Anleitung WET
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Praktikum Netzwerke und Schaltungen<br />
Wireless Energy Transfer<br />
<strong>WET</strong><br />
März 2013<br />
V 1.3 UBA, JH
Einleitung 2
Einleitung 3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis .............................................................................. 3<br />
Einleitung ....................................................................................... 5<br />
Sicherheitsvorschriften ........................................................................ 6<br />
Nachmittag 1 ................................................................................... 7<br />
1 Netzfrequenztransformator ........................................................... 8<br />
1.1 Das Ersatzschaltbild des verlustbehafteten Transformators .............................. 8<br />
1.2 Identifikation der Wicklungsanschlüsse ...................................................... 8<br />
1.3 Magnetisierung des Einphasentransformators ............................................. 12<br />
1.4 Darstellung der Hystereseschleife .......................................................... 16<br />
1.5 Bestimmung der Komponenten des Ersatzschaltbilds .................................... 18<br />
1.6 Belastung des Transformators ............................................................... 20<br />
1.7 Betrieb des Transformators mit Gleichrichter ............................................ 22<br />
Nachmittag 2 .................................................................................. 24<br />
2 Pulstransformator ..................................................................... 25<br />
2.1 Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter ............................................... 27<br />
2.2 Übertragungscharakteristik hochimpedanter Ausgang ................................... 28<br />
2.3 Übertragungsverhalten des belasteten Impulstransformators .......................... 30<br />
2.4 Bodeplot des Spannungsübersetzungsverhältnis .......................................... 32<br />
Nachmittag 3 .................................................................................. 35<br />
3 Induktive Kopplung .................................................................... 36<br />
3.1 Bestimmung der Induktivität ................................................................ 36<br />
3.2 Ersatzschaltbild der gekoppelten Spulen .................................................. 38<br />
3.3 Spannungs-Übersetzungsverhältnis ......................................................... 39<br />
3.4 Gekoppelte Spulen mit Belastung ........................................................... 43<br />
3.5 Berechnung einer idealen Strom- und Spannungsquelle ................................. 44<br />
3.6 Gekoppelte Spulen mit Serien-Resonanzkreis ............................................. 46<br />
3.7 Gekoppelte Spulen mit Parallel-Resonanzkreis ........................................... 48<br />
4 Der Tesla-Transformator ............................................................. 50<br />
4.1 Einleitung ....................................................................................... 50<br />
4.2 Aufbau .......................................................................................... 50<br />
4.3 Abschätzung der Ausgangsspannung ........................................................ 51<br />
4.4 Verhalten des Primärstromes ................................................................ 54<br />
5 Zusammenfassung ..................................................................... 56<br />
Anhang .......................................................................................... 58<br />
6 Übersicht der Laboreinrichtung ..................................................... 59<br />
6.1 Messequipment ................................................................................ 59<br />
6.2 Versorgungsgeräte ............................................................................. 60<br />
6.3 Versuchsaufbauten ............................................................................ 61<br />
7 Datenblätter und Schaltpläne ....................................................... 63<br />
7.1 Leistungsverstärker Velleman VM100 ....................................................... 63
Einleitung 4<br />
7.2 Schaltplan der Halbbrückenschaltung zur Ansteuerung des Teslatransformators .... 64<br />
7.3 Farbcodierung bedrahteter Festwiderstände.............................................. 65<br />
I. Quellenverzeichnis ............................................................................ 66
Einleitung 5<br />
Einleitung<br />
Kontaktlose Energieübertragung ist aus der heutigen elektronischen Welt nicht mehr wegzudenken<br />
– sei es wegen der Sicherheit, der Energietransformation oder der Mobilität. Die<br />
theoretischen Grundlagen dafür werden in den Lehrveranstaltungen des Grundstudiums wie<br />
„Netzwerke und Schaltungen“ unterrichtet.<br />
Im Rahmen dieses Praktikums können die Studenten die vermittelte Theorie praktisch im<br />
Labor erleben und festigen. Zu den vielen Versuchen zählen unter anderen die Messung der<br />
Ersatzschaltbild-Parameter eines Transformators, die Untersuchung von häufig vernachlässigten<br />
Effekten wie Streuflüsse und Magnetisierungsstrom, sowie die Bestimmung der Sättigungscharakteristik.<br />
Es wird anschaulich dargestellt, dass eine Erhöhung der<br />
Betriebsfrequenz des Transformators dessen Masse und Volumen bei gleichbleibender Leistung<br />
massiv reduziert, was ja die Grundlage des modernen Schaltnetzteil-Designs ist. Außerdem<br />
werden der Einsatz von Transformatoren in Pulsanwendungen und die induktive<br />
Erwärmung von metallischen Gegenständen illustrativ durchgeführt. Als Highlight soll ein<br />
funkensprühender Tesla-Transformator dimensioniert und aufgebaut werden.<br />
Liebe Teilnehmer,<br />
wir freuen uns über Ihr Interesse an diesem modernen und spannenden Thema der Elektrotechnik<br />
und begrüssen Sie recht herzlich zum Praktikumsteil „Wireless Energy Transfer“.<br />
Um einen möglichst breiten Kenntnisstand abzudecken finden Sie in dieser<br />
Versuchsanleitung eine Vielzahl an Experimenten. Es ist nicht zwingend notwendig, dass<br />
Sie jeden Versuch abarbeiten – wichtig ist, dass Sie sich beim Umgang mit den Messequipment<br />
und Versuchsaufbauten sicher fühlen und den ein oder anderen interessanten<br />
Aspekt der Experimente im Hinterkopf behalten. Zur Unterstützung stehen wir Ihnen jederzeit<br />
zur Verfügung – zögern Sie nicht, bei Unklarheiten zu fragen. Gern nehmen wir<br />
auch Ihr Feedback zu diesem Praktikum entgegen.<br />
Viel Spass und Erfolg wünschen Ihnen<br />
Christoph, Dardan, Enes, Frederik, Lukas, Mario, Martin, Miriam, Omid, Robin und Roman<br />
Jonas, Christoph, Florian und Toke<br />
Zürich, im Februar 2013<br />
http://www.pes.ee.ethz.ch<br />
Jonas Huber huber@lem.ee.ethz.ch, Tel. +41 44 63 29764<br />
Christoph Gammeter gammeter@lem.ee.ethz.ch, Tel. +41 44 63 28856
Sicherheitsvorschriften 6<br />
Sicherheitsvorschriften<br />
1. Wenn praktisch gearbeitet wird, sollen wenn immer möglich mindestens zwei Personen<br />
im gleichen Raum anwesend sein.<br />
2. Jeder Studierende/Mitarbeitende merkt sich den Standort und die Bedienung des<br />
nächsten Notschalters, der im Notfall möglichst rasch betätigt werden soll.<br />
3. Das Lichtnetz darf für Versuche nicht benützt werden. Es ist nicht über den Notschalter<br />
geführt.<br />
4. Die Versuche sind so aufzubauen, dass der Zugang zum Schaltpult frei bleibt. Dabei<br />
ist im Interesse der Sicherheit für Ordnung und Klarheit zu achten.<br />
5. Spannungsführende Teile sind nach Möglichkeit vor allfälliger Berührung zu schützen.<br />
Nicht benutzte Kabel sind beidseitig auszustecken und vollständig aus der<br />
Schaltung zu entfernen.<br />
6. Gehäuse von Geräten dürfen im Allgemeinen nicht auf Spannung gelegt werden. Ist<br />
dies in Ausnahmefällen trotzdem notwendig, so sind besondere Sicherheitsmassnahmen<br />
zu ergreifen. Gegebenenfalls sind bei KO Isoliergehäuse und Schutztransformatoren<br />
zu verwenden.<br />
7. Kabelquerschnitte sind so zu wählen, dass im Betrieb keine schädliche Erwärmung<br />
auftritt.<br />
8. Rotierende Teile sind gegen zufällige Berührung zu schützen.<br />
9. Vor dem Einschalten ist die Versuchseinrichtung zu kontrollieren.<br />
10. Es ist untersagt, an unter Spannung stehenden Starkstromeinrichtungen (Spannung ≥<br />
50V) Schaltungsänderungen vorzunehmen. Als Starkstromeinrichtungen gelten auch<br />
solche mit Spannung unterhalb 50 V, sofern der max. Strom mehr als 2 A beträgt.<br />
11. Es ist verboten, Versuchseinrichtungen unnötigerweise (zum Beispiel in Arbeitspausen)<br />
unter Spannung zu halten.<br />
12. Defektes Material muss sofort gemeldet und umgetauscht werden.<br />
13. Man studiere die Anschläge über Massnahmen für erste Hilfe und bei Schadenereignissen.<br />
Bei Unfällen ist sofort zusätzlich das Sekretariat zu benachrichtigen (Tel. Intern<br />
2 28 33).
Sicherheitsvorschriften 7<br />
Nachmittag 1<br />
Zur praktischen Arbeit in einem Labor gehören immer auch der Austausch und<br />
die Diskussion mit anderen anwesenden Personen. Deshalb: wenn Sie Fragen<br />
haben oder wenn Sie etwas genauer wissen möchten, als es in der <strong>Anleitung</strong><br />
beschrieben ist, zögern Sie nicht, die auf die Assistierenden zuzugehen und<br />
Ihre Fragen mit ihnen zu diskutieren!
Netzfrequenztransformator 8<br />
1 Netzfrequenztransformator<br />
Generell nutzt man die kontaktfreien Energieübertragung zum einem zur Übertragung von<br />
Leistung und zum anderen zur Übertragung von Signalen. Die Kopplung zwischen „Sender“<br />
und „Empfänger“ der Energie hat dabei einen grossen Einfluss auf die Übertragungseffizienz<br />
und Signalabbildung. Bei eng-gekoppelten Systemen wird der magnetische Fluss in einem<br />
weichmagnetischen Material wie geblechte Kerne oder Ferrite konzentriert um den<br />
Streufluss möglichst gering zu halten. Bei bestimmten Anwendungen wie Funkübertragung<br />
und das kontaktfreie Laden eines Elektrofahrzeuges sind die Erreger- und Empfängerspule<br />
jedoch nur durch das magnetische Feld in der Luft gekoppelt.<br />
Im Praktikumsteil “Wireless Energy Transfer“ werden eng-gekoppelte Übertragung von<br />
Leistung und Signalen sowie die Leistungsübertragung mit geringer Kopplung experimentell<br />
untersucht. Als erster wichtiger Vertreter werden 50-Hz-Transformatoren näher betrachtet,<br />
die in unseren Verteilnetzen verwendet werden. Dabei werden unter anderen die Parameter<br />
eines Transformator-Ersatzschaltbildes messtechnisch bestimmt, die Hysterese der<br />
Magnetisierungskennlinie mit dem Oszilloskop gemessen, sowie der Einfluss verschiedener<br />
Lasten untersucht.<br />
1.1 Das Ersatzschaltbild des verlustbehafteten Transformators<br />
Die grundlegende Funktionsweise des Transformators wird in der Vorlesung „Netzwerke<br />
und Schaltungen II“ eingeführt und im Buch „Grundlagen der Elektrotechnik 1“ von M. Albach,<br />
S. 274ff. besprochen. Dort wird auch das in Abb. 1.1 gezeigte Ersatzschaltbild des<br />
verlustbehafteten Transformators eingeführt. Sie werden gebeten, die entsprechenden<br />
Seiten im Buch zu studieren bzw. zu repetieren, damit Sie von den folgenden Versuchen<br />
optimal profitieren können.<br />
Abb.1.1: Ersatzschaltbild des Verlustbehafteten Transformators.<br />
1.2 Identifikation der Wicklungsanschlüsse<br />
Der zu untersuchende Netztransformator beinhaltet drei Wicklungen mit einer Spannungsübersetzung<br />
von 50V/25V/25V.
Netzfrequenztransformator 9<br />
• Bestimmen Sie die Wicklungswiderstände des Transformators mit der<br />
Messschaltung nach Abb.1.2. Es wird die spannungsrichtige Messmethode<br />
angewendet, da der Wicklungswiderstand des Trafos um Größenordnungen<br />
niedriger ist als der Innenwiderstand des Voltmeters.<br />
Beachten Sie, dass die Messung der Wicklungswiderstände mit Gleichspannung<br />
und –strom durchgeführt wird. Stellen Sie deshalb die Multimeter<br />
für die Strom- und Spannungsmessung auf „DC“ ein!<br />
• Warum wird die Messung mit Gleichstrom durchgeführt?<br />
• Tragen Sie die Messwerte für alle drei Wicklungen in Tab.1.1 ein und errechnen<br />
Sie den Wicklungswiderstand.<br />
• Vergleichen Sie das Messergebnis mit der Ohmmessung mit dem Multimeter<br />
und tragen Sie die Werte auch in Tab.1.1 ein.<br />
Informationen zu den Schaltplansymbolen befinden sich im Anhang dieser <strong>Anleitung</strong>.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 1A Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
P1 I1 Multimeter Fluke 175<br />
P2 U1 Multimeter Fluke 175<br />
T1 50V / 2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.2: Messschaltung zur Messung der Wicklungswiderstände des 50Hz Transformators.<br />
Wicklung U I R R Ohmmeter<br />
(V) (A) (Ω) (Ω)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Tab.1.1: Messtabelle zur Bestimmung der Wicklungswiderstände.<br />
Die Messtabellen können im entsprechenden Excel-File ausgefüllt werden, was<br />
dem typischen Vorgehen im Labor entspricht: da jeder Messpunkt direkt im Plot<br />
erscheint, können z.B. Abweichungen vom erwarteten Verhalten rasch erkannt<br />
werden. Die Excel-Vorlagen finden Sie auf der Website zum Praktikum.
Netzfrequenztransformator 10<br />
Ein Transformator besitzt neben der Eigenschaft der galvanischen Trennung auch die Möglichkeit<br />
der Phasenverschiebung der Sekundärspannung.<br />
• Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.3 auf. Beachten Sie, dass nun<br />
der Stelltransformator als Wechselspannungsquelle (AC) verwendet wird,<br />
also mit einer 50Hz-Wechselspannung gearbeitet wird.<br />
• In der Messschaltung sind die Wicklungsenden nicht beschriftet. Versuchen<br />
Sie durch Messung mit dem Oszilloskop die Anschlüsse 1-6 des<br />
Transformators zu identifizieren und tragen Sie die Anschlussbezeichnungen<br />
in die Messschaltung ein. Sie sollten ein Oszillogramm nach<br />
Abb.1.4(a) erhalten, sodass alle Spannungen die gleiche Phasenverschiebung<br />
aufweisen.<br />
• Versuchen Sie nun, die Sekundärseite des Transformators so zu verschalten,<br />
dass Sie zwei um 180° phasenverschobene Spannungen auf der Sekundärseite<br />
erhalten. Sie sollten ein Oszillogramm nach Abb.1.4(b)<br />
erhalten. Diese Schaltungsvariante wird bei Mittelpunktschaltungen von<br />
Gleichrichtern angewendet.<br />
Unbedingt die 1:10-Tastköpfe, die zum Oszilloskop gehören, verwenden. Niemals<br />
eine Leitung verwenden, die auf einer Seite eine Koaxialbuchse und auf<br />
der anderen zwei Verbindungsstecker hat! Dadurch würden bis zu 50V an den<br />
Eingängen des Oszilloskops anliegen, was diese beschädigen könnte.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 Ch1-3 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
T1 50V/2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.3: Messschaltung zur Identifikation der Wicklungsanschlüsse des 50Hz Transformators.
Netzfrequenztransformator 11<br />
(a)<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 20.0V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 20.0V/, Pos -1.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 3 Scale 20.0V/, Pos 1.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Line Trigger, Slope Rising<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 5.000ms/, Main Delay -1.700000000ms<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
MEASUREMENTS<br />
RMS - N cycles(1), Cur 50.0V, Mean 50.0V, Min 49.7V, Max 50.1V, Std Dev 100mV, Count 1.040k<br />
RMS - N cycles(2), Cur 24.7V, Mean 24.7V, Min 24.5V, Max 24.7V, Std Dev 100mV, Count 1.040k<br />
RMS - N cycles(3), Cur 24.8V, Mean 24.8V, Min 24.6V, Max 24.8V, Std Dev 100mV, Count 1.040k<br />
(c)<br />
Abb.1.4: Oszillogramm des 50Hz Trafos bei gleichphasigem (a) und gegenphasigem (b)<br />
Anschluss der Wicklungen sowie Oszilloskop-Einstellungen (c).<br />
(b)
Netzfrequenztransformator 12<br />
1.3 Magnetisierung des Einphasentransformators<br />
In Folge der nichtlinearen Charakteristik der Magnetisierungskennlinie (Hystereseschleife)<br />
ist der Magnetisierungsstrom des Transformators selbst bei sinusförmiger Versorgungsspannung<br />
nichtsinusförmig.<br />
• Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.5 auf.<br />
Sie sollten Oszillogramme nach Abb.1.6 erhalten.<br />
• Variieren Sie die Eingangsspannung (+/- 20%) und beobachten Sie den<br />
Magnetisierungsstrom. Bei Überspannung am Netz kann der Magnetisierungsstrom<br />
signifikant werden, beobachten Sie das Amperemeter der<br />
Versorgungseinheit.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
S1 Schliesser Durch Laborstrippen herstellen<br />
T1 50V/2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.5: Messschaltung zur Messung des Magnetisierungsstroms des 50Hz Transformators.
Netzfrequenztransformator 13<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abb.1.6: Oszillogramm des Magnetisierungsstroms des 50Hz Trafos bei Unterspannung<br />
(40V, (a)) Nennspannung (50V, (b)), Überspannung (60V, (c)).<br />
(c)
Netzfrequenztransformator 14<br />
Das Einschalten eines Transformators führt wegen der Sättigung des Eisens je nach Einschaltzeitpunkt<br />
zu einem signifikanten Einschaltstrom.<br />
• Stellen Sie das Oszilloskop auf „Single“ Trigger auf Kanal 1 und versuchen<br />
Sie, die Oszillogramme nach Abb.1.7 nachzuvollziehen. Obwohl der<br />
Nennstrom des Transformators nur 1A ist, kann der Einschaltstromstoss<br />
selbst im Leerlauf mehr als 4A betragen.<br />
• Überlegen Sie sich, warum es günstige und ungünstige Fälle gibt und worin<br />
sich diese unterscheiden! Wo ist der optimale Einschaltzeitpunkt?<br />
Hinweis: überlegen Sie sich den Zusammenhang zwischen am Kern angelegter<br />
Spannungszeitfläche und dem magnetischen Fluss im Kern!<br />
(a)<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 20.0V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 2.00A/, Pos 0.0A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 0.1V/A, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 20.0000V<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 5.000ms/, Main Delay 15.000000000ms<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
MEASUREMENTS<br />
RMS - N cycles(1), Cur No edges, Mean 49.8V, Min 46.2V, Max 50.9V, Std Dev 1.3V, Count 24<br />
RMS - N cycles(2), Cur No edges, Mean 240mA, Min 196mA, Max 329mA, Std Dev 50mA, Count 8<br />
Maximum(2), Cur 4.26A, Mean 920mA, Min 120mA, Max 4.42A, Std Dev 1.29A, Count 29<br />
Minimum(2), Cur -240mA, Mean -1.26A, Min -4.50A, Max -200mA, Std Dev 1.32A, Count 29<br />
(b)<br />
(c)<br />
Abb.1.7: Oszillogramm des Einschaltstroms des Trafos in einem günstigen (a) und ungünstigen<br />
Zeitpunkt (b) und Oszilloskop-Einstellungen (c).<br />
Nähere Informationen zu Schaltvorgängen in Netzwerken mit Wechselspannungsquellen<br />
befinden sich beispielsweise in [4] (S.174 ff).
Netzfrequenztransformator 15
Netzfrequenztransformator 16<br />
1.4 Darstellung der Hystereseschleife<br />
Im folgenden Versuch werden wir die Magnetisierungskennlinie (Hystereseschleife) des Eisenkerns<br />
sichtbar machen. Die Hystereseschleife beschreibt den Zusammenhang B = f(H).<br />
Die Flussdichte B ist bestimmt durch das Induktionsgesetz:<br />
dφ (1.1)<br />
u = N<br />
dt<br />
1<br />
B = ∫ udt<br />
NA<br />
d.h. die Flussdichte ist proportional zum Integral der Spannung. Wird ein Tiefpass über<br />
seiner Grenzfrequenz f g betrieben, so weist er integrales Verhalten auf. Diesen Umstand<br />
machen wir uns zu Nutze und dimensionieren ein Tiefpassfilter mit einer Grenzfrequenz<br />
von 5Hz:<br />
1<br />
f<br />
g<br />
=<br />
2πRC<br />
1<br />
R = =<br />
2πf<br />
C<br />
g<br />
1<br />
2π<br />
5Hz10µ<br />
F<br />
= 3.2kΩ<br />
gew.3k3<br />
(1.2)<br />
D.h. ein Tiefpassfilter integriert die Transformatorsekundärspannung und wir erhalten eine<br />
Spannung, die proportional zur Flussdichte des Eisenkerns ist. Die magnetische Feldstärke<br />
H ist proportional zum Strom i:<br />
H<br />
i ⋅ N<br />
=<br />
l<br />
(1.3)<br />
Damit kann die Hystereseschleife dargestellt werden:<br />
• Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.8 auf, Sie sollten ein Oszillogramm<br />
nach Abb.1.9 erhalten. Das Oszilloskop befindet sich im X/Y Betrieb<br />
(„Horiz“-Button) und die Einstellung „Aquisition“ wurde auf Hi Res<br />
(hohe Auflösung) gestellt.<br />
• Variieren Sie die Eingangsspannung von 0…60V und beobachten Sie die<br />
Magnetisierungsschleife, Sie können die Hysterese und die Sättigung erkennen.
Netzfrequenztransformator 17<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
C1 10µF/100V<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
R1 3k3<br />
T1 50V/2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.8: Messschaltung zur Messung der Hystereseschleife des 50Hz Transformators.<br />
B ~ u<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 100mA/, Pos 0.0A, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 0.1V/A, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 1.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Normal, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Off<br />
HORIZONTAL<br />
Mode XY<br />
ACQUISITION<br />
Mode High Res, Realtime On, Vectors Off, Persistence Variable<br />
H ~ NN<br />
(a)<br />
(b)<br />
Abb.1.9: Oszillogramm der Hystereseschleife des Trafos (a) und Oszilloskop-<br />
Einstellungen (b).
Netzfrequenztransformator 18<br />
1.5 Bestimmung der Komponenten des Ersatzschaltbilds<br />
Der Transformator weist ein Ersatzschaltbild nach Abb.1.10 auf. Bei der Ersatzschaltung<br />
nicht berücksichtigt sind die Spannungsübersetzung und die galvanische Trennung. Der<br />
Längszweig (bestehend aus den Wicklungswiderständen R 1 und R 2 sowie den Streuinduktivitäten<br />
L 1s und L 2s ) ist niederohmig im Vergleich zum Querzweig (bestehend aus der Hauptinduktivität<br />
L h und dem Eisenverlustwiderstand R fe ).<br />
(a)<br />
(b)<br />
(c)<br />
Abb.1.10: Vollständige Ersatzschaltung eines Transformators (a), vereinfachte Ersatzschaltungen<br />
für den Leerlaufversuch (b) und Kurzschlussversuch (c) und (d).<br />
R 1 und R 2 sind bereits in Versuch 1.2 bestimmt worden. Die weiteren Komponenten des<br />
Ersatzschaltbildes des Transformators können daher mit zwei Versuchen (Leerlauf- und<br />
Kurzschlussversuch) experimentell bestimmt werden. Beim Leerlaufversuch wird der<br />
Längszweig vernachlässigt (Abb.1.10(b)) und damit die Komponenten im Querzweig be-<br />
(d)
Netzfrequenztransformator 19<br />
stimmt, beim Kurzschlussversuch ist es genau umgekehrt (Abb.1.10(c)). Dabei werden die<br />
Wicklungswiderstände R 1 und R 2 zu R K und die Streuinduktivitäten L 1s und L 2s zu L K zusammengefasst<br />
(Abb.1.10(d)).<br />
• Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.1.11(a) auf. Um die Eisenverluste<br />
(R fe ) bestimmen zu können, muss man die Eingangsleistung P1 messen können.<br />
Am Übungsplatz liegt kein Wattmeter auf, der Eisenverlustwiderstand<br />
wird daher vernachlässigt.<br />
• Bestimmen Sie L h aus den Messwerten.<br />
• Stellen Sie die AC-Quelle wieder auf 0V ein und schalten Sie das Messgerät<br />
auf der Sekundärseite als Amperemeter (P3 in Abb.1.11(b)).<br />
• Erhöhen Sie die Eingangsspannung vorsichtig bis der Nennstrom (1A) fliesst.<br />
• Bestimmen Sie L K aus den Messwerten und ermitteln Sie L 1s = L 2s . Die Wicklungswiderstände<br />
sind bereits aus Tab.1.1 bekannt.<br />
Nun ist der Transformator identifiziert, die Komponenten des Ersatzschaltbilds sind bekannt.<br />
Die AC-Spannungsquelle ist am Ausgang mit einer 1A-Sicherung abgesichert. D.h.<br />
wenn der Ausgangsstrom über 1A ansteigt, brennt diese Sicherung durch und<br />
schützt so die restlichen Komponenten im System. Fahren Sie also insbesondere<br />
beim Kurzschlussversuch die Spannung nur sehr langsam hoch und beobachten<br />
Sie dabei die Anzeige des Strommesswertes!<br />
(a)<br />
(b)<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 I1 Multimeter Fluke 175<br />
P2 U1 Multimeter Fluke 175<br />
P3 U2, I2 Multimeter Fluke 175<br />
T1 50V / 2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.11: Messschaltung zum Leerlauf- (a) und Kurzschlussversuch (b).
Netzfrequenztransformator 20<br />
1.6 Belastung des Transformators<br />
• Belasten Sie den Transformator mit ohmscher Nennlast und erstellen Sie ein<br />
Zeigerdiagramm in Abb.1.14, wobei der Eisenwiderstand R Fe zu vernachlässigen<br />
ist. (Fakultativ – die Praktikumsbetreuung hilft gerne!)<br />
• Vergleichen Sie den unter Belastung gemessenen Magnetisierungsstrom<br />
(Abb.1.13) mit dem im Leerlauf gemessenen (Abb.1.6).<br />
Beachten Sie, dass auch die Lastwiderstände mit einer Sicherung vor Überlastung<br />
geschützt sind (1.25A für den 0-100Ω-Widerstand und 0.63A für den 100-600Ω-<br />
Widerstand).<br />
Erfahrungsgemäss ist im Falle eines „seltsamerweise“ nicht (mehr) funktionierenden<br />
Versuchsaufbaus das Problem häufig eine durchgebrannte Sicherung; es empfiehlt<br />
sich in einem solchen Fall also, kurz die Sicherung zu überprüfen.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 I1 Multimeter Fluke 175<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
P2 U1 Multimeter Fluke 175<br />
P3 U2 Multimeter Fluke 175<br />
P4 I2 Multimeter Fluke 175<br />
P5 Ch1 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
R1 100Ω Belastungswiderstand<br />
T1 50V / 2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.12: Messschaltung zur Messung des Magnetisierungsstroms bei Belastung.
Netzfrequenztransformator 21<br />
Abb.1.13: Oszillogramm des Magnetisierungsstroms des 50Hz Trafos bei Nennspannung<br />
(50V) und Nennlast.<br />
Abb.1.14 Zeigerdiagramm des belasteten Transformators. Der Eisenwiderstand R fe soll<br />
vernachlässigt werden.
Netzfrequenztransformator 22<br />
1.7 Betrieb des Transformators mit Gleichrichter<br />
Transformatoren werden sehr häufig in Elektronikschaltkreisen zur Erzeugung von Kleinspannungen<br />
verwendet. Dabei werden ein Brückengleichrichter zum Gleichrichten der<br />
Wechselspannung und ein Kondensator zur Glättung verwendet.<br />
• Realisieren Sie die Messschaltung nach Abb.1.15, belasten Sie die Schaltung<br />
mit Nennlast (50V, 1A).<br />
• Sie sollten ein Oszillogramm nach Abb.1.16(a) erhalten.<br />
• Schalten Sie nun einen Elektrolytkondensator (z.B. 220µF) mit ausreichender<br />
Spannungsfestigkeit parallel zum Lastwiderstand R1.<br />
• Beachten Sie den Primärstrom und achten Sie darauf, den Transformator<br />
nicht zu überlasten, siehe Abb.1.16(b).<br />
Beachten Sie, dass bei falschem Anschliessen der Diodenbrücke einzelne Dioden<br />
durch Überstrom zerstört werden können. Um die korrekte Polarität der Dioden<br />
zu überprüfen, kann z.B. das Multimeter im entsprechenden Modus verwendet<br />
werden.<br />
Beim Anschliessen des Elektrolytkondensators muss unbedingt auf die korrekte<br />
Polarität geachtet werden! Explosionsgefahr! Verwenden Sie die bereitgestellten<br />
Schutzbrillen!<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
D1-D4 GBPC2506W Gleichrichterbrücke 25A<br />
G1 50V AC Source Rusa 0...60VAC 1A<br />
P1 I1 Multimeter Fluke 175<br />
P2 U1 Multimeter Fluke 175<br />
P3 U2 Multimeter Fluke 175<br />
P4 I2 Multimeter Fluke 175<br />
P5 Ch1-3 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P6 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
R1 100Ω Belastungswiderstand
Netzfrequenztransformator 23<br />
T1 50V / 2x25V Transformator 50V / 2x25V / 50VA / 50/60Hz<br />
Abb.1.15: Messschaltung zur Untersuchung des Betriebs eines Brückengleichrichters<br />
an einem Transformator.<br />
(a)<br />
Abb.1.16: Oszillogramm des Transformatorprimärstroms, der Trafoprimärspannung<br />
und der Ausgangsspannung des 50Hz Trafos bei Betrieb mit einem Brückengleichrichter<br />
und ohmscher Last (a) und ohmsch-kapazitiver Last (b).<br />
Öffnen Sie nun die rückseitige Klappe und inspizieren Sie die Größe des 50VA Netzfrequenztransformators<br />
(50Hz). Schauen Sie sich auch die Größe des 50VA Transformators an,<br />
der für eine Frequenz von 5kHz dimensioniert wurde. Diskutieren Sie den Grund für den<br />
beobachteten Unterschied mit einem Assistenten!<br />
(b)
Netzfrequenztransformator 24<br />
Nachmittag 2
Pulstransformator 25<br />
2 Pulstransformator<br />
Pulstransformatoren (auch Impulstransformator oder einfach Übertrager genannt) dienen<br />
primär zur galvanisch getrennten Informationsübertragung von digitalen und analogen Signalen,<br />
im Gegensatz zu den Transformatoren mit dem Ziel der Leistungsübertragung in<br />
Kapitel 1. Pulstransformatoren sind beispielsweise ein wichtiges Glied bei der Signalübertragung<br />
in lokalen Netzwerken wie Ethernet, um die angeschlossenen Geräte vom Potential<br />
des Netzwerkes zu trennen und auch noch einen Überspannungsschutz zu gewährleisten. In<br />
leistungselektronischen Schaltungen werden Pulstransformatoren zur potentialgetrennten<br />
Ansteuerung von Leistungsschaltern wie MOSFETs, IGBTs und Bipolar-Transistoren verwendet.<br />
(Zwingend notwendig beispielsweise bei der Ansteuerung der oberen Schalter in der<br />
Halbbrücke, die zur Ansteuerung des Teslatransformators in Kapitel 4 verwendet wird.<br />
Schauen Sie sich die Platine einmal an – können Sie den Pulstransformator finden?)<br />
Während bei der Leistungsübertragung die Energieeffizienz im Vordergrund steht, liegt der<br />
Fokus bei der Auslegung des Pulstransformators auf einer möglichst exakten Wiedergabe<br />
des Eingangssignals auf der Sekundärseite des Pulstransformators, d.h. der Einfluss der<br />
parasitären Elemente wie Streuinduktivität und Wicklungskapazität sollen möglichst gering<br />
sein. Um die Streuung zu verkleinern, werden die Wicklungen häufig bifilar oder ineinander<br />
verschachtelt ausgeführt. Im Zuge einer hohen Durchschlagsfestigkeit zwischen Primärund<br />
Sekundärseite werden die Wicklungen aber auch getrennt wie bei dem hier verwendeten<br />
Pulstransformator. Des Weiteren werden Kerne mit einer hohen Permeabilität µ r verwendet,<br />
um eine rasche Um-Magnetisierung mit einem geringen magnetischen Feld zu<br />
garantieren.<br />
Im Folgenden wird das Übertragungsverhalten eines Pulstransformators näher untersucht.<br />
Die bekannten Transformator-Ersatzschaltbilder sind auch beim Pulstransformator gültig,<br />
deren charakteristische Komponentenwerte sollen im Folgenden bestimmt werden. Die<br />
Herangehensweise ist analog zu den Leistungstransformatoren: Zunächst können die Wicklungswiderstände<br />
durch eine Spannungs- und Strommessung bestimmt werden. Durch den<br />
Kurzschluss- und Leerlaufversuch können die Induktivitäten bestimmt werden. Allerdings<br />
ist der Magnetisierungsstrom viel geringer als bei den Leistungstransformatoren und kann<br />
somit mit der zur Verfügung stehenden Strommesszange nicht aussagekräftig gemessen<br />
werden. Deshalb wurde ein Impedanzmessgerät (Precision Impedance Analyser Agilent<br />
4294A) eingesetzt um den Kurzschluss- und Leerlaufversuch durchzuführen. Die gemessenen<br />
Kurven sind in Abb.2.1 dargestellt.<br />
Pulstransformator<br />
Windungszahlverhältnis (N 1 :N 2 ) 25:25<br />
Drahtdurchmesser d Cu 0.34 mm<br />
Epcos Toroid Kern R16<br />
Innendurchmesser d i 9.6 mm<br />
Aussendurchmesser d a 16.0 mm<br />
Höhe h 6.3 mm
Pulstransformator 26<br />
(a) Leerlaufversuch<br />
(b) Kurzschlussversuch<br />
Abb.2.1 Messung des Pulstransformators mit dem Impedanzmessgerät (Precision Impedance<br />
Analyser Agilent 4294A). (a) Leerlaufversuch (b) Kurzschlussversuch.
Pulstransformator 27<br />
2.1 Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter<br />
Aus den Impedanzkurven in Abb.2.1 kann die Magnetisierungs- und Streuinduktivität bestimmt<br />
werden. Der Marker in der Grafik ist auf 125kHz eingestellt, die Frequenz, bei welcher<br />
der Pulstransformator betrieben werden soll. Oben rechts in der Abbildung ist der<br />
entsprechende Wert des Markers eingeblendet.<br />
• Skizieren Sie das Ersatzschaltbild des Pulstransformators, dass Sie im Folgenden<br />
verwenden möchten.<br />
• Führen Sie eine Gleichspannungsmessung durch zur Bestimmung der Wicklungswiderstände<br />
und tragen Sie die Ergebnisse in Tab.2.1 ein.<br />
• Bestimmen Sie aus den Impedanzkurven in Abb.2.1 die Magnetisierungsund<br />
Streuinduktivität.<br />
Abb.2.2 Ersatzschaltbild des Pulstransformators.<br />
Wicklung U I R<br />
(V) (A) (Ω)<br />
1<br />
2<br />
L h = ……… mH<br />
L s = ……… µH<br />
Tab.2.1: Messtabelle zur Bestimmung der Wicklungswiderstände.
Pulstransformator 28<br />
2.2 Übertragungscharakteristik hochimpedanter Ausgang<br />
Bei diesem Experiment wird das Übertragungsverhalten im Fall einer sekundärseitig angeschlossenen<br />
Schaltung mit einer hohen Eingangsimpedanz untersucht.<br />
• Bauen Sie die Messschaltung mit dem Pulstransformator nach Abb.2.3 auf.<br />
• Stellen Sie am Funktionsgenerator eine Rechteckspannung mit einer Frequenz<br />
von 125kHz und einer Amplitude von 10V ein.<br />
• Oszillographieren Sie die Ein- und Ausgangsspannung des Übertragers<br />
(vgl. Abb.2.4).<br />
• Bestimmen Sie näherungsweise die Wicklungskapazität basierend auf einer<br />
Schwingung der Sekundärspannung (vgl. Abb.2.5). Hinweis: beachten<br />
Sie, dass der Oszilloskoptastkopf eine parasitäre Kapazität von 15pF hat,<br />
die parallel zur Wicklungskapazität wirkt!<br />
• Diskutieren Sie Ihre Ergebnisse mit einem Assistierenden!<br />
Beachten Sie, dass Sie keinen Offset am Funktionsgenerator einstellen dürfen, da<br />
dieser DC-Anteil zur Sättigung des Kerns führen würde. Einer Amplitude von 10V<br />
entspricht die Einstellung von 20Vpp, wobei „pp“ für „peak-to-peak“ steht.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
T1 Spulen Pulstrafo<br />
Abb.2.3 Messschaltung zur Bestimmung der Charakteristika des Pulstransformators<br />
mit hochimpedanter Auskopplung.
Pulstransformator 29<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 10.0V/, Pos -19.7500V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 20.2500V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Ch 1, Slope Rising, Level 1.0000V<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 2.000us/, Main Delay 0.0s<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
Abb.2.4 Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung am Pulstransformator.
Pulstransformator 30<br />
ANALOG<br />
Ch 2 Scale 5.00V/, Pos 5.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level -20.0mV<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 100.0ns/, Main Delay 310.000ns<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
Abb.2.5 Oszillogramm (Zoom) der Ausgangsspannung am Pulstransformator.<br />
2.3 Übertragungsverhalten des belasteten Impulstransformators<br />
Nun wird der Pulstransformator sekundärseitig mit einen 47Ω-Widerstand abgeschlossen.<br />
• Ergänzen Sie die Schaltung mit einen möglichst niederinduktiv anzuschliessenden<br />
47Ω-Widerstand wie in Abb.2.6 gezeigt.<br />
• Oszillographieren Sie die Ein- und Ausgangsspannung des Übertragers<br />
(vgl. Abb. 2.7).<br />
• Wieso sinkt die Spannung im Vergleich zum unbelasteten Ausgang?<br />
• Warum verschwindet die Schwingung am Anfang des Pulses?<br />
• Wie erklären Sie sich die Überhöhung der Eingangsspannung? (Tipp: Benutzen<br />
Sie das verwendete Ersatzschaltbild von Abb.2.2).<br />
• Berechnen Sie basierend auf dem Ersatzschaltbild die Zeitkonstante τ des<br />
Einschwingvorganges und vergleichen Sie den Wert mit der Messung. (Beziehen<br />
Sie den Innenwiderstand des Funktionsgenerators mit ein.)<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
G1 Rechteck Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-2 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
R1 47Ω Belastungswiderstand<br />
T1 Spulen Pulstrafo<br />
Abb.2.6 Messschaltung zur Bestimmung der Charakteristika des Pulstransformators<br />
mit einem 47-Ω Widerstand.
Pulstransformator 31<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 10.0V/, Pos -20.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 10.0V/, Pos 20.0000V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level -200.0mV<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 2.000us/, Main Delay 256.000ns<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
Abb. 2.7 Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung am Pulstransformator mit 47Ω<br />
Abschlusswiderstand.<br />
ANALOG<br />
Ch 1 Scale 5.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
Ch 2 Scale 5.00V/, Pos 0.0V, Coup DC, BW Limit Off, Inv Off, Imp 1M Ohm<br />
Probe 10.0000 : 1, Skew 0.0s<br />
TRIGGER<br />
Sweep Mode Auto, Coup DC, Noise Rej Off, HF Rej Off, Holdoff 40.0ns<br />
Mode Edge, Source Ch 2, Slope Rising, Level 0.0V<br />
HORIZONTAL<br />
Mode Normal, Ref Center, Main Scale 200.0ns/, Main Delay 256.000ns<br />
ACQUISITION<br />
Mode Normal, Realtime On, Vectors On, Persistence Off<br />
Abb. 2.8 Oszillogramm der Ein- und Ausgangsspannung (Zoom) am Pulstransformator<br />
mit 47-Ω Abschlusswiderstand.
Pulstransformator 32<br />
2.4 Bodeplot des Spannungsübersetzungsverhältnis<br />
Bei höheren Frequenzen treten die gemessenen Induktivitäten und die parasitären Kapazitäten<br />
in Resonanz, was aus der Messung der Impedanz in Abb.2.1 ersichtlich ist (die Resonanzfrequenz<br />
haben Sie bereits im Abschnitt 2.2 bestimmt). In diesem Abschnitt soll der<br />
Bodeplot berechnet und messtechnisch validiert werden.<br />
Ein vereinfachtes ESB, das für diese Betrachtungen gut geeignet ist, ist in Abb. 2.9 gezeigt.<br />
Primärseitig ist der Funktionsgenerator angeschlossen, der durch eine Spannungsquelle,<br />
v in (t), und einen Innenwiderstand von R FG = 50Ω beschrieben werden kann. Der Pulstransformator<br />
selbst ist unter Vernachlässigung der Hauptinduktivität als Reihenschaltung der<br />
gesamten Streuinduktivität, des gesamten Wicklungswiderstandes und der Wicklungskapazität<br />
modelliert, wobei die Spannung über der Wicklungskapazität der sekundärseitigen<br />
Ausgangsspannung entspricht. Diese Spannung liegt folglich über dem Lastwiderstand, R L ,<br />
an. Parallel zu diesem kommt die Kapazität des Tastkopfes, C P , zu liegen, welche wie ja<br />
schon oben beschrieben parallel zum Lastwiderstand wirkt und somit die effektiv an der<br />
Schwingung beteiligte Kapazität vergrössert und die Resonanzfrequenz gegenüber dem<br />
Messwert des Impedance Analyzers absenkt.<br />
Abb.2.9 Oszillogramm (Zoom) der Ausgangsspannung am Pulstransformator.<br />
Ausgehend von diesem Ersatzschaltbild können nun im Laplace-Bereich die folgenden beiden<br />
Übertragungsfunktionen berechnet werden:<br />
G 1 (s) = V 1(s)<br />
V in (s) und G 2(s) = V 2(s)<br />
V in (s)<br />
Auf die einzelnen Schritte dieser Herleitung soll hier nicht eingegangen werden; die Assistierenden<br />
zeigen Ihnen diese bei Interesse aber gerne. Als Resultate dieser Rechnung erhält<br />
man die folgenden beiden Ausdrücke:<br />
R FG<br />
G 1 (s) = V 1(s)<br />
V in (s) = 1 −<br />
1<br />
R FG + R 1 + R 2 + s(L s1 + L s2 ) +<br />
1<br />
+ s(C<br />
R w + C p )<br />
L
Pulstransformator 33<br />
G 2 (s) = V 2(s)<br />
V in (s) = 1<br />
1 1<br />
+ s(C<br />
R w + C p ) R FG + R 1 + R 2 + s(L s1 + L s2 ) +<br />
L 1<br />
<br />
+ s(C<br />
R w + C p )<br />
L<br />
Diese Übertragungsfunktionen können nun mit Hilfe von Software wie z.B. MATLAB als Bodediagramme<br />
dargestellt werden. Weiter können die Schrittantworten geplottet werden.<br />
• Ein entsprechend vorbereitetes Matlab-Skript finden Sie auf der Website<br />
zum Praktikum („bode.m“). In diesem Skript sind die obigen Übertragungsfunktionen<br />
bereits eingetragen. Beachten Sie die Hinweise im MAT-<br />
LAB-Skript und diskutieren Sie ihre Ergebnisse mit einem Assistierenden.<br />
Für die messtechnische Überprüfung können Sie den Aufbau von Abb.2.6 beibehalten.<br />
• Verwenden Sie das Matlab-Skript, um abzuschätzen, wie hoch der Lastwiderstand<br />
sein muss, damit Sie eine deutliche Überhöhung der Ausgangsspannung<br />
beobachten können, wenn Sie das System mit der<br />
Resonanzfrequenz anregen!<br />
• Ersetzen Sie den 47Ω Widerstand in Abb.2.6 mit einen 1kΩ Widerstand<br />
(möglichst niederinduktiv). Wenn die Resonanz mit dieser Last noch nicht<br />
deutlich zu sehen ist, können auch grössere Widerstände (10kΩ, 22Ω oder<br />
33kΩ) verwendet werden (vgl. oben!).<br />
Beachten Sie, dass im Resonanzfall bei hohem Lastwiderstand sehr<br />
hohe Spannungen auftreten können!<br />
• Stellen Sie den Funktionsgenerator auf Sinus (maximale Amplitude, kein<br />
Offset).<br />
• Variieren Sie die Frequenz am Funktionsgenerator und tragen Sie die<br />
Messwerte in Tab. 2.2 ein.<br />
• Stellen Sie die Werte im Bodeplot Abb. 2.9 dar.<br />
Vorsicht: beim Betrieb nahe der Resonanzfrequenz können an der Ausgangsseite<br />
des Pulstransformators hohe Spannungen auftreten! Dies gilt insbesondere<br />
für den Fall von grossen Lastwiderständen!<br />
Das verwendete Oszilloskop (Agilent DSOX2004A) kann auch die Phasenverschiebung<br />
sowie Amplituden und RMS-Werte direkt anzeigen.
Pulstransformator 34<br />
Messpunkt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
f U 1 U 2 φ<br />
(kHz) (V) (V) (deg)<br />
Tab. 2.2 Messtabelle zur Bestimmung des Bodeplots des Spannung-<br />
Übersetzungsverhältnisses U 2 /U 1 .
Pulstransformator 35<br />
Nachmittag 3
Induktive Kopplung 36<br />
3 Induktive Kopplung<br />
In den vorangegangenen Abschnitten wurden die Leistung oder Signale mit Transformatoren<br />
übertragen, die einen weichmagnetischen Kern (Eisenbleche oder Ferrit) zur Führung<br />
des magnetischen Flusses aufweisen. Besonders für mobile Anwendungen ist die Verwendung<br />
weichmagnetischer Materialien in den meisten Fällen ausgeschlossen und die Spulen<br />
sind rein durch das Magnetfeld in der Luft gekoppelt. Viele dieser Anwendungen sind aus<br />
unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken (z.B. Radio, Mobiltelefone, und<br />
WLAN zur Signalübertragung oder Induktionskochfelder zur Leistungsübertragung), aber<br />
auch sehr moderne Anwendungen wie das kontaktfreie Laden von Elektrofahrzeugen sind<br />
ein Thema der aktuellen Forschung.<br />
Ein System zur Leistungsübertragung soll in diesem Kapitel näher untersucht werden. Es<br />
werden zunächst die Ersatzschaltbild-Parameter berechnet und messtechnisch überprüft.<br />
Anschliessend wird die Spannungsübersetzung in Abhängigkeit des horizontalen und vertikalen<br />
Abstandes der Spulenanordnung bestimmt. Des Weiteren wird das Lastverhalten untersucht<br />
und die Strom-Spannungscharakteristik messtechnisch ermittelt. Durch den<br />
Einsatz einer Serien- und Parallel-Kompensation ist es möglich die Quelleneigenschaften<br />
gezielt zu verändern. Dieses Verhalten kann mit wenig Aufwand aus den ermittelten Parametern<br />
berechnet und anschliessend messtechnisch untersucht werden.<br />
3.1 Bestimmung der Induktivität<br />
Zunächst wird nur eine der beiden Spulen betrachtet. Die Bauteildaten einer Spule sind in<br />
der folgenden Info-Box zusammengefasst.<br />
Spulendurchmesser d 150 mm<br />
Höhe l 55 mm<br />
Windungszahl N 100<br />
Anzahl Lagen w 2<br />
Drahtdurchmesser d cu 1 mm<br />
El. Leitfähigkeit σ cu 56·10 6 1/(Ωm)<br />
Aus der Vorlesung „Netzwerke und Schaltungen“ kennen Sie die Formel zur Ermittlung der<br />
Induktivität unter der Voraussetzung einer homogenen Feldverteilung (lange Spulen) (vgl.<br />
Gleichung (5.80) in [3]):<br />
N ⋅Φ<br />
A<br />
N ⋅ µ<br />
0<br />
⋅ H ⋅ A 2 µ<br />
0<br />
⋅ A<br />
L = =<br />
= N<br />
(3.1)<br />
I I<br />
l<br />
mit der Querschnittsfläche A der Wicklung, der Höhe l, der magnetischen Feldkonstante μ 0<br />
(μ 0 =4π10 -7 Vs/Am) und der Windungszahl N. Wenn das Abmessungsverhältnis zwischen Wicklungslänge<br />
l und Wicklungsdurchmesser d eher klein ist (kurze Spulen, l/d
Induktive Kopplung 37<br />
L = N<br />
2<br />
l /<br />
µ<br />
0<br />
⋅ A<br />
(3.2)<br />
w + d / 2.2<br />
mit der Lagenzahl w und dem mittleren Spulendurchmesser d.<br />
• Berechnen Sie den Wicklungswiderstand und tragen Sie den Wert in<br />
Tab.3.1 ein.<br />
• Bestimmen Sie den Widerstand messtechnisch (Spannungs-/Strommessung<br />
und mit dem Ohmmeter) und tragen sie die Werte ebenso in Tab.3.1 ein.<br />
• Berechnen Sie die Induktivität der Spule mit den beiden angegebenen<br />
Gleichungen und tragen Sie die Rechenergebnisse in Tab.3.1 ein.<br />
• Skizzieren Sie eine geeignete Messschaltung in Abb.3.1 und bestimmen Sie<br />
die Induktivität der Spule.<br />
• Vergleichen Sie die berechneten und gemessenen Werte.<br />
Abb.3.1 Ersatzschaltbild der Spulenanordnung.<br />
Berechnung<br />
Messung<br />
R rech L rech1 L rech2 U I R mess R Ohmmeter L mess<br />
(Ω) (mH) (mH) (V) (A) (Ω) (Ω) (mH)<br />
Tab.3.1: Charakteristische Werte der Luftspule (Messung/Berechnung).
Induktive Kopplung 38<br />
3.2 Ersatzschaltbild der gekoppelten Spulen<br />
In diesem Abschnitt sollen nun wieder die charakteristischen Induktivitätswerte des Ersatzschaltbildes<br />
der Spulenanordnung ermittelt werden.<br />
• Skizzieren Sie das von Ihnen gewünschte Ersatzschaltbild (ESB) für die Anordnung<br />
der gekoppelten Spulen in Abb.3.2.<br />
• Skizzieren Sie eine geeignete Messschaltung zur Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter<br />
in Abb.3.2.<br />
• Führen Sie die Messung durch und tragen Sie die Werte im ESB ein.<br />
Abb.3.2 Ersatzschaltbild und Messschaltung zur Bestimmung der Ersatzschaltbildparameter<br />
der Anordnung mit gekoppelten Spulen.
Induktive Kopplung 39<br />
3.3 Spannungs-Übersetzungsverhältnis<br />
Je nach Anordnung der Spulen zueinander ändert sich die Gegeninduktivität und somit<br />
auch das Spannungsübersetzungsverhältnis der Anordnung. Die Theorie dazu können Sie<br />
beispielsweise in Ihren NuS-Vorlesungsunterlagen oder in [3] S.254 ff. nachlesen. In diesem<br />
Abschnitt wird das Spannungsübersetzungsverhältnis in Abhängigkeit der horizontalen und<br />
vertikalen Position untersucht, wie in Abb.3.4 illustriert.<br />
• Skizzieren Sie den Feldlinienverlauf der Erregerspule in Abb.3.4.<br />
• Bauen Sie die Messschaltung nach Abb.3.3 auf.<br />
• Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung ein<br />
(Amplitude maximal 0.8Vpp, da Leistungsverstärker sonst sättigt) mit einer<br />
Frequenz von 5kHz.<br />
• Verschieben Sie die Induktivität horizontal und nehmen Sie die Messwerte in<br />
Tab.3.2 auf.<br />
• Zeichnen Sie das Spannungs-Übersetzungsverhältnis in Abb.3.5 ein.<br />
• Verschieben Sie die Induktivität vertikal und tragen Sie die Messwerte in<br />
Tab.3.3 ein.<br />
• Zeichnen Sie das Spannungs-Übersetzungsverhältnis in Abb.3.6 ein.<br />
Achtung: auf korrekte Polarität beim Anschliessen der Spannungsquellen achten!<br />
Im Zweifelsfall vor dem Einschalten nachfragen!<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
A1 Amplifier Power Amplifier 100W<br />
G1 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G2 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
T1 Spulen Gekoppelte Spulen<br />
Abb.3.3 Messschaltung zur Bestimmung des Spannungsübersetzungsverhältnisses.
Induktive Kopplung 40<br />
Abb.3.4 Versuchsaufbau zur Bestimmung des ortsabhängigen Übersetzungsverhältnisses.<br />
(Skizzieren Sie den Feldlinienverlauf der Erregerspule.)
Induktive Kopplung 41<br />
Messpunkt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
U 1 U 2 dx<br />
(V) (V) (cm)<br />
phase M= U 2 /U 1<br />
Tab.3.2 Messtabelle zur Bestimmung des Spannung-Übersetzungsverhältnisses<br />
U 2 /U 1 in Abhängigkeit der horizontalen Verschiebung.<br />
Abb.3.5 Diagramm Übersetzungsverhältnis in Abhängigkeit zur horizontalen Verschiebung<br />
M=f(dx).
Induktive Kopplung 42<br />
Messpunkt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
U 1 U 2 dy<br />
(V) (V) (cm)<br />
phase M= U 2 /U 1<br />
Tab.3.3 Messtabelle zur Bestimmung des Spannung-Übersetzungsverhältnisses<br />
U 2 /U 1 in Abhängigkeit der vertikalen Verschiebung.<br />
Abb.3.6 Diagramm Übersetzungsverhältnis in Abhängigkeit zur vertikalen Verschiebung<br />
M=f(dx).
Induktive Kopplung 43<br />
3.4 Gekoppelte Spulen mit Belastung<br />
In diesem Abschnitt soll die Belastungskennlinie der Spulenanordnung näher untersucht und<br />
somit das Quellenverhalten bestimmt werden.<br />
• Realisieren Sie die Messschaltung nach Abb.3.7.<br />
• Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung ein<br />
(Amplitude maximal 0.8Vpp, da Leistungsverstärker sonst sättigt) mit einer<br />
Frequenz von 5kHz.<br />
• Variieren Sie die Last (Leerlauf bis Kurzschluss) und dokumentieren Sie die<br />
Messwerte in Tab. 3.4 und zeichnen Sie die Kennlinie in Abb.3.8.<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
A1 Amplifier Power Amplifier 100W<br />
G1 30V Power Supply GW Instek GPS-3303 (CH1)<br />
G2 30V Power Supply GW Instek GPS-3303 (CH2)<br />
G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
R1 100Ω Belastungswiderstand<br />
T1 Spulen Gekoppelte Spulen<br />
Abb.3.7 Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie U 2 =f(I 2 ) der gekoppelten Spulen.
Induktive Kopplung 44<br />
Messpunkt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
U 1 U 2 I 2 P 2<br />
(V) (V) (Α) (W)<br />
Tab. 3.4 Messtabelle zur Bestimmung der Kennlinie der gekoppelten Spulen ohne<br />
Resonanzkreis.<br />
Abb.3.8 Diagramm zur Bestimmung der Strom-Spannungskennlinie der Sekundärspule.<br />
3.5 Berechnung einer idealen Strom- und Spannungsquelle<br />
Aus den Messergebnissen in Abb.3.8 wird ersichtlich, dass die übertragene Leistung der<br />
Spulenanordnung aufgrund der geringen Kopplung klein ist. Das Quellenverhalten der gekoppelten<br />
Spulen kann wie gewohnt mit einer Ersatzspannungsquelle beschrieben werden,<br />
wie in Abb.3.9 (a) dargestellt. Die Innenimpedanz und die Ersatzquelle können aus den<br />
gemessenen Transformator-Ersatzschaltbildparametern (Abschnitt 3.2) und der Belastungscharakteristik<br />
(Abschnitt 3.4) bestimmt werden.
Induktive Kopplung 45<br />
Durch die sekundärseitige Kompensation der Innenimpedanz (Z i ≈0) ändert sich die Quellencharakteristik<br />
hin zu einer idealen Spannungsquelle wie in Abb.3.9(b) gezeigt (Widerstände<br />
in der Anordnung vernachlässigt). D.h. im Fall einer Belastung ist die<br />
Ausgangsspannung idealerweise unabhängig vom Laststrom i L .<br />
Es ist des Weiteren möglich ein quasi-ideales Stromquellenverhalten zu erzielen. Dazu<br />
muss die Innenadmittanz der Stromquelle Null sein (Y i =1/Z i ≈0). Dies kann durch das Parallelschalten<br />
eines Resonanzkondensators an der Sekundärspule erzielt werden, wie in<br />
Abb.3.9 (c) abgebildet. Der Laststrom bleibt somit unter Vernachlässigung der zusätzlichen<br />
Widerstände im System konstant.<br />
Die Parameter der Ersatzspannungsquelle und die Serien- und Parallelkompensation sollen<br />
an dieser Stelle bestimmt werden. In den beiden nächsten Abschnitten werden beide Kompensationsschaltungen<br />
messtechnisch untersucht.<br />
• Bestimmen Sie eine Ersatzspannungsquelle mit der Innenimpedanz der in<br />
Abschnitt 3.2 ermittelten Ersatzschaltbild-Parametern und der in Abschnitt<br />
3.4 ermittelten Leerlaufspannung.<br />
• Berechnen Sie die Serien- und Parallelresonanz-Kapazität.<br />
• Wie hoch ist die einzustellende Signalfrequenz für einen 680nF-<br />
Kondensator?<br />
Abb.3.9 Ersatzspannungsquelle der Spulenanordnung (a). (b) Serien-Resonanz-<br />
Kompensation zur Erzeugung einer idealen Spannungsquelle mit Innenimpedanz Z i ≈0.<br />
(c) Parallel-Resonanz-Kompensation zur Erzeugung einer idealen Stromquelle mit Innenadmittanz<br />
Y i =1/Z i ≈0.
Induktive Kopplung 46<br />
3.6 Gekoppelte Spulen mit Serien-Resonanzkreis<br />
Nun soll basierend auf den vorangegangen Überlegungen eine quasi-ideale Spannungsquelle<br />
erzeugt werden.<br />
• Erweitern Sie die Schaltung in Abb.3.7. durch einen Serien-Resonanz-<br />
Kondensator, sodass die Messschaltung in Abb.3.10 vorliegt.<br />
• Berechnen Sie die Resonanzfrequenz des Serien-Schwingkreises (die Induktivität<br />
ist ca. 1.7mH und die Kapazität ist 680nF). Stellen Sie die berechnete<br />
Frequenz am Funktionsgenerator ein.<br />
• Belasten Sie den Resonanzkreis und nehmen Sie die Schaltung in Betrieb.<br />
Versuchen Sie durch Variieren der Frequenz die tatsächliche Resonanzfrequenz<br />
zu finden. (Tipp: Im Fall einer Resonanz sind Primärspannung und Sekundärstrom<br />
in Phase.)<br />
• Variieren Sie die Last (Leerlauf bis Kurzschluss) und dokumentieren Sie die<br />
Messwerte in Tab.3.5 und zeichnen Sie die Kennlinie in Abb.3.8 ein.<br />
Beachten Sie die Stromfestigkeit des Lastwiderstandes von 1A. Die Ströme können<br />
durch die Serienkompensation erheblich höhere Werte annehmen.
Induktive Kopplung 47<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
A1 Amplifier Power Amplifier 100W<br />
G1 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G2 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
R1 100Ω Belastungswiderstand<br />
C1 680nF Serien-Resonanz-Kondensator<br />
T1 Spulen Gekoppelte Spulen<br />
Abb.3.10 Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie U 2 =f(I 2 ) mit sekundärseitigem<br />
Serien-Resonanzkreis.<br />
Messpunt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
U 1 U 2 I 2 P 2<br />
(V) (V) (Α) (W)<br />
Tab.3.5 Messtabelle zur Bestimmung der Kennlinie der gekoppelten Spulen mit Serien-Resonanzkreis.
Induktive Kopplung 48<br />
3.7 Gekoppelte Spulen mit Parallel-Resonanzkreis<br />
Mit Hilfe der Parallel-Kompensation kann eine quasi-ideale Stromquelle erzeugt werden,<br />
basierend auf den berechneten Parametern in Abschnitt 3.5.<br />
• Verwenden Sie nun eine Parallel-Kapazität auf der Sekundärseite, sodass<br />
die Messschaltung in Abb.3.11 vorliegt.<br />
• Stellen Sie am Funktionsgenerator eine sinusförmige Spannung ein<br />
(Amplitude maximal 0.8Vpp) mit einer Frequenz von zunächst 5kHz.<br />
SCHALTEN SIE DEN AUSGANG NOCH NICHT EIN!<br />
• Belasten Sie den Resonanzkreis und nehmen Sie die Schaltung in Betrieb.<br />
Versuchen Sie durch Variieren der Frequenz die tatsächliche Resonanzfrequenz<br />
zu finden. (Tipp: Im Fall einer Resonanz sind Primärspannung und Sekundärstrom<br />
(vor dem Parallel-Kondensator) in Phase.)<br />
• Variieren Sie die Last und dokumentieren Sie die Messwerte in Tab. 3.6 und<br />
zeichnen Sie auch diese Kennlinie in Abb.3.8 ein.<br />
Bei grossem Lastwiderstand entstehen gemäss U = RI sehr hohe Spannungen am<br />
Ausgang des Parallel-Resonanzschwingkreises. Betreiben Sie den Parallel-<br />
Resonanzkreis daher nie unbelastet!
Induktive Kopplung 49<br />
Bezeichner Wert Kommentar<br />
A1 Amplifier Power Amplifier 100W<br />
G1 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G2 30V Power Supply GW Instek GPS-3303<br />
G3 Sinus Funktionsgenerator Agilent 33210A<br />
P1 Ch1-4 Oszilloskop Agilent DSO-X 2004A<br />
P2 100mV/A Stromzange Agilent 1146A<br />
R1 100Ω Belastungswiderstand<br />
C1 680nF Parallel-Resonanz-Kondensator<br />
T1 Spulen Gekoppelte Spulen<br />
Abb.3.11 Messschaltung zur Bestimmung der Kennlinie U 2 =f(I 2 ) mit sekundär-seitigen<br />
Parallel-Resonanzkreis.<br />
Messpunkt<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
U 1 U 2 I 2 P 2<br />
(V) (V) (Α) (W)<br />
Tab. 3.6 Messtabelle zur Bestimmung der Kennlinie der gekoppelten Spulen mit Parallel-Resonanzkreis.
Der Tesla-Transformator 50<br />
4 Der Tesla-Transformator<br />
4.1 Einleitung<br />
Der Tesla-Transformator (oder auch Teslaspule) ist nach dem Physiker Nikola Tesla (1856-<br />
1943) benannt, einem Pionier der drahtlosen Energieübertragung. Mit einem Tesla-<br />
Transformator werden durch Resonanz hochfrequente Wechselfelder mit sehr hohen Spannungen<br />
erzeugt. Zur Energieübertragung eignet sich der Tesla-Transformator jedoch kaum,<br />
da der Abstand zum Empfängerkreis eher gering sein müsste. Dennoch wird der Tesla-<br />
Transformator aufgrund der eindrucksvollen Experimente zur Demonstration hoher Wechselspannungen<br />
häufig im Bereich der Bildung eingesetzt.<br />
4.2 Aufbau<br />
Es existieren verschiedene Topologien für den Aufbau des Tesla-Transformators. In unserem<br />
Fall wird die sogenannte „base-feed“-Methode verwendet. Dabei wird über einen kleinen<br />
Transformator mit guter magnetischer Kopplung, d.h. mit einem Ferritkern, die<br />
hochfrequente Ausgangswechselspannung einer Treiberschaltung hochtransformiert und zur<br />
Anregung eines Serienschwingkreises verwendet, welcher aus der Teslaspule selbst und<br />
dem aus dem auf ihr montierten Toroid und der geerdeten Grundplatte (sowie allgemein<br />
der geerdeten Umgebung) gebildeten Kondensator besteht.<br />
Abb. 1.1 zeigt den Schaltplan des Aufbaus des Tesla-Transformatorversuchs. Zur Erzeugung<br />
einer rechteckförmigen Wechselspannung wird eine Halbbrückenschaltung als Treiberstufe<br />
verwendet. Wenn Schalter S 1 eingeschaltet ist, liegen am Ausgang +30 V an, wenn S 2 eingeschaltet<br />
ist liegen -30 V am Ausgang. Es dürfen nie beide Schalter gleichzeitig eingeschaltet<br />
sein, da dies einem Kurzschluss des Gleichspannungszwischenkreises, der aus den<br />
beiden Kondensatoren C 1 und C 2 gebildet wird, entsprechen würde.<br />
Abb.1.1 Schaltbild des kompletten Tesla-Transformatorenaufbaus.<br />
Am Ausgang der Treiberstufe ist über einen Serienkondensator die Primärwicklung des an<br />
der Basis des Telsa-Transformatorenaufbaus vorhandenen Ringkerntransformators (vgl.
Der Tesla-Transformator 51<br />
„base-feed“) angeschlossen. Durch das Wicklungszahlverhältnis von 62:5 erfolgt bereits<br />
eine erste Hochtransformierung der Wechselspannung von ±30 V auf ca. v in = ±370 V am<br />
Ausgang des Transformators.<br />
Dies ist die Eingangsspannung des Serienschwingkreises, welcher aus der Teslaspule (L r , R r )<br />
sowie dem Kondensator zwischen Toroid und Erde (C r ) gebildet wird. Wird ein solcher Serienschwingkreis<br />
mit seiner Resonanzfrequenz angeregt, wird seine Impedanz minimal.<br />
Daher fliesst ein entsprechend hoher Strom und es treten sehr hohe Spannungen über L r<br />
und C r auf. Dies ist neben dem Spannungsübersetzungsverhältnis des bereits erwähnten<br />
„base-feed“-Transformators der zweite Mechanismus, der dazu verwendet wird, die<br />
Amplitude der von der Treiberstufe erzeugten Wechselspannung von 30 V auf mehrere Kilovolt<br />
anzuheben.<br />
4.3 Abschätzung der Ausgangsspannung<br />
Im Folgenden wird die Übertragungsfunktion G(jω) = V out (jω)/V in (jω) des Serienschwingkreises<br />
verwendet, um die erzeugte Ausgangsspannung abzuschätzen.<br />
Induktivität<br />
6.6 mH<br />
Widerstand<br />
50 Ω<br />
Resonanzfrequenz (mit<br />
Toroidkondensator)<br />
900 kHz<br />
Wicklung<br />
720 Windungen aus<br />
Lackdraht mit 0.25 mm<br />
Durchmesser<br />
Abb.1.2 Verwendete Teslaspule mit Toroidkondensator; Spezifikationen gemäss Hersteller.<br />
Abb. 1.2 zeigt die Spezifikationen der verwendeten Teslaspule. Aus der angegebenen Resonanzfrequenz<br />
kann die Kapazität zwischen Torus und Erde, C r , abgeschätzt werden:<br />
C r =<br />
1<br />
4π 2 f 0 2 ∙ L r<br />
= 4.74 pF<br />
Da diese Kapazität sehr empfindlich von den tatsächlichen geometrischen Gegebenheiten<br />
abhängt, ist zu erwarten, dass wir bei der Inbetriebnahme eine leicht abweichende Resonanzfrequenz<br />
feststellen werden.<br />
Nun soll also G(jω) berechnet und das entsprechende Bodediagramm gezeichnet werden.<br />
Für den Strom I r (jω) im Serienschwingkreis gemäss Abb. 1.3 gilt:
Der Tesla-Transformator 52<br />
Abb.1.3 Serienschwingkreis zur Berechnung der Übertragungsfunktion G(jω) = V out (jω)/V in (jω).<br />
N r (jω) = V in(jω)<br />
Z(jω)<br />
Dabei kann die Impedanz aus der Serienschaltung von L r , R r und C r berechnet werden:<br />
Für die Ausgangsspannung ergibt sich dann:<br />
Z = jωL r + R r + 1<br />
jωC r<br />
1 V in (jω) 1<br />
1<br />
V out (jω) = N r (jω) ∙ =<br />
jωC r jωL r + R + 1 ∙ = V<br />
jωC in (jω)<br />
r (jω) 2 L r C r + jωR r C r + 1<br />
jωC r<br />
100<br />
Magnitude (dB)<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
0<br />
Phase (deg)<br />
-45<br />
-90<br />
-135<br />
-180<br />
10 5 10 6 10 7<br />
Frequency (Hz)<br />
Abb.1.4 Bodediagramm der Übertragungsfunktion G(jω) = V out (jω)/V in (jω).
Der Tesla-Transformator 53<br />
Daraus folgt die gesuchte Übertragungsfunktion als:<br />
G(jω) = V out(jω)<br />
V in (jω) = 1<br />
(jω) 2 L r C r + jωR r C r + 1<br />
Diese komplexe, frequenzabhängige (ω = 2πf) Übertragungsfunktion G(jω) kann nun nach<br />
Betrag und Phase getrennt in einem Bodediagramm dargestellt werden, welches in Abb.<br />
1.4 zu finden ist.<br />
Im Amplitudengang (oberer Plot von Abb. 1.4) ist klar ein Peak bei der Resonanzfrequenz<br />
von 900 kHz zu erkennen. Das heisst also, dass bei Anregung des Schwingkreises mit Resonanzfrequenz<br />
die Ausgangsspannung um mehr als 50 dB verstärkt wird. 50 dB entspricht<br />
etwa einem Faktor von 10 50/20 = 316 (!). Den genauen Wert kann man aus der Übertragungsfunktion<br />
berechnen:<br />
G(j ∙ 2πf 0 ) = 746.4<br />
Damit kann die Ausgangsspannung des Tesla-Transformators abgeschätzt werden:<br />
V Tesla,max = 30 V ∙ 62 ∙ 686.6 = 27. 8 kV<br />
5<br />
Durch die Ausnutzung von zwei Mechanismen, dem Spannungsübersetzungsverhältnis des<br />
Transformators und der Spannungsüberhöhung im Serienschwingkreis bei Resonanzfrequenz,<br />
wobei letzterer dominiert, können also sehr hohe hochfrequente Wechselspannungen<br />
erzeugt werden.<br />
Die erzeugten Spannungen (mehrere 10 kV) sind derart hoch, dass bei nicht sachgemässem<br />
oder unvorsichtigem Umgang schwere bis tödliche Unfälle möglich<br />
sind.<br />
Es ist daher nicht erlaubt, den Aufbau selbstständig in Betrieb zu nehmen!<br />
Wenn Sie diese Übersicht durchgearbeitet haben, melden Sie sich bei der Praktikumsbetreuung,<br />
welche den Teslatrafo mit Ihnen in Betrieb nehmen bzw. Ihnen<br />
vorführen wird.<br />
Aus dem Bodediagramm (Abb. 1.4) ist ebenfalls ersichtlich, dass bei einer Abweichung der<br />
Anregungsfrequenz von der Resonanzfrequenz der Betrag von G(jω) rasch abnimmt, d.h.<br />
die Ausgangsspannung rasch absinkt. Dies äussert sich im Versuch darin, dass die Entladungen<br />
nur in einem engen Frequenzbereich zünden – nämlich dann, wenn die Anregungsfrequenz<br />
mehr oder weniger exakt die Resonanzfrequenz der Anordnung trifft. Die exakte<br />
Resonanzfrequenz ist abhängig von der Kapazität zwischen Toroid und Erde, welche sehr<br />
sensitiv auf Änderungen der Geometrie (z.B. geerdete Gegenstände in der Nähe, etc.) ist.
Der Tesla-Transformator 54<br />
4.4 Verhalten des Primärstromes<br />
Aus dem Bodeplot der Impedanz Z(jω) in Abb. 1.5 ist ersichtlich, dass die Impedanz bei der<br />
Resonanzfrequenz minimal wird, d.h. es wird dann neben der maximalen Spannung über<br />
dem Kondensator auch der maximale Strom im Schwingkreis auftreten, was per Strommessung<br />
(primärseitig!) und dem Oszilloskop im Versuch schön verfolgt werden kann. Es ist<br />
ausserdem zu sehen, dass die Impedanz für Frequenzen, die grösser sind als die Resonanzfrequenz,<br />
ansteigt. Dies führt dazu, dass die Harmonischen der angelegten Rechteckspannung<br />
mit zunehmender harmonischer Ordnung eine höhere Impedanz „sehen“, was zu<br />
entsprechend kleineren Amplituden der Stromkomponenten bei den entsprechenden harmonischen<br />
Frequenzen führt. Deshalb wird der Strom im Schwingkreis (und deshalb auch<br />
der Strom i p auf der Primärseite) von seiner Grundwelle, d.h. der Frequenzkomponente mit<br />
Anregungsfrequenz, dominiert, was auf einen weitgehend sinusförmigen Stromverlauf<br />
führt, obwohl die angelegte Spannung rechteckförmig ist.<br />
120<br />
Magnitude (dB)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
90<br />
Phase (deg)<br />
45<br />
0<br />
-45<br />
-90<br />
10 5 10 6 10 7<br />
Frequency (Hz)<br />
Abb.1.5 Bodeplot der Impedanz Z(jω).
Der Tesla-Transformator 55<br />
Allgemeine Sicherheitshinweise zum Teslatransformator (beachten Sie auch die Hinweise<br />
auf dem Sicherheitsinfoblatt an Ihrem Laborplatz!):<br />
Der Tesla-Transformator erzeugt sehr hohe Spannungen – Akute Gefahr eines<br />
elektrischen Schlages.<br />
Es entstehen sehr hohe Temperaturen im Bereich des Funkens – Verbrennungsgefahr!<br />
Sollten Sie einen Herzschrittmacher oder sonstige medizinische Geräte tragen,<br />
sollten Sie dies der Übungsleitung vorgängig mitteilen und sich nicht in die Nähe<br />
einer aktiven Teslaspule begeben!<br />
Die muss immer mit der Schutz-Erde verbunden sein!<br />
Die Entladungen erzeugen durch die Ionisation der Luft UV-Strahlung, die Ihre<br />
Augen schädigen kann. Blicken Sie nicht zu lange in die Entladungen und/oder<br />
tragen Sie eine der bereitgestellten Schutzbrillen.<br />
Da beim Betrieb Ozon und Stickoxide entstehen, sollte der Tesla-<br />
Transformator nicht zu lange am Stück in Betrieb gehalten werden. Es ist ausserdem<br />
auf ausreichende Lüftung zu achten.<br />
Tragen Sie keinen metallischen Schmuck!
Zusammenfassung 56<br />
5 Zusammenfassung<br />
Im Praktikumsteil „Wireless Energy Transfer“ wurden die Grundformen der Signal- und<br />
Leistungsübertragung behandelt, die in unseren alltäglichen Leben permanent präsent<br />
sind. Dabei wurde der Kreis zwischen der theoretischen Analyse idealer und nicht-idealer<br />
Komponenten aus der Vorlesung „Netzwerke und Schaltungen“ geschlossen mit der messtechnischen<br />
Untersuchung während dieser Praxisveranstaltung.<br />
Die Unterlage sollte Ihnen den elektrotechnischen Laborbetrieb vereinfachen und Sie bei<br />
der unerlässlichen Dokumentation der Messung, die neben der Auswertung der Messergebnisse<br />
unter anderem auch die Beschreibung der Messschaltung und der verwendete Messgeräte<br />
beinhaltet, unterstützen. Dabei sollten normgerechte Symbole und Bezeichnungen<br />
verwendet werden [2] um die Dokumentation oder Auszüge für Dritte verständlich zu machen.<br />
In dieser Laborübung haben Sie des Weiteren gelernt, mit sehr modernem Messequipment<br />
und Speisegeräten zu arbeiten um die Messungen durchzuführen. Dabei konnte das in der<br />
Verlesung „Netzwerke und Schaltungen“ vermittelte Grundwissen, wie zum Beispiel Ersatzschaltbilder<br />
der Signal- und Leistungsübertragung, die charakteristische Hysteresekurve<br />
von Transformatoren sowie Einschalt- und Ausgleichsvorgänge anschaulich nachvollzogen<br />
werden. Darüber hinaus haben Sie den Einfluss parasitärer Komponenten näher untersucht<br />
um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann die Berücksichtigung dieser zweckmässig ist.<br />
Mit dem repetierten Wissen aus der Vorlesung, den Dimensionen der gemessenen Grössen<br />
und einigen Kurvenverläufen im Hinterkopf wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Zusammenfassung 57
Zusammenfassung 58<br />
Anhang
Übersicht der Laboreinrichtung 59<br />
6 Übersicht der Laboreinrichtung<br />
An dieser Stelle werden die verwendeten Geräte im Labor zusammengefasst und die Verknüpfung<br />
zu den Symbolen in einem Schaltplan hergestellt.<br />
6.1 Messequipment<br />
Strommessgerät<br />
(Multimeter)<br />
Fluke 175<br />
Spannungsmessgerät<br />
(Multimeter)<br />
Fluke 175<br />
Oszilloskop<br />
Agilent DSOX2004A<br />
Strommesszange<br />
Agilent 1146A
Übersicht der Laboreinrichtung 60<br />
Differentialtastkopf<br />
Beckmann S1-9000<br />
6.2 Versorgungsgeräte<br />
Gleichspannungsquelle<br />
GvW Instek GPS-3303S<br />
Signalgenerator<br />
Agilent 33210A<br />
Wechselspannungsquelle<br />
RUSA<br />
0..60V, 1A
Übersicht der Laboreinrichtung 61<br />
Leistungsverstärker<br />
Vellemann VM100<br />
+/- 30V, 200W<br />
Halbbrücke<br />
m-pec<br />
6.3 Versuchsaufbauten<br />
Widerstandslast<br />
RUSA<br />
1.2..100Ω (max. 1A)<br />
100..500Ω (max. 0.5A)<br />
Transformator<br />
RUSA<br />
50V/2x25V, 1A, 50Hz
Übersicht der Laboreinrichtung 62<br />
Transformator<br />
RUSA<br />
50V/2x25V, 1A, 5kHz<br />
Tesla Transformator<br />
RUSA<br />
Pulstransformator<br />
m-pec<br />
Induktive Kopplung<br />
RUSA
Datenblätter und Schaltpläne 63<br />
7 Datenblätter und Schaltpläne<br />
7.1 Leistungsverstärker Velleman VM100
Datenblätter und Schaltpläne 64<br />
7.2 Schaltplan der Halbbrückenschaltung zur Ansteuerung des Teslatransformators
Datenblätter und Schaltpläne 65<br />
7.3 Farbcodierung bedrahteter Festwiderstände
I. Quellenverzeichnis<br />
[1] Probst, U.: Leistungselektronik für Bachelors – Grundlagen und praktische Anwendungen.<br />
Carl Hanser Verlag München, 2008.<br />
[2] Lenze: Die große Lenze Formelsammlung, 2001.<br />
[3] Albach, M: Grundlagen der Elektrotechnik 2, Pearson Studium, 2008.<br />
[4] Albach, M: Grundlagen der Elektrotechnik 2, Pearson Studium, 2008.<br />
[5] Küpfmüller, K., Mathis und Reibiger, A.: Theoretische Elektrotechnik, 18. Auflage,<br />
Springer, 2008.<br />
[6] Prechtl, A.: Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik, Band 1, Springer<br />
Verlag, 1994.