1 Trauerfeier für Prof. Dr. Volkmar Greiselmayer - Philosophische ...
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- Es gilt das gesprochene Wort -<br />
<strong>Trauerfeier</strong> <strong>für</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Volkmar</strong> <strong>Greiselmayer</strong><br />
(16.5.1947-20.5.2008)<br />
Hofkirche der Würzburger Residenz, 6.6.2008<br />
Nachruf des Dekans<br />
Verehrte Frau von Rauchbauer und Angehörige sowie Freunde des Verstorbenen;<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen, Kommilitoninnen und Kommilitonen; sehr geehrter<br />
Herr Vizepräsident unserer Universität, lieber Herr Sinn.<br />
Wir haben uns heute zu dieser <strong>Trauerfeier</strong> versammelt, um Abschied zu nehmen<br />
von dem am Dienstag vor zwei Wochen, am 20. Mai, nach langer und schwerer<br />
Krankheit verstorbenen Kollegen Herrn <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Volkmar</strong> <strong>Greiselmayer</strong>. Als Dekan<br />
der <strong>Philosophische</strong>n Fakultät I darf ich mich bei Ihnen allen <strong>für</strong> Ihr zahlreiches<br />
Kommen, mit dem Sie dem Toten die letzte Ehre erweisen, sehr herzlich<br />
bedanken. Wir alle wußten, wie sehr <strong>Volkmar</strong> <strong>Greiselmayer</strong> zu leiden hatte in<br />
den letzten Jahren und wie schlecht es ihm besonders in den letzten Wochen<br />
gegangen war. Sein Tod, der uns dennoch plötzlich und wie unerwartet traf, ist<br />
<strong>für</strong> die Fakultät ein großer menschlicher Verlust; wir haben nicht nur einen weithin<br />
anerkannten Kunsthistoriker und sehr verantwortungsbewußten akademischen<br />
Lehrer verloren, sondern auch einen beliebten und menschlich hochgeschätzten<br />
Kollegen und <strong>für</strong> viele eben auch einen Freund. Ich danke daher den<br />
beiden konzelebrierenden Pfarrern Heim und Herrmann sowie allen Beteiligten<br />
<strong>für</strong> die schöne und würdige Gestaltung des Requiems. Den feinsinnigen und sehr<br />
empfindungsvollen Worten der Predigt ist wenig hinzuzufügen. Im Namen unserer<br />
Fakultät möchte ich mich da<strong>für</strong> ebenso ausdrücklich bedanken wie <strong>für</strong> die<br />
sehr zu Herzen gehenden Fürbitten der namens der Studierenden sprechenden<br />
Schülerin von Herrn <strong>Greiselmayer</strong>.<br />
Meine Damen und Herren: <strong>Volkmar</strong> <strong>Greiselmayer</strong> wurde am 16. Mai 1947 als Sohn<br />
des Zahnarztes <strong>Dr</strong>. Helmuth <strong>Greiselmayer</strong> und seiner Frau Charlotte, geb. Gehring,<br />
in Fürth geboren. Nach dem Schulbesuch in Nürnberg und Erlangen legte<br />
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er 1969 am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen sein Abitur ab. Nach Absolvierung<br />
des Wehrdienstes studierte er ab dem Wintersemester 1971/72 Kunstgeschichte,<br />
Klassische und Christliche Archäologie an der Universität Erlangen/Nürnberg<br />
und wurde 1981 im Fach Kunstgeschichte mit einer bei Bernhard<br />
Rupprecht geschriebenen Arbeit über Ostkirchliche [also byzantinische] Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> Entstehung und Entwicklung der westlichen [also romanischen]<br />
Monumentalskulptur zum <strong>Dr</strong>. phil. promoviert. Anschließend wirkte er auf einer<br />
Dauerstelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>für</strong> Lehraufgaben am Institut <strong>für</strong><br />
Kunstgeschichte der Universität Erlangen/Nürnberg sowie extern immer wieder<br />
als Lehrbeauftragter: <strong>für</strong> das Fach Kunst- und Baugeschichte im Fachbereich<br />
Architektur der Fachhochschule Nürnberg, <strong>für</strong> mittelalterliche Kunstgeschichte<br />
an der Universität Bamberg, sowie <strong>für</strong> Baugeschichte am Stiftungslehrstuhl <strong>für</strong><br />
Grundstücks- und Bauwirtschaft der Universität Leipzig.<br />
1992 habilitierte er sich an der Universität Erlangen/Nürnberg <strong>für</strong> das Fach Mittlere<br />
und neuere Kunstgeschichte, mit einer frühneuzeitlichen Arbeit über Die<br />
Historienbilder Herzog Wilhelms des Vierten von Bayern und seiner Gemahlin<br />
Jacobäa, die 1996 im renommierten Gebr.-Mann-Verlag in Berlin erschien. 1997<br />
wurde er auf die C3-<strong>Prof</strong>essur <strong>für</strong> Kunstgeschichte hierher nach Würzburg berufen,<br />
die er bis jetzt innehatte und deren Verpflichtungen er, solange und soweit<br />
er irgend konnte, wahrnahm: Noch in den letzten Wochen hat er akademische<br />
Arbeiten korrigiert.<br />
<strong>Volkmar</strong> <strong>Greiselmayer</strong> war ein passionierter, gründlicher, verständlicher und aus<br />
all diesen Gründen auch sehr beliebter Hochschullehrer. Als Forscher war er unter<br />
anderem ein Spezialist <strong>für</strong> mittelalterliche Baugeschichte, insbesondere <strong>für</strong><br />
Kirchenbau, Kirchenschmuck und Kirchenplastik. Ich selbst, wiewohl nicht direkt<br />
vom Fach, habe seine Schriften immer gerne und mit Gewinn gelesen. Sein Aufsatz<br />
zur Raumkonzeption der obersächsischen Hallenkirche etwa war <strong>für</strong> mich<br />
ein wahrer Augenöffner; man sieht die berühmten Kirchen in Schnee- und Annaberg<br />
danach ganz anders, und die Bewunderung <strong>für</strong> diese wundervolle Architektur<br />
steigt noch einmal beträchtlich.<br />
Herr <strong>Greiselmayer</strong> hat sich aber auch durch sein langjähriges Engagement <strong>für</strong><br />
den Fachbereich um die Fakultät verdient gemacht. Fast ein Jahrzehnt gehörte<br />
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er dem Fachbereichsrat der alten <strong>Philosophische</strong>n Fakultät II an. Besonderen<br />
Dank schuldet ihm die Fakultät <strong>für</strong> sein Engagement als Sicherheitsbeauftragter<br />
<strong>für</strong> unser Gebäude, das Philosophicum am Hubland. Es war ihm, der ein Gebäude<br />
mit den Augen eines Architekten zu lesen verstand, ein wahrer Dorn im Auge,<br />
wie wir alle hilflos zusehen zu müssen, wie unser noch nicht vier Jahrzehnte<br />
Jahre altes Haus seit langem durch anhaltende Sanierungsverweigerung vernachlässigt<br />
wurde. Er kämpfte hier einen gerade <strong>für</strong> ihn besonders schmerzlichen<br />
Kampf.<br />
Mehr Freude und Befriedigung verschaffte ihm eine andere Fachbereichsaufgabe.<br />
Mit Leidenschaft kümmerte er sich um unsere jährlichen Fakultätsausflüge. Auch<br />
ich hatte als Dekan das große Vergnügen, mit ihm einige dieser Fahrten – unter<br />
anderem in seine Heimatstadt Nürnberg, aber etwa auch nach Bamberg, Ansbach<br />
und Pommersfelden - vorzubereiten und durchzuführen. Mit Wehmut erinnern<br />
wir uns seiner sympathischen Art, die Gruppe mit seinem stupendem Sachverstand<br />
zu führen und zwanglos, aber doch mit sanftem Nachdruck zu belehren.<br />
Verehrte Frau von Rauchbauer, erlauben Sie, daß ich am Ende einige Sätze aus<br />
meinem Beileidschreiben an Sie hier wiederhole. Sie wissen noch besser als wir,<br />
wie sehr Ihr Mann ein universitärer Forscher und Lehrer aus innerster Überzeugung<br />
war. Eine tiefe Begeisterung <strong>für</strong> seine Gegenstände ging von ihm aus, gepaart<br />
mit der inneren Ruhe des Kompetenten und einer allgemeinen Grundhaltung<br />
der Sympathie und Menschenfreundlichkeit. Sein schweres Leid und frühes<br />
Ableben sind nicht anders als tragisch zu nennen, und ich darf auch <strong>für</strong> uns, die<br />
Fakultät, sagen: Er wird uns fehlen. Gewiß ist dies nicht vergleichbar – und kann<br />
es nicht sein – mit der Trauer und dem Schmerz, den Sie empfinden, doch glaube<br />
ich mich berechtigt, Ihnen im Namen von uns allen nicht nur das Mitgefühl des<br />
Fernerstehenden, sondern wirklicher Teilnahme herzlich sagen zu dürfen.<br />
Möge er in Frieden ruhen.<br />
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