Oktober 2012 - pharmaSuisse
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Dossier: « Alltagsgeschichten » astreaAPOTHEKE 10/<strong>2012</strong> 11<br />
Kräftig und entspannt<br />
Zurück zum<br />
gesunden Rücken<br />
Vier von fünf Menschen klagen im Laufe des Lebens<br />
über Rückenschmerzen. Der Schmerz zieht sich durch<br />
alle Altersgruppen und sozialen Schichten. Meist<br />
verschwindet das Leiden von alleine. Wer aber häufig über<br />
Rückenschmerzen klagt, sollte die Symptome abklären.<br />
Annegret Czernotta<br />
Stabil und doch flexibel – hart und doch nachgiebig:<br />
Unser Rücken ist ein Wunder an Perfektion.<br />
Und trotzdem hochsensibel. Nahezu<br />
90 Prozent aller Schweizer klagen irgendwann<br />
in ihrem Leben über Rückenschmerzen.<br />
Meist vergeht der Schmerz innerhalb weniger<br />
Tage von alleine. Doch nicht immer, «weil<br />
die Schmerzursache vielfältig ist und oft nur<br />
durch entsprechende ärztliche Befragung, Untersuchung<br />
und Abklärung weiter eingegrenzt<br />
werden kann», sagt Dr. Christian Marx, Rheumatologe<br />
und Oberarzt am Kantonsspital<br />
Winterthur. Wer beispielsweise darauf tippt,<br />
dass körperliche schwere Arbeit häufiger<br />
Rückenschmerzen verursacht als Büroarbeit,<br />
liegt falsch. Unterschieden wird in zwei Arten<br />
von Rückenschmerzen: Bei Überlastung<br />
von Muskeln, Sehnen und Bändern sind sie<br />
unspezifisch. Entstehen die Schmerzen durch<br />
Erkrankungen der Wirbelsäule oder andere<br />
Krankheiten, sind sie spezifisch.<br />
Eine stark belastete Achse<br />
Die Wirbelsäule verbindet den Rücken mit<br />
den Armen, den Beinen und dem Kopf und<br />
sorgt für eine grosse Stabilität trotz grosser<br />
Beweglichkeit. Sie besteht aus Wirbelkörpern,<br />
zwischen denen die Bandscheiben elastische<br />
Puffer bilden und ermöglicht Menschen den<br />
aufrechten Gang. Für zusätzliche Stabilität sorgen<br />
Sehnen, Bänder und Muskeln. Funktionell<br />
unterscheiden sich grob zwei Muskelgruppen<br />
im Rücken: die gelenksnahen Muskeln an den<br />
Wirbeln, die die Wirbelsäule stabilisieren und<br />
die grossen Muskeln, die wir für die Bewegung<br />
brauchen. Oftmals entstehen Spannungen<br />
und Verhärtungen in ganzen Muskelgruppen<br />
infolge Bewegungsmangel und Fehlbelastung,<br />
wobei sich zwei Stellen lokalisieren lassen:<br />
Am häufigsten sind Schmerzen in der Lendenwirbelsäule<br />
(70 %), gefolgt von Schmerzen in<br />
der Halswirbelsäule (25 %).<br />
Falsche Bewegungen gibt es nicht<br />
Früher teilte man in falsche und richtige Bewegungen<br />
ein, die Schmerzen verursachen.<br />
Aber dieses Konzept ist überholt: «Nur wenn<br />
wir über einen längeren Zeitraum die Wirbelsäule<br />
immer gleich falsch beanspruchen, kann<br />
dies zu Überlastung und Schäden führen»,<br />
sagt Raymond Denzler, Leiter Fachbereich<br />
Wirbelsäule an der Schulthess Klinik in Zürich.<br />
In der Therapie schaut der Physiotherapeut<br />
deshalb genau, wie der Klient Übungen<br />
durchführt, ob ruckartig oder gleitend und<br />
korrigiert, wo nötig. Wobei es nicht das eine<br />
Konzept gibt, das den Rücken wieder gesund<br />
macht. «Jeder Mensch ist individuell», so Raymond<br />
Denzler, «dementsprechend suchen wir<br />
Behandlungen aus, die zum Rückenpatienten<br />
passen.»<br />
Das kann Krafttraining an Maschinen sein,<br />
eine Triggerpunktbehandlung, um Verspannungen<br />
entlang blockierter Strukturen zu<br />
lösen oder aktive Bewegungen, die der Physiotherapeut<br />
vorgibt. Häufig kombinieren die<br />
Patienten noch Therapien dazu, wie Akupunktur,<br />
eine Massage oder auch Bewegungstraining<br />
wie Yoga, Pilates oder Tai-Chi. Allerdings<br />
sollte nicht alles auf einmal ausprobiert werden.<br />
«Als Physiotherapeut müssen wir wissen,<br />
auf welche Behandlung der Patient anspricht,<br />
sonst erzielen wir keine Fortschritte.»<br />
Foto: www.merlinphotography.ch<br />
Der Schmerz kann chronisch werden<br />
Bei akuten Schmerzen, die einen bis drei<br />
Monate dauern, kann der Schmerz oftmals<br />
auch ohne Behandlung verschwinden. Aufwendiger<br />
in der Diagnostik und Therapie wird<br />
es, wenn der Schmerz mehr als drei Monate<br />
andauert oder in Intervallen wiederkehrt. Mediziner<br />
sprechen dann von chronischem und<br />
nicht mehr vom akuten Schmerz. Das ist bei<br />
fünf bis zehn Prozent der Rückenschmerzen<br />
der Fall. Ärztliche Befragung, körperliche Untersuchung<br />
und gegebenenfalls weitere Abklärungen<br />
wie ein Röntgen, die CT- oder die<br />
MRI-Untersuchung helfen in der Diagnostik.<br />
Nicht immer widerspiegeln diese Befunde<br />
aber die eigentliche Ursache. Dann kann beispielsweise<br />
im Röntgenbild an Wirbeln eine<br />
starke Abnützung sichtbar sein, ohne dass<br />
dies Schmerzen verursacht. «Auch der Bandscheibenvorfall<br />
macht nicht per se Schmerzen»,<br />
erklärt Dr. Christian Marx. Rund 40 %<br />
aller gesunden Menschen haben eine Diskushernie<br />
und wissen dies nicht einmal.<br />
Risikofaktoren für chronischen<br />
Schmerz<br />
Allerdings kennen die Mediziner heute Risikofaktoren,<br />
die die Gefahr einer Chronifizierung<br />
erhöhen. Das sind beispielsweise Rauchen, Alkohol<br />
und Drogen, Probleme im privaten und<br />
beruflichen Bereich, Depressionen, Stress,<br />
krampfhaftes Durchhalten. Dann kann aus<br />
dem gelegentlichen Schmerz ein Dauerleiden<br />
werden. Nicht umsonst gibt es die Sprichworte<br />
«Uns sitzt die Angst im Nacken» oder<br />
«Wir neigen dazu, uns zu viel aufzuhalsen».<br />
In schwierigen Situationen sind wir manchmal<br />
«niedergeschlagen» und in aussichtsloser<br />
Lage «stehen wir mit dem Rücken zur Wand»,<br />
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