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European Conference on combating racism at European level DE

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Beiträge (vollständig)<br />

Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts als<br />

auch die Untersuchungen über Diskriminierungen<br />

aufgrund der Rasse, N<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alität oder ethnischen<br />

bzw. n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alen Herkunft einbezieht. Damit sollen<br />

die Hindernisse ermittelt und überwunden werden,<br />

mit denen sich die Frauen bestimmter<br />

Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Stellung im<br />

priv<strong>at</strong>en Bereich k<strong>on</strong>fr<strong>on</strong>tiert sehen, es soll dafür<br />

gesorgt werden, daß man sich dem Thema<br />

"Universalität st<strong>at</strong>t kultureller Rel<strong>at</strong>ivismus gegenüber<br />

dem Grundrecht der Gleichheit v<strong>on</strong> Mann<br />

und Frau" stellt; es sollen aber auch die verschiedenen<br />

Ausprägungen des Rassismus und seine<br />

unterschiedlichen Auswirkungen auf die betroffenen<br />

Männer und Frauen berücksichtigt werden.<br />

Niemand zweifelt daran, daß einer der Vorteile des<br />

empfohlenen Ans<strong>at</strong>zes darin besteht, daß er am<br />

Ende die vereinfachenden Erklärungsmuster und<br />

K<strong>at</strong>egorisierungen disqualifiziert, die Handlungsmethoden<br />

bereichert und folglich deren<br />

Notwendigkeit unter Beweis stellt. Es besteht auch<br />

kein Zweifel daran, daß dieser Ans<strong>at</strong>z geeignet ist,<br />

die allergischen Reakti<strong>on</strong>en einzudämmen, die zu<br />

heftig propagierte positive Maßnahmen zugunsten<br />

v<strong>on</strong> z.B. Ausländern hervorrufen können.<br />

Aufgrund der komplexen Zusammenhänge zwischen<br />

Recht und Sitten, die eine Paralysierung, ja<br />

sogar unterschwellige Gegenströmungen bewirken<br />

können, wenn das Recht den Sitten zu sehr<br />

vorauseilt, müssen in bestimmten Bereichen wie<br />

z. B. bei der Beweislastumkehr in zivilrechtlichen<br />

Streitfällen Übergangsphasen vorgesehen werden,<br />

um die erforderlichen st<strong>at</strong>istischen<br />

Instrumente entwickeln und die Richter schulen zu<br />

können, und um die Gesellschaft an eine Regel zu<br />

gewöhnen, die einen Fremdkörper darstellt, damit<br />

diese Regel nicht v<strong>on</strong> den Richtern oder v<strong>on</strong> anderer<br />

Seite abgelehnt wird, aber auch nicht auf so<br />

übertriebene, ins Groteske gehende Weise angewandt<br />

wird, daß ein Aufschrei der Empörung über<br />

die "Schaffung einer Kastengesellschaft" durchs<br />

Land geht. Das ist keine imaginäre Situ<strong>at</strong>i<strong>on</strong>, das<br />

Thema wird in Frankreich in Kreisen, die sich zwar<br />

zu den Humanisten zählen, jedoch allergisch reagieren,<br />

sobald man sich v<strong>on</strong> den n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alen juristischen<br />

Traditi<strong>on</strong>en entfernt, bereits diskutiert.<br />

Dies ist ein Grund mehr, warum wir ein Interesse<br />

an Medi<strong>at</strong>i<strong>on</strong>sstrukturen haben müssen, um die<br />

Richter mit Unterlagen zu versorgen, die ihnen<br />

ausreichende Erkenntnisse und Argument<strong>at</strong>i<strong>on</strong>shilfen<br />

liefern, ohne ihnen vorzugreifen oder sie<br />

mit Inform<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en zu überschwemmen, da, wie in<br />

Großbritannien, viele Fragen im Vorfeld geklärt<br />

werden. Die K<strong>on</strong>fliktlösung in Diskriminierungsfällen<br />

generell den Gerichten und der<br />

Rechtsprechung zu übertragen ist zudem ebenso<br />

wenig wünschenswert wie Unterscheidungen system<strong>at</strong>isch<br />

unter Strafe zu stellen. Wir brauchen<br />

genügend Rechtsvorschriften und genügend<br />

Richter, um Grenzen zu setzen. Nicht zu viele, um<br />

keinen Aufstand zu provozieren. Halbherzige<br />

Str<strong>at</strong>egien und schwache Rechte führen zu nichts.<br />

Aber bei übertrieben strengen Rechtsvorschriften<br />

besteht eher die Gefahr, daß ein Fäulnisprozeß,<br />

eine Rechtsverweigerung eintritt.<br />

Jean Kahn<br />

Vorsitzender des Verwaltungsr<strong>at</strong>s der Europäischen Stelle zur<br />

Beobachtung v<strong>on</strong> Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.<br />

Meine Damen, meine Herren, liebe Freunde, ich<br />

erlaube mir, „liebe Freunde“ zu sagen, denn wir<br />

kämpfen alle für dieselbe Sache und das macht<br />

uns wohl zu Freunden. Ihnen, sehr geehrter Herr<br />

Vorsitzender, möchte ich wie folgt antworten:<br />

Auch wenn wir die Beobachtungsstelle erst jetzt,<br />

in Kürze, offiziell einweihen werden, so bestehen<br />

wir doch sch<strong>on</strong> seit eineinhalb Jahren und in dieser<br />

Zeit haben wir bereits einiges erreicht.<br />

Erlauben Sie mir, zu ergänzen, daß es uns im<br />

Grunde bereits seit 1994 gibt. Während der<br />

damaligen deutschen Präsidentschaft h<strong>at</strong>ten wir<br />

die Sta<strong>at</strong>s- und Regierungschefs aufgefordert,<br />

sich bewußt zu machen, daß in Europa<br />

Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus<br />

wieder aufleben. Zu jener Zeit verging<br />

in Deutschland kaum ein Tag, an dem nicht<br />

Wohnungen v<strong>on</strong> Einwanderern in Brand gesteckt<br />

wurden. Der damalige Bundeskanzler Kohl, den<br />

ich seinerzeit aufsuchte, h<strong>at</strong>te zusammen mit den<br />

Präsidenten der Französischen Republik, François<br />

Mitterrand, sein Einverständnis gegeben, die<br />

Rassismusbekämpfung auf die Tagesordnung des<br />

Gipfels v<strong>on</strong> Korfu - der eben angesprochen wurde<br />

- zu setzen. Auf Korfu wurde beschlossen, eine<br />

Ber<strong>at</strong>ende Kommissi<strong>on</strong> "Rassismus und<br />

Fremdenfeindlichkeit" der Europäischen Uni<strong>on</strong><br />

einzusetzen.<br />

Dabei gingen wir v<strong>on</strong> folgender Überlegung aus:<br />

Die Europäische Uni<strong>on</strong> darf nicht nur ein Europa<br />

der Kaufleute sein, ein Europa der Finanzen, der<br />

Währung und bestenfalls eine Europa des<br />

Verteidigungsbündnisses oder der Politik. Die<br />

Europäische Uni<strong>on</strong> und ganz Europa muß eine<br />

Seele bekommen. Denn wenn man sich zum Ziel<br />

gesetzt h<strong>at</strong>, bestimmte gemeinsame Werte zu verteidigen,<br />

dann braucht man dafür zunächst einmal<br />

ein gemeinsames Fundament geistiger Werte, also<br />

eine gemeinsame Seele. Ohne eine solche<br />

gemeinsame Basis kann ein vereintes Europa<br />

nicht wirklich entstehen.<br />

Man h<strong>at</strong> unsere Wünsche also erhört, und wir<br />

haben drei Jahre lang in dieser Ber<strong>at</strong>enden<br />

Kommissi<strong>on</strong> gearbeitet. Ihm gehörten ein<br />

Vertreter pro Mitgliedsta<strong>at</strong> an. Diese Vertreter<br />

waren keine Politiker: sie h<strong>at</strong>ten eher den Rang<br />

"moralischer Pers<strong>on</strong>en". Ich muß sagen, daß ich<br />

v<strong>on</strong> Anfang an mit ganz bemerkenswerten Frauen<br />

und Männern zusammenarbeiten durfte; zum<br />

Großteil handelte es sich um ehemalige aktive<br />

Mitstreiter (ich selbst bin ein solcher). Ich glaube,<br />

die erfahrenden militanten Kämpfer gegen den<br />

Rassismus verstehen vielleicht besser als andere,<br />

worum es geht, denn im Grunde sind wir militant<br />

geblieben. Deshalb freue ich mich, daß so zahlreiche<br />

Vertreter v<strong>on</strong> Nichtregierungsorganis<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en<br />

heute hier anwesend sind. Dank der Arbeit dieser<br />

Organis<strong>at</strong>i<strong>on</strong>en erkennen wir besser (besser als<br />

alle St<strong>at</strong>istiken der Innenministerien uns vermitteln<br />

können), was in den einzelnen Ländern wirklich<br />

vorgeht. Denn jede Regierung neigt dazu, den<br />

Rassismus in ihrem Land zu verniedlichen, und<br />

das ist auch einer der Gründe, weshalb wir die<br />

Rundtischgespräche eingeführt haben. Was<br />

bedeuten diese Rundtischgespräche für uns? Sie<br />

bieten die Möglichkeit häufiger Zusammenkünfte<br />

auf n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>aler Ebene zwischen den Vertretern der<br />

NRO, d. h. der Zivilgesellschaft, und der öffentlichen<br />

Hand, den Vertretern der betreffenden<br />

Ministerien, d. h. Justiz, Inneres, Bildung usw. Auf<br />

diesen Zusammenkünften wurde zum ersten Mal<br />

offenbar, daß es in einigen Ländern t<strong>at</strong>sächlich<br />

häufig zu rassistischen und fremdenfeindlichen<br />

Akti<strong>on</strong>en kommt. Als Ergebnis seiner Arbeiten h<strong>at</strong><br />

die Ber<strong>at</strong>ende Kommissi<strong>on</strong> u. a. vorgeschlagen,<br />

die Beobachtungsstelle einzurichten. Ich glaube,<br />

damit war das Feld bereitet.<br />

Mein Dank geht an die Veranstalter.<br />

Ich soll Ihnen jetzt also in wenigen Worten sagen,<br />

welches der Auftrag der Beobachtungsstelle ist.<br />

Als Sitz der Beobachtungsstelle haben die<br />

Sta<strong>at</strong>schefs und die Regierungen Wien auserkoren.<br />

Ich habe mir die Frage gestellt, ob sie dabei<br />

prophetisches Gespür bewiesen haben. Offizieller<br />

34 K<strong>on</strong>ferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht

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