Credo Sommer 2009 - Pfarrei-breitbrunn.de
Credo Sommer 2009 - Pfarrei-breitbrunn.de
Credo Sommer 2009 - Pfarrei-breitbrunn.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aktuelles 7<br />
Das Schicksal <strong>de</strong>r Familie Prenga<br />
Die Franziskanerschwester Berna<strong>de</strong>tte<br />
berichtet aus <strong>de</strong>r Missionsstation<br />
in Fushe Arrez, Nordalbanien.<br />
„Im <strong>Sommer</strong> 2007 wüteten in Albanien<br />
zwei Monate lang verheeren<strong>de</strong> Waldbrän<strong>de</strong>.<br />
Der Staat kümmerte sich nicht<br />
darum, da die Brän<strong>de</strong> ausschließlich im<br />
Nor<strong>de</strong>n lo<strong>de</strong>rten. Nordalbanien wird<br />
seit vielen Jahren vom Staat vernachlässigt.<br />
Auch unsere Station lag damals mitten<br />
im Brandgebiet. Unser Feuerwehrauto,<br />
ein Geschenk von Österreich und das<br />
einzige weit und breit, war Tag und<br />
Nacht fast ununterbrochen im Einsatz.<br />
Aber was kann ein Feuerwehrauto da<br />
ausrichten?<br />
Eines Abends kam ein Priester zu uns<br />
in <strong>de</strong>n Hof gefahren. In seinem voll<br />
bela<strong>de</strong>nen Auto brachte er eine Familie<br />
mit, ein Ehepaar mit vier Kin<strong>de</strong>rn,<br />
zwei Buben und zwei Mädchen. Deren<br />
Haus stand in einer sehr gefähr<strong>de</strong>ten<br />
Gegend, und es war anzunehmen, dass<br />
es in <strong>de</strong>n nächsten Tagen <strong>de</strong>m Brand<br />
zum Opfer fallen wür<strong>de</strong>. Don Giovanni,<br />
<strong>de</strong>r Priester, fragte uns, ob wir nicht<br />
die Möglichkeit hätten, diese Familie<br />
unterzubringen. Am nächsten Tag bat<br />
mich <strong>de</strong>r Familienvater, Herr Prenga, ob<br />
ich ihn nicht zu seinem Haus begleiten<br />
könnte, <strong>de</strong>nn dort wären ja noch seine<br />
Kuh, sein Kalb, sein Pferd und seine<br />
Hun<strong>de</strong>. Da es ziemlich weit von unserer<br />
Missionsstation entfernt war, fuhr ich<br />
ihn hin.<br />
Überall brannte es ringsum! Es war gespenstisch<br />
und riskant! Da zu seinem<br />
Haus keine Straße führte, mussten wir<br />
das Auto stehen lassen und eine halbe<br />
Stun<strong>de</strong> zu Fuß gehen. Ich hatte große<br />
Be<strong>de</strong>nken, mein Auto nach meiner<br />
Rückkehr noch heil vorzufin<strong>de</strong>n. Während<br />
wir zu seinem Haus marschierten,<br />
stürzten links und rechts Bäume um,<br />
total verkohlt. Überall war Rauch, und<br />
wir sahen, wie die Brandwalze schnell<br />
näher kam; sie überrollte einfach alles.<br />
Endlich, Gott sei Dank, unversehrt angekommen,<br />
weigerten sich die Tiere,<br />
mitzugehen. Es war aussichtslos, kein<br />
Mittel half. Herr Prenga beschloss, seine<br />
Tiere nicht allein zu lassen. Er wolle hier<br />
bei seinen Tieren bleiben, ich sollte alleine<br />
zurückfahren. Auch ihn zu überre<strong>de</strong>n<br />
war aussichtslos. Um keine Zeit zu<br />
verlieren, eilte ich zu meinem Jeep zurück,<br />
heilfroh, dieses gefährliche Gebiet<br />
zu verlassen, aber auch mit schlechtem<br />
Gewissen, da ich <strong>de</strong>n Familienvater in<br />
seinem Haus, das ja eigentlich nur eine<br />
Holzbaracke war, allein zurücklassen<br />
musste. Wie wir später erfuhren, war<br />
<strong>de</strong>r Mann wie durch ein Wun<strong>de</strong>r nicht<br />
zu Scha<strong>de</strong>n gekommen!<br />
Seither jedoch wohnte die Familie<br />
Prenga bei uns in Fushe Arrez, wo wir<br />
ihr eine Wohnung besorgen konnten.<br />
Nur im <strong>Sommer</strong> bewirtschaften sie ihr<br />
Haus und ihre Fel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m kleinen<br />
Bergdorf. Vater und Mutter Prenga waren<br />
lei<strong>de</strong>r ständig krank. Der Vater litt,<br />
seit ich ihn kenne, an TBC, die Mutter<br />
an einer Nierenkrankheit. Am 12. Oktober<br />
vergangenen Jahres verstarb <strong>de</strong>r<br />
Vater plötzlich. Wir gingen in <strong>de</strong>r Früh<br />
hin, um zu beten, alle vier Kin<strong>de</strong>r waren<br />
da und die Verwandten. Die Mutter<br />
lag im Krankenhaus. Für die Kin<strong>de</strong>r war<br />
das sehr schwer. Während wir noch<br />
beteten, schellte das Handy eines Verwandten.<br />
Das Krankenhaus in Tirana<br />
teilte mit, dass die Mutter am Morgen<br />
im Krankenhaus verstorben war. Wir<br />
versuchten, dies <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zu erklären.<br />
Es war furchtbar, unvorstellbar,<br />
beson<strong>de</strong>rs für die Mädchen! Alle Kin<strong>de</strong>r<br />
plötzlich mittellose Waisen! Wir bezahlten<br />
die bei<strong>de</strong>n Särge, die Beerdigung<br />
Verheeren<strong>de</strong> Brän<strong>de</strong> zerstören<br />
Dörfer und Wäl<strong>de</strong>r.<br />
wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Verwandten übernommen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Beerdigung kam ein<br />
Onkel <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r auf uns zu und sagte,<br />
dass er die Kin<strong>de</strong>r mitnehmen wer<strong>de</strong>. Er<br />
hätte zwar schon vier eigene, aber er<br />
sähe dies als seine Pflicht an. Sie wohnen<br />
nun weit entfernt von uns und wir<br />
hoffen, dass es ihnen einigermaßen gut<br />
geht.“<br />
Liebe <strong>Credo</strong>-Leser, vielleicht können Sie<br />
die Arbeit <strong>de</strong>r Missionsstation durch<br />
eine Spen<strong>de</strong> unterstützen.<br />
Spen<strong>de</strong>nkonto:<br />
Kath. Pfarrkirchenstiftung Breitbrunn<br />
„Albanienhilfe“<br />
VR Bank Breitbrunn<br />
Kto.-Nr. 101 121 448<br />
BLZ 700 932 00<br />
Dieser Artikel wur<strong>de</strong> uns von Claudia<br />
Pötzsch, Breitbrunn, zugeleitet, die<br />
regelmäßig mit <strong>de</strong>r Missionsstation in<br />
Kontakt steht.