European Conference on combating racism at European level DE

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18.05.2014 Aufrufe

Beiträge (vollständig) umgesetzten praktischen Maßnahmen sollten anderen Ländern als Anregungen dienen. Sowohl die gemeinsame Erklärung als auch das Kompendium bewährter Verfahren wurde einem breiten Publikum bekanntgemacht. Die auf europäischer Ebene durchgeführten Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit wurden durch nationale Initiativen der Sozialpartner ergänzt. In zahlreichen Mitgliedstaaten gab man gemeinsame Erklärungen ab und organisierte Konferenzen und Gesprächsrunden. Vermutlich haben die Sozialpartner an keinem anderen Thema so hart gearbeitet, um mit dem auf EU-Ebene entwickelten „Produkt“ sämtliche Adressaten bis hin zur Basis zu erreichen. Gemäß dem neuen Artikel 13 des Vertrags von Amsterdam ist die Europäische Gemeinschaft nun befugt, jegliche Form von Diskriminierung zu bekämpfen. Entsprechend stellte die Kommission kürzlich ein Maßnahmenpaket zu diesem Thema vor. Sowohl die vorgeschlagenen Richtlinien als auch das Aktionsprogramm sind wertvolle Beiträge zur Diskussion über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die UNICE unterstützt voll und ganz die mit dem Maßnahmenpaket verfolgten Ziele. Im Hinblick auf einige Aspekte der vorgeschlagenen Richtlinien bestehen jedoch Bedenken. Ich beschränke meine Ausführungen auf die Punkte, die für das Thema der heutigen Konferenz relevant sind. Zum einen richten sich unsere Bedenken dagegen, daß sich die vorgeschlagene Rassismus- Richtlinie (die die Diskriminierung sowohl in Beschäftigung und Beruf als auch in anderen Bereichen der Gesellschaft abdeckt) teilweise mit der vorgeschlagenen Richtlinie für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf überschneidet, die sich ebenfalls mit Rassismus am Arbeitsplatz befaßt. Diese Überschneidung ist unnötig, verwirrend und führt zu Rechtsunsicherheit. Die UNICE ist der Auffassung, daß die Bekämpfung von ethnischer Diskriminierung und Rassismus in Beschäftigung und Beruf nur durch einen einzigen Rechtsakt geregelt werden sollte. Die beste Lösung wäre, diesen Aspekt in der Richtlinie zu belassen, die den gesamten Themenbereich des Rassismus und der ethnischen Diskriminierung abdeckt, und das Thema Rassismus aus der allgemeinen Richtlinie für die Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf zu streichen. Der zweite Punkt, der bei uns Bedenken auslöst, ist die Vermischung der Begriffe Diskriminierung und Belästigung. Nach Auffassung der UNICE müssen beide Probleme angegangen werden. Setzt man jedoch Belästigungen am Arbeitsplatz mit Diskriminierung gleich, wird die Problematik zu stark vereinfacht, so daß ein gezieltes Vorgehen gegen diese Probleme nicht mehr möglich ist. Der Begriff „Belästigung“ ist sehr komplex. Es gibt unterschiedlich schwere Formen von Belästigung, und die Zuständigkeit für deren Verfolgung kann bei verschiedenen Stellen liegen. Die Verfolgung der schwerwiegendsten Form der Belästigung, der körperlichen Gewalt, fällt nicht mehr unter das Arbeits- sondern unter das Strafrecht. Im Falle von Belästigungen am Arbeitsplatz hängt die Zuständigkeit zudem davon ab, welche Positionen die Beteiligten bekleiden (ob sie gleichen oder unterschiedlichen Hierarchieebenen angehören), ob der Arbeitgeber bereits Disziplinarmaßnahmen eingeleitet hat usw. Die Arbeitgeber erkennen ihre Verantwortung für die Bekämpfung von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Belästigungen am Arbeitsplatz uneingeschränkt an. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Arbeitgeber nicht für Bereiche verantwortlich gemacht werden können, in denen sie keine Entscheidungsbefugnis haben. Zudem sollte man im Auge behalten, daß dieser Verantwortung auch nachgekommen werden kann, ohne daß hierfür schwerfällige Verwaltungsprozeduren geschaffen werden müssen, die insbesondere kleine und mittlere Unternehmen belasten würden. Und schließlich dürfen wir nicht so naiv sein zu glauben, daß durch die Festschreibung von Rechten alle Probleme gelöst werden. Praktische Hilfestellungen, Beratungstelefone und Informationskampagnen sind zwar weniger spektakulär, aber unentbehrlich, um eine Gesellschaft aufzubauen, in der Toleranz und die Respektierung von Unterschieden selbstverständlich sind. Abschließend möchte ich mit Ihnen kurz einen Blick auf das Gesamtbild werfen und das Konzept umreißen, die die UNICE seit 1958 für Europa verfolgt. Wir treten ein für ein offenes Europa, in dem als einzige Bedingung für die Mitgliedschaft die Fähigkeit und Bereitschaft vorausgesetzt wird, gemeinsame Regeln und Werte zu respektieren; für ein weltoffenes Europa, das sich für freien und fairen Handel stark macht und sich nicht abschottet; für ein Europa, das nicht die Vereinheitlichung menschlicher Beziehungen zum Ziel hat und das die unterschiedlichen Traditionen seiner Mitglieder in Bereichen wie der Sozialpolitik respektiert. Sukhvinder STUBBS Vorsitzende des Europäischen Netzes gegen Rassismus (ENAR) ENAR (ong>Europeanong> Network Against Racism, Europäisches Netz gegen Rassismus) wurde während des Europäischen Jahrs gegen Rassismus (1997) als Instrument zur praktischen Umsetzung der damals von den Mitgliedstaaten eingegangenen Verpflichtungen und abgegebenen Gelöbnisse ins Leben gerufen. Hauptschwerpunkt unserer Tätigkeiten ist, seit Gründung unseres Netzes, Artikel 13 des EG- Vertrags. Um Nichtregierungsorganisationen Gehör zu verschaffen, hat unser Netz eine entsprechend ausgerichtete Kampagne initiiert. Wir operieren mit Hilfe von Rundtisch-Konferenzen in den einzelnen Mitgliedstaaten, und über diese nationalen Rundtische haben wir ein Netz aufgebaut, das in sämtlichen Mitgliedstaaten vertreten ist und an dem über 600 Nichtregierungsorganisationen mitwirken. Im Vordergrund steht dabei stets die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit anderen europäischen Netzen. An unserem Runden Tisch auf europäischer Ebene beteiligt sind u. a. Gremien wie die Starting Line Group, das Europäische Netz zur Bekämpfung der Armut und das Simon Wiesenthal Centre. Ferner gehören wir zu den in der Plattform europäischer Sozialorganisationen zusammengeschlossenen Einrichtungen und wirken mit in der Anti–Diskriminierungs-Gruppe, die als repräsentativer Querschnittt der Organisationen gilt, die sich für Minderheiten einsetzen, und Gremien wie das Behindertenforum, Women’s Lobby und andere Organisationen umfaßt. Diesen aktiven Partnerschaften haben wir es zu verdanken, daß wir jetzt einen für unseren Auftrag „historischen“ Punkt erreicht haben. Erstmals überhaupt besitzt die Europäische Kommission nämlich nunmehr die vertraglichen Kompetenzen, um sich mit Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu 38 Konferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht

Beiträge (vollständig) befassen. Für diejenigen von uns, die auf diesem Gebiet aktiv sind, war es bislang ein Unding, daß der Imperativ für die Wahrnehmung von Kompetenzen in dieser Materie derart lange auf sich warten ließ, bevor er konkret wurde. Unter den hier Anwesenden ist so mancher in den vier Jahrzehnten, seit es die Kommission gibt, Tag für Tag hautnah mit den Folgen von Rassismus quer durch die Mitgliedstaaten der EU konfrontiert. Ich muß eingestehen, daß die politische Entwicklung, die wir in Österreich beobachten, uns nicht überrascht hat. So alarmierend derartige Entwicklungen auch sein mögen: Nach unseren Erfahrungen ist Rassismus weder ein urplötzliches Phänomen noch etwas, das sich allein in Österreich abspielt. Auch wenn unser Netz die Maßnahmen gegen die österreichische Regierung begrüßt und unterstützt, sei aber unbedingt daran erinnert, daß es Rassismus nicht nur in Österreich gibt. Als jüngstes Beispiel möchte ich nur die Ermordung eines Marokkaners in Südspanien zitieren und das Versagen der Behörden bei der Durchführung ihrer Ermittlungen. Weiter hat sich, ebenfalls in der vergangenen Woche, der Tag gejährt, an dem im Vereinigten Königreich der Untersuchungsbericht über die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Mord an Stephen Lawrence publik wurde. Vielen von Ihnen dürfte sicherlich bekannt sein, daß die fünf mutmaßlichen Täter, die diesen jungen Farbigen in einem rassistischen Übergriff umgebracht haben, sich der Strafverfolgung entziehen konnten, weil die Polizei einfach zu langsam reagiert hat. Die Bearbeitung dieses Falles ließ sehr zu wünschen übrig, ja es deutet sogar manches auf Korruption hin. Die Mutter des Ermordeten erklärte dazu folgendes: „Als sie diesen jungen Mann am Boden verbluten sahen, erkannten sie in ihm nur einen Schwarzen." Fakt ist, daß das Verhalten der Polizeibeamten, ihre stereotypen Denkweisen, ihre diskriminierende Haltung, ihre Indifferenz, ihre verachtende Einstellung schuld waren am Tod dieses farbigen Studenten wie vermutlich auch schon vor diesem tragischen Vorfall und auch danach unzählige Menschenleben gefordert haben. Noch heute kämpfen Familien wie die Angehörigen von Ricky Reel - auch er vermutlich von Rassisten umgebracht - um Erklärungen von seiten der Behörden und fordern ihre Rechte ein. Tagein, tagaus werden den Schwarzen quer durch Europa Rechte vorenthalten und bleibt ihnen die Inanspruchnahme ihrer grundlegenden Menschenrechte wie auch das Recht auf Gleichbehandlung verwehrt. Die politische Entwicklung in Österreich eröffnet uns allerdings auch eine historische Chance: Die Verhältnisse in Österreich geben uns Gelegenheit, unmißverständlich zum Ausdruck zu bringen, daß die Europäische Union rassistisches oder fremdenfeindliches Verhalten einer Regierung nicht duldet. Unter moralischen, politischen und sogar wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist eine ausländerfeindliche Einstellung untragbar. Bestätigt haben uns das die Reaktionen aus den Mitgliedstaaten, die quer durch die EU die österreichische Haltung verurteilen. Gruppen wie beispielsweise LBR und MPG, die sich für die Propagierung der Charta der politischen Parteien gegen Rassismus stark machen, können bezeugen, daß politische Parteien, die nachweisen können, daß sie von ihrer Ethik her und in der Praxis nicht rassistisch sind, gerne der Charta beitreten dürfen, aber ausdrücklich nur solche Parteien, die dies effektiv beweisen können. Von diesen Idealen jedoch ist die FPÖ weit entfernt. All die Erklärungen von Politikern und Regierungen, all die Kundgebungen und Proteste müssen freilich mehr bewirken als sich auf hehre Worte und feierliche Gesten zu beschränken. Die Zeit der großen Phrasen ist vorbei. Jetzt kommt es darauf an, zu handeln. In Zukunft sollen die Menschen auf die heutige Zeit zurückblicken können als auf eine Epoche, in der die Geschichte und der Weg, den Europa beschreitet, unumstößliche Veränderungen erfahren haben, und nicht als eine Zeit der verpaßten Chancen in Erinnerung behalten, in der zwar hehre Absichten verkündet wurden, die aber letztendlich nichts bewirkten. Uns geht es darum sicherzustellen, daß alle Mitgliedstaaten möglichst nachhaltige Maßnahmen ergreifen und - für uns das Allerwichtigste – diese Maßnahmen unverzüglich umsetzen. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus lauern als latente Gefahr permanent im Hintergrund und können jederzeit ohne weiteres ausbrechen. Mit verheerenden Folgen! Deshalb appelliert das Europäische Netz gegen Rassismus an die Mitgliedstaaten, ihre angekündigten Verpflichtungen einzuhalten und in ihrer Empörung, die sie angesichts der Situation in Österreich zum Ausdruck gebracht haben, nicht nachzulassen. Wir fordern dreierlei Maßnahmen: Erstens fordern wir, das gesamte Bündel an vorgeschlagenen Maßnahmen im Rahmen von Artikel 13 zu unterstützen. Als da wären die Richtlinie über das Verbot der Diskriminierung wegen der Rasse, die Beschäftigungsrichtlinie und der Aktionsplan, und zwar als Gesamtbündel und nicht als Einzelmaßnahmen zur freien Auswahl, aus der man sich, wie beim Süßwarenhändler, nach Geschmack das Passende heraussuchen kann. Für die schwarze Bevölkerung, aber auch für die ethnischen Minderheiten in Europa ist dieses gesamte Maßnahmenbündel von vitaler Bedeutung. Was aber noch wichtiger ist: Wir möchten dieses Gesamtpaket auf der Stelle. Zweitens fordern wir eine beschleunigte Verabschiedung der Richtlinien und des Aktionsplans, damit die volle Kompetenz noch in diesem Jahr gesichert ist. Wir sind davon überzeugt, daß unter der portugiesischen wie auch unter der französischen Ratspräsidentschaft merkliche Fortschritte möglich sind. Freilich wird die Zeit knapp sein. Rassismus aber ist nicht irgendein Thema am Rande, sondern ein Phänomen, das absolute Priorität verdient. Wo ein Wille, da ein Weg! Bei dem genannten Maßnahmenbündel geht es übrigens ja nicht allein um Rassismus, sondern um Gleichbehandlung schlechthin. Deshalb würde unser Netz - und mit uns die anderen Gruppen, mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten und die Minderheiten repräsentieren - es begrüßen, wenn der Frage nach vertikalen Richtlinien zu jedem Einzelaspekt der Gleichbehandlung so bald wie möglich nachgegangen werden würde. Ein Letztes noch : Wir möchten, daß auf der anstehenden Regierungskonferenz beschlossen wird, daß über Maßnahmen, die im Rahmen von Artikel 13 des EG-Vertrags vorgeschlagen werden, mit qualifizierter Mehrheit abgestimmt wird. Alle drei genannten Positionen sind in einer von uns verabschiedeten Deklaration verankert. Wir ersuchen die Beobachtungsstelle in Wien, den EGB und UNICEF, eine gemeinsame Erklärung zu verabschieden, in der sie grundsätzlich der Beschleunigung des Beschlußfassungsverfahren beipflichten. Alle heute hier Anwesenden bitten wir, die Deklaration zu unterzeichnen. Die Kommission möchte ich bitten, meinen Kollegen die Gelegenheit zu geben, unsere Deklaration vorstellen zu können, bevor diese Konferenz morgen zu Ende geht. Die Deklaration liegt vorne auf dem Tisch aus. Sie alle bitte ich dringend, sie in der Kaffeepause oder über Mittag zu unterzeichnen. Die Alarmsirenen schrillen bereits. Für weiteres Zaudern gibt es keine Entschuldigung! Tun Sie also jetzt etwas gegen Rassismus. Wir, die Nichtregierungsorganisationen, fordern, daß das Gesamtpaket in diesem Jahr verabschiedet wird und daß die Beschlußfassung dahingehend geändert wird, daß Maßnahmen zur Bekämpfung des Rassismus mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden. Ich hoffe, daß wir das nicht nochmals erklären müssen! Konferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht 39

Beiträge (vollständig)<br />

befassen. Für diejenigen v<strong>on</strong> uns, die auf diesem<br />

Gebiet aktiv sind, war es bislang ein Unding, daß<br />

der Imper<strong>at</strong>iv für die Wahrnehmung v<strong>on</strong><br />

Kompetenzen in dieser M<strong>at</strong>erie derart lange auf<br />

sich warten ließ, bevor er k<strong>on</strong>kret wurde. Unter<br />

den hier Anwesenden ist so mancher in den vier<br />

Jahrzehnten, seit es die Kommissi<strong>on</strong> gibt, Tag für<br />

Tag hautnah mit den Folgen v<strong>on</strong> Rassismus quer<br />

durch die Mitgliedsta<strong>at</strong>en der EU k<strong>on</strong>fr<strong>on</strong>tiert. Ich<br />

muß eingestehen, daß die politische<br />

Entwicklung, die wir in Österreich beobachten,<br />

uns nicht überrascht h<strong>at</strong>.<br />

So alarmierend derartige Entwicklungen auch<br />

sein mögen: Nach unseren Erfahrungen ist<br />

Rassismus weder ein urplötzliches Phänomen<br />

noch etwas, das sich allein in Österreich abspielt.<br />

Auch wenn unser Netz die Maßnahmen gegen<br />

die österreichische Regierung begrüßt und<br />

unterstützt, sei aber unbedingt daran erinnert,<br />

daß es Rassismus nicht nur in Österreich gibt.<br />

Als jüngstes Beispiel möchte ich nur die<br />

Ermordung eines Marokkaners in Südspanien<br />

zitieren und das Versagen der Behörden bei der<br />

Durchführung ihrer Ermittlungen.<br />

Weiter h<strong>at</strong> sich, ebenfalls in der vergangenen<br />

Woche, der Tag gejährt, an dem im Vereinigten<br />

Königreich der Untersuchungsbericht über die<br />

Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Mord<br />

an Stephen Lawrence publik wurde. Vielen v<strong>on</strong><br />

Ihnen dürfte sicherlich bekannt sein, daß die fünf<br />

mutmaßlichen Täter, die diesen jungen Farbigen<br />

in einem rassistischen Übergriff umgebracht<br />

haben, sich der Strafverfolgung entziehen k<strong>on</strong>nten,<br />

weil die Polizei einfach zu langsam reagiert<br />

h<strong>at</strong>. Die Bearbeitung dieses Falles ließ sehr zu<br />

wünschen übrig, ja es deutet sogar manches auf<br />

Korrupti<strong>on</strong> hin. Die Mutter des Ermordeten<br />

erklärte dazu folgendes: „Als sie diesen jungen<br />

Mann am Boden verbluten sahen, erkannten sie<br />

in ihm nur einen Schwarzen." Fakt ist, daß das<br />

Verhalten der Polizeibeamten, ihre stereotypen<br />

Denkweisen, ihre diskriminierende Haltung, ihre<br />

Indifferenz, ihre verachtende Einstellung schuld<br />

waren am Tod dieses farbigen Studenten wie vermutlich<br />

auch sch<strong>on</strong> vor diesem tragischen<br />

Vorfall und auch danach unzählige Menschenleben<br />

gefordert haben. Noch heute kämpfen<br />

Familien wie die Angehörigen v<strong>on</strong> Ricky Reel -<br />

auch er vermutlich v<strong>on</strong> Rassisten umgebracht -<br />

um Erklärungen v<strong>on</strong> seiten der Behörden und<br />

fordern ihre Rechte ein.<br />

Tagein, tagaus werden den Schwarzen quer<br />

durch Europa Rechte vorenthalten und bleibt<br />

ihnen die Inanspruchnahme ihrer grundlegenden<br />

Menschenrechte wie auch das Recht auf<br />

Gleichbehandlung verwehrt. Die politische<br />

Entwicklung in Österreich eröffnet uns allerdings<br />

auch eine historische Chance: Die Verhältnisse in<br />

Österreich geben uns Gelegenheit, unmißverständlich<br />

zum Ausdruck zu bringen, daß die<br />

Europäische Uni<strong>on</strong> rassistisches oder fremdenfeindliches<br />

Verhalten einer Regierung nicht duldet.<br />

Unter moralischen, politischen und sogar<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist eine ausländerfeindliche<br />

Einstellung untragbar. Bestätigt<br />

haben uns das die Reakti<strong>on</strong>en aus den<br />

Mitgliedsta<strong>at</strong>en, die quer durch die EU die österreichische<br />

Haltung verurteilen. Gruppen wie beispielsweise<br />

LBR und MPG, die sich für die<br />

Propagierung der Charta der politischen Parteien<br />

gegen Rassismus stark machen, können bezeugen,<br />

daß politische Parteien, die nachweisen<br />

können, daß sie v<strong>on</strong> ihrer Ethik her und in der<br />

Praxis nicht rassistisch sind, gerne der Charta<br />

beitreten dürfen, aber ausdrücklich nur solche<br />

Parteien, die dies effektiv beweisen können. V<strong>on</strong><br />

diesen Idealen jedoch ist die FPÖ weit entfernt.<br />

All die Erklärungen v<strong>on</strong> Politikern und<br />

Regierungen, all die Kundgebungen und Proteste<br />

müssen freilich mehr bewirken als sich auf hehre<br />

Worte und feierliche Gesten zu beschränken. Die<br />

Zeit der großen Phrasen ist vorbei. Jetzt kommt<br />

es darauf an, zu handeln.<br />

In Zukunft sollen die Menschen auf die heutige<br />

Zeit zurückblicken können als auf eine Epoche,<br />

in der die Geschichte und der Weg, den Europa<br />

beschreitet, unumstößliche Veränderungen<br />

erfahren haben, und nicht als eine Zeit der verpaßten<br />

Chancen in Erinnerung behalten, in der<br />

zwar hehre Absichten verkündet wurden, die<br />

aber letztendlich nichts bewirkten. Uns geht es<br />

darum sicherzustellen, daß alle Mitgliedsta<strong>at</strong>en<br />

möglichst nachhaltige Maßnahmen ergreifen<br />

und - für uns das Allerwichtigste – diese<br />

Maßnahmen unverzüglich umsetzen.<br />

Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und<br />

Antisemitismus lauern als l<strong>at</strong>ente Gefahr permanent<br />

im Hintergrund und können jederzeit<br />

ohne weiteres ausbrechen. Mit verheerenden<br />

Folgen!<br />

Deshalb appelliert das Europäische Netz gegen<br />

Rassismus an die Mitgliedsta<strong>at</strong>en, ihre angekündigten<br />

Verpflichtungen einzuhalten und in ihrer<br />

Empörung, die sie angesichts der Situ<strong>at</strong>i<strong>on</strong> in<br />

Österreich zum Ausdruck gebracht haben, nicht<br />

nachzulassen. Wir fordern dreierlei Maßnahmen:<br />

Erstens fordern wir, das gesamte Bündel an vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen im Rahmen v<strong>on</strong><br />

Artikel 13 zu unterstützen. Als da wären die<br />

Richtlinie über das Verbot der Diskriminierung<br />

wegen der Rasse, die Beschäftigungsrichtlinie<br />

und der Akti<strong>on</strong>splan, und zwar als Gesamtbündel<br />

und nicht als Einzelmaßnahmen zur freien<br />

Auswahl, aus der man sich, wie beim<br />

Süßwarenhändler, nach Geschmack das<br />

Passende heraussuchen kann. Für die schwarze<br />

Bevölkerung, aber auch für die ethnischen<br />

Minderheiten in Europa ist dieses gesamte<br />

Maßnahmenbündel v<strong>on</strong> vitaler Bedeutung. Was<br />

aber noch wichtiger ist: Wir möchten dieses<br />

Gesamtpaket auf der Stelle.<br />

Zweitens fordern wir eine beschleunigte<br />

Verabschiedung der Richtlinien und des<br />

Akti<strong>on</strong>splans, damit die volle Kompetenz noch in<br />

diesem Jahr gesichert ist. Wir sind dav<strong>on</strong> überzeugt,<br />

daß unter der portugiesischen wie auch<br />

unter der französischen R<strong>at</strong>spräsidentschaft<br />

merkliche Fortschritte möglich sind. Freilich wird<br />

die Zeit knapp sein. Rassismus aber ist nicht<br />

irgendein Thema am Rande, s<strong>on</strong>dern ein<br />

Phänomen, das absolute Priorität verdient. Wo<br />

ein Wille, da ein Weg! Bei dem genannten<br />

Maßnahmenbündel geht es übrigens ja nicht<br />

allein um Rassismus, s<strong>on</strong>dern um<br />

Gleichbehandlung schlechthin. Deshalb würde<br />

unser Netz - und mit uns die anderen Gruppen,<br />

mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten<br />

und die Minderheiten repräsentieren - es<br />

begrüßen, wenn der Frage nach vertikalen<br />

Richtlinien zu jedem Einzelaspekt der Gleichbehandlung<br />

so bald wie möglich nachgegangen<br />

werden würde.<br />

Ein Letztes noch : Wir möchten, daß auf der<br />

anstehenden Regierungsk<strong>on</strong>ferenz beschlossen<br />

wird, daß über Maßnahmen, die im Rahmen v<strong>on</strong><br />

Artikel 13 des EG-Vertrags vorgeschlagen werden,<br />

mit qualifizierter Mehrheit abgestimmt wird.<br />

Alle drei genannten Positi<strong>on</strong>en sind in einer v<strong>on</strong><br />

uns verabschiedeten Deklar<strong>at</strong>i<strong>on</strong> verankert. Wir<br />

ersuchen die Beobachtungsstelle in Wien, den<br />

EGB und UNICEF, eine gemeinsame Erklärung zu<br />

verabschieden, in der sie grundsätzlich der<br />

Beschleunigung des Beschlußfassungsverfahren<br />

beipflichten. Alle heute hier Anwesenden bitten<br />

wir, die Deklar<strong>at</strong>i<strong>on</strong> zu unterzeichnen.<br />

Die Kommissi<strong>on</strong> möchte ich bitten, meinen<br />

Kollegen die Gelegenheit zu geben, unsere<br />

Deklar<strong>at</strong>i<strong>on</strong> vorstellen zu können, bevor diese<br />

K<strong>on</strong>ferenz morgen zu Ende geht. Die Deklar<strong>at</strong>i<strong>on</strong><br />

liegt vorne auf dem Tisch aus. Sie alle bitte ich<br />

dringend, sie in der Kaffeepause oder über Mittag<br />

zu unterzeichnen.<br />

Die Alarmsirenen schrillen bereits. Für weiteres<br />

Zaudern gibt es keine Entschuldigung! Tun Sie<br />

also jetzt etwas gegen Rassismus. Wir, die<br />

Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en, fordern, daß das<br />

Gesamtpaket in diesem Jahr verabschiedet wird<br />

und daß die Beschlußfassung dahingehend<br />

geändert wird, daß Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

des Rassismus mit qualifizierter Mehrheit<br />

beschlossen werden. Ich hoffe, daß wir das nicht<br />

nochmals erklären müssen!<br />

K<strong>on</strong>ferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht 39

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