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Der districtus Tangrintel - Georg Paulus

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<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

<strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Zum Umfang eines mittelalterlichen Königsguts<br />

und dem Bedeutungswandel seines Namens<br />

Von <strong>Georg</strong> <strong>Paulus</strong><br />

Als <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> wurde ab dem frühen 12. Jahrhundert jener Königsgutkomplex<br />

Scambah (Hohenschambach) bezeichnet, den König Heinrich II. im Jahre 1007 dem von<br />

ihm gegründeten Bistum Bamberg überlassen hatte. Es handelte sich hierbei um einen<br />

Forstbezirk zwischen Altmühl und Schwarzer Laber, der in den Quellen auch als nemus<br />

<strong>Tangrintel</strong> (Forst <strong>Tangrintel</strong>) auftaucht 1 und dessen Rodung um 1100 die Ministerialen der<br />

Bistümer Bamberg und Regensburg in Angriff genommen hatten. 2 Über die Ausdehnung<br />

dieses Königsguts wurden im Verlaufe der letzten 150 Jahre unterschiedliche Thesen aufgestellt.<br />

Ein Archivalienfund im Staatsarchiv Amberg hat uns nun einer Beschreibung des<br />

Umfangs des mittelalterlichen <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> näher gebracht.<br />

Vom <strong>Tangrintel</strong> zum Thongründl<br />

<strong>Der</strong> Name <strong>Tangrintel</strong>, der im Mittelalter noch einen ganzen Fiskalbezirk bezeichnet<br />

hatte, war im Laufe der Zeit fast in Vergessenheit geraten. Bereits im ausgehenden 16.<br />

Jahrhundert wurde er nur noch für eine sehr begrenzte Gegend am Fuße des Eichelbergs<br />

bei Hemau verwendet. 3<br />

So schrieb im Jahre 1860 der Hemauer Landgerichtsarzt Dr. <strong>Georg</strong> Gruber, dass man<br />

unter Tanngrindel die Fluren am Eichelberg mit den Ortschaften Neukirchen, Reiselberg,<br />

Berletzhof, Tiefenhill, Einöd, Gänsbügel, Ekertshof, Pellndorf, Mungenhofen, Langenthonhausen,<br />

Leiterzhofen, Siegertshofen, Thonlohe, Haid, Loh, Kumpfhof u.s.w. verstand. 4<br />

Schon Grubers Zeitgenosse, der Hemauer Chronist Johann Nepomuck Müller, beschrieb<br />

1861 diesen Bedeutungsverlust gegenüber dem Mittelalter wie folgt: Zu jener Zeit verstand<br />

man übrigens unter dem Tanngrindl nicht bloß jene fruchtbare Gegend am Fuße des<br />

Eichelberges, welche die Ortschaften Berletzhof, Altmannshof, Tiefenhüll, Eckartshof,<br />

Pelndorf u.s.f. umfaßt und noch jetzt den korrupten Namen Thongründl trägt, sondern man<br />

bezeichnete damit die ganze Umgebung Hemau’s, ungefähr von Bittmannsdorf beginnend<br />

gegen das Laberthal, dann über Painten und Aichkirchen einschließlich des Laubenhartes<br />

und eines bedeutenden Theiles vom oberen Paintnerforste bis Jachenhausen, endlich<br />

hinüber zum Eichelberge, und von da über Mausheim, Oberreiselberg, Haag zurück nach<br />

Bittmannsdorf. Die Zehentrechte in den Flurmarkungen von Jachenhausen und<br />

Aichkirchen, welche nach dem Aussterben der Grafen von Riedenburg 1185 dem Kloster<br />

Biburg an der Abens zufielen, lagen noch „in Tanngrindl“, selbst Bachleiten trägt in einer<br />

Urkunde den Beisatz „in Tangrintil“, und in einzelnen Dokumenten erscheinen sogar<br />

Zeugen und sonstige Personen, die sich schlichtweg „de <strong>Tangrintel</strong>e“ schrieben. 5<br />

Diese Beschreibung wird auch dadurch bekräftigt, dass Hemau noch im dreizehnten und<br />

frühen vierzehnten Jahrhundert in den Urkunden immer wieder als „die Stadt auf dem<br />

Tanngrindel“ bezeichnet wurde. 6<br />

1 Schwarz, Andrea: Die Traditionen des Klosters Prüfening, S. 87 - 88, München 1991<br />

2 Jehle, Manfred: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51, Parsberg, S. 93, München 1981;<br />

3 Nach Dachs: Manuskript im Archiv des Histor. Vereins O. 844, Karte 2;<br />

4 Gruber, <strong>Georg</strong>: Medicinisch- topographische und ethnographische Beschreibung des Königlichen Landgerichtsbezirkes<br />

Hemau, BSB, Cod. germ. monacensis 6874/64<br />

5 Müller, Johann Nepomuck: Chronik der Stadt Hemau, S. 17, Regensburg 1861<br />

6 Müller, S. 16<br />

1


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Dass man im Mittelalter unter dem <strong>Tangrintel</strong> weit mehr als die zuletzt so bezeichnete<br />

Gegend am Eichelberg verstand und er u.a. Hemau und den südlich davon gelegenen Ort<br />

Painten sowie den gesamten Paintner Forst einschloss, belegt unter anderem auch das 1293<br />

verfasste Testament des damaligen Vogteiherren Graf Gebhard VII. von Hirschberg, mit<br />

dem dieser den Wittelsbacher Herzog Ludwig zu seinem Erben auf dem <strong>Tangrintel</strong><br />

bestimmte. Er übertrug ihm unter anderem Hembawer vnd swaz wir auf dem <strong>Tangrintel</strong><br />

haben ... vnd ist Pevnten mit Pevntnaer forst, vnd mit allem dem, daz dazv gehört, laevt vnd<br />

gut... 7<br />

Achtzig Jahre nach Müller hat erstmals der Regensburger Historiker Hans Dachs (1886-<br />

1966) versucht, den Umfang des mittelalterlichen <strong>Tangrintel</strong>s zu ergründen. In seinem<br />

1940 erschienenen Aufsatz „Die Entstehung der Stadt Hemau auf dem <strong>Tangrintel</strong>“ schrieb<br />

er: Unter unserem <strong>Tangrintel</strong> wurde im Mittelalter der ganze bewaldete Höhenrücken<br />

zwischen Schwarzer Laber und Altmühl in der weiteren Umgebung von Hemau verstanden.<br />

Heute noch ist das Wort, allerdings in der mit Geschlechtsänderung versehenen und im<br />

Sinne umgedeuteten Form „das Thongründel“ volksüblich. 8<br />

Aus den ihm zugänglichen Quellen schloss Dachs, dass der Umfang des <strong>Tangrintel</strong>s im<br />

Mittelalter mit dem des Pflegamtes Hemau identisch gewesen sei: Diesem Gericht Hemau<br />

entsprach nun in der wittelsbachischen Zeit als Verwaltungsbezirk ein Amt Hemau, dessen<br />

Umfang (und damit auch der Umfang des <strong>districtus</strong> Tangrindel) sich aus den erhaltenen<br />

Quellen gut rekonstruieren läßt. 9 Als Belege führte er das 1326 unter Ludwig dem Bayern<br />

abgefasste Urbar 10 sowie das „Salbuch über das Ambt Hembaur“ von 1454 11 an. 12<br />

Seine Erkenntnisse über die Ausdehnung des mittelalterlichen <strong>Tangrintel</strong>s fasste Dachs<br />

wie folgt zusammen: <strong>Der</strong> Umfang des Amtes und Gerichtes Hemau (und damit des<br />

<strong>Tangrintel</strong>s) stellt sich nach diesen Beschreibungen und Karten folgendermaßen dar: Es<br />

nahm hauptsächlich die Hochfläche zwischen Altmühl und Schwarzer Laber ein, ohne im<br />

allgemeinen in die Flußtäler abzusteigen. Im Westen näherte es sich mit seinen Grenzen<br />

auf etwa 6 km den Orten Parsberg und Dietfurt, im Süden reichte es auf wenige Kilometer<br />

an Riedenburg, Kelheim und Kapfelberg heran, berührte im Norden bei der Gleißlmühle in<br />

der Nähe von Beratzhausen die Laber selbst und stieß im Osten bis an die Ortsgemarkung<br />

von Deuerling vor. Hohenschambach, Kollersried, Neukirchen, Eichelberg, Langenthonhausen,<br />

Aichkirchen, Painten und Maierhofen waren neben Hemau die wichtigsten Ortschaften.<br />

13<br />

In Anlehnung an die Beschreibungen von Johann Nepomuck Müller und Hans Dachs<br />

hat der Hemauer Kunstmaler und Heimatpfleger Leo Katzmeier (1902-1979) um 1965 eine<br />

Karte des historischen Bezirkes <strong>Tangrintel</strong> verfertigt:<br />

7<br />

Jehle, Parsberg, S. 101<br />

8<br />

Dachs, Hans: Die Entstehung der Stadt Hemau auf dem <strong>Tangrintel</strong>, in VHVO Nr. 90, S. 132, Regensburg<br />

1940<br />

9<br />

Dachs, S. 133<br />

10<br />

Nach Dachs: M.B. XXXVIa, 608-610<br />

11<br />

Nach Dachs: H.St.A. Gericht Hemau, Lit. 1; Heute: BayHStA, GL Obere u. Junge Pfalz, Hemau 1<br />

12 Dachs, S. 134<br />

13 ebenda<br />

2


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Karte des <strong>Tangrintel</strong> von Leo Katzmeier (ca. 1965)<br />

<strong>Der</strong> <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> und das Amt Hemau<br />

Manfred Jehle hat in seinem 1981 erschienenen Parsberger Band zum Historischen<br />

Atlas von Bayern Hans Dachsens These, dass der historische <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> mit dem<br />

Umfang des späteren Amtes Hemau identisch gewesen sei, ernstlich in Frage gestellt. Eine<br />

völlige Übereinstimmung des Forstes Hohenschambach mit den erst später entstandenen<br />

Pfarreiverhältnissen oder den Grenzen des späteren Amtes Hemau ist allerdings nicht<br />

anzunehmen, stellt er fest. 14 Er beruft sich dabei auf Orte im Bereich des <strong>Tangrintel</strong>s, die<br />

im 12. Jahrhundert zwischen den Hochstiften Bamberg und Regensburg strittig waren. Die<br />

betreffenden Orte befinden sich vor allem entlang der Schwarzen Laber, aber auch in<br />

anderen außerhalb des späteren Amtes Hemau gelegenen Bereichen. 15<br />

Jehle geht davon aus, dass fremde Rodungsunternehmer in das Gebiet des Forstes<br />

<strong>Tangrintel</strong> eindrangen und sich Herrschaftsrechte sicherten, wie dies im 12. Jahrhundert<br />

dann deutlich für das Hochstift Regensburg und seine Ministerialen der Fall war. Nur dem<br />

starken Einsatz bambergischer Ministerialen und dann des Klosters Prüfening dürfte es zu<br />

verdanken sein, daß der Forst Hohenschambach schließlich nicht – wie andere Königsgüter<br />

im Untersuchungsgebiet – vollständig in Herrschaften von Ministerialen und Edelfreien<br />

aufging. So behielt dieses Gebiet noch lange die eigentümlichen Besonderheiten bei,<br />

die mit dem Recht des Forstes verbunden waren: die Existenz einer „Forstgemeinde“ und<br />

eine weitgehende Unabhängigkeit von der Grafschaft der Hirschberger, innerhalb derer<br />

das Gericht Hemau immer eine Sonderstellung genoß. 16<br />

14 Jehle, Parsberg, S. 29<br />

15 ebenda, S. 90 ff.<br />

16 Jehle, Parsberg, S. 29<br />

3


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Jehle schloss aus alle dem, daß der Umfang des Forstes <strong>Tangrintel</strong> ehedem bis in das<br />

Labertal gereicht hatte, aus dem Bamberg dann von Regensburger Ministerialen und von<br />

edelfreien Geschlechtern zurückgedrängt wurde. 17 Die von ihm ausgewerteten Quellen<br />

veranlaßten Jehle zu der Feststellung, daß der Umfang des Reichsforstes Schambach, der<br />

1007 an das neugebildete Bistum Bamberg gelangte, mit dem Umfang der ein Jahrhundert<br />

später an das Kloster Prüfening übertragenen Schenkung nicht übereinstimmen 18 und noch<br />

weniger mit der Ausdehnung des späteren Amtes Hemau identisch sein konnte. Seine Verkartung<br />

der strittigen Orte ergab für das Jahr 1114 folgendes Bild des <strong>Tangrintel</strong>s: 19<br />

Man darf davon ausgehen, dass die Nutzung dieses Forstes innerhalb der „Forstgemeinde“<br />

von Anfang an einem festen Regelwerk unterlag. Die Untertanen im <strong>districtus</strong><br />

<strong>Tangrintel</strong> hatten einerseits genau festgelegte Forstnutzungsrechte. Als Gegenleistung<br />

waren sie zu Abgaben an die Forstobrigkeit verpflichtet. Letztere finden wir ab 1515 in<br />

Gestalt des Forstmeisteramts Painten, das wohl gemerkt nicht dem Pflegamt unterstand.<br />

Während der Zugehörigkeit des Untersuchungsgebietes zum Herzogtum Pfalz-Neuburg<br />

(1505-1799) war das Paintner Forstmeisteramt unmittelbar dem „Oberforstmeisteramt auf<br />

dem Nordgau“ 20 und mittelbar dem „Obristjägermeister“ in Neuburg unterstellt. 21<br />

17 ebenda, S. 92<br />

18 ebenda, S. 86<br />

19 ebenda, S. 91<br />

20 mit Sitz in Wölland bei Burglengenfeld<br />

4


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

„Forsthaferverzeichnisse“ als Bindeglied zum Mittelalter<br />

Aus der Zeit des Forstmeisteramtes Painten sind uns sogenannte Forsthaferverzeichnisse<br />

überliefert, in denen jeder Ort und jedes einzelne Anwesen aufgelistet sind, die über<br />

Nutzungsrechte im Forst verfügten und entsprechende Gegenreichnisse zu erbringen<br />

hatten. 22 ( „Forst-Haber ist ... dasjenige Maß Haber, so die Unterthanen in ihrer Herrschaft,<br />

Vermöge des Forst- und Wild-Bahn-Rechts ... geben müssen“. 23 )<br />

<strong>Der</strong> Forsthafer erscheint bereits in einem Urbar von 1326 („avena de silvis, que dicitur<br />

Holtzhabern“) 24 als Abgabe im Amt Hemau. Die Naturalabgaben an das Forstmeisteramt<br />

waren – wie der Zehent – Holschulden, das heißt der Forstmeister musste selbst für deren<br />

Einbringung beziehungsweise Abholung sorgen. Sie dienten auch dem Unterhalt des Forstmeisteramts,<br />

wobei der Hafer für die Pferde des Forstmeisters bestimmt war. Überschüssige<br />

Mengen wurden verkauft.<br />

Das „Forsthaferverzeichnis“ des Forstmeisters Johann Leonhard von Meichsner aus<br />

dem Jahre 1717 weist folgende Jahreseinnahmen aus dem gesamten Amtsbezirk auf: 19<br />

Schaff und 16 ½ Metzen Hafer, 4 Schober 25 und 1 Garbe Korn, 157 Laib Brot<br />

(„Forstlaibe“) sowie 150 Hähne und 233 Käse (Hähne und Käse waren in Geldabgaben<br />

umgewandelt worden und erbrachten zusammen 27 Gulden und 39 Kreuzer). Zur Veranschaulichung<br />

seien hier Auszüge der einschlägigen Archivalien im Wortlaut wiedergegeben:<br />

Register über alle Churfürstl. Vorstmaister Ambts Painten<br />

von 1612 bis 1717 genutzte VorstRechten, diße bestehen<br />

in folgenten Haabern, in Brott: vndt Korngarb, auch<br />

Hannen: vndt Keeß; alß einen Hannen zue 6 xr: einen<br />

Keeß aber zue 3 xr. bezahlt werden.<br />

Es folgen auszugsweise die detaillierten Abgaben aus dem Gebiet der heutigen<br />

Marktgemeinde Painten:<br />

Berg<br />

Hannß Pritschet 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes 1 Metzen<br />

Michael Stumpf 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes 1 Metzen<br />

Mantlach<br />

Hannß Scherrer 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes oder 9 xr.1 Metzen<br />

Hannß <strong>Paulus</strong> 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes 1 Metzen<br />

Hannß Scherybel 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes 1 Metzen<br />

Netzstall<br />

Leonhard Räppel 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes vnd 3 xr. puechpfennig 1 Metzen<br />

Simon Müller 1 Garb, 2 Hannen, 2 Kes oder 18 xr.<br />

item 3 xr. puechpfennig 1 Metzen<br />

Hannßgeorg Müller 1 Garb, 1 Hanen, 1 Kes oder 9 xr.<br />

21<br />

Fritsch, F.X.: Geschichte der oberpfälzischen Forstorganisation in: Mitteilungen aus der Staatsforstverwaltung<br />

Bayerns, Heft 39, S. 46, München 1974;<br />

22<br />

Staatsarchiv Amberg, Reg. K. d. Forst, Nr. 1504<br />

23<br />

Zedler, Johann Heinrich: Universal-Lexicon 1528, Leipzig u. Halle 1732<br />

24<br />

Dachs, S. 135<br />

25<br />

1 Schober = 60 Garben, nach Riepl, R.: Wörterbuch zur Familien- und Heimatforschung in Bayern und<br />

Österreich, Waldkraiburg 2003;<br />

5


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

3 xr puechpfennig ½ Metzen<br />

Hannß Scherer 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes vnd 3 xr. puechpfennig 1 Metzen<br />

Hannß Fröla der Elter<br />

1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes vnd 3 xr. puechdn. ½ Metzen<br />

Vlrich Schweuckher 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes vnd 4 ½ xr. puechpfennig 1 Metzen<br />

Mathias Müntzl 1 Garb, 1 Hannen, 1 Kes oder 9 xr<br />

2 ½ xr. puechpfennig ½ Metzen<br />

Leonhard Kargl 1 Garb, 1 Hannen, 1 Käß puechpfennig 2 ½ xr. ½ Metzen<br />

Neulohe<br />

Hannß Müntzl 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes oder 9 xr. 1 Metzen<br />

Ander Fürackher 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes 1 Metzen<br />

Hannß Fürackher 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes 1 Metzen<br />

Simon Preyß 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes 1 Metzen<br />

<strong>Georg</strong> Rappl 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes oder 9 xr. 1 Metzen<br />

Benedict Härtl1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes oder 9 xr. ½ Metzen<br />

Veit Hallermayr 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes 1 Metzen<br />

Hannß <strong>Georg</strong> Hallermayr<br />

1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes 1 Metzen<br />

Hannß Altmann 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes ½ Metzen<br />

Erhardt Sänntl 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes ½ Metzen<br />

Jacob Röhrl 1 Garb, 1 Brott, 1 Hann, 1 Kes oder 9 xr. ½ Metzen<br />

WißenEckh<br />

Wolff Ernst Kueffer 1 Garb, 1 Brott, 1 Han, 1 Kes 1 Metzen<br />

Prexelhof<br />

Hannß Dorfinger 1 Garb, 1 Brott, 1 Han, 1 Kes oder 9 xr. 1 Metzen<br />

Falter oder Eußelhoff<br />

Veit Dobler 1 Garb, 1 Brott, 1 Han, 1 Kes oder 9 xr. 1 Metzen<br />

Glaßhütten, im Gehülz Rottenbüchel<br />

Jacob Kißling, Glaßmeister<br />

von seinem Wohnhaus<br />

1 Brott, 1 Hannen, 1 Kes oder 9 xr. 1 Metzen<br />

von seinen 2 Glaßheußln<br />

2 Hanen, 2 Kes oder 18 xr. 1 Metzen<br />

Von Tobias Pockhen Hauß 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Glaßgesell Franz Preißl 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Hannß Scheunasst, Glaßgesell 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Hannß Ederer, Glaßgesell 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Mathias Fieracker, Gesell 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Ferdinandt Eberl, Glaßschneider 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Philipp Verstl, Glaßhandler 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

<strong>Georg</strong> Dumbs, Tagwerkher 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Ludwig Poxleuttners Erben 1 Hannen, 1 Kes ½ Metzen<br />

Hoffmarckh Mayrhoffen<br />

so iner Landts: iedoch Bayrisch ist!<br />

6


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Disser Hoffpaur Veit Dobler reicht für seinen Hoffmarckhs Herrn 26 etc.<br />

2 Brott, 2 Kes, oder 6 xr. 2 Metzen<br />

Hannß Hallermayr 1 Brott ½ Metzen<br />

Oßwalt Walthier 1 Brott ½ Metzen<br />

Wolf Schmidt 1 Brott ½ Metzen<br />

<strong>Georg</strong> Haüßler 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Pritschet der älter 1 Brott ½ Metzen<br />

Leonhardt Pöppel 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Voglsamb 1 Brott ½ Metzen<br />

Christian Kremmer 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Peter Pimb 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Wolffel 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Schmitzer 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Pritschet der Jung 1 Brott ½ Metzen<br />

Abraham Aur 1 Brott ½ Metzen<br />

Hannß Fanderl 1 Brott ½ Metzen<br />

<strong>Georg</strong> Rämb 1 Brott ½ Metzen“<br />

Die abgabepflichtigen Untertanen im Bereich der heutigen Marktgemeinde Painten<br />

reichten demnach jeweils folgende Produkte: Hafer (je nach Anwesengröße ½ bis 2<br />

Metzen), eine Garbe Korn, sowie einen Hahn und Käse. Folgende Ortschaften waren noch<br />

dazu zur Abgabe von Brot („Forstlaibe“) verpflichtet: Maierhofen (17 Laibe), Neulohe (10<br />

Laibe), und Rothenbügl (1 Laib); Am Ende des Verzeichnisses werden die Abgaben<br />

summiert und vom Forstmeister kommentiert:<br />

Einnahmen aus dem Amt Hemau:<br />

Vorsthaaber: 16 Schaff 9 ½ Metzen<br />

Korngarben: 3 Schöber 41 Garben<br />

Vorstlaib: 89 Brott<br />

an Hannen: 158 Stickh ieder zu 6 xr. thuen: 15 fl. 48 xr.<br />

an Keeßgeldern: deren 233 kes seindt zue 3 xr. ieder bezahlt wird thuen 11 fl. 39 xr.<br />

der Buechpfenning: 30 xr.<br />

Einnahmen aus dem Amt Laaber:<br />

Haabern: 3 Schaff 7 Metzen<br />

20 Garben<br />

68 Brott<br />

2 Hannen<br />

Summa Summarum aller Churfürstl. Vorstmaisterambts-Vorstrechte dafür ein Vorstmeister<br />

jahrl. per Einnahmb 60 fl. Verrechnen und disse rechten Vff seinen Vnkosten ein bringen<br />

lassen mueß:<br />

an Haabern: 19 Schaff 16 ½ Metzen<br />

an Korngarb: 4 Schöber 1 Garb<br />

Vorstlaib: 157 Brott<br />

Hannen: 160 Stickh ieder zu 6 xr. werden disse zahlt thuen: 16 fl.<br />

233 Käs, ieder zue 3 xr. bezahlt thuen 11 fl. 39 xr.<br />

Buechpfenning: 30 xr.<br />

Über daß wird underthenigist angemerckht<br />

26 Hofmarksherr war Henrico Zuccalli.<br />

7


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

1) erstlichen daß disse Vorstrechten Von 1612 bey dem Vorstmeister weylandt Wolff Ernst<br />

von Güntzkoven, etc. bey dem hiesigen Ambt gegen denen jährl. verrechneten 60 fl.<br />

gewesen seindt.<br />

2) Vors Zweite daß ich einen AmbtsJungen halten muß, vnd darauff keine Besoldung, alß<br />

Vor mich 24 fl. nebst 3 fl. fürs HoffPuech 27 , dan 3 Schaf Korn: Vnd 3 Schaff Haber zue<br />

genüessen habe, worzue ich von denen 19 Schaff 16 ½ Metzen Vorst-Haaber zuer Haltung<br />

2 aigne Pferdt, wenigsten noch 3 Schaff Haabern gehaben mueß; so verbleiben 16 Schaff<br />

16 ½ Metzen; Vnd nach dem ordinari anschlag zue 6 fl. treffen 100 fl. 19 xr. über Abzug<br />

obige gemelte 60 fl. absent.<br />

Verbleibt - - - 40 fl. 19 xr.<br />

3) Drittens, habe ich auß dennen 4 Schöberen 1 Korngarb, wie es mit meinen Treschenen<br />

1711 schon verificiert, nur 1 ½ Schaff Korn über kommen; weillen theils boßhafftige Paurn<br />

die Garben öffters zu ihren Fortlen, in ihren Städlen außgeklopffet, oder über die<br />

Laitterpaumb geschlagen haben? ohne Anschlag des Strohs, so ich zue den Pferdten<br />

bedürfftig bin; trifft diß 15 fl. – xr.<br />

Huius 55 fl. 19 xr.<br />

4) Vierten, werden die Vorst Laib, deren 157 Laib seindt, zue 10 xr: wofür von theils<br />

Vnderthonen wegen gar schlechtes mit Gersten vntermischtes brott nit wohl 6 xr. werth<br />

seyen zu weillen in Haaber an nehmmen habe lassen müeßen, angeschlagen,<br />

thuen - - 26 fl.10 xr.<br />

5) Vors fünffte thuen die 160 Stickh Hannen, wie es die Vnderthonnen zahlen, zue 6 xr. daß<br />

Stickh! machen - 16 fl.<br />

6) Vnd Sechsten thuen die 233 Kees zue 3 xr.<br />

- - - - 11 fl. 39 xr.<br />

7) Zue Sibendt, thuet der Puechpfennig - 30 xr.<br />

Huius 54 fl. 19 xr.<br />

Summa thuet, bemelter Vorstrechten von Hembaw[ischen] vnd Laabr[ischen]<br />

Churf[ürstlichen] Pfleggerichtern nach dem wahren Anschlag<br />

109 fl. 30 xr.<br />

Über daß wirdt nit verborgen gehalten, daß der Haabern zu weillen in höcherem Werth<br />

zue 8, 9 et 10 fl. auch noch höchers angebracht, hingegen aber in Zeiten des<br />

Hembaw[ischen] Pflegambts Verwesers, des H[errn?] Hartgens p. 28 eins mahlen nur per 5<br />

fl. das Schaff verkaufft worden ist! So ergehen Jährl. bey Einbringung disser Vorstrechten,<br />

Item bey Zuesambführung des Haabers, vnd der Korngarben, weillen es auff meinen<br />

Vnkosten durch meine Pferdt, Knecht, Vnd Jungen von: vnd zu Hauß auch Dorffschaften<br />

zesammen führen lassen mueß, auch theils so den Haaber an Gilttägen mir nacher<br />

Hembaw lifferen thuen, über 10 fl. Zöhrungskosten auff, die ich underth[enig]st nit<br />

verschweigen: sondern wie Es an ihnen selbsten ist, anführen sollen.<br />

27 vgl. Buechpfennig<br />

28 Pfleg- und Kastenamtsverwalter von 1697 - 1700, nach J.N. Müller, Chronik der Stadt Hemau, S. 291,<br />

Regensburg 1861<br />

8


Extrahiert Painten den 29t Jenner 1718<br />

<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

Johann Leonh: Von Meichsner [Manu propria]<br />

Nach dieser Abrechnung beliefen sich die Gesamteinnahmen des Forstmeisteramts aus<br />

Forstrechten im Jahre 1717 auf 169 Gulden und 30 Kreuzer, von denen pauschal 60<br />

Gulden an das Pflegamt abzugeben waren. (1507 war die Einnahme des Pflegamts aus der<br />

Vorstgerechtigkait zu Peundten noch mit jährlich 40 Gulden veranschlagt worden. 29 )<br />

Die Langlebigkeit der Forstrechte und der dazugehörigen Gegenreichnisse veranschaulicht<br />

der Umstand, dass beim jetzt zuständigen Bayerischen Forstamt Riedenburg noch<br />

heute ein Verzeichnis über Rechte im Paintner Forst geführt wird, das letztendlich auf die<br />

Verhältnisse im Hohen Mittelalter zurückgeht. Diese aktuellen Forstrechte sind heute im<br />

Grundbuch eingetragen, wo sie alleine 32 Seiten einnehmen. Trotz der nun schon ins dritte<br />

Jahrhundert gehenden Bestrebungen der Forstbehörden, diese althergebrachten Rechte<br />

abzulösen und mit Geld ein für allemal abzugelten, sowie einer im 19. Jahrhundert<br />

erfolgten Abtrennung der Rechtler nördlich einer Linie Jachenhausen - Hemau - Beilnstein,<br />

nennt das aktuelle Verzeichnis noch immer 33 der ehemals 83 forstberechtigten<br />

Ortschaften. Alle 33 Orte sind bereits in dem aus dem Jahre 1717 überlieferten Dokument<br />

genannt. 30 155 Anwesen aus dem ehemaligen <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> verfügen noch heute<br />

über Brennholz-, Klaubholz-, Abfallholz- oder Streurechte im Paintner Forst in seiner<br />

historischen Ausdehnung. Die Aufteilung nach unterschiedlichen Rechten zum Stichtag 1.<br />

Januar 2005 war wie folgt: Klaubholzrechte 104, Brennholzrechte 97, Streurechte 9; 31<br />

Von den im Jahre 1717 aufgelisteten 53 Anwesen aus dem Bereich der Marktgemeinde<br />

Painten (ohne Painten selbst), finden wir im Verzeichnis von 2005 nicht weniger als 32,<br />

also noch 60 Prozent, wieder. Anzumerken ist auch, dass die im aktuellen Forstrechtsverzeichnis<br />

noch als solche bezeichneten „Gegenreichnisse“ als Hafer und Korn (neben<br />

Anweisgeld) ausgewiesen sind, auch wenn diese heutzutage grundsätzlich in Geldbeträge<br />

umgewandelt sind. Die Mengenangaben werden als Hohlmaß (hl) angegeben, wie dies<br />

historisch üblich war (Metzen und Schaff). Als weiteres archaisches Relikt darf auch die<br />

verwendete Bezeichnung „Korn“ für „Roggen“ betrachtet werden. 32<br />

Eine Gegenüberstellung der Forsthaferverzeichnisse von 1612 bzw. 1717 mit dem<br />

Forstrechtsverzeichnis von 2005 veranschaulicht somit auf beeindruckende Weise die<br />

Kontinuität und Langlebigkeit dieser althergebrachten Rechte und Pflichten.<br />

<strong>Der</strong> Umfang des <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> nach den Forsthaferverzeichnissen<br />

Auch wenn diese Forsthaferverzeichnisse nur für die Jahre 1612 und 1717 überliefert<br />

sind, so beschreiben sie doch Rechte, die nur auf mittelalterliche Forstnutzungen aus der<br />

Frühzeit des nemus <strong>Tangrintel</strong> zurückgehen können. Es ist auch nicht vorstellbar, dass das<br />

Einzugsgebiet dieser Rechte später noch ausgeweitet wurde. In weitgehender Übereinstimmung<br />

mit den anderen, vor allem bei Jehle 33 genannten Quellen darf man somit<br />

annehmen, dass diese Forsthaferverzeichnisse den Umfang des Königsgutes Schambach<br />

bzw. des <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> wiedergeben, wie er im 11. und 12. Jahrhundert Bestand<br />

gehabt haben dürfte.<br />

29<br />

Rankl, Helmut: Staatshaushalt, Stände und Gemeiner Nutzen in Bayern 1500 - 1516, S. 129 - 130,<br />

München 1976;<br />

30<br />

Die zusätzlich im aktuellen Verzeichnis gelisteten Orte Baiersdorf, Essing und Keilsdorf verfügen über<br />

Rechte in einem Bezirk, der erst in jüngerer Zeit dem Paintner Forst zugerechnet wird.<br />

31<br />

Forstamt Riedenburg<br />

32<br />

Für die aktuellen Daten aus dem Forstamt Riedenburg habe ich Herrn FOR H.-J. Hirschfelder zu danken.<br />

33 Jehle, Parsberg<br />

9


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

In den genannten Dokumenten sind 83 Dorfschaften, Weiler und Einöden verzeichnet,<br />

die Naturalabgaben an den Paintner Forstmeister zu leisten hatten. Die Verzeichnisse<br />

beinhalten praktisch alle Ortschaften des ehemaligen Pflegamtes Hemau, aber darüber<br />

hinaus auch die nachgenannten, bis jenseits der Schwarzen Laber, im Pflegamt Laaber<br />

gelegenen Orte, dazu noch einige Dörfer in der Herrschaft Breitenegg und in den<br />

Landgerichten Dietfurt und Kelheim:<br />

- Amt Laaber: Berghof, Deuerling, Dürckhelburg (Türklmühle) 34 , Edlhausen,<br />

Großetzenberg, Heimberg, Hillohe, Kleinetzenberg, Münchsmühle, Nittendorf,<br />

Schernried, Stegenhof, Steinerbrückl, Undorf;<br />

- Herrschaft Breitenegg: Buch, Erkertshofen, Leiterzhofen;<br />

- Landgericht Dietfurt: Eutenhofen, Gundelshofen, Predlfing;<br />

- Landgericht Kelheim: Haugenried, Thumhausen;<br />

Auszug aus dem Forsthaferverzeichnis von 1717:<br />

Waß vor dorffschafften diße seindt, vndt die Vnderthonnen ein<br />

und In sonderheit geben thun, geben die Tauff: und Zue Nahmmen, mit<br />

der anmerkhung, daß die Vorstrechte ein zeitlicher<br />

Vorstmeister Von denen sambtl: Vnderthonnen Vff seinen Vn-<br />

kossten alle einbringen lassen mueß; folgt anfängl:<br />

an welchem plaz disse orth zue findten seindt.<br />

Albertshoven<br />

Altmannshoven<br />

Ainöedt vnd Genßbichl<br />

Altenlohe vnd Haydt<br />

Aylstorff<br />

Aicha<br />

Aichkirchen<br />

Anngern<br />

Arnest<br />

Berg<br />

Berghoff<br />

Berletzhoven<br />

Brettelfing<br />

Buech<br />

Pelndorf<br />

Pförinng<br />

Pittmannstorff<br />

Püchel<br />

Pylenleuthen<br />

Prexlhoff<br />

Pottenhoff<br />

Dürckhelburg<br />

Dallhoff<br />

Deuerling<br />

Dueffenhüll<br />

Thonnhausen<br />

10<br />

Hammberg<br />

Hag<br />

Höeffen<br />

Hylohe<br />

Kerbenhoff<br />

Klaffenberg<br />

Klingen<br />

Klein Etzenberg<br />

Kocherthall<br />

Kumpffhoven<br />

Langenkreutt<br />

Langenthonhausen<br />

Leuttertzhoven<br />

Lauttersee<br />

Manntlach<br />

Mungahoffen<br />

Münchsmüll<br />

Mayrhoven<br />

Netzstall<br />

Neulohe<br />

Neunkirchen<br />

Nittendorff<br />

Oberhöeffen<br />

Reißelberg<br />

Rüeb: und Glaßhoff<br />

Rottebüchel<br />

34 in einem jüngeren Holzrechtsverzeichnis als „Türklmühle“ belegt (Archiv des Forstamts Riedenburg, IV)


Thonnlohe<br />

Thumbhausen<br />

Erckhertzhoven<br />

Eckhertzhoffen<br />

Euttenhoven<br />

Edelhaußen<br />

Flinsberg<br />

Falterhoff<br />

Gravenstadel<br />

Gräßelberg<br />

GroßEtzenberg<br />

Gundelshoffen<br />

Hennhüll<br />

Haimberg<br />

Haugenrieth<br />

Höehoff<br />

<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

11<br />

Schambach<br />

Schacha<br />

Schnaidtbüchel<br />

Schneckhenhoff<br />

Schernrieth<br />

Städlen<br />

Stegenhoff<br />

SteinerPrückhl<br />

Undorff<br />

Waltenhoffen<br />

Wangsasß<br />

Winckhel<br />

WißenEckh<br />

Wolmannstorff<br />

WolffLiehr<br />

Verkartung der Forsthaferverzeichnisse von 1612 / 1717:<br />

Bemerkenswert ist, dass zu diesem Einzugsbereich der Laberübergang Steinerbrückl<br />

sowie auch die Orte Undorf und Nittendorf gehören, die an der alten Straße liegen, die von<br />

Hemau zum Naabübergang im Bereich der Hofmark Etterzhausen und weiter nach<br />

Regensburg führte. Vielleicht ist dies ein Hinweis, dass zum <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> neben<br />

dem bekannten Weg- und Geleitsrecht 35 nach Regensburg auch weitere Herrschaftsrechte<br />

bis kurz vor Etterzhausen gehörten. Die Forsthaferrechte in der Herrschaft Breitenegg und<br />

35 Rieder, Otto: Das pfalzneuburgische Geleite nach Regensburg und in das Kloster Prüfening, in: VHVO,<br />

59. Band, Jg. 1907, Regensburg 1908


<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

im Landgericht Dietfurt wären möglicherweise dadurch zu erklären, dass bekanntlich von<br />

Hirschberger Seite aus ebenfalls in den Forst hineingerodet wurde. 36<br />

Von Abgaben an das Forstmeisteramt frei gestellt waren im Pflegamt Hemau nur die<br />

Stadt Hemau selbst, dann der Markt Painten, sowie die Hofmarken Beilnstein, Herrnried,<br />

Kollersried und Laufenthal. Ausserhalb des Amtes Hemau galt dies auch für die ebenfalls<br />

im Einzugsgebiet der Forsthaferverzeichnisse bzw. an dessen Peripherie liegenden<br />

Hofmarken Eichhofen, Loch, Schönhofen und Etterzhausen. <strong>Der</strong> Abgabenbefreiung der<br />

Hofmarken entsprach der Umstand, dass sie offensichtlich über keine Rechte im Paintner<br />

Forst verfügten. Die Untertanen der Hofmarken Großetzenberg, Maierhofen und Undorf<br />

hingegen hatten Forstrechte und waren konsequenterweise auch zu entsprechenden<br />

Abgaben an das Forstmeisteramt verpflichtet.<br />

Eine Sonderrolle kam den Bürgern der Stadt Hemau und des Marktes Painten zu, die<br />

über Rechte im Paintner Forst verfügten, ohne jedoch entsprechende Gegenreichnisse<br />

erbringen zu müssen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Forsthaferverzeichnisse des Forstmeisteramtes<br />

Painten die 1981 von Manfred Jehle dargelegte Annahme einer über das Amt<br />

Hemau hinausreichenden Ausdehnung des mittelalterlichen <strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong> vollauf<br />

bestätigen und es erstmals erlauben, dessen Umfang genauer zu beschreiben (siehe obige<br />

Karte).<br />

Die heutige Bedeutung des Begriffes „<strong>Tangrintel</strong>“<br />

Seit den 1970er Jahren hat es gezielte Bemühungen seitens historisch und heimatkundlich<br />

interessierter Hemauer Bürger um eine Wiederbelebung des Landschaftsnamens<br />

<strong>Tangrintel</strong> gegeben. Man strebte an, den im Laufe der Jahrhunderte eingetretenen<br />

Bedeutungsschwund und auch die damit einhergegangene Änderung des Genus von „der<br />

<strong>Tangrintel</strong>“ zu „das Thongründl“ rückgängig zu machen. Aus der Bezeichnung für den<br />

oben beschriebenen kleinen Bereich um den Eichelberg sollte wieder ein seiner<br />

historischen Bedeutung entsprechender Landschaftsname und somit ein Identifikationsfaktor<br />

für die gesamte Gegend um das Städtchen Hemau werden. Man berief sich dabei auf<br />

die Einlassungen J. N. Müllers und Hans Dachsens zur historischen Ausdehnung des<br />

<strong>Tangrintel</strong>s, 37 die in der oben abgebildeten <strong>Tangrintel</strong>-Karte Leo Katzmeiers ihren Niederschlag<br />

gefunden hatten.<br />

Zur erfolgreichen Wiederbelebung des Namens <strong>Tangrintel</strong>, die diesen seiner geschichtlichen<br />

Bedeutung wieder nahe bringen sollte, haben vor allem die seit 1977 in Hemau<br />

unter dem Namen „Tangrintler Nachrichten“ erscheinende Wochenzeitung und nicht zuletzt<br />

die Autoren zahlreicher heimatkundlicher Schriften beigetragen. 38 Somit hat sich in<br />

den vergangenen dreißig Jahren die Bezeichnung <strong>Tangrintel</strong> als Name für eine durch<br />

Geschichte und Kultur verbundene Region durchgesetzt und auf vielfältige Weise als<br />

kultureller Identifikationsbegriff etabliert (vgl. „Tanngrindler Musikanten“, „Tangrintler<br />

Medienhaus“, „Tangrintler Königstreuen e.V.“ und „Tangrintler Familienforscher“). Den<br />

Erfolg der beabsichtigten Umkehrung des dem Begriff <strong>Tangrintel</strong> widerfahrenen<br />

Bedeutungswandels dokumentiert auch die Tatsache, dass die Stadt Hemau ihrer im Jahre<br />

1999 eingeweihten Stadthalle den Namen „<strong>Tangrintel</strong>-Halle“ gegeben hat.<br />

36 vgl. Jehle, Parsberg, S. 70 ff.<br />

37 vgl. Schuster, Hans: Vom Leben auf dem <strong>Tangrintel</strong>, Hemau 2001<br />

38 vgl. Schuster, Hans: Vom Leben auf dem <strong>Tangrintel</strong>, Hemau 2001; Schmid, Josef: Pfalzneuburgische<br />

Forstpolitik auf dem <strong>Tangrintel</strong>, In: Heimat Ostbayern, 1992; Schmid, Josef: Wald und Rodungsnamen auf<br />

dem <strong>Tangrintel</strong>, in: Die Oberpfalz 77, Heft 7, S. 193-194, Kallmünz 1989; Schmid, Josef: Weinanbau auf<br />

dem <strong>Tangrintel</strong>, in: Die Oberpfalz 78, Kallmünz 1990<br />

12


Literatur:<br />

<strong>Paulus</strong>: <strong>Der</strong> „<strong>districtus</strong> <strong>Tangrintel</strong>“<br />

— Dachs, Hans: Die Entstehung der Stadt Hemau auf dem <strong>Tangrintel</strong>, in: VHVO, 90.<br />

Band, Regensburg 1940<br />

— Jehle, Manfred: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51, Parsberg,<br />

München 1981<br />

— Jehle, Manfred: Painten im Mittelalter, in: Painten in Geschichte und Gegenwart,<br />

Painten 2005<br />

— Müller, Johann Nepomuck: Chronik der Stadt Hemau, Regensburg 1861 (Nachdruck<br />

Hemau 1972)<br />

<strong>Der</strong> hier veröffentlichte Artikel ist im Druck erschienen in: „Die Oberpfalz“, 93. Jg., Heft<br />

6, S. 339-350, Kallmünz 2005.<br />

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