Flexibilität, Sicherheit und Effizienz der Grundpfandrechte in Europa ...

Vollstreckung 81
V.10 Kann bei der Vollstreckung vor der Verwertung des Grundstücks kurzfristig
auf die Erträge des Grundstücks zugegriffen werden?
4
ja, im Rahmen des laufenden
Vollstreckungsverfahrens
ja, über eine besondere
Vollstreckungsform oder wenn
der Anspruch auf die Erträge
abgetreten oder verpfändet wurde
3
2
ja, besondere
Vollstreckungsform, wenn
ausdrücklich vereinbart
JP
1
nur, wenn der Anspruch
auf die Erträge abgetreten
oder verpfändet wurde
11. Kann dem Eigentümer die tatsächliche Herrschaft über das
Grundstück vor der Verwertung vollständig entzogen werden?
Zuweilen ist es sinnvoll, dem Eigentümer die Herrschaft über die Immobilie wegzunehmen,
z. B. wenn die Befürchtung besteht, dass er sie schlecht verwaltet oder
sogar beschädigt. Die entsprechenden Eingriffsmöglichkeiten des Grundpfandrechtsgläubigers
sind freilich recht unterschiedlich geregelt.
In vielen Ländern kann die soeben unter 10. beschriebene Vollstreckungsform der
Zwangsverwaltung auch genutzt werden, um dem Eigentümer den Zugriff auf die
Immobilie zu entziehen, wenn dies für die Erhaltung oder Steigerung ihres
wirtschaftlichen Wertes oder der Erträge wichtig sein kann. Obwohl der Zugriff auf
Erträge vor allem bei vermieteten und gewerblich genutzten Immobilien wichtig ist,
kann der zusätzliche Effekt eines Ausschlusses des Eigentümers von der Verwaltung
dazu führen, dass die besondere Vollstreckungsform der Zwangsverwaltung bisweilen
auch bei selbst genutzten Immobilien verwendet wird; allerdings wird sie es
meist nicht erlauben, den Eigentümer zum Auszug aus seinem Heim zu zwingen.
In Großbritannien besteht, wie schon unter 10. erwähnt, die Option eines besonderen
Verwaltungsverfahrens über die Immobilie im Interesse desjenigen Gläubigers, zu
dessen Gunsten ein Gesamtpfandrecht (floating charge) an allen Werten der die
Immobilie haltenden Gesellschaft bestellt ist. Dies muss jedoch besonders vereinbart
und die Finanzierung entsprechend strukturiert werden.
In anderen Ländern besteht nur die Möglichkeit, bei einem die Immobilie gefährdenden
Verhalten des Eigentümers im Einzelfall gerichtliche Anordnungen zu
erwirken.