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© Micha Bar-Am<br />

ren und es dazu noch an der Stirn anzuschneiden.<br />

Diese enge Form, in edlem<br />

Schwarzweiß, wendet sie so konsequent<br />

an, dass man die Fotos sofort als<br />

die ihren erkennt. Für Johanna Breede<br />

hat sie eine selten fotografierte Spezies<br />

aufs Korn genommen, die Fotografen. In<br />

ihren Selbstporträts verstecken die sich<br />

ja gern hinter ihrer Kamera oder in totaler<br />

Verfremdung. Hier mussten sie Farbe<br />

bekennen, wenn auch monochrom.<br />

Durch die Beschränkung des Bildfelds<br />

unterschlägt uns Birgit Kleber jede Körpersprache<br />

des Gegenübers und seine<br />

Emotionen. Die müssen sich beim Studium<br />

der Gesichtslandschaften bei uns<br />

einstellen.<br />

Herb Ritts, bis 9. Juli bei Camera Work,<br />

macht uns das leichter. Er kommt, wie<br />

fast alle Künstler dieser Galerie, aus der<br />

Modebranche. Seine großen SW-Porträts<br />

und Körperbilder sind spektakulär,<br />

aber ohne doppelten Boden. Man<br />

sieht, was man sieht. Mehr nicht. Das<br />

vierfache Bildnis von Jack Nicholson<br />

als Clown (1988) füllt eine ganze Wand.<br />

Umwerfend. Madonna, schwarzweiß<br />

kariert, greift sich gschamig zwischen<br />

die Schenkel und Oscar-Preisträger<br />

Sean Penn pinkelt in die Landschaft.<br />

Vier Mal verkauft. Neben der Auftragsarbeit<br />

versucht sich Herb Ritts auch an<br />

mystischen Motiven, Körperskulpturen<br />

unter düsteren Wolken an der kalifornischen<br />

Küste. Aber das Gruseln lehrt<br />

er uns nicht.<br />

In der erzählenden Fotografie, in einer<br />

vorurteilslosen Reportage oder einem<br />

engagierten Langzeitprojekt, liegt eine<br />

der reizvollsten Möglichkeiten des<br />

Mediums. Norbert Bunge hat für seine<br />

Galerie argus fotokunst die Serie »Country<br />

Road« von Clemens Kalischer entdeckt.<br />

Der Zeitschrift PHOTONEWS<br />

war sie eine Doppelseite wert. In den<br />

50er Jahren ist der Autor durch die Apalachen<br />

im Süden der USA gereist und<br />

hat den Alltag der ländlichen Bevölkerung<br />

in schönen, kraftvollen Bildern<br />

festgehalten. Schon 1955 war er beteiligt<br />

an der legendären MOMA-Ausstellung<br />

»The Family of Man«. Der 90-jährige<br />

ließ es sich nicht nehmen, zur Vernissage<br />

nach Berlin zu kommen und<br />

hellwachen Geistes mit den Besuchern<br />

zu plaudern. Die waren hingerissen von<br />

seiner jugendlichen Energie.<br />

Obwohl solche Bilder Zeugnisse einer<br />

bestimmten Zeit sind, ist die Art der Darstellung<br />

des Menschen in seiner alltäglichen<br />

Umgebung zeitlos.<br />

Martin Rosswog, Jahrgang 1950, Meisterschüler<br />

von Bernd Becher, war in<br />

Irland unterwegs. Der Photoplatz im<br />

Hotel Bogotá präsentierte seine sehr<br />

lebendigen Szenen, meist spontan<br />

erwischt, bei Porträts behutsam Regie<br />

geführt, nach bester Becher-Tradition<br />

schwarzweiß, aber ungleich spannender<br />

als die Fördertürme, weil belebt.<br />

Sehr gut!<br />

© Clemens Kalischer<br />

© Birgit Kleber<br />

Galeriebericht<br />

Dieses Prädikat gebührt nun ganz<br />

besonders einem unermüdlichen Chronisten<br />

unserer Zeit, dessen Lebenswerk<br />

vor allem »Im Land der Mulde« (Buchtitel)<br />

gewachsen und erblüht ist. Es ist<br />

Gerhard Weber (Jahrgang 1940) aus<br />

Grimma in Sachsen. Eine kleine Auswahl<br />

der wunderbaren Milieustudien<br />

aus seiner Heimat war gerade bei Schuster<br />

am Berliner Hauptbahnhof zu sehen.<br />

Seit 1968 hat er für die Leipziger Volkszeitung<br />

zusammen mit seiner Frau Brigitte<br />

(Texte) einfühlsame Reportagen aus<br />

450 Dörfern der Region erstellt. Sozialfotografie<br />

im besten Sinne, nicht unbedingt<br />

in dem der Einheitspartei. Seit 18.<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2011</strong><br />

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