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Einige Fragen zu Nelly Sachs<br />
[Gisela Dischner liest in einem ihrer Tagebücher aus<br />
den 60er Jahren (Foto: Arne Grafe)]<br />
Gis el a Dis c hner (Prof. emeritus)<br />
verbringt heute einen Teil des Jahres auf<br />
Mallorca, den anderen in Hannover.<br />
Zuletzt war sie <strong>als</strong> Professorin für<br />
Ne uere Deu tsche Lite ratu rw is s en s chaft<br />
an der Universität Hannover tätig. Erst<br />
kürzlich erschien ihr Buch Gio rdano<br />
Bruno. Denke r – Dich te r – Magier [10].<br />
Über ihre Begegnung mit Nelly Sachs<br />
war sie gerne bereit, einige Fragen zu<br />
beantworten.<br />
Arne Grafe: Sie gaben mir eines Ihrer Fotos, auf<br />
dem Nelly Sachs zusammen mit Günter Eich zu<br />
sehen ist. Dieses Foto entstand am Abend des 17.<br />
Oktober 1965 auf einem Empfang für Nelly Sachs<br />
bei Siegfried Unseld. Was ist Ihnen von diesem<br />
Abend noch in Erinnerung geblieben?<br />
Gisela Dischner: Also was ich in<br />
besonderer Erinnerung habe, ist dieser<br />
riesengroße Bär von Unseld und dieses<br />
winzige, zarte, zerbrechliche Wesen Nelly Sachs. Er hat seine große Tatze (lacht) über die Schulter<br />
von Nelly Sachs gelegt, und sie verschwand darunter beinahe. Er stellte sie dann allen vor. Sie<br />
lächelte sehr freundlich, aber man merkte ihr an, daß sie angestrengt war. Trotzdem ist sie auf alle<br />
freundlich eingegangen.<br />
Ich wollte sie nicht so arg belästigen. Sie wollte eigentlich länger mit mir reden, aber es haben sie<br />
natürlich alle umringt, dadurch bin ich gar nicht so sehr mit ihr ins Gespräch gekommen. Ich<br />
weiß nur, einen sehr langen, intensiven Blick haben wir ausgetauscht, der war mir eigentlich<br />
wichtiger <strong>als</strong> das Reden.<br />
Natürlich waren Kritiker da, die ›High Snobiety‹ von Frankfurt und dann hat Günter Eich sich zu<br />
ihr gesetzt, der schätzte sie sehr. Was sie aber von Günter Eich wußte und kannte, das wußte ich<br />
nicht – das weiß ich auch heute noch nicht. Jedenfalls haben sie sich sehr intensiv unterhalten,<br />
das konnte ich beobachten und da habe ich eben zwei Fotos gemacht. Sie hat sich dann natürlich<br />
auch sehr an Unseld gewandt, denn der hatte das Ganze organisiert.<br />
Nelly Sachs hatte eine nicht sehr laute Stimme, deswegen ist auch alles ziemlich still gewesen,<br />
wenn sie gesprochen hat. Das hat sich später aber etwas aufgelöst, <strong>als</strong> sie ins Privatgespräch mit<br />
Eich und anderen kam.<br />
Ich habe keine ganz genaue Erinnerung, wer da war, aber die Lektoren natürlich alle und ich<br />
denke, daß der Leonhardt von der Zeit auch da war, aber ich bin nicht mehr ganz sicher.<br />
AG: War das Ihr einziges Zusammentreffen mit Nelly Sachs?<br />
Gisela Dischner: Ja! Ich habe sie nur ein einziges Mal wirklich gesehen.<br />
AG: Und dann auch nur ganz kurz gesprochen?<br />
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