Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700. Ein Historisches ...

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21.05.2014 Aufrufe

Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700 121 ten. 72 Eine solche in die Tiefe gehende Analyse wird lediglich zum Abschluss anhand eines ausgewählten Beispiels (Einzelberuf Bäcker) vorgenommen. Ebenso wird an dieser Stelle auf den Vergleich mit anderen Städten verzichtet. 73 Eine wesentliche Frage soziotopographischer Untersuchungen ist die nach konzentrierter oder weiträumiger (disperser) Verteilung und den in dieser Hinsicht bestimmenden Faktoren. In der Regel wird dafür der Blick auf das Kartenbild als ausreichend angesehen. Gyula Pápay hat kürzlich am Beispiel Stralsunds 1706 eine Methode entwickelt, um mit Hilfe berufstopographischer Karten räumliche Konzentrationen bestimmter Merkmale zu errechnen. 74 Damit sind wesentlich präzisere und vor allem objektivere Aussagen möglich. Folgende Verfahrensweise kam zur Anwendung: Die Mittelpunkte der Grundstücke der einzelnen Berufe wurden mit einem Liniennetz miteinander verbunden – und zwar so, dass zwischen benachbarten Mittelpunkten stets die kürzeste Strecke gewählt wurde. Die Länge der einzelnen Strecken wurde automatisch in eine Datenbank eingelesen und anschließend statistisch ausgewertet. Von den 27 Einzelberufen, für die im Historischen Stadtinformationssystem „Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700” fertig 72 Zu den konkreten Wohn- und Arbeitsverhältnissen vgl. ausführlich KROLL, Stadtgesellschaft (wie Anm. 3), S. 230-260. Insbesondere sei auf das Kapitel „Differenzierung der Arbeits- und Wohnverhältnisse nach ausgewählten Berufen” verwiesen. Dort werden für eine größere Anzahl von Einzelberufen die Wohnformen Stralsunder Bürger (vor allem Haustyp und Status des Bewohners: Besitzer/Mieter) einer näheren Analyse unterzogen. 73 Zu weiterführenden Perspektiven innerhalb des Projekts „Städtesystem und Urbanisierung im Ostseeraum in der Neuzeit” vgl. die abschließenden Bemerkungen im letzten Abschnitt dieses Beitrages. 74 PÁPAY, Perspektiven (wie Anm. 47), S. 307 ff.

122 Stefan Kroll und Gyula Pápay erstellte Karten vorliegen, wurden 22 für eine vergleichende Auswertung berücksichtigt. 75 Außerhalb der Betrachtung blieben lediglich die Töpfer (nur fünf Fälle) sowie die Ackersleute, Bleicher, Fuhrleute und Gärtner, die ausschließlich oder zum Großteil auf den vorstädtischen Dämmen wohnten. Den höchsten Konzentrationsgrad wiesen danach die Wohnlagen der Fischer/Kleinfischer/Zeesener auf, gefolgt von den Schiffern, den Kaufleuten/Kauffrauen, den Schustern, den Boots- und Steuerleuten sowie den Raschmachern. Auf der anderen Seite waren die Altflicker/Altschuster/Schuhflicker am weiträumigsten über das Stadtgebiet verteilt. Es folgten mit ebenfalls geringer räumlicher Konzentration die Knochenhauer/Schlachter, die Tischler und die Haacken. Der Blick auf die einzelnen Karten bestätigt diese errechneten Befunde, ermöglicht darüber hinaus aber weitere wichtige Aussagen. Dazu sollen auch die Karten zu den Berufsobergruppen mit ins Blickfeld genommen werden. So verdeutlicht die Karte „Kommunale Verwaltung”, dass nicht nur die Mitglieder des Rates, sondern auch die Sekretäre, Schreiber und Kanzlisten mit wenigen Ausnahmen in den beiden nördlichen Stadtvierteln wohnten. Die überwiegend in städtischen Diensten stehenden Ordnungskräfte besaßen Wohnungen, die sich zum Großteil ganz in der Nähe ihrer „Einsatzorte” befanden. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass es sich dabei in der Mehrzahl um Wohngebäude im Besitz ihrer „Arbeitgeber” handelte. So wohnte etwa der Waagemeister in der städtischen Waage oder ein Wachtschreiber im Gebäude des Stadtgefängnisses (ID 4225). Ähnliches gilt im Übrigen auch für die Berufsobergruppe „Religion”, deren Angehörige ganz überwiegend als Mieter in der Umgebung der Kirchen lebten. Stralsund war um 1700 immer noch eine vorrangig vom Seehandel geprägte Stadt. Dies zeigt besonders eindrucksvoll die Karte mit den Wohnstandorten der Kaufleute, deren wichtigstes Standbein 75 Ebd., S. 308 u. 319 f.

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anderen Städten verzichtet. 73<br />

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wird dafür der Blick auf das Kartenbild als ausreichend angesehen.<br />

Gyula Pápay hat kürzlich am Beispiel Strals<strong>und</strong>s 1706 e<strong>in</strong>e Methode<br />

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Folgende Verfahrensweise kam zur Anwendung: Die Mittelpunkte<br />

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„<strong>Wohnen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wirtschaften</strong> <strong>in</strong> Strals<strong>und</strong> <strong>um</strong> 1700” fertig<br />

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Zu den konkreten Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsverhältnissen vgl. ausführlich KROLL,<br />

Stadtgesellschaft (wie Anm. 3), S. 230-260. Insbesondere sei auf das Kapitel<br />

„Differenzierung der Arbeits- <strong>und</strong> Wohnverhältnisse nach ausgewählten<br />

Berufen” verwiesen. Dort werden für e<strong>in</strong>e größere Anzahl von E<strong>in</strong>zelberufen<br />

die Wohnformen Strals<strong>und</strong>er Bürger (vor allem Haustyp <strong>und</strong> Status des<br />

Bewohners: Besitzer/Mieter) e<strong>in</strong>er näheren Analyse unterzogen.<br />

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Zu weiterführenden Perspektiven <strong>in</strong>nerhalb des Projekts „Städtesystem <strong>und</strong><br />

Urbanisierung im Ostseera<strong>um</strong> <strong>in</strong> der Neuzeit” vgl. die abschließenden Bemerkungen<br />

im letzten Abschnitt dieses Beitrages.<br />

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PÁPAY, Perspektiven (wie Anm. 47), S. 307 ff.

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