Flexibilität, Sicherheit und Effizienz der Grundpfandrechte in Europa ...

Vollstreckung 89
Interessante Perspektiven eröffnet ein Vergleich mit dem US-Recht. Betreibt eine
Bank die Zwangsverwertung eines Grundstücks mit Gebäude, kann sie in den meisten
Bundesstaaten danach nur dann die verbleibende Restschuld geltend machen,
wenn sie für die Verwertung das gerichtliche Verfahren wählt und anschließend die
Restschuld gerichtlich feststellen lässt (sogenanntes deficiency judgement). Das
Recht vieler US-Bundesstaaten und die kautelarjuristische Gestaltung gewähren den
Banken aber meist schnellere und höheren Erlös versprechende Optionen für
außergerichtliche Vollstreckung, für die sich die Banken meist entscheiden; denn die
Geltendmachung der Restschuld gilt allgemein in Anbetracht der hohen Mobilität in
den USA und der Schwierigkeit, einen Schuldner in einem Land ohne Meldewesen
zu lokalisieren, als wenig aussichtsreich. 118
Inwieweit diese mehr oder weniger ausgeprägte Beschränkung der Darlehensgestaltung
auf die dingliche Haftung vor allem bei privater Gebäudefinanzierung für die
2007 ausgebrochene Finanzkrise eine wesentliche Ursache setzte, mag dahinstehen.
119 Letztlich führt die Analyse nicht über die Erkenntnis hinaus, dass Grundstückswerte
rasch verfallen, wenn zu viele gemessen am Grundstückswert überhöhte
Grundstückskredite an Schuldner schlechter Bonität vergeben werden und deshalb
eine durchaus absehbare Verkaufs- oder Versteigerungswelle einsetzt.
V.19 Gibt es ein Recht des Gläubigers, ein Grundstück durch Übernahme durch den Gläubiger
ohne weiteres Verfahren zu verwerten? (lex commissoria)
5
Dies ist die Regel.
4
grundsätzlich möglich,
aber selten praktiziert
3
erst nach erfolglosen
gerichtlichen
Versteigerungsversuchen
möglich, wenn im Voraus
vereinbart
2
JP
nein
1
118 Zur Realisierung einer mortgage in den USA vgl. Stürner/Kern, Grundsatzfragen des US-Hypothekenrechts,
S. 936 ff.; Böning, Grundpfandrechte in Deutschland und den USA, Tübingen
2011, S. 120 ff., 136 ff., 159 ff.
119 Dazu Lutter ZIP 2009, 197, 198; Heun JZ 2010, 53, 55; Shiller, The Subprime Solution, 2008,
S. 30 ff., Großfeld/Heppe, DAJV-Newsletter 2009, 175 ff.; Zywicki/Adamson, vol. 80, University
of Colorado Law Review 1 ff.