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Vielfalt als Erfolgsfaktor - Paritätischer Landesverband Baden ...

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PARITÄTinform<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg | Dezember 2013<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />

Interkulturelles Zusammenleben<br />

gelingend gestalten<br />

Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt<br />

bei Altenpflegeausbildung<br />

E 13795


Inhalt<br />

3<br />

10<br />

12<br />

18<br />

22<br />

28<br />

28<br />

42<br />

11<br />

SOZIALES<br />

· Fachtag „Wohnen morgen – Heute gedacht“ /<br />

Der PARITÄTISCHE und das Deutsche Rote Kreuz<br />

befassen sich mit neuen altersgerechten Wohnformen<br />

· Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt<br />

bei Altenpflegeausbildung<br />

· Interview mit Feray Şahin, neue Leiterin<br />

des Kernteams Familie und Kinder<br />

· Zusammenwirken von Schule und Jugendhilfe /<br />

Liga-Fachausschuss erweitert seine fachliche Positionierung<br />

· Jugendaustauschprojekt besucht die türkische Hauptstadt<br />

PROJEKTE<br />

· Projekt Erziehungs- und Bildungspartnerschaften<br />

zieht Bilanz<br />

· Praxishandbuch: Wie man erfolgreich Fachkräfte<br />

gewinnen und diese langfristig binden kann<br />

KAMPAGNE GERNERATIONEN VERBINDEN<br />

Teilkampagne Partizipation vom Menschen mit<br />

Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />

· Interkulturelles Zusammenleben gelingend gestalten<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong> im Diversity-Management<br />

· Mannheim soll Heimat für alle sein<br />

Migration <strong>als</strong> Gestaltungsmöglichkeit<br />

für eine solidarische Stadtgesellschaft<br />

KAMPAGNE GERNERATIONEN VERBINDEN<br />

Teilkampagne Miteinander der Generationen –<br />

gemeinsam statt gegeneinander<br />

· Miteinander die Zukunft gestalten<br />

· Der Verein Integrative Wohnformen sucht Seniorexperten<br />

Fach- und Führungskräfte im Ruhestand engagieren<br />

sich für andere<br />

AUS DEN REGIONEN<br />

· Göppingen: Waldeckhof verknüpft integrative<br />

Arbeitsmarktpolitik mit ökologischer Agrarpolitik<br />

· Freiburg: Viele Alleinerziehende befinden sich<br />

in einer fragilen Lebenssituation<br />

· Ortenau: 30 Jahre Frauenhaus Ortenau –<br />

3000 Frauen und Kinder geschützt und in ein Leben<br />

ohne Gewalt begleitet<br />

· Tübingen: Viertes Sozialpolitisches Fachforum –<br />

Gemeinsam die Auswirkungen von Kinderarmut verhindern<br />

· Heilbronn: Qualifizierte Tagesmütter werden fest angestellt<br />

DER PARITÄTISCHE VOR ORT<br />

· <strong>Vielfalt</strong> ist unsere Stärke / Der Kreisverband Stuttgart<br />

Ulmer Marktplatz für gute Geschäfte<br />

IMPRESSUM<br />

Deutsch-chinesisches Pilotprojekt<br />

Seit Jahren tauschen sich das Land <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

und die Provinz Jiangsu in China zu zentralen<br />

Themen wie demografischer Wandel und<br />

die Versorgung und Pflege alter Menschen aus.<br />

Beide Länder stehen vor der Herausforderung,<br />

Fachkräfte zu gewinnen und Pflegekräfte zu qualifizieren. Ende<br />

Oktober hat der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg zusammen<br />

mit dem deutsch-chinesischen Sozialwerk in Peking eine<br />

Kooperationsvereinbarung mit dem China Service Center for<br />

Friendship & Cooperation with Foreign Countries geschlossen.<br />

Danach werden in einem Pilotprojekt 150 Chinesinnen und<br />

Chinesen ab September 2014 eine dreijährige duale Altenpflegeausbildung<br />

in Pflegefachschulen und Altenhilfeeinrichtungen<br />

des PARITÄTISCHEN beginnen. Die Anforderungen an die<br />

Auszubildenden sind hoch. Sie müssen gute Deutschkenntnisse,<br />

einen mit unserer mittleren Reife vergleichbaren Bildungsabschluss<br />

und eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.<br />

Die Kooperation ist für beide Seiten von Nutzen. Wir können<br />

mit unserem Know-how wertvolle Impulse geben und<br />

gleichzeitig von der traditionellen chinesischen Medizin lernen.<br />

Als enttäuschend muss aus verbandlicher Sicht der in Berlin ausgehandelte<br />

Koalitionsvertrag bewertet werden. So bleiben langzeitarbeitslose<br />

Menschen ohne Perspektive auf dem Arbeitsmarkt<br />

auch nach der Bundestagswahl die Stiefkinder der Arbeitsmarktpolitik.<br />

Im neuen Koalitionsvertrag sucht man vergebens<br />

nach der Umsetzung der vielversprechenden An kün digungen,<br />

die diesen Menschen mit neuen Angeboten und Finanzierungswegen<br />

Chancen auf echte berufliche und gesellschaftliche Teilhabe<br />

versprochen haben. Deshalb werden wir uns auch in der<br />

neuen Legislaturperiode mit Nachdruck für einen sozialen Arbeitsmarkt<br />

in Deutschland einsetzen und die Politik nicht aus<br />

ihrer Verantwortung für diese Menschen und ihre Familien entlassen.<br />

Einziger Lichtblick im Bereich der Arbeitsmarktpolitik ist<br />

die Aufnahme der Assistierten Ausbildung in den Koalitionsvertrag,<br />

die der PARITÄTISCHE gemeinsam mit der Diakonie entwickelt<br />

hat und seit Jahren erfolgreich im Land umsetzt. Unsere<br />

intensive Lobbyarbeit hat der Politik und den Sozialpartnern<br />

deutlich machen können, welches Potenzial die Assistierte Ausbildung<br />

für die Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs<br />

und für die soziale Inklusion aller jungen Menschen hat.<br />

Wachsende sozialpolitische Herausforderungen, die sich auch<br />

in unserer aktuellen Jahreskampagne „Generationen verbinden“<br />

wiederspiegeln, machen deutlich, dass es auch künftig<br />

viel zu tun gibt. Umso mehr möchte ich an dieser Stelle allen<br />

danken, die sich hauptamtlich oder ehrenamtlich im PARITÄ-<br />

TISCHEN engagieren. Mein Dank gilt auch allen Partnern im<br />

sozialen, politischen und verbandlichen Bereich für die gute<br />

und konstruktive Zusammenarbeit.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine besinnli che<br />

Weihnachtszeit und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2014.<br />

2<br />

Hansjörg Böhringer, Landesgeschäftsführer


Altenhilfe<br />

Fachtag „Wohnen morgen – Heute gedacht“<br />

PARITÄTISCHER und DRK befassen sich mit neuen altersgerechten Wohnformen<br />

STUTTGART Am 4. Dezember 2013 veranstalteten der PARI­<br />

TÄ TISCHE und das Deutsche Rote Kreuz <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

einen Fachtag zum Thema „Wohnen morgen – Heute<br />

gedacht“. Die Entwicklung und das Angebot neuer Wohnfor<br />

men für ältere Menschen stellen die stationäre Altenhilfe<br />

vor große Herausforderungen. In Deutschland existieren<br />

einige erfolgreiche neue Wohnformen, auf deren Grundlage<br />

bereits Empfehlungen und Ansätze für künftige Projekte<br />

erarbeitet wurden. Neben der Vorstellung die ser Erfolgsmodelle<br />

und neuer Ideen hatten die Teilnehmenden<br />

Gelegenheit zur Diskussion und zum fachlichen Austausch.<br />

Zu Tagungsbeginn wies Achim Uhl, Kernteamleiter Ältere<br />

Menschen und Pflege beim PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

auf das veränderte Nachfrageverhalten hinsichtlich<br />

altersgerechter Wohnformen hin. Neben der<br />

Beachtung lebensstilspezifischer Anforderungen wird<br />

zukünftig eine besondere Herausforderung in der Entwicklung<br />

angemessener Wohnformen für Menschen mit<br />

er heblichem Pflege-, Unterstützungs- und Betreuungsbedarf<br />

liegen. An Bedeutung gewinnen niedrigschwellige,<br />

wohnortnahe und quartiersbezogene Versorgungsansätze<br />

im Vorfeld von Pflege zur Sicherung des Verbleibs<br />

in der eigenen Häuslichkeit. Neben den gewohnten ambulanten<br />

bzw. stationären Hilfsangeboten wird eine Auseinandersetzung<br />

mit Genossenschaften, neuen Wohn-<br />

Pflegeformen, Stiftungen und Nachbarschaftsvereinen<br />

notwendig sein, um das Zusammenleben im Alter und<br />

die zukünftige Versorgungslandschaft attraktiv und passgenau<br />

mitgestalten zu können.<br />

Zwischen individuellen Zielen<br />

und institutionellen Zwängen<br />

Dr. Peter Messmer wies in seinem Vortrag unter anderem auf<br />

zwei wesentliche Voraussetzungen guter Wohnqualität im Alter<br />

hin. „Gutes Wohnen“ hängt nach Messmer davon ab, ob<br />

und inwieweit es gelingt, dieses nach individuellen Bedürfnissen<br />

und weitgehend unabhängig von institutionellen Zwängen<br />

zu gestalten. Je ausgeprägter die institutionellen Strukturen<br />

sind, desto größer ist die Gefahr der Überlagerung individueller<br />

Bedürfnisse. Mit der Folge, dass Privatheit, Individualität<br />

und die Möglichkeit einer selbstbestimmten Lebensführung<br />

eingeschränkt werden. Neue Wohn- und Hausgemeinschaften<br />

sowie die Berücksichtigung ausgewählter Aspekte der Wohnqualität<br />

und Infrastruktur können dem entgegenwirken.<br />

Ambulante Hotellerie<br />

Eine weitere Herausforderung sieht Rudolf Lang von der Terralibere<br />

Projekt- und Organisationsentwicklung darin, dass eine<br />

„Lücke“ zwischen dem Wohnen zuhause, dem betreuten Woh-<br />

nen und vollstationären Pflegeeinrichtungen existiert. Die häufige<br />

Beschränkung des betreuten Wohnens auf die Bereitstellung<br />

barrierefreien Wohnraums überfordere die betroffenen<br />

Menschen über weite Strecken. Die Ausgestaltung des Heimrechts<br />

auf Länderebene erschwere es den Altenhilfeträgern,<br />

hier neue Lösungen zu entwickeln. Erfolgsversprechende Möglichkeiten<br />

sieht der Referent in Ansätzen aus der Hotellerie. Ein<br />

denkbares Konzept wäre beispielsweise ein Angebot aus barrierefreien<br />

Wohnungen mit einem festen Leistungspaket an<br />

Hauswirtschaft sowie Zusatzangeboten der Tagespflege oder<br />

eines ambulanten Pflegedienstes im Haus.<br />

Gemeinschaftliches Wohnen für Ältere<br />

Dr. Ulrike Scherzer von Wohn_Konzepte Scherzer erläuterte in<br />

ihrem Beitrag, worauf es bei der Planung des „Gemeinschaftlichen<br />

Wohnens“ ankommt und welche Organisationsformen<br />

sich bei dieser Wohnalternative <strong>als</strong> sinnvoll etabliert haben.<br />

Danach kann diese Wohnform durch ihren präventiven Ansatz<br />

und der damit verbundenen Entlastung der Daseinsfürsorge<br />

nicht nur der öffentlichen Hand einen Mehrwert bieten. Insbesondere<br />

können sie zu sozial verlässlichen Strukturen, Sicherheit<br />

und einem selbstbestimmten Leben beitragen.<br />

Modell einer kommunalen<br />

Pflegeinfrastruktur<br />

Abschließend zeigte Thomas Pfundstein von der rheinlandpfäl<br />

zischen Landeszentrale für Gesundheitsförderung, wie sich<br />

die kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung<br />

im Dialog mit Wohnungswirtschaft, Wohlfahrtspflege,<br />

Sozialhilfe und Bürgerengagement weiterentwickeln könnte.<br />

n Informationen: uhl@paritaet-bw.de/klatte@paritaet-bw.de<br />

3


Kooperationen<br />

Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt bei Altenpflegeausbildung<br />

Lebens- und Versorgungsqualität älterer Menschen sichern – Kooperation mit Win-Win-Situation<br />

STUTTGART/PEKING Die Unterstützung kam von allerhöchster<br />

Stelle. „Die Berufsausbildung in Deutschland ist Weltklasse<br />

und ich hoffe, dass die Zusammenarbeit noch ausgebaut<br />

wird“, schwärmte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang<br />

in der Großen Halle des Volkes. Die deutsche Delegation<br />

hörte dieses Lob mit großer Freude. Der Politiker<br />

verbindet große Erwartungen mit dem ersten Abkommen<br />

über die Ausbildung chinesischer Krankenpflegerinnen<br />

und -pflegern zu Altenpflegekräften in Deutschland. Eine<br />

entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten<br />

Ende Oktober in Peking Hansjörg Böhringer, Landesgeschäftsführer<br />

des Paritätischen <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

der Geschäftsführer des Deutsch-Chinesischen Sozialwerks<br />

Rainer Dold und Zhang Zihui, stellvertretender<br />

Direktor des China Service Center for Friendship & Cooperation<br />

with Foreign Countries.<br />

Immer mehr ältere Menschen<br />

China und Deutschland stehen vor gewaltigen Herausforderungen<br />

angesichts des sich dramatisch entwickelnden demografischen<br />

Wandels. Durch die bisher geltende Doktrin der Ein-Kind-<br />

Politik hat sich das Verhältnis von alten und jungen Menschen<br />

in der Volksrepublik erheblich verschoben. Mit rund 440 Millionen<br />

Rentnern rechnet China im Jahr 2050. Um diesen Trend zu<br />

stoppen, soll die Ein-Kind-Politik jetzt gelockert werden.<br />

Hohe Anforderungen an Auszubildende<br />

Der jetzt in Peking bei der CPAFFC (Chinese People´s Association<br />

for Friendship with Foreign Countries) im Oktober 2013<br />

unterschriebene Vertrag sieht vor, dass zunächst 150 Chinesinnen<br />

und Chinesen eine dreijährige duale Ausbildung für Altenpflegerinnen<br />

und -pfleger ab 1. September 2014 in den Einrichtungen<br />

des PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg beginnen.<br />

Derzeit werden die Kandidaten in ganz China ausgesucht.<br />

Die Anforderungen an die Auszubildenden sind recht hoch,<br />

denn Voraussetzung sind nicht nur sehr gute Deutschkenntnisse,<br />

sondern sie müssen einen der mittleren Reife in Deutschland<br />

entsprechenden Bildungsabschluss und eine Berufsausbildung<br />

etwa <strong>als</strong> Krankenschwester, Krankenpfleger, medizinischer<br />

Masseur, Physiotherapeuten, Heilpraktiker oder medizinischer<br />

Bademeister vorweisen.<br />

Bei dem Pilotprojekt hilft das Deutsch-Chinesische Sozialwerk<br />

beim Erwerb der Aufenthaltsgenehmigung, der Unterkunftssuche<br />

und bietet während der gesamten Ausbildungszeit ein<br />

begleitendes Beratungsangebot für Auszubildende an. „Völkerfreundschaft<br />

zeigt sich unter anderem darin, dass sich die<br />

Nationen gemeinsam den gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen<br />

stellen“, sagt Dold. „In China werden ältere<br />

Menschen gesellschaftlich hoch geachtet und schon deshalb<br />

wird das Projekt auch Erfolg haben.“<br />

Die Deutschen benötigten für ihre niedrige Geburtenrate keine<br />

Doktrin. Hier sind es die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Zwänge, die dafür sorgen, dass immer weniger Kinder<br />

geboren werden. Von den 28 Staaten in der Europäischen Union<br />

belegt Deutschland den letzten Platz bei der Geburtenrate.<br />

Gerade mal 8,4 Geburten auf 1.000 Einwohner ist eine erschreckende<br />

Zahl. Tabellenführer Irland bringt es immerhin auf 15,7<br />

je 1.000 Einwohner.<br />

Deutschland gehört in der EU sogar zu den 12 Ländern, in denen<br />

mehr Menschen starben <strong>als</strong> lebend geboren wurden.<br />

Und die aktuellsten Erhebungen des Statistischen Bundesamtes<br />

in Wiesbaden kommen zu dem Ergebnis, dass der Anteil<br />

der Frauen ohne Kinder weiter steigt. Bereits heute sind<br />

22 Prozent der Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren kinderlos.<br />

Vor vier Jahren waren es noch 20 Prozent.<br />

4<br />

Dass die Bevölkerungszahl in Deutschland dennoch um fast<br />

196.000 im Jahr 2012 auf 80.523.700 Einwohner gestiegen<br />

ist, liegt nach Angaben des Bundesamtes ausschließlich an<br />

der Zuwanderung aus dem Ausland. Angesichts dieser Entwicklungen<br />

ist es nur konsequent, dass die beiden Länder<br />

in der Altenpflege kooperieren. Schließlich geht es darum,<br />

dass die Menschen auch im hohen Alter würdevoll<br />

leben können.<br />

Foto: CPAFFC


V.l.n.r., 1. Reihe: Rainer Dold, Geschäftsführer deutschchinesisches<br />

Sozialwerk, Zhang Zuhui, stellvertretender<br />

Direktor des China Service Center for Friendship &<br />

Cooperation with Foreign Countries, Hansjörg Böhringer.<br />

Hintere Reihe: Li Jianping, Vizepräsident der CPAFFC, Li<br />

Xiaolin, Präsidentin der CPAFFC, der deutsche Botschafter<br />

Michael Claus, Song Jingwu, Generaldirektor Europa der<br />

CPAFFC. Foto: David Kurz<br />

Regelmäßiger Austausch<br />

Der Geschäftsführer des Sozialwerks ist auch der Vorsitzende<br />

der Stuttgarter Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft.<br />

Er und Hansjörg Böhringer, die im Oktober mit einer<br />

zehnköpfigen Delegation von Ministerpräsident Li Keqiang<br />

persönlich nach China eingeladen worden waren, sind die treibenden<br />

Kräfte bei dieser Zusammenarbeit.<br />

Beide Seiten profitieren<br />

„Unser Kooperationsmodell schafft eine Win-Win-Situation für<br />

beide Seiten. Das Ausbildungssystem für die Pflegeberufe<br />

steckt in China noch in den Anfängen. Dort können wir mit<br />

unserem Know-how wichtige Impulse geben. Auf der anderen<br />

Seite kann die Altenpflege in Deutschland viel von der jahrtausendealten<br />

traditionellen chinesischen Medizin lernen. Insofern<br />

können wir beide im Rahmen der Qualifizierung von<br />

Fachkräften in der Altenpflege voneinander profitieren. Beide<br />

Länder müssen Lösungen finden, wie die Lebens- und Versorgungsqualität<br />

für ältere Menschen möglichst lange erhalten<br />

bleiben kann,“ erläutert Böhringer sein Engagement.<br />

Für die chinesischen Partner ist das Projekt ebenfalls von „außergewöhnlicher<br />

Bedeutung“. Der Vizepräsident der CPAFFC, Li<br />

Jiangping, erhofft sich „von der qualifizierten Ausbildung nicht<br />

nur Fortschritte für unsere Altenpflegeeinrichtungen, sondern<br />

auch eine weitere Förderung der deutsch-chinesischen Freundschaft“.<br />

Bereits seit mehreren Jahren tauschen sich deutsche und chinesische<br />

Experten zum Thema Altenpflege und Altersvorsorge<br />

regelmäßig aus. Auch in diesem Jahr besuchte eine deutsche<br />

Delegation einen internationalen Altenpflege-Kongress in<br />

Nan jing, der Hauptstadt der Provinz Jiangsu. Im vergangenen<br />

Jahr kamen chinesische Fachleute und Politiker zu einem gemeinsamen<br />

Seminar nach Deutschland. Bei dieser Gelegenheit<br />

wurde das Pilotprojekt das erste Mal angedacht.<br />

Im kommenden Jahr wird es erneut einen Expertenaustausch<br />

in Deutschland geben. Diesmal zum Thema: „Senioren-Lebenspflege<br />

zur Prävention und Linderung altersbedingter Beschwerden“.<br />

„Wir werden dazu wieder kompetente Gesprächspartner<br />

aus China einladen“, sagt Dold.<br />

Ihm ist auch bewusst, dass die 150 Chinesinnen und Chinesen,<br />

die jetzt kommen werden, den Mangel an Pflegekräften in<br />

Deutsch land nicht beheben können. Rund 40.000 Altenpfleger/-<br />

innen fehlen inzwischen. Tendenz steigend. Aber auch in China<br />

herrscht zumindest an gut ausgebildeten Fachkräften auf diesem<br />

Gebiet ein großer Mangel. „Deshalb ist überhaupt nichts<br />

dagegen zu sagen, wenn die chinesischen Altenpfleger/-innen<br />

nach ihrer Ausbildung nur ein paar Jahre hier ar beiten, um dann<br />

in ihrer Heimat tätig zu werden“, meint Böhringer.<br />

Der Geschäftsführer geht aber auch davon aus, dass in Zukunft<br />

noch viel mehr Chinesische Pflegekräfte nach Deutschland kommen<br />

werden. Schließlich hatte der chinesische Ministerpräsident<br />

Li Keqiang gesagt, „die Zusammenarbeit solle ausgebaut<br />

werden“.<br />

Foto: CPAFFC<br />

5


Interview<br />

Wir brauchen fachlich qualifiziertes und gut ausgebildetes Personal<br />

Feray Şahin übernimmt die Leitung des Kernteams Familie und Kinder<br />

STUTTGART Die Landesgeschäftsstelle des PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg arbeitet dienstleistungsorientiert. Die<br />

fachliche Arbeit ist seit 2007 in sieben Kernteambereiche gegliedert. Das Kernteam Familie und Kinder wird seit<br />

1. Oktober 2013 von Feray Şahin geleitet. Sie ist Nachfolgerin von Ute Walker, die insgesamt 37 Jahre für den <strong>Landesverband</strong><br />

tätig war. PARITÄTinform sprach mit der frischgebackenen Kernteamleiterin über den aktuellen Stand der Kinderund<br />

Familienhilfe, über künftige sozialpolitische Herausforderungen und die Arbeitsschwerpunkte in 2014.<br />

6<br />

Frau Şahin, Sie haben ein spannendes und von steten Veränderungen<br />

geprägtes Aufgabenfeld übernommen. Sagen Sie unserer<br />

Leserschaft zunächst etwas zu Ihrer Person?<br />

Sehr gerne. Ich komme aus dem schönen Augsburg in Bayern<br />

und habe an der dortigen Universität deutsche Didaktik,<br />

Politikwissenschaften und allgemeine Pädagogik mit den<br />

Schwerpunkten Erwachsenenbildung und Elementarpädagogik<br />

studiert. Nach dem Studium unterrichtete ich Deutsch<br />

an einer privaten Grundschule und schulte parallel dazu<br />

Lehrer/-innen und Lehramtsanwärter/-innen zur interkulturellen<br />

Kommunikation und Kompetenz. Seit 12 Jahren lebe<br />

ich in Stuttgart. Ich habe hier lange Zeit unterrichtet und<br />

Integrationskurse geleitet, bin lizenzierte Prüferin für den<br />

DTZ (Deutsch-Test für Zuwanderer) und nehme auf Anfrage<br />

weiterhin Prüfungen ab. Von 2008 bis 2010 war ich <strong>als</strong> Lehrbeauftragte<br />

am Lehrstuhl für Ethnologie an der Eberhard-<br />

Karls-Universität in Tübingen tätig.<br />

Sie sind ja schon länger beim PARITÄTISCHEN angestellt, welche<br />

Position hatten Sie bisher inne?<br />

Ja, im Oktober 2010 habe ich <strong>als</strong> Projektberaterin in dem Landesprojekt<br />

„Integration gemeinsam schaffen“ zum PARITÄTI-<br />

SCHEN gewechselt. In diesem Projekt, welches zum Jahresende<br />

ausläuft, bin ich parallel noch Ansprechpartnerin für Kommunen,<br />

Schulen und Kindertageseinrichtungen zum Thema<br />

Elternbeteiligung. Ich habe im Rahmen des Projektes zahlreiche<br />

Maßnahmen initiiert, für die ich zum größten Teil<br />

die Konzepte in den maßgeblichen Bildungs- und Entwicklungsfeldern<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Sprachentwicklung<br />

und der Schulfähigkeit geschrieben habe. Zu<br />

meinen Aufgaben zählte auch die Beratung und Begleitung<br />

von lokalen und regions übergreifenden Netzwerken. Ich<br />

habe diverse Elterncafés an zahlreichen Schulen im Regierungsbezirk<br />

Stuttgart eingerichtet, Bildungs- und Erziehungs<br />

partnerschaften ermöglicht und versucht, mit meiner<br />

Arbeit zur Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern<br />

beizutragen.<br />

Im Oktober 2013 haben Sie die Leitung des Kernteams Familie und<br />

Kinder übernommen. Rund 40 Prozent der Mitgliedsorganisationen<br />

des PARITÄTISCHEN fallen in Ihren Arbeitsbereich, darunter<br />

allein 260 Träger mit 385 Kindertageseinrichtungen für rund<br />

15.000 Kinder im Alter bis 14 Jahre. Wird Ihnen angesichts dieser<br />

Zahlen nicht ein wenig bange?<br />

Im Gegenteil! Ich freue mich über die Möglichkeit der Mitgestaltung<br />

in einem Arbeitsfeld, welches von der schwangeren<br />

Frau über Familie und Kind bis hin zur Bildung und Betreuung<br />

die Themen umfasst, die mir nicht nur beruflich, sondern<br />

auch persönlich besonders am Herzen liegen.<br />

Im Übrigen gehören auch rund 60 Familienorganisationen,<br />

insbesondere Beratungsstellen und Familienselbsthilfeangebote,<br />

mit zu meinem Arbeitsfeld. Dies sind ebenfalls Themen,<br />

die mich beschäftigen und bei denen es sozialpolitisch sehr<br />

wichtig ist, Position zu beziehen. Die Beratung von jungen<br />

Eltern in besonders schwierigen Lebensverhältnissen steht<br />

derzeit im Mittelpunkt. Der PARITÄTISCHE ist weiterhin Kooperationspartner<br />

des Deutschen Kinderschutzbundes in<br />

dem landesweiten Projekt „Familienpaten“. Wir unterstützen<br />

den Deutschen Kinderschutzbund in der Umsetzung und<br />

Ausweitung des Projektes im Land.<br />

Wo sehen Sie aus dem Blickwinkel des PARITÄTISCHEN die aktuellen<br />

Arbeitsschwerpunkte und Herausforderungen im Rahmen der<br />

Umsetzung des Rechtsanspruchs für Kinder unter drei Jahren?


Der Rechtsanspruch rückt das Problem des akuten Fachkräftemangels<br />

erneut in den Mittelpunkt. Bund und Länder haben<br />

zwar für die Umsetzung des Rechtsanspruchs Gelder zur<br />

Verfügung gestellt, aber gegen mangelndes Fachpersonal<br />

wurden keine vorausschauenden adäquaten Maßnahmen<br />

getroffen. Statt dessen wird der Fachkräftekatalog geöffnet.<br />

In einem Krankenhaus würde man auch nicht einen Internisten<br />

durch eine Krankenschwester ersetzen, nur weil sie<br />

weiß, wie man einen Katheter anlegt. An dieser Stelle werden<br />

jetzt viele denken: „Frau Şahin, sie vergleichen hier Äpfel mit<br />

Birnen, in einem Krankenhaus geht es um Leben oder Tod.“<br />

Doch auch hier geht es um viel mehr, <strong>als</strong> nur um das Wickeln<br />

und Füttern. Außerdem ist das für mich eine Frage der Haltung.<br />

Und diese sagt aus, dass je jünger die Kinder sind, man<br />

desto großzügiger mit ihren Rechten und Bedürfnissen umgehen<br />

kann. Das ist nicht richtig. Wer gute Bildung, Er ziehung<br />

und Betreuung fordert, der muss auch für fachlich qualifiziertes<br />

und gut ausgebildetes Personal sorgen. Ein qualitativer<br />

Ausbau und somit die Sicherung der Qualität des Fachperson<strong>als</strong><br />

ist uns sehr wichtig. In diese Richtung werden<br />

auch unsere Anstrengungen gehen.<br />

Wie beurteilen Sie den Stand der Umsetzung in der Gleichstellung<br />

der Kindertagespflege mit den Kindertageseinrichtungen aus Anlass<br />

des Rechtsanspruchs?<br />

Die Kindertagespflege <strong>als</strong> besonders familiennahe und flexible<br />

Form der Betreuung spielt derzeit aufgrund des Rechtsanspruchs<br />

und dem Bedarf an Betreuungsplätzen eine sehr<br />

zentrale Rolle. Im Versuch der Konkretisierung in der Praxis<br />

mag <strong>Baden</strong>-Württemberg zwar die Nase vorn haben, aber<br />

im Vergleich zu anderen Bundesländern steckt die Gleichstellung<br />

auch bei uns noch in den Kinderschuhen. Der<br />

Die neue Kernteamleiterin Feray Şahin.<br />

PA RITÄTISCHE wird weiterhin an der Ausarbeitung von Standards<br />

und Anforderungsprofilen mitwirken, um die Kindertagespflege<br />

<strong>als</strong> „echtes” Wunsch- und Wahlrecht für Eltern<br />

und <strong>als</strong> existenzsichernde Beschäftigsungmöglichkeit für<br />

Kindertagespflegepersonen zu etablieren.<br />

Gibt es noch weitere Themen, die vielleicht weniger im Fokus stehen,<br />

Ihnen aber dennoch am Herzen liegen?<br />

Ja natürlich. Zum Beispiel die Situation von Flüchtlingsfamilien<br />

und deren Kindern. Es ist wichtig, dass diesen Kindern ein<br />

problemloser Anschluss an KiTa und Schule ermöglicht wird,<br />

ohne dass ihre Familien gegen ausländerrechtliche Konsequenzen<br />

kämpfen müssen. Für die Verwirklichung der Kinderrechte<br />

ist es unumgänglich, diese Zielgruppe nach dem<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetz zu behandeln und nicht nach<br />

dem Aus länderrecht. Nach der UN-Kinderrechtskonvention<br />

hat jedes Kind Anrecht auf einen seiner Entwicklung angemessenen<br />

Lebensstandard. Es ist mir ein großes Anliegen,<br />

bei der Abschaffung von ausländerrechtlichen Barrieren für<br />

diese Zielgruppe mitzuwirken.<br />

Wir danken für das Gespräch.<br />

n Feray Şahin ist erreichbar unter<br />

Telefon 0711 | 21 55-120 oder über sahin@paritaet-bw.de<br />

Freiwillige Helfer von SAP „ackern“ im Kinderladen Rappelkiste<br />

MANNHEIM Der Hilferuf des Kinderladens blieb nicht lange<br />

ungehört. Ein Freiwilligenteam der SAP unterstützte die<br />

Einrichtung bei der Gestaltung einer neuen Außenfläche.<br />

Nachdem der Kinderladen ein größeres Außengelände zur Verfügung<br />

gestellt bekommen hatte, sollte dieses gestaltet werden:<br />

der Garten musste umgegraben und ein Sandkasten angelegt<br />

werden. Gefragt war<br />

– neben der Muskelkraft –<br />

die Lust am „Schaf fen“ mit<br />

Spaten und Schubkarre.<br />

Mit Hilfe der Freiwilligen-<br />

Börse Heidelberg kamen<br />

13 Helfer/-innen der SAP<br />

Walldorf zusammen. Diese<br />

setzten sich im Rahmen ihres<br />

Betriebsausflugs ehrenamtlich ein. Das Wetter spielte mit,<br />

<strong>als</strong> am Dienstag um 8.30 Uhr die Spaten gezückt, die Äxte geschwungen<br />

und die Schubkarren in Gang gesetzt wurden. Innerhalb<br />

von vier Stunden waren Buschwerk und Unkraut beseitigt,<br />

die Erde umgegraben und eine Grube für den Sandkasten<br />

ausgehoben. Eine gelungene Aktion, für die sich die Rappelkiste<br />

herzlich bedankt.<br />

7


Jugendhilfe<br />

Zusammenwirken von Schule und Jugendhilfe<br />

Liga-Fachausschuss erweitert seine fachliche Positionierung<br />

STUTTGART Der Fachausschuss Kinder, Jugend und Familie<br />

der Liga der freien Wohlfahrtspflege in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

hat seine im Januar 2011 erarbeitete fachliche Positionierung<br />

zum Zusammenwirken von Jugendhilfe und<br />

(Ganztages-)Schule für ein gelingendes Aufwachsen von<br />

Kindern und Jugendlichen aktualisiert und konkretisiert.<br />

Vor dem Hintergrund des Ausbaus von Ganztagesschulen in<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg ergeben sich neue Anforderungen und<br />

Möglichkeiten. Deren Bedeutung wurde dabei durch folgende<br />

Positionen herausgestellt und erläutert:<br />

n Ganztagsschule hat eine wichtige Funktion für das<br />

Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen.<br />

n Ganztagsschule ist eine gemeinsame Aufgabe von<br />

Schul pädagogik und Sozialpädagogik.<br />

n Sie erfordert die Beteiligung der Sozialpädagogik<br />

an der inneren Schulentwicklung.<br />

n Sie braucht die Rhythmisierung und Verzahnung von<br />

Unterricht, ergänzenden Ganztagsangeboten, Mittagessen,<br />

Erholungs-, Bewegungs- und Freizeitphasen.<br />

n Ganztagsschule ist Element einer lokalen und regionalen<br />

Bildungslandschaft.<br />

n Schulentwicklung, örtliche Jugendhilfeaktivitäten sowie<br />

stadt- und landkreisbezogene Jugendhilfeplanung<br />

müssen zusammengeführt werden.<br />

n Kommunale Steuerungsstrukturen müssen weiterentwickelt<br />

werden.<br />

n Bei der Ausgestaltung der Ganztagsschule und der lokalen<br />

Bildungslandschaften sind freie Träger zu beteiligen.<br />

n Beide Positionspapiere sind erhältlich unter Veröffentlichungen<br />

auf der Homepage der Liga der freien Wohlfahrtspflege<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg, www.liga-bw.de.<br />

Informationen auch bei Roland Berner, Leiter Kernteam<br />

Jugend, Bildung und Migration, berner@paritaet-bw.de.<br />

Neuer Vorsitz in der Fachgruppe Hilfen zur Erziehung<br />

Wechsel des<br />

Fachgruppenvorsitzes.<br />

Von links nach rechts:<br />

Roland Berner,<br />

Evi Pfeiffer,<br />

Jens Binder-Frisch.<br />

In der Herbsttagung der Fachgruppe Hilfen zur Erziehung<br />

am 15. Oktober 2013 wurden turnusgemäß die Vertreter/-<br />

innen des Ständigen Ausschusses der Fachgruppe sowie<br />

deren Sprecher neu gewählt. Evi Pfeiffer, Vorstand des<br />

Linzgau Kinder- und Jugendheims in Überlingen, übergab<br />

ihr Sprecheramt nach 12-jähriger Tätigkeit an ihren Nachfolger<br />

und bisherigen Stellvertreter Jens Binder-Frisch<br />

vom Michaelshof in Hepsisau. Seine Vertretung übernimmt<br />

künftig Dr. Matthias Hamberger von den Martin-<br />

Bonhoeffer-Häusern in Tübingen.<br />

Aus dem Ständigen Ausschuss ausgeschieden ist Joachim<br />

Matthey von der Jugendhilfe Creglingen. Der Ständige Ausschuss<br />

setzt sich jetzt aus folgenden Personen zusammen:<br />

Birgit Maaßen-Rux, Ingrid Allerdings, Evi Pfeiffer, Jens Binder-Frisch,<br />

Matthias Hamberger, Hans-Peter Becker, Hans<br />

Artschwager, Heiner Schüz, Werner Fritz und Werner Nuber.<br />

Da im Kernteam Jugend, Bildung und Migration der Beteiligung<br />

der Mitgliedsorganisationen eine große Bedeutung<br />

beigemessen wird, sind die Mitglieder des Ständigen Ausschusses<br />

zugleich auch im Kernteam unter Leitung von Roland<br />

Berner vertreten.<br />

n Kontakt: berner@paritaet-bw.de<br />

8


Austausch<br />

Deutsch-Türken oder türkisch-Deutsche<br />

Jugendaustauschprojekt besucht die türkische Hauptstadt<br />

OFFENBURG Reisen bildet. Unter diesem Motto flogen vom<br />

24. bis 29. Oktober 2013 zwölf Mädchen im Alter von 14<br />

und 18 Jahren und vier Betreuer/innen in die türkische<br />

Hauptstadt Ankara. Ziele des Jugendprojekts nach Ankara<br />

waren die Förderung sozialer Kompetenzen sowie die Sensibilisierung<br />

des Blickes für andere Kulturen und die Möglichkeit<br />

der Selbstreflektion.<br />

Die Idee für ein länderübergreifendes Jugendaustauschprojekt<br />

entstand, nachdem 2012 auf Einladung des PARITÄTISCHEN<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg eine Fachdelegation aus Ankara bestehend<br />

aus Vertretern des Familienministeriums, der Fachhochschule<br />

für Soziale Arbeit sowie sozialen Einrichtungen zum gegenseitigem<br />

Kennenlernen und zum Erfahrungsaustausch die Ortenau<br />

bereisten und nach einem Besuch des Bunten Hauses zu<br />

einem Gegenbesuch einluden.<br />

Das Besondere war, dass der<br />

überwiegende Teil der Mädchen<br />

türkischstämmig ist. Diese Jugendlichen<br />

hatten für die Gruppe<br />

eine besondere Aufgabe: Sie<br />

übersetzten bei Besichtigungen<br />

und dem Austausch mit den<br />

Menschen in Ankara und klärten<br />

über Kultur, Tradition und Regeln<br />

im Umgang auf. Die Rolle <strong>als</strong> Übersetzerinnen und Vertreterinnen<br />

einer Gruppe war für die Mädchen eine ganz neue Erfahrung.<br />

Schon im Vorfeld der Reise hatten die türkischstämmigen<br />

Familien die Reisegruppe hilfsbereit und stolz über türkische<br />

Bräuche und Sitten informiert. Während des Aufenthaltes<br />

wurde besonders von den türkischstämmigen Mädchen<br />

ihre Rolle <strong>als</strong> deutsch-Türken oder türkisch-Deutsche reflektiert.<br />

Was für ein Gefühl ist es, obwohl in Deutschland geboren<br />

und sozialisiert, dennoch stets <strong>als</strong> „Ausländer“ betrachtet zu<br />

werden, aber in der Türkei ebenfalls <strong>als</strong> „Fremde“ wahrgenommen<br />

zu werden?<br />

Ein kulturell vielfältiges und buntes Programm<br />

Geboten wurde den Teilnehmenden ein buntes Programm: Sie<br />

wurden eingeladen, verschiedene soziale Einrichtungen kennenzulernen,<br />

wie ein staatliches Kinder- und Waisenheim, ein<br />

inklusives Stadtteil- und Familienzentrum, ein Frauenhilfsprojekt<br />

sowie eine Einrichtung für Straßenkinder mit vielfältigen<br />

Betreuungs- und Freizeitaktivitäten. Dort hatten alle viel Spaß<br />

bei einem gemeinsamen Capoeira-Training, frei von kulturellen-<br />

und sprachlichen Unterschieden im sportlichen Austausch.<br />

Neben dem sozialen Austausch stand auch die Kultur im Fokus<br />

des Besuchs. So gab es einen Vormittag in der Atatürk-Gedenkstätte,<br />

einen Besuch in Ankaras größter Moschee und der alten<br />

Zitadelle so wie einen Nachmittag in dem Altstadtviertel „Kizilay“<br />

(Roter Halbmond) mit seinem orientalischen Flair.<br />

Aber auch für genügend Freizeitmöglichkeiten war gesorgt:<br />

Touren durch Ankaras interessante Märkte und der Besuch zweier<br />

Freizeitparks standen auf dem Programm. Eine ganz besondere<br />

Erfahrung war die Einladung in eine ansässigen Familie, die<br />

mit einigen der mitgereisten Jugendlichen verwandt ist. Hier<br />

erhielt die Gruppe einen hautnahen Einblick in die türkische<br />

Gastfreundschaft und es gab genügend Gelegenheiten, Fragen<br />

zu stellen. Insgesamt haben die türkischstämmigen Jugendlichen<br />

aus Offenburg ihr Ursprungsland aus einem völlig neuen<br />

Blickwinkel kennengelernt. Als weiterer willkommener Nebeneffekt<br />

wird der Kontakt der Eltern bewertet, die sich durch das<br />

Jugendprojekt kennengelernt haben und die,<br />

obwohl sie aus demselben Stadtteil kom men,<br />

vorher keinen Kontakt zueinander hatten.<br />

Allen gemeinsam bleibt der Wunsch, die<br />

deutsch-türkischen Beziehungen zu pflegen.<br />

Ein Gegenbesuch von den Jugendlichen aus<br />

Ankara ist das Ziel. Finanziell unterstützt wurde<br />

das Projekt durch das Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und<br />

dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />

n Kontakt: Basri Askin,<br />

askin@parität-bw.de und<br />

Stephanie Schultz,<br />

stephanie.schultz@paritaet-og.de<br />

9


Projekte<br />

Erziehungs- und Bildungspartnerschaften gebildet<br />

Gemeinschaftsprojekt des PARITÄTISCHEN und der Türkischen Gemeinde geht erfolgreich zu Ende<br />

10<br />

STUTTGART Seit dem 1. Oktober 2010 sind der PARITÄTI­<br />

SCHE <strong>Landesverband</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg und die Türkische<br />

Gemeinde in <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>als</strong> Träger des Projekts<br />

„Integration in <strong>Baden</strong>-Württemberg – Gemeinsam mit<br />

den Eltern für neue Bildungschancen“ im Regierungsbezirk<br />

Stuttgart aktiv. Mit der Integrationsministerin Bilkay Öney<br />

<strong>als</strong> Vorsitzende hatte der Verein Netzwerke für Bildungspartner<br />

die landesweite Koordination des Beraterpools<br />

und der Fördergelder inne. Ziel des Projektes war die Schaffung<br />

von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Hauptamtliche<br />

Beraterinnen sollten die Zusammenarbeit zwischen<br />

Elternhaus, Kindergärten, Schulen, Kommunen und<br />

anderen Einrichtungen durch die Initiierung lokaler Netzwerke<br />

und Bildungspartnerschaften stärken. Am 31. Dezember<br />

2013 läuft das Projekt aus. Ein Rückblick auf drei<br />

Projektjahre stellt Erkenntnisse und Ergebnisse vor.<br />

Neue Energie aus der Synergie<br />

Die Konstellation war neu. Mit der Zusammenarbeit zwischen<br />

einer Migrantenorganisation und einem Spitzenverband der<br />

Freien Wohlfahrtspflege wurden bewusst Synergien genutzt.<br />

Die Türkische Gemeinde bot den Zugang zu Eltern mit Migrationshintergrund<br />

und der PARITÄTISCHE lieferte die Infrastruktur<br />

und die enge Anbindung an Sozialeinrichtungen. Die Kooperation<br />

auf Augenhöhe und eine paritätische Aufteilung der Zuständigkeiten<br />

spiegelt die Haltung der Kooperationspartner<br />

wider. Für das Projektteam war es von Anfang an wichtig, diese<br />

Haltung an die lokalen Akteure weiter zu vermitteln und Beziehungs-<br />

und Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Die umfangreichen<br />

Kenntnisse der Beraterinnen über lokale und regionsübergreifende<br />

Strukturen schafften günstige Rahmenbedingungen<br />

für eine erfolgreiche Umsetzung im Regierungsbezirk Stuttgart.<br />

Praxisbeispiel Kultursensible Elternbildung<br />

In Neckarsulm wurden über 20 Mütter mit und ohne Migrationshintergrund,<br />

die alle Erfahrung in der zweisprachigen Kindererziehung<br />

mitbringen, von der Volkshochschule zu Elterngruppenleiterinnen<br />

ausgebildet. Qualifizierungsbausteine waren<br />

Kommunikationsfähigkeiten, Konfliktbewältigungsstrategien<br />

und Freude am Umgang mit Gruppen. Auch der Umgang<br />

mit dem Sprachförderprogramm „SMS-Plus“ (Sprache macht<br />

Spaß), den „KIKUS“-Arbeitsblättern (Kinder, Kultur, Sprache) und<br />

dem aus Fördermitteln geförderten Kita-Buch gehörten zum<br />

Ausbildungsprogramm. Die kultursensible Elternbildung setzt<br />

an den mehrsprachigen Kompetenzen der Eltern an, stärkt deren<br />

Identität und setzt so Veränderungspotenziale frei. Sie fördert<br />

gezielt Bildungspartnerschaften mit Eltern mit Migrationshintergrund.<br />

Das Besondere ist, dass die ehrenamtlich tätigen<br />

Elterngruppenleiterinnen nicht nur in Ergänzung zum<br />

Sprachförderprogramm der städtischen Kitas tätig werden, son-<br />

dern auch im häuslichen Umfeld. Im Lebensweltbezug sollen sie<br />

die Erziehungskompetenzen der Eltern stärken und sie beim<br />

aktiven Spracherwerb ihrer Kinder unterstützen. Für diese Qualifizierung<br />

hatten sich 32 Mütter angemeldet. Die Nachfrage<br />

steigt. Das Gesamtkonzept soll flächendeckend in allen städtischen<br />

Kindertageseinrichtungen eingeführt werden.<br />

Bildungspartnerschaften im Überblick<br />

Im Projektzeitraum kamen insgesamt 124 Bildungspartnerschaften<br />

zustande. In der Region A konnten dank urbaner Strukturen<br />

und projektgewohnter Kooperationspartner 72 Bildungspartnerschaften<br />

gegründet werden. Auch in den ländlich geprägten<br />

Regionen mit zusammen 52 Bildungspartnerschaften hat sich<br />

die Pionierarbeit und das Engagement der Beraterinnen bewährt.<br />

Dieser Erfolg zeigt, dass das Projekt auch in den ländlicheren<br />

Gebieten Fuß fassen konnte.<br />

Nachhaltige Verankerung<br />

Um wirkungsvolle Bildungspartnerschaften langfristig zu etablieren,<br />

investierten die Beraterinnen in strategisch „geschickte“<br />

Vernetzungen: so wurden Migrantenorganisationen ohne Pro jekterfahrung<br />

mit projekterfahrenen Partnern aus großen Vereinen<br />

und Verbänden zusammengebracht. Dadurch konnten vorhandene<br />

Ressourcen aktiviert und wertvolle Synergieeffekte er zeugt<br />

werden. Die anspruchsvolle Beziehungs- und Sensibilisierungsarbeit<br />

und die Kenntnis lokaler und regionsübergreifender Strukturen<br />

förderten das erfolgreiche Miteinander auf Augenhöhe.<br />

Für die nachhaltige Etablierung der Bildungspartnerschaften<br />

war die Zusammenarbeit mit kommunalen und alternativen Fördermöglichkeiten<br />

wichtig. Mit der Kenntnis alternativer Finanzierungsmöglichkeiten<br />

waren die Beraterinnen willkommene<br />

Ansprechpartnerinnen. Neben dem Förderprogramm „Netzwerke<br />

für Bildungspartner“ informierten sie auch über die Möglichkeiten<br />

der Drittfinanzierung. Die projekteigene Förderung war<br />

ein wichtiger Anreiz für den Einstieg in die Beratungsarbeit und<br />

ermöglichte eine Anschubfinanzierung von 5.000 Euro.<br />

Im Sinne einer nachhaltigen Verankerung war die Anbindung<br />

an lokale und regionsübergreifende Programme unumgänglich.<br />

Die Kooperationen mit relevanten kommunalen, landesund<br />

bundesweiten Programmen reichen von kontinuierlichem<br />

Informationsaustausch über gegenseitige Unterstützung bis<br />

zur direkten Zusammenarbeit. Die strategische Vernetzung mit<br />

landesweiten Programmen wurde gezielt angestoßen, um eine<br />

langfristige Etablierung initiierter Bildungspartnerschaften<br />

nach Projektabschluss sichern zu können.<br />

n Kontakt: Feray Şahin,<br />

Telefon 0711 | 2155-120, sahin@paritaet-bw.de


Wie man erfolgreich Fachkräfte gewinnen und diese langfristig binden kann<br />

Ergebnisse der ATTARIS-Workshops bald <strong>als</strong> Praxishandbuch erhältlich<br />

STUTTGART In den ATTARIS-Workshops des Jahres 2013<br />

wurden Fragen zum Thema Fachkräftemangel, Arbeitgeber-Attraktivität<br />

und Personalentwicklung behandelt. Daran<br />

anknüpfend entsteht nun ein modulares Praxis-Handbuch,<br />

das besonders Führungskräften von kleinen und<br />

mittleren sozialen Einrichtungen wertvolle Informationen<br />

bietet.<br />

Wie kann ich mich <strong>als</strong> attraktiver Arbeitgeber am Arbeitsmarkt<br />

positionieren und dadurch neue Fachkräfte gewinnen oder<br />

langjährige Mitarbeiter/-innen erfolgreich in der Organisation<br />

halten? Wie werde ich der <strong>Vielfalt</strong> in meiner Einrichtung gerecht<br />

und wie führe ich heterogene Teams? Welche Erfahrungen haben<br />

andere Einrichtungen zu diesen Themen gesammelt und<br />

welche Handlungsmöglichkeiten gibt es für mich und meine<br />

Einrichtung? Diese und viele weitere Fragestellungen rund um<br />

das Thema Fachkräftemangel, Arbeitgeber-Attraktivität und<br />

Personalentwicklung wurden in den drei ATTARIS-Workshops in<br />

diesem Jahr intensiv diskutiert und bearbeitet.<br />

Zum Teilnehmerkreis der Workshop-Reihe zählten vor allem Geschäftsführungen<br />

und Einrichtungsleitungen kleinerer und<br />

mittlerer Organisationen aus Jugend-, Alten- und Behindertenhilfe<br />

sowie der Kindertagesbetreuung. In den verschiedenen<br />

Veranstaltungen stand den Führungskräften die Personalentwicklerin<br />

und Inhaberin des gleichnamigen Beratungsunternehmens<br />

Angelika Gaßmann mit umfangreichem Erfahrungswissen,<br />

Rat und Tat und vielen Praxistipps zur Seite.<br />

Unterstützung für Führungskräfte<br />

und Personalverantwortliche<br />

Anknüpfend an die Workshops entsteht im Projekt ein modulares<br />

Praxishandbuch, das Inhalte, Erfahrungen und Best-Practice<br />

der Veranstaltungsreihe aufgreift und vertieft. Mit dem<br />

Handbuch möchte das Projekt insbesondere Führungskräften<br />

von sozialen Einrichtungen einen Überblick über verschiedene<br />

Handlungsmöglichkeiten, Instrumente und Best-Practice-Ansätze<br />

zu unterschiedlichen Bereichen der Personalgewinnung,<br />

Mitarbeiterbindung und des Diversity Managements anbieten.<br />

Die im Handbuch integrierten Checklisten unterstützen Führungskräfte<br />

und Personalverantwortliche dabei, die individuellen<br />

Themen zu identifizieren und mit Hilfe zahlreicher Arbeitshilfen<br />

und Praxistipps Handlungsmöglichkeiten für die eigene<br />

Einrichtung zu entwickeln.<br />

Erscheinen wird das Praxishandbuch im Juni 2014. Einzelne Themen<br />

und Kapitel werden bereits jetzt im kostenlosen ATTARIS-<br />

Newsletter veröffentlicht.<br />

n Kontakt: ATTARIS, Telefon 0711 | 2155-175,<br />

schimpf@werkstatt-paritaet-bw.de,<br />

www.werkstatt-paritaet-bw.de.<br />

IMPRESSUM<br />

PARITÄTinform<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Satz & Gestaltung:<br />

Das Nachrichtenmagazin des Paritätischen<br />

Deutscher <strong>Paritätischer</strong> Wohlfahrtsverband<br />

<strong>Landesverband</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg e.V.<br />

Hauptstraße 28, 70563 Stuttgart<br />

Telefon 0711 | 21 55-0 , www.paritaet-bw.de<br />

E-Mail: info@paritaet-bw.de<br />

Rolf Schaible (verantw.), Basri Askin, Roland Berner,<br />

Dr. Hermann Frank, David Klatte, Hina Marquart,<br />

Ralf Nuglisch, Achim Uhl, Kirsi-Marie Welt u.v.a.<br />

Kreativ plus, Gesellschaft für Werbung<br />

und Kommunikation mbH, Stuttgart<br />

Anzeigenmarketing: Kreativ Plus GmbH<br />

Telefon 0711 | 21 55-105, Fax 0711 | 21 55-300<br />

E-Mail: help@kreativplus.com<br />

Druck:<br />

ce-print Offsetdruck GmbH, Metzingen<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Bezugspreis: Im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Jahresabonnement 8,- Euro für Nichtmitglieder<br />

Auflage:<br />

5.000 Exemplare<br />

Fotos:<br />

bilderbox | Archiv | fotolia | CPAFFC | David Kurz<br />

Mitgliedsorganisationen<br />

Bitte beachten Sie die Beilagen der Paritätischen Akadmie Süd.<br />

11


Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Interkulturelles Zusammenleben gelingend gestalten<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong> im Diversity-Management der Kommunen<br />

STUTTGART/MANNHEIM Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg hat sich im Herbst 2013 im Rahmen seiner Jahreskampagne<br />

„Generationen verbinden“ mit dem Thema Partizipation vom Menschen mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />

befasst und die Fragestellung beleuchtet, was Sozialverbände wie der PARITÄTISCHE und seine Mitgliedsverbände oder<br />

auch die Politik vor dem Hintergrund des demografischen Wandels dazu beitragen können, die Integration von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft zu fördern und <strong>als</strong> Gewinn für ein vielfältiges und offenes Gemeinwesen zu<br />

realisieren. Den Auftakt der Teilkampagne bildete die Veranstaltung Migration – Chance für Mannheim am 27. September<br />

2013 des Kreisverban des Mannheim.<br />

In <strong>Baden</strong>-Württemberg leben mittlerweile 2.822.000 Menschen<br />

mit einer Zuwanderungsgeschichte. Das entspricht 26,2 Prozent<br />

der Bevölkerung. <strong>Baden</strong>-Württemberg ist damit eines der<br />

einwanderungsstärksten Bundesländer Deutschlands. Unter den<br />

Flächenländern hat es somit den höchsten Migrationsanteil<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt 2011). In fünfzig Jahren Einwanderungsrealität<br />

in Deutschland haben sich die sozialen Lebenslagen<br />

der Zugewanderten stark verändert und lassen sich<br />

nicht einheitlich beschreiben. Dennoch gilt weiterhin: in allen<br />

zentralen Lebensbereichen wie Arbeit, Einkommen, Bildung,<br />

Ausbildung, Wohnen, Partizipation bestehen nach wie vor deutliche<br />

Benachteiligungen der Migrantinnen und Migranten gegenüber<br />

der Mehrheitsbevölkerung. Trotz der unverkennbaren<br />

Benachteiligungen ist es für die Zukunft wichtig, den Blick darauf<br />

zu richten, dass Menschen mit Migrationshintergrund<br />

wichtige Ressourcen und Potenziale zur Weiterentwicklung<br />

Deutschlands und damit <strong>Baden</strong>-Württembergs einbringen.<br />

Umfassende kommunale Integrationspraxis<br />

Integration ist ein Prozess auf Gegenseitigkeit mit wechselnden<br />

Anforderungen an die Zuwanderinnen und Zuwanderer, die<br />

Aufnahmegesellschaft, die Politik, die Verwaltung, die Wirtschaft,<br />

die Bildungseinrichtungen und die sozialen Dienste. Ob In -<br />

te gration und interkulturelles Zusammenleben gelingen oder<br />

misslingen, zeigt und entscheidet sich vor allem „vor Ort“ in<br />

den Gemeinden und Stadtteilen, in Betrieben und Nachbarschaften,<br />

in Schulen und Sportvereinen. Grundvoraussetzung<br />

für das Gelingen ist eine offene, glaubwürdige und akzeptierende<br />

Haltung aller Akteurinnen und Akteure. Als Orte des alltäglichen<br />

Zusammenlebens haben Städte und Gemeinden eine<br />

zentrale Bedeutung für die soziale, wirtschaftliche und kulturel -<br />

le Integration von Migrantinnen und Migranten. Bedingt durch<br />

die Notwendigkeit, auf die besonderen Erfordernisse der Zugewanderten<br />

zu reagieren, entwickelte sich in den Städten und<br />

Landkreisen eine umfassende Integrationspraxis, lange bevor<br />

sich die Politik auf Bundesebene dazu durchringen konnte, Einwanderung<br />

<strong>als</strong> eine gesellschaftliche Tatsache in Deutschland<br />

anzuerkennen.<br />

Eine Studie von 2012 zum Stand der Kommunalen Integrationspolitik<br />

unterstreicht den gewachsenen kommunalpolitischen<br />

Bild oben von links nach rechts: Dr. Claudia Schöning-Kalender und Eva-Maria<br />

Wittmann (PARITÄTISCHER Kreisvorstand Mannheim), Integrationsministerin<br />

Bilkay Öney, die Mannheimer Stadträtinnen Marianne Bade und Gabriele<br />

Thirion-Brenneisen, die Mannheimer Bürgermeisterin Felicitas Kubala, der<br />

Mannheimer Kreisvorsitzende des PARITÄTISCHEN Thomas Weichert und den<br />

Mannheimer Stadtrat Thomas Trüper<br />

12


Stellenwert. Die kommunale Integrationspolitik<br />

wird von Städten, Gemeinden und Landkreisen<br />

in Deutschland <strong>als</strong> ein zentrales Thema<br />

bewertet: 71,5 Prozent der befragten 228<br />

Kommunen legen der Integration von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund eine sehr<br />

hohe oder hohe Bedeutung bei. Der Stellenwert<br />

der kommunalen Integrationspolitik wird<br />

vor allem von der Gemeindegröße und dem<br />

Migrantenanteil an der lokalen Bevölkerung beeinflusst: 98,5<br />

Prozent der Großstädte, 66,2 Prozent der Mittelstädte, 63,0 Prozent<br />

der Landkreise und 48,8 Prozent der Kleinstädte und Gemeinden<br />

schreiben der Integration von Zugewanderten eine<br />

sehr hohe oder hohe Bedeutung zu. Beträgt der Migrantenanteil<br />

an der lokalen Bevölkerung 20 Prozent oder mehr, dann hat<br />

bei fast 90 Prozent dieser Städte Integration eine hohe Bedeutung<br />

in der Kommunalpolitik.<br />

Viele Kommunen unternehmen teilweise bereits seit Jahrzehnten<br />

erhebliche Anstrengungen, um die Integration der Zugewanderten<br />

zu fördern. Konkret setzt kommunale Integrationspolitik<br />

sehr unterschiedlich an und umfasst häufig eine Vielzahl<br />

von Handlungsfeldern. Hierzu gehören Sprachförderung und<br />

Bildung, berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt integra tion,<br />

Jugend- und Sozialarbeit, Kulturförderung, Wohnen und Stadtentwicklung,<br />

Förderung der politischen Partizipation, Gesundheitsförderung,<br />

Sozial- und Rechtsberatung, Vermittlung in<br />

Nach barschaftskonflikten, Maßnahmen gegen Diskriminierung<br />

und Fremdenfeindlichkeit. Viele Gemeinden fördern Vereine, die<br />

sich um einen interkulturellen Dialog bemühen, unterstützen<br />

entsprechende Initiativen im Kulturbereich und fördern interreligiöse<br />

Dialoge. Die Kommunen bieten nicht nur eigene Leistungen<br />

an, sondern unterstützen häufig auch die Integrationsarbeit<br />

von Wohlfahrtsverbänden und Kirchen.<br />

Dauerhafte kommunale<br />

Querschnittsaufgabe<br />

Das herausragende und übergreifende Leitziel kommunaler<br />

Integrationspolitik besteht in der aktiven<br />

Förderung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit,<br />

von gesellschaftlicher und politischer Partizipation,<br />

von interkulturellem Austausch und gegenseitigem<br />

Respekt vor Anderssein. Zentraler Orientierungsrahmen<br />

für das Zusammenleben Aller in<br />

Deutschland ist das Grundgesetz, weil hier in erster<br />

Linie Menschenrechte und nicht nur nationale Bürgerrechte<br />

definiert sind. Die Gestaltung von Integration<br />

und interkulturellem Zusammenleben wird –<br />

unter Einbeziehung aller Akteure – zu einer dauerhaften<br />

kommunalen Querschnittsaufgabe.<br />

Viele Gemeinden haben sich vom Defizitansatz gelöst<br />

und nehmen die Chancen und Potenziale der<br />

Zuwanderung verstärkt in den Blick. Mittlerweile<br />

Bilkay Öney, die Integrationsministerin<br />

des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg, bei<br />

Ihrem Vortrag auf der Inputveranstaltung<br />

„Migration – Chance für Mannheim!“<br />

unstrittig ist, dass sich Zuwanderung in ökonomischer<br />

und arbeitsmarktpolitischer Hinsicht<br />

längerfris tig positiv auf die Kommunen und<br />

auf ihre Haushalte auswirkt. Die demografische<br />

Entwicklung, die vor allem in kleineren und<br />

mittleren Gemeinden bis 2030 mit einem zuweilen<br />

drastischen Bevölkerungsschwund verbunden<br />

sein wird, ist ein entscheidender Grund,<br />

warum sich die Kommunen künftig eine gezielte<br />

und strategisch ausgerichtete Integrations- und Migrationspolitik<br />

zu Eigen machen sollten.<br />

Verbindendes suchen<br />

und Verschiedenes zulassen<br />

Verabschieden müssen wir uns von der Vorstellung, dass kulturelle<br />

und ethnische <strong>Vielfalt</strong> das konfliktfreie Miteinander in einer<br />

Gesellschaft bedeutet. Die Konzepte der 80er Jahre, die Idee<br />

des/r assimilierten ausländischen Mitbürgers/in bzw. die Idee<br />

der multikulturellen Gesellschaft, stellten das Ideal des harmonischen<br />

Miteinanders in den Vordergrund. Konflikte und Grenzsetzungen,<br />

Differenzen und Dissens haben hier keinen Platz.<br />

Heute weiß man, dass es keine Konsensgesellschaft gibt und die<br />

genannten Konzepte so nicht funktionieren können. Gesellschaftliches<br />

Leben ist von Konsens und Dissens, von Konflikt<br />

und Einigkeit geprägt. In einer offenen demokratischen Gesellschaft<br />

besteht die große Herausforderung nicht nur darin, wie<br />

sie die Koexistenz der Mehrheitsgesellschaft mit den verschiedenen<br />

Ethnien und Kulturen, sondern auch, wie sie die Differenz<br />

organisiert. Eine Integrationspolitik vor Ort muss beide Aspekte<br />

umfassen; das Leitmotto könnte daher lauten: „Verbindendes<br />

suchen und Verschiedenheiten zulassen“.<br />

13


Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

Integrationsministerin Bilkay Öney unterhält sich mit Gästen<br />

Die Entwicklung zeitgemäßer integrativer Leitbilder schreitet<br />

voran. Interkulturalität und Diversity gewinnen heute vor allem<br />

in Großstädten an Bedeutung. Integrationspolitik fügt sich auf<br />

längere Sicht in eine breitere politische Strategie ein, die insgesamt<br />

lokaler <strong>Vielfalt</strong> – und nicht nur dem Zuwanderungsgeschehen<br />

- gerecht zu werden versucht.<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />

Der PARITÄTISCHE hat mit seiner Kampagne „Generationen verbinden“<br />

die Intention, zu ermutigen, die <strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />

zu verstehen. In einer älter und vielfältiger werdenden Gesellschaft<br />

kann man auf die Potenziale der Menschen mit Migrationshintergrund<br />

nicht verzichten. Zur interkulturellen Öffnung<br />

gehört deshalb die Erhöhung des Anteils von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund in Behörden, Institutionen und Verbänden,<br />

aber auch die Stärkung der interkulturellen Kompetenz<br />

aller Akteure im sozialen und darüber hinaus insgesamt im<br />

kommunalen Bereich. <strong>Vielfalt</strong> bestimmt unsere alltägliche Lebensrealität.<br />

Die Kommunalpolitik ist hier unter Einbezug der<br />

zivilgesellschaftlichen Akteure zweifelsohne besonders gefordert,<br />

neue Konzepte für das Miteinander in einer heterogenen<br />

lokalen Gesellschaft zu entwickeln, denn letztendlich ist die<br />

Stadt bzw. Gemeinde der Ort, wo das gesellschaftliche Zusammenleben<br />

konkret und alltäglich stattfindet und wo es auch<br />

gestaltet werden muss.<br />

Kreisvorsitzender Thomas Weichert an den Thementischen im Gespräch mit<br />

Bürgermeisterin Felicitas Kubala und Integrationsministerin Bilkay Öney<br />

Je komplexer die Gesellschaft wird, desto offensichtlicher ist,<br />

dass es keine einfachen Lösungen gibt und geben wird, wie das<br />

Miteinander in einer lokalen Gesellschaft zu organisieren ist.<br />

Gebraucht werden einerseits offene Begriffe, Ideen und Konzepte<br />

für Vielfältigkeit. Die Gesellschaft muss andererseits aber<br />

auch ganz speziell die Herausforderungen und die Chancen<br />

bzw. den Gewinn der nationalen, religiösen und ethnischen<br />

<strong>Vielfalt</strong> in den lokalen Raumschaften betrachten und in den<br />

Vordergrund rücken.<br />

n Kontakt: Dr. Hermann Frank,<br />

Stabsstelle Grundsatzfragen,<br />

Telefon 0711 | 2155-208,<br />

frank@paritaet-bw.de.<br />

Kreisvorsitzender Thomas Weichert<br />

Aus Sicht des PARITÄTISCHEN sollte ein Diversity-Management<br />

mit folgenden Merkmalen im Vordergrund stehen:<br />

n Die Kommunen sind gefordert, ihre Integrationsbemühungen in einzelnen kommunalpolitischen Handlungsfeldern zu<br />

intensivieren und zu bündeln und unter Beteiligung der Zuwanderungsbevölkerung in strategisch ausgerichtete integrationspolitische<br />

und interkulturelle Gesamtkonzepte (Stadtentwicklungsplanung) zu überführen.<br />

n Notwendig ist ein gemeinsam mit allen Akteuren formuliertes und gelebtes Leitbild zur interkulturellen Öffnung, eine<br />

gezielte kommunale Sprach- und Bildungsförderung (mit Integration in „lokale Bildungslandschaften“), die Förderung sozialräumlicher<br />

Integration, die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement, das bewusste Eintreten für <strong>Vielfalt</strong><br />

und Toleranz und die Stärkung lokaler Integrationsnetzwerke.<br />

n Als gewissermaßen „weicher“ Integrationsfaktor hat die Förderung interkultureller Kulturarbeit (nach dem Motto,<br />

Verschiedenheit zulassen und Verbindendes suchen) einen besonderen Stellenwert für ein gelingendes interkulturelles<br />

Zusammenleben in der Gemeinde.<br />

14


Mannheim soll Heimat für alle sein<br />

Migration <strong>als</strong> Gestaltungsmöglichkeit für eine solidarische Stadtgesellschaft<br />

MANNHEIM Die am 27. September im Mannheimer Gewerkschaftshaus durchgeführte regionale<br />

Einführungsveranstal tung „Migration – Chance für Mannheim“ war unter dem Motto „Partizipa tion<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt“ eingebunden in die Jahreskampagne<br />

des PARITÄTISCHEN <strong>Landesverband</strong>es „Wir verändern – Generationen verbinden“.<br />

Der Vorsitzende des PARITÄTISCHEN Kreisverbandes<br />

Mannheim, Thomas Weichert, begrüßte<br />

die zahlreich erschienen Gäste aus<br />

Politik, Wohlfahrtspflege und interessierter<br />

Öffentlichkeit im Namen des PARITÄTISCHEN<br />

Wohlfahrtsverbandes <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />

des Mannheimer Kreisvorstandes und der anwesenden<br />

regionalen Mitgliedsorganisationen.<br />

Sein besonderer Dank für ihre Teilnahme<br />

galt der für Migration und Einbürgerung zuständigen<br />

Bürgermeisterin Felicitas Kubala<br />

und der Integrationsministerin des Landes<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg, Bilkay Öney. Interkulturelles<br />

Zusammenleben stelle nicht erst heute<br />

einen unverzichtbaren Bestandteil verbandlichen<br />

Handelns dar. Gerade in Mannheim<br />

gehe es seit langem nicht mehr um die Integration<br />

einer Minderheit, sondern um die Organisation<br />

eines gedeihlichen Zusammenlebens<br />

von Gleichen. Schon immer sei Mannheim eine von Zuwanderung<br />

und kultureller <strong>Vielfalt</strong> geprägte Stadt. Menschen<br />

mit Migrationshintergrund müssten ein humanes Leben führen<br />

können, das ihnen Teilhabe und Chancengleichheit im öffentlichen<br />

Leben garantiere. Dies gelte im Besonderen für Migranten/-<br />

innen, die aus großer Not zu uns kommen.<br />

Bürgermeisterin Felicitas Kubala erklärte in ihrem Grußwort,<br />

dass Mannheim mit seiner hohen Zahl an Migranten/-innen aus<br />

170 Nationen „ein großes Potenzial und eine große Herausforderung<br />

für die Stadtgesellschaft“<br />

darstelle. Mannheim sei eine<br />

Stadt, in der Weltoffenheit und<br />

Integration gelebt werde und das<br />

Zusammenleben von Menschen<br />

mit unterschiedlichen Hintergründen<br />

und Religionen funktioniere.<br />

Sie verwies auf die erfolgreiche<br />

Einbürgerungskampagne<br />

der Stadt Mannheim mit 850<br />

neuen Bürger/-innen im Jahr<br />

2012. Schließlich stelle auch die<br />

Zuwanderung aus Südosteuropa<br />

mit 100 bis 200 Menschen pro<br />

Monat eine Chance für Mannheim<br />

dar, denn die Stadt profi-<br />

tiere sozial und wirtschaftlich von Migranten/-innen. Die Einrichtung<br />

einer städtischen Kontakt- und Beratungsstelle für<br />

südosteuropäische Migranten/-innen sei ein ebenso wichtiger<br />

Schritt wie der Erwerb deutscher Sprachkenntnisse, um gesellschaftliche<br />

Teilhabe zu ermöglichen.<br />

Vorreiter in der Integrationsarbeit<br />

Ministerin Bilkay Öney konzentrierte sich in ihrer Rede auf vier<br />

Eckpunkte ihrer Arbeit: die kommunale Integrationsarbeit, die<br />

interkulturelle Öffnung, die Einbürgerungen und die Bekämpfung<br />

von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.<br />

„Viele Kommunen leisten bereits hervorragende Integrationsarbeit.<br />

Mannheim nimmt hier mit seinen zahlreichen Projekten<br />

und Initiativen fast eine Vorreiterrolle ein. Um die Integrationsarbeit<br />

vor Ort stärker strukturell zu verankern und zu vernetzen,<br />

hat das Land ein Förderprogramm mit drei Millionen Euro aufgelegt,<br />

das sind drei Fünftel des gesamten Etats zur Integrationsförderung.<br />

Die Anlaufstellen für Einwanderer aus Bulgarien<br />

und Rumänien werden mit 120.000 Euro unterstützt.“ Das Land<br />

bemühe sich auch um eine stärkere Ausrichtung der ESF-Mittel<br />

auf den Personenkreis der Armutszuwanderung. Die Beteiligung<br />

der Eltern am Bildungsweg ihrer Kinder soll gestärkt und<br />

Elternprojekte sollen an die Regelstrukturen der Kommunen<br />

herangeführt werden. Die Ministerin lobte den Gemeinderat<br />

der Stadt Mannheim für seinen Beschluss, ebenso wie das Land<br />

© www.Rudis-Fotoseite.de / pixelio.de<br />

15


Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

16<br />

An den Thementischen wurde viel diskutiert<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg der „Charta der <strong>Vielfalt</strong>“ beizutreten. Ferner<br />

entwickle das Land gerade einen Handlungsleitfaden mit konkreten<br />

Empfehlungen zur interkulturellen Öffnung für Landesbehörden.<br />

Dazu gehörten Schulungen und Fortbildungen in<br />

Sachen interkulturelle Öffnung, die exakt auf die Bedürfnisse<br />

der Beschäftigten von Kommunen zugeschnitten sind. Das ehrenamtliche<br />

Engagement spiele eine ganz zentrale Rolle. Um<br />

Migranten/-innen verstärkt zum Mitmachen einzuladen, will<br />

man gemeinsam mit den Vereinen Konzepte entwickeln. Demnächst<br />

erfolge der Startschuss für eine Einbürgerungskampagne<br />

des Landes. Zum Schluss lobte die Ministerin noch den Vorbildcharakter<br />

der Stadt Mannheim bei der Bekämpfung von<br />

Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. „Bereits<br />

2009 haben zahlreiche Akteure, auch viele Migrantenorganisationen,<br />

die „Mannheimer Erklärung zum Geist der Offenheit, der<br />

Toleranz und der Verständigung“ unterschrieben. Hier in Mannheim<br />

wird Integration mit Leben gefüllt.“<br />

„Mannemer sein“ –<br />

ein Einblick in die kulturelle <strong>Vielfalt</strong><br />

Zum Abschluss des offiziellen Teils wurde eine kurze Sequenz<br />

aus dem Film „Mannemer sein“ von Filmautor Mario Di Carlo gezeigt,<br />

der die kulturelle <strong>Vielfalt</strong> der Stadt Mannheim in Form von<br />

Interviews mit Jugendlichen in eindringlicher Weise aufzeigte.<br />

Er entstand im Rahmen des Aktionsbündnisses „Mannheimer/-<br />

innen für <strong>Vielfalt</strong> und Toleranz“. Der Film verdeutlichte, dass das<br />

Ziel, Mannheim <strong>als</strong> eine Heimat für alle zu begreifen, bei vielen<br />

jungen Menschen schon heute angekommen ist.<br />

Teilhabe und Chancengleichheit<br />

einer Stadtgesellschaft<br />

Dies nahm Thomas Weichert in seinem Schlusswort zum Anlass,<br />

für eine Stadtgesellschaft zu plädieren, in der Teilhabe und<br />

Chancengleichheit im öffentlichen Leben für alle selbstverständlich<br />

sein müssten. Der PARITÄTISCHE engagiere sich deshalb<br />

in besonderem Maß für diese Gruppen in seinem Mehrgenerationenhaus<br />

in der Alphornstraße. Er lenkte die Aufmerksamkeit<br />

des Publikums anschließend auf die fünf Thementische,<br />

an denen sich viele Gruppen, insbesondere Mitgliedsverbände<br />

des PARITÄTISCHEN, mit ihren Angeboten aus der Migrationsarbeit<br />

vorstellten. Diese Möglichkeit der Information und Vernetzung<br />

stieß bei vielen Anwesenden auf großes Interesse.<br />

Fünf Thementische<br />

1<br />

2 3<br />

4 5<br />

n Bildung und Arbeit mit dem Leitthema „Bildung <strong>als</strong> Chance“<br />

und mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />

des PARITÄTISCHEN Biotopia Arbeitsförderungsbetriebe<br />

und Interkulturelles Bildungszentrum.<br />

n Kinder und Zukunft mit dem Leitthema „Sprache verbindet“<br />

mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />

Reha Südwest gGmbH und Regenbogen gGmbH.<br />

n Frauen mit dem Leitthema „Migranten/-innen beteiligen<br />

sich“ mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />

Mannheimer Frauenhaus, Pro Familia Mannheim<br />

und dem Internationalen Mädchentreff in Trägerschaft des<br />

Stadtjugendrings Mannheim.<br />

n Politische und gesellschaftliche Teilhabe mit dem Leitthema<br />

„Migranten/innen beteiligen sich“ und den Kooperationspartnern<br />

Migrationsbeirat der Stadt Mannheim, Verband<br />

Binationaler Familien und Partnerschaften und den<br />

Quartiermanagements Innenstadt und Neckarstadt-West.<br />

n Stadtkultur mit dem Leitthema „<strong>Vielfalt</strong> prägt“ und den<br />

Kooperationspartnern Stadtmarketing sowie Büro Kulturhauptstadt<br />

der Stadt Mannheim und der medien+bildung.<br />

com gGmbH mit dem Filmautor Mario Di Carlo.<br />

Publikum an den Thementischen<br />

n Kontakt: Der PARITÄTISCHE Kreisverband Mannheim,<br />

Alphornstraße 2a, 68169 Mannheim.<br />

Telefon 0621 | 336749-9, info@paritaet-mannheim.de,<br />

kv-ma@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de/kvma.


Gesundheitliche Chancen und Herausforderungen<br />

Niederschwellige Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund<br />

MANNHEIM Die zweite Veranstaltung im Rahmen der Kampagne<br />

des PARITÄTISCHEN <strong>Landesverband</strong>es fand am 8.<br />

Oktober 2013 im Mehrgenerationenhaus (MGH) unter dem<br />

Motto „Migration - Gesundheitliche Chancen und Herausforderungen“<br />

statt. Die Fachtagung machte deutlich, wie<br />

wichtig Prävention und Gesundheitsförderung sowie entsprechende<br />

Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund<br />

sind.<br />

Sabine Reich, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses,<br />

führte in ihrer Begrüßungsrede aus, dass niedrigschwellige Beratung<br />

gerade in einem Stadtteil wie Neckarstadt-West, der einen<br />

hohen Migrantenanteil aufweise, von besonderer Bedeutung<br />

sei. Das Angebotsspektrum des Mehrgenerationenhauses<br />

reiche von Deutsch- und Computerkursen über muttersprachliche<br />

und kultursensible Beratung bis hin zu kostenlosen Freizeit-<br />

und kulturellen Angeboten. Zirka 50 Prozent der Beschäftigten<br />

des MGH seien mittlerweile Personen mit Migrationshintergrund.<br />

Dr. Holle Engler-Thümmel, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit<br />

Mannheim, betonte in ihrem Beitrag, wie wichtig ein gleichberechtigter<br />

Zugang in das Gesundheitssystem für den Zusam-<br />

menhalt der Gesellschaft insgesamt ist. Es gelte, noch viele Zugangsbarrieren<br />

zu beseitigen, wie die Integration in den Arbeitsmarkt<br />

sowie die Herstellung interkultureller Kompetenz in<br />

der Beratung bei Pflegekräften und bei Ärzten. Akteure müssten<br />

sich stärker <strong>als</strong> bisher vernetzen, um dem Ziel der Chancengleichheit<br />

für alle näher zu kommen.<br />

Das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, so der Kreisvorsitzende<br />

des PARITÄTISCHEN Thomas Weichert in seinem<br />

Grußwort, müsse <strong>als</strong> gemeinsamer Gestaltungsauftrag für eine<br />

soziale und integrative Stadtgesellschaft begriffen werden. Fast<br />

40 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund seien eine<br />

Bereicherung und eine Chance für ein gemeinsames Miteinander.<br />

Das Mehrgenerationenhaus mit seinem vielfältigen Angebot<br />

sei ein gutes Beispiel für interkulturelle Arbeit. Dafür<br />

müssten ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden.<br />

n Kontakt: Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Mehrgenerationenhaus Mannheim, Sabine Reich,<br />

Alphornstraße 2a, 68169 Mannheim,<br />

Telefon 0621 | 3 38 37-0, reich@paritaet-ma.de,<br />

www.paritaet-ma.de.<br />

Gemeinsam gegen häusliche Gewalt<br />

MANNHEIM Die dritte Veranstaltung im Rahmen der Kampagne fand am 4. Dezember 2013 im Institut für interkulturellen<br />

und interreligiösen Dialog statt. Im Rahmen des „Mannheimer Aktionsplans für Toleranz und Demokratie“ sind<br />

der Mannheimer Frauenhaus Verein und das Mannheimer Institut für interkulturellen und interreligiösen Dialog e. V.<br />

Projektpartner der Yavuz Sultan Selim Moschee.<br />

Die Mannheimer Yavuz Sultan Selim Moschee hat im vergangenen<br />

Jahr ein Projekt auf den Weg gebracht, in dem es<br />

um häusliche Gewalt geht. Hintergrund war die Erfahrung,<br />

dass die Verantwortlichen in der Moschee zunehmend damit<br />

konfrontiert sind, dass es in den Familien ihrer Gemeinde<br />

Gewalt gibt, und dass die Menschen, insbesondere Frauen,<br />

sich Hilfe suchend an die Vertreter/-innen der Moschee wenden.<br />

Das vorherrschende Familienbild sieht zwar Gewalt<br />

nicht vor, aber die Realität holt auch die religiösen Gemeinden<br />

ein, bei denen zuerst Hilfe gesucht wird.<br />

In dem Projekt geht es um den Aufbau von Strukturen und<br />

um die Bildung einer Gruppe von Ansprechpartnern/-innen<br />

an der Moschee für die Thematik häusliche Gewalt. In der<br />

Kampagne „Generationen Verbinden“ des PARITÄTISCHEN<br />

wurde das Projekt jetzt vorgestellt <strong>als</strong> ein Baustein der Veranstaltungsreihe<br />

der Teilkampagne „Partizipation von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt“ des<br />

Paritätischen Kreisverbandes Mannheim.<br />

In der Zukunft wird es darum gehen, den Kreis der Ansprechpartner/-innen<br />

an der Moschee für die Thematik<br />

häusliche Gewalt zu stabilisieren und ein Netzwerk zu bilden,<br />

mit dem die schnelle und verlässliche Hilfe, aber auch<br />

die nachhaltige Unterstützung in Mannheim gewährleistet<br />

werden kann. In der Weiterführung geht es neben der Stabilisierung<br />

der Gruppe insbesondere um die Fragen, welche<br />

Unterstützungsleistung für Frauen und Familien an der Moschee<br />

selbst geleistet werden kann und welche Bedarfe in<br />

Bezug auf Kooperationen zu konkretisieren sind.<br />

n Kontakt: Mannheimer Frauenhaus e. V.,<br />

Geschäftsführende Vorsitzende<br />

Dr. Claudia Schöning-Kalender,<br />

Telefon 0621 | 74 43 33,<br />

info@schoening-kalender.de,<br />

www.frauenhaus-fiz.de.<br />

17


Kampagne Generationen verbinden – Miteinander der Generationen<br />

Miteinander die Zukunft gestalten<br />

Teilkampagne „Miteinander der Generationen – gemeinsam statt gegeneinander“<br />

STUTTGART Momentan finden sich fast täglich Meldungen in<br />

den Medien, die zum demografischen Wandel und den gesellschaftlichen<br />

Herausforderungen passen. Gestern die Altersarmut,<br />

heute der Mangel an Kitaplätzen, morgen vielleicht<br />

der Fachkräftemangel. Der demografische Wandel ist<br />

in der Gesellschaft angekommen. Nun wird es darum gehen,<br />

miteinander das Beste daraus zu machen.<br />

Für <strong>Baden</strong>-Württemberg geht das Statistische Bundesamt von<br />

einer schwächer verlaufenden demografischen Alterung aus. So<br />

sei bis zum Jahr 2025 sogar aufgrund der Zuwanderung von<br />

Menschen aus dem ostdeutschen Raum und jungen, hochqualifizierten<br />

Menschen aus dem Ausland noch mit einer wachsenden<br />

Bevölkerung zu rechnen. Das Durchschnittsalter im<br />

„Ländle“ senke sich und unterscheide sich damit vom Bundesdurchschnitt.<br />

Nichts desto trotz steht auch hier die Gesellschaft<br />

vor neuen Herausforderungen für und Veränderungen der Gesellschaft.<br />

Es kommt zu neuen Wohn- und Lebensformen: Als<br />

gesellschaftlicher Strukturwandel hat der demografische Wandel<br />

auch Einfluss auf die Familie. Nichteheliche, kinderlose Lebensformen<br />

nehmen zu, die Lebensform der traditionellen Familie<br />

dagegen nimmt ab. Die Qualität des Wohnens prägt dabei die<br />

Lebensqualität, gerade im Alter. Jeder Mensch möchte selbstbestimmt<br />

möglichst lange und gesund in vertrauter Umgebung<br />

leben, seine Potenziale und Ressourcen nutzen, sich aber im Bedarfsfall<br />

auf ein ausreichendes und qualitatives Netz von Beratung,<br />

Unterstützung und Pflege verlassen können.<br />

der Anstieg der Lebenserwartung positiv auf die gemeinsame<br />

Lebenszeit der Generationen auswirke. Doch Familien können<br />

heutzutage die Fürsorge und Pflege von älteren Angehörigen<br />

kaum noch allein leisten, gar dem verwandtschaftlich bedingten,<br />

intergenerativen Miteinander gerecht werden. Im öffentlichen<br />

Bereich sieht es durch die sinkende Anzahl an „helfenden Händen“<br />

(Fachkräften der Bereiche Gesundheit, Pflege und Soziales)<br />

auch nicht besser aus. Das ansteigende Erstgebäralter bewirke<br />

zudem, dass weniger „Großeltern“ mit ihren Enkeln tatsächlich<br />

in Kontakt kommen. Damit senkt sich auf der anderen Seite<br />

auch die Anzahl in der älteren Generation, die das Heranwachsen<br />

von Enkeln selbst mitgestalten und so ihre Angehörigen unterstützen<br />

kann.<br />

Nichtsdestotrotz sind diese „Großeltern“ noch sehr aktiv im Alter.<br />

Die heutige Generation älterer Menschen ist besser qualifiziert<br />

und leistungsfähiger <strong>als</strong> frühere Generationen. So beginnt<br />

mit dem Älterwerden ein neuer Lebensabschnitt, der weiterhin<br />

am gesellschaftlichen Leben beteiligt, oft sogar aktiv gestaltet<br />

wird, ob weiterhin <strong>als</strong> Erwerbstätiger oder freiwillig Engagierter.<br />

Das aktive und selbstbestimmte Altern verspricht der älteren<br />

Generation eine gewisse Lebensqualität, hält länger gesundheitlich<br />

und geistig fit und verringert so das Risiko der Abhän-<br />

Integratives Miteinander<br />

durch den Wandel günstig<br />

18<br />

Daher wird intergeneratives Miteinander wichtiger. Denn durch<br />

die steigende Anzahl an Älteren steigt auch die Anzahl derjenigen<br />

mit Assistenzbedarf. Eigentlich seien laut dem Demografie<br />

Portal des Bundes und der Länder die Bedingungen für ein intergeneratives<br />

Miteinander durch den Wandel günstig, da sich


Generationen verbinden<br />

gigkeit von anderen. Ein intergeneratives Miteinander ist besonders<br />

wichtig, wenn man den Fachkräftemangel bedenkt,<br />

der in naher Zukunft die Arbeitswelt nicht nur in Bezug auf<br />

„helfende Hände“ bestimmen wird. Durch die sinkende Zahl an<br />

Menschen im erwerbsfähigen Alter ist die Wirtschaft gezwungen,<br />

das Arbeitskräftepotenzial bestmöglich zu nutzen und<br />

einzubeziehen. So sind beispielsweise lebenslanges Lernen<br />

und ein gezieltes Age-Management Voraussetzung dafür, dass<br />

die ältere Generation sich auch langfristig einbringen und so<br />

positiv auf den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand wirken<br />

kann. Darüber hinaus wird die Stärkung des inländischen Arbeitskräftepotenzi<strong>als</strong>,<br />

insbe sondere die gleichberechtigte Teilhabe<br />

von bisher eher benachteiligen Gruppen wie Frauen, Ältere,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit<br />

geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, darüber entscheiden,<br />

inwieweit Deutschland leistungsstark und wettbewerbsfähig<br />

bleibt. Dies wiederum hat Auswirkungen auf den<br />

gesellschaftlichen Wohlstand. Gleichzeitig werden wir nicht<br />

umhin kommen, den Bedarf an Fachkräften über die Anwerbung<br />

geeigneter Personen aus dem Ausland zu decken.<br />

Dies setzt eine Willkommenskultur in Deutschland voraus, die<br />

den Wert der kulturellen <strong>Vielfalt</strong> erkannt hat und gesellschaftliche<br />

Strukturen auf ein echtes gesellschaftliches Miteinander<br />

ausrichtet. So müssen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

die gleichen Teilhabechancen haben wie Menschen ohne<br />

Migra tionshintergrund. Interkulturelle Öffnungsprozesse der<br />

Einrichtungen tragen dazu bei, Bildungs- und Chancenungerechtigkeit<br />

nicht.<br />

Vernetzung von Selbsthilfe und<br />

bürgerschaftlichem Engagement<br />

Durch den Wandel in der Sozi<strong>als</strong>truktur wird Deutschland auch<br />

vor neue Aufgaben der sozialen Daseinssorge gestellt. Bei veränderten<br />

Teilhabebedarfen wird es weniger zu verteilen geben.<br />

Kommunen, Länder und Bund müssen Wege finden, Armut und<br />

Ausgrenzung zu vermeiden und anstelle dessen die Teilhabe<br />

aller sicher zu stellen. Denn nur gemeinsam lassen sich die<br />

künftigen Herausforderungen meistern. Die Vernetzung von<br />

Selbst hilfe und bürgerschaftlichem Engagement mit nationalen<br />

Si cherungssystemen wird wichtig. Ebenso die Verfügbarkeit von<br />

wohnortnahen und lebensweltlich angepassten Angeboten,<br />

wie integrative Wohn- und Schulformen, Mehrgenerationenhäuser<br />

usw.<br />

In der demografischen Entwicklung wächst daher auch die Bedeutung<br />

des freiwilligen Engagements. Um junge Menschen für<br />

Sozial- und Gesundheitsberufe zu interessieren und zu gewinnen,<br />

werden Freiwilligendienste für soziale Einrichtungen und<br />

Dienste immer wichtiger. Für die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung<br />

und zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts<br />

ist es unabdingbar. Gleichzeitig würde ohne bürgerschaftliches<br />

Engagement das ganze Sozi<strong>als</strong>taatsprinzip zusammenbrechen.<br />

Herausforderung in der freien Wohlfahrtspflege<br />

Alles in allem stellt der demografische Wandel die freie Wohlfahrtspflege<br />

vor die besondere Herausforderung, ausreichend<br />

„helfende Hände“ zur Verfügung zu stellen, bei gleichzeitig verminderter<br />

Zahl an Fachkräften. Auch hier wird es darum gehen,<br />

die Herausforderung miteinander zu meistern. In den letzten<br />

zwölf Monaten widmete sich der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

bereits mit seiner Kampagne „Generationen verbinden“<br />

der Thematik des demografischen Wandels und den vielen<br />

Facetten verbandlichen Handels, um das Interesse der Öffentlichkeit,<br />

von Politikern/-innen und den Medien zu wecken. Durch<br />

Aktionswochen gemeinsam mit Kreisverbänden und lokalen<br />

Mitgliedsorganisationen wurden die unterschiedlichen Themenfelder<br />

beleuchtet und das Engagement vor Ort erlebbar gemacht.<br />

Acht Schwerpunkthemen mit jeweils passenden Unterthemen<br />

bilden den Kern der Kampagne, sieben sind bereits im Rahmen<br />

thematischer Teilkampagnenplanung gelaufen:<br />

n Fachkräftemangel, Lebenslanges Lernen (September/<br />

Oktober 2012 mit dem Kreisverband Ortenau)<br />

n Neue Wohn- und Lebensformen (November/Dezember 2012<br />

mit dem Kreisverband Ulm/ Alb-Donau und dem Kreisverband<br />

Biberach)<br />

n Gesundheitspolitik und Pflege (Januar/Februar 2013 mit<br />

dem Kreisverband Freiburg/ Breisgau Hochschwarzwald)<br />

n Inklusives Gemeinwesen (März/April 2013 mit dem Kreisverband<br />

Bodenseekreis)<br />

n Engagement der Bürger/-innen (Mai/Juni 2013 mit dem<br />

Kreisverband Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis)<br />

n Sozialpolitik (Juli/August 2013 mit dem Kreisverband<br />

Konstanz)<br />

n Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

(September/Oktober 2013 mit dem Kreisverband<br />

Mannheim).<br />

Mit vielfältigen Praxisbeispielen, Diskussionen, Veranstaltungen,<br />

Aktionen und Aktivitäten wurde gezeigt, wie Solidarität, Chancengleichheit<br />

und soziale Gerechtigkeit <strong>als</strong> übergeordnete Ziele<br />

einer Generationenpolitik im Hinblick auf den jeweiligen Themenschwerpunkt<br />

praktiziert werden können. Jetzt schließt sich<br />

der Kampagnenkreis mit der Teilkampagne „Miteinander der Generationen<br />

– gemeinsam statt gegeneinander“ im November/<br />

Dezember 2013. Aktionspartner ist diesmal der Kreisverband<br />

Stuttgart.<br />

19


Kampagne Generationen verbinden – Miteinander der Generationen<br />

Verständnis der Generationen<br />

untereinander wecken<br />

Der demografische Wandel verbindet Generationen unabdingbar.<br />

Mit jeder Wirkung auf die eine Generation geht auch eine<br />

Reaktion auf die andere einher. Im Sich-miteinander-und-füreinander-Engagieren<br />

kommen Lernprozesse zustande, von denen<br />

alle profitieren. Es fördert ein gleichberechtigtes Verständnis<br />

der Generationen wie auch eine Identifikation mit dem<br />

Lebens umfeld. Der soziale Aspekt der Generationengerechtigkeit<br />

wird somit wichtiger <strong>als</strong> der finanzielle. Die unterschiedlichen<br />

Gene rationen müssen sich verbinden, um dem demografischen<br />

Wandel und seinen Wirkungen gewinnbringend für<br />

alle zu begegnen.<br />

So sind die Pflege und Hilfe zwischen Jung und Alt wesentlich<br />

in der künftigen Gesellschaft. Die ältere Generation bringt sich<br />

mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen weiterhin in die Arbeitswelt<br />

ein, engagiert sich aber auch ehrenamtlich. Ob <strong>als</strong><br />

Vorstand in Vereinen, <strong>als</strong> Zeitzeuge oder <strong>als</strong> Lernpate für Kinder<br />

und Jugendliche, die Formen des Engagements sind so vielfältig<br />

wie die individuellen Lebenserfahrungen. Die junge Generation<br />

unterstützt auf unterschiedliche Art und Weise die ältere<br />

bei den Herausforderungen des Lebens im Alter, ob in gemeinsamen<br />

Wohnprojekten, beim Einkaufen oder der Einführung in<br />

moderne Technologien.<br />

Partizipation am Gemeinwesen<br />

Der PARITÄTISCHE fordert daher Rahmenbedingungen, die der<br />

<strong>Vielfalt</strong> des Alterns auch in Zukunft gerecht werden und allen<br />

älteren Menschen soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen<br />

unabhängig von Einkommen, Gesundheit und Herkunft. Gleichzeitig<br />

bedarf es eines kinder- bzw. familienfreundlicheren Klimas,<br />

um es wieder zu ermöglichen „sich Kinder leisten zu können“<br />

und den Kindern vor allem eine chancengleiche Zukunftsperspektive<br />

zu bieten. Der PARITÄTISCHE fordert deshalb<br />

die Ver einbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie die Beratung<br />

und Unterstützung für Familien in ihrer <strong>Vielfalt</strong>, das<br />

heißt für alle Lebensformen mit Kindern, ob Alleinerziehende,<br />

„Patchwork“- oder Pflegefamilien oder andere familiäre<br />

Konstellationen.<br />

Wichtig ist dem PARITÄTISCHEN auch die Partizipation von Kindern<br />

und Jugendlichen am Gemeinwesen. Diese werden sich<br />

künftig einer Überzahl an Älteren gegenüber sehen, die nicht<br />

unbedingt die Interessen der Jüngeren im Blick hat. Dennoch<br />

haben Kinder und Jugendliche <strong>als</strong> Teil unserer demokratischen<br />

Gesellschaft gleichberechtigte Teilhaberechte. Dies muss auch<br />

künftig gelten. Gerade deshalb ist die Partizipation von Kindern<br />

und Jugendlichen in den alltäglichen Lebenswelten des Gemeinwesens<br />

unumgänglich.<br />

Der PARITÄTISCHE unterstützt junge Menschen dabei, wechselseitig<br />

Mitspracherechte in Anspruch zu nehmen und Verantwortung<br />

zu tragen. Sie werden <strong>als</strong> Experten/-innen in eigener Sache<br />

eingebunden und bekommen die Chance, sich an Gestaltungsprozessen<br />

zu beteiligen. Partizipation wirkt <strong>als</strong> Schlüssel für gelingende<br />

Aneignungs- und Bildungsprozesse zwischen den Generationen<br />

und so für ein Miteinander der Generationen. Dazu<br />

gehört auf der kommunalen Ebene ein frühzeitiger Einstieg in<br />

generationsübergreifende, gemeinsam getragene Gestaltungsprozesse.<br />

Der PARITÄTISCHE sieht gerade in Mehrgenerationenhäusern<br />

eine wichtige soziale Infrastrukturmaßnahme, Menschen aller<br />

Altersgruppen intensive soziale Kontakte und Begegnungen zu<br />

ermöglichen. Sie nehmen eine wichtige Drehscheibenfunktion<br />

für Lernbeziehungen und die Bildung sozialer Netzwerke sowie<br />

einer lebensweltorientierten Familienbildung ein und verbinden<br />

Generationen.<br />

n Kontakt: Kirsi-Marie Welt, Projektassistenz,<br />

Online-Redaktion „Generationen verbinden“,<br />

welt@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de.<br />

„Gemeinsam statt gegeneinander“<br />

So lautet daher auch die Devise bei den verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen<br />

rund um die Teilkampagne „Miteinander der Generationen“.<br />

20<br />

Beispielsweise fand im November das Projekt „Seniorenexpertinnen<br />

/ Seniorenexperten – Senioren für freiwillige Dienste gesucht!“<br />

seinen Auftakt. Der Verein Integrative Wohnformen<br />

e.V. lud am 27. November 2013 um 10 Uhr zum „Frühstück mit<br />

Engagement“ im Treffpunkt Rotebühl (Theodor-Bäuerle Saal,<br />

Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart) ein (siehe Bericht Seite 21).<br />

Das Deutsche Rote Kreuz <strong>Baden</strong>-Württemberg und der PARI-<br />

TÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg veranstalteten am 4. Dezember<br />

2013 den Fachtag zum Thema „Wohnen morgen – Heute<br />

gedacht“ in der Jugendherberge Stuttgart International. Verschiedene<br />

Vorträge behandelten die Themen Wohnen im<br />

Alter, seniorengerechte Versorgungsstruktur, neue Wohnformen<br />

usw. (siehe Bericht Seite 3).<br />

„Generationen verbinden“ – Der demografische Wandel in all<br />

seinen Facetten verändert die Gesellschaft. Gemeinsam<br />

können die Menschen sie jedoch nach ihren Wünschen und<br />

Bedürfnissen gestalten. Weitere Informationen und erste Anregungen<br />

zur Beteiligung finden sich auf http://www.swef.<br />

de/?q=generationen-verbinden.


Generationen verbinden<br />

Der Verein Integrative Wohnformen sucht Seniorexperten<br />

Fach- und Führungskräfte im Ruhestand engagieren sich für andere<br />

Ein weiterer Baustein des Vereins, Bürger für ehrenamtliches Engagement<br />

zu motivieren, ist die Etablierung von Seniorexperten,<br />

die ihre Erfahrung aktiv in die Wohnquartiere hineintragen<br />

sollen. „Lebens- und Berufserfahrung werden <strong>als</strong> großes Potenzial<br />

geschätzt“. Mit diesen Worten warb<br />

Vereinsvorstand Alexandra Schäfer für dieses<br />

Modell. Lebendige Nachbarschaften<br />

seien heute nicht mehr selbstverständlich,<br />

erklärte sie bei der Auftaktveranstaltung<br />

am 27. November 2013, die von ihrem Verein<br />

Integrative Wohnformen und vom Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband organisiert<br />

wurde. Das Projekt wird durch das Förderprogramm<br />

„Mittendrin“ unterstützt.<br />

STUTTGART Interessierte und qualifizierte Senioren werden<br />

vom Verein für Intergrative Wohnformen umworben,<br />

sich mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen einzubringen<br />

und sozial zu engagieren. Dabei gewinnen beide Seite – die<br />

Bewohner der Quartiere, in denen die Seniorexperten tätig<br />

sind und die Experten selbst. Für Interessierte findet nun<br />

eine Veranstaltungsreihe statt.<br />

Der demografische Wandel führt zu Herausforderungen, die <strong>als</strong><br />

Chance oder <strong>als</strong> Risiko aufgefasst werden können. Die Lebenserwartung<br />

steigt, Menschen sind bis ins hohe Alter aktiv. Der Übergang<br />

vom Berufsleben in die Rente gestaltet sich allerdings<br />

nicht immer leicht. Viele Bürger orientieren sich in ihrer letzten<br />

Lebensphase neu und möchten diese möglichst aktiv und<br />

selbstbestimmt gestalten.<br />

In Stuttgart versucht der Verein Integrative Wohnformen, der<br />

von verschiedenen Unternehmen der Wohnungswirtschaft getragen<br />

wird, dieser Herausforderung zu begegnen. In ausgesuchten<br />

Quartieren sollen Bürger zum Engagement in ihrem<br />

Viertel ermutigt werden. Das Herzstück der Projekte sind die<br />

Wohncafés, die <strong>als</strong> Ort der Begegnung dienen sollen. Dort<br />

werden zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten angeboten und<br />

zahlreiche weitere Aktivitäten gefördert. Flankiert werden die<br />

Wohncafés von sozialen Diensten, die vor Ort agieren und Versorgung<br />

für pflegebedürftige Bewohner bieten und diesen die<br />

Möglichkeit geben, bis ins hohe Alter in ihrem vertrauten Umfeld<br />

wohnen bleiben zu können.<br />

Seniorexperten tragen ihre Lebens- und<br />

Berufserfahrung aktiv in die Quartiere hinein<br />

„Wir suchen Fach- und Führungskräfte im<br />

Ruhestand. Das können Ärzte, Unternehmer<br />

oder Bankkaufleute sein aber auch<br />

andere Menschen, die über spezielle Talente,<br />

Erfahrungen und Ideen verfügen“,<br />

betonte Schäfer. „In den Wohnprojekten<br />

gibt es bereits en gagierte Ehrenamtliche. Diese brauchen noch<br />

Unterstützung“, meinte Erika Sattelmaier vom Verein Integrative<br />

Wohnformen. Damit sind Ehrenamtliche wie Gisela Bart gemeint,<br />

die seit 2012 im Wohncafé Giebel die Kaffeenachmittage<br />

organisiert. Im Dezember gestaltet sie einen Leseabend zu<br />

Weihnachten und möchte die Idee eines Cafés der Kulturen umsetzen.<br />

Nun erhofft man sich weitere Impulse von hoch Qualifizierten,<br />

die zum Beispiel Erfahrung mit der Steuerung und Organisation<br />

von Prozessen haben. Denn die Vernetzung einzelner Akteure<br />

und Organisationen ist sehr wichtig, um Projekte voranzubringen.<br />

Auch ehemalige Handwerker könnten Ideen der Bewohner<br />

umsetzten, die sie allein nicht verwirklichen können.<br />

Veranstaltungsreihe für interessierte<br />

ältere Menschen<br />

Im Rahmen des Projekts „Seniorexperte/-innen – Senioren für<br />

freiwillige Dienste“ bietet der Verein Integrative Wohnformen<br />

eine Veranstaltungsreihe zum Thema ehrenamtliches Engagement<br />

an. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch<br />

erforderlich. Die Referentin Inge Hafner ist Beauftragte für Volunteerprojekte<br />

des Landkreises Esslingen.<br />

Die erste Veranstaltung ist am 21. Januar 2014, von 11.00 bis<br />

13.00 Uhr im Wohncafé Freiberg, Wallensteinstraße 29. Weitere<br />

Veranstaltungen zu Themen wie Kommunikation, Körpersprache,<br />

Öffentlichkeitsarbeit sind geplant. Wer <strong>als</strong> Seniorexperte<br />

mitwirken oder sich zur Vortragsreihe anmelden möchte, kann<br />

sich beim Verein Integrative Wohlformen melden.<br />

n Kontakt: Verein Integrative Wohnformen e. V.,<br />

Telefon 0711 | 914 430 75,<br />

info@integrative-wohnformen.de,<br />

www.integrative-wohnformen.de.<br />

21


Aus den Regionen<br />

Ministerpräsident Kretschmann lobt Tatkraft und Ideenreichtum<br />

Waldeckhof verknüpft integrative Arbeitsmarktpolitik mit ökologischer Agrarpolitik<br />

GÖPPINGEN Die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung<br />

(SAB) setzt sich seit dem Jahr 1997 für langzeitarbeitslose<br />

Menschen ein. Von der Beratung über die Qualifizierung<br />

bis hin zu Vermittlung und Beschäftigung, steht hier<br />

eine breite Palette an Hilfsangeboten bereit. Über die eigene<br />

Arbeitsvermittlung konnten in den vergangenen Jahren<br />

rund 1000 Personen vermittelt werden.<br />

Im September 2013 besuchte Ministerpräsident Winfried<br />

Kretschmann den Waldeckhof in Jebenhausen. Er war beeindruckt<br />

von der dort geleisteten Arbeit, dem Engagement aller<br />

Beteiligten und lobte Tatkraft sowie Ideenreichtum der SAB-<br />

Geschäftsführerin Karin Woyta. Kretschmann ließ sich über den<br />

Hof führen, begutachtete den Betrieb – und streichelte schließlich<br />

sogar die Schafe.<br />

Bereits im Jahr 2000 erhielt die SAB die Möglichkeit, den Waldeckhof<br />

<strong>als</strong> landwirtschaftlichen Betrieb zu pachten. Aus dem<br />

Projekt „Grüne Integration Waldeckhof“, das leistungsschwachen<br />

Teilnehmern/-innen einen niederschwelligen Zugang zur<br />

Arbeit bot, wurde das Modellprojekt „Agrigent“. Dahinter verbirgt<br />

sich heute ein 60 ha großer biolandzertifizierter landwirtschaftlicher<br />

Betrieb mit Schafzucht. Produziert werden neben<br />

Schafsmilcherzeugnissen viele weitere Produkte. Vertrieben<br />

werden diese in Hofladen und Hofcafé. Auch der baden-württembergische<br />

Ministerpräsident würdigte die Tatsache, dass er<br />

hier ein besonders innovatives mittelständisches Unternehmen<br />

kennengelernt habe.<br />

Hauptziel des Projekts „Agrigent” ist es, integrative Arbeitsmarktpolitik<br />

mit ökologischer Agrarpolitik synergetisch zu verknüpfen.<br />

Für die Projektteilnehmer/-innen, in hohem Maße leistungseingeschränkte<br />

Langzeitarbeitslose, liegt der Nutzen in<br />

einer Verbesserung ihrer Vermittlungschancen. Durch die wissenschaftliche<br />

Begleitung des Projekts in Form einer Evaluierung<br />

mitsamt Verbleibsanalyse sollen zudem Erkenntnisse über<br />

die Effektivität des Modellvorhabens in arbeitsmarktpolitischer<br />

Hinsicht geliefert werden. Denn die soziale Landwirtschaft<br />

bietet einen geldwerten und einen gesellschaftlichen Nutzen<br />

durch den Einsatz alternativer Arbeitsformen für den Agrarund<br />

Landschaftspflege-Sektor. Gleichzeitig werden Ressentiments<br />

gegenüber alternativen sozialunternehmerischen Ideen<br />

abgebaut.<br />

Für den Zeitraum von 2008 bis 2014 wurde die ursprüngliche<br />

Konzeption umfassend erweitert. Zwei wissenschaftliche Auswertungen<br />

der Universität Siegen liegen vor, die dritte wird demnächst<br />

veröffentlicht. Seit 2011 arbeitet „Agrigent“ mit transnationalem<br />

Ansatz, das heißt, mit Partnern in Österreich und Frankreich.<br />

Das Projekt wurde 2010 und 2012 in Brüssel auf der Konferenz<br />

gegen Armut und soziale Ausgrenzung vorgestellt.<br />

Im Jahr 1997 startete das Projekt<br />

unter dem Motto „Arbeit statt Sozialhilfe“<br />

Bis 1996 gab es im Landkreis Göppingen nur zaghafte Ansätze<br />

zur Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen. Die Gründung<br />

der SAB im Jahr 1997 war das Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses<br />

verschiedener gesellschaftlicher Interessengruppen.<br />

Sie startete mit zwölf Personen, dam<strong>als</strong> noch unter dem Motto<br />

„Arbeit statt Sozialhilfe“. Viele Umstrukturierungen der aktiven<br />

Arbeitsmarktpolitik hat die SAB in den 17 Jahren ihres Bestehens<br />

erlebt. Die gravierendsten waren die Hartz IV-Reformen und die<br />

Instrumentenreform. Von Anfang an ging es darum, mit professionellem<br />

und hochwertigem Arbeiten dem negativen Ansehen<br />

von arbeitslosen Menschen entgegen zu treten.<br />

22


Alle Teilnehmenden erhalten<br />

eine sozialpädagogische Begleitung<br />

Unter aktiver Beteiligung des Landkreises Göppingen wurde<br />

1997 mit 12 Personen aus der Sozialhilfe im Bereich Gartenbau<br />

und Grünpflege begonnen. Bereits 1996 hatte die SAB mit dem<br />

landwirtschaftlichen Gehöft Waldeckhof einen idealen Standort<br />

für einen Gartenbaubetrieb gefunden. Nachdem mehrere<br />

andere Projekte aufgebaut worden waren, gelang es im Jahre<br />

2000, den gesamten Waldeckhof mit Land in Pacht zu übernehmen.<br />

Die SAB ist heute über drei Standorte im Landkreis Göppingen<br />

verteilt. Die Organisation entwickelte sich ständig weiter,<br />

in einem partizipativen Prozess definierte die SAB ihr Leitbild.<br />

Darin sind folgende Ziele verankert:<br />

n Die Förderung der beruflichen und sozialen Integration in<br />

Arbeit. Unter dem Aspekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ hilft die SAB<br />

bei der Entwicklung neuer Lebens- und Berufsperspektiven.<br />

n Die gesamte Arbeit der SAB ist ökologisch und nachhaltig<br />

ausgerichtet.<br />

n Angestrebt werden die gesellschaftliche Akzeptanz und das<br />

soziale Engagement, Chancengleichheit für Frauen und Männer<br />

sowie interkulturelle Arbeit.<br />

n Die SAB will <strong>als</strong> Partner von Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft<br />

für die Zielgruppe eintreten.<br />

Ausgelöst von veränderten politischen Bedingungen, permanenten<br />

Umstrukturierungen der Bundesagentur und sogenannten<br />

Neuausrichtungen der Arbeitsmarktmaßnahmen gibt<br />

es in der Arbeitsmarktpolitik fast jedes Jahr Änderungen. Dabei<br />

bestimmen häufig statistische Vorgaben darüber, wo der Bedarf<br />

bei betroffenen Menschen liegt. So sind viele Maßnahmen<br />

kurzfristig oder, insbesondere bei Jugendlichen, nicht zeitintensiv<br />

genug, um auf den besonderen Förderbedarf von Klienten<br />

in schwierigen Lebenslagen eingehen zu können. Die<br />

SAB stellte sich diesen Herausforderungen und versucht, über<br />

entsprechende Konzepte und Finanzierungen für ihre Teilnehmenden<br />

nach wie vor sinnhafte und nachhaltig wirkende Maßnahmen<br />

anzubieten. Die SAB hat sich in Absprache mit Jobcenter<br />

und Landkreis entschlossen, für die schwächsten der<br />

arbeitsfähigen Menschen da zu sein und richtet ihre Arbeit<br />

auf die unterschiedlichen Bedarfslagen von Alleinerziehenden,<br />

Jugendli chen, Migranten/-innen oder Menschen mit psychischen<br />

und physischen Beeinträchtigungen aus.<br />

2012 betreute die SAB fast 200 Personen nach verschiedenen<br />

Arbeitsmarktmaßnahmen in sechs fachlichen Ausrichtungen.<br />

Flankierende Projekte gibt es zu Arbeitsvermittlung, Beratung<br />

zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zu Existenzgründungen.<br />

Seit 2000 ist die SAB <strong>als</strong> Ausbildungsbetrieb anerkannt<br />

und bietet derzeit betriebliche Ausbildungen in sechs verschiedenen<br />

Sparten an. Alle Teilnehmer/-innen erhalten sozialpädagogische<br />

Begleitung in Form von Hilfeplänen und individuellen<br />

Qualifizierungen. Bei allen Projekten wird auf umweltgerechtes<br />

Wirtschaften, auf den Einsatz umweltfreundlicher Betriebsmittel<br />

und auf die Verknüpfung mit gesellschaftlich relevanten<br />

Themen wie Familienfreundlichkeit und sanftem Tourismus geachtet.<br />

Insgesamt betreibt die SAB derzeit neben der Landwirtschaft<br />

mit Gastronomie noch Projekte im Bereich Hauswirtschaft<br />

mit Catering, eine Fahrradwerkstatt sowie einen Gartenund<br />

Grünpflegebereich. Über die eigene Arbeitsvermittlung<br />

konnten in den fast 17 Jahren an die 1.000 Personen in Arbeit<br />

vermittelt werden.<br />

Eine weitere wichtige Ausrichtung der SAB ist die Arbeit mit<br />

Frauen aus dem Rechtskreis SGB II, vornehmlich Alleinerziehende,<br />

Wiedereinsteigerinnen oder Migrantinnen. Im Hauswirtschaftsprojekt<br />

ist ein niederschwelliger Zugang zur Arbeit<br />

möglich. Praktische Erfahrungen in Reinigungstechniken, Textilpflege,<br />

Gastronomie oder Catering können hier erworben<br />

werden. Sozialpädagogische Begleitung und Qualifizierung<br />

sollen den Übergang in existenzsichernde Arbeit ermöglichen.<br />

So kann eine hauswirtschaftliche Ausbildung bei der SAB absolviert<br />

werden, für Alleinerziehende gibt es seit 2012 das Projekt<br />

AITA, in Teilzeitausbildung wird hier qualifiziert und vermittelt,<br />

auch innerhalb der SAB. Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

können sich im Projekt XENOS qualifizieren und ebenfalls<br />

eine Ausbildung bei der SAB beginnen. Da die SAB im<br />

Landkreis breit vernetzt ist und sich seit dem Jahr 2000 mit dem<br />

Thema Kinderbetreuung befasst, kann hier den Frauen umfassende<br />

Hilfestellung gegeben werden. Die SAB bietet in den<br />

Ferien eigene Kinderfreizeiten auf dem Waldeckhof an.<br />

n Kontakt<br />

Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH<br />

Telefon 07161 | 94 69 80, info@sab-gp.de, www.sab-gp.de.<br />

23


Aus den Regionen<br />

Viele Alleinerziehende leben in fragilen Lebenssituationen<br />

Liga nennt Punkte, wie die Lage von Einelternfamilien verbessert werden kann<br />

24<br />

FREIBURG Die Zukunft Alleinerziehender im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald<br />

hat die örtliche Liga in einem Positionspapier<br />

und in einem Fachgespräch zum Thema gemacht<br />

und wichtige Forderungen erhoben. Alleinerziehende bilden,<br />

nach einer Erhebung des Bundesministeriums für Arbeit<br />

und Soziales aus dem Jahr 2011, rund ein Fünftel aller<br />

Familien in Deutschland – Tendenz steigend.<br />

Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Männer befinden<br />

sich meist dann in dieser Rolle, wenn die Kinder älter sind.<br />

Professorin Meier-Gräwe, Mitautorin des siebten Familienberichts<br />

der Bundesregierung, hielt den Fachvortrag zur aktuellen<br />

Lebenssituation alleinerziehender Frauen. Sie verwies darauf,<br />

dass sich viele Betroffene mit ihren Kindern in einer fragilen Lebenssituation<br />

befinden – egal, ob diese Situation nun selbstgewählt<br />

oder durch Trennung und Scheidung herbeigeführt wurde,<br />

ob die Person berufstätig oder von staatlichen Transferleistungen<br />

abhängig ist.<br />

In drei Bereichen sehen die Ligaverbände Breigau-Hochschwarzwald<br />

Handlungsbedarf. Eine entscheidende Voraussetzung<br />

dafür, dass die Situation verbessert werden kann, ist eine<br />

gute Abstimmung zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden<br />

und Gesellschaft.<br />

n Bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige, ganztägige Kinderbetreuung<br />

ist für Alleinerziehende unerlässlich, um einem<br />

Beruf nachgehen und ein selbstständiges Leben führen<br />

zu können. Die alleinerziehende Verkäuferin beispielsweise<br />

braucht eine Kinderbetreuung für Arbeitszeiten auch am<br />

Veranstaltungshinweis für 2014<br />

ÜBERLINGEN Der Kreisverband Bodenseekreis bietet im April und<br />

Oktober 2014 zwei Workshops mit Manfred Prior an.<br />

07. April 2014<br />

MiniMax-Interventionen in Beratung und Therapie<br />

Die von Manfred Prior beschriebenen MiniMax-Interventionen sind in<br />

den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten kommunikativen Standardrepertoire<br />

erfolgreicher Berater/-innen und Therapeuten/-innen<br />

geworden.<br />

20. Oktober 2014<br />

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist die Lösungssicht“<br />

In Beratungsprozessen hat man es oft mit vielschichtigen Problemen in<br />

komplexen Systemen zu tun. Üblicherweise erfordert das eine lange<br />

Phase, in der/die Berater/-in aus Klientensicht mit den wichtigsten Informationen<br />

versorgt werden muss. Manfred Prior hat aus der Beratungspraxis<br />

heraus ein Vorgehen entwickelt, das. es ermöglicht, komplexe<br />

Probleme aus dem Stegreif mit wenigen Strichen skizzenhaft auf Papier<br />

graphisch darzustellen.<br />

n Weitere Informationen zu den Workshops finden Sie unter<br />

www.paritaet-bw.de/kvbs.<br />

Abend. Zudem muss eine angemessene Betreuung in den Ferienzeiten<br />

gewährleistet sein. Die Unternehmen dürfen dabei<br />

nicht aus Ihrer Verantwortung entlassen werden und sollten<br />

an Konzepten zur Ferienbetreuung für Kindergarten- und<br />

Schulkinder beteiligt werden.<br />

n Unternehmen können durch familienfreundliche Arbeitszeiten<br />

Fachkräfte gewinnen. Damit Alleinerziehende ganztags<br />

berufstätig sein können, braucht es neben der Kinderbetreuung<br />

eine Flexibilisierung von Strukturen in den Unternehmen.<br />

Damit Unternehmen familienfreundlicher werden, sind<br />

eine aktive Bewerbung durch die Kommunen und entsprechende<br />

Netzwerke wie die „Bündnisse für Familie” nötig.<br />

n Das Armutsrisiko muss bekämpft werden. Armut isoliert und<br />

erhöht das Krankheitsrisiko. Alleinerziehenden, die im SGB II-<br />

Bezug leben, sind häufiger von Armut bedroht, häufiger krank<br />

und nehmen seltener am gesellschaftlichen Leben teil. Oft<br />

haben sie Schulden, leiden an Depressionen oder Suchterkrankungen.<br />

Wird ihnen nicht geholfen, sind die Kosten für<br />

die Allgemeinheit langfristig höher. Nicht selten leiden auch<br />

die Kinder unter der Überlastungssituation ihrer Mütter oder<br />

Väter. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Alleinerziehende<br />

in chronischen Belastungssituationen durch Empowerment,<br />

Resilienzstärkung, d.h. Stärkung der Widerstandsfähigkeit<br />

und präventive Maßnahmen gut erreichbar sind.<br />

Bildung unterstützender Netzwerke<br />

Die Wohlfahrtsverbände fordern präventive und umfassende<br />

Hilfen für die Gruppe der Alleinerziehenden. Aktuell sind bereits<br />

41 Prozent der Familien im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald,<br />

die sozialpädagogische Familienhilfe <strong>als</strong><br />

Hilfe zur Erziehung erhalten, Einelternfamilien. Neben<br />

den klassischen Hilfen, wie sozialpädagogische Familienhilfe<br />

oder Erziehungsbeistandschaften sind unterstützende<br />

Netzwerke notwendig, beispielsweise Treffen<br />

für Alleinerziehende, Alltagshilfen, Ferienangebote<br />

und generationsübergreifende Patenschaften.<br />

Im Bereich der Frühen Hilfen sollen vor allem jüngere<br />

oder besonders belastete Alleinerziehende in den<br />

Blick genommen werden. Angebote der Landesregierung,<br />

wie das Programm „Stärke plus“, sollten ausgebaut<br />

werden. Ansätze im Landkreis, die über deren<br />

Pflichtaufgaben hinausgehen, wie das Projekt „Familienfreundlich<br />

im Landkreis“, weisen in die richtige<br />

Richtung und sollten verstärkt werden.<br />

n Kontakt<br />

Der PARITÄTISCHE<br />

Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald<br />

Pia Maria Federer, Telefon 0761 | 12 02 31 00<br />

pia.maria.federer@paritaet-freiburg.de.


30 Jahre Frauenhaus Ortenau – viele Erfolge und Aufgaben<br />

Fast 3000 Frauen und Kinder geschützt und in ein Leben ohne Gewalt begleitet<br />

einem gewaltfreien Leben finden. Man kann auf häusliche Gewalt<br />

und ihre Folgen aufmerksam machen, Menschen sensibilisieren,<br />

die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren – einfach diese<br />

wertvolle Arbeit weiterhin tun, die nun schon so viele Jahre getan<br />

wurde.<br />

n Kontakt: Frauen helfen Frauen Ortenau e.V.<br />

Telefon 0781 | 343 11, info@frauenhaus-ortenau.de<br />

www.frauenhaus-ortenau.de.<br />

OFFENBURG Der Gemeinderat der Stadt Offenburg hat das<br />

Jubiläumsjahr 2013 des Frauenhauses mit der Verleihung<br />

der Bürgermedaille der Stadt eröffnet und damit die langjährige<br />

erfolgreiche Arbeit der Einrichtung gewürdigt.<br />

In 30 Jahren wurden 1.425 Frauen und 1.435 Kinder im Frauenhaus<br />

aufgenommen, geschützt und von hier aus auf ihrem Weg<br />

in ein Leben ohne häusliche Gewalt begleitet. Noch mehr<br />

Frauen wurden außerhalb des Hauses beraten. In dieser Zeit haben<br />

18 fest angestellte Mitarbeiterinnen sowie zahlreiche Praktikantinnen<br />

gemeinsam mit dem Vorstand die fachlich-inhaltliche<br />

Arbeit auf hohem Niveau entwickelt. Heute unterstützen<br />

etwa 60 Frauen und Männer auf ehrenamtlicher Basis die Arbeit.<br />

Sie helfen im Haus, im „Frauenhauslädele“, beim Bücherflohmarkt<br />

und bei anderen Aktionen. Sieben hauptamtlich Tätige<br />

setzen sich derzeit hoch engagiert und kompetent täglich<br />

hier ein. Im organisatorischen Bereich werden sie von drei Honorarkräften<br />

unterstützt. Zudem gehören Kooperationen und<br />

Vernetzung zur täglichen Arbeit.<br />

Hohe Spendenbereitschaft<br />

und zahlreiche Fördermitglieder<br />

Bei ihrer Arbeit vor Ort erfahren die Mitarbeitenden viel Anerkennung<br />

und Akzeptanz in der Bevölkerung. Dies zeigt sich an<br />

der Spendenbereitschaft, den zahlreichen Fördermitgliedern<br />

und den vielen Personen des öffentlichen Lebens, die die Arbeit<br />

seit Jahren begleiten. Die finanzielle Situation des Vereins hat<br />

sich seit 2013 verbessert. Der Ortenaukreis verdoppelte seinen<br />

Zuschuss an den Verein. Der Gemeinderat der Stadt Offenburg<br />

hat das Jubiläumsjahr des Frauenhauses mit der Verleihung der<br />

Bürgermedaille der Stadt eröffnet. Also viel Grund zum Feiern.<br />

Doch leider kann im Jubiläumsjahr nicht nur gefeiert werden.<br />

Es ist ebenso ein Jahr, in dem man einmal mehr erkennen muss,<br />

dass häusliche Gewalt immer noch existiert. Die Arbeit des<br />

Frauenhauses kann diese nicht verhindern, sondern nur das<br />

Ausmaß sichtbar, zählbar und beschreibbar machen. Man kann<br />

aber daran weiterarbeiten, dass viele Frauen ihren Weg zu<br />

„unbehindert miteinander“ 2013<br />

Preisverleihung – barrierefreies Ortenau<br />

OFFENBURG Auf dem Weg zu einer barrierefreien Ortenau<br />

konnte die Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch am 12. November<br />

einen Meilenstein passieren. 29 Betriebe wurden<br />

mit dem Zertifikat „unbehindert miteinander – guter Service<br />

für Menschen mit Behinderung“ ausgezeichnet.<br />

Das Projekt wird von der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch unter<br />

der Schirmherrschaft von Landrat Frank Scherer und mit<br />

Unterstützung der Behindertensportgruppe Offenburg durchgeführt.<br />

2013 hatten sich 32 Betriebe aus Gastronomie, Einzelhandel,<br />

öffentlicher Hand und Bankfilialen um die Auszeichnung<br />

beworben. Über die Sommermonate testete eine Gruppe<br />

von Menschen mit und ohne Behinderungen die Bewerber anhand<br />

einer Checkliste. Prüfungskriterien waren beispielsweise<br />

der respektvolle Umgang mit behinderten Menschen, der barrierefreie<br />

Zugang in ein Gebäude und wie leicht man sich dort<br />

zurechtfindet. Anschließend wurde von einer inklusiven Jury<br />

über die Zertifizierung entschieden. Die Auszeichnung „unbehindert<br />

miteinander“ ist für die Betriebe ein Imagefaktor. Die<br />

Unternehmen erarbeiten sich so einen klaren Standortvorteil.<br />

Für 2014 ist eine Ausweitung der Aktion „unbehindert miteinander“<br />

geplant. Über zahlreiche Bewerbungen freut sich das<br />

Tester-Team schon heute.<br />

n Weitere Informationen zum Projekt und zu<br />

den Preisträgern unter www.fuer-alle.eu und<br />

bei der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e.V.<br />

Telefon 0781 | 92 25 53, www.lebenshilfe-offenburg.de.<br />

25


Aus den Regionen<br />

Die Gesellschaft steht in der Verantwortung<br />

Gemeinsam die Auswirkungen von Kinderarmut verhindern<br />

TÜBINGEN „Kinderarmut – gelingende Ansätze kommunaler<br />

Armutsprävention“ lautete das Thema des Vierten<br />

Sozialpolitischen Fachforums (kurz: SoFa), welches der<br />

Kreisverband Tübingen am 26. November 2013 in den Räumen<br />

der Mitgliedsorganisation „Martin-Bonhoeffer-Häuser“<br />

veranstaltete. Kinder und Jugendliche sind seit mehr<br />

<strong>als</strong> zwei Jahrzehnten die am stärksten armutsbetroffene<br />

Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Wie Kinderarmut auf<br />

Kinder und Jugendliche wirkt, mit welchen Folgen Kinder<br />

konfrontiert sind, wie, von wem und an welcher Stelle präventiv<br />

angesetzt werden kann, lauteten daher die Fragen,<br />

die an diesem Abend vertieft wurden.<br />

Zahlreiche Zuhörer aus Politik, Praxis, Wissenschaft und Verwaltung<br />

hörten einen Vortrag von Gerda Holz, Leiterin des Arbeitsbereichs<br />

Soziale Inklusion beim Institut für Sozialpädagogik und<br />

Sozialarbeit in Frankfurt/Main. Frau Holz führt seit 1997 eine<br />

Langzeitstudie zu Armutsbelastungen und Armutsfolgen bei<br />

Kindern und Jugendlichen durch – die sogenannte AWO-ISS-<br />

Studie zu Lebenslagen und Zukunftschancen von (armen) Kindern<br />

und Jugendlichen in Deutschland (http://www.iss-ffm.de/).<br />

In dem Vortrag umriss Frau Holz wichtige Erkenntnisse der Armutsforschung<br />

und bildete somit eine gemeinsame Grundlage<br />

für die anschließende Diskussion im Podium und mit dem Plenum.<br />

Der Hauptaspekt lag dabei auf den Fragen: Was sind die Gründe<br />

für Armut? Wie wirkt Armut auf Kinder und Jugendliche? Dauer,<br />

Folgen und Bildungschancen. Mit welchen Handlungsansätzen<br />

begegnen verschiedene Kommunen der Kinderarmut? Später<br />

erläuterte die Familienbeauftragte der Stadt Tübingen, Elisabeth<br />

Stauber, die Studie „Gute Chancen für alle Kinder“, mit<br />

welcher die Stadt Tübingen sich auf den Weg gemacht hat, unmittelbar<br />

aus der Perspektive von Armut betroffener Familien<br />

subjektives Erleben und kommunale Handlungsbedarfe offen<br />

zu legen.<br />

Von Armut betroffene Kinder<br />

fühlen sich oft nicht willkommen<br />

Eine Kindertagesstättenleiterin und ein Vertreter der Mössinger<br />

Tafel berichteten von ihren Begegnungen mit von Armut betroffenen<br />

Kindern. Dabei wurde deutlich, dass Armut bei Kindern<br />

sehr breite Auswirkungen hat. So schränke nicht nur das<br />

fehlende Geld die Kinder in ihrer Entwicklung ein, indem der<br />

Vereinsbeitrag für das Fußballtraining oder die Musikschule<br />

nicht bezahlt werden kann. Auch die vorurteilsbehafteten Zuschreibungen<br />

der Gesellschaft auf die betroffenen Kinder haben<br />

ihre Auswirkung: Kinder aus von Armut betroffenen Familien<br />

fühlen sich oft nicht willkommen.<br />

Kinderarmut müsse koordiniert und gemeinsam von vielen Seiten<br />

begegnet werden – so auch das Plädoyer der beiden Landtagsabgeordneten<br />

aus dem Wahlkreis Tübingen, Rita Haller-<br />

Haid (SPD) und Daniel Lede Abal (Grüne), die sich engagiert in<br />

die Diskussion einschalteten. Dabei kann und sollte an vorhandenen<br />

Strukturen angesetzt werden, da der Kontakt und das<br />

Vertrauensverhältnis zu von Armut betroffenen Familien insbesondere<br />

in Regeleinrichtungen wie Kindertageseinrichtungen<br />

und Grundschulen bereits vorhanden ist. Jedoch fehlten bisher<br />

die Zeit, das Geld und das Fachwissen, um gezielt unterstützen<br />

zu können.<br />

Was ist das Tübinger SoFa?<br />

Das Tübinger Sozialpolitische Fachforum wurde 2012 im KV Tübingen ins Leben gerufen, um in Kooperation mit einzelnen Mitgliedsorganisationen<br />

aktuelle sozial- und fachpolitische Themen aufzugreifen und in einem ansprechenden und anregenden Format<br />

zu diskutieren. Neben inhaltlichen Einführungen, fachlichen Statements und Positionierungen von Menschen aus Gesellschaft,<br />

Praxis, Politik und Wissenschaft steht der Austausch und Dialog im Mittelpunkt. Damit stärkt und stützt das Tübinger SoFa die<br />

fachpolitische Auseinandersetzung auf lokaler und kommunaler Ebene und bildet eine Brücke zwischen Praxis, Theorie, Politik,<br />

Verwaltung und Gesellschaft.<br />

26<br />

Bisherige Themen<br />

n Das erste SoFa fand im Januar 2012 zum Thema „<strong>Vielfalt</strong>, Initiative, staatliche Verantwortung: Grundlagen gelebter Subsidiarität“<br />

statt. Für den Input konnte Prof. Hans-Ulrich Weth, Professor an der evangelischen Hochschule Ludwigsburg, gewonnen<br />

werden. Die Veranstaltung fand im Bürgertreff/NaSe der Martin-Bonhoeffer-Häuser statt.<br />

n Das zweite Tübinger SoFa, zum Thema „Inklusion vor Ort – das geht uns alle an: Der Kommunale Index für Inklusion“ stieß im<br />

Mai 2012 in den Räumen der Lebenshilfe Tübingen auf große Resonanz. Den einleitenden Vortrag hielt Professor Jo Jerg von<br />

der evangelischen Hochschule Ludwigsburg.<br />

n „Familien erreichen – Zugänge zu Bildung und Teilhabe schaffen“ lautete das Thema des dritten SoFas. Dr. Stefan Faas, Institut<br />

für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, berichtete in seinem Impulsreferat von den Ergebnissen aus der Begleitforschung<br />

zum Landesprogramm Stärke. Als Gastgeber öffnete im Februar 2013 das Interkulturelle Mehrgenerationenhaus –<br />

InFö e.V. in Tübingen seine Türen.


Viertes Tübinger Sozialpolitisches Fachforum<br />

Verantwortung liegt bei der<br />

gesamten Gesellschaft<br />

Dienstag, 26. November 2013<br />

Konsens bestand im Plenum darüber, dass die Verantwortung<br />

für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und<br />

Jugendlichen nicht nur bei den Eltern, sondern bei der gesamten<br />

Gesellschaft liegt. Im 14. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung<br />

wird dies bekräftigt. Kinder sind ein rares Gut. Das<br />

Aufwachsen muss in Verantwortung aller gesellschaftlichen<br />

Kräfte gestützt werden. Wie die Gesellschaft bedürftige Eltern<br />

bei dieser Aufgabe unterstützen kann, wurde an diesem Abend<br />

greifbarer.<br />

Weitere SoFas in 2014<br />

In bewährter Weise bot das SoFa Gelegenheit zum Austausch<br />

unterschiedlicher Akteure vor Ort zwischen Politik, Verwaltung,<br />

Sozialen Initiativen, Wissenschaft und Fachkräften. Matthias<br />

Hamberger, Vorstand des Kreisverbandes, gab zum Abschluss<br />

des Abends einen Ausblick auf zwei SoFas im Jahr 2014, die sich<br />

den Themen Quartierentwicklung/Soziale Arbeit im Sozialraum<br />

und aus Anlass von 25 Jahren UN-Kinderrechtskonvention dem<br />

Thema Kinderrechte widmen werden.Dieses gelungene Ereignis<br />

soll im nächsten Jahr im neuen Mehrgenerationenzentrum<br />

in Stuttgart-Vaihingen fortgesetzt werden.<br />

n Kontakt: Der PARITÄTISCHE Kreisverband Tübingen<br />

Kreisgeschäftsstelle, Lorettoplatz 30, 72072 Tübingen<br />

Telefon 07071 | 56 71-280, kv-tue@paritaet-bw.de.<br />

Qualifizierte Tagesmütter werden fest angestellt<br />

HEILBRONN Gemeinsam mit der Stadt Heilbronn geht die AR­<br />

KUS gGmbH neue Wege in der Kindertagespflege. Das in<br />

2012 kooperativ entwickelte Konzept der Kleingruppentagespflege<br />

sieht vor, Tagesmütter nach dem Curriculum des<br />

Deutschen Jugendinstituts (DJI) zu qualifizieren und bei Erfüllung<br />

verschiedener Kriterien fest anzustellen. Unter der<br />

Dienst- und Fachaufsicht der ARKUS Heilbronn arbeiten nunmehr<br />

sechs Tagesmütter. Sie betreuen Kinder in ihrer eigenen<br />

Wohnung und stehen im ständigen Austausch mit ihrem<br />

Arbeitgeber.<br />

Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass die Angestellten monatlich<br />

ihr festes Gehalt beziehen sowie bei Krankheit und Urlaub<br />

durch Lohnfortzahlung abgesichert sind. Lästige Formalitäten<br />

einer selbständigen Tagesmutter entfallen. Schließlich<br />

hebt die Arbeit „unter dem Dach“ eines Trägers die Vereinzelung<br />

auf und fördert Vernetzungsstrukturen sowie Fachaustausch. Im<br />

Gegenzug sind ein hohes Maß an Flexibilität und Bereitschaft<br />

zur Zusammenarbeit mit ARKUS gefordert. Es handelt sich um<br />

ein bundesweites Modellprojekt, bei dem noch viel Entwicklungsarbeit<br />

geleistet werden muss.<br />

wohl und geborgen fühlt. Es werden Tagesmütter und -väter<br />

vermittelt, bei denen wir eine größtmögliche Übereinstimmung<br />

mit den Werte- und Erziehungsvorstellungen der Eltern sehen.<br />

Die Kindertagespflege ist eine gleichwertige Alternative zu Krippe<br />

und Kita. Die Tagesmütter sind sehr flexibel. Betreuungszeiten<br />

können individuell am Bedarf des Kindes angepasst werden.<br />

Das Büro der Kindertagespflege bei ARKUS bietet den Eltern<br />

ausführliche Beratung zur Betreuungsform und den Möglichkeiten<br />

der Kindertagespflege. Es vermittelt freie Plätze von Tageseltern.<br />

Für Fragen und Auskünfte rund um die Tagespflege<br />

im Stadtkreis Heilbronn stehen die Mitarbeiterinnen des Tagespflegeteams<br />

gerne zur Verfügung.<br />

n Kontakt: ARKUS gGmbH, Kindertagespflege<br />

Telefon 07131 | 991 23-27<br />

kindertagespflege@arkus-heilbronn.de<br />

www.arkus-heilbronn.de.<br />

Im Zentrum der Aufmerksamkeit und Interesses steht immer das<br />

Kind, das in einer Umgebung aufgehoben sein soll, in der es sich<br />

27


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

28<br />

<strong>Vielfalt</strong> ist unsere Stärke<br />

Der Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

STUTTGART Unter den 35 Kreisverbänden des PARITÄ­<br />

TISCHEN in <strong>Baden</strong>-Württemberg kann man den Stuttgarter<br />

<strong>als</strong> einen numerischen Riesen bezeichnen: 27 Landesfachverbände<br />

haben hier ihren Sitz, 107 rechtlich selbständige<br />

Organisationen mit 69 zusätzlichen Einrichtungen sind<br />

Dienstleistungsanbieter vor Ort und gestalten die soziale<br />

Arbeit in ihrer ganzen Bandbreite mit. Die Größe des Kreisverbandes<br />

spielt für die einzelnen Mitgliedseinrichtungen<br />

eine untergeordnete Rolle. Bedeutsam sind der Austausch,<br />

die verbandliche Zusammenarbeit und Vernetzung im jeweiligen<br />

konkreten fachlichen „Subsystem“, die Präsenz in<br />

den verbandsübergreifenden LIGA-Fachausschüssen und<br />

Gremien der städtischen Sozialplanung inbegriffen.<br />

Geführt wird der Kreisverband von sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern.<br />

An seiner Spitze steht seit Mitte 2012 Judith<br />

Vowinkel, die zur neuen Vorsitzenden und damit zur Nachfolgerin<br />

von Ursula Marx gewählt wurde. Diese hat ihr Amt im PARI-<br />

TÄTISCHEN nach über elf Jahren vor ihrer Ernennung zur Behindertenbeauftragten<br />

der Landeshauptstadt Stuttgart zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Die Arbeit von Kreisvorstand und Geschäftsführung fokussiert<br />

sich auf die Information/Beratung und Vertretung der<br />

Mitglieder. Das thematische Spektrum wird durch die die Mitgliedsorganisationen<br />

betreffenden sozialpolitischen Herausforderungen<br />

in der Landeshauptstadt insbesondere dort bestimmt,<br />

wo eine finanzielle Abhängigkeit von der Kommune<br />

vorgegeben ist. Aktuell betrifft das den Ausbau und die Förderung<br />

der Kindertageseinrichtungen und die Zukunftssicherung<br />

der zuschussfinanzierten Dienste im Bereich der sozialen<br />

Daseinsfürsorge. Die verbesserte Personal- und Mittelausstattung<br />

einzelner Mitgliedsorganisationen in anderen Hilfebereichen<br />

muss im Zuge der städtischen Haushaltsplanungen<br />

für 2014/15 ebenfalls eingefordert werden. Nicht unmittelbar<br />

mit Finanzierungsfragen verbundene Themen, die auf der Tagesordnung<br />

des Kreisvorstandes stehen die Ganztagesbetreuung<br />

in den Stuttgarter Grundschulen, die Umsetzung der<br />

Inklusion in Stuttgart und die Beteiligung des Kreisverbandes<br />

an der Kampagne „Generationen verbinden“ des <strong>Landesverband</strong>es.<br />

Ausblick<br />

Blickt man in die Zukunft, wird es weiterhin im Interesse des<br />

Kreisvorstandes liegen, anlassbezogen zu aktuellen sozialpolitischen<br />

Themen in der Stadt sowohl betroffene Mitgliedsorganisationen<br />

<strong>als</strong> auch Referenten/-innen aus dem PARITÄTISCHEN<br />

oder der städtischen Verwaltung einzuladen, den fachlichen<br />

Diskurs und die innerverbandliche Meinungsbildung zu fördern<br />

und den darauf basierenden Vertretungsanspruch gegenüber<br />

Politik und Verwaltung geltend zu machen.<br />

Kontakt Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Kreisverband Stuttgart<br />

Geschäftsführer: Wolfgang Bernlöhr<br />

Hauptstraße 28 | 70563 Stuttgart<br />

Telefon 0711 | 21 55-103<br />

bernloehr@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de.<br />

Der neue Kreisvorstand<br />

Judith Vowinkel, Kreisvorsitzende, judith.vowinkel@stuttgart.de<br />

Karin Bierich-Schopmeyer, Verein der Freien Waldorfschule am<br />

Kräherwald, karin.bierich-schopmeyer@gmx.de<br />

Karin Dressel, AG Dritte Welt, karin.dressel@agdw.de<br />

Eberhard Müller, Sozialberatung Stuttgart,<br />

mueller@sozialberatung-stuttgart.de ohne Foto<br />

Ulrike Ohnmeiß, Lagaya, ohnmeiss@lagaya.de ohne Foto<br />

Marie-Luise Stöger, Wildwasser Stuttgart,<br />

marie-luise.stoeger@wildwasser-stuttgart.de<br />

Sybille Tropper, pro familia, sybille.tropper@profamilia.de<br />

K. Bierich-Schopmeyer K. Dressel M.-L. Stöger<br />

S. Tropper


Gemeinsam sind wir stark<br />

<strong>Vielfalt</strong> der Mitglieder bietet eine Riesenchance, in Stuttgart etwas zu bewegen<br />

STUTTGART Der PARITÄTISCHE<br />

Kreisverband Stuttgart hat seit<br />

Mitte 2012 eine neue Vorsitzende.<br />

Frau Judith Vowinkel arbeitet in<br />

der Ambulanten Jugendhilfe und<br />

ist <strong>als</strong> Stadträtin der SPD im Stuttgarter<br />

Gemeinderat engagiert. Zu<br />

den größten sozialpolitischen Herausforderungen<br />

zählen für Sie die<br />

Schaffung von Kindertagesplätzen<br />

und der Umbau der Schullandschaft.<br />

Sie ist begeistert von dem<br />

breiten Spektrum und fachlichem Know-how, das der Verband<br />

unter seinem Dach bündelt. Denn dies ist eine gute<br />

Grundlage, auf der Themen wie Gleichstellung, Inklusion<br />

und Teilhabe erfolgreich bewegt werden können.<br />

Frau Vowinkel, Sie sind frischgebackene Vorsitzende des PARITÄ-<br />

TISCHEN Kreisverbandes Stuttgart und Nachfolgerin von Ursula<br />

Marx, die jetzt Behindertenbeauftragte der Stadt Stuttgart ist.<br />

Stellen Sie sich doch bitte kurz unserer Leserschaft vor.<br />

Na ja, so frisch gebacken und neu fühle ich mich mit Ende 50<br />

auch nicht mehr. Seit 1979 lebe ich in Stuttgart-Stammheim.<br />

Ursprünglich komme ich aus Nierstein bei Mainz. Dort hatte<br />

ich Sozialpädagogik an der Fachhochschule studiert. Meine<br />

erste Arbeitsstelle trat ich beim damaligen Stuttgarter Jugendhaus<br />

e.V. im Jugendhaus Mitte an. Inzwischen habe ich<br />

eine Familie mit erwachsenen Kindern, eine Zusatzausbildung<br />

in Transaktionsanalyse, habe verschiedene Berufsfelder<br />

kennengelernt und arbeite zurzeit teilzeitbeschäftigt in der<br />

Ambulanten Jugendhilfe der Karlshöhe Ludwigsburg. Meine<br />

Stadtratstätigkeit könnte ich allerdings auch zu 100 Prozent<br />

ausfüllen.<br />

Sie sind bürgerschaftlich und politisch <strong>als</strong> Stadträtin der SPD im<br />

Stuttgarter Gemeinderat engagiert. Wo sehen Sie <strong>als</strong> Stadträtin aktuell<br />

und zukünftig die sozialpolitischen Herausforderungen in der<br />

Landeshauptstadt Stuttgart?<br />

Meine politische Heimat ist seit 44 Jahren die SPD. Obwohl<br />

ich oftm<strong>als</strong> mit verschiedenen Entscheidungen meiner Partei<br />

hadere, habe ich und werde ich wohl immer die größte<br />

Schnittmenge mit ihr verbinden. Besonders bei Haushaltsberatungen,<br />

die im Moment angesagt sind, sehe ich die Unterschiede.<br />

Sozialpolitische Herausforderungen sind weiterhin<br />

die Schaffung von Kindertagesplätzen und der Ausbau<br />

von Tagesstätten, der Umbau der Schullandschaft, die Bereitstellung<br />

von bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen,<br />

ein kommunales Projekt, um Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung<br />

zu geben, und das Voranbringen der Inklusion.<br />

Was hat Sie bewogen, sich verstärkt im PARITÄTISCHEN zu engagieren<br />

und für den Vorsitz zu kandidieren? Wie wollen Sie Ihr Amt gestalten<br />

und die Interessen der zahl- und facettenreichen Mitgliedsorganisationen<br />

wahrnehmen?<br />

Ganz einfach: Ich wurde gefragt! Über meine frühere Tätigkeit<br />

beim Verein Frauen für Frauen in Ludwigsburg kannte ich den<br />

PARITÄTISCHEN und viele Frauen, die jetzt auch im Kreisvorstand<br />

sind. Ich freue mich, mit diesem neu zusammengesetzten<br />

Vorstand zusammenarbeiten zu können. Je mehr ich mich<br />

mit der Struktur des PARITÄTISCHEN beschäftige, umso spannender<br />

finde ich diese Aufgabe. Die <strong>Vielfalt</strong> der Mitglieder bietet<br />

eine Riesenchance, in Stuttgart etwas zu bewegen und<br />

kleinere Vereine und Einrichtungen zu unterstützen. Das geht<br />

nur gemeinsam.<br />

Was motiviert Sie besonders, welche Aufgaben möchten Sie vorrangig<br />

angehen?<br />

Einem Verband vorzustehen, in dem ein breites Spektrum<br />

und fachliches Know-how in den vielfältigsten Bereichen vorhanden<br />

ist. Dieses möchte ich zunächst einmal kennenlernen<br />

und die Bedürfnisse und Erwartungen abklären.<br />

Haben Sie schon konkrete Vorstellungen, wie die Zusammenarbeit<br />

im Kreisvorstand und mit den Mitgliedsorganisationen intensiviert<br />

und eventuell mit gemeinsamen Aktionen und Projekten vorangebracht<br />

werden könnte?<br />

Bitte lassen Sie mir hier noch etwas Zeit! Ich merke nur, da ich<br />

noch eine Außensicht habe und noch nicht so involviert bin,<br />

dass diese verbandliche <strong>Vielfalt</strong> in der Öffentlichkeit kaum bekannt<br />

ist. Auch habe ich selbst noch viele Fragen: „Was ist das<br />

Profil des Kreisverbandes Stuttgart? Wie können wir es schaffen,<br />

den Bekanntheitsgrad zu steigern? Bleibende und weiterhin<br />

aktuelle Themen sind für mich die Gleichstellung, die Inklusion<br />

und die Armuts -und Teilhabethematik.<br />

Das Gespräch führte Regionalgeschäftsführer Wolfgang Bernlöhr.<br />

Die Kreisvorsitzende Judith Vowinkel ist erreichbar unter<br />

judith.vowinkel@stuttgart.de.<br />

29


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

Haus Morgenstern – ein Entwicklungsort<br />

Das Altenpflegeheim wird seit 1976 nach anthroposophischen Grundsätzen geführt<br />

STUTTGART Das Altenpflegeheim Haus Morgenstern im<br />

Stuttgarter Osten wurde von Mitgliedern der Anthroposophischen<br />

Gesellschaft und der Christengemeinschaft gegründet.<br />

Das Haus sieht sich nicht nur <strong>als</strong> Dienstleistungsunternehmen.<br />

Vielmehr sollen sich alle Menschen, die hier<br />

wohnen und arbeiten, zu einer lebendigen, einander zugewandten<br />

Gemeinschaft verbinden.<br />

Die Anthroposophie versteht den Menschen <strong>als</strong> Einheit von<br />

Leib, Seele und Geist. Unter Geist versteht sie den ewigen Lebenskern,<br />

der sich in der Biografie schicksalhaft auslebt. Krankheit<br />

ist unter diesem Gesichtspunkt eine Chance zur Weiterentwicklung<br />

des Seelisch-Geistigen. Alter ist nicht nur die Endphase<br />

des Lebens, sondern Auftakt zu neuem Sein.<br />

Im Haus Morgenstern wird versucht, in der täglichen Arbeit diesen<br />

Idealen treu zu bleiben – vor allem dadurch, dass die Pflege<br />

sorgfältig und ganz dem Einzelnen zugewandt geleistet wird.<br />

Aufbauend auf der anthroposophisch erweiterten Menschenkunde<br />

richtet sich die Art und Weise des Tuns bewusst auch an<br />

den „ewigen Menschen“ in jeder Individualität. Über die Pflege<br />

des Körpers hinaus sollen auch Geist und Seele angesprochen<br />

werden. Gepflegt und begleitet wird in dem Wissen, dass es<br />

immer ein „Morgen“ gibt.<br />

Das Haus Morgenstern wurde 1976 fertig gestellt. Seither leben<br />

hier einhundert Menschen mit unterschiedlichen Altersveränderungen<br />

und Gebrechlichkeiten. Auch im Einrichtungsnamen<br />

wird etwas vom Wesen der dortigen Arbeit spürbar: „Morgen“<br />

ist zukunftsgerichtet, „Stern“ steht für das Ewige, Zeitlose.<br />

Für anthroposophische Altenhilfeeinrichtungen existiert kein<br />

alleingültiges Konzept. Jedes Modell, das auf den Impulsen aus<br />

der von Rudolf Steiner gegebenen Weltanschauung basiert, ist<br />

individuell organisiert. Welche Aspekte davon ins Alltagsleben<br />

getragen werden, liegt an der Leitung und an den Menschen,<br />

die dort wohnen und arbeiten.<br />

Menschen zu einer lebendigen<br />

Gemeinschaft verbinden<br />

Das Haus Morgenstern versteht sich nicht nur <strong>als</strong> Dienstleistungsbetrieb.<br />

Alle Menschen dort sollen sich zu einer lebendigen<br />

Gemeinschaft verbinden, die die Individualität und Bedürfnisse<br />

des Einzelnen ebenso achtet wie seine Gebrechlichkeit.<br />

Die Arbeit ist so geordnet, dass überschaubare kleine Bewohnergruppen<br />

(Primäre Pflege) von einem Mitarbeitenden<br />

betreut werden. Dieser lernt „seine“ Bewohner gut kennen, so<br />

kann „Beziehungsdienstleistung“ entstehen. In der täglichen Arbeit<br />

richtet sich der Blick darauf, was der Einzelne im jeweiligen<br />

Augenblick braucht. Jeder kann sich zurückziehen, wenn er<br />

dies wünscht. Er kann aber auch am Zusammenleben teilnehmen,<br />

wenn er das möchte.<br />

Gottesdienste und Konzerte sind fester Bestandteil des Lebens<br />

im Haus. Ergänzende Therapien streben nicht vordergründig Fitness<br />

an, sondern sollen das aktive Seelenleben fördern. Zu den<br />

Angeboten gehören Gruppenveranstaltungen wie Malen, Eurhythmie,<br />

Singen, Musizieren, Lesekreis und Gymnastik. Darüber<br />

hinaus soll das Haus ein Entwicklungsort sein für alle. Es gibt hier<br />

keine „Kunden“, „Insassen“ oder „Gäste“, sondern selbstständige<br />

Menschen, die hier eine – meistens ihre letzte – Wohnung bezogen<br />

haben, bekräftigt Einrichtungsleiterin Sabine Ringer. Einrichtung<br />

und Ausgestaltung sollen an der Würde dieser Lebenssituation<br />

orientiert sein – nicht nur an hygienischen oder für die<br />

Pflege praktischen Vorgaben. Die Zimmer werden leer vermietet,<br />

damit Privates mitgebracht werden kann. Sterben und Tod<br />

sollen nicht verdrängt, sondern würdig begleitet werden. Sabine<br />

Ringer: Wie dem Leben, so soll auch dem Sterben mit offener<br />

Haltung begegnet werden.<br />

Ein zentrales Anliegen ist es auch, Handlungsfreiräume zu schaffen,<br />

damit sich die Menschen begegnen dürfen und aus den<br />

aktuellen Wahrnehmungen das Notwendige („die Not wenden“)<br />

miteinander tun. Dies erfordert auch von den Mitarbeitenden<br />

die Bereitschaft, sich einzulassen. Die Beziehungsgestaltung ist<br />

demnach der fachlichen Pflege mindestens gleichgestellt.<br />

n Kontakt: Haus Morgenstern e.V.<br />

Telefon 0711 | 164 04 00, info@haus-morgenstern.de<br />

www.haus-morgenstern.de.<br />

30


Fortschrittliches Konzept<br />

Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg gründet innovative Pflegeschule<br />

Modulare Ausbildungsstruktur<br />

Die theoretische Ausbildung findet in der Altenpflegeschule<br />

des Bildungszentrums Wohlfahrtswerk statt, in dem speziell dafür<br />

neue Räumlichkeiten mit modernster Ausstattung eingerichtet<br />

wurden. Die Praxis, auf die die Altenpflegeschule besonderes<br />

Augenmerk legt, erfolgt in Pflegeheimen oder -diensten<br />

des Wohlfahrtswerks und anderer Altenhilfeträger.<br />

STUTTGART Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres<br />

konnte das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg den<br />

Start seiner ersten eigenen Altenpflegeschule feiern. Insgesamt<br />

28 Schülerinnen und Schüler werden in der dreijährigen<br />

Ausbildung, die den neuesten Richtlinien entspricht,<br />

den Beruf des Altenpflegers erlernen. Mit dem innovativen<br />

Konzept der Ausbildung ist das Wohlfahrtswerk Vorreiter<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />

Gut qualifiziertes Pflegepersonal zu finden und das Wissen und<br />

Können zu entwickeln ist schwer. Mit der Gründung einer eigenen<br />

Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe<br />

möchte das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg dem<br />

Fachkräftemangel begegnen und flexibel auf fachliche Entwicklungen<br />

des Arbeitsmarktes reagieren können. Bislang war<br />

es in Stuttgart möglich, den Beruf des Altenpflegers in vier Bildungsinstitutionen<br />

zu erlernen. Durch die Schulgründung des<br />

Wohlfahrtswerks wird das Angebot nun um 28 Ausbildungsplätze<br />

erweitert.<br />

Voraussetzung für die grundständige Ausbildung in der Altenpflegeschule,<br />

die jährlich im Oktober startet, sind entweder ein<br />

Re<strong>als</strong>chulabschluss oder ein Hauptschulabschluss – mit zweijähriger<br />

Berufsbildung oder alternativ mit einjähriger Ausbildung<br />

zum Krankenpflege- oder Altenpflegehelfer.<br />

Eine Besonderheit der dreijährigen Ausbildung ist die zukunftsorientierte<br />

curriculare Ausrichtung: In sich geschlossene Wissensbausteine<br />

formen den Lehrplan. Mit dieser modularen Ausbildungsstruktur<br />

ist das Wohlfahrtswerk Vorreiter bei den Altenpflegeschulen<br />

<strong>Baden</strong>-Württembergs. Die abgeschlossenen<br />

Module können im späteren Berufsleben die Anerkennung von<br />

Kompetenzen erleichtern, wenn beispielsweise Zulassungsvoraussetzungen<br />

für ein Studium oder Weiterbildungen geprüft<br />

werden. Durch die künftige Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens<br />

ist der Lehrplan auch hilfreich für internationale<br />

Berufswege, da die modulare Struktur des Lehrplanes auch<br />

im Ausland die Anerkennung des deutschen Abschlusses vereinfacht.<br />

Das Bildungszentrum Wohlfahrtswerk, in dem die neue Altenpflegeschule<br />

angesiedelt ist, blickt auf über 30 Jahre Erfahrung<br />

in der Fort- und Weiterbildung in der Altenhilfe zurück. Daneben<br />

gibt es seit 2008 die Ausbildung <strong>als</strong> „Servicehelfer im Sozial-<br />

und Gesundheitswesen“. Diese war <strong>als</strong> Modellprojekt der<br />

Robert Bosch Stiftung gestartet und erfolgt seit 2010 <strong>als</strong> reguläre<br />

Ausbildung. Mit der neuen Altenpflegeschule bietet das<br />

Bildungszentrum nun die zweite grundständige Ausbildung an.<br />

n Kontakt<br />

Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Telefon 0711 | 619 26-0, www.wohlfahrtswerk.de.<br />

Das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts<br />

und wurde 1817 von Königin Katharina von Württemberg gegründet. An 19 Standorten<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg betreibt die Stiftung Pflegeheime und Seniorenwohnanlagen.<br />

Dazu kommen ambulante Dienste, mobile Essensdienste sowie das eigene Bildungszentrum.<br />

Mit über 1.000 Teilnehmenden pro Jahrgang ist das Wohlfahrtswerk einer der größten<br />

Träger des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) in <strong>Baden</strong>-Württemberg und gleichzeitig<br />

Träger des Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Zum Satzungszweck der Stiftung zählt die<br />

Umsetzung fortschrittlicher Ansätze der sozialen Arbeit. Dem Wohlfahrtswerk wurde<br />

kürzlich der Preis TOP-Innovator 2013 verliehen – damit zählt es zu den 100 innovativsten<br />

Unternehmen des Mittelstands in Deutschland.<br />

31


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

Neues Projekt der AIDS-Hilfe wendet sich an junge Menschen<br />

„Unverklemmte Jugendliche“ reden offen über Sexualität und Schutz vor HIV<br />

STUTTGART Für Präventionsveranstaltungen mit Jugendlichen<br />

in Schulen und Jugendeinrichtungen hat sich die<br />

AIDS-Hilfe Stuttgart ein besonderes Konzept der Peer-Education<br />

(Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch<br />

Gleichaltrige) einfallen lassen: den Einsatz von sogenannten<br />

„Unverklemmten Jugendlichen“ (UJus). Diese führen Beratungsgespräche<br />

mit Heranwachsenden auf Augenhöhe.<br />

Das Konzept der „Unverklemmten Jugendlichen“ (UJus) geht<br />

davon aus, dass jugendliche Lehrpersonen bei Aufklärungsgesprächen<br />

über HIV und AIDS erfolgreicher bei Gleichaltrigen<br />

sind <strong>als</strong> Erwachsene. Die UJus definieren sich weniger <strong>als</strong> Lehrer,<br />

sondern <strong>als</strong> Lernbegleiter. Auf diese Weise werden ein<br />

gleichgewichtetes Verhältnis und Gespräche auf gleicher Ebene<br />

möglich.<br />

Am Stellenwert der Prävention <strong>als</strong> Mittel zur Bekämpfung der<br />

Epidemie hat sich auch nach dem Aufkommen hochaktiver<br />

antiretroviraler Therapien nichts geändert. Eine Banalisierung<br />

von HIV oder AIDS könnte für die Prävention negative Folgen<br />

haben. Deshalb ist Kontinuität in der Prävention sehr wichtig,<br />

gerade bei Heranwachsenden.<br />

Die UJus der AIDS-Hilfe sind Studierende der Hochschulen in<br />

und um Stuttgart. Sie erhalten eine spezielle Schulung, Fragen<br />

der Sexualität und Risiken der HIV-Übertragung betreffend. Dabei<br />

werden nicht nur Sachinhalte, sondern auch Lehrkompetenzen<br />

in Form von unterschiedlichen Methoden der sozialen<br />

Arbeit vermittelt. Eingeübt wird zum Beispiel, wie man unbefangen<br />

über Sexualität reden und dabei trotzdem die Intimsphäre<br />

geschützt werden kann. Zudem werden den UJus Arbeitsmaterialien<br />

wie Cartoons oder Kärtchen an die Hand<br />

gegeben, mit deren Hilfe Themen wie Sexualität, HIV/AIDS,<br />

Verhütung, Kondomgebrauch und (Nicht)-Übertragungsrisiken<br />

besser thematisiert werden können.<br />

Nur wenn Jugendliche offen über Wünsche, Vorlieben und<br />

Ängste sprechen können, haben die Präventionsbotschaften<br />

Erfolg. Daher wird meistens nach Geschlechtern getrennt<br />

ge arbeitet. Zum Abschluss jeder Veranstaltung werden von<br />

den Teilnehmenden Feedback-Bögen ausgefüllt, die regelmäßig<br />

ausgewertet werden.<br />

Um das Thema AIDS/HIV ins öffentliche Bewusstsein zu rücken,<br />

wurde am 2. Dezember im Foyer des Stuttgarter Rathauses die<br />

Ausstellung „Lebendige Bilder“ eröffnet, die Kunstwerke und<br />

Texte von HIV-Betroffenen zeigt. Die Ausstellung kann noch bis<br />

zum 3. Januar 2014 werktags von 8.00 bis 18.00 Uhr besucht<br />

werden.<br />

n Kontakt: AIDS-Hilfe Stuttgart e.V.<br />

Telefon 0711 | 224 69 14, alfons.stetter@aidshilfe-stuttgart.de<br />

www.aidshilfe-stuttgart.de.<br />

Jugendliche sensibilisieren<br />

Das Ziel des UJu-Projektes ist es, junge Menschen zu motivieren,<br />

sich mit Themen wie Liebe, Sexualität, Kondomgebrauch<br />

und Schutz vor HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten auseinanderzusetzen. Jugendliche sollen für Übertragungs-<br />

und Schutzmöglichkeiten sensibilisiert und zu verantwortungsbewusstem<br />

Handeln angeregt werden.<br />

32<br />

AIDS-Hilfe Stuttgart e.V.<br />

Die AIDS-Hilfe Stuttgart ist ein gemeinnütziger Verein mit den Tätigkeitsschwerpunkten<br />

HIV-Präventionsberatung und HIV/AIDS-Betroffenenunterstützung. Sie versteht<br />

sich <strong>als</strong> Zusammenschluss von Menschen mit HIV/AIDS, Mitgliedern der Hauptbetroffenengruppen<br />

sowie allen Menschen, die sich diesen gegenüber solidarisch verhalten<br />

wollen, um sich gemeinsam den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

durch HIV/AIDS zu stellen.


Die Europäische Gemeinschaft steht vor Herausforderungen<br />

Der AGDW führt das Projekt SANO für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge durch<br />

STUTTGART „Flüchtlinge leben bedauerlicherweise oft am<br />

Rande der Gesellschaft“, hieß es kürzlich in einer Schrift,<br />

die sich ganz allgemein mit ökonomischer Teilhabe und gesellschaftlicher<br />

Anerkennung von Menschen in unserem<br />

Land beschäftigte.<br />

Dafür gibt es viele Gründe: Unterkunftszuweisung in Gebiete<br />

ohne soziales Umfeld, noch nicht erworbene Sprachkenntnisse<br />

und Kenntnisse der sozialen Strukturen, fehlende berufliche<br />

Qualifikation oder nicht anerkannte Schul- oder Berufsabschlüsse,<br />

nicht behandelte psychische Probleme aufgrund von<br />

Verfolgungsgeschichte und Fluchterlebnissen u.v.m.<br />

Entwicklungen und mediale Präsenz<br />

Zwei begrüßenswerte Schritte auf dem beschwerlichen Weg der<br />

Flüchtlinge in die Mitte der Gesellschaft sind die Aufhebung der<br />

Residenzpflicht innerhalb von <strong>Baden</strong>-Württemberg und der Ersatz<br />

des Gutscheinverfahrens durch Geldleistungen in der Stadt<br />

Stuttgart – sowie inzwischen in weiteren Landkreisen.<br />

Über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus gesehen, ist die<br />

Situation in Syrien ein großes Thema, das uns alle bewegt. Es ist<br />

sehr von den Medien aufgegriffen worden und hat die Aufmerksamkeit<br />

auf das Thema „Flucht“ gelenkt. Auch die Tragödien,<br />

die sich vor ein paar Wochen vor Lampedusa abspielten,<br />

haben gezeigt, dass eine gute Lösung der Asyl- und Flüchtlingsfrage<br />

eine der schwierigsten Herausforderungen für die<br />

Europäische Gemeinschaft ist. Zwischen dem Anspruch, humanitäre<br />

Hilfe zu leisten und damit auch den eigenen Wertmaßstäben<br />

gerecht zu werden, und dem Schutz der Außengrenzen<br />

bzw. der eigenen Interessen besteht eine extreme Spannung –<br />

mit dramatischen Folgen.<br />

Projekt für besonders<br />

schutzbedürftige Flüchtlinge<br />

Man schätzt, dass zirka ein Drittel der Menschen, die in Stuttgart<br />

in einer Flüchtlingsunterkunft ankommen, besonders<br />

schutzbedürftig sind. Das heißt, sie sind psychisch oder physisch<br />

krank und/oder traumatisiert. Zu dieser Flüchtlingsgruppe<br />

gehören außerdem werdende Mütter, Alleinerziehende und<br />

Mütter mit minderjährigen Kindern. Um dieser Zielgruppe gerecht<br />

zu werden, startete im Frühjahr 2013 auf Initiative der<br />

AGDW das von der Europäischen Union und der Stadt Stuttgart<br />

geförderte Projekt SANO: ein Projekt für besonders schutzbedürftige<br />

Flüchtlinge. Es wird von der AGDW in Kooperation mit<br />

drei weiteren Trägern der Flüchtlingssozialarbeit durchgeführt.<br />

n Kontakt: AGDW e.V.<br />

Telefon 0711 | 24 02 80<br />

info@agdw.de, www.agdw.de.<br />

Der AGDW e.V., die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt, blickt im nächsten Jahr auf 40 Jahre <strong>als</strong> gemeinnütziger<br />

Verein in Stuttgart zurück.<br />

Der Verein ist größter Träger der Flüchtlingssozialarbeit in Stuttgart Er betreut im Auftrag der Stadt<br />

Stuttgart nahezu die Hälfte aller Flüchtlinge in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt.<br />

Der Verein ist Vormundschaftsverein Er ist der einzige Vormundschaftsverein für unbegleitete minderjährige<br />

Flüchtlinge in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />

Der Verein betreibt die Rückkehrberatungsstelle Er ist von der Stadt Stuttgart exklusiv mit der Beratung<br />

und Hilfestellung für in ihre Heimat zurückkehrende Flüchtlinge und Asylbewerber beauftragt.<br />

Der Verein ist <strong>als</strong> Migrationsberatungsstelle tätig Er hat den Teilbereich „erwachsene Zuwanderer“ in<br />

Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern der LIGA der freien Wohlfahrtspflege übernommen.<br />

Außerdem nimmt der Verein immer wieder<br />

vorbildhafte Projekte zur Bildung und<br />

Erziehung von Kindern und Erwachsenen<br />

mit Migrationshintergrund in den<br />

Stadtteilen auf, in denen er mit den<br />

Familien, Schulen und Institutionen<br />

gut vernetzt ist.<br />

33


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

„Ich will alles perfekt machen, schaffe es aber nicht“<br />

Mädchengesundheitsladen bietet seit über 20 Jahre Beratung und Hilfe<br />

Sowohl in den Workshops, die vorwiegend im schulischen Kontext<br />

stattfinden, <strong>als</strong> auch in der psychosozialen Einzelberatung,<br />

arbeitet der Mädchengesundheitsladen nachfrageorientiert, das<br />

heißt, die Wünsche und Fragestellungen der Mädchen stehen<br />

bei allen Aktionen stets im Mittelpunkt. Waren es früher mehrheitlich<br />

Essstörungen, die die jungen Frauen in die Beratung geführt<br />

haben, sind es heute häufig depressive Verstimmungen,<br />

Befindlichkeitsstörungen und selbstverletzendes Verhalten. Diese<br />

Symptome sind oft <strong>als</strong> Ausdruck von Überlastung, zunehmendem<br />

Stress und Druck zu sehen – ein Phänomen, das die<br />

Mitarbeiterinnen immer häufiger beobachten: Mädchen, die unter<br />

enormen Druck stehen, unter Zeitdruck, unter Freundschaftsdruck,<br />

unter dem Druck von Schönheitsidealen, unter sozialem<br />

Druck, Leistungsdruck und dem Druck, den Schule, Eltern aber<br />

auch sie sich selbst auferlegen.<br />

Befindlichkeitsstörungen nehmen zu<br />

Dieser Druck kann sich potenzieren, wenn Mädchen allen Erwartungen<br />

gleichzeitig gerecht werden sollen. Immer unter Anspannung<br />

stehen, stets den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden,<br />

ist sehr anstrengend und hat ungute Konsequenzen – für<br />

die Mädchen ganz konkret in der Zunahme von Befindlichkeitsstörungen<br />

und anderen psychischen Auffälligkeiten. Gesundheitlich<br />

betrachtet zahlen die Mädchen <strong>als</strong>o unter Umständen<br />

einen hohen Preis für dieses Engagement. Das spiegelt sich deutlich<br />

in der seit einigen Jahren enormen Zunahme von Beratungsanfragen<br />

wider. Mädchen brauchen durch das häufigere Auftreten<br />

von psychischen Symptomen vermehrt professionelle Begleitung<br />

und fordern diese auch beim Austarieren der Balance<br />

zwischen Lebenslust und Leistung ein.<br />

STUTTGART Der Mädchengesundheitsladen ist eine geschlechtsbezogene<br />

Einrichtung in Stuttgart zur Gesundheitsförderung,<br />

Sexualerziehung, Sucht- und Gewaltprävention.<br />

Mit seinen Angeboten erreicht er seit über 20<br />

Jahren rund 2.000 Mädchen jährlich.<br />

Die praktische Arbeit der Einrichtung umfasst verschiedene Formen<br />

der Gruppenarbeit und der psychosozialen Einzelberatung.<br />

Mit den Angeboten erreichen die Mitarbeiterinnen den Querschnitt<br />

der Stadt Stuttgart, was Bildungshintergrund, Migrationserfahrung<br />

und soziale Herkunft betrifft.<br />

Aufgrund der oben beschriebenen Nachfrageorientierung gehen<br />

viele Anfragen der Mädchen in die Richtung: „Ich will alles<br />

perfekt machen, schaffe das aber nicht – wie kann ich tatsächlich<br />

alles hinkriegen?“ oder „Ich möchte weiter in jedem Bereich volle<br />

Leistung bringen, will aber weniger gestresst sein – wie geht<br />

das?“ Die Mitarbeiterinnen haben den Eindruck, dass das Motto<br />

für den Lebensalltag vieler Mädchen und junger Frauen nicht<br />

nur ist „Das Beste aus sich herausholen“ – was ja durchaus motivierend<br />

sein könnte und häufig mit Spaß und guten Gefühlen<br />

verbunden ist – sondern dass sie das Gefühl haben „Das Beste<br />

aus sich herausholen“ zu wollen, zu sollen und zu müssen.<br />

Eine wichtige Frage hierbei ist, wie sich Mädchenarbeit in diesem<br />

Kontext positioniert und welche Aufgaben sie vor diesem Hintergrund<br />

für sich definiert. Im Hinblick auf die Nachfrageorientierung<br />

werden Mädchen und junge Frauen bei der Bewältigung<br />

ihrer jeweiligen Lebensanforderungen, abhängig von den zur<br />

Verfügung stehenden Ressourcen, unterstützt. Im Kontext der<br />

Gesundheitsförderung werden sie ermutigt, auf ihre physischen<br />

und psychischen Grenzen zu achten und aufmerksam gegenüber<br />

den eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu sein – damit<br />

der Eigensinn und die Lebenslust erhalten bleiben.<br />

n Kontakt<br />

Mädchengesundheitsladen e.V.<br />

Telefon 0711 | 30 56 85 20<br />

info@maedchengesundheitsladen.de<br />

www.maedchengesundheitsladen.de.<br />

34


Auch kleinste Schritte können große Sprünge sein<br />

15 Jahre Interdisziplinäre Frühförderstelle Fundevogel<br />

Die Arbeit basiert auf der Anthroposophie und Waldorfpädagogik<br />

Rudolf Steiners. Um dem Kind helfen zu können, werden<br />

zuerst die basalen Wahrnehmungsgrundlagen ausgebildet. So<br />

kann der Aufbau des Körperschemas oder der Gleichgewichtsreaktion<br />

durch basale Sinnespflege optimal gefördert werden.<br />

Taktile Reize (Einreibungen, Tasterfahrungen) und Bewegungsanregungen<br />

für das Gleichgewicht werden sprachlich und musikalisch<br />

durch Reime oder Harfenklänge begleitet.<br />

Das Schöne der Welt zum Kind bringen<br />

STUTTGART Die Einrichtung Fundevogel begleitet Kinder<br />

mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen von<br />

der Geburt bis zum Übergang in Kindergarten oder Schule.<br />

Den Kleinsten zu helfen, heißt auch, deren Eltern zu helfen.<br />

Eine kontinuierliche heilpädagogische und therapeutische<br />

Begleitung lässt Raum für Gespräche. So besteht die Möglichkeit,<br />

die oft kleinen aber wichtigen Entwicklungsschritte<br />

des Kindes zu erläutern und die Eltern immer wieder zu unterstützen.<br />

Natürlich geht es schneller, wenn Mama hilft. Man hat ja auch<br />

nicht immer Zeit und Geduld abzuwarten, bis die Fingerchen<br />

den Knopf selbst geschlossen haben. Aber welch ein Erfolgserlebnis,<br />

welch ein großer Schritt, welch eine Bestätigung des eigenen<br />

Könnens, wenn es dann doch gelingt, ganz ohne fremde<br />

Hilfe, in die Schuhe zu schlüpfen und den Schal umzubinden.<br />

Und dann der stolze Blick beim Aufrichten. Schaut, was ich geschafft<br />

habe!<br />

Wie glücklich ein kleiner Mensch sein kann, wenn ihm etwas<br />

nach vielen Versuchen das erste Mal gelingt! Wie sich dies in<br />

Körperhaltung und Gesichtsausdruck widerspiegelt. Auch für<br />

Eltern sind dies Augenblicke der Freude, die im Gedächtnis bleiben.<br />

Für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen<br />

und für deren Eltern, sind Erlebnisse wie diese allerdings<br />

selten und keine Selbstverständlichkeit.<br />

Auch ihnen möglichst viele schöne Augenblicke zu bescheren,<br />

dabei möchte das Team von Fundevogel helfen. Im Rahmen der<br />

Frühförderung können verschiedene Angebote wahrgenommen<br />

werden: heilpädagogische Übungsbehandlung, Anleitung<br />

für die Förderung zu Hause, Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten<br />

und besonderen Erziehungsfragen, Heileurythmie, Ergotherapie<br />

und Krankengymnastik. Die Mitarbeiterinnen begleiten<br />

Kinder, die Regelkindertagesstätten mit Integrationshilfe<br />

besuchen, auch in den Einrichtungen und beraten die Erzieherinnen.<br />

Zu Beginn findet ein Diagnostik- und Elterngespräch statt.<br />

Handelt es sich um eine Verzögerung der Sprachentwicklung,<br />

kann das Kind diese oft durch gezielte Förderung aufholen.<br />

Handelt es sich um Beeinträchtigungen aufgrund von schweren<br />

organischen Schäden, finden Eltern hier Anleitung, wie<br />

durch die richtige Pflege im täglichen Umgang die Sinne des<br />

Kindes angeregt und das Wohlbefinden gesteigert werden,<br />

nach dem Motto: Wenn das Kind nicht selbst auf die Welt zugehen<br />

kann, muss das Schöne der Welt zum Kind gebracht werden.<br />

Wesentlich ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Welchen<br />

Beitrag dazu auch ein Kind mit Beeinträchtigungen leisten<br />

kann, bedarf oft der Vermittlung.<br />

Seit 1998 ist Fundevogel ein eingetragener Verein, seit 2000 <strong>als</strong><br />

Interdisziplinäre Frühförderstelle anerkannt, die bis zu 100 Kinder<br />

pro Jahr begleitet. Eine gute Zusammenarbeit besteht mit<br />

Kinderärzten und Therapeuten, mit Kliniken, dem städtischen<br />

Gesundheitsamt und anderen Stellen.<br />

n Kontakt<br />

Interdisziplinäre Frühförderstelle Fundevogel e.V.<br />

Telefon 0711 | 3913 98 98, fundevogel@hotmail.de<br />

www.fundevogel-ev.de.<br />

Fundevogel ist ein Märchen der Gebrüder Grimm. Das Lenchen<br />

begleitet seinen gefundenen Bruder durch Verwandlungen<br />

und lässt ihn nicht im Stich. So soll auch hier das Kind<br />

begleitet und ihm geholfen<br />

werden, die Sinne für die<br />

Welt zu wecken, seine<br />

Nachahmungskräfte<br />

anzuregen, sodass es<br />

lernt, seinen Weg möglichst<br />

eigenständig zu<br />

gehen.<br />

35


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

Erweitertes und verbessertes Angebot an neuen Standort<br />

Der Körperbehinderten-Verein Stuttgart bezieht 2014 neue Räumlichkeiten<br />

STUTTGART Im Jubiläumsjahr 2014 soll es endlich soweit<br />

sein: der Körperbehinderten-Verein Stuttgart (KBV) zieht<br />

aus seiner alten Geschäftsstelle am Stuttgarter Eugensplatz<br />

ins „Krokodil“, einem umgebauten Industriegebäude<br />

im Baur-Areal in Stuttgart-Berg. Im neuen barrierefreien<br />

Haus wird der KBV sein Angebot erweitern und qualitativ<br />

verbessern können.<br />

Viele Jahre war nach einer räumlichen Alternative gesucht worden.<br />

In der neuen Geschäftsstelle werden nun neben der Verwaltung<br />

auch die Zentrale des Fahrdienstes und Büros für die<br />

Koordination der ambulanten Dienste untergebracht sein. Die<br />

Sozialen Dienste, Familienentlastende Dienste (FED), Jugend-,<br />

Freizeit- und Bildungsangebote, der Mobile Dienst und Beratungsangebote<br />

werden hier zum ersten Mal einen eigenen barrierefreien<br />

Standort haben. Für den Alex-Club, den Jugendclub<br />

des Vereins, kann ein Mehrzweckraum für die zahlreichen Clubangebote<br />

genutzt werden. Im Bereich FED gibt es nun Platz für<br />

Betreuungs- und Informationsangebote wie die Ferienbetreuung<br />

oder die Elternakademie. Das geplante Bistro werden<br />

Mitarbeiter/-innen mit und ohne Behinderung betreiben. Es<br />

soll eine Plattform für die Begegnung von Menschen mit und<br />

ohne Handicap werden; dem KBV ist die Einbindung der<br />

Bewohner/-innen des Stadtteils ein besonderes Anliegen. Auch<br />

der Fahrdienst wird im Baur-Areal ausreichend Platz für die<br />

zahlreichen Spezialfahrzeuge bekommen. Die Mobilität ist ein<br />

wichtiger Baustein im Konzept des KBV.<br />

Die Tagesförderstätte des KBV war seit 1989 in provisorischen<br />

Räumen untergebracht. Die teilstationäre Einrichtung für erwachsene<br />

Menschen mit einer Schwer-Mehrfachbehinderung<br />

wird ebenfalls ins „Krokodil“ umziehen und die größte Erweiterung<br />

sein. Vier Gruppen mit je sechs Plätzen werden entstehen.<br />

Bisher wurden zwölf Personen betreut.<br />

Ambulante Betreuung in den Stadtteilen<br />

Im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) hat sich der KBV in den<br />

letzten Jahren verstärkt engagiert. In verschiedenen Stadtteilen<br />

Stuttgarts werden zahlreiche Familien und Einzelpersonen ambulant<br />

betreut. Seit 1992 besteht das Wohnprojekt Villastraße<br />

mit mehreren Einzelwohnungen für Menschen mit Behinderung<br />

und einer Wohngemeinschaft im Stuttgarter Osten. Im<br />

Haus hat der Verein ein Büro, von dem aus individuelle und<br />

alltagsorientierte Assistenzleistungen in den Bereichen Pflege,<br />

Hauswirtschaft und die eigenständige Lebensführung der<br />

Bewohner/-innen koordiniert werden. 2011 kam ein ähnliches<br />

Projekt, das Terrot-Areal, in Bad Cannstatt dazu. Bereits seit 2009<br />

gibt es eine Wohngemeinschaft im Baur-Areal. Im „Krokodil“<br />

wird es nun noch drei weitere Wohnungen für Einzelpersonen<br />

und eine Wohngemeinschaft für vier Personen geben. Die<br />

Standorte des KBV rücken <strong>als</strong>o mit dem Umzug näher zusammen,<br />

ohne den Gedanken der Inklusion zu vernachlässigen.<br />

„Die Vernetzung der Mitarbeiter/-innen wird in Zukunft einfacher<br />

werden“, freut sich Geschäftsführer Achim Hoffer.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit dem <strong>Landesverband</strong> für Menschen<br />

mit Körper- und Mehrfachbehinderung kann intensiviert<br />

werden. Seine Geschäftsstelle wird zukünftig ebenfalls im „Krokodil“<br />

untergebracht sein.<br />

Nun hofft der KBV auf einen milden Winter, damit der Bau zügig<br />

voranschreitet. Am 20. September 2014 ist das große Jubiläumsfest<br />

geplant. Seit fast 50 Jahren setzt sich der Verein nun<br />

dafür ein, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben selbst gestalten<br />

und selbst darüber bestimmen können. 1964 wurde der<br />

KBV <strong>als</strong> Elterninitiative gegründet. „Ein gutes Leben leben“, ist<br />

das Motto, dem sich der Verein seither verschrieben hat.<br />

n Kontakt: Körperbehinderten-Verein Stuttgart e.V.<br />

Telefon 0711 | 248 37 40<br />

www.kbv-stuttgart.de.<br />

36


Inklusiv statt integrativ – die neue Kindertagesstätte<br />

Breitgefächertes Angebot – Teilhabe und Eigenverantwortung im Mittelpunkt<br />

Bunte Palette an Arbeitsplätzen<br />

Der Verein betreibt zwei eigenständige gemeinnützige GmbHs,<br />

die Stuttgarter Werkstätten und die Stuttgarter Wohnstätten.<br />

Die Werkstätten bieten eine bunte Palette an Arbeitsplätzen.<br />

Einen hohen Stellenwert hat die handwerkliche Fertigung mit<br />

einem großen Anteil an Eigenproduktionen, zum Beispiel aus<br />

Schreinerei, Töpferei, Bäckerei und aus der Nudelmanufaktur.<br />

Dienstleistungen, wie Haus- und Büroreinigung, Garten- und<br />

Landschaftspflege und Gastronomie sowie die industrielle Fertigung<br />

runden das Bild ab.<br />

STUTTGART Die inklusive Kindertagesstätte „Am Wallgraben“<br />

ist das jüngste Projekt der Lebenshilfe. Anfang Januar<br />

2014 nimmt sie ihren Betrieb auf und steht dann 30 Kindern<br />

im Alter von einem bis sechs Jahren offen. Acht dieser<br />

Plätze sind für Kinder mit Behinderung vorgesehen. Dies ist<br />

eine außergewöhnlich hohe Quote und macht die Kindertagesstätte<br />

zu einer inklusiven statt zu einer integrativen<br />

Einrichtung.<br />

Kinder mit Behinderung sind in der Kindertagesstätte „Am Wallgraben“<br />

keine Einzel- oder Sonderfälle. Hier können sie erleben,<br />

dass sie mit ihrer Beeinträchtigung nicht alleine, aber auch<br />

nicht exklusiv sind. Die überschaubare Größe der Tagesstätte<br />

macht es allen Kindern leicht, sich zurechtzufinden. Die Kinder<br />

sind in zwei altersgemischte Gruppen aufgeteilt. Der Wechsel<br />

von der Krippengruppe in die Kindergartengruppe entfällt damit.<br />

Der Tagesablauf sieht ein buntes Programm vor: Angebote<br />

in der Stammgruppe und gruppenübergreifende Angebote<br />

wechseln sich ab, genauso wie frei wählbare und vorgegebene<br />

Aktivitäten. Immer steht dabei das möglichst selbstständige<br />

Entdecken, Erfahren und Tun des Kindes im Vordergrund. Mit so<br />

viel Unterstützung wie notwendig und so wenig wie möglich.<br />

Das Team der Kita ist interdisziplinär zusammengesetzt. Erzieher/-<br />

innen, Heilerziehungspfleger/-innen, Sozialpädagogen/-innen<br />

und Ergotherapeuten/-innen ergänzen sich mit ihrem jeweiligen<br />

Fachwissen. Dabei ist jeder im Team für alle Kinder da und nicht<br />

bloß für ein Kind oder einen Aufgabenbereich.<br />

Die Lebenshilfe Stuttgart fühlt sich den Menschen mit Behinderung<br />

und ihren Familien verpflichtet. Familienentlastende Angebote<br />

gehören deshalb schon lange zum Standard. Neu ist eine<br />

Kooperation mit dem Tagespflegeverein. Gemeinsam wird versucht,<br />

Tagespflege auch für Kinder mit Behinderung zugänglich<br />

zu machen. Dieses auf drei Jahre angelegte, in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

einzigartige Projekt wird unterstützt von der Aktion Mensch.<br />

Die Wohnstätten bieten eine Auswahl an Wohnangeboten. Der<br />

Bereich des ambulant betreuten Wohnens wird ständig vergrößert.<br />

Da mittlerweile viele der Wohnkunden das Rentenalter<br />

erreicht haben, sind auch hier innovative Betreuungskonzepte<br />

gefragt, die individuell auf die Senioren zugeschnitten sind.<br />

Der gesellschaftliche Wandel und Veränderungen im Umgang<br />

mit Menschen mit Behinderung spiegeln sich deutlich in den<br />

Angeboten wider. Normalisierungsprinzip, Teilhabe, Eigenverantwortlichkeit<br />

und Inklusion sind mehr <strong>als</strong> Schlagworte. Zuhören,<br />

zuwenden und vor allem Jeden in seinen Bedürfnissen<br />

und Fähigkeiten ernst zu nehmen, ist die täglich gelebte, dahinterstehende<br />

Haltung.<br />

Die Ortsvereinigung der Lebenshilfe in Stuttgart besteht seit<br />

1960. Was <strong>als</strong> kleine Selbsthilfegruppe begann, ist heute<br />

zu einem mittelständischen Sozialunternehmen angewachsen.<br />

Fast 500 Menschen mit Behinderung, vom Säugling bis zum<br />

Rentner, werden durch den Verein begleitet und unterstützt.<br />

n Kontakt: Lebenshilfe Stuttgart e.V.,<br />

Telefon 0711 | 89 69 08-26<br />

geschaeftsstelle@lebenshilfe-stuttgart.de<br />

www.lebenshilfe-stuttgart.de.<br />

Die Lebenshilfe Stuttgart im Überblick<br />

Kinder, Jugend & Offene Hilfen<br />

■ Familienentlastendes Engagement<br />

■ Inklusive Kindertagesstätte<br />

■ Projekt Kinder mit Behinderung in der Tagespflege<br />

Stuttgarter Werkstätten<br />

■ Dienstleistung<br />

■ Eigenfertigung<br />

■ Lohnfertigung<br />

■ Außenarbeitsplätze<br />

■ Berufsbildungsbereich<br />

■ Förder- und Betreuungsbereich<br />

Stuttgarter Wohnstätten<br />

■ Stationäres Wohnen<br />

■ Ambulant betreutes Wohnen<br />

■ Trainingswohnen<br />

■ Seniorenbetreuung<br />

37


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

Perspektiven schaffen<br />

Straffälligenhilfe ist auch Opferschutz – die Sozialberatung bietet passgenaue Hilfen<br />

STUTTGART Straffälligenhilfe leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur Opferhilfe: Sie trägt zum gesellschaftli chen Frieden bei<br />

und erarbeitet mit jedem Einzelnen eine individuelle Lebensperspektive<br />

ohne Straftaten.<br />

Die Sozialberatung Stuttgart ist ein traditionsreicher Verein der<br />

Freien Straffälligenhilfe. Sie hat die Aufgabe, hilfsbedürftige<br />

Straffällige und von Straffälligkeit bedrohte Menschen sowie<br />

deren Angehörige wirtschaftlich und seelisch zu unterstützen.<br />

Der Verein ist bestrebt, Straffällige in die Gesellschaft einzugliedern.<br />

Er setzt sich für Bildung, Prävention, Schadenswiedergutmachung<br />

und für einen Ausgleich zwischen Täter und Opfer<br />

ein. Die Aufgabenfelder der Sozialberatung Stuttgart umfassen<br />

die Straffälligen- / Wohnungsnotfallhilfe, die Gewaltprävention<br />

und die Förderung von Ehrenamtlichen in der Straffälligenhilfe.<br />

Die klassischen Aufgabenfelder der Straffälligenhilfe sind die<br />

Haftentlasshilfe in den Justizvollzugsanstalten Stuttgart, Rottenburg,<br />

Schwäbisch Gmünd und Heimsheim, eine Anlaufstelle<br />

für Haftentlassene, Wohngruppen für (junge) Erwachsene,<br />

Frauen- und Clean-Wohngemeinschaften und Schuldnerberatung.<br />

Derzeit werden 32 Sozialwohnungen an Klienten der Sozialberatung<br />

unbefristet vermietet.<br />

Fachberatungsstelle Gewaltprävention<br />

Die Angebote der Gewaltprävention wurden 2012 organisatorisch<br />

zu der Fachberatungs stelle Gewaltprävention zusammengeführt.<br />

Das Leistungsspektrum umfasst die Häusliche Gewalt<br />

mit drei Männerinterventionsstellen in Stuttgart, Esslingen und<br />

im Rems-Murr-Kreis mit Einzelberatungen, muttersprachlicher<br />

Beratung in türkischer Sprache, Gewalt-Sensibilisierungs-Trainings<br />

zur Festigung der konstruktiven Konfliktlösung sowie ein<br />

Fair-Streit-Training, in dem Paare gezielt in der Konfliktbewältigung<br />

trainiert werden. Der Bereich der Straßengewalt umfasst<br />

die klassischen Anti-Aggressivitäts-Trainings, Coolness Training<br />

in der JVA Stuttgart, Trainingsmaßnahmen zur Prävention alkoholbedingter<br />

Jugendgewalt, Sozialkognitives Einzeltraining<br />

für Jugendliche sowie ein Anti-Gewalt-Training für Menschen in<br />

Wohnungsnot. Im Bereich der Schulungsmaßnahmen bietet der<br />

Verein De-Eskalations-Trainings und Schulungen in Zivilcourage,<br />

Multiplikatorenschulung und spezielle Seminare zum Umgang<br />

mit gewaltbereiten Jugendlichen an. Diese Seminare können<br />

sowohl in den Schulungsräumen der Sozialberatung Stuttgart<br />

<strong>als</strong> auch <strong>als</strong> Inhouse Seminare konzipiert werden. Das Konzept<br />

der Fachberatungsstelle Gewaltprävention ist mit einem so umfassenden<br />

Beratungsangebot einmalig und erfordert Pionierarbeit.<br />

Fachlich sinnvoll ist die Vernetzung der Angebote.<br />

Die Sozialberatung Stuttgart hat sich zu einem führenden Träger<br />

im Arbeitsfeld der Gewaltprävention entwickelt. Die Weiterentwicklung<br />

der einzelnen Bereiche und Konzeptionen wird fachlich<br />

begleitet durch einen interdisziplinären Fachbeirat.<br />

n Kontakt<br />

Sozialberatung Stuttgart e.V.<br />

Telefon 0711 | 169 20-0<br />

info@sozialberatung-stuttgart.de<br />

www.sozialberatung-stuttgart.de.<br />

Mit dem Kalenderprojekt<br />

Perspektiven schaffen will<br />

die Sozialberatung Stuttgart<br />

die Arbeit visuell darstellen.<br />

Das Motto trifft alle<br />

Aufgabenfelder und bewegt<br />

die Menschen mit jedem<br />

Einzelfall neu.<br />

38


Plan P – Perspektiven schaffen<br />

Ein berufliches Beratungsangebot für ausstiegswillige Prostituierte<br />

Beratung: In verschiedenen Beratungsprojekten erhalten Frauen professionelle<br />

Unterstützung für die Entwicklung beruflicher Perspektiven.<br />

STUTTGART Das berufliche Beratungsangebot „Plan P“ für<br />

Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, hat sich<br />

in Stuttgart etabliert. Mit „Plan P“ soll möglichst vielen Prostituierten<br />

ein „P wie Perspektive“ eröffnet werden. Oder,<br />

wie eine Teilnehmerin es in einer Befragung ausdrückte:<br />

„Ich hoffe, dass dieses Projekt weiter geht, damit viele andere<br />

Frauen vom Rotlicht die Chance haben zum Aussteigen.<br />

Allein, ohne dieses Projekt, werden die Frauen sich<br />

nicht trauen.“<br />

Von der guten Absicht zum schlechten Ergebnis<br />

2002 wurden von der damaligen rot-grünen Bundesregierung<br />

Prostitution und das Betreiben von Bordellen legalisiert. Frauen<br />

in der Prostitution sollten nicht länger illegal dem „ältesten Gewerbe<br />

der Welt“ nachgehen und sozialversichert werden. Nicht<br />

gerechnet hatte man damit, dass zum einen Bordellbetreiber<br />

und Zuhälter diesen neuen legalen Zustand dazu missbrauchen,<br />

um auf Kosten der Frauen Geschäfte wie „Flatrate-Sex-Betriebe“<br />

zu eröffnen. Zum anderen brachte es die EU-Ost-Erweiterung<br />

mit sich, dass zahlreiche Frauen nach Deutschland kamen und<br />

sich damit eine Armuts- und Zwangsprostitution etablierte.<br />

Ausdruck findet dieser Zustand mittlerweile in Dumpingpreisen.<br />

Brutale Praktiken finden ebenso statt wie ungeschützter<br />

Geschlechtsverkehr, was wiederum fatale Folgen für die gesundheitliche<br />

Situation hat. Die Kehrseite dieser unwürdigen<br />

Bedingungen ist jedoch eine positive: Der Ausstiegsgedanke<br />

wird für viele Frauen konkret und Alternativen lohnen sich auch<br />

finanziell, da mit der Prostitution nicht mehr viel Geld verdient<br />

werden kann.<br />

Kinderkaufhaus ZORELLA: Im Kinderkaufhaus ZORELLA gibt es auf über<br />

400 m² hochwertige Secondhandwaren rund ums Kind.<br />

Berufliche Orientierungsberatung schließt Lücke<br />

In Stuttgart sind rund 3.500 Frauen <strong>als</strong> Prostituierte erfasst. Viele<br />

der Frauen tragen sich mit dem Gedanken, auszusteigen, vor<br />

allem aus gesundheitlichen Gründen und nach Gewalterfahrungen.<br />

Bis 2010 gab es jedoch kein spezielles Projekt, in dem<br />

ausstiegswillige Prostituierte sich beruflich orientieren konnten.<br />

Bestehende Beratungsangebote zielten vorrangig auf die gesundheitliche<br />

oder soziale Situation der Frauen ab. Um diese<br />

Lücke zu schließen, entwickelte die ZORA in enger Kooperation<br />

mit dem Stuttgarter Gesundheitsamt das Projekt „Plan P“, das im<br />

Sommer 2010 startete. Finanziert wurde das Projekt von Beginn<br />

an vom Jobcenter, seit 2012 ist das Gesundheitsamt mit einer<br />

Kofinanzierung eingestiegen. Projektziele sind die Stärkung des<br />

Ausstiegsgedankens, das gemeinsame Erarbeiten und Finden<br />

eines passenden Berufsfeldes, die konkrete Vorbereitung auf<br />

neue, anderweitige berufliche Herausforderungen und die Vermittlung<br />

in Arbeit, Ausbildung oder in eine Qualifizierung.<br />

Seit Projektstart 2010 nahmen insgesamt 91 Frauen an „Plan P“<br />

teil. Die Frauen konnten überwiegend in den Bereichen Altenpflege/Alltagsbegleitung,<br />

Reinigung, Verkauf und Gastronomie<br />

Fuß fassen. Durch die Unterstützung und Beratung der Projektleiterin<br />

fanden in den ersten drei Projektjahren rund ein Drittel<br />

der Frauen einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz, gründeten eine<br />

Existenz oder nahmen die Möglichkeit einer Qualifizierungsmaßnahme<br />

wahr.<br />

n Kontakt: Frauenunternehmen ZORA gGmbH<br />

Zukunft & Orientierung durch Arbeit & Ausbildung<br />

Telefon 0711 | 26 84 35 22, steinhoff@zora-ggmbh.de<br />

www.zora-ggmbh.de.<br />

Das Frauenunternehmen ZORA gGmbH wurde 2000 gegründet. Hauptzielgruppe sind langzeiterwerbslose und chancenbenachteiligte<br />

Frauen. Die ZORA betreibt drei Sozialkaufhäuser, davon ein Kinderkaufhaus, sowie eine betriebsinterne Kantine mit<br />

Hauswirtschaft. Neben diesen Arbeitsbereichen bietet sie schulische und berufliche Ausbildung, berufliche Qualifizierung sowie<br />

Beratungsprojekte für unterschiedliche Zielgruppen an. Durchschnittlich werden rund 250 Plätze für langzeiterwerbslose Frauen<br />

vorgehalten. Außerdem ist ZORA Trägerin einer Ganztageseinrichtung für Kinder zwischen null und sechs Jahren mit 60 Plätzen.<br />

39


PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />

Im Dienste der Studierenden und deren Kinder<br />

Das Studentenwerk Stuttgart erhöht seine Kitaplätze auf 175 bis zum Jahr 2015<br />

STUTTGART Das Studentenwerk Stuttgart betreut über<br />

55.000 Studierende an 13 Hochschulen in und um Stuttgart<br />

– und auch deren Nachwuchs in sieben Kitas in Stuttgart-<br />

Stadtmitte, Stuttgart-Vaihingen, Esslingen und Ludwigsburg.<br />

Jüngster Zuwachs beim Studentenwerk sind die<br />

„Hochschulzwerge“ an der Evangelischen Hochschule in<br />

Ludwigsburg. Die Kindertagesstätte mit zehn Plätzen im<br />

Kleinkindbereich ging im September 2013 in die Trägerschaft<br />

des Studentenwerks Stuttgart über.<br />

Zwei weitere Kitas werden Ende 2014 bzw. 2015 in die Verantwortung<br />

des Studentenwerks Stuttgart gehen: Die Kita Sattlerstraße<br />

mit 20 Plätzen für Kinder von null bis drei Jahren und die<br />

Kita Eduard-Pfeiffer-Straße mit 40 Plätzen. Die 40 Plätze teilen<br />

sich auf drei Gruppen auf, zwei für Kinder bis drei Jahre, die dritte<br />

Gruppe für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Damit<br />

erweitert das Studentenwerk sein Angebot an Kitaplätzen von<br />

heute 115 auf 175 Plätze im Jahr 2015 und wird dann neun<br />

Kindertagesstätten im Angebot haben.<br />

In allen Einrichtungen ist die Basis der pädagogischen Arbeit<br />

der Orientierungsplan des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg. Darauf<br />

aufbauend definiert jede Einrichtung ihre individuelle pädagogische<br />

Konzeption. Trägerweit wurde 2013 bei den pädagogischen<br />

Themen das Qualitätsmanagement in den Fokus gerückt.<br />

In diesem Rahmen werden beispielsweise organisatorische<br />

sowie pädagogische Prozesse definiert und gegebenenfalls<br />

Verbesserungspotenziale erarbeitet.<br />

Den Kindern wird eine qualifizierte Ganztagsbetreuung zehn<br />

Stunden täglich geboten. Außer den Kindern Studierender<br />

steht das Angebot auch dem Nachwuchs wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter und anderer Eltern zur Verfügung. Dabei legt das<br />

Studentenwerk Stuttgart besonderen Wert auf individuelle Betreuung,<br />

was aufgrund kleiner Einrichtungen gut möglich ist.<br />

Da Eltern und Kinder aus allen Teilen der Welt stammen, ist auch<br />

die Vermittlung anderer Kulturen im Rahmen eines friedlichen<br />

Zusammenlebens Programm.<br />

Neue Abteilung Sozialwesen<br />

Studentenwerk Stuttgart:<br />

Ihr Studium. Unser Service<br />

Das Studentenwerk Stuttgart betreut über 55.000 Studierende<br />

an 13 Hochschulen in Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen<br />

und Göppingen. Es hat einen öffentlichen und sozialen<br />

Auftrag, der im Studentenwerksgesetz des Landes <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg geregelt ist. Mehr <strong>als</strong> 350 Mitarbeiter/innen<br />

arbeiten dafür, den Studierenden das Leben rund um das<br />

Studium zu erleichtern sowie sie in wirtschaftlichen und<br />

sozialen Bereichen zu unterstützen und zu betreuen. Die<br />

„sieben Säulen“ des Angebotes sind: Gastronomie, Wohnen,<br />

Kinderbetreuung, Darlehen, Rechts- und Sozialberatung,<br />

Psychologische Beratung und BAföG. Geschäftsführer<br />

des Studentenwerks Stuttgart ist Tobias Burchard.<br />

Um all seine Angebote im sozialen Bereich sinnvoll zu bündeln,<br />

hat das Studentenwerk Stuttgart vor kurzem seine Dienstleistungsbereiche<br />

Kinderbetreuung und Sozialberatung in der Abteilung<br />

„Sozialwesen“ zusammengefasst. Leiter der Abteilung<br />

Sozialwesen ist Andreas Zens, 29 Jahre alt. „Wir haben viel vor:<br />

Wir werden unsere Kinderbetreuung weiter ausbauen, so dass<br />

wir bis 2015 weitere 60 Betreuungsplätze schaffen und wir<br />

werden natürlich auch weitere Erzieher/-innen suchen und einstellen“,<br />

so Zens. Mit der Sozialberatung verbindet das Studentenwerk<br />

den Anspruch, Studierenden Hilfe in allen Lebenslagen<br />

zu leisten. Das Angebot soll eine Orientierungs- und Klärungshilfe<br />

bei der Suche nach Lösungen für soziale und wirtschaftliche<br />

Probleme sein. Die Gespräche sind vertraulich und<br />

kostenlos. Die Sozialberatung arbeitet eng mit anderen Beratungsstellen<br />

zusammen und vermittelt die Ratsuchenden bei<br />

Bedarf gerne weiter.<br />

Kontakt Studentenwerk Stuttgart<br />

Andreas Zens, Leiter Sozialwesen, (links)<br />

a.zens@studentenwerk-stuttgart.de<br />

Gabi Wegmann, Kinderbetreuung (o. Foto)<br />

g.wegmann@studentenwerk-stuttgart.de<br />

Corinna Dech, Sozialberatung (o. Foto)<br />

c.dech@studentenwerk-stuttgart.de<br />

40


Wer bin ich selbst?<br />

Das Freie Jugendseminar Stuttgart – ein Ort für selbstbestimmte Bildung<br />

STUTTGART Das Freie Jugendseminar ist eine internationale<br />

Jugendbildungseinrichtung für Menschen aus der ganzen<br />

Welt zwischen 18 und 26 Jahren. Es feiert 2014 sein 50-jähriges<br />

Jubiläum und hat bisher zirka 1400 junge Menschen in<br />

einer Phase wichtiger Lebensentscheidungen begleitet.<br />

In der Einrichtung leben bis zu 30 junge Menschen, die sich<br />

ein Jahr Zeit nehmen, um an den beiden Fragen „Wer bin ich<br />

selbst?“ und „Wie finde ich meine Aufgabe in der Welt?“ zu arbeiten.<br />

Sie bilden eine internationale Lebens- und Lerngemeinschaft<br />

und sind in vielen Bereichen verantwortlich in den Ablauf<br />

und die Gestaltung dieses Jahres mit einbezogen. Sie besuchen<br />

ein vielfältiges und reiches Programm, das ihnen ein<br />

großes Panorama der verschiedensten Berufs- und Lebensfelder<br />

von der Philosophie über die Kunstgeschichte bis zu<br />

Wirtschaftsfragen eröffnet. Sie arbeiten an ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung<br />

mit Hilfe der Künste Musik, Theater,<br />

Eurythmie, Tanz, Plastizieren und Malerei. Außerdem widmen<br />

sie sich den wichtigen Seins-Fragen des Menschen, üben Empathie,<br />

Konflikt- und Dialogfähigkeiten und arbeiten an philosophischen<br />

und anthroposophischen Texten Rudolf Steiners.<br />

Die ausländischen Teilnehmer interessieren sich vor allem für<br />

die anthroposophischen Grundlagen der Waldorfpädagogik<br />

und befreunden sich mit der deutschen Sprache und Kultur.<br />

Alle Seminaristen erleben diese intensive Zeit <strong>als</strong> einen entscheidenden<br />

Moment ihrer Biografie. Die besondere Form des<br />

Lernens voneinander sowie die Arbeit am ganzen Menschen,<br />

seinen geistigen, sozialen und praktischen Aspekten, erreicht<br />

nicht nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern ist Bildung im eigentlichen<br />

Sinne des Wortes. Die jungen Menschen erleben,<br />

erkennen und ergreifen sich selbst <strong>als</strong> lebendiges Kunstmaterial,<br />

das sie in wachsender Selbständigkeit bearbeiten. Sie erleben<br />

hier die nötige Freiheit von fragwürdigen Erwartungen<br />

oder einseitigem Abschlussdruck, die nur auf kognitive Effizienz<br />

und Schnelligkeit ausgerichtet sind. Sie lernen Geduld im<br />

übenden Umgang mit ihren Begabungen und Unfähigkeiten.<br />

Sie entfalten verborgene Fähigkeiten, verwandeln innere Hindernisse<br />

und erleben aneinander eine erstaunliche Reifung ihrer<br />

Persönlichkeiten.<br />

Zwei neue Bildungsinitiativen<br />

Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade in den letzten<br />

beiden Jahren zwei neue Bildungsinitiativen aus dem Jugendseminar<br />

erwachsen sind. Die eine nennt sich CampusA. Unter<br />

diesem Namen entsteht ein Verbund der Ausbildungsstätten<br />

auf anthroposophischer Grundlage in Stuttgart und Umgebung.<br />

Auf der „BildungsArt“, einer gemeinsamen Tagung vom<br />

10. bis 14. März 2014, wird das Thema der fruchtbaren Begegnung<br />

zwischen Lehrenden und Lernenden in den Mittelpunkt<br />

gerückt und was beide Seiten brauchen, um eine befriedigende<br />

und lebendige Fähigkeitsbildung für die Aufgaben der heutigen<br />

Zeit zu ermöglichen.<br />

Die zweite Initiative heißt UniExperiment. Etwa 30 junge Menschen<br />

haben sich ein halbes Jahr <strong>als</strong> Zeitraum gesetzt, um mit<br />

allen Konsequenzen zu prüfen, ob es möglich ist, sich ein Studium<br />

selbst zu organisieren. Sie wollen dabei lernen, was sie für<br />

die Bewältigung der auf sie wartenden Aufgaben wirklich brauchen.<br />

Sie suchen sich dabei ihre Lehrenden an den verschiedensten<br />

Orten. Sie sind der Überzeugung, nur so die Fähigkeiten<br />

erlernen zu können, die von uns hinterlassene Welt lebenswert<br />

weiter zu gestalten. Nicht lernen für Prüfungen, sondern<br />

für das wirkliche Leben ist ihr Ideal. Nicht Wissen im Kurzzeitgedächtnis<br />

anhäufen, sondern kreative Fähigkeiten und den eigenen<br />

Fragen folgen können, steht dabei im Mittelpunkt.<br />

n Kontakt: Freies Jugendseminar Stuttgart<br />

Telefon 0711 | 26 19 56, info@jugendseminar.de<br />

www.jugendseminar.de, www.campusA.de.<br />

41


Marktplatz | Gute Geschäfte in Ulm<br />

Munteres Treiben auf dem Marktplatz für „Gute Geschäfte“<br />

Der PARITÄTISCHE Ulm lud zu einem Markttag ein, um Kooperationen zu schließen<br />

ULM Der lange vorbereitete Markt-Tag am 8. November<br />

2013 zeigte sich von seiner besten Seite. Im „Ulmer Flieger“,<br />

der neuen Wilken Akademie in Ulm/Jungingen, wurden die<br />

Gäste mit einem Ausblick empfangen, der weit über das imposante<br />

Ulmer Münster hinweg bis zu den Alpen im schönsten<br />

rosaroten Föhn-Panorama reichte. Eine animierende<br />

Kulisse für das muntere Handelstreiben auf dem Marktplatz<br />

für „Gute Geschäfte“, das sich nach dem Eröffnungsgongschlag<br />

durch Oberbürgermeister Ivo Gönner entspann.<br />

25 Wirtschaftsunternehmen und 27 gemeinnützige Organisationen<br />

waren der Einladung des PARITÄTISCHEN Ulm/Alb-Donau<br />

gefolgt, um dieses Vorhaben mit Leben zu füllen und zum wechselseitigen<br />

Nutzen gute Geschäfte abzuschließen. Gehandelt<br />

wurde mit Know-how, Arbeitszeit, Kreativität und Sachmitteln –<br />

nur Geld war tabu. Tatsächlich wurden in 90 Minuten 53 Kooperationsvereinbarungen<br />

mit rund 2000 Stunden verbindlichen<br />

Engagements abgeschlossen. Ferner gab es viele anregende<br />

Gespräche, Begegnungen und Kontakte mit Einblicken in unterschiedliche<br />

gesellschaftliche Lebens- und Arbeitswelten.<br />

Getauscht wurden zum Beispiel: Gestaltung eines multifunktionalen<br />

Büroraumes durch Imraum-Planungen gegen PC-Support<br />

durch den CVJM; Beratungen zur Pflegeversicherung durch die<br />

Paritätischen Sozialdienste gegen Gestaltung einer Facebook-<br />

Seite durch Scan Plus sowie einen Vortrag Stressmanagement<br />

durch eine Psychotherapiepraxis; Vortrag zur Schädlingsbekämpfung<br />

gegen ein gemeinsames Mittagsessen mit der Neue-<br />

Wege-Gruppe; 25 kleine Weihnachtsgeschenke durch Senfkorn<br />

gegen einen Samstag Mitarbeit auf dem Wochenmarkt durch<br />

Frauen helfen Frauen; Unimogfahren für Kinder durch Landwirtschaftsmaschinen<br />

Mayer und Einbau eines Radiogerätes in ein<br />

Dienstfahrzeug gegen Infoveranstaltung; Freikarten von Bad<br />

Blau gegen Werbungsflächen in Infobroschüren; Kinderbetreuung<br />

durch den Gemeinschaftskindergarten bei Firmenevents<br />

gegen ein Office-Management-Seminar durch Burk Office-Service<br />

und vieles andere mehr.<br />

Der Erfolg dieses ersten Marktplatzes für Gute Geschäfte in Ulm<br />

ist allen Teilnehmenden und besonders der aktiven Unterstützung<br />

durch die Premiumpartner zu verdanken, die sich von<br />

Beginn an begeistern ließen. Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo<br />

Gönner und Dr. Peter Kulitz, Präsident der Ulmer Industrie- und<br />

Handelskammer gaben <strong>als</strong> Schirmherren der Veranstaltung<br />

den notwendigen Rückenwind. Ein Initiativkreis der Premiumpartner<br />

mit Unternehmen und Gemeinnützigen hat das Vorhaben<br />

mit wachsender Begeisterung geplant, koordiniert, beworben<br />

und durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt von der<br />

„GlücksSpirale“, der Ulmer Bürgerstiftung und dem PARITÄTI-<br />

SCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />

Günter Fröscher, Kreisvorsitzender des PARITÄTISCHEN Ulm/<br />

Alb-Donau, war wie alle anderen Marktplatz-Teilnehmenden<br />

begeistert: „Das Marktplatzkonzept ist auch in Ulm erfolgreich<br />

aufgegangen – Ulm hat sich <strong>als</strong> gutes Pflaster für innovative<br />

Ideen und zivilgesellschaftliches Engagement bewährt. Unternehmen<br />

und Gemeinnützige haben über den eigenen Tellerrand<br />

hinaus auf Augenhöhe Kontakte gewonnen und sich zu<br />

guten Kooperationen zusammen gefunden.“ Das ermutigt und<br />

macht Laune, an diese erste Initiative mit weiteren Aktivitäten<br />

und Veranstaltungen anzuknüpfen.<br />

n Kontakt: Dr. Ilse Winter<br />

Der PARITÄISCHE Regionalgeschäftsstelle Ulm<br />

Telefon 0731 | 9 68 29-22, winter@paritaet-ulm.de.<br />

Die Premiumpartner des Initiativkreises<br />

Stadt Ulm – IHK Ulm – Wilken – Handwerkskammer Ulm – Wirtschaftsjunioren Ulm – AOK Ulm/Biberach – Südwestpresse – Radio 7 –<br />

Freie Walddorfschule Römerstraße – Lebenshilfe Donau-Iller – Sparkasse Ulm – Frauen helfen Frauen – Südwestmetall Ulm – Kreishandwerkerschaft<br />

– Druckerei Geiwitz – Burk Office Service – Büro Plan D.<br />

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Leistungen und Dienste des PARITÄTISCHEN für Mitgliedsorganisationen<br />

Als Spitzen- und Dachverband der Freien Wohlfahrtspflege sieht der PARITÄTISCHE in <strong>Baden</strong>-Württemberg seine Aufgaben in der<br />

fachlichen Information, Beratung und Vernetzung seiner Mitglieder und in der sozialpolitischen Interessenvertretung und Mitgestaltung<br />

im politischen Raum auf landesweiter wie regionaler Ebene. Zur Umsetzung dieser Aufgaben dienen Beratungsgespräche,<br />

Gremien-und Fachgruppenarbeit sowie zahlreiche Publikationen und die eigene Homepage.<br />

Verbandliche Grundangebote (unentgeltlich)<br />

Information und Beratung<br />

Fach- und Konzeptberatung<br />

n Fachspezifische Beratung und konzeptionelle Entwicklungen<br />

n Austausch und Qualifizierung in Fachgruppen<br />

Unterstützung bei der Finanzierung/Entgeltberatung<br />

n Erschließung von Finanzmitteln/Fundraising (z. B. Aktion Mensch,<br />

GlücksSpirale, Deutsches Hilfswerk; Haus-und Straßensammlung)<br />

n Grundberatung zu Leistungsbeschreibungen und zur<br />

Entgelt- und Finanzierungsberatung<br />

Grund(satz)beratung<br />

n Grundberatung in Personal- und Tariffragen<br />

n Bereitstellung verbandseigener Arbeitsvertragsrichtlinien<br />

n Beurteilung rechtlicher Angelegenheiten<br />

(Vereins-, Gemeinnützigkeits-, Steuerrechtsfragen)<br />

n Versicherungen und Haftungsfragen<br />

Unterstützung bei betriebswirtschaftlichen Fragen<br />

n Grundberatung zu Qualitätsentwicklung,<br />

-management, -gemeinschaften<br />

n Grundberatung zu Personal- und Organisationsentwicklung<br />

n Clearingangebot in Krisensituationen<br />

Regelmäßig erscheinende Publikationen<br />

n Verbandsmagazin PARITÄTinform<br />

n Newsletter Parinews<br />

n Geschäftsbericht<br />

Unregelmäßig erscheinende Publikationen<br />

n Newsletter/Rundschreiben der Kernteams und Servicebereiche<br />

n Broschüren mit Fachinformationen zu sozialpolitischen Themen<br />

n Arbeitshilfen aus den einzelnen Ressorts<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

n Pressegespräche auf Landesebene und mit Mitgliedern<br />

zu aktuellen Themenstellungen<br />

n Unterstützung bei der Presse-/Medienarbeit<br />

n SWEF - Interaktives Kommunikationsportal<br />

für gemeinsame Themen und Kampagnen (www.swef.de)<br />

Vernetzung<br />

n zwischen den Mitgliedsorganisationen auf regionaler<br />

und überregionaler Ebene<br />

n mit anderen Interessengruppen und Verbänden (Freie Wohlfahrtspflege,<br />

Selbsthilfe, Landesnetzwerk BE, Landesseniorenrat usw.)<br />

n Fachveranstaltungen zu bereichs- oder kernteamübergreifenden<br />

Themen (wie z. B. Fachkräftegewinnung, Bürgerschaftliches<br />

Engagement, Gesundheitsmanagement etc.) mit Folgeveranstaltungen,<br />

die über die paritätischen Dienstleister angeboten werden<br />

n Partizipation an (über-)verbandlichen Projekten<br />

n Gemeinsame Umsetzung von Jahreskampagnen<br />

Sozialpolitische Interessenvertretung und<br />

Mitgestaltung auf regionaler und landesweiter Ebene<br />

n Positionierung des Verbandes in der öffentlichen Diskussion<br />

n Mitwirkung in Gremien der öffentlichen und Freien Wohlfahrtspflege<br />

n Vertretung in Arbeitsgruppen von Behörden und Ministerien<br />

n Vertretung in Kommissionen und parlamentarischen Ausschüssen<br />

n Vertretung in weiteren sozialpolitischen Zusammenhängen<br />

(z. B. Sozialversicherungsträger, Arbeitsagenturen usw.)<br />

n Kreisverbandsarbeit: regionale Beteiligungs- und<br />

Unterstützungsstruktur für Mitglieder<br />

Weitere Leistungen<br />

Fort-und Weiterbildung<br />

n Bereitstellung einer Angebotsstruktur für Fort- und Weiterbildung<br />

(Mitgesellschafter der Paritätischen Akademie Süd)<br />

Freiwilligendienste<br />

n Koordination der Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr,<br />

Bundesfreiwilligendienst, Freiwilligendienst aller Generationen<br />

und Information und Beratung zu den im Verband zur Verfügung<br />

stehenden Freiwilligendienstestrukturen<br />

n Werbung für das Engagement in paritätischen Einsatzstellen<br />

Günstig Wirtschaften<br />

n Rahmenverträge (über den Gesamtverband)<br />

n UNION-Versicherungsdienst<br />

n PariSERVE<br />

Anerkennungskultur für Ehrenamtliche<br />

n verbandliche Ehrenabzeichen, Anerkennungswettbewerbe<br />

Individuelle Leistungen (gegen Entgelt)<br />

Über die unentgeltlichen Grundleistungen hinaus können individuelle<br />

Leistungen gegen Entgelt abgerufen werden.<br />

n Spezielle Beratung und Vertretung bei Leistungsbeschreibungen,<br />

Entgelt- und Finanzierungsfragen<br />

n Organisations- und Unternehmensberatung<br />

n Projektentwicklung<br />

n Unterstützung beim Aufbau und der Weiterentwicklung<br />

von Qualitätsmanagementsystemen<br />

n Personalentwicklung<br />

n Beratung in speziellen rechtlichen Angelegenheiten<br />

n Krisenmanagement<br />

n Werbung und Kommunikation<br />

n Internet- und EDV-Dienstleistungen<br />

n Beratung zu Personal- und Tariffragen<br />

n Beratung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsinitiativen<br />

n Fortbildung<br />

n Internet-Stellenmarkt (www.sozialeberufe.de)<br />

Paritätische Dienstleister (Tochter- und Partnerunternehmen)<br />

Gesellschaft zur Vertretung und Beratung<br />

sozialer Einrichtungen mbH (GVB)<br />

Telefon 0 75 42 | 208 76 | www.gvb-consult.de<br />

n Organisations- und Betriebsberatung<br />

n Leistungs- und Entgeltverhandlungen<br />

n Qualitätsentwicklung/Qualitätsmanagement (QE/QM)<br />

n Krisenmanagement<br />

Kreativ Plus – Gesellschaft für Werbung<br />

und Kommunikation mbH<br />

Telefon 07 11 | 2155-106 | www.kreativplus.com<br />

n Werbung, Grafik, Internet und Kommunikation<br />

n Internetstellenportal www.sozialeberufe.de<br />

Werkstatt PARITÄT gGmbH<br />

Telefon 07 11 | 21 55-175 | www.werkstatt-paritaet-bw.de<br />

n Projektberatung und -entwicklung<br />

n Projektmanagement<br />

n Fortbildung in den Bereichen „Projektmanagement“<br />

und „Fördermöglichkeiten“<br />

Paritätisches Bildungswerk / Paritätische Akademie Süd<br />

Telefon 07 11| 2155-188 | www.akademiesued.org<br />

n Fort- und Weiterbildung<br />

Paritätisches Jugendwerk –<br />

Fachverband der freien Kinder- und Jugendarbeit<br />

Telefon 0711 | 21 55-203 | www.pjw-bw.de<br />

n Fortbildung, Beratung, Finanzierung, Projekte-Vernetzung<br />

43


.<br />

Schirmherrin Katrin Altpeter MdL<br />

Sozialministerin des Landes<br />

Schirmherrin <strong>Baden</strong>-Württemberg Katrin Altpeter MdL<br />

Sozialministerin des Landes<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Schirmherrin Katrin Altpeter MdL<br />

Sozialministerin des Landes<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Partizipation<br />

Sozialpolitikvon Menschen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

Sozialpoliti<br />

Generationen verbinden!<br />

Generationen verbinden!<br />

Generatio<br />

Wir verändern.<br />

Wir Sicherheit verändern. statt Armut<br />

<strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />

PARITÄTISCHER WOHLFAHRTSVERBAND - LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG e.V<br />

Generationen<br />

verbinden<br />

www.swef.de<br />

Wir veränd<br />

www.swef.de<br />

Sicherheit<br />

gefördert www.swef.de von:<br />

DEUTSCHER PARITÄTISCHER WOHLFAHRTSVERBAND LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG e.V. | www.paritaet-bw.de<br />

gefördert von:

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