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European Conference on combating racism at European level DE

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Beiträge (vollständig)<br />

Emilio Gabaglio<br />

Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbunds<br />

Herr Präsident,<br />

meine Damen und Herren,<br />

liebe Freunde,<br />

der Zeitpunkt für diese K<strong>on</strong>ferenz ist günstig wie<br />

auch der Zeitpunkt für die Gesetzesiniti<strong>at</strong>iven und<br />

anderen Vorschlägen der Europäischen Kommissi<strong>on</strong><br />

in Anwendung v<strong>on</strong> Artikel 13 des<br />

Vertrags v<strong>on</strong> Amsterdam.<br />

Es erfüllt uns alle mit großer Besorgnis, daß in<br />

einem Mitgliedsta<strong>at</strong> der Europäischen Uni<strong>on</strong>, in<br />

Österreich, eine Partei in der Regierung vertreten<br />

ist, die nie ein Hehl gemacht h<strong>at</strong> aus ihrer rassistischen<br />

und fremdenfeindlichen Haltung.<br />

Wenn es stimmt, daß man an seinen T<strong>at</strong>en<br />

gemessen wird, dann stimmt es auch, daß die<br />

Reakti<strong>on</strong> der Europäischen Uni<strong>on</strong> absolut richtig<br />

war und unsere volle Unterstützung h<strong>at</strong>. Die<br />

europäische Gewerkschaftsbewegung ist solidarisch<br />

mit dem anderen Österreich, dem Österreich<br />

der Jungen, der Frauen, der Gewerkschaftler,<br />

der Antifaschisten, der Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en<br />

und der Kultur, dessen<br />

Vertreter letzten Samstag in Wien auf die Straße<br />

gegangen sind, um laut und deutlich ihre Stimme<br />

zu erheben.<br />

Das ist ein Erwachen, würde Herr Kahn sagen.<br />

Vielleicht h<strong>at</strong> er in einigen Punkten nicht unrecht,<br />

doch ich glaube, daß die Reakti<strong>on</strong> dieses anderen<br />

Österreichs, des demokr<strong>at</strong>ischen Österreichs,<br />

wie auch all der Leute, die in Brüssel letzten<br />

S<strong>on</strong>ntag und auch in Paris, in Rom und<br />

anderswo auf die Straße gegangen sind, eine<br />

Bestätigung für uns ist. Sie zeigt uns, daß die<br />

europäischen Bürger wachsam bleiben und<br />

bereit, jede aus der Vergangenheit wieder auftauchende<br />

überkommene rassistische und fremdenfeindliche<br />

Tendenz bloßzustellen.<br />

Wir sind solidarisch mit diesem anderen Österreich,<br />

das übrigens in der Mehrheit ist, wenn<br />

man dem Votum der Urnen glaubt. Als<br />

Gewerkschaftler und als Demokr<strong>at</strong>en teilen wir<br />

nicht die Geringschätzung einiger für die Leute,<br />

die auf die Straße gehen. Im Gegenteil: unsere<br />

europäische Geschichte h<strong>at</strong> uns gelehrt, daß die<br />

Menschen, die auf die Straße gehen, diejenigen<br />

Kräfte repräsentieren, die antidemokr<strong>at</strong>ische<br />

Tendenzen in Schach halten können.<br />

Wir müssen also wachsam bleiben, in Österreich<br />

und auch anderswo, denn es geht hier nicht<br />

allein um Österreich. Wir müssen all diejenigen<br />

bekämpfen, die mit der Intoleranz, dem<br />

Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und gar<br />

dem Antisemitismus ihre dunklen Geschäfte treiben.<br />

Diese populistische Politik, sei sie nun Auslöser<br />

oder Erscheinungsform (die einzelnen<br />

Situ<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en sind nicht immer vergleichbar), ist<br />

wie eine Zeitbombe, die die Grundfeste Europas<br />

und damit die Werte und Prinzipien der europäischen<br />

Integr<strong>at</strong>i<strong>on</strong> zu erschüttern droht.<br />

Deswegen sind wir alle verpflichtet zu handeln,<br />

nicht nur die Instituti<strong>on</strong>en, s<strong>on</strong>dern auch die<br />

Kräfte der Gesellschaft, die Bürgerinnen und<br />

Bürger.<br />

Uns das Prinzip der Nichteinmischung in innere<br />

Angelegenheiten vorzuhalten, ist verfehlt. Dieses<br />

Prinzip ist nicht nur überholt v<strong>on</strong> der Realität der<br />

europäischen Integr<strong>at</strong>i<strong>on</strong> - wir existieren nicht<br />

mehr für uns allein, wir haben ein gemeinsames<br />

Schicksal -, s<strong>on</strong>dern es ist auch irrelevant, wenn<br />

es darum geht, die Menschenrechte und die<br />

Demokr<strong>at</strong>ie zu schützen. Diese Botschaft richtet<br />

sich an alle Mitgliedsta<strong>at</strong>en der Europäischen<br />

Uni<strong>on</strong>, aber n<strong>at</strong>ürlich auch an die<br />

Bewerberländer in Mittel- und Osteuropa und im<br />

übrigen auch an die Türkei.<br />

Meine Damen,<br />

meine Herren,<br />

wir müssen auch wachsam bleiben und tätig<br />

werden auf anderen Ebenen, nicht nur auf der<br />

Ebene der großen Politik.<br />

Es gibt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im<br />

täglichen Leben, in Worten, in Gesten und in<br />

Verhaltensweisen. Diese Erscheinungsformen<br />

werden oft verharmlost, mit der Folge, daß man<br />

nicht immer entschlossen gegen sie vorgeht.<br />

Das gilt auch für die Arbeitswelt. Wir müssen<br />

erkennen, daß hier unsere große Verantwortung<br />

als Gewerkschaftsbewegung liegt, ohne daß wir<br />

darüber unseren Beitrag zur generellen<br />

Bekämpfung v<strong>on</strong> Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />

in der Gesellschaft vergessen dürfen.<br />

Wir müssen uns auflehnen gegen die zunehmende<br />

Verharmlosung, die wir täglich am<br />

Arbeitspl<strong>at</strong>z erleben. Unsere Wachsamkeit darf<br />

nicht nachlassen.<br />

Ich glaube, daß der Beobachtungsstelle in Wien,<br />

die v<strong>on</strong> Herrn Kahn geleitet wird, hier eine wichtige<br />

Rolle zukommt. Es erfüllt mich im übrigen<br />

mit Genugtuung, daß der Vizepräsident der<br />

Beobachtungsstelle ein Gewerkschaftler ist.<br />

Wir müssen aufklären, Tag für Tag, am<br />

Arbeitspl<strong>at</strong>z wie in den Schulen und generell in<br />

unserer ganzen Gesellschaft, um zu erreichen,<br />

daß rassistische und fremdenfeindliche Haltungen<br />

bloßgestellt werden.<br />

Ich möchte auch auf eine Bemerkung eingehen,<br />

die mir gegenüber in bezug auf die<br />

Gewerkschaftsbewegung gemacht wurde: „Sind<br />

wir frei v<strong>on</strong> Unterlassungssünden?“<br />

Nein, niemand ist frei dav<strong>on</strong>.<br />

Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang darauf<br />

hinweisen, daß bei den Sozialwahlen in Belgien<br />

die dem Europäischen Gewerkschaftsbund angehörenden<br />

belgischen Gewerkschaftsverbände<br />

alle Pers<strong>on</strong>en vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen<br />

haben, die dem Vlaams Blok oder<br />

einer anderen rassistischen Gruppierung angehören.<br />

Diese Pers<strong>on</strong>en wurden im übrigen<br />

unverzüglich aus unseren Gewerkschaften ausgeschlossen.<br />

Dies sind Beispiele für k<strong>on</strong>krete<br />

Gesten, die im täglichen Leben Zeichen setzen.<br />

Was wir auch brauchen, sind strengere gesetzliche<br />

Bestimmungen. Deswegen unterstützt der<br />

Europäische Gewerkschaftsbund ohne<br />

Vorbehalte die v<strong>on</strong> der Kommissi<strong>on</strong> vorgeschlagenen<br />

Richtlinien und Akti<strong>on</strong>sprogramme. Wenn<br />

wir einen Appell formulieren wollen, dann sollte<br />

dies ein Appell an den Ministerr<strong>at</strong> sein, rasch<br />

über diese Richtlinien und diese Akti<strong>on</strong>sprogramme<br />

zu entscheiden, die im übrigen auch<br />

vom Europäischen Parlament ohne Einschränkungen<br />

unterstützt werden.<br />

Als Sozialpartner haben wir in gewissem Maße<br />

die nach dem Vertrag v<strong>on</strong> Amsterdam abzusehende<br />

Entwicklung vorweggenommen.<br />

Bereits 1995 haben wir zusammen mit der<br />

UNICE und der CEEP eine Erklärung unterzeichnet,<br />

in der wir uns verpflichten, auf Unternehmensebene<br />

den Rassismus und die<br />

Fremdenfeindlichkeit sowie alle anderen Arten<br />

v<strong>on</strong> Diskriminierungen zu bekämpfen. Einer<br />

36 K<strong>on</strong>ferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht

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