31.10.2012 Aufrufe

brennpunkt 3-2011 .indd - Edition dibue

brennpunkt 3-2011 .indd - Edition dibue

brennpunkt 3-2011 .indd - Edition dibue

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Galerien<br />

Helmut Newton<br />

Polaroids<br />

Anhand von über 300 Photographien<br />

wird erstmals ein repräsentativer<br />

Überblick von Newtons legendären<br />

Polaroids gezeigt. Seit den 1970er Jahren<br />

hatte er diese Technik intensiv genutzt,<br />

insbesondere während der Shootings<br />

für seine Modeaufträge. Dahinter stand,<br />

wie Newton es selbst einmal in einem<br />

Interview nannte, das ungeduldige<br />

Verlangen, sofort wissen zu wollen,<br />

wie die Situation als Bild aussieht. Ein<br />

Polaroid entspricht einer Ideenskizze<br />

und dient zugleich der Überprüfung<br />

der konkreten Lichtsituation und<br />

Bildkomposition.<br />

Helmut Newton, Focus Magazine, Milan 1997,<br />

Polaroid © Helmut Newton Estate<br />

1992 veröffentlichte Helmut Newton<br />

»Pola Woman«, ein ungewöhnliches<br />

Buch, das ausschließlich seine Polaroids<br />

vorstellte. Die Publikation lag ihm,<br />

wie er sagte, »besonders am Herzen«,<br />

gleichzeitig wurde sie kontrovers<br />

diskutiert. Den Vorwurf, dass die<br />

Bilder darin nicht perfekt genug seien,<br />

konterte er mit dem Argument: »Doch<br />

das war ja gerade das Spannende – die<br />

Spontaneität, das Schnelle«.<br />

Das Polaroid-Verfahren selbst hat die<br />

Photographie revolutioniert. Wer diese<br />

Kamera jemals benutzt hat, wird den<br />

Geruch der Entwicklungsemulsion und<br />

die Faszination für das Sofortbild nicht<br />

vergessen. Beim Polaroid handelt es<br />

8 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />

Helmut Newton, Thierry Mugler. Monte Carlo 1998, Polaroid © Helmut Newton Estate<br />

sich stets um ein Unikat. Polaroids sind<br />

deshalb häufig als vorbereitende Studien<br />

und als eigenständiges Medium<br />

verwendet worden. Das begann bereits<br />

kurze Zeit nach der Präsentation der<br />

Sofortbildphotographie vor der »Optical<br />

Society of America« 1947 durch ihren<br />

Erfinder Edwin Land – und vor allem,<br />

nachdem dieser 1972 das legendäre<br />

SX-70-System, eine zusammenklappbare,<br />

simple und preiswerte Kamera,<br />

vorstellte. In nahezu allen photographischen<br />

Bereichen – Landschaft und<br />

Genre, Porträt und Selbstporträt, Mode<br />

und Akt – und überall auf der Welt fand<br />

die ungewöhnliche Bildtechnik begeisterte<br />

Anwender. Aufschlussreich sind<br />

Newtons handschriftliche Ergänzun-<br />

gen an den Bildrändern der Polaroids:<br />

Kommentare zum jeweiligen Modell,<br />

Auftraggeber oder Aufnahmeort. Diese<br />

Anmerkungen, die Unschärfen und<br />

Gebrauchsspuren finden sich auch<br />

auf den Vergrößerungen der Polaroids<br />

innerhalb der Ausstellung; sie zeugen<br />

von einem pragmatischen Umgang mit<br />

den ursprünglichen Arbeitsmaterialien,<br />

die inzwischen jedoch einen eigenen,<br />

autonomen Wert besitzen.<br />

Insbesondere die eigene, unvergleichliche<br />

Ästhetik der Polaroids, die die Farbigkeit<br />

und die Kontraste des photographierten<br />

Gegenstandes geradezu unvorhersehbar<br />

verändert, macht die experimentelle<br />

Technik auch für den heutigen<br />

Betrachterblick interessant.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!