100 Jahre - Mercedes-Benz Niederlassung Dortmund

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8 100 Jahre Mercedes-Benz Niederlassung Dortmund Schwarzer Freitag und „weiße Elefanten“ Der schwarze Freitag! In New York brechen die Aktienkurse in noch nicht gekanntem Ausmaße ein. Man schreibt den 25. Oktober 1929, der Tag an dem Milliardenwerte vernichtet werden. Der Börsenkrach bleibt nicht auf die USA beschränkt. Die internationale Verflechtung von Kredit- und Zahlungsmechanismen trifft Europa hart und das empfindliche Deutschland noch härter. Die Wirtschaftskrise erreicht in den Jahren 1931 bis 1933 ihren Höhepunkt und löst dauerhafte Veränderungen in der Automobilindustrie aus. Sie wirkt aber auch bereinigend, ineffektive Unternehmen verschwinden vom Markt, die leistungsfähigen Firmen überleben und sehen sich nach dem Ende der Krise einem erneut wachsenden Markt gegenüber. Im Februar 1933 beschäftigt die Verkaufs- stelle in Dortmund 16 Angestellte und 51 Arbeiter, und infolge der Belebung des Verkaufs- und Reparaturgeschäfts kann zum Ende des Jahres die Mitarbeiterzahl auf 22 Angestellte und 60 Arbeiter erhöht werden. Im März 1935 eröffnet Mercedes- Benz im September ein großes Ausstellungslokal in der Betenstrasse 16 (Foto unten). Hunderte von Menschen drücken sich im Dezember 1935 an den Fenstern dieser Ausstellungsräume die Nasen platt: Die erste Rennwagenschau in Dortmund zeigt die erfolgreichen Mercedes-Benz- Rennwagen aus nächster Nähe. Durch die weiter wachsende Nachfrage nach Mercedes-Benz-Modellen erwägen die Verantwortlichen einen Neubau der Niederlassung. In Körne werden über 13.000 Quadratmeter erworben, doch die vorgesehene Bebauung wird von der Baubehörde nicht genehmigt. Bis Ende 1938 wächst die Belegschaft in der Löwenstrasse auf 133 Mitarbeiter. Im Sommer 1929 stellt Mercedes-Benz den Typ Nürburg 460 (W08) vor, den ersten Mercedes-Benz mit einem Achtzylinder- Reihenmotor. Papst Pius XI. erhält 1930 ein solches Fahrzeug als Geschenk. Die richtige Antwort auf die Weltwirtschaftskrise ist der kleinste Personenwagen der Daimler-Benz AG, der Typ 170, der im Oktober 1931 auf dem Pariser Salon seine Weltpremiere erlebt. Zu den technischen Innovationen gehört die Einzelradaufhängung an allen vier Rädern. 1936 präsentiert die Daimler-Benz AG auf der Berliner Automobilausstellung mit dem Typ 260 D den ersten serienmäßigen Diesel-PKW der Welt. Der Vierzylindermotor leistet
1929 bis 1938 Mercedes-Benz Typ SSK 31 45 PS bei 3.500/min und erzielt damit eine Höchstgeschwindigkeit von 97 km/h. Der Verbrauch von 9,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer war für die Zeit geradezu vorbildlich. Die Mercedes-Benz Modelle „S“, „SS“; „SSK“ und „SSKL“ sind die herausragenden Sportwagen der 30er Jahre und werden liebevoll „Die weißen Elefanten“ genannt. Der Typ „SS“ ist die vom Typ „S“ abgeleitete stärkere Version mit einem Sieben-Liter-Kompressormotor, der zwei Leistungsstufen enthält: 140 PS ohne und 200 PS mit Kompressor. Der Typ „SSK“ ist eine Weiterentwicklung, und der Motor leistet bei gleichem Hubraum 225 PS mit Kompressor. Rudolf Caracciola gewinnt 1931 mit einem SSKL die Mille Miglia. Mit zahlreichen Siegen auf dem Mercedes-Benz SSK hatte er 1930 schon den Titel „Europameister für Sportwagen“ errungen. Manfred von Brauchitsch siegt auf Mercedes-Benz SSKL im Mai 1932 beim AVUS-Rennen in Berlin und stellt mit 200 km/h einen Klassenweltrekord auf. Der „SSKL“ („Super-Sport-Kurz-Leicht“) ist die letzte Entwicklungsstufe der „S“ Reihe und wird nur als Rennsportwagen gebaut. Mit der neu eingeführten Formel für Grand-Prix-Rennen, die nicht mehr als 750 Kilogramm wiegen durften, beginnt 1934 die Zeit der „Silberpfeile“. Den Namen bekamen sie wegen blank polierten Aluminiumkarosserie: Der W25 wog bei der technischen Abnahme zum Eifelrennen auf dem Nürburgring am 3. Juni 1934 nicht 750, sondern 751 Kilogramm. Rennleiter Alfred Neubauers Ausspruch „Nun sind wir die Gelackmeierten“ soll Fahrer Manfred von Brauchitsch auf die Idee gebracht haben, den weißen Lack abzuschleifen, um das Gewicht auf das zulässige Limit zu verringern. Dabei sei das silbern glänzende Aluminiumblech zum Vorschein gekommen, das dem W25 und seinen Nachfolgern den Namen „Silberpfeil“ gab. Im Januar 1938 erreicht Rudolf Caracciola auf der Autobahn Frankfurt – Darmstadt eine Geschwindigkeit von 432,7 km/h. Dieser auf einer öffentlichen Straße erzielte Rekord gilt bis zum heutigen Tag. Mercedes-Benz Typ 170 • • • • • • • • • • • … was noch geschah 1929 – 1938 9 Max Schmeling besiegt am 12. Juni 1930 den Amerikaner Jack Sharkey und wird als erster Europäer Boxweltmeister aller Klassen. 1936 besiegt er Joe Louis ebenfalls in New York durch Knockout in der 12. Runde. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) vergibt im Mai 1931 die Olympischen Spiele 1936 nach Berlin. Der 1. FC Nürnberg gewinnt am 8. Dezember 1935 als erste Mannschaft den neu eingerichteten Pokalwettbewerb im Fußball. Am 1. August 1936 werden in Berlin die Olympischen Spiele eröffnet. Jesse Owens gewinnt vier Goldmedaillen und wird der herausragende Sportler dieser Spiele. Im bisher größten Bankenzusammenschluss am 26. September 1929 fusionieren die Deutsche Bank und die Disconto-Gesellschaft. Man erhofft dadurch Rationalisierungseffekte. Der „Schwarze Freitag“ am 25. Oktober 1929 an der New Yorker Börse leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Die Inflation in Deutschland erreicht ständig neue Rekordhöhen, bis die Rentenmark die wertlose Reichsmark als allgemeines Zahlungsmittel ablöst. In Berlin wird am 12. März 1929 der erste abendfüllende deutsche Tonfilm „Melodie der Welt“ uraufgeführt. Maria Magdalena von Losch wird über Nacht berühmt. In der Rolle der Chansonette Lola verzaubert Marlene Dietrich, wie ihr Künstlername war, nach der Uraufführung am 6. August 1932 die ganze Welt. In Berlin wird am 22. März 1935 das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt ausgestrahlt. Ein fahrbarer Sender überträgt drei Mal in der Woche eine 90minütige Sendung in öffentliche Fernsehstuben. Der legendäre Passagierdampfer „Queen Mary“ läuft am 26. September 1934 vom Stapel. Die „Queen Mary“ ist das größte Schiff der Welt. Das Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“ explodiert am 6. Mai 1937 kurz vor der Landung in Lakehurst (New Jersey). 36 Menschen kommen ums Leben. Diese Katastrophe läutet das Ende der Luftschiffzeitalters ein.
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