Studieren mit und ohne Abschluss. Studienerfolg ... - Peer Pasternack
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S. Schmid / J. Henke / P. <strong>Pasternack</strong><br />
Finanzielle Probleme nehmen <strong>mit</strong> zunehmender Dauer eines Studiums zu <strong>und</strong> gelten unter länger <strong>Studieren</strong>den<br />
<strong>und</strong> älteren <strong>Studieren</strong>den häufiger als Abbruchgr<strong>und</strong> als unter jüngeren <strong>und</strong> kürzer <strong>Studieren</strong>den.<br />
Wird die Dauer des Studiums durch problematische Studienbedingungen, wie etwa eine schlechte Studienkoordination,<br />
verlängert, dann können sich auch finanzielle Gründe derart verstärken, dass diese die<br />
<strong>Studieren</strong>den zum Abbruch des Studiums zwingen.<br />
Der Problematik finanzieller Probleme kann die Hochschule auf unterschiedlichen Wegen begegnen. Zum<br />
einen kann in Beratungsangeboten über Finanzierungsmöglichkeiten informiert werden. Zum anderen<br />
können Möglichkeiten geschaffen werden, Erwerbstätigkeit besser <strong>mit</strong> dem Studium zu vereinbaren:<br />
• Flexibilisierung der Studienzeiten durch Teilzeitstudiengänge bzw. die Ermöglichung unterschiedlicher<br />
Studiergeschwindigkeiten: Neben der Vereinbarkeit <strong>mit</strong> Erwerbstätigkeit bietet sich eine Flexibilisierung<br />
auch für die zeitliche Vereinbarkeit <strong>mit</strong> weiteren Verpflichtungen <strong>und</strong> Umständen an. Der Zugang<br />
zu Teilzeitstudienangeboten sollte für alle <strong>Studieren</strong>de offen sein.<br />
• „Bildungskonten“ oder ähnliche Modelle, in denen die Verdienste der <strong>Studieren</strong>den oder Arbeitenden,<br />
die für die Ausbildung angelegt werden, durch Zuschüsse unterstützt werden. Hier sind den Hochschulen<br />
Grenzen gesetzt, die nur in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> weiteren Akteuren überw<strong>und</strong>en werden können.<br />
• Ein Vorstudienjahr oder die Verlängerung der Regelstudienzeit können zudem bestehende Regelungen,<br />
auch bezüglich der finanziellen Unterstützung durch B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder, lockern <strong>und</strong> Druck von den<br />
<strong>Studieren</strong>den nehmen (Gensch/Kliegl 2011: 121)<br />
Die Fachhochschule Frankfurt am Main entwickelt in ihrer Koordinations- <strong>und</strong> Servicestelle für flexibleres<br />
<strong>Studieren</strong> Pilotprojekte für teilzeitstudiumkompatibles Lernen <strong>und</strong> Lehren. Die Zeitsouveränität der <strong>Studieren</strong>den<br />
soll durch selbstorganisiertes Lernen in Projekten erhöht werden. Die Begleitung der Projektgruppen<br />
erfolgt durch studentische Lerncoaches. Zudem werden die Lehrenden bei der Entwicklung flexibler<br />
Lernszenarien – wie Vorlesungsaufzeichnungen <strong>und</strong> andere teilzeitstudiumkompatibler Lernsettings<br />
– unterstützt. Dadurch lassen sich Präsenzzeiten reduzieren. 64<br />
Die Hochschulen sollten ein Umfeld aus Studienbedingungen schaffen, welche die Studienbedingungen<br />
nicht erschweren <strong>und</strong> eventuelle Problemlagen verschärfen. Durch eine professionelle <strong>und</strong> abgestimmte<br />
Studienplanung <strong>und</strong> -organisation kann das Empfinden von Arbeitsbelastung <strong>und</strong> Leistungsdruck reduziert<br />
werden, statt diese z.B. durch die Ballung von Prüfungen zu erhöhen. Zum Beispiel können Wiederholungsprüfungen<br />
entweder vor dem folgenden Semester oder zu Semesteranfang angeboten werden, da<strong>mit</strong><br />
die Prüfungsdichte im darauf folgenden Semester nicht anwächst (Gensch/Kliegl 2011: 121).<br />
Neben bereits genannten Maßnahmen – Beratungs- <strong>und</strong> Unterstützungsleistungen –, die auf Problemlagen<br />
durch unzureichende Studienbedingungen <strong>und</strong> Leistungsprobleme reagieren, erscheinen integrative<br />
Maßnahmen sinnvoll. An Fachhochschulen kann von einer heterogeneren <strong>Studieren</strong>denschaft bezüglich<br />
der Lebensverhältnisse ausgegangen werden, weshalb dort integrative Maßnahmen eine größere Rolle<br />
spielen sollten. Vor allem für <strong>Studieren</strong>de, die keinen Zugang zu informellen Lerngruppen haben, spielen<br />
diese Maßnahmen zur Einbindung in die sozialen <strong>und</strong> akademischen Netzwerke <strong>und</strong> im weiteren zur Hilfe<br />
bei Studienschwierigkeiten eine große Rolle. 65<br />
4.4 Zielgruppe: Fächergruppen<br />
Für Studienabbrecher der Fächergruppen in Sachsen-Anhalt, für welche wir Erfolgsquoten errechneten,<br />
die unter dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt liegen, 66 spielen nach den HIS-Befragungen vor allem die Motive „Leis-<br />
64 https://www.fh-frankfurt.de/de/fachbereiche/uebergreifende_angebote/flexibleres_studieren.html (11.02.2013)<br />
65 siehe auch unten 4.5 Heterogenitätsbewältigung<br />
66 Medizin <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften (–18 Prozentpunkte), Sport (–16 Prozentpunkte), Agrar-, Forst- <strong>und</strong> Ernährungswissenschaften<br />
(–15 Prozentpunkte), Ingenieurwissenschaften (–10 Prozentpunkte), Sprach- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften<br />
(–7 Prozentpunkte) <strong>und</strong> den Rechts- Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften (–5 Prozentpunkte).