H(x) = ∑ ∑ ∑<br />
c α1 ...α m;β 1 ...β n<br />
Ψ (−)<br />
α 1<br />
(x)... Ψ (−)<br />
α m<br />
(x)Ψ (+)<br />
β 1<br />
(x)... Ψ (+)<br />
β n<br />
(x)<br />
mn α 1 ...α m β 1 ...β n<br />
bilden, die wie U(Λ,a)H(x)U(Λ,a) −1 = H(Λx + a) transformiert, wenn die<br />
Koeffizienten c α1 ...α m;β 1 ...β n<br />
gerade die Matrizen D(Λ) −1 kompensieren. Desweiteren<br />
ist darauf zu achten, daß H(x) hermitesch ist und für raumartige<br />
114
Abstände mit sich selbst vertauscht.<br />
Die Hintereinan<strong>der</strong>ausführung von zwei Lorentztransformationen im Gesetz<br />
(3.123) liefert die Homomorphieigenschaft <strong>der</strong> Abbildung D von <strong>der</strong> Gruppe<br />
in die entsprechende Matrixgruppe:<br />
o<strong>der</strong> mit Λ ′ 1 ≡ Λ−1 1 , Λ′ 2 ≡ Λ−1 2<br />
D(Λ −1<br />
1 )D(Λ−1 2 ) = D((Λ 2Λ 1 ) −1 )<br />
D(Λ ′ 1 )D(Λ′ 2 ) = D(Λ′ 1 Λ′ 2 ) .<br />
Damit ist gezeigt, daß die D αα ′ eine endlich dimensionale Matrixdarstellung<br />
<strong>der</strong> homogenen orthochronen Lorentzgruppe bilden. Die Matrizen D(Λ)<br />
müssen nicht unitär sein! Im nächsten Abschnit werden wir diese Matrixdarstellungen<br />
abstrakt untersuchen. Einfacher gestaltet sich die Ableitung <strong>der</strong><br />
Ortsabhängigkeit <strong>der</strong> Koeffizienten u α und v α , die wir mithilfe des Translationsverhaltens<br />
aus (3.123) bestimmen: Wir wählen (Λ,a) ≡ (1,a) und<br />
erhalten unter Verwendung <strong>der</strong> Transformationsregel für den Vernichter a<br />
von Seite 107 und <strong>der</strong> Definition (3.123)<br />
U(1,a)Ψ (+)<br />
α U(1,a) −1<br />
= ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 u α(x; ⃗p,s,n) U(1,a)a(⃗p,s,n)U(1,a) −1<br />
s,n<br />
= ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
e−ia·p<br />
(2π) 3 2p 0 u α (x; ⃗p,s,n)a(⃗p,s,n)<br />
s,n<br />
= Ψ (+)<br />
α (x + a) = ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 u α(x + a; ⃗p,s,n)a(⃗p,s,n) .<br />
s,n<br />
Weil die Verschiebung a beliebig ist, können wir u α (⃗p,s,n) als Anfangswert<br />
an einem frei wählbaren Raumzeitpunkt, zum Beispiel im Ursprung, festlegen,<br />
und diesen Wert mit dem Translationsgesetz über die ganze Raumzeit<br />
tragen, um die Funktion u α (⃗x; ⃗p,s,n) zu konstruieren:<br />
Eine analoge Rechnung ergibt<br />
u α (⃗x; ⃗p,s,n) ≡ e −ip·x u α (⃗p,s,n) .<br />
v α (⃗x; ⃗p,s,n) ≡ e ip·x v α (⃗p,s,n)<br />
für den Erzeugeranteil. Beachte, daß exp(−ip ·x) unter homogenen Lorentztransformationen<br />
skalaren Charakter hat: bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Boosts<br />
115
auchen wir uns nur um die u α (⃗p,s,n) zu kümmern, welche auch sämtliche<br />
Information über den Spin des Feldes enthalten.<br />
Hinsichtlich <strong>der</strong> Zeitentwicklung <strong>der</strong> <strong>Fel<strong>der</strong></strong> bemerken wir: Der Faktor exp(−ip·<br />
x) enthält exp(−ip 0 t), was nichts an<strong>der</strong>es ist als die Zeitentwicklung bezüglich<br />
des freien Hamiltonoperators H 0 . Wie üblich handelt es sich bei den gerade<br />
konstruierten <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n um Heisenberg- Operatoren. Die Fockraum-Basiszustände<br />
sind zeitunabhängig.<br />
In <strong>der</strong> Gegenwart von Wechselwirkungen (V (t) ≠ 0) bezieht sich U(Λ,a)<br />
wie schon erwähnt auf den freien Fall, das bedeutet, daß die Feldoperatoren<br />
dann im Wechselwirkungsbild zu verstehen sind. Mehr dazu im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Streutheorie.<br />
3.3.2 Endlichdimensionale Darstellungen <strong>der</strong> Lorentzgruppe<br />
Um die Koeffizienten u(⃗p,s,n) und v(⃗p,s,n) zu konstruieren, verschaffen<br />
wir uns zuerst einen Überblick über die endlichdimensionalen Darstellungen<br />
<strong>der</strong> Lorentzgruppe. Diese sind streng von den unendlichdimensionalen Darstellungen<br />
auf Einteilchenzuständen zu unterscheiden, denn sie können im<br />
Gegensatz zu letzteren nicht unitär konstruiert werden, was an <strong>der</strong> Nichtkompaktheit<br />
<strong>der</strong> Gruppenmannigfaltigkeit liegt. Wir beginnen mit einer Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> Algebra <strong>der</strong> Generatoren J µν endlicher Lorentztransformationen<br />
Λ, die von den Erzeugern <strong>der</strong> Darstellung erfüllt werden muß. Die<br />
Generatoren sind dadurch definiert, daß die Darstellungsmatrix einer infinitesimalen<br />
Transformation Λ µ ν = δ µ ν + ω µ ν gegeben ist durch<br />
D(Λ) = 1 − i 2 ω µνJ µν .<br />
Wir haben festgestellt, daß die J µν <strong>der</strong> Vertauschungsrelation<br />
[J µν ,J ρσ ] = i (g νρ J µσ + g νσ J µρ − g µρ J νσ − g µσ J µρ )<br />
gehorchen, o<strong>der</strong>, in Boost- und Rotationserzeugern ⃗ K ≡ (J 10 ,J 20 ,J 30 und<br />
⃗J ≡ (J 23 ,J 31 ,J 12 ) geschrieben,<br />
[<br />
J i ,J j] = iǫ ijk J k<br />
[<br />
K i ,K j] = −iǫ ijk J k<br />
[<br />
J i ,K j] = iǫ ijk K k .<br />
Die Struktur <strong>der</strong> Algebra wird klarer, wenn man den Basiswechsel<br />
⃗A = 1 2 (⃗ J + i ⃗ K)<br />
⃗B = 1 2 (⃗ J − i ⃗ K) (3.131)<br />
116
durchführt: ⃗ A und ⃗ B erfüllen dann<br />
[<br />
A i ,A j] = iǫ ijk A k<br />
[<br />
B i ,B j] = iǫ ijk B k<br />
[<br />
A i ,B j] = 0 .<br />
Damit hat man die Liealgebra <strong>der</strong> Lorentzgruppe in zwei unabhängige Drehimpulsalgebren<br />
zerlegt 5 . Die irreduziblen Darstellungen sind demnach durch<br />
zwei Zahlen (A,B) (analog zu j beim Drehimpuls) charakterisiert, wobei,<br />
A(A+1) und B(B+1) die Eigenwerte <strong>der</strong> zugehörigen invarianten Operatoren<br />
⃗ A 2 und ⃗ B 2 sind. Wie man aus <strong>der</strong> Tabelle auf Seite 96 abliest, vertauscht<br />
die Paritätstransformation ⃗ A und ⃗ B:<br />
U P J ⃗ U<br />
−1<br />
P<br />
= J ⃗ und<br />
U P K ⃗ U<br />
−1<br />
P<br />
= −K ⃗ .<br />
Wir suchen endlich dimensionale Darstellungen , also endliche Matrizen<br />
J µν , die die Kommutatorbeziehung erfüllen 6 . Die Darstellungsmatrizen sind<br />
dann<br />
D(Λ) = e − i 2 ωµνJµν .<br />
Wie die Darstellungsräume <strong>der</strong> Drehgruppe zerfallen auch diejenigen <strong>der</strong><br />
Lorentzgruppe in eine Clebsch-Gordan-Reihe aus irreduziblen Unterräumen.<br />
Damit läßt sich die gesamte Analyse <strong>der</strong> Drehgruppe auf die Lorentzgruppe<br />
übertragen. Wir stellen die wichtigsten Fälle vor.<br />
Die triviale Darstellung (0,0). Wir setzen A i = 0 und B i = 0. Sämtliche<br />
Darstellungsmatrizen sind durch die Einheitsmatrix gegeben:<br />
D(Λ) = 1 ∀Λ<br />
Das entspricht Spin 0 für A- und B-Spin.<br />
Die Spinordarstellungen ( 1 2 ,0) und (0, 1 2<br />
). Mit den Pauli-Matrizen<br />
( ) ( ) ( )<br />
σ 1 0 1<br />
= , σ 2 0 −i<br />
= , σ 3 1 0<br />
=<br />
1 0 i 0 0 −1<br />
5 su(2) ist als dreidimensionaler reeller Vektorraum aufzufassen, die obige Algebra<br />
sl(2, C) als dreidimensional komplex. In diesem Sinne nennt man SL(2, C) die Komplexifizierung<br />
<strong>der</strong> SU(2)<br />
6 Es sei betont, daß J µν für alle µ, ν eine Matrix ist<br />
117
erfüllen<br />
⃗A = ⃗σ 2 und ⃗ B = 0<br />
die Kommutatorbeziehung. Auf diese Weise erhält man die Darstellung<br />
( 1 2<br />
,0). Obige Wahl entspricht<br />
Mit den Definitionen<br />
J i0 = −i σi<br />
2 und Jij = 1 2 ǫijk σ k .<br />
σ µ ≡ (1,σ i ) ¯σ µ ≡ (1, −σ i )<br />
σ µν = i 4 (σµ¯σ ν − σ ν¯σ µ )<br />
¯σ µν = i 4 (¯σµ σ ν − ¯σ ν σ µ )<br />
nehmen die Erzeuger die Gestalt J µν = ¯σ µν und die Darstellungsmatrizen<br />
die Form<br />
D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ) = e− i 2 ωµν¯σµν<br />
an. Wir erwähnen die folgenden Eigenschaften:<br />
• ( 1 2 ,0) und (0, 1 2<br />
) sind zweidimensional. Die Objekte, auf denen die Matrizen<br />
in <strong>der</strong> ( 1 2<br />
,0)-Darstellung operieren, heißen rechtshändige Spinoren.<br />
• Die Matrix D (<br />
1<br />
,0)(Λ) ist nicht unitär, weil ¯σµν nicht hermitesch ist<br />
2<br />
( A ⃗ und B ⃗ sind es, K ⃗ jedoch nicht). Dies ist aber auch nicht nötig, da<br />
D (<br />
1<br />
,0)(Λ) nicht auf Zustände eines Hilbertraums wirkt, son<strong>der</strong>n auf<br />
2<br />
Feldoperatoren.<br />
• D (<br />
1<br />
,0)(Λ) ist eine komplexe 2 × 2-Matrix mit Determinante<br />
2<br />
det D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ) = e− i 2 ωµν tr ¯σµν = 1 ,<br />
weil tr ¯σ µν = 0. Die Gesamtheit <strong>der</strong> Matrizen mit Determinante 1 bilden<br />
die sechsparametrige Gruppe SL(2,C). Man spricht deshalb auch<br />
von SL(2,C)-Spinoren im Gegensatz zu den SU(2)-Spinoren <strong>der</strong> nichtrelativistischen<br />
Quantenmechanik, für die die Wignerfunktion D (1 2 ) (R)<br />
einer Drehung R ein Element <strong>der</strong> SU(2) ist.<br />
118
• Einer Rotation um einen Winkel Θ wird die Matrix<br />
D (<br />
1<br />
2 ,0)(R) = e−i Θ 2 ⃗n·⃗σ = cos Θ 2 1 − isin Θ 2<br />
zugeordnet. Damit gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
D (<br />
1<br />
,0)(⃗n,2π) = −1 .<br />
2<br />
⃗n · ⃗σ<br />
Das bedeutet: Je<strong>der</strong> Lorentztransformation Λ werden zwei Matrizen<br />
±D (<br />
1<br />
,0)(Λ) zugeordnet, man hat also eine Darstellung bis auf ein Vorzeichen.<br />
2<br />
• SL(2,C) ist die universelle Überlagerungsgruppe <strong>der</strong> homogenen Lorentzgruppe<br />
SO(1,3) und als solche einfach zusammenhängend. Auch<br />
hier besteht eine Analogie zum Verhältnis von SU(2) zu SO(3).<br />
Zur (0, 1 2 )-Darstellung: Hier wählt man ⃗ A = 0 und ⃗ B = ⃗σ 2 , sodaß<br />
J i0 = i σi<br />
2<br />
J ij = 1 2 ǫijk σ k ,also<br />
J µν = σ µν .<br />
Die Darstellungsmatrizen haben die Gestalt<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ) = e− i 2 ωµν σµν ,<br />
und die von ihnen transformierten Spinoren werden linkshändig genannt.<br />
Die ( 1 2 ,0)- und (0, 1 2<br />
)-Darstellung sind nicht äquivalent, das heißt, es gibt<br />
keine Matrix S mit <strong>der</strong> Eigenschaft<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ) = S D ( 1 2 ,0)(Λ) S−1 ∀ Λ .<br />
Die beiden Darstellungen sind aber gewissermaßen komplex konjugiert zueinan<strong>der</strong>,<br />
was sich in den beiden folgenden Beziehungen nie<strong>der</strong>schlägt:<br />
(1) D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ)† = D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1<br />
(2) D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ) = εD ( 1 2 ,0)(Λ)∗ ε −1 mit ε ≡ −iσ 2 =<br />
( 0 −1<br />
1 0<br />
)<br />
Die Beweise sind schnell durchgeführt:<br />
119
zu (1) Man überzeugt sich zunächst von σ µν† = ¯σ µν , was an <strong>der</strong> Hermitizität<br />
<strong>der</strong> Pauli-Matrizen liegt. Wir benutzen die Exponentialformel für die<br />
Darstellungsmatrix:<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ)† = e + i 2 ωµν σµν† = e + i 2 ωµν ¯σµν = D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1 .<br />
zu (2) Da man das Konjugieren mit <strong>der</strong> Matrix ε einfach in die Exponentialfunktion<br />
hineinziehen kann, genügt es, die Wirkung von ε auf die<br />
Erzeuger zu studieren. Für die Paulimatrizen gilt<br />
und für die Einheitsmatrix σ 0<br />
Das ergibt für die Erzeuger<br />
εσ i∗ ε −1 = −σ 2 σ i∗ ε −1 = − σ i ,<br />
εσ 0∗ ε −1 = + σ 0 .<br />
εσ µν∗ ε −1 = − i 4 (εσµ∗ ε −1 ε ¯σ ν∗ ε −1 − εσ ν∗ ε −1 ε ¯σ µ∗ ε −1 )<br />
= −¯σ µν ,<br />
was —in die Exponentialformel eingesetzt— gerade die Behauptung<br />
(2) ist.<br />
Zwei weitere wichtige Eigenschaften betreffen das Transformationsverhalten<br />
<strong>der</strong> Spinoren und das des aus den Paulimatrizen gebildeten 4-Tupels σ µ :<br />
(1) Transformiert ψ wie ein links-(rechts-)händiger Spinor, so transformiert<br />
(εψ) ∗ wie ein rechts-(links-)händiger Spinor.<br />
(2)<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ)−1 σ µ D (<br />
1<br />
,0)(Λ) = Λµ ν σ ν<br />
2<br />
D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1 ¯σ µ D (0,<br />
1<br />
)(Λ) = Λµ ν ¯σ ν<br />
2<br />
Die zweite Aussage läßt sich unter Verwendung <strong>der</strong> zweiten Eigenschaft von<br />
oben auch als D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)† σ µ D (<br />
1<br />
,0)(Λ) = Λµ ν σ ν lesen. Wir werden sie verwenden,<br />
um die schon bekannte Vierervektordarstellung zu konstruieren.<br />
2<br />
Zum Beweis:<br />
120
(1) Einem linkshändigen Spinor ψ ist durch eine Lorentztransformation Λ<br />
<strong>der</strong> Spinor ψ ′ = D (0,<br />
1<br />
)ψ zugeordnet. Wie man leicht verifiziert, ist ε<br />
2<br />
SL(2,C)- invariant, was bedeutet, daß <strong>der</strong> Spinor (εψ) ∗ auf den Spinor<br />
(εψ ′ ) ∗ abgebildet wird. Mit <strong>der</strong> zweiten obigen Regel ergibt das aber<br />
(εψ ′ ) ∗ = ε(D (0,<br />
1<br />
2 )ψ)∗ = εD ∗ (0, 1 2 ) ε−1 εψ ∗ = D (<br />
1<br />
2 ,0)(εψ)∗ ,<br />
das Transformationsgesetz für einen rechtshändigen Spinor.<br />
(2) Zunächst drücken wir Λ durch die infinitesimalen Parameter ω aus.<br />
Dazu schreiben wir<br />
x ′µ = (δ µ ν + ω µ ν)x ν<br />
= (δ µ ν − i 2 ω ρσ(+i)[g µρ δ σ ν − g µσ δ ρ ν])x ν<br />
= (δ µ ν − i 2 ω ρσ (J ρσ ) µ ν)x ν .<br />
Die Darstellungsmatrix <strong>der</strong> Lorentztransformation auf dem Minkowskiraum<br />
ist demnach gegeben durch<br />
Λ µ ν = e − i 2 ωρσ (+i)(gµρ δ σ ν−g µσ δ ρ ν) . (3.132)<br />
Um die Behauptung zu beweisen, machen wir uns die differenzierbare<br />
Struktur <strong>der</strong> Matrix-Liegruppe <strong>der</strong> Darstellungsmatrizen D (0,<br />
1<br />
)(Λ) 2<br />
zunutze: Wir definieren die Bahn des 4-Tupels σ µ unter <strong>der</strong> Transformation,<br />
f µ (ω) ≡ D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ(ω))† σ µ D (0,<br />
1<br />
)(Λ(ω)) .<br />
2<br />
Man stelle sich dies analog zu einer Kurve, die ein Dreiervektor unter<br />
einer kontinuierlichen Drehung um eine raumfeste Achse durch den<br />
dreidimensionalen Raum zieht, vor 7 . Die Liegruppeneigenschaft <strong>der</strong><br />
Darstellungsmatrizen erlaubt uns, diese Funktion nach dem Parameter<br />
ω ρσ abzuleiten:<br />
d<br />
dω ρσ<br />
f µ (ω) = i 2 D ( 1 2 ,0)(Λ(ω))† (¯σ ρσ† σ µ − σ µ¯σ ρσ )D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ(ω))<br />
Mit etwas Aufwand (indem man zum Beispiel die Fälle µ = 0, ρ = 0,<br />
σ = k = 1,2,3; µ = i, ρ = 0, σ = k =; µ = i, ρ = j, σ = k separat<br />
behandelt) rechnet man die folgende Indentität nach (¯σ ρσ† = σ ρσ ):<br />
σ ρσ σ µ − σ µ¯σ ρσ = (−i)(g µρ δ σ ν − g µσ δ ρ ν)σ ν<br />
7 Dabei entspräche ω dem variierenden Drehwinkel o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Zeit o<strong>der</strong> Bogenlänge.<br />
Diese Bahnen sind natürlich Kreise<br />
121
Wir ersetzen hierdurch den mittleren Faktor in obiger Differentialgleichung,<br />
benutzen die Definition <strong>der</strong> Bahn f µ (ω) und erhalten<br />
d<br />
dω ρσ<br />
f µ (ω) = 1 2 (gµρ δ σ ν − g µσ δ ρ ν)f ν (ω)<br />
f µ (ω) ist für jedes µ eine 2 ×2-Matrix. Da die Indizes dieser Untermatrizen<br />
aber in <strong>der</strong> Differentialgleichung überhaupt nicht mehr auftauchen,<br />
können wir f wie eine Spalte von vier Zahlen behandeln. Dann<br />
haben wir es mit einer gewöhnlichen Matrix-Differentialgleichung zu<br />
tun, <strong>der</strong>en Lösung das Matrix-Exponential des Vorfaktors ist. Die Anfangsbedingung<br />
ist f µ (ω = 0) = σ µ , was man sofort feststellt, wenn<br />
man im Transformationsgesetz Λ = 1 setzt. Damit haben wir<br />
f µ (ω) = e 1 2 (gµρ δ σ ν−g µσ δ ρ ν) f ν (ω = 0)<br />
= Λ µ ν σ ν ,<br />
wie man aus einem Vergleich mit (3.125) ersieht, und das ist mit <strong>der</strong><br />
Definition von f die Behauptung.<br />
Der Dirac-Spinor. Weil die Paritätstransformation A- und B-Spin vertauscht,<br />
sind die Darstellungen ( 1 2 ,0) und (0, 1 2<br />
) nicht paritätsinvariant. Sie<br />
können also nicht zur Konstruktion von paritätsinvarianten Theorien verwendet<br />
werden. Um dies zu bewerkstelligen, bildet man die direkte Summe<br />
( 1 2 ,0) ⊕ (0, 1 2<br />
). Diese Darstellung erlaubt die Definition einer Paritätstransformation.<br />
Sie ordnet einer Lorentztransformation Λ eine 4 × 4-Matrix zu:<br />
(<br />
D(0, 1<br />
Λ ↦−→<br />
)(Λ) 0<br />
)<br />
2<br />
0 D (<br />
1<br />
,0)(Λ) 2<br />
Die vierkomponentigen Objekte des Darstellungraums heißen Dirac-Spinoren.<br />
Da die Darstellungsmatrizen <strong>der</strong> Lorentzgruppe ohne die Raumspiegelung<br />
block-diagonal sind, ist ( 1 2 ,0) ⊕ (0, 1 2<br />
) nicht irreduzibel bezüglich dieser Untergruppe.<br />
Nimmt man die Paritätstransformation hinzu, so ist die Darstellung<br />
irreduzibel. Wir definieren die Dirac-Matrizen in <strong>der</strong> Weyl-Darstellung<br />
( )<br />
γ µ 0 σ<br />
µ<br />
=<br />
¯σ µ 0<br />
und die Erzeuger<br />
Σ µν = i 4 [γµ ,γ ν ] =<br />
122<br />
( ) σ<br />
µν<br />
0<br />
0 ¯σ µν<br />
.
Damit nehmen die Darstellungsmatrizen die Gestalt<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )⊕(1 2 ,0)(Λ) = e− i 2 ωµνΣµν<br />
an. Die Spinoren haben einen links- und einen rechtshändigen Teil: ψ ∼<br />
(ψ L ,ψ R ) T . Einige Bemerkungen zu den γ-Matrizen:<br />
• Die γ µ bilden eine Clifford-Algebra, das bedeutet, daß sie die Antivertauschungsrelation<br />
{γ µ ,γ ν } = γ µ γ ν + γ ν γ ν = 2g µν<br />
erfüllen. Aus dieser Beziehung leiten sich sämtliche Eigenschaften <strong>der</strong><br />
γ-Matrizen ab.<br />
• Die Eigenschaften <strong>der</strong> Darstellung werden von einer unitären Transformation<br />
γ µ ↦−→ U † γ µ U nicht verän<strong>der</strong>t. In <strong>der</strong> Literatur findet man<br />
deshalb unterschiedliche Formen <strong>der</strong> Dirac-Matrizen, oft die Dirac-<br />
Darstellung:<br />
( ) ( )<br />
γ 0 1 0<br />
=<br />
γ i 0 σ<br />
i<br />
=<br />
0 −1<br />
−σ i 0<br />
Die Antivertauschungsregel ist in jeglicher Form <strong>der</strong> γ µ gültig.<br />
• γ µ transformiert wie ein kontravarianter Vierervektor:<br />
D (<br />
1<br />
2 ,0)⊕(0, 1 2 )(Λ)−1 γ µ D (<br />
1<br />
( ) ( ) D(0, 1<br />
=<br />
2 )(Λ)−1 0<br />
( 0 σ<br />
µ D (0,<br />
1<br />
)(Λ) 0<br />
)<br />
0 D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1 ¯σ µ 2<br />
0 0 D (<br />
1<br />
,0)(Λ) 2<br />
( )(<br />
)<br />
D(0, 1<br />
=<br />
2 )(Λ)−1 0<br />
0 σ µ D (<br />
1<br />
,0)(Λ) 2<br />
0 D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1 ¯σ µ D (0,<br />
1<br />
)(Λ) 0 2<br />
(<br />
0 D −1 )<br />
D<br />
(0,<br />
=<br />
1 2 )σµ (<br />
1<br />
,0)(Λ) (<br />
2 0 Λ<br />
µ<br />
D −1<br />
( 1 ,0)¯σµ D (0,<br />
1<br />
)(Λ) 0 =<br />
ν σ ν )<br />
Λ µ ν¯σ ν 0<br />
2 2<br />
= Λ µ νγ ν .<br />
2 ,0)⊕(0, 1 2 )(Λ)<br />
123
Die Vierervektor-Darstellung ( 1 2 , 1 2<br />
). Wir bilden das Tensorprodukt<br />
( 1 2 ,0) ⊗ (0, 1 2 ) ≡ (1 2 , 1 2<br />
) und zeigen, daß diese Darstellung <strong>der</strong> fundamentalen<br />
o<strong>der</strong> definierenden Darstellung<br />
Λ ↦−→ D(Λ) µ ν = Λ µ ν<br />
auf den Vierervektoren entspricht. Zu diesem Zweck ordnen wir einem Vierervektor<br />
V µ den 2 × 2- Spinor<br />
V ≡ V µ σ µ<br />
zu. V ist dann eine hermitesche Matrix. Aus dem Vektorraum <strong>der</strong> hermiteschen<br />
Matrizen erzeugen wir einen Darstellungsraum für die SL(2,C), indem<br />
wir eine Operation durch<br />
D (<br />
1<br />
2 , 1 2 )(Λ)(V ) ≡ D (0, 1 2 )(Λ)V D ( 1 2 ,0)(Λ)−1<br />
erklären. Zum Beweis, daß dann die Komponenten V µ wie ein kovarianter<br />
Vierervektor transformieren, benutzen wir wie<strong>der</strong> das Transformationsverhalten<br />
<strong>der</strong> Paulimatrizen:<br />
D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ)V µσ µ D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ)−1 = D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ−1 ) −1 V µ σ µ D (<br />
1<br />
2 ,0)(Λ−1 )<br />
= V µ (Λ −1 ) µ νσ ν = Λ ν µ V µ σ ν<br />
!<br />
= V ′ ≡ V ′<br />
ν σν .<br />
(Beachte: (Λ −1 ) µ ν = Λ ν µ .) Durch Vergleich erhalten wir<br />
V ′<br />
ν = Λ ν µ V µ .<br />
Weitere Darstellungen. Alle Darstellungen <strong>der</strong> Form (A,B) <strong>der</strong> SL(2,C)<br />
sind irreduzibel. Diejenigen mit höherem A- und B-Spin als 1/2 können<br />
durch Produktbildung aus ( 1 2 ,0) und (0, 1 2<br />
) aufgebaut werden. Damit ist allerdings<br />
nicht gesagt, daß die induzierte Darstellung <strong>der</strong> Drehgruppe, die<br />
ja eine Untergruppe <strong>der</strong> Lorentzgruppe bildet, ebenfalls irreduzibel ist: So<br />
zerfällt zum Beispiel die Vierervektor-Darstellung in die Raumkomponenten<br />
V ⃗ , die die definierende Darstellung <strong>der</strong> Drehgruppe tragen, und in die<br />
Zeitkomponente V 0 , aud <strong>der</strong> die triviale Darstellung wirkt. (V 0 ist invariant<br />
unter dreidimensionalen Drehungen). Anhand <strong>der</strong> Darstellungen <strong>der</strong> Drehgruppe<br />
haben wir in QMI den physikalischen (Gesamt-) Spins eines Zustands<br />
identifiziert. Denken wir zum Beispiel an ein Zwei-Elektronen-System, so<br />
124
transformieren dessen Zustände gemäs <strong>der</strong> 1 2 ⊗ 1 2- Darstellung <strong>der</strong> SU(2).<br />
Diese Darstellung zerfällt in die beiden Teile<br />
1<br />
2 ⊗ 1 2 = 0 ⊕ 1 (Clebsch-Gordan-Zerlegung!),<br />
und dies sagt uns, daß das Gesamtsystem den (ganzzahligen) Spin 0 o<strong>der</strong><br />
1 besitzt. Bei <strong>der</strong> Lorentzgruppe sprechen wir nicht von einzelnen Teilchen,<br />
son<strong>der</strong>n von <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n, und deshalb macht <strong>der</strong> Begriff des Zwei-Teilchen-<br />
Systems hier keinen Sinn; wir können also nicht einfach mehrere <strong>Fel<strong>der</strong></strong> zu<br />
einem Feld mit höherem Spin zusammenfassen. Allerdings haben wir zu Beginn<br />
dieses Kapitels gesehen, daß eine einzige Darstellung <strong>der</strong> Lorentzgruppe<br />
schon zwei unabhängige Spins beinhaltet 8 . Man kann sich vorstellen, daß eine<br />
Darstellung <strong>der</strong> SL(2,C) dann nicht sehr weit von einem Tensorprodukt<br />
zweier SU(2)-Darstellungen entfernt ist. Die Tatsache, daß sie für die Untergruppe<br />
SU(2) mit dem Tensorprodukt übereinstimmt 9 , ermöglicht uns<br />
die Bestimmung des Spins eines Feldes: Für die Erzeuger <strong>der</strong> Drehgruppe<br />
gilt<br />
⃗J = ⃗ A + ⃗ B ,<br />
und damit kann <strong>der</strong> Spin des Teilchens nach <strong>der</strong> Additionsregel für Drehimpulse<br />
die Werte<br />
J = |A − B|,... ,A + B − 1,A + B<br />
annehmen. So beschreibt die obige Vektordarstellung ( 1 2 , 1 2<br />
) ein Teilchen,<br />
daß die Spins j = 0 und 1 haben kann: Die auf die SU(2) eingeschränkte<br />
Darstellung ist<br />
1<br />
2 ⊗ 1 2 = 0 ⊕ 1 .<br />
Die (1,0)- und (0,1)-Darstellung. Das Tensorprodukt zweier rechtshändiger<br />
Spinoren ξ α und η β ergibt eine 2 × 2-Matrix M αβ . Die zugehörige Darstellung<br />
besitzt die Zerlegung<br />
( 1 2 ,0) ⊗ (1 ,0) = (0,0) ⊕ (1,0) .<br />
2<br />
Diese Vektorraumsumme enspricht <strong>der</strong> Zerlegung <strong>der</strong> Matrix in einen in<br />
(α,β) antisymmetrischen ((0,0)) und einen symmetrischen Teil ((1,0)). Wir<br />
8 Wir haben die Liealgebra in zwei Drehimpulsalgebren zerlegt<br />
9 Mathematischer ausgedrückt: Die Einschränkung <strong>der</strong> Darstellungsabbildung Λ ↦−→<br />
D (A;B) (Λ) auf SU(2) ist ein Tensorprodukt: D (A,B) (U) = D (A) (U) ⊗ D (B) (U) ∀ U ∈<br />
SU(2)<br />
125
isolieren den symmetrischen Teil von M αβ und nennen ihn F αβ ; Auf diesem<br />
wirkt die (1,0)-Darstellung wie 10<br />
F ′ αβ = D ( 1 2 ,0)αα′ D (<br />
1<br />
2 ,0)ββ′ F α ′ β ′ .<br />
Als Kandidaten für einen Lorentz-Tensor definieren wir (vergleiche dies mit<br />
<strong>der</strong> Konstruktion des Vierervektors mithilfe <strong>der</strong> Pauli-Matrizen)<br />
F µν ≡ i 4 (ε¯σ µν) αβ F αβ ,<br />
dessen folgende Eigenschaften wir jetzt beweisen:<br />
(1) F µν transformiert wie ein Lorentz-Tensor;<br />
(2) F µν ist selbstdual, das heißt<br />
F µν = i 2 ǫµνρσ F ρσ ;<br />
(3) F µν ist antisymmetrisch in (µν) (nicht zu verwechseln mit <strong>der</strong> Symmetrie<br />
von F αβ in (α,β)).<br />
Beweis:<br />
(1)<br />
F ′ µν = i 4 (ε¯σ µν) αβ D (<br />
1<br />
2 ,0)αα′ D (<br />
1<br />
2 ,0)ββ′ F α ′ β ′<br />
= i 4 · i<br />
4<br />
= i 4 · i<br />
4<br />
(<br />
D T ( 1 2 ,0) ε(¯σ µσ ν − ¯σ ν σ µ )D (<br />
1<br />
(<br />
ε ε −1 D T ( 1 2 ,0) ε ¯σ µD (0,<br />
1<br />
2<br />
} {{ )<br />
}<br />
Λ µρ ¯σ ρ<br />
)<br />
− (µ ←→ ν) F α ′ β ′ α ′ β ′<br />
= Λ µ ρ Λ ν<br />
σ i 4 (ε¯σ ρσ) αβ F αβ .<br />
D −1<br />
2 ,0) )<br />
α ′ β ′ F α ′ β ′<br />
σ (0, 1 2 ) ν D (<br />
1<br />
2<br />
} {{ ,0)<br />
}<br />
Λ σ ν σ σ<br />
(2) folgt aus <strong>der</strong> Antisymmetrie <strong>der</strong> ¯σ µν .<br />
10 Wir lassen daß Argument Λ weg<br />
126
(3) Dies liegt daran, daß die ¯σ µν selbstdual sind:<br />
¯σ µν = i 2 ǫµνρσ ¯σ ρσ .<br />
Die Objekte <strong>der</strong> (0,1)-Darstellung sind antiselbstdual. Beide Darstellungen<br />
enthalten nur Spin 1; Spin 0 wird durch die For<strong>der</strong>ung, daß F αβ symmetrisch<br />
ist, ausgeschlossen. Diese For<strong>der</strong>ung ist äquivalent zur <strong>der</strong> Bedingung, daß<br />
<strong>der</strong> antisymmetrische Teil <strong>der</strong> Matrix M verschwindet.<br />
Die (1,1)-Darstellung. Der Darstellungsraum zu (1,1) ist <strong>der</strong> neundimensionale<br />
Vektorraum <strong>der</strong> symmetrischen, spurfreien Tensoren zweiter Stufe.<br />
Er taucht in <strong>der</strong> Clebsch-Gordan-Zerlegung <strong>der</strong> ( 1 2 , 1 2 )⊗(1 2 , 1 2 )-Darstellung<br />
auf:<br />
( 1 2 , 1 2 ) ⊗ (1 2 , 1 ) = (0,0) ⊕ (1,0) ⊕ (0,1) ⊕ (1,1)<br />
2<br />
Ein Vierertensor T µν zerfällt dementsprechend eindeutig in die folgenden<br />
Teile:<br />
(0,0) Spur von T<br />
(1,0) antisymmetrisch und selbstdual<br />
(0,1) antisymmetrisch und antiselbstdual<br />
(1,1) symmetrisch und spurfrei<br />
Man übe sich in <strong>der</strong> Konstruktion des Tensors F µν und im Nachweis seiner<br />
Eigenschaften.<br />
127
3.3.3 Konstruktion des skalaren Feldes und die Klein-Gordon-<br />
Gleichung<br />
Nach den Überlegungen zu den endlichdimensionealen Darstellungen <strong>der</strong><br />
Lorentzgruppe kennen wir alle notwendigen Grundlagen, um kovariante Feldoperatoren<br />
zu konstruieren. Dies soll in den folgenden drei Abschnitten für<br />
das skalare, das Spinor- und das Vektorfeld durchgeführt werden. Was ist<br />
bei <strong>der</strong> Konstruktion zu leisten? Wir haben auf Seite 112 den allgemeinen<br />
Ansatz<br />
ψ α<br />
(+) (x) ≡ ∑ sn<br />
ψ α<br />
(−) (x) ≡ ∑ sn<br />
∫<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 e−ipx u α (⃗p,s,n) a(⃗p,s,n)<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 e−ipx v α (⃗p,s,n) a † (⃗p,s,n)<br />
für freie <strong>Fel<strong>der</strong></strong> im Heisenbergbild aufgestellt. Nach (3.123) passen wir zuerst<br />
die Koeffizientenfunktionen u α und v α so an, daß obige Operatoren das<br />
Transformationsgesetz<br />
U(Λ,a) ψ (±)<br />
α (x) U(Λ,a)−1 = ∑ α ′ D αα ′(Λ −1 )ψ (±)<br />
α ′ (Λx + a) (3.133)<br />
erfüllen. Dabei können wir uns die Darstellung D <strong>der</strong> Lorentzgruppe passend<br />
aussuchen. Nach diesem Schritt hat <strong>der</strong> Feldoperator ein definiertes<br />
Transformationsverhalten, und wir erkennen den Spin des beschriebenen<br />
Teilchens. Allein mit den freien <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n kann man aber wenig Physik betreiben:<br />
Wir müssen uns Gedanken zur Konstruktion einer im Sinne von Seite<br />
110 zulässigen Wechselwirkung machen, was die Frage nach <strong>der</strong> Statistik<br />
und den zu verwendenden Kommutatorrelationen beantworten wird. Weil<br />
die Konstruktion <strong>der</strong> Koeffizientenfunktionen weitgehend ohne Bezug auf<br />
die konkrete Darstellung D durchgeführt werden kann, wollen wir bei <strong>der</strong><br />
Herleitung einer Bestimmungsgleichund für die u α und v α nur voraussetzen,<br />
daß das Feld eine nichtverschwindende Masse m > 0 trägt.<br />
Für die linke Seite von (3.126) erhalten wir mit den Formeln von Seite 113<br />
∑<br />
∫<br />
sn<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 e−ipx u α (⃗p,s,n) e −ia·Λp ∑ s ′<br />
D (j)∗<br />
ss ′ (W) a(Λp,s ′ ,n) , (3.134)<br />
128
und für die rechte Seite<br />
∑<br />
D αα ′(Λ −1 ) ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
e−ip·(Λx+a)<br />
(2π) 3 2p 0 u α ′(⃗p,s,n) a(p,s,n)<br />
α ′<br />
sn<br />
= ∑ D αα ′(Λ −1 ) ∑ ∫<br />
d 3 (Λp) ⃗<br />
e−ipx−iΛp·a<br />
(2π) 3 2(Λp) 0 u α ′(Λp,s ′ ,n) a(Λp,s ′ ,n) ,<br />
α ′ s ′ n<br />
(3.135)<br />
wo wir p −→ Λp substituiert und den Summationsindex s in s ′ umbenannt<br />
haben. Die Substitution führen wir auch in (3.127) durch. Dann erhalten<br />
wir die folgende Gleichung durch Vergleich <strong>der</strong> Koeffizienten von<br />
exp (−ipx − iΛp · a) a(Λp,s ′ ,n):<br />
∑<br />
s<br />
u α (p,s,n) D (j)∗<br />
s ′ s (W) = ∑ α ′ D αα ′(Λ −1 ) u α ′(Λp,s,n) (3.136)<br />
Diese multiplizieren wir von links mit D(Λ), von rechts mit D (j)<br />
s ′ t<br />
(W) und<br />
verwenden die Darstellungseigenschaft D(Λ)D(Λ −1 ) = 1 sowie die Unitarität<br />
<strong>der</strong> Matrix D (j) (W) mit dem Ergebnis (t wird wie<strong>der</strong> s genannt)<br />
∑<br />
s ′<br />
u α (Λp,s ′ ,n) D (j)<br />
s ′ s (W(Λ,p)) = ∑ α ′ D αα ′(Λ) u α ′(p,s,n) . (3.137)<br />
Analog für ψ (−) und v α :<br />
∑<br />
v α (Λp,s ′ ,n) D (j)∗<br />
s ′ s (W(Λ,p)) = ∑ D αα ′(Λ) v α ′(p,s,n) . (3.138)<br />
α ′<br />
s ′<br />
Es sei nochmal betont, daß dies bei massiven Teilchen für beliebige Darstellungen<br />
D und natürlich alle Poincarétransformationen (Λ,a) gilt. Die<br />
beiden Gleichungen liefern uns eine Möglichkeit, u α (p,s,n) und v α (p,s,n)<br />
mit endlichen Impuls-Raumanteilen ⃗p aus den Funktionen zu ⃗p = 0 zu berechnen:<br />
Wir wählen in (3.130) und (3.131) Λ = L(p), den Standard-Boost,<br />
<strong>der</strong> k = (m,⃗0) in p überführt, und p = k. Die Wigner-Rotation W ist<br />
W(L(p),k) = L(L(p)k) −1 L(p)L(k) = L(p) −1 L(p) = 1 ,<br />
da L(k) = 1. Also ist auch die Darstellungsmatrix D (j) (W) die Identität:<br />
D (j)<br />
s ′ s (W(L(p),k)) = δ s ′ s .<br />
129
Die beiden Gleichungen (3.130) und (3.131) nehmen die Gestalt<br />
u α (p,s,n) = ∑ α ′ D αα ′(L(p)) u α ′(k,s,n) (3.139)<br />
v α (p,s,n) = ∑ α ′ D αα ′(L(p)) v α ′(k,s,n) (3.140)<br />
an. Es genügt also, u α (k,s,n) und v α (k,s,n) zu bestimmen. An diese Funktionen<br />
ist die Bedingung zu stellen, daß sie (3.130) und (3.131) insbeson<strong>der</strong>e<br />
für dreidimensionale Rotationen R erfüllen; Drehungen lassen jedoch den<br />
Ruhimpuls k invariant, deswegen ist die Bedingung äquivalent zu<br />
∑<br />
u α (k,s ′ ,n) D (j)<br />
s ′ s (R) = ∑ D αα ′(R) u α ′(k,s,n) (3.141)<br />
α ′<br />
s ′<br />
∑<br />
s ′<br />
v α (k,s ′ ,n) D (j)∗<br />
s ′ s (R) = ∑ α ′ D αα ′(R) v α ′(k,s,n) (3.142)<br />
Die Matrix D (j) (R,k) ist für Drehungen R und den Impuls k die gewöhnliche<br />
Wignerfunktion.<br />
Soweit unsere allgemeinen Betrachtungen; an dieser Stelle muß man die Matrix<br />
D(Λ), also die Darstellung <strong>der</strong> Lorentzgruppe, konkretisieren. Die u α<br />
und v α erhalten wir dann, indem wir (3.134) und (3.135) lösen und die<br />
Lösungen gemäß (3.132) und (3.133) auf endliche Impulse transformieren.<br />
Wir wenden uns wie<strong>der</strong> dem skalaren Feld zu: Die Darstellung D <strong>der</strong> Lorentzgruppe<br />
sei die triviale, das heißt<br />
Gleichung (3.134) reduziert sich auf<br />
D(Λ) = 1 ∀ Λ .<br />
u(k,s,n) = ∑ s ′<br />
u(k,s ′ ,n) D (j)<br />
s ′ s<br />
(R) (3.143)<br />
und gilt in dieser Form für alle Rotationen R. Sie kann nur für j = 0 erfüllt<br />
werden, und wir folgern: Das skalare Feld beschreibt Teilchen mit Spin 0.<br />
Auf den Index s kann man verzichten, man hat also Konstanten u(k,n)<br />
, die man für ein n willkürlich festlegen kann. Die restlichen u(k,n) sind<br />
dann durch die Darstellungseigenschaft bezüglich <strong>der</strong> inneren Symmetrie<br />
festgelegt. Zur Vereinfachung <strong>der</strong> Diskussion nehem wir jetzt an, daß n nur<br />
einen Wert annimmt, sodaß wir auch diesen Index vergessen können. Per<br />
Konvention setzt man dann<br />
u(k) = 1<br />
v(k) = 1 .<br />
und<br />
130
Vernichtungs- und Erzeugungsfeld nehmen die Form<br />
∫<br />
φ (+) d 3 ⃗p<br />
(x) =<br />
(2π) 3 2p 0 e−ipx a(p)<br />
∫<br />
φ (−) d 3 ⃗p<br />
(x) =<br />
(2π) 3 2p 0 eipx a † (p)<br />
(3.144)<br />
an. Sie sind zueinan<strong>der</strong> adjungiert: φ (+)† (x) = φ (−) (x).<br />
Aus diesen <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n kann man nun Hamilton-Dichten konstruieren, die<br />
die Bedingungen <strong>der</strong> relativistischen Invarianz von Seite 110 erfüllen und<br />
hermitesch sind. Um die Kausalitätsbedingung [H(x), H(y)] = 0 für raumartige<br />
Abstände zu wahren, könnte man zum Beispiel H(x) entwe<strong>der</strong> nur<br />
aus φ (+) (x) o<strong>der</strong> nur aus φ (−) (x) aufbauen; diese Operatoren vertauschen<br />
ja jeweils mit sich selbst. Dann ist H(x) aber nicht hermitesch. Mischt man<br />
φ (+) (x) und φ (−) (x), verschwindet hingegen <strong>der</strong> Kommutator [H(x), H(y)]<br />
für raumartige Abstände nicht, weil [ φ (+) (x),φ (−) (y) ] ∓ auch für (x−y)2 < 0<br />
von Null verschieden ist 11 . Genauer gilt<br />
[<br />
∫<br />
φ (+) (x),φ (−) (y)<br />
]∓ =<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 d 3 ⃗ p ′<br />
(2π) 3 2p ′0 e−ipx e ip′ y<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 e−ip(x−y)<br />
≡ ∆ + (x − y) .<br />
[ ]<br />
a(p),a † (p ′ )<br />
} {{ }<br />
= (2π) 3 2p 0 δ (3) (⃗p−⃗p ′ )<br />
Für raumartige Abstände z 2 ≡ −(x − y) 2 > 0 kann man ∆ + durch eine<br />
Hankelfunktion ausdrücken:<br />
∆ + (x − y) =<br />
m<br />
4π 2 z K 1(mz) .<br />
K 1 (mz) ist die Besselfunktion erster Ordnung. Sie ergibt sich wie folgt: Weil ∆ + eine lorentzinvariante<br />
Distribution ist, können wir in einem Bezugssytem rechnen, in dem (x − y) 0 = 0 und<br />
‖⃗x − ⃗y‖ = z gilt. Dann ist<br />
Z<br />
d 3 ⃗p e i⃗p·⃗x<br />
∆ + (x − y) =<br />
(2π) 3 2 p m 2 + ⃗p 2<br />
= 1 Z<br />
4π 2 d‖⃗p‖ d cos Θ ei‖⃗p‖z cos Θ ‖⃗p‖ 2<br />
2 p m 2 + ⃗p 2<br />
Z ∞<br />
=<br />
1<br />
4π 2 z<br />
0<br />
d‖⃗p‖<br />
‖⃗p‖<br />
p<br />
m 2 + ‖⃗p‖ 2 sin(‖⃗p‖z) .<br />
11 [. . . , . . . ] −<br />
ist <strong>der</strong> gewöhnliche Kommutator für Bosonen, [. . . , . . . ] +<br />
<strong>der</strong> Antikommutator<br />
für Fermionen<br />
131
Das letzte Integral stimmt mit <strong>der</strong> Definition von K 1 (mz) überein.<br />
Die Hankelfunktion verschwindet nicht für große z, son<strong>der</strong>n fällt viel mehr<br />
wie 1/z ab. Der Ausweg besteht darin, eine Linearkombination von Erzeugungsund<br />
Vernichtungsfeld zu bilden:<br />
φ(x) = φ (+) (x) + λφ (−) (x) .<br />
Dann gelten für raumartige Abstände die Vertauschungsregeln<br />
[φ(x),φ(y)] ∓<br />
= λ(1 ∓ 1) ∆ + (x − y)<br />
[ ]<br />
φ(x),φ † (y) = (1 ∓ |λ| 2 ) ∆ + (x − y) (3.145)<br />
Es gibt nur eine Möglichkeit, den Kommutator (∓)) und die Zahl λ so zu<br />
wählen, daß die rechten Seiten wie gefor<strong>der</strong>t verschwinden: den gewöhnlichen<br />
Kommutator (−)und |λ| = 1. Die fundamentale Aussage ist:<br />
Um relativistische Invarianz zu gewährleisten, muß ein skalares Spin-0-Feld<br />
<strong>der</strong> Bose-Statistik gehorchen.<br />
Durch eine Umdefinition <strong>der</strong> Phase von a(p) kann man λ = 1 erreichen.<br />
Wir haben also den Feldoperator im Heisenbergbild für freie Bosonen mit<br />
Spin 0 gefunden:<br />
∫<br />
φ(x) =<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ip·x a(p) + e ip·x a † (p)<br />
φ(x) ist hermitesch. Außerdem gilt [H(x), H(y)] = 0 für raumsrtige Abstände,<br />
wenn H(x) ein Polynom des Operators φ(x) ist, im einfachsten Fall<br />
∫<br />
H(x) = g d 3 ⃗x φ(x) n<br />
mit <strong>der</strong> Kopplungkonstanten g.<br />
Im Allgemeinen wird φ(x) n normalgeordnet: dies kennzeichnet man durch die Schreibweise : φ(x) n :.<br />
Darunter versteht man φ(x) n , wobei aber alle Erzeugungsoperatoren links von allen Vernichtungsoperatoren<br />
zu schreiben sind, schematisch zum Beispiel<br />
: φ 2 : ∼ : (a + a † ) 2 : ∼ a † a † + a † a + a † a + aa .<br />
.<br />
Der Grund dafür wird später klar.<br />
Der Operator φ(x) kann jedoch nur ungeladene Teilchen beschreiben! Das<br />
132
erkennen wir, indem wir eine innere (Index n) Symmetrieoperation anwenden:<br />
U(g)φ n (x)U(g) −1<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 (e−ipx U(g)a(p,n)U(g) −1 + e ipx U(g)a † (p,n)U(g) −1 )<br />
= ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 (e−ipx D(g) ∗ n ′ n a(p,n′ ) + e ipx D(g) n ′ n a † (p,n ′ ) ,<br />
n ′<br />
wie man auf Seite 107 nachliest, und das entspricht nicht dem gewünschten<br />
Transformationsverhalten, es sei denn, die Darstellungsmatrizen D(g) n ′ n<br />
sind reell.<br />
Es ist also nicht möglich, eine Hamiltondichte zu konstruieren, die unter<br />
<strong>der</strong> inneren Symmetrie invariant ist. Daraus folgt: Falls ein Teilchen Ladungen<br />
bezüglich einer inneren Symmetriegruppe trägt, die auf den Operatoren<br />
a † (p) von komplexen Matrizen dargestellt wird —dazu gehören die elektrisch<br />
geladenen Teilchen für die Phasentransformationen exp ±iqΘ—, muß<br />
man, um Invarianz zu gewährleisten, die Existenz eines weiteren Teilchens<br />
mit gleicher Masse und Spin, also zur gleichen Darstellung <strong>der</strong> Poincaré-<br />
Gruppe, aber komplex konjugiertem Transformationsgesetz bezüglich <strong>der</strong><br />
inneren Symmetrieoperation postulieren. Die Existenz komplexer Darstellungen<br />
ist <strong>der</strong> Grund für die Existenz von Antiteilchen in <strong>der</strong> relativistischen<br />
<strong>Quantentheorie</strong> für alle geladenen Teilchen. In diesem Fall definieren wir<br />
φ n (x) =<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 (e−ipx a(p,n) + e ipx a † (p, ¯n))<br />
und interpretieren a(p,n) als Vernichter von Teilchen und a † (p, ¯n) als Erzeuger<br />
von Antiteilchen. Der Feldoperator hat dann daß richtige Transformationsverhalten:<br />
U(g)φ n (x)U(g) −1 = ∑ n ′ D(g) ∗ n ′ n φ n ′(x) = ∑ n ′ D(g −1 ) nn ′φ n ′(x) ,<br />
wobei letztere Gleichheit nur bei unitären Darstellungen gilt. Das Feld φ n (x)<br />
ist nicht mehr hermitesch:<br />
∫<br />
φ † n (x) = d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx a(p, ¯n) + e ipx a † (p,n) .<br />
133
Die Kommutatoren lauten jetzt<br />
[ ]<br />
φ(x),φ † (y = ∆ + (x − y) + ∆ + (y − x)<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 (eip(x−y) − e −ip(x−y) )<br />
[ ]<br />
[φ(x),φ(y)] = φ † (x),φ † (y) = 0 .<br />
Die Klein-Gordon-Gleichung. Der skalare Feldoperator erfüllt die Klein-Gordon-Gleichung<br />
(∂ 2 + m 2 )φ(x) = 0 .<br />
Die Ladung des Feldes spielt hier keine Rolle. Der Beweis ist trivial; die<br />
Anwendung von ∂ µ auf den Feldoperator liefert den Faktor ±ip µ . Zweifache<br />
Anwendung ergibt<br />
∂ 2 φ(x) = −p µ p µ φ(x) = −p 2 φ(x) = −m 2 φ(x) .<br />
Die Klein-Gordon-Gleichung ist also nur Ausdruck <strong>der</strong> Bedingung p 2 = m 2<br />
(o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Energie-Impuls- Beziehung p 0 = √ m 2 + ⃗p 2 ), die wir schon durch<br />
die Wahl <strong>der</strong> Ein-Teilchen-Zustände als Eigenvektoren zu p 2 befriedigt haben.<br />
Paritätstransformation. Nach Seite 107 ist das Verhalten <strong>der</strong> Erzeugungsund<br />
Vernichtungsoperatoren durch<br />
U P a(p,n) UP<br />
−1<br />
U P a † (p, ¯n) U −1<br />
P<br />
= ηP ∗ a(Pp,n)<br />
= eta ¯ P a † (Pp,n)<br />
gegeben. Der Feldoperator transformiert demnach wie<br />
∫<br />
U P φ(x) UP −1 d 3 ⃗p<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 (η∗ P e −ipx a(Pp,n) + ¯η P e ipx a † (Pp, ¯n))<br />
=<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 (η∗ P e−i(Pp)x a(p,n) + ¯η P e i(Pp)x a † (p, ¯n)) .<br />
Damit wir einen paritätsinvarianten Hamiltonoperator konstruieren können,<br />
muß die Phase des Antiteilchens <strong>der</strong> komplex konjugierten des Teilchens<br />
entsprechen:<br />
¯η P = η ∗ P .<br />
Für Spin-0-Teilchen gilt also η P ¯η P = |η p | 2 = +1, für ihren Feldoperator<br />
U P φ(x) U −1<br />
P<br />
= η ∗ P φ(Px) .<br />
134
Zeitumkehr. Hier erhält man ebenfalls die Bedingung ¯ξ T = ξT ∗ und (beachte<br />
die Antiunitarität von U T : U T exp (ipx) = exp (−ipx) U T !) das Verhalten<br />
U T φ(x) U −1<br />
T<br />
= ξT ∗ φ(Px) .<br />
Ladungskonjugation. Diese vertauscht erwartungsgemäß die Rollen von<br />
Teilchen und Antiteilchen, also φ mit φ † . Auch hier müssen wir ¯ξ C = ξ ∗ C<br />
for<strong>der</strong>n. Auf dem Niveau <strong>der</strong> Leiteroperatoren:<br />
C a † (p,n) C −1 = ξ C a † (p, ¯n) .<br />
Damit gilt für das Feld<br />
∫<br />
C φ(x) C −1 d 3 ⃗p<br />
(<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 ξC ∗ e −ipx a(p, ¯n) + ¯ξ<br />
)<br />
C e ipx a † (p,n)<br />
∫<br />
= ξC<br />
∗ d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx a(p, ¯n) + e ipx a † (p,n)<br />
= ξ ∗ C φ† (x) .<br />
Masselose skalare <strong>Fel<strong>der</strong></strong>. Die Rechnugen gestalten sich analog zum<br />
massiven Fall, wir müssen nur das unterschiedliche Transformationsverhalten<br />
beachten. Statt <strong>der</strong> Bestimmungsgleichungen (3.130) und (3.131) von<br />
Seite 127 gelten nun<br />
u α (Λp,s,n)e −iΘ(Λ,p)·s = ∑ α ′<br />
D αα ′(Λ)u α ′(p,s,n)<br />
v α (Λp,s,n)e +iΘ(Λ,p)·s = ∑ α ′ D αα ′(Λ)v α ′(p,s,n) .<br />
Man erinnere sich daran, daß s jetzt die Helizität angibt. Wie <strong>der</strong> Spin<br />
massiver Teilchen muß diese bei masselosen skalaren Teilchen verschwinden.<br />
Die Lösungen u und v stimmen mit den eben hergeleiteten überein. Weil<br />
<strong>der</strong> Eigenwert zu p 2 jetzt Null ist, besitzt die Klein-Gordon-Gleichung die<br />
offensichtliche Form<br />
∂ 2 φ(x) = 0 .<br />
135
3.3.4 Konstruktion von Spinorfel<strong>der</strong>n<br />
Für das skalare Feld haben wir die triviale Darstellung gewählt, in <strong>der</strong> alle<br />
Lorentztransformationen <strong>der</strong> Identität entsprechen. Wir betrachten nun<br />
den ersten nichttrivialen Fall, indem wir ein Feld konstruieren, das gemaß<br />
<strong>der</strong> (0, 1 2<br />
)-Darstellung transformiert; in die allgemeine Transformationsregel<br />
(3.126) eingesetzt also<br />
U(Λ,a)ψ (±)<br />
α (x)U(Λ,a) −1 = ∑ α ′ D (0,<br />
1<br />
2 )(Λ−1 ) αα ′ ψ (±)<br />
α ′ (Λx + a) .<br />
Man erkennt das Transformationsverhalten eines linkshändigen Spinors. Wir<br />
schreiben D L für die Darstellungsmatrix D (0,<br />
1<br />
)(Λ) und D R für D<br />
2 (<br />
1<br />
,0)(Λ). 2<br />
Wenn das Argument Λ fehlt, ist also immer eine solche Matrix und nicht die<br />
Darstellungsabbildung selbst gemeint.<br />
Die allgemeinen Überlegungen vom Anfang des letzten Abschnitts ergaben,<br />
daß die Spinoren zu endlichem Impuls p aus denen im Ruhsystem (k µ =<br />
(m,⃗0)) nach <strong>der</strong> Vorschrift (Gleichungen (3.132) und (3.133))<br />
u α (p,s) = ∑ α ′ D L (L(p)) αα ′ u α ′(k,s) (3.146)<br />
v α (p,s) = ∑ α ′ D L (L(p)) αα ′(L(p)) v α ′(k,s) (3.147)<br />
berechnet werden können. Die Ruhspinoren u α (k,s) und v α (k,s) erfüllen die<br />
Gleichungen (3.134) und (3.135) mit <strong>der</strong> linkshändigen Spinordarstellung:<br />
∑<br />
s ′<br />
∑<br />
s ′<br />
u α (k,s ′ ) D (j)<br />
s ′ s (R) = ∑ α ′ D L (R) αα ′ u α ′(k,s) (3.148)<br />
v α (k,s ′ ) D (j)∗<br />
s ′ s (R) = ∑ α ′ D L (R)αα ′ v α ′(k,s) (3.149)<br />
die für beliebige Rotationen R gelten. Wir nehmen zunächst an, daß kein innerer<br />
Freiheitsgrad n vorhanden ist. Nun entspricht die linkshändige Darstellung,<br />
eingeschränkt audf Rotationen, gerade <strong>der</strong> ( 1 2<br />
)-Darstellung <strong>der</strong> SU(2),<br />
D L (R) = D (1 2 ) (R) ,<br />
und das ist eine unitäre 2 × 2-Matrix. Auf <strong>der</strong> linken Seite ist D (j) (R) eine<br />
(2j + 1) × (2j + 1)-Matrix. Um die Ruhspinoren u zu bestimmen, stellen<br />
wir zunächst fest, daß wir u α (k,s) als eine 2 × (2j + 1)-Matrix U verstehen<br />
können: α = ±1/2 ist <strong>der</strong> Zeilen-, s = −j, −j + 1,... ,j <strong>der</strong> Spaltenindex.<br />
136
In dieser Sichtweise bedeutet Gleichung (3.141) einfach, daß die Matrix U<br />
mit den Darstellungsmatrizen D (j) und D (1 2 ) <strong>der</strong> Rotationen die folgende<br />
Vertauschungsregel erfüllt:<br />
U D (j) = D (1 2 ) U (3.150)<br />
Ein Satz <strong>der</strong> Darstellungtheorie besagt dann: U ist eine nicht-singuläre 2×2-<br />
Matrix, was für die Physiker j = 1/2 bedeutet. Zweierspinoren beschreiben<br />
also Spin (1/2)-Teilchen.<br />
Weil dieser Satz auch bei den Vektor- und höheren Spinor-<strong>Fel<strong>der</strong></strong>n Anwendung findet, geben<br />
wir einen Beweis für zwei allgemeine Darstellungen D 1 und D 2 an. Es seien diese D i irreduzible<br />
Darstellungen auf Vektorräumen V i <strong>der</strong> Dimension n i . Außerdem sei U eine lineare Abbildung<br />
V 1 ↦−→ V 2 , nicht identisch Null, die für alle Gruppenelemente g obige Gleichung erfüllt:<br />
U D 1 (g) = D 2 (g) U .<br />
Unter diesen Voraussetzungen ist die Matrix <strong>der</strong> Abbildung U quadratisch, daß bedeutet n 1 = n 2 ,<br />
und nichtsingulär, <strong>der</strong> Kern von U ist <strong>der</strong> Nullvektorraum.<br />
Der Beweis verwendet etwas Lineare Algebra I und geht vom Gegenteil aus: n 1 ≠ n 2 . Dann gibt<br />
es zwei Fälle, die beide zu Wi<strong>der</strong>sprüchen führen:<br />
n 1 > n 2 : In diesem Fall ist <strong>der</strong> Urbildraum V 1 von U : V 1 ↦−→ V 2 größer als <strong>der</strong> Zielraum V 2 .<br />
Dann muß <strong>der</strong> auf den Nullvektorraum {0} ⊂ V 2 abgebildete Untervektorraum ker U ⊂ V 1<br />
die Dimension dimker U > 0 (und zwar streng) besitzen. Wir können also einen einen<br />
nichtverschwindenden Vektor v ∈ ker U ⊂ V 1 wählen, für den dann wegen <strong>der</strong> Vertauschungseigenschaft<br />
auch D 1 (g)v in ker U liegt,<br />
U D 1 (g) v = D 2 (g)<br />
U v<br />
|{z}<br />
=0∈V 2 ⇐v∈ker U<br />
= 0 ,<br />
und zwar für alle Gruppenelemente g. ker U ist also ein invarianter Unterraum! Das wi<strong>der</strong>spricht<br />
<strong>der</strong> Irreduzibilität von D 1 , es sei denn, ker U ist ganz V 1 . Dann ware U aber die<br />
Nullabbildung, im Wi<strong>der</strong>spruch zur Voraussetzung.<br />
n 2 < n 1 : Dies bedeutet, daß <strong>der</strong> Zielraum V 2 größer als <strong>der</strong> Urbildraum V 1 ist. Deshalb trifft U<br />
nicht alle Vektoren in V 2 , son<strong>der</strong>n nur den echten Unterraum BildU = U(V 1 ). Wir zerlegen<br />
V 2 in Bild U und den komplementären Rest, den wir W nennen: V 2 = Bild U ⊕ W. Diese<br />
Zerlegung ist disjunkt in dem Sinne, daß Bild U ∩ W = {0}. Laut Voraussetzung ist die<br />
Darstellung D 2 irreduzibel, was bedeutet, daß es keinen D 2 -invarianten Unterraum in V 2<br />
gibt; insbeson<strong>der</strong>e ist Bild U nicht invariant. Man kann also einen Vektor v 2 ∈ Bild U und<br />
ein Gruppenelement g finden, sodaß v 2 von g in W gedreht wird: D 2 (g)v 2 ∈ W. Weil v 2 in<br />
Bild U liegt, hat v 2 aber ein Urbild v 1 ∈ V 1 , also Uv 1 = v 2 . Die Vertauschungseigenschaft<br />
sagt uns<br />
D 2 (g)v 2 = D 2 (g) Uv 1 = U D 1 (g)v 1 .<br />
Damit haben wir den Wi<strong>der</strong>spruch abgeleitet: D 2 (g)v 2 war aus W, U D 1 (g)v 1 liegt offensichtlich<br />
in BildU. Weil sich W und BildU nur in 0 ∈ V 2 überschneiden, muß v 2 dann <strong>der</strong><br />
Nullvektor sein; das wie<strong>der</strong>um heißt aber, daß BildU = {0}, was nur gilt, wenn U entgegen<br />
<strong>der</strong> Voraussetzung die Nullabildung war.<br />
Damit ist n 1 = n 2 bewiesen. Die nicht-Singularität, also die Invertierbarkeit von U, ergibt sich<br />
wie folgt: wäre die Abbildung U singulär, so hätte sie einen nicht-trivialen Kern ker U ⊆ V 1 .<br />
Wegen <strong>der</strong> Irreduzibilität von D 1 ist dieser Kern nicht D 1 -invariant, und wir suchen uns wie<strong>der</strong><br />
137
ein Gruppenelement g und einen Vektor v ∈ V 1 mit <strong>der</strong> Eigenschaft D 1 (g)v ∉ ker U. Mit <strong>der</strong><br />
Vertauschungsrelation gilt dann<br />
U D 1 (g)v = D 2 (g) Uv = 0 ∈ V 2 ,<br />
weil Uv verschwindet und D 2 (g) linear ist; damit liegt D 1 (g)v doch in ker U, was <strong>der</strong> Wahl von<br />
v wi<strong>der</strong>spricht, es sei denn, man kann nur v = 0 wählen. In diesem Fall ist aber <strong>der</strong> Kern trivial<br />
und U invertierbar.<br />
Setzt man in (3.143) infinitesimale Transformationen für D (1 2 ) = D (j) ein,<br />
überträgt sich das Ergebnis auf die Generatoren σ i :<br />
U σ i = σ i U<br />
V ((−σ i∗ ) = σ i V .<br />
und<br />
Die V -Gleichung läßt sich wegen εσ i∗ ε −1 = −σ i auf eine Form bringen, in<br />
<strong>der</strong> man die Vertauschungseigenschaft besser erkennt:<br />
(V ε −1 )σ i = σ i (V ε −1 ) . (3.151)<br />
Die Matrizen U und V ε −1 kommutieren also mit allen Erzeugern <strong>der</strong> Darstellung.<br />
Der einzige Kandidat mit dieser Eugenschaft ist <strong>der</strong> Casimir-Operator<br />
⃗σ 2 = 1 (2×2) 12 . U und V ε −1 müssen proportional zu diesem Operator sein:<br />
u α (k,s) = c u δ αs<br />
v α (k,s) = −c v ε αs<br />
Die Konstanten c u und c v legen wir später fest. Die Ruhespinoren, die wir<br />
für die Feldkonstruktion benötigen, liest man jetzt einfach als Spalten aus<br />
U und V ab:<br />
u(k, 1 ( )<br />
2 ) = cu<br />
v(k, 1 ( ) 0<br />
0 2 ) = c v<br />
u(k, − 1 2 ) = ( 0<br />
c u<br />
)<br />
v(k, − 1 2 ) = ( −cv<br />
0<br />
Spinoren zu endlichem Impuls p erhalten wir, indem wir diese Spinoren mit<br />
dem Standardboost D L/R (L(p)) transformieren. D L/R (L(p)) hat die Gestalt<br />
D L/R (L(p)) = p0 + m ∓ ⃗σ · ⃗p<br />
√<br />
2m(m + p 0 ) . (3.152)<br />
)<br />
12 Ein allgemeines Ergebnis (Lemma von Schur) <strong>der</strong> Darstellungtheorie ist, daß Operatoren,<br />
die mit allen Erzeugern einer Liealgebra vertauschen, skalar, also proportional zur<br />
Einheit sein müssen<br />
138
Zur Ableitung dieses Resultats betrachten wir einen zuerst einen boost in z-Richtung, um den<br />
boost-Parameter ω zu bestimmen. Die Transformation erhalten wir dann durch exponenzieren.<br />
Ein solcher boost wird von K 1 erzeugt:<br />
K 1 = J 10 = i(g µ1 δ 0 µ − g µ0 δ 1 ν) = (−i) B<br />
@<br />
Das Exponential dieser Matrix mit Parametern ω ρσ ist<br />
Λ = e − 2 i ωρσ(Jρσ ) µ ν<br />
= e iω 01 K 1 ω=ω 01<br />
=<br />
0<br />
B<br />
@<br />
0<br />
0 1 0 0<br />
1 0 0 0<br />
0 0 0 0<br />
0 0 0 0<br />
1<br />
C<br />
A .<br />
cosh ω sinhω 0 0<br />
sinh ω cosh ω 0 0<br />
0 0 1 0<br />
0 0 0 1<br />
An<strong>der</strong>erseits for<strong>der</strong>n wir von Λ, daß es einen Ruhimpuls (m,⃗0) auf den endlichen Impuls (p 0 , ‖⃗p‖, 0,0)<br />
transformiert,<br />
0 1 0 1<br />
„ « m Λ = B C<br />
⃗0 @ A<br />
=<br />
! B C<br />
@ A ,<br />
mcosh ω<br />
sinh ω<br />
0<br />
0<br />
also cosh ω = p 0 /m ≡ γ und sinh ω = ‖⃗p‖/m ≡ p γ 2 − 1. Für den Standardboost in Richtung<br />
eines allgemeinen Impulses ⃗n = ⃗p/‖⃗p‖ erhält man<br />
p 0<br />
‖⃗p‖<br />
0<br />
0<br />
1<br />
C<br />
A .<br />
e − i 2 ωρσJρσ = e i ω ⃗n· ⃗K ,<br />
wobei wie<strong>der</strong> cosh ω = p 0 /m ≡ γ. Nachdem wir die Parameter ω bestimmt haben, können wir die<br />
Darstellungsmatrix dieses Boosts in <strong>der</strong> R/L-Darstellung ausrechnen. Der dazu benötigte Erzeuger<br />
⃗K ist in <strong>der</strong> R/L-Darstellung gegeben durch ⃗ K = ∓i ⃗σ 2 :<br />
D R/L (L(p)) = e i ω ⃗n·(∓i ⃗σ 2 ) = e ± 2 1 ω⃗n· ⃗σ 2<br />
= cosh ω 2 1 ± sinh ω r r<br />
γ + 1 γ − 1<br />
2 ⃗n · ⃗σ = 1 ± ⃗n · ⃗σ<br />
2 2<br />
q q q γ+1<br />
‖⃗p‖1 ± γ−1<br />
γ+1<br />
⃗p · ⃗σ<br />
2 2 γ−1 m p γ 2 − 1 1 ± ⃗σ · ⃗p<br />
=<br />
= p<br />
‖⃗p‖<br />
2m 2 (γ + 1)<br />
= p0 + m ± ⃗σ · ⃗p<br />
p<br />
2m(p 0 + m) .<br />
In <strong>der</strong> zweiten Zeile haben wir von den Identitäten cosh(x/2) = p (cosh x + 1)/2 und sinh(x/2) =<br />
p<br />
(cosh x − 1)/2, in <strong>der</strong> vierten von ‖⃗p‖ = m<br />
p<br />
γ 2 − 1 Gebrauch gemacht.<br />
Neutrale Spinorfel<strong>der</strong> nennt man auch Majorana-Teilchen. Wir wollen<br />
ein Feld, das solche Teilchen beschreibt, konstruieren. Die Erzeugungs- und<br />
Vernichtungsfel<strong>der</strong> können wir dank unserer Vorarbeit bis auf die Normierungsfaktoren<br />
c u und c v einfach hinschreiben. Nur die Statistikfrage ist noch<br />
139
nicht beantwortet worden; hier gehen wir ähnlich wie beim skalaren Feld<br />
vor und wählen den richtigen Kommutator so, daß die Kausalitätsfor<strong>der</strong>ung<br />
erfüllt wird. Es gilt wie<strong>der</strong><br />
[<br />
ψ (−)<br />
α (x),ψ (+)<br />
α ′<br />
]<br />
(y) ≠ 0<br />
±<br />
auch für raumartige Abstände (x − y) 2 < 0. Wie vorher bildet man eine<br />
Linearkombination<br />
ψ α (x) = ψ (+)<br />
α<br />
(x) + λψ(−) (x) , (3.153)<br />
und bestimmt λ geeignet. An <strong>der</strong> expliziten Form<br />
ψ α (x) = ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u α (p,s)a(p,s) + λe ipx v α (p,s)a † (p,s)<br />
s<br />
(3.154)<br />
erkennt man, daß ein solcher Feldoperator nur ungeladene Teilchen beschreiben<br />
kann, genauer solche, die unter inneren Symmetrieoperationen reell<br />
transformieren.<br />
Unter Verwendung <strong>der</strong> Vartauschungsregel 13<br />
[<br />
]<br />
a(p,s),a † (p ′ ,s ′ ) = ∓ (2π)3 2p 0 δ (3) (⃗p − ⃗p ′ )δ ss ′<br />
berechnen wir<br />
α<br />
[ψ α (x),ψ α ′(y)] ∓<br />
= λ ∑ ∫<br />
s<br />
[ ]<br />
ψ α (x),ψ † α<br />
(y) ′<br />
= ∑ ∫<br />
s<br />
∓<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ip(x−y) u α (p,s)v α ′(p,s) ∓ e ip(x−y) v α (p,s)u α ′(p,s)<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ip(x−y) u α (p,s)u ∗ α ′(p,s) ∓ ‖λ|2 e ip(x−y) v α (p,s)vα ∗ ′(p,s)<br />
13 beachte, daß an dieser Stelle keineswegs festgelegt ist, ob es sich um Kommutatoren<br />
o<strong>der</strong> Antikommutatatoren handelt; lediglich die Distribution auf <strong>der</strong> rechten Seite wird<br />
fixiert<br />
.<br />
(3.155)<br />
140
Zur weiteren Auswertung benötigen wir die folgenden Spinsummen:<br />
∑<br />
u α (p,s)u ∗ α ′(p,s) = |c u| 2<br />
m σµ p µ<br />
s<br />
∑<br />
v α (p,s)vα ∗ ′(p,s) = |c v| 2<br />
m σµ p µ<br />
s<br />
∑<br />
u α (p,s)v α ′(p,s) = −c u c v ε αα ′<br />
s<br />
∑<br />
v α (p,s)u α ′(p,s) = c u c v ε αα ′<br />
s<br />
Wir beweisen die erste und die dritte Formel. Die an<strong>der</strong>en beiden ergeben sich dann aus<br />
analogen Rechnungen. Zur ersten Formel:<br />
X<br />
u α(p, s)u ∗ α ′(p, s) = D L(L(p)) αβ DL ∗ (L(p)) X<br />
α ′ β ′ u β (k, s) u β ′(k, s) ∗<br />
s<br />
s | {z }<br />
|c u| 2 δ ββ ′<br />
“ ”<br />
= |c u| 2 D L (L(p))D † L (L(p)) αα ′<br />
0<br />
=<br />
|c u| 2<br />
2m(p 0 + m) ·<br />
B<br />
@ (p 0 + m) 2 + (⃗σ · ⃗p) 2 −2(p 0 + m)⃗σ · ⃗p C<br />
| {z }<br />
A<br />
(p 0 ) 2 +2mp 0 +m 2 +⃗p 2 =2p 0 (p 0 +m)<br />
= |cu|2<br />
m<br />
(p0 − ⃗σ · ⃗p) = |cu|2<br />
m σµ p µ .<br />
Die gemischte Spinsumme ergibt sich wie folgt:<br />
X<br />
u α(p, s)v α ′(p, s) = D L (L(p)) αβ D L (L(p)) α ′ β ′<br />
s<br />
=c uc v(<br />
1<br />
X<br />
u β (k, s)v β ′(k, s)<br />
s<br />
| {z }<br />
!<br />
!<br />
0 1 0 0<br />
+ )=c uc v(−ε)<br />
0 0 −1 0<br />
= −c uc v D L εD T L = −cucv D LεD T L ε−1 ε = −c uc v D L D † L ε<br />
= −c uc v ε αα ′ ,<br />
wobei wir die Identität (3.3.2) von Seite 117 benutzt haben.<br />
Mit diesen (wichtigen!) Regeln vereinfachen sich die (Anti-)Kommutatoren<br />
(3.148) zu<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
[ψ α (x),ψ α ′(y)] ∓<br />
= −c u c v λε αα ′<br />
(2π) 3 2p 0 e −ip(x−y) ± e ip(x−y))<br />
[<br />
ψ α (x),ψ † α ′ (y)<br />
= −c u c v λε αα ′ (∆ + (x − y) ± ∆ x (y − x)) und<br />
∫ ]∓ = d 3 (<br />
⃗p p 0 − ⃗σ · ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 m<br />
( )<br />
σ µ ∂ µ<br />
(x) (<br />
=<br />
αα<br />
m<br />
′|c u| 2 ∆ + (x − y) ∓ |λ| 2 | c v<br />
| 2 ∆ + (y − x)<br />
c u<br />
141<br />
)αα ′ |c u | 2 (<br />
e −ip(x−y) ∓ |λ| 2 | c v<br />
c u<br />
| 2 e ip(x−y) )<br />
)<br />
.
Nach Seite 129 ist ∆ + (x − y) für raumartige Abstände eine gerade Funktion<br />
von x−y, und somit ist σ µ ∂ µ (x) ∆ + (x) ungerade. Die gerade abgeleiteten<br />
Kommutatoren verschwinden für |λ||c v /c u | = 1 und Antivertauschungsrelationen,<br />
wenn also Spin-1/2-Teilchen Fermionen sind. Man wählt jetzt λ = 1 und<br />
c u = √ m und c v = e iδ √ m .<br />
Diese Normierung erweist sich als günstig, weil dann alle Gleichung im<br />
Grenzfall verschwinden<strong>der</strong> Masse m → 0 gültig bleiben (Außer denen für<br />
den Standardboost L(p) wegen des fehlenden Ruhsystems). Den so konstruierten<br />
Spinor nennt man Majorana-Spinor.<br />
Majorana-Gleichung. Die Bewegungsgleichung des Majorana-Spinors ist<br />
die Majorana-Gleichung:<br />
i¯σ µ ∂ µ ψ − m e iδ (ψε) † = 0 , (3.156)<br />
wobei die Phase e iδ für ein Fermion eins gesetzt werden kann.<br />
Man erhält dies wie folgt. Zunächst erfüllen die Spinoren u(p, s) und v(p, s) die folgende Beziehung:<br />
¯σ · p u(p, s) = (p 0 + ⃗σ · ⃗p) p0 + m − ⃗σ · ⃗p<br />
p<br />
2m(m + p 0 ) u(k, s) = p0 (p 0 + m) − ⃗p 2 + m⃗σ · ⃗p<br />
√ . . .<br />
u(k, s)<br />
und dementsprechend<br />
Damit erhält man<br />
= m(p0 + m + ⃗σ · ⃗p)<br />
√ . . .<br />
u(k, s) = mD R (L(p)) u(k, s) = mε −1 ε D R ε −1 εu(k, s)<br />
| {z }<br />
=D<br />
L<br />
∗<br />
= e −iδ m ε −1 D ∗ L v(k, s) = −e−iδ mεD L v(k, s) = −me −iδ ε v(p, s)<br />
= −me iδ ε v(p, s) ∗<br />
¯σ · p v(p, s) = m D R v(k, s) = mε −1 DL ∗ ε v(k, s) = meiδ ε DL ∗ u(k, s)<br />
= +me iδ ε u(p, s) ∗ .<br />
i¯σ µ ∂ µ ψ(x) = X Z<br />
d 3 ⃗p<br />
“<br />
”<br />
(2π)<br />
s<br />
3 2p 0 e −ipx ¯σ · p u(p, s)a(p, s) − e ipx ¯σ · p v(p, s)a † (p, s)<br />
= −m e iδ ε X Z<br />
d 3 ⃗p<br />
“<br />
”<br />
(2π)<br />
s<br />
3 2p 0 e −ipx v(p, s) ∗ a(p, s) + e ipx u(p, s) ∗ a † (p, s)<br />
= −m e iδ ε αβ ψ † β = m eiδ ε † ψ †<br />
= m e iδ (ψε) † .<br />
Die Majorana-Gleichung beschreibt zum Beispiel den allgemeinen Fall<br />
massiver Neutrinos, die (wie <strong>der</strong> Name schon sagt) keine elektrische Ladung<br />
142
tragen 14 . Offensichtlich ist die Bewegungsgleichung unter inneren Symmetrieoperationen<br />
ψ → D(g)ψ nur invariant, wenn D(g) reell ist.<br />
Parität. Es ist nicht möglich, für einen Majorana-Spinor eine Paritätstransformation<br />
zu definieren. Dies ist aber zu erwarten, da die (0, 1 2 )-Darstellung<br />
keine Darstellung <strong>der</strong> Paritätstransformation enthielt; diese vertauscht ja<br />
gerade die (0, 1 2 )- mit <strong>der</strong> (1 2<br />
,0)-Darstellung. Genauer gilt<br />
U P ψ(x)UP<br />
−1<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 ηP ∗ e −ipx u(p,s)a(Pp,s) + η p e ipx v(p,s)a † (Pp,s)<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
=<br />
(2π) 3 2p 0 ηP ∗ e −i(Pp)·x u(Pp,s)a(p,s) + η P e i(Pp)·x v(Pp,s)a † (p,s)<br />
!<br />
= M ψ(Px) ,<br />
wobei M eine 2 × 2-Matrix ist. Damit die Transformation überhaupt durch<br />
eine Matrix zu bewerkstelligen ist, muß man zunächst η P = η ∗ P for<strong>der</strong>n.<br />
Auf die Spinor-Koeffizienten angewandt, sollte die Matrix M für beliebige<br />
Impulse p und Spineinstellungen s<br />
u(Pp,s) = Mu(p,s)<br />
ergeben. Mit <strong>der</strong> Konstruktionsregel u(Pp,s) = D L (L(Pp))u(k,s) bedeutet<br />
dies auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Generatoren<br />
¯σ µ p µ = M σ µ p µ .<br />
Es existiert aber keine Matrix, die diese Gleichung für alle Impulse erfüllt.<br />
Es sei erwähnt, daß <strong>der</strong> Majorana-Spinor — wie alle freien <strong>Fel<strong>der</strong></strong> —<br />
<strong>der</strong> Klein-Gordon-Gleichung gehorcht, denn diese ist ja nur Ausdruck <strong>der</strong><br />
Energie-Impuls-Beziehung p 2 = m 2 , welche unabhängig vom Teilchenspin<br />
Gültigkeit besitzt. Um dies nachzuweisen, berechnen wir<br />
∂ µ ∂ µ ψ α = g µν ∂ ν ∂ µ ψ α .<br />
An dieser Stelle erinnern wir uns an das Gesetz (3.3.2) von Seite 116: Es<br />
gilt σ ν¯σ µ = g νµ + M µν , wobei M µν antisymmetrisch in den Lorentzindizes<br />
µ und ν ist. Dieser Teil verschwindet also nach Kontraktion mit dem<br />
14 genau genommen nach Brechung <strong>der</strong> elektroschwachen Symmetrie<br />
143
symmetrischen ∂ ν ∂ µ , und wir können fortfahren:<br />
... = σ ν αβ ∂ ν ¯σ µ βγ ∂ µ ψ γ = −ime iδ σ ν αβ ∂ ν(ψε) † β<br />
= ime iδ σ ν αβ ε βγ∂ ν ψ † γ = ime iδ ε αβ ¯σ ν∗<br />
βγ ∂ νψ † γ<br />
= ime iδ ε αβ (¯σ ν† ) γβ ∂ ν ψ † γ = imeiδ ε αβ (¯σ ν ∂ ν ψ) † β<br />
= ime iδ ε αβ (−ime iδ (ψε) † ) † β = −m2 ε αβ (−ε βγ ψ † γ) †<br />
= −m 2 ψ α .<br />
Beachte im letzten Schritt: ε 2 = −1!<br />
Geladene Spinorfel<strong>der</strong>. Die mittels solcher <strong>Fel<strong>der</strong></strong> beschriebenen Teilchen<br />
nennt man auch Dirac-Teilchen. Ein erster Ansatz besteht darin, ähnlich<br />
wie beim geladenen skalaren Feld den Teilchen-Vernichetr a(p,s,n) mit<br />
dem Antiteilchen-Erzeuger a † (p,s, ¯n) zu kombinieren:<br />
ψ α (x) = ∑ s,n<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u α (p,s,n)a(p,s,n) + e ipx v α (p,s, ¯n)a † (p,s, ¯n)<br />
mit zweikomponentigen Spinorkoeffizienten u und v. Wir erhalten dann ein<br />
homogenes Transformationsverhalten unter inneren Symmetrieoperationen:<br />
ψ → D ∗ (g)ψ, was uns prinzipiell die Konstruktion invarianter Wechselwirkungen<br />
gestattet.<br />
Man kann dann dieselben Überlegungen wie für den ungeladenen Spinor<br />
anstellen und findet heraus, daß ψ wie<strong>der</strong> die Majorana-Gleichung erfüllt,<br />
wobei allerdings auf <strong>der</strong> rechten Seite nicht (ψε) † , son<strong>der</strong>n (ψ C ε) † steht.<br />
Der Operator ψ C entspricht ψ nach Vertauschung von Teilchen- und Antiteilchenoperator.<br />
Wie das komplex konjugierte Feld φ ∗ eines geladenen Skalarfelds<br />
φ muß ψ C unabhängig von ψ betrachtet werden, und die Majorana-<br />
Gleichung gilt nicht für ψ allein, son<strong>der</strong>n koppelt ψ mit ψ C . Um diese beiden<br />
Majorana-<strong>Fel<strong>der</strong></strong> einheitlich zu beschreiben, führt man die unabhängigen<br />
<strong>Fel<strong>der</strong></strong> ψ α (x) und ϕ α (x) ein und faßt sie in einem vierkomponentigen Spinor<br />
zusammen: (<br />
)<br />
ψ α<br />
(+) (x) + ϕ (−)<br />
α (x)<br />
ε αβ (ψ α (−) (x) + ϕ (+)<br />
α (x)) ∗<br />
φ α (−) (x) erzeugt das Antiteilchen zu ψ α<br />
(+) (x). Dieses Objekt transformiert<br />
nach <strong>der</strong> Darstellung ( 1 2 ,0)⊕(0, 1 2<br />
) auf Dirac-Spinoren und erfüllt die Dirac-<br />
Gleichung.<br />
144
Statt diesen Weg weiter zu verfolgen, konstruieren wir direkt ein Feld für<br />
ein geladenes Teilchen, das sich gemäß <strong>der</strong> ( 1 2 ,0) ⊕ (0, 1 2<br />
)-Darstellung transformiert.<br />
Wir wählen also einen vierkomponentigen Ansatz (α = 1,... ,4):<br />
ψ α (x) = ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u α (p,s,n)a(p,s,n) + e ipx v α (p,s, ¯n)a † (p,s, ¯n)<br />
s<br />
(3.157)<br />
Zur Vereinfachung nehme n nur einen Wert an, sodaß nicht darüber summiert<br />
werden muß.<br />
Die Spinorkoeffizienten u und v bestimmen wir wie<strong>der</strong> aus dem Transformationsgesetz<br />
(3.126) von Seite 126, wobei jetzt die <strong>der</strong> Darstellung entsprechende<br />
Regel eingesetzt wird:<br />
( )<br />
ψ ′ DL<br />
= ψ<br />
D R<br />
Die Rechnung von Seite 134 bis 136 läßt sich wie<strong>der</strong>holen, es ergeben sich<br />
keine wesentlichen Unterschiede zwischen links- und rechtshändigem Teil.<br />
Spinoren zu endlichem Impuls erhält man wie<strong>der</strong> durch Anwendung des<br />
Standardboosts auf die Ruhspinoren:<br />
( )<br />
DL (L(p))<br />
u(p,s) =<br />
u(k,s)<br />
D R (L(p))<br />
Für die Ruhspinoren u(k,s) und v(k,s) (k = (m,0,0,0)) selbst findet man<br />
eine zu (3.143) analoge Gleichung mit den Lösungen<br />
⎛<br />
u(k, 1 2 ) = ⎜<br />
⎝<br />
c Lu<br />
0<br />
c Ru<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
v(k, 1 2 ) = ⎜ c Lv<br />
⎟<br />
⎝ 0 ⎠<br />
c Rv<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
u(k, −1 2 ) = ⎜ c Lu<br />
⎟<br />
⎝ 0 ⎠<br />
c Ru<br />
⎛<br />
v(k, −1 2 ) = ⎜<br />
⎝<br />
−c Lv<br />
0<br />
−c Rv<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Die Konstanten c (R/L)(u/v) werden gleich festgelegt.<br />
Um die Statistikfrage zu beantworten, berechnen wir wie<strong>der</strong> die Vertau-<br />
145
schungsregeln<br />
[ψ α (x),ψ α ′(y)] ∓<br />
= 0 und<br />
[ ]<br />
ψ α (x),ψ † α<br />
(y) ′ ∓<br />
= ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ip(x−y) u α (p,s)u ∗ α ′(p,s) ∓ eip(x−y) v α (p,s)vα ∗ ′(p,s) ,<br />
s=± 1 2<br />
wobei wir offenlassen, ob Kommutator o<strong>der</strong> Antikommutator gemeint ist.<br />
Wir benötigen die Spinsummen:<br />
∑<br />
( ) ( )<br />
u α (p,s)u ∗ α ′(p,s) = DL 0 ∑<br />
u<br />
0 D α (k,s)u ∗ α ′(k,s) D † L 0<br />
R 0 D † s<br />
s<br />
R<br />
( ) (<br />
DL 0 |cLu |<br />
=<br />
2 · 1 c Lu c ∗ Ru · 1 ) ( )<br />
D †<br />
0 D R c ∗ Lu c Ru · 1 |c Ru | 2 L 0<br />
· 1 0 D † R<br />
(<br />
)<br />
|c<br />
= Lu | 2 D L D † L c Luc ∗ Ru D LD † R<br />
c ∗ Lu c RuD R D † L<br />
|c Ru| 2 D R D † R<br />
(<br />
)<br />
|c<br />
= Lu | 2 σ µ p µ<br />
m<br />
c Lu c ∗ Ru · 1<br />
c Ru c ∗ Lu · 1 |c Ru| 2 ¯σ µ p µ<br />
,<br />
m<br />
was wir mit den Identitäten 3.3.2 von Seite 117 erhalten. Die an<strong>der</strong>e Spinsumme<br />
∑ s v α(p,s)vα ∗ (p,s) ergibt denselben Ausdruck, wenn man die entsprechenden<br />
Konstanten c L/Rv statt c L/Ru einsetzt. Der (Anti-)Kommutator<br />
′<br />
von ψ α (x) mit seinem Adjungierten ist also die 4 × 4-Matrix<br />
[ ]<br />
ψ α (x),ψ † α<br />
(y) ′<br />
=<br />
(<br />
i σµ ∂ µ<br />
(x)<br />
m<br />
∓<br />
(<br />
|cLu | 2 ∆ + (x − y) ∓ |c Lv | 2 ∆ + (y − x) ) ...<br />
c Ru c ∗ Lu ∆ +(x − y) ∓ c Rv c ∗ Lv ∆ +(y − x) ...<br />
... c Lu c ∗ Ru ∆ +(x − y) ∓ c Lv c ∗ Rv ∆ )<br />
+(y − x)<br />
... i ¯σµ ∂ µ<br />
(x) (<br />
m |cRu | 2 ∆ + (x − y) ∓ |c Rv | 2 ∆ + (y − x) )<br />
.<br />
(3.158)<br />
Beachte, daß je<strong>der</strong> Eintrag eine 2 ×2-Matrix ist! Die Distribution ∆ + (x −y)<br />
ist wie auf Seite 129 gegeben durch<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
∆ + (x − y) =<br />
(2π) 3 2p 0e−ip(x−y) ,<br />
146
und gerade für raumartige Abstände; ihre Ableitung σ µ ∂ µ ∆ + (x −y) ist ungerade.<br />
Die Diagonalelemente von (3.151) verschwinden also, wenn wir das<br />
untere Vorzeichen und damit den Antikommutator und außerdem |c Lu | 2 =<br />
|c Lv | 2 , |c Ru | 2 = |c Rv | 2 wählen. Ohne die Allgemeinheit einzuschränken, setzen<br />
wir c Lu = c Lv = c Rv = √ m, müssen dann allerdings beachten, daß die<br />
Elemente auf <strong>der</strong> Gegendiagonalen nur Null ergeben, wenn wir c Rv = − √ m<br />
festlegen. Wir stellen fest:<br />
Dirac-Teilchen sind Fermionen mit Spin 1/2.<br />
Mit <strong>der</strong> Definition<br />
∆(x) ≡ ∆ + (x) − ∆ + (−x)<br />
nimmt <strong>der</strong> Antikommutator (3.151) die kompakte Form<br />
{ } (<br />
ψ α (x),ψ † iσ<br />
α<br />
(y) =<br />
µ )<br />
∂ µ m<br />
′<br />
m i ¯σ µ ∆(x − y) (3.159)<br />
∂ µ<br />
an. Wir fassen nun alle wichtigen Resultate für Dirac-<strong>Fel<strong>der</strong></strong> zusammen.<br />
Feldoperator. Dirac-Teilchen sind Fermionen mit Spin 1/2. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
gelten die Antivertauschungsrelationen<br />
{<br />
}<br />
a(p,s,n),a † (p ′ ,s ′ ,n) = (2π) 3 2p 0 δ (3) (⃗p − p ⃗′ )δ ss ′ (3.160)<br />
{<br />
}<br />
a(p,s, ¯n),a † (p ′ ,s ′ , ¯n) = (2π) 3 2p 0 δ (3) (⃗p − p ⃗′ )δ ss ′ (3.161)<br />
Dabei gehören die Leiteroperatoren zu n (¯n) zum Teilchen (Antiteilchen).<br />
Alle an<strong>der</strong>en Antikommutatoren verschwinden, auch diejenigen, in denen<br />
Teilchen- und Antiteilchenoperatoren gemischt auftreten. Der Feldoperator<br />
ist<br />
ψ α (x) = ∑<br />
s=± 1 2<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u α (p,s)a(p,s,n) + e ipx v α (p,s)a † (p,s, ¯n)<br />
(3.162)<br />
Spinor-Koeffizientenfunktionen. An dieser Stelle führen wir die<br />
Kontraktion eines Vierervektors mit den Dirac-Matrizen, den sogenannten<br />
Feynman-Dolch, ein:<br />
̸V ≡ V µ γ µ = V µ γ µ .<br />
.<br />
147
Der Feynman-Dolch ist eine 4 ×4-Matrix. Mit <strong>der</strong> von uns getroffenen Konstantenwahl<br />
lauten die Ruhspinoren (k = (m,⃗0)):<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
1<br />
0<br />
u(k, 1 2 ) = √ m ⎜ 0<br />
⎟<br />
⎝ 1 ⎠ u(k, −1 2 ) = √ m⎜<br />
1<br />
⎟<br />
⎝ 0 ⎠<br />
0<br />
1<br />
⎛<br />
v(k, 1 2 ) = √ m ⎜<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
0<br />
−1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Die Spinorwertigen Koeffizienten sind dann<br />
⎛<br />
v(k, −1 2 ) = √ m ⎜<br />
⎝<br />
−1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
u(p,s) =<br />
̸p + m<br />
√<br />
2m(m + p 0 ) u(k,s)<br />
v(p,s) = −<br />
̸p − m<br />
√<br />
2m(m + p 0 ) v(k,s)<br />
Natürlich gilt die Energie-Impuls-Beziehung p 0 = √ m 2 + ⃗p 2 .<br />
Zur Ableitung: Man notiere, daß die Ruhspinoren Eigenvektoren zu γ 0 sind:<br />
γ 0 u(k, s) =<br />
γ 0 v(k, s) = −v(k, s)<br />
„ « 0 1<br />
u(k, s) = u(k, s)<br />
1 0<br />
Deswegen gilt<br />
u(p, s) =<br />
=<br />
=<br />
=<br />
„ DL<br />
D R<br />
«<br />
u(k, s)<br />
0<br />
„<br />
1 B m 0<br />
p<br />
2m(m + p 0 @<br />
) 0 m<br />
„ m σ µ p µ<br />
¯σ µ p µ m<br />
« „ σ<br />
+<br />
µ «<br />
p µ 0<br />
0 ¯σ µ p µ<br />
«<br />
u(k, s)<br />
1<br />
p<br />
2m(m + p 0 )<br />
1<br />
p<br />
2m(m + p 0 ) (γµ p µ + m) u(k, s) .<br />
1<br />
·1<br />
|{z}<br />
=γ 0 γ 0<br />
C<br />
A u(k, s)<br />
Der Beweis für v(p, s) verläuft analog.<br />
Dirac-Adjunktion. Weil die Kombination so häufig auftritt, definiert<br />
man den Dirac-Adjungierten eines Spinors:<br />
¯ψ α ≡ (ψ † γ 0 ) α = ψ † α ′ γ 0 α ′ α<br />
148
Dementsprechend gilt auch<br />
ū α (p,s) = u ∗ α ′(p,s)γ0 α ′ α<br />
¯v α (p,s) = v ∗ α ′(p,s)γ0 α ′ α .<br />
Wenn man sich u(p,s) als Spalte vorstellt, erhält man nach Dirac-Adjunktion<br />
eine Zeile:<br />
ū(p,s) = u † (p,s)γ 0 .<br />
Man kann auch Matrizen Dirac-adjungieren: ¯M = γ 0 M † γ 0 . Die Dirac-<br />
Adjunktion gehorcht dann denselben Rechenregeln wie die hermitesche. Für<br />
komplexe Zahlen: ¯λ = λ ∗ . Beim Rechnen mit Spinoren ist diese Form <strong>der</strong><br />
Adjunktion natürlicher als die hermitesche.<br />
Spinsummen. Auf Seite 139 hatten wir die folgenden Spinsummen<br />
ausgerechnet:<br />
∑<br />
(<br />
u α (p,s)u ∗ σ<br />
α ′(p,s) = µ )<br />
p µ m<br />
m ¯σ µ = ( (̸p + m)γ 0) p αα ′<br />
µ αα ′<br />
s<br />
und für v(p,s) dasselbe unter m → −m. Multipliziert man dies von links<br />
mit γ 0 , so erhält man die Spinsumme eines Spinors mit seinem Dirac-<br />
Adjungierten:<br />
∑<br />
u α (p,s)ū α ′(p,s) = (̸p + m) αα ′<br />
s<br />
∑<br />
v α (p,s) ¯v α ′(p,s) = (̸p − m) αα ′<br />
s<br />
(3.163)<br />
Vertauschungsregel für das Feld. Der kanonische Antikommutator<br />
des Feldes wird ebenfalls mit dem Dirac-Adjungierten gebildet:<br />
{<br />
ψα (x), ¯ψ α ′(y) } ( σ<br />
=<br />
µ )<br />
∂ µ m<br />
m ¯σ µ γ 0 ∆(x − y) = (i̸∂ + m)<br />
∂ αα ′ ∆(x − y) .<br />
µ<br />
Mit ∂ µ ∆(x − y) meinen wir ∂ (z)<br />
µ ∆(z) |z=(x−y) .<br />
Dirac-Gleichung. Das Feld ψ(x) erfüllt die Dirac-Gleichung:<br />
(3.164)<br />
(i̸∂ − m)ψ(x) = 0 (3.165)<br />
149
Wegen ̸ p ̸ p = p µ p ν γ µ γ ν = 1 2 pµ p ν {γ µ ,γ ν } = p 2 = m 2 projizieren die Operatoren<br />
̸p + [−]m nämlich gewissermaßen auf die von u(p,s) [v(p,s)] aufgespannten<br />
Unterräume:<br />
(̸p − m)u(p,s) =<br />
(̸p + m)v(p,s) = 0<br />
(̸p − m)(̸p + m)<br />
√<br />
2m(m + p 0 ) u(k,s) = 0<br />
Also ergibt die Anwendung des Dirac-Operators (i ̸∂ − m) auf das Feld<br />
(i ̸∂ − m)ψ(x)<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
= (i ̸∂ − m)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u(p,s)a(p,s,n) + e ipx v(p,s)a † (p,s, ¯n)<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx (̸p − m)u(p,s)a(p,s,n) + e ipx (− ̸p − m)v(p,s)a † (p,s, ¯n)<br />
= 0 .<br />
Die diskreten Symmetrien C, P und T. Wir fassen hier die Ergebnisse<br />
zusammen und leiten sie nachher einzeln ab. Der entsprechend<br />
transformierte Raumzeitpunkt wird durch Px = (t, −⃗x) ausgedrückt. Die<br />
überstrichenen Zahlen sind die inneren Paritäten des Antiteilchens.<br />
U P ψ(x)U −1<br />
P<br />
= ηP ∗ γ0 ψ(Px) ¯η p = −ηp<br />
∗<br />
U C ψ(x)U −1<br />
C<br />
= −ξC ∗ iγ 2 (ψ † (x)) T ¯ξC = ξC<br />
∗<br />
U T ψ(x)U −1<br />
T<br />
= −ξT ∗ γ1 γ 2 ψ(−Px) ¯ξT = ξT<br />
∗<br />
Bei <strong>der</strong> Herleitung obiger drei Gesetze verwenden wir zur Abkürzung dp ≡<br />
d3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 . Außerdem<br />
kennzeichnen wir die Antiteilchenoperatoren nicht mit einem ¯n, son<strong>der</strong>n mit einem Überstrich<br />
ā.<br />
Parität. Zunächst gilt (siehe auch Seite 107)<br />
U P ψ(x) U −1<br />
P<br />
= X Z<br />
s<br />
= X Z<br />
s<br />
“<br />
”<br />
dp ηP ∗ e−ipx u(p, s) a(Pp, s) + ¯η P e ipx v(p, s) ā † (Pp, s)<br />
“<br />
”<br />
dp ηP ∗ e−iPp·x u(Pp, s)a(p, s) + ¯η P e iPp·x v(Pp, s)ā † (p, s) ,<br />
wobei man im zweiten Schritt zuerst die Substitution p = Pp ′ und dann die Umbenennung p ′ → p<br />
vornimmt. Dies soll in die Form ψ(Px) gebracht werden; man muß also u(Pp,s) und v(Pp, s)<br />
durch u(p, s) und v(p, s) ausdrücken. Mit <strong>der</strong> expliziten Form von Seite 146 des Standardboosts<br />
und <strong>der</strong> Eigenschaft γ 0 u(k, s) = u(k, s) erhalten wir<br />
u(Pp,s) =<br />
„ DL (L(Pp)) 0<br />
0 D R (L(Pp))<br />
= γ 0 „ DL (L(p)) 0<br />
0 D R (L(p))<br />
«<br />
u(k, s) =<br />
«<br />
γ 0 u(k, s) = γ 0 u(p, s) .<br />
„ «<br />
DR (L(p)) 0<br />
u(k, s)<br />
0 D L (L(p))<br />
150
Entsprechend gilt<br />
v(Pp, s) = −γ 0 v(p, s) .<br />
Damit haben wir die gesuchten Ausdrücke und erhalten das Transformationsgesetz<br />
U P ψ(x) U −1<br />
P = η ∗ P γ0 ψ(Px) ,<br />
wenn wir ¯η P = ηP ∗ for<strong>der</strong>t; ansonsten würde man das Antiteilchen nicht als solches bezeichnen.<br />
Ladungskonjugation. Wir verwenden wie<strong>der</strong> das Transformationsgesetz <strong>der</strong> Erzeuger und<br />
Vernichter:<br />
U C ψ(x) U −1<br />
C<br />
= X Z “<br />
dp ξC ∗ e−ipx u(p, s) ā(p, s) + ¯ξ<br />
”<br />
C e ipx v(p, s)a † (p, s)<br />
s<br />
(3.166)<br />
= X s<br />
Z<br />
dp<br />
» “¯ξ∗ C e −ipx v ∗ (p, s) a(p, s) + ξ C e ipx u ∗ (p, s) ā † (p, s)” †<br />
– T<br />
(3.167)<br />
Um dies in eine Form, die ψ(x) enthält, zu bringen, muß man u(p, s) mit v ∗ (p, s) in Verbindung<br />
setzen. Dazu führen wir die (linkshändigen) Zweierspinoren<br />
ξ 1<br />
2<br />
=<br />
„ 1<br />
0<br />
«<br />
ξ −<br />
1<br />
2<br />
=<br />
„ 0<br />
1<br />
«<br />
ein. Mithilfe <strong>der</strong> Regeln<br />
ε ξ 1<br />
2<br />
=<br />
ε ξ − 1<br />
2<br />
=<br />
„ « „ « 0 −1 1<br />
1 0 0<br />
„ « −1<br />
= −ξ 1<br />
0 2<br />
=<br />
„ 0<br />
1<br />
«<br />
= ξ − 1<br />
2<br />
können wir dann die Ruhspinoren durch die ξ ausdrücken:<br />
u(k, s) = √ „ « ξs<br />
m<br />
ξ s<br />
v(k, s) = √ „ « ε ξs<br />
m<br />
−ε ξ s<br />
Dann läßt sich u ∗ (p, s) auf v(p, s) zurückführen:<br />
u ∗ (p, s) =<br />
=<br />
S.117<br />
=<br />
ε −1 =−ε<br />
=<br />
=<br />
„ DL (L(p)) ∗ 0<br />
0 D R (L(p)) ∗ «<br />
u ∗ (k, s)<br />
„ ε −1 ε D L (L(p)) ∗ ε −1 ε 0<br />
0 ε −1 ε D R (L(p)) ∗ ε −1 ε<br />
„<br />
√ ε −1 « „ «<br />
D m R (L(p))ε 0 ξs<br />
0 ε −1 D L (L(p))ε ξ s<br />
„ « „ « „<br />
√ 0 −ε DL (L(p)) 0 0 −ε<br />
m<br />
ε 0 0 D R (L(p)) ε 0<br />
„ « 0 ε<br />
v(p, s) = −iγ 2 v(p, s) ,<br />
−ε 0<br />
«<br />
u(k, s)<br />
| {z }<br />
reell!<br />
« „ ξs<br />
ξ s<br />
«<br />
| {z }<br />
=−v(k,s)<br />
151
im letzten Schritt wurden die Definitionen von ε = −iσ 2 und den Gamma-Matrizen von Seite 120<br />
benutzt. Für v ∗ (p, s) erhält man<br />
v ∗ (p, s) = √ „ « „ « „ 0 −ε DL (L(p)) 0 0 −ε<br />
m<br />
ε 0 0 D R (L(p)) ε 0<br />
=<br />
„ 0 −ε<br />
ε 0<br />
«<br />
u(p, s) = −i γ 2 u(p, s) .<br />
« „ « εξs<br />
−εξ s<br />
| {z }<br />
=−u(k,s)<br />
Wegen (−iγ 2 )(−iγ 2 ) = 1 gilt dann auch u(p, s) = −iγ 2 v ∗ (p, s) und v(p, s) = −iγ 2 u ∗ (p, s), sodaß<br />
wir, wenn wir ¯ξ C = ξC ∗ annehmen, fortfahren können:<br />
U C ψ(x) U −1<br />
C<br />
vgl.(3.159)<br />
= −i γ 2 ξ ∗ C<br />
X<br />
Z<br />
vgl.(3.160)<br />
= −ξ ∗ C iγ2 h ψ † (x)i T<br />
,<br />
s<br />
“<br />
”<br />
dp e −ipx v ∗ (p, s) ā(p, s) + e ipx u ∗ (p, s) a † (p, s)<br />
was zu zeigen war.<br />
Zeitumkehr. Man geht wie bei <strong>der</strong> Paritätstransformation vor, muß aber die Antiunitarität<br />
<strong>der</strong> Zeitumkehrtransformation berücksichtigen:<br />
U T ψ(x) U −1<br />
T<br />
= X Z<br />
s<br />
= X Z<br />
s<br />
“ dp (−1) 1 2 −s ξT ∗ eipx u ∗ (p, s) a(−⃗p, −s) + ¯ξ<br />
”<br />
T e −ipx v ∗ (p, s) ā † (−⃗p, −s)<br />
“<br />
dp (−1) 1 2 +s ξT ∗ e−ip·(−Px) u ∗ (−⃗p, −s)a(p, s) + ¯ξ<br />
”<br />
T e +ip·(−Px) v ∗ (−⃗p, −s)ā † (p, s)<br />
mit den Ersetzungen ⃗p → −⃗p und s → −s. Die Dreiervektoren sind so zu verstehen, daß nur die<br />
Raumkomponenten des Vierervektors mit einem Minus versehen werden. Man erkennt, daß jetzt<br />
ein Zusammenhang zwischen (−1) 1 2 +s u ∗ (−⃗p, −s) und u(p, s) zu suchen ist:<br />
(−1) 1 2 −s u ∗ (−⃗p, −s)<br />
„<br />
= (−1) 1 2 +s DL (L(−p)) ∗<br />
0<br />
«<br />
0<br />
D R (L(−p)) ∗ u(k, −s)<br />
„<br />
= (−1) 1 2 +s DR (L(p)) ∗<br />
0<br />
«<br />
0<br />
D L (L(p)) ∗ u(k, −s)<br />
„<br />
= (−1) 1 2 +s ε −1 D L (L(p)) ε 0<br />
«<br />
u(k, −s)<br />
= √ m(−1) 1 2 +s (−1)<br />
=<br />
0 ε −1 D R (L(p)) ε<br />
„ ε 0<br />
0 ε<br />
„ « −ε 0<br />
u(p, s) = γ<br />
0 −ε<br />
1 γ 3 u(p, s) ,<br />
« „ DL (L(p)) 0<br />
0 D R (L(p))<br />
« „ « ε ξ−s<br />
ε ξ −s<br />
| {z }<br />
−(−1) 1 2 −s u(k,s)<br />
weil (wie man leicht nachrechnet) γ 1 γ 3 = diag(−ε, −ε). Für (−1) 1 2 +s v ∗ (−⃗p, −s) erhält man das<br />
152
entsprechende Ergebnis<br />
(−1) 1 2 +s v ∗ (−⃗p, −s)<br />
= √ m(−1) 1 2 +s (−1)<br />
= γ 1 γ 2 v(p, s) .<br />
„ « „ « „ ε 0 DL (L(p)) 0 ε 2 «<br />
ξ −s<br />
0 ε 0 D R (L(p)) −ε 2 ξ −s<br />
| {z }<br />
−(−1) 1 2 −s v(k,s)<br />
Wenn die Phasen von Teilchen und Antiteilchen zueinan<strong>der</strong> komplex konjugiert sind, ¯xi T = ξ ∗ T ,<br />
finden wir im obigen Integral das Feld am transformierten Raumzeitpunkt (−t, ⃗x) = −Px wie<strong>der</strong>:<br />
U T ψ(x) U −1<br />
T = ξ ∗ T γ1 γ 3 ψ(−Px) .<br />
Mithilfe <strong>der</strong> Ladungskonjugation erkennen wir in <strong>der</strong> Dirac-Gleichung<br />
zwei gekoppelte Majorana-Gleichungen wie<strong>der</strong>: Ein Majorana-Spinor beschreibt<br />
ein neutrales Spin-1/2-Teilchen. Man kann dies so interpretieren,<br />
daß dieses Teilchen sein eigenes Antiteilchen ist, was für den Dirac-Spinor<br />
bedeutet, daß er unter Ladungskonjugation in sich selbst übergeht, also<br />
U C ψ(x)U −1<br />
C<br />
= −ξ ∗ C iγ 2 (ψ † (x)) T = ψ(x)<br />
erfüllt. Diese Bedingungen verknüpft die oberen mit den unteren zwei Komponenten<br />
von ψ(x):<br />
( ) ( ) ( )<br />
−ξC ∗ iγ 2 (ψ † ) T = ξC<br />
∗ 0 ε ψ † 1 ξ<br />
−ε 0 ψ † =<br />
C ∗ εψ† 2<br />
2 −ξC ∗ εψ† 1<br />
( )<br />
! ψ1<br />
= .<br />
ψ 2<br />
In Komponenten:<br />
ψ 2 = −ξ ∗ C εψ† 1 = ξ∗ C (ψ 1ε) † .<br />
Ebenfalls in Zweier-Spinoren aufgeteilt lautet die Dirac-Gleichung (3.158):<br />
( 0 σ µ )( ) ( )<br />
i∂ µ ψ1 ψ1<br />
¯σ µ − m = 0 .<br />
i∂ µ 0 ψ 2 ψ 2<br />
Die untere Hälfte wird mit <strong>der</strong> obigen Bedingung zur Majorana-Gleichung<br />
eines linkshändigen Spinorfeldes:<br />
i ¯σ µ ∂ µ ψ 1 − m ψ 2 ;= i ¯σ µ ∂ µ ψ 1 − mξ ∗ C (ψ 1 ε) † = 0 .<br />
ψ 2 erfüllt die Gleichung eines rechtshändigen Majorana-Feldes.<br />
153
Der Hamiltonoperator des freien Dirac-Feldes. Für ein beliebiges<br />
freies Feld ist <strong>der</strong> Impulsoperator gegeben durch<br />
P µ = ∑ s,n<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
( )<br />
(2π) 3 2p 0 pµ a † (p,s,n)a(p,s,n) + a † (p,s, ¯na(p,s, ¯n)<br />
Der freie Hamiltonoperator ist dessen Zeitkomponente:<br />
H 0 = P 0 .<br />
.<br />
(3.168)<br />
Das bedeutet: Die Energie eines Fockzustands ist die Summe <strong>der</strong> Ein-Teilchen-<br />
Energien, wie für ein nicht wechselwirkendes System zu erwarten. Wir drücken<br />
nun H 0 durch den Feldoperator aus. Das ergibt<br />
∫<br />
H 0 = d 3 ⃗x<br />
(m ¯ψ(x) + γ i 1 )<br />
i ∇i ψ(x) (3.169)<br />
unter Vernachlässigung <strong>der</strong> divergenten Nullpunktsebergie. ∇ i ≡<br />
∂ ist <strong>der</strong><br />
∂x i<br />
gewöhnliche Gradient 15 , und ¯ψ <strong>der</strong> Dirac-adjungierte Operator zu ψ.<br />
Diese Form kann man vermuten, indem man die Dirac-Gleichung<br />
(i ̸∂ − m)ψ = (i γ 0 ∂ ∂t + i γi ∇ i − m)ψ = 0<br />
auf die Gestalt einer Schrödinger-Gleichung bringt:<br />
i ∂ ∂t ψ = (γ0 m − i γ 0 γ i ∇ i ) ψ .<br />
| {z }<br />
H 0<br />
Dann sieht (3.162) wie <strong>der</strong> Erwartungswert <strong>der</strong> Energie aus. Zur Verifikation setzen wir die Definition<br />
(3.155) von ψ(x) ein:<br />
H 0 = X ss ′ Z<br />
pp ′ d 3 ⃗x<br />
“<br />
e ipx ū(p, s)a † (p, s) + e −ipx¯v(p, ”<br />
s)ā(p, s)<br />
X<br />
Z<br />
ss ′<br />
×(m + γ i 1 “<br />
”<br />
i ∇i ) e −ipx u(p ′ , s ′ )a(p ′ , s ′ ) + e ipx v(p ′ , s ′ )ā † (p ′ , s ′ )<br />
d 3 ⃗p 1<br />
h<br />
(2π) 3 2p 0 2p 0 ū(p, s)(m + γ i p i )u(p, s)a † (p, s)a(p, s ′ )<br />
+¯v(p, s)(m − γ i p i )v(p, s ′ ) ā(p, s)ā † (p, s ′ )<br />
+ū(p, s)(m − γ i p i )v(−p, s ′ ) a † (p, s)ā † (−p, s ′ )<br />
+¯v(p, s)(m + γ i p i )u(−p, s ′ ) ā(p, s)a(−p, s ′ )˜<br />
(3.170)<br />
15 beachte: ∂ µ = (∂ 0, −∇ i); das Minuszeichen entsteht beim Herunterziehen des Indices<br />
154
An dieser Stelle verwenden wir die Projektoreigenschaft (3.156), Seite 147, von (̸ p ± m): Aus<br />
(̸p − m)u(p, s) = (̸p + m)v(p, s) = 0 folgt (m + γ i p i )u(p, s) = γ 0 u(p, s) und (m − γ i p i )v(p, s) =<br />
−γ 0 v(p, s). Damit ergibt (3.163)<br />
. . . = X ss ′ Z<br />
d 3 ⃗p p 0 h<br />
(2π) 3 2p 0 2p 0 u † (p, s)u(p, s ′ )a † (p, s)a(p, s ′ )<br />
−v † (p, s)v(p, s ′ )ā(p, s)ā † (p, s ′ )<br />
−u † (p, s)v(−p, s ′ )a † (p, s)ā † (−p, s ′ )<br />
i<br />
+v † (p, s)u(−p, s ′ )ā(p, s)ā(−p, s ′ ) . (3.171)<br />
Wir benötigen die Spinor-Skalarprodukte:<br />
u † (p, s)u(p, s ′ ) = u † (k, s) (̸p† + m)(̸p + m)<br />
2m(p 0 u(k, s ′ ) = u † (k, s) 2p0<br />
+ m)<br />
2m · 1 u(k, s′ )<br />
= 2p 0 δ ss ′<br />
v † (p, s)v(p, s ′ ) = 2p 0 δ ss ′<br />
!<br />
u † (p, s)v(−p, s ′ ) = u † D † (k, s) L D R 0<br />
0 D † R D v(k, s ′ ) = u † (k, s)v(k, s ′ ) = 0<br />
L<br />
| {z }<br />
D L (L(−p))=D R (L(p))<br />
v † (p, s)u(−p, s ′ ) = 0 .<br />
Nach Einsetzen dieser Ausdrücke haben erhalten wir<br />
· · · = X s<br />
Z<br />
d 3 ⃗p<br />
“ ”<br />
(2π) 3 2p 0 p0 a † (p, s)a(p, s) − ā(p, s)ā † (p, s) .<br />
Jetzt wird noch einmal <strong>der</strong> Antikommutator verwendet:<br />
. . . = X s<br />
Z<br />
d 3 ⃗p<br />
“ ”<br />
(2π) 3 2p 0 p0 a † (p, s)a(p, s) + ā † (p, s)ā(p, s)<br />
+ X Z<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π)<br />
s<br />
3 2p 0 p0 · 2p 0 (2π) 3 δ (3) (0) .<br />
| {z }<br />
divergente Nullpunktsenergie<br />
Die Nullpunktsenergie ist ohne Gravitations unbeobachtbar und kann weggelassen werden. Formal<br />
definiert man die Normalordnung<br />
: a † a : ≡ a † a ,<br />
indem man alle Erzeuger unter Vernachlässigung <strong>der</strong> Kommutatorterme nach links tauscht. Streng<br />
genommen muß man auch den Hamiltonoperator normalordnen:<br />
Z<br />
H 0 =<br />
d 3 ⃗x :<br />
„m ¯ψ(x) + γ i 1 «<br />
i ∇i ψ(x) : . (3.172)<br />
155
Spinorfel<strong>der</strong> für masselose Teilchen. Die Konstruktion masseloser <strong>Fel<strong>der</strong></strong><br />
gestaltet sich wegen des fehlenden Ruhsystems schwieriger. Als Referenzsystem<br />
hatten wir auf Seite 90 dasjenige gewählt, in dem <strong>der</strong> Impuls<br />
in z-Richtung zeigt: k = n(1,0,0,1). Beliebige Impulse erhalten wir mittels<br />
des Standardboosts: p = L(p)k. Auf Seite 127 hatten wir zwei für massive<br />
Teilchen allgemeingültige Bestimmungsgleichungen (3.130) und (3.131)<br />
hergeleitet. Wir geben hier die entsprechenden Gleichungen für masselose<br />
<strong>Fel<strong>der</strong></strong>, die unter beliebigen Darstellungen transformieren, an. Dabei ist s<br />
die Helizität, und weil diese lorentz-invariant ist, entällt die Summe über s.<br />
u α (Λp,s)e −iΘs = ∑ α ′ D αα ′(Λ)u α ′(p,s) (3.173)<br />
v α (Λp,s)e iΘs = ∑ α ′ D αα ′(Λ)v α ′(p,s) (3.174)<br />
Außerdem erhalten wir auch die Spinoren zum Impuls p aus denen zum<br />
Referenzimpuls k über den Standardboost:<br />
u α (p,s) = ∑ α ′ D αα ′(L(p))u α ′(k,s) (3.175)<br />
v α (p,s) = ∑ α ′ D αα ′(L(p))v α ′(k,s) (3.176)<br />
Wie bei den massiven <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n konzentrieren wir uns auf die Lorentztransformationen,<br />
die den Referenzimpuls festhalten. Das sind im Vergleich mit Seite<br />
128 nur die Rotationen um die z-Achse, und die masselosen Äquivalente von<br />
(3.134) und (3.135) lauten in Matrixschreibweise<br />
u(k,s)e −iΘ(W)s = D(W)u(k,s) (3.177)<br />
v(k,s)e +iΘ(W)s = D(W)v(k,s) . (3.178)<br />
Θ(W) entspricht dem Drehwinkel. Bevor wir diese Gleichungen lösen, bilden<br />
wir den Limes m → 0 für den Majorana- und Dirac-Spinor.<br />
Die linkshändige masselose Majorana-Gleichung hat die Gestalt<br />
i ¯σ µ ∂ µ ψ = 0 .<br />
Die Spinorkoeffizienten im Feldoperator lauten<br />
u(p,s) m→0 −→ σµ p µ<br />
√<br />
2p<br />
0 ξ s<br />
v(p,s) m→0 −→ σµ p µ<br />
√<br />
2p 0 εξ s e iδ<br />
156
und <strong>der</strong> Feldoperator<br />
ψ ∼ ∑<br />
s=± 1 2<br />
u(p,s)a(p,s) + v(p,s)a † (p,s)<br />
beschreibt zwei Helizitätszustände. Kann man ein Feld für nur einen Helzitätszustand<br />
konstruieren? Wir betrachten die Dirac-Gleichung im Grenzfall<br />
verschwinden<strong>der</strong> Masse:<br />
(<br />
iγ µ 0 iσ<br />
∂ µ ψ =<br />
µ )( )<br />
∂ µ ψL<br />
i ¯σ µ = 0 .<br />
∂ µ ψ R<br />
Man erhält also zwei entkoppelte Majorana-Gleichungen:<br />
i ¯σ µ ∂ µ ψ L = 0<br />
iσ µ ∂ µ ψ R = 0 .<br />
Die linkshändigen Feldkomponenten,<br />
ψ L ∼ ∑<br />
[u(p,s)] obere a(p,s,n) + [v(p,s)]<br />
s=± 1 2<br />
zwei Komp.<br />
obere<br />
zwei Komp.<br />
a † (p,s, ¯n) ,<br />
beschreiben ebenfalls zwei Helizitätszustände von Teilchen und Antiteilchen.<br />
Wie sich herausstellt, ist die Bewegungsgleichung korrekt, aber die Interpretation<br />
des a † (p,s) än<strong>der</strong>t sich etwas. Man kann s nicht einfach im<br />
Grenzfall m → 0 als Helizität definieren, in diesem Sinne ist <strong>der</strong> Grenzwert<br />
nicht glatt. Das ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, weil für massive Teilchen <strong>der</strong> Spin<br />
s im Ruhsystem definiert ist, welches für m = 0 nicht existiert; die Helizität<br />
hingegen im Referenzsystem, in dem <strong>der</strong> Impuls durch k = (n,0,0,n)<br />
gegeben ist.<br />
Wir lösen jetzt die Bestimmungsgleichung (3.171) und (3.171) für die<br />
(0, 1 2 )-(D L)- und die ( 1 2 ,0)-(D R)-Darstellungen. Dazu betrachten wir eine<br />
infinitesimale Transformation W, vergleiche dazu Seite 91:<br />
D(W) = 1 − i(Θ J 3 + α(K 1 + J 2 ) + β(K 2 − J 1 )) + ...<br />
= 1 − i(Θ σ3 σ1<br />
+ α(±i<br />
2 2 + σ2 σ2<br />
) + β(±i<br />
2 2 − σ1<br />
)) + ...<br />
2<br />
= 1 − iΘ σ3<br />
2 − i(±iα − ∓ iσ 2<br />
β)σ1 + ...<br />
2<br />
Durch Vergleich mit den Koeffizienten von u und v in (3.171) und (3.169)<br />
erhalten wir die Gleichungen<br />
σ 1 ∓ iσ 2 σ 1 ∓ iσ 2<br />
u(k,s) = 0 v(k,s) = 0<br />
2<br />
2<br />
(3.179)<br />
σ 3<br />
2 u(k,s) = s u(k,s) σ 3<br />
= −s v(k,s)<br />
2<br />
(3.180)<br />
157
Die Projektoren in Gleichung (3.172) lauten als Matrizen<br />
( )<br />
( )<br />
σ 1 − iσ 2 0 0<br />
= und σ 1 + iσ 2 0 1<br />
=<br />
1 0<br />
0 0<br />
.<br />
Linkshändiger Spinor. Für die Darstellung D L gilt in den obigen Gleichungen<br />
das obere Vorzeichen. (3.172) bedeutet dann, daß die obere Komponente<br />
von u(k,s) verschwinden muß:<br />
( ) 0<br />
u(k,s) = = ξ<br />
1 −<br />
1 .<br />
2<br />
Die an<strong>der</strong>e Gleichung (3.173) bestätigt nur, daß u Teilchen mit Helizität<br />
s = − 1 2 beschreibt. v(k,s) ist gegeben durch v(k, 1 2 ) = (0,1)T = εξ1, seine<br />
2<br />
Helizität ist s = + 1 2 .<br />
Ein linkshändiger masseloser Spinor vernichtet Teilchen <strong>der</strong> Helizität − 1 2<br />
und erzeugt Teilchen <strong>der</strong> Helizität + 1 2 .<br />
Somit können wir den Feldoperator, auch Weyl-Spinor genannt, hinschreiben:<br />
∫<br />
d 3 (<br />
⃗p<br />
ψ L (x) =<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u(p, − 1 2 )a(p, −1 2 ) + eipx v(p,+ 1 2 )a† (p,+ 1 )<br />
2 )<br />
(3.181)<br />
Er kombiniert die Leiteroperatoren zu unterschiedlichen Helizitätszuständen.<br />
Die Feldoperatoren massiver Teilchen enthalten diejenigen zu gleichen Spin-<br />
Eigenzuständen; darin besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Spin und<br />
Helizität. Im Weyl-Spinor tritt letztere ähnlich wie eine Quantenzahl zu einer<br />
inneren Symmetrie bei den massiven <strong>Fel<strong>der</strong></strong>n auf. Im Rahmen dieser Analogie<br />
faßt man das vom Weyl-Spinor erzeugte Teilchen als Antiteilchen zum<br />
Vernichteten auf; falls diese Teilchen Ladungen tragen, müssen sie entgegengesetzt<br />
sein. Sind sie ungeladen, so kann man die Teilchen als die beiden<br />
Helizitätszustände eines Teilchens verstehen.<br />
Die vom Weyl-Spinor erfüllte Feldgleichung nennt man Weyl-Gleichung:<br />
i ¯σ µ ∂ µ ψ L (x) = 0 (3.182)<br />
Ihre Gültigkeit erhält man ähnlich wie die <strong>der</strong> Dirac-Gleichung:<br />
¯σ µ p µ u(p, − 1 2 ) = (σ0 + ⃗σ · ⃗p) σ0 − ⃗σ · ⃗p<br />
√ ...<br />
u(k, − 1 2 ) = p2<br />
... u(k, −1 2 ) = 0 .<br />
158
Rechtshändiger Spinor. Obige Aussagen gelten genauso für den rechtshändigen<br />
Weyl-Spinor. Die Koeffizienten tragen jetzt die umgekehrten Helizitäten:<br />
)<br />
u(k, 1 ( 1<br />
2 ) = 0<br />
v(k, − 1 ( ) −1<br />
2 ) = 0<br />
= ξ1<br />
2<br />
= εξ −<br />
1<br />
2<br />
Ein rechtshändiger masseloser Spinor vernichtet Teilchen <strong>der</strong> Helizität + 1 2<br />
und vernichtet Teilchen <strong>der</strong> Helizität − 1 2 .<br />
Auch <strong>der</strong> Feldoperator sieht ähnlich aus:<br />
∫<br />
d 3 (<br />
⃗p<br />
ψ R (x) =<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx u(p, 1 2 )a(p, 1 2 ) + eipx v(p, − 1 2 )a† (p, − 1 )<br />
2 ) .<br />
Die rechtshandige Weylgleichung lautet<br />
iσ µ ∂ µ ψ R (x) = 0 (3.183)<br />
Rechts- und linkshändige Weyl-Spinoren lassen sich nach Seite 118 ineinan<strong>der</strong><br />
überführen:<br />
ψ R (x) = ε(ψ † L (x))T<br />
wegen εu(p, − 1 2 )∗ = v(p, − 1 2 ) und εv(p, 1 2 )∗ = u(p, 1 2<br />
). Wir schließen mit<br />
einigen Bemerkungen.<br />
(1) Die Eigenschaften <strong>der</strong> Weyl-Spinoren finden in <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Neutrinos<br />
Anwendung. Masselose Neutrinos und ihre Antiteilchen werden<br />
durch linkshändige Weylfel<strong>der</strong> beschrieben.<br />
(2) Man hat immer Zustände mit Helizität +s und −s. Allerdings kann<br />
einer <strong>der</strong> beiden Zustände ein Antiteilchen des an<strong>der</strong>en beschreiben.<br />
(3) Diese Beson<strong>der</strong>heiten gelten allgemein für masselose Teilchen 16 . Transformiert<br />
ψ(x) bezüglich <strong>der</strong> irreduziblen Darstellung (A,B) <strong>der</strong> homogenen<br />
Lorentzgruppe, dann<br />
• erzeugt ψ ein Teilchen <strong>der</strong> Helzität σ = A − B<br />
• vernichtet ψ ein weiteres (eventuell Anti-) Teilchen mit Helizität<br />
σ = B − A.<br />
16 eine einfache Herleitung steht im Buch von Weinberg, Bd. 1, S.254<br />
159
Kovariante Produkte von zwei Spinorfel<strong>der</strong>n. Um lorentzinvariante<br />
Wechselwirkungen zu konstruieren, benötigen wir aus den verschiedenen<br />
Spinorfel<strong>der</strong>n gebildete Tensoren. Im folgenden bezeichne ψ L/R einen links-<br />
(rechts-)händigen Zweierspinor, <strong>der</strong> mit D L/R transformiert, und ψ einen<br />
Diracspinor, <strong>der</strong> mit D = diag(D L ,D R ) transformiert.<br />
Skalare Skalare aus gleichhändigen Zweierspinoren werden mithilfe <strong>der</strong> unter<br />
D L/R invarianten Matrix ε gebildet, ähnlich wie das Skalarprodukt<br />
von Vierervektoren mit <strong>der</strong> Minkowski-Metrik g µν :<br />
ψ T Lεψ L ,ψ T Rεψ R<br />
Skalarprodukte aus zwei entgegengesetzt transformierenden Spinoren<br />
bleiben wegen D −1<br />
L<br />
ψ † R ψ L ,ψ † L ψ R<br />
= D† R invariant:<br />
ψ ′† R ψ′ L = ψ† R D† R D Lψ L = ψ † R ψ L .<br />
Die Invarianz <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Objekte kann man daraus ableiten, indem<br />
man verwendet, daß (εψ L ) ∗ wie ein rechtshändiger Spinor transforniert<br />
und umgekehrt. Die Invarianz <strong>der</strong> aus Diracspinoren gebildeten<br />
reellwertigen Funktion<br />
ergibt sich aus Obigem.<br />
¯ψψ = ψ † γ 0 ψ = ψ † R ψ L + ψ † L ψ R<br />
Pseudoskalar Pseudotensoren, also solche, die die Determinante <strong>der</strong> Transformation<br />
aufnehmen, können nur aus Diracspinoren gebildet werden,<br />
weil die links- und die rechtshändige Darstellung keine Paritätstransformation<br />
enthalten. Man führt die Matrix γ 5 ∼ ǫ µνρσ γ µ γ ν γ ρ γ σ ein,<br />
die die Eigenschaft<br />
D −1 γ 5 D ∼ ǫ µνρσ Λ µ′ µΛ ν′ νΛ ρ′ ρΛ σ′ σγ µ ′γ ν ′γ ρ ′γ σ ′ = (detΛ)γ 5<br />
hat. Mit dieser Matrix erhält man den Pseudoskalar<br />
¯ψ γ 5 ψ .<br />
Vektoren Mit den Transformationsregeln von Seite 118 und 121 <strong>der</strong> Pauliund<br />
Dirac-Matrizen beweist man, daß sich die folgenden Größen wie<br />
Vierervektoren verhalten:<br />
ψ † L ¯σµ ψ L , ψ † R σµ ψ R<br />
¯ψ γ µ ψ<br />
160
Pseudovektor Der Pseudovektor wir d wie <strong>der</strong> Pseudoskalar mit γ 5 gebildet:<br />
¯ψ γ µ γ 5 ψ<br />
Tensoren Tensoren zweiter Stufe sind gegeben durch<br />
ψ † L ¯σµν ψ L , ψ † R σµν ψ R<br />
¯ψ σ µν ψ ,<br />
wobei die Matrizen σ µν für Dirac-Spinoren durch den Kommutator <strong>der</strong><br />
Dirac-Matrizen definiert sind:<br />
σ µν = i 2 [γµ ,γ ν ] .<br />
Die Beweise sollte man zur Übung seblst durchführen. Wir illustrieren dies<br />
am aus Dirac-Spinoren gebildeten Vektoroperator:<br />
U(Λ,a) ¯ψγ µ ψ U(Λ,a) −1 = U(Λ,a) ¯ψ U(Λ,a) −1 γ µ U(Λ,a)ψ U(Λ,a) −1<br />
= [U(Λ,a)ψ U(Λ,a) −1 ] † γ 0 γ µ [U(Λ,a)ψ U(Λ,a) −1 ]<br />
= [D(Λ −1 )ψ] † γ 0 γ µ D(Λ −1 )ψ<br />
= ψ † D † (Λ −1 )γ 0 γ µ D(Λ −1 ) ψ<br />
= ψ † γ 0 D −1 (Λ −1 )γ µ D(Λ −1 ) ψ = Λ µ ν ¯ψ γ ν ψ ,<br />
wobei <strong>der</strong> letzte Ausdruck am transformierten Raumzeitpunkt Λx + a auszuwerten<br />
ist.<br />
161
3.3.5 Konstruktion von Vektorfel<strong>der</strong>n<br />
In diesem letzten Abschnitt zur Feldkonstruktion wenden wir uns den durch<br />
Vektoren beschriebenen Teilchen zu. Unter diese fallen zum Beispiel die<br />
masselosen Photonen und Gluonen sowie die massiven Austauschteilchen<br />
<strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung, die W ± - und Z-Bosonen. Wir betrachten<br />
hier nur den Fall neutraler <strong>Fel<strong>der</strong></strong>, das heißt solcher, die reell unter inneren<br />
Symmeterien transformieren. Das Photon gehört zu dieser Klasse. Weil uns<br />
die Konstruktion masseloser Vektorteilchen vor Kovarianz-Probleme stellt,<br />
beginnen wir aber mit den<br />
Massiven Vektorfel<strong>der</strong>n. Wie <strong>der</strong> Name nahelegt, wählen wir ( 1 2 , 1 2 )-<br />
Darstellung auf den Vierer-Vektoren, siehe Seite 122:<br />
D(Λ) = Λ .<br />
Dann gehen wir wie gewohnt vor und definieren Vernichtungs- und Erzeugungsfeldoperatoren<br />
A µ(+) (x) = ∑ s<br />
A µ(+) (x) = ∑ s<br />
∫<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 e−ipx u µ (p,s)a(p,s) (3.184)<br />
d 3 ⃗p<br />
(2π) 3 2p 0 eipx v µ (p,s)a † (p,s) (3.185)<br />
mit den Koeffizientenfunktionen (wie üblich sei k = (m,⃗0) <strong>der</strong> Referenzimpuls)<br />
u µ (p,s) = L(p) µ ν u ν (k,s) (3.186)<br />
v µ (p,s) = L(p) µ ν,v ν (k,s) , (3.187)<br />
die es zu bestimmen gilt. Die Bestimmungsgleichungen beschaffen wir uns<br />
auf Seite 128:<br />
∑<br />
u µ (k,s ′ )D (j)<br />
s ′ s (R) = Λµ ν u ν (k,s) (3.188)<br />
s ′<br />
∑<br />
s ′<br />
v µ (k,s ′ )D (j)∗<br />
s ′ s (R) = Λµ ν v ν (k,s) (3.189)<br />
Wie immer ist R eine dreidimensionale Rotation. Im Gegensatz zu den Spinorfel<strong>der</strong>n<br />
tritt hier allerdings die Beson<strong>der</strong>heit auf, daß die Darstellungen<br />
<strong>der</strong> Drehungen auf <strong>der</strong> rechten Seite nicht irreduzibel ist: Sie enthält einen<br />
162
trivialen Spin-0-Anteil, entsprechend <strong>der</strong> Zeitkomponente, und einen dreidimensionalen<br />
Spin-1-Anteil auf den Raumkomponenten. Aus diesem Grund<br />
ist zu erwarten, daß es zwei j gibt, mit denen sich die Gleichungen erfüllen<br />
lassen: j = 0 und j = 1.<br />
Wir betrachten die infinitesimalen Versionen <strong>der</strong> beiden Gleichungen<br />
(nur für u µ , für v µ verfahre man analog). Die Rotationserzeuger in <strong>der</strong> Vektordarstellung<br />
sind die J k ≡ ǫ ijk J ij , wobei<br />
[J ρσ ] µ ν = i(g µρ δ σ ν − g µσ δ ρ ν)<br />
[<br />
J k] i j = −iǫ kij ,<br />
und [J k ] µ ν = 0, wenn µ = 0 o<strong>der</strong> ν = 0. Setzt man dies in (3.181) ein, so<br />
erhält man aus ∑<br />
u µ (k,s ′ )[J k ] (j)<br />
s ′ s = [Jk ] µ ν u ν (k,s) (3.190)<br />
s ′<br />
die beiden Gleichungen<br />
∑<br />
u 0 (k,s ′ )[J k ] (j)<br />
s ′ s = 0 (3.191)<br />
s ′<br />
∑<br />
s ′<br />
u i (k,s ′ )[J k ] (j)<br />
s ′ s = [Jk ] i j u j (k,s) (3.192)<br />
durch getrennte Betrachtung von µ = 0 und µ = i = 1,2,3. Wir multiplizieren<br />
von rechts mit [J k ] (j)<br />
ss<br />
und summieren über s und k. Dadurch entsteht<br />
′′<br />
<strong>der</strong> Casimiroperator [ J ⃗2 ] (j)<br />
s ′ s<br />
<strong>der</strong> Darstellung, von dem wir wissen, daß er die<br />
′′<br />
Gestalt j(j + 1)δ s ′ s ′′ hat. Für Gleichung (3.184) erhalten wir dann<br />
∑<br />
s ′<br />
u 0 (k,s ′ )[ ⃗ J 2 ] (j)<br />
s ′ s ′′ = u 0 (k,s ′′ )j(j + 1) = 0 .<br />
Die linke Seite von Gleichung (3.185) ergibt genauso<br />
u i (k,s ′′ )j(j + 1) ,<br />
163
und beim Berechnen <strong>der</strong> rechten Seite setzen wir (3.185) selbst ein:<br />
∑ ∑<br />
[J k ] i j [J k ] (j)<br />
ss<br />
u j (k,s)<br />
′′<br />
Zusammengefaßt:<br />
jk<br />
s<br />
} {{ }<br />
(3.185)<br />
= ∑ jkm[J k ] i j[J k ] j m u m (k,s ′′ )<br />
= ∑ ∑<br />
(−i)ǫ kij (−i)ǫ kjm u m (k,s ′′ )<br />
m jk<br />
} {{ }<br />
=2δ im<br />
= 2u i (0,s ′′ )<br />
u 0 (k,s)j(j + 1) = 0<br />
u i (k,s)j(j + 1) = 2u i (k,s) (3.193)<br />
Wie erwartet erhalten wir nichttriviale Lösungen für j = 0<br />
und für j = 1:<br />
u 0 (k,s) ≠ 0 (3.194)<br />
u i (k,s) = 0 (3.195)<br />
u 0 (k,s) = 0<br />
Die beiden Fälle behandeln wir separat.<br />
u i (k,s) ≠ 0 . (3.196)<br />
Fall j = 0. Wir wählen 17 u 0 (k) = m; wegen <strong>der</strong> Konjugation in (3.182)<br />
gilt dann v 0 (k) = −m. Die Spinoren zu endlichem Impuls sind<br />
u µ (p) = L(p) µ ν u ν (k) = m L(p) µ 0 = p µ<br />
v µ (p) = −p µ .<br />
Bei genauer Betrachtung lassen sich Feldoperatoren (3.177) und (3.178) als<br />
Ableitung <strong>der</strong> entsprechenden Operatoren zum Skalarfeld darstellen:<br />
A µ(±) (x) = i∂ µ ψ (±) (x) .<br />
Das ist aber nichts Neues: Man kann das Spin-0-Vektorfeld durch ein Skalarfeld<br />
ersetzen.<br />
17 s kann nur den Wert 0 annehmen und wird deshalb weggelassen<br />
164
Fall j = 1 beschreibt ein Feld für Spin-1-Teilchen. Um die Koeffizientenfunktionen<br />
zu bestimmen, muß man<br />
∑<br />
s ′ u i (k,s ′ )[J k ] (1)<br />
s ′ s = [Jk ] i j u j (k,s)<br />
− ∑ s ′ v i (k,s ′ )[J k ] (1)<br />
s ′ s = [Jk ] i j u j (k,s) (3.197)<br />
lösen. Das Resultat lautet nach Wahl einer beliebigen Normierung<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
u µ (k,0) = v µ (k,0) ≡ ε µ (k,0) ≡ ⎜ 0<br />
⎟<br />
⎝ 0 ⎠<br />
1<br />
⎛ ⎞<br />
u µ (k, ±1) = −v µ (k, ±1) ≡ ε µ (k, ±1) ≡ ∓√ 1 2<br />
und damit die Koeffizientenfunktionen<br />
ε µ (p,s) = L(p) µ ν ε ν (k,s)<br />
u µ (p,s) = ε µ (p,s)<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
±i<br />
0<br />
⎟<br />
⎠ , (3.198)<br />
v µ (p,s) = ε µ∗ (p,s) , (3.199)<br />
letzteres weil L(p) reell ist und v µ (k,s) = u µ (k,s) ∗ .<br />
Zur Ableitung <strong>der</strong> Ergebnisse (3.191). Lei<strong>der</strong> können wir nicht wie bei den Spinorfel<strong>der</strong>n<br />
einfach sagen, die Matrix u i (k, s) sei proportional zum Einheitsoperator, weil sich die Indizes s, s ′<br />
auf die Eigenvektoren von J 3 , i, j hingegen auf die Standardbasis im R 3 beziehen. Das bedeutet,<br />
daß auf den Seiten <strong>der</strong> Gleichung (3.190) unterschiedliche Matrizen J k stehen; wir müssen sie<br />
explizit für k = 3,+, − berechnen, wobei J ± = J 1 ± iJ 2 . Die Matrizen auf <strong>der</strong> linken Seite von<br />
(3.190) sind (vergleiche auch QMI, S.180)<br />
ˆJ3˜(1)<br />
ˆJ+˜(1)<br />
ˆJ<br />
−˜(1)<br />
=<br />
0<br />
@ 1 0 0<br />
0 0 0<br />
0 0 −1<br />
1<br />
A<br />
= 〈1m ′ |J + |1m〉 = p (1 − m)(2 + m) δ m ′ ,m+1 = √ 2<br />
= p (1 + m)(2 − m) δ m ′ ,m+1 = √ 2<br />
0<br />
@ 0 0 0<br />
1 0 0<br />
0 1 0<br />
1<br />
A<br />
0<br />
@ 0 1 0<br />
0 0 1<br />
0 0 0<br />
1<br />
A<br />
165
Die Summe über s ′ ergibt damit in <strong>der</strong> Reihenfolge k = 3, +, −<br />
X<br />
s = 1<br />
u i (k, s ′ )[J k ] (1)<br />
s ′ s = s = 0<br />
s ′ s = −1<br />
0<br />
@ ui (k, 1)<br />
0<br />
u i (k, −1)<br />
1 0<br />
A @<br />
1 0<br />
√<br />
0<br />
√ 2 u i (k,1) A @<br />
2 u i (k,0)<br />
√<br />
2 u i (k,0)<br />
√<br />
2 u i (k, −1)<br />
Die Matrizen auf <strong>der</strong> rechten Seite von (3.190) berechnet man mit [J k ] i j = −iǫ kij zu<br />
womit man für die rechte Seite<br />
X<br />
[J k ] i j u j (k, s) =<br />
j<br />
i = 1<br />
i = 2<br />
i = 3<br />
0<br />
ˆJ3˜ = (−i) @ 0 1 0 1<br />
−1 0 0 A<br />
0 0 0<br />
0<br />
ˆJ+˜ = (−i) @ 0 0 −i 1<br />
0 0 1 A<br />
i −1 0<br />
0<br />
ˆJ<br />
−˜ = (−i) @ 0 0 i<br />
1<br />
0 0 1 A ,<br />
−i −1 0<br />
(−i)<br />
0<br />
@ u2 (k, s)<br />
−u 1 (k, s)<br />
0<br />
1<br />
0<br />
A , (−i) @<br />
0<br />
1<br />
A (3.200)<br />
1<br />
∓i u 3 (k, s)<br />
u 3 (k, s)<br />
±iu 1 (k, s) − u 2 (k, s)<br />
A (3.201)<br />
erhält. Die erste Spalte bezieht sich wie<strong>der</strong> auf k = 3, die zweite mit dem oberen (unteren) Vorzeichen<br />
auf k = + (k = −). Durch (mühsamen) Vergleich von (3.193) und (3.194) für alle i,<br />
k und s findet man die oben angegebenen u µ . Zum Beispiel liest man für k = 3, s = 0 sofort<br />
u 1 (k,0) = u 2 (k, 0) = 0.<br />
Wir benötigen gleich die Spinsummen o<strong>der</strong> Polarisationssummen, wie<br />
man die ε µ (p,s) für Vektorteilchen normalerweise nennt:<br />
∑<br />
ε µ (p,s)ε ν∗ (p,s)<br />
s<br />
∑<br />
= L(p) µ µ ′L(p)ν ν ′ ε µ (k,s)ε ν∗ (k,s)<br />
⎛<br />
= L(p) µ µ ′L(p)ν ⎜<br />
ν ′ ⎝<br />
= ̷L(p) µ µ ′̷L(p)ν ν ′ (<br />
= −g µν + pµ p ν<br />
s<br />
0 0 0 0<br />
0<br />
0 δ ij<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
−g µ′ ν ′ + kµ′ k ν′<br />
m 2 )<br />
m 2 , (3.202)<br />
166
Wie üblich untersuchen wir die (Anti-) Kommutatoren, um herauszufinden,<br />
welcher Statistik die von Vektorfel<strong>der</strong>n beschriebenen Teilchen genügen.<br />
Für raumartige Abstände (x − y) 2 < 0 berechnet man<br />
[<br />
]<br />
A µ(−) (x),A ν(−) (y)<br />
[<br />
A µ(+) (x),A ν(−) (y)<br />
Mit <strong>der</strong> gewohnten Linearkombination<br />
= 0<br />
∓<br />
∫ ]∓ = d 3 ⃗p ∑<br />
(2π) 3 2p 0 e−ip(x−y) ε µ (p,s)ε ν∗ (p,s)<br />
s<br />
(<br />
)<br />
= (−1) g µν + ∂µ(x) ∂ ν(x)<br />
m 2 ∆ + (x − y) .<br />
A µ (x) = A µ(+) (x) + λA µ(−) (x)<br />
erhalten wir wie beim Skalarfeld auf Seite 129<br />
[A µ (x),A ν (y)] ∓<br />
= λ(1 ∓ 1)(−1)<br />
(g µν + ∂µ ∂ ν )<br />
m 2 ∆ + (x − y)<br />
[ ]<br />
A µ (x),A ν† (y) = (1 ∓ ∓<br />
|λ|2 )(−1)<br />
(g µν + ∂µ ∂ ν )<br />
m 2 ∆ + (x − y) .<br />
Diese Ausdrücke verschwinden, wenn wir das obere Vorzeichen und |λ| 2 = 1<br />
(ohne weitere Einschränkung λ = 1) wählen;<br />
Massive Spin-1-Vektorteilchen sind Bosonen.<br />
Wir fassen unsere Erkenntnisse über massive Vektorfel<strong>der</strong> zusammen:<br />
(1) Der Feldoperator hat die Gestalt<br />
A µ (x) = ∑ s<br />
∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx ε µ (p,s)a(p,s) + e ipx ε µ∗ (p,s)a † (p,s)<br />
und ist hermitesch: A µ (x) = A µ† (x).<br />
(3.203)<br />
(2) Die beschribenen Teilchen gehorchen <strong>der</strong> Bose-Statistik und somit <strong>der</strong><br />
Vertauschungsrelation (∆(x − y) ≡ ∆ + (x − y) − ∆ + (y − x))<br />
[A µ (x),A ν (y)] = (−1)<br />
(g µν + ∂µ ∂ ν )<br />
m 2 ∆(x − y) . (3.204)<br />
167
Die Polarisationsumme ist<br />
∑<br />
ε µ (p,s)ε ν∗ (p,s) = (−1)<br />
(g µν + pµ p ν )<br />
m 2<br />
s<br />
(3) Die Bewegungsgleichungen des Feldoperators lauten<br />
(∂ 2 + m 2 )A µ (x) = 0<br />
. (3.205)<br />
∂ µ A µ (x) = 0 . (3.206)<br />
Man nennt sie Maxwell-Proca-Gleichungen; im Grenzfall sehr kleiner<br />
Masse m → 0 erhält man die Maxwellgleichungen in <strong>der</strong> Lorentz-<br />
Eichung. Die zweite Gleichung stellt eine Bedingung an A µ , sodaß A µ<br />
nur drei unabhängige Komponenten hat, wie man es bei einem Teilchen<br />
mit drei Spineinstellungen erwartet. Die Gültigkeit dieser Gleichungen<br />
ergibt sich aus p 2 = m 2 und <strong>der</strong> Transversalität <strong>der</strong> Polarisationsvektoren:<br />
p µ ε µ (p,s) = k µ ε µ (k,s) = 0 ,<br />
weil k µ nur eine Zeitkomponente und ε(k,s) nur Raumkomponenten<br />
besitzt.<br />
(4) Das massive Vektorfeld gehorcht den folgenden diskreten Transformationsregeln:<br />
U P A µ (x)U −1<br />
P<br />
= −ηp ∗ P µ νA ν (Px) (3.207)<br />
U C A µ (x)U −1<br />
C<br />
= ξC ∗ A µ (x) (3.208)<br />
U T A µ (x)UT −1 = ξT ∗ P µ νA ν (−Px) (3.209)<br />
P µ ν = diag(1, −1, −1, −1) ist die Matrix <strong>der</strong> Paritätstransformation.<br />
Das ergibt eine Rechnung wie auf Seite 148ff unter Verwendung von<br />
ε µ (−p,s) = L(−p) µ ν ε ν (k,s) = (PL(p)P −1 ) µ ν ε ν (k,s)<br />
= P µ ν L(p) ν ρ(−ε ρ (k,s) = −P µ ν ε ν (p,s)<br />
bei <strong>der</strong> Paritätstransformation und Ladungskonjugation und<br />
(−1) 1+s ε µ∗ (−p, −s) = (−1) 1+s (PL(p)P −1 ) µ ν ε ν∗ (k, −s)<br />
für die Zeitumkehr.<br />
= (PL(p)P −1 ) µ ν (−1)ε ν (k,s) = +P µ ν ε ν (p,s)<br />
168
Masselose Vektorfel<strong>der</strong>. Die Feldgleichungen (3.199) scheinen den Übergang<br />
m → 0 zu gestatten. In <strong>der</strong> Polarisationssumme (3.198) tritt jedoch<br />
ein Problem auf: <strong>der</strong> Term (p µ p ν )/m 2 divergiert. Wir müssen erreichen, daß<br />
dies ohne Konsequenzen bleibt. Dazu stellen wir uns eine Wechselwirkungs-<br />
Hamiltondichte <strong>der</strong> Form<br />
H(x) = J µ (x)A µ (x)<br />
vor, wie wir sie aus <strong>der</strong> klassischen Elektrodynamik kennen — dort ist J µ<br />
gerade <strong>der</strong> Ladungsstrom. Die Übergangsrate für einen Prozess, in dem ein<br />
einlaufendes Photon in Strom J umgewandelt wird, ist dann proportional<br />
zu<br />
∑<br />
|J µ ε µ (p,s)| 2 = J µ Jν<br />
(−g ∗ µν + pµ p ν )<br />
m 2 .<br />
s<br />
Der Grenzwert m → 0 ist gerade dann möglich, wenn <strong>der</strong> hintere Summand<br />
nach Kontraktion mit den J verschwindet, das heißt, wenn <strong>der</strong> Strom<br />
p µ J µ = 0 o<strong>der</strong> im Ortsraum ∂ µ J µ = 0<br />
erfüllt. Die letzte Gleichung for<strong>der</strong>t in Vierer-Sprechweise die Divergenzfreiheit<br />
des Stroms J, die uns besser in Form einer Kontinuitätsgleichung<br />
bekannt ist:<br />
∂<br />
∂ρ + div ⃗j = 0 ,<br />
mit ρ ≡ J 0 . J nennt man dann auch erhaltenen Strom. Dies legt die Vermutung<br />
nahe, daß man masselose Vektorfel<strong>der</strong> an erhaltene Ströme koppeln<br />
muß.<br />
Die nachfolgende Betrachtung liefert genau dieses Resultat, jedoch als<br />
Konsequenz <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Lorentz-Invarianz.<br />
Von Seite 154 übernehmen wir die Bestimmungsgleichungen für die Koeffizientenfunktionen,<br />
wobei wir jetzt für D(W) die Matrix einer Wigner-<br />
Rotation für masselose Teilchen in <strong>der</strong> Vektordarstellung einzusetzen haben<br />
(siehe auch Seite 93)<br />
u µ (k,s)e −iΘ(W)s = Λ µ νu ν (k,s) (3.210)<br />
v µ (k,s)e iΘ(W)s = Λ µ νv ν (k,s) (3.211)<br />
Λ µ ν ist die erwähnte Matrix und gegeben durch<br />
Λ µ ν = [S(α,β)R(Θ)] µ ν<br />
169
mit einer Rotation R(Θ) um die z-Achse. Weil Λ reell ist, definieren wir<br />
wie<strong>der</strong> Polarisationvektoren<br />
ε µ (p,s) = u µ (p,s)<br />
ε µ∗ (p,s) = v µ (p,s) .<br />
Die Matrizen R und S lauten nach Seite 91 mit <strong>der</strong> Abkürzung ξ = (α 2 +<br />
β 2 )/2<br />
R(Θ) =<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1 0 0 0<br />
0 cos Θ − sinΘ 0<br />
0 sin Θ cos Θ 0<br />
0 0 0 1<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎟<br />
⎠ und S(α,β) = ⎜<br />
⎝<br />
1 + ξ −α −β ξ<br />
−α 1 0 α<br />
−β 0 1 β<br />
ξ −α −β 1 − ξ<br />
Wie immer setzen wir für die Wigner-Rotation jetzt eine Drehung um die z-<br />
Achse ein, die ja den Referenzimpuls k festhält. Dann ergibt sich aus (3.203)<br />
die folgende Eigenvektorgleichung:<br />
ε µ (k,s)(cos(Θs) − isin(Θs)) =<br />
=<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1 0 0 0<br />
0 cos Θ − sin Θ 0<br />
0 sin Θ cos Θ 0<br />
0 0 0 1<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ µ νε ν (k,s)<br />
ε 0 (k,s)<br />
cos Θ ε 1 (k,s) − sin Θ ε 2 (k,s)<br />
sin Θ ε 1 (k,s) + cos Θ ε 2 (k,s)<br />
ε 3 (k,s)<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ .<br />
R hat in <strong>der</strong> Tat die Eigenwerte cos Θ ± isin Θ, woraus wir schließen, daß<br />
auf <strong>der</strong> linken Seite die Helizitäten s = ±1 zugelassen sind. Die zugehörigen<br />
Eigenvektoren lauten<br />
⎛<br />
ε µ (k,1) = −√ 1<br />
⎜<br />
2<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
i<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ und εµ (k, −1) = 1<br />
⎛<br />
√ ⎜<br />
2<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
−i<br />
0<br />
⎞<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ .<br />
⎟<br />
⎠ . (3.212)<br />
Dabei ist die Normierung so gewählt, daß die Vektoren mit denen des massiven<br />
Falls übereinstimmen. Es gibt jedoch keine Lösung zur Helizität s = 0,<br />
also keinen Polarisationsvektor ε µ (k,0). Das masselose Vektorfeld beschreibt<br />
also Teilchen mit Helizitäten ±1.<br />
170
Allerdings muß dieselbe Gleichung auch für Boosts in z-Richtung mit<br />
<strong>der</strong> Matrix S(α,β)<br />
ε µ (k, ±1)<br />
e −iΘs<br />
} {{ }<br />
=0 weil Θ=0<br />
= S µ ν(α,β)ε ν (k, ±1)<br />
erfüllt werden, und zwar für alle α, β! Das ist offensichtlich nicht möglich:<br />
Man kann kein Lorentz-kovariantes masseloses Vektorfeld mit Spin 1 konstruieren.<br />
Dies haben wir erwartet, denn nach Seite 157 kann die ( 1 2 , 1 2 )-Vektor-<br />
Darstellung nur Teilchen <strong>der</strong> Heizität s = 1 2 − 1 2<br />
= 0 beschreiben. Das<br />
entspricht dem Feld ∂ µ ψ, denn in <strong>der</strong> Tat ist<br />
ε µ (k,s) = k µ = n(1,0,0,1)<br />
eine weitere Lösung zu s = 0, die diesem Fall entspricht.<br />
Photonen. Wie beschreibt man Photonen, die nur mit Helizität ±1 vorkommen?<br />
Für solche Teilchen kann man die Darstellungen (1,0) o<strong>der</strong> (0,1),<br />
also die selbst- beziehungsweise antiselbstduale antisymmetrische Tensordarstellung<br />
verwenden; ein Photon entspricht einem (1,0) ⊕ (0,1)-Feld für<br />
die beiden Helizitätszustände. Dies ist gerade das Feld für den elektromagnetischen<br />
Feldstärketensor.<br />
Das allgemeinere Vorgehen besteht aber darin, eine Nicht-Kovarianz<br />
zunächst in Kauf zu nehmen und den Feldoperator wie folgt zu definieren:<br />
A µ (x) = ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx ε µ (p,s)a(p,s) + e ipx ε µ∗ (p,s)a † (p,s) ,<br />
s<br />
(3.213)<br />
wobei ε µ (p,s) die beiden transversalen Polarisationsvektoren (3.205) von<br />
Seite 168 sind.<br />
Es gilt für raumartige Abstände (x − y) 2 < 0<br />
[A µ (x),A ν (y)] = 0 ,<br />
wenn das Teilchen ein Boson ist. Um diesen Kommutator und die Bewegungsgleichungen<br />
abzuleiten, benötigen wir einige Eigenschaften <strong>der</strong> transversalen<br />
Polarisationsvektoren. Diejenigen zu beliebigem Impuls entstehen<br />
171
wie üblich aus denen zum Referenzimpuls k = n(1,0,0,1) durch eine Boosttransformation,<br />
die die Energie von ‖ ⃗ k‖ = n auf ‖⃗p‖ bringt:<br />
ε µ (p,s) = L(p) µ ν ε ν (k,s) . (3.214)<br />
Als Boostrichtung wählen wir jetzt die z-Achse. Anschließend drehen wir die<br />
z-Achse auf den gewünschten Impuls ⃗p; diese Drehung nennen wir R(p). Nun<br />
wirkt aber ein Boost in z-Richtung nur auf die 0- und die 3-Komponente,<br />
und diese verschwinden bei den von uns gewählten Vektoren ε µ (k,s). Also<br />
gilt<br />
ε µ (p,s) = R(p) µ ν ε ν (k,s) .<br />
Daraus folgt sofort<br />
ε 0 (p,s) = 0<br />
p i ε i (p,s) = 0 ,<br />
letzteres, weil ⃗ k·⃗ε(k,s) = 0 und das Dreier-Skalarprodukt Rotationsinvariant<br />
ist. Die Polarisationssumme ergibt<br />
( )<br />
∑<br />
0 0<br />
ε µ (p,s)ε ν∗ (p,s) =<br />
0 δ ij − pi p j , (3.215)<br />
‖⃗p‖ 2<br />
s=±1<br />
was man folgen<strong>der</strong>weise erhält: Die Polarisationssumme wurde durch Anwendung<br />
<strong>der</strong> Rotation R(p) definiert und verhält sich deswegen tensoriell,<br />
das bedeutet, sie kann nur aus dem Rotationsinvarianten Tensor δ ij und<br />
einem Tensor zweiter Stufe, <strong>der</strong> aus ⃗p gebildet wird, bestehen; eventuelle<br />
Vorfaktoren können höchstens vom invarianten Betrag von ⃗p abhängen.<br />
Damit ist <strong>der</strong> Ansatz<br />
∑<br />
s=±1<br />
ε i (p,s)ε j∗ (p,s) = A(‖⃗p‖ 2 )δ ij + B(‖⃗p‖ 2 ) pi p j<br />
‖⃗p‖ 2 (3.216)<br />
gerechtfertigt. Aus <strong>der</strong> Normierung ⃗ε(p,s) ·⃗ε(p,s) ∗ = 1 und <strong>der</strong> Transversalität<br />
⃗p · ⃗ε(p,s) = 0 folgen für die Koeffizienten A und B die Bestimmungsgleichungen<br />
2 = 3A(⃗p 2 ) + B(⃗p 2 )<br />
0 = A(⃗p 2 ) + B(⃗p 2 ) ,<br />
die die Lösung<br />
besitzen.<br />
A(⃗p 2 ) = −B(⃗p 2 ) = 1<br />
172
Feldgleichungen. Das oben definierte Vektorfeld genügt den Maxwell-<br />
Gleichungen im Vakuum und <strong>der</strong> Coulomb-Eichbedingung:<br />
∂ 2 A µ (x) = 0<br />
A 0 (x) = 0<br />
∇ i A i (x) = 0 .<br />
Die letzten beiden Gleichungen sind offensichtlich nicht kovariant, was auch<br />
für die Polarisationssumme gilt.<br />
Um die Nicht-Kovarianz genauer zu fassen, berechnen wir die Transformation<br />
von ε µ (p,s) unter einer Wigner-Rotation (Seite 168):<br />
W µ ν ε ν (p,s)<br />
= S(α,β) µ ρR(Θ) ρ ν ε ν (k,s)<br />
= e −iΘs S(α,β) µ ρ ε ρ (k,s)<br />
⎛<br />
= e −iΘs ⎜<br />
⎝<br />
1 + ξ −α −β ξ<br />
−α 1 0 α<br />
−β 0 1 β<br />
ξ<br />
= e −iΘs (∓√ 1<br />
) ⎜<br />
2<br />
⎝<br />
−α −β 1 − ξ<br />
⎛ ⎞<br />
−α ∓ iβ<br />
1<br />
±i<br />
−α ∓ iβ<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠ (∓ √ 1 )<br />
2<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
0<br />
1<br />
±i<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(<br />
⎟<br />
⎠ = e−iΘs ε µ (k,s) ± α √ ± iβ )<br />
k µ<br />
2n<br />
Für eine beliebige Lorentztransformation erhält man nach Seite 90<br />
Λ µ ν ε ν (p,s) = L(Λp)W(α,β,Θ)L(p) −1 ε(p,s)<br />
} {{ }<br />
= L(Λp) µ ν<br />
=ε(k,s)<br />
(<br />
e −iΘs (ε ν (k,s) ± α √ ± iβ )<br />
k ν )<br />
2n<br />
= e −iΘs ε µ (p,s) − λ(p,Λ)(Λp) µ<br />
wobei die Funktion λ über α, β und Θ von <strong>der</strong> Lorentztransformation Λ und<br />
dem Impuls p abhängt.<br />
Jetzt können wir das Transformationsgesetz des masselosen Vektorfeld-<br />
.<br />
173
operators ausrechnen. Nach Seite 126 gilt<br />
U(Λ)A µ (x)U(Λ) −1<br />
= ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p (<br />
e −ipx<br />
(2π) 3 2p 0 ε µ (p,s)e iΘs a(Λp,s)<br />
s<br />
)<br />
+ e ipx ε µ∗ (p,s)e −iΘs a † (Λp,s)<br />
,<br />
was wir durch die Substitution p ′ = Λp und Umbenennung p ′ → p auf die<br />
Form<br />
174
... = ∑ s<br />
∫<br />
d 3 ⃗p (<br />
e −ip·Λx<br />
(2π) 3 2p 0 e iΘs ε µ (Λ −1 p,s)a(p,s)<br />
)<br />
+ e ip·Λx e −iΘs ε µ∗ (Λ −1 p,s)a † (p,s)<br />
bringen. An dieser Stelle verwenden wir das soeben hergeleitete Transformationsgesetz<br />
<strong>der</strong> Polarisationsvektoren, wobei zu beachten ist, das Θ beim<br />
Übergang zur inversen Transformation das Vorzeichen wechselt. Das kürzt<br />
die Phasenfaktoren exp(±iΘs):<br />
... = ∑ s<br />
∫<br />
d 3 ⃗p (<br />
e<br />
−ip·Λx [<br />
(2π) 3 2p 0 (Λ −1 ) µ νε ν (p,s) + λ(p,Λ)(Λ −1 p) µ] a(p,s)<br />
+ e ip·Λx [ (Λ −1 ) µ νε ν∗ (p,s) + λ(p,Λ) ∗ (Λ −1 p) µ] )<br />
a † (p,s)<br />
= (Λ −1 ) µ ν A ν (Λx)<br />
+ ∑ ∫<br />
d 3 ⃗p<br />
(<br />
)<br />
(2π) 3 2p 0 e −ipx λ(p,Λ)p µ a(p,s) + e ipx λ ∗ (p,Λ)a † (p,s)<br />
s<br />
= (Λ −1 ) µ ν A ν (Λx) +<br />
} {{ }<br />
∂ µ ˜λ(x,Λ)<br />
} {{ }<br />
kovariant nicht kovariant<br />
˜λ(x,Λ) definieren wir durch die Zeile darüber. Damit ist gezeigt, daß ein masseloses<br />
Vektorfeld bei einer Lorentztransformation einen nicht-kovarianten<br />
Term aufnimmt: Das Transformationsgesetz ist nicht mehr linear 18 .<br />
Die Nicht-Kovarianz hat jedoch keine Auswirkungen, wenn die Wechselwirkung<br />
über einen erhaltenen Strom konstruiert wird:<br />
H(x) = j µ (x)A µ (x) mit ∂ µ j µ (x) = 0<br />
Dann ist <strong>der</strong> physikalisch relevante Wechselwirkungsterm für den Hamiltonoperator<br />
∫ d 4 x H(x) Lorentz-invariant:<br />
∫<br />
d 4 x j µ A µ<br />
∫<br />
−→ d 4 x [ Λ −1 µ ρ j ρ (Λx) ] [ Λ −1µ νA ν (xx) + ∂ µ˜λ(Λx,Λ) ]<br />
=<br />
=<br />
∫<br />
∫<br />
.<br />
d 4 x<br />
(j µ (Λx)A µ (Λx) + Λ −1 µ ρ j ρ (x)∂ µ˜λ(Λx,Λ) )<br />
d 4 x<br />
(j µ (x)A µ (x) + j µ (x)∂ µ˜λ(x,Λ) )<br />
18 son<strong>der</strong>n affin, weil es wie eine affine Funktion aussieht<br />
.<br />
175
Wenn die <strong>Fel<strong>der</strong></strong> im Unendlichen schnell genug verschwinden, dürfen wir<br />
partiel integrieren und erhalten die alte Form zurück:<br />
∫<br />
... = d 4 x j µ A µ .<br />
Man kann dies auch so ausdrüken: Die Theorie muß nicht nur Lorentz-,<br />
son<strong>der</strong>n zusätzlich unter ”Eichtransformationen”<br />
A µ (x) → A µ (x) + ∂ µ λ(x) .<br />
invariant sein.<br />
Wir erkennen den Grund für Eichsymmetrien: Sie gestatten den Einbau<br />
masseloser ”Vektorfel<strong>der</strong>”<strong>der</strong> Helizität ±1 in kovariante Theorien. Die Natur<br />
hat von dieser Möglichkeit vielfältig Gebrauch gemacht, insbeson<strong>der</strong>e von-<br />
Verallgemeinerungen solcher Symmetrien auf innere Freiheitsgrade wie zum<br />
Beispiel die ”Farbe”. Die Farbsymmetrie erfor<strong>der</strong>t die Existenz <strong>der</strong> Gluonen.<br />
Bezüglich des Vektorfeldes stellen wir fest, daß die aus A µ (x) gebildete<br />
Größe<br />
F µν (x) = ∂ µ A ν (x) − ∂ ν A µ (x)<br />
<strong>der</strong> antisymmetrische Feldstärketensor, eichinvariant ist: <strong>der</strong> inhomogene<br />
Term ∂ µ˜λ(x) fällt heraus, Fµν ist ein echter Lorentz-Tensor. Dies entspricht<br />
<strong>der</strong> Tatsache, daß man gemäß Seite 125 aus <strong>der</strong> (1,0) ⊕ (0,1)-Darstellung<br />
<strong>Fel<strong>der</strong></strong> für masselose Teilchen <strong>der</strong> Helizität ±1 konstruieren kann, ohne in<br />
Konflikt mit <strong>der</strong> Lorentz-Kovarianz zu gelangen.<br />
176