Vielfalt als Erfolgsfaktor - Paritätischer Landesverband Baden ...
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PARITÄTinform<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg | Dezember 2013<br />
<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />
Interkulturelles Zusammenleben<br />
gelingend gestalten<br />
Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt<br />
bei Altenpflegeausbildung<br />
E 13795
Inhalt<br />
3<br />
10<br />
12<br />
18<br />
22<br />
28<br />
28<br />
42<br />
11<br />
SOZIALES<br />
· Fachtag „Wohnen morgen – Heute gedacht“ /<br />
Der PARITÄTISCHE und das Deutsche Rote Kreuz<br />
befassen sich mit neuen altersgerechten Wohnformen<br />
· Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt<br />
bei Altenpflegeausbildung<br />
· Interview mit Feray Şahin, neue Leiterin<br />
des Kernteams Familie und Kinder<br />
· Zusammenwirken von Schule und Jugendhilfe /<br />
Liga-Fachausschuss erweitert seine fachliche Positionierung<br />
· Jugendaustauschprojekt besucht die türkische Hauptstadt<br />
PROJEKTE<br />
· Projekt Erziehungs- und Bildungspartnerschaften<br />
zieht Bilanz<br />
· Praxishandbuch: Wie man erfolgreich Fachkräfte<br />
gewinnen und diese langfristig binden kann<br />
KAMPAGNE GERNERATIONEN VERBINDEN<br />
Teilkampagne Partizipation vom Menschen mit<br />
Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />
· Interkulturelles Zusammenleben gelingend gestalten<br />
<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong> im Diversity-Management<br />
· Mannheim soll Heimat für alle sein<br />
Migration <strong>als</strong> Gestaltungsmöglichkeit<br />
für eine solidarische Stadtgesellschaft<br />
KAMPAGNE GERNERATIONEN VERBINDEN<br />
Teilkampagne Miteinander der Generationen –<br />
gemeinsam statt gegeneinander<br />
· Miteinander die Zukunft gestalten<br />
· Der Verein Integrative Wohnformen sucht Seniorexperten<br />
Fach- und Führungskräfte im Ruhestand engagieren<br />
sich für andere<br />
AUS DEN REGIONEN<br />
· Göppingen: Waldeckhof verknüpft integrative<br />
Arbeitsmarktpolitik mit ökologischer Agrarpolitik<br />
· Freiburg: Viele Alleinerziehende befinden sich<br />
in einer fragilen Lebenssituation<br />
· Ortenau: 30 Jahre Frauenhaus Ortenau –<br />
3000 Frauen und Kinder geschützt und in ein Leben<br />
ohne Gewalt begleitet<br />
· Tübingen: Viertes Sozialpolitisches Fachforum –<br />
Gemeinsam die Auswirkungen von Kinderarmut verhindern<br />
· Heilbronn: Qualifizierte Tagesmütter werden fest angestellt<br />
DER PARITÄTISCHE VOR ORT<br />
· <strong>Vielfalt</strong> ist unsere Stärke / Der Kreisverband Stuttgart<br />
Ulmer Marktplatz für gute Geschäfte<br />
IMPRESSUM<br />
Deutsch-chinesisches Pilotprojekt<br />
Seit Jahren tauschen sich das Land <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
und die Provinz Jiangsu in China zu zentralen<br />
Themen wie demografischer Wandel und<br />
die Versorgung und Pflege alter Menschen aus.<br />
Beide Länder stehen vor der Herausforderung,<br />
Fachkräfte zu gewinnen und Pflegekräfte zu qualifizieren. Ende<br />
Oktober hat der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg zusammen<br />
mit dem deutsch-chinesischen Sozialwerk in Peking eine<br />
Kooperationsvereinbarung mit dem China Service Center for<br />
Friendship & Cooperation with Foreign Countries geschlossen.<br />
Danach werden in einem Pilotprojekt 150 Chinesinnen und<br />
Chinesen ab September 2014 eine dreijährige duale Altenpflegeausbildung<br />
in Pflegefachschulen und Altenhilfeeinrichtungen<br />
des PARITÄTISCHEN beginnen. Die Anforderungen an die<br />
Auszubildenden sind hoch. Sie müssen gute Deutschkenntnisse,<br />
einen mit unserer mittleren Reife vergleichbaren Bildungsabschluss<br />
und eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen.<br />
Die Kooperation ist für beide Seiten von Nutzen. Wir können<br />
mit unserem Know-how wertvolle Impulse geben und<br />
gleichzeitig von der traditionellen chinesischen Medizin lernen.<br />
Als enttäuschend muss aus verbandlicher Sicht der in Berlin ausgehandelte<br />
Koalitionsvertrag bewertet werden. So bleiben langzeitarbeitslose<br />
Menschen ohne Perspektive auf dem Arbeitsmarkt<br />
auch nach der Bundestagswahl die Stiefkinder der Arbeitsmarktpolitik.<br />
Im neuen Koalitionsvertrag sucht man vergebens<br />
nach der Umsetzung der vielversprechenden An kün digungen,<br />
die diesen Menschen mit neuen Angeboten und Finanzierungswegen<br />
Chancen auf echte berufliche und gesellschaftliche Teilhabe<br />
versprochen haben. Deshalb werden wir uns auch in der<br />
neuen Legislaturperiode mit Nachdruck für einen sozialen Arbeitsmarkt<br />
in Deutschland einsetzen und die Politik nicht aus<br />
ihrer Verantwortung für diese Menschen und ihre Familien entlassen.<br />
Einziger Lichtblick im Bereich der Arbeitsmarktpolitik ist<br />
die Aufnahme der Assistierten Ausbildung in den Koalitionsvertrag,<br />
die der PARITÄTISCHE gemeinsam mit der Diakonie entwickelt<br />
hat und seit Jahren erfolgreich im Land umsetzt. Unsere<br />
intensive Lobbyarbeit hat der Politik und den Sozialpartnern<br />
deutlich machen können, welches Potenzial die Assistierte Ausbildung<br />
für die Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs<br />
und für die soziale Inklusion aller jungen Menschen hat.<br />
Wachsende sozialpolitische Herausforderungen, die sich auch<br />
in unserer aktuellen Jahreskampagne „Generationen verbinden“<br />
wiederspiegeln, machen deutlich, dass es auch künftig<br />
viel zu tun gibt. Umso mehr möchte ich an dieser Stelle allen<br />
danken, die sich hauptamtlich oder ehrenamtlich im PARITÄ-<br />
TISCHEN engagieren. Mein Dank gilt auch allen Partnern im<br />
sozialen, politischen und verbandlichen Bereich für die gute<br />
und konstruktive Zusammenarbeit.<br />
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine besinnli che<br />
Weihnachtszeit und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2014.<br />
2<br />
Hansjörg Böhringer, Landesgeschäftsführer
Altenhilfe<br />
Fachtag „Wohnen morgen – Heute gedacht“<br />
PARITÄTISCHER und DRK befassen sich mit neuen altersgerechten Wohnformen<br />
STUTTGART Am 4. Dezember 2013 veranstalteten der PARI<br />
TÄ TISCHE und das Deutsche Rote Kreuz <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
einen Fachtag zum Thema „Wohnen morgen – Heute<br />
gedacht“. Die Entwicklung und das Angebot neuer Wohnfor<br />
men für ältere Menschen stellen die stationäre Altenhilfe<br />
vor große Herausforderungen. In Deutschland existieren<br />
einige erfolgreiche neue Wohnformen, auf deren Grundlage<br />
bereits Empfehlungen und Ansätze für künftige Projekte<br />
erarbeitet wurden. Neben der Vorstellung die ser Erfolgsmodelle<br />
und neuer Ideen hatten die Teilnehmenden<br />
Gelegenheit zur Diskussion und zum fachlichen Austausch.<br />
Zu Tagungsbeginn wies Achim Uhl, Kernteamleiter Ältere<br />
Menschen und Pflege beim PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />
auf das veränderte Nachfrageverhalten hinsichtlich<br />
altersgerechter Wohnformen hin. Neben der<br />
Beachtung lebensstilspezifischer Anforderungen wird<br />
zukünftig eine besondere Herausforderung in der Entwicklung<br />
angemessener Wohnformen für Menschen mit<br />
er heblichem Pflege-, Unterstützungs- und Betreuungsbedarf<br />
liegen. An Bedeutung gewinnen niedrigschwellige,<br />
wohnortnahe und quartiersbezogene Versorgungsansätze<br />
im Vorfeld von Pflege zur Sicherung des Verbleibs<br />
in der eigenen Häuslichkeit. Neben den gewohnten ambulanten<br />
bzw. stationären Hilfsangeboten wird eine Auseinandersetzung<br />
mit Genossenschaften, neuen Wohn-<br />
Pflegeformen, Stiftungen und Nachbarschaftsvereinen<br />
notwendig sein, um das Zusammenleben im Alter und<br />
die zukünftige Versorgungslandschaft attraktiv und passgenau<br />
mitgestalten zu können.<br />
Zwischen individuellen Zielen<br />
und institutionellen Zwängen<br />
Dr. Peter Messmer wies in seinem Vortrag unter anderem auf<br />
zwei wesentliche Voraussetzungen guter Wohnqualität im Alter<br />
hin. „Gutes Wohnen“ hängt nach Messmer davon ab, ob<br />
und inwieweit es gelingt, dieses nach individuellen Bedürfnissen<br />
und weitgehend unabhängig von institutionellen Zwängen<br />
zu gestalten. Je ausgeprägter die institutionellen Strukturen<br />
sind, desto größer ist die Gefahr der Überlagerung individueller<br />
Bedürfnisse. Mit der Folge, dass Privatheit, Individualität<br />
und die Möglichkeit einer selbstbestimmten Lebensführung<br />
eingeschränkt werden. Neue Wohn- und Hausgemeinschaften<br />
sowie die Berücksichtigung ausgewählter Aspekte der Wohnqualität<br />
und Infrastruktur können dem entgegenwirken.<br />
Ambulante Hotellerie<br />
Eine weitere Herausforderung sieht Rudolf Lang von der Terralibere<br />
Projekt- und Organisationsentwicklung darin, dass eine<br />
„Lücke“ zwischen dem Wohnen zuhause, dem betreuten Woh-<br />
nen und vollstationären Pflegeeinrichtungen existiert. Die häufige<br />
Beschränkung des betreuten Wohnens auf die Bereitstellung<br />
barrierefreien Wohnraums überfordere die betroffenen<br />
Menschen über weite Strecken. Die Ausgestaltung des Heimrechts<br />
auf Länderebene erschwere es den Altenhilfeträgern,<br />
hier neue Lösungen zu entwickeln. Erfolgsversprechende Möglichkeiten<br />
sieht der Referent in Ansätzen aus der Hotellerie. Ein<br />
denkbares Konzept wäre beispielsweise ein Angebot aus barrierefreien<br />
Wohnungen mit einem festen Leistungspaket an<br />
Hauswirtschaft sowie Zusatzangeboten der Tagespflege oder<br />
eines ambulanten Pflegedienstes im Haus.<br />
Gemeinschaftliches Wohnen für Ältere<br />
Dr. Ulrike Scherzer von Wohn_Konzepte Scherzer erläuterte in<br />
ihrem Beitrag, worauf es bei der Planung des „Gemeinschaftlichen<br />
Wohnens“ ankommt und welche Organisationsformen<br />
sich bei dieser Wohnalternative <strong>als</strong> sinnvoll etabliert haben.<br />
Danach kann diese Wohnform durch ihren präventiven Ansatz<br />
und der damit verbundenen Entlastung der Daseinsfürsorge<br />
nicht nur der öffentlichen Hand einen Mehrwert bieten. Insbesondere<br />
können sie zu sozial verlässlichen Strukturen, Sicherheit<br />
und einem selbstbestimmten Leben beitragen.<br />
Modell einer kommunalen<br />
Pflegeinfrastruktur<br />
Abschließend zeigte Thomas Pfundstein von der rheinlandpfäl<br />
zischen Landeszentrale für Gesundheitsförderung, wie sich<br />
die kommunale Pflegestrukturplanung und Sozialraumentwicklung<br />
im Dialog mit Wohnungswirtschaft, Wohlfahrtspflege,<br />
Sozialhilfe und Bürgerengagement weiterentwickeln könnte.<br />
n Informationen: uhl@paritaet-bw.de/klatte@paritaet-bw.de<br />
3
Kooperationen<br />
Deutsch-Chinesisches Pilotprojekt bei Altenpflegeausbildung<br />
Lebens- und Versorgungsqualität älterer Menschen sichern – Kooperation mit Win-Win-Situation<br />
STUTTGART/PEKING Die Unterstützung kam von allerhöchster<br />
Stelle. „Die Berufsausbildung in Deutschland ist Weltklasse<br />
und ich hoffe, dass die Zusammenarbeit noch ausgebaut<br />
wird“, schwärmte Chinas Ministerpräsident Li Keqiang<br />
in der Großen Halle des Volkes. Die deutsche Delegation<br />
hörte dieses Lob mit großer Freude. Der Politiker<br />
verbindet große Erwartungen mit dem ersten Abkommen<br />
über die Ausbildung chinesischer Krankenpflegerinnen<br />
und -pflegern zu Altenpflegekräften in Deutschland. Eine<br />
entsprechende Kooperationsvereinbarung unterzeichneten<br />
Ende Oktober in Peking Hansjörg Böhringer, Landesgeschäftsführer<br />
des Paritätischen <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />
der Geschäftsführer des Deutsch-Chinesischen Sozialwerks<br />
Rainer Dold und Zhang Zihui, stellvertretender<br />
Direktor des China Service Center for Friendship & Cooperation<br />
with Foreign Countries.<br />
Immer mehr ältere Menschen<br />
China und Deutschland stehen vor gewaltigen Herausforderungen<br />
angesichts des sich dramatisch entwickelnden demografischen<br />
Wandels. Durch die bisher geltende Doktrin der Ein-Kind-<br />
Politik hat sich das Verhältnis von alten und jungen Menschen<br />
in der Volksrepublik erheblich verschoben. Mit rund 440 Millionen<br />
Rentnern rechnet China im Jahr 2050. Um diesen Trend zu<br />
stoppen, soll die Ein-Kind-Politik jetzt gelockert werden.<br />
Hohe Anforderungen an Auszubildende<br />
Der jetzt in Peking bei der CPAFFC (Chinese People´s Association<br />
for Friendship with Foreign Countries) im Oktober 2013<br />
unterschriebene Vertrag sieht vor, dass zunächst 150 Chinesinnen<br />
und Chinesen eine dreijährige duale Ausbildung für Altenpflegerinnen<br />
und -pfleger ab 1. September 2014 in den Einrichtungen<br />
des PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg beginnen.<br />
Derzeit werden die Kandidaten in ganz China ausgesucht.<br />
Die Anforderungen an die Auszubildenden sind recht hoch,<br />
denn Voraussetzung sind nicht nur sehr gute Deutschkenntnisse,<br />
sondern sie müssen einen der mittleren Reife in Deutschland<br />
entsprechenden Bildungsabschluss und eine Berufsausbildung<br />
etwa <strong>als</strong> Krankenschwester, Krankenpfleger, medizinischer<br />
Masseur, Physiotherapeuten, Heilpraktiker oder medizinischer<br />
Bademeister vorweisen.<br />
Bei dem Pilotprojekt hilft das Deutsch-Chinesische Sozialwerk<br />
beim Erwerb der Aufenthaltsgenehmigung, der Unterkunftssuche<br />
und bietet während der gesamten Ausbildungszeit ein<br />
begleitendes Beratungsangebot für Auszubildende an. „Völkerfreundschaft<br />
zeigt sich unter anderem darin, dass sich die<br />
Nationen gemeinsam den gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen<br />
stellen“, sagt Dold. „In China werden ältere<br />
Menschen gesellschaftlich hoch geachtet und schon deshalb<br />
wird das Projekt auch Erfolg haben.“<br />
Die Deutschen benötigten für ihre niedrige Geburtenrate keine<br />
Doktrin. Hier sind es die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Zwänge, die dafür sorgen, dass immer weniger Kinder<br />
geboren werden. Von den 28 Staaten in der Europäischen Union<br />
belegt Deutschland den letzten Platz bei der Geburtenrate.<br />
Gerade mal 8,4 Geburten auf 1.000 Einwohner ist eine erschreckende<br />
Zahl. Tabellenführer Irland bringt es immerhin auf 15,7<br />
je 1.000 Einwohner.<br />
Deutschland gehört in der EU sogar zu den 12 Ländern, in denen<br />
mehr Menschen starben <strong>als</strong> lebend geboren wurden.<br />
Und die aktuellsten Erhebungen des Statistischen Bundesamtes<br />
in Wiesbaden kommen zu dem Ergebnis, dass der Anteil<br />
der Frauen ohne Kinder weiter steigt. Bereits heute sind<br />
22 Prozent der Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren kinderlos.<br />
Vor vier Jahren waren es noch 20 Prozent.<br />
4<br />
Dass die Bevölkerungszahl in Deutschland dennoch um fast<br />
196.000 im Jahr 2012 auf 80.523.700 Einwohner gestiegen<br />
ist, liegt nach Angaben des Bundesamtes ausschließlich an<br />
der Zuwanderung aus dem Ausland. Angesichts dieser Entwicklungen<br />
ist es nur konsequent, dass die beiden Länder<br />
in der Altenpflege kooperieren. Schließlich geht es darum,<br />
dass die Menschen auch im hohen Alter würdevoll<br />
leben können.<br />
Foto: CPAFFC
V.l.n.r., 1. Reihe: Rainer Dold, Geschäftsführer deutschchinesisches<br />
Sozialwerk, Zhang Zuhui, stellvertretender<br />
Direktor des China Service Center for Friendship &<br />
Cooperation with Foreign Countries, Hansjörg Böhringer.<br />
Hintere Reihe: Li Jianping, Vizepräsident der CPAFFC, Li<br />
Xiaolin, Präsidentin der CPAFFC, der deutsche Botschafter<br />
Michael Claus, Song Jingwu, Generaldirektor Europa der<br />
CPAFFC. Foto: David Kurz<br />
Regelmäßiger Austausch<br />
Der Geschäftsführer des Sozialwerks ist auch der Vorsitzende<br />
der Stuttgarter Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft.<br />
Er und Hansjörg Böhringer, die im Oktober mit einer<br />
zehnköpfigen Delegation von Ministerpräsident Li Keqiang<br />
persönlich nach China eingeladen worden waren, sind die treibenden<br />
Kräfte bei dieser Zusammenarbeit.<br />
Beide Seiten profitieren<br />
„Unser Kooperationsmodell schafft eine Win-Win-Situation für<br />
beide Seiten. Das Ausbildungssystem für die Pflegeberufe<br />
steckt in China noch in den Anfängen. Dort können wir mit<br />
unserem Know-how wichtige Impulse geben. Auf der anderen<br />
Seite kann die Altenpflege in Deutschland viel von der jahrtausendealten<br />
traditionellen chinesischen Medizin lernen. Insofern<br />
können wir beide im Rahmen der Qualifizierung von<br />
Fachkräften in der Altenpflege voneinander profitieren. Beide<br />
Länder müssen Lösungen finden, wie die Lebens- und Versorgungsqualität<br />
für ältere Menschen möglichst lange erhalten<br />
bleiben kann,“ erläutert Böhringer sein Engagement.<br />
Für die chinesischen Partner ist das Projekt ebenfalls von „außergewöhnlicher<br />
Bedeutung“. Der Vizepräsident der CPAFFC, Li<br />
Jiangping, erhofft sich „von der qualifizierten Ausbildung nicht<br />
nur Fortschritte für unsere Altenpflegeeinrichtungen, sondern<br />
auch eine weitere Förderung der deutsch-chinesischen Freundschaft“.<br />
Bereits seit mehreren Jahren tauschen sich deutsche und chinesische<br />
Experten zum Thema Altenpflege und Altersvorsorge<br />
regelmäßig aus. Auch in diesem Jahr besuchte eine deutsche<br />
Delegation einen internationalen Altenpflege-Kongress in<br />
Nan jing, der Hauptstadt der Provinz Jiangsu. Im vergangenen<br />
Jahr kamen chinesische Fachleute und Politiker zu einem gemeinsamen<br />
Seminar nach Deutschland. Bei dieser Gelegenheit<br />
wurde das Pilotprojekt das erste Mal angedacht.<br />
Im kommenden Jahr wird es erneut einen Expertenaustausch<br />
in Deutschland geben. Diesmal zum Thema: „Senioren-Lebenspflege<br />
zur Prävention und Linderung altersbedingter Beschwerden“.<br />
„Wir werden dazu wieder kompetente Gesprächspartner<br />
aus China einladen“, sagt Dold.<br />
Ihm ist auch bewusst, dass die 150 Chinesinnen und Chinesen,<br />
die jetzt kommen werden, den Mangel an Pflegekräften in<br />
Deutsch land nicht beheben können. Rund 40.000 Altenpfleger/-<br />
innen fehlen inzwischen. Tendenz steigend. Aber auch in China<br />
herrscht zumindest an gut ausgebildeten Fachkräften auf diesem<br />
Gebiet ein großer Mangel. „Deshalb ist überhaupt nichts<br />
dagegen zu sagen, wenn die chinesischen Altenpfleger/-innen<br />
nach ihrer Ausbildung nur ein paar Jahre hier ar beiten, um dann<br />
in ihrer Heimat tätig zu werden“, meint Böhringer.<br />
Der Geschäftsführer geht aber auch davon aus, dass in Zukunft<br />
noch viel mehr Chinesische Pflegekräfte nach Deutschland kommen<br />
werden. Schließlich hatte der chinesische Ministerpräsident<br />
Li Keqiang gesagt, „die Zusammenarbeit solle ausgebaut<br />
werden“.<br />
Foto: CPAFFC<br />
5
Interview<br />
Wir brauchen fachlich qualifiziertes und gut ausgebildetes Personal<br />
Feray Şahin übernimmt die Leitung des Kernteams Familie und Kinder<br />
STUTTGART Die Landesgeschäftsstelle des PARITÄTISCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg arbeitet dienstleistungsorientiert. Die<br />
fachliche Arbeit ist seit 2007 in sieben Kernteambereiche gegliedert. Das Kernteam Familie und Kinder wird seit<br />
1. Oktober 2013 von Feray Şahin geleitet. Sie ist Nachfolgerin von Ute Walker, die insgesamt 37 Jahre für den <strong>Landesverband</strong><br />
tätig war. PARITÄTinform sprach mit der frischgebackenen Kernteamleiterin über den aktuellen Stand der Kinderund<br />
Familienhilfe, über künftige sozialpolitische Herausforderungen und die Arbeitsschwerpunkte in 2014.<br />
6<br />
Frau Şahin, Sie haben ein spannendes und von steten Veränderungen<br />
geprägtes Aufgabenfeld übernommen. Sagen Sie unserer<br />
Leserschaft zunächst etwas zu Ihrer Person?<br />
Sehr gerne. Ich komme aus dem schönen Augsburg in Bayern<br />
und habe an der dortigen Universität deutsche Didaktik,<br />
Politikwissenschaften und allgemeine Pädagogik mit den<br />
Schwerpunkten Erwachsenenbildung und Elementarpädagogik<br />
studiert. Nach dem Studium unterrichtete ich Deutsch<br />
an einer privaten Grundschule und schulte parallel dazu<br />
Lehrer/-innen und Lehramtsanwärter/-innen zur interkulturellen<br />
Kommunikation und Kompetenz. Seit 12 Jahren lebe<br />
ich in Stuttgart. Ich habe hier lange Zeit unterrichtet und<br />
Integrationskurse geleitet, bin lizenzierte Prüferin für den<br />
DTZ (Deutsch-Test für Zuwanderer) und nehme auf Anfrage<br />
weiterhin Prüfungen ab. Von 2008 bis 2010 war ich <strong>als</strong> Lehrbeauftragte<br />
am Lehrstuhl für Ethnologie an der Eberhard-<br />
Karls-Universität in Tübingen tätig.<br />
Sie sind ja schon länger beim PARITÄTISCHEN angestellt, welche<br />
Position hatten Sie bisher inne?<br />
Ja, im Oktober 2010 habe ich <strong>als</strong> Projektberaterin in dem Landesprojekt<br />
„Integration gemeinsam schaffen“ zum PARITÄTI-<br />
SCHEN gewechselt. In diesem Projekt, welches zum Jahresende<br />
ausläuft, bin ich parallel noch Ansprechpartnerin für Kommunen,<br />
Schulen und Kindertageseinrichtungen zum Thema<br />
Elternbeteiligung. Ich habe im Rahmen des Projektes zahlreiche<br />
Maßnahmen initiiert, für die ich zum größten Teil<br />
die Konzepte in den maßgeblichen Bildungs- und Entwicklungsfeldern<br />
unter besonderer Berücksichtigung der Sprachentwicklung<br />
und der Schulfähigkeit geschrieben habe. Zu<br />
meinen Aufgaben zählte auch die Beratung und Begleitung<br />
von lokalen und regions übergreifenden Netzwerken. Ich<br />
habe diverse Elterncafés an zahlreichen Schulen im Regierungsbezirk<br />
Stuttgart eingerichtet, Bildungs- und Erziehungs<br />
partnerschaften ermöglicht und versucht, mit meiner<br />
Arbeit zur Stärkung der Erziehungskompetenz von Eltern<br />
beizutragen.<br />
Im Oktober 2013 haben Sie die Leitung des Kernteams Familie und<br />
Kinder übernommen. Rund 40 Prozent der Mitgliedsorganisationen<br />
des PARITÄTISCHEN fallen in Ihren Arbeitsbereich, darunter<br />
allein 260 Träger mit 385 Kindertageseinrichtungen für rund<br />
15.000 Kinder im Alter bis 14 Jahre. Wird Ihnen angesichts dieser<br />
Zahlen nicht ein wenig bange?<br />
Im Gegenteil! Ich freue mich über die Möglichkeit der Mitgestaltung<br />
in einem Arbeitsfeld, welches von der schwangeren<br />
Frau über Familie und Kind bis hin zur Bildung und Betreuung<br />
die Themen umfasst, die mir nicht nur beruflich, sondern<br />
auch persönlich besonders am Herzen liegen.<br />
Im Übrigen gehören auch rund 60 Familienorganisationen,<br />
insbesondere Beratungsstellen und Familienselbsthilfeangebote,<br />
mit zu meinem Arbeitsfeld. Dies sind ebenfalls Themen,<br />
die mich beschäftigen und bei denen es sozialpolitisch sehr<br />
wichtig ist, Position zu beziehen. Die Beratung von jungen<br />
Eltern in besonders schwierigen Lebensverhältnissen steht<br />
derzeit im Mittelpunkt. Der PARITÄTISCHE ist weiterhin Kooperationspartner<br />
des Deutschen Kinderschutzbundes in<br />
dem landesweiten Projekt „Familienpaten“. Wir unterstützen<br />
den Deutschen Kinderschutzbund in der Umsetzung und<br />
Ausweitung des Projektes im Land.<br />
Wo sehen Sie aus dem Blickwinkel des PARITÄTISCHEN die aktuellen<br />
Arbeitsschwerpunkte und Herausforderungen im Rahmen der<br />
Umsetzung des Rechtsanspruchs für Kinder unter drei Jahren?
Der Rechtsanspruch rückt das Problem des akuten Fachkräftemangels<br />
erneut in den Mittelpunkt. Bund und Länder haben<br />
zwar für die Umsetzung des Rechtsanspruchs Gelder zur<br />
Verfügung gestellt, aber gegen mangelndes Fachpersonal<br />
wurden keine vorausschauenden adäquaten Maßnahmen<br />
getroffen. Statt dessen wird der Fachkräftekatalog geöffnet.<br />
In einem Krankenhaus würde man auch nicht einen Internisten<br />
durch eine Krankenschwester ersetzen, nur weil sie<br />
weiß, wie man einen Katheter anlegt. An dieser Stelle werden<br />
jetzt viele denken: „Frau Şahin, sie vergleichen hier Äpfel mit<br />
Birnen, in einem Krankenhaus geht es um Leben oder Tod.“<br />
Doch auch hier geht es um viel mehr, <strong>als</strong> nur um das Wickeln<br />
und Füttern. Außerdem ist das für mich eine Frage der Haltung.<br />
Und diese sagt aus, dass je jünger die Kinder sind, man<br />
desto großzügiger mit ihren Rechten und Bedürfnissen umgehen<br />
kann. Das ist nicht richtig. Wer gute Bildung, Er ziehung<br />
und Betreuung fordert, der muss auch für fachlich qualifiziertes<br />
und gut ausgebildetes Personal sorgen. Ein qualitativer<br />
Ausbau und somit die Sicherung der Qualität des Fachperson<strong>als</strong><br />
ist uns sehr wichtig. In diese Richtung werden<br />
auch unsere Anstrengungen gehen.<br />
Wie beurteilen Sie den Stand der Umsetzung in der Gleichstellung<br />
der Kindertagespflege mit den Kindertageseinrichtungen aus Anlass<br />
des Rechtsanspruchs?<br />
Die Kindertagespflege <strong>als</strong> besonders familiennahe und flexible<br />
Form der Betreuung spielt derzeit aufgrund des Rechtsanspruchs<br />
und dem Bedarf an Betreuungsplätzen eine sehr<br />
zentrale Rolle. Im Versuch der Konkretisierung in der Praxis<br />
mag <strong>Baden</strong>-Württemberg zwar die Nase vorn haben, aber<br />
im Vergleich zu anderen Bundesländern steckt die Gleichstellung<br />
auch bei uns noch in den Kinderschuhen. Der<br />
Die neue Kernteamleiterin Feray Şahin.<br />
PA RITÄTISCHE wird weiterhin an der Ausarbeitung von Standards<br />
und Anforderungsprofilen mitwirken, um die Kindertagespflege<br />
<strong>als</strong> „echtes” Wunsch- und Wahlrecht für Eltern<br />
und <strong>als</strong> existenzsichernde Beschäftigsungmöglichkeit für<br />
Kindertagespflegepersonen zu etablieren.<br />
Gibt es noch weitere Themen, die vielleicht weniger im Fokus stehen,<br />
Ihnen aber dennoch am Herzen liegen?<br />
Ja natürlich. Zum Beispiel die Situation von Flüchtlingsfamilien<br />
und deren Kindern. Es ist wichtig, dass diesen Kindern ein<br />
problemloser Anschluss an KiTa und Schule ermöglicht wird,<br />
ohne dass ihre Familien gegen ausländerrechtliche Konsequenzen<br />
kämpfen müssen. Für die Verwirklichung der Kinderrechte<br />
ist es unumgänglich, diese Zielgruppe nach dem<br />
Kinder- und Jugendhilfegesetz zu behandeln und nicht nach<br />
dem Aus länderrecht. Nach der UN-Kinderrechtskonvention<br />
hat jedes Kind Anrecht auf einen seiner Entwicklung angemessenen<br />
Lebensstandard. Es ist mir ein großes Anliegen,<br />
bei der Abschaffung von ausländerrechtlichen Barrieren für<br />
diese Zielgruppe mitzuwirken.<br />
Wir danken für das Gespräch.<br />
n Feray Şahin ist erreichbar unter<br />
Telefon 0711 | 21 55-120 oder über sahin@paritaet-bw.de<br />
Freiwillige Helfer von SAP „ackern“ im Kinderladen Rappelkiste<br />
MANNHEIM Der Hilferuf des Kinderladens blieb nicht lange<br />
ungehört. Ein Freiwilligenteam der SAP unterstützte die<br />
Einrichtung bei der Gestaltung einer neuen Außenfläche.<br />
Nachdem der Kinderladen ein größeres Außengelände zur Verfügung<br />
gestellt bekommen hatte, sollte dieses gestaltet werden:<br />
der Garten musste umgegraben und ein Sandkasten angelegt<br />
werden. Gefragt war<br />
– neben der Muskelkraft –<br />
die Lust am „Schaf fen“ mit<br />
Spaten und Schubkarre.<br />
Mit Hilfe der Freiwilligen-<br />
Börse Heidelberg kamen<br />
13 Helfer/-innen der SAP<br />
Walldorf zusammen. Diese<br />
setzten sich im Rahmen ihres<br />
Betriebsausflugs ehrenamtlich ein. Das Wetter spielte mit,<br />
<strong>als</strong> am Dienstag um 8.30 Uhr die Spaten gezückt, die Äxte geschwungen<br />
und die Schubkarren in Gang gesetzt wurden. Innerhalb<br />
von vier Stunden waren Buschwerk und Unkraut beseitigt,<br />
die Erde umgegraben und eine Grube für den Sandkasten<br />
ausgehoben. Eine gelungene Aktion, für die sich die Rappelkiste<br />
herzlich bedankt.<br />
7
Jugendhilfe<br />
Zusammenwirken von Schule und Jugendhilfe<br />
Liga-Fachausschuss erweitert seine fachliche Positionierung<br />
STUTTGART Der Fachausschuss Kinder, Jugend und Familie<br />
der Liga der freien Wohlfahrtspflege in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
hat seine im Januar 2011 erarbeitete fachliche Positionierung<br />
zum Zusammenwirken von Jugendhilfe und<br />
(Ganztages-)Schule für ein gelingendes Aufwachsen von<br />
Kindern und Jugendlichen aktualisiert und konkretisiert.<br />
Vor dem Hintergrund des Ausbaus von Ganztagesschulen in<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg ergeben sich neue Anforderungen und<br />
Möglichkeiten. Deren Bedeutung wurde dabei durch folgende<br />
Positionen herausgestellt und erläutert:<br />
n Ganztagsschule hat eine wichtige Funktion für das<br />
Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen.<br />
n Ganztagsschule ist eine gemeinsame Aufgabe von<br />
Schul pädagogik und Sozialpädagogik.<br />
n Sie erfordert die Beteiligung der Sozialpädagogik<br />
an der inneren Schulentwicklung.<br />
n Sie braucht die Rhythmisierung und Verzahnung von<br />
Unterricht, ergänzenden Ganztagsangeboten, Mittagessen,<br />
Erholungs-, Bewegungs- und Freizeitphasen.<br />
n Ganztagsschule ist Element einer lokalen und regionalen<br />
Bildungslandschaft.<br />
n Schulentwicklung, örtliche Jugendhilfeaktivitäten sowie<br />
stadt- und landkreisbezogene Jugendhilfeplanung<br />
müssen zusammengeführt werden.<br />
n Kommunale Steuerungsstrukturen müssen weiterentwickelt<br />
werden.<br />
n Bei der Ausgestaltung der Ganztagsschule und der lokalen<br />
Bildungslandschaften sind freie Träger zu beteiligen.<br />
n Beide Positionspapiere sind erhältlich unter Veröffentlichungen<br />
auf der Homepage der Liga der freien Wohlfahrtspflege<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg, www.liga-bw.de.<br />
Informationen auch bei Roland Berner, Leiter Kernteam<br />
Jugend, Bildung und Migration, berner@paritaet-bw.de.<br />
Neuer Vorsitz in der Fachgruppe Hilfen zur Erziehung<br />
Wechsel des<br />
Fachgruppenvorsitzes.<br />
Von links nach rechts:<br />
Roland Berner,<br />
Evi Pfeiffer,<br />
Jens Binder-Frisch.<br />
In der Herbsttagung der Fachgruppe Hilfen zur Erziehung<br />
am 15. Oktober 2013 wurden turnusgemäß die Vertreter/-<br />
innen des Ständigen Ausschusses der Fachgruppe sowie<br />
deren Sprecher neu gewählt. Evi Pfeiffer, Vorstand des<br />
Linzgau Kinder- und Jugendheims in Überlingen, übergab<br />
ihr Sprecheramt nach 12-jähriger Tätigkeit an ihren Nachfolger<br />
und bisherigen Stellvertreter Jens Binder-Frisch<br />
vom Michaelshof in Hepsisau. Seine Vertretung übernimmt<br />
künftig Dr. Matthias Hamberger von den Martin-<br />
Bonhoeffer-Häusern in Tübingen.<br />
Aus dem Ständigen Ausschuss ausgeschieden ist Joachim<br />
Matthey von der Jugendhilfe Creglingen. Der Ständige Ausschuss<br />
setzt sich jetzt aus folgenden Personen zusammen:<br />
Birgit Maaßen-Rux, Ingrid Allerdings, Evi Pfeiffer, Jens Binder-Frisch,<br />
Matthias Hamberger, Hans-Peter Becker, Hans<br />
Artschwager, Heiner Schüz, Werner Fritz und Werner Nuber.<br />
Da im Kernteam Jugend, Bildung und Migration der Beteiligung<br />
der Mitgliedsorganisationen eine große Bedeutung<br />
beigemessen wird, sind die Mitglieder des Ständigen Ausschusses<br />
zugleich auch im Kernteam unter Leitung von Roland<br />
Berner vertreten.<br />
n Kontakt: berner@paritaet-bw.de<br />
8
Austausch<br />
Deutsch-Türken oder türkisch-Deutsche<br />
Jugendaustauschprojekt besucht die türkische Hauptstadt<br />
OFFENBURG Reisen bildet. Unter diesem Motto flogen vom<br />
24. bis 29. Oktober 2013 zwölf Mädchen im Alter von 14<br />
und 18 Jahren und vier Betreuer/innen in die türkische<br />
Hauptstadt Ankara. Ziele des Jugendprojekts nach Ankara<br />
waren die Förderung sozialer Kompetenzen sowie die Sensibilisierung<br />
des Blickes für andere Kulturen und die Möglichkeit<br />
der Selbstreflektion.<br />
Die Idee für ein länderübergreifendes Jugendaustauschprojekt<br />
entstand, nachdem 2012 auf Einladung des PARITÄTISCHEN<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg eine Fachdelegation aus Ankara bestehend<br />
aus Vertretern des Familienministeriums, der Fachhochschule<br />
für Soziale Arbeit sowie sozialen Einrichtungen zum gegenseitigem<br />
Kennenlernen und zum Erfahrungsaustausch die Ortenau<br />
bereisten und nach einem Besuch des Bunten Hauses zu<br />
einem Gegenbesuch einluden.<br />
Das Besondere war, dass der<br />
überwiegende Teil der Mädchen<br />
türkischstämmig ist. Diese Jugendlichen<br />
hatten für die Gruppe<br />
eine besondere Aufgabe: Sie<br />
übersetzten bei Besichtigungen<br />
und dem Austausch mit den<br />
Menschen in Ankara und klärten<br />
über Kultur, Tradition und Regeln<br />
im Umgang auf. Die Rolle <strong>als</strong> Übersetzerinnen und Vertreterinnen<br />
einer Gruppe war für die Mädchen eine ganz neue Erfahrung.<br />
Schon im Vorfeld der Reise hatten die türkischstämmigen<br />
Familien die Reisegruppe hilfsbereit und stolz über türkische<br />
Bräuche und Sitten informiert. Während des Aufenthaltes<br />
wurde besonders von den türkischstämmigen Mädchen<br />
ihre Rolle <strong>als</strong> deutsch-Türken oder türkisch-Deutsche reflektiert.<br />
Was für ein Gefühl ist es, obwohl in Deutschland geboren<br />
und sozialisiert, dennoch stets <strong>als</strong> „Ausländer“ betrachtet zu<br />
werden, aber in der Türkei ebenfalls <strong>als</strong> „Fremde“ wahrgenommen<br />
zu werden?<br />
Ein kulturell vielfältiges und buntes Programm<br />
Geboten wurde den Teilnehmenden ein buntes Programm: Sie<br />
wurden eingeladen, verschiedene soziale Einrichtungen kennenzulernen,<br />
wie ein staatliches Kinder- und Waisenheim, ein<br />
inklusives Stadtteil- und Familienzentrum, ein Frauenhilfsprojekt<br />
sowie eine Einrichtung für Straßenkinder mit vielfältigen<br />
Betreuungs- und Freizeitaktivitäten. Dort hatten alle viel Spaß<br />
bei einem gemeinsamen Capoeira-Training, frei von kulturellen-<br />
und sprachlichen Unterschieden im sportlichen Austausch.<br />
Neben dem sozialen Austausch stand auch die Kultur im Fokus<br />
des Besuchs. So gab es einen Vormittag in der Atatürk-Gedenkstätte,<br />
einen Besuch in Ankaras größter Moschee und der alten<br />
Zitadelle so wie einen Nachmittag in dem Altstadtviertel „Kizilay“<br />
(Roter Halbmond) mit seinem orientalischen Flair.<br />
Aber auch für genügend Freizeitmöglichkeiten war gesorgt:<br />
Touren durch Ankaras interessante Märkte und der Besuch zweier<br />
Freizeitparks standen auf dem Programm. Eine ganz besondere<br />
Erfahrung war die Einladung in eine ansässigen Familie, die<br />
mit einigen der mitgereisten Jugendlichen verwandt ist. Hier<br />
erhielt die Gruppe einen hautnahen Einblick in die türkische<br />
Gastfreundschaft und es gab genügend Gelegenheiten, Fragen<br />
zu stellen. Insgesamt haben die türkischstämmigen Jugendlichen<br />
aus Offenburg ihr Ursprungsland aus einem völlig neuen<br />
Blickwinkel kennengelernt. Als weiterer willkommener Nebeneffekt<br />
wird der Kontakt der Eltern bewertet, die sich durch das<br />
Jugendprojekt kennengelernt haben und die,<br />
obwohl sie aus demselben Stadtteil kom men,<br />
vorher keinen Kontakt zueinander hatten.<br />
Allen gemeinsam bleibt der Wunsch, die<br />
deutsch-türkischen Beziehungen zu pflegen.<br />
Ein Gegenbesuch von den Jugendlichen aus<br />
Ankara ist das Ziel. Finanziell unterstützt wurde<br />
das Projekt durch das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und<br />
dem Paritätischen Wohlfahrtsverband.<br />
n Kontakt: Basri Askin,<br />
askin@parität-bw.de und<br />
Stephanie Schultz,<br />
stephanie.schultz@paritaet-og.de<br />
9
Projekte<br />
Erziehungs- und Bildungspartnerschaften gebildet<br />
Gemeinschaftsprojekt des PARITÄTISCHEN und der Türkischen Gemeinde geht erfolgreich zu Ende<br />
10<br />
STUTTGART Seit dem 1. Oktober 2010 sind der PARITÄTI<br />
SCHE <strong>Landesverband</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg und die Türkische<br />
Gemeinde in <strong>Baden</strong>-Württemberg <strong>als</strong> Träger des Projekts<br />
„Integration in <strong>Baden</strong>-Württemberg – Gemeinsam mit<br />
den Eltern für neue Bildungschancen“ im Regierungsbezirk<br />
Stuttgart aktiv. Mit der Integrationsministerin Bilkay Öney<br />
<strong>als</strong> Vorsitzende hatte der Verein Netzwerke für Bildungspartner<br />
die landesweite Koordination des Beraterpools<br />
und der Fördergelder inne. Ziel des Projektes war die Schaffung<br />
von Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Hauptamtliche<br />
Beraterinnen sollten die Zusammenarbeit zwischen<br />
Elternhaus, Kindergärten, Schulen, Kommunen und<br />
anderen Einrichtungen durch die Initiierung lokaler Netzwerke<br />
und Bildungspartnerschaften stärken. Am 31. Dezember<br />
2013 läuft das Projekt aus. Ein Rückblick auf drei<br />
Projektjahre stellt Erkenntnisse und Ergebnisse vor.<br />
Neue Energie aus der Synergie<br />
Die Konstellation war neu. Mit der Zusammenarbeit zwischen<br />
einer Migrantenorganisation und einem Spitzenverband der<br />
Freien Wohlfahrtspflege wurden bewusst Synergien genutzt.<br />
Die Türkische Gemeinde bot den Zugang zu Eltern mit Migrationshintergrund<br />
und der PARITÄTISCHE lieferte die Infrastruktur<br />
und die enge Anbindung an Sozialeinrichtungen. Die Kooperation<br />
auf Augenhöhe und eine paritätische Aufteilung der Zuständigkeiten<br />
spiegelt die Haltung der Kooperationspartner<br />
wider. Für das Projektteam war es von Anfang an wichtig, diese<br />
Haltung an die lokalen Akteure weiter zu vermitteln und Beziehungs-<br />
und Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Die umfangreichen<br />
Kenntnisse der Beraterinnen über lokale und regionsübergreifende<br />
Strukturen schafften günstige Rahmenbedingungen<br />
für eine erfolgreiche Umsetzung im Regierungsbezirk Stuttgart.<br />
Praxisbeispiel Kultursensible Elternbildung<br />
In Neckarsulm wurden über 20 Mütter mit und ohne Migrationshintergrund,<br />
die alle Erfahrung in der zweisprachigen Kindererziehung<br />
mitbringen, von der Volkshochschule zu Elterngruppenleiterinnen<br />
ausgebildet. Qualifizierungsbausteine waren<br />
Kommunikationsfähigkeiten, Konfliktbewältigungsstrategien<br />
und Freude am Umgang mit Gruppen. Auch der Umgang<br />
mit dem Sprachförderprogramm „SMS-Plus“ (Sprache macht<br />
Spaß), den „KIKUS“-Arbeitsblättern (Kinder, Kultur, Sprache) und<br />
dem aus Fördermitteln geförderten Kita-Buch gehörten zum<br />
Ausbildungsprogramm. Die kultursensible Elternbildung setzt<br />
an den mehrsprachigen Kompetenzen der Eltern an, stärkt deren<br />
Identität und setzt so Veränderungspotenziale frei. Sie fördert<br />
gezielt Bildungspartnerschaften mit Eltern mit Migrationshintergrund.<br />
Das Besondere ist, dass die ehrenamtlich tätigen<br />
Elterngruppenleiterinnen nicht nur in Ergänzung zum<br />
Sprachförderprogramm der städtischen Kitas tätig werden, son-<br />
dern auch im häuslichen Umfeld. Im Lebensweltbezug sollen sie<br />
die Erziehungskompetenzen der Eltern stärken und sie beim<br />
aktiven Spracherwerb ihrer Kinder unterstützen. Für diese Qualifizierung<br />
hatten sich 32 Mütter angemeldet. Die Nachfrage<br />
steigt. Das Gesamtkonzept soll flächendeckend in allen städtischen<br />
Kindertageseinrichtungen eingeführt werden.<br />
Bildungspartnerschaften im Überblick<br />
Im Projektzeitraum kamen insgesamt 124 Bildungspartnerschaften<br />
zustande. In der Region A konnten dank urbaner Strukturen<br />
und projektgewohnter Kooperationspartner 72 Bildungspartnerschaften<br />
gegründet werden. Auch in den ländlich geprägten<br />
Regionen mit zusammen 52 Bildungspartnerschaften hat sich<br />
die Pionierarbeit und das Engagement der Beraterinnen bewährt.<br />
Dieser Erfolg zeigt, dass das Projekt auch in den ländlicheren<br />
Gebieten Fuß fassen konnte.<br />
Nachhaltige Verankerung<br />
Um wirkungsvolle Bildungspartnerschaften langfristig zu etablieren,<br />
investierten die Beraterinnen in strategisch „geschickte“<br />
Vernetzungen: so wurden Migrantenorganisationen ohne Pro jekterfahrung<br />
mit projekterfahrenen Partnern aus großen Vereinen<br />
und Verbänden zusammengebracht. Dadurch konnten vorhandene<br />
Ressourcen aktiviert und wertvolle Synergieeffekte er zeugt<br />
werden. Die anspruchsvolle Beziehungs- und Sensibilisierungsarbeit<br />
und die Kenntnis lokaler und regionsübergreifender Strukturen<br />
förderten das erfolgreiche Miteinander auf Augenhöhe.<br />
Für die nachhaltige Etablierung der Bildungspartnerschaften<br />
war die Zusammenarbeit mit kommunalen und alternativen Fördermöglichkeiten<br />
wichtig. Mit der Kenntnis alternativer Finanzierungsmöglichkeiten<br />
waren die Beraterinnen willkommene<br />
Ansprechpartnerinnen. Neben dem Förderprogramm „Netzwerke<br />
für Bildungspartner“ informierten sie auch über die Möglichkeiten<br />
der Drittfinanzierung. Die projekteigene Förderung war<br />
ein wichtiger Anreiz für den Einstieg in die Beratungsarbeit und<br />
ermöglichte eine Anschubfinanzierung von 5.000 Euro.<br />
Im Sinne einer nachhaltigen Verankerung war die Anbindung<br />
an lokale und regionsübergreifende Programme unumgänglich.<br />
Die Kooperationen mit relevanten kommunalen, landesund<br />
bundesweiten Programmen reichen von kontinuierlichem<br />
Informationsaustausch über gegenseitige Unterstützung bis<br />
zur direkten Zusammenarbeit. Die strategische Vernetzung mit<br />
landesweiten Programmen wurde gezielt angestoßen, um eine<br />
langfristige Etablierung initiierter Bildungspartnerschaften<br />
nach Projektabschluss sichern zu können.<br />
n Kontakt: Feray Şahin,<br />
Telefon 0711 | 2155-120, sahin@paritaet-bw.de
Wie man erfolgreich Fachkräfte gewinnen und diese langfristig binden kann<br />
Ergebnisse der ATTARIS-Workshops bald <strong>als</strong> Praxishandbuch erhältlich<br />
STUTTGART In den ATTARIS-Workshops des Jahres 2013<br />
wurden Fragen zum Thema Fachkräftemangel, Arbeitgeber-Attraktivität<br />
und Personalentwicklung behandelt. Daran<br />
anknüpfend entsteht nun ein modulares Praxis-Handbuch,<br />
das besonders Führungskräften von kleinen und<br />
mittleren sozialen Einrichtungen wertvolle Informationen<br />
bietet.<br />
Wie kann ich mich <strong>als</strong> attraktiver Arbeitgeber am Arbeitsmarkt<br />
positionieren und dadurch neue Fachkräfte gewinnen oder<br />
langjährige Mitarbeiter/-innen erfolgreich in der Organisation<br />
halten? Wie werde ich der <strong>Vielfalt</strong> in meiner Einrichtung gerecht<br />
und wie führe ich heterogene Teams? Welche Erfahrungen haben<br />
andere Einrichtungen zu diesen Themen gesammelt und<br />
welche Handlungsmöglichkeiten gibt es für mich und meine<br />
Einrichtung? Diese und viele weitere Fragestellungen rund um<br />
das Thema Fachkräftemangel, Arbeitgeber-Attraktivität und<br />
Personalentwicklung wurden in den drei ATTARIS-Workshops in<br />
diesem Jahr intensiv diskutiert und bearbeitet.<br />
Zum Teilnehmerkreis der Workshop-Reihe zählten vor allem Geschäftsführungen<br />
und Einrichtungsleitungen kleinerer und<br />
mittlerer Organisationen aus Jugend-, Alten- und Behindertenhilfe<br />
sowie der Kindertagesbetreuung. In den verschiedenen<br />
Veranstaltungen stand den Führungskräften die Personalentwicklerin<br />
und Inhaberin des gleichnamigen Beratungsunternehmens<br />
Angelika Gaßmann mit umfangreichem Erfahrungswissen,<br />
Rat und Tat und vielen Praxistipps zur Seite.<br />
Unterstützung für Führungskräfte<br />
und Personalverantwortliche<br />
Anknüpfend an die Workshops entsteht im Projekt ein modulares<br />
Praxishandbuch, das Inhalte, Erfahrungen und Best-Practice<br />
der Veranstaltungsreihe aufgreift und vertieft. Mit dem<br />
Handbuch möchte das Projekt insbesondere Führungskräften<br />
von sozialen Einrichtungen einen Überblick über verschiedene<br />
Handlungsmöglichkeiten, Instrumente und Best-Practice-Ansätze<br />
zu unterschiedlichen Bereichen der Personalgewinnung,<br />
Mitarbeiterbindung und des Diversity Managements anbieten.<br />
Die im Handbuch integrierten Checklisten unterstützen Führungskräfte<br />
und Personalverantwortliche dabei, die individuellen<br />
Themen zu identifizieren und mit Hilfe zahlreicher Arbeitshilfen<br />
und Praxistipps Handlungsmöglichkeiten für die eigene<br />
Einrichtung zu entwickeln.<br />
Erscheinen wird das Praxishandbuch im Juni 2014. Einzelne Themen<br />
und Kapitel werden bereits jetzt im kostenlosen ATTARIS-<br />
Newsletter veröffentlicht.<br />
n Kontakt: ATTARIS, Telefon 0711 | 2155-175,<br />
schimpf@werkstatt-paritaet-bw.de,<br />
www.werkstatt-paritaet-bw.de.<br />
IMPRESSUM<br />
PARITÄTinform<br />
Herausgeber:<br />
Redaktion:<br />
Satz & Gestaltung:<br />
Das Nachrichtenmagazin des Paritätischen<br />
Deutscher <strong>Paritätischer</strong> Wohlfahrtsverband<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg e.V.<br />
Hauptstraße 28, 70563 Stuttgart<br />
Telefon 0711 | 21 55-0 , www.paritaet-bw.de<br />
E-Mail: info@paritaet-bw.de<br />
Rolf Schaible (verantw.), Basri Askin, Roland Berner,<br />
Dr. Hermann Frank, David Klatte, Hina Marquart,<br />
Ralf Nuglisch, Achim Uhl, Kirsi-Marie Welt u.v.a.<br />
Kreativ plus, Gesellschaft für Werbung<br />
und Kommunikation mbH, Stuttgart<br />
Anzeigenmarketing: Kreativ Plus GmbH<br />
Telefon 0711 | 21 55-105, Fax 0711 | 21 55-300<br />
E-Mail: help@kreativplus.com<br />
Druck:<br />
ce-print Offsetdruck GmbH, Metzingen<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Bezugspreis: Im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Jahresabonnement 8,- Euro für Nichtmitglieder<br />
Auflage:<br />
5.000 Exemplare<br />
Fotos:<br />
bilderbox | Archiv | fotolia | CPAFFC | David Kurz<br />
Mitgliedsorganisationen<br />
Bitte beachten Sie die Beilagen der Paritätischen Akadmie Süd.<br />
11
Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
Interkulturelles Zusammenleben gelingend gestalten<br />
<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong> im Diversity-Management der Kommunen<br />
STUTTGART/MANNHEIM Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg hat sich im Herbst 2013 im Rahmen seiner Jahreskampagne<br />
„Generationen verbinden“ mit dem Thema Partizipation vom Menschen mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />
befasst und die Fragestellung beleuchtet, was Sozialverbände wie der PARITÄTISCHE und seine Mitgliedsverbände oder<br />
auch die Politik vor dem Hintergrund des demografischen Wandels dazu beitragen können, die Integration von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund in die Gesellschaft zu fördern und <strong>als</strong> Gewinn für ein vielfältiges und offenes Gemeinwesen zu<br />
realisieren. Den Auftakt der Teilkampagne bildete die Veranstaltung Migration – Chance für Mannheim am 27. September<br />
2013 des Kreisverban des Mannheim.<br />
In <strong>Baden</strong>-Württemberg leben mittlerweile 2.822.000 Menschen<br />
mit einer Zuwanderungsgeschichte. Das entspricht 26,2 Prozent<br />
der Bevölkerung. <strong>Baden</strong>-Württemberg ist damit eines der<br />
einwanderungsstärksten Bundesländer Deutschlands. Unter den<br />
Flächenländern hat es somit den höchsten Migrationsanteil<br />
(Quelle: Statistisches Bundesamt 2011). In fünfzig Jahren Einwanderungsrealität<br />
in Deutschland haben sich die sozialen Lebenslagen<br />
der Zugewanderten stark verändert und lassen sich<br />
nicht einheitlich beschreiben. Dennoch gilt weiterhin: in allen<br />
zentralen Lebensbereichen wie Arbeit, Einkommen, Bildung,<br />
Ausbildung, Wohnen, Partizipation bestehen nach wie vor deutliche<br />
Benachteiligungen der Migrantinnen und Migranten gegenüber<br />
der Mehrheitsbevölkerung. Trotz der unverkennbaren<br />
Benachteiligungen ist es für die Zukunft wichtig, den Blick darauf<br />
zu richten, dass Menschen mit Migrationshintergrund<br />
wichtige Ressourcen und Potenziale zur Weiterentwicklung<br />
Deutschlands und damit <strong>Baden</strong>-Württembergs einbringen.<br />
Umfassende kommunale Integrationspraxis<br />
Integration ist ein Prozess auf Gegenseitigkeit mit wechselnden<br />
Anforderungen an die Zuwanderinnen und Zuwanderer, die<br />
Aufnahmegesellschaft, die Politik, die Verwaltung, die Wirtschaft,<br />
die Bildungseinrichtungen und die sozialen Dienste. Ob In -<br />
te gration und interkulturelles Zusammenleben gelingen oder<br />
misslingen, zeigt und entscheidet sich vor allem „vor Ort“ in<br />
den Gemeinden und Stadtteilen, in Betrieben und Nachbarschaften,<br />
in Schulen und Sportvereinen. Grundvoraussetzung<br />
für das Gelingen ist eine offene, glaubwürdige und akzeptierende<br />
Haltung aller Akteurinnen und Akteure. Als Orte des alltäglichen<br />
Zusammenlebens haben Städte und Gemeinden eine<br />
zentrale Bedeutung für die soziale, wirtschaftliche und kulturel -<br />
le Integration von Migrantinnen und Migranten. Bedingt durch<br />
die Notwendigkeit, auf die besonderen Erfordernisse der Zugewanderten<br />
zu reagieren, entwickelte sich in den Städten und<br />
Landkreisen eine umfassende Integrationspraxis, lange bevor<br />
sich die Politik auf Bundesebene dazu durchringen konnte, Einwanderung<br />
<strong>als</strong> eine gesellschaftliche Tatsache in Deutschland<br />
anzuerkennen.<br />
Eine Studie von 2012 zum Stand der Kommunalen Integrationspolitik<br />
unterstreicht den gewachsenen kommunalpolitischen<br />
Bild oben von links nach rechts: Dr. Claudia Schöning-Kalender und Eva-Maria<br />
Wittmann (PARITÄTISCHER Kreisvorstand Mannheim), Integrationsministerin<br />
Bilkay Öney, die Mannheimer Stadträtinnen Marianne Bade und Gabriele<br />
Thirion-Brenneisen, die Mannheimer Bürgermeisterin Felicitas Kubala, der<br />
Mannheimer Kreisvorsitzende des PARITÄTISCHEN Thomas Weichert und den<br />
Mannheimer Stadtrat Thomas Trüper<br />
12
Stellenwert. Die kommunale Integrationspolitik<br />
wird von Städten, Gemeinden und Landkreisen<br />
in Deutschland <strong>als</strong> ein zentrales Thema<br />
bewertet: 71,5 Prozent der befragten 228<br />
Kommunen legen der Integration von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund eine sehr<br />
hohe oder hohe Bedeutung bei. Der Stellenwert<br />
der kommunalen Integrationspolitik wird<br />
vor allem von der Gemeindegröße und dem<br />
Migrantenanteil an der lokalen Bevölkerung beeinflusst: 98,5<br />
Prozent der Großstädte, 66,2 Prozent der Mittelstädte, 63,0 Prozent<br />
der Landkreise und 48,8 Prozent der Kleinstädte und Gemeinden<br />
schreiben der Integration von Zugewanderten eine<br />
sehr hohe oder hohe Bedeutung zu. Beträgt der Migrantenanteil<br />
an der lokalen Bevölkerung 20 Prozent oder mehr, dann hat<br />
bei fast 90 Prozent dieser Städte Integration eine hohe Bedeutung<br />
in der Kommunalpolitik.<br />
Viele Kommunen unternehmen teilweise bereits seit Jahrzehnten<br />
erhebliche Anstrengungen, um die Integration der Zugewanderten<br />
zu fördern. Konkret setzt kommunale Integrationspolitik<br />
sehr unterschiedlich an und umfasst häufig eine Vielzahl<br />
von Handlungsfeldern. Hierzu gehören Sprachförderung und<br />
Bildung, berufliche Ausbildung und Arbeitsmarkt integra tion,<br />
Jugend- und Sozialarbeit, Kulturförderung, Wohnen und Stadtentwicklung,<br />
Förderung der politischen Partizipation, Gesundheitsförderung,<br />
Sozial- und Rechtsberatung, Vermittlung in<br />
Nach barschaftskonflikten, Maßnahmen gegen Diskriminierung<br />
und Fremdenfeindlichkeit. Viele Gemeinden fördern Vereine, die<br />
sich um einen interkulturellen Dialog bemühen, unterstützen<br />
entsprechende Initiativen im Kulturbereich und fördern interreligiöse<br />
Dialoge. Die Kommunen bieten nicht nur eigene Leistungen<br />
an, sondern unterstützen häufig auch die Integrationsarbeit<br />
von Wohlfahrtsverbänden und Kirchen.<br />
Dauerhafte kommunale<br />
Querschnittsaufgabe<br />
Das herausragende und übergreifende Leitziel kommunaler<br />
Integrationspolitik besteht in der aktiven<br />
Förderung von Gleichberechtigung und Chancengleichheit,<br />
von gesellschaftlicher und politischer Partizipation,<br />
von interkulturellem Austausch und gegenseitigem<br />
Respekt vor Anderssein. Zentraler Orientierungsrahmen<br />
für das Zusammenleben Aller in<br />
Deutschland ist das Grundgesetz, weil hier in erster<br />
Linie Menschenrechte und nicht nur nationale Bürgerrechte<br />
definiert sind. Die Gestaltung von Integration<br />
und interkulturellem Zusammenleben wird –<br />
unter Einbeziehung aller Akteure – zu einer dauerhaften<br />
kommunalen Querschnittsaufgabe.<br />
Viele Gemeinden haben sich vom Defizitansatz gelöst<br />
und nehmen die Chancen und Potenziale der<br />
Zuwanderung verstärkt in den Blick. Mittlerweile<br />
Bilkay Öney, die Integrationsministerin<br />
des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg, bei<br />
Ihrem Vortrag auf der Inputveranstaltung<br />
„Migration – Chance für Mannheim!“<br />
unstrittig ist, dass sich Zuwanderung in ökonomischer<br />
und arbeitsmarktpolitischer Hinsicht<br />
längerfris tig positiv auf die Kommunen und<br />
auf ihre Haushalte auswirkt. Die demografische<br />
Entwicklung, die vor allem in kleineren und<br />
mittleren Gemeinden bis 2030 mit einem zuweilen<br />
drastischen Bevölkerungsschwund verbunden<br />
sein wird, ist ein entscheidender Grund,<br />
warum sich die Kommunen künftig eine gezielte<br />
und strategisch ausgerichtete Integrations- und Migrationspolitik<br />
zu Eigen machen sollten.<br />
Verbindendes suchen<br />
und Verschiedenes zulassen<br />
Verabschieden müssen wir uns von der Vorstellung, dass kulturelle<br />
und ethnische <strong>Vielfalt</strong> das konfliktfreie Miteinander in einer<br />
Gesellschaft bedeutet. Die Konzepte der 80er Jahre, die Idee<br />
des/r assimilierten ausländischen Mitbürgers/in bzw. die Idee<br />
der multikulturellen Gesellschaft, stellten das Ideal des harmonischen<br />
Miteinanders in den Vordergrund. Konflikte und Grenzsetzungen,<br />
Differenzen und Dissens haben hier keinen Platz.<br />
Heute weiß man, dass es keine Konsensgesellschaft gibt und die<br />
genannten Konzepte so nicht funktionieren können. Gesellschaftliches<br />
Leben ist von Konsens und Dissens, von Konflikt<br />
und Einigkeit geprägt. In einer offenen demokratischen Gesellschaft<br />
besteht die große Herausforderung nicht nur darin, wie<br />
sie die Koexistenz der Mehrheitsgesellschaft mit den verschiedenen<br />
Ethnien und Kulturen, sondern auch, wie sie die Differenz<br />
organisiert. Eine Integrationspolitik vor Ort muss beide Aspekte<br />
umfassen; das Leitmotto könnte daher lauten: „Verbindendes<br />
suchen und Verschiedenheiten zulassen“.<br />
13
Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
Integrationsministerin Bilkay Öney unterhält sich mit Gästen<br />
Die Entwicklung zeitgemäßer integrativer Leitbilder schreitet<br />
voran. Interkulturalität und Diversity gewinnen heute vor allem<br />
in Großstädten an Bedeutung. Integrationspolitik fügt sich auf<br />
längere Sicht in eine breitere politische Strategie ein, die insgesamt<br />
lokaler <strong>Vielfalt</strong> – und nicht nur dem Zuwanderungsgeschehen<br />
- gerecht zu werden versucht.<br />
<strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />
Der PARITÄTISCHE hat mit seiner Kampagne „Generationen verbinden“<br />
die Intention, zu ermutigen, die <strong>Vielfalt</strong> <strong>als</strong> <strong>Erfolgsfaktor</strong><br />
zu verstehen. In einer älter und vielfältiger werdenden Gesellschaft<br />
kann man auf die Potenziale der Menschen mit Migrationshintergrund<br />
nicht verzichten. Zur interkulturellen Öffnung<br />
gehört deshalb die Erhöhung des Anteils von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund in Behörden, Institutionen und Verbänden,<br />
aber auch die Stärkung der interkulturellen Kompetenz<br />
aller Akteure im sozialen und darüber hinaus insgesamt im<br />
kommunalen Bereich. <strong>Vielfalt</strong> bestimmt unsere alltägliche Lebensrealität.<br />
Die Kommunalpolitik ist hier unter Einbezug der<br />
zivilgesellschaftlichen Akteure zweifelsohne besonders gefordert,<br />
neue Konzepte für das Miteinander in einer heterogenen<br />
lokalen Gesellschaft zu entwickeln, denn letztendlich ist die<br />
Stadt bzw. Gemeinde der Ort, wo das gesellschaftliche Zusammenleben<br />
konkret und alltäglich stattfindet und wo es auch<br />
gestaltet werden muss.<br />
Kreisvorsitzender Thomas Weichert an den Thementischen im Gespräch mit<br />
Bürgermeisterin Felicitas Kubala und Integrationsministerin Bilkay Öney<br />
Je komplexer die Gesellschaft wird, desto offensichtlicher ist,<br />
dass es keine einfachen Lösungen gibt und geben wird, wie das<br />
Miteinander in einer lokalen Gesellschaft zu organisieren ist.<br />
Gebraucht werden einerseits offene Begriffe, Ideen und Konzepte<br />
für Vielfältigkeit. Die Gesellschaft muss andererseits aber<br />
auch ganz speziell die Herausforderungen und die Chancen<br />
bzw. den Gewinn der nationalen, religiösen und ethnischen<br />
<strong>Vielfalt</strong> in den lokalen Raumschaften betrachten und in den<br />
Vordergrund rücken.<br />
n Kontakt: Dr. Hermann Frank,<br />
Stabsstelle Grundsatzfragen,<br />
Telefon 0711 | 2155-208,<br />
frank@paritaet-bw.de.<br />
Kreisvorsitzender Thomas Weichert<br />
Aus Sicht des PARITÄTISCHEN sollte ein Diversity-Management<br />
mit folgenden Merkmalen im Vordergrund stehen:<br />
n Die Kommunen sind gefordert, ihre Integrationsbemühungen in einzelnen kommunalpolitischen Handlungsfeldern zu<br />
intensivieren und zu bündeln und unter Beteiligung der Zuwanderungsbevölkerung in strategisch ausgerichtete integrationspolitische<br />
und interkulturelle Gesamtkonzepte (Stadtentwicklungsplanung) zu überführen.<br />
n Notwendig ist ein gemeinsam mit allen Akteuren formuliertes und gelebtes Leitbild zur interkulturellen Öffnung, eine<br />
gezielte kommunale Sprach- und Bildungsförderung (mit Integration in „lokale Bildungslandschaften“), die Förderung sozialräumlicher<br />
Integration, die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement, das bewusste Eintreten für <strong>Vielfalt</strong><br />
und Toleranz und die Stärkung lokaler Integrationsnetzwerke.<br />
n Als gewissermaßen „weicher“ Integrationsfaktor hat die Förderung interkultureller Kulturarbeit (nach dem Motto,<br />
Verschiedenheit zulassen und Verbindendes suchen) einen besonderen Stellenwert für ein gelingendes interkulturelles<br />
Zusammenleben in der Gemeinde.<br />
14
Mannheim soll Heimat für alle sein<br />
Migration <strong>als</strong> Gestaltungsmöglichkeit für eine solidarische Stadtgesellschaft<br />
MANNHEIM Die am 27. September im Mannheimer Gewerkschaftshaus durchgeführte regionale<br />
Einführungsveranstal tung „Migration – Chance für Mannheim“ war unter dem Motto „Partizipa tion<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt“ eingebunden in die Jahreskampagne<br />
des PARITÄTISCHEN <strong>Landesverband</strong>es „Wir verändern – Generationen verbinden“.<br />
Der Vorsitzende des PARITÄTISCHEN Kreisverbandes<br />
Mannheim, Thomas Weichert, begrüßte<br />
die zahlreich erschienen Gäste aus<br />
Politik, Wohlfahrtspflege und interessierter<br />
Öffentlichkeit im Namen des PARITÄTISCHEN<br />
Wohlfahrtsverbandes <strong>Baden</strong>-Württemberg,<br />
des Mannheimer Kreisvorstandes und der anwesenden<br />
regionalen Mitgliedsorganisationen.<br />
Sein besonderer Dank für ihre Teilnahme<br />
galt der für Migration und Einbürgerung zuständigen<br />
Bürgermeisterin Felicitas Kubala<br />
und der Integrationsministerin des Landes<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg, Bilkay Öney. Interkulturelles<br />
Zusammenleben stelle nicht erst heute<br />
einen unverzichtbaren Bestandteil verbandlichen<br />
Handelns dar. Gerade in Mannheim<br />
gehe es seit langem nicht mehr um die Integration<br />
einer Minderheit, sondern um die Organisation<br />
eines gedeihlichen Zusammenlebens<br />
von Gleichen. Schon immer sei Mannheim eine von Zuwanderung<br />
und kultureller <strong>Vielfalt</strong> geprägte Stadt. Menschen<br />
mit Migrationshintergrund müssten ein humanes Leben führen<br />
können, das ihnen Teilhabe und Chancengleichheit im öffentlichen<br />
Leben garantiere. Dies gelte im Besonderen für Migranten/-<br />
innen, die aus großer Not zu uns kommen.<br />
Bürgermeisterin Felicitas Kubala erklärte in ihrem Grußwort,<br />
dass Mannheim mit seiner hohen Zahl an Migranten/-innen aus<br />
170 Nationen „ein großes Potenzial und eine große Herausforderung<br />
für die Stadtgesellschaft“<br />
darstelle. Mannheim sei eine<br />
Stadt, in der Weltoffenheit und<br />
Integration gelebt werde und das<br />
Zusammenleben von Menschen<br />
mit unterschiedlichen Hintergründen<br />
und Religionen funktioniere.<br />
Sie verwies auf die erfolgreiche<br />
Einbürgerungskampagne<br />
der Stadt Mannheim mit 850<br />
neuen Bürger/-innen im Jahr<br />
2012. Schließlich stelle auch die<br />
Zuwanderung aus Südosteuropa<br />
mit 100 bis 200 Menschen pro<br />
Monat eine Chance für Mannheim<br />
dar, denn die Stadt profi-<br />
tiere sozial und wirtschaftlich von Migranten/-innen. Die Einrichtung<br />
einer städtischen Kontakt- und Beratungsstelle für<br />
südosteuropäische Migranten/-innen sei ein ebenso wichtiger<br />
Schritt wie der Erwerb deutscher Sprachkenntnisse, um gesellschaftliche<br />
Teilhabe zu ermöglichen.<br />
Vorreiter in der Integrationsarbeit<br />
Ministerin Bilkay Öney konzentrierte sich in ihrer Rede auf vier<br />
Eckpunkte ihrer Arbeit: die kommunale Integrationsarbeit, die<br />
interkulturelle Öffnung, die Einbürgerungen und die Bekämpfung<br />
von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung.<br />
„Viele Kommunen leisten bereits hervorragende Integrationsarbeit.<br />
Mannheim nimmt hier mit seinen zahlreichen Projekten<br />
und Initiativen fast eine Vorreiterrolle ein. Um die Integrationsarbeit<br />
vor Ort stärker strukturell zu verankern und zu vernetzen,<br />
hat das Land ein Förderprogramm mit drei Millionen Euro aufgelegt,<br />
das sind drei Fünftel des gesamten Etats zur Integrationsförderung.<br />
Die Anlaufstellen für Einwanderer aus Bulgarien<br />
und Rumänien werden mit 120.000 Euro unterstützt.“ Das Land<br />
bemühe sich auch um eine stärkere Ausrichtung der ESF-Mittel<br />
auf den Personenkreis der Armutszuwanderung. Die Beteiligung<br />
der Eltern am Bildungsweg ihrer Kinder soll gestärkt und<br />
Elternprojekte sollen an die Regelstrukturen der Kommunen<br />
herangeführt werden. Die Ministerin lobte den Gemeinderat<br />
der Stadt Mannheim für seinen Beschluss, ebenso wie das Land<br />
© www.Rudis-Fotoseite.de / pixelio.de<br />
15
Kampagne Generationen verbinden – Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
16<br />
An den Thementischen wurde viel diskutiert<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg der „Charta der <strong>Vielfalt</strong>“ beizutreten. Ferner<br />
entwickle das Land gerade einen Handlungsleitfaden mit konkreten<br />
Empfehlungen zur interkulturellen Öffnung für Landesbehörden.<br />
Dazu gehörten Schulungen und Fortbildungen in<br />
Sachen interkulturelle Öffnung, die exakt auf die Bedürfnisse<br />
der Beschäftigten von Kommunen zugeschnitten sind. Das ehrenamtliche<br />
Engagement spiele eine ganz zentrale Rolle. Um<br />
Migranten/-innen verstärkt zum Mitmachen einzuladen, will<br />
man gemeinsam mit den Vereinen Konzepte entwickeln. Demnächst<br />
erfolge der Startschuss für eine Einbürgerungskampagne<br />
des Landes. Zum Schluss lobte die Ministerin noch den Vorbildcharakter<br />
der Stadt Mannheim bei der Bekämpfung von<br />
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. „Bereits<br />
2009 haben zahlreiche Akteure, auch viele Migrantenorganisationen,<br />
die „Mannheimer Erklärung zum Geist der Offenheit, der<br />
Toleranz und der Verständigung“ unterschrieben. Hier in Mannheim<br />
wird Integration mit Leben gefüllt.“<br />
„Mannemer sein“ –<br />
ein Einblick in die kulturelle <strong>Vielfalt</strong><br />
Zum Abschluss des offiziellen Teils wurde eine kurze Sequenz<br />
aus dem Film „Mannemer sein“ von Filmautor Mario Di Carlo gezeigt,<br />
der die kulturelle <strong>Vielfalt</strong> der Stadt Mannheim in Form von<br />
Interviews mit Jugendlichen in eindringlicher Weise aufzeigte.<br />
Er entstand im Rahmen des Aktionsbündnisses „Mannheimer/-<br />
innen für <strong>Vielfalt</strong> und Toleranz“. Der Film verdeutlichte, dass das<br />
Ziel, Mannheim <strong>als</strong> eine Heimat für alle zu begreifen, bei vielen<br />
jungen Menschen schon heute angekommen ist.<br />
Teilhabe und Chancengleichheit<br />
einer Stadtgesellschaft<br />
Dies nahm Thomas Weichert in seinem Schlusswort zum Anlass,<br />
für eine Stadtgesellschaft zu plädieren, in der Teilhabe und<br />
Chancengleichheit im öffentlichen Leben für alle selbstverständlich<br />
sein müssten. Der PARITÄTISCHE engagiere sich deshalb<br />
in besonderem Maß für diese Gruppen in seinem Mehrgenerationenhaus<br />
in der Alphornstraße. Er lenkte die Aufmerksamkeit<br />
des Publikums anschließend auf die fünf Thementische,<br />
an denen sich viele Gruppen, insbesondere Mitgliedsverbände<br />
des PARITÄTISCHEN, mit ihren Angeboten aus der Migrationsarbeit<br />
vorstellten. Diese Möglichkeit der Information und Vernetzung<br />
stieß bei vielen Anwesenden auf großes Interesse.<br />
Fünf Thementische<br />
1<br />
2 3<br />
4 5<br />
n Bildung und Arbeit mit dem Leitthema „Bildung <strong>als</strong> Chance“<br />
und mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />
des PARITÄTISCHEN Biotopia Arbeitsförderungsbetriebe<br />
und Interkulturelles Bildungszentrum.<br />
n Kinder und Zukunft mit dem Leitthema „Sprache verbindet“<br />
mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />
Reha Südwest gGmbH und Regenbogen gGmbH.<br />
n Frauen mit dem Leitthema „Migranten/-innen beteiligen<br />
sich“ mit den Kooperationspartnern und Mitgliedsorganisationen<br />
Mannheimer Frauenhaus, Pro Familia Mannheim<br />
und dem Internationalen Mädchentreff in Trägerschaft des<br />
Stadtjugendrings Mannheim.<br />
n Politische und gesellschaftliche Teilhabe mit dem Leitthema<br />
„Migranten/innen beteiligen sich“ und den Kooperationspartnern<br />
Migrationsbeirat der Stadt Mannheim, Verband<br />
Binationaler Familien und Partnerschaften und den<br />
Quartiermanagements Innenstadt und Neckarstadt-West.<br />
n Stadtkultur mit dem Leitthema „<strong>Vielfalt</strong> prägt“ und den<br />
Kooperationspartnern Stadtmarketing sowie Büro Kulturhauptstadt<br />
der Stadt Mannheim und der medien+bildung.<br />
com gGmbH mit dem Filmautor Mario Di Carlo.<br />
Publikum an den Thementischen<br />
n Kontakt: Der PARITÄTISCHE Kreisverband Mannheim,<br />
Alphornstraße 2a, 68169 Mannheim.<br />
Telefon 0621 | 336749-9, info@paritaet-mannheim.de,<br />
kv-ma@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de/kvma.
Gesundheitliche Chancen und Herausforderungen<br />
Niederschwellige Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund<br />
MANNHEIM Die zweite Veranstaltung im Rahmen der Kampagne<br />
des PARITÄTISCHEN <strong>Landesverband</strong>es fand am 8.<br />
Oktober 2013 im Mehrgenerationenhaus (MGH) unter dem<br />
Motto „Migration - Gesundheitliche Chancen und Herausforderungen“<br />
statt. Die Fachtagung machte deutlich, wie<br />
wichtig Prävention und Gesundheitsförderung sowie entsprechende<br />
Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund<br />
sind.<br />
Sabine Reich, Geschäftsführerin des Mehrgenerationenhauses,<br />
führte in ihrer Begrüßungsrede aus, dass niedrigschwellige Beratung<br />
gerade in einem Stadtteil wie Neckarstadt-West, der einen<br />
hohen Migrantenanteil aufweise, von besonderer Bedeutung<br />
sei. Das Angebotsspektrum des Mehrgenerationenhauses<br />
reiche von Deutsch- und Computerkursen über muttersprachliche<br />
und kultursensible Beratung bis hin zu kostenlosen Freizeit-<br />
und kulturellen Angeboten. Zirka 50 Prozent der Beschäftigten<br />
des MGH seien mittlerweile Personen mit Migrationshintergrund.<br />
Dr. Holle Engler-Thümmel, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit<br />
Mannheim, betonte in ihrem Beitrag, wie wichtig ein gleichberechtigter<br />
Zugang in das Gesundheitssystem für den Zusam-<br />
menhalt der Gesellschaft insgesamt ist. Es gelte, noch viele Zugangsbarrieren<br />
zu beseitigen, wie die Integration in den Arbeitsmarkt<br />
sowie die Herstellung interkultureller Kompetenz in<br />
der Beratung bei Pflegekräften und bei Ärzten. Akteure müssten<br />
sich stärker <strong>als</strong> bisher vernetzen, um dem Ziel der Chancengleichheit<br />
für alle näher zu kommen.<br />
Das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, so der Kreisvorsitzende<br />
des PARITÄTISCHEN Thomas Weichert in seinem<br />
Grußwort, müsse <strong>als</strong> gemeinsamer Gestaltungsauftrag für eine<br />
soziale und integrative Stadtgesellschaft begriffen werden. Fast<br />
40 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund seien eine<br />
Bereicherung und eine Chance für ein gemeinsames Miteinander.<br />
Das Mehrgenerationenhaus mit seinem vielfältigen Angebot<br />
sei ein gutes Beispiel für interkulturelle Arbeit. Dafür<br />
müssten ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden.<br />
n Kontakt: Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Mehrgenerationenhaus Mannheim, Sabine Reich,<br />
Alphornstraße 2a, 68169 Mannheim,<br />
Telefon 0621 | 3 38 37-0, reich@paritaet-ma.de,<br />
www.paritaet-ma.de.<br />
Gemeinsam gegen häusliche Gewalt<br />
MANNHEIM Die dritte Veranstaltung im Rahmen der Kampagne fand am 4. Dezember 2013 im Institut für interkulturellen<br />
und interreligiösen Dialog statt. Im Rahmen des „Mannheimer Aktionsplans für Toleranz und Demokratie“ sind<br />
der Mannheimer Frauenhaus Verein und das Mannheimer Institut für interkulturellen und interreligiösen Dialog e. V.<br />
Projektpartner der Yavuz Sultan Selim Moschee.<br />
Die Mannheimer Yavuz Sultan Selim Moschee hat im vergangenen<br />
Jahr ein Projekt auf den Weg gebracht, in dem es<br />
um häusliche Gewalt geht. Hintergrund war die Erfahrung,<br />
dass die Verantwortlichen in der Moschee zunehmend damit<br />
konfrontiert sind, dass es in den Familien ihrer Gemeinde<br />
Gewalt gibt, und dass die Menschen, insbesondere Frauen,<br />
sich Hilfe suchend an die Vertreter/-innen der Moschee wenden.<br />
Das vorherrschende Familienbild sieht zwar Gewalt<br />
nicht vor, aber die Realität holt auch die religiösen Gemeinden<br />
ein, bei denen zuerst Hilfe gesucht wird.<br />
In dem Projekt geht es um den Aufbau von Strukturen und<br />
um die Bildung einer Gruppe von Ansprechpartnern/-innen<br />
an der Moschee für die Thematik häusliche Gewalt. In der<br />
Kampagne „Generationen Verbinden“ des PARITÄTISCHEN<br />
wurde das Projekt jetzt vorgestellt <strong>als</strong> ein Baustein der Veranstaltungsreihe<br />
der Teilkampagne „Partizipation von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund – <strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt“ des<br />
Paritätischen Kreisverbandes Mannheim.<br />
In der Zukunft wird es darum gehen, den Kreis der Ansprechpartner/-innen<br />
an der Moschee für die Thematik<br />
häusliche Gewalt zu stabilisieren und ein Netzwerk zu bilden,<br />
mit dem die schnelle und verlässliche Hilfe, aber auch<br />
die nachhaltige Unterstützung in Mannheim gewährleistet<br />
werden kann. In der Weiterführung geht es neben der Stabilisierung<br />
der Gruppe insbesondere um die Fragen, welche<br />
Unterstützungsleistung für Frauen und Familien an der Moschee<br />
selbst geleistet werden kann und welche Bedarfe in<br />
Bezug auf Kooperationen zu konkretisieren sind.<br />
n Kontakt: Mannheimer Frauenhaus e. V.,<br />
Geschäftsführende Vorsitzende<br />
Dr. Claudia Schöning-Kalender,<br />
Telefon 0621 | 74 43 33,<br />
info@schoening-kalender.de,<br />
www.frauenhaus-fiz.de.<br />
17
Kampagne Generationen verbinden – Miteinander der Generationen<br />
Miteinander die Zukunft gestalten<br />
Teilkampagne „Miteinander der Generationen – gemeinsam statt gegeneinander“<br />
STUTTGART Momentan finden sich fast täglich Meldungen in<br />
den Medien, die zum demografischen Wandel und den gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen passen. Gestern die Altersarmut,<br />
heute der Mangel an Kitaplätzen, morgen vielleicht<br />
der Fachkräftemangel. Der demografische Wandel ist<br />
in der Gesellschaft angekommen. Nun wird es darum gehen,<br />
miteinander das Beste daraus zu machen.<br />
Für <strong>Baden</strong>-Württemberg geht das Statistische Bundesamt von<br />
einer schwächer verlaufenden demografischen Alterung aus. So<br />
sei bis zum Jahr 2025 sogar aufgrund der Zuwanderung von<br />
Menschen aus dem ostdeutschen Raum und jungen, hochqualifizierten<br />
Menschen aus dem Ausland noch mit einer wachsenden<br />
Bevölkerung zu rechnen. Das Durchschnittsalter im<br />
„Ländle“ senke sich und unterscheide sich damit vom Bundesdurchschnitt.<br />
Nichts desto trotz steht auch hier die Gesellschaft<br />
vor neuen Herausforderungen für und Veränderungen der Gesellschaft.<br />
Es kommt zu neuen Wohn- und Lebensformen: Als<br />
gesellschaftlicher Strukturwandel hat der demografische Wandel<br />
auch Einfluss auf die Familie. Nichteheliche, kinderlose Lebensformen<br />
nehmen zu, die Lebensform der traditionellen Familie<br />
dagegen nimmt ab. Die Qualität des Wohnens prägt dabei die<br />
Lebensqualität, gerade im Alter. Jeder Mensch möchte selbstbestimmt<br />
möglichst lange und gesund in vertrauter Umgebung<br />
leben, seine Potenziale und Ressourcen nutzen, sich aber im Bedarfsfall<br />
auf ein ausreichendes und qualitatives Netz von Beratung,<br />
Unterstützung und Pflege verlassen können.<br />
der Anstieg der Lebenserwartung positiv auf die gemeinsame<br />
Lebenszeit der Generationen auswirke. Doch Familien können<br />
heutzutage die Fürsorge und Pflege von älteren Angehörigen<br />
kaum noch allein leisten, gar dem verwandtschaftlich bedingten,<br />
intergenerativen Miteinander gerecht werden. Im öffentlichen<br />
Bereich sieht es durch die sinkende Anzahl an „helfenden Händen“<br />
(Fachkräften der Bereiche Gesundheit, Pflege und Soziales)<br />
auch nicht besser aus. Das ansteigende Erstgebäralter bewirke<br />
zudem, dass weniger „Großeltern“ mit ihren Enkeln tatsächlich<br />
in Kontakt kommen. Damit senkt sich auf der anderen Seite<br />
auch die Anzahl in der älteren Generation, die das Heranwachsen<br />
von Enkeln selbst mitgestalten und so ihre Angehörigen unterstützen<br />
kann.<br />
Nichtsdestotrotz sind diese „Großeltern“ noch sehr aktiv im Alter.<br />
Die heutige Generation älterer Menschen ist besser qualifiziert<br />
und leistungsfähiger <strong>als</strong> frühere Generationen. So beginnt<br />
mit dem Älterwerden ein neuer Lebensabschnitt, der weiterhin<br />
am gesellschaftlichen Leben beteiligt, oft sogar aktiv gestaltet<br />
wird, ob weiterhin <strong>als</strong> Erwerbstätiger oder freiwillig Engagierter.<br />
Das aktive und selbstbestimmte Altern verspricht der älteren<br />
Generation eine gewisse Lebensqualität, hält länger gesundheitlich<br />
und geistig fit und verringert so das Risiko der Abhän-<br />
Integratives Miteinander<br />
durch den Wandel günstig<br />
18<br />
Daher wird intergeneratives Miteinander wichtiger. Denn durch<br />
die steigende Anzahl an Älteren steigt auch die Anzahl derjenigen<br />
mit Assistenzbedarf. Eigentlich seien laut dem Demografie<br />
Portal des Bundes und der Länder die Bedingungen für ein intergeneratives<br />
Miteinander durch den Wandel günstig, da sich
Generationen verbinden<br />
gigkeit von anderen. Ein intergeneratives Miteinander ist besonders<br />
wichtig, wenn man den Fachkräftemangel bedenkt,<br />
der in naher Zukunft die Arbeitswelt nicht nur in Bezug auf<br />
„helfende Hände“ bestimmen wird. Durch die sinkende Zahl an<br />
Menschen im erwerbsfähigen Alter ist die Wirtschaft gezwungen,<br />
das Arbeitskräftepotenzial bestmöglich zu nutzen und<br />
einzubeziehen. So sind beispielsweise lebenslanges Lernen<br />
und ein gezieltes Age-Management Voraussetzung dafür, dass<br />
die ältere Generation sich auch langfristig einbringen und so<br />
positiv auf den gesamtgesellschaftlichen Wohlstand wirken<br />
kann. Darüber hinaus wird die Stärkung des inländischen Arbeitskräftepotenzi<strong>als</strong>,<br />
insbe sondere die gleichberechtigte Teilhabe<br />
von bisher eher benachteiligen Gruppen wie Frauen, Ältere,<br />
Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit<br />
geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, darüber entscheiden,<br />
inwieweit Deutschland leistungsstark und wettbewerbsfähig<br />
bleibt. Dies wiederum hat Auswirkungen auf den<br />
gesellschaftlichen Wohlstand. Gleichzeitig werden wir nicht<br />
umhin kommen, den Bedarf an Fachkräften über die Anwerbung<br />
geeigneter Personen aus dem Ausland zu decken.<br />
Dies setzt eine Willkommenskultur in Deutschland voraus, die<br />
den Wert der kulturellen <strong>Vielfalt</strong> erkannt hat und gesellschaftliche<br />
Strukturen auf ein echtes gesellschaftliches Miteinander<br />
ausrichtet. So müssen Menschen mit Migrationshintergrund<br />
die gleichen Teilhabechancen haben wie Menschen ohne<br />
Migra tionshintergrund. Interkulturelle Öffnungsprozesse der<br />
Einrichtungen tragen dazu bei, Bildungs- und Chancenungerechtigkeit<br />
nicht.<br />
Vernetzung von Selbsthilfe und<br />
bürgerschaftlichem Engagement<br />
Durch den Wandel in der Sozi<strong>als</strong>truktur wird Deutschland auch<br />
vor neue Aufgaben der sozialen Daseinssorge gestellt. Bei veränderten<br />
Teilhabebedarfen wird es weniger zu verteilen geben.<br />
Kommunen, Länder und Bund müssen Wege finden, Armut und<br />
Ausgrenzung zu vermeiden und anstelle dessen die Teilhabe<br />
aller sicher zu stellen. Denn nur gemeinsam lassen sich die<br />
künftigen Herausforderungen meistern. Die Vernetzung von<br />
Selbst hilfe und bürgerschaftlichem Engagement mit nationalen<br />
Si cherungssystemen wird wichtig. Ebenso die Verfügbarkeit von<br />
wohnortnahen und lebensweltlich angepassten Angeboten,<br />
wie integrative Wohn- und Schulformen, Mehrgenerationenhäuser<br />
usw.<br />
In der demografischen Entwicklung wächst daher auch die Bedeutung<br />
des freiwilligen Engagements. Um junge Menschen für<br />
Sozial- und Gesundheitsberufe zu interessieren und zu gewinnen,<br />
werden Freiwilligendienste für soziale Einrichtungen und<br />
Dienste immer wichtiger. Für die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung<br />
und zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts<br />
ist es unabdingbar. Gleichzeitig würde ohne bürgerschaftliches<br />
Engagement das ganze Sozi<strong>als</strong>taatsprinzip zusammenbrechen.<br />
Herausforderung in der freien Wohlfahrtspflege<br />
Alles in allem stellt der demografische Wandel die freie Wohlfahrtspflege<br />
vor die besondere Herausforderung, ausreichend<br />
„helfende Hände“ zur Verfügung zu stellen, bei gleichzeitig verminderter<br />
Zahl an Fachkräften. Auch hier wird es darum gehen,<br />
die Herausforderung miteinander zu meistern. In den letzten<br />
zwölf Monaten widmete sich der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
bereits mit seiner Kampagne „Generationen verbinden“<br />
der Thematik des demografischen Wandels und den vielen<br />
Facetten verbandlichen Handels, um das Interesse der Öffentlichkeit,<br />
von Politikern/-innen und den Medien zu wecken. Durch<br />
Aktionswochen gemeinsam mit Kreisverbänden und lokalen<br />
Mitgliedsorganisationen wurden die unterschiedlichen Themenfelder<br />
beleuchtet und das Engagement vor Ort erlebbar gemacht.<br />
Acht Schwerpunkthemen mit jeweils passenden Unterthemen<br />
bilden den Kern der Kampagne, sieben sind bereits im Rahmen<br />
thematischer Teilkampagnenplanung gelaufen:<br />
n Fachkräftemangel, Lebenslanges Lernen (September/<br />
Oktober 2012 mit dem Kreisverband Ortenau)<br />
n Neue Wohn- und Lebensformen (November/Dezember 2012<br />
mit dem Kreisverband Ulm/ Alb-Donau und dem Kreisverband<br />
Biberach)<br />
n Gesundheitspolitik und Pflege (Januar/Februar 2013 mit<br />
dem Kreisverband Freiburg/ Breisgau Hochschwarzwald)<br />
n Inklusives Gemeinwesen (März/April 2013 mit dem Kreisverband<br />
Bodenseekreis)<br />
n Engagement der Bürger/-innen (Mai/Juni 2013 mit dem<br />
Kreisverband Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis)<br />
n Sozialpolitik (Juli/August 2013 mit dem Kreisverband<br />
Konstanz)<br />
n Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
(September/Oktober 2013 mit dem Kreisverband<br />
Mannheim).<br />
Mit vielfältigen Praxisbeispielen, Diskussionen, Veranstaltungen,<br />
Aktionen und Aktivitäten wurde gezeigt, wie Solidarität, Chancengleichheit<br />
und soziale Gerechtigkeit <strong>als</strong> übergeordnete Ziele<br />
einer Generationenpolitik im Hinblick auf den jeweiligen Themenschwerpunkt<br />
praktiziert werden können. Jetzt schließt sich<br />
der Kampagnenkreis mit der Teilkampagne „Miteinander der Generationen<br />
– gemeinsam statt gegeneinander“ im November/<br />
Dezember 2013. Aktionspartner ist diesmal der Kreisverband<br />
Stuttgart.<br />
19
Kampagne Generationen verbinden – Miteinander der Generationen<br />
Verständnis der Generationen<br />
untereinander wecken<br />
Der demografische Wandel verbindet Generationen unabdingbar.<br />
Mit jeder Wirkung auf die eine Generation geht auch eine<br />
Reaktion auf die andere einher. Im Sich-miteinander-und-füreinander-Engagieren<br />
kommen Lernprozesse zustande, von denen<br />
alle profitieren. Es fördert ein gleichberechtigtes Verständnis<br />
der Generationen wie auch eine Identifikation mit dem<br />
Lebens umfeld. Der soziale Aspekt der Generationengerechtigkeit<br />
wird somit wichtiger <strong>als</strong> der finanzielle. Die unterschiedlichen<br />
Gene rationen müssen sich verbinden, um dem demografischen<br />
Wandel und seinen Wirkungen gewinnbringend für<br />
alle zu begegnen.<br />
So sind die Pflege und Hilfe zwischen Jung und Alt wesentlich<br />
in der künftigen Gesellschaft. Die ältere Generation bringt sich<br />
mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen weiterhin in die Arbeitswelt<br />
ein, engagiert sich aber auch ehrenamtlich. Ob <strong>als</strong><br />
Vorstand in Vereinen, <strong>als</strong> Zeitzeuge oder <strong>als</strong> Lernpate für Kinder<br />
und Jugendliche, die Formen des Engagements sind so vielfältig<br />
wie die individuellen Lebenserfahrungen. Die junge Generation<br />
unterstützt auf unterschiedliche Art und Weise die ältere<br />
bei den Herausforderungen des Lebens im Alter, ob in gemeinsamen<br />
Wohnprojekten, beim Einkaufen oder der Einführung in<br />
moderne Technologien.<br />
Partizipation am Gemeinwesen<br />
Der PARITÄTISCHE fordert daher Rahmenbedingungen, die der<br />
<strong>Vielfalt</strong> des Alterns auch in Zukunft gerecht werden und allen<br />
älteren Menschen soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen<br />
unabhängig von Einkommen, Gesundheit und Herkunft. Gleichzeitig<br />
bedarf es eines kinder- bzw. familienfreundlicheren Klimas,<br />
um es wieder zu ermöglichen „sich Kinder leisten zu können“<br />
und den Kindern vor allem eine chancengleiche Zukunftsperspektive<br />
zu bieten. Der PARITÄTISCHE fordert deshalb<br />
die Ver einbarkeit von Familie und Beruf ebenso wie die Beratung<br />
und Unterstützung für Familien in ihrer <strong>Vielfalt</strong>, das<br />
heißt für alle Lebensformen mit Kindern, ob Alleinerziehende,<br />
„Patchwork“- oder Pflegefamilien oder andere familiäre<br />
Konstellationen.<br />
Wichtig ist dem PARITÄTISCHEN auch die Partizipation von Kindern<br />
und Jugendlichen am Gemeinwesen. Diese werden sich<br />
künftig einer Überzahl an Älteren gegenüber sehen, die nicht<br />
unbedingt die Interessen der Jüngeren im Blick hat. Dennoch<br />
haben Kinder und Jugendliche <strong>als</strong> Teil unserer demokratischen<br />
Gesellschaft gleichberechtigte Teilhaberechte. Dies muss auch<br />
künftig gelten. Gerade deshalb ist die Partizipation von Kindern<br />
und Jugendlichen in den alltäglichen Lebenswelten des Gemeinwesens<br />
unumgänglich.<br />
Der PARITÄTISCHE unterstützt junge Menschen dabei, wechselseitig<br />
Mitspracherechte in Anspruch zu nehmen und Verantwortung<br />
zu tragen. Sie werden <strong>als</strong> Experten/-innen in eigener Sache<br />
eingebunden und bekommen die Chance, sich an Gestaltungsprozessen<br />
zu beteiligen. Partizipation wirkt <strong>als</strong> Schlüssel für gelingende<br />
Aneignungs- und Bildungsprozesse zwischen den Generationen<br />
und so für ein Miteinander der Generationen. Dazu<br />
gehört auf der kommunalen Ebene ein frühzeitiger Einstieg in<br />
generationsübergreifende, gemeinsam getragene Gestaltungsprozesse.<br />
Der PARITÄTISCHE sieht gerade in Mehrgenerationenhäusern<br />
eine wichtige soziale Infrastrukturmaßnahme, Menschen aller<br />
Altersgruppen intensive soziale Kontakte und Begegnungen zu<br />
ermöglichen. Sie nehmen eine wichtige Drehscheibenfunktion<br />
für Lernbeziehungen und die Bildung sozialer Netzwerke sowie<br />
einer lebensweltorientierten Familienbildung ein und verbinden<br />
Generationen.<br />
n Kontakt: Kirsi-Marie Welt, Projektassistenz,<br />
Online-Redaktion „Generationen verbinden“,<br />
welt@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de.<br />
„Gemeinsam statt gegeneinander“<br />
So lautet daher auch die Devise bei den verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen<br />
rund um die Teilkampagne „Miteinander der Generationen“.<br />
20<br />
Beispielsweise fand im November das Projekt „Seniorenexpertinnen<br />
/ Seniorenexperten – Senioren für freiwillige Dienste gesucht!“<br />
seinen Auftakt. Der Verein Integrative Wohnformen<br />
e.V. lud am 27. November 2013 um 10 Uhr zum „Frühstück mit<br />
Engagement“ im Treffpunkt Rotebühl (Theodor-Bäuerle Saal,<br />
Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart) ein (siehe Bericht Seite 21).<br />
Das Deutsche Rote Kreuz <strong>Baden</strong>-Württemberg und der PARI-<br />
TÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg veranstalteten am 4. Dezember<br />
2013 den Fachtag zum Thema „Wohnen morgen – Heute<br />
gedacht“ in der Jugendherberge Stuttgart International. Verschiedene<br />
Vorträge behandelten die Themen Wohnen im<br />
Alter, seniorengerechte Versorgungsstruktur, neue Wohnformen<br />
usw. (siehe Bericht Seite 3).<br />
„Generationen verbinden“ – Der demografische Wandel in all<br />
seinen Facetten verändert die Gesellschaft. Gemeinsam<br />
können die Menschen sie jedoch nach ihren Wünschen und<br />
Bedürfnissen gestalten. Weitere Informationen und erste Anregungen<br />
zur Beteiligung finden sich auf http://www.swef.<br />
de/?q=generationen-verbinden.
Generationen verbinden<br />
Der Verein Integrative Wohnformen sucht Seniorexperten<br />
Fach- und Führungskräfte im Ruhestand engagieren sich für andere<br />
Ein weiterer Baustein des Vereins, Bürger für ehrenamtliches Engagement<br />
zu motivieren, ist die Etablierung von Seniorexperten,<br />
die ihre Erfahrung aktiv in die Wohnquartiere hineintragen<br />
sollen. „Lebens- und Berufserfahrung werden <strong>als</strong> großes Potenzial<br />
geschätzt“. Mit diesen Worten warb<br />
Vereinsvorstand Alexandra Schäfer für dieses<br />
Modell. Lebendige Nachbarschaften<br />
seien heute nicht mehr selbstverständlich,<br />
erklärte sie bei der Auftaktveranstaltung<br />
am 27. November 2013, die von ihrem Verein<br />
Integrative Wohnformen und vom Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband organisiert<br />
wurde. Das Projekt wird durch das Förderprogramm<br />
„Mittendrin“ unterstützt.<br />
STUTTGART Interessierte und qualifizierte Senioren werden<br />
vom Verein für Intergrative Wohnformen umworben,<br />
sich mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen einzubringen<br />
und sozial zu engagieren. Dabei gewinnen beide Seite – die<br />
Bewohner der Quartiere, in denen die Seniorexperten tätig<br />
sind und die Experten selbst. Für Interessierte findet nun<br />
eine Veranstaltungsreihe statt.<br />
Der demografische Wandel führt zu Herausforderungen, die <strong>als</strong><br />
Chance oder <strong>als</strong> Risiko aufgefasst werden können. Die Lebenserwartung<br />
steigt, Menschen sind bis ins hohe Alter aktiv. Der Übergang<br />
vom Berufsleben in die Rente gestaltet sich allerdings<br />
nicht immer leicht. Viele Bürger orientieren sich in ihrer letzten<br />
Lebensphase neu und möchten diese möglichst aktiv und<br />
selbstbestimmt gestalten.<br />
In Stuttgart versucht der Verein Integrative Wohnformen, der<br />
von verschiedenen Unternehmen der Wohnungswirtschaft getragen<br />
wird, dieser Herausforderung zu begegnen. In ausgesuchten<br />
Quartieren sollen Bürger zum Engagement in ihrem<br />
Viertel ermutigt werden. Das Herzstück der Projekte sind die<br />
Wohncafés, die <strong>als</strong> Ort der Begegnung dienen sollen. Dort<br />
werden zum Beispiel regelmäßige Mahlzeiten angeboten und<br />
zahlreiche weitere Aktivitäten gefördert. Flankiert werden die<br />
Wohncafés von sozialen Diensten, die vor Ort agieren und Versorgung<br />
für pflegebedürftige Bewohner bieten und diesen die<br />
Möglichkeit geben, bis ins hohe Alter in ihrem vertrauten Umfeld<br />
wohnen bleiben zu können.<br />
Seniorexperten tragen ihre Lebens- und<br />
Berufserfahrung aktiv in die Quartiere hinein<br />
„Wir suchen Fach- und Führungskräfte im<br />
Ruhestand. Das können Ärzte, Unternehmer<br />
oder Bankkaufleute sein aber auch<br />
andere Menschen, die über spezielle Talente,<br />
Erfahrungen und Ideen verfügen“,<br />
betonte Schäfer. „In den Wohnprojekten<br />
gibt es bereits en gagierte Ehrenamtliche. Diese brauchen noch<br />
Unterstützung“, meinte Erika Sattelmaier vom Verein Integrative<br />
Wohnformen. Damit sind Ehrenamtliche wie Gisela Bart gemeint,<br />
die seit 2012 im Wohncafé Giebel die Kaffeenachmittage<br />
organisiert. Im Dezember gestaltet sie einen Leseabend zu<br />
Weihnachten und möchte die Idee eines Cafés der Kulturen umsetzen.<br />
Nun erhofft man sich weitere Impulse von hoch Qualifizierten,<br />
die zum Beispiel Erfahrung mit der Steuerung und Organisation<br />
von Prozessen haben. Denn die Vernetzung einzelner Akteure<br />
und Organisationen ist sehr wichtig, um Projekte voranzubringen.<br />
Auch ehemalige Handwerker könnten Ideen der Bewohner<br />
umsetzten, die sie allein nicht verwirklichen können.<br />
Veranstaltungsreihe für interessierte<br />
ältere Menschen<br />
Im Rahmen des Projekts „Seniorexperte/-innen – Senioren für<br />
freiwillige Dienste“ bietet der Verein Integrative Wohnformen<br />
eine Veranstaltungsreihe zum Thema ehrenamtliches Engagement<br />
an. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch<br />
erforderlich. Die Referentin Inge Hafner ist Beauftragte für Volunteerprojekte<br />
des Landkreises Esslingen.<br />
Die erste Veranstaltung ist am 21. Januar 2014, von 11.00 bis<br />
13.00 Uhr im Wohncafé Freiberg, Wallensteinstraße 29. Weitere<br />
Veranstaltungen zu Themen wie Kommunikation, Körpersprache,<br />
Öffentlichkeitsarbeit sind geplant. Wer <strong>als</strong> Seniorexperte<br />
mitwirken oder sich zur Vortragsreihe anmelden möchte, kann<br />
sich beim Verein Integrative Wohlformen melden.<br />
n Kontakt: Verein Integrative Wohnformen e. V.,<br />
Telefon 0711 | 914 430 75,<br />
info@integrative-wohnformen.de,<br />
www.integrative-wohnformen.de.<br />
21
Aus den Regionen<br />
Ministerpräsident Kretschmann lobt Tatkraft und Ideenreichtum<br />
Waldeckhof verknüpft integrative Arbeitsmarktpolitik mit ökologischer Agrarpolitik<br />
GÖPPINGEN Die Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung<br />
(SAB) setzt sich seit dem Jahr 1997 für langzeitarbeitslose<br />
Menschen ein. Von der Beratung über die Qualifizierung<br />
bis hin zu Vermittlung und Beschäftigung, steht hier<br />
eine breite Palette an Hilfsangeboten bereit. Über die eigene<br />
Arbeitsvermittlung konnten in den vergangenen Jahren<br />
rund 1000 Personen vermittelt werden.<br />
Im September 2013 besuchte Ministerpräsident Winfried<br />
Kretschmann den Waldeckhof in Jebenhausen. Er war beeindruckt<br />
von der dort geleisteten Arbeit, dem Engagement aller<br />
Beteiligten und lobte Tatkraft sowie Ideenreichtum der SAB-<br />
Geschäftsführerin Karin Woyta. Kretschmann ließ sich über den<br />
Hof führen, begutachtete den Betrieb – und streichelte schließlich<br />
sogar die Schafe.<br />
Bereits im Jahr 2000 erhielt die SAB die Möglichkeit, den Waldeckhof<br />
<strong>als</strong> landwirtschaftlichen Betrieb zu pachten. Aus dem<br />
Projekt „Grüne Integration Waldeckhof“, das leistungsschwachen<br />
Teilnehmern/-innen einen niederschwelligen Zugang zur<br />
Arbeit bot, wurde das Modellprojekt „Agrigent“. Dahinter verbirgt<br />
sich heute ein 60 ha großer biolandzertifizierter landwirtschaftlicher<br />
Betrieb mit Schafzucht. Produziert werden neben<br />
Schafsmilcherzeugnissen viele weitere Produkte. Vertrieben<br />
werden diese in Hofladen und Hofcafé. Auch der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident würdigte die Tatsache, dass er<br />
hier ein besonders innovatives mittelständisches Unternehmen<br />
kennengelernt habe.<br />
Hauptziel des Projekts „Agrigent” ist es, integrative Arbeitsmarktpolitik<br />
mit ökologischer Agrarpolitik synergetisch zu verknüpfen.<br />
Für die Projektteilnehmer/-innen, in hohem Maße leistungseingeschränkte<br />
Langzeitarbeitslose, liegt der Nutzen in<br />
einer Verbesserung ihrer Vermittlungschancen. Durch die wissenschaftliche<br />
Begleitung des Projekts in Form einer Evaluierung<br />
mitsamt Verbleibsanalyse sollen zudem Erkenntnisse über<br />
die Effektivität des Modellvorhabens in arbeitsmarktpolitischer<br />
Hinsicht geliefert werden. Denn die soziale Landwirtschaft<br />
bietet einen geldwerten und einen gesellschaftlichen Nutzen<br />
durch den Einsatz alternativer Arbeitsformen für den Agrarund<br />
Landschaftspflege-Sektor. Gleichzeitig werden Ressentiments<br />
gegenüber alternativen sozialunternehmerischen Ideen<br />
abgebaut.<br />
Für den Zeitraum von 2008 bis 2014 wurde die ursprüngliche<br />
Konzeption umfassend erweitert. Zwei wissenschaftliche Auswertungen<br />
der Universität Siegen liegen vor, die dritte wird demnächst<br />
veröffentlicht. Seit 2011 arbeitet „Agrigent“ mit transnationalem<br />
Ansatz, das heißt, mit Partnern in Österreich und Frankreich.<br />
Das Projekt wurde 2010 und 2012 in Brüssel auf der Konferenz<br />
gegen Armut und soziale Ausgrenzung vorgestellt.<br />
Im Jahr 1997 startete das Projekt<br />
unter dem Motto „Arbeit statt Sozialhilfe“<br />
Bis 1996 gab es im Landkreis Göppingen nur zaghafte Ansätze<br />
zur Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen. Die Gründung<br />
der SAB im Jahr 1997 war das Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses<br />
verschiedener gesellschaftlicher Interessengruppen.<br />
Sie startete mit zwölf Personen, dam<strong>als</strong> noch unter dem Motto<br />
„Arbeit statt Sozialhilfe“. Viele Umstrukturierungen der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik hat die SAB in den 17 Jahren ihres Bestehens<br />
erlebt. Die gravierendsten waren die Hartz IV-Reformen und die<br />
Instrumentenreform. Von Anfang an ging es darum, mit professionellem<br />
und hochwertigem Arbeiten dem negativen Ansehen<br />
von arbeitslosen Menschen entgegen zu treten.<br />
22
Alle Teilnehmenden erhalten<br />
eine sozialpädagogische Begleitung<br />
Unter aktiver Beteiligung des Landkreises Göppingen wurde<br />
1997 mit 12 Personen aus der Sozialhilfe im Bereich Gartenbau<br />
und Grünpflege begonnen. Bereits 1996 hatte die SAB mit dem<br />
landwirtschaftlichen Gehöft Waldeckhof einen idealen Standort<br />
für einen Gartenbaubetrieb gefunden. Nachdem mehrere<br />
andere Projekte aufgebaut worden waren, gelang es im Jahre<br />
2000, den gesamten Waldeckhof mit Land in Pacht zu übernehmen.<br />
Die SAB ist heute über drei Standorte im Landkreis Göppingen<br />
verteilt. Die Organisation entwickelte sich ständig weiter,<br />
in einem partizipativen Prozess definierte die SAB ihr Leitbild.<br />
Darin sind folgende Ziele verankert:<br />
n Die Förderung der beruflichen und sozialen Integration in<br />
Arbeit. Unter dem Aspekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ hilft die SAB<br />
bei der Entwicklung neuer Lebens- und Berufsperspektiven.<br />
n Die gesamte Arbeit der SAB ist ökologisch und nachhaltig<br />
ausgerichtet.<br />
n Angestrebt werden die gesellschaftliche Akzeptanz und das<br />
soziale Engagement, Chancengleichheit für Frauen und Männer<br />
sowie interkulturelle Arbeit.<br />
n Die SAB will <strong>als</strong> Partner von Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft<br />
für die Zielgruppe eintreten.<br />
Ausgelöst von veränderten politischen Bedingungen, permanenten<br />
Umstrukturierungen der Bundesagentur und sogenannten<br />
Neuausrichtungen der Arbeitsmarktmaßnahmen gibt<br />
es in der Arbeitsmarktpolitik fast jedes Jahr Änderungen. Dabei<br />
bestimmen häufig statistische Vorgaben darüber, wo der Bedarf<br />
bei betroffenen Menschen liegt. So sind viele Maßnahmen<br />
kurzfristig oder, insbesondere bei Jugendlichen, nicht zeitintensiv<br />
genug, um auf den besonderen Förderbedarf von Klienten<br />
in schwierigen Lebenslagen eingehen zu können. Die<br />
SAB stellte sich diesen Herausforderungen und versucht, über<br />
entsprechende Konzepte und Finanzierungen für ihre Teilnehmenden<br />
nach wie vor sinnhafte und nachhaltig wirkende Maßnahmen<br />
anzubieten. Die SAB hat sich in Absprache mit Jobcenter<br />
und Landkreis entschlossen, für die schwächsten der<br />
arbeitsfähigen Menschen da zu sein und richtet ihre Arbeit<br />
auf die unterschiedlichen Bedarfslagen von Alleinerziehenden,<br />
Jugendli chen, Migranten/-innen oder Menschen mit psychischen<br />
und physischen Beeinträchtigungen aus.<br />
2012 betreute die SAB fast 200 Personen nach verschiedenen<br />
Arbeitsmarktmaßnahmen in sechs fachlichen Ausrichtungen.<br />
Flankierende Projekte gibt es zu Arbeitsvermittlung, Beratung<br />
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zu Existenzgründungen.<br />
Seit 2000 ist die SAB <strong>als</strong> Ausbildungsbetrieb anerkannt<br />
und bietet derzeit betriebliche Ausbildungen in sechs verschiedenen<br />
Sparten an. Alle Teilnehmer/-innen erhalten sozialpädagogische<br />
Begleitung in Form von Hilfeplänen und individuellen<br />
Qualifizierungen. Bei allen Projekten wird auf umweltgerechtes<br />
Wirtschaften, auf den Einsatz umweltfreundlicher Betriebsmittel<br />
und auf die Verknüpfung mit gesellschaftlich relevanten<br />
Themen wie Familienfreundlichkeit und sanftem Tourismus geachtet.<br />
Insgesamt betreibt die SAB derzeit neben der Landwirtschaft<br />
mit Gastronomie noch Projekte im Bereich Hauswirtschaft<br />
mit Catering, eine Fahrradwerkstatt sowie einen Gartenund<br />
Grünpflegebereich. Über die eigene Arbeitsvermittlung<br />
konnten in den fast 17 Jahren an die 1.000 Personen in Arbeit<br />
vermittelt werden.<br />
Eine weitere wichtige Ausrichtung der SAB ist die Arbeit mit<br />
Frauen aus dem Rechtskreis SGB II, vornehmlich Alleinerziehende,<br />
Wiedereinsteigerinnen oder Migrantinnen. Im Hauswirtschaftsprojekt<br />
ist ein niederschwelliger Zugang zur Arbeit<br />
möglich. Praktische Erfahrungen in Reinigungstechniken, Textilpflege,<br />
Gastronomie oder Catering können hier erworben<br />
werden. Sozialpädagogische Begleitung und Qualifizierung<br />
sollen den Übergang in existenzsichernde Arbeit ermöglichen.<br />
So kann eine hauswirtschaftliche Ausbildung bei der SAB absolviert<br />
werden, für Alleinerziehende gibt es seit 2012 das Projekt<br />
AITA, in Teilzeitausbildung wird hier qualifiziert und vermittelt,<br />
auch innerhalb der SAB. Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
können sich im Projekt XENOS qualifizieren und ebenfalls<br />
eine Ausbildung bei der SAB beginnen. Da die SAB im<br />
Landkreis breit vernetzt ist und sich seit dem Jahr 2000 mit dem<br />
Thema Kinderbetreuung befasst, kann hier den Frauen umfassende<br />
Hilfestellung gegeben werden. Die SAB bietet in den<br />
Ferien eigene Kinderfreizeiten auf dem Waldeckhof an.<br />
n Kontakt<br />
Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH<br />
Telefon 07161 | 94 69 80, info@sab-gp.de, www.sab-gp.de.<br />
23
Aus den Regionen<br />
Viele Alleinerziehende leben in fragilen Lebenssituationen<br />
Liga nennt Punkte, wie die Lage von Einelternfamilien verbessert werden kann<br />
24<br />
FREIBURG Die Zukunft Alleinerziehender im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald<br />
hat die örtliche Liga in einem Positionspapier<br />
und in einem Fachgespräch zum Thema gemacht<br />
und wichtige Forderungen erhoben. Alleinerziehende bilden,<br />
nach einer Erhebung des Bundesministeriums für Arbeit<br />
und Soziales aus dem Jahr 2011, rund ein Fünftel aller<br />
Familien in Deutschland – Tendenz steigend.<br />
Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Männer befinden<br />
sich meist dann in dieser Rolle, wenn die Kinder älter sind.<br />
Professorin Meier-Gräwe, Mitautorin des siebten Familienberichts<br />
der Bundesregierung, hielt den Fachvortrag zur aktuellen<br />
Lebenssituation alleinerziehender Frauen. Sie verwies darauf,<br />
dass sich viele Betroffene mit ihren Kindern in einer fragilen Lebenssituation<br />
befinden – egal, ob diese Situation nun selbstgewählt<br />
oder durch Trennung und Scheidung herbeigeführt wurde,<br />
ob die Person berufstätig oder von staatlichen Transferleistungen<br />
abhängig ist.<br />
In drei Bereichen sehen die Ligaverbände Breigau-Hochschwarzwald<br />
Handlungsbedarf. Eine entscheidende Voraussetzung<br />
dafür, dass die Situation verbessert werden kann, ist eine<br />
gute Abstimmung zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden<br />
und Gesellschaft.<br />
n Bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige, ganztägige Kinderbetreuung<br />
ist für Alleinerziehende unerlässlich, um einem<br />
Beruf nachgehen und ein selbstständiges Leben führen<br />
zu können. Die alleinerziehende Verkäuferin beispielsweise<br />
braucht eine Kinderbetreuung für Arbeitszeiten auch am<br />
Veranstaltungshinweis für 2014<br />
ÜBERLINGEN Der Kreisverband Bodenseekreis bietet im April und<br />
Oktober 2014 zwei Workshops mit Manfred Prior an.<br />
07. April 2014<br />
MiniMax-Interventionen in Beratung und Therapie<br />
Die von Manfred Prior beschriebenen MiniMax-Interventionen sind in<br />
den letzten Jahren zu einem weit verbreiteten kommunikativen Standardrepertoire<br />
erfolgreicher Berater/-innen und Therapeuten/-innen<br />
geworden.<br />
20. Oktober 2014<br />
„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist die Lösungssicht“<br />
In Beratungsprozessen hat man es oft mit vielschichtigen Problemen in<br />
komplexen Systemen zu tun. Üblicherweise erfordert das eine lange<br />
Phase, in der/die Berater/-in aus Klientensicht mit den wichtigsten Informationen<br />
versorgt werden muss. Manfred Prior hat aus der Beratungspraxis<br />
heraus ein Vorgehen entwickelt, das. es ermöglicht, komplexe<br />
Probleme aus dem Stegreif mit wenigen Strichen skizzenhaft auf Papier<br />
graphisch darzustellen.<br />
n Weitere Informationen zu den Workshops finden Sie unter<br />
www.paritaet-bw.de/kvbs.<br />
Abend. Zudem muss eine angemessene Betreuung in den Ferienzeiten<br />
gewährleistet sein. Die Unternehmen dürfen dabei<br />
nicht aus Ihrer Verantwortung entlassen werden und sollten<br />
an Konzepten zur Ferienbetreuung für Kindergarten- und<br />
Schulkinder beteiligt werden.<br />
n Unternehmen können durch familienfreundliche Arbeitszeiten<br />
Fachkräfte gewinnen. Damit Alleinerziehende ganztags<br />
berufstätig sein können, braucht es neben der Kinderbetreuung<br />
eine Flexibilisierung von Strukturen in den Unternehmen.<br />
Damit Unternehmen familienfreundlicher werden, sind<br />
eine aktive Bewerbung durch die Kommunen und entsprechende<br />
Netzwerke wie die „Bündnisse für Familie” nötig.<br />
n Das Armutsrisiko muss bekämpft werden. Armut isoliert und<br />
erhöht das Krankheitsrisiko. Alleinerziehenden, die im SGB II-<br />
Bezug leben, sind häufiger von Armut bedroht, häufiger krank<br />
und nehmen seltener am gesellschaftlichen Leben teil. Oft<br />
haben sie Schulden, leiden an Depressionen oder Suchterkrankungen.<br />
Wird ihnen nicht geholfen, sind die Kosten für<br />
die Allgemeinheit langfristig höher. Nicht selten leiden auch<br />
die Kinder unter der Überlastungssituation ihrer Mütter oder<br />
Väter. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Alleinerziehende<br />
in chronischen Belastungssituationen durch Empowerment,<br />
Resilienzstärkung, d.h. Stärkung der Widerstandsfähigkeit<br />
und präventive Maßnahmen gut erreichbar sind.<br />
Bildung unterstützender Netzwerke<br />
Die Wohlfahrtsverbände fordern präventive und umfassende<br />
Hilfen für die Gruppe der Alleinerziehenden. Aktuell sind bereits<br />
41 Prozent der Familien im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald,<br />
die sozialpädagogische Familienhilfe <strong>als</strong><br />
Hilfe zur Erziehung erhalten, Einelternfamilien. Neben<br />
den klassischen Hilfen, wie sozialpädagogische Familienhilfe<br />
oder Erziehungsbeistandschaften sind unterstützende<br />
Netzwerke notwendig, beispielsweise Treffen<br />
für Alleinerziehende, Alltagshilfen, Ferienangebote<br />
und generationsübergreifende Patenschaften.<br />
Im Bereich der Frühen Hilfen sollen vor allem jüngere<br />
oder besonders belastete Alleinerziehende in den<br />
Blick genommen werden. Angebote der Landesregierung,<br />
wie das Programm „Stärke plus“, sollten ausgebaut<br />
werden. Ansätze im Landkreis, die über deren<br />
Pflichtaufgaben hinausgehen, wie das Projekt „Familienfreundlich<br />
im Landkreis“, weisen in die richtige<br />
Richtung und sollten verstärkt werden.<br />
n Kontakt<br />
Der PARITÄTISCHE<br />
Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald<br />
Pia Maria Federer, Telefon 0761 | 12 02 31 00<br />
pia.maria.federer@paritaet-freiburg.de.
30 Jahre Frauenhaus Ortenau – viele Erfolge und Aufgaben<br />
Fast 3000 Frauen und Kinder geschützt und in ein Leben ohne Gewalt begleitet<br />
einem gewaltfreien Leben finden. Man kann auf häusliche Gewalt<br />
und ihre Folgen aufmerksam machen, Menschen sensibilisieren,<br />
die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren – einfach diese<br />
wertvolle Arbeit weiterhin tun, die nun schon so viele Jahre getan<br />
wurde.<br />
n Kontakt: Frauen helfen Frauen Ortenau e.V.<br />
Telefon 0781 | 343 11, info@frauenhaus-ortenau.de<br />
www.frauenhaus-ortenau.de.<br />
OFFENBURG Der Gemeinderat der Stadt Offenburg hat das<br />
Jubiläumsjahr 2013 des Frauenhauses mit der Verleihung<br />
der Bürgermedaille der Stadt eröffnet und damit die langjährige<br />
erfolgreiche Arbeit der Einrichtung gewürdigt.<br />
In 30 Jahren wurden 1.425 Frauen und 1.435 Kinder im Frauenhaus<br />
aufgenommen, geschützt und von hier aus auf ihrem Weg<br />
in ein Leben ohne häusliche Gewalt begleitet. Noch mehr<br />
Frauen wurden außerhalb des Hauses beraten. In dieser Zeit haben<br />
18 fest angestellte Mitarbeiterinnen sowie zahlreiche Praktikantinnen<br />
gemeinsam mit dem Vorstand die fachlich-inhaltliche<br />
Arbeit auf hohem Niveau entwickelt. Heute unterstützen<br />
etwa 60 Frauen und Männer auf ehrenamtlicher Basis die Arbeit.<br />
Sie helfen im Haus, im „Frauenhauslädele“, beim Bücherflohmarkt<br />
und bei anderen Aktionen. Sieben hauptamtlich Tätige<br />
setzen sich derzeit hoch engagiert und kompetent täglich<br />
hier ein. Im organisatorischen Bereich werden sie von drei Honorarkräften<br />
unterstützt. Zudem gehören Kooperationen und<br />
Vernetzung zur täglichen Arbeit.<br />
Hohe Spendenbereitschaft<br />
und zahlreiche Fördermitglieder<br />
Bei ihrer Arbeit vor Ort erfahren die Mitarbeitenden viel Anerkennung<br />
und Akzeptanz in der Bevölkerung. Dies zeigt sich an<br />
der Spendenbereitschaft, den zahlreichen Fördermitgliedern<br />
und den vielen Personen des öffentlichen Lebens, die die Arbeit<br />
seit Jahren begleiten. Die finanzielle Situation des Vereins hat<br />
sich seit 2013 verbessert. Der Ortenaukreis verdoppelte seinen<br />
Zuschuss an den Verein. Der Gemeinderat der Stadt Offenburg<br />
hat das Jubiläumsjahr des Frauenhauses mit der Verleihung der<br />
Bürgermedaille der Stadt eröffnet. Also viel Grund zum Feiern.<br />
Doch leider kann im Jubiläumsjahr nicht nur gefeiert werden.<br />
Es ist ebenso ein Jahr, in dem man einmal mehr erkennen muss,<br />
dass häusliche Gewalt immer noch existiert. Die Arbeit des<br />
Frauenhauses kann diese nicht verhindern, sondern nur das<br />
Ausmaß sichtbar, zählbar und beschreibbar machen. Man kann<br />
aber daran weiterarbeiten, dass viele Frauen ihren Weg zu<br />
„unbehindert miteinander“ 2013<br />
Preisverleihung – barrierefreies Ortenau<br />
OFFENBURG Auf dem Weg zu einer barrierefreien Ortenau<br />
konnte die Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch am 12. November<br />
einen Meilenstein passieren. 29 Betriebe wurden<br />
mit dem Zertifikat „unbehindert miteinander – guter Service<br />
für Menschen mit Behinderung“ ausgezeichnet.<br />
Das Projekt wird von der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch unter<br />
der Schirmherrschaft von Landrat Frank Scherer und mit<br />
Unterstützung der Behindertensportgruppe Offenburg durchgeführt.<br />
2013 hatten sich 32 Betriebe aus Gastronomie, Einzelhandel,<br />
öffentlicher Hand und Bankfilialen um die Auszeichnung<br />
beworben. Über die Sommermonate testete eine Gruppe<br />
von Menschen mit und ohne Behinderungen die Bewerber anhand<br />
einer Checkliste. Prüfungskriterien waren beispielsweise<br />
der respektvolle Umgang mit behinderten Menschen, der barrierefreie<br />
Zugang in ein Gebäude und wie leicht man sich dort<br />
zurechtfindet. Anschließend wurde von einer inklusiven Jury<br />
über die Zertifizierung entschieden. Die Auszeichnung „unbehindert<br />
miteinander“ ist für die Betriebe ein Imagefaktor. Die<br />
Unternehmen erarbeiten sich so einen klaren Standortvorteil.<br />
Für 2014 ist eine Ausweitung der Aktion „unbehindert miteinander“<br />
geplant. Über zahlreiche Bewerbungen freut sich das<br />
Tester-Team schon heute.<br />
n Weitere Informationen zum Projekt und zu<br />
den Preisträgern unter www.fuer-alle.eu und<br />
bei der Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e.V.<br />
Telefon 0781 | 92 25 53, www.lebenshilfe-offenburg.de.<br />
25
Aus den Regionen<br />
Die Gesellschaft steht in der Verantwortung<br />
Gemeinsam die Auswirkungen von Kinderarmut verhindern<br />
TÜBINGEN „Kinderarmut – gelingende Ansätze kommunaler<br />
Armutsprävention“ lautete das Thema des Vierten<br />
Sozialpolitischen Fachforums (kurz: SoFa), welches der<br />
Kreisverband Tübingen am 26. November 2013 in den Räumen<br />
der Mitgliedsorganisation „Martin-Bonhoeffer-Häuser“<br />
veranstaltete. Kinder und Jugendliche sind seit mehr<br />
<strong>als</strong> zwei Jahrzehnten die am stärksten armutsbetroffene<br />
Bevölkerungsgruppe in Deutschland. Wie Kinderarmut auf<br />
Kinder und Jugendliche wirkt, mit welchen Folgen Kinder<br />
konfrontiert sind, wie, von wem und an welcher Stelle präventiv<br />
angesetzt werden kann, lauteten daher die Fragen,<br />
die an diesem Abend vertieft wurden.<br />
Zahlreiche Zuhörer aus Politik, Praxis, Wissenschaft und Verwaltung<br />
hörten einen Vortrag von Gerda Holz, Leiterin des Arbeitsbereichs<br />
Soziale Inklusion beim Institut für Sozialpädagogik und<br />
Sozialarbeit in Frankfurt/Main. Frau Holz führt seit 1997 eine<br />
Langzeitstudie zu Armutsbelastungen und Armutsfolgen bei<br />
Kindern und Jugendlichen durch – die sogenannte AWO-ISS-<br />
Studie zu Lebenslagen und Zukunftschancen von (armen) Kindern<br />
und Jugendlichen in Deutschland (http://www.iss-ffm.de/).<br />
In dem Vortrag umriss Frau Holz wichtige Erkenntnisse der Armutsforschung<br />
und bildete somit eine gemeinsame Grundlage<br />
für die anschließende Diskussion im Podium und mit dem Plenum.<br />
Der Hauptaspekt lag dabei auf den Fragen: Was sind die Gründe<br />
für Armut? Wie wirkt Armut auf Kinder und Jugendliche? Dauer,<br />
Folgen und Bildungschancen. Mit welchen Handlungsansätzen<br />
begegnen verschiedene Kommunen der Kinderarmut? Später<br />
erläuterte die Familienbeauftragte der Stadt Tübingen, Elisabeth<br />
Stauber, die Studie „Gute Chancen für alle Kinder“, mit<br />
welcher die Stadt Tübingen sich auf den Weg gemacht hat, unmittelbar<br />
aus der Perspektive von Armut betroffener Familien<br />
subjektives Erleben und kommunale Handlungsbedarfe offen<br />
zu legen.<br />
Von Armut betroffene Kinder<br />
fühlen sich oft nicht willkommen<br />
Eine Kindertagesstättenleiterin und ein Vertreter der Mössinger<br />
Tafel berichteten von ihren Begegnungen mit von Armut betroffenen<br />
Kindern. Dabei wurde deutlich, dass Armut bei Kindern<br />
sehr breite Auswirkungen hat. So schränke nicht nur das<br />
fehlende Geld die Kinder in ihrer Entwicklung ein, indem der<br />
Vereinsbeitrag für das Fußballtraining oder die Musikschule<br />
nicht bezahlt werden kann. Auch die vorurteilsbehafteten Zuschreibungen<br />
der Gesellschaft auf die betroffenen Kinder haben<br />
ihre Auswirkung: Kinder aus von Armut betroffenen Familien<br />
fühlen sich oft nicht willkommen.<br />
Kinderarmut müsse koordiniert und gemeinsam von vielen Seiten<br />
begegnet werden – so auch das Plädoyer der beiden Landtagsabgeordneten<br />
aus dem Wahlkreis Tübingen, Rita Haller-<br />
Haid (SPD) und Daniel Lede Abal (Grüne), die sich engagiert in<br />
die Diskussion einschalteten. Dabei kann und sollte an vorhandenen<br />
Strukturen angesetzt werden, da der Kontakt und das<br />
Vertrauensverhältnis zu von Armut betroffenen Familien insbesondere<br />
in Regeleinrichtungen wie Kindertageseinrichtungen<br />
und Grundschulen bereits vorhanden ist. Jedoch fehlten bisher<br />
die Zeit, das Geld und das Fachwissen, um gezielt unterstützen<br />
zu können.<br />
Was ist das Tübinger SoFa?<br />
Das Tübinger Sozialpolitische Fachforum wurde 2012 im KV Tübingen ins Leben gerufen, um in Kooperation mit einzelnen Mitgliedsorganisationen<br />
aktuelle sozial- und fachpolitische Themen aufzugreifen und in einem ansprechenden und anregenden Format<br />
zu diskutieren. Neben inhaltlichen Einführungen, fachlichen Statements und Positionierungen von Menschen aus Gesellschaft,<br />
Praxis, Politik und Wissenschaft steht der Austausch und Dialog im Mittelpunkt. Damit stärkt und stützt das Tübinger SoFa die<br />
fachpolitische Auseinandersetzung auf lokaler und kommunaler Ebene und bildet eine Brücke zwischen Praxis, Theorie, Politik,<br />
Verwaltung und Gesellschaft.<br />
26<br />
Bisherige Themen<br />
n Das erste SoFa fand im Januar 2012 zum Thema „<strong>Vielfalt</strong>, Initiative, staatliche Verantwortung: Grundlagen gelebter Subsidiarität“<br />
statt. Für den Input konnte Prof. Hans-Ulrich Weth, Professor an der evangelischen Hochschule Ludwigsburg, gewonnen<br />
werden. Die Veranstaltung fand im Bürgertreff/NaSe der Martin-Bonhoeffer-Häuser statt.<br />
n Das zweite Tübinger SoFa, zum Thema „Inklusion vor Ort – das geht uns alle an: Der Kommunale Index für Inklusion“ stieß im<br />
Mai 2012 in den Räumen der Lebenshilfe Tübingen auf große Resonanz. Den einleitenden Vortrag hielt Professor Jo Jerg von<br />
der evangelischen Hochschule Ludwigsburg.<br />
n „Familien erreichen – Zugänge zu Bildung und Teilhabe schaffen“ lautete das Thema des dritten SoFas. Dr. Stefan Faas, Institut<br />
für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen, berichtete in seinem Impulsreferat von den Ergebnissen aus der Begleitforschung<br />
zum Landesprogramm Stärke. Als Gastgeber öffnete im Februar 2013 das Interkulturelle Mehrgenerationenhaus –<br />
InFö e.V. in Tübingen seine Türen.
Viertes Tübinger Sozialpolitisches Fachforum<br />
Verantwortung liegt bei der<br />
gesamten Gesellschaft<br />
Dienstag, 26. November 2013<br />
Konsens bestand im Plenum darüber, dass die Verantwortung<br />
für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und<br />
Jugendlichen nicht nur bei den Eltern, sondern bei der gesamten<br />
Gesellschaft liegt. Im 14. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung<br />
wird dies bekräftigt. Kinder sind ein rares Gut. Das<br />
Aufwachsen muss in Verantwortung aller gesellschaftlichen<br />
Kräfte gestützt werden. Wie die Gesellschaft bedürftige Eltern<br />
bei dieser Aufgabe unterstützen kann, wurde an diesem Abend<br />
greifbarer.<br />
Weitere SoFas in 2014<br />
In bewährter Weise bot das SoFa Gelegenheit zum Austausch<br />
unterschiedlicher Akteure vor Ort zwischen Politik, Verwaltung,<br />
Sozialen Initiativen, Wissenschaft und Fachkräften. Matthias<br />
Hamberger, Vorstand des Kreisverbandes, gab zum Abschluss<br />
des Abends einen Ausblick auf zwei SoFas im Jahr 2014, die sich<br />
den Themen Quartierentwicklung/Soziale Arbeit im Sozialraum<br />
und aus Anlass von 25 Jahren UN-Kinderrechtskonvention dem<br />
Thema Kinderrechte widmen werden.Dieses gelungene Ereignis<br />
soll im nächsten Jahr im neuen Mehrgenerationenzentrum<br />
in Stuttgart-Vaihingen fortgesetzt werden.<br />
n Kontakt: Der PARITÄTISCHE Kreisverband Tübingen<br />
Kreisgeschäftsstelle, Lorettoplatz 30, 72072 Tübingen<br />
Telefon 07071 | 56 71-280, kv-tue@paritaet-bw.de.<br />
Qualifizierte Tagesmütter werden fest angestellt<br />
HEILBRONN Gemeinsam mit der Stadt Heilbronn geht die AR<br />
KUS gGmbH neue Wege in der Kindertagespflege. Das in<br />
2012 kooperativ entwickelte Konzept der Kleingruppentagespflege<br />
sieht vor, Tagesmütter nach dem Curriculum des<br />
Deutschen Jugendinstituts (DJI) zu qualifizieren und bei Erfüllung<br />
verschiedener Kriterien fest anzustellen. Unter der<br />
Dienst- und Fachaufsicht der ARKUS Heilbronn arbeiten nunmehr<br />
sechs Tagesmütter. Sie betreuen Kinder in ihrer eigenen<br />
Wohnung und stehen im ständigen Austausch mit ihrem<br />
Arbeitgeber.<br />
Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass die Angestellten monatlich<br />
ihr festes Gehalt beziehen sowie bei Krankheit und Urlaub<br />
durch Lohnfortzahlung abgesichert sind. Lästige Formalitäten<br />
einer selbständigen Tagesmutter entfallen. Schließlich<br />
hebt die Arbeit „unter dem Dach“ eines Trägers die Vereinzelung<br />
auf und fördert Vernetzungsstrukturen sowie Fachaustausch. Im<br />
Gegenzug sind ein hohes Maß an Flexibilität und Bereitschaft<br />
zur Zusammenarbeit mit ARKUS gefordert. Es handelt sich um<br />
ein bundesweites Modellprojekt, bei dem noch viel Entwicklungsarbeit<br />
geleistet werden muss.<br />
wohl und geborgen fühlt. Es werden Tagesmütter und -väter<br />
vermittelt, bei denen wir eine größtmögliche Übereinstimmung<br />
mit den Werte- und Erziehungsvorstellungen der Eltern sehen.<br />
Die Kindertagespflege ist eine gleichwertige Alternative zu Krippe<br />
und Kita. Die Tagesmütter sind sehr flexibel. Betreuungszeiten<br />
können individuell am Bedarf des Kindes angepasst werden.<br />
Das Büro der Kindertagespflege bei ARKUS bietet den Eltern<br />
ausführliche Beratung zur Betreuungsform und den Möglichkeiten<br />
der Kindertagespflege. Es vermittelt freie Plätze von Tageseltern.<br />
Für Fragen und Auskünfte rund um die Tagespflege<br />
im Stadtkreis Heilbronn stehen die Mitarbeiterinnen des Tagespflegeteams<br />
gerne zur Verfügung.<br />
n Kontakt: ARKUS gGmbH, Kindertagespflege<br />
Telefon 07131 | 991 23-27<br />
kindertagespflege@arkus-heilbronn.de<br />
www.arkus-heilbronn.de.<br />
Im Zentrum der Aufmerksamkeit und Interesses steht immer das<br />
Kind, das in einer Umgebung aufgehoben sein soll, in der es sich<br />
27
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
28<br />
<strong>Vielfalt</strong> ist unsere Stärke<br />
Der Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
STUTTGART Unter den 35 Kreisverbänden des PARITÄ<br />
TISCHEN in <strong>Baden</strong>-Württemberg kann man den Stuttgarter<br />
<strong>als</strong> einen numerischen Riesen bezeichnen: 27 Landesfachverbände<br />
haben hier ihren Sitz, 107 rechtlich selbständige<br />
Organisationen mit 69 zusätzlichen Einrichtungen sind<br />
Dienstleistungsanbieter vor Ort und gestalten die soziale<br />
Arbeit in ihrer ganzen Bandbreite mit. Die Größe des Kreisverbandes<br />
spielt für die einzelnen Mitgliedseinrichtungen<br />
eine untergeordnete Rolle. Bedeutsam sind der Austausch,<br />
die verbandliche Zusammenarbeit und Vernetzung im jeweiligen<br />
konkreten fachlichen „Subsystem“, die Präsenz in<br />
den verbandsübergreifenden LIGA-Fachausschüssen und<br />
Gremien der städtischen Sozialplanung inbegriffen.<br />
Geführt wird der Kreisverband von sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern.<br />
An seiner Spitze steht seit Mitte 2012 Judith<br />
Vowinkel, die zur neuen Vorsitzenden und damit zur Nachfolgerin<br />
von Ursula Marx gewählt wurde. Diese hat ihr Amt im PARI-<br />
TÄTISCHEN nach über elf Jahren vor ihrer Ernennung zur Behindertenbeauftragten<br />
der Landeshauptstadt Stuttgart zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die Arbeit von Kreisvorstand und Geschäftsführung fokussiert<br />
sich auf die Information/Beratung und Vertretung der<br />
Mitglieder. Das thematische Spektrum wird durch die die Mitgliedsorganisationen<br />
betreffenden sozialpolitischen Herausforderungen<br />
in der Landeshauptstadt insbesondere dort bestimmt,<br />
wo eine finanzielle Abhängigkeit von der Kommune<br />
vorgegeben ist. Aktuell betrifft das den Ausbau und die Förderung<br />
der Kindertageseinrichtungen und die Zukunftssicherung<br />
der zuschussfinanzierten Dienste im Bereich der sozialen<br />
Daseinsfürsorge. Die verbesserte Personal- und Mittelausstattung<br />
einzelner Mitgliedsorganisationen in anderen Hilfebereichen<br />
muss im Zuge der städtischen Haushaltsplanungen<br />
für 2014/15 ebenfalls eingefordert werden. Nicht unmittelbar<br />
mit Finanzierungsfragen verbundene Themen, die auf der Tagesordnung<br />
des Kreisvorstandes stehen die Ganztagesbetreuung<br />
in den Stuttgarter Grundschulen, die Umsetzung der<br />
Inklusion in Stuttgart und die Beteiligung des Kreisverbandes<br />
an der Kampagne „Generationen verbinden“ des <strong>Landesverband</strong>es.<br />
Ausblick<br />
Blickt man in die Zukunft, wird es weiterhin im Interesse des<br />
Kreisvorstandes liegen, anlassbezogen zu aktuellen sozialpolitischen<br />
Themen in der Stadt sowohl betroffene Mitgliedsorganisationen<br />
<strong>als</strong> auch Referenten/-innen aus dem PARITÄTISCHEN<br />
oder der städtischen Verwaltung einzuladen, den fachlichen<br />
Diskurs und die innerverbandliche Meinungsbildung zu fördern<br />
und den darauf basierenden Vertretungsanspruch gegenüber<br />
Politik und Verwaltung geltend zu machen.<br />
Kontakt Der PARITÄTISCHE <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Kreisverband Stuttgart<br />
Geschäftsführer: Wolfgang Bernlöhr<br />
Hauptstraße 28 | 70563 Stuttgart<br />
Telefon 0711 | 21 55-103<br />
bernloehr@paritaet-bw.de, www.paritaet-bw.de.<br />
Der neue Kreisvorstand<br />
Judith Vowinkel, Kreisvorsitzende, judith.vowinkel@stuttgart.de<br />
Karin Bierich-Schopmeyer, Verein der Freien Waldorfschule am<br />
Kräherwald, karin.bierich-schopmeyer@gmx.de<br />
Karin Dressel, AG Dritte Welt, karin.dressel@agdw.de<br />
Eberhard Müller, Sozialberatung Stuttgart,<br />
mueller@sozialberatung-stuttgart.de ohne Foto<br />
Ulrike Ohnmeiß, Lagaya, ohnmeiss@lagaya.de ohne Foto<br />
Marie-Luise Stöger, Wildwasser Stuttgart,<br />
marie-luise.stoeger@wildwasser-stuttgart.de<br />
Sybille Tropper, pro familia, sybille.tropper@profamilia.de<br />
K. Bierich-Schopmeyer K. Dressel M.-L. Stöger<br />
S. Tropper
Gemeinsam sind wir stark<br />
<strong>Vielfalt</strong> der Mitglieder bietet eine Riesenchance, in Stuttgart etwas zu bewegen<br />
STUTTGART Der PARITÄTISCHE<br />
Kreisverband Stuttgart hat seit<br />
Mitte 2012 eine neue Vorsitzende.<br />
Frau Judith Vowinkel arbeitet in<br />
der Ambulanten Jugendhilfe und<br />
ist <strong>als</strong> Stadträtin der SPD im Stuttgarter<br />
Gemeinderat engagiert. Zu<br />
den größten sozialpolitischen Herausforderungen<br />
zählen für Sie die<br />
Schaffung von Kindertagesplätzen<br />
und der Umbau der Schullandschaft.<br />
Sie ist begeistert von dem<br />
breiten Spektrum und fachlichem Know-how, das der Verband<br />
unter seinem Dach bündelt. Denn dies ist eine gute<br />
Grundlage, auf der Themen wie Gleichstellung, Inklusion<br />
und Teilhabe erfolgreich bewegt werden können.<br />
Frau Vowinkel, Sie sind frischgebackene Vorsitzende des PARITÄ-<br />
TISCHEN Kreisverbandes Stuttgart und Nachfolgerin von Ursula<br />
Marx, die jetzt Behindertenbeauftragte der Stadt Stuttgart ist.<br />
Stellen Sie sich doch bitte kurz unserer Leserschaft vor.<br />
Na ja, so frisch gebacken und neu fühle ich mich mit Ende 50<br />
auch nicht mehr. Seit 1979 lebe ich in Stuttgart-Stammheim.<br />
Ursprünglich komme ich aus Nierstein bei Mainz. Dort hatte<br />
ich Sozialpädagogik an der Fachhochschule studiert. Meine<br />
erste Arbeitsstelle trat ich beim damaligen Stuttgarter Jugendhaus<br />
e.V. im Jugendhaus Mitte an. Inzwischen habe ich<br />
eine Familie mit erwachsenen Kindern, eine Zusatzausbildung<br />
in Transaktionsanalyse, habe verschiedene Berufsfelder<br />
kennengelernt und arbeite zurzeit teilzeitbeschäftigt in der<br />
Ambulanten Jugendhilfe der Karlshöhe Ludwigsburg. Meine<br />
Stadtratstätigkeit könnte ich allerdings auch zu 100 Prozent<br />
ausfüllen.<br />
Sie sind bürgerschaftlich und politisch <strong>als</strong> Stadträtin der SPD im<br />
Stuttgarter Gemeinderat engagiert. Wo sehen Sie <strong>als</strong> Stadträtin aktuell<br />
und zukünftig die sozialpolitischen Herausforderungen in der<br />
Landeshauptstadt Stuttgart?<br />
Meine politische Heimat ist seit 44 Jahren die SPD. Obwohl<br />
ich oftm<strong>als</strong> mit verschiedenen Entscheidungen meiner Partei<br />
hadere, habe ich und werde ich wohl immer die größte<br />
Schnittmenge mit ihr verbinden. Besonders bei Haushaltsberatungen,<br />
die im Moment angesagt sind, sehe ich die Unterschiede.<br />
Sozialpolitische Herausforderungen sind weiterhin<br />
die Schaffung von Kindertagesplätzen und der Ausbau<br />
von Tagesstätten, der Umbau der Schullandschaft, die Bereitstellung<br />
von bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen,<br />
ein kommunales Projekt, um Langzeitarbeitslosen eine Beschäftigung<br />
zu geben, und das Voranbringen der Inklusion.<br />
Was hat Sie bewogen, sich verstärkt im PARITÄTISCHEN zu engagieren<br />
und für den Vorsitz zu kandidieren? Wie wollen Sie Ihr Amt gestalten<br />
und die Interessen der zahl- und facettenreichen Mitgliedsorganisationen<br />
wahrnehmen?<br />
Ganz einfach: Ich wurde gefragt! Über meine frühere Tätigkeit<br />
beim Verein Frauen für Frauen in Ludwigsburg kannte ich den<br />
PARITÄTISCHEN und viele Frauen, die jetzt auch im Kreisvorstand<br />
sind. Ich freue mich, mit diesem neu zusammengesetzten<br />
Vorstand zusammenarbeiten zu können. Je mehr ich mich<br />
mit der Struktur des PARITÄTISCHEN beschäftige, umso spannender<br />
finde ich diese Aufgabe. Die <strong>Vielfalt</strong> der Mitglieder bietet<br />
eine Riesenchance, in Stuttgart etwas zu bewegen und<br />
kleinere Vereine und Einrichtungen zu unterstützen. Das geht<br />
nur gemeinsam.<br />
Was motiviert Sie besonders, welche Aufgaben möchten Sie vorrangig<br />
angehen?<br />
Einem Verband vorzustehen, in dem ein breites Spektrum<br />
und fachliches Know-how in den vielfältigsten Bereichen vorhanden<br />
ist. Dieses möchte ich zunächst einmal kennenlernen<br />
und die Bedürfnisse und Erwartungen abklären.<br />
Haben Sie schon konkrete Vorstellungen, wie die Zusammenarbeit<br />
im Kreisvorstand und mit den Mitgliedsorganisationen intensiviert<br />
und eventuell mit gemeinsamen Aktionen und Projekten vorangebracht<br />
werden könnte?<br />
Bitte lassen Sie mir hier noch etwas Zeit! Ich merke nur, da ich<br />
noch eine Außensicht habe und noch nicht so involviert bin,<br />
dass diese verbandliche <strong>Vielfalt</strong> in der Öffentlichkeit kaum bekannt<br />
ist. Auch habe ich selbst noch viele Fragen: „Was ist das<br />
Profil des Kreisverbandes Stuttgart? Wie können wir es schaffen,<br />
den Bekanntheitsgrad zu steigern? Bleibende und weiterhin<br />
aktuelle Themen sind für mich die Gleichstellung, die Inklusion<br />
und die Armuts -und Teilhabethematik.<br />
Das Gespräch führte Regionalgeschäftsführer Wolfgang Bernlöhr.<br />
Die Kreisvorsitzende Judith Vowinkel ist erreichbar unter<br />
judith.vowinkel@stuttgart.de.<br />
29
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
Haus Morgenstern – ein Entwicklungsort<br />
Das Altenpflegeheim wird seit 1976 nach anthroposophischen Grundsätzen geführt<br />
STUTTGART Das Altenpflegeheim Haus Morgenstern im<br />
Stuttgarter Osten wurde von Mitgliedern der Anthroposophischen<br />
Gesellschaft und der Christengemeinschaft gegründet.<br />
Das Haus sieht sich nicht nur <strong>als</strong> Dienstleistungsunternehmen.<br />
Vielmehr sollen sich alle Menschen, die hier<br />
wohnen und arbeiten, zu einer lebendigen, einander zugewandten<br />
Gemeinschaft verbinden.<br />
Die Anthroposophie versteht den Menschen <strong>als</strong> Einheit von<br />
Leib, Seele und Geist. Unter Geist versteht sie den ewigen Lebenskern,<br />
der sich in der Biografie schicksalhaft auslebt. Krankheit<br />
ist unter diesem Gesichtspunkt eine Chance zur Weiterentwicklung<br />
des Seelisch-Geistigen. Alter ist nicht nur die Endphase<br />
des Lebens, sondern Auftakt zu neuem Sein.<br />
Im Haus Morgenstern wird versucht, in der täglichen Arbeit diesen<br />
Idealen treu zu bleiben – vor allem dadurch, dass die Pflege<br />
sorgfältig und ganz dem Einzelnen zugewandt geleistet wird.<br />
Aufbauend auf der anthroposophisch erweiterten Menschenkunde<br />
richtet sich die Art und Weise des Tuns bewusst auch an<br />
den „ewigen Menschen“ in jeder Individualität. Über die Pflege<br />
des Körpers hinaus sollen auch Geist und Seele angesprochen<br />
werden. Gepflegt und begleitet wird in dem Wissen, dass es<br />
immer ein „Morgen“ gibt.<br />
Das Haus Morgenstern wurde 1976 fertig gestellt. Seither leben<br />
hier einhundert Menschen mit unterschiedlichen Altersveränderungen<br />
und Gebrechlichkeiten. Auch im Einrichtungsnamen<br />
wird etwas vom Wesen der dortigen Arbeit spürbar: „Morgen“<br />
ist zukunftsgerichtet, „Stern“ steht für das Ewige, Zeitlose.<br />
Für anthroposophische Altenhilfeeinrichtungen existiert kein<br />
alleingültiges Konzept. Jedes Modell, das auf den Impulsen aus<br />
der von Rudolf Steiner gegebenen Weltanschauung basiert, ist<br />
individuell organisiert. Welche Aspekte davon ins Alltagsleben<br />
getragen werden, liegt an der Leitung und an den Menschen,<br />
die dort wohnen und arbeiten.<br />
Menschen zu einer lebendigen<br />
Gemeinschaft verbinden<br />
Das Haus Morgenstern versteht sich nicht nur <strong>als</strong> Dienstleistungsbetrieb.<br />
Alle Menschen dort sollen sich zu einer lebendigen<br />
Gemeinschaft verbinden, die die Individualität und Bedürfnisse<br />
des Einzelnen ebenso achtet wie seine Gebrechlichkeit.<br />
Die Arbeit ist so geordnet, dass überschaubare kleine Bewohnergruppen<br />
(Primäre Pflege) von einem Mitarbeitenden<br />
betreut werden. Dieser lernt „seine“ Bewohner gut kennen, so<br />
kann „Beziehungsdienstleistung“ entstehen. In der täglichen Arbeit<br />
richtet sich der Blick darauf, was der Einzelne im jeweiligen<br />
Augenblick braucht. Jeder kann sich zurückziehen, wenn er<br />
dies wünscht. Er kann aber auch am Zusammenleben teilnehmen,<br />
wenn er das möchte.<br />
Gottesdienste und Konzerte sind fester Bestandteil des Lebens<br />
im Haus. Ergänzende Therapien streben nicht vordergründig Fitness<br />
an, sondern sollen das aktive Seelenleben fördern. Zu den<br />
Angeboten gehören Gruppenveranstaltungen wie Malen, Eurhythmie,<br />
Singen, Musizieren, Lesekreis und Gymnastik. Darüber<br />
hinaus soll das Haus ein Entwicklungsort sein für alle. Es gibt hier<br />
keine „Kunden“, „Insassen“ oder „Gäste“, sondern selbstständige<br />
Menschen, die hier eine – meistens ihre letzte – Wohnung bezogen<br />
haben, bekräftigt Einrichtungsleiterin Sabine Ringer. Einrichtung<br />
und Ausgestaltung sollen an der Würde dieser Lebenssituation<br />
orientiert sein – nicht nur an hygienischen oder für die<br />
Pflege praktischen Vorgaben. Die Zimmer werden leer vermietet,<br />
damit Privates mitgebracht werden kann. Sterben und Tod<br />
sollen nicht verdrängt, sondern würdig begleitet werden. Sabine<br />
Ringer: Wie dem Leben, so soll auch dem Sterben mit offener<br />
Haltung begegnet werden.<br />
Ein zentrales Anliegen ist es auch, Handlungsfreiräume zu schaffen,<br />
damit sich die Menschen begegnen dürfen und aus den<br />
aktuellen Wahrnehmungen das Notwendige („die Not wenden“)<br />
miteinander tun. Dies erfordert auch von den Mitarbeitenden<br />
die Bereitschaft, sich einzulassen. Die Beziehungsgestaltung ist<br />
demnach der fachlichen Pflege mindestens gleichgestellt.<br />
n Kontakt: Haus Morgenstern e.V.<br />
Telefon 0711 | 164 04 00, info@haus-morgenstern.de<br />
www.haus-morgenstern.de.<br />
30
Fortschrittliches Konzept<br />
Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg gründet innovative Pflegeschule<br />
Modulare Ausbildungsstruktur<br />
Die theoretische Ausbildung findet in der Altenpflegeschule<br />
des Bildungszentrums Wohlfahrtswerk statt, in dem speziell dafür<br />
neue Räumlichkeiten mit modernster Ausstattung eingerichtet<br />
wurden. Die Praxis, auf die die Altenpflegeschule besonderes<br />
Augenmerk legt, erfolgt in Pflegeheimen oder -diensten<br />
des Wohlfahrtswerks und anderer Altenhilfeträger.<br />
STUTTGART Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres<br />
konnte das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg den<br />
Start seiner ersten eigenen Altenpflegeschule feiern. Insgesamt<br />
28 Schülerinnen und Schüler werden in der dreijährigen<br />
Ausbildung, die den neuesten Richtlinien entspricht,<br />
den Beruf des Altenpflegers erlernen. Mit dem innovativen<br />
Konzept der Ausbildung ist das Wohlfahrtswerk Vorreiter<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Gut qualifiziertes Pflegepersonal zu finden und das Wissen und<br />
Können zu entwickeln ist schwer. Mit der Gründung einer eigenen<br />
Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe<br />
möchte das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg dem<br />
Fachkräftemangel begegnen und flexibel auf fachliche Entwicklungen<br />
des Arbeitsmarktes reagieren können. Bislang war<br />
es in Stuttgart möglich, den Beruf des Altenpflegers in vier Bildungsinstitutionen<br />
zu erlernen. Durch die Schulgründung des<br />
Wohlfahrtswerks wird das Angebot nun um 28 Ausbildungsplätze<br />
erweitert.<br />
Voraussetzung für die grundständige Ausbildung in der Altenpflegeschule,<br />
die jährlich im Oktober startet, sind entweder ein<br />
Re<strong>als</strong>chulabschluss oder ein Hauptschulabschluss – mit zweijähriger<br />
Berufsbildung oder alternativ mit einjähriger Ausbildung<br />
zum Krankenpflege- oder Altenpflegehelfer.<br />
Eine Besonderheit der dreijährigen Ausbildung ist die zukunftsorientierte<br />
curriculare Ausrichtung: In sich geschlossene Wissensbausteine<br />
formen den Lehrplan. Mit dieser modularen Ausbildungsstruktur<br />
ist das Wohlfahrtswerk Vorreiter bei den Altenpflegeschulen<br />
<strong>Baden</strong>-Württembergs. Die abgeschlossenen<br />
Module können im späteren Berufsleben die Anerkennung von<br />
Kompetenzen erleichtern, wenn beispielsweise Zulassungsvoraussetzungen<br />
für ein Studium oder Weiterbildungen geprüft<br />
werden. Durch die künftige Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens<br />
ist der Lehrplan auch hilfreich für internationale<br />
Berufswege, da die modulare Struktur des Lehrplanes auch<br />
im Ausland die Anerkennung des deutschen Abschlusses vereinfacht.<br />
Das Bildungszentrum Wohlfahrtswerk, in dem die neue Altenpflegeschule<br />
angesiedelt ist, blickt auf über 30 Jahre Erfahrung<br />
in der Fort- und Weiterbildung in der Altenhilfe zurück. Daneben<br />
gibt es seit 2008 die Ausbildung <strong>als</strong> „Servicehelfer im Sozial-<br />
und Gesundheitswesen“. Diese war <strong>als</strong> Modellprojekt der<br />
Robert Bosch Stiftung gestartet und erfolgt seit 2010 <strong>als</strong> reguläre<br />
Ausbildung. Mit der neuen Altenpflegeschule bietet das<br />
Bildungszentrum nun die zweite grundständige Ausbildung an.<br />
n Kontakt<br />
Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Telefon 0711 | 619 26-0, www.wohlfahrtswerk.de.<br />
Das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Das Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-Württemberg ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts<br />
und wurde 1817 von Königin Katharina von Württemberg gegründet. An 19 Standorten<br />
in <strong>Baden</strong>-Württemberg betreibt die Stiftung Pflegeheime und Seniorenwohnanlagen.<br />
Dazu kommen ambulante Dienste, mobile Essensdienste sowie das eigene Bildungszentrum.<br />
Mit über 1.000 Teilnehmenden pro Jahrgang ist das Wohlfahrtswerk einer der größten<br />
Träger des Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) in <strong>Baden</strong>-Württemberg und gleichzeitig<br />
Träger des Bundesfreiwilligendienstes (BFD). Zum Satzungszweck der Stiftung zählt die<br />
Umsetzung fortschrittlicher Ansätze der sozialen Arbeit. Dem Wohlfahrtswerk wurde<br />
kürzlich der Preis TOP-Innovator 2013 verliehen – damit zählt es zu den 100 innovativsten<br />
Unternehmen des Mittelstands in Deutschland.<br />
31
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
Neues Projekt der AIDS-Hilfe wendet sich an junge Menschen<br />
„Unverklemmte Jugendliche“ reden offen über Sexualität und Schutz vor HIV<br />
STUTTGART Für Präventionsveranstaltungen mit Jugendlichen<br />
in Schulen und Jugendeinrichtungen hat sich die<br />
AIDS-Hilfe Stuttgart ein besonderes Konzept der Peer-Education<br />
(Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch<br />
Gleichaltrige) einfallen lassen: den Einsatz von sogenannten<br />
„Unverklemmten Jugendlichen“ (UJus). Diese führen Beratungsgespräche<br />
mit Heranwachsenden auf Augenhöhe.<br />
Das Konzept der „Unverklemmten Jugendlichen“ (UJus) geht<br />
davon aus, dass jugendliche Lehrpersonen bei Aufklärungsgesprächen<br />
über HIV und AIDS erfolgreicher bei Gleichaltrigen<br />
sind <strong>als</strong> Erwachsene. Die UJus definieren sich weniger <strong>als</strong> Lehrer,<br />
sondern <strong>als</strong> Lernbegleiter. Auf diese Weise werden ein<br />
gleichgewichtetes Verhältnis und Gespräche auf gleicher Ebene<br />
möglich.<br />
Am Stellenwert der Prävention <strong>als</strong> Mittel zur Bekämpfung der<br />
Epidemie hat sich auch nach dem Aufkommen hochaktiver<br />
antiretroviraler Therapien nichts geändert. Eine Banalisierung<br />
von HIV oder AIDS könnte für die Prävention negative Folgen<br />
haben. Deshalb ist Kontinuität in der Prävention sehr wichtig,<br />
gerade bei Heranwachsenden.<br />
Die UJus der AIDS-Hilfe sind Studierende der Hochschulen in<br />
und um Stuttgart. Sie erhalten eine spezielle Schulung, Fragen<br />
der Sexualität und Risiken der HIV-Übertragung betreffend. Dabei<br />
werden nicht nur Sachinhalte, sondern auch Lehrkompetenzen<br />
in Form von unterschiedlichen Methoden der sozialen<br />
Arbeit vermittelt. Eingeübt wird zum Beispiel, wie man unbefangen<br />
über Sexualität reden und dabei trotzdem die Intimsphäre<br />
geschützt werden kann. Zudem werden den UJus Arbeitsmaterialien<br />
wie Cartoons oder Kärtchen an die Hand<br />
gegeben, mit deren Hilfe Themen wie Sexualität, HIV/AIDS,<br />
Verhütung, Kondomgebrauch und (Nicht)-Übertragungsrisiken<br />
besser thematisiert werden können.<br />
Nur wenn Jugendliche offen über Wünsche, Vorlieben und<br />
Ängste sprechen können, haben die Präventionsbotschaften<br />
Erfolg. Daher wird meistens nach Geschlechtern getrennt<br />
ge arbeitet. Zum Abschluss jeder Veranstaltung werden von<br />
den Teilnehmenden Feedback-Bögen ausgefüllt, die regelmäßig<br />
ausgewertet werden.<br />
Um das Thema AIDS/HIV ins öffentliche Bewusstsein zu rücken,<br />
wurde am 2. Dezember im Foyer des Stuttgarter Rathauses die<br />
Ausstellung „Lebendige Bilder“ eröffnet, die Kunstwerke und<br />
Texte von HIV-Betroffenen zeigt. Die Ausstellung kann noch bis<br />
zum 3. Januar 2014 werktags von 8.00 bis 18.00 Uhr besucht<br />
werden.<br />
n Kontakt: AIDS-Hilfe Stuttgart e.V.<br />
Telefon 0711 | 224 69 14, alfons.stetter@aidshilfe-stuttgart.de<br />
www.aidshilfe-stuttgart.de.<br />
Jugendliche sensibilisieren<br />
Das Ziel des UJu-Projektes ist es, junge Menschen zu motivieren,<br />
sich mit Themen wie Liebe, Sexualität, Kondomgebrauch<br />
und Schutz vor HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten auseinanderzusetzen. Jugendliche sollen für Übertragungs-<br />
und Schutzmöglichkeiten sensibilisiert und zu verantwortungsbewusstem<br />
Handeln angeregt werden.<br />
32<br />
AIDS-Hilfe Stuttgart e.V.<br />
Die AIDS-Hilfe Stuttgart ist ein gemeinnütziger Verein mit den Tätigkeitsschwerpunkten<br />
HIV-Präventionsberatung und HIV/AIDS-Betroffenenunterstützung. Sie versteht<br />
sich <strong>als</strong> Zusammenschluss von Menschen mit HIV/AIDS, Mitgliedern der Hauptbetroffenengruppen<br />
sowie allen Menschen, die sich diesen gegenüber solidarisch verhalten<br />
wollen, um sich gemeinsam den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
durch HIV/AIDS zu stellen.
Die Europäische Gemeinschaft steht vor Herausforderungen<br />
Der AGDW führt das Projekt SANO für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge durch<br />
STUTTGART „Flüchtlinge leben bedauerlicherweise oft am<br />
Rande der Gesellschaft“, hieß es kürzlich in einer Schrift,<br />
die sich ganz allgemein mit ökonomischer Teilhabe und gesellschaftlicher<br />
Anerkennung von Menschen in unserem<br />
Land beschäftigte.<br />
Dafür gibt es viele Gründe: Unterkunftszuweisung in Gebiete<br />
ohne soziales Umfeld, noch nicht erworbene Sprachkenntnisse<br />
und Kenntnisse der sozialen Strukturen, fehlende berufliche<br />
Qualifikation oder nicht anerkannte Schul- oder Berufsabschlüsse,<br />
nicht behandelte psychische Probleme aufgrund von<br />
Verfolgungsgeschichte und Fluchterlebnissen u.v.m.<br />
Entwicklungen und mediale Präsenz<br />
Zwei begrüßenswerte Schritte auf dem beschwerlichen Weg der<br />
Flüchtlinge in die Mitte der Gesellschaft sind die Aufhebung der<br />
Residenzpflicht innerhalb von <strong>Baden</strong>-Württemberg und der Ersatz<br />
des Gutscheinverfahrens durch Geldleistungen in der Stadt<br />
Stuttgart – sowie inzwischen in weiteren Landkreisen.<br />
Über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus gesehen, ist die<br />
Situation in Syrien ein großes Thema, das uns alle bewegt. Es ist<br />
sehr von den Medien aufgegriffen worden und hat die Aufmerksamkeit<br />
auf das Thema „Flucht“ gelenkt. Auch die Tragödien,<br />
die sich vor ein paar Wochen vor Lampedusa abspielten,<br />
haben gezeigt, dass eine gute Lösung der Asyl- und Flüchtlingsfrage<br />
eine der schwierigsten Herausforderungen für die<br />
Europäische Gemeinschaft ist. Zwischen dem Anspruch, humanitäre<br />
Hilfe zu leisten und damit auch den eigenen Wertmaßstäben<br />
gerecht zu werden, und dem Schutz der Außengrenzen<br />
bzw. der eigenen Interessen besteht eine extreme Spannung –<br />
mit dramatischen Folgen.<br />
Projekt für besonders<br />
schutzbedürftige Flüchtlinge<br />
Man schätzt, dass zirka ein Drittel der Menschen, die in Stuttgart<br />
in einer Flüchtlingsunterkunft ankommen, besonders<br />
schutzbedürftig sind. Das heißt, sie sind psychisch oder physisch<br />
krank und/oder traumatisiert. Zu dieser Flüchtlingsgruppe<br />
gehören außerdem werdende Mütter, Alleinerziehende und<br />
Mütter mit minderjährigen Kindern. Um dieser Zielgruppe gerecht<br />
zu werden, startete im Frühjahr 2013 auf Initiative der<br />
AGDW das von der Europäischen Union und der Stadt Stuttgart<br />
geförderte Projekt SANO: ein Projekt für besonders schutzbedürftige<br />
Flüchtlinge. Es wird von der AGDW in Kooperation mit<br />
drei weiteren Trägern der Flüchtlingssozialarbeit durchgeführt.<br />
n Kontakt: AGDW e.V.<br />
Telefon 0711 | 24 02 80<br />
info@agdw.de, www.agdw.de.<br />
Der AGDW e.V., die Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt, blickt im nächsten Jahr auf 40 Jahre <strong>als</strong> gemeinnütziger<br />
Verein in Stuttgart zurück.<br />
Der Verein ist größter Träger der Flüchtlingssozialarbeit in Stuttgart Er betreut im Auftrag der Stadt<br />
Stuttgart nahezu die Hälfte aller Flüchtlinge in den Flüchtlingsunterkünften der Stadt.<br />
Der Verein ist Vormundschaftsverein Er ist der einzige Vormundschaftsverein für unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge in <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Der Verein betreibt die Rückkehrberatungsstelle Er ist von der Stadt Stuttgart exklusiv mit der Beratung<br />
und Hilfestellung für in ihre Heimat zurückkehrende Flüchtlinge und Asylbewerber beauftragt.<br />
Der Verein ist <strong>als</strong> Migrationsberatungsstelle tätig Er hat den Teilbereich „erwachsene Zuwanderer“ in<br />
Zusammenarbeit mit den anderen Mitgliedern der LIGA der freien Wohlfahrtspflege übernommen.<br />
Außerdem nimmt der Verein immer wieder<br />
vorbildhafte Projekte zur Bildung und<br />
Erziehung von Kindern und Erwachsenen<br />
mit Migrationshintergrund in den<br />
Stadtteilen auf, in denen er mit den<br />
Familien, Schulen und Institutionen<br />
gut vernetzt ist.<br />
33
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
„Ich will alles perfekt machen, schaffe es aber nicht“<br />
Mädchengesundheitsladen bietet seit über 20 Jahre Beratung und Hilfe<br />
Sowohl in den Workshops, die vorwiegend im schulischen Kontext<br />
stattfinden, <strong>als</strong> auch in der psychosozialen Einzelberatung,<br />
arbeitet der Mädchengesundheitsladen nachfrageorientiert, das<br />
heißt, die Wünsche und Fragestellungen der Mädchen stehen<br />
bei allen Aktionen stets im Mittelpunkt. Waren es früher mehrheitlich<br />
Essstörungen, die die jungen Frauen in die Beratung geführt<br />
haben, sind es heute häufig depressive Verstimmungen,<br />
Befindlichkeitsstörungen und selbstverletzendes Verhalten. Diese<br />
Symptome sind oft <strong>als</strong> Ausdruck von Überlastung, zunehmendem<br />
Stress und Druck zu sehen – ein Phänomen, das die<br />
Mitarbeiterinnen immer häufiger beobachten: Mädchen, die unter<br />
enormen Druck stehen, unter Zeitdruck, unter Freundschaftsdruck,<br />
unter dem Druck von Schönheitsidealen, unter sozialem<br />
Druck, Leistungsdruck und dem Druck, den Schule, Eltern aber<br />
auch sie sich selbst auferlegen.<br />
Befindlichkeitsstörungen nehmen zu<br />
Dieser Druck kann sich potenzieren, wenn Mädchen allen Erwartungen<br />
gleichzeitig gerecht werden sollen. Immer unter Anspannung<br />
stehen, stets den steigenden Ansprüchen gerecht zu werden,<br />
ist sehr anstrengend und hat ungute Konsequenzen – für<br />
die Mädchen ganz konkret in der Zunahme von Befindlichkeitsstörungen<br />
und anderen psychischen Auffälligkeiten. Gesundheitlich<br />
betrachtet zahlen die Mädchen <strong>als</strong>o unter Umständen<br />
einen hohen Preis für dieses Engagement. Das spiegelt sich deutlich<br />
in der seit einigen Jahren enormen Zunahme von Beratungsanfragen<br />
wider. Mädchen brauchen durch das häufigere Auftreten<br />
von psychischen Symptomen vermehrt professionelle Begleitung<br />
und fordern diese auch beim Austarieren der Balance<br />
zwischen Lebenslust und Leistung ein.<br />
STUTTGART Der Mädchengesundheitsladen ist eine geschlechtsbezogene<br />
Einrichtung in Stuttgart zur Gesundheitsförderung,<br />
Sexualerziehung, Sucht- und Gewaltprävention.<br />
Mit seinen Angeboten erreicht er seit über 20<br />
Jahren rund 2.000 Mädchen jährlich.<br />
Die praktische Arbeit der Einrichtung umfasst verschiedene Formen<br />
der Gruppenarbeit und der psychosozialen Einzelberatung.<br />
Mit den Angeboten erreichen die Mitarbeiterinnen den Querschnitt<br />
der Stadt Stuttgart, was Bildungshintergrund, Migrationserfahrung<br />
und soziale Herkunft betrifft.<br />
Aufgrund der oben beschriebenen Nachfrageorientierung gehen<br />
viele Anfragen der Mädchen in die Richtung: „Ich will alles<br />
perfekt machen, schaffe das aber nicht – wie kann ich tatsächlich<br />
alles hinkriegen?“ oder „Ich möchte weiter in jedem Bereich volle<br />
Leistung bringen, will aber weniger gestresst sein – wie geht<br />
das?“ Die Mitarbeiterinnen haben den Eindruck, dass das Motto<br />
für den Lebensalltag vieler Mädchen und junger Frauen nicht<br />
nur ist „Das Beste aus sich herausholen“ – was ja durchaus motivierend<br />
sein könnte und häufig mit Spaß und guten Gefühlen<br />
verbunden ist – sondern dass sie das Gefühl haben „Das Beste<br />
aus sich herausholen“ zu wollen, zu sollen und zu müssen.<br />
Eine wichtige Frage hierbei ist, wie sich Mädchenarbeit in diesem<br />
Kontext positioniert und welche Aufgaben sie vor diesem Hintergrund<br />
für sich definiert. Im Hinblick auf die Nachfrageorientierung<br />
werden Mädchen und junge Frauen bei der Bewältigung<br />
ihrer jeweiligen Lebensanforderungen, abhängig von den zur<br />
Verfügung stehenden Ressourcen, unterstützt. Im Kontext der<br />
Gesundheitsförderung werden sie ermutigt, auf ihre physischen<br />
und psychischen Grenzen zu achten und aufmerksam gegenüber<br />
den eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu sein – damit<br />
der Eigensinn und die Lebenslust erhalten bleiben.<br />
n Kontakt<br />
Mädchengesundheitsladen e.V.<br />
Telefon 0711 | 30 56 85 20<br />
info@maedchengesundheitsladen.de<br />
www.maedchengesundheitsladen.de.<br />
34
Auch kleinste Schritte können große Sprünge sein<br />
15 Jahre Interdisziplinäre Frühförderstelle Fundevogel<br />
Die Arbeit basiert auf der Anthroposophie und Waldorfpädagogik<br />
Rudolf Steiners. Um dem Kind helfen zu können, werden<br />
zuerst die basalen Wahrnehmungsgrundlagen ausgebildet. So<br />
kann der Aufbau des Körperschemas oder der Gleichgewichtsreaktion<br />
durch basale Sinnespflege optimal gefördert werden.<br />
Taktile Reize (Einreibungen, Tasterfahrungen) und Bewegungsanregungen<br />
für das Gleichgewicht werden sprachlich und musikalisch<br />
durch Reime oder Harfenklänge begleitet.<br />
Das Schöne der Welt zum Kind bringen<br />
STUTTGART Die Einrichtung Fundevogel begleitet Kinder<br />
mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen von<br />
der Geburt bis zum Übergang in Kindergarten oder Schule.<br />
Den Kleinsten zu helfen, heißt auch, deren Eltern zu helfen.<br />
Eine kontinuierliche heilpädagogische und therapeutische<br />
Begleitung lässt Raum für Gespräche. So besteht die Möglichkeit,<br />
die oft kleinen aber wichtigen Entwicklungsschritte<br />
des Kindes zu erläutern und die Eltern immer wieder zu unterstützen.<br />
Natürlich geht es schneller, wenn Mama hilft. Man hat ja auch<br />
nicht immer Zeit und Geduld abzuwarten, bis die Fingerchen<br />
den Knopf selbst geschlossen haben. Aber welch ein Erfolgserlebnis,<br />
welch ein großer Schritt, welch eine Bestätigung des eigenen<br />
Könnens, wenn es dann doch gelingt, ganz ohne fremde<br />
Hilfe, in die Schuhe zu schlüpfen und den Schal umzubinden.<br />
Und dann der stolze Blick beim Aufrichten. Schaut, was ich geschafft<br />
habe!<br />
Wie glücklich ein kleiner Mensch sein kann, wenn ihm etwas<br />
nach vielen Versuchen das erste Mal gelingt! Wie sich dies in<br />
Körperhaltung und Gesichtsausdruck widerspiegelt. Auch für<br />
Eltern sind dies Augenblicke der Freude, die im Gedächtnis bleiben.<br />
Für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen<br />
und für deren Eltern, sind Erlebnisse wie diese allerdings<br />
selten und keine Selbstverständlichkeit.<br />
Auch ihnen möglichst viele schöne Augenblicke zu bescheren,<br />
dabei möchte das Team von Fundevogel helfen. Im Rahmen der<br />
Frühförderung können verschiedene Angebote wahrgenommen<br />
werden: heilpädagogische Übungsbehandlung, Anleitung<br />
für die Förderung zu Hause, Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten<br />
und besonderen Erziehungsfragen, Heileurythmie, Ergotherapie<br />
und Krankengymnastik. Die Mitarbeiterinnen begleiten<br />
Kinder, die Regelkindertagesstätten mit Integrationshilfe<br />
besuchen, auch in den Einrichtungen und beraten die Erzieherinnen.<br />
Zu Beginn findet ein Diagnostik- und Elterngespräch statt.<br />
Handelt es sich um eine Verzögerung der Sprachentwicklung,<br />
kann das Kind diese oft durch gezielte Förderung aufholen.<br />
Handelt es sich um Beeinträchtigungen aufgrund von schweren<br />
organischen Schäden, finden Eltern hier Anleitung, wie<br />
durch die richtige Pflege im täglichen Umgang die Sinne des<br />
Kindes angeregt und das Wohlbefinden gesteigert werden,<br />
nach dem Motto: Wenn das Kind nicht selbst auf die Welt zugehen<br />
kann, muss das Schöne der Welt zum Kind gebracht werden.<br />
Wesentlich ist die Erziehung zur Selbstständigkeit. Welchen<br />
Beitrag dazu auch ein Kind mit Beeinträchtigungen leisten<br />
kann, bedarf oft der Vermittlung.<br />
Seit 1998 ist Fundevogel ein eingetragener Verein, seit 2000 <strong>als</strong><br />
Interdisziplinäre Frühförderstelle anerkannt, die bis zu 100 Kinder<br />
pro Jahr begleitet. Eine gute Zusammenarbeit besteht mit<br />
Kinderärzten und Therapeuten, mit Kliniken, dem städtischen<br />
Gesundheitsamt und anderen Stellen.<br />
n Kontakt<br />
Interdisziplinäre Frühförderstelle Fundevogel e.V.<br />
Telefon 0711 | 3913 98 98, fundevogel@hotmail.de<br />
www.fundevogel-ev.de.<br />
Fundevogel ist ein Märchen der Gebrüder Grimm. Das Lenchen<br />
begleitet seinen gefundenen Bruder durch Verwandlungen<br />
und lässt ihn nicht im Stich. So soll auch hier das Kind<br />
begleitet und ihm geholfen<br />
werden, die Sinne für die<br />
Welt zu wecken, seine<br />
Nachahmungskräfte<br />
anzuregen, sodass es<br />
lernt, seinen Weg möglichst<br />
eigenständig zu<br />
gehen.<br />
35
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
Erweitertes und verbessertes Angebot an neuen Standort<br />
Der Körperbehinderten-Verein Stuttgart bezieht 2014 neue Räumlichkeiten<br />
STUTTGART Im Jubiläumsjahr 2014 soll es endlich soweit<br />
sein: der Körperbehinderten-Verein Stuttgart (KBV) zieht<br />
aus seiner alten Geschäftsstelle am Stuttgarter Eugensplatz<br />
ins „Krokodil“, einem umgebauten Industriegebäude<br />
im Baur-Areal in Stuttgart-Berg. Im neuen barrierefreien<br />
Haus wird der KBV sein Angebot erweitern und qualitativ<br />
verbessern können.<br />
Viele Jahre war nach einer räumlichen Alternative gesucht worden.<br />
In der neuen Geschäftsstelle werden nun neben der Verwaltung<br />
auch die Zentrale des Fahrdienstes und Büros für die<br />
Koordination der ambulanten Dienste untergebracht sein. Die<br />
Sozialen Dienste, Familienentlastende Dienste (FED), Jugend-,<br />
Freizeit- und Bildungsangebote, der Mobile Dienst und Beratungsangebote<br />
werden hier zum ersten Mal einen eigenen barrierefreien<br />
Standort haben. Für den Alex-Club, den Jugendclub<br />
des Vereins, kann ein Mehrzweckraum für die zahlreichen Clubangebote<br />
genutzt werden. Im Bereich FED gibt es nun Platz für<br />
Betreuungs- und Informationsangebote wie die Ferienbetreuung<br />
oder die Elternakademie. Das geplante Bistro werden<br />
Mitarbeiter/-innen mit und ohne Behinderung betreiben. Es<br />
soll eine Plattform für die Begegnung von Menschen mit und<br />
ohne Handicap werden; dem KBV ist die Einbindung der<br />
Bewohner/-innen des Stadtteils ein besonderes Anliegen. Auch<br />
der Fahrdienst wird im Baur-Areal ausreichend Platz für die<br />
zahlreichen Spezialfahrzeuge bekommen. Die Mobilität ist ein<br />
wichtiger Baustein im Konzept des KBV.<br />
Die Tagesförderstätte des KBV war seit 1989 in provisorischen<br />
Räumen untergebracht. Die teilstationäre Einrichtung für erwachsene<br />
Menschen mit einer Schwer-Mehrfachbehinderung<br />
wird ebenfalls ins „Krokodil“ umziehen und die größte Erweiterung<br />
sein. Vier Gruppen mit je sechs Plätzen werden entstehen.<br />
Bisher wurden zwölf Personen betreut.<br />
Ambulante Betreuung in den Stadtteilen<br />
Im Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) hat sich der KBV in den<br />
letzten Jahren verstärkt engagiert. In verschiedenen Stadtteilen<br />
Stuttgarts werden zahlreiche Familien und Einzelpersonen ambulant<br />
betreut. Seit 1992 besteht das Wohnprojekt Villastraße<br />
mit mehreren Einzelwohnungen für Menschen mit Behinderung<br />
und einer Wohngemeinschaft im Stuttgarter Osten. Im<br />
Haus hat der Verein ein Büro, von dem aus individuelle und<br />
alltagsorientierte Assistenzleistungen in den Bereichen Pflege,<br />
Hauswirtschaft und die eigenständige Lebensführung der<br />
Bewohner/-innen koordiniert werden. 2011 kam ein ähnliches<br />
Projekt, das Terrot-Areal, in Bad Cannstatt dazu. Bereits seit 2009<br />
gibt es eine Wohngemeinschaft im Baur-Areal. Im „Krokodil“<br />
wird es nun noch drei weitere Wohnungen für Einzelpersonen<br />
und eine Wohngemeinschaft für vier Personen geben. Die<br />
Standorte des KBV rücken <strong>als</strong>o mit dem Umzug näher zusammen,<br />
ohne den Gedanken der Inklusion zu vernachlässigen.<br />
„Die Vernetzung der Mitarbeiter/-innen wird in Zukunft einfacher<br />
werden“, freut sich Geschäftsführer Achim Hoffer.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit dem <strong>Landesverband</strong> für Menschen<br />
mit Körper- und Mehrfachbehinderung kann intensiviert<br />
werden. Seine Geschäftsstelle wird zukünftig ebenfalls im „Krokodil“<br />
untergebracht sein.<br />
Nun hofft der KBV auf einen milden Winter, damit der Bau zügig<br />
voranschreitet. Am 20. September 2014 ist das große Jubiläumsfest<br />
geplant. Seit fast 50 Jahren setzt sich der Verein nun<br />
dafür ein, dass Menschen mit Behinderung ihr Leben selbst gestalten<br />
und selbst darüber bestimmen können. 1964 wurde der<br />
KBV <strong>als</strong> Elterninitiative gegründet. „Ein gutes Leben leben“, ist<br />
das Motto, dem sich der Verein seither verschrieben hat.<br />
n Kontakt: Körperbehinderten-Verein Stuttgart e.V.<br />
Telefon 0711 | 248 37 40<br />
www.kbv-stuttgart.de.<br />
36
Inklusiv statt integrativ – die neue Kindertagesstätte<br />
Breitgefächertes Angebot – Teilhabe und Eigenverantwortung im Mittelpunkt<br />
Bunte Palette an Arbeitsplätzen<br />
Der Verein betreibt zwei eigenständige gemeinnützige GmbHs,<br />
die Stuttgarter Werkstätten und die Stuttgarter Wohnstätten.<br />
Die Werkstätten bieten eine bunte Palette an Arbeitsplätzen.<br />
Einen hohen Stellenwert hat die handwerkliche Fertigung mit<br />
einem großen Anteil an Eigenproduktionen, zum Beispiel aus<br />
Schreinerei, Töpferei, Bäckerei und aus der Nudelmanufaktur.<br />
Dienstleistungen, wie Haus- und Büroreinigung, Garten- und<br />
Landschaftspflege und Gastronomie sowie die industrielle Fertigung<br />
runden das Bild ab.<br />
STUTTGART Die inklusive Kindertagesstätte „Am Wallgraben“<br />
ist das jüngste Projekt der Lebenshilfe. Anfang Januar<br />
2014 nimmt sie ihren Betrieb auf und steht dann 30 Kindern<br />
im Alter von einem bis sechs Jahren offen. Acht dieser<br />
Plätze sind für Kinder mit Behinderung vorgesehen. Dies ist<br />
eine außergewöhnlich hohe Quote und macht die Kindertagesstätte<br />
zu einer inklusiven statt zu einer integrativen<br />
Einrichtung.<br />
Kinder mit Behinderung sind in der Kindertagesstätte „Am Wallgraben“<br />
keine Einzel- oder Sonderfälle. Hier können sie erleben,<br />
dass sie mit ihrer Beeinträchtigung nicht alleine, aber auch<br />
nicht exklusiv sind. Die überschaubare Größe der Tagesstätte<br />
macht es allen Kindern leicht, sich zurechtzufinden. Die Kinder<br />
sind in zwei altersgemischte Gruppen aufgeteilt. Der Wechsel<br />
von der Krippengruppe in die Kindergartengruppe entfällt damit.<br />
Der Tagesablauf sieht ein buntes Programm vor: Angebote<br />
in der Stammgruppe und gruppenübergreifende Angebote<br />
wechseln sich ab, genauso wie frei wählbare und vorgegebene<br />
Aktivitäten. Immer steht dabei das möglichst selbstständige<br />
Entdecken, Erfahren und Tun des Kindes im Vordergrund. Mit so<br />
viel Unterstützung wie notwendig und so wenig wie möglich.<br />
Das Team der Kita ist interdisziplinär zusammengesetzt. Erzieher/-<br />
innen, Heilerziehungspfleger/-innen, Sozialpädagogen/-innen<br />
und Ergotherapeuten/-innen ergänzen sich mit ihrem jeweiligen<br />
Fachwissen. Dabei ist jeder im Team für alle Kinder da und nicht<br />
bloß für ein Kind oder einen Aufgabenbereich.<br />
Die Lebenshilfe Stuttgart fühlt sich den Menschen mit Behinderung<br />
und ihren Familien verpflichtet. Familienentlastende Angebote<br />
gehören deshalb schon lange zum Standard. Neu ist eine<br />
Kooperation mit dem Tagespflegeverein. Gemeinsam wird versucht,<br />
Tagespflege auch für Kinder mit Behinderung zugänglich<br />
zu machen. Dieses auf drei Jahre angelegte, in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
einzigartige Projekt wird unterstützt von der Aktion Mensch.<br />
Die Wohnstätten bieten eine Auswahl an Wohnangeboten. Der<br />
Bereich des ambulant betreuten Wohnens wird ständig vergrößert.<br />
Da mittlerweile viele der Wohnkunden das Rentenalter<br />
erreicht haben, sind auch hier innovative Betreuungskonzepte<br />
gefragt, die individuell auf die Senioren zugeschnitten sind.<br />
Der gesellschaftliche Wandel und Veränderungen im Umgang<br />
mit Menschen mit Behinderung spiegeln sich deutlich in den<br />
Angeboten wider. Normalisierungsprinzip, Teilhabe, Eigenverantwortlichkeit<br />
und Inklusion sind mehr <strong>als</strong> Schlagworte. Zuhören,<br />
zuwenden und vor allem Jeden in seinen Bedürfnissen<br />
und Fähigkeiten ernst zu nehmen, ist die täglich gelebte, dahinterstehende<br />
Haltung.<br />
Die Ortsvereinigung der Lebenshilfe in Stuttgart besteht seit<br />
1960. Was <strong>als</strong> kleine Selbsthilfegruppe begann, ist heute<br />
zu einem mittelständischen Sozialunternehmen angewachsen.<br />
Fast 500 Menschen mit Behinderung, vom Säugling bis zum<br />
Rentner, werden durch den Verein begleitet und unterstützt.<br />
n Kontakt: Lebenshilfe Stuttgart e.V.,<br />
Telefon 0711 | 89 69 08-26<br />
geschaeftsstelle@lebenshilfe-stuttgart.de<br />
www.lebenshilfe-stuttgart.de.<br />
Die Lebenshilfe Stuttgart im Überblick<br />
Kinder, Jugend & Offene Hilfen<br />
■ Familienentlastendes Engagement<br />
■ Inklusive Kindertagesstätte<br />
■ Projekt Kinder mit Behinderung in der Tagespflege<br />
Stuttgarter Werkstätten<br />
■ Dienstleistung<br />
■ Eigenfertigung<br />
■ Lohnfertigung<br />
■ Außenarbeitsplätze<br />
■ Berufsbildungsbereich<br />
■ Förder- und Betreuungsbereich<br />
Stuttgarter Wohnstätten<br />
■ Stationäres Wohnen<br />
■ Ambulant betreutes Wohnen<br />
■ Trainingswohnen<br />
■ Seniorenbetreuung<br />
37
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
Perspektiven schaffen<br />
Straffälligenhilfe ist auch Opferschutz – die Sozialberatung bietet passgenaue Hilfen<br />
STUTTGART Straffälligenhilfe leistet einen wichtigen Beitrag<br />
zur Opferhilfe: Sie trägt zum gesellschaftli chen Frieden bei<br />
und erarbeitet mit jedem Einzelnen eine individuelle Lebensperspektive<br />
ohne Straftaten.<br />
Die Sozialberatung Stuttgart ist ein traditionsreicher Verein der<br />
Freien Straffälligenhilfe. Sie hat die Aufgabe, hilfsbedürftige<br />
Straffällige und von Straffälligkeit bedrohte Menschen sowie<br />
deren Angehörige wirtschaftlich und seelisch zu unterstützen.<br />
Der Verein ist bestrebt, Straffällige in die Gesellschaft einzugliedern.<br />
Er setzt sich für Bildung, Prävention, Schadenswiedergutmachung<br />
und für einen Ausgleich zwischen Täter und Opfer<br />
ein. Die Aufgabenfelder der Sozialberatung Stuttgart umfassen<br />
die Straffälligen- / Wohnungsnotfallhilfe, die Gewaltprävention<br />
und die Förderung von Ehrenamtlichen in der Straffälligenhilfe.<br />
Die klassischen Aufgabenfelder der Straffälligenhilfe sind die<br />
Haftentlasshilfe in den Justizvollzugsanstalten Stuttgart, Rottenburg,<br />
Schwäbisch Gmünd und Heimsheim, eine Anlaufstelle<br />
für Haftentlassene, Wohngruppen für (junge) Erwachsene,<br />
Frauen- und Clean-Wohngemeinschaften und Schuldnerberatung.<br />
Derzeit werden 32 Sozialwohnungen an Klienten der Sozialberatung<br />
unbefristet vermietet.<br />
Fachberatungsstelle Gewaltprävention<br />
Die Angebote der Gewaltprävention wurden 2012 organisatorisch<br />
zu der Fachberatungs stelle Gewaltprävention zusammengeführt.<br />
Das Leistungsspektrum umfasst die Häusliche Gewalt<br />
mit drei Männerinterventionsstellen in Stuttgart, Esslingen und<br />
im Rems-Murr-Kreis mit Einzelberatungen, muttersprachlicher<br />
Beratung in türkischer Sprache, Gewalt-Sensibilisierungs-Trainings<br />
zur Festigung der konstruktiven Konfliktlösung sowie ein<br />
Fair-Streit-Training, in dem Paare gezielt in der Konfliktbewältigung<br />
trainiert werden. Der Bereich der Straßengewalt umfasst<br />
die klassischen Anti-Aggressivitäts-Trainings, Coolness Training<br />
in der JVA Stuttgart, Trainingsmaßnahmen zur Prävention alkoholbedingter<br />
Jugendgewalt, Sozialkognitives Einzeltraining<br />
für Jugendliche sowie ein Anti-Gewalt-Training für Menschen in<br />
Wohnungsnot. Im Bereich der Schulungsmaßnahmen bietet der<br />
Verein De-Eskalations-Trainings und Schulungen in Zivilcourage,<br />
Multiplikatorenschulung und spezielle Seminare zum Umgang<br />
mit gewaltbereiten Jugendlichen an. Diese Seminare können<br />
sowohl in den Schulungsräumen der Sozialberatung Stuttgart<br />
<strong>als</strong> auch <strong>als</strong> Inhouse Seminare konzipiert werden. Das Konzept<br />
der Fachberatungsstelle Gewaltprävention ist mit einem so umfassenden<br />
Beratungsangebot einmalig und erfordert Pionierarbeit.<br />
Fachlich sinnvoll ist die Vernetzung der Angebote.<br />
Die Sozialberatung Stuttgart hat sich zu einem führenden Träger<br />
im Arbeitsfeld der Gewaltprävention entwickelt. Die Weiterentwicklung<br />
der einzelnen Bereiche und Konzeptionen wird fachlich<br />
begleitet durch einen interdisziplinären Fachbeirat.<br />
n Kontakt<br />
Sozialberatung Stuttgart e.V.<br />
Telefon 0711 | 169 20-0<br />
info@sozialberatung-stuttgart.de<br />
www.sozialberatung-stuttgart.de.<br />
Mit dem Kalenderprojekt<br />
Perspektiven schaffen will<br />
die Sozialberatung Stuttgart<br />
die Arbeit visuell darstellen.<br />
Das Motto trifft alle<br />
Aufgabenfelder und bewegt<br />
die Menschen mit jedem<br />
Einzelfall neu.<br />
38
Plan P – Perspektiven schaffen<br />
Ein berufliches Beratungsangebot für ausstiegswillige Prostituierte<br />
Beratung: In verschiedenen Beratungsprojekten erhalten Frauen professionelle<br />
Unterstützung für die Entwicklung beruflicher Perspektiven.<br />
STUTTGART Das berufliche Beratungsangebot „Plan P“ für<br />
Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, hat sich<br />
in Stuttgart etabliert. Mit „Plan P“ soll möglichst vielen Prostituierten<br />
ein „P wie Perspektive“ eröffnet werden. Oder,<br />
wie eine Teilnehmerin es in einer Befragung ausdrückte:<br />
„Ich hoffe, dass dieses Projekt weiter geht, damit viele andere<br />
Frauen vom Rotlicht die Chance haben zum Aussteigen.<br />
Allein, ohne dieses Projekt, werden die Frauen sich<br />
nicht trauen.“<br />
Von der guten Absicht zum schlechten Ergebnis<br />
2002 wurden von der damaligen rot-grünen Bundesregierung<br />
Prostitution und das Betreiben von Bordellen legalisiert. Frauen<br />
in der Prostitution sollten nicht länger illegal dem „ältesten Gewerbe<br />
der Welt“ nachgehen und sozialversichert werden. Nicht<br />
gerechnet hatte man damit, dass zum einen Bordellbetreiber<br />
und Zuhälter diesen neuen legalen Zustand dazu missbrauchen,<br />
um auf Kosten der Frauen Geschäfte wie „Flatrate-Sex-Betriebe“<br />
zu eröffnen. Zum anderen brachte es die EU-Ost-Erweiterung<br />
mit sich, dass zahlreiche Frauen nach Deutschland kamen und<br />
sich damit eine Armuts- und Zwangsprostitution etablierte.<br />
Ausdruck findet dieser Zustand mittlerweile in Dumpingpreisen.<br />
Brutale Praktiken finden ebenso statt wie ungeschützter<br />
Geschlechtsverkehr, was wiederum fatale Folgen für die gesundheitliche<br />
Situation hat. Die Kehrseite dieser unwürdigen<br />
Bedingungen ist jedoch eine positive: Der Ausstiegsgedanke<br />
wird für viele Frauen konkret und Alternativen lohnen sich auch<br />
finanziell, da mit der Prostitution nicht mehr viel Geld verdient<br />
werden kann.<br />
Kinderkaufhaus ZORELLA: Im Kinderkaufhaus ZORELLA gibt es auf über<br />
400 m² hochwertige Secondhandwaren rund ums Kind.<br />
Berufliche Orientierungsberatung schließt Lücke<br />
In Stuttgart sind rund 3.500 Frauen <strong>als</strong> Prostituierte erfasst. Viele<br />
der Frauen tragen sich mit dem Gedanken, auszusteigen, vor<br />
allem aus gesundheitlichen Gründen und nach Gewalterfahrungen.<br />
Bis 2010 gab es jedoch kein spezielles Projekt, in dem<br />
ausstiegswillige Prostituierte sich beruflich orientieren konnten.<br />
Bestehende Beratungsangebote zielten vorrangig auf die gesundheitliche<br />
oder soziale Situation der Frauen ab. Um diese<br />
Lücke zu schließen, entwickelte die ZORA in enger Kooperation<br />
mit dem Stuttgarter Gesundheitsamt das Projekt „Plan P“, das im<br />
Sommer 2010 startete. Finanziert wurde das Projekt von Beginn<br />
an vom Jobcenter, seit 2012 ist das Gesundheitsamt mit einer<br />
Kofinanzierung eingestiegen. Projektziele sind die Stärkung des<br />
Ausstiegsgedankens, das gemeinsame Erarbeiten und Finden<br />
eines passenden Berufsfeldes, die konkrete Vorbereitung auf<br />
neue, anderweitige berufliche Herausforderungen und die Vermittlung<br />
in Arbeit, Ausbildung oder in eine Qualifizierung.<br />
Seit Projektstart 2010 nahmen insgesamt 91 Frauen an „Plan P“<br />
teil. Die Frauen konnten überwiegend in den Bereichen Altenpflege/Alltagsbegleitung,<br />
Reinigung, Verkauf und Gastronomie<br />
Fuß fassen. Durch die Unterstützung und Beratung der Projektleiterin<br />
fanden in den ersten drei Projektjahren rund ein Drittel<br />
der Frauen einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz, gründeten eine<br />
Existenz oder nahmen die Möglichkeit einer Qualifizierungsmaßnahme<br />
wahr.<br />
n Kontakt: Frauenunternehmen ZORA gGmbH<br />
Zukunft & Orientierung durch Arbeit & Ausbildung<br />
Telefon 0711 | 26 84 35 22, steinhoff@zora-ggmbh.de<br />
www.zora-ggmbh.de.<br />
Das Frauenunternehmen ZORA gGmbH wurde 2000 gegründet. Hauptzielgruppe sind langzeiterwerbslose und chancenbenachteiligte<br />
Frauen. Die ZORA betreibt drei Sozialkaufhäuser, davon ein Kinderkaufhaus, sowie eine betriebsinterne Kantine mit<br />
Hauswirtschaft. Neben diesen Arbeitsbereichen bietet sie schulische und berufliche Ausbildung, berufliche Qualifizierung sowie<br />
Beratungsprojekte für unterschiedliche Zielgruppen an. Durchschnittlich werden rund 250 Plätze für langzeiterwerbslose Frauen<br />
vorgehalten. Außerdem ist ZORA Trägerin einer Ganztageseinrichtung für Kinder zwischen null und sechs Jahren mit 60 Plätzen.<br />
39
PARITÄT vor Ort | Kreisverband Stuttgart und seine Mitgliedsorganisationen<br />
Im Dienste der Studierenden und deren Kinder<br />
Das Studentenwerk Stuttgart erhöht seine Kitaplätze auf 175 bis zum Jahr 2015<br />
STUTTGART Das Studentenwerk Stuttgart betreut über<br />
55.000 Studierende an 13 Hochschulen in und um Stuttgart<br />
– und auch deren Nachwuchs in sieben Kitas in Stuttgart-<br />
Stadtmitte, Stuttgart-Vaihingen, Esslingen und Ludwigsburg.<br />
Jüngster Zuwachs beim Studentenwerk sind die<br />
„Hochschulzwerge“ an der Evangelischen Hochschule in<br />
Ludwigsburg. Die Kindertagesstätte mit zehn Plätzen im<br />
Kleinkindbereich ging im September 2013 in die Trägerschaft<br />
des Studentenwerks Stuttgart über.<br />
Zwei weitere Kitas werden Ende 2014 bzw. 2015 in die Verantwortung<br />
des Studentenwerks Stuttgart gehen: Die Kita Sattlerstraße<br />
mit 20 Plätzen für Kinder von null bis drei Jahren und die<br />
Kita Eduard-Pfeiffer-Straße mit 40 Plätzen. Die 40 Plätze teilen<br />
sich auf drei Gruppen auf, zwei für Kinder bis drei Jahre, die dritte<br />
Gruppe für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Damit<br />
erweitert das Studentenwerk sein Angebot an Kitaplätzen von<br />
heute 115 auf 175 Plätze im Jahr 2015 und wird dann neun<br />
Kindertagesstätten im Angebot haben.<br />
In allen Einrichtungen ist die Basis der pädagogischen Arbeit<br />
der Orientierungsplan des Landes <strong>Baden</strong>-Württemberg. Darauf<br />
aufbauend definiert jede Einrichtung ihre individuelle pädagogische<br />
Konzeption. Trägerweit wurde 2013 bei den pädagogischen<br />
Themen das Qualitätsmanagement in den Fokus gerückt.<br />
In diesem Rahmen werden beispielsweise organisatorische<br />
sowie pädagogische Prozesse definiert und gegebenenfalls<br />
Verbesserungspotenziale erarbeitet.<br />
Den Kindern wird eine qualifizierte Ganztagsbetreuung zehn<br />
Stunden täglich geboten. Außer den Kindern Studierender<br />
steht das Angebot auch dem Nachwuchs wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter und anderer Eltern zur Verfügung. Dabei legt das<br />
Studentenwerk Stuttgart besonderen Wert auf individuelle Betreuung,<br />
was aufgrund kleiner Einrichtungen gut möglich ist.<br />
Da Eltern und Kinder aus allen Teilen der Welt stammen, ist auch<br />
die Vermittlung anderer Kulturen im Rahmen eines friedlichen<br />
Zusammenlebens Programm.<br />
Neue Abteilung Sozialwesen<br />
Studentenwerk Stuttgart:<br />
Ihr Studium. Unser Service<br />
Das Studentenwerk Stuttgart betreut über 55.000 Studierende<br />
an 13 Hochschulen in Stuttgart, Ludwigsburg, Esslingen<br />
und Göppingen. Es hat einen öffentlichen und sozialen<br />
Auftrag, der im Studentenwerksgesetz des Landes <strong>Baden</strong>-<br />
Württemberg geregelt ist. Mehr <strong>als</strong> 350 Mitarbeiter/innen<br />
arbeiten dafür, den Studierenden das Leben rund um das<br />
Studium zu erleichtern sowie sie in wirtschaftlichen und<br />
sozialen Bereichen zu unterstützen und zu betreuen. Die<br />
„sieben Säulen“ des Angebotes sind: Gastronomie, Wohnen,<br />
Kinderbetreuung, Darlehen, Rechts- und Sozialberatung,<br />
Psychologische Beratung und BAföG. Geschäftsführer<br />
des Studentenwerks Stuttgart ist Tobias Burchard.<br />
Um all seine Angebote im sozialen Bereich sinnvoll zu bündeln,<br />
hat das Studentenwerk Stuttgart vor kurzem seine Dienstleistungsbereiche<br />
Kinderbetreuung und Sozialberatung in der Abteilung<br />
„Sozialwesen“ zusammengefasst. Leiter der Abteilung<br />
Sozialwesen ist Andreas Zens, 29 Jahre alt. „Wir haben viel vor:<br />
Wir werden unsere Kinderbetreuung weiter ausbauen, so dass<br />
wir bis 2015 weitere 60 Betreuungsplätze schaffen und wir<br />
werden natürlich auch weitere Erzieher/-innen suchen und einstellen“,<br />
so Zens. Mit der Sozialberatung verbindet das Studentenwerk<br />
den Anspruch, Studierenden Hilfe in allen Lebenslagen<br />
zu leisten. Das Angebot soll eine Orientierungs- und Klärungshilfe<br />
bei der Suche nach Lösungen für soziale und wirtschaftliche<br />
Probleme sein. Die Gespräche sind vertraulich und<br />
kostenlos. Die Sozialberatung arbeitet eng mit anderen Beratungsstellen<br />
zusammen und vermittelt die Ratsuchenden bei<br />
Bedarf gerne weiter.<br />
Kontakt Studentenwerk Stuttgart<br />
Andreas Zens, Leiter Sozialwesen, (links)<br />
a.zens@studentenwerk-stuttgart.de<br />
Gabi Wegmann, Kinderbetreuung (o. Foto)<br />
g.wegmann@studentenwerk-stuttgart.de<br />
Corinna Dech, Sozialberatung (o. Foto)<br />
c.dech@studentenwerk-stuttgart.de<br />
40
Wer bin ich selbst?<br />
Das Freie Jugendseminar Stuttgart – ein Ort für selbstbestimmte Bildung<br />
STUTTGART Das Freie Jugendseminar ist eine internationale<br />
Jugendbildungseinrichtung für Menschen aus der ganzen<br />
Welt zwischen 18 und 26 Jahren. Es feiert 2014 sein 50-jähriges<br />
Jubiläum und hat bisher zirka 1400 junge Menschen in<br />
einer Phase wichtiger Lebensentscheidungen begleitet.<br />
In der Einrichtung leben bis zu 30 junge Menschen, die sich<br />
ein Jahr Zeit nehmen, um an den beiden Fragen „Wer bin ich<br />
selbst?“ und „Wie finde ich meine Aufgabe in der Welt?“ zu arbeiten.<br />
Sie bilden eine internationale Lebens- und Lerngemeinschaft<br />
und sind in vielen Bereichen verantwortlich in den Ablauf<br />
und die Gestaltung dieses Jahres mit einbezogen. Sie besuchen<br />
ein vielfältiges und reiches Programm, das ihnen ein<br />
großes Panorama der verschiedensten Berufs- und Lebensfelder<br />
von der Philosophie über die Kunstgeschichte bis zu<br />
Wirtschaftsfragen eröffnet. Sie arbeiten an ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung<br />
mit Hilfe der Künste Musik, Theater,<br />
Eurythmie, Tanz, Plastizieren und Malerei. Außerdem widmen<br />
sie sich den wichtigen Seins-Fragen des Menschen, üben Empathie,<br />
Konflikt- und Dialogfähigkeiten und arbeiten an philosophischen<br />
und anthroposophischen Texten Rudolf Steiners.<br />
Die ausländischen Teilnehmer interessieren sich vor allem für<br />
die anthroposophischen Grundlagen der Waldorfpädagogik<br />
und befreunden sich mit der deutschen Sprache und Kultur.<br />
Alle Seminaristen erleben diese intensive Zeit <strong>als</strong> einen entscheidenden<br />
Moment ihrer Biografie. Die besondere Form des<br />
Lernens voneinander sowie die Arbeit am ganzen Menschen,<br />
seinen geistigen, sozialen und praktischen Aspekten, erreicht<br />
nicht nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern ist Bildung im eigentlichen<br />
Sinne des Wortes. Die jungen Menschen erleben,<br />
erkennen und ergreifen sich selbst <strong>als</strong> lebendiges Kunstmaterial,<br />
das sie in wachsender Selbständigkeit bearbeiten. Sie erleben<br />
hier die nötige Freiheit von fragwürdigen Erwartungen<br />
oder einseitigem Abschlussdruck, die nur auf kognitive Effizienz<br />
und Schnelligkeit ausgerichtet sind. Sie lernen Geduld im<br />
übenden Umgang mit ihren Begabungen und Unfähigkeiten.<br />
Sie entfalten verborgene Fähigkeiten, verwandeln innere Hindernisse<br />
und erleben aneinander eine erstaunliche Reifung ihrer<br />
Persönlichkeiten.<br />
Zwei neue Bildungsinitiativen<br />
Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade in den letzten<br />
beiden Jahren zwei neue Bildungsinitiativen aus dem Jugendseminar<br />
erwachsen sind. Die eine nennt sich CampusA. Unter<br />
diesem Namen entsteht ein Verbund der Ausbildungsstätten<br />
auf anthroposophischer Grundlage in Stuttgart und Umgebung.<br />
Auf der „BildungsArt“, einer gemeinsamen Tagung vom<br />
10. bis 14. März 2014, wird das Thema der fruchtbaren Begegnung<br />
zwischen Lehrenden und Lernenden in den Mittelpunkt<br />
gerückt und was beide Seiten brauchen, um eine befriedigende<br />
und lebendige Fähigkeitsbildung für die Aufgaben der heutigen<br />
Zeit zu ermöglichen.<br />
Die zweite Initiative heißt UniExperiment. Etwa 30 junge Menschen<br />
haben sich ein halbes Jahr <strong>als</strong> Zeitraum gesetzt, um mit<br />
allen Konsequenzen zu prüfen, ob es möglich ist, sich ein Studium<br />
selbst zu organisieren. Sie wollen dabei lernen, was sie für<br />
die Bewältigung der auf sie wartenden Aufgaben wirklich brauchen.<br />
Sie suchen sich dabei ihre Lehrenden an den verschiedensten<br />
Orten. Sie sind der Überzeugung, nur so die Fähigkeiten<br />
erlernen zu können, die von uns hinterlassene Welt lebenswert<br />
weiter zu gestalten. Nicht lernen für Prüfungen, sondern<br />
für das wirkliche Leben ist ihr Ideal. Nicht Wissen im Kurzzeitgedächtnis<br />
anhäufen, sondern kreative Fähigkeiten und den eigenen<br />
Fragen folgen können, steht dabei im Mittelpunkt.<br />
n Kontakt: Freies Jugendseminar Stuttgart<br />
Telefon 0711 | 26 19 56, info@jugendseminar.de<br />
www.jugendseminar.de, www.campusA.de.<br />
41
Marktplatz | Gute Geschäfte in Ulm<br />
Munteres Treiben auf dem Marktplatz für „Gute Geschäfte“<br />
Der PARITÄTISCHE Ulm lud zu einem Markttag ein, um Kooperationen zu schließen<br />
ULM Der lange vorbereitete Markt-Tag am 8. November<br />
2013 zeigte sich von seiner besten Seite. Im „Ulmer Flieger“,<br />
der neuen Wilken Akademie in Ulm/Jungingen, wurden die<br />
Gäste mit einem Ausblick empfangen, der weit über das imposante<br />
Ulmer Münster hinweg bis zu den Alpen im schönsten<br />
rosaroten Föhn-Panorama reichte. Eine animierende<br />
Kulisse für das muntere Handelstreiben auf dem Marktplatz<br />
für „Gute Geschäfte“, das sich nach dem Eröffnungsgongschlag<br />
durch Oberbürgermeister Ivo Gönner entspann.<br />
25 Wirtschaftsunternehmen und 27 gemeinnützige Organisationen<br />
waren der Einladung des PARITÄTISCHEN Ulm/Alb-Donau<br />
gefolgt, um dieses Vorhaben mit Leben zu füllen und zum wechselseitigen<br />
Nutzen gute Geschäfte abzuschließen. Gehandelt<br />
wurde mit Know-how, Arbeitszeit, Kreativität und Sachmitteln –<br />
nur Geld war tabu. Tatsächlich wurden in 90 Minuten 53 Kooperationsvereinbarungen<br />
mit rund 2000 Stunden verbindlichen<br />
Engagements abgeschlossen. Ferner gab es viele anregende<br />
Gespräche, Begegnungen und Kontakte mit Einblicken in unterschiedliche<br />
gesellschaftliche Lebens- und Arbeitswelten.<br />
Getauscht wurden zum Beispiel: Gestaltung eines multifunktionalen<br />
Büroraumes durch Imraum-Planungen gegen PC-Support<br />
durch den CVJM; Beratungen zur Pflegeversicherung durch die<br />
Paritätischen Sozialdienste gegen Gestaltung einer Facebook-<br />
Seite durch Scan Plus sowie einen Vortrag Stressmanagement<br />
durch eine Psychotherapiepraxis; Vortrag zur Schädlingsbekämpfung<br />
gegen ein gemeinsames Mittagsessen mit der Neue-<br />
Wege-Gruppe; 25 kleine Weihnachtsgeschenke durch Senfkorn<br />
gegen einen Samstag Mitarbeit auf dem Wochenmarkt durch<br />
Frauen helfen Frauen; Unimogfahren für Kinder durch Landwirtschaftsmaschinen<br />
Mayer und Einbau eines Radiogerätes in ein<br />
Dienstfahrzeug gegen Infoveranstaltung; Freikarten von Bad<br />
Blau gegen Werbungsflächen in Infobroschüren; Kinderbetreuung<br />
durch den Gemeinschaftskindergarten bei Firmenevents<br />
gegen ein Office-Management-Seminar durch Burk Office-Service<br />
und vieles andere mehr.<br />
Der Erfolg dieses ersten Marktplatzes für Gute Geschäfte in Ulm<br />
ist allen Teilnehmenden und besonders der aktiven Unterstützung<br />
durch die Premiumpartner zu verdanken, die sich von<br />
Beginn an begeistern ließen. Der Ulmer Oberbürgermeister Ivo<br />
Gönner und Dr. Peter Kulitz, Präsident der Ulmer Industrie- und<br />
Handelskammer gaben <strong>als</strong> Schirmherren der Veranstaltung<br />
den notwendigen Rückenwind. Ein Initiativkreis der Premiumpartner<br />
mit Unternehmen und Gemeinnützigen hat das Vorhaben<br />
mit wachsender Begeisterung geplant, koordiniert, beworben<br />
und durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt von der<br />
„GlücksSpirale“, der Ulmer Bürgerstiftung und dem PARITÄTI-<br />
SCHEN <strong>Baden</strong>-Württemberg.<br />
Günter Fröscher, Kreisvorsitzender des PARITÄTISCHEN Ulm/<br />
Alb-Donau, war wie alle anderen Marktplatz-Teilnehmenden<br />
begeistert: „Das Marktplatzkonzept ist auch in Ulm erfolgreich<br />
aufgegangen – Ulm hat sich <strong>als</strong> gutes Pflaster für innovative<br />
Ideen und zivilgesellschaftliches Engagement bewährt. Unternehmen<br />
und Gemeinnützige haben über den eigenen Tellerrand<br />
hinaus auf Augenhöhe Kontakte gewonnen und sich zu<br />
guten Kooperationen zusammen gefunden.“ Das ermutigt und<br />
macht Laune, an diese erste Initiative mit weiteren Aktivitäten<br />
und Veranstaltungen anzuknüpfen.<br />
n Kontakt: Dr. Ilse Winter<br />
Der PARITÄISCHE Regionalgeschäftsstelle Ulm<br />
Telefon 0731 | 9 68 29-22, winter@paritaet-ulm.de.<br />
Die Premiumpartner des Initiativkreises<br />
Stadt Ulm – IHK Ulm – Wilken – Handwerkskammer Ulm – Wirtschaftsjunioren Ulm – AOK Ulm/Biberach – Südwestpresse – Radio 7 –<br />
Freie Walddorfschule Römerstraße – Lebenshilfe Donau-Iller – Sparkasse Ulm – Frauen helfen Frauen – Südwestmetall Ulm – Kreishandwerkerschaft<br />
– Druckerei Geiwitz – Burk Office Service – Büro Plan D.<br />
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Leistungen und Dienste des PARITÄTISCHEN für Mitgliedsorganisationen<br />
Als Spitzen- und Dachverband der Freien Wohlfahrtspflege sieht der PARITÄTISCHE in <strong>Baden</strong>-Württemberg seine Aufgaben in der<br />
fachlichen Information, Beratung und Vernetzung seiner Mitglieder und in der sozialpolitischen Interessenvertretung und Mitgestaltung<br />
im politischen Raum auf landesweiter wie regionaler Ebene. Zur Umsetzung dieser Aufgaben dienen Beratungsgespräche,<br />
Gremien-und Fachgruppenarbeit sowie zahlreiche Publikationen und die eigene Homepage.<br />
Verbandliche Grundangebote (unentgeltlich)<br />
Information und Beratung<br />
Fach- und Konzeptberatung<br />
n Fachspezifische Beratung und konzeptionelle Entwicklungen<br />
n Austausch und Qualifizierung in Fachgruppen<br />
Unterstützung bei der Finanzierung/Entgeltberatung<br />
n Erschließung von Finanzmitteln/Fundraising (z. B. Aktion Mensch,<br />
GlücksSpirale, Deutsches Hilfswerk; Haus-und Straßensammlung)<br />
n Grundberatung zu Leistungsbeschreibungen und zur<br />
Entgelt- und Finanzierungsberatung<br />
Grund(satz)beratung<br />
n Grundberatung in Personal- und Tariffragen<br />
n Bereitstellung verbandseigener Arbeitsvertragsrichtlinien<br />
n Beurteilung rechtlicher Angelegenheiten<br />
(Vereins-, Gemeinnützigkeits-, Steuerrechtsfragen)<br />
n Versicherungen und Haftungsfragen<br />
Unterstützung bei betriebswirtschaftlichen Fragen<br />
n Grundberatung zu Qualitätsentwicklung,<br />
-management, -gemeinschaften<br />
n Grundberatung zu Personal- und Organisationsentwicklung<br />
n Clearingangebot in Krisensituationen<br />
Regelmäßig erscheinende Publikationen<br />
n Verbandsmagazin PARITÄTinform<br />
n Newsletter Parinews<br />
n Geschäftsbericht<br />
Unregelmäßig erscheinende Publikationen<br />
n Newsletter/Rundschreiben der Kernteams und Servicebereiche<br />
n Broschüren mit Fachinformationen zu sozialpolitischen Themen<br />
n Arbeitshilfen aus den einzelnen Ressorts<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
n Pressegespräche auf Landesebene und mit Mitgliedern<br />
zu aktuellen Themenstellungen<br />
n Unterstützung bei der Presse-/Medienarbeit<br />
n SWEF - Interaktives Kommunikationsportal<br />
für gemeinsame Themen und Kampagnen (www.swef.de)<br />
Vernetzung<br />
n zwischen den Mitgliedsorganisationen auf regionaler<br />
und überregionaler Ebene<br />
n mit anderen Interessengruppen und Verbänden (Freie Wohlfahrtspflege,<br />
Selbsthilfe, Landesnetzwerk BE, Landesseniorenrat usw.)<br />
n Fachveranstaltungen zu bereichs- oder kernteamübergreifenden<br />
Themen (wie z. B. Fachkräftegewinnung, Bürgerschaftliches<br />
Engagement, Gesundheitsmanagement etc.) mit Folgeveranstaltungen,<br />
die über die paritätischen Dienstleister angeboten werden<br />
n Partizipation an (über-)verbandlichen Projekten<br />
n Gemeinsame Umsetzung von Jahreskampagnen<br />
Sozialpolitische Interessenvertretung und<br />
Mitgestaltung auf regionaler und landesweiter Ebene<br />
n Positionierung des Verbandes in der öffentlichen Diskussion<br />
n Mitwirkung in Gremien der öffentlichen und Freien Wohlfahrtspflege<br />
n Vertretung in Arbeitsgruppen von Behörden und Ministerien<br />
n Vertretung in Kommissionen und parlamentarischen Ausschüssen<br />
n Vertretung in weiteren sozialpolitischen Zusammenhängen<br />
(z. B. Sozialversicherungsträger, Arbeitsagenturen usw.)<br />
n Kreisverbandsarbeit: regionale Beteiligungs- und<br />
Unterstützungsstruktur für Mitglieder<br />
Weitere Leistungen<br />
Fort-und Weiterbildung<br />
n Bereitstellung einer Angebotsstruktur für Fort- und Weiterbildung<br />
(Mitgesellschafter der Paritätischen Akademie Süd)<br />
Freiwilligendienste<br />
n Koordination der Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr,<br />
Bundesfreiwilligendienst, Freiwilligendienst aller Generationen<br />
und Information und Beratung zu den im Verband zur Verfügung<br />
stehenden Freiwilligendienstestrukturen<br />
n Werbung für das Engagement in paritätischen Einsatzstellen<br />
Günstig Wirtschaften<br />
n Rahmenverträge (über den Gesamtverband)<br />
n UNION-Versicherungsdienst<br />
n PariSERVE<br />
Anerkennungskultur für Ehrenamtliche<br />
n verbandliche Ehrenabzeichen, Anerkennungswettbewerbe<br />
Individuelle Leistungen (gegen Entgelt)<br />
Über die unentgeltlichen Grundleistungen hinaus können individuelle<br />
Leistungen gegen Entgelt abgerufen werden.<br />
n Spezielle Beratung und Vertretung bei Leistungsbeschreibungen,<br />
Entgelt- und Finanzierungsfragen<br />
n Organisations- und Unternehmensberatung<br />
n Projektentwicklung<br />
n Unterstützung beim Aufbau und der Weiterentwicklung<br />
von Qualitätsmanagementsystemen<br />
n Personalentwicklung<br />
n Beratung in speziellen rechtlichen Angelegenheiten<br />
n Krisenmanagement<br />
n Werbung und Kommunikation<br />
n Internet- und EDV-Dienstleistungen<br />
n Beratung zu Personal- und Tariffragen<br />
n Beratung von Qualifizierungs- und Beschäftigungsinitiativen<br />
n Fortbildung<br />
n Internet-Stellenmarkt (www.sozialeberufe.de)<br />
Paritätische Dienstleister (Tochter- und Partnerunternehmen)<br />
Gesellschaft zur Vertretung und Beratung<br />
sozialer Einrichtungen mbH (GVB)<br />
Telefon 0 75 42 | 208 76 | www.gvb-consult.de<br />
n Organisations- und Betriebsberatung<br />
n Leistungs- und Entgeltverhandlungen<br />
n Qualitätsentwicklung/Qualitätsmanagement (QE/QM)<br />
n Krisenmanagement<br />
Kreativ Plus – Gesellschaft für Werbung<br />
und Kommunikation mbH<br />
Telefon 07 11 | 2155-106 | www.kreativplus.com<br />
n Werbung, Grafik, Internet und Kommunikation<br />
n Internetstellenportal www.sozialeberufe.de<br />
Werkstatt PARITÄT gGmbH<br />
Telefon 07 11 | 21 55-175 | www.werkstatt-paritaet-bw.de<br />
n Projektberatung und -entwicklung<br />
n Projektmanagement<br />
n Fortbildung in den Bereichen „Projektmanagement“<br />
und „Fördermöglichkeiten“<br />
Paritätisches Bildungswerk / Paritätische Akademie Süd<br />
Telefon 07 11| 2155-188 | www.akademiesued.org<br />
n Fort- und Weiterbildung<br />
Paritätisches Jugendwerk –<br />
Fachverband der freien Kinder- und Jugendarbeit<br />
Telefon 0711 | 21 55-203 | www.pjw-bw.de<br />
n Fortbildung, Beratung, Finanzierung, Projekte-Vernetzung<br />
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.<br />
Schirmherrin Katrin Altpeter MdL<br />
Sozialministerin des Landes<br />
Schirmherrin <strong>Baden</strong>-Württemberg Katrin Altpeter MdL<br />
Sozialministerin des Landes<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Schirmherrin Katrin Altpeter MdL<br />
Sozialministerin des Landes<br />
<strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
Partizipation<br />
Sozialpolitikvon Menschen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
Sozialpoliti<br />
Generationen verbinden!<br />
Generationen verbinden!<br />
Generatio<br />
Wir verändern.<br />
Wir Sicherheit verändern. statt Armut<br />
<strong>Vielfalt</strong> statt Einfalt<br />
PARITÄTISCHER WOHLFAHRTSVERBAND - LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG e.V<br />
Generationen<br />
verbinden<br />
www.swef.de<br />
Wir veränd<br />
www.swef.de<br />
Sicherheit<br />
gefördert www.swef.de von:<br />
DEUTSCHER PARITÄTISCHER WOHLFAHRTSVERBAND LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG e.V. | www.paritaet-bw.de<br />
gefördert von: