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Konzepte von Mutterschaft und Weiblichkeit - ein Vergleich der ...

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Für die Gesamtgruppe lässt sich für diesen bedeutsamen Bereich des Zusammenhanges<br />

zwischen geschlechtsspezifischer Selbsttypisierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Einstellung zu <strong>Mutterschaft</strong><br />

festhalten, dass die weibliche Selbstbeschreibung mit den "traditionellen"<br />

<strong>Mutterschaft</strong>sbereichen hoch korreliert <strong>und</strong> die männliche Selbstbeschreibung schwach mit <strong>der</strong><br />

"alternativen" (<strong>und</strong> für die westdeutschen Befragten mit <strong>der</strong> "kritisch-distanzierten")<br />

Einstellung zusammenhängt. Es zeigt sich demnach deutlich <strong>ein</strong> geschlechtsspezifisch<br />

"typischer" Zusammenhang <strong>von</strong> <strong>Weiblichkeit</strong>sdefinition auf <strong>der</strong> <strong>ein</strong>en Seite <strong>und</strong> <strong>Mutterschaft</strong><br />

als <strong>ein</strong>em "traditionellen" weiblichen Identitäts- <strong>und</strong> Lebensbereich auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Eine<br />

alternative bzw. kritische Sicht auf <strong>Mutterschaft</strong> wird mit <strong>ein</strong>er männlichen<br />

Selbstbeschreibung verb<strong>und</strong>en.<br />

Fazit<br />

Für die gesamten Einstellungsbereiche lässt sich in den Gruppen <strong>der</strong> Befragten aus <strong>der</strong> Türkei<br />

<strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Aussiedlerinnen feststellen, dass sie sich häufig entgegengesetzt zu den<br />

Einstellungskonstruktionen <strong>der</strong> westdeutschen Befragten äußern. Sie bilden Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> stellen <strong>ein</strong>e Art <strong>von</strong> gleichgelagerten Dimensionierungen her, die <strong>der</strong> "dichotomen Optik"<br />

(Carol Hagemann-White 1988) des westlichen Denkens entgegensteht. Die Dimensionalität<br />

<strong>der</strong> <strong>von</strong> ihnen gebildeten Konstrukte <strong>und</strong> die <strong>von</strong> ihnen hergestellten Verknüpfungen sind<br />

durchgängig an<strong>der</strong>s als die <strong>der</strong> westdeutschen Frauen. Für den Bereich <strong>der</strong><br />

Geschlechtstypisierung lässt sich festhalten, dass sie k<strong>ein</strong>e entgegengesetzten, dichotomen<br />

Dimensionen im Selbstkonzept zum Ausdruck bringen, son<strong>der</strong>n Fem(inität) <strong>und</strong> Mas(kulinität)<br />

sind bei ihnen (nach <strong>der</strong> BEM-Skala) koexistierende <strong>Konzepte</strong>. Sie stehen darüber hinaus auch<br />

nicht im Gegensatz zu den "traditionellen" <strong>Mutterschaft</strong>skonzepten.<br />

Eine "klassisch-weibliche" Haltung zu <strong>Mutterschaft</strong> ist für Aussiedlerinnen <strong>und</strong> Frauen aus <strong>der</strong><br />

Türkei nicht damit gleichzusetzen, dass sie sich in ihrem Selbstkonzept stereotypisch<br />

"weiblich" (im westlichen, expressiven Sinne) klassifizieren. Wie die weiterführende<br />

Auswertung zur BEM-Skala zeigt, ergeben sich für die Befragten aus <strong>der</strong> Türkei <strong>und</strong> für die<br />

befragten Aussiedlerinnen <strong>Weiblichkeit</strong>sbil<strong>der</strong> bzw. Frauenbil<strong>der</strong>, die gänzlich an<strong>der</strong>e<br />

Elemente enthalten, als sie aus den westlichen Stereotypisierungen bekannt sind: Frauen aus<br />

<strong>der</strong> Türkei zielen in ihrem <strong>Weiblichkeit</strong>sbild auf die familiäre, durchaus machtvolle Position<br />

<strong>der</strong> Frau ab, Aussiedlerinnen entwerfen <strong>ein</strong> berufs- <strong>und</strong> arbeitsweltorientiertes<br />

<strong>Weiblichkeit</strong>sbild.<br />

Die Aussiedlerin bringt in den <strong>von</strong> ihr geäußerten Erwartungen an ihr Leben <strong>ein</strong> Frauenideal<br />

zum Ausdruck, das herausragend die verschiedenen Bereiche kombiniert: Eine Frau ist in<br />

diesem Bild unhinterfragt weiblich-mütterlich <strong>und</strong> zugleich weiblich-berufstätig. Dem<br />

westdeutschen "Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong>" im Frauenleben steht ihr Bild diametral entgegen.<br />

Die Einstellungen <strong>der</strong> Befragten aus <strong>der</strong> Türkei <strong>und</strong> die <strong>der</strong> befragten Aussiedlerinnen<br />

verweisen, wie beson<strong>der</strong>s in dem Bereich <strong>Mutterschaft</strong> deutlich wird, auf <strong>ein</strong>e nicht-westliche<br />

Mo<strong>der</strong>nität, die in vielen an<strong>der</strong>en Untersuchungen zu diesem Themenbereich so nicht belegt<br />

werden konnte. Aussiedlerinnen zeigen, ebenso wie die Frauen aus <strong>der</strong> Türkei, im <strong>Vergleich</strong><br />

zu den westdeutschen Frauen <strong>ein</strong> ungebrocheneres Verhältnis zu dem <strong>ein</strong>maligen<br />

Erfahrungsfeld, das <strong>Mutterschaft</strong> <strong>ein</strong>em Frauenleben bietet. Westdeutsche Frauen weisen<br />

vielmehr <strong>ein</strong>e kritische, vielfach gebrochene Haltung in diesem Bereich auf, die in <strong>ein</strong>er<br />

Entgegensetzung zwischen dem "Mutters<strong>ein</strong>" <strong>und</strong> dem "Leben" <strong>ein</strong>er Frau zu münden sch<strong>ein</strong>t.<br />

Die gesellschaftlichen Polarisierungen <strong>und</strong> die dadurch erfahrenen Zwänge sch<strong>ein</strong>en sich im<br />

Umgang <strong>der</strong> westdeutschen Frauen mit dieser Fragestellung deutlich nie<strong>der</strong>zuschlagen.

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