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European Conference on combating racism at European level DE

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Beiträge (vollständig)<br />

Anna DIAMANTOPOULOU<br />

Kommissi<strong>on</strong>smitglied zuständig für Beschäftigung und Soziales<br />

Einführung<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

zunächst möchte ich Sie alle willkommen heißen<br />

zu dieser K<strong>on</strong>ferenz über Rassismusbekämpfung.<br />

Die Bedeutung, die ich der<br />

Bekämpfung des Rassismus beimesse, kann gar<br />

nicht hoch genug angesetzt werden. Wenn ich<br />

also sage, wie sehr es mich freut, daß ich zusammen<br />

mit Ihnen an dieser K<strong>on</strong>ferenz teilzunehmen<br />

kann, so können Sie sicher sein, daß ich das so<br />

meine. Es ist eine Ehre für mich, in diesem Saal<br />

vor Menschen zu sprechen – Projektleiter, NRO-<br />

Vertreter, Angehörige der europäischen<br />

Beobachtungsstelle -, die alle für eine gemeinsame<br />

Sache eintreten.<br />

Artikel 13<br />

Es ist Ihnen sicher allen bewußt, daß die<br />

Verpflichtung der Europäischen Uni<strong>on</strong> zur<br />

Rassismusbekämpfung im Vertrag v<strong>on</strong><br />

Amsterdam endgültig festgeschrieben wurde.<br />

Gemäß Artikel 13 des neuen Vertrags ist die<br />

Uni<strong>on</strong> jetzt befugt, Diskriminierungen aus<br />

Gründen des Geschlechts, der Religi<strong>on</strong> oder der<br />

Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters<br />

oder der sexuellen Ausrichtung zu bekämpfen<br />

sowie - und darauf liegt für uns heute der<br />

Schwerpunkt - aus Gründen der Rasse und der<br />

ethnischen Herkunft.<br />

Wir sind entschlossen, diese Verpflichtung zur<br />

Schaffung einer Gesellschaft ohne<br />

Diskriminierungen einzulösen. Deswegen h<strong>at</strong> die<br />

Kommissi<strong>on</strong> nur zwei M<strong>on</strong><strong>at</strong>e nach ihrem<br />

Amtsantritt ein ganzes Paket einschlägiger<br />

Vorschläge vorgelegt. Dies zu tun, war eine<br />

unserer ersten Entscheidungen.<br />

Ausweitung der Bekämpfung v<strong>on</strong><br />

Diskriminierungen<br />

Die Zeit war sicher reif für eine solche<br />

Maßnahme. Seit Jahrzehnten ist die<br />

Gemeinschaft gegen Diskriminierungen zu Felde<br />

gezogen. In der Vergangenheit benötigte sie<br />

jedoch eine wirtschaftliche Basis für Maßnahmen<br />

gegen Diskriminierungen. Heute dagegen ist die<br />

Bekämpfung v<strong>on</strong> Diskriminierungen ein politisches<br />

Ziel und als solches im Vertrag verankert.<br />

Diskriminierungen aufgrund der Sta<strong>at</strong>sangehörigkeit<br />

h<strong>at</strong> die Gemeinschaft seit jeher<br />

bekämpft. Die K<strong>on</strong>zentr<strong>at</strong>i<strong>on</strong> darauf leitete sich<br />

ab aus dem Auftrag der Kommissi<strong>on</strong> in der<br />

Nachkriegszeit: es galt, einen durch n<strong>at</strong>i<strong>on</strong>alistische<br />

und ethnische Antag<strong>on</strong>ismen gespaltenen<br />

K<strong>on</strong>tinent wieder zu vereinen. In diesem<br />

Bemühen war sie bemerkenswert erfolgreich.<br />

Zwar ist nicht jede Art v<strong>on</strong> Diskriminierung aus<br />

Gründen der Sta<strong>at</strong>sangehörigkeit vollständig<br />

ausgemerzt, doch sind deutliche Änderungen<br />

spürbar sowohl in der offiziellen Politik als auch<br />

in der Einstellung der Menschen.<br />

Damit ist es n<strong>at</strong>ürlich nicht getan. Die EU muß<br />

jetzt Vergleichbares erreichen für alle anderen<br />

Diskriminierungsgründe.<br />

Die Geschichte Europas im zwanzigsten<br />

Jahrhundert h<strong>at</strong> uns gewiß mit aller Deutlichkeit<br />

vor Augen geführt, welch destruktive Kraft der<br />

Diskriminierung innewohnt. Und die kol<strong>on</strong>iale<br />

Vergangenheit Europas legt seinen Völkern und<br />

seinen Politikern die Verantwortung und die<br />

Pflicht auf, sich für die Grundsätze der Toleranz<br />

und der Gleichbehandlung in den heutigen multiethnischen<br />

Gesellschaften einzusetzen.<br />

Die jüngsten Entwicklungen in Europa<br />

Für uns liegt heute der Schwerpunkt auf dem<br />

Rassismus. Das soll nicht bedeuten, daß andere<br />

Formen der Diskriminierung weniger schwerwiegend<br />

sind. Nein, es ist die zunehmende Virulenz<br />

des Rassismus in Europa, der uns zu einer<br />

K<strong>on</strong>zentr<strong>at</strong>i<strong>on</strong> auf diese Frage zwingt.<br />

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte für die<br />

wachsende Woge rassistischer Feindseligkeiten,<br />

so haben die letzten M<strong>on</strong><strong>at</strong>e uns zahlreiche Belege<br />

geliefert: v<strong>on</strong> der Untersuchung des Falles<br />

Stephen Lawrence, d. h. rassistischer Tendenzen<br />

in der britischen Polizei, bis zu den einwanderungsfeindlichen<br />

Unruhen in Südspanien.<br />

Am bedrohlichsten ist Rassismus, wenn er sich<br />

in das Gewand politischer Rechtfertigung hüllt,<br />

wenn Intoleranz demokr<strong>at</strong>isch legitimiert wird.<br />

Deswegen sind wir so besorgt über den Eintritt<br />

v<strong>on</strong> Jörg Haiders Freiheitspartei in die österreichische<br />

Regierung.<br />

Lassen Sie mich jedoch eines klar machen, damit<br />

es keine Mißverständnisse gibt: eine Isol<strong>at</strong>i<strong>on</strong><br />

Österreichs wäre verfehlt. Unser Kampf richtet<br />

sich gegen den Rassismus, nicht gegen das<br />

österreichische Volk. Meinen Standpunkt in dieser<br />

Frage habe ich bereits mehrfach deutlich<br />

gemacht.<br />

Als Mitglied der Europäischen Uni<strong>on</strong> gehört<br />

Österreich in die Gemeinschaft demokr<strong>at</strong>ischer<br />

Sta<strong>at</strong>en. Die neue Regierung h<strong>at</strong> erklärt, daß sie<br />

den demokr<strong>at</strong>ischen Werten verpflichtet ist. Wir<br />

gehen dav<strong>on</strong> aus, daß sie ihren Verpflichtungen<br />

im Rahmen der Grundprinzipien und<br />

Grundregeln der Europäischen Uni<strong>on</strong> weiterhin<br />

nachkommt.<br />

Dessen ungeachtet, können wir rassistische<br />

Äußerungen jedoch nicht hinnehmen, wer immer<br />

sie tut. Wir haben die Pflicht, sie mit allergrößtem<br />

Nachdruck zu verurteilen und erforderlichenfalls<br />

entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sie<br />

können sicher sein, daß die Kommissi<strong>on</strong> wachsam<br />

sein wird und unerschütterlich in der<br />

Verteidigung der Prinzipien und Werte der<br />

Europäischen Verträge.<br />

Darin wird uns der Rücken gestärkt durch die<br />

öffentlichen Proteste in Österreich und auf dem<br />

gesamten europäischen K<strong>on</strong>tinent gegen rassistische<br />

Tendenzen.<br />

Das Problem des Rassismus macht nicht an den<br />

gegenwärtigen Grenzen der EU halt. Viele der<br />

Nachbarländer Österreichs in Mittel- und<br />

Osteuropa haben einen Antrag auf Beitritt zur EU<br />

gestellt. In vielen dieser Länder gibt es große ethnische<br />

Minderheiten, die zum Teil auch Ziel v<strong>on</strong><br />

Feindseligkeiten und Vorurteilen sind. Auch für<br />

andere Länder gilt dies, zum Beispiel für<br />

Rumänien und die Türkei. Die Regierungen dieser<br />

Länder nehmen vielfach die<br />

Diskriminierungen nicht ernst genug. In einigen<br />

Fällen ist auch die offizielle politische Sichtweise<br />

problem<strong>at</strong>isch.<br />

N<strong>at</strong>ürlich gibt es auch in diesen Ländern viele<br />

Menschen, die mit großem Eins<strong>at</strong>z die<br />

Diskriminierung bekämpfen. Die führenden<br />

Politiker Europas können sie in ihrem Kampf<br />

unterstützen, indem sie ihr Abscheu zum<br />

Ausdruck bringen über eine Politik der<br />

Voreingenommenheit und der Spaltung sowohl<br />

innerhalb als auch außerhalb der EU.<br />

Das Maßnahmenpaket zu Artikel 13<br />

Es geht mir heute keineswegs darum, alles in<br />

düsteren Farben zu schildern. In meinem Umfeld<br />

wird zunehmend erkannt, daß Maßnahmen auf<br />

europäischer Ebene gegen den Rassismus erforderlich<br />

sind. Deshalb k<strong>on</strong>nten wir in den<br />

Vorschlägen zu Artikel 13 in der Bekämpfung des<br />

Rassismus größere Fortschritte erzielen als bei<br />

anderen Formen der Diskriminierung. Wir haben<br />

gespürt, daß hier politische Schritte machbar<br />

sind.<br />

Wie Sie wissen, besteht das Vorschlagspaket aus<br />

zwei Richtlinien und einem Akti<strong>on</strong>sprogramm.<br />

28 K<strong>on</strong>ferenz Bekämpfung des Rassismus auf europäischer Ebene • Bericht

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