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Innerdeutsche Beziehungen. Ost und West an ... - Peer Pasternack

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dem Titel „Situation der Philosophie, Kultur der Philosophen. Über die<br />

neudeutsche Universitätsphilosophie“ abgedruckt worden (Schneider<br />

1996). Darin ging es um die Modalitäten der Abwicklung der ostdeutschen<br />

Philosophie <strong>und</strong> die inhaltliche F<strong>und</strong>ierung dieses Vorg<strong>an</strong>gs.<br />

Schneider – zwar in Leipzig lehrend, doch in tribalistischer Perspektive<br />

westdeutsch einzuordnen – kritisierte, dass die deutsche Universitätsphilosophie<br />

aus einer Selbstverständlichkeit in die <strong>an</strong>dere geraten scheine,<br />

ohne dass eine nicht bloß lokale Diskussion darüber stattgef<strong>und</strong>en hätte<br />

(ebd., 150). Dass die „Veränderung von den Philosophieprofessoren<br />

schweigend akzeptiert wurde“, erweise „sie alle, in <strong>Ost</strong> <strong>und</strong> <strong>West</strong>, als gute<br />

Staatsbürger <strong>und</strong> disziplinierte Wissenschaftler, zu deren Wissenschaft es<br />

offenbar nicht mehr gehört, Probleme einer zwar friedlichen, aber radikalen<br />

Revolution aller Verhältnisse, ged<strong>an</strong>klich <strong>und</strong> im Hinblick auf das<br />

eigene Tun zu begleiten“ (ebd., 158).<br />

Diese Publikation löste eine heftige Debatte über den Umbau der<br />

Philosophie in <strong>Ost</strong>deutschl<strong>an</strong>d in den Jahren nach 1989 <strong>und</strong> über die Geschichte<br />

der DDR-Philosophie aus. Eine Disziplin, der gemeinhin eine<br />

besondere Neigung zum Nachdenken über sich selbst nachgesagt wird,<br />

ver<strong>an</strong>staltete nun, nachdem alles bereits gelaufen war, eine nachholende<br />

Debatte. Diese verspätete Diskussion hatte freilich auch Vorteile. Die<br />

Betrachtung konnte von den Ergebnissen her geschehen. Da die DDR-<br />

Philosophie final deaktiviert war, durfte die Umbaufolgen<strong>an</strong>alyse auf prozessuale<br />

Rücksichtnahmen verzichten: Ein „Augias-Stall“ war „auszumisten“,<br />

schätzte der aus <strong>West</strong>deutschl<strong>an</strong>d nach Jena berufene K.-M. Kodalle<br />

(1996, 507) ein. Der <strong>Ost</strong>deutsche H.-U. Wöhler (1996, 508), TU<br />

Dresden, informierte in der gleichen Zeitschriftennummer über die „Ahnungslosigkeit“<br />

von Leuten, die „die get<strong>an</strong>e Arbeit mit dem Ausmisten<br />

eines Augiasstalles verglichen“. Die Debatte endete Anf<strong>an</strong>g 1998, also<br />

nach zwei Jahren, infolge Ermattung ihrer Protagonisten. 16<br />

4. Wahrnehmungsmuster & Legitimitätsdefizite<br />

Aus den gesammelten Erfahrungen ergaben sich auf Seiten der <strong>Ost</strong>deutschen<br />

deutliche Legitimitätsdefizite für den erfahrenen Umbauprozess.<br />

Ein wesentlicher Teil dieses Bef<strong>und</strong>es begründet sich aus dem weitgehenden<br />

individuellen Verlust zuvor gültiger sozialer Wahrnehmungsmuster.<br />

16 Vgl. die Komplettdokumentation der Debatte in <strong>Pasternack</strong> (1998).<br />

22<br />

hochschule ost 1/2001

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