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Oktober 2012 - pharmaSuisse

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14 astreaAPOTHEKE 10/<strong>2012</strong> Dossier: « Alltagsgeschichten »<br />

Migräne und Kopfschmerzen<br />

Richtig oder falsch?<br />

«Wenn es Frauen gut geht, haben sie doch wenigstens Migräne!»<br />

– Sie sind solche Sprüche leid? Wir räumen mit den Vorurteilen auf<br />

und zeigen, wie Sie mit Kopfschmerzen im Alltag umgehen können.<br />

Dr. pharm. Mounja Schröder, Apothekerin<br />

Wenn eine Krankheit mit Vorurteilen belastet<br />

ist, dann die Migräne. Wer kennt sie nicht, die<br />

Geschichten von Tante Erika, die sich Onkel<br />

Toni mit dem Verweis auf ihre Migräne entzog<br />

oder von Brigitta, die immer dann Migräne<br />

bekam, wenn grosse Ereignisse ihren Einsatz<br />

erforderten oder von Sandra, die ihre Teamkollegen<br />

immer in den heissesten Phasen eines<br />

Projektes im Stich liess, um ihre Migräne<br />

zu kurieren. Betroffene leiden weniger unter<br />

den schmerzhaften Krankheitsattacken selber<br />

als unter der Stigmatisierung, «eingebildete<br />

Kranke» zu sein. Sie leiden unter dem Gefühl,<br />

nicht ernst genommen zu werden und der<br />

Angst, genau dann eine Attacke zu erleiden,<br />

wenn man sie am wenigsten braucht. Im folgenden<br />

Artikel stellen wir den wichtigsten Vorurteilen<br />

die Fakten entgegen.<br />

Migräne ist Frauensache.<br />

Falsch. Auch Männer und sogar Kinder (siehe<br />

Kasten 1) können betroffen sein. Allerdings<br />

leiden Frauen zwei- bis dreimal häufiger als<br />

Männer an dieser Kopfschmerzart. Über 90 %<br />

der Migränepatientinnen erleben ihre erste<br />

Migräneattacke zwischen 30 und 50 Jahren<br />

und sind somit während ihrer produktivsten<br />

Lebensphase am stärksten betroffen. Mit zunehmendem<br />

Alter geht die Häufigkeit der Migräne<br />

bei Frauen stark zurück und nähert sich<br />

derjenigen der Männer an.<br />

Jeder hat mal Kopfschmerzen, das ist<br />

nichts Besonderes.<br />

Richtig und falsch. 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung<br />

leiden zeitweise unter Kopfschmerzen,<br />

nur 10 Prozent davon konsultieren<br />

deswegen einen Arzt. Doch Kopfschmerz ist<br />

nicht gleich Kopfschmerz. Die internationale<br />

Kopfschmerzgesellschaft IHS unterscheidet<br />

über 160 Arten von Kopfschmerzen! In 90 %<br />

der Fälle haben die Kopfschmerzen keinen<br />

sichtbaren, fassbaren Ursprung und die Linderung<br />

der Schmerzen steht im Vordergrund.<br />

Diese Schmerzen sind nicht lebensbedrohlich,<br />

können aber je nach Intensität und Dauer die<br />

Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.<br />

Bei unzureichender oder falscher<br />

Behandlung können die Schmerzen sogar<br />

chronisch werden. Spannungskopfschmerzen<br />

(69 %), Migräne (19 %) und Cluster-<br />

Kopfschmerz (0.1 %) fallen in diese Kategorie<br />

(siehe Tabelle 1). Mit einem guten Kopfwehmanagement<br />

kann die Anzahl der Kopfwehtage<br />

und deren Schmerzintensität deutlich<br />

gesenkt werden. Wertvolle Tipps und Informationen<br />

hierzu kann die Apotheke geben.<br />

In 10 % der Fälle liegt eine andere Erkrankung<br />

vor (Infektion, Entzündung, Blutungen, Verletzung,<br />

Tumor usw.). Diese Kopfschmerzen<br />

können auf schwere, zum Teil auch lebensgefährliche<br />

Störungen wie beispielsweise<br />

Hirnblutungen hinweisen und müssen unbedingt<br />

abgeklärt und behandelt werden. Treten<br />

Kopfschmerzen erstmalig auf, sind sie in ih-<br />

Unterscheidung verschiedener primärer Kopfschmerzarten<br />

Migräne Spannungskopfschmerz Cluster-Kopfschmerz Medikamenteninduzierte<br />

Kopfschmerzen<br />

Lokalisation Meist einseitig Beidseitig Immer einseitig, meist hinter Meist beidseitig<br />

oder über einem Auge<br />

Dauer 4 bis 72 Stunden Minuten bis Tage Minuten bis Stunden Anhaltend<br />

Intensität Stark Leicht bis mässig Unerträglich Leicht bis mässig<br />

Häufigkeit Ein- bis zweimal im Jahr<br />

Ganztägig<br />

bis sechsmal/Monat<br />

Schmerzcharakter<br />

Arbeitsunfähigkeit<br />

Begleitsymptome<br />

Auslöser<br />

Pulsierend, pochend,<br />

hämmernd<br />

Episodisch, weniger als<br />

15 Tage/Monat, kann<br />

chronisch werden<br />

Dumpf, drückend, ziehend<br />

Über 4–12 Wochen mehrmals<br />

täglich, kann chronisch<br />

werden<br />

Einschiessend, stechend,<br />

«wie Messer»<br />

Meist Selten Ja Selten<br />

Übelkeit, Erbrechen, Lichtund<br />

Lärm empfindlichkeit,<br />

evtl. Aura, Verschlechterung<br />

bei Bewegung<br />

Stress, Hormonschwankungen,<br />

Alkohol, Änderungen im<br />

Schlaf-Wach-Rhythmus u. v. m.<br />

Keine, Besserung<br />

bei Bewegung<br />

Stress, ungesunde Lebensweise,<br />

Wetterumschwung<br />

Unterschiedlich,<br />

meist dumpf, drückend<br />

Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit,<br />

Tränenfluss,<br />

Selten leichte Übelkeit<br />

hängendes Augenlid, laufende<br />

Nase<br />

Stress, Alkohol, oft unbekannt Regelmässige Einnahme<br />

von Schmerz- oder<br />

Migränemitteln

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