Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700. Ein Historisches ...
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Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700 127 einen längeren Zeitraum betrachtet – von einer hohen Standortkonstanz der Bäckerhäuser ausgegangen werden. 82 Die Karte zeigt ferner auf, dass die Ausübung des Bäckerberufs durchweg an Hausbesitz gebunden war. Die südlich der St. Marien- Kirche wohnende einzige Mieterin hatte ihr Gewerbe offenbar aufgegeben, denn die für das 4. Quartal 1706 überlieferten städtischen Zulageregister (Versteuerung von Weizen und Roggen) weisen für sie keine Umsätze auf. 83 Es dominierte ganz eindeutig der Besitz von Häusern, daneben waren – vor allem unter den Fastbäckern – auch Eigentümer von Buden zahlreich vertreten. Die Hausbeschreibungen 84 bieten auch bei den Bäckern recht detaillierte Angaben zu den Räumlichkeiten und Einrichtungsgegenständen, die der Erwerbstätigkeit dienten. Hinter zehn Wohngebäuden von Fastbäckern standen Backhäuser, in denen sich auch der Backofen befand. Dieser war außerdem dreimal in der Backstube und sechsmal auf der Diele anzutreffen. Eine Backstube wird in zwölf von 19 Fastbäcker-Häusern erwähnt. Sie wird häufig als klein charakterisiert und lag zumeist im hinteren Bereich des Erdgeschosses. Die Backöfen der Losbäcker befanden sich durchweg innerhalb des Wohngebäudes, ein gesondertes Backhaus wird bei ihnen in keinem einzigen Fall erwähnt. 82 Vgl. hierzu und zur Bedeutung der Feuerstättengerechtigkeiten für die Berufstopographie allgemein auch G. MÖLLER: Mittelalterlich-frühneuzeitliches Handwerk in der Hansestadt Stralsund. Anmerkungen an Hand archäologischer und schriftlicher Quellen, in: U. MÜLLER (Hrsg.): Handwerk – Stadt – Hanse. Ergebnisse der Archäologie zum mittelalterlichen Handwerk im südlichen Ostseeraum. Frankfurt/M. u. a. 2000, S. 161-174, hier S. 165 ff. 83 Stadtarchiv Stralsund, Rep. 35, Nr. 429. 84 Vgl. auch die konkrete Beschreibung des Hauses des Fastbäckers Jochim Richert bei KROLL, Stadtgesellschaft (wie Anm. 3), S. 522.
128 Stefan Kroll und Gyula Pápay Nach der Kopfsteuerveranlagung von 1708 zählten sowohl die Losals auch die Fastbäcker zu den vermögenderen Handwerkern. Bei erheblicher innerer Differenzierung, die sich durch die bereits angesprochenen Umsatzzahlen bestätigen lässt, zählten immerhin acht von ihnen zu den Handwerkern der Steuerklasse 1 (gute Nahrung). 85 Diese erste, keineswegs abschließende Auswertung des Kartenmaterials hat einige wesentliche Grundmerkmale der Wohnstandortverteilung erkennen lassen: Die Brandkatastrophen von 1678/80 hatten tiefe Spuren im Stadtbild und in der Bebauungsstruktur hinterlassen. Die südliche Stadthälfte hatte noch weiter an Bedeutung verloren, während der Alte Markt weiterhin primäres Zentrum der Stadt blieb. Als eigenständiger, maritim geprägter Bereich erwies sich die Hafenvorstadt. Der Seehandel besaß weiterhin bestimmenden Einfluss auf die Verteilung der Wohnstandorte. Zentrumsferne Randlagen wurden wie in vergleichbaren Städten vor allem von ärmeren Teilen der Bevölkerung bewohnt. 5. Videosequenz, Bild- und Tondokumente Das auf der CD-ROM beigefügte Programm ermöglicht die Option, pro Grundstück bzw. Haushaltungsvorstand jeweils ein Bild- und ein Tondokument sowie eine Videosequenz einzufügen. Die Bilddokumente werden beim Aufruf der entsprechenden „ID” automatisch eingeblendet, während die Tondokumente und das Video über das Multimediamenü (am oberen Rand der linken Bildschirmhälfte) aktiviert werden können. Dort können im Übrigen auch eigene multimediale Dateien ergänzt werden. In der jetzigen Version des Historischen Informationssystems „Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700” sind exemplarisch zehn Bilddateien, drei Tondokumente und eine Videosequenz integriert worden. 85 Ebd., S. 203 f.
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Die Hausbeschreibungen 84 bieten auch bei den Bäckern recht<br />
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Hanse. Ergebnisse der Archäologie z<strong>um</strong> mittelalterlichen Handwerk im südlichen<br />
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Stadtarchiv Strals<strong>und</strong>, Rep. 35, Nr. 429.<br />
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Richert bei KROLL, Stadtgesellschaft (wie Anm. 3), S. 522.