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Praxiswissen<br />

H.-Th. Panknin, Medizinjournalist, Berlin<br />

Welche Score-Systeme erlauben eine Vorhersage<br />

schwerwiegender Komplikationen<br />

bei allgemeinchirurgischen Patienten?<br />

Die derzeit verwendeten statistischen Modelle, mit denen die einzelnen Risikofaktoren<br />

zuerst gewichtet und dann addiert werden, stellen sich in der Praxis kompliziert<br />

dar. In diesem Beitrag wird mit dem PAS ein neues, einfaches und sinnvolles<br />

Instrument zur Abschätzung des Risikos postoperativer Komplikationen beschrieben.<br />

Bei der Aufklärung vor operativen Eingriffen sind<br />

Ärzte heute juristisch verpfl ichtet, den Patienten auf<br />

die Möglichkeit von Komplikationen hinzuweisen. Um<br />

vor einer Operation das Risiko eines Patienten zur Entwicklung<br />

von Komplikationen abzuschätzen, wird heute<br />

meist der so genannte ASA-Score (American Society<br />

of Anesthesiology) verwendet. Bei diesem handelt es<br />

sich um einen aus wenigen Informationen gebildeten<br />

Score, der eine rasche Eingruppierung von Patienten<br />

in fünf Risikoklassen erlaubt. Patienten in den höheren<br />

ASA-Klassen haben eine deutlich erhöhte perioperative<br />

Komplikationsrate und Mortalität (Tab. 1).<br />

Erfahrungsgemäß erleiden jedoch viele Patienten<br />

postoperative Komplikationen, bei denen der ASA-<br />

Score zunächst keine ernsthaften OP-Folgen befürchten<br />

lässt. Doch welche Patienten sind besonderes<br />

gefährdet, eine postoperative Komplikation zu erleiden?<br />

Um diese Frage zu beantworten, wurden in der<br />

Vergangenheit verschiedene Punktesysteme (Scores)<br />

angewandt, mit deren Hilfe der Allgemeinzustand, die<br />

Vorerkrankungen, die selbstständige Bewegungsfähigkeit<br />

und die Alltagsaktivität der Patienten beschrieben<br />

werden können. Die Gewichtung der Punkte ergibt<br />

einen Risikoindex, der die Vorhersage von Komplikationen<br />

mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ermöglicht.<br />

In der vorliegenden Studie untersuchte eine Autorengruppe<br />

aus der chirurgischen Universitätsklinik<br />

Utrecht (1) über einen Zeitraum von einem Jahr (1996-<br />

1997) eine Gesamtzahl von 3.075 chirurgischen Patienten<br />

mit einem mittleren Alter von 51 Jahren. Vor und<br />

nach dem chirurgischen Eingriff wurden alle Komplikationen<br />

bis zu 30 Tagen nach der Entlassung erfasst.<br />

Der Schweregrad der Komplikationen wurde dabei<br />

nach dem Klassifi kationsschema von Clavien und Mitarbeitern<br />

eingeteilt. In diesem Schema bedeutet ein<br />

Schweregrad von 1 eine geringe zeitweise Störung,<br />

die keine speziellen Therapiemaßnahmen erfordert,<br />

während ein Schweregrad von 7 eine tödliche Komplikation<br />

beschreibt. Alle Komplikationen, die einen<br />

zweiten chirurgischen Eingriff erforderlich machten,<br />

wurden als Schweregrad 5 klassifi ziert. Die Nachbeobachtung<br />

während der 30 Tage nach der Entlassung<br />

erfolgte durch erneute Einbestellung in die chirurgische<br />

Ambulanz oder durch Telefoninterviews mit den<br />

Patienten, die von zwei Studienschwestern durchgeführt<br />

wurden.<br />

Bei der Krankenhausaufnahme wurden folgende<br />

demographische Parameter und Risikofaktoren der<br />

Patienten aufgezeichnet:<br />

Alter und Geschlecht<br />

Einweisungsgrund<br />

notfallmäßige versus elektive Einweisung<br />

Aufnahme von außen versus Verlegung aus dem<br />

Hause<br />

Aufnahme aufgrund von Patienteninitiative oder<br />

durch ärztliche Einweisung bzw. Facharzt<br />

Erkrankungen an den Extremitäten versus am Körperstamm<br />

Körpermasse<br />

Gewichtsverlust in den letzten drei Monaten vor<br />

Aufnahme<br />

Der ASA-Score Tab. 1<br />

Klasse<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

Perioperativer Zustand<br />

Gesunder Patient<br />

Geringgradige bis mittelschwere systemische<br />

Erkrankung<br />

Schwere systemische Erkrankung<br />

Schwere, lebensbedrohliche systemische<br />

Erkrankung<br />

Moribunder Patient, der ohne Operation<br />

wahrscheinlich nicht überleben würde<br />

Der Autor:<br />

Hardy-Thorsten Panknin,<br />

Badensche Straße 49,<br />

10715 Berlin,<br />

E-Mail ht.panknin@<br />

worldonline.de<br />

(1) Veltkamp SC et al.:<br />

Prediction of serious complications<br />

in patients admitted<br />

to a surgical ward.<br />

Br J Surg [2002] 89:94-102<br />

HARTMANN WundForum 1/2006<br />

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