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Das Rasterkraftmikroskop - KIT

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Versuchsanleitung für F-Praktikum Lehramt<br />

<strong>Das</strong> <strong>Rasterkraftmikroskop</strong><br />

Abbildung 1: Messen mit dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong><br />

erstellt von<br />

Daniela Feigl<br />

Karlsruhe, den 30. November 2012


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Physikalischer Hintergrund 2<br />

1.1 Funktion des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.2 Cantilever . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.3 Wechselwirkung zwischen Probenoberäche und Spitze . . . . . . . . . . 3<br />

1.4 Messmodi des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

1.5 Kraft-Abstands-Kurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.6 Aufnahme der Oberächenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2 Aufbau des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s 10<br />

2.1 Positionier- und Steuereinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2 Messeinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3 Proben 12<br />

3.1 Kalibrierprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.2 CD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.3 DVD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.4 Aluminiumfolie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.5 Hautquerschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.6 Chip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.7 Weitere Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

4 Versuchsdurchführung 15<br />

4.1 Topograe-Aufnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

4.2 Kraft-Abstands-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

5 Auswertung 17<br />

5.1 Topograe-Aufnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

5.2 Kraft-Abstands-Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

A Datenblatt<br />

Literatur<br />

IV<br />

V


Wichtige Hinweise<br />

<strong>Das</strong> <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> mit seinen einzelnen Komponenten ist sehr empndlich. Bitte<br />

gehen Sie sorgfältig und vorsichtig mit den Geräten um und beachten Sie die folgenden<br />

Hinweise.<br />

ˆ Die Proben des sample kit dürfen keinesfalls mit den Fingern berührt werden.<br />

Dadurch kann es zu Verschmutzungen kommen, die die Oberäche der Probe zerstören.<br />

Verwenden Sie zur Entnahme der Proben aus dem Set das dazugehörige<br />

magnetische Werkzeug und eine Pinzette, um die Probe auf dem Glasträger zu<br />

befestigen.<br />

ˆ Legen Sie die Probe vorsichtig auf den Probentisch. Achten Sie darauf, dass Sie<br />

mit der Probe weder die Glasfaser noch den Cantilever berühren.<br />

ˆ Gehen Sie bei der Annäherung der Probe äuÿerst sorgfältig vor. Beachten Sie die<br />

vorgegebenen Schritte in der Bedienungsanleitung. Drehen Sie nur langsam an den<br />

Mikrometerschrauben. Wenn Sie den Probentisch zu weit annähern, kann dies zur<br />

Zerstörung der Spitze und zur Beschädigung der Glasfaser führen.<br />

ˆ Verhalten Sie sich während der Aufnahme einer Messung ruhig. Geräusche können<br />

die Messung erheblich stören.<br />

ˆ Der Tisch, auf dem das <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> steht, sollte während der Messung<br />

nicht berührt werden und es sollte generell vermieden werden gegen den Tisch zu<br />

stoÿen.<br />

ˆ Ist es notwendig, dass der Cantilever ausgetauscht werden muss, befolgen Sie die<br />

vorgegebenen Schritte in der Bedienungsanleitung. Achten Sie darauf, dass die<br />

Glasfaser nicht beschädigt wird.<br />

1


1 Physikalischer Hintergrund<br />

1.1 Funktion des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s<br />

<strong>Das</strong> <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> ist dem Bereich der Rastersondenmikroskope zuzuordnen.<br />

Diese haben ihren Ursprung in den Anfängen der 80er Jahre, als Binnig und Rohrer die<br />

Mikroskopie mit ihrer Erndung des Rastertunnelmikroskops revolutionierten. Die Entwicklung<br />

wurde 1986 mit der Verleihung des Nobelpreises in Physik ausgezeichnet und<br />

stellte den Beginn einer neuen Art von Mikroskopen dar. Diese wurden in den folgenden<br />

Jahrzehnten immer wieder weiterentwickelt und verbessert. <strong>Das</strong> <strong>Rasterkraftmikroskop</strong><br />

wurde als zweites Mikroskop dieser Familie von G. Binnig, C. Quate und C. Gerber [1]<br />

entwickelt.<br />

Rastermikroskope erstellen Aufnahmen der Topograe einer Probe, indem sie mit Hilfe<br />

einer Sonde die Oberäche untersuchen. An dieser Sonde bendet sich eine winzige Spitze,<br />

die den Kern des Mikroskops darstellt. Mit ihr wird die Oberäche der Probe Zeile<br />

für Zeile abgetastet. Die Struktur der Oberäche und die wirkenden atomaren Kräfte<br />

führen zur Auslenkung der Sonde, da die Spitze Berge und Täler durchläuft. Diese<br />

Auslenkung kann mit verschiedenen Methoden gemessen werden und führt zu einer<br />

Topograe-Aufnahme der Oberäche im Nanometerbereich.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> dient jedoch nicht nur zur Aufnahme der Topograe von<br />

verschiedenen Materialien im Nanometerbereich, sondern ndet seinen Einsatz auch<br />

als Werkzeug. Mit Hilfe des AFM ist es möglich, Oberächenstrukturen zu verändern.<br />

Des Weiteren wird es auch im Bereich der Kraftspektroskopie eingesetzt. Aufgrund dieser<br />

verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten bietet sich dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> ein<br />

groÿer Anwendungsbereich als Werkzeug in Forschung und Entwicklung. Dieser erstreckt<br />

sich vom Einsatz in der Industrie wie der Qualitätskontrolle von Halbleitern, Chips und<br />

optischen oder magnetischen Tonträgern bis hin zur Verwendung in der Biologie zur<br />

Untersuchung von lebenden Zellen oder der Beobachtung biologischer Prozesse.<br />

Aufgabe<br />

Welche Vorteile besitzt das <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> gegenüber dem Rastertunnelmikroskop?<br />

1.2 Cantilever<br />

Die Sonde des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s wird als Cantilever bezeichnet. Dabei handelt es<br />

sich um eine rechteckige oder v-förmige Blattfeder, die in der Regel aus Silizium oder<br />

Silizium-Nitrid besteht. An deren Unterseite bendet sich an einem Ende eine Spitze, die<br />

2


die Probenoberäche abtastet und mit dieser in Wechselwirkung tritt. Der Cantilever ist<br />

so an einem Chip angebracht, dass er sich bei einer auf ihn wirkenden Kraft horizontal<br />

verbiegen kann. Des Weiteren ist die Oberseite der Blattfeder mit einem reektierenden<br />

Material beschichtet, so dass eine optische Messung möglich ist.<br />

Bei der Annäherung der Probe an die Spitze treten Wechselwirkungen auf, die zu einer<br />

Verbiegung der Feder führen. Für diese Kraft ergibt sich nach dem Hooke'schen Gesetz<br />

−→ F = −k · −→ z (1)<br />

mit der Auslenkung z aus der Gleichgewichtslage und der Federkonstanten k des Cantilevers.<br />

[4] Letztere ist im Datenblatt (siehe Anhang A) mit 0,2 N angegeben. Nimmt<br />

m<br />

man eine Auslenkung von 1µm an, so beläuft sich die Kraft auf<br />

|F | = |−k · z| = 0,2µN (2)<br />

An diesem Beispiel wird deutlich, dass sich die auftretenden Kräfte in sehr kleinen Dimensionen<br />

benden und somit auftretende Schwankungen oder Störungen einen äuÿerst<br />

groÿen Einuss auf die Messung haben.<br />

Aufgabe<br />

Welche Anforderungen muss ein Cantilever erfüllen?<br />

1.3 Wechselwirkung zwischen Probenoberäche und Spitze<br />

Für die Funktion des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s ist die Wechselwirkung zwischen der Probenoberäche<br />

und der Spitze des Cantilevers ausschlaggebend. Diese setzt sich aus einer<br />

Vielzahl an Kräften zusammen und wird aufgrund ihrer Wirkung in Abhängigkeit vom<br />

Abstand Spitze-Oberäche unterteilt. Zu den kurzreichweitigen Kräften zählen solche,<br />

die ausschlieÿlich auf einer Entfernung von unter 1nm wirken. Die Kräfte, deren Reichweite<br />

zwischen 1nm und 100nm liegt, bezeichnet man als langreichweitig. Zu diesen<br />

zählen unter anderem die Van-der-Waals-, die elektrostatischen und die Kapillarkräfte.<br />

Für die Art der auftretenden Wechselwirkung sind verschiedene Faktoren verantwortlich,<br />

darunter fallen der Abstand zwischen Probenoberäche und Cantileverspitze, die<br />

umgebende Atmosphäre (Vakuum, Luft, Flüssigkeiten) und das verwendete Material<br />

der Probe sowie der Cantileverspitze. [7]<br />

Aufgabe<br />

Geben Sie einen kurzen Überblick über die zwischen Probenoberäche und Cantilever-<br />

Spitze auftretenden repulsiven und attraktiven Kräfte. Diskutieren Sie in diesem Zusammenhang<br />

auch das Lennard-Jones-Potential.<br />

3


1.4 Messmodi des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s<br />

Grundsätzlich beruhen alle Messmodi auf der Wechselwirkung zwischen Cantileverspitze<br />

und Probenoberäche (vgl. Abbildung 4). Allgemein unterscheidet man den Kontaktund<br />

den dynamischen Modus, die nochmals in je zwei weitere Messmodi unterteilt<br />

werden können. Die Topograe-Aufnahme ergibt sich bei fast allen Modi durch die<br />

z-Position der Probe, die über eine Rückkopplungselektronik des detektierten Signals<br />

gesteuert wird.<br />

1.4.1 Contact mode<br />

Die einfachste Messmethode ist der Kontakt-Modus. Bei diesem bleiben die Probenober-<br />

äche und die Spitze des Cantilevers während der gesamten Messung in Kontakt. Daraus<br />

ergibt sich, dass im Fall des Kontakt-Modus im Bereich der repulsiven Kräfte gearbeitet<br />

wird, welche zu einer Verbiegung des Cantilevers führen. Dies kann sich in manchen Fällen<br />

als nachteilig erweisen. Aufgrund der starken wirkenden Kräfte, die in diesem Bereich<br />

anzutreen sind, können Verformungen, Beschädigungen oder Zerstörungen der Probe<br />

bzw. der Cantileverspitze nicht ausgeschlossen werden. Des Weiteren wird in diesem Modus<br />

das Auösungsvermögen durch den Kontaktbereich zwischen Probenoberäche und<br />

Spitze begrenzt, was eine atomare Auösung nicht möglich macht. Im Kontakt-Modus<br />

kann man zwei verschiedene Messmethoden unterscheiden - den constant force mode<br />

und den constant height mode.<br />

Abbildung 2: Funktionsprinzip des constant force mode<br />

Der constant force mode funktioniert mit Hilfe eines Rückkopplungsmechanismus, der<br />

die Auslenkung des Cantilevers und somit die Kraft auf diesen konstant hält. Dies erfolgt<br />

durch die Detektion der Auslenkung des Cantilevers und der daraus resultierenden<br />

Nachregelung der Probenhöhe. <strong>Das</strong> Regelsignal wird aufgezeichnet und ergibt als Funk-<br />

4


tion der (x,y)-Koordinaten die Topograe-Aufnahme. <strong>Das</strong> Funktionsprinzip des constant<br />

force mode ist in Abbildung 2 dargestellt. Der constant force mode erlaubt es, Proben<br />

mit tieferen Oberächenstrukturen zu untersuchen. Ein Kontaktverlust oder eine Beschädigung<br />

der Probe oder Spitze wird eingeschränkt, da die Kraft, welche auf den<br />

Cantilever einwirkt, konstant ist.<br />

Der constant height mode stellt die einfachste Messmethode dar, da er keine Rückkopplungselektronik<br />

benötigt. Wie der Name schon besagt, wird die Messung bei einer<br />

konstanten Höhe durchgeführt. <strong>Das</strong> bedeutet, dass sich der Abstand zwischen Cantilever<br />

und Probentisch nicht verändert. Der Cantilever wird beim Rastern je nach Verlauf der<br />

Oberächenstruktur unterschiedich stark verbogen (siehe Abbildung 3). Diese Auslenkung<br />

wird detektiert und in eine Topograe-Aufnahme umgewandelt. Der Modus kann<br />

nur bei achen Proben verwendet werden. Tiefere Strukturen können zu Kontaktverlust<br />

oder zu einer Beschädigung oder Verformung der Spitze oder der Probe führen. [2]<br />

Abbildung 3: Funktionsprinzip des constant height mode<br />

1.4.2 Dynamische Modi<br />

Bei den beiden dynamischen Messmodi wird die Cantileverspitze zu Schwingungen angeregt.<br />

Man unterscheidet dabei den tapping mode (auch intermittent mode) und den<br />

non-contact mode. Die Messmethoden gestalten sich um einiges aufwändiger als die im<br />

Kontakt-Modus, weisen aber eine sehr geringe Beeinträchtigung der Probe bzw. der<br />

Spitze auf.<br />

Im tapping mode wird der Cantilever nahe seiner Resonanzfrequenz zu Schwingungen<br />

angeregt. Dabei berührt er immer wieder kurzzeitig die Probenoberäche, was eine Einschränkung<br />

der Schwingung und somit sowohl eine Veränderung der Amplitude als auch<br />

eine Phasenverschiebung zwischen Anregung und Cantileverschwingung nach sich zieht.<br />

Diese wird genutzt, um über eine Rückkopplung die Probenhöhe zu verändern und die<br />

5


Amplitude somit konstant zu halten. Wie auch bei der Messung im constant force mode<br />

wird das Regelsignal aufgezeichnet und zur Topograe-Aufnahme zusammengesetzt.<br />

Im non-contact mode wird der Cantilever zu einer Schwingung mit kleiner Amplitude<br />

angeregt. Die Spitze ist dabei so weit von der Probenoberäche entfernt, dass nur langreichweitige<br />

Kräfte wie die Van-der-Waals- oder elektrostatischen Kräfte auf sie wirken.<br />

Sie verursachen eine messbare Verschiebung der Frequenz der Schwingung bzw. eine<br />

Veränderung der Amplitude. Diese wird als Regelsignal verwendet, um die Position der<br />

Probe zu kontrollieren. Der non-contact mode führt zur höchsten Auösung, die mit dem<br />

<strong>Rasterkraftmikroskop</strong> erzielt werden kann. Eine entsprechende Messung muss jedoch im<br />

Vakuum durchgeführt werden, da die in Luft auftretenden Kapillarkräfte die Wirkung<br />

der van-der-Waals-Kräfte überlagern und somit eine Messung der Oberächenstruktur<br />

unterhalb des Wasserlms unmöglich machen würden. [2]<br />

Abbildung 4: Bereiche der Messmodi in Abhängigkeit vom Abstand r<br />

1.5 Kraft-Abstands-Kurven<br />

Neben der Topograe können <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>e auch Kraft-Abstands-Kurven aufnehmen.<br />

Diese sind ein wichtiges Werkzeug im Bereich vieler Wissenschaften wie beispielsweise<br />

der Biochemie oder der Biologie. [4] Aus den Kraft-Abstands-Kurven lassen<br />

sich Elastizitätsmoduln von verschiedenen Stoen, aber auch beispielsweise von mikrobischen<br />

Zellen bestimmen, wie Touhami et al. [14] gezeigt haben. Bei der Durchführung<br />

einer Kraft-Abstands-Messung wird die Probe mit Hilfe der piezoelektrischen Steuerung<br />

6


des Probentischs an die Spitze des Cantilevers angenähert und wieder zurückgezogen.<br />

Aufgrund der auftretenden Kräfte kommt es dabei zu einer Auslenkung des Cantilevers.<br />

Diese wird in Abhängigkeit vom Abstand gemessen.<br />

Abbildung 5: klassische Kraft-Abstands-Kurve<br />

Aufgabe<br />

Erklären Sie die wichtigsten Stellen einer klassischen Kraft-Abstands-Kurve (siehe<br />

Abbildung 5, Punkte 1-5).<br />

Aufgabe<br />

Was ist der Elastizitätsmodul? Wie kann man ihn mit Hilfe der Kraft-Abstands-Kurve<br />

berechnen?<br />

1.5.1 Adhäsion<br />

Der Begri der Adhäsion fasst viele Phänomene zusammen. In der vorliegenden Arbeit<br />

wird die Wirkung von Oberächenkräften auf die Spitze des Cantilevers, wenn dieser<br />

von der Probe zurückgezogen wird, als Adhäsion bezeichnet wie auch bei Mizes et al.<br />

[9] und Butt et al. [3]. <strong>Das</strong> bedeutet, dass die Adhäsionskraft der Kraft entspricht, die<br />

notwendig ist, um die Cantileverspitze von der Probenoberäche zu lösen. Allgemein<br />

ist die Adhäsionskraft eine Kombination aus elektrostatischen, van-der-Waals- und Kapillarkräften.<br />

Hinzu kommen Kräfte, die auf chemischen Bindungen oder Säure-Base-<br />

Wechselwirkungen beruhen. Die einzelnen Kräfte haben je nach Umgebung einen grö-<br />

7


ÿeren oder geringeren Einuss auf die auftretende Adhäsion. [3]<br />

Für die Beschreibung der Adhäsion gibt es verschiedene Modelle, welche auf unterschiedlichen<br />

Annahmen beruhen. Die wichtigsten, die diesem Versuch und dessen Auswertung<br />

zugrunde liegen, werden im Folgenden angeführt und kurz erläutert.<br />

Als Ausgangspunkt zur Beschreibung der Adhäsion dient eine Oberäche. Diese weist,<br />

auch wenn sie noch so glatt scheint, Unebenheiten auf, welche sich durch Erhebungen<br />

und Senken ergeben. Werden zwei Oberächen in Kontakt gebracht, so treen die<br />

Unebenheiten aufeinander. Dabei ist die eigentliche Kontaktäche zwischen den Materialien<br />

kleiner als die scheinbare, da nur die Erhebungen miteinander in Kontakt treten.<br />

Dazwischen benden sich Spalte aufgrund der Senken in der Oberäche. Die Adhäsion<br />

tritt nur zwischen den Erhebungen auf. Dabei kann im Folgenden zwischen Modellen<br />

unterschieden werden, die nur die Adhäsion bei einer Unebenheit betrachten (single<br />

asperity adhesion models) und denen, die die Gesamtheit aller Erhebungen miteinbeziehen<br />

(multi-asperity adhesion models). [11]<br />

Single asperity adhesion models<br />

Um zwei aufeinander treende Erhebungen zu beschreiben, wird in der Regel auf die<br />

klassische Kugel-Kugel- oder Kugel-Flächen-Annahme zurückgegrien. Die Modelle gehen<br />

dabei von zwei verschiedenen Methoden aus. Während das eine Konzept auf die<br />

van-der-Waals-Kräfte zurückgreift, beruht das andere auf der Kontaktmechanik. Letzteres<br />

beinhaltet die bekannteren Theorien von Hertz [6], Sneddon [13], Johnson-Kendall-<br />

Roberts (JKR) [8] und Derjaguin-Muller-Toporov (DMT) [5], wobei nur die ersten beiden<br />

Modelle für diesen Versuch benötigt werden.<br />

Die klassische Kontaktmechanik wurde in erster Linie von Heinrich Hertz [6] geprägt,<br />

auf dessen Ergebnis bis heute alle folgenden Modelle basieren. Hertz berücksichtigt in<br />

seinem Konzept weder die Oberächenkräfte noch die Adhäsion. Die Cantileverspitze<br />

kann im Hertzschen Modell als glatte elastische Kugel mit Radius R betrachtet werden,<br />

während die Probenoberäche eine ache unelastische Fläche darstellt. Hertz beschreibt<br />

die Verformung δ in Abhängigkeit vom Kontaktradius a:<br />

δ Hertz = a2<br />

R<br />

(3)<br />

Somit ergibt sich folgende Beziehung zwischen Kraft und Kontaktradius<br />

F Hertz = 4Ea3<br />

3R<br />

(4)<br />

wobei E den Youngschen Elastizitätsmodul bezeichnet. [11] <strong>Das</strong> Hertzsche Modell wird<br />

für Experimente mit dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> verwendet, wenn ausschlieÿlich geringe<br />

8


Oberächenkräfte wirken oder der Grenzfall von hohen Kräften gegeben ist. [4]<br />

Eine Erweiterung des Hertzschen Modells nahm Sneddon [13] vor. Er diskutiert den<br />

Fall, dass sich ein Stempel, der eine bestimmte Geometrie aufweist, in den elastischen<br />

Halbraum eindrückt. Dabei beschreibt er die Varianten Zylinder, Konus, Paraboloid<br />

und Kugel. Diese Betrachtung und deren Ergebnis nden heute noch in der Praxis<br />

Anwendung und werden auch in dieser Arbeit zugrunde gelegt.<br />

Multi-asperity adhesion models<br />

Da sich auf allen realen Oberächen Unregelmäÿigkeiten benden, treten nicht nur einzelne<br />

Unebenheiten miteinander in Kontakt, sondern eine groÿe Anzahl. Die Modelle für<br />

die Beschreibung der Adhäsion, die die Gesamtheit dieser Erhebungen berücksichtigen,<br />

lassen sich in ungekoppelte und gekoppelte Modelle unterteilen. Erstere gehen davon<br />

aus, dass sich die Adhäsionsbeiträge der einzelnen Unebenheiten addieren und summiert<br />

die gesamte Adhäsionskraft ergeben. Dabei wird von einer Unabhängigkeit der<br />

einzelnen benachbarten Erhebungen ausgegangen. Die gekoppelten Modelle, von denen<br />

es nur wenige gibt, betrachten die Oberäche und deren Unregelmäÿigkeiten in ihrer<br />

Gesamtheit, was komplexe mathematische Beschreibungen nach sich zieht. [11]<br />

1.6 Aufnahme der Oberächenstruktur<br />

<strong>Das</strong> bildgebende Verfahren der <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>ie beruht auf der Verbiegung des<br />

Cantilevers. Diese kann auf verschiedene Arten gemessen werden. Zu den vier bekanntesten<br />

Methoden zählt die bereits von Binnig, Quate und Gerber verwendete Messung<br />

über den Tunneleekt. Hinzu kommen die beiden optischen Möglichkeiten laser beam<br />

deection und Interferenz-Methode, die im Praktikum eingesetzt wird. Auÿerdem gibt<br />

es die Kapazitäts-Methode.<br />

Aufgabe<br />

Erklären Sie kurz die vier Methoden. Gehen Sie dabei auf Vor- und Nachteile ein.<br />

9


2 Aufbau des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s<br />

Abbildung 6 zeigt den schematischen Aufbau des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s. Dieser gliedert<br />

sich in die Messeinheit, die im oberen Bereich zu sehen ist, die Positioniereinheit rechts<br />

und die Steuereinheit links unten. [12]<br />

Abbildung 6: schematischer Aufbau des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s [12]<br />

2.1 Positionier- und Steuereinheit<br />

Der Positioniertisch und die Controller bilden zusammen die Positioniereinheit. Der<br />

Tisch ist mit einem verkippbaren Probenhalter versehen. Mit diesem ist es möglich, die<br />

Verkippung der Probe auszugleichen. Des Weiteren kann der Tisch mittels der angebrachten<br />

Mikrometerschrauben um maximal 4mm in alle drei Raumrichtungen bewegt<br />

werden. Diese weisen sowohl eine Grob- als auch eine Feinjustierung auf, welche die genaue<br />

Positionierung der Probe ermöglicht. Hinzu kommen die Piezo-Elemente, die den<br />

Tisch um weitere 20µm in alle drei Richtungen bewegen können. Während der Messung<br />

erfolgt die Regelung der Position der Probe durch die Piezo-Aktuatoren, die von<br />

10


der Software gesteuert werden. Diese gibt entsprechend der gewählten Einstellungen die<br />

Schrittweite und somit die Anzahl der Messpunkte pro Zeile vor. [12]<br />

2.2 Messeinheit<br />

Die Messeinheit setzt sich zusammen aus Cantilever, Glasfaser, Laser (Wellenlänge:<br />

635nm), Faserkoppler und Fotodiode. Der Cantilever ist dafür ausgelegt im contact mode<br />

zu messen. Weitere Details zum Cantilever benden sich im angehängten Datenblatt<br />

(siehe Anhang A).<br />

Abbildung 7: schematischer Aufbau der Messeinheit [12]<br />

Abbildung 7 zeigt den schematischen Aufbau der Messeinheit. <strong>Das</strong> Laserlicht wird in<br />

einen 50 : 50 Faserkoppler eingekoppelt. 50% des Lichts gehen dabei in eine Faser mit<br />

freiem Ende über. Dort werden sie gestreut und tragen nicht weiter zur Messung bei. Die<br />

anderen 50% des Laserlichts werden durch eine Glasfaser in Richtung des Cantilevers<br />

geführt. Ein Teil dieses Laserlichts wird am Ende der Glasfaser reektiert. Der andere<br />

Teil trit auf den Cantilever und wird an diesem in die Faser zurückgeworfen. Dies hat<br />

zur Folge, dass die beiden reektierten Anteile des Laserlichts miteinander interferieren.<br />

Je nach Abstand zwischen Faser und Oberäche des Cantilevers verändert sich die Intensität<br />

des zurücklaufenden Laserlichts, das am Faserkoppler nochmals geteilt wird. Dabei<br />

wird die Hälfte zur Fotodiode geleitet, die die ankommende Intensität des Lichts ermittelt<br />

und an die Digital-Analog-Karte angeschlossen ist. Letztere wandelt das Signal der<br />

Fotodiode in ein digitales Signal um, das von der Messsoftware weiterverarbeitet wird.<br />

[12]<br />

11


3 Proben<br />

In den folgenden Abschnitten erhalten Sie einen kleinen Überblick und Hinweise zu den<br />

Proben, deren Oberächenstruktur im Praktikum mit Hilfe des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s<br />

untersucht werden kann.<br />

3.1 Kalibrierprobe<br />

Die Kalibrierprobe wurde aus Silizium hergestellt und besitzt einen Messbereich von einem<br />

Quadratmillimeter. Innerhalb dieses Feldes benden sich verschiedene Strukturen<br />

wie Kreise, Bahnen und Rechtecke, die sowohl als Erhöhungen als auch als Vertiefungen<br />

vorliegen. Weiter besitzt die Probe eine Höhe von 100nm und eine reektierende Oberseite,<br />

welche die Annäherung der Probe an die Spitze erleichtert. Die Kalibrierprobe soll<br />

Ihnen in erster Linie dazu dienen, sowohl den Messvorgang als auch die Bedienung der<br />

Software kennenzulernen und einige auftretende Schwierigkeiten bereits zu Beginn des<br />

Versuchs zu erkennen und mit dem Betreuer zu diskutieren.<br />

3.2 CD<br />

Die compact disk (kurz: CD) dient vorwiegend der Datenspeicherung. In der Industrie<br />

werden <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>e zur Qualitätskontrolle bei CDs, DVDs und Festplatten<br />

eingesetzt. Sie haben den Vorteil, dass sie sowohl bei Höhenmessungen als auch bei<br />

Magnetfeldaufnahmen ein hohes Auösungsvermögen mit sich bringen. Die Gröÿe der<br />

Strukturen auf der CD ist eindeutig festgelegt. Diese müssen immer wieder überprüft<br />

werden, was mit der Oberächentopograe des AFMs sehr gut möglich ist.<br />

Für die Aufnahme der CD gibt es einerseits eine vorgefertigte Probe. Bei dieser handelt<br />

es sich um einen Ausschnitt eines CD-Stampers, welcher als Pressform für die Herstellung<br />

von CDs verwendet wird. Andererseits ist es an dieser Stelle auch möglich, selbst eine<br />

Probe herzustellen. Aus bereits beschädigten CDs können kleine Proben ausgeschnitten<br />

und anschlieÿend mit dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> untersucht werden.<br />

Aufgabe<br />

Wie werden CDs hergestellt? Geben Sie einen kurzen Überblick.<br />

3.3 DVD<br />

Die Digital Video Disc (kurz: DVD) verfügt im Vergleich zur CD über eine deutlich<br />

höhere Speicherkapazität. Die Qualitätskontrolle erfolgt aus den gleichen Gründen wie<br />

bei der CD mit Hilfe von <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>en.<br />

12


Für die Untersuchung der Oberächenstruktur einer DVD muss zunächst eine Probe im<br />

Praktikum hergestellt werden. Die bereits vorliegenden selbst erstellten Proben reagieren<br />

bereits nach einigen Tagen mit der Luft und sind aus diesem Grund für einen längeren<br />

Gebrauch nicht geeignet, da wichtige Informationen verloren gehen.<br />

Aufgabe<br />

Wie werden DVDs hergestellt? Wie unterscheiden sich CD und DVD?<br />

3.4 Aluminiumfolie<br />

Bei der Aluminiumfolie handelt es sich um ein Haushaltsprodukt, das einem fast täglich<br />

begegnet. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Aluminiumfolie zwei verschiedene<br />

Seiten besitzt: eine matte und eine glänzende. Wie die Oberächenbeschaenheit der<br />

Folie aussieht und ob es einen mikroskopischen Unterschied zwischen den beiden Seiten<br />

gibt, kann mit dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> im Praktikum untersucht werden.<br />

3.5 Hautquerschnitt<br />

Die Probe aus dem sample kit wurde bei der Herstellung zuerst auf einer Glasfolie<br />

befestigt, bevor sie mehrere Wasser-Ethanol-Mischungen zur Entwässerung durchlaufen<br />

musste. Anschlieÿend wurde sie mit einer Kunststoschicht überzogen. Diese ist reektierend,<br />

was die Annäherung an die Spitze erleichtert. Hält man die Probe ins Licht, so<br />

sieht man den Hautquerschnitt unter der Kunststoschicht deutlich. [10]<br />

3.6 Chip<br />

Bei der Herstellung von Halbleiter-Chips wird zur Qualitätskontrolle ebenfalls die <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>ie<br />

verwendet. Diese ermöglicht eine zerstörungsfreie Untersuchung des<br />

Chips.<br />

Der vorliegende Chip besteht aus Silizium und ist mit einem hochwertigen Metall überzogen.<br />

Aufgrund des reektierenden Überzugs gestaltet sich auch bei dieser Probe die<br />

Annäherung recht einfach.<br />

3.7 Weitere Proben<br />

Sie nden noch weitere Proben im Praktikum, die von den Staatsexamenskandidaten, die<br />

sich in ihrer Zulassungsarbeit mit dem <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> beschäftigt haben, selbst<br />

angefertigt wurden. U.a. sind dies<br />

ˆ GoreTex-Membran<br />

13


ˆ Reektorstreifen<br />

ˆ Mottenauge<br />

ˆ Libellenügel<br />

14


4 Versuchsdurchführung<br />

Schalten Sie zunächst die Geräte, wie in der beiliegenden Anleitung für die Bedienung<br />

des <strong>Rasterkraftmikroskop</strong>s beschrieben, an.<br />

4.1 Topograe-Aufnahmen<br />

Betrachten Sie die Oberäche der unten angeführten Proben unter Beachtung der jeweiligen<br />

Aufgabenstellung. Gehen Sie bei der Untersuchung der Proben so vor, wie es<br />

in der beiliegenden Anleitung erklärt ist.<br />

4.1.1 Kalibrierprobe<br />

Untersuchen Sie die Kalibrierprobe. Messen Sie an verschiedenen Stellen. Versuchen Sie<br />

möglichst streifenfreie Aufnahmen zu erstellen.<br />

4.1.2 CD und DVD im Vergleich<br />

Betrachten Sie sowohl die Oberächenstruktur der CD als auch die der DVD mit dem<br />

<strong>Rasterkraftmikroskop</strong>. Vergleichen Sie beide Aufnahmen. Versuchen Sie auch an dieser<br />

Stelle Bilder ohne Streifen zu erhalten.<br />

4.1.3 Aluminiumfolie<br />

Untersuchen Sie die matte und glänzende Seite der Alufolie. Wie können Sie sich die<br />

Unterschiede erklären?<br />

4.1.4 Weitere Proben<br />

Je nachdem wie schnell Sie die vorangegangenen Aufgaben erledigt haben, können Sie<br />

nach Absprache mit dem Betreuer noch weitere Proben, die im Praktikum vorliegen,<br />

untersuchen. Sie können auch gerne eigene Gegenstände mitbringen, die Sie unter dem<br />

<strong>Rasterkraftmikroskop</strong> betrachten möchten.<br />

4.2 Kraft-Abstands-Messung<br />

Führen Sie, wie in der Bedienungsanleitung für das <strong>Rasterkraftmikroskop</strong> beschrieben,<br />

den z-Scan für die Materialien<br />

ˆ Eisen<br />

ˆ Zink<br />

15


ˆ Aluminium<br />

ˆ Tesa<br />

ˆ PHB<br />

durch. Nehmen Sie je Probe 4 − 6 Messungen auf. Versuchen Sie mit Hilfe des vierten<br />

Piezo-Elements zu jeder Einzelmessung einen anderen Spannungswert am Piezo-Element<br />

(x-Wert) für den snap-in zu erhalten.<br />

16


5 Auswertung<br />

5.1 Topograe-Aufnahmen<br />

5.1.1 Kalibrierprobe<br />

Mit Hilfe der Aufnahmen der Kalibrierprobe sollen Sie die Auswertungssoftware Gwyddion<br />

kennenlernen, verschiedene Funktionen ausprobieren und sich mit diesen vertraut<br />

machen.<br />

Optimieren Sie die Aufnahmen der Kalibrierprobe und stellen Sie sie in unterschiedlichen<br />

Varianten dar.<br />

5.1.2 CD und DVD im Vergleich<br />

Messen Sie die Pits mit Hilfe der Proldarstellung von Gwyddion aus. Dabei sollen<br />

Sie sowohl den kleinsten als auch den längsten Pit vermessen. Bestimmen Sie auÿerdem<br />

den Spurabstand der CD und der DVD.<br />

Vergleichen Sie die gemessenen Gröÿen miteinander und mit Literaturwerten.<br />

5.1.3 Aluminiumfolie<br />

Vergleichen Sie die Oberächen der matten und der glänzenden Seite miteinander. Woher<br />

kommen die Unterschiede?<br />

Stellen Sie die Aufnahmen so dar, dass man die Unterschiede gut erkennen kann.<br />

5.2 Kraft-Abstands-Messung<br />

5.2.1 Kalibrierung<br />

Verwenden Sie zunächst Ihre Messungen zu Eisen. Lesen Sie diese in Ihre Tabellenkalkulation<br />

(Excel, Origin, Calc,...) ein und stellen Sie die aufgenommenen Daten in einem<br />

Schaubild dar. Bestimmen Sie anschlieÿend sowohl von der forward- als auch von der<br />

backward-Kurve die Spannungswerte des Piezo-Elements (x-Werte) aller Extremstellen.<br />

Eine halbe Periode entspricht einer Auslenkung von λ (Warum?). Berechnen Sie<br />

4<br />

damit den Kalibrierungsfaktor a cal , der Ihnen die am Piezo-Element angelegte Spannung<br />

in eine Weglänge umrechnet.<br />

5.2.2 Adhäsionskraft<br />

Lesen Sie nun die Messungen zu den übrigen Proben ein und erstellen Sie auch hier zu<br />

den gemessenen Daten die zugehörigen Schaubilder. Bestimmen Sie zunächst die Span-<br />

17


nungswerte des Piezo-Elements (x-Werte) am snap-in und am pull-o. Berechnen<br />

Sie damit die Wegdierenz ∆z zwischen Kontaktherstellung und Kontaktverlust von<br />

Probenoberäche und Cantilever-Spitze. Mit Hilfe der Federkonstanten des Cantilevers,<br />

die laut Herstellerangabe (Anhang A) einen Wert von<br />

k = 0,2 N m<br />

(5)<br />

besitzt, können Sie über die Formel<br />

F = |−k · ∆z| (6)<br />

die Adhäsionskraft berechnen. Bilden Sie zu jeder Probe den Mittelwert über die durchgeführten<br />

Messungen und geben Sie diesen mit dem zugehörigen Fehler an.<br />

5.2.3 Bestimmung des Arbeitspunkts<br />

Um ein Elastizitätsmodul der jeweiligen Proben zu ermitteln, müssen Sie zuerst bei<br />

jeder aufgenommenen Messung den dazugehörigen Arbeitspunkt bestimmen. Aufgrund<br />

von Rauschprozessen kann dieser nicht ohne weiteres aus der Kraft-Abstands-Kurve<br />

abgelesen werden. Dieses Problem kann mit Hilfe eines linearen Fits mit Steigung 0<br />

durch die aufgenommenen Messwerte bis zur Stelle des snap-in behoben werden (siehe<br />

Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Linearer Fit zur Bestimmung des Arbeitspunkts<br />

Der y-Wert dieser Geraden gibt den Arbeitspunkt an. Erstellen Sie eine Übersicht der<br />

Arbeitspunkte zu den Einzelmessungen jeder Probe.<br />

18


5.2.4 Elastizitätsmodul<br />

Die Berechnung des Elastizitätsmoduls erfolgt unter der Annahme des Hertzschen Modells<br />

bzw. dessen Erweiterung durch Sneddon (vgl. Abschnitt 1.5.1). Damit vereinfacht<br />

sich die Geometrie der Probenoberäche und der Cantileverspitze: die Spitze wird als<br />

nicht verformbar angenommen, während die Probenoberäche als elastischer Halbraum<br />

gesehen wird. [14] Somit müssen bereits zu Beginn Einschränkungen bei der Berechnung<br />

des Elastizitätsmoduls hingenommen werden. Für die Auagekraft des Cantilevers auf<br />

der Probenoberäche gilt nach dem Hooke'schen Gesetz:<br />

F = k · d (7)<br />

k beschreibt dabei die Federkonstante des Cantilevers und d dessen Auslenkung. Die<br />

Auagekraft des Cantilevers bewirkt, dass sich die Spitze in die Probenoberäche um δ<br />

eindrückt. Diese Verformung kann mittels der Kraft-Abstands-Kurve bestimmt werden.<br />

Mit Hilfe der bekannten Piezo-Spannung, die mittels des Kalibrierungsfaktors a cal in<br />

eine Weglänge umgewandelt wird, kann die Cantileverauslenkung d berechnet werden.<br />

d = z − δ (8)<br />

Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs dient Abbildung 9.<br />

Abbildung 9: Bestimmung der Cantileverauslenkung d<br />

Die verwendete Spitze des Cantilevers ist pyramidenförmig (vgl. Datenblatt in Anhang<br />

A), wodurch sie mittels eines Kegels approximiert werden kann. Damit gilt für die Auflagekraft<br />

in Abhängigkeit der Verformung δ der Probenoberäche<br />

F Konus = 2 π · tan(α) ·<br />

E<br />

1 − ν 2 · δ2 (9)<br />

19


In dieser Beziehung beschreibt α den halben Önungswinkel der Cantileverspitze, E den<br />

Elastizitätsmodul (kurz: E-Modul) und ν die Poissonzahl. [14],[15] Somit ergibt sich aus<br />

den Gleichung 7 und 9 eine Formel zur Berechnung des Young'schen Elastizitätsmoduls<br />

E:<br />

E = k · d · π · (1 − ν2 )<br />

2 · tan(α) · δ 2 (10)<br />

Die notwendigen Gröÿen zur Berechnung des E-Moduls erhalten Sie folgendermaÿen:<br />

ˆ Die Federkonstante k des Cantilevers und der halbe Önungswinkel α der Spitze<br />

sind dem Datenblatt in Anhang A zu entnehmen.<br />

ˆ Die Poissonzahl ν ist eine Materialkonstante und muss für das jeweilige Material<br />

in der Literatur nachgeschlagen werden.<br />

ˆ Zur Bestimmung des Piezowegs z muss erneut auf die Kraft-Abstands-Kurve der<br />

zu untersuchenden Probe zurückgegrien werden.<br />

Abbildung 10: Bestimmung des Piezowegs z<br />

Abbildung 10 zeigt, dass Sie den Abstand zwischen snap-in und dem zweiten<br />

Schnittpunkt der Kraft-Abstands-Kurve mit der Regressionsgeraden zur Bestimmung<br />

des Arbeitspunkts abmessen müssen, um den Piezoweg z zu erhalten. Beachten<br />

Sie, dass der Piezoweg z eine Weglänge ist und keine Spannung.<br />

ˆ Die Verformung δ muss ebenfalls über die Kraft-Abstands-Kurven bestimmt werden<br />

wie Abbildung 11 veranschaulicht.<br />

20


Abbildung 11: Bestimmung der Verformung δ<br />

Abbildung 11 zeigt, dass sowohl eine Kraft-Abstands-Kurve von Eisen als auch<br />

eine von dem zu untersuchenden Material notwendig ist. Eisen wird an dieser<br />

Stelle wieder als Referenzprobe benötigt, wie es auch bei der Kalibrierung der<br />

Fall war. Die Cantileverspitze drückt sich aufgrund der Härte von Eisen kaum in<br />

die Oberäche ein. Dagegen ndet bei den anderen Proben eine Verformung der<br />

Oberäche durch die Cantileverspitze statt. Diese ergibt sich durch den Vergleich<br />

des ersten Peaks von Eisen und der zu untersuchenden Probe, von der der E-<br />

Modul berechnet werden soll. Voraussetzungen für diese Gegenüberstellung ist die<br />

Übereinstimmung des Arbeitspunkts der beiden Kraft-Abstands-Kurven. <strong>Das</strong> bedeutet,<br />

es dürfen nur Kurven miteinander verglichen werden, deren Arbeitspunkte<br />

nur geringfügig voneinander abweichen. Ist diese Voraussetzung erfüllt, kann die<br />

Breite des ersten Peaks von Eisen auf Höhe des Arbeitspunkts bestimmt werden,<br />

ebenfalls die der zu untersuchenden Probe. Durch die Bildung der Dierenz ergibt<br />

sich folglich die Verformung δ.<br />

Bestimmen Sie die Elastizitätsmoduln von Aluminium, Zink, PHB und Tesa.<br />

21


A Datenblatt<br />

IV


Literatur<br />

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Auage. Elsevier/Butterworth-Heinemann, 2009<br />

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und angewandte Mathematik 92 (1881), S. 156171<br />

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Physik, Karlsruher Institut für Technologie, Staatsexamensarbeit, 2011<br />

V


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: Deformation and height anomaly of soft surfaces studied with an AFM. In:<br />

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VI

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