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Galerien<br />
Nicola Cioni<br />
»ein Überblick«<br />
Der Architekt Nicola Cioni, geboren<br />
1965 in Livorno, fotografiert seit 20<br />
Jahren. Fast ebenso lange ist er an Ausstellungen<br />
zeitgenössischer Kunst, Fotografie<br />
und anderen kulturellen Veranstaltungen<br />
beteiligt sowie, und das gleich<br />
mehrfach, prämiert worden.<br />
Die professionelle Auseinandersetzung<br />
mit dem Raum, dem Individuum und<br />
seiner Bewegung bestimmt Cionis kreatives<br />
Denken und Arbeiten. Immer<br />
wieder drängt sich eine Vorstellung der<br />
4. Dimension, die Zeit, in sein fotografisches<br />
Werk und bestimmt dessen filmischen<br />
Ausdruck.<br />
In den frühen Einzelaufnahmen und<br />
Serien der 1990er Jahre – SW-Fotografien,<br />
deren Protagonist oft der Künstler<br />
selbst ist – überlagern sich Gedanken,<br />
Erinnerungen, Visionen und Träume.<br />
Existentielle Fragen übersetzt er in Metaphern,<br />
die den Betrachtern subtil vermittelt<br />
werden.<br />
Als Vorarbeit seiner Inszenierungen legt<br />
Cioni häufig Skizzen an, so auch für die<br />
Serie der Farbaufnahmen »Realtà di Plastica«<br />
(Plastikrealitäten), in denen Spielzeugsoldaten<br />
in Kriegs- bzw. Kampfsituationen<br />
nachgestellt und so nah<br />
fotografiert sind, dass man sie auf den<br />
ersten Blick für echte Menschen hält.<br />
Auf diese Mini-Szenen folgen Maxi-<br />
Installationen; um 2005 gestaltet Cioni<br />
metergroße Fotografien, indem er einzelne<br />
Orte mit ihrer Geschichte verbindet.<br />
Für die Serie »Site specific« in der<br />
Medici-Villa bei Florenz, reflektierte er<br />
beispielsweise die Beziehung zwischen<br />
Isabella de’ Medici und Troilo, ihrem<br />
Liebhaber und Cousin ihres Ehemannes,<br />
in Fragmenten und Bewegungsspuren.<br />
In den Folgejahren lotet Cioni die Möglichkeiten<br />
der digitalen Fotografie und<br />
Bildbearbeitung für sich aus: in der Serie<br />
»Transiti« setzt er Schrift ins Bild. Hier<br />
dirigiert der Künstler das optisch Erfassbare<br />
durch ein verbales Medium. Konsequenterweise<br />
kulminiert 2007 in der<br />
Installation »My Land« die Wort-Bild-<br />
6 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
© Nicola Cioni<br />
© Nicola Cioni<br />
© Nicola Cioni<br />
Kombination, bei denen Menschenmengen<br />
auf öffentlichen Plätzen gezeigt<br />
werden, zu einer audio-fotografischen<br />
Komposition.<br />
Der Serie »Frames« liegen Reportagefotografien<br />
zugrunde, die Cioni digital<br />
bearbeitet, auf transparentes Material<br />
überträgt und mit den schwarzen Rändern<br />
eines Filmstreifens versieht, so dass<br />
sie filmisch wirken; die neuen Inhalte<br />
der Einzelaufnahmen sind zusätzlich<br />
durch eingeblendete Untertitel forciert.<br />
– Fazit: Von der nachgestellten Realität,<br />
den »Soldatini«, zur Umkehrung realistischer<br />
Bilder in einen erfundenen<br />
Kontext schließt sich damit der Kreis in<br />
Cionis bisherigem fotografischen Werk.<br />
Dieses umfangreiche Schaffen mit allen<br />
seinen medialen und kreativen Aspekten<br />
präsentiert die Ausstellung der Galerie<br />
ratskeller in Lichtenberg.<br />
Katharina Hausel<br />
© Nicola Cioni<br />
bis 12. August <strong>2011</strong><br />
galerie ratskeller<br />
Galerie für zeitgenössische Kunst<br />
Möllendorffstraße 6<br />
(im Rathaus Lichtenberg)<br />
10367 Berlin-Lichtenberg<br />
www.kultur-in-lichtenberg.de<br />
Mo–Fr 10–18 Uhr