Credo Oktober 2008 - Pfarrei-breitbrunn.de
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ORDEN || 3<br />
Hingabe und Abgeschie<strong>de</strong>nheit:<br />
Die Trappisten<br />
(H.H.) Von jeher begleiten<br />
<strong>de</strong>n Trappistenor<strong>de</strong>n zahlreiche<br />
Missverständnisse.<br />
Das fängt schon mit <strong>de</strong>m<br />
Namen an, <strong>de</strong>nn offiziell<br />
gibt es gar keine<br />
Trappisten.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich bei ihnen vielmehr<br />
um einen Nebenzweig <strong>de</strong>s<br />
Zisterzienseror<strong>de</strong>ns, sozusagen<br />
um seine beson<strong>de</strong>rs strikte und<br />
konsequente Form. Offiziell heißen<br />
die Trappisten <strong>de</strong>nn auch<br />
„Or<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zisterzienser von <strong>de</strong>r<br />
strengeren Observanz“, lateinisch<br />
Ordo Cisterciensis Strictioris Observantiae,<br />
abgekürzt OCSO. Ähnlich<br />
wie die Zisterzienser tragen die<br />
Trappisten ein graues Gewand, ein<br />
schwarzes Skapulier und eine<br />
weiße Mönchskutte.<br />
Der Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Trappisten – o<strong>de</strong>r<br />
vielmehr <strong>de</strong>r Initiator <strong>de</strong>r Reform –<br />
war <strong>de</strong>r aus hohem französischem<br />
A<strong>de</strong>l stammen<strong>de</strong> und 1626 geborene<br />
Armand Jean Le Bouthillier <strong>de</strong><br />
Rance. Bereits mit 11 Jahren wur<strong>de</strong><br />
er zum Domherren von Notre Dame<br />
und fünf weiteren Abteien, darunter<br />
die Abtei La Trappe. Nach einem<br />
zunächst angeblich recht ausschweifen<strong>de</strong>n<br />
Leben nahm er nach<br />
einer Reihe von persönlichen<br />
Schicksalsschlägen seine priesterlichen<br />
Pflichten mehr und mehr<br />
Ernst. Er verteilte seine Reichtümer<br />
und Pfrün<strong>de</strong> und begann ab 1660,<br />
„seine“ Abtei La Trappe mit einigen<br />
Mitbrü<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>r aufzubauen.<br />
Regelmäßiges Fasten und harte<br />
körperliche Arbeit zeichneten von<br />
Anfang an das Leben dieser ersten<br />
Trappisten aus. 1678 wur<strong>de</strong>n sie<br />
als eigene Kongregation <strong>de</strong>r<br />
Zisterzienser anerkannt, 1892<br />
trennten sie sich als eigener Or<strong>de</strong>n<br />
von <strong>de</strong>n Zisterziensern ab.<br />
Viel Geheimnisvolles wur<strong>de</strong> in das<br />
harte und asketisch ausgerichtete<br />
Leben <strong>de</strong>r Trappisten hinein interpretiert.<br />
Tatsache ist, dass die<br />
Trappisten ein streng asketisches<br />
Mönchstum leben, Demut und die<br />
Konzentration auf Gott stehen im<br />
Zentrum ihrer Spiritualität. Sie leben<br />
von <strong>de</strong>r Landwirtschaft in bewusst<br />
abgeschie<strong>de</strong>nen Klöstern weitab<br />
von je<strong>de</strong>m städtischen Trubel.<br />
Bekannt gewor<strong>de</strong>n sind <strong>de</strong>nn auch<br />
beson<strong>de</strong>rs die landwirtschaftlichen<br />
Produkte <strong>de</strong>r Trappisten wie<br />
Trappistenkäse, Trappistenbier<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Trappistenlikör.<br />
Rance hatte noch je<strong>de</strong> intellektuelle<br />
Tätigkeit verboten, doch die heutigen<br />
Trappisten pflegen Gelehrsamkeit<br />
und Lektüre. Zur Askese<br />
gehörten ehemals auch das<br />
Schlafen im gemeinsamen Schlafsaal<br />
und damit <strong>de</strong>r Verzicht auf jegliche<br />
Privatsphäre. Mit<br />
<strong>de</strong>m 2. Vatikanischen<br />
Konzil wur<strong>de</strong>n die sehr<br />
strengen Regeln in einigen<br />
Trappistenklöstern<br />
etwas gelockert, so gibt<br />
es heute z.B. manchmal<br />
Einzelzellen für die<br />
Mönche. Schweigen,<br />
körperliche Arbeit,<br />
vegetarisches Essen<br />
und ländliche Abgeschie<strong>de</strong>nheit<br />
zeichnen<br />
<strong>de</strong>nnoch auch jetzt das<br />
Leben <strong>de</strong>r Trappisten aus. Sie verfügen<br />
über Zeitung und Internet,<br />
nicht jedoch über Radio und<br />
Fernsehen.<br />
Der bekannteste Trappist unserer<br />
Zeit dürfte <strong>de</strong>r 1968 verstorbene,<br />
ganz und gar intellektuelle amerikanische<br />
Mönch und Schriftsteller<br />
Thomas Merton sein, <strong>de</strong>r seinen<br />
eigenen Wer<strong>de</strong>gang insbeson<strong>de</strong>re<br />
in seinem Buch „Der Berg <strong>de</strong>r sieben<br />
Stufen“ eindrucksvoll und<br />
nachvollziehbar geschil<strong>de</strong>rt hat.<br />
Trappisten setzen sich zusammen<br />
aus Klerikern und Brü<strong>de</strong>rn. Neben<br />
<strong>de</strong>m Männeror<strong>de</strong>n gibt es einen<br />
fast gleich starken Or<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Trappistinnen. Die <strong>de</strong>utschen<br />
Trappisten haben ihr Kloster in <strong>de</strong>r<br />
Abtei Mariawald bei Heimbach in<br />
<strong>de</strong>r Eifel, die Trappistinnen in<br />
Dahlem (Maria Frie<strong>de</strong>n) und in<br />
Dannenfels (Kloster Gethsemani).<br />
Weltweit existieren heute etwa 101<br />
Männerklöster mit 2500 Mönchen<br />
und 67 Frauenklöster mit 1900<br />
Nonnen.