Credo Oktober 2008 - Pfarrei-breitbrunn.de
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|| ZUM THEMA<br />
(mst) –<br />
Mehrmals im Jahr<br />
erfährt man in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />
Medien, dass<br />
ungefähr 40% aller Ehen<br />
wie<strong>de</strong>r geschie<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n,<br />
in städtischen Gebieten<br />
seien es gar 50%.<br />
Es überrascht also nicht, dass ein<br />
Beziehungsratgeber seit einigen<br />
Wochen in <strong>de</strong>r SPIEGEL-<br />
Bestsellerliste platziert ist. Der Titel<br />
„Liebe dich selbst und es ist egal,<br />
wen du heiratest“ soll bewusst provozieren<br />
und klingt, wie viele Titel<br />
von Ratgebern, etwas zu optimistisch<br />
und in diesem Fall vielleicht<br />
sogar etwas dümmlich. Und doch<br />
hat es dieses Buch verdient, dass<br />
man es in die Hand nimmt. „Die<br />
meisten Scheidungen sind überflüssig“,<br />
behauptet die Autorin. Eva-<br />
Maria Zurhorst ist Beziehungsberaterin<br />
und will die Menschen<br />
nicht nur provozieren, sie will auch<br />
Mut machen. Sie weiß, dass es<br />
keine Patentrezepte für die Rettung<br />
einer in die Krise geratenen Ehe<br />
o<strong>de</strong>r Beziehung gibt. Sie beschreibt<br />
in einer klugen und <strong>de</strong>nnoch leicht<br />
verständlichen Sprache Grün<strong>de</strong><br />
und schlägt Wege zurück zum<br />
Partner vor. Für sie beginnt die Ehe<br />
erst, wenn die Partner von „Wolke<br />
sieben“ in <strong>de</strong>n Alltag zurückkehren<br />
Schwierigkeiten auftreten und sie<br />
zu Fairness, Toleranz und Achtung<br />
füreinan<strong>de</strong>r herausgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Nicht nur <strong>de</strong>r Buchtitel, auch<br />
die Kapitelüberschriften sollen<br />
wachrütteln. „Wie aus Prinzen Gott<br />
sei Dank Frösche wer<strong>de</strong>n“ o<strong>de</strong>r<br />
„Wenn sich zwei streiten, nützt <strong>de</strong>r<br />
Dritte auch nichts“ beschreiben<br />
schon im Titel, wo die Probleme liegen<br />
könnten: Enttäuschung hat<br />
immer auch mit zu hochgesteckten<br />
und unrealistischen Erwartungen zu<br />
tun. „Wir haben uns heute so auf<br />
Konsum und Wegwerfen eingestellt,<br />
dass das Grundmuster <strong>de</strong>r<br />
Ersetzbarkeit inzwischen auch<br />
unsere Partnerschaften prägt“, so<br />
Eva-Maria Zurhorst. Wenn ich die<br />
Schuld für Beziehungsprobleme nur<br />
beim Partner suche, übersehe ich<br />
schnell, welchen Anteil ich selbst<br />
daran habe. Beim nächsten Partner<br />
erlebe ich das gleiche Elend von<br />
neuem. Die Autorin nennt es auch<br />
das „Boris Becker-Phänomen“. Die<br />
Ursachen, und das ist nun keine<br />
neue Erkenntnis, liegen natürlich<br />
meist in <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />
Unverarbeitete Erlebnisse in <strong>de</strong>r<br />
Kindheit und in frühen Beziehungen<br />
zählen hier dazu. Beson<strong>de</strong>rs<br />
bemerkenswert sind vor allem zwei<br />
Kapitel: Unter <strong>de</strong>r Überschrift „Die<br />
Wahrheit heilt“ wer<strong>de</strong>n kurz und<br />
prägnant Beziehungswahrheiten<br />
aufgelistet, die uns hart und schonungslos<br />
uns selbst näher bringen<br />
sollen. Die Wahrheiten können<br />
sein, dass <strong>de</strong>r Partner nicht Ihren<br />
Die Ehe und viele überflüssige<br />
Scheidungen<br />
Träumen entspricht, dass <strong>de</strong>r<br />
Partner kaum etwas von Ihnen<br />
weiß, dass Sie vielleicht kein Gefühl<br />
<strong>de</strong>r Verliebtheit mehr verspüren und<br />
dass Sie sich eifersüchtig und<br />
abhängig fühlen. Das sind nur ein<br />
paar Wahrheiten, die zum natürlichen<br />
Gang einer Beziehung gehören<br />
und vor allem <strong>de</strong>r Ansatz zur<br />
Lösung sein könnten, wenn wir sie<br />
nur als Chance betrachten wür<strong>de</strong>n.<br />
„Lieber halten wir an i<strong>de</strong>alisierten<br />
Bil<strong>de</strong>rn von uns und unserer<br />
Beziehung fest. Lieber gehen wir zu<br />
Müllers zum Aben<strong>de</strong>ssen und la<strong>de</strong>n<br />
daraufhin die Meiers zum Kaffee<br />
ein. Lieber spielen wir Tennis o<strong>de</strong>r<br />
sammeln Gartenzwerge, gehen wir<br />
kegeln o<strong>de</strong>r Golf spielen. Lieber<br />
vermei<strong>de</strong>n wir tiefe Gefühlsarbeit,<br />
wo weniger angenehme<br />
Empfindungen auftauchen könnten“,<br />
schreibt die Autorin in ihrem<br />
sehr unterhaltsamen Plau<strong>de</strong>rton,<br />
<strong>de</strong>r zwar manchmal etwas zu sehr<br />
in die Breite geht, nie jedoch langweilt.<br />
Genau so anregend liest sich<br />
auch das Kapitel „Wahre Liebe –<br />
o<strong>de</strong>r: Die Sache mit Gott“. Eva-<br />
Maria Zurhorst stammt aus einer<br />
Familie, in <strong>de</strong>r das Verhältnis zu<br />
Glauben und Gott äußerst kritisch<br />
war. Alle Familienmitglie<strong>de</strong>r sind<br />
schon frühzeitig aus <strong>de</strong>r Kirche ausgetreten.<br />
Wie es kam, dass die<br />
Autorin heute behauptet, „Gott sei<br />
die Lösung aller Probleme“, ist<br />
glaubwürdig geschil<strong>de</strong>rt und kann<br />
Trost und Anleitung sein, sollten<br />
sich Menschen etwas verloren<br />
haben im Geflecht ihrer Gefühle.<br />
Eva-Maria Zurhorst, „Liebe dich<br />
selbst und es ist egal, wen du heiratest“<br />
Goldmann-Verlag, 380 Seiten