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Oktober 2012 - pharmaSuisse

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24 astreaAPOTHEKE 10/<strong>2012</strong> Dossier: « Alltagsgeschichten »<br />

Blasenentzündung<br />

«Holen Sie sich bei den ersten Anzeichen Rat!»<br />

Schmerzen, Unwohlsein und das ständige Pendeln zwischen WC und wärmendem Duvet: Mit<br />

einer Blasenentzündung möchte man sich am liebsten nur noch verkriechen. Die Apothekerin<br />

Minka Meili von der Apotheke im Brühl in Zürich-Höngg verrät, warum eine frühzeitige<br />

Behandlung wichtig ist und wie man zukünftige Infekte der Blase vorbeugen kann.<br />

Runa Reinecke<br />

Minka Meili, Apothekerin,<br />

Apotheke im Brühl, Zürich-Höngg<br />

Infekte der Blase sind äusserst unangenehm.<br />

Gibt es typische Symptome,<br />

die mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

auf ein solches Leiden hindeuten?<br />

Minka Meili: Dazu gehören beispielsweise<br />

krampfartige Schmerzen oder ein Brennen<br />

beim Wasserlösen. Auch starker Harndrang<br />

kann ein Anzeichen sein, obwohl beim Toilettengang<br />

meist nur kleinere Mengen Urin<br />

entleert werden. Rötlich verfärbt sich der Urin,<br />

wenn Blut darin enthalten ist und die Entzündung<br />

besonders stark ausgeprägt ist. Manchmal<br />

kann auch Fieber auftreten, aber das ist<br />

eher selten.<br />

Wer ist am ehesten von der akuten<br />

Blasenentzündung auch Blasenkatarrh<br />

oder Zystitis genannt betroffen?<br />

Am häufigsten trifft es Frauen, da ihre Harnröhre<br />

besonders kurz ist. Aber auch Kinder,<br />

Männer mit Prostatabeschwerden oder Patienten<br />

mit Blasenkatheter haben öfter damit<br />

zu tun. Gerade bei Schwangeren und bei<br />

Menschen mit einem durch Kälte oder Krankheiten<br />

geschwächten Immunsystem, hier sind<br />

insbesondere Diabetiker zu nennen, haben<br />

die Bakterien ein leichtes Spiel.<br />

Welche Faktoren können bei Frauen zu<br />

diesem Infekt führen?<br />

Über die Harnröhre gelangen Bakterien aus<br />

der Scheide und dem After in die Blase. Dieser<br />

Vorgang kann vor allem durch Geschlechtsverkehr<br />

begünstigt werden, da sich die Keime<br />

auf diese Weise noch besser im Genitalbereich<br />

verteilen. Man spricht dann auch von<br />

einer «Honeymoon-Zystitis».<br />

Wie gelingt es, eine Blasenentzündung<br />

zuverlässig festzustellen?<br />

Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf<br />

diesen Infekt können in der Apotheke einen<br />

Test machen. Das Ergebnis ist am zuverlässigsten,<br />

wenn dazu eine Probe des Morgenurins<br />

verwendet wird. Gelingt es, im Urin vermehrt<br />

weisse Blutkörperchen, sogenannte Leukozyten<br />

sowie Nitrit nachzuweisen, deutet das auf<br />

eine Entzündung hin. Allerdings ist der Test<br />

nicht hundertprozentig zuverlässig, da das Resultat,<br />

beispielsweise durch die Einnahme von<br />

Vitamin C, verfälscht werden kann.<br />

Muss eine Blasenentzündung grundsätzlich<br />

mit Antibiotika behandelt<br />

werden?<br />

Das ist sehr individuell: Bei einer unkomplizierten<br />

Blasenentzündung mit leichten Beschwerden<br />

kann man es mit Blasen-Nieren-<br />

Tees, die unter anderem Beerentraubenblätter<br />

enthalten, versuchen. Ebenfalls bewähren sich<br />

Blasen- und Nierendragees mit einer Kombination<br />

verschiedener Pflanzenextrakte wie<br />

zum Beispiel Goldrutenkraut und Birke oder<br />

Preiselbeer-Präparate. Auch eine homöopathische<br />

Behandlung ist möglich. Bei stärkeren<br />

Symptomen verschreibt der Arzt ein Antibiotikum.<br />

Allerdings können Antibiotika die körperliche<br />

Abwehr schwächen, und das bringt<br />

wiederum eine verstärkte Anfälligkeit für Infekte<br />

mit sich.<br />

Was hat es mit Preiselbeer-Präparaten<br />

auf sich?<br />

Seit einigen Jahren sind eine Reihe von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln mit Preiselbeer-<br />

Extrakten auf dem Markt. Insbesondere für<br />

Menschen, die unter häufig wiederkehrenden<br />

Harnwegsinfekten leiden, gelten Produkte mit<br />

Preiselbeer-Extrakten, zum Beispiel in Form<br />

von Saft oder Dragees, als sinnvolle Unterstützung<br />

zur Prophylaxe: Sie verhindern, dass<br />

Krankheitserreger an den Schleimhäuten des<br />

Harntraktes haften können. Eine Wirkung tritt<br />

allerdings erst ab einer gewissen täglichen Dosis<br />

auf. Momentan lassen die verfügbaren klinischen<br />

Daten die Fragen nach der optimalen<br />

Dosierung offen: Die Empfehlungen für das<br />

Preiselbeer-Konzentrat z. B. schwanken von<br />

zehn bis hundert Milliliter, die man ein- bis<br />

dreimal täglich mit Wasser verdünnt einnehmen<br />

soll.<br />

Wieso ist es wichtig, möglichst früh zu<br />

therapieren?<br />

Studien belegen zwar, dass eine akute, unkomplizierte<br />

Zystitis in rund 50 Prozent der<br />

Fälle auch ohne Therapie ausheilt. Da sich<br />

Komplikationen aber nicht vorhersehen lassen,<br />

rate ich Betroffenen, sich bereits bei ersten<br />

Anzeichen Rat in der Apotheke zu holen<br />

oder einen Arzt aufzusuchen. So lassen sich<br />

eine Blutvergiftung oder eine Ausweitung der<br />

Entzündung, zum Beispiel auf die Nieren oder<br />

das Harnbecken, vermeiden.<br />

Welche Hilfe kann die Apotheke<br />

ausserdem anbieten?<br />

Im Zentrum steht die umfassende Beratung<br />

der Patientin oder des Patienten. Besteht darüber<br />

hinaus Abklärungsbedarf, können einige<br />

Apotheken auf «Netcare» zurückgreifen.<br />

Dabei wird ein Arzt per Video für ein Gespräch<br />

mit dem Patienten zugeschaltet.<br />

Apropos Arzt: Wann empfehlen Sie einer<br />

Patientin oder einem Patienten, direkt<br />

einen Mediziner für weitere Abklärungen<br />

aufzusuchen?<br />

Wenn die Beschwerden besonders stark sind,<br />

Blut im Urin vorhanden ist und die Symptome<br />

mehr als drei Mal im Jahr auftreten. Das gilt<br />

insbesondere für Kinder, Schwangere oder<br />

Menschen mit geschwächtem Immunsystem.<br />

Ihre persönlichen Tipps zur Vorbeugung<br />

einer Blasenentzündung?<br />

Den Nieren- und Beckenbereich immer warmhalten.<br />

Nach dem Stuhlgang von vorne nach<br />

hinten reinigen und die Blase unmittelbar<br />

nach dem Geschlechtsverkehr entleeren. Auf<br />

diese Weise lässt sich das Eindringen von<br />

Keimen in die Harnröhre einigermassen in<br />

Schach halten. Zudem sollte man viel trinken,<br />

damit die Blase immer gut durchgespült wird.<br />

Auch die erwähnten Preiselbeer-Präparate<br />

können dazu beitragen, dass man von einer<br />

erneuten Infektion verschont bleibt.<br />

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