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Vortragsfolien - KIT

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Mit Elektronenmikroskopie die Nanowelt<br />

erkunden<br />

Dagmar Gerthsen<br />

Laboratorium für Elektronenmikroskopie, Karlsruher Institut für Technologie (<strong>KIT</strong>)<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>)<br />

www.lem.kit.edu


Auflösung in der Mikroskopie<br />

Größe von Objekten<br />

- Kleine Insekten < 1 mm<br />

- Biologische Zellen < 20 µm<br />

- Bakterien < 1 µm<br />

- Zellmembranen » 10 nm<br />

- Atome » 0,1 nm<br />

Auflösung<br />

- Auge ~ 0,1 mm<br />

- Konventionelle Lichtmikroskopie ~ 0,2 µm<br />

- „Superresolution“ Lichtmikroskopie ~ 20 nm<br />

- Rasterelektronenmikroskop ~ 1,0 nm<br />

- Transmissionselektronenmikroskop ~ 0,05 nm<br />

Abbe‘sche Gleichung für minimalen Abstand getrennt auflösbarer benachbarter<br />

Bildpunkte<br />

λ: Wellenlänge<br />

n: Bechungsindex<br />

a: Aperturwinkel der Linse<br />

0.61 λ<br />

d= »l<br />

nsin<br />

α<br />

Wellenlängen λ:<br />

- grünes Licht ~ 500 nm<br />

- Ultraviolett (UV) < 250 nm<br />

- Röntgenstrahlung < 0,1 nm<br />

- Elektronen (20 keV) ~ 10 pm<br />

- Elektronen (200 keV) ~ 2,5 pm<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 2


Licht- und Materiewellen<br />

Basis der Verbesserung des Auflösungsvermögens: Welle-Teilchen Dualismus<br />

Impuls und kinetische Energie<br />

(de<br />

eines<br />

Bro 1924)<br />

im Vakuum mit der Spannung U beschleunigten Elektrons<br />

r h<br />

p<br />

2<br />

p =<br />

l<br />

h<br />

eU = p = 2eUm<br />

l =<br />

2 m<br />

2eUm<br />

m, e: Elektronenmasse, Elektronenladung<br />

p: Impuls<br />

l: Wellenlänge<br />

U. Beschleunigungsspannung<br />

h: Planck´sche Konstante 1.05x10 -34 Nms (6.5x10 -16 eVs)<br />

Wellenlänge in pm (10 -12 m) Elektronenenergie in keV<br />

38,8 1<br />

12,2 10<br />

8,6 20<br />

7,0 30<br />

3,7 100<br />

2,5 200<br />

Rasterelektronenmikroskopie<br />

Transmissionselektronenmikroskopie<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>)<br />

3


Nobelpreis für Physik 1986<br />

Transmissionselektronenmikroskop<br />

1933 (Nachbau)<br />

Ernst Ruska<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>)<br />

4


Rasterelektronenmikroskopie (REM)<br />

Zecke<br />

Oberflächentopographie<br />

kleiner Objekte<br />

Kieselalge<br />

J. Hawecker<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 5


Das Rasterelektronenmikroskop<br />

• Typische Elektronenenergien wählbar<br />

zwischen 1 – 30 keV<br />

• Elektronenlinsen: magnetische<br />

Felder<br />

• Erzeugung eines gebündelten Elektronenstrahls<br />

auf der Probenoberfläche<br />

• Probenoberfläche wird „abgerastert“<br />

(Rastergenerator, Ablenkspulen)<br />

• Wechselwirkung zwischen Probe und<br />

Strahlelektronen<br />

Emission von Elektronen<br />

aus der Probe<br />

Image<br />

Process.<br />

• Detektion der emittierten Elektronen<br />

(Detektor, Verstärker) Ladung<br />

• zur Abrasterung der Probenoberfläche<br />

synchrone Darstellung der Ladung auf<br />

einem Bildschirm<br />

Kein abbildendes Linsensystem<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>)<br />

6


Rasterelektronenmikroskopie<br />

Kosten:<br />

100 000 bis<br />

800 000 €<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>)


Magnetische Elektronenlinsen<br />

Elektron mit Geschwindigkeit v<br />

im Magnetfeld B:<br />

Lorenzkraft<br />

r<br />

F =-e<br />

r<br />

( v ´ B)<br />

• Bewegung der Elektronen auf Spiralbahnen<br />

• Elektronenlinsen haben schlechte optische Eigenschaften: starke Öffnungsfehler,<br />

Farbfehler, ….<br />

Begrenzung des Auflösungsvermögens auf bestenfalls 0,05·10 -9 m trotz kleiner<br />

Wellenlänge im Bereich von Pikometern (10 -12 m)<br />

• Im Rasterelektronenmikroskop: Fokussierung des Elektronenstrahls auf Durchmesser<br />

von bestenfalls 0,3 nm<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 8


Bilderzeugung und Vergrößerung<br />

Intensität I(i,j)<br />

I(<br />

Monitor<br />

Ladung Q(i,j)<br />

Probe<br />

L<br />

Vergrößerung<br />

V =<br />

L<br />

l<br />

l<br />

• Elektronenstrahl rastert Pixel-für-Pixel über die Probenoberfläche<br />

• Einsammeln von Elektronen (Detektor), die von der Probe emittiert werden,<br />

über Verweildauer des Strahls auf dem Pixel Q(i,j)<br />

• Lokale Bildintensität I(i,j) durch Ladung Q(i,j)<br />

kleine Ladung dunkles Pixel<br />

hohe Ladung helles Pixel<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 9


Probenpräparation für REM<br />

Anforderungen<br />

1. Elektrisch leitende Probenoberfläche<br />

Aufbringen (Sputtern, Aufdampfen) einer dünnen C- oder Pt-Schicht bei elektrisch<br />

isolierenden Proben<br />

2. Trockene Proben, da Hochvakuum in der Mikroskopkammer<br />

Biologische Objekte müssen getrocknet werden ohne Veränderung<br />

der Objektstruktur<br />

komplexe Prozedur<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 10


Bilderzeugung<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 11


Hohe Schärfentiefe<br />

P. Pfundstein<br />

(Laboratorium für Elektronenmikroskopie)<br />

Kleiner Öffnungswinkel des Elektronenstrahls<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 12


Wechselwirkung zwischen Probe und Elektronen<br />

Primärelektronenenergie E 0 (typisch 10 keV)<br />

Primärelektronenstrahl<br />

RE<br />

Emittierte<br />

SE<br />

RE<br />

RE<br />

Probenoberfläche<br />

„Absorbierte“<br />

SE<br />

Goodhews, Humphreys, Beanland,<br />

„Electron Microscopy and Analysis“, Fig. 5.7a<br />

• Primärelektronen werden in der Probe gestreut: Streuprozesse mit Atomkernen und<br />

Elektronen der Probe<br />

Sekundärelektronen (SE) mit geringer kinetischer Energie E< 50 eV<br />

Rückstreuelektronen (RE) mit höherer kinetischen Energie 50 eV £ E £ E 0<br />

• Emission von SE nur, wenn SE in der Nähe der Probenoberfläche entstehen<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 13


Wechselwirkung zwischen Probe und Elektronen<br />

Probenoberfläche<br />

Primärelektronenstrahl<br />

Röntgenstrahlung<br />

Maximale Eindringtiefe<br />

der Primärelektronen<br />

Maximale Austrittstiefe SE<br />

~ 1 - 10 nm<br />

Maximale Austrittstiefe RE<br />

~ 0.3 maximale Eindringtiefe<br />

• Wechselwirkungsvolumen:<br />

Einhüllendes Volumen der<br />

Elektronenbahnen<br />

• Eindringtiefen zwischen 100 nm<br />

und mehreren mm abhängig von<br />

- Dichte, mittlere Ordnungszahl<br />

des Probenmaterials<br />

- Primärelektronenenergie E 0<br />

• Hochauflösende REM nur mit<br />

Sekundärelektronen, die nahe der<br />

Oberfläche erzeugt werden<br />

• Chemische Analyse durch Analyse<br />

der charakteristischen<br />

Röntgenstrahlung, die von den<br />

Elektronen erzeugt wird<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 14


Abbildung mit Sekundärelektronen<br />

Kontrast bestimmt durch<br />

- räumliche Anordnung des Detektors in Relation zum Objekt<br />

- lokale Neigung der Probenoberfläche zur Richtung des Primärelektronenstrahls<br />

Topographiekontrast<br />

Primärelektronen<br />

SE<br />

Detektor<br />

RE<br />

+V bias<br />

1 mm<br />

Volker Zibat (LEM)<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 15


Wechselwirkung zwischen Probe und Elektronen<br />

Primärelektronen<br />

SE<br />

Probenoberfläche<br />

RE<br />

Anzahl der Rückstreu- und Sekundärelektronen nimmt zu mit zunehmender Neigung<br />

der Probenoberfläche in Relation zum Primärelektronenstrahl<br />

höhere Bildhelligkeit für stark geneigte Oberflächen<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 16


Abbildung mit Rückstreuelektronen<br />

Kontrast bestimmt durch<br />

- lokale Neigung der Probenoberfläche zur Richtung des Primärelektronenstrahls<br />

- räumliche Anordnung des Detektors in Relation zum Objekt<br />

- Ordnungszahl des Probenmaterials<br />

Topographiekontrast<br />

Materialkontrast<br />

Primärelektronen<br />

Detektor<br />

SE<br />

RE<br />

-V bias<br />

1 mm<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 17


SE und RE Abbildung<br />

SE Abbildung<br />

RE Abbildung<br />

Pt<br />

Pt<br />

a)<br />

P. Brenner, H. Blank (Laboratorium für Elektronenmikroskopie, <strong>KIT</strong>)<br />

1 mm 1 mm<br />

b)<br />

HT-19 Darmkarzinomzellen nach Inkubation mit Pt-Nanoteilchen<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 18<br />

Pt


Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)<br />

Oberer Teil der<br />

Mikroskopsäule des<br />

FEI Titan 3 80-300<br />

Philips CM200<br />

Auflösungsvermögen<br />

0,24 nm<br />

FEI Titan 3 80-300<br />

Auflösungsvermögen 0,07 nm<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 19


Transmissionselektronenmikroskopie<br />

Ni 2 O Nanoteilchen<br />

Polykristalline SrTiO 3 Keramik<br />

R. Popescu (LEM)<br />

C. Feldmann (Institut für Anorganische Chemie)<br />

Maximale Probendicke 1 mm<br />

Information über „Probenvolumen“<br />

Oft keine intuitive Kontrastinterpretation!<br />

Simon Kraschewski (LEM)<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 20


Transmissionselektronenmikroskopie<br />

Platin Cluster und einzelne Platin Atome auf einem dünnen Kohlenstofffilm<br />

R. Schneider (LEM)<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 21


Zusammenfassung<br />

Rasterelektronenmikroskopie: Oberflächentopographie und Materialkontrast<br />

• Bilderzeugung ohne abbildendes Linsensystem<br />

• Intuitive Kontrastinterpretation<br />

• Abbildung großer Objekte mit hoher Schärfentiefe<br />

• Abbildung der Oberflächentopographie mit Sekundärelektronen<br />

mit Auflösung bis in den Bereich von 1 nm<br />

• Materialkontrast bei der Abbildung mit Rückstreuelektronen<br />

Transmissionselektronenmikroskopie: Volumeninformation über dünne Probe<br />

• Häufig keine intuitive Kontrastinterpretation<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 22


Literatur<br />

Rasterelektronenmikroskopie<br />

John J. Bozzola, Lonnie D. Russel, Electron Microscopy, Johns and Bartlett Publishers 1998,<br />

(electron microscopy for biology and medicine)<br />

Ludwig Reimer, Scanning Electron Microscopy, Springer Verlag, 1985, (Textbook on SEM for physicists)<br />

Peter Fritz Schmidt, Praxis der Rasterelektronenmikroskopie und Mikrobereichsanalyse, Expert Verlag,<br />

1994<br />

P.J. Goodhews, F.J. Humphreys, R. Beanland, Electron Microscopy and Analysis, 3rd edition, Taylor and<br />

Francis 2000 (simple introduction to electron microscopy)<br />

Graham Lawes, Scanning Electron Microscopy and X-Ray Microanalysis, Wiley 1987<br />

Oliver Wells (Editor), Scanning Electron Microscopy, McGraw-Hill 1974<br />

Joseph I. Goldstein, Harvey Yakowitz, Practical Scanning Electron Microscopy, Plenum Press 1975<br />

Analytische Techniken<br />

David B. Williams, C. Barry Carter, Transmission Electron Microscopy, Part IV Spectrometry, Plenum<br />

Press, 2nd edition 2009<br />

M.H. Loretto, Electron Beam Analysis of Materials, Chapman and Hall, 1984<br />

S.J.B. Reed, Electron Microprobe Analysis and Scanning Electron Microscopy in Geology, Cambridge<br />

University Press 1996<br />

D. Gerthsen (LEM, <strong>KIT</strong>) 23

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