HS - Pädagogische Hochschule Burgenland
HS - Pädagogische Hochschule Burgenland
HS - Pädagogische Hochschule Burgenland
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausbildungsportfolio<br />
<strong>HS</strong> / NMS - Ausbildung<br />
Schulpraktische Studien<br />
Gestaltet von: Johannes Pachinger & Markus Reiter
Gesamtübersicht<br />
Semester Praxisschulen Praxisklassen Praxislehrer/innen Praxisberater/innen<br />
Wintersemester<br />
Sommersemester<br />
Wintersemester<br />
Sommersemester<br />
Wintersemester<br />
Sommersemester<br />
Hinweis: Das gesamte Ausbildungsportfolio sowie alle Formblätter sind von der Homepage downloadbar.<br />
2
Semesterübersicht<br />
Die aktuelle Semesterübersicht finden Sie<br />
auf unserer Homepage unter:<br />
http://www.ph-burgenland.at/Schulpraktische_Studien.139.0.html<br />
3
1. Semester<br />
Anforderungen<br />
Studieneingangsphase<br />
In der Studieneingangsphase sollen die Studierenden Einblick in den Alltag der <strong>HS</strong>/NMS-Lehrerin /<br />
des <strong>HS</strong>/NMS-Lehrers erhalten, gezielte Beobachtungsaufträge durchführen und allmählich kleine<br />
Unterrichtssequenzen aktiv mitgestalten.<br />
Bildungsinhalte:<br />
Naive und systematische Unterrichtsbeobachtung; Grundlagen der Unterrichtsplanung; Grundlagen<br />
und Möglichkeiten der Unterrichtsorganisation<br />
Zu erreichende Kompetenzen:<br />
Die Studierenden verfassen ein strukturiertes Unterrichtsprotokoll unter Verwenden der Begriffe der<br />
Handreichung zur Unterrichtsplanung.<br />
Dokumentation der Schulpraxis:<br />
Tagebuch<br />
• ohne formale Vorgabe<br />
• inhaltlich:<br />
o Beobachtungen:<br />
1. Woche - allgemein: Was fällt mir auf?<br />
2. Woche: Beobachtung Unterricht - Sozialformen, Stundenwechsel, Schwerpunkte,<br />
Differenzierung etc.<br />
3. Woche: Beobachtung eines Kindes - Verhalten, wie wird differenziert etc.<br />
4. Woche: Wechsel der Rolle: Vom Schüler zum Lehrer / Bewusstwerden der eigenen<br />
Lernbiographie<br />
o Fragen zum Unterricht formulieren (an jedem Unterrichtstag mindestens eine<br />
Frage)<br />
o Reflexion über jede Woche und speziell über die vier Wochen<br />
4
Erste Beobachtungen in der Klasse …<br />
Unterricht erleben, Unterricht beobachten, über Unterricht reden ...<br />
Sie sitzen als Beobachter/in in einer Schulklasse. Die Schüler/innen blicken sich neugierig nach Ihnen um. Es<br />
klingelt. Die Lehrerin betritt den Klassenraum und beginnt zu unterrichten. Sie wollen oder sollen den Unterricht<br />
beobachten. Was tun Sie?<br />
Wenn Sie die ganzen 50 Minuten lustlos an Ihrem Bleistift kauen, kann eine Unterrichtshospitation sehr<br />
langweilig und anstrengend sein.<br />
Es geht Ihnen wie jemandem, der die berühmte Wunderwelt im Wassertropfen nicht sehen kann, weil er kein<br />
Mikroskop hat.<br />
Lehrer/innen sollten Forscher/innen sein. Ein ständiges Suchen, Ausprobieren und Reflektieren des<br />
beobachteten Unterrichts von Kolleginnen / Kollegen und auch vom eigenen, selbst gestalteten Unterrichts<br />
sind Grundlage einer spannenden und fassettenreichen Arbeit mit den Kindern.<br />
Dieser forschend-reflektive Ansatz der Schulpraxis – sowohl in der Ausbildung an der Pädagogischen<br />
<strong>Hochschule</strong> als auch im weiteren Berufsleben - bildet die Basis für eine qualitativ hochstehende - im Sinne<br />
einer persönlichen Weiterentwicklung - Unterrichtstätigkeit.<br />
Die Auseinandersetzung mit dem gesehenen und dem selbst gestalteten Unterricht über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg und die Entwicklung der Fähigkeit zur verbalen Aufbereitung eigener Erfahrungen sind<br />
wichtige Komponenten für die eigene Arbeit. Eine fragende Einstellung dem beobachteten bzw. erlebten<br />
Unterricht gegenüber bildet die Grundlage offen über Gesehenes aber auch über Alternativen gemeinsam zu<br />
reflektieren.<br />
Das Beobachten und Notieren von Beobachtungen und vor allem das Analysieren der Beobachtungen haben<br />
zur Folge, dass der erlebte Unterricht und das Verhalten (von Schülern und Lehrer) aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln beleuchtet werden kann. Erst durch die gemeinsame Reflexion von Lehrer und Beobachter ist es<br />
möglich, sowohl die gesetzten Akzente als auch die einzelnen Beobachtungen korrekt interpretieren und<br />
beurteilen zu können.<br />
Bei der Unterrichtsbeobachtung muss man seinen Blick auf die unterschiedlichsten Aspekte des Geschehens<br />
lenken und schärfen.<br />
Die beste Art, dies zu lernen, ist: Unterricht so ausführlich wie nur möglich zu protokollieren und diese<br />
Aufzeichnungen im Anschluss daran im Team zu analysieren. Dies hat zur Folge, dass Sie Unterricht als eine<br />
abwechslungsreiche und interessante Interaktion wahrnehmen und immer neue Feinheiten und<br />
Problembereiche entdecken.<br />
Generell kann man sagen, dass bei einer unstrukturierten Beobachtung man nicht in der Lage ist, nur auf das<br />
Wichtige zu achten und Unwichtiges wegzulassen.<br />
5
Einige Aspekte einer sinnvollen Protokollierung von Unterricht:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sammeln Sie viele Informationen.<br />
Beschreiben Sie, was passiert, und zwar so genau wie<br />
möglich.<br />
Beurteilen Sie nicht schon während des Protokollierens, verschieben<br />
Sie dies auf später.<br />
Notieren Sie so oft wie möglich, was Lehrer oder Schüler wörtlich<br />
sagen. Beschreiben Sie das Verhalten anstatt zu interpretieren.<br />
Notieren Sie, welche Aufgaben den SS gestellt werden und was an<br />
der Tafel geschrieben wird.<br />
Notieren Sie auch Ihre eigenen Ideen, wie bestimmte Situationen<br />
geschickter gestaltet werden können.<br />
Notieren Sie zu einem beschriebenen Verhalten, wie es auf Sie<br />
gewirkt hat.<br />
Der frühe Einstieg in die Unterrichtspraxis der jeweiligen Schultype und die begleitende Beratung helfen den<br />
Studienanfängerinnen und Studienanfängern, ihre Berufsentscheidung zu überdenken, zu festigen oder zu<br />
ändern.<br />
Die Phase der Orientierung erstreckt sich über das erste Semester und ist in drei Segmente gegliedert:<br />
Hospitation<br />
Kooperativer Unterricht<br />
Selbstständiger Unterricht<br />
In der Hospitationsphase gewinnen die Studierenden erste Einblicke in die Klasse bzw. in die Gruppe<br />
(Leistungsgruppe), in die Aufgaben der Lehrerin/des Lehrers und in verschiedene Formen der<br />
Unterrichtsgestaltung. Besonders in der Phase der Hospitation steht die Sensibilisierung bezüglich der<br />
Beobachtung von Unterricht im Mittelpunkt.<br />
Ausgehend von den persönlichen Beobachtungen werden in der Reflexion die einzelnen Aspekte von<br />
Unterricht aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und analysiert.<br />
Der kooperative Unterricht ermöglicht den Studierenden das Mitgestalten am Unterricht. Gemeinsam mit der<br />
Praxislehrerin/dem Praxislehrer, der Praxisberaterin/dem Praxisberater erfolgt die Planung und praktische<br />
Umsetzung einzelner Unterrichtssequenzen.<br />
Der selbstständige Unterricht führt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Aspekten und Problemen<br />
der Vorbereitung, Durchführung, Reflexion und Auswertung einzelner Sequenzen und Unterrichtseinheiten.<br />
6
Anforderungen<br />
Modul 1.5<br />
Im Anschluss an die Studieneingangsphase sollen die Studierenden bei dem Prozess, allmählich die<br />
Lehrer/innenrolle zu übernehmen, weiter begleitet werden. Ziel ist, dass die Studierenden innerhalb<br />
der letzten vier Wochen eine Unterrichtseinheit selbst halten.<br />
Bildungsinhalte:<br />
Beobachtung und Reflexion von Unterricht unter dem Aspekt der Schwerpunkte der<br />
Handreichung zur Unterrichtsplanung<br />
Angeleitetes Verfassen einer Unterrichtsplanung auf der Grundlage der Handreichung zur<br />
Unterrichtsplanung<br />
Durchführung von Unterrichtssequenzen<br />
Organisation unterrichtlicher Rahmenbedingungen<br />
von der reflexiven Unterrichtsbeobachtung zu ersten Handlungsschritten<br />
Phasen einer Unterrichtseinheit, Methoden und Sozialformen<br />
die Sachanalyse als Grundlage einer inhaltlichen Zielformulierung<br />
Medieneinsatz<br />
die schriftliche Unterrichtsplanung<br />
Zu erreichende Kompetenzen:<br />
Die Studierenden<br />
können strukturierte Unterrichtsprotokolle eigenständig verfassen.<br />
können Unterrichtsplanungen verfassen und einzelne Unterrichtssequenzen praktisch<br />
umsetzen.<br />
haben grundlegendes theoretisches Wissen hinsichtlich der Organisation unterrichtlicher<br />
Rahmenbedingungen.<br />
kennen die Vorbedingungen unterrichtlichen Planens, reflektieren mündlich und schriftlich<br />
einzelne Phasen des Unterrichts und können Unterrichtseinheiten in ihren Vorbedingungen<br />
konstruieren.<br />
7
kennen die Bedeutung einer umfassenden Sachanalyse als Ausgangspunkt einer inhaltlichen<br />
Zielsetzung und Strukturierung von Unterrichtseinheiten.<br />
können die Was- und Wie-Fragen in einem Handlungsraster begründet abbilden.<br />
sind in der Lage, ausgehend von einer methodischen Analyse, die entsprechenden<br />
Sozialformen und Medien auf die Thematik einer Unterrichtseinheit abzustimmen.<br />
sind in der Lage schriftlich modellhafte Unterrichtseinheiten zu planen und umzusetzen.<br />
Grundsätzliches zur schriftlichen Vorbereitung:<br />
Nachfolgende Aspekte sind selbstständig im Rahmen der Vorbereitung der jeweiligen<br />
Unterrichtssequenzen auszuarbeiten und in der Portfoliomappe zu sammeln:<br />
Schriftliche Vorbereitungen der Unterrichtssequenzen, die selbst gehalten werden<br />
• Arbeitsaufträge, Fragen, etc., die den KK gestellt werden, sind schriftlich auszuformulieren<br />
• Die geplanten Sozialformen sind anzuführen<br />
• Einzusetzende Medien (Buch, ABL, Tafel, Overheadprojektor, etc.) sind anzuführen<br />
• Geplante ABL bzw. Beispiele der Schul- oder Hausübung sind selbst (schüleradäquat)<br />
durchzuarbeiten und der Vorbereitung beizulegen<br />
• Das geplante Tafelbild ist auf einem eigenen Blatt in entsprechendem Layout zu gestalten:<br />
Anordnung (Platzaufteilung), Farbgebung, Text, Skizzen, Zeichnungen, etc.<br />
Grundsätzliches zur Hospitation:<br />
Bei der Hospitation – sowohl bei Praxislehrer/innen als auch bei Student/innen – protokollieren Sie<br />
bitte den Stundenverlauf. Diesbezüglich verwenden Sie die beiliegenden Formblätter<br />
(siehe Seiten: 10, 12, 16 und 20).<br />
Ergänzend zum Stundenablauf notieren Sie bitte die konkreten Beobachtungen gemäß den<br />
Fragestellungen.<br />
Zu diesen Protokollen fügen Sie bitte entsprechende ABL, etc. der jeweiligen Unterrichtseinheiten<br />
hinzu. Dadurch erhalten Sie sehr viele Anregungen für die persönliche Gestaltung von Unterricht.<br />
Beurteilung:<br />
ES ERFOLGT KEINE BEURTEILUNG DES UNTERRICHTS!<br />
Die Beurteilung beschränkt sich auf die schriftlichen Arbeiten.<br />
Die Beurteilung erfolgt auf dem dafür vorgesehenen Beurteilungsblatt sowohl verbal als auch nach<br />
den Stufen der fünfstufigen Notenskala zu beurteilen. Die Beurteilung wird mit dem/r Studierenden<br />
und mit dem/r Praxisberater/in besprochen und eventuelle Lernfelder erörtert.<br />
8
Vorgaben der Praxislehrerin / des Praxislehrers im Modul 1.5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Klassenliste<br />
Sitzplan<br />
Namenskärtchen<br />
Stundenplan<br />
Verwendete Schulbücher und Hefte<br />
Organisationsformen in der Klasse<br />
Lehrplanstellen<br />
Grobziele<br />
Feinziele<br />
Schriftliche Vorschläge zur Gestaltung der Unterrichtssequenzen inkl. Zeitangaben,<br />
Arbeitsaufträge und mögliche Schüleraktivitäten<br />
Medienempfehlungen und Vorstellung der Unterrichtsmaterialen<br />
Literaturempfehlungen<br />
Eine vollständige Portfoliomappe enthält:<br />
<br />
<br />
<br />
Stundenprotokolle<br />
Konkrete Beobachtungsaufträge<br />
Schriftliche Unterrichtsvorbereitungen beinhalten folgende Komponenten:<br />
• Deckblatt mit: Wochenthema, Lehrplanstellen, Zielen und geplante Medien<br />
(Unterrichtsmaterialien)<br />
• Ausführliche Sachanalyse - reflektierte Quellensuche (Literatur, Internet, etc.)<br />
• Ereignishafte Situationsanalyse - Vorkenntnisse der Kinder; Lernvoraussetzungen;<br />
spezielle Organisation gewisser Abläufe<br />
• Methodisch-didaktische Sequenzen- bzw. Stundenplanung<br />
• Exakter Ablauf der geplanten Einheit (übersichtliche Gliederung – Phasen des Unterrichts)<br />
• Zeitliche Planung<br />
• Schriftlich formulierte Arbeitsaufträge<br />
• Sozialformen<br />
• Festlegung des jeweiligen Medieneinsatzes<br />
• Mögliche Arbeitsblätter (inkl. schüleradäquater Lösungen)<br />
• Explizite Gestaltung möglicher Tafelbilder<br />
Reflexionen der selbst gehaltenen Unterrichtssequenzen<br />
(persönliche Reflexion, Reflexionen der Gruppenmitglieder (PL, PB und Studenten)<br />
Persönliche Reflexion der Erfahrungen im Modul 1.5<br />
(Schulpraxis und Schulpraktische Werkstatt/Lehrverhaltenstraining)<br />
Abgabe der vollständigen Portfoliomappe bei der Praxisberaterin / beim Praxisberater in der<br />
letzten Woche des Semesters!<br />
9
Unterrichtsablauf<br />
10
Schwerpunkt<br />
Sozialformen und Gesprächsformen<br />
Unter dem Begriff „Sozialformen“ des Unterrichts versteht man:<br />
Klassen- bzw. Frontalunterricht<br />
Gruppenunterricht, Gruppenarbeit (GA)<br />
Partnerarbeit (PA)<br />
Einzelarbeit (EA)<br />
Sozialformen regeln die Beziehungsstruktur des Unterrichts.<br />
Die Frage, welche Sozialform im Unterricht gewählt werden sollte, hängt von den unterrichtlichen und<br />
erziehlichen Intentionen ab. Durch einen begründeten Wechsel der Sozialformen wird der Unterricht flexibler<br />
und motivierender gestaltet.<br />
Die Sitzordnung ist eine äußerlich beobachtbare Form der Sozialstruktur in der Klasse. Sie stellt einen<br />
wesentlichen Faktor für die Arbeit im Unterricht dar. Genau genommen bildet eine entsprechende<br />
Sitzordnung die Grundlage und Voraussetzung, um eine bestimmte Form des Arbeitens durchführen zu<br />
können.<br />
Bestimmte Sitzordnungen legen einen streng lehrerzentrierten Unterricht nahe, andere Sitzordnungen bieten<br />
häufiger die Möglichkeit für Gruppenarbeiten – schüler/innenzentrierter Unterricht.<br />
Gesprächsformen<br />
Ein Unterrichtsgespräch ist ein Gespräch, das zum Zwecke des Lehrens und Lernens inszeniert wird und das<br />
deshalb einer Reihe von Einschränkungen unterliegt, die es im alltäglichen Gespräch (unter Freunden) nicht<br />
gibt. Je nach der Funktion im Unterrichtsprozess und nach dem Ausmaß der Lehrerlenkung bzw.<br />
Lehrerzurücknahme werden verschiedene Gesprächsformen unterschieden.<br />
Schülergespräch (SG):<br />
Darunter versteht man eine Gesprächsform, in der sich die Lehrerin / der Lehrer (L) möglichst weit<br />
zurücknimmt und den Schülerinnen / Schülern (S) freien Raum lässt, ihre eigenen Erfahrungen, Vorkenntnisse,<br />
Bedürfnisse, etc. zu berichten und zu reflektieren.<br />
Fragend-entwickelndes Gespräch:<br />
Hierbei versucht die Lehrerin / der Lehrer durch geschicktes Einbeziehen der Vorkenntnisse der Schülerinnen /<br />
Schüler sowie ihres logischen Argumentationsvermögens einen Sach-, Sinn- oder Problemzusammenhang aus<br />
der Sicht und in der Sprache der S fragend zu entwickeln.<br />
Gelenkte Unterrichtsgespräch (auch als Lehrgespräch (LG) bezeichnet):<br />
Bei dieser Form gibt die Lehrerin / der Lehrer Inhalt und Ziel vor, zwingt die Schülerinnen / Schüler durch<br />
regelmäßige Zwischen- und Rückfragen (Verständnis-, Wiederholungs-, Beispielfragen) zum aufmerksamen<br />
Nachvollziehen des Gedankenganges.<br />
Lehrvortrag / Lehrervortrag (LV):<br />
Ein LV soll möglichst einfach, übersichtlich gegliedert, kurz und prägnant und motivierend (lebendig, anregend,<br />
etc.) sein.<br />
11
Unterrichtsablauf<br />
Sozialformen<br />
12
Schwerpunkt<br />
Medien<br />
Der Begriff „Medium“ stammt aus dem Lateinischen; wörtlich übersetzt heißt das Wort „Mitte“ oder“<br />
Mittelpunkt“, im übertragenen Sinne dann „Öffentlichkeit“ oder „das, was allen zugänglich ist“.<br />
In der Pädagogik wird als Medium ein Mittel oder ein Mittler bezeichnet, mit dessen Hilfe der Unterrichtsinhalt<br />
an die Lernenden vermittelt werden kann.<br />
Es gibt keinen Unterricht, in dem nicht bestimmte Medien eingesetzt werden, so dass für den Lehrer ein<br />
wesentliches Anliegen seiner Vorbereitung des Unterrichts die Frage ist, welche Medien sollen verwendet<br />
werden.<br />
Grundlegende Aspekte:<br />
♦ Unterricht, der sich allein auf verbale Informationsvermittlung stützt, ist zumindest fragwürdig.<br />
♦ Lehrer müssen deshalb stets nach Möglichkeiten der Veranschaulichung suchen und von dieser<br />
Gebrauch machen.<br />
♦ Die Einbeziehung aller Sinneskanäle ist dort einzuplanen, wo es unter dem Gesichtspunkt der Lehr-<br />
Lernökonomie gerechtfertigt scheint.<br />
Eine weitere Entscheidungshilfe können die einzelnen Funktionen von Medien sein.<br />
Didaktische Funktionen von Unterrichtsmedien<br />
• Motivation<br />
• Repräsentation des Lernstoffes<br />
• Veranschaulichung<br />
• Mittel zur Steuerung<br />
• Mittel der Kommunikation<br />
Die wichtigste Funktion von Unterrichtsmedien ist möglicherweise die Veranschaulichung von Lerninhalten.<br />
Seit den Anfängen der Pädagogik gilt die Anschauung als eines der wichtigsten Prinzipien der Didaktik. Die<br />
bildhafte Speicherung des Lerninhalts ist ein wichtiger Faktor für die Verarbeitungstiefe.<br />
Die Medien dürfen jedoch nicht isoliert im Unterricht stehen, sondern sie müssen funktional in den Lehr- und<br />
Lernprozess eingefügt werden.<br />
13
Hinweise zum Umgang mit technischen Medien<br />
Zu beachtende Aspekte:<br />
Overheadprojektor<br />
• Folien mit anderen Medien (Tafel, Film, Plakat, etc.) kombinieren.<br />
• Folien selbst herstellen, nicht nur fertige Produkte verwenden.<br />
• Wenige Aussagen pro Folie sind besser als Informationsflut.<br />
• Bildhafte Elemente verwenden, nicht nur geschriebenen Text.<br />
• Folien farbig gestalten und klare (große) Schrift verwenden.<br />
Verschiedene Techniken einsetzen:<br />
• Folien live entstehen lassen<br />
• Vorgefertigte Folien im Unterricht ergänzen<br />
• Overlay – Verfahren<br />
Zu beachtende Aspekte:<br />
Diaapparat<br />
• Achten Sie auf den Informationsgehalt der Bilder, kein Fastfood-Konsum.<br />
• Die Auswahl der Bilder sollte nach Qualitätskriterien erfolgen.<br />
• Geben Sie genug Zeit zum Betrachten.<br />
• Während der Darbietung nur die notwendigsten Informationen geben.<br />
• Ziel der Bilder festlegen: präsentieren, erklären, motivieren, argumentieren, etc.<br />
• Wenn es sinnvoll erscheint, können auch Arbeitsaufträge gestellt werden.<br />
14
Zu beachtende Aspekte:<br />
Video / Film<br />
Welches Ziel soll durch den Film erreicht werden?<br />
• Spannender Aufhänger, Wecken von Interesse am Thema, gezielte Zusatzinformationen zu meinen<br />
verbalen Ausführungen, Veranschaulichung, weiterführende Information, usw.<br />
• Enthält der Film unbeabsichtigte Nebenaussagen oder einen zu hohen Anteil an Informationen, die für<br />
mein Ziel unbrauchbar und unproduktiv sind?<br />
• Verstehen die Teilnehmer den Film ohne Zusatzinformationen? Kennt vielleicht die Mehrzahl den Film<br />
bereits?<br />
• An welcher Stelle meiner Unterrichtsgestaltung ist der Film oder sind Ausschnitte sinnvoll?<br />
Zu beachtende Aspekte:<br />
Tafel, Plakat<br />
• Bildhafte Elemente verwenden, nicht nur geschriebener Text.<br />
• Darstellungen farbig gestalten und klare (große) Schrift verwenden.<br />
• Sehr gut geeignet um Strukturen, Abhängigkeiten, etc. darzustellen.<br />
Mind-Map:<br />
Thema in die Mitte.<br />
Drei bis vier Hauptäste vorgeben.<br />
Alles so aufschreiben, wie es in den Sinn kommt und Nebenäste bilden.<br />
Unter Umständen Bilder verwenden.<br />
Zu beachtende Aspekte:<br />
Einsatz von PC<br />
Die Verwendung von Computerpräsentationen eignet sich besonders gut um Lehrvorträge visuell zu<br />
unterstützen. Zudem bieten die einzelnen Softwareprodukte eine Fülle von grafischen Gestaltungsmittel, mit<br />
denen entsprechende Wirkungen erzielt bzw. verstärkt werden können.<br />
Für die Gestaltung gelten ähnliche Aspekte wie bei der Anfertigung von Overheadfolien.<br />
15
Unterrichtsablauf Medien Sozialformen<br />
16
Schwerpunkt<br />
Stufung des Unterrichts<br />
Nach Hilbert MEYER<br />
These:<br />
Der Unterrichtsprozess soll so gegliedert werden, dass er für Lehrer und Schüler einen einsichtigen,<br />
nachvollziehbaren Aufbau erhält.<br />
Stufung nach H. MEYER:<br />
Einstieg<br />
Erarbeitung<br />
Ergebnissicherung<br />
Definition:<br />
Stufen und Phasenschemata des Unterrichts modellieren den methodischen Gang des Unterrichts. Sie leisten<br />
durch die Variation und Akzentuierung der Unterrichtsschritte eine je spezifische Vermittlung der subjektiven<br />
Bedürfnisse und Lernvoraussetzungen der Schüler mit den objektiven Ansprüchen der gestellten Lernaufgabe<br />
und den Handlungsmöglichkeiten des Lehrers.<br />
1. Einstieg:<br />
Der Unterrichtseinstieg soll – mit unmittelbarer oder mittelbarer Hilfe des Lehrers – die Schüler für das<br />
Thema und das Thema den Schülern erschließen.<br />
Der Unterrichtseinstieg soll:<br />
Fragehaltungen wecken; neugierig machen; Interesse und Aufmerksamkeit auf das neue Thema lenken ;<br />
informieren über Unterrichtsverlauf; Vorkenntnisse und Vorerfahrungen einbringen;<br />
Verantwortungsbereitschaft der Schüler wecken; positive Provokation; Vernetzung von Bekanntem mit dem<br />
Neuen<br />
Didaktische Kriterien für einen guten Unterrichtseinstieg:<br />
Der Einstieg soll:<br />
den Schülern einen Orientierungsrahmen vermitteln<br />
in zentrale Aspekte des neuen Themas einführen<br />
an das Vorverständnis der Schüler anknüpfen<br />
die Schüler disziplinieren<br />
den Schülern möglichst oft einen handelnden Umgang mit dem Thema erlauben<br />
Beispiele:<br />
• Übende Wiederholung • Verfremden<br />
• Hausaufgabenkontrolle • Provozieren<br />
• Interview • Täuschen<br />
• Reportage • Karteikarten-Spiel<br />
• Thematische Landkarte • Vergleichen<br />
• Karikaturen, Comics • Sortieren, Auswählen<br />
• Lehrfilm • Vorwegnahme<br />
• Widerspruch • Themenbörse<br />
• Rätsel<br />
17
2. Erarbeitung<br />
Erarbeitung ist der Sammelbegriff für die in allen Stufen- und Phasenschemata wiederzufindende mittlere<br />
Phase des Unterrichtsprozesses.<br />
Verwandte Begriffe:<br />
Verarbeitung<br />
Aufarbeitung<br />
Vertiefung<br />
Verknüpfung<br />
Stufen der Lösung, des Tuns und der Ausführung<br />
Stufe der Gestaltung<br />
Arbeit an der Lernaufgabe<br />
…<br />
Schüler müssen lernen, im Unterricht methodisch bewusst, zielstrebig und ökonomisch zu handeln.<br />
Didaktische Kriterien:<br />
1. Durch das selbsttätige Arbeiten sollen die Sach-, Sozial- und Sprachkompetenzen der Schüler gefördert<br />
werden.<br />
2. Durch die Thematisierung des methodischen Vorgehens sollen die Schüler angeregt werden, ihre<br />
Methodenkompetenzen bewusst weiterzuentwickeln.<br />
3. Durch die Verständigung über die im Unterricht anzustrebenden Handlungsprodukte sollen die Schüler zur<br />
Selbständigkeit des Denkens, Handelns und Fühlens ermuntert werden.<br />
Beispiele:<br />
Arbeiten nach Arbeitsanweisungen<br />
Nachschlagen<br />
Niederschriften verfassen<br />
Übungstechniken aneignen<br />
Ausprobieren<br />
Zeichnen<br />
Texte besorgen und aufarbeiten<br />
Selbständig üben<br />
Räumliches und zeitliches Vorstellungsvermögen entfalten<br />
Arbeitsschritte selbständig planen<br />
Beobachten, Kontrollieren, Berichten<br />
Soziale Kompetenzen entwickeln<br />
Sich in Rollen anderer einfühlen<br />
Neugier, Offenheit, Spontaneität<br />
Ausdauer und Geduld<br />
Versuch- und Irrtum-Verfahren<br />
Der methodische Gang des Unterrichts erfordert einen regelmäßigen Wechsel von inhaltlicher Vertiefung<br />
und methodischer Besinnung.<br />
3. Ergebnissicherung<br />
Der Begriff ist hier als Sammelbezeichnung für eine schillernde Vielfalt jeweils unterschiedlich akzentuierender<br />
Begriffe und Vorstellungen über den Abschluss des Unterrichtsprozesses zu sehen.<br />
18
Verwandte Begriffe:<br />
Methode<br />
Anwendung<br />
Stufe des Behaltens und der Bereitstellung<br />
Veröffentlichung<br />
Lernzielkontrolle<br />
Auswertung<br />
Übung<br />
Zusammenfassung<br />
Festigung<br />
Transfer<br />
…<br />
Übergeordnetes Ziel der Ergebnissicherung ist die konstruktive Aufarbeitung der Differenz zwischen den<br />
angepeilten Lehrzielen des Lehrers und den Kompetenzen der Schüler/innen, den Lernstoff betreffend.<br />
Didaktische Kriterien:<br />
Die Ergebnissicherung dient:<br />
der Protokollierung und Dokumentation der Unterrichtsergebnisse. Dadurch wird die Verbindlichkeit<br />
der Unterrichtsarbeit gesichert.<br />
der Übung und Vertiefung der von den Schülern angeeigneten Kenntnisse, Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten. Dadurch wird die Sach-, Sozial- und Sprachkompetenz der Schüler gefestigt.<br />
der kritischen Bewertung und vernünftigen Verständigung über die geleistete Unterrichtsarbeit.<br />
Dadurch kann eine demokratische Kontrolle ansatzweise eingeübt werden.<br />
Beispiele:<br />
Üben<br />
Mündliche Zusammenfassung<br />
Gelenktes Unterrichtsgespräch<br />
Schriftliche Zusammenfassung an der Tafel<br />
Protokollieren durch Schüler<br />
Abfragen und Verhören<br />
Arbeit mit dem Schulbuch<br />
Hausaufgaben<br />
Produktives Schreiben<br />
Schülerbuch, Klassenzeitung, Wandzeitung<br />
Film, Video<br />
Streitgespräch, Diskussion<br />
Selbständige Alleinarbeit<br />
Erst im Üben wird der Lerngegenstand endgültig erschlossen.<br />
19
Zeit Unterrichtsablauf Medien<br />
Sozialformen<br />
20
Schwerpunkt<br />
Gestaltung von Übungsstunden<br />
Übungsbereitschaft – Grundlage für den Übungserfolg<br />
Schaffung einer positiven, wertschätzenden Atmosphäre<br />
keine abwertenden Bemerkungen des L<br />
auch scheinbare „Irrwege“ können wertvoll für die Erreichung eines Zieles sein<br />
(fachliche Kompetenz und Flexibilität vom L gefordert)<br />
Kinder zum Fragen anhalten<br />
Das Übungsziel soll den Kindern bekannt sein<br />
(Anm.: Eine kommende Schularbeit ist selten ein Motivationsmoment für die Schüler.)<br />
Geübt wird neben dem richtigen Lösen der Aufgaben, eine strukturierte, übersichtliche Gestaltung<br />
des Lösungsvorganges.<br />
Abwechslungsreiche Übungsformen verlängern die Konzentrationsfähigkeit und damit die<br />
Übungsbereitschaft.<br />
Abwechslung in den Sozialformen: Klassenverband<br />
GA<br />
PA<br />
EA<br />
Formen offenen Lernens ermöglichen: z.B. Stationsbetrieb<br />
Abwechslung in den Aufgabenstellungen:<br />
Von einfachen zu komplexen Aufgaben wechseln (auch bei guten Schülerinnen / Schülern –<br />
„Aufwärmphase“)<br />
Unterschiedliche Komplexität der Aufgaben<br />
Ausreichende Anzahl von Übungsaufgaben (alle Schülerinnen / Schüler müssen immer beschäftigt<br />
sein – Leerläufe vermeiden!)<br />
Operative und mechanisierende Übungen planen<br />
Operatives Üben<br />
„Das Ziel der operatorischen Übung ist nicht der Automatismus, sondern die klare aufgefasste bewegliche<br />
Operation, die durch die Eigenschaften Reversibilität, Assoziativität und Kompositionsfähigkeit gekennzeichnet<br />
ist“ (LAUTER 1995, S. 171).<br />
21
Mechanisches Üben<br />
„Der an sich unschöne Ausdruck des Drills charakterisiert das Üben ganz gut, denn er sagt deutlich, ass (sic!)<br />
hier nun nicht nach dem ‘Warum’ gefragt, begründet und erklärt wird“<br />
(AEBLI 1978, [S. 167] zit. nach LAUTER 1995, S. 175).<br />
Daraus ergeben sich zwei Grundbedingungen für diese Übungsform:<br />
1. Der zu übende Inhalt ist Grundlage für weiterführende Operationen bzw. durch die Beherrschung des<br />
Inhaltes wird eine Entlastung der nachfolgenden Operationen erreicht.<br />
2. Um einen Inhalt im mechanischen Sinn üben zu wollen, muss er zuvor im operativen Sinn erarbeitet<br />
werden.<br />
Unterschiedliche Lösungsformen (rechnerisch, grafisch; konstruktiv; …).<br />
Übungen mit Spielcharakter einbauen (Memory, Domino, Kreiselspiel, div. Kartenspiele, …)<br />
siehe – ‘weiterführende Literatur’.<br />
Bereitstellung unterschiedlicher Hilfsmittel (Medien, Modelle, Lehrbücher, …).<br />
Medien besitzen hohen Motivationscharakter!<br />
Zeitliche Verteilung von Übungsphasen<br />
Kurz, aber häufig üben<br />
Zehnminutenrechnen – Kernstoffe (Kopfrechenübung, Zettelarbeit, Geschwindigkeitsaufgaben, …)<br />
Ziele: Aufwärmphase<br />
Vorbereitung auf das Stundenthema<br />
Steigerung der allgemeinen Rechenfähigkeit und –sicherheit<br />
Mögliche didaktische Einsatzorte: am Stundenbeginn<br />
während der Stunde als Auflockerung<br />
am Stundenende „Pufferzone“<br />
Übungsphasen sofort nach der Erarbeitung neuer Stoffinhalte planen<br />
(vgl. Vergessenskurve nach Ebbinghaus)<br />
Übungsstunden sollten alle 1 – 2 Wochen eingeplant werden!<br />
Kontrolle und Korrektur<br />
Grundsätzlich sollte die Kontrolle bzw. Korrektur in einem zeitlich geringen Abstand zur Lösung der Beispiele<br />
erfolgen. Kontrolliert wird sowohl der gewählte Lösungsweg als auch die richtige Lösung; analog bei<br />
Konstruktionsaufgaben.<br />
22
Grundsatz: Die Schüler sollen Möglichkeiten der Selbstkontrolle erlernen!<br />
Verschiedene Varianten:<br />
Anschrift der Ergebnisse an der Tafel,<br />
Lösungsblatt,<br />
Kontrollfolie für den OHP,<br />
bei Konstruktionsaufgaben – Overlayfolie (auch auf Transparentpapier möglich),<br />
Puzzlebild mit Lösungsergebnissen,<br />
Auswahl des richtigen Ergebnisses aus vorgegebenen Zahlenwerten,<br />
Rechenkartei: dabei sollte auf der Rückseite der gesamte Rechenweg eindeutig erkennbar sein;<br />
etc.<br />
Ergebnisse werden auch gemeinsam verglichen. Aufgetretene Fehler müssen analysiert und besprochen<br />
werden. Wird eine Aufgabe von mehreren Schülern nicht gekonnt, so ist diese im Klassenverband gemeinsam<br />
zu besprechen und zu lösen.<br />
Eine gut geplante Übungseinheit gibt dem L weitere wichtige Rückschlüsse über den Leistungsstand einzelner<br />
Schüler bzw. der gesamten Gruppe.<br />
Positive Leistungen sind auf alle Fälle hervorzuheben und zu betonen – LOBEN!<br />
23
Schwerpunkt<br />
Lehr-, Lern- oder Unterrichtsziele<br />
„Wer nicht genau weiß, wohin er will, braucht sich nicht zu wundern,<br />
wenn er ganz woanders ankommt!“<br />
R.F.MAGER<br />
Das eindeutige Formulieren der Zielsetzungen kann helfen, die Stundenplanung insgesamt schlüssiger zu<br />
machen. Es ist wichtig, sich Klarheit über die eigenen Absichten innerhalb des Lernprozesses zu verschaffen.<br />
Durch die Verschriftlichung von Lernzielen ist man auch in der Lage, während des Unterrichtens sein eigenes<br />
Verhalten aufmerksamer zu beobachten und zu reflektieren.<br />
Es ist wichtig, entsprechende Lernziele für den Unterricht festzulegen, weil Unterricht ohne Zielorientierung<br />
herrschaftslos werden kann. Wer ziellos unterrichtet, leistet dem Erfolg des heimlichen Lehrplans der Schule<br />
Vorschub.<br />
Wer zwar Ziele hat, sie aber nicht offen legen kann oder will, kann seine Unterrichtstätigkeit nicht vor anderen<br />
rechtfertigen.<br />
Die Reflexion der Ziele ist unverzichtbarer Bestandteil der Unterrichtsvorbereitung.<br />
Was ist ein Lernziel?<br />
Generell unterscheidet man in der Literatur enge und weite Definitionen:<br />
Enge Definition:<br />
LZ =<br />
sprachlich artikulierte Vorstellung über die durch Unterricht zu bewirkende gewünschte Verhaltensänderung<br />
eines Lernenden.<br />
Beispiel:<br />
Der Schüler soll die Formel zur Berechnung der Kreisfläche durch Zurückführung auf bereits gelernte<br />
Vierecksformeln schriftlich herleiten können.<br />
Weite Definition<br />
LZ =<br />
Sprachlich artikulierte Vorstellung über die durch Unterricht zu bewirkende gewünschte Verhaltensdisposition<br />
eines Lernenden.<br />
Anmerkung: Eine Disposition ist nicht unmittelbar beobachtbar.<br />
Beispiel:<br />
Der Schüler soll den Grundsatz der Umkehrbarkeit von Rechenoperationen an einfachen<br />
Additionsaufgaben erkennen können.<br />
24
Lernzieldimensionierung<br />
Dabei handelt es sich um die analytische Unterscheidung von Lernzielbereichen. Üblich ist die aus der<br />
behavioristischen Lerntheorie übernommene Dreiteilung:<br />
Kognitive Lze:<br />
Sie beziehen sich auf Denken, Wissen, Problemlösen, auf Kenntnisse und intellektuelle<br />
Fähigkeiten.<br />
Bsp.: Stadtpläne und großmaßstäbige Karten lesen können.<br />
Affektive Lze:<br />
Sie beziehen sich auf die Veränderung von Interessenlagen, auf die Bereitschaft, etwas<br />
zu tun oder zu denken und auf die Entwicklung dauerhafter Werthaltungen.<br />
Bsp.: Der Schüler soll fähig sein zur Wahrnehmung eigener Interessen.<br />
Psychomotorische Lze:<br />
Sie beziehen sich auf die manipulativen und motorischen<br />
Fertigkeiten eines Schülers.<br />
Bsp.: Buchstaben und Wörter aus der Vorstellung an der Tafel<br />
angemessen groß, leserlich und zügig schreiben.<br />
Lernzieloperationalisierung<br />
Unterscheidung nach Chr. MÖLLER:<br />
Richtziele:<br />
Grobziele:<br />
Feinziele:<br />
Sind auf dem höchsten Abstraktionsniveau formuliert und schließen nur sehr wenige<br />
alternative Konkretisierungen aus.<br />
Bsp.: Richtiges Verhalten und Verantwortungsbewusstsein dem eigenen Körper gegenüber sind<br />
zu entwickeln.<br />
Sind auf dem mittleren Abstraktionsniveau formuliert und schließen bereits ein größere Reihe<br />
von Alternativen aus.<br />
Bsp.: Tiere, die sich im Nationalpark Neusiedlersee/Seewinkel leben, kennen.<br />
Sie sind dem höchsten Abstraktionsniveau formuliert und besitzen den höchsten<br />
Präzisionsgrad. Sie erlauben eine Bestimmung des gewünschten Schülerverhalten und<br />
schließen alternative Interpretationen aus.<br />
Bsp.: Die Namen „Libelle“, „Wasserläufer“ und „Feuersalamander“ den entsprechenden<br />
Abbildungen eigenständig zuordnen.<br />
Nach MAGER ist ein LZ dann operationalisiert, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:<br />
1. Beobachtbares Verhalten,<br />
2. Bedingungen unter denen das Verhalten gezeigt werden soll,<br />
3. Beurteilungsmaßstab<br />
Bsp.:<br />
Der Schüler soll die Formel zur Berechnung der Kreisfläche durch praktische und grafische Zurückführung auf<br />
bereits gelernte Vierecksformeln auf drei Arten in EA schriftlich herleiten.<br />
25
4. Semester<br />
Anforderungen<br />
Modul 2.5<br />
Bildungsinhalte:<br />
Theoriegeleitete Planung unter dem Aspekt der Heterogenität<br />
Durchführung und Reflexion von Unterricht<br />
Gestaltung von Lernumgebungen<br />
Einstieg und Beendigung von Unterrichtseinheiten; Überleitungen<br />
Möglichkeiten der Vertiefung und Übung der vermittelten Inhalte<br />
Zu erreichende Kompetenzen:<br />
Die Studierenden<br />
sind befähigt, eigenständige Unterrichtsplanungen unter dem Aspekt der Heterogenität zu erstellen.<br />
können den geplanten Unterricht umsetzen.<br />
sind befähigt über den eigenen Unterricht zu reflektieren.<br />
können Unterricht für Stationenarbeit und in Lernwerkstätten planen.<br />
zeigen ein grundlegendes theoretisches Wissen hinsichtlich der Organisation unterrichtlicher<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Selbstverständlichkeiten:<br />
Pünktlichkeit (mind. 15 min. vor Unterrichtsbeginn bzw. zu Pausenbeginn der darauffolgenden<br />
Unterrichtseinheit)<br />
Rechtzeitiges und vollständiges Bereitstellen der erforderlichen Arbeits- und Unterrichtsmittel<br />
26
Weiters:<br />
Die Qualität der schriftlichen Vorbereitung (auch Rechtschreibung, Grammatik und Schrift)<br />
Aufgebauter Kontakt zu den Schülern/Schülerinnen<br />
Selbstreflexion und die Bereitschaft, an individuell gesetzten – und mit der/dem Studierenden<br />
besprochenen – Schwerpunkten zu arbeiten<br />
Fortschritte müssen deutlich auf Grund beobachtbarer Kriterien feststellbar sein<br />
Sichtbares Engagement und Interesse des/der Studierenden, das über die Selbstverständlichkeiten<br />
hinausgeht<br />
Schülerbeobachtung<br />
Korrektur der Schülerarbeiten, die von der/dem Studierenden mit den Schülern/Schülerinnen<br />
erarbeitet wurden<br />
Angemessene Gesprächsführung mit allen an der Ausbildung beteiligten Personen<br />
Die Beurteilung erfolgt auf dem dafür vorgesehenen Beurteilungsblatt sowohl verbal als auch nach den Stufen<br />
der fünfstufigen Notenskala zu beurteilen. Die Beurteilung wird mit dem/r Studierenden und mit dem/r<br />
Praxisberater/in besprochen und eventuelle Lernfelder erörtert.<br />
27
Vorgaben der Praxislehrerin / des Praxislehrers im Modul 2.5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Klassenliste<br />
Sitzplan<br />
Namenskärtchen<br />
Stundenplan<br />
Grobziele<br />
Feinziele<br />
Vorschläge zur methodischen Gestaltung der Unterrichtseinheiten inkl. Zeitplanung und<br />
Sozialformen<br />
Impulse für Einstiege und Übungsphasen<br />
Medienempfehlungen und Vorstellung der Unterrichtsmaterialen<br />
Literaturempfehlungen<br />
Informationen über Kinder<br />
Hinweise zur Beobachtung von Schüler/innen<br />
Eine vollständige Praxismappe enthält:<br />
<br />
<br />
<br />
Allgemeine Situationsanalyse<br />
Spezielle Situationsanalyse<br />
Schriftliche Unterrichtsvorbereitungen beinhalten folgende Komponenten:<br />
• Deckblatt (in Schulschrift – händisch geschrieben) mit: Wochenthema, Lehrplanstellen,<br />
Zielen und geplante Medien (Unterrichtsmaterialien)<br />
• Ausführliche Sachanalyse - reflektierte Quellensuche (Literatur, Internet, etc.)<br />
• Ereignishafte Situationsanalyse – Vorkenntnisse der Kinder; Lernvoraussetzungen;<br />
spezielle Organisation gewisser Abläufe<br />
• Methodisch-didaktische Sequenzen- bzw. Stundenplanung<br />
• Exakter Ablauf der geplanten Einheit (übersichtliche Gliederung – Phasen des Unterrichts)<br />
• Zeitliche Planung<br />
• Schriftlich formulierte Arbeitsaufträge<br />
• Sozialformen<br />
• Festlegung des jeweiligen Medieneinsatzes<br />
• Mögliche Arbeitsblätter (PC-Gestaltung)<br />
• Explizite Gestaltung möglicher Tafelbilder<br />
• Mögliche Vergabe von Hausübungen (inkl. Schüleradäquater Lösungen)<br />
• Erziehungsziele<br />
<br />
<br />
Schülerbeobachtungen<br />
Reflexionen der selbst gehaltenen Unterrichtssequenzen – persönliche Reflexion, Reflexionen<br />
der Gruppenmitglieder (PL, PB und Studenten)<br />
Persönliche Reflexion der Erfahrungen im Modul 2.5<br />
Literatur<br />
Abgabe der vollständigen Praxismappe – siehe Seite 16 – bei der Praxisberaterin / beim<br />
Praxisberater in der letzten Woche des Semesters!<br />
28
3. Semester<br />
Anforderungen Modul 3.5<br />
In Ausarbeitung<br />
29
4. Semester<br />
Anforderungen Modul 4.5<br />
In Ausarbeitung<br />
30
5. Semester<br />
Anforderungen Modul 5.5<br />
In Ausarbeitung<br />
31
6. Semester<br />
Anforderungen Modul 6.5<br />
In Ausarbeitung<br />
32
Offene Lernphasen organisieren<br />
In der Praxis sollen die Studierenden<br />
bei Informations- (Planungs-)gesprächen die Anweisungen sinnvoll und gut verständlich erteilen<br />
den zeitlichen Rahmen vorgeben, den Umgang mit den Unterrichtsmitteln erklären,<br />
Kontrollmöglichkeiten anbieten<br />
den Arbeitsplan mit eindeutigen Aufträgen (Angabe der Arbeitsmittel, Zusatzaufgaben) und<br />
Hinweisen auf Sozialformen erstellen<br />
abwechslungsreiche Arbeitsweisen anbieten<br />
während der Arbeitsphase die Schüler beobachten und individuell betreuen<br />
beim Rückmeldegespräch die Schüler über Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle berichten lassen<br />
zu einzelnen Stationen konkrete Rückmeldungen ermöglichen<br />
die Lernumwelt der Schüler freundlich, praktisch und anregend gestalten<br />
Projektorientiert arbeiten<br />
In der Praxis sollen die Studierenden<br />
für die Projektarbeit gemeinsam mit den Schülern ein Thema aufgreifen bzw. Themen sammeln und<br />
auswählen lassen<br />
in der Vorbereitungszeit die Schüler ermuntern und bei der Materialbeschaffung helfen<br />
eine Projektskizze erstellen<br />
bei der Vorbereitung Schüleraktivitäten unterstützen<br />
Ergebnisse festhalten<br />
notwendige Lehrausgänge durchführen<br />
die Arbeit präsentieren<br />
mit den Schülern eine Nachbereitung durchführen<br />
Eltern / Fachleute als Helfer gewinnen<br />
33
Integration<br />
Die Praxis in einer Integrationsklasse soll den Studierenden dieses spezielle Berufsfeld transparent machen.<br />
Beobachtungsaufgaben: Klassenprofil, Lehrer/innenteam, Unterrichtsplanung, Unterrichtsgeschehen,<br />
Raumangebot und -gestaltung, Lehr- und Lernmaterialien, Beobachtung einer Schülerin/eines<br />
Schülers<br />
Integration als Kooperationsprozess erleben<br />
Gemeinsames Planen und Durchführen von Unterricht im Lehrer/innenteam<br />
Erproben offener Lehr- und Lernformen<br />
Unterricht von Schülern mit nichtdeutscher<br />
Muttersprache<br />
Studierende erleben in der Schulpraxis den Umgang mit interkulturellen Situationen und erwerben<br />
grundlegende Kenntnisse zur Förderung sprachlicher Integration:<br />
Ermittlung des aktuellen Sprachstandes der Kinder und Erstellung und Evaluierung von Konzepten zur<br />
Förderung<br />
Neue Medien und Arbeitsmittel zur Hilfestellung<br />
Offene Lernformen als Hilfe zur Differenzierung und Individualisierung<br />
Erwerb von diagnostischer Kompetenz durch die eigene Erfahrung im Schulpraktikum<br />
Entwickeln gemeinsamer Konzepte in Teamarbeit<br />
34
Mit dem Computer unterrichten<br />
Im Rahmen des Unterrichts ist das didaktische Potenzial der Informationstechnologien bei gleichzeitiger<br />
kritischer rationaler Auseinandersetzung mit deren Wirkungsmechanismen in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
nutzbar zu machen.<br />
Unter Berücksichtigung der ausstattungsmäßigen Gegebenheiten der<br />
Praxisschule sind den Schülerinnen und Schülern relevante Erfahrungsräume zu eröffnen und Wissensquellen<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Lebensbezogenheit und Anschaulichkeit: Inhalte können auch dadurch erfahrbar gemacht werden,<br />
dass man sie ihrer Art entsprechend- z.B. durch Nutzung der modernern Informationstechnikenvergegenwärtigt.<br />
Aktivierung und Motivation: Die medienspezifischen Vorteile moderner Kommunikations- und<br />
Informationstechniken können zur Aktivierung und Motivierung beitragen.<br />
Einsatzmöglichkeiten:<br />
Projektorientiertes Lernen ist ein Lernen in Kleingruppen. Die Vorbereitung, die Verwirklichung und<br />
die Ergebnisse können in vielfältigen Formen dokumentiert werden: Projektzeitung, Mappe, ..<br />
Individuelles Lernen: Jeder Schüler erhält einen individuellen Lernauftrag in Abhängigkeit von<br />
Vorkenntnissen und Lerntempo.<br />
Offenes Lernen: Schüler haben die Möglichkeit, ihr Lernen selbst bestimmen zu können. Schüler<br />
entscheiden mit, wann, wo und womit sie lernen.<br />
Entdeckendes Lernen: Einsatzmöglichkeiten gerade für ein Entdecken mit dem Computer im<br />
Unterricht sind unerschöpflich; Informierendes Lernen in größerem Umgang möglich - CD, Internet, ...<br />
Wiederholendes und übendes Lernen: Vielseitige Arbeitsverfahren und spielerische Formen des<br />
Übens sowie Anregungen zur Ergebniskontrolle anbieten<br />
Nutzung neuer Kommunikationstechniken: Internet, E-Mail, Chat ...<br />
Zusammenarbeit mit Partnerschulen, Präsentation von Projekten im Internet ...<br />
Erfolgreiches Lehren und Lernen besteht nicht nur in der Bereitstellung von Inhalten und deren selbstständiger<br />
Aneignung, sondern in Interaktion, Feed-back, Korrektur und Motivation und im Gedankenaustausch mit den<br />
Lehrenden und Lernenden.<br />
35