absolut-hund - Leben mit 4 Pfoten
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Tierschutz<br />
rikanischen Tierschutzorganisation<br />
nach Santiago. Mir fiel dabei zum ersten<br />
Mal auf, dass die Organisationen vor<br />
Ort auch zusammenarbeiten. Wenn<br />
Geld oder Medikamente, natürlich immer<br />
im Mangel, oder Unterkünfte gebraucht<br />
werden, versucht man sich gegenseitige<br />
bestmöglich zu helfen. So<br />
auch bei unserem anstehenden Einsatz<br />
in Santiago, während dem die von<br />
Giselle aufgenommenen Tiere behandelt<br />
und kastriert werden sollten. Da<br />
Giselle außerdem Parasitologie und<br />
Labortierkunde an der Uni in Santiago<br />
lehrt, waren für meinen dortigen Einsatz<br />
auch täglich Studenten angekündigt,<br />
die praxisorientiert die Arbeit<br />
unterstützen wollten.<br />
Angekommen in der Hacienda Urbana,<br />
der Praxis von Giselle, die gleichzeitig<br />
auch ein Tiersalon und eine Tierpension<br />
ist, warteten schon die ersten Hunde<br />
auf ihre Kastration. Auch hier wurden<br />
wir sehr freundlich empfangen. Was<br />
mir besonders gefiel, war, dass ich zu<br />
keinem Zeit das Gefühl hatte, dass Einheimische<br />
sich nicht um das Wohl ihrer<br />
Tiere kümmerten, oder dass jetzt der<br />
tolle Tierarzt aus Deutschland kommen<br />
musste, der den Leuten erst einmal<br />
zeigen würde, wie man Tiere behandelt.<br />
Viel mehr profitierten beide Seiten von<br />
einem großen Wissenspool.<br />
Das Konzept des Aufbaus der Kastrationsstätte<br />
in Giselles Hinterhof, vergleichbar<br />
einem Feldlazarett, hatten<br />
wir in verschiedene Stationen eingeteilt:<br />
1. OP-Vorbereitung, 2. OP-Tisch<br />
<strong>mit</strong> mobiler Gasinhalationsnarkose<br />
und 3. OP-Nachsorge. Jeder Bereich<br />
wurde abwechselnd <strong>mit</strong> volunteers<br />
und Studenten besetzt, die in ihre Stationen<br />
eingewiesen, verschiedene Aufgaben<br />
übernahmen. Hier muss ich die<br />
Santiago: Studenten und Volontäre<br />
unterstützen die Arbeit in der Kastrationsstätte<br />
der dominikanischen Tierärztin<br />
Giselle<br />
einzige Kritik äußern, die ich während<br />
meines Aufenthalts hatte. Es ist in jedem<br />
Land schwierig, die studentische Aufmerksamkeit<br />
auf sich zu ziehen, dabei<br />
vor allem das nötige Verantwortungsbewusstsein<br />
zu ver<strong>mit</strong>teln, zum Beispiel<br />
dass die saubere Vorbereitung<br />
des Patienten, das Scheren, die exakte<br />
Medikation, die Narkoseüberwachung,<br />
Protokollierung, etc. mindestens genauso<br />
wichtig sind, wie die Operation an<br />
sich. Da natürlich fast jeder Student<br />
selbstständig operieren will, war es<br />
manchmal für mich schwierig die Studenten<br />
auf ihre Arbeit zu fokussieren.<br />
Natürlich musste ich auch in einigen<br />
Momenten Kompromisse <strong>mit</strong> meiner<br />
Einstellung akzeptieren. Insbesondere<br />
hatte ich in meiner Unilaufbahn nur in<br />
Zeiten von Praktika OPs aktiv begleitet<br />
und durfte erst in den oberen Semestern,<br />
nachdem ich mich bei Vorarbeiten<br />
bewiesen hatte, handwerkliche Griffe<br />
tätigen. Hier führten sogar Studenten<br />
unterer Semester nach kurzer Einführung<br />
OPs aus, obwohl ihnen kaum die<br />
Anatomie, insbesondere aber zumindest<br />
aber weder OP-Technik noch Pharmakologie<br />
bekannt waren. Natürlich<br />
war mir auch das Kupieren der Schwänze<br />
von circa vier bis fünf Wochen alten<br />
Rottweiler-Welpen ein Greuel. Dennoch<br />
ist dies kein Manko des Tierschutzgedankens<br />
in der DR, denn auch in<br />
Deutschland habe ich gleiche Probleme<br />
gesehen. Das versöhnliche an dieser<br />
Situation war, dass ich <strong>mit</strong> den Leu-<br />
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der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> report • 1 / 2011