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Positionspapier des Instituts für Alltagskultur ... - (PH) Freiburg

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Prof. Dr. Udo Ritterbach<br />

Prof. Dr. Anne-Marie Grundmeier<br />

Pädagogische Hochschule <strong>Freiburg</strong><br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Alltagskultur</strong>, Bewegung, Gesundheit<br />

Fachrichtung Ernährung und Konsum<br />

Fachrichtung Mode und Textil<br />

Kunzenweg 21, 79117 <strong>Freiburg</strong><br />

Tel: 0049-(0)761 / 682 - 530<br />

Tel: 0049-(0)761 / 682 - 529<br />

e-mail: ritterbach@ph-freiburg.de<br />

grundmeier@ph-freiburg.de<br />

<strong>Freiburg</strong>, 27.11.2012<br />

Sind in der Bildungsplanreform 2015 in Baden-Württemberg die Unterrichtsfächer<br />

nicht mehr vorgesehen, die <strong>für</strong> die Ernährungs- und Verbraucherbildung stehen?<br />

Das Land Baden-Württemberg startet den Prozess der Bildungsplanreform 2015. Am<br />

19.12.2012 findet hierzu in Stuttgart die Auftaktveranstaltung statt. Als Unterrichtsfächer und<br />

Kommissionen sind <strong>für</strong> die Sekundarstufe I bislang benannt: Bildende Kunst, Biologie,<br />

Deutsch, Chemie, Englisch, Ethik, Französisch, Gemeinschaftskunde, Geographie,<br />

Geschichte, Mathematik, Musik, Physik, Religionslehre, Sport, Wirtschaft.<br />

(Siehe http://www.bildung-staerkt-menschen.de/aktuelles/news/komm)<br />

Die Unterrichtsfächer/Fächerverbünde Mensch, Natur und Kultur (Grundschule), Mensch und<br />

Umwelt (Realschule), Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit (Hauptschule), Gesundheit und Soziales<br />

(Werkrealschule) sind bislang nicht aufgeführt. Ziel der Lan<strong>des</strong>regierung ist es vermutlich,<br />

die Bildungsplanreform 2015 in Vorbereitung der Einführung der Gemeinschaftsschule zur<br />

Angleichung der Bildungspläne von Hauptschule, Realschule, Werkrealschule und<br />

Gymnasium in der Sekundarstufe I zu nutzen.<br />

Eine Streichung dieser Unterrichtsfächer würde zumin<strong>des</strong>t zu der Aussage von<br />

Kultusstaatssekretär Dr. Frank Mentrup passen: „Die Bildungspläne aller Schularten sollen<br />

bis zum Schuljahr 2014/15 überarbeitet und aufeinander abgestimmt werden. Fächerverbünde<br />

zum Beispiel müssten in allen Schularten vergleichbar sein. "Vieles passt da nicht<br />

zusammen".“ (Siehe: http://lehrerfortbildung-bw.de/lak/akademien/2011/13_bwb/index.html)<br />

Die Unterrichtsfächer/Fächerverbünde Mensch, Natur und Kultur (Grundschule), Mensch und<br />

Umwelt (Realschule), Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit (Hauptschule), Gesundheit und Soziales<br />

(Werkrealschule) sind jedoch gerade die Trägerfächer, in denen Alltagskompetenzen,<br />

Ernährungs- und Verbraucherbildung vermittelt werden. Es droht damit, dass diese<br />

Bildungsaufgaben künftig keine Identität als Unterrichtsfach mehr haben werden.<br />

Damit würden kultuspolitisch Fakten geschaffen, die im Widerspruch zum Koalitionsvertrag<br />

der grün-roten Lan<strong>des</strong>regierung stehen. Denn dort ist zu lesen: „Die Förderung von<br />

Verbraucher-Bildung – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – ist der Schlüssel <strong>für</strong><br />

eine soziale und ökonomische Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und die Grundlage da<strong>für</strong>,<br />

sich selbstbestimmt und verantwortungsvoll im Konsumalltag zu bewegen. Wir werden<br />

<strong>des</strong>halb zielgruppengerechte Bildungsangebote im Verbraucherschutz stärken. … Wir werden<br />

den klimaverträglichen privaten Konsum durch eine Informations- und Bildungsoffensive<br />

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fördern …. Mit verbesserten Informationen über das Thema „Geld und Finanzen“ im<br />

schulischen Unterricht wollen wir die Schuldenprävention stärken.“<br />

(Siehe: http://gruene-bw.de/fileadmin/gruenebw/dateien/Koalitionsvertrag-web.pdf)<br />

Damit die im Koalitionsvertrag angesprochenen Zielsetzungen als Bildungsziele erreicht<br />

werden können, bedarf es nicht der Abschaffung der Unterrichtsfächer, die sich als<br />

Trägerfächer der Ernährungs- und Verbraucherbildung verstehen, sondern deren<br />

zukunftsfähigen Weiterentwicklung. Hierzu liegt mit dem REVIS-Curriculum ein bun<strong>des</strong>weit<br />

anerkanntes und anschlussfähiges Curriculum als Ausgangspunkt vor.<br />

(Siehe: http://www.evb-online.de/schule_referenzrahmen.php)<br />

Eine Bildung <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung, die allein auf den bislang in der<br />

Bildungsplanreform 2015 berücksichtigten Unterrichtsfächern basiert, wird ohne Erfolg<br />

bleiben. Die Vermittlung von Kenntnissen und Einstellungen <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

Entwicklung bedürfen der Ergänzung um die Entwicklung von Alltagskompetenzen – ganz<br />

im Sinne von „Leben lernen“.<br />

„Leben lernen“ heißt am Beispiel Ernährung sowie Mode und Textil konkret: Was nützt das<br />

Wissen um die Vorzüge und die entsprechende Einstellung zu einem nachhaltigen Konsum<br />

von Textilien und Bekleidung und einer nachhaltigen Ernährung mit einer Bevorzugung<br />

saisonaler und regional erzeugter – möglichst ökologisch produzierter - Lebensmittel, wenn<br />

an den Schulen die Unterrichtsfächer gestrichen werden, in denen integrativ zum<br />

Kompetenzerwerb über Wissen und Einstellungen die erforderliche Befähigung zum Handeln<br />

über die Entwicklung der Fertigkeiten in der Nahrungszubereitung und Textilpraxis erst<br />

ermöglicht werden.<br />

Eine Streichung der Unterrichtsfächer und -verbünde Mensch, Natur und Kultur<br />

(Grundschule), Mensch und Umwelt (Realschule), Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit<br />

(Hauptschule), Gesundheit und Soziales (Werkrealschule) würde eher dem Vorschub leisten,<br />

dass die Abhängigkeit der Verbraucher und Verbraucherinnen von den Angeboten der<br />

Ernährungsindustrie und Modeindustrie noch weiter zunimmt.<br />

Diese Unterrichtsfächer bieten zudem die Anknüpfungspunkte <strong>für</strong> wertvolle außerschulische<br />

Expertisen.<br />

Wenn Sie sich dieser Argumentation anschließen können und sich <strong>für</strong> eine zukunftsfähige<br />

Weiterentwicklung der Ernährungs- und Verbraucherbildung einsetzen wollen, sollten Sie die<br />

verantwortlichen Ansprechpartnerinnen kennen, damit Sie Ihre Stimme in den Prozess der<br />

Bildungsplanreform 2015 einbringen können.<br />

Es sind:<br />

Frau Ministerin<br />

Gabriele Warminski-Leitheußer<br />

Ministerium <strong>für</strong> Kultus, Jugend und Sport<br />

Baden-Württemberg<br />

Postfach 10 34 42, 70029 Stuttgart<br />

Frau Ministerialdirektorin<br />

Dr. Margarethe Ruep<br />

Ministerium <strong>für</strong> Kultus, Jugend und Sport<br />

Baden-Württemberg<br />

Postfach 10 34 42, 70029 Stuttgart<br />

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