absolut-hund - Leben mit 4 Pfoten
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Tierschutz<br />
gen sind noch in einem tolerablen bis<br />
grenzwertigen Zustand. Sinnig wäre<br />
es, wenn in diesem Stadium eingegriffen<br />
werden könnte, aber solange die<br />
Tiere noch nicht offensichtlich leiden,<br />
sind den verantwortlichen Behörden<br />
die Hände gebunden.<br />
Den verschiedenen Typen von Animal<br />
Hoardern sind bestimmte Rechtfertigungsstrategien<br />
gemein, zum einen<br />
die Strategie der Rechtfertigung (Ablehnung)<br />
und der Entschuldigung. Sie<br />
rechtfertigen sich z.B. da<strong>mit</strong>, dass die<br />
Tiere doch völlig in Ordnung seien, was<br />
einer objektiven Betrachtung natürlich<br />
nicht standhalten würde. Strenger Geruch<br />
aus der Wohnung wird <strong>mit</strong> dem<br />
„normalen“ Revier-Markier-Verhalten<br />
begründet. Auch wird sich darauf verlegt,<br />
dass man ja schließlich die Tiere<br />
vor dem sicheren Tode rette und dass<br />
ja alles bei ihnen in Ordnung, alle Anschuldigen<br />
nur Schikane der Behörden<br />
seien.<br />
Die Hoarder, die sich entschuldigen,<br />
geben ihr Problem zwar im Ansatz zu,<br />
lehnen die Verantwortung dafür aber<br />
völlig ab. Jeder würde wohl in dieser<br />
Situation <strong>mit</strong> den gleichen Problemen<br />
zu kämpfen haben und er würde die<br />
Tiere so sehr lieben, dass er sie unmöglich<br />
abgeben könne. Irgendwer müsse<br />
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ja schließlich die ganzen armen Tiere<br />
aufnehmen, die von anderen entsorgt<br />
werden. Wenn sich jemand anders<br />
kümmern würde, bräuchte er ja nicht.<br />
Plötzlich auftretende Krankheiten hätten<br />
dazu geführt, dass man die Tiere<br />
nicht mehr anständig versorgen konnte<br />
und was kann er (der Hoarder) denn<br />
dazu, wenn der Futterlieferant das bestellte<br />
Futter nicht liefere. Und der Zustand<br />
der Wohnung wird da<strong>mit</strong> erklärt,<br />
dass die Tiere in Abwesenheit des Halters<br />
ausnahmsweise die Wohnung in<br />
Unordnung gebracht hätten, kann ja<br />
schließlich jedem passieren.<br />
Der Animal Hoarder ist darauf angewiesen,<br />
sich eine feste Strategie zur Darstellung<br />
des Problems zurecht zu legen,<br />
von der er nicht abweichen darf, ohne<br />
sein System ins Wanken zu bringen.<br />
Nur so kann er die Illusion aufrechterhalten,<br />
dass alles ja völlig in Ordnung<br />
ist. Er kann sich nur darüber identifizieren,<br />
dass die Tiere einen sehr hohen<br />
Stellenwert für ihn haben. Sie stellen<br />
für ihn <strong>mit</strong>unter den völligen Ersatz jeglicher<br />
menschlicher Bezugspersonen<br />
dar, so dass der Verlust eine unerträgliche<br />
Situation für ihn darstellen würde.<br />
Hier ist es besonders wichtig, dass zuständige<br />
Behörden die Logik des Hoarders<br />
verstehen, um entsprechend handeln<br />
zu können. Ihnen muss unbedingt<br />
klar sein, was von dem Gedankenkonstrukt<br />
der Animal Hoarder tatsächlich<br />
glaubhaft ist und was nur der Aufrechterhaltung<br />
seiner Situation dient.<br />
Wie sieht nun die Darstellung<br />
des Animal Hoarding in<br />
den Medien aus?<br />
Hier geht es, wie in vielen anderen Bereichen<br />
auch, in erster Linie eher um<br />
Sensations-Schlagzeilen als um sachliche<br />
Berichterstattung. Daher wird auf<br />
die emotionale Wirkung auf den Leser<br />
gesetzt, was es unmöglich macht, ein<br />
korrektes Bild des Problems zu zeichnen.<br />
Immer wieder gibt es sensationelle Berichte,<br />
die zumeist <strong>mit</strong> der Entdeckung<br />
der Situation, der großen Anzahl der<br />
leidenden Tiere und nicht zuletzt dramatischen<br />
Rettung der Opfer beginnen.<br />
Mit der Darstellung der katastrophalen<br />
<strong>Leben</strong>sbedingungen des Hoarders<br />
werden das Entsetzen, die Empörung<br />
und der Ekel der Leser geschürt. Die<br />
Empörung rührt nicht zuletzt daher,<br />
dass es sich bei den Hoardern häufig<br />
um eigentlich intelligente Menschen<br />
handelt. Das Problem zieht sich, wie<br />
oben schon erwähnt, durch alle Gesellschaftsschichten.<br />
Akademiker können<br />
davon genauso betroffen sein, wie einfache<br />
Leute. Teilweise geht die Berichterstattung<br />
auch in die Richtung, Sympathie<br />
für den Hoarder zu ver<strong>mit</strong>teln,<br />
ein Bild von einem rechtschaffenen,<br />
netten Menschen <strong>mit</strong> hehren Motiven<br />
zu zeichnen, dem die Dinge ein wenig<br />
aus dem Ruder gelaufen sind. Häufig<br />
schwingt auch ein gewisser Humor<br />
<strong>mit</strong>, wie es die Leute geschafft haben,<br />
die Behörden jahrelang auszutricksen<br />
und hinters Licht zu führen.<br />
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der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> report • 1 / 2011