Ausgabe 2010-2 - Pflanzenöl Fachmagazin: Willkommen
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Global<br />
Die Situation der dezentralen<br />
Pflanzenölproduktion in Österreich<br />
In Österreich wird die Produktion von Pflanzenöl<br />
hauptsächlich von dezentralen Ölmühlen<br />
bewerkstelligt, die zum größten Teil zwischen<br />
den Jahren 2004 und 2007 errichtet wurden.<br />
Als industrielle Ölmühle ist lediglich Bunge mit<br />
einem Standort in Bruck/ Leitha vertreten; auch<br />
die BAG Güssing bezieht ihre Ölsaaten überregional<br />
beziehungsweise grenzüberschreitend.<br />
Im Bundesverband Pflanzenöl Austria (siehe<br />
Kasten) sind 12 regionale Ölmühlen organisiert,<br />
bei denen es sich um landwirtschaftliche<br />
Gemeinschaftsanlagen und eine größere Gruppierung<br />
von Landwirten mit eigener Ölmühle<br />
handelt. Die Zahl der Landwirte, die in Österreich<br />
Raps für den Eigenbedarf verpressen, ist<br />
nicht erfasst.<br />
Von einer Hochpreisphase bei teilweise knapp<br />
1.000 Euro /1.000 Liter netto im Jahr 2008<br />
ging der Preis 2009 im Mittel bis auf rd. 750<br />
Euro zurück und steigt nun schon wieder auf<br />
840 bis 900 Euro an. »Obwohl der Preisvorsprung<br />
von Pflanzenöl bei Preisen von 85-88<br />
Eurocent brutto pro Liter Pflanzenöl gegenüber<br />
1,13 für Diesel durchaus noch gegeben ist, haben<br />
wir das Gefühl, dass bei den Pflanzenölfahrern<br />
die Luft raus ist«, meint Günter Hasiweder,<br />
Geschäftsführer der Ölmühle Innöl Co. KG mit<br />
Sitz in Mining bei Braunau. Bei der Innöl handelt<br />
es sich um eine Tochtergesellschaft des MR<br />
Braunau, die im Jahr 2003 gegründet wurde.<br />
Die drei installierten Strähle SK130 Ölpressen<br />
haben eine Kapazität von je 150 kg Raps und<br />
130 kg Soja pro Stunde. Bei der Innöl werden<br />
zwischen 1000 und 1400 t Raps und 1200<br />
t Soja jährlich verpresst. Am 31. Aug. <strong>2010</strong><br />
wurde der Innöl CoKG der Klima:aktiv Preis<br />
im Rahmen der Klima:aktiv Veranstaltung am<br />
Linzer Hauptplatz überreicht.<br />
»Das 35-Traktorenprogramm hat hier bei uns in<br />
Oberösterreich zu sehr überzeugenden Ergebnissen<br />
geführt«, fügt Hasiweder hinzu. »Die<br />
Umrüstsysteme sind seit Jahren erprobt und<br />
haben im allgemeinen einen guten Ruf, wobei<br />
es natürlich immer mal wieder zu kleineren Problem<br />
kommt, die jedoch häufig auf die mangelnde<br />
Sensibilität des Fahrzeughalters zurückzuführen<br />
sind«. Insgesamt hat jedoch die Zahl<br />
der Anbieter von Dieselmotor-Umrüstungen<br />
deutlich abgenommen, da auch in Deutschland<br />
viele der Anbieter ihre Aktivitäten eingeschränkt<br />
oder eingestellt haben.<br />
Förderung der Umrüstung<br />
Im Programm des Landwirtschaftsministeriums<br />
»klima:aktiv mobil« werden neben anderen Alternativantrieben<br />
für Fahrzeuge auch die Umrüstung<br />
auf Pflanzenöl durch einen 30%igen<br />
Zuschuss zu den Netto-Investitionskosten der<br />
Umrüstung gefördert. Dieses Programm ist auf<br />
Wirtschaftsbetriebe und Kommunen ausgerichtet<br />
und wird durch die Kommunalkredit AG<br />
(Bank für Infrastruktur) abgewickelt. Daneben<br />
besteht eine Fördermöglichkeit unter dem Titel<br />
»Umweltförderung Inland«. Über die Kommunalkredit<br />
AG können auch Pflanzenöltankstellen<br />
gefördert werden. Neben diesen nationalen<br />
Programmen gibt es im Land Niederösterreich<br />
ein eigenes Alternativantriebsprogramm, über<br />
das auch umrüstwillige Privatpersonen, Fahrschulen<br />
und Taxiunternehmer eine Förderung<br />
erhalten können.<br />
Wachsende Bedeutung von Soja<br />
Trotz dieses politischen Rückenwinds haben<br />
sich viele Landwirte wieder vom Pflanzenöl<br />
als Treibstoff distanziert. »Unser Rapsöl haben<br />
wir bis einschließlich 2008 zu fast 80% an die<br />
Mitglieder abgesetzt, heute sind es nur noch<br />
30%, berichtet Günter Hasiweder. »Es fehlt<br />
mittlerweile der Idealismus, die Überzeugung,<br />
dass kleine, regionale Kreisläufe nachhaltigeren<br />
Erfolg bringen und zugleich umweltschonend<br />
sind«.<br />
Dennoch hat die Innöl CoKG das Wegbrechen<br />
des Rapsölmarktes recht gut verkraftet und<br />
sich die Lohnpressung von österreichischem<br />
Bio-Soja als zweites Standbein aufgebaut. Dadurch,<br />
dass aus der Sojapressung zusätzlicher<br />
Umsatz generiert wird, müssen starke Rohstoffpreisschwankungen<br />
nicht unmittelbar an<br />
die Rapsölkunden weitergereicht werden. Natürlich<br />
ist die Sojaöl-Pressung für die Ölmühle<br />
mit zusätzlichem finanziellem und arbeitswirtschaftlichem<br />
Aufwand verbunden: Die Biokontrolle<br />
allein kostet die Ölmühle jedes Jahr<br />
bei 900 Euro hinzu kommt der Mehraufwand<br />
durch Reinigung der Gossen und Leitungen mit<br />
Bioware, die dann der konventionellen Ware<br />
zugeschlagen werden muss, aber auch das<br />
Führen der Chargenhefte, wodurch der Ablauf<br />
der Bio-Produktionslinie dokumentiert wird.<br />
Anbau und Verpressung von Soja haben in den<br />
letzten Jahren in Österreich stetig zugenommen.<br />
Die Fläche mit Bio-Soja, mit dem erst vor fünf<br />
Jahren begonnen wurde, liegt sogar mittlerweile<br />
schon bei 5500 ha. Neben Raps als Haupt-<br />
Ölfrucht wird Sonnenblumenöl vor allem im Osten<br />
von Österreich verwendet, da<br />
Raps dort aufgrund der klimatischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
nicht mehr interessant für den<br />
Anbau ist. »Der Bundesverband<br />
Pflanzenöl Austria hält es für äußerst<br />
wichtig, die züchterische und<br />
technologische Entwicklung bei Sonnenblumen<br />
und Sonnenblumenöl voranzutreiben«, meint<br />
Josef Breinesberger. Leindotter spielt in Österreich<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Politische Rahmenbedingungen<br />
Auf Pflanzenöl wird in Österreich keine Energiesteuer<br />
erhoben. Die Mehrwertsteuer<br />
auf verzehrtaugliches Öl beträgt ungeachtet<br />
seiner Verwendung zehn Prozent. Für<br />
Eigenverbrauchsmengen in der Landwirtschaft<br />
besteht keine Meldepflicht. Konkrete<br />
Pflanzenöl-Mengen, die in die Landwirtschaft<br />
gehen, sind daher nicht bekannt.<br />
Wie in Deutschland auch, ist der Absatz an<br />
Pflanzenölkraftstoff für Speditionen massiv<br />
zurückgegangen. Nach Aussagen einzelner<br />
Ölmühlen sind meistens nur mehr vereinzelte<br />
Transportunternehmer als Abnehmer vorhanden.<br />
Im Privat-PKW Bereich sind gewisse<br />
Stammkundschaften erhalten geblieben.<br />
Was die öffentliche Diskussion um Pflanzenölkraftstoff<br />
betrifft, ist es sehr ruhig geworden.<br />
Dennoch befürchtet die österreichische<br />
Pflanzenöl-Szene das Wiederaufflammen der<br />
Teller-Tank-Diskussion angesichts der Zunahme<br />
der Weltbevölkerung und der damit<br />
verbundenen Notwendigkeit zur Steigerung<br />
der Nahrungsmittelproduktion.<br />
Erschließung neuer Märkte<br />
»Natürlich suchen wir für unsere Mitglieder<br />
nach neuen Märkten für das Pflanzenöl«, meint<br />
Josef Breinesberger, Geschäftsführer des Bundesverbands<br />
Pflanzenöl Austria. »Im Bereich<br />
der Bitumenbeimischung ist der Markt aufgrund<br />
weniger Anbieter sehr beschränkt. In der<br />
Farbindustrie sind bislang aufgrund der großen<br />
Ölmengen, aber auch die Ölqualitäten, die zum<br />
Beispiel die Bindemittelhersteller benötigt, kein<br />
Zugang für die kleinen Ölmengen der dezentralen<br />
Ölmühlen gegeben. Auch die Biodieselindustrie<br />
bietet den kleinen Ölmühlen nur geringe<br />
Absatzchancen. Viele Ölmühlen vermarkten<br />
kleinere Ölmengen zur Herstellung von Sägekettenöl.<br />
Einige Ölmühlen haben mit der Fettindustrie<br />
im Bereich von Speiseölen einen interessanten<br />
Absatz realisieren können.<br />
Foto: Baumeister Ing. Engelbert Hosner<br />
Pflanzenöl 2 / <strong>2010</strong> 13