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Contra emag Nr. 11/14

Magazin Nummer 11 mit insgesamt 50 Seiten Umfang. Titelthema: Das tödliche Geschäft mit den Waffen. Weiters gibt es wieder einige Artikel in der Rubrik "Russland & Ukraine", sowie einige wirtschafts- und finanzpolitische Themen. Von unserem Partnerportal "Buergerstimme" haben wir drei sehr interessante und absolut lesenswerte gesellschaftspolitische Artikel für diese Ausgabe erhalten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

Magazin Nummer 11 mit insgesamt 50 Seiten Umfang. Titelthema: Das tödliche Geschäft mit den Waffen. Weiters gibt es wieder einige Artikel in der Rubrik "Russland & Ukraine", sowie einige wirtschafts- und finanzpolitische Themen. Von unserem Partnerportal "Buergerstimme" haben wir drei sehr interessante und absolut lesenswerte gesellschaftspolitische Artikel für diese Ausgabe erhalten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

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2 – Impressum<br />

4 – Editorial<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Titelthema<br />

5 – Deutschland genehmigt umfangreiche<br />

Rüstungsexporte<br />

6 – US-Landwirtschaftsministerium<br />

kauft Maschinenpistolen<br />

7 – USA liefern Irak Waffen für rund 1<br />

Milliarde Dollar<br />

10 – Syrische Opposition bittet USA<br />

um Luftabwehrwaffen<br />

Schwerpunkt:<br />

Ukraine-Russland<br />

<strong>11</strong> – Südostukraine: Militäreinsatz<br />

geht weiter<br />

12 – Kiew: “Runder Tisch” ohne Einbeziehung<br />

der Föderalisten<br />

13 – Bye bye Dollar: Russisches Öl<br />

bald nur noch für Rubel<br />

<strong>14</strong> – Russland im Kampf gegen die<br />

Gentechnik-Industrie<br />

15 – Ukraine-Krise und direkte Demokratie<br />

17 – Ukraine: Prowestlicher Oligarch<br />

bedroht Politiker<br />

18 – Putins zweiter Brief an die europäischen<br />

Regierungschefs<br />

19 – Russland und China: Milliarden-<br />

Geschäfte statt Sanktionen<br />

21 – Rice gibt EU Richtung vor: „Putin<br />

muss gestoppt werden. Gas und Öl bekommt<br />

die EU aus den USA.“<br />

23 - Ukraine: Der IWF und die Kriegsgewinnler<br />

3<br />

Politik<br />

24 – Schweiz: Nein zum Mindestlohn<br />

– Ja zum Arbeitsverbot für Pädophile<br />

25 – NATO-Übung “Jawtex” – Sind<br />

die Schweiz und Österreich nicht mehr<br />

neutral?<br />

26 – NATO-Übung mit 6.000 Soldaten<br />

in Estland<br />

27 – Wiener Atomgespräche geplatzt<br />

28 – Bilderberger, SS und das Vierte<br />

Reich<br />

30 – Öl und Gas: Anbiederung des<br />

Westens an den Iran<br />

31 – Europawahl: AfD in Umfragen bei<br />

7 Prozent – Union stagniert bei 37 Prozent<br />

32 – Privilegien: Von Abgeordneten<br />

zweiter Klasse<br />

33 – Souveränität? Germany Made in<br />

USA<br />

Wirtschaft<br />

34 – BZÖ: Frankreich-Pleite im Juni –<br />

Enteignung der Sparer inklusive<br />

36 – China investiert in die afrikanische<br />

Infrastruktur<br />

37 – Österreich: Großanleger nähren<br />

Immobilienblase<br />

38 – Tech-Blase: Börsencrash nur eine<br />

Frage der Zeit<br />

39 - Nutzt die OMV Fracking in Niederösterreich?


Panorama & Gesellschaft<br />

40 – Serbien: Nach Jahrhundert-Hochwasser<br />

humanitäre Katastrophe<br />

erwartet<br />

42 – Ist das Champions League Finale<br />

20<strong>14</strong> gefährdet?<br />

43 – Kinderklau: Verzweifelte achtfache<br />

Mutter klagt an<br />

46 – Erziehung: Schreiende Kinder<br />

eine Folge von Versäumnissen<br />

47 – Erbsenzählen im Schlaraffenland<br />

– eine Persiflage über die Dekadenz<br />

49 - Portugal: Vom “Lapis Azul” bis zur<br />

heutigen Zensur<br />

Editorial<br />

Die internationale Rüstungsindustrie boomt. Das Geschäft mit den<br />

todbringenden Waffen gehört zu den lukrativsten Geschäftszweigen<br />

überhaupt. Nicht umsonst gilt insbesondere bei den US-Amerikanern<br />

und ihrem Militärisch-Industriellen-Komplex das Motto: Erst Waffen<br />

liefern, dann ein Land der Zerstörung anheim fallen lassen, und danach<br />

beim Wiederaufbau zu profitieren.<br />

Zu behaupten, die USA wären die Einzigen die sich in diesem Bereich hervortun, wäre<br />

gelogen. Kaum ein Land auf dieser Erde welches namhafte Waffenproduzenten beheimatet<br />

agiert da anders. Zu sehr profitiert man vom Tod und Leid in anderen Gegenden unserer<br />

Erde, als dass man hier das eigene Gewissen zu Wort kommen lassen würde. Beim<br />

Geld hört die politische Moral auf.<br />

Doch nicht nur die Waffenindustrie lag die letzten Tage in unserem Fokus, sondern<br />

verstärkt auch wieder ein paar Wirtschafts- und Finanzthemen. Ebenso beobachteten wir<br />

die Entwicklungen in der Ukraine. Von unserem Partnerportal „Buergerstimme“ erhielten<br />

wir weiters drei sehr interessante gesellschaftspolitische Artikel, die wir Ihnen besonders<br />

ans Herz legen möchten.<br />

Ihr, Marco Maier<br />

Titelbild dieser Ausgabe: Flickr / Ryan Vaarsi CC-BY 2.0<br />

4


Deutschland genehmigt<br />

umfangreiche Rüstungsexporte<br />

Für Aufregung<br />

sorgte die Meldung,<br />

dass der<br />

SPD-Wirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel umfangreiche<br />

Exporte von Rüstungsgütern<br />

genehmigte.<br />

Von Marco Maier<br />

Eigentlich gilt Gabriel als<br />

vehementer Kritiker der<br />

deutschen Rüstungsexporte.<br />

In der Oppositionsrolle<br />

konnte er noch dagegen wettern<br />

und die Bundesregierung<br />

für die Kniefälle vor der<br />

deutschen Rüstungslobby<br />

kritisieren. Nun jedoch gerät<br />

er selbst völlig berechtigt ins<br />

Fadenkreuz der politischen<br />

Kritik.<br />

Zwischen Januar und<br />

April diesen Jahres genehmigte<br />

Gabriel Rüstungsexporte<br />

im Wert von ganzen 1,2<br />

Milliarden Euro. Der Linke-<br />

Abgeordnete Jan van Aken<br />

erhielt diese Zahlen auf Anfrage<br />

an das Ministerium.<br />

Besonders brisant sind diesbezüglich<br />

die kolportierten<br />

Empfängerländer: neben<br />

dem kleinen Singapur stehen<br />

Saudi-Arabien und Algerien<br />

auf der Liste.<br />

Wenn man bedenkt, dass<br />

er zuletzt mehrfach ankündigte,<br />

die Rüstungsexporte<br />

deutlich restriktiver handhaben<br />

zu wollen, entspricht<br />

sein Handeln genau dem Gegenteil<br />

des Gesagten.<br />

Sicher, man kann den<br />

SPD-Politiker nicht allein dafür<br />

verantwortlich machen,<br />

zumal neben dem Bundes-<br />

Wirtschaftsministerium auch<br />

der Bundessicherheitsrat, in<br />

dem neben Bundeskanzlerin<br />

Merkel noch acht weitere Minister<br />

sitzen, zuständig ist –<br />

dennoch gibt diese Meldung<br />

kein gutes Bild ab.<br />

Man muss bedenken, dass<br />

Deutschland schon im vergangenen<br />

Jahr einen Rekord<br />

an verkauften Kleinwaffen<br />

wie Maschinengewehren,<br />

Sturmgewehren, Handfeuerwaffen<br />

und passender Munition<br />

vermeldete. Mit 135 Millionen<br />

Euro an Verkaufswert<br />

entspricht dies einem Plus<br />

von 43 Prozent gegenüber<br />

dem Jahr 2012.<br />

Besonders fragwürdig sind<br />

hierbei die Exporte in diverse<br />

arabische Diktaturen. Saudi-<br />

Arabien allein kaufte derartige<br />

Waffen um 34,7 Millionen<br />

Euro ein, in den Oman gingen<br />

Waffen im Wert von 5<br />

5<br />

Millionen Euro. Beide Staaten<br />

erwarben damit fünf Mal<br />

mehr solcher Waffen wie<br />

noch im Jahr zuvor.<br />

Insgesamt beliefen sich<br />

die Exporte von Kleinwaffen<br />

und Munition damit auf sagenhafte<br />

877 Millionen Euro.<br />

Der einzige Unterschied zu<br />

früher ist wohl der Umstand,<br />

dass früher deutsche Soldaten<br />

mit deutschen Waffen in<br />

anderen Ländern töteten,<br />

während man heute fremde<br />

Soldaten mit deutschen Waffen<br />

töten lässt. Mord-Outsourcing<br />

par excellence.<br />

Zwar sollte nach den Erfahrungen<br />

der letzten Weltkriege<br />

nie mehr wieder Krieg<br />

von deutschem Boden ausgehen<br />

– von deutschem Kriegsgerät<br />

hat dabei offensichtlich<br />

niemand gesprochen. Dieses<br />

geht nämlich vom deutschen<br />

Boden aus um die Welt und<br />

sorgt für noch mehr tote<br />

Menschen.


US-Landwirtschaftsministerium<br />

kauft Maschinenpistolen<br />

Eigentlich ist das<br />

US-Landwirtschaftsministerium<br />

eine der letzten<br />

Bundesbehörden, von<br />

denen man den Kauf einer<br />

größeren Anzahl an<br />

Maschinenpistolen und<br />

Magazinen mit hoher Kapazität<br />

erwarten würde.<br />

Allerdings war dies letzte<br />

Woche der Fall.<br />

Von Marco Maier<br />

In einem Ansuchen auf<br />

der Website für Bundes-Geschäftschancen<br />

vom 7. Mai<br />

ersuchte das US-Landwirtschaftsministerium<br />

um Angebote<br />

für eine unbestimmte<br />

Anzahl an Maschinenpistolen<br />

und Magazinen mit einer Kapazität<br />

von 30 Schuss. Diese<br />

sollten zudem mit Nachsichtgeräten<br />

ausgerüstet sein.<br />

Wörtlich hieß es (übersetzt):<br />

6<br />

"Das US-Landwirtschaftsministerium,<br />

Büro<br />

des Generalinspekteurs mit<br />

Sitz in Washington D.C., gemäß<br />

der Autorität von FAR<br />

Teil 13, hat einen Bedarf am<br />

kommerziellen Erwerb von<br />

Maschinenpistolen Kaliber .<br />

40 S&W, beidseitige Sicherung,<br />

halbautomatisch oder<br />

Zweier-Feuerstoß, Tritium<br />

Nachtsichtgeräten vorne<br />

und hinten, Schienen zur Anbringung<br />

von Taschenlampen<br />

(vorne unter Frontgriff)<br />

und Spielraum/Umfang<br />

(oben hinten), Schaft zusammenklappbar<br />

oder faltbar,<br />

Magazin mit 30 Schuss, Trageriemen,<br />

geringes Gewicht<br />

und übergroßen Abzugbügel<br />

für die Bedienung mit Handschuhen."<br />

Wofür die Waffen überhaupt<br />

benötigt werden, weiß<br />

offenbar nur die Behörde<br />

selbst. Konservative Pro-<br />

Waffen-Webseiten wurden<br />

auf die Anfrage aufmerksam<br />

und begannen viele Fragen<br />

darüber zu stellen. Mutmaßungen<br />

gehen dort hin, dass<br />

die US-Forstbehörde eventuell<br />

damit ausgestattet werden<br />

soll, zumal diese in den Zuständigkeitsbereich<br />

des<br />

Landwirtschaftsministeriums<br />

fällt. Wozu diese paramilitärische<br />

Bewaffnung benötigt<br />

wird, ist jedoch unklar.


USA liefern Irak Waffen für rund<br />

1 Milliarde Dollar<br />

Die US-Kriegsindustrie<br />

kann jubeln.<br />

Gepanzerte Geländewagen<br />

und Erdkampfflugzeuge<br />

im Wert von<br />

rund einer Milliarde<br />

Dollar sollen demnächst<br />

in den von religiösen<br />

und politischen<br />

Konflikten gepeinigten<br />

Irak geliefert werden.<br />

Von Marco Maier<br />

Die US-Truppen ziehen<br />

ab, nachdem das Land erst<br />

einmal in Schutt und Asche<br />

gelegt wurde, und nun erfreuen<br />

sich die Amerikaner<br />

an den Ölmilliarden die in<br />

deren Waffenindustrie fließen.<br />

Das Motto: "Erst ein<br />

Land kaputtbomben, die<br />

Regierung austauschen und<br />

dann vom Wiederaufbau<br />

profitieren" funktioniert offenbar<br />

immer noch sehr<br />

gut.<br />

So wurde der Kongress<br />

vom Pentagon über das Milliardengeschäft<br />

informiert,<br />

der dieses erst noch bestätigen<br />

muss bevor es gültig ist.<br />

Einwände dürfte es jedoch<br />

kaum geben. Immerhin<br />

handelt es sich dem Vernehmen<br />

nach um 200 Hummer-Geländewagen<br />

und 24<br />

Flugzeuge. Einige davon<br />

sind Trainingsflieger, der<br />

Rest Erdkampfflugzeuge<br />

vom Typ AT-6C "Texas II"<br />

des Herstellers Beechcraft.<br />

7<br />

Mit den Geräten soll das<br />

irakische Militär effektiver<br />

gegen oppositionelle Kräfte<br />

vorgehen und die Ölförderanlagen<br />

schützen können.<br />

Immerhin kann das kleine<br />

und wendige Flugzeug mit<br />

Maschinenkanonen, ein<br />

paar Bomben und ungelenkten<br />

Luft-Boden-Raketen<br />

ausgerüstet werden. Geradezu<br />

perfekt für die Situation<br />

im Irak. Aus einem früheren<br />

Geschäft sind demnach<br />

schon 36 "F-16"<br />

Kampfflugzeuge auf dem<br />

Weg in den Irak.


Top-Empfängerländer der deutschen<br />

Rüstungsexporte im Jahr 20<strong>11</strong><br />

Inzwischen nehmen Länder wie Saudi-Arabien und andere arabische Staaten<br />

einen deutlich wichtigeren Platz bei den Rüstungsexporten ein. Diese Entwicklung<br />

ist angesichts der politischen Spannungen und der fragwürdigen Menschenrechtssituation<br />

äußerst kritisch zu betrachten.<br />

8


Grafiken: CNN<br />

9


Syrische Opposition bittet USA um<br />

Luftabwehrwaffen<br />

Am Montag traf<br />

sich die syrische<br />

Oppositionskoalition<br />

mit Vertretern des<br />

Pentagons, heute sind sie<br />

auf Besuch bei Barack<br />

Obama im Weißen Haus.<br />

Der Präsident der Koalition,<br />

Ahmed Jarba, sagte<br />

der "Washington Post",<br />

dass die Oppositionsvertreter<br />

um jene Waffen bitten<br />

würden, die ihnen<br />

schon vor langer Zeit versprochen<br />

wurden.<br />

Von Marco Maier<br />

Demnach geht es vor allem<br />

um schultergestützte Luftabwehrraketen,<br />

damit die Assad-<br />

Gegner syrische Kampfflugzeuge<br />

und -hubschrauber vom<br />

Himmel holen können. Mit<br />

diesen Waffen, so die Überlegung<br />

der Anti-Assad-Koalition,<br />

könnte ein Wendepunkt in<br />

dem nun 1.152 Tage andauernden<br />

Konflikt geschaffen werden.<br />

Doch die Amerikaner zieren<br />

sich ein wenig, da sie die<br />

Befürchtung hegen, die schweren<br />

Waffen könnten in falsche<br />

Hände gelangen und dann gegen<br />

zivile Flugzeuge verwendet<br />

werden.<br />

10<br />

Indessen schiebt US-Außenminister<br />

Kerry seinen<br />

Frust vor sich her, zumal die<br />

iranischen Behörden die US-<br />

Außenpolitik in Syrien stets<br />

mit neuen diplomatischen<br />

Ohrfeigen versorgen. Gegenüber<br />

dem britischen "Guardian"<br />

sagte ein iranischer Stratege:<br />

"Wir haben das Spiel in Syrien<br />

leicht gewonnen. Die Vereinigten<br />

Staaten verstehen Syrien<br />

nicht." Für die Iraner<br />

stellt es sich so dar, dass die<br />

Amerikaner lediglich Chaos<br />

verursacht und das Wachstum<br />

radikaler Gruppen begünstigt<br />

haben.<br />

Schlussendlich ist es so,<br />

dass die USA aus geopolitischen<br />

Interessen heraus in Syrien<br />

viele Fehler machten und<br />

dies auch wissen. Doch nun<br />

können sie nicht mehr zurück<br />

und die Fehler eingestehen.<br />

Für die syrische Delegation in<br />

Washington wird dies bedeuten,<br />

dass sie wohl zumindest<br />

einen Teil der zugesagten Waffen<br />

erhalten werden, wenngleich<br />

dies für manche US-<br />

Strategen mit Bauchschmerzen<br />

geschieht. Ein baldiges<br />

Ende des blutigen Konflikts<br />

wird damit jedoch nicht ermöglicht.


Südostukraine:<br />

Militäreinsatz geht<br />

weiter<br />

Auf Beschluss<br />

des ukrainischen<br />

Interimspräsidenten<br />

Alexander<br />

Turtschinow wird der<br />

Militäreinsatz im Südosten<br />

der Ukraine unvermindert<br />

fortgesetzt.<br />

Selbst die Bitte des von<br />

Kiew eingesetzten Gouverneurs<br />

von Donetsk,<br />

Sergej Taruta, die<br />

Kampfhandlungen zu beenden,<br />

werden von der<br />

Kiewer Junta gezielt<br />

ignoriert.<br />

Von Marco Maier<br />

Berichten zufolge steht die<br />

ostukrainische Stadt Slawjansk<br />

seit gestern Abend<br />

unter schwerem Mörserfeuer.<br />

Die Zeitung des Stadtrats<br />

von Slawjansk berichtet: "Bei<br />

Einbruch der Nacht begannen<br />

am Stadtrand von Slawjansk<br />

die Kämpfe. In sozialen<br />

Netzwerken berichteten<br />

Augenzeugen, dass sie Explosionen<br />

aus der Anlage für die<br />

Herstellung von Futtermitteln<br />

gehört haben und eine<br />

Mörtelanlage brannte. Die<br />

Einheimischen sahen die<br />

Panzer.. Sie schrieben, dass<br />

die brennende Anlage zur<br />

Herstellung von Porzellan<br />

der "Zeus-Keramik" genutzt<br />

wurde."<br />

Weiters wurden Kommunikationsanlagen<br />

zerstört, so<br />

dass die Verbindung zur Außenwelt<br />

nur schwer aufrecht<br />

zu erhalten sind. Ebenso soll<br />

das nahe Slawjansk gelegene<br />

Dorf Andreevka unter Beschuss<br />

liegen.<br />

Sergej Taruta, der von der<br />

Maidan-Koalition eingesetzte<br />

Gouverneur von Donetsk bat<br />

nach einem Apell des Oligarchen<br />

Rinat Achmetov in Kiew<br />

darum, den Militäreinsatz zu<br />

beenden und sich an den<br />

Verhandlungstisch zu setzen.<br />

Taruta möchte am 15. Juni<br />

ein ordentliches Referendum<br />

mit internationalen Wahlbeobachtern<br />

durchführen lassen<br />

und weiß, dass der Hass<br />

auf die Machthaber in Kiew<br />

mit jedem Tag an dem die sogenannte<br />

"Anti-Terror-Operation"<br />

weitergeht, der Abspaltungswille<br />

im Osten und<br />

Süden wächst.<br />

Indessen sollen bislang<br />

unbestätigten Berichten zufolge<br />

immer mehr ukrainische<br />

Soldaten dersertieren,<br />

weil sie nicht mit rücksichtsloser<br />

Gewalt gegen die vorwiegend<br />

friedlichen Einwohner<br />

in den rebellierenden Gebieten<br />

vorgehen wollen.<br />

Nicht wenige Soldaten dürften<br />

– wie viele Menschen in<br />

den westlichen Landesteilen<br />

– auch einige Verwandte und<br />

Freunde im Osten und Süden<br />

haben. Und so muss sich<br />

Kiew immer mehr auf die sogenannte<br />

"Nationalgarde"<br />

stützen, die vorwiegend aus<br />

radikalen Nationalisten besteht<br />

und keinerlei Skrupel<br />

hat, "Moskalin" (abwertende<br />

Bezeichnung für Russen) zu<br />

foltern und zu töten.<br />

<strong>11</strong>


Kiew: “Runder Tisch” ohne<br />

Einbeziehung der Föderalisten<br />

Unter Vermittlung<br />

der OSZE<br />

findet heute<br />

ein "Runder Tisch" zur<br />

Lösung der Krise in der<br />

Ostukraine statt. Allerdings<br />

wurden auf Betreiben<br />

der Kiewer Koalition<br />

keine Vertreter der Föderalisten<br />

dazu eingeladen.<br />

Dabei kann ohne die<br />

direkt betroffenen Menschen<br />

doch keine Lösung<br />

gefunden werden, die für<br />

alle Seiten tragbar ist.<br />

Von Marco Maier<br />

Wie viel die Junta in Kiew<br />

von Demokratie hält, zeigt<br />

sich wieder einmal im Umgang<br />

mit jenen Teilen der<br />

ukrainischen Bevölkerung,<br />

die seit Wochen für eine föderalistische<br />

Neuordnung<br />

der Ukraine streiten und dafür<br />

von der nationalistischen<br />

Führung mit massiver Waffengewalt<br />

bekämpft werden.<br />

Während nun die Junta mit<br />

Vertretern der EU debattiert,<br />

geht das Morden im Süden<br />

und Osten unvermindert<br />

weiter.<br />

Ein Dialog sei nur mit<br />

Kräften möglich, die "legitime<br />

politische Ziele" und<br />

"kein Blut an den Händen"<br />

hätten, so die rechtsnationalistische<br />

Maidan-Koalition in<br />

einer Meldung. "Legitime<br />

Ziele" sind demnach wohl<br />

nur jene, die die zentralistische<br />

Junta selbst vertritt,<br />

und das "Blut an den Händen"<br />

der Kiewer Kriegstreiber,<br />

die beispielsweise den<br />

Massenmord in Odessa bejubelten<br />

und schwer bewaffnete<br />

faschistische Milizen in<br />

den Südosten des Landes<br />

schicken, sind hierbei offensichtlich<br />

irrelevant.<br />

Von einer sich selbst an<br />

die Macht geputschten Junta<br />

die Achtung zumindest einiger<br />

grundlegender demokratischer<br />

Prinzipien zu verlangen<br />

ist eben völlig vergebens.<br />

Dass diese Position jedoch<br />

noch von westeuropäischen<br />

Politikern unterstützt wird,<br />

die für sich selbst die demokratische<br />

Legitimation in Anspruch<br />

nehmen, ist hingegen<br />

mehr als nur grotesk.<br />

Gegenüber Bloomberg<br />

merkte der russische Außenminister<br />

Sergej Lawrow korrekt<br />

an, dass unter den jetzigen<br />

Bedingungen eine Präsidentenwahl<br />

in der Ukraine<br />

keine freien und fairen Bedingungen<br />

vorfinden würde.<br />

Für Deutschlands Außenminister<br />

Steinmeier, der derzeit<br />

in Kiew verweilt, ist die Präsidentenwahl<br />

eine "Möglichkeit<br />

der Schaffung neuer Legitimität,<br />

auf deren Basis der<br />

Entwicklung in der Ukraine<br />

in ruhigere Bahnen verholfen<br />

werden kann."<br />

Indessen lassen auch die<br />

rund 200.000 Ungarn in der<br />

Westukraine vermelden, dass<br />

sie mehr Autonomie von<br />

Kiew wünschen, so die Zeitung<br />

"Nesawissimaja<br />

Gaseta". Die vorwiegend im<br />

Gebiet Transkarpatien lebenden<br />

Ungarn stellten ihre Forderungen<br />

schon seit März.<br />

Auch sie haben die Befürchtung,<br />

dass die nationalistische<br />

Regierung die Minderheitenrechte<br />

der ungarischen<br />

Bevölkerung massiv beschneiden<br />

könnte.<br />

12


Bye bye Dollar: Russisches Öl bald<br />

nur noch für Rubel<br />

Der russische Finanzminister<br />

Siluanow verkündete<br />

am Mittwoch in<br />

Kaliningrad, dass die<br />

staatlichen Öl- und Gaskonzerne<br />

ihre Rechnungen<br />

zukünftig nur noch<br />

in Rubel ausstellen werden.<br />

Damit reagiert<br />

Russland auf die westlichen<br />

Sanktionen um so<br />

den US-Dollar weiter unter<br />

Druck zu setzen.<br />

Von Marco Maier<br />

Da US-Banken keine Dollar-Transaktionen<br />

mehr von<br />

derzeit schon 18 russischen<br />

Unternehmen durchführen<br />

dürfen und eine Ausweitung<br />

auf weitere Firmen möglich<br />

ist, hat sich die russische Regierung<br />

zur Fakturierung in<br />

Rubel entschlossen. Derzeit<br />

wird die gesamte Buchhaltung<br />

der Unternehmen auf<br />

Rubel umgestellt.<br />

Zwar ist sich Finanzminister<br />

Siluanow bewusst, dass<br />

sich dadurch Risiken ergeben<br />

da der Wechselkurs des Rubels<br />

schwankungsanfällig ist<br />

und für den Währungstausch<br />

Gebühren anfallen, allerdings<br />

gibt es für Russland<br />

keine wirkliche Alternative.<br />

Für den Rubel selbst könnte<br />

sich dieser Schritt sogar als<br />

hilfreich bei der Stabilisierung<br />

erweisen. Immerhin<br />

dürften die staatlich kontrollierten<br />

Konzerne etwa die<br />

13<br />

Hälfte der russischen Exporte<br />

stemmen,<br />

Bedenkt man, dass es sich<br />

dabei um eine Summe von<br />

etwa 300 Milliarden Dollar<br />

handelt, dürfte die in letzter<br />

Zeit stark unter Druck geratene<br />

russische Währung davon<br />

ziemlich sicher profitieren.<br />

Sollte Russland dann<br />

doch einmal Dollars brauchen,<br />

wenn die eigenen Reserven<br />

nicht mehr ausreichen,<br />

kann es sich damit<br />

auch bei China eindecken,<br />

welches damit auch einen<br />

Teil des Dollar-Ballasts verlöre.<br />

Schon seit einiger Zeit bezahlt<br />

z.B. China einen Teil<br />

seiner Ölimporte erfolgreich<br />

mit Yuan.


Russland im Kampf gegen die<br />

Gentechnik-Industrie<br />

Ein russischer<br />

Duma-Abgeordneter<br />

vergleicht<br />

die Schäden an der<br />

menschlichen Gesundheit<br />

und der Umwelt<br />

durch die Freisetzung<br />

gentechnisch veränderter<br />

Organismen mit Terrorismus<br />

und fordert<br />

einen Strafrahmen, den<br />

sonst auch Terroristen<br />

zu erwarten hätten. Ein<br />

dementsprechender Gesetzesentwurf<br />

wurde<br />

schon eingereicht.<br />

Von Marco Maier<br />

Mit einem Gesetzesentwurf,<br />

wonach<br />

die Produzenten<br />

gentechnisch<br />

veränderter<br />

Organismen die<br />

schädlich für die<br />

Gesundheit oder<br />

die Umwelt sind,<br />

strafrechtlich verfolgt<br />

werden sollen,<br />

lässt derzeit<br />

Russland aufhorchen.<br />

Jedoch sollen<br />

dem Entwurf nach nicht<br />

nur Biotech-Firmen und deren<br />

Manager angeklagt werden<br />

können, sondern auch<br />

Beamte die keine ordentlichen<br />

Kontrollen durchführen.<br />

Unterstützer des Gesetzes<br />

verlautbarten, dass die Strafen<br />

für solche Taten mit jenen<br />

von Terrorismus vergleichbar<br />

sein sollen. Gegenüber<br />

"Russia Today" sagte<br />

der Mitverfasser des Entwurfs,<br />

Duma-Abgeordneter<br />

und Mitglied im Landwirtschaftsausschuss,<br />

Kirill Cherkasov:<br />

"Wenn eine terroristische<br />

Tat begangen wird, werden<br />

in der Regel nur einige<br />

Menschen verletzt. Gentechnisch<br />

veränderte Organismen<br />

hingegen können dutzende<br />

und hunderte Menschen verletzen.<br />

Die Konsequenzen<br />

sind viel schlimmer, und die<br />

Strafe sollte im Verhältnis<br />

zum Verbrechen stehen."<br />

Damit drohen entsprechend<br />

den russischen Anti-Terrorismus-Gesetzen<br />

Gefängnisstrafen<br />

von 15 Jahren<br />

bis lebenslänglich. Für minderschwere<br />

Vergehen in dem<br />

Bereich sind Geldstrafen von<br />

bis zu 20.000 Rubel (420<br />

Euro) vorgesehen.<br />

Im Rahmen des WTO-Beitritts<br />

gab Russland widerwillig<br />

die Erlaubnis für den Anbau<br />

gentechnisch veränderter<br />

Organismen, doch die<br />

russische Regierung bleibt<br />

nach wie vor äußerst skeptisch.<br />

Premierminister Dmitri<br />

Medwedjew kündigte im<br />

April an, die Zertifizierung<br />

von gentechnisch veränderten<br />

Pflanzen verschieben<br />

möchte. Grund dafür sind<br />

Untersuchungen zur Überprüfung<br />

der Unbedenklichkeit,<br />

für die erst sichere Infrastrukturen<br />

geschaffen<br />

werden müssen.<br />

Die russische Regierung<br />

spricht sich auch gegen den<br />

Import von gentechnisch veränderten<br />

Lebensmitteln aus,<br />

zumal die landwirtschaftlichen<br />

Ressourcen<br />

ausreichen, um das<br />

Land ausreichend<br />

mit Nahrung zu versorgen.<br />

Kritiker des Gesetzes<br />

werfen jedoch<br />

ein, dass es schwierig<br />

werden dürfte<br />

die Schädlichkeit<br />

gentechnisch veränderter<br />

Organismen<br />

nachzuweisen, zumal<br />

die Folgewirkungen<br />

erst viele Jahre später<br />

auftreten können. Eine<br />

direkte Verbindung mit<br />

Schäden an Menschen und<br />

Umwelt könne demnach<br />

kaum herstellbar sein. Ebenso<br />

würde die Textilindustrie<br />

und der Pharmabereich<br />

schon seit Jahren auf gentechnisch<br />

veränderte Produkte<br />

zurückgreifen.<br />

<strong>14</strong>


Ukraine-Krise und direkte<br />

Demokratie<br />

Trotz der sogenannten<br />

„Anti-Terror-Operation“<br />

Kiews haben die<br />

Referenden in ukrainischen<br />

Gebieten Donezk<br />

und Lugansk stattgefunden.<br />

Diese Referenden<br />

über die staatliche Unabhängigkeit<br />

der Gebiete<br />

haben die Lage in der<br />

Ukraine grundlegend<br />

verändert. Die Opposition<br />

in diesem Land, die<br />

den Putsch in Kiew nicht<br />

anerkannt hat, bekommt<br />

jetzt einen Hebepunkt.<br />

Das Ergebnis der Volksabstimmungen<br />

wurde im<br />

Westen demonstrativ<br />

ignoriert. Obwohl sich<br />

Moskau gegenüber der<br />

Referenden positiv äußerte,<br />

hat Russland offensichtlich<br />

keine Absichten<br />

die proklamierten<br />

Republiken anzuerkennen.<br />

Das erspart der<br />

Ukraine die Risiken für<br />

die Integrität des Landes<br />

und bringt bestimmte<br />

Hoffnung für Kompromisssuche<br />

unter den vaterländischen<br />

Konfliktparteien.<br />

Anna Grischenko,<br />

Kharkiw (Ukraine)<br />

Die Ergebnisse der Volksabstimmung<br />

sind deshalb<br />

wohl eher eine Demonstration<br />

der Tatsache, dass dem<br />

Land ohne einen breiten gesellschaftlichen<br />

Dialog das<br />

unausweichliche Auseinanderbrechen<br />

droht. Dem Beispiel<br />

Donezk und Lugansk<br />

können weitere Regionen folgen,<br />

wo ukrainischer Ultranationalismus<br />

von breiten<br />

Schichten der Bevölkerung<br />

nicht akzeptiert werden<br />

kann. Es geht vor allem um<br />

Gebiete Kharkiw und Odessa.<br />

Es ist zu bemerken, dass der<br />

Osten der Ukraine wirtschaftlich<br />

wesentlich besser<br />

entwickelt und mit Russland<br />

eng verbunden ist. Der nationalistische<br />

Westen des Landes,<br />

der sich eher Richtung<br />

Europa orientiert, ist das Armenhaus.<br />

Dabei konzentrieren<br />

sich die Finanzen aus<br />

dem ganzen Land in Kiew, da<br />

die meisten Großunternehmen<br />

ihre juristischen Adressen<br />

dort haben.<br />

Man darf festlegen, dass<br />

die Putschisten in Kiew, die<br />

den Dialog mit den nicht<br />

loyalen Gebieten bis dato extra<br />

für Westen nur imitierten,<br />

eine klare „rote Karte“<br />

erhalten haben. Die politisch<br />

absurde und im militärischen<br />

Sinne äußerst erfolglose „Anti-Terror-Operation“<br />

stimuliert<br />

nur den Prozess des<br />

ukrainischen Zerfalls. Unter<br />

diesen Umständen bedeuten<br />

die Versuche der US-Politik,<br />

sowie der ihr treuen europäischen<br />

Bürokratie aus allen<br />

Kräften Kiew zu unterstützen<br />

nichts anderes als eine Aufhetzung<br />

zum Bürgerkrieg,<br />

15<br />

wie dieser schön in Syrien<br />

mit zahlreichen Opfern stattfindet.<br />

Eine solche Herde im<br />

Nachbarland braucht weder<br />

die EU, noch die Russische<br />

Föderation. Die USA sind<br />

durch Ozeane weit entfernt<br />

und werden sich nur freuen,<br />

wenn ihr starker Wirtschaftskonkurrent<br />

(Europa), bzw.<br />

ihr Hauptrivale in der Politik<br />

(Russland) wegen der Ukraine<br />

miteinander streiten und<br />

konfrontieren werden.<br />

Hat Putin der<br />

Ukraine die Krim<br />

"gestohlen"?<br />

In diesem verlogenen und<br />

gefährlichen Spiel wollen<br />

Putschisten in Kiew, sowie<br />

mehrere EU-Politiker immer<br />

nur Russland beschuldigen.<br />

Das Referendum auf der<br />

Krim zur Abtrennung von<br />

der Ukraine wird besonders<br />

kritisiert, denn Russland anerkannte<br />

den Volkswillen.<br />

Hätte aber das Krim-Referendum<br />

nicht durchgeführt,<br />

dann würden die Medien<br />

heute über die Kriegshandlungen<br />

auf der oppositionell<br />

zu Kiew gestimmten Halbinsel<br />

berichten. Die überwältigende<br />

Mehrheit der Krim-<br />

Bevölkerung fühlt sich nun<br />

von Kiewer Junta gerettet.<br />

Die Halbinsel hat Sicherheit<br />

bekommen und die Wirtschaft<br />

große Investitionen,<br />

die im Bestand der total korrumpierten<br />

Ukraine nicht<br />

möglich wären. Die Pensio-


nen werden wesentlich erhöht,<br />

drei Sprachen - Russisch,<br />

Ukrainisch und Krim-<br />

Tatarisch – sind gleichgestellt,<br />

worüber man in der<br />

„demokratischen“ Ukraine<br />

nur träumen könnte. Besonders<br />

froh müssen gerade die<br />

Krim-Tataren sein: seit mehr<br />

als 20 Jahren der ukrainischen<br />

Staatlichkeit nach dem<br />

Zerfall der UdSSR wurden<br />

ihre Rechte endlich erweitert.<br />

Ukrainisierung ist<br />

Ursache des Zerfalls<br />

Für Menschen, die sich<br />

mit der Krise ernsthaft befasst<br />

haben, beginnen die<br />

Probleme mit dem Maidan-<br />

Putsch, der ohne starkes Engagement<br />

der prowestlichen<br />

NGOs und vielfältiger Unterstützung<br />

aus dem Westen<br />

nicht passieren können hätte.<br />

Alles weitere resultiert daraus.<br />

Vorher war aber noch<br />

eine politische Fehlkonstruktion<br />

Brüssels, bei der man<br />

die legitime Regierung der<br />

Ukraine plötzlich vor der<br />

Wahl gestellt hat, sich zwischen<br />

Zollunion und Assoziierungsabkommen<br />

entscheiden<br />

zu müssen.<br />

Die radikalnationalistischen<br />

Prowestler sind durch<br />

Gewalt zur Macht gekommen<br />

und betrachten ihre politischen<br />

Gegner in der Ukraine<br />

als besiegt. Sie sind der Meinung,<br />

dass die Opposition –<br />

egal welcher Farbe und auf<br />

welche Weise – besiegt werden<br />

muss. Das Ziel der neuen<br />

Regierung besteht darin, die<br />

ukrainischen Regionen mit<br />

einer russischsprachigen Bevölkerungsmehrheit<br />

aus dem<br />

aktuellen Regierungsbildungsprozess<br />

auszuschließen<br />

und ihre Politik der totalen<br />

Ukrainisierung (Verbreitung<br />

und Aufdrängung der extremen<br />

ukronationalistischen<br />

Ideologie) weiter zu treiben.<br />

Dabei werden Andersdenkende<br />

nicht nur im Osten des<br />

Landes als „Terroristen“, „Separatisten“<br />

oder einfach gar<br />

„Idioten“ beschimpft und gewaltig<br />

verfolgt. Diese Politik<br />

hat natürlich einerseits die<br />

absolut begründete Angst bei<br />

vielen Menschen verursacht,<br />

andererseits den fortschreitenden<br />

symmetrischen Widerstand<br />

zur Realität machte.<br />

Die Medien in der Ukraine<br />

haben nach dem Sturz des<br />

„Diktators“ Janukowitsch ihr<br />

ehemaligen Pluralismus verloren<br />

und sind nun der präzedenzlosen<br />

ultranationalistischen<br />

Propaganda untergestellt.<br />

In diesem Kontext sehen<br />

die breiten Massen der ukrainischen<br />

Bevölkerung im Süd-<br />

Osten (und nicht nur) keine<br />

Perspektiven – auch nach<br />

den für den 25. Mai geplanten<br />

Präsidentenwahlen. Eine<br />

Autonomisierung gibt im Gegenteil<br />

gewisse Chancen für<br />

Schutz der Interessen gegenüber<br />

den kompromisslosen<br />

und aggressiven Ultranationalisten.<br />

Wenn die Präsidentenwahlen<br />

unter den Bedingungen<br />

des Bürgerkrieges<br />

nicht verschoben werden und<br />

doch stattfinden, dann muss<br />

die „neue Kiewer Administration“<br />

ihre Politik so rasch<br />

als möglich sowieso umdenken:<br />

ohne Föderalisierung<br />

der Ukraine ist weiterer Zerfall<br />

des Landes garantiert.<br />

Die Stimmen der vernünftiger<br />

Politiker und Journalisten<br />

in Europa, die vor Verstärkung<br />

der Konfrontation<br />

in der Ukraine und rund um<br />

dieses Land vorwarnen, müssen<br />

endlich in Brüssel gehört<br />

werden. Die Militäroperation<br />

der Junta muss dringend gestoppt<br />

werden und die illegale<br />

„nationale Garde“, in der<br />

die Vertreter des radikalen<br />

„Rechten Sektors“ erste Geige<br />

spielen, ist zu entlassen.<br />

Die 400 US-Söldner, über<br />

welche Bild am Sonntag vor<br />

kurzem berichtete, haben in<br />

der Ostukraine auch nichts<br />

zu suchen und sind nach<br />

Hause zu schicken.<br />

Ein ehrlicher, echter Dialog<br />

der ukrainischen Seiten<br />

mit Hilfe der OSZE ist allerdings<br />

die beste Alternative.<br />

Wenn die Verhandlungen<br />

zwischen Vertretern der Konfliktseiten<br />

nicht funktionieren<br />

werden, dann hat die direkte<br />

Demokratie erneut das<br />

Wort. Und das wird leider<br />

ein Schlusswort in der Geschichte<br />

der einstmals einheitlichen<br />

Ukraine sein.<br />

16


Ukraine: Prowestlicher Oligarch<br />

bedroht Politiker<br />

Der ukrainische<br />

Oligarch Igor<br />

Kolomojskyj,<br />

der von der Maidan-Koalition<br />

als Gouverneur<br />

der südostrussischen Region<br />

Dneproperovsk eingesetzt<br />

wurde, bedroht<br />

den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten<br />

Oleh Zarjow, der als freier<br />

Abgeordneter im<br />

ukrainischen Parlament<br />

sitzt.<br />

Von Marco Maier<br />

Bislang fiel der Oligarch<br />

Igor Kolomojskyj vor allem<br />

mit seiner Plakataktion auf,<br />

in der er 10.000 Dollar Kopfgeld<br />

für jeden aufgegriffenen<br />

"Moskalj" (Russen) ausgelobte.<br />

Zarjow, der erst im April<br />

von nationalistischen Schlägern<br />

derart traktiert wurde,<br />

dass er im Krankenhaus behandelt<br />

werden musste, wurde<br />

von ihm per Telefon bedroht.<br />

Oleh Zarjow, früher Mitglied<br />

der "Partei der Regionen"<br />

des gestürzten Präsidenten<br />

Janukowitsch, gilt als<br />

Verfechter einer föderalistischen<br />

Ukraine mit starken<br />

Selbstbestimmungsrechten<br />

für die einzelnen Regionen,<br />

was für die zentralistisch-nationalistische<br />

Führung in<br />

Kiew nicht in Frage kommt.<br />

Diese wollen ihre Macht<br />

nicht teilen, womit er einen<br />

Stachel im System darstellt.<br />

Kolomojskyj: Hallo.<br />

Zarjow: Hi.<br />

Kolomojskyj: Wo bist du?<br />

Dort?<br />

Zarjow: Ja, dort.<br />

Kolomojskyj: Wie geht’s<br />

dir?<br />

Zarjow: Gut.<br />

Kolomojskyj: Es ist dort<br />

eine große Unannehmlichkeit<br />

passiert. Ein Jude aus der jüdischen<br />

Gemeinschaft von<br />

Dnepropetrovsk wurde ermordet.<br />

Zarjow: Was ist mit ihm geschehen?<br />

Kolomojskyj: Also, ein<br />

Jude aus der Jüdischen Gemeinschaft<br />

von Dnepropetrovsk<br />

ist gestorben. Ich bin<br />

jetzt in der Synagoge.<br />

Zarjow: Wieso war er dort?<br />

Kolomojskyj: Es ist egal<br />

wieso er dort war. Es wurde<br />

gesagt, dass man für deinen<br />

Kopf, bljat (böses Wort),<br />

schon viel Geld zahlen wird.<br />

Zarjow: Für meinen?<br />

Kolomojskyj: Ein Million<br />

Dollar. Für deinen, ja. Man<br />

sagt dass sie überall nach dir<br />

suchen werden. Ich habe dir<br />

das einfach gesagt. Ich wollte,<br />

dass du weißt, dass es für<br />

dich besser ist, in Moskau zu<br />

bleiben und nicht herauszufahren.<br />

Zarjow: Ich wollte dir was<br />

sagen. In Afrika gibt es solche…<br />

17<br />

Kolomojskyj: Morgen wird<br />

man nach deinen Leuten suchen.<br />

Zarjow: In Aftika gibt es<br />

solche… so ein Gift…<br />

Kolomojskyj: Hör zu,<br />

Scheiß drauf, was es in Afrika<br />

gibt. Erzähl mir keine Geschichten.<br />

Ich sage dir jetzt,<br />

dass man in der Synagoge<br />

vor dem Sabbat gebetet hat.<br />

Es wurde für den Ermordeten<br />

gebetet, für Schlemkevich,<br />

den Juden, der in Mariupol<br />

ermordet wurde, bljat.<br />

Zarjow: So ist…<br />

Kolomojskyj: Es wurde gesagt,<br />

dass Zarjow an allem<br />

schuld sei, bljat. Und Morgen<br />

wird man nach all deinen nahen<br />

Verwandten suchen,<br />

bljat. Sag ihnen, dass sie alle<br />

besser von hier verschwinden,<br />

weil wir sie strangulieren<br />

werden, bljat… Ich sage,<br />

weißt du, sag es auch Markov,<br />

dass er besser nicht<br />

hierher fährt. Ich meine in<br />

die Ukraine. Auf keinen Fall!<br />

Hallo…<br />

Zarjow: Ruf mich bitte<br />

nicht mehr an! Ruf mich<br />

nicht mehr an, Igor!<br />

Kolomojskyj: Ich soll dich<br />

nicht mehr anrufen? Ok,<br />

Tschüss.<br />

Zarjow: Ok, Tschüss.


Putins zweiter Brief an die<br />

europäischen Regierungschefs<br />

Wladimir Putin hat schon seine Erfahrungen gesammelt, wenn es<br />

darum geht, Adressaten eines persönlichen Briefes tatsächlich<br />

zu erreichen. Seinen ersten Brief adressierte er an die EU und<br />

bekam postwendend Antwort aus der USA. Putins Kommentar: „Das ist unschön.“<br />

Verehrte Kollegen!<br />

Anfang April haben wir den<br />

Vorschlag unterbreitet, mit<br />

dringlichen Beratungen zu beginnen,<br />

mit dem Ziel, gemeinsame<br />

Schritte auszuarbeiten<br />

um die ukrainische Wirtschaft<br />

zu stabilisieren und einen reibungslosen<br />

Gastransit nach<br />

Europa, wie vertraglich vereinbart,<br />

sicherzustellen.<br />

Seitdem ist mehr als ein<br />

Monat verstrichen. In Moskau<br />

wurden Beratungen mit den<br />

Staaten durchgeführt die nicht<br />

zur EU gehören. Unsere Partner<br />

teilen unsere Besorgnis um<br />

die Situation der Nicht-Begleichung<br />

der Rechnung über russische<br />

Gaslieferungen seitens<br />

der Ukraine. Auch das bestehende<br />

Risiko, bezüglich der<br />

unzureichenden Gasmenge in<br />

den Vorratskammern der<br />

Ukraine, ist besorgniserregend.<br />

Was die EU Staaten betrifft,<br />

so hat es in dieser Zeitspanne<br />

nur ein einziges Treffen unter<br />

Teilnahme des EU-Energiekommissars<br />

Günther Oettinger<br />

und des ukrainischen Energieministers<br />

Juri Prodan in Warschau<br />

gegeben.<br />

Wir stellen mit Bedauern<br />

fest, dass unsere Partner keine<br />

konkreten Vorschläge zur Stabilisierung<br />

der Situation unterbreitet<br />

haben, damit der ukrainische<br />

Kunde seine Vertragsverpflichtungen<br />

erfüllt und<br />

einen sicheren Transit gewährleistet.<br />

Mehr noch, in dieser<br />

Zeit hat sich die Situation betreffend<br />

der Außenstände für<br />

geliefertes russisches Gas weiter<br />

zugespitzt.<br />

Die Ukraine hat noch nicht<br />

eine Lieferung des russischen<br />

Gasproduzenten GAZPROM<br />

gezahlt. Die Außenstände seitens<br />

der Ukraine sind von<br />

2,237 Milliarden US-Dollar auf<br />

3,508 Milliarden US-Dollar<br />

angestiegen. Und das, obwohl<br />

die Ukraine vom Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF) bereits<br />

die ersten 3,2 Mrd. Dollar<br />

an Hilfsgeldern erhalten hat.<br />

Unter diesen Bedingungen<br />

18<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Befriedigende Antworten kann Präsident Putin damals nicht bekommen haben, denn er<br />

nahm jetzt einen zweiten Anlauf und versendete das entsprechende Schreiben an achtzehn<br />

Regierungschefs. Datiert ist das Schreiben vom 15.05.20<strong>14</strong> und richtet sich an die Oberhäupter<br />

jener Staaten, welche russische Gaslieferungen über das Gebiet der Ukraine beziehen.<br />

Dies ist der Text des betreffenden Schreibens:<br />

hat Russland, entsprechend<br />

den vertraglichen Vereinbarungen,<br />

der ukrainischen Seite<br />

angekündigt, nur noch gegen<br />

Vorauszahlung zu liefern. Ab<br />

01. Juni 20<strong>14</strong> werden Gaslieferungen<br />

an die Ukraine erst<br />

nach Eingang entsprechender<br />

Vorauszahlung getätigt.<br />

Ich möchte noch einmal unterstreichen,<br />

dass wir durch<br />

eine Notsituation zu dieser<br />

Entscheidung gezwungen wurden.<br />

Dennoch ist die Russische<br />

Föderation für weitere Konsultationen<br />

offen und ist zu gemeinsamen<br />

Anstrengungen<br />

mit den europäischen Ländern<br />

bereit, um die Situation auf<br />

dem ukrainischen Gassektor<br />

und in deren Wirtschaft zu stabilisieren.<br />

Wir unsererseits<br />

hoffen darauf, dass die EU-<br />

Kommission im Dialog etwas<br />

aktiver wird, um konkrete, gerechte<br />

Entscheidungen zur<br />

Stabilisierung der Wirtschaft<br />

der Ukraine auszuarbeiten.<br />

Wladimir Putin.


Die EU reagiert aufgeschreckt und beleidigt: die Kritik Putins sei unbegründet.<br />

Das sagte eine Sprecherin des EU-Kommissionspräsidenten José Emanuel Barroso<br />

am Freitag in Brüssel. Die Kommission arbeite an einer Antwort an Putin und koordiniere<br />

diese mit den EU-Regierungen. Trilaterale Gespräche zwischen Russland,<br />

der Ukraine und der EU liefen bereits. Ein zweites Treffen sei für den 26.05. ins<br />

Auge gefasst worden. Bei dem Treffen vom 02.05.20<strong>14</strong> in Warschau sei von allen<br />

Seiten erklärt worden, dass die Gaslieferungen bis zu Ende der Verhandlungen<br />

nicht gestoppt werden. Die EU erwarte von allen Beteiligten, dass diese weiterhin<br />

vertragstreu bleiben.<br />

Ist das nun dreist? Dumm? Oder gar beides? Festzuhalten bleibt: Die EU liegt<br />

derart am Gängelband der USA, dass sie nicht nur für sie in den Krieg treibt und<br />

für den Krieg hetzt, sondern darüber hinaus sehenden Auges die Energieversorgung<br />

der eigenen Völker gefährdet. Mit besten Empfehlungen für die Europawahl.<br />

Russland und China: Milliarden-<br />

Geschäfte statt Sanktionen<br />

Eine große Wirtschafts-Delegation,<br />

bestehend<br />

aus Vertretern von 46<br />

Unternehmen, hat<br />

Russlands Präsident<br />

Putin zu seiner China-<br />

Reise eingeladen. An<br />

der Spitze finden sich<br />

Energie-Konzerne wie<br />

Gazprom, Rosneft und<br />

NOVATEK. Dazu kommen<br />

Unternehmen aus<br />

den Branchen Raumfahrt<br />

und Rüstung sowie<br />

weitere, die für die<br />

Entwicklung des Fernen<br />

Ostens Russlands entscheidend<br />

sind. In allen<br />

diesen Bereichen ist<br />

eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

mit China geplant,<br />

die Reise dient<br />

dazu, konkrete Vereinbarungen<br />

zu treffen.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Im Mittelpunkt steht der<br />

russische Plan, zwischen<br />

Gazprom und dem chinesischen<br />

Energie-Konzern<br />

CNPC ein Abkommen über<br />

die Lieferung von jährlich<br />

38 Milliarden Kubikmeter<br />

Gas zu unterzeichnen. Die<br />

Laufzeit soll 30 Jahre betragen.<br />

Die Verhandlungen<br />

hierüber laufen schon mehrere<br />

Jahre, und von offizieller<br />

Seite wird angedeutet,<br />

dass die derzeitigen Spannungen<br />

zwischen Russland<br />

und dem Westen das russisch-chinesische<br />

Vorhaben<br />

begünstigen. Gazprom-Chef<br />

Alexej Miller erwartet, dass<br />

die Gas-Lieferungen nach<br />

China bald den Umfang<br />

derjenigen nach Europa annehmen.<br />

Was allerdings politisch<br />

noch weit mehr ins Gewicht<br />

fällt ist die Absicht, diesen<br />

Gas-Handel nicht mehr auf<br />

Dollar-Basis abzuwickeln.<br />

19<br />

Schon Ende April hatte die<br />

russische Regierung ein<br />

Treffen von Experten aus<br />

dem Energiesektor, der<br />

Banken und der Verwaltung<br />

einberufen, die eine Anzahl<br />

von Maßnahmen erörterten,<br />

wie man die Abkehr vom<br />

Dollar bewerkstelligen könne.<br />

Den Vorsitz dieses Treffens<br />

hatte Vizepremier Igor<br />

Schugalow geführt.<br />

In China hat Russland<br />

einen festen Partner nicht<br />

nur, was das Gas-Geschäft<br />

und die Entwicklung des<br />

Fernen Ostens angeht, sondern<br />

auch im Hinblick auf<br />

die Strategie gegen den Dollar.<br />

Peking hat den Westen<br />

bereits davor gewarnt, gegen<br />

Russland weitere Sanktionen<br />

zu verhängen, das<br />

dies Moskau zu Vergeltungsmaßnahmen<br />

zwinge.<br />

Dies könne eine Spirale unvorhergesehener<br />

Konsequenzen<br />

auslösen und einen


massiven politischen und<br />

wirtschaftlichen Schaden<br />

anrichten. Es könne das<br />

Ende des US-Dollar und des<br />

US-Imperiums einleiten.<br />

Von der erweiterten Zusammenarbeit<br />

mit China erwartet<br />

sich Russlands Wirtschaftsminister<br />

Alexej Uljukajew<br />

große Impulse. Bis<br />

2020, so nimmt er an,<br />

könnten sich die chinesischen<br />

Investitionen in Russland<br />

auf 30 Milliarden Dollar<br />

versiebenfachen. „Im<br />

Fernen Osten freut man<br />

sich auf chinesische Investitionen“,<br />

so der Minister.<br />

Dabei ist der wechselseitige<br />

Handelsumsatz bereits in<br />

der vergangenen Dekade<br />

um fast das sechsfache gestiegen.<br />

Bis 2025 erwartet<br />

Peking eine schrittweise<br />

Öffnung der Grenzen und<br />

die Bildung eines Freihandelsraumes.<br />

Neben dem großen Gas-<br />

Geschäft erwarten die russischen<br />

Gäste die Unterzeichnung<br />

von weiteren 40 Abkommen.<br />

Das wäre ein neuer<br />

Rekord für bilaterale<br />

Treffen.<br />

Anzeige<br />

20


Rice gibt EU Richtung vor: „Putin<br />

muss gestoppt werden. Gas und Öl<br />

bekommt die EU aus den USA.“<br />

Condoleezza Rice,<br />

frühere US-Außenministerin<br />

und nunmehr Professorin<br />

für Politwissenschaft<br />

an der renommierten Stanford<br />

University, lässt<br />

wieder aufhorchen. In<br />

der Republikanischen<br />

Partei hat ihr Wort nach<br />

wie vor Gewicht. Ihre<br />

Pläne zur Energieversorgung<br />

Europas haben es<br />

in sich.<br />

Von Daniela Disterheft<br />

Frau Rice hat die Freundlichkeit<br />

zu erklären: „Die Europäer<br />

selbst sind Teil des<br />

Problems. Sie sind ja so abhängig<br />

von Russlands Energieressourcen<br />

und Geschäftsbeziehungen.<br />

Aber wenn Putin<br />

jetzt nicht gestoppt wird,<br />

kann es zu einem richtigen<br />

Konflikt mit Russland kommen.<br />

Ich bewundere Kanzlerin<br />

Merkel. Aber jetzt<br />

bräuchten wir härtere Sanktionen<br />

und ich befürchte,<br />

dass das auch Öl und Gas betreffen<br />

sollte.<br />

Die russische Wirtschaft<br />

ist verwundbar. Öl, Gas und<br />

Mineralien machen achtzig<br />

Prozent der russischen Exporte<br />

aus. Es wird gesagt,<br />

den Europäern würden diese<br />

Energielieferungen fehlen.<br />

Nun, den Russen wird das<br />

Geld ausgehen, bevor den<br />

Europäern die Energie ausgehen<br />

wird. Mir ist klar, dass<br />

so ein Vorgehen die Geschäftsbedingungen<br />

erschwert.<br />

Dies ist jedoch eines<br />

der wenigen Instrumente, die<br />

uns zur Verfügung stehen.<br />

Langfristig sollten sich die<br />

Abhängigkeitsstrukturen auf<br />

dem Energiesektor verändern.<br />

Man könnte sich mehr<br />

auf Nordamerikas Energiereserven<br />

stützen. Wir entdecken<br />

enorme Gas- und Ölvorkommen.<br />

Es existieren Pipelines,<br />

welche nicht durch die<br />

Ukraine oder Russland führen.<br />

Seit Jahren versuchen<br />

wir, Europa für andere Pipelinerouten<br />

zu begeistern. Es<br />

wird Zeit dafür. Es geht<br />

schlicht darum, jetzt schnell<br />

zu handeln.“<br />

Diese Aussagen werfen einige<br />

Fragen auf. Die erste<br />

Frage: Was veranlasst Condoleezza<br />

Rice zu der forschen<br />

Prognose, den Russen werde<br />

21<br />

das Geld ausgehen, bevor Europa<br />

das Gas oder Öl ausgeht.<br />

Sollte der ehemaligen<br />

US Außenministerin entgangen<br />

sein, dass Wladimir Putin<br />

erstens angekündigt hat,<br />

dass europäische Öl- und<br />

Gaskunden bei ihm ab jetzt<br />

bitte in Rubel abrechnen und<br />

dass Russland darüber hinaus<br />

im März dieses Jahres<br />

seine Bestände an US-Staatsanleihen<br />

um 25, 8 Milliarden<br />

reduzierte? Aktuell hält<br />

Russland amerikanische<br />

Staatsanleihen im Wert von<br />

100,4 Milliarden Dollar. Das<br />

ist der niedrigste Stand seit<br />

der Lehman-Krise.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen,<br />

dass die Abrechnung<br />

der weltweiten Ölund<br />

Gasverkäufe in Dollar,<br />

das einige Mittel sind um<br />

eben diese Währung am Leben<br />

zu erhalten, da sie an<br />

keinen anderen Wert gebun-


den ist. Staatsmänner, welche<br />

ihre Verkäufe dieses<br />

Rohstoffs in anderen Währungen<br />

abwickeln wollten,<br />

hießen Saddam Hussein und<br />

Muammar al-Gaddafi.<br />

Condoleezza Rice spricht<br />

von enormen Öl und Gasvorkommen<br />

der USA. Auch diese<br />

Aussage ist es Wert, näher<br />

betrachtet zu werden. Die<br />

Energiebehörde der USA<br />

(EIA) stellte im letzten Jahr<br />

ihren Energieversorgungsausblick<br />

für das Jahr 20<strong>14</strong><br />

vor. Dabei kommt sie zu dem<br />

Schluss, dass bereits im Jahr<br />

2016 der Höhepunkt der Förderung<br />

unkonventionellem<br />

Öls erreicht sein wird. Diese<br />

Formulierung bezieht sich<br />

auf die Förderungsmethode<br />

des höchst umstrittenen<br />

Frackings. Ab 2020 werde<br />

die Förderung von konventionellem<br />

sowie unkonventionellem<br />

Öl wieder sinken.<br />

Auch die Internationale<br />

Energie Agentur (IEA) stellte<br />

in ihrem „World Energy Outlook“<br />

fest, dass die traditionellen<br />

Energielieferanten<br />

wohl nur für die nächsten<br />

zehn Jahre geschwächt würden.<br />

Durch den rasant steigenden<br />

Energieverbrauch<br />

würden diese ihre Rolle zurückgewinnen.<br />

Für welche Pipelines soll<br />

Europa begeistert werden?<br />

Die USA wollen vor allem<br />

neue Anlagen zur Verflüssigung<br />

des Energieträgers bauen,<br />

um ihn in Form des sogenannten<br />

Liquified Natural<br />

Gas (LNG) auf Tankern verschiffen<br />

zu können. Es stellt<br />

sich die Frage, wie dies logistisch<br />

bewältigt werden soll.<br />

Im Jahre 2012 lieferte Russland<br />

rund 34 Prozent der gesamten<br />

Erdgasmenge, welche<br />

Europa aus Nicht-EU-Ländern<br />

bezog. Bulgarien, Litauen<br />

oder die Tschechische Republik,<br />

beziehen 80 Prozent<br />

ihres Erdgases aus Russland.<br />

Achtzig Prozent des gesamten<br />

Erdgases kommt aus Pipelines<br />

nach Europa. Der<br />

Rest durch LNG.<br />

Doch bevor das US-Gas,<br />

welches aus Schieferlagerstätten<br />

stammt und via<br />

Fracking aus dem Boden geholt<br />

wird, überhaupt exportiert<br />

werden kann, muss es<br />

vorher verflüssigt werden,<br />

was einen enormen Kostenfaktor<br />

entstehen lässt. Aktuell<br />

existiert exakt ein funktionsfähiges<br />

LNG-Exportterminal<br />

in den USA – genauer<br />

in Alaska, wo das Gas verflüssigt<br />

wird. Nur eine kleine<br />

Menge geht nach Eropa. 0,1<br />

Milliarden Kubikmeter im<br />

Jahr 2012.<br />

Firmen, die LNG exportieren<br />

wollen, müssen vom US-<br />

Energieministerium und der<br />

Federal Energy Regulatory<br />

Commission erst eine Genehmigung<br />

erhalten. Sollte die<br />

Absicht bestehen an Länder<br />

zu verkaufen die kein Freihandelsabkommen<br />

mit den<br />

USA geschlossen haben, was<br />

bei den meisten europäischen<br />

Staaten der Fall ist,<br />

zieht sich das Genehmigungsverfahren<br />

um ein Vielfaches<br />

in die Länge.<br />

22<br />

Bis jetzt wurden fünf Verflüssigungsanlagen<br />

genehmigt.<br />

Zusammengenommen<br />

wären sie in der Lage, 240<br />

Millionen Kubikmeter täglich<br />

zu exportieren. Lediglich eine<br />

davon befindet sich in Bau.<br />

Es ist dies die Anlage am Golf<br />

von Mexiko. Die betreffende<br />

Firma beabsichtigt, bis zum<br />

Jahr 2015 achtundsiebzig<br />

Millionen Kubikmeter pro<br />

Tag zu verschiffen.<br />

Flüssiggas auf Schiffen aus<br />

Alaska, vom einzigen funktionsfähigen<br />

Exportterminal<br />

hergeschafft.<br />

Klingt günstig. Klingt nach<br />

solider Versorgung. Dieser<br />

Weg macht langfristig unabhängig.<br />

Oder etwa nicht? Wie<br />

Condoleezza Rice schon anmerkte:<br />

„Teil des Problems<br />

ist Europa.“ Wir lassen uns<br />

einfach nicht dafür begeistern,<br />

auf unseren direkten<br />

Nachbarn einzudreschen, der<br />

weder Freihandelsabkommen,<br />

noch Kriegszüge von<br />

uns fordert. Oder etwa doch?


Ukraine: Der IWF und die<br />

Kriegsgewinnler<br />

Zu der allumfassenden<br />

Menge<br />

an Vorwürfen,<br />

mit denen der Westen<br />

Russlands Präsidenten<br />

Putin überhäuft, gehört<br />

auch der Umstand, dass<br />

die<br />

Ukraine<br />

ihr Gas,<br />

welches<br />

sie aus<br />

Russland<br />

bezieht,<br />

künftig<br />

im Voraus<br />

zu<br />

bezahlen<br />

hat. Verschwiegen<br />

wird<br />

dabei, dass Kiew allein<br />

aus diesem Handel mit<br />

2,7 Milliarden Dollar im<br />

Verzug ist. Ansonsten ist<br />

die Ukraine pleite. Da<br />

helfen auch die 17 Milliarden<br />

Dollar des IWF<br />

nicht viel.<br />

Von Florian Stumfall<br />

Die erste Tranche ist<br />

schon da, 3,2 Milliarden Dollar.<br />

Doch es ist möglich, dass<br />

dieses Geld in der Ukraine<br />

weit weniger Freude auslöst,<br />

als die Menschen erwartet<br />

haben, denn es ist an Bedingungen<br />

geknüpft, die in südeuropäischen<br />

EU-Pleite-Ländern<br />

bereits sehr gut bekannt<br />

sind. Es ist die sogenannte<br />

„Strukturanpassung“. Das<br />

heißt, die normalen Bürger in<br />

der Ukraine sehen nichts von<br />

dem IWF-Segen, das Geld<br />

geht an westliche Banken<br />

und andere Gläubiger wie die<br />

Riege der Oligarchen, oder<br />

eben auch Gazprom. Für die<br />

Normalverbraucher bleiben<br />

Maßnahmen wie Steuererhöhungen,<br />

Preiserhöhungen<br />

und das Einfrieren von Renten.<br />

Speziell die Energie<br />

dürfte, wenn es gegen den<br />

Herbst gehen wird, nicht<br />

mehr teuer, sondern unbezahlbar<br />

werden.<br />

Zudem gehen von den 17<br />

Milliarden volle fünf gleich<br />

und umgehend an den IWF<br />

zurück, als Tilgung für frühere<br />

Kredite. Damit aber das<br />

grausame Spiel nicht vorzeitig<br />

ein Ende findet, hat der<br />

IWF bereits erklärt, die<br />

Ukraine befinde sich in einer<br />

Rezession und daher sei es<br />

wahrscheinlich, dass eine<br />

Verlängerung des 17-Milliarden-Darlehens<br />

notwendig<br />

werde. Man nennt das eine<br />

„signifikante Neukalibrierung<br />

des Programms“. Unumgänglich<br />

würde diese Kalibirierung,<br />

wenn Kiew die<br />

Kontrolle über die südlichen<br />

oder östlichen Landesteile<br />

verlöre. Da dies bereits mehr<br />

oder minder der Fall ist,<br />

kann man<br />

mit der<br />

Verlängerung<br />

zuverlässig<br />

rechnen.<br />

Da aber<br />

im Osten<br />

das größte<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

des<br />

Landes erwirtschaftet<br />

wird, richten dort die von<br />

Kiew inszenierten Unruhen<br />

durch Steuerausfälle und sinkende<br />

Industrieexport einen<br />

überproportionalen Schaden<br />

an. Für die Eigentümer von<br />

Minen und Schwerindustrie,<br />

die Oligarchen, die teilweise<br />

den Rechten Sektor und die<br />

Nationalgarde finanzieren,<br />

bedeutet das indes keine Einbuße:<br />

Sie werden für die Verluste,<br />

die sie selber anrichten<br />

lassen, vom IWF entschädigt.<br />

Die Rechnung ist einfach: je<br />

mehr zerstört wird, umso<br />

reichlicher der Gewinn.<br />

23


Gleich drei Themen<br />

standen<br />

heute in der<br />

Schweiz zur Wahl. Gemäß<br />

der eidgenössischen<br />

Tradition der direktdemokratischen<br />

Einflussnahme<br />

konnten die<br />

Schweizer über die Einführung<br />

eines Mindeslohns,<br />

schärfere Restriktionen<br />

für Pädophile, sowie<br />

die Anschaffung der<br />

Gripen-Kampfflugzeuge<br />

entscheiden.<br />

Von Marco Maier<br />

Die jüngsten Hochrechnungen<br />

zeigen zumindest in<br />

Sachen Mindestlohn und Pädophilen<br />

klare Tendenzen.<br />

Bei den Gripen hingegen<br />

wird ein knappes Nein von<br />

52 zu 48 Prozent erwartet.<br />

Schweiz: Nein zum<br />

Mindestlohn – Ja zu<br />

Arbeitsverbot für<br />

Pädophile<br />

Den Schweizern waren die<br />

3,1 Milliarden Franken für<br />

dieses Projekt wohl doch zu<br />

viel Geld.<br />

Das Thema Mindestlohn<br />

war heftig umstritten, doch<br />

die Gegner konnten schlussendlich<br />

überzeugen. Ein<br />

monatliches Mindestsalär<br />

von 4.000 Franken, bzw. 22<br />

Franken pro Stunde wird<br />

vom Schweizer Wahlvolk<br />

nicht gewünscht. Ganze 77<br />

Prozent der Abstimmenden<br />

lehnen demnach die Initiative<br />

des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes<br />

(SGB) ab.<br />

Zu groß war wohl die Befürchtung,<br />

dass dieser Schritt<br />

Arbeitsplätze kosten würde.<br />

Was jedoch auf den ersten<br />

Blick nach viel Geld klingt,<br />

ist angesichts der exorbitant<br />

hohen Lebenserhaltungskosten<br />

in der Schweiz kein besonders<br />

hohes Einkommen.<br />

Mit etwa 63 Prozent an Ja-<br />

Stimmen konnten sich die<br />

Initiatoren des Arbeitsverbots<br />

mit Kindern für verurteilte<br />

Pädophile freuen. Kritiker<br />

monierten, dass die<br />

rechtsstaatliche Verhältnismäßigkeit<br />

damit ausgehebelt<br />

werde. Man könne Pädokriminelle<br />

nicht pauschal so bestrafen,<br />

da die Schwere der<br />

Taten ja auch unterschiedlich<br />

seien. Die Befürworter argumentierten<br />

mit dem Schutz<br />

der Kinder, zumal ein Großteil<br />

der Pädophilen als Wiederholungstäter<br />

in Erscheinung<br />

treten würden.<br />

24


NATO-Übung “Jawtex” – Sind die<br />

Schweiz und Österreich nicht<br />

mehr neutral?<br />

Der politische<br />

Neutralitätsbegriff<br />

wird<br />

nicht nur in Österreich<br />

ad absurdum geführt,<br />

nun folgt auch die<br />

Schweiz. Die mit rund<br />

4.500 Soldaten aus 12<br />

Nationen größte militärische<br />

Übung seit<br />

Jahren sorgt jedoch<br />

nicht nur in Deutschland<br />

für Unmut. Denn<br />

auch Einheiten aus den<br />

offiziell neutralen<br />

Staaten Schweiz und<br />

Österreich nehmen<br />

daran teil.<br />

Von Marco Maier<br />

An der NATO-Übung im<br />

Nordosten Deutschlands<br />

nehmen vom 12. bis zum 23.<br />

Mai insgesamt 12 Staaten<br />

teil. Neben dem Gastgeber<br />

Deutschland sind die Niederlande,<br />

Frankreich, Italien,<br />

Slowenien, Griechenland, die<br />

Türkei, Ungarn, die Vereinigten<br />

Staaten von Amerika, sowie<br />

die nicht der NATO angehörenden<br />

Länder Österreich,<br />

Finnland und die Schweiz<br />

Teil des militärischen Spektakels.<br />

Die seit Montag stattfindende<br />

kooperative Militäroperation<br />

"Joint Air Warfare<br />

Tactical Exercise" (Jawtex)<br />

als Teil der NATO-Übung in<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Brandenburg und auf der<br />

Ostsee ist sehr breit angelegt.<br />

Und mittendrin im Schlachtengetümmel<br />

der NATO-<br />

Truppen: Soldaten aus der<br />

Schweiz und aus Österreich.<br />

Doch was machen die angeblich<br />

neutralen Staaten dort?<br />

Sie sind im Rahmen des<br />

"Partnership for Peace" Programms<br />

dabei, womit sie de<br />

facto schon zu einem Teil des<br />

NATO-Systems wurden.<br />

Gemeinsam mit den NA-<br />

TO-Truppen üben sie die Zusammenarbeit<br />

von Bodentruppen,<br />

Luftwaffe und Marine,<br />

sowie die internationale<br />

Zusammenarbeit im Kriegsfall.<br />

Allerdings muss man<br />

sich fragen, in welchen Krieg<br />

neutrale Staaten denn hineingezogen<br />

werden sollten?<br />

Vor allem: weshalb geht man<br />

in Österreich und der<br />

Schweiz davon aus, auf Seiten<br />

der NATO kämpfen zu<br />

müssen?<br />

Fakt ist auf jeden Fall,<br />

dass diese Militärübung (wie<br />

auch jene in Estland) nicht<br />

gerade zur Entspannung der<br />

angespannten SItuation in<br />

Sachen Ukrainekrise beiträgt.<br />

Insbesondere deshalb<br />

weil auch der Außenminister<br />

der Schweiz, Didier Burkhalter,<br />

in der Ukraine vermitteln<br />

möchte. Wie neutral kann ein<br />

Vermittler eines Staates sein,<br />

der seine Soldaten gleichzeitig<br />

bei einer militärischen<br />

Großübung im Einsatz hat?<br />

25


NATO Übung mit 6.000 Soldaten<br />

in Estland<br />

Mit der militärischen<br />

Übung von<br />

6.000 Soldaten aus 9<br />

NATO-Staaten soll die<br />

Zusammenarbeit der<br />

unterschiedlichen<br />

Truppen im Falle einer<br />

Invasion in das<br />

kleine baltische Land<br />

getestet werden. Zudem<br />

versucht das<br />

nordatlatische Militärbündnis<br />

damit eine<br />

weitere Drohkulisse<br />

gegenüber Russland<br />

aufzubauen.<br />

Von Marco Maier<br />

Das NATO-Manöver<br />

"Steadfast Javelin"<br />

(Standhafter Speer) in<br />

Estland hat vor allem<br />

symbolische Bedeutung.<br />

Einerseits will man Moskau<br />

so zeigen, dass man<br />

durchaus schlagkräftig<br />

operieren kann, andererseits<br />

soll der Bevölkerung<br />

im Westen ein psychologisch<br />

wirksames Bild eines<br />

Bedrohungsszenarios<br />

vermittelt werden, indem<br />

man mit den Ängsten der<br />

Menschen spielt und völlig<br />

unrealistische Szenarien<br />

durchgeht.<br />

26<br />

Am Manöver unter der<br />

militärischen Leitung des<br />

deutschen Generals<br />

Hans-Lothar Domröse<br />

sind Soldaten aus Belgien,<br />

Dänemark, Estland,<br />

Frankreich, Großbritannien,<br />

Lettland, Litauen, Polen<br />

und den USA beteiligt.<br />

Im Einsatz sind unter anderem<br />

Infanterietruppen,<br />

Aufklärungseinheiten,<br />

Kampfflugzeuge und Luftabwehrkommandos.


Wiener Atomgespräche geplatzt<br />

Die Atomgespräche<br />

zwischen<br />

dem Iran und<br />

den westlichen Mächten<br />

sind geplatzt. EU-Außenbeauftragte<br />

Catherine<br />

Ashton und der iranische<br />

Außenminister Mohammed<br />

Javad Zarif haben<br />

die Gespräche ohne Begründung<br />

für beendet erklärt.<br />

Die USA fuhren offenbar<br />

wieder eine harte<br />

Linie.<br />

Von Marco Maier<br />

Offenbar finden die Vertreter<br />

der westlichen Staaten<br />

und des Irans keine gemeinsame<br />

Linie in Sachen iranisches<br />

Atomprogramm. Der<br />

Verhandlungsführer der iranischen<br />

Verhandlungsdelegation,<br />

Vizeaußenminister<br />

Abbas Araqchi erklärte, es<br />

habe "keine greifbaren Erfolge"<br />

gegeben. Ebenso sehen<br />

insbesondere die USA "große<br />

Diskrepanzen zwischen den<br />

Positionen beider Seiten".<br />

Der russische Vizeaußenminister<br />

Sergej Rjabkow hingegen<br />

beurteilte die Gespräche<br />

als "nützlich".<br />

Offenbar wollen die westlichen<br />

Staaten dem Iran weiterhin<br />

keine Zugeständnisse<br />

zur zivilen Nutzung der<br />

Atomkraft zugestehen, während<br />

das mit Europa und den<br />

USA eng verbundene Israel<br />

trotz Atomwaffensperrvertrag<br />

illegalerweise Nuklearwaffen<br />

besitzen darf, ohne<br />

dafür auch nur den Hauch<br />

von Sanktionen verspüren zu<br />

müssen.<br />

Sowohl die Amerikaner als<br />

auch die Iraner werfen der<br />

Gegenseite "mangelnden<br />

Realismus" hinsichtlich der<br />

Forderungen vor. Hinsichtlich<br />

des Umstandes, dass sowohl<br />

die Amerikaner als auch<br />

die Europäer in außenpolitischen<br />

Fragen gerne mit zweierlei<br />

Maß messen, anstatt die<br />

internationalen Partner<br />

gleichwertig zu behandeln,<br />

dürften USA und EU die berechtigten<br />

Interessen des<br />

Irans wohl kaum entsprechend<br />

gewürdigt haben.<br />

An den Gesprächen nahmen<br />

neben den Vertretern<br />

des Irans jene der fünf UNO-<br />

Vetomächte des Weltsicherheitsrats<br />

und Deutschlands<br />

teil. Die Gespräche sollten<br />

dem Interimsabkommen<br />

vom letzten November eine<br />

endgültige Fassung geben.<br />

Damals hatte sich der Iran<br />

verpflichtet, Teile seines Forschungsplans<br />

auf Eis zu legen,<br />

dafür Lockerungen bei<br />

den Sanktionen erhalten.<br />

Vizeaußenminister<br />

Araqchi hatte dem Westen<br />

für die eigentlich viertägige<br />

Verhandlungsrunde am Donnerstag<br />

einen 13-Punkte-Plan<br />

vorgelegt, mit dessen Hilfe<br />

der Konflikt stufenweise beigelegt<br />

werden soll. Doch insbesondere<br />

die USA sträubten<br />

sich massiv dagegen. Ob es<br />

sich schlichtweg um Arroganz<br />

der Delegation aus Washington<br />

oder um politisches<br />

Kalkül handelte ist unklar.<br />

Denn wer gibt ihnen eigentlich<br />

das Recht darüber zu<br />

entscheiden, wer diese Technologie<br />

einsetzen darf und<br />

wer nicht? Immerhin sind sie<br />

die einzige Nation dieser<br />

Erde, die schon mit Atombomben<br />

Städte in Schutt und<br />

Asche legte.<br />

27


Bilderberger, SS und das<br />

Vierte Reich<br />

Der britische<br />

Enthüllungsjournalist<br />

Tony<br />

Gosling deckte auf, wie<br />

sich der Militärisch-Industrielle-Komplex<br />

der<br />

britischen Armee ermächtigt,<br />

und wie die<br />

Bilderberg-Gruppe daran<br />

beteiligt ist. Mit den<br />

Bilderbergern wurde die<br />

SS neu formiert und aus<br />

der multinationalen militärischen<br />

Macht ein global<br />

agierendes Finanznetzwerk<br />

geschaffen,<br />

dessen Auswirkungen<br />

auf die Menschen dieser<br />

Welt nicht minder gefährlich<br />

sind.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Ernennung des als<br />

hitzköpfig geltenden ehemaligen<br />

Offiziers und heutigen<br />

Tory-Abgeordneten Rory Stewart<br />

zum Vorsitzenden des<br />

Westminster-<br />

Verteidigungsausschusses<br />

wird<br />

in investigativen<br />

britischen<br />

Kreisen äußerst<br />

kritisch<br />

gesehen. Der<br />

Bilderberger<br />

Stewart wird<br />

auch dieses<br />

Jahr in Kopenhagen<br />

dabei<br />

sein und<br />

dort die Wünsche<br />

des mächtigsten Privatklubs<br />

der Welt entgegen nehmen.<br />

Erst letzte Woche fällte<br />

der Innenausschuss ein vernichtendes<br />

Urteil über die<br />

Aufsicht der britischen Militär-<br />

und Geheimdienste. Insbesondere<br />

in Bezug auf die<br />

Kosten für die britischen<br />

Steuerzahler. Doch die kriminelle<br />

Verschwörung von<br />

Amerikanern, Briten und der<br />

Arabischen Liga 2003, die<br />

zum Vernichtungskrieg im<br />

Irak führte könnte bald<br />

schon übertroffen werden.<br />

Die aktuellen Vorgänge in<br />

der Ukraine werden nämlich<br />

gewiss auf der Bilderberg-Agenda<br />

stehen.<br />

Betrachtet man die Geschichte,<br />

so begann sich ab<br />

1943 – als die Niederlage<br />

Deutschlands im 2. Weltkrieg<br />

absehbar wurde – ein Netzwerk<br />

zu bilden, in dem nicht<br />

nur die Nachkriegsordnung<br />

Europas kontrolliert werden,<br />

sondern dieses auch noch an<br />

die USA geschweißt werden<br />

sollte. Die "Krieg und Frieden<br />

Studiengruppe" des<br />

Council On Foreign Relations<br />

der USA erarbeitete den<br />

Marshall-Plan, der neben<br />

dem Office of Strategic Services<br />

(OSS) dazu dienen sollte,<br />

die Westeuropäer vom<br />

Kommunismus fernzuhalten.<br />

Bilderberger als<br />

neue SS-Elite?<br />

Prinz Bernhard der Niederlande,<br />

der erste Vorsitzende<br />

der Bilderberg-Gruppe<br />

und Teil der deutschen Aristokratie,<br />

war ein frühes Mitglied<br />

von NSDAP und SS.<br />

Dennoch wurde er nach dem<br />

deutschem Einmarsch 1941,<br />

als er samt Familie nach<br />

Großbritannien floh, von britischen<br />

Kräften als vertrauenswürdiger<br />

niederländischer<br />

Verbindungsoffizier<br />

angesehen.<br />

Er<br />

koordinierte<br />

die Zusammenarbeit<br />

mit<br />

niederländischen<br />

Widerstandskämpfern<br />

und bereitete<br />

die alliierte<br />

Inva-<br />

28


sion in den Niederlanden<br />

vor. Doch sein Kontaktmann,<br />

Edellindemans, war Doppelagent<br />

und überbrachte die<br />

Pläne für die Operation<br />

"Market Garden" den deutschen<br />

Stellen. Nach dem<br />

Krieg kam er unter mysteriösen<br />

Umständen in britischer<br />

Gefangenschaft ums Leben.<br />

Die Operation "Market<br />

Garden" wurde durch den<br />

Verrat zum Desaster, da der<br />

Überraschungsmoment auf<br />

den die Briten setzten nun<br />

fehlte. Ein junger britischer<br />

Hauptmann, Lord Peter Carrington,<br />

der die Panzergrenadiere<br />

führte, wurde später<br />

selbst Teil der Bilderberg-<br />

Gruppe. Interessanterweise<br />

fand das erste Treffen der<br />

Gruppe 1954 in Oosterbeek<br />

statt, jenem Ort an dem die<br />

deutschen Truppen den letzten<br />

größeren Sieg feiern<br />

konnten und die britische Armee<br />

über 10.000 Todesopfer<br />

zu beklagen hatte.<br />

Der danach verfasste Vertrag<br />

von Rom, der den<br />

Grundstein für die heutige<br />

Europäische Union darstellt,<br />

geht direkt auf das erste Bilderberg-Treffen<br />

1954 zurück.<br />

Tony Gosling bezeichnet es<br />

so: So wie Psychopathen immer<br />

wieder an den Ort ihres<br />

Verbrechens zurückkehren,<br />

kehrte auch Prinz Bernhard<br />

nach Oosterbeek zurück. Sozusagen<br />

als Wink mit dem<br />

Zaunpfahl, dass die Nazis<br />

knapp ein Jahrzehnt nach<br />

der Niederlage wieder zurück<br />

sind. Nur eben im neuen Gewand.<br />

Bilderberg – die<br />

neue SS-Oligarchie<br />

Rund 70 Jahre nach Arnheim<br />

und 60 Jahre nach der<br />

ersten Konferenz in Oosterbeek<br />

wurde aus der Europäischen<br />

Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(EWG) eine Europäische<br />

Union die 28 Länder<br />

mit über 500 Millionen Einwohnern<br />

umfasst. Die NATO<br />

dient hierbei als militärischer<br />

Arm der neuen Oligarchie,<br />

bestehend aus Wirtschaftsmagnaten,<br />

Bankern, Politikern,<br />

Adeligen, Wissenschaftlern<br />

und Medienmogulen.<br />

SS-General Hausser sagte<br />

nach dem Krieg, dass die<br />

multinationalen SS-Truppen<br />

sozusagen der Vorläufer der<br />

NATO gewesen seien. Der<br />

frühere CBS News Korrespondent<br />

Paul Manning beschrieb<br />

in seinem 1981 erschienenen<br />

Buch "Martin<br />

Bormann im Exil" die Transformation<br />

der SS von einem<br />

militärischen zu einem finanziellen<br />

Reich.<br />

Mit dem transatlantischen<br />

Freihandelsabkommen TTIP,<br />

welches von Bilderberg-Mitgliedern,<br />

willfährigen Beamten<br />

und einer Lobbyistenschar<br />

hinter verschlossenen<br />

Türen ausverhandelt wird,<br />

soll die nächste Stufe der globalen<br />

Herrschaft der Konzerne<br />

darstellen. Dieses Ermächtigungsgesetz<br />

für die<br />

multinationalen Konzerne,<br />

deren Köpfe längst schon Teil<br />

der Bilderberg-Gruppe sind,<br />

entreißt noch mehr Teile der<br />

staatlichen Verwaltung der<br />

demokratischen Kontrolle.<br />

Der Verwirklichung eines<br />

Vierten Reichs, welches mit<br />

Europa und Nordamerika<br />

eine gewaltige Ausdehnung<br />

erreicht hat, steht nun nur<br />

noch wenig im Weg. Was<br />

Himmler einst als seine Elitetruppe,<br />

seinen "neuen<br />

Adel" für Europa ansah, wurde<br />

zu einer multinationalen<br />

Elite der Geldmächtigen und<br />

Einflussreichen. Die Uniformen<br />

wichen den Maßanzügen,<br />

die Totenköpfe den Firmenlogos,<br />

die MP44 der Finanzindustrie.<br />

Und wieder<br />

ziehen die Kohorten nach Osten<br />

und erkoren die Ukraine<br />

als Einfallstor nach Russland.<br />

Wer da noch glaubt, die<br />

direkte finanzielle Unterstützung<br />

der Bandera-Horden<br />

des Rechten Sektors sei Zufall,<br />

dem kann nicht mehr geholfen<br />

werden. Die Nadelstreif-Faschisten<br />

sind es, welche<br />

die Menschen für die<br />

Konzerninteressen bluten<br />

lassen.<br />

29


Öl und Gas: Anbiederung des<br />

Westens an den Iran<br />

Jahrzehntelang<br />

war der Iran<br />

für den Westen<br />

nur ein böser Schurkenstaat<br />

der mit Sanktionen<br />

belegt und medial<br />

verteufelt wurde.<br />

Der aktuelle Konflikt<br />

mit Russland und die<br />

Abhängigkeit Europas<br />

von dessen Öl- und<br />

Gaslieferungen führen<br />

nun zu einem Umdenken.<br />

So schnell dreht<br />

man sich einfach um<br />

180 Grad.<br />

Von Marco Maier<br />

Wenn die EU weiterhin<br />

eine harte Linie gegen Russland<br />

fahren will, muss sie<br />

energiepolitisch umdenken.<br />

Die jüngst begonnene<br />

Weichspülmasche der USA<br />

in Sachen Iran ist ein erster<br />

Schritt dort hin. Teheran<br />

sollte sich jedoch die Frage<br />

stellen, ob der Westen tatsächlich<br />

ein so guter Partner<br />

ist, wie er sich darzustellen<br />

versucht. Immerhin<br />

sind die Amerikaner bekannt<br />

dafür, ihren "Freunden"<br />

und "Partnern" gerne<br />

in den Rücken zu fallen.<br />

Gegenüber der russischen<br />

Zeitung "Nesawissmaja<br />

Gazeta" sagte der russische<br />

Iran-Experte Vladimir<br />

Sazhin: "Ein Ausbau geschäftlicher<br />

Kontakte mit<br />

dem Iran soll der EU dabei<br />

helfen, die Abhängigkeit<br />

von Russland im Öl- und<br />

Gasbereich zu überwinden.<br />

Sowohl die USA als auch die<br />

EU wollen den Iran für sich<br />

gewinnen oder ihn zumindest<br />

im Ukraine-Konflikt<br />

relativ neutral machen.<br />

Brüssel ist derzeit mehr an<br />

einer Aufhebung der Sanktionen<br />

interessiert als vor<br />

der Ukraine-Krise."<br />

Es ist ja nicht so, dass<br />

sich die Politik des Irans<br />

wesentlich geändert hätte,<br />

was zu einem Umdenken im<br />

Westen führte. Der Iran ist<br />

nach wie vor eine von schiitischen<br />

Mullahs geführte<br />

Theokratie die am Atomprogramm<br />

festhält. Doch da<br />

Russland und der Iran angesichts<br />

des sanktionsgeilen<br />

Westens ihre wirtschaftlichen<br />

Beziehungen weiter<br />

ausbauen, gerät dieser nun<br />

30<br />

unter Zugzwang. Doch da<br />

muss sich Teheran doch<br />

veräppelt vorkommen.<br />

Die Anbiederung des<br />

Westens an den Iran ist<br />

schlussendlich nur Teil des<br />

geopolitischen Kalküls, sich<br />

weitere Regionen mittels<br />

Zuckerbrot und Peitsche gefügig<br />

zu machen. Und ehe<br />

es sich Teheran versieht,<br />

haben Washington und<br />

Brüssel ihre Pseudo-NGOs<br />

als Trojanische Pferde in<br />

den Iran geschleust, um<br />

dort jener subversiven Tätigkeit<br />

nachzugehen, welche<br />

die Ukraine und Venezuela<br />

derzeit zu spüren bekommen.<br />

Hier geht es nur um<br />

den puren Eigennutz des<br />

Westens von dem der Iran<br />

langfristig kaum profitieren<br />

wird.


Europawahl: AfD in Umfragen bei<br />

7 Prozent – Union stagniert bei<br />

37 Prozent<br />

Die Europawahl<br />

in zehn Tagen<br />

könnte der Alternative<br />

für Deutschland<br />

(AfD) einen Achtungserfolg<br />

einbringen.<br />

Während sich die Union<br />

in etwa auf dem Niveau<br />

von 2009 hält, SPD und<br />

Linke mit Zugewinnen<br />

rechnen können, sinken<br />

die Grünen und noch<br />

mehr die FDP deutlich in<br />

der Wählergunst ab.<br />

Von Marco Maier<br />

Immer noch mehr als die<br />

Hälfte der Wähler wollen den<br />

beiden großen Parteien ihre<br />

Stimme geben. Zwar stagniert<br />

die Union bei 37 Prozent,<br />

doch die SPD dürfte im<br />

Vergleich zur Europawahl<br />

2009 stark zulegen. Damals<br />

erhielt sie noch 20,8 Prozent<br />

der Stimmen.<br />

In etwa<br />

gleichauf in<br />

der Umfrage<br />

liegen<br />

Linkspartei<br />

und Grüne<br />

mit jeweils<br />

9 Prozent.<br />

Die Linke<br />

profitiert<br />

offenbar<br />

auch vom<br />

ausgleichenden<br />

Kurs in Sachen<br />

Ostpolitik, während den<br />

Grünen ihr Image als Verbotspartei<br />

zu schaffen macht.<br />

Zudem dürften die Grünen<br />

für Pazifisten inzwischen<br />

kaum mehr wählbar sein,<br />

nachdem sich führende<br />

Grünpolitiker zusehends dem<br />

NATO-Kriegskurs von Union<br />

und SPD anbiedern.<br />

Für die AfD, die zum ersten<br />

Mal bei den Europawahlen<br />

antritt, sieht es derzeit<br />

sehr gut aus. Beinahe könnte<br />

man meinen, jene 8 Prozent<br />

welche die FDP gegenüber<br />

2009 verloren hat, seien<br />

überwiegend der Lucke-Partei<br />

zugeflossen. Die Liberalen<br />

dürften wohl lediglich ein<br />

Viertel des Wähleranteils<br />

halten können und liegen mit<br />

3 Prozent an der Wahrnehmungsschwelle.<br />

Interessant bleibt das Feld<br />

31<br />

der Kleinparteien, die insgesamt<br />

8 Prozent der Stimmen<br />

erhalten dürften. Angesichts<br />

des Wegfalls der Prozenthürde<br />

und der Möglichkeit,<br />

schon mit etwa 0,5% der<br />

Stimmen einen Sitz in Straßburg<br />

zu ergattern, könnten<br />

diese wohl 12-<strong>14</strong> Abgeordnete<br />

ins Europäische Parlament<br />

entsenden.<br />

Deutschland als größter<br />

Staat in der Europäischen<br />

Union könnte hier wichtige<br />

Akzente setzen, indem insbesondere<br />

jene Menschen die<br />

mit der aktuellen EU-Politik<br />

in Sachen Soziales und Frieden<br />

nicht zufrieden sind zur<br />

Wahl gehen.


„<br />

Alle Mitglieder<br />

des Parlaments<br />

sind<br />

einander formal gleichgestellt“,<br />

hält der Wissenschaftliche<br />

Dienst des<br />

Deutschen Bundestages<br />

fest und bestätigt damit<br />

eine Selbstverständlichkeit.<br />

Denn aus gleichen<br />

Wahlen, die das Grundgesetz<br />

vorschreibt, können<br />

nur im Recht gleiche<br />

Abgeordnete hervorgehen.<br />

Möchte man meinen.<br />

Doch in der Praxis<br />

sieht das anders aus.<br />

Privilegien: Von Abgeordneten<br />

zweiter Klasse<br />

Von Florian Stumfall<br />

Nachdem das Bundesverfassungsgericht<br />

die Drei-Prozent-Klausel<br />

bei den Europawahlen<br />

gekippt hatte, gab es<br />

ein großes Heulen und Zähneknirschen<br />

unter den etablierten<br />

Parteien, denn das<br />

Urteil bedeutete, dass nun<br />

kleine Parteien in das Parlament<br />

einziehen würden, und<br />

unter diesen auch solche, die<br />

dem Moloch EU nicht<br />

freundlich gesonnen sind.<br />

Aber beim Heulen scheint es<br />

nicht zu bleiben. Dieser Tage<br />

hat der Ältestenrat des Deutschen<br />

Bundestages beschlossen,<br />

einige Privilegien, die<br />

EU-Parlamentarier im Bundestag<br />

genießen, abzuschaffen.<br />

Es handelt sich dabei um<br />

das Recht der Benutzung des<br />

Fahrdienstes, der Bibliothek<br />

oder auch von Büroräumen.<br />

Zunächst stellt sich natürlich<br />

die Frage, woher diese<br />

Bevorzugung denn kommt.<br />

Denn beispielsweise ein<br />

bayerischer Landtagsabgeordneter<br />

genießt in Berlin<br />

keineswegs dieselbe bevorzugte<br />

Behandlung. Bereits<br />

hier ist zu sehen, dass es Abgeordnete<br />

verschiedenen<br />

Rechts gibt, und diejenigen<br />

von den Höhen der EU sind<br />

die besseren.<br />

Doch die Differenzierung<br />

der Bonität von Parlamentariern<br />

geht noch weiter, was<br />

zu erkennen ist, wenn man<br />

die Begründung für die Streichung<br />

jener kleinen Vorteile<br />

der Straßburger Mandatare<br />

in Berlin liest. Man wolle sie<br />

abschaffen, heißt es, weil<br />

sonst auch „radikale und europakritische<br />

Abgeordnete“<br />

in ihren Genuss kämen. Zunächst<br />

einmal heißt das, dass<br />

der Deutsche Bundestag zwar<br />

den Abgeordneten der Linken,<br />

der Nachfolgerin der<br />

weiland Ostberliner SED, die<br />

jedenfalls in Bayern noch<br />

vom Verfassungsschutz beobachtet<br />

wird, Privilegien zugesteht,<br />

diese aber, sagen<br />

wir, der AfD und Herrn Professor<br />

Lucke, verweigert. Der<br />

Verdacht auf Verfassungsfeindlichkeit<br />

wiegt nicht so<br />

schwer wie Kritik an den EU-<br />

Institutionen.<br />

Die Gleichheit der Abgeordneten<br />

ist auf diese Weise<br />

zerstört und durch politische<br />

Willkür ersetzt worden. Unverhohlen<br />

wird Kritik bestraft<br />

und der Randständigkeit<br />

am äußersten linken Flügel<br />

des Spektrums nachgeordnet.<br />

Das trägt totalitäre<br />

Züge und die Tatsache, dass<br />

ein solcher Umgang mit Verfassung<br />

und Abgeordnetenrecht<br />

als vorauseilende Willfährigkeit<br />

gegenüber Brüssel<br />

geschieht, zeigt, woher der<br />

Wind des absoluten Machtanspruchs<br />

weht.<br />

32


Souveränität?<br />

Germany Made in USA<br />

Warum vertritt<br />

die Politik<br />

in<br />

Deutschland nicht das<br />

deutsche Volk? Warum<br />

berichtet die deutsche<br />

Qualitätspresse einseitig<br />

und biedert sich permanent<br />

so penetrant den<br />

USA an? Der Grund dafür<br />

liegt in der Geschichte,<br />

welche bis heute erfolgreich<br />

anhält und so<br />

ein freies und souveränes<br />

Deutschland nicht<br />

ermöglicht.<br />

Von Andre Eric Keller<br />

Unzählige Politiker sprachen<br />

es an, aber so richtig<br />

will man denen nicht glauben.<br />

Es kann doch nicht sein<br />

was nicht sein darf. "Und wir<br />

in Deutschland sind seit dem<br />

8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt<br />

mehr voll souverän gewesen,"<br />

hörte man 20<strong>11</strong> den<br />

deutschen Bundesfinanzminister<br />

Schäuble im Rahmen<br />

des European Banking Congress<br />

sagen. Hat das etwa jemanden<br />

in Deutschland<br />

wach gerüttelt? Jetzt wird<br />

endlich offen ausgesprochen,<br />

was vorher den Verschwörungstheorien<br />

zugeordnet<br />

wurde und trotzdem gab es<br />

keinen Sturm der Entrüstung.<br />

Es lebt sich anscheinend<br />

gut fremdbestimmt.<br />

Dr. Gregor Gysi, am 8. August<br />

2013 live auf dem TV-<br />

Sender Phönix: "Also ich<br />

muss ihnen mal ganz ernsthaft<br />

sagen, dass das Besatzungsstatut<br />

immer noch gilt.<br />

Wir haben nicht das Jahr<br />

1945. Wir haben das Jahr<br />

2013. Könnte man das nicht<br />

mal aufheben und die Besatzung<br />

Deutschlands beenden?<br />

Also ich finde es wird höchste<br />

Zeit. Also ein paar mutige<br />

Schritte müssen gegangen<br />

werden. Und mich stört auch<br />

das unsere Bundeskanzlerin<br />

nichts macht. Die müsste ja<br />

eigentlich täglich mit Obama<br />

telefonieren und versuchen<br />

zu klären, um dann der Bevölkerung<br />

zu sagen das wird<br />

so und so und dann und<br />

dann beendet – aber nichts<br />

hört man.”<br />

Nur Angela Merkel glaubt<br />

an eine Souveränität<br />

Deutschlands. Sie verkündete<br />

am 21.08.2013 “… Erstens<br />

war ja mit dem Einigungsvertrag<br />

also und den 2+4 Abkommen<br />

eigentlich die deutsche<br />

Souveränität hergestellt<br />

… Und wir haben jetzt die<br />

ganzen Diskussionen um die<br />

Zusammenarbeit der Dienste<br />

genutzt um diese alten sogenannten<br />

68er Vereinbarungen<br />

mit Frankreich, Großbritannien<br />

und den Vereinigten<br />

Staaten von Amerika zu beenden.<br />

Ganz formell durch<br />

Verbalnotenaustausch, wie<br />

das heißt, zu beenden und<br />

damit ist auch in diesem letzten<br />

Bereichs unsere Souveränität<br />

hergestellt. Und ich<br />

glaube damit haben wir eigentlich<br />

das Problem gelöst.”<br />

Sie glaubt das Problem gelöst<br />

zu haben und vergisst<br />

doch, dass sie ein Teil des<br />

Problems ist. Wenn Angie<br />

sagt es sei ok, dann wird es<br />

auch so sein. Glauben versetzt<br />

eben Berge. Ja dann<br />

glaubt doch an eure Souveränität<br />

und vielleicht wird es<br />

dann auch mal was.<br />

Einen netten Film (siehe<br />

Youtube-Channel) von Joachim<br />

Schröder aus dem Jahr<br />

2009 haben wir für Sie hervor<br />

geholt:<br />

Der Krieg ist vorbei.<br />

Deutschland gleicht einem<br />

Trümmerhaufen. Doch<br />

schon bald setzt der Wiederaufbau<br />

ein – initiiert und<br />

tatkräftig unterstützt von<br />

den Alliierten, allen voran<br />

den USA. Luftbrücke für die<br />

Berliner, Care-Pakete und<br />

Marshall-Plan sind die Mittel.<br />

Was aber sind die Ziele?<br />

Bislang unveröffentlichte<br />

Dokumente enthüllen einen<br />

"Psychologischen Strategieplan<br />

für Deutschland", gesteuert<br />

und finanziert von<br />

der CIA. Der US-Geheimdienst<br />

beeinflusste die deutsche<br />

Kulturszene, unterstützte<br />

Medien, baute Gewerkschaften<br />

auf und bezahlte<br />

Politiker.<br />

33


Panikmache oder<br />

realistisches<br />

Szenario? Nach<br />

Angaben der EU-Abgeordneten<br />

Angelika Werthmann<br />

(BZÖ) soll es im<br />

Juni zum finanziellen<br />

GAU Frankreichs kommen.<br />

Um den Kollaps zu<br />

stemmen sollen, so<br />

Werthmann, die Sparguthaben<br />

herangezogen<br />

werden.<br />

Von Marco Maier<br />

BZÖ: Frankreich-Pleite<br />

im Juni – Enteignung der<br />

Sparer inklusive<br />

Um Frankreichs Staatsfinanzen<br />

steht es nicht gerade<br />

gut. Das ist kein Geheimnis.<br />

Von 2003 auf 2013 verzeichnete<br />

das zweitwichtigste<br />

Land der Europäischen Union<br />

beinahe eine Verdoppelung<br />

der Staatsschulden. Lag<br />

die gesamte Verschuldung<br />

damals noch bei 1.003,4 Milliarden<br />

Euro, so belief sie<br />

sich im Jahr 2013 auf 1.9<strong>11</strong>,4<br />

Milliarden Euro. Das sind<br />

etwa 93,5 Prozent der gesamten<br />

Wirtschaftsleistung. In<br />

der Grafik unten sehen Sie<br />

die Entwicklung der letzten<br />

Jahre im Vergleich mit Italien,<br />

Deutschland und Österreich.<br />

Laut der BZÖ-Spitzenkandidatin<br />

für die Europawahl<br />

soll die französische Staatsverschuldung<br />

im Juni über<br />

die Marke von 100 Prozent<br />

klettern, was jedoch einem<br />

Haushaltsdefizit von 6,5 Prozent<br />

für das erste Halbjahr<br />

20<strong>14</strong> (oder hochgerechnet<br />

satten 13 Prozent für das<br />

ganze Jahr) entsprechen<br />

würde. Aktuelle Schätzungen<br />

liegen jedoch bei 4-5 Prozent<br />

für das gesamte Jahr. Unterstützt<br />

wird ihre These dabei<br />

vom Eurokritiker und D-<br />

Mark-Fan Prof. Dr. Bernd<br />

Ramb, der ihr beipflichtet.<br />

Werthmann warnt davor,<br />

dass vor allem die reicheren<br />

EU-Staaten einen großen Anteil<br />

der Frankreichrettung<br />

übernehmen müssten und<br />

beispielsweise Österreichs<br />

Staatsschuldenquote dadurch<br />

von derzeit 74,5 auf<br />

92,7 Prozent ansteigen würde.<br />

Weiters, so die Befürchtung<br />

Werthmanns, könnte<br />

die EU nach dem Beispiel Zyperns<br />

2013 die Sparguthaben<br />

der Menschen in Europa zur<br />

Finanzierung heranziehen.<br />

34


Sicher, die aktuellen<br />

Zahlen aus Frankreich lassen<br />

nicht gerade viel Optimismus<br />

zu. Rechnet man<br />

sich die verfügbaren Zahlen<br />

einmal für weitere Prognosen<br />

durch, so erwarten<br />

uns in den kommenden<br />

Jahren noch einige Negativmeldungen<br />

aus der<br />

Grande Nation. Ein Kollaps,<br />

wie von Werthmann<br />

prophezeit, wird es in diesem<br />

Jahr jedoch sicher<br />

nicht geben.<br />

Das vergleichbar große<br />

Italien zum Beispiel steht<br />

wirtschaftlich und finanziell<br />

noch schlechter da als<br />

Frankreich und kollabiert<br />

dennoch nicht. Weshalb<br />

sollte man Frankreich bei<br />

einer Verschudung von<br />

etwa 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

kollabieren<br />

lassen, während Italien<br />

mit über 132 Prozent<br />

Schuldenquote durchkommt?<br />

Vor allem muss man bei<br />

der öffentlichen Verschuldung<br />

die Einnahmensituation<br />

der Staatshaushalte<br />

(siehe Grafik oben) berücksichtigen.<br />

Jeder Staat<br />

beansprucht einen unterschiedlich<br />

großen Anteil<br />

des gesamten "Kuchens"<br />

für sich. Sind es in Frankreich<br />

48 Prozent der gesamten<br />

Wirtschaftsleistung,<br />

so beanspruchen Österreich<br />

(45,1 Prozent), Italien<br />

(44,5 Prozent) und<br />

Deutschland (40,3 Prozent<br />

schon ein Stück weniger.<br />

Dadurch relativiert sich<br />

der französische Schuldenberg<br />

wieder ein wenig.<br />

Frankreich mag zwar in<br />

Sachen öffentlicher Finanzen<br />

ein Problemstaat sein,<br />

doch Italien steht deutlich<br />

35<br />

schlechter da. Bevor<br />

Frankreich unter der<br />

Schuldenlast kollabiert,<br />

trifft es Italien. Denn während<br />

die Schulden Frankreichs<br />

und Deutschlands<br />

knapp doppelt so viel wie<br />

deren jährliche Einnahmen<br />

betragen, steht Rom<br />

schon mit dem Dreifachen<br />

der Staatseinnahmen in<br />

der Kreide.<br />

Vielleicht sollte Frau<br />

Werthmann die Quelle ihrer<br />

Behauptungen samt<br />

Zahlenmaterial offenlegen,<br />

anstatt unbegründet Panikmache<br />

zu betreiben.<br />

Selbst die österreichischen<br />

Zeitungen übernehmen die<br />

Meldung völlig unreflektiert,<br />

wo sich die aufgestellten<br />

Thesen doch widerlegen<br />

lassen.


China investiert in die<br />

afrikanische Infrastruktur<br />

Während<br />

man sich<br />

in Europa<br />

nur am Rande für die<br />

Probleme in Afrika interessiert,<br />

arbeitet die<br />

Volksrepublik China<br />

intensiv mit diversen<br />

afrikanischen Regierungen<br />

zusammen, um<br />

die wirtschaftliche Entwicklung<br />

des Kontinents<br />

zu fördern. Das<br />

Hauptaugenmerk liegt<br />

derzeit beim Ausbau<br />

der Verkehrsinfrastruktur.<br />

Von Marco Maier<br />

Entwicklungshilfe besteht<br />

nicht nur darin,<br />

Brunnen zu bohren, Schulen<br />

zu bauen und Nahrungsmittel<br />

zu liefern. Um<br />

den Menschen in Afrika<br />

wirkliche Perspektiven bieten<br />

zu können, muss eine<br />

umfangreiche wirtschaftliche<br />

Infrastruktur geschaffen<br />

werden, damit der<br />

"Schwarze Kontinent"<br />

nicht mehr nur Rohstofflieferant<br />

ist, sondern<br />

diese selbst verarbeiten<br />

kann.<br />

China will die afrikanischen<br />

Länder deshalb mit<br />

seinem technischen Knowhow<br />

und Erfahrungen im<br />

Eisenbahnbau unterstützen<br />

und damit einen Beitrag<br />

zum Ausbau der dortigen<br />

Infrastruktur leisten,<br />

wie die Außenamtssprecherin<br />

Hua Chunying mitteilte.<br />

Ministerpräsident Li<br />

Keqiang soll diesbezüglich<br />

mit Spitzenpolitikern und<br />

Regierungsvertretern aus<br />

Burundi, Kenia, Ruanda,<br />

Südsudan, Tansania und<br />

Uganda Gespräche geführt<br />

haben.<br />

Der ostafrikanische<br />

Raum könnte dadurch in<br />

den kommenden Jahren<br />

eine deutliche wirtschaftliche<br />

Aufwertung erfahren,<br />

wovon viele Millionen<br />

Menschen in der Region<br />

profitieren würden. China<br />

sorgt damit nicht nur für<br />

gute diplomatische Beziehungen,<br />

sondern auch für<br />

den Aufbau neuer Märkte.<br />

36<br />

Für beide Seiten ergeben<br />

sich aus der intensiven<br />

wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

enorme Vorteile.<br />

Im Gegensatz zu den<br />

Europäern und Amerikanern,<br />

die in Afrika lediglich<br />

einen billigen Rohstofflieferanten<br />

sehen der von<br />

westlicher "Entwicklungshilfe"<br />

abhängig bleiben<br />

soll, haben die Chinesen<br />

offensichtlich das langfristige<br />

Potential einer umfassenden<br />

wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit erkannt.<br />

Ein wirtschaftlich starkes<br />

Afrika mit einer funktionierenden<br />

Wirtschaft wäre<br />

ein wichtiger Schritt hin zu<br />

einer Welt ohne Armut.


Österreich: Großanleger nähren<br />

Immobilienblase<br />

Der österreichische<br />

Immobilienmarkt<br />

weist erste Anzeichen<br />

einer Blasenbildung<br />

auf, dennoch<br />

wollen die Großanleger<br />

weiter Geld in das "Betongold"<br />

stecken. Versicherungen<br />

und Pensionskassen<br />

spielen<br />

mit dem Geld der Kunden<br />

und Anleger.<br />

Von Marco Maier<br />

Erst im Januar warnte<br />

die Oesterreichische Nationalbank<br />

(OeNB) vor einer<br />

Blasenbildung auf dem österreichischen<br />

Immobilienmarkt.<br />

Allein in Wien<br />

seien die Wohnimmobilien<br />

im Schnitt um 21 Prozent<br />

zu teuer, da die Preisanstiege<br />

vor allem durch spekulative<br />

Investments in die<br />

Höhe getrieben wurden.<br />

Mieter spüren dies insbesondere<br />

bei den stark steigenden<br />

Mietpreisen.<br />

Nun wurde bekannt,<br />

dass institutionelle Anleger<br />

wie Versicherungen und<br />

Pensionskassen verstärkt<br />

im Immobilienbereich investieren<br />

wollen. Laut<br />

"Wirtschaftsblatt" flossen<br />

im ersten Quartal 20<strong>14</strong><br />

schon ganze 650 Millionen<br />

Euro in den österreichischen<br />

Immobilienmarkt.<br />

Der Großteil davon<br />

stammt von ausländischen<br />

Großinvestoren.<br />

Wenn nun die alpenrepublikanischen<br />

Versicherungen<br />

und Pensionskassen<br />

ihr finanzielles Engagement<br />

in diesem Sektor<br />

erweitern, wird dies zu einer<br />

weiteren Aufblähung<br />

der Preise führen. Für die<br />

kurzfristigen bilanziellen<br />

Wertsteigerungen riskieren<br />

sie jedoch angesichts<br />

des ohnehin schon überteuerten<br />

Umfelds langfristig<br />

große Verluste zu Lasten<br />

der Kunden und Anleger.<br />

Sicher, ein Totalverlust<br />

ist kaum möglich –<br />

doch wenn die Immobilienpreise<br />

auf ein normales<br />

Niveau zurückfallen, geht<br />

das an die Substanz.<br />

37


Tech-Blase: Börsencrash nur<br />

eine Frage der Zeit<br />

Massiv überbewertete<br />

Aktienkurse<br />

die<br />

keinen Bezug mehr zu<br />

den realwirtschaftlichen<br />

Tatsachen haben, werden<br />

früher oder später<br />

wieder auf ihren fairen<br />

Kurs zurückfallen. Besonders<br />

überbewertet<br />

sind derzeit vor allem die<br />

Tech- und Internetaktien.<br />

Doch die Gewitterfront<br />

an den Finanzmärkten<br />

ist deutlich<br />

breiter gestreut.<br />

Von Marco Maier<br />

Hohe Aktienkurse sind<br />

nur dann gerechtfertigt,<br />

wenn die laufenden Gewinne<br />

und die Unternehmenswerte<br />

in einem vernünftigen Verhältnis<br />

zu den Kursen stehen.<br />

Doch an den Börsen regieren<br />

nicht nur Zahlen und Fakten,<br />

sondern vor allem die Massenpsychologie.<br />

Doch der<br />

Hype rund um diverse Firmen<br />

wird bald schon in Enttäuschung<br />

umschlagen, wenn<br />

die Erwartungen an die Unternehmen<br />

von diesen nicht<br />

erfüllt werden können.<br />

Zwar finden wir die größten<br />

Exzesse im Technologiesektor<br />

vor, doch auch in anderen<br />

Sparten scheint es derzeit<br />

zu nicht nachvollziehbaren<br />

Überbewertungen zu<br />

kommen. Grund dafür sind<br />

die Gelddruckexzesse der<br />

Notenbanken, deren Geldflut<br />

vor allem in den Finanzsektor<br />

strömt und dort massive<br />

inflationäre Tendenzen verursacht.<br />

Inzwischen gibt es schon<br />

eine Reihe von Hedgefondsmanagern<br />

die diese Entwicklung<br />

erkannt haben. Sie beginnen<br />

schon damit auf fallende<br />

Kurse zu wetten. Die<br />

irre Welt des Börsenkapitalismus<br />

macht es eben möglich,<br />

dass man selbst ordentlich<br />

Geld verdienen kann,<br />

wenn rund um einen herum<br />

das ganze System kollabiert.<br />

Doch nicht nur bei den Aktien<br />

gibt es große Diskrepanzen<br />

zwischen Buchwerten<br />

und realen Werten – selbst<br />

auf den Rentenmärkten sind<br />

die Verwerfungen offenbar<br />

größer als gedacht.<br />

Dann gibt es natürlich<br />

noch jene unverbesserliche<br />

Spezies an Spekulanten, die<br />

auf die Hebelwirkung setzen<br />

38<br />

und auf Kredit spekulieren.<br />

Erste Schätzungen zeigen,<br />

dass das globale Kreditvolumen<br />

für Spekulationszwecke<br />

inzwischen die früheren Rekordwerte<br />

von 2000 und<br />

2007 deutlich übersteigen.<br />

Wenn dann die ersten Blasen<br />

an den Börsen zu platzen beginnen,<br />

trifft dies auch die<br />

Kreditwirtschaft im entsprechenden<br />

Ausmaß. Doch für<br />

eventuelle Bankenrettungen<br />

ist längst kein Geld mehr da,<br />

weil die Politik schon in den<br />

letzten Jahren Unsummen in<br />

die marode Bankenlandschaft<br />

pumpten.


Nutzt die OMV Fracking in<br />

Niederösterreich?<br />

Offiziell will<br />

die OMV die<br />

zurecht<br />

höchst umstrittene<br />

Fördermethode für Öl<br />

und Gas, die unter dem<br />

Namen "Fracking" bekannt<br />

ist, in Österreich<br />

nicht anwenden. Ein<br />

Mitarbeiter behauptet<br />

laut ORF jedoch, dass<br />

dieses Verfahren in<br />

Niederösterreich bereits<br />

mehrfach angewendet<br />

wurde.<br />

Von Marco Maier<br />

Die Bevölkerung ist dagegen,<br />

die Politik offiziell<br />

auch, und die OMV will<br />

dieses Verfahren dem eigenen<br />

Bekunden nach in Österreich<br />

ebenfalls nicht anwenden.<br />

Und dennoch soll<br />

nach Angaben eines OMV-<br />

Mitarbeiters schon "20 bis<br />

30 Mal" im Weinviertel gefrackt<br />

worden sein. Die<br />

OMV wollte sich gegenüber<br />

dem ORF jedoch<br />

nicht äußern.<br />

In einer kurzen Stellungnahme<br />

hieß es lediglich,<br />

dass man vereinzelt<br />

auf Fracking-Elemente zurückgegriffen<br />

habe um herkömmliche<br />

Öl- und Gasfelder<br />

effektiver ausbeuten zu<br />

können. Genauer spezifizieren<br />

wollte man dies jedoch<br />

offenbar nicht, obwohl<br />

auch dort Chemie in<br />

den Boden gepumpt wurde.<br />

Ein brisantes Video zum<br />

Thema Fracking finden Sie<br />

direkt im Online-Artikel.<br />

Interessante Videos<br />

finden Sie in unserem<br />

Youtube-Channel:<br />

39


Als hätte Serbien<br />

nicht<br />

schon genug<br />

Probleme mit der desaströsen<br />

Ökonomie des<br />

Landes, der Infrastruktur<br />

die mit EU-<br />

Hilfen langsam verbessert<br />

wurde und der hohen<br />

Arbeitslosigkeit<br />

die 2013 bei 25 Prozent<br />

lag, wurde dieses Land<br />

in den letzten Tagen<br />

auch noch von massiven<br />

Regenfällen heimgesucht,<br />

welche an die<br />

biblische Sintflut erinnern.<br />

Wassermassen<br />

unvorstellbaren Ausmaßes,<br />

ergossen sich<br />

innerhalb kürzester<br />

Zeit auf die südwestlichen<br />

Regionen Serbiens.<br />

Der serbische<br />

Ministerpräsident<br />

Aleksandar Vucic rief<br />

am Freitag den Notstand<br />

aus.<br />

Von Andre Eric Keller<br />

Die extremen Regenmassen<br />

welche sich in den<br />

letzten Tagen ergossen<br />

hatten, sind für den neu<br />

gewählten serbischen Ministerpräsidenten<br />

Vucic<br />

eine Katastrophe. In den<br />

rund 120 Jahren der Wetter-Aufzeichnungen<br />

war so<br />

Serbien: Nach<br />

Jahrhundert-Hochwasser<br />

humanitäre Katastrophe<br />

erwartet<br />

ein Niederschlag noch<br />

nicht gemessen worden.<br />

Auch in den nächsten Tagen<br />

wird noch keine Entspannung<br />

der Lage erwartet.<br />

Die Regierung veranlasste<br />

die Evakuierung der<br />

Städte Obrenovac und Sabac.<br />

Aus ganz Serbien werden<br />

Hilfskräfte mit Bussen<br />

herbei gerufen. Ebenfalls<br />

hat man die EU um Hilfe<br />

gebeten. Österreich,<br />

Deutschland, Kroatien und<br />

Ungarn haben Hilfe zugesagt.<br />

Bulgarische und russische<br />

Hilfsmannschaften<br />

sind bereits eingetroffen.<br />

Die Hilfsmannschaften<br />

werden zunächst für die<br />

Evakuierung und für den<br />

Bau der Teiche benötigt,<br />

um so eventuell das Ärgste<br />

40<br />

noch abwenden zu können.<br />

Verzweifelt versucht man<br />

noch zu retten was zu retten<br />

ist.<br />

Ein Fiasko für die<br />

serbische Wirtschaft<br />

Ohnehin haben sich bis<br />

jetzt nur die ganz großen<br />

und global agierenden Unternehmen<br />

in Serbien positioniert.<br />

Speziell die europäischen<br />

Unternehmen<br />

sind sich noch nicht ganz<br />

sicher, ob sie am serbischen<br />

Markt teilnehmen.<br />

Die Nachteile sind eigentlich<br />

ob der mitlerweilen<br />

vorhanden Rechtsicherheit<br />

geringer geworden. Bis auf<br />

die ortsübliche Korruption<br />

bietet der Standort Serbien


aber andererseits verlockend<br />

geringe Lohnnebenkosten,<br />

welche doch in Europa<br />

das Vielfache betragen.<br />

Auch die Nähe zum<br />

europäischen Markt und<br />

der Anschluss an das transeuropäische<br />

Autobahnnetz<br />

und den Eisenbahnkorridor<br />

ist ein gewichtiger<br />

Entscheidungsfaktor.<br />

Die serbische<br />

Landbevölkerung<br />

ist am<br />

Schlimmsten<br />

dran.<br />

Geringe<br />

Einkommen<br />

welche bei<br />

rund 150-<br />

300 Euro<br />

monatlich<br />

liegen, sind<br />

außerhalb<br />

der großen<br />

Städte üblich. Sie versorgen<br />

sich meist selbst. Ein<br />

paar Hühner, Schweine<br />

und auch Kühe sind fast<br />

überall zu finden. Irgendwo<br />

hinter dem Haus ein<br />

Garten oder Äcker wo Gemüse<br />

und Obst angebaut<br />

wird. Der Überschuss wird<br />

getauscht oder auf dem<br />

Marktplatz verkauft. Diese<br />

Menschen die aber das alles<br />

verloren haben, stehen<br />

vor dem existenziellen<br />

Ruin. Wer Familienmitglieder<br />

in Westeuropa hat,<br />

kann sich glücklich schätzen,<br />

denn die unterstützen<br />

zumeist die noch verbliebenen<br />

Verwandten in der<br />

Heimat. Viele junge Menschen<br />

kehren Serbien sowieso<br />

den Rücken, die<br />

Länder der Europäischen<br />

Union sind meist das Ziel.<br />

So hat auch Serbien – wie<br />

auch die EU, das Problem<br />

der Überalterung der Gesellschaft.<br />

Der Schaden geht<br />

in die Milliarden<br />

Wenn das Hochwasser<br />

zurück geht, wird das Ausmaß<br />

der Katastrophe erst<br />

so richtig deutlich werden.<br />

Was die Menschen aber<br />

sofort brauchen um ihre<br />

Grundbedürfnisse zu stillen,<br />

sind warme Kleidung<br />

und Schuhe, Decken, Nahrung<br />

und Lebensmittel<br />

und vor allem Wasser. Das<br />

Wasser der allermeisten<br />

Brunnen ist jetzt nicht<br />

mehr genießbar, weil sich<br />

das Trinkwasser im Boden<br />

mit dem Abwasser der<br />

Senken vermischt. Manch<br />

ein unguter Zeitgenosse<br />

will bereits jetzt schon aus<br />

der Not eine Tugend machen.<br />

So bietet man in<br />

manchen Geschäften Wasser<br />

um den doppelten Preis<br />

an. So schnell kann das<br />

kristallklare Nass zum<br />

höchsten Gut werden.<br />

Lasst uns weniger verschwenderisch<br />

mit den<br />

wertvollen und lebenswichtigen<br />

Ressourcen umgehen.<br />

Ich hoffe das ist uns<br />

allen eine Lehre.<br />

Die Menschen in Serbien<br />

sind jetzt auf Hilfe von<br />

außen angewiesen.<br />

Auf Facebook wurde bereits<br />

eine Veranstaltung<br />

von Mitgliedern der serbischen<br />

Diaspora erstellt,<br />

welche zu einer Hilfsaktion<br />

für die Flutopfer in Serbien<br />

aufrufen.<br />

41


Ist das Champions League<br />

Finale 20<strong>14</strong> gefährdet?<br />

Stellen sie sich<br />

nur mal ein<br />

Champions<br />

League Finale einem<br />

halbleeren Stadion vor.<br />

Genau das könnte dieses<br />

Jahr passieren, wenn<br />

nicht schnell gehandelt<br />

wird. Zugegeben, das<br />

Szenario ist unwahrscheinlich,<br />

aber eine gebrochene<br />

Radachse und<br />

eine gute Dosis unbedachter<br />

Populismus machen<br />

es möglich. Das<br />

Einzige, was sicher zu<br />

sein scheint ist, dass es<br />

teuer wird, sehr teuer.<br />

Von Rui Filipe<br />

Gutschmidt<br />

Ein Unfall hat die<br />

Pläne tausender Fußballfans<br />

über den<br />

Haufen geworfen. Sieben<br />

Sonderzüge wurden<br />

reserviert, um die<br />

Fans von Atletico und<br />

Real Madrid nach<br />

Lissabon zu bringen.<br />

Ein Waggon von einem<br />

privaten Güterzug<br />

ist entgleist, ohne<br />

dabei ganz aus der<br />

Spur zu springen. Als Resultat<br />

hat ein Rad auf einer Länge<br />

von 6 Kilometern die Gleise<br />

beschädigt und somit unpassierbar<br />

gemacht. Der<br />

Schaden ist enorm und<br />

schließt drei Brücken mit ein.<br />

Eine davon wurde von Gustav<br />

Eiffels Team errichtet<br />

und hat historischen Wert.<br />

Das bedeutet Reparaturen<br />

unter Denkmalschutzbedingungen.<br />

Hätte die jetzige Regierung<br />

nicht alles daran gesetzt,<br />

die von langer Hand<br />

geplante Hochgeschwindigkeitsverbindung<br />

nach Madrid<br />

auf Eis zu legen, und das<br />

schon vor ihrer Wahl, indem<br />

die Minderheitsregierung Socrates<br />

davon abgehalten wurde<br />

diese und andere Projekte<br />

auszuführen. Auch wenn<br />

Passos Coelho seine populistischen<br />

Wahlversprechen von<br />

„Wir können uns das nicht<br />

leisten“ inzwischen überdenkt<br />

und diese sowie andere<br />

notwendigen Investitionen in<br />

ein modernes Portugal, in einer<br />

minimalistischen, von<br />

seiner neoliberalen Ideologie<br />

beeinflussten, Dritte-Welt-<br />

Version nun doch ausführen<br />

lässt.<br />

Doch zurück zu den wirklich<br />

wichtigen Dingen im Leben,<br />

dem Fußball! Die Fans<br />

müssen umdisponieren, da<br />

42<br />

die Bahnstrecke wohl nicht<br />

rechtzeitig repariert werden<br />

kann. Das heißt 7 vollbesetzte<br />

Züge auf Busse und Charterflüge<br />

umbuchen. Jemand<br />

wird für den Schaden aufkommen<br />

müssen. Das Estadio<br />

da Luz bietet Platz für<br />

65.000 Zuschauer. Auch<br />

wenn die UEFA, um die<br />

Fangruppen auseinanderzuhalten,<br />

die Anzahl der<br />

Tickets reduziert, ist immer<br />

noch die Einwohnerzahl einer<br />

Kleinstadt auf dem Weg<br />

von Madrid nach Lissabon.<br />

Viele Portugiesen würden<br />

gerne die Spieler ihrer Lieblingsmannschaft<br />

live spielen<br />

sehen, doch haben die wenigsten<br />

das Geld, bzw die Beziehungen<br />

um Ronaldo,<br />

Pepe, Coentrão<br />

und Tiago auf<br />

dem Platz zu erleben.<br />

Doch das ist<br />

noch nicht der<br />

ganze Schaden<br />

der angerichtet<br />

wurde. Auch die<br />

Exportwirtschaft,<br />

auf die sich das<br />

Land inzwischen<br />

fast ausschließlich<br />

verlässt, hat großen Schaden<br />

genommen. Die Bahnlinie ist<br />

eine der Haupthandelswege<br />

für den Güterverkehr zwischen<br />

Portugal, Spanien und<br />

dem Rest Europas. Die Portugiesen<br />

haben ein Sprichwort:<br />

"Das Billige kommt<br />

Teuer"!


Kinderklau: Verzweifelte<br />

achtfache Mutter klagt an<br />

Die Fälle staatlichen<br />

Kinderklaus häufen sich<br />

in unserem demokratischen<br />

Lande. Die stets<br />

involvierten Jugendämter<br />

scheinen bis heute in<br />

ihren eigenen Reihen etliche<br />

Mitarbeiter zu decken,<br />

die keinerlei Skrupel<br />

haben, statt dem Kindeswohl<br />

gerecht zu werden,<br />

diese letztlich intakten<br />

Familien zu entreißen,<br />

um sie einer „Pflege-Mafia“<br />

zuzuführen.<br />

Von Lotar Martin Kamm<br />

(via Buergerstimme)<br />

In der Not versuchen die<br />

betroffenen Familien sämtliche<br />

rechtlichen Möglichkeiten<br />

auszuschöpfen, so daß<br />

ebenso Buergerstimme etliche<br />

Anfragen erhält, die wir<br />

leider nicht sämtlich thematisieren<br />

können. Doch das<br />

Schicksal der verzweifelten<br />

achtfachen Mutter geht uns<br />

sehr nahe. Aus Sicherheitsgründen,<br />

um sie selbst und<br />

die betroffenen Kinder zu<br />

schützen, verwenden wir<br />

nicht ihren richtigen Namen.<br />

Ehestreit ruft Jugendamt<br />

auf den Plan – erster<br />

dreister Kindesentzug<br />

In jeder Ehe gibt es Krisen,<br />

können auch mal lautstarke<br />

Streitereien folgen, so<br />

wie es der hochschwangeren<br />

Sonja vor knapp 10 Jahren<br />

erging. Der vierfachen Mutter<br />

unterstellte man, einmal<br />

in den Fokus der Beobachtung<br />

geraten, daß sie wohl<br />

überfordert sei, das Jugendamt<br />

wurde eingeschaltet. Zunächst<br />

gab es keinen Beschluß,<br />

sondern die behauptete<br />

Vermutung des Jugendamtes<br />

veranlaßte somit die<br />

Behörde dazu, diesen per Gericht<br />

einzufordern.<br />

Die völlig überraschte<br />

Mutter tauchte aus Angst erst<br />

mal unter, in der Hoffnung,<br />

die Gerichtsbarkeit würde in<br />

ihrem Sinne entscheiden,<br />

während Sonjas Ehemann es<br />

vorzog, Sonja finanziell nicht<br />

zu unterstützen, sie und die<br />

Kinder eher in Stich ließ, lieber<br />

einfach fremd ging.<br />

Noch während Sonja ihr<br />

fünftes Kind gebahr, hatte<br />

kurz zuvor eine Bekannte sie<br />

ins Krankenhaus gebracht<br />

und das Jugendamt informiert.<br />

Die Behörde zögerte<br />

nicht, noch in der gleichen<br />

Nacht ihre vier Kinder abzuholen,<br />

was die betroffene<br />

Mutter eine halbe Stunde<br />

nach der Entbindung erfuhr.<br />

Doch das Jugendamt gab<br />

sich keineswegs mit dem<br />

vierfachen Kindesentzug zufrieden,<br />

versuchte noch an<br />

die Daten des neugeborenen<br />

Babys heranzukommen, die<br />

die Klinik dank Datenschutz<br />

der Behörde nicht mitteilte.<br />

Dem Jugendamt fiel<br />

43<br />

nichts besseres ein, als die<br />

Betroffene per Auflagen zu<br />

schickanieren. Verständlicherweise<br />

versuchte Sonja<br />

natürlich ihre Kinder zurück<br />

zu erhalten. Doch der damit<br />

verbundene psychische<br />

Druck, der bei jedem Betroffenen<br />

sich einstellt, veranlaßte<br />

das Jugendamt im Gegenzug<br />

dazu, sie solle monatelang<br />

psychiatrischen Sitzungen<br />

beiwohnen, die dann in<br />

ein Gutachten münden. Dies<br />

geschah mit der Diagnose,<br />

daß sie keineswegs psychisch<br />

erkrankt war, aber die Jugendbehörde<br />

ließ dann anschließend<br />

das Gutachten<br />

plötzlich verschwinden. Man<br />

stellte ihr stattdessen eine<br />

Jugendhilfe zur Seite, die jedoch<br />

nach einem dreiviertel<br />

Jahr als unnötig wieder abgezogen<br />

wurde. Ihre vier Kinder<br />

blieben unter der sogenannten<br />

Obhut des Jugendamtes.<br />

Ihre zweite Ehe endete<br />

wie ein Albtraum –<br />

zweiter Kindesentzug<br />

Bis 2009 folgten, außer ihren<br />

ständigen Bemühungen,<br />

die Kinder wieder zu erhalten,<br />

keine weiteren dramatischen<br />

Vorkomnisse. Inzwischen<br />

hatte Sonja wieder geheiratet,<br />

drei weitere Kinder<br />

geboren. Doch mit ihrem<br />

zweiten Ehemann hatte sie<br />

jetzt erst recht großes Pech,<br />

weil dieser äußerst aggressiv<br />

und gewalttätig auftrat, sie


und die Kinder schlug. Anstatt<br />

das Jugendamt ihr<br />

Glauben schenkte, folgte die<br />

Behörde den unglaubwürdigen<br />

Berichten, wonach sie<br />

stattdessen ihre Kinder mißhandelt<br />

haben soll. Und das,<br />

obwohl eindeutige Arztberichte<br />

vorlagen, Zeugen wie<br />

Nachbarn und Kinderarzt<br />

ihre Schilderungen bestätigten.<br />

Trotz aller Belege über die<br />

brutalen Vorkommnisse wurde<br />

eine Härtefallscheidung<br />

abgelehnt. Es folgte ein äußerst<br />

tragisches Trennungsjahr<br />

für Sonja, in dem ihr<br />

Noch-Ehemann sie nonstop<br />

psychisch unter Druck setzte,<br />

sie bedrohte, sie würde ohne<br />

ihn auch ihre anderen Kinder<br />

nie wieder sehen, sie solle<br />

den Scheidungsantrag zurückziehen.<br />

Schließlich wäre<br />

sein Aufenthaltsrecht dadurch<br />

gefährdet. Obendrein<br />

schüchterte er die vier Kinder<br />

ein, was so weit fruchtete,<br />

daß sie vor dem Jugendamt<br />

erklärten, ihre Mutter<br />

hätte sie mißhandelt.<br />

Hinzu kamen Behauptungen<br />

seitens des Jugendamtes,<br />

Sonja würde ihnen verschimmeltes<br />

Essen geben, obwohl<br />

nachweisbar mittels Arztberichten<br />

die Kinder stets bei<br />

bester Gesundheit waren.<br />

Jede kleinste Aussage wurde<br />

verwendet, um den weiteren<br />

Kindesentzug zu rechtfertigen.<br />

Ihr 15-jähriger Sohn begann<br />

sich zu wehren ob der<br />

Trennung zur Mutter, was<br />

angesichts der Pubertät ein<br />

völlig normaler Vorgang.<br />

Plötzlich seiner nicht mehr<br />

Herr werdend, durfte er gar<br />

des nachts einmal zu seiner<br />

Mutter. Hierbei zeigte sich,<br />

wie verfahren und unlogisch<br />

die Pflege-Mafia zusammen<br />

mit dem Jugendamt eben<br />

nicht harmonierte!<br />

44<br />

Verständlich, daß der<br />

Sohn Hoffnung schöpfte, gar<br />

versuchte, auf dem Weg der<br />

Klage zu Sonja zurückzukehren.<br />

Doch vergeblich, das Gericht<br />

wies sie ab, der Spieß<br />

wurde einfach umgedreht,<br />

man unterstellte dem Jugendlichen,<br />

er sei psychisch<br />

gestört, von einer Einweisung<br />

in die Geschlosse war<br />

sogar die Rede. Doch das alles<br />

reichte nicht, Sonja wurde<br />

seitens der Polizei und der<br />

Richter immer wieder nahegelegt,<br />

sie möge zugeben,<br />

ihre Kinder mißhandelt zu<br />

haben, dadurch<br />

solle sie<br />

eine Chance<br />

erhalten, daß<br />

sie zu ihr zurückkämen.<br />

Aber die achtfache<br />

Mutter<br />

ließ sich nicht<br />

beirren, glaubte<br />

solchen Versprechungen<br />

keinefalls.<br />

Im Mai letzten<br />

Jahres<br />

wurden ihr<br />

dann die anderen<br />

vier Kinder<br />

entzogen und<br />

zwar mit der Begründung,<br />

ihre Wohnung sei nicht kindgerecht.<br />

Die um Hilfe ersuchte<br />

Caritas kam leider etwas<br />

zu spät, Sonja wußte sehr<br />

wohl, daß sie angesichts der<br />

dramatischen Umstände teilweise<br />

überfordert war, in sofern<br />

kurzzeitig die Wohnverhältnisse<br />

tatsächlich nicht<br />

gerade kindgerecht sein<br />

konnten. Das Jugendamt<br />

nutzte dieses kleine Zeitfenster<br />

aus, um erst recht erfolgreich<br />

auch ihrer anderen vier<br />

Kinder habhaft zu werden!


Der traurig-brutale Alltag<br />

der entzogenen<br />

Kinder – Gerichtsmarathon<br />

ohne Aussichten<br />

Ihre Kinder befanden sich<br />

im gleichen Wohnort, so daß<br />

es schon mal vorkommen<br />

konnte, daß bei der Benutzung<br />

des Buses sie ihnen begegnete.<br />

Das wiederum nutzte<br />

das Jugendamt, um mit<br />

den unplanmäßigen Begegnungen<br />

ihr zu unterstellen,<br />

sie würde ihren Kindern auflauern.<br />

Grund genug, daraus<br />

einen Haftbefehl zu erlassen,<br />

das Wohl ihrer Kinder sei gefährdet.<br />

Welch willkommene Gelegenheit,<br />

nunmehr Sonja so<br />

richtig in die Enge zu treiben.<br />

Statt die Kinder selbst anzuhören,<br />

nahm man ihre Äußerungen<br />

entgegen, vollstreckte<br />

dennoch den Haftbefehl, der<br />

ein Monat Gefängnis für sie<br />

bedeutete. Zeit genug, die<br />

Kinder wegzuschaffen. Einer<br />

frühzeitigen Entlassung wurde<br />

lediglich zugestimmt, weil<br />

sie unterschrieb, daß sie weder<br />

ihre Wohnung noch den<br />

Ort in Zukunft betreten dürfe.<br />

Ihre älteste Tochter wurde<br />

im Heim dort von einem Jugendlichen<br />

mißbraucht, was<br />

Sonja dennoch als Mutter bemerkte,<br />

ihre eindringlichen<br />

Hinweise trotzdem nicht erhört<br />

wurden. Nachdem der<br />

Mißbrauch endlich bewiesen<br />

werden konnte, verwarnte<br />

man den Täter lediglich!<br />

Der völlig überforderte<br />

Heimleiter verprügelte einfach<br />

ihren ältesten Sohn. Anstatt<br />

einer gerichtlichen Zusicherung<br />

Folge zu leisten, die<br />

besagte, sie dürfe wenigstens<br />

ein Mal im Monat unter Begleitung<br />

ihre beiden 8 und 9<br />

Jahre alten Kinder sehen,<br />

kam es im letzten Jahr nur zu<br />

einem einzigen offiziellen<br />

Treffen mit ihnen, nämlich<br />

am 10. März. Die jüngeren<br />

Kinder sah sie seit Juli 2013<br />

nicht mehr, außer bei einem<br />

Termin für 90 Minuten, bei<br />

dem ein Gutachten erstellt<br />

wurde.<br />

Ihr erster Pflichverteidiger<br />

fühlte sich nicht verpflichtet,<br />

versäumte einfach notwendige<br />

Fristen. Eine anschließende<br />

Anwältin, die sie hinzuzog,<br />

konnte ihr ebenso nicht<br />

weiterhelfen, da diese sich an<br />

die Vorgaben des ehemaligen<br />

Pflichtverteidigers hielt.<br />

Nach längerer Suche fand sie<br />

jetzt einen Rechtsanwalt,<br />

dem das Wohl der Kinder am<br />

wichtigsten ist, seine Bezahlung<br />

eher hinten ansteht.<br />

Doch der Gerichtsmarathon<br />

scheint in eine aussichtslose<br />

Sackgasse zu führen.<br />

Sonja befürchtet völlig<br />

zurecht, daß nunmehr das<br />

Amtsgericht alles daran setzt,<br />

sie erneut verurteilt zu sehen.<br />

Hinzu kommt, daß das Jugendamt<br />

selbst samt Vormund<br />

als Zeugen geladen<br />

werden, obwohl niemand von<br />

denen bei den direkten „angeblichen<br />

Vorfällen“ dabei<br />

war. Um ihr noch weniger<br />

Chancen zu geben, wurde gar<br />

ihre Verfahrensbevollmächtigte<br />

ganz bewußt nicht geladen.<br />

Aha, Entlastungszeugen<br />

45<br />

verweigert man die Aussage<br />

vor Gericht, aber die fragwürdigen<br />

Gutachten, das<br />

konstruierte Negativbild einer<br />

„gestörten“ Mutter wird<br />

betont aufrecht erhalten, um<br />

auf diese Weise sich das<br />

Recht über das Gutdünken<br />

des Kindeswohls zu erschleichen.<br />

Die Pflege-Mafia hat<br />

dann ganze Arbeit geleistet,<br />

acht Kinder unter deren Obhut,<br />

da verdient es sich wohl<br />

sehr gut.<br />

Daß Sonja trotzdem niemals<br />

aufgeben wird, zeigt<br />

ihre jüngste Äußerung Buergerstimme<br />

gegenüber: Sie sei<br />

kurz bei ihrem Anwalt gewesen,<br />

der einen vielversprechenden<br />

Schriftsatz aufgesetzt<br />

habe, damit sie ihre<br />

kleinste Tochter wieder sehen<br />

könne, diese habe ihr gar<br />

einen „süßen Brief“ zukommen<br />

lassen.<br />

Als Fazit bleibt mit Nachdruck<br />

zu bemerken, es ist ein<br />

riesiger Skandal, daß in diesem<br />

Lande die Jugendämter<br />

zusammen mit entsprechenden<br />

Gerichten nach wie vor<br />

dermaßen willkürlich über<br />

das Wohl von Kindern bestimmen<br />

dürfen, ganze Familien<br />

zerstören. Es ist ein Verbrechen<br />

an die Menschlichkeit<br />

und durch nichts zu<br />

rechtfertigen!<br />

Weitere Artikel zum Thema<br />

finden Sie auf<br />

www.buergerstimme.com.


Erziehung: Schreiende Kinder eine<br />

Folge von Versäumnissen<br />

Immer häufiger ist<br />

zu beobachten,<br />

dass sich manche<br />

Kinder buchstäblich die<br />

Seele aus dem Leib<br />

schreien, während ihre<br />

Eltern oder ein Elternteil<br />

ruhig danebengehen und<br />

nichts tun. Unabhängig<br />

davon, ob es sich bei dem<br />

Schreien der Kinder um<br />

Wut, Zorn, Hilflosigkeit<br />

oder eine andere Emotion<br />

handelt, viele Eltern<br />

scheinen immer seltener<br />

zu reagieren. Woran<br />

liegt das? Ist das die antiautoritäre<br />

Erziehung,<br />

eine Folge von Versäumnissen?<br />

Oder machen die<br />

Eltern schlicht einfach zu<br />

– aus welchen Gründen<br />

auch immer?<br />

Von Barbara Singer<br />

via Buergerstimme<br />

Schreibabys sind hier jetzt<br />

nicht gemeint, sondern Kinder,<br />

die sich bereits ausdrücken<br />

können, um ihre<br />

Wünsche oder ihr Unbehagen<br />

mitzuteilen. Schreien<br />

und Weinen ist insbesondere<br />

bei kleinen Kindern sehr<br />

häufig und in einem gewissen<br />

Ausmaß auch völlig normal.<br />

Die Kinder versuchen, sich<br />

Ausdruck zu verleihen. Gelingt<br />

das nicht, werden die<br />

Anstrengungen erhöht – bis<br />

zur Erschöpfung. Es kommt<br />

dann zu einem exzessiven<br />

Schreien, das für die Umgebung<br />

schon recht belastend<br />

werden kann. Ignoriert zu<br />

werden, ist für Kinder extrem<br />

unangenehm. Es gibt zwar<br />

Situationen, wo es gerechtfertigt<br />

ist, das Verhalten<br />

nicht mit zu viel Aufmerksamkeit<br />

zu verstärken, aber<br />

Ignoranz als gängige Erziehungsmethode<br />

anzuwenden,<br />

ist sicher nicht zielführend.<br />

Wenn Kinder auf ungewöhnlich,<br />

intensive Weise<br />

schreien, haben die Eltern<br />

entweder zu lange auf die<br />

normalen Bedürfnisse eines<br />

Kindes nicht reagiert, oder<br />

sie haben es verabsäumt,<br />

Grenzen zu setzen. Fühlen<br />

sich Kinder vernachlässigt,<br />

setzen sie ihr kraftvollstes<br />

Mittel dagegen ein. Hilft<br />

nicht einmal mehr das, kann<br />

das schon als Vernachlässigung<br />

bezeichnet werden. Es<br />

ist nicht damit getan, Kindern<br />

Essen und Trinken zu<br />

geben, sie brauchen Zuwendung<br />

– aber auch Grenzen,<br />

die auf liebevolle, dennoch<br />

konsequente Weise durchgezogen<br />

werden sollten.<br />

Es besteht oft noch ein<br />

Missverständnis in Zusammenhang<br />

mit der antiautoritären<br />

Erziehung. Viele scheinen<br />

zu denken, dass antiautoritär<br />

gleichbedeutend ist<br />

mit jeglicher Abwesenheit<br />

von Lenkung und lassen die<br />

Kinder einfach irgendwie<br />

aufwachsen. Das wäre jedoch<br />

der Laissez-faire Stil (dt. einfach<br />

tun lassen), der beinhaltet<br />

jegliche Vermeidung von<br />

Regeln, Grenzen und Vorgaben.<br />

Während Jugendliche<br />

froh darüber sind, wenn sich<br />

die Eltern möglichst<br />

wenig einmischen<br />

wollen, hingegen<br />

kleine Kinder aber<br />

nicht und auf ihre<br />

Weise sich gegen<br />

diese Form von<br />

Ignoranz wehren.<br />

Nützt das auch<br />

nichts, gerät die<br />

Entwicklung aus den Fugen,<br />

und über kurz oder lang werden<br />

die Eltern mit ihren Kindern<br />

nicht mehr fertig. Das<br />

zieht sich dann leider weiter<br />

in die Zukunft und betrifft<br />

eben nicht mehr nur die Eltern.<br />

Die Lehrer haben ebenso<br />

kein leichtes Spiel mit<br />

Kindern und Jugendlichen,<br />

die auf diese Weise vernachlässigt<br />

wurden – und die Gesellschaft<br />

ebenso wenig.<br />

Wenn Kinder schreien, haben<br />

sie etwas zu sagen – Eltern<br />

sollten darauf achten<br />

und nicht einfach ihre Ohren<br />

verschließen.<br />

46


Erbsenzählen im Schlaraffenland<br />

– eine Persiflage über die<br />

Dekadenz<br />

Bloß nicht teilen,<br />

schließlich<br />

hat man<br />

sich den eigenen Wohlstand<br />

nach jahrelanger,<br />

harter Arbeit redlich<br />

verdient. Somit besteht<br />

keinerlei Anlaß,<br />

ein mieses Gewissen<br />

sich einreden zu lassen,<br />

sollen doch die<br />

Bittsteller oder diejenigen,<br />

die eine Selbstverständlichkeit<br />

in der<br />

Nächstenliebe einfordern,<br />

gefälligst von<br />

dannen ziehen.<br />

Von Martin Lotar<br />

Kamm<br />

via Buergerstimme<br />

Erbsenzählen im Schlaraffenland,<br />

wo die entscheidenden<br />

Fragen anknüpfen:<br />

Wer gibt ab, wer<br />

weigert sich? Haben dermaßen<br />

dekadente Herrschaften<br />

sich schon einmal<br />

überlegt, was wäre, wenn<br />

die großen Massen einfach<br />

sie in Zukunft überrennen,<br />

sich nicht mehr ohne weiteres<br />

ausbeuten lassen? Sie<br />

haben und fürchten sich<br />

völlig zu Recht.<br />

Überreichtum – die<br />

Kehrseite der Medaille<br />

Während das höchste<br />

Bestreben im Kapitalismus<br />

darin besteht, möglichst<br />

viel Reichtum anzuhäufen,<br />

in sofern das häßlich aber<br />

treffsichere Wort des<br />

Raubtierkapitalismus in<br />

seiner Bedeutung schrecklicher<br />

denn je daherkommt,<br />

zog es der sogenannte<br />

Kommunismus<br />

vor, einen Gegenpart zu<br />

bilden, in dem Menschen<br />

auf Augenhöhe zusammenleben.<br />

Doch die Idee des Kommunismus<br />

konnte natürlich<br />

in einer kapitalistisch<br />

geprägten Welt sich nicht<br />

durchsetzen, zumal etliche<br />

der „oberen Zehntausend“<br />

sich nette Ausnahmen<br />

47<br />

gönnten, wie spätestens<br />

nach dem Mauerfall zur<br />

Gewißheit wurde, was viele<br />

längst vorher angeprangert<br />

hatten. Können wir daher<br />

davon ausgehen, daß das<br />

Ende des Überreichtums<br />

als logische Schlußfolgerung<br />

eintritt? Der Schein<br />

trügt dennoch!<br />

Obwohl die Kehrseite<br />

der Medaille, eine latent<br />

anhaltende, gar weiterhin<br />

zunehmende Verarmung<br />

der Massen fortschreitet,<br />

sollte man es nicht zu simpel<br />

betrachten mit dem<br />

plötzlichen Wegfall überreicher<br />

Eliten. Wer gibt<br />

schon freiwillig ab, was er<br />

hochmütig für sich beansprucht?<br />

Die Ergebnisse<br />

zweifellos verständlicher<br />

Revolten kennen wir zu genüge.


Divide et impera – ein<br />

Erfolgsrezept grausamer<br />

Konsequenzen<br />

„Teile und herrsche“,<br />

wie Niccolò Machiavelli<br />

dies treffsicher und sinnig<br />

formulierte, findet heute<br />

weltweit völlig skrupellos<br />

Anwendung, allerdings<br />

im Ergebnis<br />

ein Erfolgsrezept grausamer<br />

Konsequenzen.<br />

Ein eigentlich vermeidbarer<br />

Kollateralschaden<br />

wird daher<br />

von vornherein ausgeschlossen,<br />

schließlich<br />

obsiegen die beträchtlichen<br />

Gewinnmargen,<br />

bedeuten das Maß aller<br />

Dinge in den menchenverachtenden<br />

Gehirnwindungen<br />

einer<br />

reichen Oberschicht, die<br />

nicht ansatzweise nachvollziehen<br />

kann, was es bedeutet,<br />

in Armut zu leben.<br />

Deshalb verlaufen die<br />

alten Rezepte der herrschenden<br />

Klasse in denselben<br />

Bahnen wie schon seit<br />

Jahrhunderten, die Systeme<br />

und in ihnen die Ablenkungsmanöver<br />

bilden die<br />

nötige Distanz, das aufbegehrende<br />

Volk sich fern zu<br />

halten. Früher waren es<br />

Söldner, die heute durch<br />

Privatarmeen, Bodyguards<br />

und Talos-Spezialeinheiten<br />

Widerstände im Keim ersticken<br />

sollen, Hauptsache<br />

Eliten können unbedarft<br />

ihren ausbeuterischen<br />

Kurs fortsetzen.<br />

Mag diese simple, bisher<br />

wirkungsvolle Rechnung<br />

aufgehen? Mitnichten.<br />

Denn menschliches, gereiftes<br />

Bewußtsein sucht sich<br />

eigene, aber äußerst<br />

effektive<br />

Wege der Verbreitung<br />

und Festigung<br />

einmal positiv<br />

gewonnener<br />

Erfahrungen.<br />

Dann lassen sich<br />

Unterdrückungsmechanismen<br />

nicht mehr aufrecht<br />

erhalten,<br />

wird Widerstand<br />

nicht zur Pflicht,<br />

sondern gelebte<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

“Zum Reichtum führen<br />

viele Wege, und die meisten<br />

von ihnen sind<br />

schmutzig.” (Peter Rosegger)<br />

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48


Portugal: Vom “Lapis Azul” bis<br />

zur heutigen Zensur<br />

Vor dem 25.<br />

April 1974 war<br />

es nicht möglich<br />

etwas in Portugal zu<br />

veröffentlichen, ohne die<br />

vorherige Korrektur<br />

durch die Zensurbehörde<br />

des Estado Novo, welche<br />

jeden Text erst freigeben<br />

musste. Die Journalisten<br />

jener Zeit mussten<br />

trickreich sein, um<br />

die Zensur des "Lapis<br />

Azul" – des "blauen Stiftes"<br />

zu umgehen. Heute<br />

ist die Zensur zwar offiziell<br />

abgeschafft, aber sie<br />

existiert weiter in den<br />

Redaktionen, wenn die<br />

„Nationale Sicherheit“ in<br />

Gefahr ist, die Schweigepflicht<br />

missbraucht wird,<br />

oder eine polizeiliche<br />

Untersuchung nicht gefährdet<br />

werden darf.<br />

Doch die schlimmste<br />

Zensur ist die in unseren<br />

Köpfen.<br />

Von Ruí Filipe<br />

Gutschmidt<br />

Ein Student hat während<br />

seiner Recherchen über die<br />

Zensur und das portugiesische<br />

Kino vor 1974 für seine<br />

Diplomarbeit einen Brief gefunden,<br />

der im Netz der politischen<br />

Polizei PIDE (später<br />

DGS) hängengeblieben war.<br />

Als er den Brief 39 Jahre später<br />

dem früheren Journalisten<br />

und heutigen Medienmagnaten<br />

Francisco Pinto Balsemão<br />

übergab und dem Autor,<br />

dem mehrfachen portugiesischem<br />

Premierminister,<br />

Präsident der Republik und<br />

langjährigen Vorsitzenden<br />

der Sozialisten (PS), Mário<br />

Soares, davon in Kenntnis<br />

setzte schnitt er ein Thema<br />

an, welches lange Zeit ein<br />

Tabu war.<br />

So wurde eine Lawine losgetreten,<br />

von Reportagen,<br />

Talk-Shows und allerlei Veranstaltungen<br />

rund um das<br />

Thema Zensur. Vor dem Hintergrund<br />

des vierzigsten Jahrestages<br />

der Nelkenrevolution,<br />

haben Journalisten und<br />

Künstler ihre Erinnerungen<br />

mit den jüngeren Generationen<br />

geteilt. Pressefreiheit,<br />

Meinungsfreiheit und künstlerische<br />

Freiheit werden heute<br />

als selbstverständlich angesehen.<br />

Doch wenn wir<br />

nicht wachsam sind, werden<br />

diese Freiheiten im Namen<br />

der nationalen Sicherheit,<br />

49<br />

des Schutzes der Privatsphäre,<br />

der Verbrechensbekämpfung<br />

oder gar um Moral und<br />

kulturelle Identität zu gewährleisten<br />

geopfert.<br />

Zweifellos muss es Grenzen<br />

geben, die wir uns nicht<br />

zuletzt selber setzen müssen.<br />

Doch ist dies ein Thema, das<br />

in einer freien Gesellschaft<br />

offen diskutiert werden und<br />

auf einer möglichst breiten<br />

Basis des Konsenses stehen<br />

muss!<br />

In einer Zeit, in der die<br />

portugiesische Gesellschaft<br />

sich immer mehr bewusst<br />

wird, dass die Freiheit, die<br />

am 25. April 1974 errungen<br />

wurde, immer wieder verteidigt<br />

werden muss. Die Zensur<br />

ist eine mächtige Waffe<br />

um die Freiheit der Menschen<br />

einzuschränken.<br />

Gut informierte, selbstständig<br />

denkende, unabhängige<br />

und vor allem engagierte<br />

Bürger sind den mächtigen


Eliten ein Dorn im Auge. Das<br />

ist in jedem autoritären Regime<br />

der Fall. Aber auch in<br />

unseren westlichen Demokratien<br />

gibt es immer mehr<br />

Druck auf die Medien, die<br />

Kunst und sogar auf unsere<br />

ganz persönliche Meinung.<br />

Da bekommen wir dann zu<br />

hören, wir würden laufende<br />

polizeiliche Untersuchungen<br />

behindern, wenn wir über<br />

einen Fall berichten in dem<br />

es um Korruption auf höchster<br />

Ebene geht. Oder wir verletzen<br />

die Privatsphäre der<br />

sogenannten Promis, weil wir<br />

über seine neuesten sexuellen<br />

Umtriebe mit Minderjährigen<br />

oder Prostituierten<br />

schreiben. Künstler werden<br />

aus allen öffentlichen Events<br />

herausgehalten, wenn sie<br />

sich nicht dem Mainstream<br />

unterordnen und ihre Autorenrechte<br />

an Itunes und Co,<br />

(für’n Appel und 'n Ei) abtreten<br />

oder unliebsame Wahrheiten<br />

anprangern.<br />

Unsere E-Mails und<br />

Tweets, Posts und Komentare<br />

werden „automatisch“ auf<br />

Stichwörter gescannt. Aber<br />

am schlimmsten ist es, wenn<br />

man die „Nationale Sicherheit“<br />

verletzt! Und das ist<br />

nicht nur in den Filmen und<br />

TV-Serien Hollywoods, oder<br />

in den USA der Fall. Auch<br />

hier in Europa haben wir diese<br />

neue Sorte blauer Stifte!<br />

Nun hat sich in Portugal<br />

in den letzten Jahren die<br />

Angst etwas Falsches zu sagen<br />

wieder in die Köpfe der<br />

Buchtipp:<br />

Menschen geschlichen. Die<br />

Selbstzensur nährt sich am<br />

psychischen Druck des Zweifels.<br />

Stimmt das auch? Kann<br />

ich das so sagen, es beweisen?<br />

Ist das gut für meine<br />

Karriere? Was sagt mein<br />

Chef dazu? Ist das legal? Man<br />

denkt noch, ich wäre ein<br />

Kommunist, schwul, ein<br />

Nazi, ein Spinner…<br />

Die Zensur wurde also abgeschafft<br />

und die Zensurbehörde<br />

geschlossen, ihre Mitarbeiter<br />

umgeschult und versetzt.<br />

Doch in Wahrheit hat<br />

sie uns nie verlassen. Der<br />

„Blaue Stift“ ist heute in unseren<br />

Köpfen. Und wenn wir<br />

den Druck nicht wegnehmen,<br />

wird er dort immer stärker!<br />

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