18.05.2014 Aufrufe

European Conference on combating racism at European level DE

European Conference on combating racism at European level DE

European Conference on combating racism at European level DE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Beiträge (vollständig)<br />

Ankündigung enthielt, daß die Kommissi<strong>on</strong> bis<br />

Ende 1999 einen Vorschlag für Rechtsvorschriften<br />

zur Bekämpfung v<strong>on</strong> Rassendiskriminierung<br />

vorlegen werde.<br />

Hinzu kommen die Dokumente aus dem Jahre<br />

1999, die heute hier verteilt wurden:<br />

• die Mitteilung der Kommissi<strong>on</strong> an den R<strong>at</strong> über<br />

bestimmte Maßnahmen der Gemeinschaft zur<br />

Bekämpfung v<strong>on</strong> Diskriminierungen<br />

• der Vorschlag für eine Richtlinie des R<strong>at</strong>es zur<br />

Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die<br />

Verwirklichung der Gleichbehandlung in<br />

Beschäftigung und Beruf<br />

• der Vorschlag für eine Richtlinie des R<strong>at</strong>es zur<br />

Anwendung des Gleichbehandlungsgrunds<strong>at</strong>zes<br />

ohne Unterschied der Rasse oder der ethnischen<br />

Herkunft<br />

• der Vorschlag für einen Beschluß des R<strong>at</strong>es über<br />

ein Akti<strong>on</strong>sprogramm der Gemeinschaft zur<br />

Bekämpfung v<strong>on</strong> Diskriminierungen (2001 –<br />

2006).<br />

Insbes<strong>on</strong>dere das an dritter Stelle genannte<br />

Dokument schlägt eine Reihe v<strong>on</strong> wichtigen<br />

Maßnahmen vor:<br />

• in bezug auf die gerichtliche Prüfung v<strong>on</strong><br />

Diskriminierungst<strong>at</strong>beständen (Umkehr bzw.<br />

Verlagerung der Beweislast, wie es sie bereits für<br />

Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts<br />

gibt, Opferschutz, und n<strong>at</strong>ürlich Zugang zum<br />

Rechtsschutz )<br />

• auf dem Gebiet der Tarifverhandlungen bzw. des<br />

sozialen Dialogs<br />

• im Hinblick auf die Aufteilung der Aufgaben zwischen<br />

den verschiedenen Instituti<strong>on</strong>en (unabhängigen<br />

Einrichtungen oder Medi<strong>at</strong>i<strong>on</strong>sstellen).<br />

Es ist unstreitig, daß weitere Fortschritte in dieser<br />

Richtung v<strong>on</strong> Nöten sind. Europa kann den<br />

Rahmen für einen Erfahrungsaustausch bieten,<br />

aber es reicht nicht aus, vorbildliche Verfahren<br />

untereinander auszutauschen, wir müssen auch<br />

gemeinsam beschließen, über den positiven<br />

Wettstreit, die gegenseitige Unterstützung beim<br />

richtigen Vorgehen hinauszukommen. In einem<br />

Rahmen wie dem Europas ist es auch erforderlich,<br />

eine wie auch immer geartete Verpflichtung,<br />

Außensicht und Bewertung der Leistungen, zu<br />

denen man fähig ist, anzuerkennen.<br />

3. Können diese Initi<strong>at</strong>iven in kurzer Zeit gedeihen,<br />

trotz der unterschiedlichen n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alen Traditi<strong>on</strong>en,<br />

auf die sich die genannten Texte im Sinne des<br />

Subsidiaritätsprinzips berufen und die zu Recht<br />

Berücksichtigung finden, denn ein zu deutlicher<br />

Bruch mit diesen n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alen Traditi<strong>on</strong>en könnte<br />

sich als k<strong>on</strong>traproduktiv erweisen. Diese Frage ist<br />

schwieriger zu beantworten.<br />

Der bereits erwähnte Bericht ging in der T<strong>at</strong> genau<br />

in dieselbe Richtung wie die Richtlinie, die ich in<br />

groben Zügen dargestellt habe – allerdings habe<br />

ich mich nicht für eine Beweislastumkehr ausgesprochen,<br />

auch nicht in zivilrechtlichen Streitfällen<br />

(in strafrechtlichen Verfahren käme dies auf keinen<br />

Fall in Frage, denn das würde die Abkehr v<strong>on</strong><br />

der Unschuldsvermutung bedeuten, und daran<br />

denkt wohl niemand). Obwohl der Bericht<br />

zunächst bei der Ministerin lebhaftes Interesse<br />

wecken k<strong>on</strong>nte, stieß er letzten Endes doch auf<br />

Ablehnung, bes<strong>on</strong>ders mit dem Vorschlag, eine<br />

unabhängige Medi<strong>at</strong>i<strong>on</strong>sstelle einzurichten. Die<br />

Ablehnungsfr<strong>on</strong>t vereinte die Sozialpartner mit der<br />

Justiz, unterstützt v<strong>on</strong> einigen Vertretern der juristischen<br />

Berufe und sogar Aktivisten der<br />

Bürgerrechtsbewegungen.<br />

Dabei ist die Analyse der Erfahrungen, die einige<br />

Mitgliedsta<strong>at</strong>en mit einer unabhängigen Stelle<br />

gemacht haben, aufschlußreich: Großbritannien<br />

seit 1976 mit der Kommissi<strong>on</strong> für<br />

Rassengleichheit, Schweden mit seinem<br />

Ombudsmann, Belgien seit 1993 mit dem<br />

Zentrum für Chancengleichheit, die Niederlande<br />

seit 1994 mit der Gleichbehandlungskommissi<strong>on</strong>,<br />

einige Gemeinden in Deutschland, Spanien mit<br />

seinem "Volksverteidiger", der sich zeitweise für<br />

die Themen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus<br />

engagiert h<strong>at</strong>. Man kann das Recht verbessern.<br />

Man kann neue Verhandlungsstrukturen vorschreiben,<br />

oder eine Erweiterung der in den<br />

Unternehmen vorhandenen D<strong>at</strong>en (der<br />

"Sozialbilanz", wie wir es in Frankreich nennen) –<br />

in den Ländern, in denen dies die n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>ale<br />

Traditi<strong>on</strong> verletzt (wieder Frankreich), unter Überwindung<br />

der Ablehnung gegenüber D<strong>at</strong>en, die<br />

sich auf die Rasse beziehen (wobei es sich n<strong>at</strong>ürlich<br />

nicht um pers<strong>on</strong>enbezogene D<strong>at</strong>en im Sinne<br />

des D<strong>at</strong>enschutzes handeln darf). Man kann die<br />

positiven Maßnahmen verstärken. Man kann die<br />

Bedeutung des Wortes "Integr<strong>at</strong>i<strong>on</strong>" oder verwandter<br />

Begriffe für kulturelle Unterschiede öffnen,<br />

ohne gleich ein gemeinschaftliches K<strong>on</strong>zept<br />

zu entwickeln. All das reicht jedoch nicht aus,<br />

wenn man nicht gleichzeitig Möglichkeiten findet,<br />

starre Haltungen in der Gesellschaft aufzuweichen<br />

und über die Gefahr des Rassismus und der<br />

Diskriminierung zu informieren, und zwar mit dem<br />

Willen und der Kraft, auch in die dicksten Schädel<br />

einzudringen, und wenn wir uns darüber hinaus<br />

nicht instand setzen, Richtern, Exekutivorganen<br />

und Partnern aller Art, öffentlicher Verwaltung wie<br />

Unternehmen und Gewerkschaften, zu helfen, ihre<br />

Vorurteile oder auch ihre Ängste zu überwinden.<br />

Was sind das für Ängste? Die Angst, daß die<br />

Bekämpfung v<strong>on</strong> Diskriminierungen einen politischen<br />

Streit auslösen könnte (bei den Ministern,<br />

die Angst vor der Auseinandersetzung mit den<br />

fremdenfeindlichen Kräften der Oppositi<strong>on</strong> oder<br />

ihrer eigenen Basis; bei den Präfekten, die Angst<br />

vor der Auseinandersetzung mit Arbeitgebern, die<br />

Menschen anderer Hautfarbe nicht mögen und<br />

v<strong>on</strong> denen sie gleichzeitig mehr Toleranz und die<br />

Schaffung v<strong>on</strong> Arbeitsplätzen für alle, nicht nur für<br />

Menschen anderer Hautfarbe, fordern müssen; in<br />

der Verwaltung, die Angst vor der<br />

Auseinandersetzung mit schlecht bezahlten oder<br />

gering geschätzten spießigen Beamten; bei den<br />

Gewerkschaften, wieder die Angst vor der<br />

Auseinandersetzung mit der Basis).<br />

V<strong>on</strong> allen diesen Kreisen – und den Forschern, die<br />

sie, Rückenwind spürend, unterstützen – wird<br />

n<strong>at</strong>ürlich mehr oder weniger derselbe Einwand<br />

erhoben: man darf die Gesellschaft nicht demobilisieren,<br />

man darf den Sozialpartnern oder den<br />

öffentlichen Instituti<strong>on</strong>en nicht das Heft aus der<br />

Hand nehmen. Aber wenn diese Sozialpartner<br />

oder diese öffentlichen Instituti<strong>on</strong>en wirklich willens<br />

wären, sich des Themas anzunehmen, und<br />

auch bereit wären, den politischen Preis dafür zu<br />

zahlen, dann wäre das bekannt – man h<strong>at</strong> aber<br />

eher den gegenteiligen Eindruck. Überdies ist es<br />

kein unsinniger Gedanke, daß in einer komplexen<br />

Gesellschaft der Grunds<strong>at</strong>z der Gewaltenteilung<br />

erweitert werden muß um ein Prinzip der<br />

Differenzierung der Funkti<strong>on</strong>en, deren Ausübung<br />

immer oder vorübergehend heikel ist und für die<br />

es keiner umfassenden, allgemeinen Verwaltung<br />

durch diejenigen bedarf, die nicht den Willen, oder<br />

zwar den Willen, aber nicht die Kraft dazu haben,<br />

s<strong>on</strong>dern vielmehr des Eingreifens, in der einen<br />

oder anderen Form, v<strong>on</strong> "Vestalinnen", v<strong>on</strong><br />

Menschen, die dafür bezahlt werden, die dafür da<br />

sind, wie dies mehr oder weniger, mit Höhen und<br />

Tiefen, bei den britischen, belgischen oder niederländischen<br />

Kommissi<strong>on</strong>en der Fall ist.<br />

Ehe ich zum Schluß komme, noch zwei<br />

Bemerkungen zur Bestimmung des Bezugsrahmens<br />

für die Maßnahmen einerseits und zu<br />

den Beziehungen zwischen Recht und<br />

Geisteshaltungen, Gepflogenheiten und<br />

Verwaltungsinstrumenten andererseits.<br />

Zunächst einmal ist unstreitig, daß der Kampf<br />

gegen Rassendiskriminierung, wie die<br />

Kommissi<strong>on</strong> vorschlägt, unabhängig v<strong>on</strong> der<br />

Bekämpfung anderer Diskriminierungsformen,<br />

insbes<strong>on</strong>dere der Diskriminierung aufgrund des<br />

Geschlechts, geführt werden muß – man kann<br />

nicht alles über einen Kamm scheren. Dennoch<br />

kann über die Frage diskutiert werden, ob das<br />

Erfassen der verschiedenen Diskriminierungsgründe<br />

(N<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alität, ethnische oder n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>ale<br />

Herkunft, Religi<strong>on</strong>, aber auch Geschlecht, Sitten<br />

oder eine Behinderung) und die entsprechenden<br />

Gegenmaßnahmen unterschiedlichen Instituti<strong>on</strong>en<br />

übertragen werden sollten oder nicht. In den<br />

Niederlanden wurde eine einzige Einrichtung<br />

damit betraut, über die Anwendung sämtlicher<br />

rechtlichen Gleichbehandlungsvorschriften zu<br />

wachen. In Großbritannien ist in jüngster Zeit die<br />

Diskussi<strong>on</strong> über die Zusammenlegung der beiden<br />

Instituti<strong>on</strong>en, die die Gleichstellung der<br />

Geschlechter bzw. der Rassen fördern sollen,<br />

erneut aufgeflammt. Einige Vorkämpfer der Stelle<br />

zur Beobachtung v<strong>on</strong> Diskriminierungen, zu deren<br />

Finanzierung beizutragen sich der Verwaltungsr<strong>at</strong><br />

des FAS in Frankreich Anfang des Jahres bereit<br />

erklärt h<strong>at</strong>, hätten es gerne gesehen, wenn sich ihr<br />

Tätigkeitsbereich auf die Beobachtung sämtlicher<br />

Diskriminierungsfälle und diskriminierender<br />

Verfahren erstreckt hätte. Der abschließende<br />

"Bericht über ein Gesamtk<strong>on</strong>zept für die<br />

Gleichstellung v<strong>on</strong> Frauen und Männern", der im<br />

Februar 1998 v<strong>on</strong> einer Expertengruppe des<br />

Europar<strong>at</strong>s erstellt wurde, h<strong>at</strong> seinerseits die<br />

Vorteile eines Querschnittsans<strong>at</strong>zes deutlich<br />

gemacht, der sowohl die Analysen v<strong>on</strong><br />

K<strong>on</strong>ferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!