absolut-hund - Leben mit 4 Pfoten
absolut-hund - Leben mit 4 Pfoten
absolut-hund - Leben mit 4 Pfoten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Tierschutz<br />
schützerischem Tun haben, WENN er<br />
bereit ist, sich für diese heute hoch anspruchsvolle<br />
Aufgabe fort- und weiterzubilden.<br />
Fort- und Weiterbildung ist in<br />
allen anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />
schon längst eine Selbstverständlichkeit.<br />
Warum nicht im Tierschutz?<br />
Organisatorisch ist das überhaupt kein<br />
Problem. Es gibt genügend Anbieter<br />
sachkundiger Fortbildung, ohne dass<br />
man zu selbst ernannten, de facto<br />
aber eben überhaupt nicht qualifizierten<br />
Hundeflüsterinnen pilgern müsste.<br />
Die Tierschutzakademie des Deutschen<br />
Tierschutzbundes ist hier zu nennen;<br />
die verschiedenen Institutionen, die<br />
professionell auf die Sachkundeprüfung<br />
vorbereiten; kynologische Fachorganisationen,<br />
die zertifizierte Absolventen<br />
hervorbringen und ein breites<br />
Themenspektrum an Vorträgen, Workshops<br />
und Seminaren anbieten.<br />
Es muss zum selbstverständlichen<br />
„Branchenstandard“ werden, dass Verantwortliche<br />
und Agierende von (eingetragenen)<br />
Tierschutzorganisationen<br />
auf ihrer Website eine Liste ihrer Qualifikationen<br />
und absolvierten Seminare<br />
veröffentlichen. Wer dies nicht tut, wer<br />
dies nicht vorweisen kann, disqualifiziert<br />
sich selbst.<br />
Unter der Leitorientierung von Professionalität<br />
kann es dann eben nicht mehr<br />
sein, dass Tierschützer zu der von ihnen<br />
geschützten Tierart weder über eigene<br />
Empirie noch über irgendwelche Qualifikationen<br />
verfügen. Aus der Doggenschützer-Szene<br />
bietet sich das eindrückliche<br />
Beispiel einer Tierschützerin<br />
an, die bundesweit Doggen ver<strong>mit</strong>telt<br />
und betreut, zu Fragen der Doggenhaltung<br />
berät, selbst aber noch nie in<br />
ihrem <strong>Leben</strong> eine Dogge besessen hat.<br />
Und solche Beispiele gibt es in allen<br />
anderen Sparten des Tierschutzes<br />
auch.<br />
Wenn Tierschützer sich die für ihr Engagement<br />
notwendigen Fachkenntnisse<br />
aneignen, dann können sie auch<br />
ihre Aufgaben professionell erledigen.<br />
Und das fängt ganz banal und ganz<br />
anspruchsvoll bei professionellen Vorund<br />
Nachkontrollen an! Und hier bedeutet„professionell“<br />
die Einsicht, dass<br />
es bei diesen Kontakten mehrheitlich<br />
nicht darum geht, potenzielle Tierquäler<br />
auszusieben, sondern darum, ganz<br />
subtile Anspruchs- und Erwartungshaltungen<br />
an das neue Familien<strong>mit</strong>glied<br />
aufzudecken, Defizite im Fachwissen<br />
aufzuspüren und Tierhalter verlässlich<br />
in dauerhafte Kontakt-, Beratungsund<br />
Betreuungsstrukturen einzubinden.<br />
Das bitterste Thema, welches unter<br />
den Leitorientierungen Kontrolle,<br />
Transparenz und Professionalität komplett<br />
auf den Prüfstand muss, ist das<br />
Pflegeplatz-System. Das nämlich funktioniert<br />
aus genannten Gründen viel<br />
zu häufig nicht: Kontrolle ist in dem<br />
definitionsgemäß privaten Bereich der<br />
Menschen, die sich als Pflegeplatz anbieten,<br />
nur bedingt möglich. Ebenfalls<br />
an den privaten Status gebunden ist<br />
das Defizit an Sachkunde. Leider hat<br />
die Rechtsprechung hier auch die ursprüngliche<br />
Forderung eines Sachkundenachweis<br />
für Pflegeplätze gemäß<br />
§ 11 Tierschutzgesetz wieder zurückgenommen.<br />
Da aber die Tiere, insbesondere<br />
auch die Hunde, im Tierschutz<br />
sehr häufig traumatisiert sind oder Fehlverhalten<br />
zeigen, können private Pflegeplätze<br />
diesen Tiere nicht gerecht<br />
werden, die über keine Sachkunde<br />
darüber verfügen, wie man <strong>mit</strong> ihnen<br />
umgeht.<br />
3. Primat des gesunden<br />
Menschenverstandes<br />
Der Tierschutz insgesamt muss weg<br />
von der gesellschaftlich auch nicht<br />
akzeptierten übersteigerten Emotionalität.<br />
Ina S<strong>mit</strong>h hat die einzig praktikable<br />
Gewichtung zwischen Ratio und<br />
Emotion auf ein akzeptables Zahlen-<br />
Zarenhof-Räume im August 2009 und Oktober 2010: Gesa K. „versorgte“ dort rund 70 Hunde. Sie ließ die Tiere verwahrlosen,<br />
die Inneneinrichtung des Gebäudes wurde völlig zerstört – Fotos: Sonja Zietlow<br />
24<br />
der <strong>absolut</strong>-<strong>hund</strong> report • 1 / 2011