Paktbote - Perspektive 50plus
Paktbote - Perspektive 50plus
Paktbote - Perspektive 50plus
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DER PAKTBOTE<br />
MAGAZiN ZUM bUNDESPrOGrAMM PErSPEKTivE 50PLUS | AUSGAbE # 3<br />
EDiTOriAL<br />
Gerhard Schmidt ist<br />
Bauunternehmer seit<br />
über 15 Jahren. Heute<br />
ist sein Unternehmen auf den<br />
altersgerechten Aus- und Umbau<br />
von Wohnungen spezialisiert<br />
– barrierefreies Bauen<br />
nennt man das. Was vor<br />
einigen Jahren noch eine Nische<br />
in der Baubranche war,<br />
gewinnt heute immer mehr<br />
an Bedeutung. Denn mit dem<br />
demografischen Wandel<br />
altern die Mieter vieler Wohnungsgesellschaften.<br />
Und<br />
damit diese sich möglichst<br />
lange in den eigenen vier<br />
Wänden problemlos bewegen<br />
können, muss der Wohnraum<br />
umgestaltet werden.<br />
Bauunternehmer Schmidt<br />
hat frühzeitig auf die neuen<br />
Anforderungen reagiert.<br />
Wichtig ist spezielles Wissen<br />
im Hinblick auf das barrierefreie<br />
Bauen, um Wohnungsgesellschaften<br />
richtig<br />
zu beraten. Wichtig sind aber<br />
auch qualifizierte Beschäftigte<br />
im Betrieb, die sicher<br />
im Umgang mit Materialien<br />
und deren Verarbeitung sind.<br />
Schmidt hat es geschafft, in<br />
einer unsicheren Branche für<br />
eine gesicherte Auftragslage<br />
zu sorgen. Und Schmidt hat<br />
erkannt, Unternehmen überleben<br />
nur dann am Markt,<br />
wenn ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen innovativ<br />
bleiben.<br />
Was für Unternehmen gilt,<br />
gilt auch für arbeitsmarktpolitische<br />
Programme. Denn<br />
über die Zeit hinweg, haben<br />
sich die 78 Beschäftigungspakte<br />
der <strong>Perspektive</strong> <strong>50plus</strong><br />
ihre ganz eigene Wandlungsfähigkeit<br />
bewahrt. In den<br />
letzten sechs Jahren änderten<br />
sich nicht nur Strukturen und<br />
Finanzmittel, sondern auch<br />
die Ansprüche der älteren<br />
Langzeitarbeitslosen. Die 78<br />
Beschäftigungspakte haben<br />
darauf reagiert: Mit besonderen<br />
Aktionen in der Aktivierung,<br />
mit ganzheitlichen<br />
Betreuungsangeboten für die<br />
älteren Langzeitarbeitslosen,<br />
aber auch mit Veränderungen<br />
in der Zusammenarbeit<br />
innerhalb und außerhalb der<br />
Jobcenter. Aber auch in der<br />
Ansprache der Unternehmen<br />
hat sich einiges getan. Denn<br />
gerade kleine und mittelständische<br />
Unternehmen brauchen<br />
individuelle Lösungen<br />
bei der Personalsuche.<br />
Und darin haben die Beschäftigungspakte<br />
ihren eigentlichen<br />
Wert, der als innovativ<br />
beschrieben werden kann.<br />
Denn nicht Organisationen,<br />
Systeme oder Prozesse erzeugen<br />
Innovationen – einzig<br />
und allein MENSCHEN entwickeln<br />
innovative Lösungen<br />
und Dienstleistungen.<br />
Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in den regionalen<br />
Projekten haben es geschafft,<br />
komplexe Lebenslagen der<br />
älteren Langzeitarbeitslosen<br />
zu verstehen, zu „fühlen“ und<br />
effektiv darauf zu reagieren<br />
– sich eben immer auf die<br />
veränderten Anforderungen<br />
einzustellen.<br />
„AN JEDEM PUNKT<br />
ÖFFNET DAS vEr-<br />
STEHEN EiNE WELT“<br />
von Wilhelm Dilthey<br />
Einen großen Anteil am Erfolg der<br />
<strong>Perspektive</strong> <strong>50plus</strong> trägt die intensive<br />
Ansprache der Unternehmen,<br />
die im Fokus dieser Ausgabe steht.<br />
Unternehmen sind die wichtigsten<br />
Partner im Programm. Und um eine<br />
gute Zusammenarbeit langfristig<br />
anlegen zu können, braucht es ein<br />
umfassendes verständnis davon,<br />
was Unternehmen brauchen.<br />
Denn die Beschäftigungspakte<br />
arbeiten vor allem mit den kleinen<br />
und mittelständischen Unternehmen<br />
zusammen. Mit Unternehmen,<br />
die meist keine eigene Personalabteilung<br />
haben. Die Personalverantwortlichkeit<br />
obliegt hier oftmals<br />
der Geschäftsführung, die selbst im<br />
täglichen Geschäft eingebunden ist.<br />
Für diese Unternehmen zuverlässige<br />
Dienstleistungen anzubieten,<br />
sowohl bei der Auswahl von<br />
Bewerbern, als auch während der<br />
Einarbeitung im Unternehmen, ist<br />
ein wichtiges Angebot der Beschäftigungspakte.<br />
Ob Coffee to Job, digitale bewerberprofile,<br />
Diskussionsforen für<br />
Unternehmer oder Unternehmensbefragungen<br />
– es sind nur<br />
einige Beispiele, die sehr anschaulich<br />
zeigen, wie Unternehmen für die<br />
Anliegen der Beschäftigungspakte<br />
gewonnen werden.<br />
Was Unternehmen bei der Personalsuche<br />
wichtig ist und wie die<br />
Bedürfnisse der Unternehmen richtig<br />
erkannt werden, darüber berichten<br />
wir in einem Interview mit einem<br />
Unternehmenskontakter. Eines ist<br />
klar: Ein umfassendes Verständnis<br />
für das Unternehmen bekommt<br />
derjenige, der ein auf den Unternehmensbedarf<br />
orientiertes und mit<br />
den Arbeitsuchenden abgestimmte<br />
Einstellungsmodell entwickelt.<br />
VOR ORT<br />
Neustart <strong>50plus</strong> Saarpfalz und<br />
Neunkirchen: Mit zwei Modellen<br />
in die Zukunft<br />
TIPPS & TRICKS<br />
Unternehmensansprache:<br />
Das A und Ω<br />
GOOD PRACTICE<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
UNTERNEHMEN<br />
VERSTEHEN<br />
Unternehmen verstehen;<br />
interview mit Anton vrkic,<br />
Jobcenter der Stadt Würzburg<br />
Seite 2–3 Seite 4–5 Seite 6 Seite 7
VOR ORT<br />
Wir SiND HiEr:<br />
Mit zwei Modellen in<br />
die Zukunft<br />
in den Landkreisen Neunkirchen und Saarpfalz stehen die Zeichen auf veränderung.<br />
Als sich beide Landkreise im Januar 2011 zum beschäftigungspakt „Neustart <strong>50plus</strong><br />
Saarpfalz und Neunkirchen“ zusammenschließen, rücken ältere Langzeitarbeitslose<br />
über 50 Jahre stärker in den Fokus der regionalen Arbeitsmarktpolitik. Mit beginn 2012<br />
stellt sich nun der Saarpfalz-Kreis als Optionskommune neu auf. Nun heißt es bewährtes<br />
umgestalten, wenn es darum geht, Menschen bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen.<br />
Eines steht fest: Es ist ein Zugewinn für den Pakt. Denn von den neuen Erfahrungen<br />
profitiert auch der Paktpartner.<br />
Neustart <strong>50plus</strong> Saarpfalz<br />
und Neunkirchen<br />
Der Pakt besteht aus den<br />
Landkreisen Neunkirchen und<br />
Saarpfalz, zwei sehr ländlich<br />
geprägten Regionen. Beide<br />
Landkreise waren nicht nur von<br />
der Wirtschaftskrise in 2010<br />
stark betroffen. Insbesondere<br />
Neunkirchen, in den 70er Jahre<br />
geprägt von Stahlindustrie und<br />
Bergbau, spürt noch immer die<br />
Folgen eines tiefgreifenden<br />
Strukturwandels. Mit Neustart<br />
<strong>50plus</strong> wird ein stärkenorientiertes<br />
Beratungsangebot für ältere<br />
Langzeitarbeitslose entwickelt.<br />
Eingebettet in eine verbesserte<br />
Arbeitgeberansprache sollen<br />
die Beschäftigungschancen für<br />
Arbeitsuchende über 50 Jahre<br />
nachhaltig verbessert werden.<br />
ZUr WirTSCHAFTS STrUKTUr<br />
DEr rEGiON<br />
Arbeitslosenquote 4,9 – 6,6%<br />
Anzahl der ALG ii-Empfänger/-innen<br />
über 50 Jahre 1.638<br />
Einwohnerzahl 288.300<br />
Hauptwirtschaftszweige<br />
Automobilzulieferer, Maschinenbau,<br />
Stahl- und Metallerzeugung und -verarbeitung<br />
Katja Sauerbrey,<br />
Geschäftsführerin des Jobcenters<br />
Neunkirchen<br />
Noch steht das<br />
blau-weiße Schild<br />
der ARGE unverändert<br />
am Eingang des<br />
Jobcenters in der Gerberstraße.<br />
Doch hinter den<br />
Türen tut sich Einiges.<br />
Mit dem Zuschlag für die<br />
Optionskommune betreut<br />
der Landkreis Saarpfalz<br />
4.100 Bedarfsgemeinschaften<br />
in eigener Verantwortung.<br />
Die Angebote im<br />
Jobcenter sollen dann<br />
besser, schneller und flexibler<br />
auf die Bedürfnisse der<br />
Menschen und die Bedarfe<br />
des Arbeitsmarktes ausgerichtet<br />
werden. Langfristige<br />
<strong>Perspektive</strong>n für Arbeitsuchende<br />
schaffen und gleichzeitig<br />
die wirtschaftliche<br />
Entwicklung in der Region<br />
unterstützen, das sind große<br />
Vorhaben für die nächsten<br />
Jahre.<br />
Leo Scholl,<br />
<strong>50plus</strong>-Vermittler im Jobcenter<br />
Neunkirchen<br />
Regionale Unternehmen<br />
dafür zu sensibilisieren und<br />
freie Stellen auch mit Arbeitsuchenden<br />
über 50 Jahre<br />
zu besetzen, ist ein Beitrag,<br />
den der Beschäftigungspakt<br />
leisten möchte. Es müssen<br />
regionale Lösungen her und<br />
dafür bot bisher Neustart<br />
<strong>50plus</strong> ein Labor in vielerlei<br />
Hinsicht. Denn es bedarf<br />
nicht nur guter Konzepte in<br />
der Betreuung und Vermittlung<br />
älterer Arbeitsuchender,<br />
sondern auch vielseitiger<br />
Wege in der Ansprache<br />
der regionalen Unternehmen.<br />
»Unser Partner, der<br />
Landkreis Saarpfalz, wird<br />
neue Wege und Methoden ausprobieren.<br />
Unterschiedliche<br />
Modelle der Unternehmensansprache<br />
bieten unterschiedliche<br />
Möglichkeiten. Darin liegt<br />
auch für uns eine Chance, von<br />
den positiven Erfahrungen der<br />
Bärbel Wolf,<br />
Projektleiterin von Neustart <strong>50plus</strong> in<br />
Neunkirchen<br />
Kollegen zu lernen und diese<br />
für uns zu nutzen«, sagt Katja<br />
Sauerbrey, Geschäftsführerin<br />
des Jobcenters Neunkirchen.<br />
Im Landkreis Neunkirchen<br />
setzt man auf die bewährte<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Arbeitgeberservice. Dieser<br />
ist als erste Anlaufstelle<br />
für regionale Unternehmen<br />
in der Region bekannt,<br />
wenn es darum geht, eine<br />
offene Stelle in Unternehmen<br />
zu besetzen. Aufgeteilt<br />
nach Branchen bearbeiten<br />
die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter eingehende<br />
Stellenprofile und finden<br />
über einen Matchingprozess<br />
die richtigen Bewerber.<br />
Mit Neustart <strong>50plus</strong> wird<br />
das Arbeitgeberserviceteam<br />
um eine Mitarbeiterin speziell<br />
für die Arbeitsuchenden<br />
2<br />
MAG #1/2012
über 50 Jahre erweitert, um<br />
den direkten Kontakt zum<br />
<strong>50plus</strong>-Vermittlerteam im<br />
Jobcenter Neunkirchen zu<br />
halten. Denn schnelle Wege<br />
und der Austausch sind<br />
entscheidend für den Erfolg.<br />
»Was wirklich wichtig ist,<br />
um ein Vertrauen zwischen<br />
Unternehmen und den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
des Arbeitgeberservices,<br />
das auf Kompetenz<br />
und Zuverlässigkeit basiert.<br />
Ein erster Erfolg ist schon<br />
messbar: Der verbesserte<br />
wichtigsten Arbeitsmarktsegmente<br />
für die <strong>50plus</strong>-<br />
Kunden ausfindig gemacht<br />
werden. Dazu stellt sich das<br />
Team neu auf. »Zukünftig<br />
wird jeder Mitarbeiter im<br />
sechsköpfigen <strong>50plus</strong>-Vermittlerteam<br />
den Kontakt zu den<br />
AUSGEPACKT:<br />
Arbeitgeberservice, DER<br />
Dahinter verbirgt sich ein Dienstleistungsangebot<br />
der Bundesagentur<br />
für Arbeit, das speziell<br />
auf die Bedürfnisse von Unternehmen<br />
ausgerichtet ist. Der<br />
Arbeitgeberservice vermittelt<br />
passende Fachkräfte, gibt finanzielle<br />
Unterstützung und berät<br />
zu allen Fragen rund um Qualifizierung<br />
von Beschäftigten.<br />
Dietmar Schönberger,<br />
Geschäftsführer im Jobcenter Saarpfalz<br />
Heike Müller,<br />
<strong>50plus</strong>-Vermittlerin im Jobcenter Saarpfalz<br />
Rainer Schäfer,<br />
<strong>50plus</strong>-Vermittler im Jobcenter Saarpfalz<br />
geht nicht immer aus einem<br />
Stellenprofil hervor. Ist ein<br />
KFZ-Führerschein wünschenswert,<br />
heißt es nicht zwingend,<br />
dass derjenige einen<br />
Führerschein besitzen muss.<br />
Viel wichtiger ist es Wege<br />
zu finden, damit derjenige<br />
pünktlich die Arbeit aufnehmen<br />
kann«, sagt Leo Scholl,<br />
<strong>50plus</strong>-Vermittler im<br />
Jobcenter Neunkirchen.<br />
Die Herausforderung: Individuell<br />
zu klären, was die<br />
Bedürfnisse des Unternehmens<br />
sind. »Deshalb ist das<br />
Aufsplitten der Stellenprofile<br />
immer ein beidseitiger<br />
Prozess. Die <strong>50plus</strong>-Vermittler<br />
können das besonders gut<br />
unterstützen, weil sie die<br />
<strong>50plus</strong>-Kunden ganz genau<br />
kennen«, sagt Bärbel Wolf,<br />
Projektleiterin von Neustart<br />
<strong>50plus</strong> in Neunkirchen.<br />
Denn letztlich geht es auch<br />
Betreuungsschlüssel von<br />
1:75 im <strong>50plus</strong>-Vermittlerteam<br />
Neunkirchen und die<br />
zusätzliche Mitarbeiterin<br />
im Arbeitgeberservice<br />
haben auch dazu beigetragen,<br />
dass sich die Integrationsquote<br />
bei den älteren<br />
Langzeitarbeitslosen über<br />
50 Jahre in der Paktregion<br />
um 34 Prozent erhöht hat.<br />
Neustart im Landkreis Saarpfalz:<br />
»Für uns wird sich die<br />
Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberservice<br />
der Agentur<br />
neu definieren. Wir werden<br />
auch zukünftig sinnvolle<br />
Kooperationsmöglichkeiten<br />
suchen«,sagt Dietmar Schönberger,<br />
Geschäftsführer im<br />
Jobcenter Saarpfalz. Die<br />
Devise heißt, Erfahrungen<br />
aus dem Bewährten nutzen<br />
und neue Wege beschreiten.<br />
Zunächst müssen die<br />
Unternehmen haben. Damit<br />
weitet sich der Blickwinkel,<br />
von der offenen Stelle hin zum<br />
Kunden«, sagt Heike Müller<br />
vom Jobcenter Saarpfalz.<br />
Neben einem guten Branchenwissen<br />
in der Region<br />
sind auch die genauen<br />
Kenntnisse über die <strong>50plus</strong>-<br />
Kunden wichtig, um die<br />
richtigen Unternehmen für<br />
sie zu finden. »Man muss sich<br />
in die Rolle der Unternehmen<br />
hineinversetzen, von der sachlichen<br />
Argumentation aus<br />
wirtschaftlicher Sicht bis hin<br />
zur die individuellen Lebenswelt<br />
des Bewerbers«,<br />
sagt Rainer Schäfer als neuer<br />
Mitarbeiter im <strong>50plus</strong>-Vermittlerteam.<br />
Zuvor hat er<br />
viele Jahre den Arbeitgeberservice<br />
unterstützt. Seine<br />
Kenntnisse über spezielle<br />
Berufsgruppen aber auch<br />
über Verfahrensabläufe<br />
bringt er in das neue Team<br />
ein. Viel ist in Bewegung.<br />
Um Neustart <strong>50plus</strong> stärker<br />
in der Region zu verankern,<br />
sollen zukünftig gemeindebezogene<br />
Netzwerke die<br />
Arbeit unterstützen. Bürgermeister<br />
und regionale<br />
Unternehmer ziehen gemeinsam<br />
an einem Strang,<br />
wenn es heißt, die regionale<br />
Arbeitsmarktpolitik neu zu<br />
gestalten.<br />
MAG #1/2012 3
T IPPS & T R ICK S<br />
Unternehmensansprache: Das A und Ω<br />
4<br />
TIPPS &<br />
AUSGEPACKT:<br />
ASSiSTiErTE<br />
vErMiTTLUNG, DiE<br />
Sie suchen nach freien Stellen<br />
und schlagen für diese die<br />
passenden Bewerber vor. Dazu<br />
sind Sie in der Lage, weil Sie sowohl<br />
die Bewerber als auch die<br />
Unternehmen sehr gut kennen.<br />
Wenn es zum Vorstellungsgespräch<br />
kommt, begleiten Sie<br />
idealerweise den Bewerber<br />
und bieten danach beiden<br />
Seiten eine verbindliche Nachbetreuung<br />
an. So begleiten<br />
Sie den gesamten Prozess als<br />
zuverlässiger Dienstleister.<br />
Klar, ohne Jobs geht’s<br />
nicht. Und weil<br />
Jobs von Unterneh-<br />
men geschaffen und ver-<br />
geben werden, kommt kein<br />
Beschäftigungpakt am<br />
Thema Arbeitgeber und<br />
Arbeit geberansprache vorbei.<br />
Dies bedeutet immer wieder,<br />
auch Widerstände zu überwinden,<br />
die sich aus Vorurteilen<br />
gegenüber Älteren in<br />
der Arbeitswelt ergeben.<br />
Das griechische Symbol Ω<br />
(Omega) steht in der Physik<br />
für Widerstände. Der<br />
Weg zur Überwindung von<br />
Widerständen und damit<br />
zur Integration führt über<br />
eine überzeugende, gut<br />
strukturierte Ansprache. Die<br />
Arbeitgeberansprache ist also<br />
sprichwörtlich das A und Ω<br />
in der Integrationsarbeit der<br />
Pakte.<br />
Jede Arbeitgeberansprache<br />
beginnt mit guten Argumen-<br />
ten, warum Unternehmen<br />
Ältere einstellen sollten und<br />
warum es sich lohnt, mit dem<br />
Pakt zusammenzuarbeiten.<br />
Erfahrung, Verantwortungsbewusstsein,<br />
Lösungsorientierung,<br />
Gelassenheit,<br />
Selbständigkeit, Qualitätsanspruch,<br />
Flexibilität, Loyalität,<br />
Zuverlässigkeit und Motivation<br />
haben sich als Tugenden<br />
Älterer herausgestellt. Die<br />
Pakte bieten eine passgenaue<br />
und zeitnahe Vorauswahl<br />
der Bewerber und damit eine<br />
schnelle und unkomplizierte<br />
Vermittlung. Sie sorgen für<br />
stellenbezogene Qualifizie-<br />
rungen, unterstützen mit<br />
Mobilitätshilfen und stehen<br />
Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />
auf Wunsch auch<br />
nach erfolgter Integration zur<br />
Seite.<br />
Um diese Argumente und<br />
Angebote an den Arbeitgeber<br />
zu bringen, setzen<br />
viele Beschäftigungspakte<br />
auf eine assistierte Vermittlung,<br />
bei der die Betreuung<br />
der Teilnehmer und die<br />
Arbeitgeberansprache häufig<br />
in einer Hand liegen. Stra-<br />
tegische Partnerschaften<br />
mit Unternehmen, z.B. in<br />
Form von Leitunternehmen,<br />
Unternehmern als Botschaftern<br />
oder Qualifizierungs-<br />
patenschaften sorgen für eine<br />
vertrauensvolle und effektive<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Pakt und Arbeitgebern und<br />
machen diese nach außen hin<br />
sichtbar.<br />
Eine engagierte Unternehmensansprache<br />
schlägt<br />
sich auch in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
nieder. Veröffentlichungen<br />
in Zeitungen<br />
und Zeitschriften über die<br />
Arbeit des Paktes sorgen für<br />
Bekanntheit. Veranstaltungen,<br />
an denen Arbeitgeber<br />
teilnehmen, fördern Verständnis<br />
und Vertrauen.<br />
Werksbesichtigungen,<br />
Stellenbörsen und Job-Speed-<br />
Datings bringen Unterneh-<br />
men und Arbeitsuchende<br />
zusammen und wecken<br />
Neugier. Dies alles hat das<br />
Ziel, Arbeitgeber für die<br />
Teilnehmer zu gewinnen<br />
und Widerstände und<br />
Vorurteile zu überwinden –<br />
und in genau diesem Sinne<br />
sind Unternehmen das A<br />
und Ω in der Integrations-<br />
arbeit der Pakte.
GOLDENE rEGEL<br />
TRICKS<br />
verstehen Sie sich als Unternehmensversteher und bieten Sie den Unternehmen verlässliche<br />
Dienstleistungen an. Seien Sie empathisch, indem Sie sowohl die Sicht des bewerbers<br />
als auch die des Unternehmens einnehmen.<br />
ArGUMENT<br />
Ohne Arbeitgeber gibt es keine Stellen, die wir unseren Kunden vermitteln können.<br />
Sie sind unsere wichtigsten Partner und brauchen zuverlässige Dienstleistungen.<br />
TO DO<br />
– WAS iST ZU TUN? WOrAN SOLLTE GEDACHT WErDEN?<br />
• Nutzen Sie ihre Kontakte zu Kammern, verbänden und botschaftern des Programms.<br />
• Entwickeln Sie besondere Formate, um Unternehmen und bewerber zusammen zu bringen.<br />
• Nutzen Sie besondere Anlässe, um individuelle Kontakte zu den Unternehmen zu pflegen.<br />
• Definieren Sie ihren Unique Selling Point (USP) für eine klare Ansprache der Unternehmen.<br />
bAUSTEiNE<br />
Klare Anlaufstelle für<br />
Unternehmen<br />
Unterstützung bei der<br />
Stellenbeschreibung<br />
Argumente für die<br />
Einstellung Älterer<br />
informationen über<br />
ihre Dienstleistungen<br />
• Benennen Sie mindestens<br />
einen verbindlichen<br />
Ansprechpartner für<br />
Unternehmen und geben<br />
Sie dessen Kontaktdaten<br />
an interessierte Arbeitgeber<br />
weiter.<br />
• Veröffentlichen Sie die<br />
Kontaktperson auch<br />
auf Flyern und im Internet.<br />
• Sorgen Sie für direkte<br />
und kurze Wege für<br />
Unternehmen.<br />
• Vielen kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
fällt es schwer, treffende<br />
Stellenbeschreibungen<br />
zu entwerfen.<br />
• Bieten Sie den Arbeitgebern<br />
Ihre Hilfe an<br />
und erweisen Sie sich als<br />
kompetenter Partner.<br />
Bei der nächsten Stellenbesetzung<br />
kommt<br />
dann das Unternehmen<br />
gerne wieder auf Sie zu.<br />
• Sammeln Sie Argumente,<br />
die für die Einstellung<br />
Älterer sprechen.<br />
• Beziehen Sie dabei auch<br />
die wirtschaftliche <strong>Perspektive</strong><br />
von Unternehmen ein.<br />
• Machen Sie klar, welche<br />
Vorteile sich für das Unternehmen<br />
aus der Zusammenarbeit<br />
mit dem<br />
Beschäftigungspakt<br />
ergeben.<br />
• Beschreiben Sie klar Ihr<br />
Leistungsangebot für<br />
Unternehmen.<br />
• Nutzen Sie dazu verschiedene<br />
Kommunikationsmittel<br />
wie Flyer, Internet<br />
auftritt, Anzeigen und<br />
Presseveröffentlichungen.<br />
5
GOOD PR AC T ICE<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
Hier möchten wir ihnen neue ideen vorstellen, wie ältere Arbeitsuchende und Unternehmen schnell zu einander finden.<br />
Aber auch ideen, wie Unternehmen für die über 50-Jährigen als potenzielle Arbeitnehmer sensibilisiert werden.<br />
Coffee to Job – Bewerbungsgespräch mal anders!<br />
WAS Hier treffen Arbeitsuchende über 50 Jahre auf potenzielle Arbeitgeber.<br />
Im Gepäck: die Bewerbungsunterlagen.<br />
WEr Das Jobcenter Steinburg und die Mikro Partner Service GmbH veran-<br />
stalten seit 2009 regelmäßig einmal im Jahr das Arbeitgeberfrühstück.<br />
WiE Das Frühstück wird von den Arbeitsuchenden selbst organisiert. Vom<br />
Veranstaltungsort, über das Einladungs- und Teilnehmermanagement bis<br />
hin zur Öffentlichkeitsarbeit sind sie für das Gelingen der Veranstaltung<br />
verantwortlich. Sogar ein Bewerberkatalog mit den Kurzprofilen wird<br />
erstellt. Um die Kontaktaufnahme zwischen Arbeitsuchenden und Arbeit-<br />
gebern zu erleichtern, führt ein Moderator Interessierte zusammen. In der<br />
lockeren Atmosphäre des Arbeitgeberfrühstücks haben beide Seiten so die<br />
Möglichkeit, sich ganz zwanglos auszutauschen.<br />
DAS bESONDErE Anders als beim Job-Speed-Dating geht es hier nicht darum,<br />
in kurzer Zeit möglichst viele Gespräche zu führen. Beim „Coffee to Job“<br />
haben die Teilnehmenden Zeit füreinander, um sich in möglichst intensiven<br />
Gesprächen besser kennenzulernen. .<br />
ANPSrECHPArTNEr PI-Quadrat<br />
Michael Hornig | Michael.Hornig@jobcenter-ge.de<br />
www.pi-quadrat-integration.de<br />
Mit Veranstaltungsreihen Unternehmen gewinnen<br />
WAS Das Fach- und Diskussionsforum „WISSEN komPakt – Unternehmens-<br />
forum <strong>50plus</strong>“ rund um das Thema „Beschäftigung Älterer“ informiert<br />
über aktuelle Personalthemen für interessierte Unternehmen. Der Beschäftigungspakt<br />
etabliert sich als kompetenter Partner in Einstellungsangele-<br />
genheiten im Hinblick auf den demografischen Wandel.<br />
WEr Das Kompetenzzentrum Pakt50 und das Forschungsinstitut Betrieb-<br />
liche Bildung organisierten eine Auftaktveranstaltung in 2011. Über 40<br />
Interessierte aus Wirtschaft, Kammern, Verbänden und Arbeitsverwaltung<br />
diskutierten gemeinsam Strategien, um das vorhandene Arbeitskräfte-<br />
potenzial einer zunehmend alternden Belegschaft effektiver zu nutzen.<br />
Die positive Resonanz führt nun zu einer regelmäßigen Veranstaltungsreihe<br />
für Unternehmen.<br />
WiE Die Veranstaltung findet entweder in den Räumen des Kompetenzzentrums<br />
Pakt50 statt oder auch in extern angemieteten Räumlichkeiten.<br />
Die Ansprache erfolgt sowohl über eine schriftliche Einladung (Unterneh-<br />
mensverteiler) als auch über die persönliche Ansprache. Außerdem wird die<br />
Veranstaltung über die Homepage des Paktes beworben.<br />
DAS bESONDErE Das Format ermöglicht den Austausch und das Vernetzen.<br />
Denn nicht nur die Unternehmen profitieren vom Austausch und der Wis-<br />
sensvermittlung, auch der Pakt kann hier viele wertvolle Kontakte knüpfen.<br />
ANPSrECHPArTNEr Pakt 50 für Nürnberg und Fürth<br />
Franziska Zühlke | Franziska.Zuehlke2@jobcenter-ge.de | www.pakt50.de<br />
PI-Quadrat-Integration.<br />
Eine Initiative der ARGE Pinneberg.<br />
Mit einer Videobotschaft zum neuen Job<br />
WAS Neben Informationen zur Person, individueller Fähigkeiten, Erfahrun-<br />
gen und Qualifizierungen vermitteln die Bewerber per Videopräsentation<br />
einen Gesamteindruck ihrer Persönlichkeit. Der Arbeitgeber bekommt im<br />
Gegensatz zur altbewährten Papierbewerbung anhand bewegter Bilder<br />
schnell und unkompliziert einen ersten Eindruck von seinem potenziellen<br />
Mitarbeiter.<br />
WEr Über das Bewerberportal www.erfahrung-50TOP.de bietet der<br />
Beschäftigungspakt bereits seit dem 6. September 2010 Arbeitgebern die<br />
Möglichkeit, kostenlos digitale Profile der Bewerber abzurufen.<br />
WiE Die ausgewählten Kunden werden auf die digitalen Bewerber profile<br />
vorbereitet: Sie erhalten Informationen und Beispiele zum digitalen Job-<br />
Profil, erarbeiten ein Textprofil als Basis für das digitale Bewerberprofil,<br />
erhalten eine professionelle Typberatung und erste Anregungen, wie sie<br />
die Onlinebewerbung nutzen können..<br />
DAS bESONDErE Statt der x-ten konservativen, zeitraubenden Papier-<br />
bewerbung finden potenzielle Arbeitgeber „digitale Bewerbungsschreiben“<br />
vor, können die Person in seiner Gesamtheit erfassen und dabei einen ersten<br />
Eindruck vom Bewerber gewinnen.<br />
ANSPrECHPArTNEr 50TOP! - Testen, Orientieren, Potenziale nutzen<br />
Türkan Deniz- Roggenbuck | Tuerkan.Deniz-Roggenbuck@jobcenter-ge.de<br />
www.50top.dee<br />
Die Meinung der Unternehmen ist gefragt!<br />
WAS Klein- bis mittelständische Unternehmen, die Arbeitsuchende über<br />
50 Jahre im vorigen Jahr eingestellt haben, werden schriftlich zu den Erfahrungen<br />
mit den neuen Mitarbeitern befragt. Die Ergebnisse werden für die<br />
regionale Öffentlichkeitsarbeit genutzt.<br />
WEr Die Unternehmen werden vom Beschäftigungspakt per Post angeschrieben<br />
und um Rückantwort per Fax gebeten. Die Rücklaufquote ist mit<br />
rund 30 Prozent sehr hoch, die Bewertung der neuen Mitarbeiter durch die<br />
Unternehmen gut bis sehr gut.<br />
WiE Das Anschreiben informiert über die Vermittlungszahlen des letzten<br />
Jahres und wirbt um Mithilfe, die Anliegen des Projekts zu unterstützen.<br />
Auf der Rückseite des Anschreibens befindet sich der kurze Fragebogen,<br />
die Rücksendung erfolgt per Fax. Liegen die Ergebnisse der Befragung vor,<br />
bedankt sich der Beschäftigungspakt in einem zweiten Schreiben für die<br />
gute Zusammenarbeit und stellt die Ergebnisse allen Befragten vor.<br />
DAS bESONDErE Der Beschäftigungspakt nutzt die Arbeitgeberbefragungen<br />
als Bewertungspanel und stellt fest, wie sich die Einstellung der Arbeit-<br />
geber gegenüber älteren Beschäftigten im Befragungszeitraum geändert<br />
hat. Dabei wird die Kundenbindung zu den Arbeitgebern erhöht und als<br />
positiver Nebeneffekt die Adressdateien der Arbeitgeber in den Jobcentern<br />
aktualisiert.<br />
ANSPrECHPArTNEr Chance 50 plus<br />
Michael Ständer | staender@goab.de | www.chance50.de<br />
6<br />
MAG #1/2012
UN T ER NEHMEN VER STEHEN<br />
Unternehmen verstehen<br />
Anton vrkic arbeitet seit<br />
2005 im Jobcenter der Stadt<br />
Würzburg. Er ist im Arbeitgeberservice<br />
erste Anlaufstelle<br />
für regionale Unternehmen,<br />
die eine freie Stelle zu besetzen<br />
haben. Seit 2009 arbeitet<br />
er für den beschäftigungspakt<br />
„fünfzigPLUSarbeit“,<br />
mit dem Ziel möglichst viele<br />
Langzeitarbeitslose über 50<br />
Jahre wieder in eine beschäftigung<br />
auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zu vermitteln.<br />
Herr Vrkic, Sie sind Unternehmenskontakter<br />
für<br />
fünfzigPLUSarbeit. Geben Sie<br />
uns einen kurzen Einblick?<br />
Hauptsächlich bin ich für die<br />
Unternehmensansprache in<br />
der Stadt Würzburg verantwortlich,<br />
um unsere <strong>50plus</strong>-<br />
Kunden bei ihrer Suche nach<br />
einer Stelle zu unterstützen.<br />
Wöchentlich habe ich dazu<br />
mit etwa 10 bis 12 Unternehmen<br />
Kontakt, bin entweder<br />
vor Ort oder telefoniere mit<br />
ihnen.<br />
Wie kommen Sie an die<br />
Unternehmen ran? Wir haben<br />
einen Flyer mit den wichtigsten<br />
Informationen zum Pakt.<br />
Hier finden die Unternehmen<br />
auch ihren persönlichen sprechpartner. Ich muss<br />
Anals<br />
Unternehmer wissen, an wen<br />
ich mich wenden kann, wenn<br />
ich eine Stelle zu besetzen<br />
habe. Außerdem hatten wir in<br />
der Vergangenheit regelmäßig<br />
Anzeigen in der regionalen<br />
Presse veröffentlicht.<br />
Entscheidend ist jedoch das<br />
persönliche Netzwerk.<br />
Sie sind also in der Region<br />
gut vernetzt?<br />
Ja, ich war in<br />
unterschiedlichen Branchen<br />
in Würzburg tätig, bevor ich<br />
2005 zum Jobcenter kam. Daher<br />
kenne ich viele Unternehmer<br />
persönlich und weiß, wie<br />
die Unternehmen ticken.<br />
Was muss man darüber<br />
hinaus für die Unternehmensansprache<br />
mitbringen? Man<br />
sollte eine gute Menschenkenntnis<br />
haben und im<br />
Umgang möglichst authentisch<br />
wirken. Man muss<br />
flexibel sein und sich darauf<br />
einstellen, viel unterwegs<br />
zu sein. Eine gewisse Stressresistenz<br />
gehört auch dazu.<br />
Neben diesen sogenannten<br />
Soft Skills gehören aber auch<br />
Branchen- und Fachkenntnisse<br />
dazu, beispielsweise<br />
über Fördermöglichkeiten<br />
im SGB II Bereich.<br />
Ein anspruchsvoller Job,<br />
den Sie täglich machen.<br />
Wie meistern Sie das?<br />
Wenn man etwas gerne<br />
macht, dann ist man erfolgreich.<br />
Dazu gehört, die<br />
Messlatte nicht zu hoch anzulegen,<br />
um keinen unnötigen<br />
Erfolgsdruck aufzubauen.<br />
Denn zum täglichen Geschäft<br />
gehören auch Absagen. Wenn<br />
5 Prozent meiner Kontaktaufnahmen<br />
schließlich in einen<br />
Arbeitsvertrag münden, ist<br />
das für mich ein Erfolg.<br />
Wie würden Sie Ihre Rolle<br />
beschreiben? Meine Aufgabe<br />
ist es, das Unternehmen und<br />
den passenden Bewerber<br />
zusammenzubringen. Dafür<br />
muss ich zu beiden Seiten eine<br />
Vertrauensbasis mit ganz<br />
realistischen Erwartungen<br />
schaffen. Kommt ein Unternehmer<br />
auf mich zu, muss<br />
ich ganz genau wissen, was<br />
die Anforderungen für die zu<br />
besetzende Stelle sind. Dann<br />
suche ich nach einem geeigneten<br />
Bewerber und kontaktiere<br />
ihn. Passen die Anforderungen,<br />
muss ich auch davon<br />
ausgehen können, dass der<br />
Bewerber dort auch wirklich<br />
arbeiten möchte.<br />
Die Motivation der Bewerber<br />
ist also entscheidend für den<br />
Erfolg? Ja, denn das ist sozusagen<br />
der Vertrauensvorschuss<br />
von Unternehmerseite: Der<br />
Unternehmer verlässt sich<br />
darauf, dass ich mit meinem<br />
Vermittlungsvorschlag einen<br />
Bewerber bringe, der auch<br />
wirklich dort arbeiten möchte<br />
und zuverlässig ist. Die Motivation<br />
auf beiden Seiten muss<br />
stimmen.<br />
Was aber machen Sie, wenn<br />
Sie einen motivierten Bewerber<br />
haben und keine passende<br />
Stelle? Dann schlüpfe ich in<br />
die Rolle des Headhunters. Ich<br />
frage den Bewerber, in welchem<br />
Unternehmen er oder<br />
sie arbeiten möchte. So bekomme<br />
ich ein genaues Bild<br />
von den Vorstellungen des<br />
Bewerbers. Und dann aktiviere<br />
ich mein Netzwerk. Meist<br />
bedeutet das lange Gespräche<br />
von ein bis zwei Stunden mit<br />
Unternehmen, die vielleicht<br />
für den Bewerber in Frage<br />
kommen.<br />
Erfordert das noch einmal ein<br />
ganz anderes Zugehen auf<br />
die Unternehmen?<br />
Hier muss<br />
man Überzeugungsarbeit<br />
leisten und gute Argumente<br />
finden. Aber auch dem Unternehmer<br />
Angebote machen<br />
und Wege aufzeigen. Dazu<br />
gehören auch Praktika oder<br />
finanzielle Fördermöglichkeiten<br />
für das Unternehmen bei<br />
Einstellung des Bewerbers. Es<br />
gibt aber auch Überraschungen.<br />
Manchmal entdeckt man<br />
im Gespräch eine Tätigkeit im<br />
Unternehmen, die es bisher<br />
so noch nicht gab. Und genau<br />
darum geht bei unserer<br />
Zielgruppe. Wir müssen die<br />
entsprechenden Nischen<br />
finden, in die wir vermitteln<br />
können.<br />
AUSGEPACKT:<br />
UNTErNEHMENSvErSTEHEr,<br />
DEr<br />
Er steht für ein umfassendes Verständnis<br />
für das Unternehmen:<br />
Zusammensetzung der Belegschaft,<br />
Berücksichtigung der<br />
Auftragssituation des Unternehmens<br />
zum Zeitpunkt der Einstellung,<br />
Berücksichtigung eines<br />
perspektivischen Qualifikationsbedarfs.<br />
Das ist die Grundlage<br />
für ein gemeinsam entwickeltes,<br />
auf den Unternehmensbedarf<br />
orientiertes und mit den Arbeitsuchenden<br />
abgestimmtes<br />
Einstellungsmodell.<br />
MAG #1/2012<br />
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L A ST BU T NOT L E A ST<br />
iNTErESSANT:<br />
Fotowett bewerb<br />
Noch bis zum 31. März 2012<br />
läuft der bundesweite Fotowettbewerb<br />
OBJEKTIV50.<br />
Über 700 Wettbewerbsbeiträgen<br />
wurden bisher eingereicht.<br />
Timm Rautert, Jurymitglied von OBJEKTIV50.<br />
Wie schätzen Sie den bisherigen Verlauf des<br />
Wettbewerbs sowie die Einsendungen ein?<br />
Ich denke, dass OBJEKTIV 50 ein guter Start gelungen<br />
ist. Bei vergleichbaren Wettbewerben<br />
ist es oft so, dass sie erst gegen Ende richtig in<br />
Fahrt kommen. Das ist hier nicht der Fall.<br />
bOTSCHAFTEr 50PLUS<br />
Gibt es für Sie schon künstlerisch wertvolle<br />
Einreichungen und was machen solche aus?<br />
Man sieht schon, dass Potenzial vorhanden ist.<br />
Ich habe aber noch kein Bild gefunden, das<br />
ich favorisieren würde. Bisher sind die Fotos<br />
für mich noch zu nah am Thema, zu sehr mit<br />
Worten belegt und von außen bestimmt. Das<br />
Alter ist nicht einfach nur ein Prozess, der sich<br />
in Falten abbildet. Ich würde mir wünschen,<br />
dass die Teilnehmer freier mit dem Thema umgehen,<br />
mehr Distanz einnehmen. Auch dass<br />
man sich von gesehenen „Vorbildern“ emanzipiert<br />
und einen anderen<br />
Zugang findet als die<br />
„gemachte“ Welt. Das ist<br />
aber auch etwas, das sich<br />
im Lauf der Zeit und des<br />
Wettbewerbs entwickelt.<br />
Was sind für Sie als Jury-Mitglied wichtige<br />
Kriterien bei der anstehenden Bewertung der<br />
Fotos?<br />
Das Wichtigste ist für mich, ob ein Foto<br />
ehrlich ist. Ehrlich in dem Sinne, dass es für<br />
den spricht, der es gemacht hat. Es muss wahr<br />
sein und authentisch, einen Teil unserer<br />
Welt vermitteln. Somit ist ein gutes Bild auch<br />
immer zeitgenössisch. Fotografie selbst ist das<br />
Medium der Authentizität, ermöglicht einen<br />
authentischen Zugang zur Realität. Da ist es<br />
auch nicht entscheidend, ob ein professioneller<br />
oder ein Amateurfotograf am Werk war.<br />
Natürlich hat der ausgebildete Fotograf mehr<br />
Möglichkeiten. Dafür hofft man bei einem<br />
Laien immer, dass sich noch keine Routine<br />
festgesetzt hat.<br />
Weitere Information finden Sie unter :<br />
www.perspektive<strong>50plus</strong>.de<br />
»Es ist gut ältere Menschen zu beschäftigen, weil sie über ein großes<br />
Potenzial verfügen. Damit sind nicht nur die Persönlichkeit und die große<br />
Lebenserfahrung gemeint. Ältere Menschen sind motiviert und zuverlässig<br />
und freuen sich auf die beruflichen Herausforderungen..«<br />
Margit Budde,<br />
Leitung Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit von SportSTADINET in Düsseldorf<br />
für GENERATION GOLD - Potenziale für den Arbeitsmarkt in OWL<br />
LESENSWErT<br />
bUNDESvErbAND iNiTiATivE<br />
50PLUS E.v.<br />
Der Bundesverband Initiative<br />
50Plus e.V. ist eine unabhängige<br />
Initiative, die die Interessen der<br />
34 Millionen Über-50Jährigen in<br />
Deutschland vertritt.<br />
Mit der „Initiative Arbeit 50Plus“<br />
ergreift der Bundesverband<br />
wirksame Maßnahmen, um<br />
auf lokaler und regionaler<br />
Ebene dem Fachkräftemangel<br />
durch den verbesserten und<br />
vermehrten Einsatz älterer<br />
Arbeitnehmer zu begegnen. In<br />
Zusammenarbeit mit anderen<br />
gesellschaftlichen Gruppen und<br />
Unternehmen soll ein Beitrag<br />
zur Bewältigung des demografischen<br />
Wandels in Deutschland<br />
geleistet werden.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.bundesverband-initiative-<br />
<strong>50plus</strong>.de<br />
MAN iST NiE ZU ALT, UM...<br />
Das Jahr 2012 ist zum „Europäischen<br />
Jahr für aktives Altern<br />
und Solidarität zwischen den<br />
Generationen“ ausgerufen<br />
worden.<br />
Wie wollen wir altern?<br />
Und wie können Arbeitswelt<br />
und Arbeitsbedingungen für<br />
ältere Menschen vor dem Hintergrund<br />
des demografischen<br />
Wandels gestaltet werden?<br />
Das sind nur zwei Fragen, die<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.ej2012.de<br />
Sagen Sie uns ihre Meinung! Ihre Meinung ist uns wichtig! Nur so können wir das Magazin<br />
„<strong>Paktbote</strong>“ weiterentwickeln und den Ansprüchen unserer Leser gerecht werden. Wir freuen<br />
uns auf Ihre Resonanz. Ihre Zuschriften sollten sich auf Veröffentlichungen des Bundesprogramms „<strong>Perspektive</strong><br />
<strong>50plus</strong> – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ beziehen und möglichst kurz sein. Sollten Sie also<br />
Anregungen und Verbesserungsvor schläge für das Magazin haben, freuen wir uns über Ihre E-Mail an<br />
paktbote@perspektive<strong>50plus</strong>.de<br />
iMPrESSUM<br />
Herausgeber Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 10117 Berlin | Bundesprogramm „<strong>Perspektive</strong> <strong>50plus</strong> – Beschäftigungspakte für Ältere in den<br />
Regionen“ | redaktion gsub – Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbH | Gestaltung studio adhoc, Agentur für ganzheitliche Kommunikation<br />
GmbH | Stand März 2012<br />
www.bmas.de | www.perspektive<strong>50plus</strong>.de<br />
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