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INHALT<br />
Ausgabe 130 · Juni/Juli 2014<br />
12 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />
Die frühen Jahre<br />
13 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />
Stil ohne Grenzen<br />
16 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />
Interview & Statements der Kollegen<br />
18 Nazareth<br />
Schwere Zeit für Dan, den Kämpfer<br />
20 Fabulous Poodles<br />
Auf den Hund gekommen<br />
21 California Breed – Glenn Hughes<br />
Endlich "<br />
Vater" – ohne Funk<br />
22 Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Stunk um Steine – Teil 1<br />
24 Stig Edgren<br />
Elvis, Clin<strong>to</strong>n und der Papst<br />
25 Kenny Wayne Shepherd<br />
Blues mit Relevanz<br />
26 Ian Anderson<br />
Der ewige Geschichtenerzähler<br />
27 Doro<br />
Neue Songs & Tipps für Jogi<br />
28 Byrds<br />
50 Jahre – Teil 2<br />
30 Abba<br />
Ein Waterloo für den Rest der (Pop-)Welt<br />
74 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />
Michael Lee Firkins – Bryce Janey<br />
76 Viva Mexico!<br />
South of <strong>the</strong> border<br />
80 Kolumne Christian Simon<br />
Mick Fleetwood: "Not Fade Away" & die Ghana-Connection<br />
81 Albert Hammond<br />
Wie der Vater, so der Sohn, so der Vater<br />
81 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />
Alise Joste – Holy Mountain<br />
82 Smokie<br />
Vielleicht bleibt nur "<br />
Alice"<br />
85 Smokie<br />
Discographie<br />
87 Dukes Of September<br />
Donald F. – ein fauler Sack<br />
88 Rainbirds<br />
Häutungen<br />
89 Peter Urban<br />
Von Ray Davies zum ESC<br />
90 Live<br />
Rock Meets Classic – Status Quo – Helter Skelter<br />
Chi Coltrane – Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
94 Stilkunde (Folge 6)<br />
Punk (UK/USA) – Drei Jahre, die die Welt erschütterten<br />
98 Karussell<br />
Leipziger Allerlei<br />
100 Rares aus den <strong>60s</strong>: Pop-Stars singen Werbung<br />
Joghurt, Deo, Coca-Kohle<br />
103 Circa Zero<br />
Rockender Ex-Polizist<br />
103 Feelsaitig<br />
Aus dem Brutkasten bis Moskau<br />
104 Es war einmal ...<br />
Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />
110 Blondie<br />
Ein Puzzle zum Jubiläum<br />
111 Andy Scott<br />
Kreuzverhör<br />
112 Cyril Neville / Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />
Blues-Porträt No. 44<br />
114 ... zuguterletzt<br />
Chris Farlowe – Space Debris – Walter Trout<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>, S. 12<br />
Ian Anderson, S. 26<br />
RUBRIKEN<br />
6 Aktuell – Neues aus der Szene<br />
32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />
66 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />
68 Buch-Vorstellungen<br />
70 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />
72 Kleinanzeigen<br />
Edi<strong>to</strong>rial<br />
Nazareth, S. 18<br />
S. 94<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes, S. 22<br />
Blondie, S. 110<br />
73 Abo-Bestellschein<br />
87 Charts<br />
106 Konzertkalender<br />
113 Leserbriefe<br />
114 Impressum<br />
Musik dient vor allem dem Vergnügen, sie soll Hörer unterhalten.<br />
Musiker, vor allem die jungen, wollen sich mit<br />
ihr selbst verwirklichen oder/und (auch) für das andere<br />
Geschlecht interessanter werden – und Geld darf die<br />
ganze Geschichte ebenfalls einbringen. Ganze Geschäftszweige<br />
sind in den letzten Jahrzehnten entstanden, um<br />
mit Tönen und ihrer Präsentation zu verdienen. Musik bestimmt<br />
bei vielen Menschen mehr oder weniger das Leben<br />
– und das hat bekanntlich nicht nur Sonnen-, sondern<br />
auch Schattenseiten. Was das bedeutet, erlebt derzeit die Familie Trout. Noch vor<br />
einem Jahr war Gitarrist Walter Trout vor Kraft strotzend durch Deutschland ge<strong>to</strong>urt,<br />
hatte mit <strong>GoodTimes</strong> gesprochen. Seit kurzem nun steht ein Fo<strong>to</strong> von ihm<br />
online, das zweifeln lässt, ob er es überhaupt ist: Durch seine Krebserkrankung ist<br />
er massiv abgemagert, braucht in den nächsten Wochen unbedingt ein Transplantationsorgan,<br />
sonst wird er seinen 64. Geburtstag nicht mehr erleben. Wir haben<br />
mit seiner Ehefrau Marie gesprochen (siehe „…zuguterletzt").<br />
Zu Erfreulicherem: Unser <strong>GoodTimes</strong>-Sonderheft „Edition" – randvoll<br />
mit Discographien – stößt auf große Nachfrage. Offenbar haben<br />
wir damit einen Nerv getroffen. Die zweite Ausgabe ist bereits in<br />
Arbeit. Zu Irritationen hat vielleicht die Tatsache geführt, dass das<br />
Heft nicht über den Zeitschriftenhandel erhältlich ist, sondern nur<br />
über den Verlag. Sorry, unser Versäumnis, wir hätten deutlicher darauf<br />
hinweisen müssen. Und noch ein Thema mancher Anfragen: Einige<br />
Leser hätten gern Poster in <strong>GoodTimes</strong>, die gibt es aber bereits im <strong>GoodTimes</strong>-<br />
Schwesterblatt kult! – und dort in jeder Ausgabe! Machen Sie sich bitte selbst ein<br />
Bild davon – nähere Informationen dazu gibt es auf Seite 93.<br />
Ich wünsche Ihnen auch mit dieser Ausgabe viel Vergnügen.<br />
Fabian Leibfried<br />
-Herausgeber/Chefredakteur-<br />
MUSIK-STILE<br />
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jetzt erhältlich!<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3
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DVD<br />
Tina Turner – One Last Time<br />
The Cure – Trilogy<br />
Live In Berlin<br />
Diana Krall – Live In Paris<br />
The Rolling S<strong>to</strong>nes – Ladies &<br />
Gentlemen<br />
Jethro Tull – Live At Montreux 2003<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> – Performing This<br />
Week ...<br />
The Rolling S<strong>to</strong>nes – S<strong>to</strong>nes In Exile<br />
Supertramp – Live In Paris 1979<br />
ZZ Top – Double Down Live<br />
Live Rockpalast<br />
Herbert Grönemeyer<br />
Live At Montreux 2012<br />
Bruce Springsteen –<br />
Springsteen & I<br />
Peter Gabriel – New Blood<br />
Live In London<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
Live At Montreux 1986<br />
Phil Collins – Going Back – Live<br />
Queen – Rock Montreal & Live Aid<br />
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Blu-ray<br />
Bee Gees – One Night Only<br />
Herbert Grönemeyer<br />
Live At Montreux 2012<br />
Gary Moore & Friends – One Night<br />
In Dublin – A Tribut To Phil Lynott<br />
Queen – Rock Montreal & Live Aid<br />
The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Sweet Summer Sun<br />
Santana – Greatest Hits<br />
Live At Montreux 2011<br />
Bruce Springsteen – Springsteen & I<br />
Supertramp – Live In Paris 1979<br />
To<strong>to</strong> – Live In Amsterdam<br />
Slash – Made In S<strong>to</strong>ke 24/7/11<br />
Santana – Hymns For Peace<br />
Live At Montreux 2004<br />
The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Live In Texas ‘78<br />
The Doors – Live At The Bowl ‘68<br />
Alanis Morissette<br />
Live At Montreux 2012<br />
Placebo – We Come In Pieces<br />
CD<br />
To<strong>to</strong> – Falling In Between – Live<br />
ZZ Top – Live From Texas<br />
Johnny Cash – Concert Behind<br />
Prison Walls<br />
Gary Moore<br />
Live At Montreux 2010<br />
Jethro Tull – Nothing Is Easy<br />
Live<br />
www.facebook.com/DerRockschuppen
News<br />
Aktuell News Aktuell<br />
Die Veteranen können es nicht lassen<br />
– und haben es aber auch immer noch<br />
drauf: Uriah Heep bringen drei Jahre<br />
nach INTO THE WILD ein neues, ihr dann<br />
24. Studio-Album heraus: Es wird den Titel<br />
OUTSIDER tragen und am 6. Juni erscheinen.<br />
„Wir sind sehr s<strong>to</strong>lz auf unsere<br />
Geschichte, aber genauso wichtig ist es,<br />
neues Songmaterial zu produzieren. OUT-<br />
SIDER ist ein kraftvolles Rockalbum im<br />
wahren Heep-Stil und zeigt, g, dass wir immer<br />
noch dieselbe<br />
Leidenschaft<br />
und Energie wie<br />
früher haben",<br />
kommentierte<br />
Gitarrist und<br />
Bandleader Mick<br />
Box das neue<br />
Album schon mal vorab. Sein Si Debüt Dbüt am<br />
Bass gibt Davey Rimmer, der im letzten<br />
Sommer den vers<strong>to</strong>rbenen Trevor Bolder<br />
ersetzte. „Dafür hat uns Trevor noch seinen<br />
Segen gegeben", sagte Box+++<br />
Zum 25-jährigen Jubiläum der Erstveröffentlichung<br />
von MYSTERY GIRL von Roy<br />
Orbison veröffentlicht Legacy das Werk<br />
in verschiedenen neuen Konfigurationen:<br />
als CD/DVD Deluxe Edition, als Expanded<br />
Edition mit 15 Titeln oder als Download.<br />
Zudem erscheint am 6. Juni auch noch<br />
eine Deluxe Doppelvinyl Version (audiophile<br />
180g-Doppel-LP). Die Deluxe Edition<br />
präsentiert neben den zehn Originalsongs<br />
(darunter "You Got It") neun bislang unveröffentlichte<br />
Studio- und Arbeitsdemos<br />
sowie den 60-minütigen Film „Mystery<br />
Girl: Unraveled" auf DVD. Der Film doku-<br />
Unsere Gewinner aus Heft 1/2014<br />
– Detlef Haßmann, Wer<strong>the</strong>r<br />
– Uli Lerch, Graz (Österreich)<br />
– Klaus Exner, Egelsbach<br />
– Uwe Lambek, Berlin<br />
Gewinner 5 x 2 Tickets zur Mega<br />
Platten & CD Börse in Holland<br />
– Karlheinz Mönch, Pforzheim<br />
– Jürgen Schneider, Hannover<br />
– Günter Engels, Krefeld<br />
– Erwin Schwitzer, Lindau<br />
– Mandy Huckauf, Berlin<br />
Gewinner Sweet-Konzert<br />
aus Heft 2/2014<br />
– Volker Heitz, Mannheim<br />
– Joachim Dunger, Würzburg<br />
– Iris Wagner, Stuttgart<br />
mentiert Song für Song die Entstehung des<br />
Albums anhand privaten Archivmaterials<br />
und Kommentaren von Zeitzeugen+++<br />
Die Bacon Bro<strong>the</strong>rs Feat. Kevin Bacon<br />
überraschen mit einem neuen Studio-Album,<br />
für das die Band durchgängig frische<br />
Songs geschrieben hat, die mehr songwritermäßig<br />
orientiert sein sollen. Zu hören<br />
sein wird 36 CENTS bereits im Juni, inklusive<br />
eines Duetts mit Daryl Hall+++<br />
FRAGILE wird das erste Album von Midge<br />
Ure mit neuen Songs seit zwölf Jahren heißen.<br />
Es beschert eine Rückkehr zum klassischen<br />
Ultravox-Stil. Eine Nummer hat Ure<br />
gemeinsam mit Moby inszeniert, außerdem<br />
gibt's seine Version von "Rise Again", der<br />
Zusammenarbeit mit Schiller. Der für Juni<br />
angepeilte Veröffentlichung (auch auf<br />
Vinyl) lässt Ure dann im November neun<br />
Shows in Deutschland folgen, bei denen er<br />
die Songs live vorstellen wird+++<br />
Im Gewandhaus zu Leipzig wird Bryan<br />
Ferry am 9. Juni als erster Künstler mit<br />
dem „A Life In Voice"-Award ausgezeichnet.<br />
Die Laudatio wird Bernd Dinter, Direk<strong>to</strong>r<br />
Kultur und Stiftung Sal. Oppenheim<br />
Privatbank und persönlicher Freund<br />
Ferrys, halten. Geehrt werden mit dem<br />
neuen Preis künftig Musiker von internationalem<br />
Weltruhm, die nach über vier<br />
Dekaden immer noch im Musikbusiness<br />
tätig sind. Ferry wird im Rahmen der Ehrung<br />
zweimal live mit dem Symphonieorchester<br />
Leipzig auftreten: am 8. und<br />
9. Juni, jeweils im Gewandhaus. Und die<br />
Kunst hat ihren Preis: Die Tickets kosten<br />
132, 152, 182 und 192 Euro. Die ausgezeichneten<br />
Künstler werden jeweils mit<br />
einer eigenen Konzertreihe und einer vom<br />
Leipziger Kunstdesigner Rudolf Kocéa geschaffenen<br />
Skulptur gewürdigt+++<br />
Nach längerer Solo-Funkstille meldet sich<br />
Meistergitarrist Rick Vi<strong>to</strong> (Fleetwood Mac,<br />
Bob Seger Band) im Sommer mit einem<br />
Rock + Pop<br />
Memorabilia<br />
Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />
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Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />
bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />
aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />
Anfragen bitte telefonisch.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
neuen Album zurück: Die Veröffentlichung<br />
von PRETTY WOMAN verbindet er gleich<br />
mit einer Tour im September. Dabei will er<br />
sein neues musikalisches Konzept („Blues-<br />
Rock mit Swingansätzen") konzertant vorstellen.<br />
Und er wird wieder Charlie Harrison<br />
(Poco) mitbringen+++<br />
Unvergessene Vokalaufnahmen großer<br />
amerikanischer Sängerinnen und Sänger<br />
wie Marvin Gaye, Billie Holiday, Aretha<br />
Franklin, Nina Simone, Bill Wi<strong>the</strong>rs, Sly &<br />
The Family S<strong>to</strong>ne (und viele mehr) mit neuen<br />
Samba-und Bossa-Nova-Arrangements<br />
präsentiert die Compilation STUDIO RIO<br />
PRESENTS: THE BRAZIL CONNECTION.<br />
Hinter dem Projekt stehen die Berman<br />
Bro<strong>the</strong>rs, realisiert wurde es unter Mitwirkung<br />
namhafter brasilianischer Musiker,<br />
darunter Grammy-<br />
Preisträger Rober<strong>to</strong><br />
Menescal und die<br />
brasilianische Musiklegende<br />
Marcos<br />
Valle. Das Album<br />
wird ab dem 23.<br />
Mai, also noch vor<br />
Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in<br />
Brasilien, als Download und CD erhältlich<br />
sein, die Vinylversion ab 6. Juni. Verwendet<br />
wurden die originalen Mehrspurbänder<br />
der Songs, aus denen mit Hilfe modernster<br />
Technologie die Gesangsspuren extrahiert<br />
und zu neuen Arrangements gemischt<br />
wurden+++<br />
Nach seinem konzertanten Kurzbesuch in<br />
Deutschland im Juni wird Albert Hammond<br />
im Vorfeld seiner großen Herbst-<br />
Tournee noch im Juli eine Single herausbringen.<br />
Die enthält drei neue Songs,<br />
darunter ein Duett mit Sohn Albert Jr. (The<br />
Strokes) – die erste Zusammenarbeitung<br />
der beiden Hammonds. Außerdem konnte<br />
der Senior Hannes Rossacher dafür gewinnen,<br />
eine Live-DVD und eine Dokumentation<br />
zu produzieren+++<br />
Zum 40. Jahrestag der Veröffentlichung<br />
legt Legacy/Sony <strong>Music</strong> BRAIN SALAD<br />
SURGERY von Emerson Lake & Palmer<br />
(ELP) als Super Deluxe<br />
Edition mit<br />
eigens gefertigten<br />
5.1- und High-<br />
Resolution-Mixen<br />
und bislang unveröffentlichtem<br />
Material (mit ein<br />
wenig Verspätung) neu auf. Erhalten bleibt<br />
das originale Artwork von HR Giger+++<br />
Roger Chapman überarbeitet derzeit<br />
sein letztes Studio-Album HIDE GO SEEK<br />
(inklusive Remastering) und wird es mit<br />
neuen Stücken erweitern. Das „Reformwerk"<br />
soll mit dem Titel NEW PEACE erscheinen,<br />
der VÖ-Termin ist allerdings noch<br />
offen, da „Chappo" nicht unbedingt der<br />
schnellste Arbeiter im Studio ist+++<br />
Abba, ESC-Jubiläum und kein Ende: Das<br />
schwedische Quartett feiert das 40-jährige<br />
Jubiläum des "Waterloo"-Erfolgs mit 40<br />
Singles, die zwischen 1972 und 1982 erschienen<br />
sind. Als nächstes einnahmeträchtiges<br />
Fan-Kul<strong>to</strong>bjekt erscheint das limitierte<br />
THE SINGLES BOXSET, eine 40 x 7” Vinylbox<br />
mit dem Originalartwork. 31 der kleinen<br />
schwarzen Scheiben waren von Abbas<br />
schwedischer Plattenfirma Polar <strong>Music</strong> konzipiert<br />
und in Schweden und/oder dem restlichen<br />
Skandinavien veröffentlicht worden,<br />
angefangen mit der Debütsingle "People<br />
Need Love". Die übrigen neun waren nur<br />
bei lokalen Plattenfirmen erschienen. Zum<br />
Beispiel die deutschen Versionen von "Ring<br />
Ring" und "Waterloo", die französische Fassung<br />
von "Waterloo" sowie die spanischsprachigen<br />
Ausgaben von "Chiquitita" und<br />
"I Have A Dream". Außerdem die portugiesische<br />
Single "Happy New Year", die britische<br />
12" "Lay All Your Love On Me" (hier als 7”)<br />
und die australische Single "When All Is Said<br />
And Done". Der Ladenpreis für die Box liegt<br />
bei etwa 200 Euro+++<br />
Die Mojo Makers, die dänische Bluesentdeckung<br />
des vergangenen Jahres, veröffentlichen<br />
nach ihrem erfolgreichen<br />
Debütalbum WAIT TILL THE MORNING<br />
demnächst den Nachfolger DEVIL HANDS<br />
und werden damit auch auf Tour nach<br />
Deutschland kommen+++<br />
Im Ok<strong>to</strong>ber startet Joan Armatrading<br />
ihre große Farewell-Tournee im UK, um<br />
dann im Januar 2015 auch live von ihren<br />
Fans in Deutschland Abschied zu nehmen.<br />
Sie kündigte an, dabei solo nur mit<br />
ihrer Akustikgitarre aufzutreten – und sie<br />
will auch erstmals wieder auf der Bühne<br />
Klavier spielen. Das Ganze soll in Form<br />
eines S<strong>to</strong>ryteller-Programms ablaufen+++<br />
Fo<strong>to</strong>: © Joel Anderson<br />
Zwar hatte er sich eigentlich schon als Bühnenkünstler<br />
verabschiedet, doch inzwischen<br />
geht es Chris Rea gesundheitlich offenbar<br />
wieder besser. Und so kommt er mit seinen<br />
größten Hits zur „Last Open Road Tour<br />
2014" zu 15 Konzerten nach Deutschland.<br />
Auftakt ist am 31.10. in Nürnberg+++<br />
Interessierte Fans können das Fanmagazin<br />
„Beatlemania – Made in DDR" aus dem<br />
„Beat Archiv Glauchau" kostenfrei als PDF-<br />
Datei per E-Mail anfordern. www.beatarchiv.de+++<br />
Die Library Of Congress hat weitere 25<br />
Aufnahmen in ihre National Recording Registry<br />
aufgenommen, die damit inzwischen<br />
400 Titel enthält. Darunter waren diesmal<br />
"Cathy's Clown” der Everly Bro<strong>the</strong>rs, "Fortunate<br />
Son "(CCR's ), Isaac Hayes' "Theme<br />
From Shaft” und Linda Ronstadts Album<br />
HEART LIKE A WHEEL. Die jeweiligen<br />
Songs/Alben werden nach ihrer kulturellen,<br />
his<strong>to</strong>rischen oder äs<strong>the</strong>tischen Bedeutung<br />
gewählt und gewürdigt+++<br />
Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News Aktuell News<br />
Aktuell<br />
Mit intelligenten politischen Texten und<br />
eingängigen Songs zwischen Synthie-Pop<br />
und New Wave gelang John Watts mit<br />
seiner Band Fischer-Z um 1980 der internationale<br />
Durchbruch. Inzwischen hat der<br />
Multi-Instrumentalist mehr als 20 Alben<br />
veröffentlicht. Diese<br />
Reihe hat er nun<br />
mit der vier Songs<br />
umfassenden<br />
10”-Vinyl-EP „My<br />
Heart’s Too Big For<br />
My Body" erweitert.<br />
Die limitierte<br />
Vinyl-EP wird nur bei seinen anstehenden<br />
Konzerten verkauft und ist auch als digitaler<br />
Download bei allen gängigen Onlines<strong>to</strong>res<br />
sowie über seine Homepage http://<br />
fischer-z.com erhältlich. Bei dem Werk<br />
handelt es sich um eine Vorabveröffentlichung<br />
aus dem im August kommenden<br />
Album THIS IS MY UNIVERSE. Um die Verwirrung<br />
der verschiedenen Namen (Fischer-<br />
Z, John Watts, J.M. Watts, Watts oder The<br />
Cry) künftig zu lösen, erscheinen nun alle<br />
Veröffentlichungen unter dem Banner John<br />
Watts/Fischer-Z+++<br />
Ein Brief, den John Lennon an seinen damaligen<br />
Produzenten Phil Spec<strong>to</strong>r schrieb,<br />
aber nie abschickte, ist bei einer Versteigerung<br />
für 88.000 Dollar unter den Hammer<br />
gekommen. In dem Schreiben beschwerte<br />
sich der Ex-Beatle darüber, dass Harry<br />
Nilsson und Keith Moon im Studio auf ein<br />
Mischpult gepinkelt hätten+++<br />
Ungeahnte besondere Brisanz durch<br />
die Entwicklungen in der Ukraine gewinnt<br />
die überarbeitete Wiederveröffentlichung<br />
von Billy Joels A MATTER<br />
OF TRUST – THE BRIDGE TO RUSSIA.<br />
Dokumentiert ist dabei Joels his<strong>to</strong>rische<br />
1987er Tour in Russland. Die<br />
Deluxe Edition bietet als Boxset einen<br />
Konzertfilm in voller Länge („The Concert")<br />
auf DVD/Blu-ray, ein Doppelalbum<br />
inklusive bisher unveröffentlichter<br />
Tracks und Bonus-Material auf CD<br />
(„The <strong>Music</strong>") und einen exklusiven<br />
„Showtime"-Dokumentarfilm. Regie<br />
führte der vierfache Emmy-Preisträger<br />
Jim Brown („Pete Seeger: The Power<br />
Of Song", „American Roots <strong>Music</strong>",<br />
„An Evening With Henry Belafonte").<br />
Zusätzlich enthält die Deluxe Edition<br />
ein Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>s und neuen<br />
Liner-Notes sowie Augenzeugenberichten.<br />
„The <strong>Music</strong>" erweitert den<br />
1987er originalen Live release um zwölf<br />
bisher unveröffentlichte Performances.<br />
DVD/Blu-ray und Doppel-CD sind auch<br />
einzeln erhältlich+++<br />
Um in Russland zu bleiben: STEELHAM-<br />
MER – LIVE FROM MOSCOW ist die neue<br />
DVD von U.D.O betitelt, die die besondere<br />
Ost-West-Beziehung der Band um Sänger<br />
Udo Dirkschneider aufleben lässt. Das<br />
Konzert, das dafür aufgezeichnet wurde,<br />
fand im Sommer 2013 im Rahmen der<br />
„Steelhammer"-Welt<strong>to</strong>ur statt+++<br />
Es ist nichts Neues, dass Gregg Allman<br />
gesundheitlich angeschlagen ist. Sowohl<br />
am 21. als auch 22. März fehlte er wegen<br />
einer Bronchitis, als die Allman Bro<strong>the</strong>rs ihr<br />
alljährliches Gastspiel im New Yorker Beacon<br />
Theatre gaben, außerdem verschob die<br />
Band deshalb vier im Anschluss geplante<br />
weitere Gastspiele an dieser Stelle. Als Gäste<br />
an den beiden Abenden ohne Allman waren<br />
dabei: Sänger Jimmy Hall (Wet Willie),<br />
Ex-ABB-Keyboarder Chuck Leavell, Gitarrist<br />
Bernie Marsden, Susan Tedeschi, Sänger<br />
Jimmy Vivino, Greggs Sohn Devon Allman,<br />
Cyril Neville (beide Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood)<br />
und Saxofonist Bill Evans. Da sich<br />
die Geschichte der Band nach dem Ausstieg<br />
der beiden Gitarristen Derek Trucks und<br />
Warren Haynes offenbar ihrem Ende entgegenneigt,<br />
sollten Hardcore-Fans die Gelegenheit<br />
nutzen, sie beim Mountain Jam<br />
Festival (5.-8. Juni) in Hunter Mountain,<br />
New York, noch einmal live zu erleben. Dort<br />
ebenfalls dabei sein werden Gov't Mule, die<br />
Tedeschi Trucks Band, Bob Weir & Ratdog<br />
und die Avett Bro<strong>the</strong>rs+++<br />
Bernie Marsden hat ein neues Solo-Album<br />
fertig, auf dem sein früherer Boss bei<br />
Whitesnake, David Coverdale, zu hören sein<br />
wird. Die Scheibe soll im Sommer herauskommen+++<br />
Steven Tyler und Joe Perry haben ihrem<br />
Aerosmith-Hit "Dream On” ein neues<br />
Arrangement verpasst und die Nummer zu<br />
Ehren der Opfer des Bombenanschlags auf<br />
den Bos<strong>to</strong>n Marathon 2014 für ein Special<br />
des TV-Sender ESPN noch einmal aufgenommen.<br />
Mit im Studio war der Sou<strong>the</strong>rn<br />
California Children's Chorus. Im Anschluss<br />
an ihre aktuelle US-Tour werden Aerosmith<br />
neben Stevie Wonder Ende Juni als Headliner<br />
beim „2014 London Calling Festival"<br />
auftreten+++<br />
Jon Hiseman, der nun 70-jährige Bandleader<br />
und Drummer von Colosseum ist im<br />
Vorfeld der Deutschland-Tour ab Ende Ok<strong>to</strong>ber<br />
schwer beschäftigt. Bis zum Sommer<br />
will er neue Alben seiner Gruppe sowie von<br />
Paraphernalia, der Band seiner Sax spielenden<br />
Ehefrau Barbara Thompson produzieren.<br />
Außerdem ist für den 17. Juli ein<br />
einmaliges Reunionkonzert mit Wolfgang<br />
Dauner und dem United Jazz & Rock Ensemble<br />
New Generation im Mercedes Museum<br />
in Stuttgart angesetzt+++<br />
Tom Petty ist mit dem ASCAP Founders<br />
Award des US-Musikverleger-Verbands ausgezeichnet<br />
worden. „Durch meine Helden<br />
Jackson Browne und Bob Dylan habe ich<br />
gelernt, wie ein guter Song klingen könnte",<br />
sagte Petty bei der Verleihungszeremonie<br />
in Hollywood. Lucinda Williams spielte<br />
mit ihrer Band bei der Veranstaltung zu<br />
Ehren Pettys dessen Song "Rebels" in ei-<br />
ner verlangsamten Version, während sie bei<br />
"Running Down A Dream" mehr Gas gab,<br />
als es beim Original der Fall ist+++<br />
Das neue Judas-Priest-Album ist laut<br />
Sänger Rob Halford fertiggestellt. „It's<br />
fucking heavy!”, sagte Halford, ließ sich<br />
aber sonst keine weiteren Details ent locken.<br />
Angepeilt ist offenbar eine Veröffentlichung<br />
im August+++<br />
Ein 18-Song-Demo-Album haben die Altpunker<br />
von Green Day für den diesjährigen<br />
„Record S<strong>to</strong>re Day" herausgebracht, darunter<br />
ein unveröffentlichter Track ("State Of<br />
Shock”) sowie eine Akustikversion von "Stay<br />
The Night". Die Demos stammen aus den<br />
Sessions für die 2012 erschienenen Alben<br />
UNO, DOS und TRÉ und sind auf buntem<br />
Vinyl, CD und sogar in Cassetten-Form mit<br />
dem Titel DEMOLICIOUS erschienen+++<br />
David Bowie hat offenbar wieder Spaß an<br />
der Arbeit im Studio. Obwohl sein jüngstes<br />
Album THE NEXT DAY erst ein Jahr alt<br />
ist, bastelt er bereits an einem Nachfolger.<br />
Produzieren wird wieder Tony Visconti, und<br />
der verriet, dass möglicherweise zwei oder<br />
drei „erstaunlich starke Songs", die von<br />
den 2013er Sessions übriggeblieben waren,<br />
diesmal mitgehen werden+++<br />
THE COMPLETE STUDIO ALBUMS (1970-<br />
1978) heißt ein neues 8-CD-Boxset von<br />
Black Sabbath aus dem Hause Rhino/<br />
Warner. Enthalten sind die in den 70er<br />
präsentiert das<br />
23.<br />
Jahren entstanden Alben von Ozzy Osbourne,<br />
Tony Iommi, Geezer Butler und<br />
Bill Ward: BLACK SABBATH, PARANOID<br />
(beide 1970), MASTER OF REALITY (1971),<br />
VOL. 4 (1972), SABBATH BLOODY SAB-<br />
BATH (1973), SABOTAGE (1975), TECHNI-<br />
CAL ECSTASY (1976) und NEVER SAY DIE!<br />
(1978)+++<br />
Der ewige Rebell John Lydon alias<br />
Johnny Rotten, Ex-Frontmann der Sex<br />
Pis<strong>to</strong>ls, will das <strong>Music</strong>al „Jesus Christ Superstar”<br />
in einer Neuinszenierung auf eine<br />
50 Städte umfassende US-Tour schicken.<br />
Er selbst spielt in dem von Andrew Lloyd<br />
Webber und Tim Rice geschaffenen Werk<br />
den König Herodes. Brandon Boyd (Incubus)<br />
gibt den Judas, während Michelle<br />
Williams (Destiny's Child) die Maria und<br />
JC Chasez ('N Sync) den Pontius Pilatus<br />
verkörpern werden. Daneben ist Lydon<br />
mit dem Abfassen einer neuen Au<strong>to</strong>biografie<br />
beschäftigt, die noch in diesem<br />
Jahr erscheinen soll. Dabei hilft ihm der<br />
Musikjournalist Andrew Perry+++<br />
Blues<br />
Festival<br />
Schöppingen<br />
Münsterland<br />
live dabei:<br />
Joe Louis Walker & Band (USA)<br />
North Mississippi Allstars (USA)<br />
Mike Zi<strong>to</strong> & <strong>the</strong> Wheel (USA)<br />
Delta Saints (USA)<br />
Jonathon „Boogie“ Long &<br />
The Blues Revolution (USA)<br />
Mason Rack Band (AUS)<br />
Mr. Sipp<br />
„The Mississippi Blues Child“ (USA)<br />
Lisa Doby (USA)<br />
Frankie Chavez<br />
(PT)<br />
Mountain Men<br />
(F)<br />
and more...<br />
Sa 7. und So 8. Juni 2014<br />
Das 2-Tagesticket (begrenztes Kontingent) wird im Vorverkauf nur 55,- €<br />
(inkl. Vvk-Gebühr) kosten.<br />
Es kann nur über die Homepage „www.kulturring-schoeppingen.de“<br />
gebucht werden.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7
News<br />
Aktuell News Aktuell<br />
Die ersten drei Alben von Led Zeppelin<br />
werden Anfang Juni (teils mit Bonus-Material)<br />
wieder einmal neu aufgelegt. Sie werden<br />
als normale, remasterte CD erhältlich<br />
sein, als Deluxe Editions (Doppel-CD mit<br />
einem Bonus-Silberling voller unveröffentlichtem<br />
Material) sowie als Super Deluxe<br />
Boxed Set (neben den CDs gibt es auch<br />
180g-Vinylausführungen, eine High-Definition-Audio-Download-Card,<br />
ein Hardcover-Buch<br />
sowie das originale Atlantic Press-<br />
Kit in Replica-Form+++<br />
Paul McCartney kriegt nicht genug<br />
und hat seine „Out There"-Tour durch die<br />
USA um einige Gigs ergänzt. So wird er<br />
am 14. August im Candlestick Park in San<br />
Francisco auftreten, in dem die Beatles<br />
am 29.8.1966 ihr letztes Konzert gegeben<br />
hatten. Die einstige Heimstätte der<br />
Baseballer der SF Giants und der Footballer<br />
49ers wird nach dem Konzert abgerissen.<br />
Angeblich hat Bürgermeister Ed Lee<br />
höchstpersönlich McCartney eingeladen,<br />
den bedeutungsschwangeren Abschluss<br />
der Stadiongeschichte zu gestalten. Ein<br />
weiterer Auftritt steht im Dodgers Stadium<br />
von Los Angeles auf dem Plan, in<br />
dem der Ex-Beatle seit 1966 nicht mehr<br />
gastierte+++<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Glen Campbell ist in ein auf Alzheimer<br />
spezialisiertes Pflegeheim verlegt worden,<br />
kurz bevor der Dokumentarfilm „Glen<br />
Campbell ... I'll Be Me" über seine letzte<br />
Tour beim Nashville Film Festival Premiere<br />
hatte. Der 78-Jährige hatte 2011 öffentlich<br />
erklärt, an der Krankheit zu leiden+++<br />
Düster-Songschmied Ronnie Earl ist mit<br />
seinen Broadcasters dabei, letzte Hand an<br />
sein neues Album zu legen. Es soll im Juni<br />
herauskommen+++<br />
Das kanadische Label S<strong>to</strong>ny Plain bringt<br />
eine neue Serie zum Günstigpreis heraus,<br />
die als „The Best Of The S<strong>to</strong>ny Plain Years<br />
firmiert. Die ersten beiden Releases stammen<br />
von Joe Louis Walker und Long<br />
John Baldry (bei ihm mit einigen unveröffentlichten<br />
Aufnahmen)+++<br />
Duke Robillard scheint den Bruch seines<br />
Arms überwunden zu haben, der sein Gastspiel<br />
bei den diesjährigen Ro<strong>the</strong>r Bluestagen<br />
verhindert hat (soll 2015 nachgeholt<br />
werden). Jedenfalls arbeitet er schon wieder<br />
an einem neuen Projekt, das seiner Vollendung<br />
entgegengeht+++<br />
Rory Block ist derzeit mit der Fortsetzung<br />
ihrer „Men<strong>to</strong>r Series" beschäftigt, in deren<br />
Rahmen sie den großen Blueskünstlern der<br />
Vergangenheit durch eigene Interpretationen<br />
von deren Vorlagen Tribut zollt. Wer<br />
diesmal dran ist, wollte sie aber noch nicht<br />
verraten+++<br />
Fast schon heimlich ohne vorherige Ankündigung<br />
hat Neil Young ein neues Album<br />
mit Cover-Versionen veröffentlicht. Der<br />
12"-Vinylrelease A LETTER HOME erschien<br />
einen Tag vor dem alljährlichen „ Record<br />
S<strong>to</strong>re Day”. Zu hören sind darauf seine Fassungen<br />
einiger Klassiker unter anderem von<br />
Bob Dylan ("Girl From The North Country”),<br />
Willie Nelson ("On<br />
The Road Again”),<br />
Gordon<br />
Lightfoot<br />
("Early Morning<br />
Rain”), Bruce<br />
Springsteen<br />
("My<br />
Home Town”) und<br />
der Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />
("I Wonder If I Care As Much”). Das Album<br />
soll auch noch als Deluxe Edition mit einer<br />
CD, einer Download-Card, einer „Making<br />
Of”- DVD sowie zwei Vinylscheiben in limitierter<br />
Auflage zugänglich gemacht werden<br />
und dann 109,98 Dollar kosten. Eine simple<br />
CD-Version wird deutlich billiger erhältlich<br />
sein+++<br />
UK-Akustikgitarren-Meister Gordon Giltrap<br />
nimmt sein Klassiker-Album HEART-<br />
SONG mit einigen Gästen neu auf. Mit dabei<br />
sind u.a. Oliver Wakeman sowie Craig<br />
Fletcher (b)und Kevin Whitehead (dr) von<br />
John Lees' Barclay James Harvest+++<br />
Barry Gibb und Gattin Linda haben das<br />
frühere Heim von Johnny Cash und June<br />
Carter Cash in einem Vorort von Nashville<br />
verkauft. Die Gibbs nahmen dabei dem Vernehmen<br />
nach einen Verlust von 300.000<br />
Dollar in Kauf: Sie hatten das Gebäude<br />
2005 für 2,3 Millionen erworben, das Cash-<br />
Home dann bis 2007 fast fertig renoviert,<br />
als ein Feuer ausbrach und nahezu die gesamte<br />
Holzkonstruktion zerstörte+++<br />
Im New Yorker Barclays Center ist die<br />
diesjährige Show über die Bühne gegangen,<br />
bei der die 2014er Neuzugänge in<br />
die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen<br />
wurden. Dabei waren der heute<br />
als Yusuf Islam firmierende Cat Stevens,<br />
Peter Gabriel, Kiss, Linda Ronstadt, Hall<br />
& Oates und die noch lebenden Nirvana-<br />
Mitglieder. Peter Gabriel präsentierte seinen<br />
1992er Song "Digging In The Dirt",<br />
die Laudatio auf die nicht live spielenden<br />
Kiss hielt ihr Superfan Tom Morello<br />
(Rage Against The Machine), ehe Gene<br />
Simmons, Ace Frehley, Paul Stanley und<br />
Peter Criss ihre Dankesrede anstimmten.<br />
Art Garfunkel würdigte Cat Stevens, der<br />
mit einer Akustikgitarre und begleitet von<br />
Waddy Wachtel "Fa<strong>the</strong>r And Son" darbot.<br />
Glen Frey war für Linda Ronstadt zuständig,<br />
die aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht selbst singen konnte. Diese Aufgabe<br />
übernahm Carrie Underwood mit einer<br />
Interpretation von "Different Drum"<br />
der S<strong>to</strong>ne Poneys. Hall & Oates sangen<br />
"She's Gone”, "I Can't Go For That” und<br />
"You Make My Dreams Come True”. Die<br />
E Street Band wurde mit einem Special<br />
Award For <strong>Music</strong>al Excellence geehrt<br />
(Lauda<strong>to</strong>r: Bruce Springsteen), die Ahmet<br />
Ertegun Awards gingen posthum an<br />
Beatles-Manager Brian Epstein und den<br />
frühen Rolling-S<strong>to</strong>nes-Impresario Andrew<br />
Loog Oldham+++<br />
Mick Fleetwood wird den Gastgeber in<br />
der TV-Serie „24 Hours With Mick” geben.<br />
Dafür verbringt er einen ganzen Tag mit<br />
einem Gast und wird „dessen Gedanken,<br />
Interessen und Ideen teilen”. Dafür, so<br />
Fleetwood, werde er die Gäste selbst auswählen,<br />
gedreht wird auch in Fleetwoods<br />
Heim auf Hawaii. Derweil haben die Verkaufszahlen<br />
von Fleetwood-Mac-Alben in<br />
den USA im Schnitt um 33 Prozent angezogen<br />
– und zwar seit dem Zeitpunkt,<br />
als Christine McVie mitteilte, dass sie ab<br />
September wieder mit der Band auf Tour<br />
gehen werde, die sie 1998 verlassen hatte.<br />
Den größten Schub verzeichneten die<br />
GREATEST HITS von 1988, die wieder<br />
in die Billboard-Top-200 sprangen. Die<br />
digitalen Verkaufszahlen von einzelnen<br />
Fleetwood-Mac-Songs stiegen sogar<br />
um 52 Prozent – am besten lief das von<br />
Stevie Nicks gesungene "Landslide". Ob<br />
sich die Wünsche der Fans nach einem<br />
neuen FM-Album erfüllen, ist derzeit allerdings<br />
offen, auch wenn Bassist John<br />
McVie sich gut von seiner Krebs<strong>the</strong>rapie<br />
erholt hat+++<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
King King, die neuen Könige des britischen<br />
Blues-Rock, haben ihr nächstes<br />
Album weitgehend im Kasten und wollen<br />
damit weiter an ihrem Angriff auf die europäische<br />
Spitze des Genres arbeiten. Bei<br />
den jüngsten Gastspielen in Deutschland<br />
ernteten Alan Nimmo & Co. jedenfalls erneut<br />
durchweg Begeisterungsstürme+++<br />
Das Burg Herzberg Festival steht ins<br />
Haus und in diesem Jahr unter dem Mot<strong>to</strong><br />
„Perfect Days". Zwischen dem 31.7. und 3.8.<br />
gibt es wieder mal ein höchst interessantes<br />
wie kontrastreiches Programm: Patti Smith<br />
steht ganz oben auf dem Plakat, gefolgt<br />
von JJ Grey & Mofro, Moe, The Crimson<br />
Verlosung<br />
3x Buch<br />
Beat in Baden<br />
ProjeKCt und Billy Bragg. Weiter sind dabei:<br />
Kraan, Orchid, Tamikrest, Martin Barre,<br />
RPWL, Blues Pills, Habib Koite, Al Jawala<br />
und viele mehr. Sie dürften dabei sowohl<br />
unterschiedliche Generationen wie auch<br />
verschiedenste Geschmäcker ansprechen<br />
und zu einem friedlichen „Come Toge<strong>the</strong>r"<br />
vereinen. Über 100 Bands und Solokünstler<br />
stehen auf dem Programm. Das 2014er<br />
Mot<strong>to</strong> des „Nostalgie-Trips mit Zukunft im<br />
Hippie-Mekka" – so wurde das traditionsreiche,<br />
seit 1968 stattfindende Festival von<br />
Medien gewürdigt – wurde in Erinnerung<br />
und Anlehnung an Lou Reed und dessen<br />
gleichnamigen Song gewählt+++<br />
Zu 60 Tagen Haft, die auf zwei Jahre<br />
zur Bewährung ausgesetzt werden, ist<br />
ein Mann verurteilt worden, der zugegeben<br />
hatte, im vergangenen Jahr auf dem<br />
Denver International Airport das Gepäck<br />
von Peter Framp<strong>to</strong>n geklaut zu haben.<br />
Außerdem muss er 8884 Dollar Schadenersatz<br />
zahlen. Die Tat war von einer Überwachungskamera<br />
festgehalten worden, als<br />
Framp<strong>to</strong>n in Denver landete, um zu einer<br />
Show in Beaver Creek weiter zu reisen+++<br />
In der Vorweihnachtszeit werden The Who<br />
ihre „50th Anniversary Tour” im UK starten,<br />
die sie 2015 auch in die USA führen<br />
wird. „Ich bin zwar nicht sonderlich scharf<br />
darauf, on <strong>the</strong> road zu gehen, aber ich bin<br />
in guter Form, und wenn ich erst einmal<br />
losgelegt habe, wird sich der Spaß auch<br />
einstellen", sagte Gitarrist Pete Townshend.<br />
„Die Tour wird um die Welt gehen." Ob<br />
und wann Deutschland dabei an die Reihe<br />
kommt, war bei Redaktionsschluss noch<br />
nicht bekannt. Townshend wollte auch<br />
nicht ausschließen, dass es in absehbarer<br />
Zeit ein neues Studio-Album von The Who<br />
geben wird. „Ich versuche gerade, meine<br />
20.000 Stunden an mehr oder weniger organisierter<br />
Musik zu sichten, um dann Roger<br />
Daltrey einige Entwürfe zu geben, und<br />
dann werden wir sehen, ob wir genug gutes<br />
Material für ein Album haben." Außerdem<br />
hat Townshend einen Song mit dem Titel<br />
"It Must Be Done” für die Fernsehshow<br />
„The Americans" geschrieben+++<br />
Die Premiere des Off-Broadway-<strong>Music</strong>als<br />
über das Leben von Janis Joplin ist „wegen<br />
Produktionsproblemen" verschoben<br />
<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern!<br />
Stichwort: Verlosung <strong>GoodTimes</strong> 3/2014<br />
Einsendeschluss ist der 18.07.2014!<br />
1x 18-CD-Package<br />
Nazareth<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188<br />
E-Mail: goodtimes@nikma.de<br />
Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
News<br />
Aktuell<br />
News<br />
Aktuell<br />
worden. Es war im Ok<strong>to</strong>ber vom Broadway<br />
ins kleiner Gramercy Theatre in Chelsea verlegt<br />
worden, wo es ursprünglich im April<br />
mit Mary Bridget Davies als Joplin starten<br />
sollte. Ein neuer Termin steht noch nicht<br />
fest, es wird aber wohl 2015 werden+++<br />
500 Exemplare umfasst die limitierte Auflage<br />
des Albums DIFFERENT STAGES von<br />
Nattefrost in durchsichtigem 180g-Vinyl.<br />
Dabei handelt es sich um ein Elektronik-<br />
Projekt des Dänen Björn Jeppesen, das<br />
bei Sireena erscheint, klanglich ist es eine<br />
Mischung aus Kraftwerk, Tangerine Dream<br />
der 80er Jahre und des jungen Jean Michel<br />
Jarre. Die acht Songs wurden live in Skandinavien<br />
mitgeschnitten+++<br />
Der Blues(-Rock) erfreut sich in Deutschland<br />
weiter großer Belieb<strong>the</strong>it, doch die<br />
Festivals, die ihn zelebrieren, werden aus<br />
wirtschaftlichen Gründen weniger. Zu<br />
denen, die das Genre-Banner hochhalten,<br />
gehört das „Grolsch Blues Festival<br />
Schöppingen", das am 7./.8.<br />
Juni 2014 zum 23. Mal im Münsterland<br />
stattfindet. Die Macher ließen sich auch<br />
nicht dadurch entmutigen, dass wegen<br />
der Fußball-Weltmeisterschaft zahlreiche<br />
Künstler und Agenturen ihre Tourneen<br />
verlegt haben. Vielmehr ist es ihnen erneut<br />
gelungen, ein vielfältiges Programm<br />
zusammenzustellen – auch mit Künstlern,<br />
die noch nie in Deutschland aufgetreten<br />
oder sehr selten in hiesigen Breitengraden<br />
zu sehen sind. Das Mot<strong>to</strong> des diesjährigen<br />
Programm lautet: „Jung, vielschichtig,<br />
rauh, fein und emotional – die Lust<br />
auf Blues!" Mit dabei sind am Vechtebad<br />
in Schöppingen u.a.: Joe Louis Walker &<br />
Band, die North Mississippi Allstars, Delta<br />
Saints, Mike Zi<strong>to</strong> & The Wheel, Jonathon<br />
„Boogie" Long & The Blues Revolution,<br />
The Mason Rack Band, Mr. Sipp „The<br />
Mississippi Blues Child” und Lisa Doby<br />
(alle USA), Frankie Chavez (Portugal),<br />
Mountain Men (Frankreich) sowie Jo Harman<br />
& Company (GB) mit ihrem Deutschlanddebüt+++<br />
Nummer mit Titel "Silas And Jerome" in<br />
rockiger Manier, ehe Glenn Hughes und<br />
Bruce Dickinson für einen weiteren Höhepunkt<br />
sorgten: Gemeinsam in<strong>to</strong>nierten sie<br />
"Burn", und das vokal erstaunlich harmonierend!<br />
Zum Abschluss kamen Lords einstige<br />
Mitstreiter Deep Purple für fünf Songs<br />
auf die Bühne – als Zugabe gab es nicht<br />
(sic!) das obliga<strong>to</strong>rische "Smoke On The<br />
Water", sondern "Hush" –, unterstützt von<br />
Rick Wakeman, Micky Moody und Dickinson.<br />
Auf die DVD-Doku darf man wahrlich<br />
gespannt sein+++<br />
Schon öfter hat der französische Chansonnier<br />
Charles Aznavour seinen Abschied<br />
von der Bühne bekanntgegeben, kehrte<br />
aber immer wieder zurück. An seinem 90.<br />
Geburtstag am 22. Mai gibt der „Napoleon<br />
des Chansons" (so pries ihn in den 60<br />
Jahren seine Agentur an) im Rahmen einer<br />
30 Daten umfassenden Tour ein großes<br />
Konzert in Berlin. Und der Mann ist immer<br />
noch unglaublich aktiv: Aktuell arbeitet Aznavour<br />
an einem Stück für den Broadway,<br />
einem <strong>Music</strong>al und einem neuen Album. Er<br />
präsentiert zur Feier seines Geburtstags und<br />
als Würdigung seiner über 70-jährigen Karriere<br />
live sein neues Album FORMIDABLE<br />
– DAS BESTE. Zwei Tage nach dem Berliner<br />
Auftritt ist er auch in der Frankfurter Festhalle<br />
zu erleben+++<br />
Mit einem Empfang hat die Stadt Birmingham<br />
die Aufnahme von <strong>Jeff</strong> Lynne<br />
in den „Walk Of Stars" gewürdigt – unter<br />
reger Anteilnahme des britischen TV.<br />
Der Zeremonie war eine Woche zuvor die<br />
Verleihung der Ehrendok<strong>to</strong>rwürde durch<br />
die Universität von Birmingham vorausgegangen.<br />
Am Rande der Feierlichkeiten<br />
erfuhr <strong>GoodTimes</strong> im Gespräch mit dem<br />
anwesenden Bryan Adams, dass Lynne<br />
dessen neues Album produzieren wird<br />
und die beiden bis dahin an sechs Stükken<br />
gearbeitet hatten. Lynne selbst wird<br />
nächstes Jahr ein neues Album herausbringen<br />
und hat zudem Ideen für eine<br />
neue Traveling-Wilburys-Aktion. Und:<br />
Ihm wurden sechs aufeinanderfolgende<br />
Auftritte in der o2 Arena in London als<br />
ELO in Aussicht gestellt. Lynne zögert<br />
aber noch+++<br />
"Hard To Say I'm Sorry”, "Look Away”,<br />
"Saturday In The Park”, "You're The Inspiration”<br />
oder "25 Or 6 To 4” werden dabei<br />
die Gründungsmitglieder Robert Lamm, Lee<br />
Loughnane und James Pankow samt jüngeren<br />
Kollegen anstimmen. Aus gesundheitlichen<br />
Gründen fehlen wird allerdings<br />
Walter Parazaider, teilte das Management<br />
mit, um Enttäuschungen bei den Fans vorzubeugen+++<br />
Das verspricht ein vergnüglicher Abend zu<br />
werden, wenn Pete York am 25.5. zum<br />
„Sunday Night Jazz" nach Ellwangen in<br />
die Schlossschenke einlädt, um seine Mischung<br />
aus Boogie Woogie, Rock'n Roll,<br />
R&B und Swing zu servieren. Mit dabei<br />
sind Chris<strong>to</strong>ph Steinbach (voc/p) und Nina<br />
Michelle (voc) sowie als Special Guest Gitarrist<br />
Siggi Schwarz. Tickets sind unter<br />
07961-569038 oder bei xaverticketshop<br />
erhältlich+++<br />
Im Mai 2013 hat Ex-CCR-Boss John<br />
Fogerty mit WROTE A SONG FOR EVE-<br />
RYONE sein neuntes Solo-Album veröffentlicht,<br />
das zwei neue Stücke enthielt,<br />
ansonsten aus Neuinterpretationen seiner<br />
Klassiker zusammen mit Freunden wie den<br />
Foo Fighters, Bob Seger, Keith Urban, Jennifer<br />
Hudson, Kid Rock und Brad Paisley<br />
bot. Jetzt kommt Fogerty wieder einmal<br />
nach Deutschland, um die Nummern live<br />
zu spielen – allerdings leider nur zu einem<br />
einzigen Auftritt (8.7. in München)+++<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Die erste Stunde der Benefiz-Gedenkveranstaltung<br />
„Celebrating Jon Lord" am<br />
4. April in der Londoner Royal Albert Hall<br />
war dem klassischen Schaffen des 2012<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Musikers gewidmet. Allerdings<br />
ohne eine Aufführung von Teilen des<br />
„Concer<strong>to</strong> For Group And Orchestra". Dafür<br />
las Jeremy Irons ein Gedicht von Thomas<br />
Hardy, begleitet von einer Pianokomposition<br />
Lords. Den zweiten, den rockigen Teil<br />
des Abends eröffnete Paul Weller, der zwei<br />
Songs der frühen Lord-Band The Artwoods<br />
anstimmte. Phil Campbell und Bernie Marsden<br />
präsentierten eine Paice-Ash<strong>to</strong>n-Lord-<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Im 47. „Dienstjahr" kehren Chicago nach<br />
dreijähriger Abstinenz zurück auf deutsche<br />
Bühnen. Vom 6. bis 15. Juli geben sie unter<br />
dem Mot<strong>to</strong> „An Evening With Chicago<br />
2014" sechs Konzerte (Bonn, Frankfurt,<br />
Berlin, Leipzig, München, Stuttgart). Ihre<br />
Klassiker wie "If You Leave Me Now”,<br />
EVENTFABRIK<br />
„I WALKED IN, I SAW ME“ Robert Plant<br />
13.07. WEERT (NL) Bospop Festival<br />
12.11. MÜNCHEN Circus Krone<br />
18./19.07. LOSHEIM AM SEE Festival<br />
21.11. COTTBUS Gladhouse<br />
25.07. BORNA Volksplatz<br />
22.11. MERKERS Erlebnisbergwerk<br />
26.07. PLAUEN Park<strong>the</strong>ater<br />
28.11. KAISERSLAUTERN Fruchthalle<br />
31.07. WACKEN W:O:A<br />
29.11. ESCH (L) Rockhal<br />
23.08. DORMAGEN Freilichtbühne Zons<br />
contact:<br />
www.letzzep.com<br />
agentin@kul<strong>to</strong>polis.com<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 9
Vers<strong>to</strong>rben<br />
Rolf Fraedrich gehörte zu den ersten<br />
deutschen Blueskünstlern, war in den<br />
frühen 70er Jahren solo akustisch unterwegs<br />
und nahm mit der Bluegrass & Blues<br />
Company zwei LPs auf. Der Oldenburger<br />
trat bis 1990 auf, zog sich dann aber aus<br />
gesundheitlichen Gründen zunehmend<br />
zurück. Am 21.2. verstarb er im Alter von<br />
67 Jahren an Herzversagen.<br />
Rudolph "<br />
Chip" Damiani (*16.6.1945)<br />
trommelte bei den Bos<strong>to</strong>ner Garagen-<br />
Rockern The Remains, die auf der letzten<br />
US-Tour der Beatles als Vorgruppe dabei<br />
waren und auch auf den NUGGETS-Compilations<br />
vertreten sind. Er starb am 23.2.<br />
Kelly Holland sang bei der Mitte der<br />
90er Jahren angesagten US-Band Cry Of<br />
Love, stieg allerdings nach einem Album<br />
schon wieder aus, weil er ungern <strong>to</strong>urte.<br />
Er war danach in lokalen Bands in seiner<br />
Heimatstadt Raleigh, North Carolina aktiv.<br />
Eine Unterleibsinfektion kostete ihn<br />
52-jährig am 24.2. das Leben.<br />
Philip Smart (aka Prince Philip,<br />
*9.4.1960) arbeitete als Produzent mit<br />
Augustus Pablo, Lee „Scratch” Perry und<br />
zahlreichen Reggaekünstlern. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
raffte ihn am 25.2. dahin.<br />
Peter Callander (*10.10.1939) war als<br />
Produzent (Paper Lace, Tony Christie) und<br />
Songschmied (Cilla Black, Tom Jones, Tremeloes,<br />
Cliff Richard, Manfred Mann, Tony<br />
Christie) tätig. Seine erfolgreichsten Lieder<br />
waren Georgie Fames "The Ballad Of Bonnie<br />
And Clyde” und Vanity Fares "Hitchin'<br />
A Ride”. Der Engländer starb am 25.2.<br />
Frankie Sardo (*1939) stand Anfang<br />
1959 bei der schicksalsträchtigen „Winter<br />
Dance Party"-Tour, die Buddy Holly, Ritchie<br />
Valens und The Big Bopper das Leben<br />
kostete, ebenfalls auf der Performerliste.<br />
Nachdem Hiterfolge ausblieben, verlegte<br />
sich der Sänger aufs Produzieren von Musik<br />
und Filmen sowie die Schauspielerei.<br />
Starb am 26.2. an Krebs.<br />
Frank Reed (*16.9.1954) sang bei Michigan<br />
Avenue und The Chi-Lites Soul.<br />
Verstummte am 26.2. für immer.<br />
Ralf Schulz (*21.1.1965) saß am Schlagzeug<br />
der deutschen Metalbands Sinner,<br />
Tyran' Pace und Vinder, starb am 1.3. an<br />
einem bakteriellen Infekt.<br />
David John Dave" Sampson<br />
"<br />
(*9.1.1941) schaffte es 1960 mit "Sweet<br />
Dreams" in die UK-Charts (#29). Er wurde<br />
von The Hunters begleitet, die auch als<br />
Instrumentalcombo erfolgreich waren. Der<br />
Sänger verstummte am 5.3. für alle Zeiten.<br />
Charles Love war als Leadsänger und<br />
Gitarrist bei der Gründung der Doo-Wopund<br />
R&B-Truppe Bloods<strong>to</strong>ne dabei, die<br />
aus The Sinceres hervorgegangen war. Die<br />
Band gilt als Wegbereiter des „Black Rock"<br />
und der Funk-Bewegung. Sie war 1975<br />
auch im Movie „Train Ride To Hollywood"<br />
zu sehen. Komplikationen nach einer Lungenentzündung<br />
verursachten seinen Tod<br />
am 7.3.<br />
Buren Fowler (*29.6.1959) gehörte als<br />
Leadgitarrist Drivin' n' Cryin' an, auch<br />
R.E.M. nahmen seine Dienste bei Tourneen<br />
zunächst als Gitarrentechniker, dann als<br />
Rhythmusgitarrist in Anspruch. Hatte schon<br />
länger gesundheitliche Probleme, ehe er am<br />
8.3. verstarb.<br />
Michael Jagosz (*13.12.1965) war der<br />
Nachfolger von Axl Rose als Sänger bei<br />
der L.A.-Glam-Metalband L.A. Guns und<br />
sang auf deren erstem Demo sowie ersten<br />
4-Song-EP „Collec<strong>to</strong>r's Edition No. 1". Er<br />
verabschiedete sich am 9.3. für immer.<br />
Jerry Corbitt spielte 1965–1969 und<br />
1984–1995 bei den Youngbloods Gitarre,<br />
war eine Hälfte des Duos Corbitt &<br />
Daniels, arbeitete (auch als Produzent) mit<br />
Don McLean, Pete Seeger, Buffy St. Marie,<br />
Ramblin' Jack Elliot, Janis Ian, Felix Pappalardi,<br />
Brownie McGee und Sonny Terry.<br />
Starb 71-jährig am 9.3. an Lungenkrebs.<br />
Iola Brubeck war nicht nur mit Dave Brubeck<br />
verheiratet und managte ihn, sondern<br />
arbeitete auch als Songtexterin. 90-jährig<br />
ging sie am 12.3. für immer.<br />
Gary Burger (*1942) betätigte sich als<br />
Sänger und Gitarrist, unter anderem bei<br />
The Five Torquays, aus denen The Monks<br />
hervorgingen. Der zeitweilige Bürgermeister<br />
von Turtle River, Minnesota, litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
– bis zum 14.3.<br />
Scott Ashe<strong>to</strong>n (*16.8.1949, Spitzname:<br />
Rock Action) trommelte bei den Detroiter<br />
Garagen-Rockern The S<strong>to</strong>oges. Nach deren<br />
Ende 1974 war er<br />
bei/mit der Scott Morgan<br />
Band, Scots Pi rates,<br />
Sonic's<br />
Rendezvous<br />
Band, Destroy All Monsters,<br />
Captain Sensible<br />
und Sonny Vincent zu<br />
erleben. Mit Bruder Ron (†2009) und Iggy<br />
Pop war er bei der 2003er Reunion dabei.<br />
Obwohl er nach einem Schlaganfall 2011<br />
zwar nicht mehr mit den S<strong>to</strong>oges <strong>to</strong>urte,<br />
trug er 2013 noch zum Album READY TO<br />
DIE bei. Starb am 15.3.<br />
Cees Veerman (alias Poes, *6.10.1943)<br />
sang und spielte Gitarre, war solo unterwegs<br />
und gehörte der holländischen Popband<br />
The Cats ("One Way Wind") ebenso<br />
an wie The Mystic Four und The Blue Cats.<br />
Verstummte am 15.3. für immer.<br />
Joe Lala (*3.11.1947) wirkte als Sänger,<br />
Drummer und Schauspieler, war Mitglied<br />
von Blues Image, arbeitete mit den<br />
Bee Gees, Byrds, Eagles, Allman Bro<strong>the</strong>rs,<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n, Rod Stewart, Neil Diamond,<br />
Kenny Rogers, Manassas, Poco, Spirit,<br />
John Mellencamp, Ringo Starr, Whitney<br />
Hous<strong>to</strong>n, Barbra Streisand, Rick Derringer,<br />
Dolly Par<strong>to</strong>n, Grace Slick und Crosby, Stills,<br />
Nash & Young. Lungenkrebs stand in seinem<br />
Totenschein vom 18.3.<br />
Rob Rose (*1956) führte als singender<br />
Gitarrist die britischen Rock/Soulbands The<br />
Romantix, Red For Go, die Rob Rose Band,<br />
King Cats, Chain Gang und Get Rhythm an.<br />
Erlag am 19.3. einem Krebsleiden.<br />
Dave Brockie (alias Oderus Urungus,<br />
*30.8.1963) spielte Bass und sang bei der<br />
kanadischen Metal-Shockrockgang GWAR<br />
und betrieb seine Dave Brockie Experience,<br />
bis er am 23.3. <strong>to</strong>t in seinem Heim aufgefunden<br />
wurde.<br />
Bill Merritt war nicht nur Mitbegründer<br />
des legendären Winnipeg Folk Festival,<br />
sondern auch als Bassist/Sänger aktiv. Unter<br />
anderem für Mood Jga Jga, Fabulous<br />
George & The Zodiacs und Prairie Dog. Bis<br />
zum 25.3. wurde er 66 Jahre alt.<br />
Joe Frazier (*1939) war langjähriges Mitglied<br />
des in Folkzirkeln überaus geschätzten<br />
Chad Mitchell Trio. Er starb am 28.3.<br />
Bernd Wippich (*13.1.1950) sang und<br />
spielte Gitarre, Schlagzeug und Saxofon<br />
bei den Petards, Odin und Randy Pie. Mit<br />
Ehefrau Freya nahm er 1978 am deutschen<br />
Vorentscheid des Grand Prix Eurovision mit<br />
dem Lied "Ich trag' deinen Namen" teil<br />
und veröffentlichte mit ihr zwei Alben. Seit<br />
Mitte der 1980er Jahre arbeitete er für den<br />
privaten Rundfunk und als Produzent – bis<br />
zum 31.3.<br />
Arthur "<br />
Guitar Boogie" Smith komponierte<br />
„Dueling Banjos”, das 1972 im Kinofilm<br />
„Deliverance” zu erleben war und Eric<br />
Weissberg & Steve Mandell einen #2-Hit<br />
bescherte. Die Creditbescheinigung musste<br />
sich der am 3.4. Vers<strong>to</strong>rbene aber erst vor<br />
Gericht erkämpfen.<br />
Lee Black Childers (*24.7.1945) arbeitete<br />
als Tourmanager für Iggy Pop, David<br />
Bowie und Johnny Thunders. Machte sich<br />
auch einen Namen als Fo<strong>to</strong>graf, als er Debbie<br />
Harry, Wayne County und die Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
porträtierte. Der einstige Assistent von<br />
Andy Warhol ging am 6.4. für immer.<br />
Rick Condrin spielte kurzzeitig Gitarre<br />
bei Metal Church (1980) und Leviathan,<br />
starb am 6.4.<br />
Gil Askey (*9.3.1925) blies auf vielen<br />
Mo<strong>to</strong>wn-Produktionen in seine Trompete,<br />
so auch für die Supremes, Diana Ross,<br />
die Temptations und Four Tops. Spielte<br />
in Jerry Steinholtz' Band und ist auch<br />
auf Alben von Donald „Duck" Dunn oder<br />
Andrew Love zu hören. Er verließ diesen<br />
Planeten am 9.4.<br />
Jesse Winchester (*17.5.1944) war als<br />
Singer/Songwriter<br />
vor allem in den 70er<br />
Jahren erfolgreich, mehr<br />
Anerkennung erfuhr<br />
er allerdings als Songschmied<br />
für Elvis Costello,<br />
George Strait, Jimmy<br />
Buffet, Joan Baez, Emmylou<br />
Harris, die Ever-<br />
ly Bro<strong>the</strong>rs, Ronnie Hawkins, Tim Hardin,<br />
Fairport Convention, Reba McEntire oder<br />
Wilson Pickett. War aber bis zu seinem<br />
krebsbedingten Ableben am 11.4. auch immer<br />
wieder live unterwegs.<br />
Dave Innes (*1961) trommelte bei der<br />
Gerry Jablonski Electric Band, seine Dienste<br />
mit den Sticks wurden aber auch von Bryan<br />
Adams und Status Quo in Anspruch genommen.<br />
Magenkrebs beendete am 11.4.<br />
sein Erdendasein.<br />
Armando Peraza (*30.5.1924) mischte<br />
als Perkussionist bei Santana mit, ebenso<br />
bei John McLaughlin, der Alice Coltrane<br />
Band, Wayne Shorter und vielen anderen<br />
Größen. Er ging am 14.4. für immer.<br />
Shane Gibson (*21.2.1979) spielte bei<br />
den Metal/Alternative-Bands Korn und<br />
stOrk Gitarre und Bass. Eine Störung bei<br />
der Blutgerinnung kostete ihn am 15.4.<br />
das Leben.<br />
Little" Joe Cook (*29.12.1922) wurde<br />
vor allem durch den Song "Peanuts”<br />
"<br />
bekannt, der ihm mit seiner Doo-Wop-<br />
Gruppe The Thrillers 1957 einen #22-Erfolg<br />
bescherte und vielfach gecovert<br />
wurde. Er lehnte es 1956 ab, als Nachfolger<br />
von Sam Cooke bei den Soul Stirrers<br />
einzusteigen. Hatte später mit seinen<br />
Töchtern Dinell und Delfine die Combo<br />
The Sherrys (#35 mit "Pop Pop Pop-<br />
Pie"). Ging 2007 in den Ruhestand und<br />
verstarb am 15.4.<br />
James Knowles war einer der dynamischsten<br />
US-Schlagzeuger und genoss in<br />
Blues-, Funk-, Rock-, Gospel und Jazzkreisen<br />
Anerkennung. Er wirbelte für Bernard<br />
Allison, Sugar Blue, Tyrone Davis, R Kelly,<br />
Jimmy Johnson, Melvin Taylor und die<br />
Chicago Cats – bis zum 17.4. (Krebs).<br />
Deon Jackson (*26.1.1946) schaffte<br />
1966 mit seinem #11-Pop-Hit "Love<br />
Makes The World Go Round” den Durchbruch<br />
und blieb lange vor allem live aktiv,<br />
obwohl er früh auf Beratungslehrer umgesattelt<br />
hatte und in Whea<strong>to</strong>n, Illinois, arbeitete.<br />
68-jährig starb er am 19.4.<br />
Rubin Hurricane" Carter (*6.5.1937)<br />
"<br />
war ein Boxer, dessen Verurteilung wegen<br />
Dreifachmordes 1966<br />
ein Fehlurteil war. Der<br />
Fall wurde neu aufgerollt<br />
und Carter nach<br />
19 Jahren Haft freigelassen,<br />
nachdem sich<br />
zahlreiche Promis für<br />
ihn eingesetzt hatten und Bob Dylan<br />
beispielsweise sein Lied "Hurricane” 1976<br />
über ihn veröffentlicht hatte. Carter starb<br />
am 20.4.<br />
Paul Goddard (*1945) war als Bassist<br />
Gründungsmitglied der Atlanta Rhythm<br />
Section. Der „Rolling S<strong>to</strong>ne" kürte sein<br />
Solo in "Ano<strong>the</strong>r Man's Woman" (1979)<br />
zu einem der fünf besten Basssolos aller<br />
Zeiten. Am 29.4.verlor er den Kampf gegen<br />
den Krebs endgültig.<br />
Hilario "<br />
Larry" Ramos (*1942) spielte<br />
Gitarre und sang zunächst bei den New<br />
Christy Minstrels, von denen er 1966 zu<br />
The Association wechselte und dort bei<br />
Hits wie "Windy" (#1/1967) und "Never<br />
My Love" (#2/1967) mitmischte. Er musste<br />
aus gesundheitlichen Gründen früh in<br />
den Ruhestand, war aber beim Abschiedskonzert<br />
der Gruppe im Februar 2014 noch<br />
dabei. Ein Malinom kostete ihn schließlich<br />
am 30.4. das Leben.<br />
Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
BCM<br />
Deutschland<br />
PRÄSENTIEREN<br />
Remember<br />
The Good Times<br />
Christie<br />
Albert Hammond & Band<br />
Night Fever The Very Best Of The Bee Gees<br />
Samstag, 18. Ok<strong>to</strong>ber 2014<br />
in der Stadthalle Offenbach<br />
Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr<br />
Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 25,– €<br />
(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 33,– €<br />
Alle Interpreten und Bands haben jede Menge Hits im Gepäck und werden sicher für eine Superstimmung sorgen.<br />
Im Foyer der Stadthalle findet ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die Möglichkeit besteht,<br />
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Stadthalle Offenbach · Waldstraße 312 · 63071 Offenbach<br />
in Kooperation mit BCM Deutschland
JEFF BECK<br />
70<br />
Am<br />
24. Juni wird<br />
wieder ein ganz Großer<br />
der Rockmusik 70: <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>.<br />
Alan Tepper präsentiert Karrierestationen<br />
des so vielseitigen Gitarristen.<br />
Bernd Ma<strong>the</strong>ja erinnert<br />
an das schmale Frühwerk des<br />
Engländers. Und Philipp Roser<br />
lässt den Meister selbst<br />
und Musikerkollegen<br />
sprechen.<br />
Die frühen Jahre<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
PLAY, BECK!<br />
Beste Kumpels/Kollegen seit fast 50 Jahren –<br />
und doch sooo verschieden, was ihre ersten<br />
Karrierejahre betrifft: Während Jimmy Page in<br />
den frühen <strong>60s</strong> gefühlte 27 Stunden pro Tag<br />
als Sessiongitarrist in Studios malochte, hielt<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> sich spürbar zurück. Dennoch hat<br />
auch er hörenswerte Jobs im ansonsten eher<br />
schmalen Arbeitsnachweis.<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>s Spiellaune befeuerten seit ca. 1957 vor<br />
allem seine ältere Schwester Annetta und sein<br />
Freund John Owen. Doch bevor es handfest(er)<br />
wurde, durchlief der Teenager etliche Bands. Denn<br />
nach nur acht Monaten hatte Geoffrey Arnold <strong>Beck</strong><br />
im Mai 1961 die Kunstschule in Wimbledon wieder<br />
verlassen – Musik war angesagt.<br />
Schon 1960 gehörte er den Del<strong>to</strong>nes an, die Instrumentales<br />
in Shadows-Machart probierten. Im Herbst<br />
1961, jetzt als „<strong>Jeff</strong> Mason", begleitete <strong>Beck</strong> den<br />
Rock'n'Roller Gordon Patterson (alias „Cal Danger"),<br />
danach Alan Hope („Kerry Rapid") und dessen Bandits.<br />
1962 hüpfte er zu den Crescents, Brian Howard & The<br />
Silhouettes, zu 'Im & The Uvvers und Rodney Walsh –<br />
Zweitliga-Nobodys mit begrenzter Reputation.<br />
Einen Dämpfer erhielten <strong>Beck</strong>s Ambitionen, als er<br />
nach einem Vorspielen von Sänger Neil Christian<br />
für nicht gut genug für dessen Crusaders befunden<br />
wurde – da nutzte selbst eine Empfehlung von<br />
Jimmy Page nichts. Auch The Roosters wollten den<br />
Aufstrebenden nicht, sie entschieden sich für den<br />
nicht minder talentierten Jungspund Eric Clap<strong>to</strong>n.<br />
Zu <strong>Beck</strong>s Bekanntenkreis zählte inzwischen auch der<br />
spätere S<strong>to</strong>nes-Keyboarder Ian Stewart. Er vermittelte<br />
ihn 1963 zur ersten Band, die halbwegs Nachhaltigkeit<br />
erreichte – The Nightshift.<br />
Noch bevor das Quartett um den Sänger Brian Wiles<br />
Töne zu Vinyl brachte, zahlten sich die Verbindungen<br />
von Kumpel Page zu diversen Studios aus.<br />
<strong>Beck</strong> konnte erstes Geld mit Sessionjobs verdienen<br />
– und wer einmal positiv in den Mietmucker-Kreisen<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> (r.)<br />
mit The Del<strong>to</strong>nes<br />
aufgefallen war, erhielt Anschlussaufträge. Wie für<br />
"Rinky Dink"/"Java" (Decca, 6/64), ein Doppel-Instrumental<br />
der eher biederen Johnny Howard Band;<br />
die A-Seite, immerhin, wurde zur Erkennungsmelodie<br />
des Piratensenders Radio Caroline. Auch auf den<br />
schon 1964 aufgenommenen JHB-Titeln "Tomboy"<br />
und "A Tune Called Harry"/"El Pussy Cat" (alle Decca)<br />
klingen die Soli so wild wie <strong>Beck</strong>-verdächtig.<br />
Wenig später erschien noch Deftigeres: <strong>Beck</strong> langte<br />
auf "Come Back Baby" mächtig hin, der B-Seite von<br />
Screaming Lord Sutchs Single "Dracula's Daughter"<br />
(Oriole, 10/64). Eher gemächlich – es musste Kohle<br />
her – ließ er es auf "Mary, Don't You Weep"/"Yes,<br />
I Will" (Parlophone, 11/64) angehen: Phil Ryan &<br />
The Crescents aus Cheshire waren generell eher<br />
Schwachtöner. Auch Fitz 'N Startz (Manchester) nahmen<br />
<strong>Beck</strong>s Hilfe in Anspruch – auf "I'm Not Running<br />
Away"/"So Sweet" (Parlophone, 12/64).<br />
Zu jener Zeit stand <strong>Beck</strong> weiter in Diensten von The<br />
Nightshift, zwei<br />
ihrer Titel mit<br />
ihm ("That's My<br />
S<strong>to</strong>ry"/"S<strong>to</strong>rmy<br />
Monday"; Piccadilly)<br />
erschienen<br />
erst im September<br />
1965 – da<br />
hatte sich die<br />
„Nachtschicht"<br />
längst in Tridents<br />
umbenannt. <strong>Jeff</strong><br />
ersetzte den Gitarristen<br />
Mike<br />
Jopp und stand<br />
mit den Brüdern<br />
John (g, voc)<br />
und Paul Lucas<br />
(b, voc) sowie Drummer Ray Cook monatelang<br />
auf Brettern im ganzen Land, mit konstantem Zuspruch<br />
für ihren gepfefferten Rhythm & Blues. Eine<br />
Plattenfirma wollte jedoch par<strong>to</strong>ut nicht anbeißen<br />
– auch nicht, als das Quartett mit zwei Demosin-<br />
Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
gles hausieren ging. Zwei<br />
der darauf verewigten Nummern,<br />
"Troub le In Mind" und<br />
"Wandering Man Blues", haben<br />
die Jahrzehnte halbwegs<br />
gut konserviert überstanden<br />
– sie kamen auf der 3-CD-<br />
Box BECKOLOGY (Epic, 1991)<br />
erstmals offiziell ans Tageslicht.<br />
Extra-Bonbon dort: Bo<br />
Diddleys "Nursery Rhyme".<br />
Das (leider qualitativ schrabbelige)<br />
5:50-Live-Getöse<br />
aus dem Eel-Pie-Island-Club<br />
lässt zumindest erahnen, was<br />
<strong>Beck</strong> schon damals Aufmerksamkeit<br />
von Fans, Kollegen,<br />
Nachtschicht: <strong>Beck</strong> (r.) & The Nightshift<br />
Spähern und Medien<br />
bescherte.<br />
Noch vor Ende 1964 kamen<br />
zwei weitere Titel<br />
aufs Band, die bis heute<br />
x-fach verwurstet wurden<br />
– eingespielt von<br />
Ex-Mitgliedern der Cyril<br />
Davies All Stars; an den<br />
Rohbauten "Chuckles"<br />
und "Steelin'" (Vorläufer<br />
des "Steeled Blues") waren<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> (g), Jimmy<br />
Page (g), Cliff Bar<strong>to</strong>n (b),<br />
Nicky Hopkins (p) und<br />
Carlo Little (dr) beteiligt.<br />
Den Tridents, weiterhin<br />
ohne Vertrag, gingen inzwischen Lust und Laune<br />
aus; und als im März 1965 der Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
seine Band verließ, war der Weg frei für eine<br />
Weltkarriere in spe: <strong>Beck</strong> wurde ECs Nachfolger und<br />
wegweisendes Mitglied der Londoner Yardbirds.<br />
Nachtrag. Bis Ende der <strong>60s</strong> war <strong>Beck</strong> noch auf weiteren<br />
Platten britischer Kolleg(inn)en als Gast zu hören:<br />
"Gotta See My Baby Every Day" (Sandie Shaw;<br />
1/66), "But She's Mine" (John's Children; 2/67), "I<br />
See Love In You" (John Walker; 10/67), "The Dog<br />
Presides" (Paul Jones; 10/67), "Goo Goo Barabajagal",<br />
"Bed With Me", "The Stromberg Twins" (Donovan;<br />
6/69). Sein Mitwirken als Sessiongitarrist auf<br />
Chris Andrews' "Too Bad You Don't Want Me" (9/65)<br />
und "Utterly Simple" von The Smoke (7/68) gilt dagegen<br />
als umstritten.<br />
STIL OHNE GRENZEN<br />
Von Alan Tepper<br />
Bei den Yardbirds gab es Anfang<br />
1965 mächtig Knatsch, denn die<br />
aktuelle Single-A-Seite "For Your<br />
Love" passte Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n nicht<br />
– zu poppig! Er warf hin, pausierte wenige<br />
Wochen und machte sich dann auf,<br />
um mit John Mayall’s Bluesbreakers die<br />
Szene zu bereichern. Die verbliebenen<br />
Yardbirds Chris Dreja, Keith Relf, Jim<br />
McCarty und Paul Samwell-Smith baten<br />
Jimmy Page einzusteigen – doch der<br />
lehnte ab und empfahl <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>, von<br />
dem die anderen bis dahin nichts gehört<br />
hatten. Nach der ersten Probe, bei der<br />
ein langhaariger Typ mit Schrauberschmierigen<br />
Fingern jedes nur erdenkliche<br />
Solo abfeuerte, war klar: Dieser in<br />
allen Stilen sattelfeste Klampfer soll es<br />
sein!<br />
Am 5. März 1965 lief das Livedebüt<br />
in der Fairfield Hall in Croydon. Nach<br />
wenigen Songs dachte niemand mehr<br />
an Clap<strong>to</strong>n, denn <strong>Beck</strong> attackierte die<br />
Fans mit Verzerrern, verrückten Halleffekten<br />
und Gitarrenlicks aus der Kategorie<br />
„Stuntman": Der riskierte alles,<br />
Feuertaufe bestanden! Im April ging<br />
es zur Aufnahme von "Heart Full Of<br />
Soul", wegen seiner „esoterischen" Gitarrenmelodie<br />
der Zeit um Jahre voraus.<br />
Nachdem Beatles und S<strong>to</strong>nes die „British<br />
Invasion" in den USA anges<strong>to</strong>ßen<br />
hatten, eroberten auch die Yardbirds<br />
das Land der vermeintlich unbegrenzten<br />
Möglichkeiten und ließen sich von der<br />
aufblühenden Musikszene San Franciscos<br />
inspirieren. Nach weiteren Singles<br />
folgte im Juli 1966 der Longplayer<br />
YARDBIRDS, wegen des auf dem Cover<br />
karikierten Produzenten auch ROGER<br />
THE ENGINEER genannt. "The Nazz Are<br />
Blue" und "Hot House Of Omagarishid"<br />
waren mehr als Songs, die <strong>Beck</strong>s fantastisches<br />
Spiel dokumentierten (nicht zu<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
vergessen "<strong>Jeff</strong>’s Boogie"),<br />
sie läuteten zugleich die<br />
Psychedelic-Ära ein.<br />
Bald nach den Aufnahmen<br />
verließ Bassist Paul<br />
Samwell-Smith die Band,<br />
woraufhin Jimmy Page für<br />
kurze Zeit den Viersaiter<br />
übernahm und ihn dann an<br />
Chris Dreja weiterreichte.<br />
Nun konnten die Yardbirds<br />
zwar eine erstklassige<br />
Gitarrenfront präsentieren<br />
– sie handelten sich damit<br />
aber auch Spannungen<br />
zwischen <strong>Beck</strong> und Page<br />
ein. Mot<strong>to</strong>: Wer übertrumpft<br />
wen? Ein Auftritt<br />
in Michelangelo An<strong>to</strong>nionis<br />
Film „Blow Up" rückte<br />
<strong>Beck</strong> ins Rampenlicht –<br />
und zwar beim Gitarrezerschmettern<br />
während<br />
des Songs "Stroll On" (ein<br />
"Train Kept A-Rollin’ " mit neuem Text).<br />
Doch <strong>Jeff</strong>s Tage waren gezählt, denn er<br />
gab sich immer launischer, pochte auf<br />
Perfektion und schleuderte auch mal einen<br />
Verstärker durch ein Club-Fenster.<br />
Folge: Die Yardbirds entschieden sich<br />
für den umgänglicheren Jimmy Page.<br />
Produzent Mickie Most witterte <strong>Beck</strong>s<br />
Potenzial und griff sich den aufstrebenden<br />
Gitarristen als Solokünstler. Zusätzlich<br />
wurde die <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group formiert,<br />
Management: Simon Napier-Bell<br />
und das künftige Led-Zeppelin-Ultraschwergewicht<br />
Peter Grant. Die erste<br />
Single "Hi Ho Silver Lining"/"<strong>Beck</strong>’s Bolero"<br />
entwickelte sich für <strong>Jeff</strong> zu einem<br />
Trauma, denn er musste die A-Seite<br />
singen. „'Silver Lining' gab mir das Gefühl,<br />
als würde ich für den Rest meines<br />
Lebens mit einer rosa Klobrille um den<br />
Sixties-Legende: The Yardbirds<br />
Hals herum rennen", kommentierte „El <strong>Beck</strong>o" Jahre<br />
später. Die Lösung für das Sängerproblem kam<br />
mit Rockedelröhre Rod Stewart, der u.a. schon mit<br />
Steampacket gespielt hatte. Die erste Show am 3.<br />
März 1967 im Londoner Finsbury Park As<strong>to</strong>ria entwickelte<br />
sich zu einem Quasi-Desaster, da ein Musiker<br />
der Small Faces (vermutlich Ian McLagan) der<br />
Band den Saft abdrehte, wodurch eine peinliche<br />
Pause entstand. Nach einigen Besetzungswechseln<br />
und sporadischen Tourneen vermittelte Peter Grant<br />
der Band eine US-Tour, beginnend im New Yorker<br />
Fillmore East (14. Juni 1968), wo sie wie eine<br />
Bombe einschlugen. Das kurz zuvor während einer<br />
„Blitzkrieg-Session" (so die Musiker über den Aufnahmestress)<br />
hingedonnerte Album TRUTH kletterte<br />
in den USA bis auf Platz 15 der Charts.<br />
TRUTH wurde zwar viele Jahre als erstklassiges Einzelalbum<br />
eingestuft, doch aus heutiger Sicht sind<br />
sich alle einig: Hier begann der Hard Rock (und<br />
nicht erst mit dem ein halbes Jahr später veröffent-<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13
lichten Led-Zepplin-Debüt)! Warum? <strong>Beck</strong>s harter<br />
und fetter Gitarren<strong>to</strong>n, Rod Stewarts druckvoller<br />
Gesang und das punktgenaue Zusammenspiel von<br />
Ron Wood am Bass und Micky Waller an den Drums<br />
ergaben eine massive Klangwand – durch sie verloren<br />
auch Bluesnummern wie "You Shook Me"<br />
und "Blues Deluxe" ihre Unschuld und wurden zu<br />
hocheffektiven Energiezäpfchen. Der zweite Longplayer<br />
BECK-OLA (1969, mit Tony Newman auf dem<br />
Drumhocker) war nicht mehr ganz so stark, aber immer<br />
noch wegweisend. Aus dem geplanten Auftritt<br />
beim Woods<strong>to</strong>ck-Festival wurde nichts, bandinterne<br />
Spannungen drehten der ersten JBG den anfangs<br />
überschäumenden Saft ab.<br />
Da stand <strong>Beck</strong> schon das nächste Angebot ins Haus:<br />
Carmine Appice und Tim Bogert, die mächtige<br />
Rhythmusmaschine von Vanilla Fudge, reisten nach<br />
Großbritannien,<br />
um die Gründung<br />
einer neuen Band<br />
zu besprechen. Am<br />
2. November 1969<br />
geschah jedoch<br />
Unvorhersehbares:<br />
<strong>Beck</strong> geriet mit seinem<br />
aufgemotzten<br />
Ford T-Bucket 1923<br />
auf die Gegenfahrbahn<br />
und verunglückte<br />
schwer.<br />
Medizinische Prognose:<br />
Genesung in<br />
Monaten möglich,<br />
aber wahrscheinlich<br />
erst in Jahren! Doch<br />
<strong>Beck</strong> hatte Glück,<br />
schon nach einigen<br />
Wochen konnte er<br />
wieder spielen, wenn auch nur mit halber Leistung.<br />
Peter Grant stellte ihm daraufhin Cozy Powell vor,<br />
schon damals ein Meistertrommler. Mit Producer<br />
Most ging es im Sommer 1970 in die Mo<strong>to</strong>wn-<br />
Studios in Detroit, in denen <strong>Beck</strong>/Powell mit Unterstützung<br />
des Bassisten James Jamerson und seiner<br />
Clique einige härtere Fassungen von Klassikern des<br />
Soul-Labels einspielten, die aber nicht <strong>Beck</strong>s Vorstellungen<br />
entsprachen. Die nicht fertig gestellten Aufnahmen<br />
wanderten ins Archiv. 1971 lief es besser.<br />
Mit dem erstklassigen Sänger und Gitarristen Bobby<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
<strong>Beck</strong>, Bogert & Appice – Schwergewichte des Blues-Rock<br />
Tench, Keyboarder Max<br />
Middle<strong>to</strong>n und Bassist<br />
Clive Chaman spielte die<br />
neue <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group<br />
ROUGH AND READY<br />
ein – Prädikatsware<br />
zwischen Fusion,<br />
Soul, Rhythm &<br />
Blues und hartem<br />
Rock auf hohem,<br />
aber nicht überkandideltem<br />
Niveau.<br />
Auch die<br />
Folge-LP – wegen<br />
der auf dem Cover<br />
abgebildeten<br />
Südfrucht auch<br />
„Orange Album"<br />
genannt – punktete<br />
trotz der<br />
Unkenrufe vieler<br />
Kritiker bei den<br />
Fans. <strong>Beck</strong>s gefühlvolles Gitarrenspiel ist speziell<br />
bei "I Can’t Give Back The Love I Feel<br />
For You" und "Definitely Maybe" exemplarisch,<br />
während er beim Blues-Rockkracher<br />
"Going Down" Gitarrenakrobatik pur bietet.<br />
Spätestens jetzt war klar: Egal, was der Mann<br />
spielt, man identifiziert seine Saitenkünste sekundenschnell.<br />
Dessen war sich auch Stevie Wonder bewusst,<br />
der <strong>Beck</strong> & Co. zur Aufnahme von TALKING<br />
BOOK einlud. Resultat: ein jazziges Solo auf<br />
dem Track "Lookin For Ano<strong>the</strong>r Pure Love". Die<br />
Musiker baten danach die Ikone der Black <strong>Music</strong>,<br />
ihnen einen Song zu schreiben. Wonder schickte<br />
die Jungs in eine Kneipe, griff in die Tasten und schon<br />
erklang das Riff zu "Superstition" – entstanden war<br />
ein Klassiker in spe, den Wonder für sich selbst behielt.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />
Das zuvor angedachte Projekt mit Tim Bogert und<br />
Carmine Appice folgte 1972. Bassist und Drummer<br />
hatten die letzten drei Jahre mit den Heavy Rockern<br />
Cactus verbracht. Jetzt entstand die Blues-getränkte<br />
LP BECK, BOGERT & APPICE (1973); gefolgt von<br />
zahlreichen Gigs, darunter ein legendäres Konzert im<br />
Londoner Rainbow Theatre – <strong>Beck</strong> besitzt die Bänder,<br />
bewahrt sie aber „für schlechte Zeiten" auf ...<br />
Einen Eindruck von der hohen Improvisationskunst<br />
des Trios gab die 1973 mitgeschnittene BBA LIVE<br />
IN JAPAN. Anfang 1974 spielte Appice während einer<br />
Au<strong>to</strong>fahrt <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ein Tape mit dem brandaktuellen<br />
Fusion-Album SPECTRUM von Billy Cobham<br />
vor, das auf den Gitarristen wie hochoktaner<br />
Treibs<strong>to</strong>ff wirkte. Da bei <strong>Beck</strong>, Bogert & Appice der<br />
Kreativfunke erloschen war, brach man die Aufnahmen<br />
für eine weitere Studio-LP ab. <strong>Beck</strong>: „Irgendwo<br />
in meinem Haus liegt ein zweites Album, das vor<br />
sich hinschimmelt. Mittlerweile wächst sogar schon<br />
ein Büschel Gras drauf." Fusion lautete das Gebot<br />
der Stunde, und der Brite begann mit der Arbeit an<br />
BLOW BY BLOW (1975), produziert von George Martin<br />
(Beatles): eine hochkomplexe, innovative aber<br />
dennoch gut konsumierbare Platte mit dem genialen<br />
Instrumental "Cause We’ve Ended As Lovers" – <strong>Beck</strong>s<br />
musikalische Verbeugung vor dem Gitarristenkollegen<br />
Roy Buchanan (#4, US-LP-Charts).<br />
Kurzfristig ließ sich <strong>Beck</strong> zu einer Session mit den<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes verführen, die einen Nachfolger für<br />
Mick Taylor suchten. „Wer will keinen Privatjet mit<br />
eingebautem Kamin?", witzelte <strong>Jeff</strong> Jahre später gegenüber<br />
einem Journalisten. Allerdings waren ihm<br />
Jagger & Co. – gemessen an eigenen künstlerischen<br />
Höhenflügen – zu erdig, es blieb bei Demo-Aufnahmen<br />
in Rotterdam. Vom Fusion-Trip ließ sich <strong>Beck</strong><br />
nicht so schnell abbringen, er formierte mit Keyboarder<br />
Jan Hammer (später Komponist der Titelmelodie<br />
zur TV-Serie „Miami Vice") eine neue Band.<br />
Auf den Alben WIRED (1976) und JEFF BECK WITH<br />
THE JAN HAMMER GROUP LIVE (1977) zelebrierten<br />
beide feinsten Jazz-Rock. Nach Tourneen u.a. mit<br />
Stanley Clarke und Tony Hymas beendete <strong>Beck</strong> seine<br />
Experimente mit dem spacigen Album THERE &<br />
BACK (1980), wobei er sich einmal mehr als völlig<br />
außergewöhnlicher Gitarrist inszenierte.<br />
Dann genehmigte er sich eine Pause. Statt glänzender<br />
Griffbretter standen nun Oldtimer und ölige<br />
Schraubenschlüssel auf dem Programm: kein Stress<br />
mehr mit nörgelnden Musikern, sondern Restaurieren<br />
von uralten Blechlauben, was für <strong>Beck</strong> nach eigenen<br />
Aussagen so kreativ war wie Musik. Zwar ließ<br />
er hin und wieder von sich hören, zum Beispiel bei<br />
den so genannten Arms-Benefiz-Konzerten und auf<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
dem Album BOX OF FROGS der ehemaligen Yardbirds-Kumpel<br />
Chris Dreja, Paul Samwell-Smith und<br />
Jim McCarty.<br />
Die nächste Solo-LP folgte erst 1985: FLASH,<br />
die – auf Drängen der Plattenfirma CBS –<br />
„modern" und eingängig klingen musste. Es<br />
ist (mit Ausnahme des von Rod Stewart gesungenen<br />
Curtis-Mayfield-Covers "People<br />
Get Ready") die wohl schwächste Platte von<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>: zu kalt, zu steril, zu wenig Gitarre.<br />
Das belegen auch die schwachen Chartsplatzierungen.<br />
Es war eine Lektion für <strong>Beck</strong>,<br />
der von nun an immer darauf pochte, „sein<br />
Ding" durchzuziehen. Im GUITAR SHOP<br />
(1989) – auf dem witzigen Cover pimpt ein<br />
Schrauber eine überdimensionale Gitarre auf<br />
– war er wieder ganz der Alte: abgedrehte<br />
Gitarrensoli, ungewöhnliche Rhythmen und<br />
die für ihn charakteristischen, wunderschönen<br />
Melodien machten eine neue Generation auf<br />
<strong>Beck</strong> aufmerksam. Sein geringer Achtziger-<br />
Output ist nicht auf mangelnde Kreativität<br />
zurückführen, denn <strong>Beck</strong> hatte damals extreme<br />
Probleme mit einem penetranten Tinnitus<br />
– einer fiesen Ohrenkrankheit, die ihn<br />
auch später immer wieder behinderte.<br />
Die Neunziger begannen viel versprechend, denn<br />
die Compilation BECKOLOGY (1991) war eine optimale<br />
Visitenkarte und bot gleichzeitig Futter für<br />
die Fans: zum Beispiel das unveröffentlichte "Jizz<br />
Whizz" von BBA und eine lustig-kitschige Version<br />
von "Sleepwalk", einer Rock’n’Roll-Schmalzballade,<br />
ursprünglich auf dem Soundtrack PORKY’S<br />
REVENGE (1985) zu hören. Nächster S<strong>to</strong>p: Vietnam<br />
– oder zumindest bei einem Soundtrack zum<br />
Antikriegsfilm FRANKIE’S HOUSE (1992), auf dem<br />
<strong>Beck</strong> exotische und surreale Klanglandschaften aus<br />
seiner Gitarre zauberte. Ein Jahr später verblüffte<br />
er mit dem Tribute-Album CRAZY LEGS, gewidmet<br />
seinem Vorbild, dem famosen Gene-Vincent-Gitarristen<br />
Cliff Gallup. Hier klingt er wie ein au<strong>the</strong>n-<br />
tischer Rock’n’Roll-Saitenquäler, ohne dabei auch<br />
nur für Sekunden seine Au<strong>the</strong>ntizität zu verlieren.<br />
Brian Wilson schlägt <strong>Beck</strong> 2014 zum Beach Boy<br />
Nach einigen Ehrungen – die Yardbirds wurden<br />
1992 in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen,<br />
<strong>Beck</strong> erhielt den Award für sein Lebenswerk<br />
von der amerikanischen Fachzeitschrift „Guitar Player"<br />
– tauchte er mit verschiedensten Aktivitäten<br />
kurz auf, ohne aber einen eigenen Longplayer<br />
einzuspielen. Mit WHO ELSE! (1999) startete<br />
<strong>Beck</strong> dann seine Techno-Trilogie, ergänzt um<br />
YOU HAD IT COMING (2001) und JEFF (2003).<br />
Futuris tische Klänge, abgedrehte Gitarrenlicks<br />
und schräge Rhythmen charakterisieren die innovativen<br />
Alben, die sich an eher abenteuerfreudige<br />
Hörer richten und darum so manchen<br />
<strong>Beck</strong>-Begeisterten zögern ließen.<br />
Kein Einzelfall, denn er hatte nie den Willen,<br />
den Mainstream zu bedienen: <strong>Beck</strong> blieb<br />
<strong>Beck</strong> – kaum Hits, dafür stilübergreifend, unberechenbar,<br />
experimentierfreudig! Nächster<br />
Schachzug? Unvorhersehbar. Und so kam es<br />
nie zu einer übermäßig breiten Popularität –<br />
anders als bei seinem Kollegen Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />
obwohl (oder weil) dessen Gesamtwerk längst<br />
nicht <strong>Beck</strong>s Variantenreichtum und stilistische<br />
Vielfalt aufweist.<br />
Ausgerechnet auf (und mit) dem von Clap<strong>to</strong>n<br />
initiierten „Crossroads Guitar Festival" 2007<br />
katapultierte sich <strong>Jeff</strong> wieder nachhaltiger<br />
ins öffentliche Bewusstsein. Seine traumhafte<br />
Fassung von "Cause We’ve Ended As Lovers"<br />
verzauberte die Hörer, ganz zu schweigen von<br />
den sensationellen Bassparts der blutjungen<br />
Bassistin Tal Wilkenfeld, die dem Publikum<br />
den Atem raubten. Mit JEFF BECK: PERFOR-<br />
MING THIS WEEK ... LIVE AT RONNIE SCOTT’S<br />
(2008) und ROCK’N’ROLL PARTY HONOU-<br />
RING LES PAUL (2010), einem Tribut (mit Sängerin<br />
Imelda May) für den Gitarristen und Klampfenbauer<br />
Les Paul, legte er nach; nicht zu vergessen das melodiöse<br />
Album EMOTION & COMMOTION (2010),<br />
ein weiterer Beleg für seine prägnante Tongestaltung.<br />
Ferner erwähnenswert: die Live-Alben JEFF<br />
BECK LIVE AT BB KING BLUES CLUB (2006), JEFF<br />
BECK OFFICIAL BOOTLEG USA ’06 (2007) und JEFF<br />
BECK: LIVE AND EXCLUSIVE FROM THE GRAMMY<br />
MUSEUM (2010), auf denen er Querschnitte seines<br />
Schaffens präsentierte.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />
In die Rock And Roll Hall Of Fame wurde <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />
2009 aufgenommen, und die Universität von Sussex<br />
ehrte ihn im Juli 2011<br />
für seine „außergewöhnliche<br />
Karriere als<br />
Musiker".<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> hat über Jahrzehnte<br />
ein Gesamtwerk<br />
geschaffen, das unter<br />
kreativem Aspekt<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />
seinesgleichen sucht.<br />
2014: Ein neues Album<br />
steht an und eine Welt<strong>to</strong>urnee<br />
mit Konzerten<br />
in Deutschland – in<br />
der vierköpfigen Begleitband<br />
stehen laut<br />
Ankündigung die Violinistin<br />
Lizzie Ball, der<br />
Schweizer Akustikgitarrist<br />
Nicolas Meier sowie<br />
Rhonda Smith (Bass)<br />
und Drummer Jonathan<br />
Joseph. Und wenn es<br />
ihm trotz aller Aktivitäten<br />
doch mal langweilig werden sollte, stehen da<br />
ja noch einige Oldtimer bei ihm herum, die dringend<br />
restauriert werden müssten ...<br />
Helfende Hände<br />
Einige Eskapaden aus Yardbirds-Tagen verschafften<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> den Stempel „Egomane". Wer ihn<br />
persönlich kennen gelernt hat, berichtet dagegen<br />
von einem äußerst freundlichen, höflichen und<br />
auch witzigen Zeitgenossen. Immer wieder hat<br />
er Kolleg(inn)en bei deren Arbeiten geholfen. Ein<br />
Auszug: Für Frank Zappas schrille Groupie-Band<br />
GTOs (Girls Toge<strong>the</strong>r Outrageously) steuerte er drei<br />
Nummern auf dem Album PERMANENT DAMAGE<br />
(1969) bei; ein Erlebnis, das nur von der Session mit<br />
Screaming Lord Sutch überboten werden konnte<br />
(ein Track auf LORD SUTCH AND HEAVY FRIENDS<br />
von 1970). <strong>Beck</strong> veredelte den Titelsong des Albums<br />
WHITE LADY der Progressive-Band Badger,<br />
gefolgt von einem Song auf PANIC (1975) von den<br />
Afro-Rockern ZZebra. Für die beiden von ihm produzierten<br />
Upp-Alben UPP (1975) und THIS WAY<br />
(1976) schnallte er sich die Gitarre für sieben Nummern<br />
um. <strong>Beck</strong> ist auf mehreren Alben von Stanley<br />
Clarke zu hören, u.a. MODERN MAN (1978), auf<br />
Cozy Powells TILT (1981), Vanilla Fudges MYSTE-<br />
RY (1984), Mick Jaggers SHE’S THE BOSS (1985),<br />
Rod Stewarts CAMOUFLAGE (1984), Jan Hammers<br />
DRIVE (1994) und George Martins IN MY<br />
LIFE (1998). Auf Robert Plants Rock’n’Roll-Projekt<br />
THE HONEYDRIPPERS VOLUME I (1984) klampfte<br />
<strong>Beck</strong> sogar Jimmy Page an die Wand (die beiden<br />
können's nicht lassen!). Ganz entspannt spielte er<br />
auf sechs Tracks von Roger Waters’ AMUSED TO<br />
DEATH (1992). Auch Tina Turner (PRIVATE DAN-<br />
CER, 1984), Diana Ross (SWEPT AWAY, 1984), Kate<br />
Bush (RED SHOES, 1993), Cyndi Lauper (THE BODY<br />
ACOUSTIC, 2005) und Joss S<strong>to</strong>ne (COLOUR ME<br />
FREE, 2010) konnten schon auf ihn zählen. Aktuellstes<br />
Beispiel für einen gefühlvollen <strong>Beck</strong>-Beitrag:<br />
"Say It’s Not True" auf FUN ON EARTH (2013) von<br />
Queen-Drummer Roger Taylor.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15
INTERVIEW<br />
Interviews mit <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> waren und<br />
sind rar gesät, der Mann scheut die<br />
Öffentlichkeit. In den letzten 25 Jahren<br />
hat <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp<br />
Roser <strong>Beck</strong> mehrfach getroffen und<br />
mit ihm telefoniert. Und er bekam "<br />
El<br />
<strong>Beck</strong>o" im Vorfeld seines 70. Geburtstages<br />
an die Strippe, als der Gitarrist<br />
in Japan <strong>to</strong>urte. Morgens um sechs<br />
Uhr MESZ erreichte er ihn, in Tokio opferte<br />
<strong>Beck</strong> einen Teil seines täglichen<br />
Mittagsschlafs.<br />
Du warst schon sehr oft in Japan – was ist<br />
dort so besonders?<br />
Ich muss wohl schon zehn- oder zwölfmal hier gewesen<br />
sein, vielleicht auch 14 Mal. Die Veranstalter<br />
wollen inzwischen, dass man mit zweijährigem<br />
Abstand kommt, damit man nicht überpräsent ist!<br />
Früher war es so, dass englische Bands auch deshalb<br />
gern anreisten, weil sie mit neuem Material<br />
experimentieren konnten, ohne dass es der Rest<br />
der Welt richtig mitbekam. Aber im digitalen Zeitalter<br />
kann man nichts mehr verbergen (lacht).<br />
Hattest du je Probleme mit dem Jetlag?<br />
Die Tatsache, dass ich gerade geschlafen habe, als<br />
das Telefon klingelte, spricht doch Bände (lacht)!<br />
Man verändert sich bei der ersten Reise in eine andere<br />
Zeitzone. Aber wenn man es so oft tut wie ich,<br />
lässt das Erinnerungsvermögen nach, verändert sich<br />
der Geist. Was genau das bedeutet, weiß ich nicht.<br />
Ich empfinde es nur so.<br />
Wie wirst du den 70. Geburtstag begehen,<br />
spielt er überhaupt eine Rolle?<br />
Nein, ich nehme ihn einfach hin, weil ich ihn ja<br />
nicht umgehen kann. Ich mache das Beste aus diesem<br />
Jahr, <strong>to</strong>ure viel. Ich hatte eigentlich vor, den<br />
Tag mit einer großen Show im Hollywood Bowl in<br />
Los Angeles zu zelebrieren. Aber da war ich zu spät<br />
dran, ich hätte es letztes Jahr angehen müssen,<br />
nicht erst Anfang 2014. Jetzt gab es keine Termine<br />
mehr – vielleicht hole ich es nächstes Jahr nach.<br />
Aber dieser Geburtstag hat für mich keine größere<br />
Bedeutung.<br />
Er ist aber Anlass, zurückzuschauen – welche<br />
Karrierehöhepunkte hat es gegeben?<br />
Schwierige Frage! Spontan würde ich sagen, einer<br />
der Höhepunkte war die <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group, weil<br />
wir neues Terri<strong>to</strong>rium erschlossen. Dann der Versuch,<br />
ein Album ohne Sänger zu machen: BLOW<br />
BY BLOW ging dennoch hoch in die Charts, kam<br />
also gut an. Außerdem war da ja auch die <strong>to</strong>lle Zusammenarbeit<br />
mit George Martin! Und dann war<br />
da noch die Kooperation mit Jan Hammer 1976,<br />
die ich sehr genossen habe. Dass so viele Menschen<br />
diese anspruchsvolle, extravagante Musik mochten,<br />
war ein zusätzlicher Bonus.<br />
Heißer Draht nach Tokio<br />
Du spielst in Japan mit neuer Band, die auch Außerdem kann ich ein bisschen kürzertreten und<br />
mit nach Deutschland kommt: Rhonda Smith mich auf der Bühne erholen, wenn die Geige im Mittelpunkt<br />
steht.<br />
am Bass, Jonathan Joseph am Schlagzeug,<br />
dazu Lizzie Ball als Geigerin und Nicolas Meier<br />
an der zweiten Gitarre; du hast immer wieder Du arbeitest an einem neuen Album. Welche<br />
gern mit Musikerinnen wie Jennifer Batten Rolle werden indische Einflüsse darauf spielen,<br />
die dich von jeher faszinieren?<br />
und Tal Wilkenfeld gearbeitet ...<br />
Ja, weil sie einfach gut waren und sind! Das Geschlecht<br />
hat nie eine Rolle gespielt. Jennifer hatte östliche Einflüsse dabei, diesen Desert-Blues. Au-<br />
Diesmal ist's eher die Türkei (lacht), wir haben nah-<br />
mich kontaktiert, als sie noch bei Michael Jackson ßerdem gibt es dort unglaubliche Vokalsounds! Eigentlich<br />
hätte das Album jetzt<br />
war. Ich konnte es kaum glauben,<br />
dass jemand derart Profiliertes<br />
was von mir will! Die<br />
Grunde fertig damit. Aber als<br />
erscheinen sollen, ich war im<br />
Bassistin Tal Wilkenfeld hatte<br />
ich es den Verantwortlichen<br />
mein Drummer Vinnie Colaiuta<br />
meiner Plattenfirma vorspielte<br />
angeschleppt. Es hat sich immer<br />
und es dabei zum ersten Mal<br />
wieder so ergeben, ich habe nie<br />
am Stück hörte, habe ich festgestellt,<br />
dass irgendetwas doch<br />
gesagt: Ich brauche jetzt unbedingt<br />
eine Geigerin oder<br />
noch nicht passte. Also habe ich<br />
eine Schlagzeugerin. Ich wollte<br />
ein paar zusätzliche Parts aufgenommen.<br />
Wenn ich aus Ja-<br />
schon immer guten Leuten die<br />
Möglichkeit geben, sich zu präsentieren<br />
– und wenn sie gut<br />
Arbeit daran ab, so dass es wohl<br />
pan zurück bin, schließe ich die<br />
aussehen, kann es ja nicht schaden.<br />
Außerdem sehen sie ohne-<br />
im Juli herauskommen wird.<br />
hin besser aus als ich (lacht)!<br />
In deinem musikalischen<br />
Kontext ist die Geige eher<br />
ungewöhnlich …<br />
Stimmt, aber mir schwebte<br />
ursprünglich vor, eine Art moderne<br />
Version des Mahavishnu<br />
Orchestra zu kreieren. Schnelle<br />
Läufe von Gitarre und Geige<br />
unisono zu spielen, das hat John McLaughlin in den<br />
70er Jahren demonstriert, und das hat mich gereizt.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Stichwort Plattenfirma: Wie<br />
sehen da deine Erfahrungen<br />
aus?<br />
Im Grunde gut. Ich war eigentlich<br />
immer so etwas wie<br />
das künstlerische Aushängeschild<br />
für Epic. Sie haben mich<br />
künstlerisch nie unter Druck<br />
gesetzt, allenfalls mal gedrängt,<br />
wann denn das nächste Album<br />
komme. Sie nahmen höchstens dann Einfluss, wenn<br />
ich sie darum bat.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />
Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
KOLLEGENLOB Von Philipp Roser<br />
Revoluzzer,<br />
Gentleman, Genie<br />
Albert Lee<br />
Wir sind gleichaltrig und haben früher dieselbe Musik<br />
gehört. Aber er spielte Rock'n'Roll und orientierte<br />
sich dann in Richtung Blues. In den<br />
letzten rund 20 Jahren hat er seinen<br />
ganz eigenen Stil im Umgang mit<br />
dem Tremolohebel entwickelt – und<br />
er ist einfach ein wahrhaft empfindsamer<br />
Gitarrist. Er gehört zu meinen<br />
Lieblingsgitarristen und, was sehr wichtig ist: Man<br />
erkennt ihn und sein Spiel sofort! Es gibt viele große<br />
Techniker, die aber längst nicht über die Individualität<br />
verfügen wie <strong>Jeff</strong>. Hin und wieder laufen wir<br />
uns über den Weg, aber ich würde nicht unbedingt<br />
sagen, dass wir uns besonders gut kennen.<br />
Dave Kelly<br />
Ich kann mich an <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> noch aus den Zeiten von<br />
The Tridents erinnern, seiner Band vor den Yardbirds.<br />
Ich habe ihn nur kurz getroffen, als<br />
wir vor ein paar Jahren mit der Blues<br />
Band bei einem Festival auftraten,<br />
bei dem er auch dabei war. Er hat<br />
sehr großzügig mit meinem 21-jährigen<br />
Sohn für ein Fo<strong>to</strong> posiert, der<br />
ein großer Fan von ihm ist. <strong>Jeff</strong> ist einer der größten<br />
Gitarristen dieser Welt, absolut wunderbar, brillant,<br />
anders – unverwechselbar. Er ist der Meister!<br />
Ich kann aber nicht sagen, dass er mich besonders<br />
beeinflusst hätte – er ist viel zu clever dafür! Besonders<br />
in Erinnerung geblieben ist mir eine Yardbirds-<br />
Platte, "Steeled Blues” (die B-Seite von "Heart Full<br />
Of Soul”), auf der er Slide spielte.<br />
Sam Andrew (Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company)<br />
Ich liebte <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>s Spiel, als er bei den Yardbirds<br />
war. Er hatte schon immer und hat weiterhin einen<br />
großartigen Gitarren<strong>to</strong>n und <strong>to</strong>lle<br />
Ideen. Am 20. Ok<strong>to</strong>ber 1968 spielten<br />
wir bei einem Festival in Alexandria,<br />
Virginia. Ich fragte mich, was er denn<br />
für ein Typ sei, denn damals hatte er<br />
den Ruf eines temperamentvollen,<br />
hitzköpfigen und schwierigen Zeitgenossen. Er kam<br />
damals auf mich zu, wir sind über das Gelände gewandert<br />
und haben uns bestens unterhalten. Er war<br />
ein Gentleman, sagte ein paar freundliche Dinge über<br />
Big Bro<strong>the</strong>r und wusste, was wir machten. Wir haben<br />
uns damals angefreundet – und er spielte an diesem<br />
Tag wirklich superb.<br />
Gordon Giltrap<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ist für mich der großartigste<br />
lebende E-Gitarrist! Ich habe THERE<br />
AND BACK geliebt, vor allem "The<br />
Final Peace”. Ich bekomme heute<br />
noch eine Gänsehaut, wenn ich den<br />
Song höre! Ich habe<br />
sein Werk sehr spät<br />
entdeckt, aber was er<br />
mit dem Tremolohebel<br />
anstellt, ist unvorstellinalbar!<br />
Ein wahres Original,<br />
ein Innova<strong>to</strong>r – bei ihm<br />
kommt mir immer sofort das<br />
Wort Genie in den Sinn. Er hat<br />
mich nicht beeinflusst, weil ich<br />
nie vorrangig ein elektrischer Gitarrist<br />
war – aber wenn ich das wäre und mir<br />
ein Vorbild suchen müsste, könnte es nur er<br />
sein. Leider habe ich ihn nie getroffen, wünsche ihm<br />
zum 70. alles Gute. Möge er noch lange seine Magie<br />
über uns ausschütten!<br />
Bernie Marsden<br />
Ich habe <strong>Jeff</strong> vor kurzem in Frankfurt bei der Musikmesse<br />
getroffen, wir waren beide<br />
gut drauf. Es war einfach schön,<br />
ihn wieder mal zu treffen und zu<br />
sehen, dass es ihm gut geht. Er ist<br />
ein wahres Genie, he is <strong>the</strong> man! Ich<br />
habe ihn vor über 40 Jahren kennen<br />
gelernt, als ich in der Band von Cozy Powell spielte<br />
– und er war immer sehr nett zu mir, kommt immer<br />
auf mich zu und begrüßt mich, wenn wir uns<br />
irgendwo begegnen. Er ist ein ganz normaler Typ.<br />
Und musikalisch hat er sich immer wieder neu erfunden,<br />
ist ständig auf der Suche nach Neuem – ein<br />
großartiger Gitarrist, ein großartiger Musiker mit viel<br />
Geschmack und Power.<br />
Aynsley Lister<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ist ein sehr innovativer Gitarrist,<br />
hat seinen ganz eigenen, einzigartigen<br />
Stil und stellt Sachen mit<br />
dem Instrument an, die man sich<br />
nicht vorstellen oder gar erklären<br />
kann. Sein Spiel hat etwas Mystisches,<br />
er ist einfach ein Innova<strong>to</strong>r!<br />
Alan Nimmo<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> hat das Gitarrenspiel revolutioniert, vor<br />
allem damals, als er von den Yardbirds<br />
kam – ähnlich wie Eric Clap<strong>to</strong>n.<br />
Beide hatten etwas Eigenes zu<br />
bieten. Dabei hat <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> neue<br />
Türen geöffnet, was das Experimentieren<br />
und neue Sounds angeht. Es<br />
wirkt bei ihm auch nicht besonders technisch – auch<br />
wenn es technisch sicher sehr herausfordernd ist –,<br />
aber immer energiegeladen. Er ist ein energetischer<br />
Performer, und man spürt, dass es von Herzen<br />
kommt, was er spielt.<br />
Glenn Hughes<br />
Ich kenne <strong>Jeff</strong> seit langem – er ist einzigartig, wie<br />
von einem anderen Planeten. Es gab<br />
und gibt viele, die versucht haben,<br />
ihn zu kopieren, was unmöglich ist.<br />
In seinem Spiel steckt so viel Herz<br />
und Seele, er ist brillant. Was er<br />
spielt, überschreitet jegliche Vorstellung!<br />
Das hat eine so unglaubliche Ausdruckskraft<br />
und eigene Handschrift. Für das, was er mit einer<br />
einzigen Note ausdrückt, brauchen andere Gitarristen<br />
tausende! Ich habe leider nie mit ihm gespielt,<br />
aber kurz bevor ich bei Deep Purple einstieg, hat er<br />
mal angefragt, ob ich nicht mit ihm was machen<br />
wolle.<br />
Mick Box<br />
<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> war und ist für mich „<strong>the</strong> man”, seit ich<br />
sein TRUTH-Album zum ersten Mal<br />
gehört habe. Er war immer auf dem<br />
neuesten Stand, was das Gitarrenspiel<br />
angeht, immer vorneweg. Er stellt mit<br />
einer Gitarre an, wovon andere Leute<br />
nur träumen können. Er ist der komplette<br />
Gitarrist schlechthin, hat dabei wirklich einen<br />
unglaublichen Stil und Geschmack!<br />
Mick Ralphs<br />
Richte <strong>Jeff</strong> bitte aus, dass es gar nicht so schlimm<br />
ist, wie es aussieht, 70 zu werden<br />
– und ich weiß wirklich, wovon ich<br />
rede! Ich liebe <strong>Jeff</strong>s Spiel, es ist einfach<br />
großartig, fantastisch – wirklich<br />
absolut einzigartig! <strong>Jeff</strong> war und ist<br />
bis heute einer meiner Lieblingsgitarristen.<br />
Doch nicht nur das: Ich habe ihn in den<br />
letzten Jahrzehnten ein paarmal getroffen, und von<br />
daher weiß ich, dass er dazu auch noch ein umgänglicher<br />
Bursche ist!<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17
Schwere Zeit für<br />
Dan, den Kämpfer<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Seit 1968 hat Dan McCafferty mit Nazareth gesungen, <strong>to</strong>urte mit der Band durch die ganze Welt – und<br />
musste sich jetzt zwangsweise von der schottischen Rockinstitution verabschieden. Dies geschieht mit<br />
Stil, mit der ihm eigenen Größe. Wegen einer chronischen Lungenkrankheit kann er nicht mehr auf die<br />
Bühne, könnte keine Show mehr durchstehen. Als musikalisches Erbe hinterlässt der künftige (Un-)<br />
Ruheständler das Album ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE – und verdammt große Fußstapfen. In die muss<br />
Lin<strong>to</strong>n Osborne (41) treten, der wie Dan aus Dunfermline stammt. <strong>GoodTimes</strong> fragte bei McCafferty<br />
nach seinem Befinden, Philipp Roser musste aber erst mal selbst antworten.<br />
McCafferty: Hast du einen Favoriten auf ROCK ’N’<br />
ROLL TELEPHONE?<br />
Ja, "Back 2B4" und "Winter Sunlight".<br />
Aaah, ein Romantiker!<br />
Nicht unbedingt – mir gefallen vor allem die Akustikgitarren.<br />
Okay – ich gebe zu, die sind wirklich großartig!<br />
Dan, wie geht es dir bei dieser etwas anderen Farewell-Tour?<br />
Es ist ja keine richtige Tour, auch keine keine Farewell-Tour.<br />
Es ist einfach so, dass ich wegen meiner<br />
Lungenkrankheit nicht mehr so lange singen kann.<br />
Natürlich ist es traurig! Das einzig Gute daran ist,<br />
dass ich mich immerhin mit einem <strong>to</strong>llen Album verabschieden<br />
kann. Ich will mich nicht beklagen – es<br />
ist ein großartiges Album, und die Boys haben mich<br />
wirklich <strong>to</strong>ll unterstützt.<br />
Wie schwer fällt es, dieses Schicksal zu akzeptieren?<br />
Es war und ist sehr schwierig (atmet tief durch).<br />
Ich war so glücklich bei Nazareth, und das über 40<br />
Jahre! Es ist wirklich verdammt hart – this sucks,<br />
wie es im Englischen heißt! Doch dann habe ich<br />
mir gesagt, dass ich irgendwie damit klarkommen<br />
muss – und das werde ich auch, irgendwann! Aber<br />
ich muss gestehen, gerade im Moment ist es schwer,<br />
weil die Jungs proben und bald losziehen, aber ich<br />
kann nicht dabei sein! Ich hoffe, dass es klappt, dass<br />
alles gut läuft, denn ich liebe die Band, ich liebe die<br />
Musik, die wir gemacht haben.<br />
Wie lief die Arbeit an ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE? EPHONE?<br />
Ich war krank, und in dieser Zeit haben<br />
die Jungs angefangen, die Songs zu<br />
entwerfen. Lee (Agnew, dr) und Jimmy<br />
(Murrison, g) haben die Stücke komponiert,<br />
auch die Texte geschrieben. Alles<br />
wurde für mich maßgeschneidert, denn<br />
sie wussten, dass ich letztmals dabei<br />
sein würde. Im Studio war ich die ganze<br />
Zeit über wieder an Bord, habe meinen<br />
Senf dazu gegeben, noch ein paar<br />
Kleinigkeiten beigesteuert. Wir waren<br />
alle vier zusammen sechs Wochen im<br />
Studio und hatten viel Spaß dabei. Und dihd ich denke,<br />
das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.<br />
Welche Absicht steckt hinter dem Albumtitel?<br />
Wir waren in Russland auf Tour, hatten Probleme<br />
mit den Sicherheitsbestimmungen. Jimmy wollte<br />
irgendwann nach Hause telefonieren, bekam aber<br />
einfach keine Verbindung. Er drehte fast durch. Es<br />
ist schlimm, quasi von der Außenwelt abgeschnitten<br />
zu sein.<br />
Ihr wart in den letzten Jahren viel in Osteuropa unterwegs<br />
…<br />
Es ist ein guter Markt für Rock'n'Roll. In den Zeiten<br />
des Kommunismus hatten die Menschen kaum eine<br />
Chance, westliche Rockbands zu erleben. Als dann der<br />
Eiserne Vorhang fiel, konnten ältere Gruppen wie wir,<br />
Uriah Heep, Deep Purple und viele andere dort spielen,<br />
weil die Menschen hungrig auf Rock'n'Roll waren.<br />
Stichwort Deep Purple. Stimmt es, dass sie dir den Job<br />
anboten, als Ian Gillan ausstieg?<br />
Das ist ein Mythos, der sich verselbstständigt hat. Wir<br />
waren mit Deep Purple auf Tour, und eines Abends<br />
sah ich Ritchie Blackmore am Bühnenrand, wie er<br />
uns beobachtete. Hinterher kam er zu uns in die Garderobe,<br />
als wir alle noch völlig verschwitzt herumsaßen.<br />
Er fragte, ob ich mir vorstellen könne, bei ihnen<br />
zu singen. Ich habe dankend abgelehnt und sagte:<br />
Ich bin schon in einer Band! Ich weiß bis heute nicht,<br />
wie ernst er es damals wirklich<br />
gemeint hatte.<br />
Nazareth machen mit Lin<strong>to</strong>n<br />
Osborne weiter. Warst du in<br />
seine Wahl involviert?<br />
Gar nicht. Das habe ich<br />
den Boys überlassen. Ich<br />
dachte, dass das nicht meine<br />
Baustelle ist. Natürlich<br />
haben sie ihn auf Herz und<br />
Nieren gecheckt, kommen<br />
gut miteinander klar und<br />
proben inzwischen i auch schon mit ihm. Es ist <strong>to</strong>ll,<br />
dass sie gleich in der Nachbarschaft fündig geworden<br />
sind.<br />
Wirst du irgendwann wieder ein Solo-Album aufnehmen?<br />
Es gibt ja nur zwei von dir, und das war 1975<br />
und 1987 ...<br />
Würde ich ja gern machen! Doch die Realität ist, dass<br />
niemand mit einem Angebot auf einen alten Sack<br />
wie mich zukommt (lacht)!<br />
Hast du denn irgendwelche anderen Hobbys, denen du<br />
dich jetzt widmen kannst?<br />
Nope! (Lacht) Ich habe in einer Rock'n'Roll-Band<br />
gespielt und bin dann zu meiner Familie heimgekommen,<br />
und damit hatte es sich! Sonst nichts. Ich<br />
höre jetzt Musik, statt Teil von ihr zu sein. Aber ich<br />
schreibe immer noch Songs. Vielleicht gefallen sie ja<br />
irgendjemandem.<br />
Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
RAINBIRDS YONDER<br />
15 JAHRE NACHDEM DAS LETZTE STUDIOALBUM ERSCHIEN, ERFINDEN SICH RAINBIRDS NEU<br />
UND INTERPRETIEREN IHRE SONGS IM JAHR 2014 AUF ‚YONDER‘ ZU EINEM GANZ PERSÖN-<br />
LICHEN RÜCKBLICK AUF EINE BEWEGENDE ZEIT: HERAUS GEKOMMEN SIND DABEI SONGS, DIE<br />
DEN GEIST DER 80ER JAHRE ATMEN, ABER IM SOUND DER GEGENWART ANGEKOMMEN SIND.<br />
AB 2. MAI ÜBERALL IM HANDEL<br />
UND ALS DOWNLOAD!<br />
WWW.RAINBIRDS.COM
FABULOUS POODLES<br />
Auf den Hund<br />
gekommen<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
Die Pub-Rocker waren zwar "<br />
durch",<br />
und große Labels hatten sich den<br />
anfangs alternativen Punk gekrallt und<br />
abgemolken. Immerhin, das popmusikalische<br />
UK atmete wieder. Dennoch<br />
fielen enorm viele neue Bands an der<br />
Jahrzehntwende von den 70ern auf die<br />
80er Jahre durch den Rost, sind heute<br />
fast vergessen. Die<br />
" fantastischen<br />
Pudel" gehören dazu – und hatten<br />
noch Glück: Zumindest einige ihrer Töne sind auf CD<br />
gespeichert. Manko: alles vergriffen und, wenn überhaupt,<br />
nur noch zu Gaga-Preisen im Angebot.<br />
Sie hatten genau diese Übergangsphase erwischt:<br />
Punkiger Krawall lag nicht auf ihrer Linie, selbst<br />
für die wachablösende New Wave waren sie zu<br />
konservativ – und das ganz gezielt. 1975 hatten sie<br />
sich in London als The Poodles formiert: Tony De<br />
Meur (voc, g, harp), Robert <strong>Beck</strong>ingham alias Bobby<br />
Valentino (viol, mand), Bryn Burrows (dr) und Richie<br />
Robertson (b), der den Gründungspianisten Bob Suffolk<br />
ablöste. Dass sie „fabulous" waren, erkannten<br />
Späher der PYE-Marke und fischten sie 1977 aus<br />
einem Vertrag des Private-S<strong>to</strong>ck-Labels.<br />
Der Dichter und Songtexter John Parsons lieferte<br />
– gern Verschrobenes – in Serie, er trat im Vorprogramm<br />
als Einradfahrer auf, vertickte Pudel-Poster<br />
und ließ seinen Mini-Fiffi „Nipper" auf der Bühne<br />
zur Musik jaulen. Korrekt – sie fielen auf, mit einem<br />
ansteckenden, clever verquirlten Gemisch, das an<br />
viele Vorgänger erinnerte: von<br />
Chuck Berry über die Kinks<br />
bis zur Bonzo Dog Doo Dah<br />
Band. Da gab es Rock'n'Roll,<br />
Pop, Country, Folk – und alles<br />
so „verrry British", wie es<br />
Großmeister Ray Davies kaum<br />
sezierender hätte basteln<br />
können. Dieses Potenzial erkannten<br />
auch John Entwistle<br />
von The Who<br />
und Muff Winwood (Ex-Spencer<br />
Davis Group), die sich in der<br />
Kurzkarriere der Fabulous<br />
Poodles je einmal als LP-Produzenten<br />
verdingten.<br />
Humorige Pudel: v.l. Bryn Burrows, Bobby Valentino (hinten), Richie Robertson (vorn), Tony De Meur<br />
Die Lichter standen auf grün.<br />
Entwistle, der fürs Debüt FABU-<br />
LOUS POODLES selbst Hand am<br />
Bass anlegte, leistete ganze Arbeit:<br />
Die hoffnungslos „altmodische" LP erhielt exzellente<br />
Kritiken – und das inmitten von Clash, Sex Pis<strong>to</strong>ls,<br />
Damned & Co. Wie also sollten die verantwortlichen<br />
PYEer da eine Schublade für diesen Haufen leicht<br />
abgedrehter Spaßvögel finden? Für eine Truppe,<br />
die augenzwinkernd über Arbeitsscheue, Biker-Blut,<br />
Selbstgedrehte und das gemalte Pinup-Girl auf einem<br />
Flipper sang? Kurz: Das 1A-Debüt<br />
riss nichts.<br />
Auftritt John Peel; ein<br />
Poodles-Fan, seit die sogar einen<br />
Haarschnitt zum Single-Thema<br />
verarbeitet hatten ("Chicago Boxcar<br />
[Bos<strong>to</strong>n Back]"). Der Kult-DJ<br />
mit dem super Sensor bat das<br />
Quartett gleich viermal ins Studio,<br />
die 20 Titel verstauben noch<br />
heute im BBC-Archiv. Auch die Folge-LP war offenbar<br />
„unpassend": UNSUITABLE bot den Mix des Vorgängers;<br />
handwerklich tadellos und von einer nasalen<br />
Ray-Davies-Stimme präsentiert, mit Songs über liebgewonnene<br />
Billigfilme, einen schmierigen "Tit Pho<strong>to</strong>grapher"<br />
mit Hormonstau, den<br />
gemobbten Fußabtreter aus der<br />
Schulklasse ("Mirror Star"), die<br />
Stripperin ("Topless Go-Go")<br />
und den namenlosen Selbstmörder,<br />
der von der "Suicide<br />
Bridge" springt – Leben ringsum,<br />
wenngleich nicht alltäglich<br />
(und beim letztgenannten<br />
Beispiel samt Mega-Klau bei<br />
"Still I'm Sad" der Yardbirds).<br />
Immerhin ging es aufs Euro-Festland, mit Benelux<br />
und BRD als Tour-Hauptstationen. Und: Brian Lane,<br />
Yes-erprobt, hatte das Management übernommen. Er<br />
brachte die Skurrilen in den USA bei Epic unter. Dort<br />
erschien MIRROR STARS, ein Best-Of aus den UK-Alben;<br />
und mit dem Titellied – sowie Anheizergigs für<br />
die Ramones, Tom Petty, Sha Na Na und die J. Geils<br />
Band – schafften die Poodles 1979 ihre einzige Chartnotierung<br />
(US #81). Das Album verkaufte sich „drüben"<br />
besser als die Erstlinge von Clash und The Jam.<br />
Auch Muff Winwood machte als Produzent einen<br />
sauberen Job: LP Nr. 3, THINK PINK, setzte die Formel<br />
„gut, aber kaum verkäuflich" fugenlos fort. "Anna<br />
Rexia" (ironisch-böse Hymne an die Magersucht), der<br />
"Cossack Cowboy", die Schleppnetz-Mentalität in<br />
der Filmmetropole ("[Hollywood] Dragnet") – all das<br />
überzeugte, nur nicht an der Kasse. Die intelligente<br />
Crew schnüffelte das Dilemma, die Pudel waren auf<br />
den Hund gekommen – Abpfiff 1980.<br />
Tony De Meur ist noch heute als Standup-Comedian,<br />
Jingle-Komponist und Synchronisa<strong>to</strong>r aktiv, nennt<br />
sich als Musiker Ronnie Golden (CD: RETURN OF THE<br />
FABULOUS POODLE; 2003). Seit über 30 Jahren bestens<br />
im Geschäft: Top-Geiger Bobby Valentino. Nach<br />
der Zeit in der Hank Wangford Band spielte er auf<br />
Platten u.a. von den Knopfler-Brüdern, Style Council,<br />
Tom Petty, Bob Geldof, The Men They Couldn't Hang.<br />
Vier Solo-CDs (1991, 1996, 2001, 2011), letzte Band:<br />
Los Pis<strong>to</strong>leros. Bryn Burrows war bei Freur ("Doot-<br />
Doot", 1983) und der Folgeband Underworld, Richie<br />
Robertson spielte u.a. für Ron Kavana.<br />
Glückliche, die HIS MASTERS CHOICE (Sequel<br />
NEMCD 697; 1995) aufspüren, erhalten zumindest<br />
21 der rund 35 offiziellen Poodles-Songs (Vinyl ist<br />
wesentlich leichter/günstiger zu finden) – und damit<br />
eine konventionelle Musik zwischen vielen Stühlen,<br />
aber mit nur wenigen Schwächen.<br />
Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
– Glenn Hughes<br />
CHRIS FARLOWE - BURSTING OVER BREMEN<br />
Never released before! Live 1985!<br />
Chris Farlowe And The New Thunderbirds<br />
in bestechender Form - Doppel-CD!<br />
Fo<strong>to</strong>: © Joe Lester<br />
Sie liefern Powertrio-Rock vom Feinsten:<br />
(v.l.) Glenn Hughes, Jason Bonham<br />
und Andrew Watt<br />
Endlich Vater" – "<br />
ohne Funk<br />
California Breed nennt sich ein Powertrio, das<br />
wie ein Phönix aus der Asche der verblichenen<br />
Supergroup Black Country Communion<br />
emporstieg. Über die Hintergründe und das<br />
Debütalbum berichtet das 62-jährige Sprachrohr<br />
der Band, Sänger und Bassist Glenn Hughes<br />
(Ex-Deep Purple, Trapeze, Black Sabbath).<br />
Nach dem Ende von Black Country Communion<br />
ging es sehr flott weiter …<br />
Als Black Country zerbrach, war ich nicht wütend. Ich<br />
hatte schon länger ein Gefühl gehabt, dass es nicht<br />
mehr lange halten, dass Joe Bonamassa nicht live mit<br />
uns spielen würde. Ich wusste, dass unser Drummer<br />
Jason Bonham mit mir weitermachen würde, weil<br />
wir uns blendend verstehen und als Rhythmusgruppe<br />
perfekt zusammenspielen. Wir waren uns auch sofort<br />
einig, dass keine Black Country Communion II mit<br />
irgendeinem anderen etablierten Gitarristen in Frage<br />
kam – ich wollte etwas Neues, Organisches und ohne<br />
Keyboards.<br />
Jetzt habt ihr mit Andrew Watt (23) einen jungen<br />
Gitarristen dabei.<br />
Mein Freund Julian Lennon hat ihn mir bei einer Party<br />
vorgestellt. Andrew ist New Yorker, und wir plauderten<br />
über seine Bewunderung für Jimmy Page, John Frusciante<br />
und Jerry Cantrell. Er sagte, er sei ein Fan von<br />
Deep Purple, nicht aber der Stra<strong>to</strong>caster-Gitarre. Ich<br />
bat ihn, mir Musik von sich zu schicken. Das passierte<br />
ein paar Tage später – was ich hörte, gefiel mir, und<br />
ich lud ihn zu mir nach Los Angeles ein, um zusammen<br />
zu schreiben. Am ersten Nachmittag entstanden<br />
"Chemical Rain” und "Solo”, die jetzt auf der Platte zu<br />
hören sind. Jason, der in Florida lebt, war zufällig auch<br />
in L.A., wir gingen ins Studio und haben diese beiden<br />
Songs gleich eingespielt. Wir haben uns sofort verstanden,<br />
allerdings dauerte es noch ein paar Monate, bis<br />
wir loslegen konnten: Jason war mit der Led Zeppelin<br />
Experience beschäftigt, und ich war mit Slash und Duff<br />
Von Philipp Roser<br />
McKagan mit den Kings Of<br />
Chaos unterwegs. Wir trafen<br />
uns dann in Florida, schrieben<br />
weiter – und jetzt sind<br />
wir als neue Band hier.<br />
Andrew könnte dein<br />
Sohn, fast schon dein Enkel sein ...<br />
Du sagst es! Ich habe ja selbst keine Kinder, wollte<br />
aber immer gern Vater sein. Jetzt hat sich das ergeben.<br />
Andrew ist ein intelligenter und smarter Bursche,<br />
muss aber noch einiges lernen. Vor allem aber steht<br />
er ständig zur Verfügung, so dass wir viel live spielen<br />
können. Genau darum wollten wir keinen bekannten<br />
Gitarristen, der auch noch andere Verpflichtungen<br />
hat und nicht immer greifbar ist. Andrew ist unglaublich<br />
talentiert, spielt angriffslustig – der Sound dieser<br />
Band ist sehr viel aggressiver als der von Black<br />
Country – und beseelter. Und ich habe einfach Bock<br />
auf Rock! Natürlich könnte ich wie früher auch funky<br />
spielen, aber ich habe gerade nach BCC keine Lust,<br />
wieder mit so einem Stil durch die Clubs zu tingeln!<br />
Ihr habt in Nashville mit Dave Cobb aufgenommen?<br />
Ja, Dave ist der beste Produzent, mit dem ich je gearbeitet<br />
habe. Er hatte meine Freunde Rivals Sons produziert,<br />
und mir gefiel der Sound. Er hat uns auch<br />
dazu gebracht, im Studio mal ganz anders vorzugehen:<br />
Er ließ Jason und Andrew zusammenspielen<br />
und mich live dazu singen. Wir haben jeden der 13<br />
Songs zweimal gespielt, hatten alles in nur drei Tagen<br />
im Kasten! Am vierten habe ich meinen Bass hinzugefügt,<br />
und als ich dann den Gesang aufnehmen<br />
wollte, sagte David Cobb: Warum? Den haben wir<br />
doch schon – du hast so leidenschaftlich und elektrifizierend<br />
gesungen! Also ist jetzt das zu hören, was<br />
eigentlich nur als Führstimme gedacht war ...<br />
Und jetzt geht es bald auf Tournee?<br />
Ja, wir starten im September – es beginnt in Europa.<br />
MAGMA - ZÜHN WÖHL ÜNSAI, LIVE 1974<br />
Die französische Kultband mit einem herausragenden<br />
Konzert aus den 70ern.<br />
Atemberaubend und unverwechselbar!<br />
2 CD Digi mit Booklet, Linernotes<br />
und unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>s.<br />
Chris Farlowe<br />
The Voice & Hotel Eingang<br />
2 Original Albums, digitally remastered<br />
+ Bonustracks! 2 CD Digi mit Booklet<br />
And You Will Know Us By The Trail Of<br />
Dead - Live At Rockpalast<br />
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kompromisslosen Rockpalast-Auftritt<br />
2009! Auch als DVD erhältlich!<br />
Birth Control<br />
Count On Dracula & Deal Done At Night<br />
2 Original Albums, digitally remastered<br />
+ Bonustracks! 2 CD Digi incl.<br />
The longest ‚Gamma Ray‘-version ever!<br />
Ian Hunter - Strings Attached<br />
Alle „Mott The Hoople“-Hits und das beste<br />
aus Ian Hunter‘s Solokarriere<br />
Neo-unplugged + großes String-Ensemble!<br />
Doppel-CD! Auch als DVD erhältlich!<br />
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Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />
censored<br />
Stunk um Steine (1)<br />
Sie waren bekanntlich von Beginn an<br />
gut für Skandale, Skandälchen und solche,<br />
die es gern gewesen wären – und<br />
für mitreißend-attraktive Musik. Wenn<br />
dann beides auch noch irgendwie zusammengehörte,<br />
um so besser. Optisch und akustisch gab es<br />
in der Tat schon viel zu meckern, mehrheitlich für<br />
ängstliche Bosse und verkniffene Zensoren: „anstößige"<br />
Cover, „unflätige" Texte – immer wieder<br />
rappelte es schon seit den Sechzigern. Und<br />
oftmals galt die gar nicht neue Regel: je mehr<br />
Remmidemmi, des<strong>to</strong> größer das anschließende Interesse<br />
– PR geglückt. Zweiteilige Erinnerungen<br />
in Wort und Bild, an Ärgernisse, vorhersehbaren<br />
Stunk und dann und wann auch mal grollende<br />
Steine.<br />
Jaggers Kinder, Ronnies Damen, Richards' Knochen<br />
und so weiter – alles gut für den Boulevard,<br />
die Bunt-Journaille, Nachschub garantiert.<br />
Aber wer es eher mit der Musik hielt, konnte über<br />
Mangel an Zoff ebenfalls nicht klagen, weil's gerade<br />
mal wieder irgendwo gekracht hatte. Vom<br />
ersten Manager Andrew Loog-Oldham gezielt zu<br />
„bösen Buben" aufgebaut, wussten auch die Musiker<br />
selbst über kurz oder lang: lieber im Gerede<br />
als womöglich gar nicht im Gespräch ...<br />
1963<br />
Ein giftiges Efeu und der Blick in die<br />
Zukunft, damit begannen Stunk bzw.<br />
Ärgernisse rund um Veröffentlichungen der S<strong>to</strong>nes.<br />
Nach dem etwas poppig geratenen "Come On" (Produzent:<br />
Michael Barclay) setzte die Band im Juli auf<br />
zwei erprobte US-R&B-Nummern, "Poison Ivy" und<br />
"Fortune Teller". Doch wieder legte Decca-Mann<br />
Barclay Hand an – und wieder<br />
passte es nicht. Jagger &<br />
Co., damals permanent hochexplosiv<br />
live unterwegs, hätten<br />
mit zwei halbgaren Weichspülern<br />
nachgezogen, die bereits<br />
im Tempo klemmten. Decca<br />
vergab zwar eine Nummer (F<br />
11742), presste auch an – und<br />
zog dann im August doch die Reißleine: S<strong>to</strong>p! Nur<br />
wenige Exemplare rutschten raus (S<strong>to</strong>nes-Fachmann<br />
Felix Aeppli schätzt etwa 60), beide Tracks wurden<br />
auf der V.A.-Compilation SATURDAY CLUB verwurstet.<br />
Die Originalsingle zählt dementsprechend zu<br />
den Mega-Raritäten im S<strong>to</strong>nes-Katalog und wurde<br />
durch den Heuler "I Wanna Be Your Man" ersetzt.<br />
1964<br />
Dumm gelaufen, ausgerechnet bei<br />
der Vinylpremiere für die erste zu<br />
veröffentlichende Jagger/Richards-Komposition.<br />
Teile der UK-Startauflage des LP-Debüts THE ROL-<br />
LING STONES enthielten eine 2:54 Minuten kurze<br />
Hauruck-Version von "Tell Me" – nicht auskomponiert,<br />
miserabel gemischt, schlecht gesungen. Ein<br />
Techniker (bis heute ungeklärt) hatte offenbar für<br />
die Überspielung das Demoband erwischt, die Endkontrolle<br />
versagte, und schon war versehentlich ein<br />
S<strong>to</strong>nes-Top-Juwel in spe geschaffen. Der Murks<br />
wurde schnell ges<strong>to</strong>ppt, innerhalb von Wochen erschien<br />
die korrigierte Ausgabe.<br />
1965<br />
Dass Mick Jagger vom gescheiterten<br />
Reinraus mit einem Mädchen ("<strong>to</strong><br />
make some girl") gesungen hatte, gab zwar Rabatz<br />
bei den Zensoren; den getexteten Grund – nämlich<br />
ihre Regelblutung ("I'm on a losing streak") – hatten<br />
die Herrschaften aber offenbar gar nicht begriffen.<br />
Und so wurde "(I Can't Get No) Satisfaction"<br />
durchgewunken und zum Welthit. Für jahrzehntelanges<br />
Wegsperren sorgte<br />
dagegen die ultra-harmlose<br />
B-Seite der Single, ein herrlich<br />
schunkeliger Blues über<br />
den Hilfsmalocher einer<br />
Plattenfirma, "The Under<br />
Assistant West Coast Promotion<br />
Man". Eingespielt in<br />
Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Der mächtige Nixon-Clone Ed<br />
Sullivan setzte es durch: Schweinkram<br />
in seiner CBS-TV-Show? Niemals! Und daran<br />
mussten sich aus<br />
geschäftstaktischen tischen<br />
Gründen sogar die<br />
S<strong>to</strong>nes halten. Als sie<br />
am 15.1.1967, nur<br />
einen Tag nach der<br />
US-Veröffentlichung,<br />
ihren neuesten Hitkandidaten<br />
präsen-<br />
tierten, sang Jagger<br />
live (zum Musikplayback k<br />
und<br />
mit verdrehten Augen) „Let's<br />
spend some time <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r".<br />
Den Beweis gibt's auf Youtube,<br />
ebenso wie das Video<br />
des Probe-Auftritts vor Publikum<br />
– hier mit einem Mix<br />
aus normalem, zensiertem und<br />
sogar weggelassenem Text. Al-<br />
les auf offizieller Audio-CD<br />
nicht erhältlich. Randnotiz:<br />
Die US-Bands The L.A. Power<br />
& Light Co. (Warner WB<br />
7087; 1967) und The Dis<strong>to</strong>rtions<br />
(Capi<strong>to</strong>l P 2223; 1968)<br />
brachten Cover-Singles als "Let's<br />
Spend Some Time Toge<strong>the</strong>r" auf fden Markt ...<br />
den Chess Studios am 10.5. 1965; doch erst 1989<br />
– und bis dahin gekappt tausendfach wiedervereltöffentlicht<br />
– durften die Fans die ausgespielte<br />
Fassung kaufen (SINGLE COLLECTION). Am<br />
Ende des Songs hatte der Ich-„Erzähler"<br />
Details seines Knochenjobs in die Gegend<br />
gemurmelt, doch was erlauben Jagger?! „I<br />
break my ass everyday" war ihm entfahren,<br />
dass er sich also tagtäglich das Gesäß<br />
aufreißen müsse. Himmel, das war nun<br />
wirklich nichts für einen Liedtext ... Und<br />
so wurde einige Sekunden früher ausgeblendet,<br />
die entarschte Version blieb 24 Jahre<br />
lang im Giftschrank.<br />
1967<br />
1970<br />
Der Decca-Vertrag war beendet, doch<br />
ein Song noch abzuliefern. Mick Jagger,<br />
stinkig, griff sich im Frühjahr<br />
in seinem Haus in Newbury<br />
eine Akustische. Er schrammelte<br />
ein Demo des "Cocksucker<br />
Blues" (auch: "Schoolboy<br />
Blues" bzw. "Lonesome Schoolboy")<br />
runter – mit homosexuellen<br />
Gedanken eines Provinzpennälers;<br />
Hauptrolle: der<br />
gefühlsechte<br />
Gummiknüppel<br />
eines Jung-Cops. Kontrakt erfüllt,<br />
Ablehnung programmiert.<br />
Als offizielle Bonus-Single –<br />
das UK-Label drehte fast durch<br />
– lag der Notenporno 1983 der<br />
Erstauflage der deutschen LP-<br />
Box THE REST OF THE BEST<br />
bei. Eine Bandfassung existiert<br />
ebenfalls, eingespielt im Mai/<br />
Juni 1978 bei Aufwärmsessions<br />
in den Bearsville Studios für<br />
eine US-Tour. Beide<br />
Versionen (3:38/6:58) gibt es<br />
auf diversen Bootlegs.<br />
1973<br />
Erst<br />
verbot<br />
Warner-<br />
Bros.- Ikone Ahmet Ertegun den Titel "Starfucker"<br />
(neu: "Star Star"), dann ging es dem Songtext über<br />
ein Groupie an den Kragen. Jagger, ganz Hygiene-<br />
Fan, teilte seine Überzeugung<br />
mit, die Dame<br />
würde – nach Lust<br />
spendendem Gebrauch<br />
länglicher Früchte – auf<br />
Reinlichkeit im südlichen<br />
Körperbereich setzen: "I<br />
bet you keep your pussy<br />
clean", Großalarm bei den<br />
Sittlichkeitswächtern! In Amerika wurde überblendet,<br />
ein Matsch aus zwei Texten erschien anfangs<br />
versehentlich auf dem US-Album GOAT'S HEAD<br />
SOUP (und auch noch auf einer internationalen<br />
CD-Ausgabe von 2010!). Klare Kante kam dagegen<br />
von der Südafrika-LP: Während weltweit der Refrain<br />
„Starfucker, starfucker, star" unbeanstandet blieb,<br />
wurde hier hinter jedem „Star ..." mit Schmackes<br />
auf eine Pauke gedonnert – ein ultimatives Überspielungs-Highlight!<br />
1980<br />
Nein, gute Menschen fluchen nicht,<br />
und schon gar nicht mit „ihm" ganz<br />
oben! Um bei der Vorabwerbung<br />
für die Single<br />
"She's So Cold" keine<br />
religiösen Gefühle von<br />
Millionen natürlich genau<br />
darauf achtender<br />
S<strong>to</strong>nes-Fans zu verletzen,<br />
griff die US-Zensur<br />
ein: schnipp-schnapp bei<br />
ca. 2:45 Min. – nur für die Radio-Promo-45er (RS<br />
21001) wurde ein „goddamn" extra rausgefeuert.<br />
Die Albumversion – verdammt! – blieb ohne Schnitt.<br />
1994 Furchtbarer<br />
„Funkenflug":<br />
Auf der ansonsten<br />
identischen Promosingle mit<br />
"Sparks Will Fly" (VSCDT<br />
1524) gab's bei 1:35 Min.<br />
nur ein kurzes Gerumpel<br />
zu hören, dann waren die<br />
Fans vor abgründigem Gedankenunrat<br />
bewahrt – keine Spur mehr<br />
vom „Fuck your sweet ass".<br />
1997<br />
Ebenso technisch ausgereift wurde<br />
die Vorab-45er von "Flip The Switch"<br />
(DPRO-12784) bearbeitet. et. Gleich an zwei Stellen<br />
(1:34 und 2:00 Min.)<br />
musste der gar ungeheuerliche<br />
Sittenverfall<br />
„... all that shit" (!) mittels<br />
Überrumpelung unbedingt<br />
aus dem Verkehr<br />
gezogen werden<br />
– kapitaler Schwachsinn<br />
US-amerikanischer Resthirnträger t um einen Alltagsbegriff.<br />
Je oller, des<strong>to</strong> doller. Vom Spätwerk<br />
A BIGGER BANG erhielt "Oh<br />
No, Not You Again"<br />
eine Auskopplung – und<br />
gleich dreimal holten<br />
die Zensoren für die<br />
Promosingle-Ausgabe<br />
(0946 3 46493 2 2) das<br />
Schmirgelpapier aus dem<br />
Schrank: „Fucking up<br />
my life" (0:49 und 3:18<br />
Min.) wurde dabei doppelt rasiert; auch Jaggers<br />
2005<br />
abschweifender Blick „Staring down your tits" (bei<br />
2:30) hatte keine Chance. Alle drei verbalen Ungezogenheiten<br />
blieben ohne piependes oder kratzendes<br />
Überblenden einfach frei.<br />
2005 Radio-<br />
Promo-<br />
CD-Single mit "Rain<br />
Fall Down". Dass, wie<br />
dabei behauptet, alle<br />
Banker „Wichser" seien,<br />
durfte zumindest hier<br />
nicht verbreitet werden:<br />
„Bankers are (***)" kam<br />
es aus Jaggers Hals, das reimende „wankers" war<br />
verschwunden. Stummschaltung, Berufsstand gerettet<br />
...<br />
(Fortsetzung in der nächsten <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe)<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23
Stig Edgren<br />
Von Philipp Roser<br />
Elvis, Clin<strong>to</strong>n<br />
und der Papst<br />
Stig Edgren? Nie gehört! Dabei steckt der Mann hinter Mega-Events. Er hat 1993 die Amtseinführungsfeier<br />
von US-Präsident Bill Clin<strong>to</strong>n organisiert, ebenso die Messen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt<br />
XVI. in New York und Los Angeles mit Hunderttausenden von Teilnehmern. Er hatte die Finger im Spiel bei<br />
Nelson Mandelas Rallye For Freedom" und der Abschlussfeier der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles.<br />
"<br />
Und er hat Innovationsreichtum im Musikbusiness bewiesen: Edgren kreierte Unforgettable", das posthume<br />
Duett von Natalie Cole mit ihrem vers<strong>to</strong>rbenen Vater Nat King, ebenso eines von Nancy & Frank Sinatra.<br />
"<br />
Und er brachte Elvis Presley Jahre<br />
nach dessen Ableben mit dem<br />
Projekt In Concert" mit dessen<br />
"<br />
ehemaligen Mitstreitern Scotty<br />
Moore und James Bur<strong>to</strong>n auf die<br />
Bühne. Auch wenn Puristen die<br />
Nase rümpfen – der Erfolg beim<br />
Publikum gibt Edgren Recht.<br />
Elvis Presley – On Stage" ist sein<br />
"<br />
neuestes Projekt, das im Juni auf<br />
fünf deutsche Bühnen kommt.<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Fo<strong>to</strong>s: © Louise Haywood-Schiefer/lhschiefer.com/2014<br />
Stig, ich erreiche dich bei Castings in London ...<br />
Wir suchen gerade die Beteiligten für die Elvis-<br />
Presley-Shows in Deutschland aus. Es sollen Top-<br />
Sessionmusiker und -sänger sein, die in perfekter<br />
Synchronisation live für und mit Elvis spielen werden,<br />
während er auf der Leinwand singt. Dafür verwenden<br />
wir so genannte isolated vocal-tracks, separate Gesangsspuren;<br />
sein Gesang bei Filmaufnahmen wurde<br />
mit einem Extra-Mikro festgehalten, ohne dass andere<br />
Instrumente auf dieser Spur zu hören sind.<br />
Es war wohl viel Arbeit, diese originalen Gesangsspuren<br />
zu finden?<br />
Richtig. Ich arbeite mit seinen Nachlassverwaltern<br />
Graceland zusammen, die diese Bänder an einem geheimen<br />
Ort aufbewahren. Wir sind diese Tapes schon<br />
vor ein paar Jahren durchgegangen, als wir „In Concert"<br />
machten. Sie ermöglichen ein echtes Konzerterlebnis<br />
– so, wie es wohl wäre, wenn Elvis heute auf<br />
der Bühne stünde.<br />
Elvis singt von einer Leinwand, und die Band<br />
auf der Bühne liefert die Livemusik dazu?<br />
Genau! Sie spielt gewissermaßen „mit" ihm. Wenn<br />
man heute in eine Arena-Show von Beyoncé geht,<br />
ist es ja nicht viel anders. Da sieht man sie auch nur<br />
auf der Leinwand, wenn man nicht gerade ganz vorn<br />
steht.<br />
Du hattest 1997 für "<br />
In Concert"<br />
James Bur<strong>to</strong>n, Scotty<br />
Moore, Ronnie Tutt und Glen<br />
Hardin dabei ...<br />
Ja, aber das war einmal ...! Scotty spielt nicht mehr.<br />
James hat bis Ok<strong>to</strong>ber 2013 mit uns gearbeitet, aber<br />
heute kann auch er nicht mehr.<br />
Was unterscheidet "<br />
Elvis – On Stage" von "<br />
In<br />
Concert"?<br />
Wir fokussieren uns darauf, eine Art „Abend in Las<br />
Vegas" zu präsentieren, als würde Elvis dort ein Konzert<br />
geben – nur eben mit jüngeren, energiegeladenen<br />
Musikern.<br />
Du organisierst viele unterschiedliche Events,<br />
aber Elvis zieht sich wie ein roter Faden durch<br />
deine Arbeit ...<br />
1997 ging<br />
es zunächst<br />
darum, seines<br />
20. Todestages<br />
zu<br />
gedenken. Es<br />
war dann so<br />
erfolgreich,<br />
dass wir weitermachten<br />
–<br />
16 Jahre lang!<br />
Ich hatte vorher das "Unforgettable”-Duett von Natalie<br />
und Nat King Cole organisiert. Zuvor war ich<br />
lange Jahre Organisa<strong>to</strong>r von Natalies Shows; als sie<br />
sich dann an das Projekt mit Nat heranwagte, bat sie<br />
mich um Hilfe. Danach fragten die Graceland-Leute,<br />
ob Vergleichbares mit Elvis möglich wäre.<br />
Es avancierte fast zu einem Trend ...<br />
Kann man so sagen. Natalie King, Elvis, außerdem<br />
habe ich ein Duett von Lisa-Marie Presley und ihrem<br />
Vater auf die Beine gestellt, "Don't Cry Daddy”.<br />
Du wolltest Ähnliches auch mit anderen vers<strong>to</strong>rbenen<br />
Showgrößen machen ...<br />
Ja, die Nachlassverwalter von Liberace, Janis Joplin,<br />
Karen Carpenter und Judy Garland kamen auf mich<br />
zu. Das funktioniert bei diesen Leuten aber nicht,<br />
weil es zu wenige Film- oder Video-Aufnahmen mit<br />
separaten Gesangsspuren gibt.<br />
Du verzichtest bei Elvis auf andere visuelle Effekte?<br />
Es gibt keine Tänzer, keine Hologramme oder sonstigen<br />
visuellen Schnickschnack. Das wären nur Gimmicks<br />
– mir geht es aber um die Musik! Es soll ein<br />
au<strong>the</strong>ntisches Elvis-Konzerterlebnis sein!<br />
Du richtest musikalische, politische und sportliche<br />
Events aus. Worin unterscheiden die sich?<br />
Vor allem durch all die Sicherheitsbelange. Ansonsten<br />
sind das alles vor allem logistische Herausforderungen.<br />
Koordinierung des Verkehrs, die zeitlichen<br />
Abläufe – 1995 bei der Messe von Papst Johannes<br />
Paul II. im New Yorker Central Park war eine Viertelmillion<br />
Menschen versammelt! Da musste ich<br />
eng mit dem New York Police Department und<br />
der Feuerwehr zusammenarbeiten, auch mit dem<br />
Vatikan. Bei der Abschlussfeier der Olympischen<br />
Spiele von Los Angeles hatte ich erstmals mit Politikern,<br />
mit einem Präsidenten zu tun. Da rannten<br />
alle möglichen aufgescheuchten Leute rum und<br />
drehten fast durch. Ich habe die Ruhe bewahrt, kam<br />
so immer näher an den Präsidenten und die First<br />
Lady heran, und am Ende war ich es, der ihnen<br />
die Athleten vorstellte. Da ich offenbar einen ganz<br />
guten Job abliefere, werde ich häufig zu solchen<br />
Großveranstaltungen hinzugezogen.<br />
Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Kenny Wayne Shepherd<br />
Fo<strong>to</strong>: © Mark Seliger<br />
BLUES MIT RELEVANZ<br />
Zuletzt war Gitarrist Kenny Wayne Shepherd, das einstige Blues-Wunderkind", mit Stephen Stills und Barry<br />
Goldberg als The Rides unterwegs. Jetzt meldet sich der 36-Jährige "<br />
mit GOIN' HOME zurück – das Album<br />
wird er im Mai live in Deutschland vorstellen.<br />
Wann hast du Zeit für GOIN' HOME gefunden? Hat sich das mit The Rides überschnitten?<br />
Ja. Ich spielte meine Platte bereits im September 2013 ein, bevor wir mit The<br />
Rides ins Studio gingen. Ich habe sei<strong>the</strong>r nur noch ein paar Kleinigkeiten überarbeitet,<br />
gemischt und gemastert.<br />
Welche Idee steckt dahinter, Songs deiner Vorbilder neu aufzunehmen?<br />
Für mich ist das Album eine Möglichkeit, meinen Respekt und meine<br />
Wertschätzung für die Musik zum Ausdruck zu bringen, die mich in meiner<br />
Kindheit und Jugend inspiriert und dazu gebracht hat, zur Gitarre zu greifen.<br />
Ich bin tief in die Kataloge meiner Helden und Vorbilder eingetaucht, um die<br />
passenden Songs auszusuchen. Es sind bewusst nicht die üblichen Nummern,<br />
die schon 1000 Mal nachgespielt worden sind. Für mich war entscheidend, dass<br />
die Songs heute noch Relevanz haben. Außerdem wollte ich erstmals in meiner<br />
Heimatstadt Shreveport in Louisiana aufnehmen und ein paar Leute dabei<br />
haben, die für mich in frühen Jahren wichtig waren. Wie etwa Bill Pfordrescher,<br />
der zu meinem Vater kam und sagte, er wolle mich aufnehmen, als ich 13 Jahre<br />
alt war. Oder mein Jugendfreund Brady Blade, in dessen Studio wir aufnahmen.<br />
Hast du die Songs selbst ausgewählt?<br />
Ja. Ich hab das allein gemacht. Die einzigen Ausnahmen sind die Mitglieder<br />
meiner Band – Drummer Chris Lay<strong>to</strong>n hatte ein paar Anregungen, Keyboarder<br />
Riley Osbourn machte einen Vorschlag. Und dann war da noch "Breakin' Up<br />
Somebody's Home” – ich war mit meiner Band mit Warren Haynes' Gov't Mule<br />
in den Staaten auf Tour, und da jammten wir diese Nummer – so lag es nahe,<br />
sie mit Warren zu machen.<br />
Es sind auch Gäste wie Joe Walsh und Ringo Starr dabei. Kamen die zu euch?<br />
Nein. Wir haben die Tracks zwar weitestgehend live eingespielt, nutzten aber<br />
auch die moderne Technik. Die Gäste nahmen ihre<br />
Tracks separat auf und schickten sie dann per Internet.<br />
So<br />
konnte ich meine Freunde Joe Walsh, Ringo Starr,<br />
Kim Wilson, Warren Haynes, Keb' Mo', Robert Randolph<br />
und die Rebirth Brass Band dabei haben. Sie alle haben<br />
eine große Wertschätzung für den Blues.<br />
Von Philipp Roser
© Pressefo<strong>to</strong><br />
IAN ANDERSON<br />
Ian Anderson (Mitte),<br />
umgeben von seinen aktuellen<br />
musikalischen Mitstreitern.<br />
Sein Alter<br />
(66) beeindruckt<br />
den Schot-<br />
ten nicht: Unermüdlich zapft<br />
Ian Anderson Kreativquellen für<br />
neue Alben an, scheint pausenlos<br />
auf irgendeiner Bühne dieser Welt zu<br />
stehen. Interessant: Nachdem<br />
der Jethro-Tull-Chef in den<br />
1980ern und 1990ern<br />
einige<br />
künstlerische<br />
Durststrecken<br />
durchmachte,<br />
strotzen<br />
die<br />
letzten Werke wieder vor Krea-<br />
tivität. Allen voran das aktuelle<br />
Meisterstück HOMO ERRATICUS.<br />
Es erscheint unter Andersons Namen, nicht<br />
unter dem der Band. Mit dem Tull-Gitarristen<br />
Martin Barre gäbe es weiterhin gewisse Unstimmigkeiten<br />
über die Nutzung des Namens,<br />
darüber will Anderson aber nicht sprechen.<br />
HOMO ERRATICUS zeigt den Sänger, Komponisten,<br />
Texter und Querflötisten einmal<br />
mehr als Geschichtenerzähler. Und darüber hinaus<br />
machen die Texte deutlich, dass Anderson weiterhin<br />
nicht mit seinem Schützling Gerald Bos<strong>to</strong>ck<br />
abgeschlossen hat. Wir erinnern uns: Das ist der<br />
Wunderknabe von Jethro Tulls 1972 erschienenem<br />
Konzeptalbum THICK AS A BRICK.<br />
Teil 1 war eine pfiffige und kuriose Burleske<br />
um das frühreife Genie Gerald, das bei einem<br />
Dichterwettstreit disqualifiziert wird – laut Jury zu<br />
frühreif für seine Texte ... Jethro Tull nahmen sich<br />
des kleinen Kerls an und ließen ihn die Texte für<br />
ihr neues Album schreiben. THICK AS A BRICK 2<br />
Der ewige Geschichtenerzähler<br />
von 2012 war anders konzipiert – ein ernstes Werk,<br />
denn Gerald hatte sich die Frage gestellt: Was wäre,<br />
wenn?<br />
Und jetzt Teil 3 der Bos<strong>to</strong>ck-Geschichte. Gera ld<br />
kramt ein Büchlein mit dem Titel „Homo Brittanicus<br />
Erraticus" von Ernest T. Parritt hervor. Eine<br />
S<strong>to</strong>ry der frühen Zivilisation Britanniens, angereichert<br />
mit diversen<br />
Prophezeiungen des<br />
Amateurhis<strong>to</strong>rikers<br />
Parritt. Der ist (nach<br />
einem Sturz) überzeugt,<br />
verschiedene<br />
Existenzen<br />
durchlebt<br />
zu haben, vom<br />
Siedlernomaden aus<br />
der<br />
Jungsteinzeit<br />
bis hin zu Königin<br />
Vik<strong>to</strong>rias Ehemann.<br />
Er sieht sich als<br />
Homo Erraticus, einen umher<br />
wandelnden Landstreicher.<br />
Eine sehr kauzige, urbritische Geschichte,<br />
die Anderson da auf seinem sechsten Solo-Album<br />
auftischt.<br />
Warum dieser Albumtitel?<br />
Letztlich geht es um Migration – und um all die<br />
Probleme, die in den letzten Jahrhunderten damit<br />
verbunden waren, die aber vor allem heute, im<br />
Zeitalter der Globalisierung, damit verknüpft sind.<br />
Früher war das Herumziehen eine menschliche, gelegentlich<br />
sogar poetische Sache. Heute ist es eine<br />
rein politische Angelegenheit. Politiker aus allen<br />
Richtungen gewinnen mit diesem Thema Stimmen.<br />
Doch um die Migranten selbst geht es gar nicht<br />
mehr. Ich finde das zutiefst erschütternd.<br />
Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Großbritanniens Geschichte der letzten Jahrhunderte<br />
spielt eine entscheidende Rolle. Woher<br />
kommt diese Faszination?<br />
Nur wer die Geschichte seines eigenen Landes<br />
kennt, kennt auch die dort herrschenden aktuellen<br />
Umstände, versteht sie besser. Nur durch dieses<br />
Wissen wird man <strong>to</strong>lerant und bekommt eine eigene<br />
Identität.<br />
Warum ist Ihnen Gerald Bos<strong>to</strong>ck so sehr ans<br />
Herz gewachsen?<br />
Auf den ersten beiden Alben mochte ich den Kerl<br />
gar nicht so sehr (lacht). Er war eine kauzige Kunstfigur,<br />
durch die ich kuriose Geschichten erzählen<br />
konnte. Doch auf HOMO ERRATICUS ist er eine<br />
Art zweites Ich von mir selbst. Er sagt frech provozierende<br />
Dinge, die ich mich selbst in der Öffentlichkeit<br />
nicht auszusprechen traue. Denn er ist<br />
ein pensionierter Politiker, der die Humanität in die<br />
politische Diskussion zurückbringen möchte. Ich<br />
identifiziere mich zwar nicht völlig mit Gerald und<br />
bin definitiv kein Au<strong>to</strong>biograf wie er. Aber ich lasse<br />
ihn sich mit Themen beschäftigen, die mich selbst<br />
stark interessieren.<br />
Warum wurde aus einem Album von 1972 jetzt<br />
eine Trilogie?<br />
Zumindest vage war THICK AS A BRICK spätestens<br />
ab 2011, als ich am zweiten Teil saß, als Trilogie<br />
konzipiert. Prog-Rock, in dem ich mich zu Hause<br />
fühle, bietet einem Musiker ja die einmalige Chance,<br />
ausufernde und fantastische Geschichten zu erzählen.<br />
Das macht diesen Stil ja so aufregend! Man<br />
bedenke, dass ich dieses Mal 1400 Jahre His<strong>to</strong>rie in<br />
eine knappe Stunde Spielzeit packe. Das ist schon<br />
spannend.<br />
Michael Fuchs-Gamböck
D<br />
ORO<br />
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Mit dem Album RAISE YOUR FIST<br />
– 30 YEARS ANNIVERSARY EDITION und zwei<br />
Jubiläumsshows in ihrer Heimatstadt Düsseldorf hat die deutsche Metal-Queen<br />
Doro (Pesch) Anfang Mai ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Vor den<br />
Festivitäten sprach <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser mit der Sängerin, die<br />
am 3. Juni 50 wird.<br />
Die Bonus-CD „Powerful Passionate Favorites"<br />
der Jubiläumsveröffentlichung enthält Cover-<br />
Versionen und Unveröffentlichtes – neue oder<br />
alte Aufnahmen?<br />
Eine Mischung aus beidem! "Warfare" ist neu und der<br />
Titelsong des Films „Anuk III – Die dunkle Flut", der<br />
Ende des Jahres rauskommt. "Only You" hat Gene Simmons<br />
für das Kiss-Album THE ELDER geschrieben –<br />
den haben wir neu aufgenommen. "Nutbush City Limits" habe ich vor ein paar<br />
Monaten eingespielt, "Egypt" wurde vor längerer Zeit mal für ein Ronnie-James-<br />
Dio-Tribute-Album gemacht. "NYC Blues" ist die erste Demofassung, die ich in<br />
meinem Apartment in New York in einer einsamen Stunde aufnahm. Dann ist da<br />
noch "Babe, I'm Gonna Leave You" von Led Zeppelin – die erste Heavy-Band, die<br />
ich je gehört habe. Den Titel wollte ich schon immer mal singen.<br />
Motörheads Lemmy musste auch dabei sein?<br />
Ja, ja! Das ist ein anderer Mix als auf RAISE YOUR FIST von 2012. Damals habe<br />
ich mich für den etwas gefühlvolleren entschieden, jetzt ist der härtere Mix dabei.<br />
Du feierst dein Jubiläum mit zwei Shows ...<br />
Und es gibt an beiden Abenden unterschiedliche Programme. Es werden viele Gäste<br />
wie Udo Dirkschneider, Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Mille Petrozza (Krea<strong>to</strong>r)<br />
dabei sein. Biff Byford von Saxon hat zugesagt, Chris Caffery (Trans-Siberian Orchestra),<br />
Lordi – am ersten Abend wird das Classic Metal Night Orchester antreten.<br />
Auch ehemalige Warlock-Kollegen?<br />
Ein paar sagten, sie möchten keine Musik mehr machen.<br />
Ich habe Drummer Micha Eurich kontaktiert – er hat sich<br />
noch nicht gemeldet. Aber es ist wohl unmöglich, die<br />
Urbesetzung noch mal zusammenzubringen.<br />
Du warst gerade in Brasilien auf Tour, liebst als<br />
Sportfan Fußball. Hast du Tipps für Jogis Nationalelf<br />
während der WM?<br />
Vorsicht beim Essen und Trinken! Kein Leitungswasser,<br />
nur aus Flaschen trinken, bei den Salaten aufpassen! Ich<br />
habe mir auf der letzten Tour ein heftiges Virus eingefangen!
Teil II<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Blackpool<br />
50 Jahre<br />
Einzelflieger<br />
Nachdem im letzten Heft der umfangreiche<br />
CD-Katalog der Byrds und das Soloschaffen<br />
von Roger McGuinn, David Crosby und Gene<br />
Clark vorgestellt worden sind, folgt nun der<br />
zweite Teil mit den Alben von Chris Hillman,<br />
Mike Clarke, John York und Skip Battin, vier<br />
ebenfalls fleißigen Musikern.<br />
Chris Hillman<br />
Mit den Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs,<br />
denen auch Gram Parsons angehörte,<br />
entstand in stilistischer<br />
Nachfolge von SWEETHEART<br />
OF THE RODEO 1969 das<br />
bahnbrechende<br />
Country-<br />
Rockalbum THE GILDED PA-<br />
LACE OF SIN (A&M) mit Top-<br />
Songs wie "Christine's Tune",<br />
"Sin City" und "Dark End Of<br />
The Street".<br />
Musikalischer Wert: sehr hoch<br />
Sammelwert: unverzichtbar<br />
Die beiden weiteren Burri<strong>to</strong>s-Alben<br />
auf A&M, BURRI-<br />
TO DELUXE (noch mit Gram<br />
Parsons) und THE FLYING<br />
BURRITO BROS (nun ohne<br />
Parsons, aber mit Michael<br />
Clarke als neuem Drummer),<br />
konnten das Niveau<br />
nicht mehr ganz halten;<br />
sie setzten mit Songs wie<br />
"Cody, Cody", "Wild Horses"<br />
und "White Line Fever" aber<br />
immer noch Maßstäbe.<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Die drei Studio-Alben – und<br />
der Konzertmitschnitt LAST<br />
OF THE RED HOT BURRITOS<br />
(A&M) – wurden mehrfach veröffentlicht.<br />
Die kompaktesten<br />
Editionen sind die Twofer-CDs SIN<br />
CITY – THE VERY BEST OF (A&M)<br />
und THE FLYING BURRITO BROS<br />
/ LAST OF THE RED HOT BURRI-<br />
TOS (mit zwei Gene-Clark-Bonus-<br />
Tracks; Raven).<br />
Verstreute Tracks mit<br />
Hillman (und anderen Ex-<br />
Byrds) finden sich auch auf<br />
den Samplern FLYING BUR-<br />
RITO BROTHERS (A&M),<br />
CLOSE UP THE HONKY<br />
TONKS (BGO) und DIM<br />
LIGHTS, THICK SMOKE AND<br />
LOUD, LOUD<br />
MUSIC (Edsel) sowie auf den Livescheiben<br />
DEVILS IN DISGUISE – 1971 LIVE BROADCAST<br />
(Smokin) und AUTHORIZED / FILLMORE EAST NEW<br />
YORK NOVEMBER 7 1970 (A&M).<br />
Musikalischer Wert: insgesamt hoch bis sehr hoch<br />
Sammelwert: hoch bis sehr hoch<br />
Nächste Hillman-Station: Die von Stephen Stills<br />
formierte, nur aus namhaften Musikern bestehende<br />
Gruppe<br />
p<br />
Manassas. s Ihr<br />
Debüt MANASSAS S S (Atlantic)<br />
tic)<br />
war gleich ein<br />
qualitativ<br />
hochwertiges Doppelalbum,<br />
das sich auch gut<br />
verkaufte, aber ebenso<br />
wie der Nachfolger DOWN<br />
THE ROAD (Atlantic) keine<br />
große Zukunft einläutete.<br />
2009 erschien noch der<br />
gute Nachschlag PIECES<br />
(Rhino).<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Nächste Episode: die kurzlebige Sou<strong>the</strong>r-Hillman-<br />
Furay Band mit den Alben THE SOUTHER-HILL-<br />
MAN-FURAY BAND und TROUBLE IN PARADISE<br />
(beide Wounded Bird), beide<br />
ordentlich, aber nicht berauschend.<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
Unter eigenem Namen spielte<br />
Hillman die solide-mainstreamigen<br />
Alben SLIPPIN' PIN AWAY<br />
(Elektra)<br />
und<br />
CLEAR<br />
SAILIN'<br />
(Woun-<br />
ded Bird) mit freundlichem California-Rock<br />
ein. Dabei profilierte<br />
er sich als Komponist, sang und<br />
spielte Gitarren, Bass und Mandoline.<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch bis hoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
MORNING SKY (Sugar Hill)<br />
läutete 1982 eine bis heute<br />
andauernde stilistische Wende<br />
ein: Country mit starker<br />
Bluegrass-Färbung statt gefälligem<br />
Rock. Spitzenmusiker<br />
standen Hillman dabei<br />
zur Seite. 1984 folgte DE-<br />
SERT ROSE (Sugar Hill), l) ein guter Nachzieher, ...<br />
... der zum Namensgeber der Hillman-Band wurde.<br />
Die Alben THE DESERT ROSE BAND, RUNNING,<br />
PAGES OF LIFE, TRUE LOVE, LIFE GOES ON und<br />
TRADITIONAL (alle Curb) bieten herrlich ausgereiften<br />
Country-Rock; er warf in den Achtzigern hohe, in den<br />
Neunzigern schwächere Chartnotierungen ab.<br />
Mit Dauerkumpel Herb Pedersen spielte Hillman<br />
die feinen Alben BAKERSFIELD<br />
BOUND (Sugar Hill, 1996) und<br />
AT ED-<br />
WARDS<br />
B A R N<br />
(Rounder,<br />
2010) ein.<br />
Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
OUT OF THE<br />
WOODWORK;<br />
RICE, RICE, HILLMAN &<br />
PEDERSEN und RUNNING<br />
WILD (alle Rounder), drei<br />
Platten des Quartetts Rice,<br />
Rice, Hillman & Pedersen<br />
bieten guten bis exzellenten<br />
Country-Rock ohne übertriebene<br />
Neuerungstendenzen. n<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch bis hoch<br />
Sammlerwert: mittelhoch bis hoch<br />
Als längst völlig ausgereifter Songschmied ("Second<br />
Wind", "I'm Still Alive", "Heaven Is My Home") stellt<br />
sich Hillman auf den Solo-Alben LIKE A HURRICANE<br />
(Sugar Hill, 1998) und THE OTHER SIDE (Cooking<br />
Vinyl, 2005) vor. Geboten werden auch Top-Versionen<br />
von Klassikern wie "Eight Miles High", "When<br />
You Walk<br />
In The Room" oder<br />
"Like A Hurricane".<br />
ri<br />
Michael Clarke<br />
Der einzige nicht-kreative Byrd<br />
spielte nach seinem Abgang<br />
1968 bei weiteren Byrds-Besetzungen<br />
und den Flying Burri<strong>to</strong><br />
Oft zu Unrecht übersehen<br />
wird EVER CALL<br />
READY (Sierra), das einzige<br />
Album der gleichnamigen<br />
Gruppe, die Hillman 1985<br />
mit Bernie Leadon, Al Perkins,<br />
David Mansfield und<br />
Jerry Scheff betrieb.<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Bro<strong>the</strong>rs. Ansonsten besteht sein<br />
Schlagzeugerwerk g<br />
rk aus<br />
FIRE-<br />
FALL,<br />
UN-<br />
DER-<br />
TOW (beide Atlantic), LUNA<br />
SEA und ELAN (beide Collectables),<br />
den ersten vier<br />
Alben (1973–1980) der<br />
Band Firefall; sie spielte<br />
sehr gefälligen, lige<br />
aber nicht den Himmel stürmenden<br />
Country-Folk-Rock. Eine brauchbare Kopplung dieser<br />
Gruppe ist GREATEST HITS (Rhino).<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
John York<br />
Bevor John York 1968/69 bei<br />
den Byrds Bass spielte, hatte er<br />
schon beim Album THE PAPAS<br />
& THE MAMAS PRESENTED<br />
BY THE MAMAS & THE PAPAS<br />
mitgemischt sowie mit dem<br />
Sir Douglas Quintet einige<br />
Sing les vorgelegt. Außerdem<br />
ist er auf Einspielungen<br />
der Gruppe Cry zu<br />
hören (siehe Heft 2/2014).<br />
Sein Solo-Auss<strong>to</strong>ß<br />
umfasst nur wenige Scheiben. Die „übliche Folk-<br />
Country-Rockmischung"<br />
findet sich auf CLAREMONT<br />
DRAGON (Taxim) und ARI-<br />
GATOU BABY (Global Rec./<br />
Import) und auch auf FA-<br />
MILY TREE (Folkets Dischi),<br />
einem mit Ex-Byrd Skip<br />
Battin und<br />
den<br />
Italienern<br />
ern<br />
Ricky Man<strong>to</strong>an, Beppe D'<br />
Angelo und Renata Borat-<br />
<strong>to</strong><br />
entstandenen Album.<br />
Unklar, weil im CD-<br />
Beiblatt nicht erläutert, ist<br />
die Herkunft der sechs –<br />
recht ordentlichen! – Songs auf JOHN YORK (Sonic<br />
Wave International/Amazon).<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch, teils besser<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
1991 veröffentlichte York<br />
zuerst sein Buch „Sacred<br />
Paths Of Songs" und anschließend<br />
mit Jamie Sams<br />
aufgenommene Musik mit<br />
Stücken in der Tradition<br />
nordamerikanischer Indianermusik,<br />
die sich auf das<br />
Buch<br />
bezogen en (CD<br />
auf<br />
Taxim).<br />
1997 und 2004 folgte weitere Musik in diesem<br />
Genre mit den Alben THE<br />
LEGEND OF ENCHANTE-<br />
MENT und CLAN MOTHER<br />
SONGS (Rain Records). Mit<br />
dem Japaner Yokiko Matsuyama<br />
nahm York 2003 das<br />
Album KOTO auf. CD-VÖs<br />
ließen sich vom Au<strong>to</strong>r nicht<br />
ermitteln.<br />
Musikalischer und Sammelwert: interessant für<br />
Komplettisten und Weltmusik-Erforscher<br />
Skip Battin<br />
Skip Battin (1934–2003) spielte<br />
vor seinen Byrds-Jahren mit und<br />
bei diversen Combos, allerdings<br />
ohne nachhaltige Plattenveröffentlichungen.<br />
Es gibt zwei Ausnahmen:<br />
Als Skip & Flip betrieb<br />
er 1956–1961 mit Gary Pax<strong>to</strong>n<br />
ein Duo, dessen Essenz auf<br />
der CD IT WAS I – THE VERY<br />
BEST OF SKIP & FLIP (Collectables)<br />
vorliegt. Zu hören<br />
ist gefälliger Fifties-Pop mit<br />
Rock'n'Roll-Wurzeln.<br />
Musikalischer Wert:<br />
mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
1967 gründete Battin mit Al Rosenberg die Evergreen<br />
Blues Shoes, die das starke Folk-Rockalbum<br />
THE BALLAD OF EVER-<br />
GREEN BLUESSHOES<br />
(Amos) veröffentlichten. Es<br />
erwies sich jedoch als kommerzieller<br />
Misserfolg und<br />
liegt offenbar darum bis<br />
heute nicht auf CD vor.<br />
Noch während der<br />
Byrds-Zeit erschien auf Signpost 1972 Battins erstes<br />
Solowerk SKIP (CD: Collectables) mit brillantem Country-<br />
und<br />
Folk-Rock aus<br />
eigener Werkstatt. Unter den<br />
Begleitmusikern: Roger Mc-<br />
Guinn und Clarence White!<br />
Mit weiteren Solotaten<br />
ließ sich Battin Zeit. Erst<br />
1981 kam NAVIGATOR und<br />
drei Jahre später DON'T GO<br />
CRAZY (beide Appaloosa,<br />
nur Vinyl). Auch hier gibt's<br />
unter Mithilfe ilfe<br />
von<br />
Top-Musikern wie Sneaky Pete<br />
e<br />
Kleinow und Greg Harris<br />
hochwertigen Folk-Rock,<br />
wobei die zweite Seite von<br />
DON'T GO CRAZY italienisch<br />
gesungene Songs enthält.<br />
Auch TOPANGA SKY-<br />
LINE (Sierra) enthält großartiges<br />
Material, das schon<br />
1973 eingespielt, aber erst 2010 veröffentlicht fent<br />
wurde.<br />
Musikalischer Wert: hoch<br />
Sammelwert: hoch<br />
Von 1975 bis 1977 war Battin<br />
Mitglied der New Riders Of The<br />
Purple Sage.<br />
Die unter seiner Mitwirkung<br />
entstandenen Alben BRUJO und<br />
OH, WHAT A MIGHTY TIME<br />
(beide BGO) sowie NEW RIDERS<br />
(MCA; derzeit als First-Hand-<br />
CD schwer erhältlich!) bieten<br />
erstklassigen Westcoast-Country-Rock<br />
und gehören zu den<br />
besten Arbeiten der Gruppe.<br />
Musikalischer Wert:<br />
hoch bis sehr hoch<br />
Sammelwert: sehr hoch<br />
In der zweiten Seventies-Hälfte trieb sich Skip Battin<br />
bei den Flying Burri<strong>to</strong>s Bro<strong>the</strong>rs herum, die zu dieser<br />
Zeit keine Country-Rockinnova<strong>to</strong>ren mehr waren, aber<br />
weiterhin technisch gut gespielte<br />
Musik dieses Genres lieferten.<br />
Das belegen die Original-Alben<br />
AIRBORNE (Acadia), LIVE IN TO-<br />
KYO und HEARTS ON THE LINE<br />
(Curb, nur Vinyl).<br />
Im Lauf der Jahre erschienen<br />
zudem mehrere Live-CDs<br />
der Burri<strong>to</strong>s mit Battins Beteiligung.<br />
Sammler können sich an THE BICEN-<br />
TENNIAL FLYING BURRITO BROTHERS '76 (Relix),<br />
LIVE FROM AMSTERDAM 1985 (Relix), LIVE FROM<br />
EUROPE und THE LIVE COLLECTION (Castle) erfreuen.<br />
Musikalischer Wert: mittelhoch<br />
Sammelwert: mittelhoch<br />
Im nächsten Heft folgen zum Abschluss die Solotaten<br />
von Gene Parsons, Clarence White, Gram Parsons<br />
und Kevin Kelley.
Ein Waterloo für den Rest der (Pop-)Welt<br />
Es war purer Zufall, dass Abba 1974 im englischen Seebad<br />
Brigh<strong>to</strong>n im dortigen Grand Hotel die Suite mit dem s<strong>to</strong>lzen Namen<br />
Napoleon" bewohnten. Denn dem schwedischen Quartett wurden<br />
"<br />
beim 19. Eurovision Song Contest allenfalls Außenseiterchancen<br />
eingeräumt, als es am 6. April 1974 die Bühne betrat.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Bubi Heilemann/www.rockfo<strong>to</strong>.de<br />
Agnetha Fältskög, Anni-Frid Lyngstadt, Björn<br />
Ulvaeus und Benny Andersson rechneten selbst<br />
nicht mit einem Erfolg. Sie wetteten mit dem deutschen<br />
(„Bravo"-)Fo<strong>to</strong>grafen Wolfgang „Bubi" Heilemann,<br />
der eine Flasche Champagner auf einen Abba-<br />
Sieg mit "Waterloo" setzte – die vier Skandinavier<br />
hielten dagegen. „Ich hatte nicht gewagt, darauf zu<br />
hoffen. Ich dachte, dass wir zwar eine Chance hätten,<br />
nicht aber, dass wir siegen", sagte Anni-Frid<br />
Lyngstadt unmittelbar nach dem Gewinn des Wettbewerbs<br />
– nachzuhören auf der Bonus-DVD, mit der<br />
das Album WATERLOO – 40th ANNIVERSARY als Deluxe<br />
Edition jetzt in der Neuauflage angereichert ist.<br />
Augenzeuge Heilemann berichtete später im Good-<br />
Times-Gespräch, dass er bei den britischen Buchmachern<br />
viel Geld gewann – deren Abba-Quote war<br />
ausnehmend hoch (oder schlecht, je nach Sichtweise),<br />
weil die Zocker eher Gigliola Cinquetti mit "Si"<br />
oder das niederländische Duo Mouth & MacNeal ("I<br />
See A Star") vorn erwarteten. Doch die Italienerin<br />
wurde mit 18 Jury-Punkten Zweite, das optisch so<br />
kontrastreiche Holländerduo mit 15 Zählern Dritte –<br />
während die Schweden satte 24 Punkte einfuhren.<br />
Wobei nicht unterschlagen werden darf, dass der<br />
ebenfalls sehr aussichtsreiche französische Grand-<br />
Prix-Beitrag "La vie à 25 ans" von Sängerin Dani vier<br />
Tage vor dem großen Ereignis zurückgezogen wurde.<br />
Grund: der Tod von Frankreichs Staatspräsident<br />
Georges Pompidou.<br />
Es war nicht Abbas erster Anlauf beim Grand Prix<br />
Eurovision de la Chanson, der erst 1992 in Eurovision<br />
Song Contest (ESC) umbenannt wurde: Im<br />
Jahr zuvor hatte der flotte Vierer bereits mit "Ring<br />
Ring" an der schwedischen Vorentscheidung teilgenommen.<br />
Allerdings hatte die so genannte Expertenjury<br />
die Gruppe nur auf Rang drei gesetzt – was<br />
laut Medienberichten zu Proteststürmen geführt<br />
haben soll. Dies entmutigte das Komponistenduo<br />
Ulvaeus/Andersson und ihren Siegerliedtexter (und<br />
Manager) Stikkan „Stig" Anderson allerdings nicht,<br />
sondern stachelte es eher an – mit gehörgängigen,<br />
gravierenden Folgen: "Waterloo" wurde zum Welthit<br />
und Ausgangspunkt für eine kurze, heftige und<br />
unglaublich erfolgreiche Weltkarriere. „Wenn man<br />
für den ESC schreibt, passiert das nicht für den<br />
schwedischen Markt, sondern für Europa und den<br />
Rest der Welt. Erst muss man einen Titel haben, den<br />
jeder versteht – wir hatten denselben Titel in allen<br />
Sprachen", nannte Stig Anderson noch unter dem<br />
unmittelbaren Eindruck der Siegerkür in Brigh<strong>to</strong>n<br />
einen Grund für den umgehenden globalen Erfolg<br />
– für den Rest der (Pop-)Welt ein Waterloo der Extraklasse.<br />
Heilemann formulierte seine Einschätzung<br />
so: „Abba siegten, gerade weil sie so anders waren,<br />
so einen Schwung drauf hatten, weil sie so <strong>to</strong>lle Kostüme<br />
hatten und super Musik machten" – eben anders<br />
als die meisten anderen, eher betulichen Nummern,<br />
mit denen der Siegertitel konkurriert hatte.<br />
Das stets skandalfreie Quartett hatte die damaligen<br />
Trends gehört, sich bei anderen Stilen bedient und<br />
clever etwas Eigenes daraus gestrickt – eine Nummer,<br />
die bestens zum Mitsingen taugte.<br />
In über 50 Ländern wurde "Waterloo" unmittelbar<br />
nach dem Grand Prix veröffentlicht, in knapp 20 davon<br />
reichte es für die Top Ten – in Deutschland und<br />
Großbritannien sogar für die Spitzenpostion. Noch<br />
im selben Jahr wurde der Song, den Ulvaeus/Andersson<br />
auf der Insel Viggsö bewusst als „fröhliches und<br />
schnelleres" Lied komponiert hatten, als Titelmelodie<br />
in den Soundtrack der deutschen Kinokomödie<br />
„Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" integriert.<br />
Exakt 20 Jahre später war es im Kino in „Muriels<br />
Hochzeit" zu hören, ebenso bei den „Simpsons"<br />
(„Wer ist Mona Simpson?") – und als Gimmick am<br />
Ende des <strong>Music</strong>als „Mamma Mia". Und: Anlässlich<br />
des 50. ESC wurde "Waterloo" 2005 zum „Besten<br />
Lied in der Geschichte des Wettbewerbs" gekürt.<br />
Weltweit feierten die Fans Abba bis zu ihren letzten<br />
Auftritten im Dezember 1982 – auch und gerade<br />
in Deutschland, mit dem das Quartett eine besondere<br />
Verbundenheit pflegte. Bereits 1972 waren alle<br />
vier Abba-Mitglieder auf der Single "Hey Musikant"<br />
zu hören gewesen, die Björn & Benny veröffentlichten.<br />
Zuvor hatte Agnetha 1968 sechs Monate lang<br />
in Berlin gelebt, (erfolglos) deutschsprachige Singles<br />
veröffentlicht und war im hiesigen TV aufgetreten.<br />
Stichwort Fernsehen: Ihren ersten deutschen<br />
TV-Auftritt absolvierten Abba am 6. Januar 1973<br />
in Ilja Richters „Disco" – allerdings ohne die hochschwangere<br />
Agnetha, die von Inger Brundin vertreten<br />
wurde. Im selben Jahr gab es auch Abba auf<br />
Deutsch: "Wer im Wartesaal der Liebe steht" hieß<br />
die deutsche Fassung von "Ano<strong>the</strong>r Town, Ano<strong>the</strong>r<br />
Train" und war auf der<br />
B-Seite von "Ring Ring" zu<br />
hören. Doch das war nur ein<br />
Vorgeschmack auf all das,<br />
was noch kommen würde ...<br />
Philipp Roser<br />
Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
warner music präsentiert<br />
Die ersten 3 Alben als ultimative Re-issues!<br />
mit unveröffentlichten Aufnahmen – remastered by Jimmy Page<br />
Super Deluxe Box Set, 2CD Deluxe Edition, vinyl Deluxe Edition,<br />
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! REVIEWS<br />
HIGHLIGHTS<br />
CD<br />
NAZARETH<br />
ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE<br />
Wer ihn je live auf der Bühne hat <strong>to</strong>ben und<br />
röhren erlebt, mag es kaum glauben, dass diese<br />
Ära wirklich vorbei sein soll. Doch es ist so:<br />
Dan McCafferty (*14.10.1946 in Dunfermline),<br />
seit 1968 ununterbrochen Frontmann<br />
von Nazareth, wird nicht mehr konzertant mit<br />
der schottischen Rockformation zu erleben<br />
sein. Nachdem er im August vergangenen<br />
Jahres bei einem Gig in der Schweiz auf der<br />
Bühne zusammengebrochen war und sich<br />
Ähnliches bereits einen Monat zuvor in Kanada<br />
ereignet hatte, ließ<br />
er sich eingehend medizinisch<br />
durchchecken.<br />
Dabei stellte sich heraus,<br />
dass er an einer chronischen<br />
Lungenkrankheit<br />
(COPD = Chronisch obstruktive<br />
Bronchitis) leidet.<br />
Was den 67-Jährigen<br />
nicht davon abhielt, mit<br />
seinen Kollegen Pete Agnew<br />
(b, Gründungsmitglied), d), Lee Agnew (dr,<br />
seit 1999) und Jimmy Murrison (g, seit 1994)<br />
noch einmal ins Studio zu gehen, um ROCK<br />
’N’ ROLL TELEPHONE einzuspielen – ehe<br />
er das Gesangsmikro an seinen Nachfolger<br />
Lin<strong>to</strong>n Osborne (ebenfalls aus Dunfermline)<br />
weiterreicht.<br />
© Marc Marnie<br />
Es ist das 24. Nazareth-Album mit McCafferty,<br />
und dessen Kraftanstrengung im Studio hat<br />
sich gelohnt. Die Songs stammen weitestgehend<br />
aus der Feder der „Youngster” Murrison/<br />
Agnew Jr. Zugleich verdeutlicht die Scheibe<br />
noch einmal nachdrücklich, was die Band mit<br />
ihm verliert: einen kraftvollen wie beseelten<br />
Vokalisten mit unverkennbarer Raspelröhre.<br />
Er packt die hohen Noten immer noch genauso,<br />
wie er dreckig abgehen oder einfühlsam<br />
schmachten kann. ROCK ’N’ ROLL TELE-<br />
PHONE präsentiert<br />
Nazareth so, wie<br />
man sie kennt: erdig,<br />
kantig, geradeaus,<br />
eben zeitlos gut.<br />
Der Opener “Boom<br />
Bang Bang” lebt<br />
vom Gitarrenriff,<br />
groovt schwerbütig<br />
und mit dezentem<br />
funky Einschlag<br />
bei Gitarre und Bass; die Nummer geht ins<br />
Ohr und stimmt passend auf das Folgende<br />
ein. Wuchtig und eine Spur härter geht<br />
es mit “One Set Of Bones” weiter, wobei<br />
McCafferty aufhorchen lässt, weil er sich<br />
zwischendurch in fast ungewohnte Höhen<br />
emporschwingt. “Back 2B4” weist reich-<br />
lich Akustikfeeling und durch die Melodiebe<strong>to</strong>nung<br />
ein erhöhtes Quantum an Gehörgängigkeit<br />
auf, während das getragenere<br />
“Winter Sunlight” atmosphärische Wirkung<br />
besitzt und auch mit Akustikgitarreneinsatz<br />
die sanftere und deutlich<br />
ruhigere Seite der Band<br />
repräsentiert. Den perfekt<br />
passenden Kontrast hierzu<br />
beschert dann die sich anschließende<br />
Titelnummer:<br />
Sie besitzt fast schon metallischen<br />
Charakter, und<br />
Pete Agnew konnte hier die<br />
für ihn typischen markanten<br />
Fuzz-Bassanklänge einsetzen, die dem<br />
Stück zusätzlichen Pep verleihen. Und dann<br />
geht die Uptempo-Post ab: “Punch A Hole<br />
In The Sky” ist eine gelungene Verbeugung<br />
vor einigen eigenen Klassikern der Vergangenheit.<br />
Etwas aus dem gewohnten Klangrahmen fällt<br />
“Long Long Time”, wo es sich die Band nicht<br />
verkneifen konnte, auch mal programmierte<br />
Sounds einzustreuen (bei Nazareth eher Geschmacksache<br />
des einzelnen Hörers), während<br />
das folgende “The Right Time” wieder<br />
mehr in die Kategorie balladesk und ruhiger<br />
fällt und vorsichtig countryeske Tupfer hören<br />
lässt – schließlich haben die Schotten auch<br />
Anhänger jenseits des Atlantiks. Danach<br />
muss es natürlich heavier weitergehen – das<br />
tut die Band mit dem kompakt-wuchtigen<br />
und riffschwangeren “Not Today” in eher<br />
getragenem Tempo. “Speakeasy”<br />
kontrastiert spannend,<br />
ehe “God Of The Mountain”<br />
noch einmal rockt und zum<br />
Abschluss einen Höhepunkt<br />
beschert: Die zuvor für das<br />
österreichische Team bei den<br />
Olympischen Winterspielen<br />
bereits hörbar gemachte<br />
Nummer donnert kraftvoll<br />
und zugleich sehr eingängig in die Gehörgänge,<br />
so dass man geneigt ist, gleich noch mal<br />
auf die Wiederholungstaste zu drücken. Der<br />
Song belegt, dass die Band es immer noch<br />
versteht, manchmal knapp an der Grenze<br />
zum Metal abzurocken. Abgerundet wird das<br />
Deluxe-Paket mit einer Bonus-CD, die fünf<br />
Livenummern sowie zwei weitere Studiotracks<br />
enthält.<br />
Mr. McCafferty, ROCK ’N’ ROLL TELE-<br />
PHONE ist ein würdiges wie gelungenes Abschiedsgeschenk<br />
für die Fans.<br />
(Unionsquare/Soulfood, 2014,<br />
11/44:17, 7/32:39) pro<br />
di d d l ih h<br />
DVD<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
INSIDE LLEWYN DAVIS /<br />
ANOTHER DAY, ANOTHER TIME<br />
BOX<br />
RUSH<br />
RUSH<br />
Als Ende 2013 der Film „Inside Llewyn<br />
Davis” in die US-Kinos kam, waren einige<br />
Vertreter der New Yorker Folkszene,<br />
darunter Suzanne Vega, schwer erbost,<br />
welches Bild er von einem ihrer großen<br />
Säulenheiligen der 60er Jahre zeichnet.<br />
Zum einen beruht der Streifen jedoch<br />
nur sehr lose auf der Au<strong>to</strong>biografie des<br />
Sänger/Songschreibers<br />
Dave Van Ronk, zum anderen<br />
handelt es sich um eine<br />
Satire der Coen-Brüder,<br />
die schon mit Filmen wie<br />
„The Big Lebowski” und<br />
„O Bro<strong>the</strong>r Were Art Thou”<br />
zeigten, dass man nicht alles<br />
so ernst nehmen sollte.<br />
Und eigentlich würdigt der<br />
Film, obwohl der titelgebende<br />
Protagonist ein ziemlicher<br />
Snob – aber auch ein<br />
liebenswerter Loser – ist, durchaus die<br />
Verdienste der Folkszene des New Yorker<br />
Greenwich Village, die in den Sixties<br />
Stars wie Bob Dylan, Tom Pax<strong>to</strong>n<br />
und Phil Ochs hervorbrachte. Zahlreiche<br />
Songs aus dem damaligen Reper<strong>to</strong>ire<br />
sind live und in voller Länge zu hören (in<br />
welchem Musikfilm gibt es das schon?),<br />
darunter “The Last Thing On My Mind”<br />
und “Five Hundred Miles”. Für die Neu-<br />
Interpretationen zeichneten führende<br />
Neo-Folker wie Marcus Mumford (Mumford<br />
& Sons) und The Punch Bro<strong>the</strong>rs sowie<br />
Produzentenlegende T Bone Burnett<br />
verantwortlich; den Songs ihre Stimmen<br />
gaben u.a. Hauptdarsteller Oscar Isaac<br />
und Popstar Justin Timberlake, der in<br />
dem Film in einer Nebenrolle zu sehen<br />
ist. Die Handlung von „Llewyn Davis”<br />
kreist um einen zwar talentierten, jedoch<br />
mittellosen Folksänger, der im Jahr 1961<br />
durch New York streift, immer auf der<br />
Suche nach einem Engagement.<br />
Während er erfolglos<br />
bleibt, ernten später andere<br />
die Lorbeeren: am Ende<br />
sieht man im Hintergrund<br />
einen Sänger die Bühne betreten,<br />
der unverkennbar an<br />
Bob Dylan erinnert ... Der<br />
Film erscheint nun zusammen<br />
mit einem rund 40-minütigen<br />
Making-of auf DVD<br />
und Blu-ray. Musikfans<br />
sollten gleich zur Special<br />
Edition greifen: Denn auf einer zweiten<br />
Scheibe findet sich mit dem Konzertfilm<br />
„Ano<strong>the</strong>r Day, Ano<strong>the</strong>r Time” ein wahres<br />
Schmankerl – ein Mitschnitt des von T<br />
Bone Burnett kuratierten Tribute-Gigs in<br />
der New Yorker Town Hall, der die Songs<br />
der Greenwich-Village-Folkszene feierte.<br />
Neben Joan Baez und Patti Smith treten<br />
darin zahlreiche jüngere Künstler auf,<br />
darunter Marcus Mumford, Jack White,<br />
The Milk Car<strong>to</strong>n Kids und die Punch<br />
Bro<strong>the</strong>rs.<br />
(Arthaus/Studiocanal, 2014,<br />
142 Min. + 97 Min.) frs<br />
RUSH erschien im März 1974 über das bandeigene<br />
Label Moon Records. Schnell waren<br />
alle 3500 Exemplare verkauft, wer heute<br />
eine jener LPs sein Eigen nennt, darf sich<br />
glücklich schätzen. Für alle anderen gibt es<br />
nun (nach diversen CD-Versionen) wieder<br />
einmal die Chance, sich das Debüt der gleichnamigen<br />
kanadischen Rockband zu sichern.<br />
Doch statt einer profanen<br />
LP-Wiederveröffentlichung<br />
sorgt der 40. Geburtstag<br />
des Albums<br />
für eine wunderschön<br />
gestaltete Box. Doch<br />
nicht nur bei der Aufmachung<br />
wurde zuge-<br />
legt, auch klangtechnisch<br />
wurden weder Kosten noch<br />
Mühen gescheut, um das<br />
Bestmögliche aus den originalen<br />
Stereo-Masterbändern herauszuholen. Von<br />
Terry Brown wurden die Tonspuren in Toron<strong>to</strong><br />
behutsam neu abgemischt, das Remastering<br />
erfolgte in den Londoner Abbey Road<br />
Studios, den dezenten Hinweis „For best<br />
results play at maximum volume” auf dem<br />
Backcover sollte man dennoch beherzigen.<br />
Denn dann spielt das dicke 200g-Vinyl seine<br />
Stärken erst so richtig aus, mit unglaublicher<br />
Dynamik powert Geddy Lees Bass aus den<br />
Boxen, brachial die Riffs von Gitarrist Alex<br />
Lifeson. Am Schlagzeug saß damals noch der<br />
inzwischen vers<strong>to</strong>rbene John Rutsey, der sich<br />
aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung nicht<br />
dem Tourstress aussetzen wollte und so, kurz<br />
nach der Veröffentlichung des Albums, von<br />
Neil Peart ersetzt wurde. Welchen Einfluss<br />
dessen Einstieg hatte, zeigt nicht zuletzt der<br />
musikalische Kurswechsel, den Rush mit ihm<br />
vollzogen. Oder anders gesagt: Die Musik,<br />
mit der Rush vor 40 Jahren ihr Debüt bestückten,<br />
hat nur wenig mit dem harten Prog-Rock<br />
zu tun, mit dem sie<br />
später zu einer der erfolgreichsten<br />
Bands<br />
dieses Genres wurden.<br />
Mit Cover-Versionen<br />
von <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>,<br />
The Who, Cream und<br />
Jimi Hendrix starteten<br />
sie<br />
ihre Karriere, kein<br />
Wunder fielen die acht RUSH-<br />
Tracks, allesamt selbst kompo-<br />
niert, so bluesig riff-orientiert<br />
aus, wie Blues-Rocktrios in den<br />
70ern eben klangen – nicht mehr, aber auch<br />
nicht weniger. Wenngleich, kennt man den<br />
Fortgang der Geschichte, dann lassen sich<br />
schon hier die spätere Perfektion, das untrügliche<br />
Gespür für tragende Melodien sowie<br />
ein gehöriger Schuss Individualität erkennen<br />
– alles Dinge, die Rush später auszeichneten.<br />
Neben der LP liefert die Box eine verkleinerte<br />
Reproduktion des ersten Promo-Posters,<br />
einen Rush-Stammbaum in Postergröße,<br />
Fo<strong>to</strong>karten der Bandmitglieder sowie einen<br />
Download Code für mp4-Files, direkt vom<br />
Vinyl auf 320kbps gerippt.<br />
(Universal, 1974, 8 Tracks)<br />
us<br />
Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
TOP 5 – Live-Doppelalben<br />
1. Neil Young – Live Rust<br />
2. Ian Hunter – Welcome To The Club<br />
3. Crosby, Stills, Nash & Young – 4 Way Street<br />
4. Deep Purple – Made In Japan<br />
5. Bob Seger & The Silver Bullet Band – Live Bullet<br />
Fabian Leibfried<br />
1. Queen – Live Killers<br />
2. Ramones – It’s Alive<br />
3. Styx – Caught In The Act<br />
4. Thin Lizzy – Life – Live<br />
5. Kiss – Alive II<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
1. Little Feat – Waiting For Columbus<br />
2. Van Morrison – It’s Too Late To S<strong>to</strong>p Now<br />
3. Eric Clap<strong>to</strong>n – Just One Night<br />
4. B. B. King & Bobby Bland – Toge<strong>the</strong>r For The First Time ... Live<br />
5. Bob Dylan – At Budokan<br />
Rüdiger Bloemeke<br />
1. Deep Purple – Made in Japan<br />
2. Jimi Hendrix – Concerts<br />
3. Gentle Giant – Playing The Fool<br />
4. Doors – Absolutely Live<br />
5. Genesis – Seconds Out<br />
Lothar Brandt<br />
1. Genesis – Seconds Out<br />
2. Renaissance – Live At Carnegie Hall<br />
3. Camel – A Live Record<br />
4. David Bowie – Stage<br />
5. Yes – Yesshows<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
1. Talking Heads – The Name Of This Band Is Talking Heads<br />
2. Neil Young – Live Rust<br />
3. Jimi Hendrix – Concerts<br />
4. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />
5. Paul McCartney & Wings – Wings Over America<br />
Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Gentle Giant – Playing The Fool<br />
2. Deep Purple – Made In Japan<br />
3. Colosseum – Live<br />
4. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />
5. Konstantin Wecker – Live<br />
Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />
1. Puhdys – Live im Friedrichstadtpalast<br />
2. Depeche Mode – 101<br />
3. Peter Gabriel – Plays Live<br />
4. Led Zeppelin – The Song Remains The Same<br />
5. Pink Floyd – Delicate Sound Of Thunder<br />
Christian Hentschel<br />
1. Queen – Live Killers<br />
2. Supertramp – Paris<br />
3. Kiss – Alive!<br />
4. Keith Jarrett – The Köln Concert<br />
5. Peter Framp<strong>to</strong>n – Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />
Tino Krauter<br />
1. Hawkwind – The Space Ritual<br />
2. Pink Floyd – Delicate Sound Of Thunder<br />
3. Eloy – Live<br />
4. Omega – Live At The Kisstadion<br />
5. Blue Öyster Cult – On Your Feet Or On Your Knees<br />
Frank Küster<br />
1. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />
2. Paul McCartney & Wings – Wings Over America<br />
3. Led Zeppelin – The Song Remains The Same<br />
4. Alexis Korner & Friends – The Party Album<br />
5. Various Artists – Waahnsinn<br />
Helmut Ölschlegel<br />
1. Status Quo – Live<br />
2. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />
3. The Band – The Last Waltz<br />
4. Little Feat – Waiting For Columbus<br />
5. Deep Purple – Made In Japan<br />
Philipp Roser<br />
Mitarbeiter<br />
1. Earth, Wind & Fire – Gratitude<br />
2. Renaissance – Live At Carnegie Hall<br />
3. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />
4. Peter Gabriel – Plays Live<br />
5. El<strong>to</strong>n John – Live In Australia With The Melbourne Symphony Orchestra<br />
Oliver Schuh<br />
1. Crosby, Stills, Nash & Young – 4 Way Street<br />
2. Grateful Dead – Live / Dead<br />
3. Neil Young – Live Rust<br />
4. Joe Jackson – Live 1980/86<br />
5. Talking Heads – The Name Of This Band Is Talking Heads<br />
Frank Schuster<br />
1. Bap – Bess demnähx<br />
2. Wolfgang Ambros – Live ... Auf ana langen, fi nster’n Stross’n<br />
3. Bob Dylan – Before The Flood<br />
4. Queen – Live Killers<br />
5. Marillion – The Thieving Magpie<br />
Ulrich Schwartz<br />
1. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />
2. Humble Pie – Rockin’ The Fillmore<br />
3. Eric Clap<strong>to</strong>n – Just One Night<br />
4. Joe Cocker - Mad Dogs And Englishmen<br />
5. Man – Back In<strong>to</strong> The Future<br />
Alan Tepper<br />
1. Humble Pie – Rockin’ The Fillmore<br />
2. Peter Framp<strong>to</strong>n – Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />
3. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />
4. 10cc – Live And Let Live<br />
5. Everly Bro<strong>the</strong>rs – The Reunion Concert<br />
Uli Twelker<br />
1. Little Feat – Waiting For Columbus<br />
2. Joni Mitchell – Shadows And Light<br />
3. Todd Rundgren – Back To The Bars<br />
4. Grateful Dead – Dead Set<br />
5. Kraan – Live 74<br />
Thomas Wachter<br />
Rick Vi<strong>to</strong><br />
1. Police – Live<br />
2. Who – Greatest Hits Live<br />
3. Ten Years After – Live At Fillmore East<br />
4. George Harrison – Live in Japan<br />
5. Beach Boys – The 50 Anniversary Tour<br />
Fo<strong>to</strong>: © Fotex/Rainer Drechsler<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33
CD<br />
REVIEWS<br />
JULIE’S HAIRCUT<br />
ASHRAM EQUINOX<br />
Musik aus Italien? Wem fallen da nicht<br />
zuerst Celentano, Ramazzotti & Co. ein!<br />
Hier zu Lande immer noch wenig bekannt<br />
ist, dass die Nation zwischen Riviera und<br />
Adria eine lange und große Tradition an<br />
psychedelischem und progressivem Rock<br />
besitzt. Eine der Bands, die diese aufrechterhalten,<br />
ist Julie’s Haircut. Mit ASHRAM<br />
EQUINOX bringt die Formation ihr sechstes<br />
Studio-Album heraus, ihr erstes rein instrumentales<br />
seit dem 1999er Debüt. Darauf<br />
lebt das Quintett, das schon mit Can-Sänger<br />
Damo Suzuki und mit Sonic Boom (Spacemen<br />
3) kollaborierte, neben Psychedelia<br />
auch seinen Hang zu elektronischen Trancesowie<br />
World- und Krautrock-Klängen aus.<br />
Die acht ineinander verwobenen Tracks, zu<br />
denen die Band trippige Kurzfilme collagierte<br />
(u.a. auf Youtube zu sehen), oszillieren<br />
zwischen sanften Schwebeklängen und<br />
mitunter harten Techno-Einsprengseln. Ein<br />
43-minütiger Space-Ritt, garantiert!<br />
(Woodworm/Rough Trade, 2014,<br />
8/42:37) frs<br />
DIETER MEIER<br />
OUT OF CHAOS<br />
Yello-Sänger Dieter<br />
Meier auf Solopfaden,<br />
und das mit<br />
69 Jahren und zum<br />
ers ten Mal in seiner<br />
30-jährigen Musikerkarriere.<br />
Doch<br />
wer das Yello-Werk und Meier kennt, muss<br />
eigentlich immer mit Überraschungen rechnen,<br />
denn keineswegs ist die Schweizer<br />
Formation auf das durch die Musiksendung<br />
„Formel Eins” bekannt gewordene “The<br />
Race” zu reduzieren. Eingespielt unter anderem<br />
mit Thomas Wydler, dem Schlagzeuger<br />
von Nick Caves The Bad Seeds, sorgt<br />
auch OUT OF CHAOS für einige Überraschungen.<br />
Chansonesker Tango (“Paradise<br />
Game”), Dub (“Night Porter”), Electronica,<br />
Techno, traurige Blues-Oden an Verflossene<br />
und Post-Punk (“Fat Fly”), mal der<br />
Zeit entrückt, dann wieder sehr zeitgemäß<br />
– alles kein Problem für Herrn Meier. Sogar<br />
ein Stück in Schweizerdeutsch gibt es<br />
(„Schueffele”), und natürlich darf Meiers<br />
Stakka<strong>to</strong>-Sprechgesang nicht fehlen. Eine<br />
abwechslungsreiche Überraschung, die<br />
viele Hörer verdient.<br />
(Staatsakt/Rough Trade, 2014,<br />
12/42:14) an<br />
NEVILLE SKELLY<br />
CAROUSEL<br />
Englands Pop-Durchstarter des Jahres 2011<br />
hat für sein neues, leider sehr kurzes und<br />
arg informationsloses Album CAROUSEL<br />
den klassischen Crooner-Touch à la Frank<br />
Sinatra nicht völlig aufgegeben, aber zu<br />
90 Prozent zurückgedrängt zugunsten von<br />
Klangidealen, wie sie Ende der 60er/Anfang<br />
der 70er Jahre ihren Höhepunkt hatten,<br />
aber bei vielen Fans noch immer gültig<br />
sind. Zu hören sind intensive, emotional<br />
nie an der Oberfläche bleibende Balladen,<br />
die Parallelen zu Fred Neil und Nick Drake<br />
aufweisen. Partiell sind auch Einflüsse aus<br />
neuerer Zeit, speziell der Gruppe Blue Nile,<br />
zu orten. Skelly thront mit abgeklärtem Bari<strong>to</strong>n<br />
über einem ruhig pulsierenden Klangbild,<br />
getragen von akustischer Gitarre,<br />
Keyboards und Orchesterklängen, das zwischen<br />
leicht jazzig (“Ca<strong>the</strong>rine’s Song”),<br />
einem Hauch Flamenco (“White Roses”)<br />
und munter ohrwürmig (“Walking In The<br />
Shadows”) changiert. Wieder ein Klasse-<br />
Album, bei dem die Gefahr besteht, dass es<br />
in der Fülle neuer Veröffentlichungen untergeht,<br />
was nicht passieren sollte ...<br />
(Skele<strong>to</strong>n Key Records/Bertus Import<br />
2014, 9/28:10) hjg<br />
HARRY BELAFONTE +<br />
CYNDI LAUPER + DIONNE<br />
WARWICK + CESARIA<br />
EVORA<br />
ALL TIME BEST – RECLAM<br />
MUSIK EDITION<br />
Zweimal Folk, einmal R&B und einmal<br />
Pop, damit warten die nächsten vier Ausgaben<br />
der typisch gelben „Reclam Musik<br />
Edition” auf. Natürlich wäre eine Rückschau<br />
auf Harry Belafontes (16/54:10)<br />
Karriere nicht vollständig ohne seine großen<br />
Hits wie “Angelina”, “Day-O (Banana<br />
Boat Song)” und “Matilda!”, dazu liefert<br />
ALL TIME BEST aber auch noch klasse<br />
Songs wie “Mr. Bojangles”, “Scarlet Ribbons<br />
(For Her Hair)”, “Scarborough Fair<br />
(Canticle)” oder “Island In The Sun”.<br />
Längst verdient hat diese Rückschau auf<br />
ihr Werk auch die kapverdische Sängerin<br />
Cesaria Evora (17/73:07). Wenn man<br />
ihren vom Musikjournalisten Ernst Hofacker<br />
im Booklet geschilderten Werdegang<br />
nachliest, wird einem wieder einmal<br />
klar, welch unglaubliche Geschichten das<br />
Leben schreibt, vor allem wenn es dazu<br />
Lieder wie “Sodade”, “Besame Mucho”<br />
und “Miss Perfumando” zu hören gibt,<br />
wenn man dieser Frau andächtig dabei zuhören<br />
kann, wie sie, Zitat „Billboard”-Magazin,<br />
„den Blues mit so viel Grazie und<br />
emotionaler Intensität auflädt, dass Billie<br />
Holiday s<strong>to</strong>lz gewesen wäre”. Fehlendes<br />
Bluesfeeling kann man auch der nächsten<br />
Künstlerin nicht nachsagen, Dionne<br />
Warwick (14/57:32) gehört ohne Zweifel<br />
zu den erfolgreichsten Sängerinnen<br />
im Bereich R&B und Soul. “That’s What<br />
Friends Are For”, “Heartbreaker”, “I’ll<br />
Never Love This Way Again”, “Take Good<br />
Care Of You And Me” oder “Déjà Vu” heißen<br />
die bekanntesten Stücke, die es hier<br />
zu hören gibt. Auch bei der Auswahl der<br />
Songs für die ALL TIME BEST von Cyndi<br />
Lauper (15/60:45) wird auf Experimente<br />
verzichtet, von “Girls Just Want To Have<br />
Fun” geht es über “She Bop”, “I Drove All<br />
Night”, “Time After Time” und “True Colors”<br />
bis zum 1994er “Hey Now (Girls Just<br />
Want To Have Fun)”. Wie gewohnt liefern<br />
auch die neuen Ausgaben der „Reclam<br />
Musik Edition” ein 16-seitiges Booklet<br />
mit Karriere-Überblick, den wichtigsten<br />
Alben der jeweiligen Künstler sowie den<br />
detaillierten Trackinfos.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 4 CDs)<br />
us<br />
FOX<br />
IMAGES ‘74–‘84<br />
Auf zwei Discs liefert<br />
IMAGES ‘74–<br />
’84 insgesamt 35 Titel<br />
der erfolgreichen<br />
70er-Band Fox, die<br />
vom amerikanischen<br />
Songwriter und Produzenten<br />
Kenny Young gegründet wurde<br />
und sich auf die vokalen Fähigkeiten ihrer<br />
australischen Sängerin Susan Traynor (aka<br />
Noosha Fox) stützte. Auf CD 1 sind nun<br />
zum ersten Mal alle A- und B-Seiten der<br />
sieben Singles der Band zusammengefasst<br />
(darunter mit “S-S-S-Single Bed” sowie<br />
“Only You Can” ihre beiden erfolgreichsten<br />
Titel, die es bis auf Platz 3 bzw. 4 der<br />
UK-Charts brachten), dazu noch mit dem<br />
von Young produzierten “Georgina Bailey”<br />
das 1977er Solodebüt von Noosha Fox. CD<br />
2 bietet einen Streifzug durch die drei Fox-<br />
Studio-Alben FOX, TAILS OF ILLUSION<br />
und BLUE HOTEL, liefert den für Fox so<br />
typischen, rhythmisch verspielten Pop an<br />
der Grenze zu amerikanischem New Wave<br />
à la Blondie. Die ausführlichen Liner-Notes<br />
stammen von Kenny Young, dazu gibt es<br />
noch die komplette Fox-Discographie.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
16/58:16, 19/72:34) tk<br />
YANN TIERSEN<br />
∞ (INFINITY)<br />
In Frankreich hat Yann Tiersen den Status<br />
eines Superstars, hier zu Lande wurde der<br />
Bre<strong>to</strong>ne vor allem durch die Filmmusik<br />
für „Die fabelhafte Welt der Amélie” bekannt,<br />
in deren Folge der Künstler es zu<br />
Kooperationen mit beispielsweise Neil<br />
Hannon (The Divine Comedy) und Stuart<br />
Staples (Tindersticks) brachte. Tiersens reguläre<br />
Alben sind zumeist eine Mischung<br />
aus französischer Folkmusik, Chanson sowie<br />
Rock- und Popmusik; letztlich ist das<br />
Gesamtgebilde genau das, was moderne<br />
Soundtracks und Filmmusiken ausmacht.<br />
Das gilt auch für das neue, durch einen<br />
Island-Besuch inspirierte Werk ∞ (INFI-<br />
NITY), dessen Titel in nahezu sämtlichen<br />
Stücken seine Entsprechung findet. Durch<br />
ihren minimalistischen, repetitiven und<br />
auch ineinander übergreifenden Charakter<br />
gibt es keinen Anfang und kein Ende.<br />
Am besten ist es da, einfach auf die Wiederholungstaste<br />
zu drücken und sich von<br />
bre<strong>to</strong>nischen, färöischen und isländischen<br />
Stimmen betören zu lassen, die den dunkel-atmosphärischen<br />
Klängen mal mehr,<br />
mal weniger Struktur geben.<br />
(Mute/GoodToGo, 2014, 10/49:31) an<br />
CONOR OBERST<br />
UPSIDE DOWN MOUNTAIN<br />
Seine Band Bright Eyes hat Conor Oberst<br />
vorerst auf Eis gelegt und sich alleine in<br />
den Süden, nach Nashville, aufgemacht.<br />
Die Country-Metropole in Tennessee hat<br />
schon so manchem verlorenen Popstar zu<br />
einem Karriereneustart verholfen. Doch<br />
keine falschen Erwartungen, Obersts neues<br />
Pop<br />
Solo-Album UPSIDE DOWN MOUN-<br />
TAIN ist ebenso wenig ein Country-Album<br />
geworden wie Bob Dylans erstes Nashville-<br />
Album BLONDE ON BLONDE – auch<br />
wenn die Songs des jungen US-Sänger/<br />
Songschreibers so folkig grundiert sind wie<br />
schon lange nicht mehr und ab und an gar<br />
eine Steelguitar zu hören ist. Ähnlich wie<br />
zuletzt etwa <strong>Beck</strong> steckt Oberst knietief in<br />
den US-amerikanischen Roots – und hat<br />
das sehr viel bessere Album der beiden geschaffen.<br />
Das Songwriting ist famos wie zu<br />
den besten Tagen von Bright Eyes, der Gesang<br />
packt einen direkt am und im Herzen.<br />
(Nonesuch/Warner, 2014, 13/54:10) frs<br />
SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />
EIN MANN, SEIN KLAVIER<br />
UND IHR<br />
Man erkannt es<br />
schon am Titel,<br />
Sebastian Krumbiegels<br />
neues Album<br />
EIN MANN,<br />
SEIN KLAVIER<br />
UND IHR ist<br />
die logische Fortsetzung t seines 2012er<br />
Werkes SOLO AM PIANO. Denn das<br />
Konzept des Prinzen-Sängers, pointierte<br />
Texte über sich, seine Musik, seine Befindlichkeiten,<br />
Ängs te, Lieben und Innenansichten<br />
in Musik umzusetzen,<br />
geht weiterhin auf. Musikalisch zieht er<br />
die Kreise auf seinem neuen Werk wesentlich<br />
weiter, von Pianochansons bis<br />
zu fein arrangierten Popsongs erinnern<br />
seine neuen Lieder (vor allem durch den<br />
Prinzen-typischen Chorgesang) auch oft<br />
an seine Hauptband. Mit Brechts “Mackie<br />
Messer” (bei dem Queens “Bohemian<br />
Rhapsody” zitiert wird), Sillys<br />
“Liebeswalzer” (mit Silly-Gitarrist Uwe<br />
Hassbecker an der Dobro) und Udo Lindenbergs<br />
“Lady Whiskey” greift Krumbiegel<br />
auch auf Fremdkompositionen<br />
zurück, macht seine Sache aber auch hier<br />
ausgezeichnet. Ein bisschen wie Billy<br />
Joel auf Deutsch ...<br />
(Große Freiheit/Indigo, 2014, 12/47:04) us<br />
JF ROBITAILLE<br />
RIVAL HEARTS<br />
JF Robitaille scheint nicht umsonst in Kanada<br />
geboren worden zu sein – schließlich<br />
stammt daher auch der Mann, der<br />
dem Anfang-30er das große Vorbild sein<br />
dürfte: Leonard Cohen. Der junge Bursche<br />
aus Montreal besitzt eine ähnliche<br />
Herangehensweise wie der Großmeister<br />
des Singer/Songwritings, mit ihm teilt<br />
er auch das Mysteriöse, Schwermütige,<br />
gelegentlich Hoffnungslos-Existenzialistische<br />
in den Texten. Nur klingt Robitaille<br />
vom Gesang her wie ein Lennie vor dem<br />
Stimmbruch. Doch auch der lässige S<strong>to</strong>izismus<br />
eines Lou Reed schimmert bei<br />
Robitailles zweitem Werk durch, ebenfalls<br />
das Empathisch-Verhuschte von Nick<br />
Drake. RIVAL HEARTS ist ein durchgehend<br />
angenehmes Werk geworden, das<br />
den dramaturgischen Spannungsbogen<br />
vom ersten bis zum (letzten) elften Song<br />
durchhält. Der privat scheue Zeitgenosse<br />
ist ein geborener Geschichtenerzähler. So<br />
wie Cohen.<br />
(G-Records/Rough Trade, 2014,<br />
11/35:40) mfg<br />
Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
EELS<br />
THE CAUTIONARY TALES<br />
OF MARK OLIVER EVERETT<br />
Das elfte Album von Mark Oliver Everett<br />
unterscheidet sich deutlich vom<br />
Anfang 2013 erschienenen Vorgänger<br />
WONDERFUL, GLORIOUS. Zeigte<br />
sich der auch E genannte Songwriter<br />
damals von seiner ruppig-rockigen Seite,<br />
geht es auf den „Lektionen” des neuen<br />
Werks eher intim und persönlich zu.<br />
Unterstützt wird das durch das verwendete<br />
Instrumentarium aus Orchesterinstrumenten<br />
wie Cello, Bratsche Geigen,<br />
Fagott, Hörnern, durch Exotika wie Celesta,<br />
singender Säge und Glockenspiel,<br />
durch die viele Songs einen verträumten<br />
oder sinfonischen Charakter erhalten.<br />
Man darf hier nicht den Fehler machen,<br />
die CAUTIONARY TALES des Herrn<br />
Everett einfach so nebenbei zu hören.<br />
Erst durch das intensive Studium werden<br />
die 13 Lieder zu Perlen. Herausragend<br />
ist vielleicht “Agatha Clang”, das<br />
an die frühen Meisterwerke von Tom<br />
Waits heranreicht.<br />
(E Works/Pias, 2014, 13/41:03) an<br />
RUFUS WAINWRIGHT<br />
VIBRATE – THE BEST OF<br />
Seit 1998 hat<br />
Rufus<br />
Wainwright<br />
insgesamt<br />
sieben,<br />
von der Kritik<br />
teils<br />
überschwänglich<br />
gelobte lbt Stdi Studio-Alben veröffentlicht.<br />
Mit VIBRATE legt der talentierte Sohn<br />
des Singer/Songwriters Loudon Wainwright<br />
III. und der Folksängerin Kate<br />
McGarrigle nun erstmals eine Karriere-umspannende<br />
Best-Of-Anthologie<br />
vor. Für Einsteiger bietet schon die<br />
1-CD-Standardversion einen guten<br />
Überblick über das Werk eines der derzeit<br />
wohl interessantesten kanadischen<br />
Popmusikers, der gekonnt Songwritertum<br />
mit Folk, Cabaret und Kammermusik<br />
verbindet. Eingeweihten hat vor<br />
allem die schön aufgemachte 2-CD-<br />
Deluxe-Ausgabe etwas zu bieten, auf<br />
der sich mit dem Liza Minelli gewidmetem<br />
“Me And Liza” und “Chic And<br />
Pointless” zwei neue Songs sowie das<br />
bislang nur digital erhältliche “WWW<br />
III” befinden. Hinzu kommen einige<br />
Raritäten, darunter Live-Aufnahmen,<br />
Cover-Songs (John Lennons “Across<br />
The Universe”, Leonard Cohens<br />
“Hallelujah” und “Chelsea Hotel No.<br />
2”) sowie “The Maker Makes” und<br />
“La Complainte de la Butte” von den<br />
Soundtracks zu den Filmen „Brokeback<br />
Mountain” und „Moulin Rouge”.<br />
(Interscope/Universal, 2014,<br />
18/76:59, 16/57:58) frs<br />
RAINBIRDS<br />
YONDER<br />
Das neue Album von Katharina<br />
Francks Rainbirds ist Rückbesinnung,<br />
zugleich soll es aber auch ein<br />
Neustart sein. Denn YONDER versammelt<br />
zwölf überarbeitete, mehr<br />
oder minder bekannte Songs der<br />
Berliner Formation. Dazu kommt<br />
ein Remix eines Stückes aus Francks<br />
Solo-Album ON THE VERGE OF<br />
AN AUTOBIOGRAPHY (2008). Neu<br />
eingespielt wurde auch der frühere<br />
Hit “Blueprint”, doch weiß der nun<br />
im 80er-Disco-Sound gebotene Song<br />
nicht zu überzeugen. Allzu schmerzlich<br />
wird das einprägsame Gitarrenriff<br />
von damals vermisst. Das früher<br />
chansoneske “Jamais Jamais” ist sogar<br />
nahe am Franco-Pop à la Vanessa<br />
Paradis. Überzeugen können hingegen<br />
“Love Was Already There To<br />
Be Found”, “Seven Compartments”<br />
und “Last Bus Out”, denen die Neubeziehungsweise<br />
Über-Produktion<br />
nicht geschadet hat. Was im Positiven<br />
bleibt, ist, dass man sich wieder mal<br />
an der unverändert schönen Stimme<br />
der Sängerin erfreuen kann.<br />
(Universal, 2014, 13/51:30) an<br />
BERLIN COMEDIAN<br />
HARMONISTS<br />
DIE LIEBE KOMMT,<br />
DIE LIEBE GEHT<br />
Schon oft wurde<br />
versucht, die<br />
unbeschreibliche<br />
Magie<br />
der<br />
Comedian<br />
Harmonists neu<br />
zu entfachen.<br />
Bisher erfolglos, l und auch DIE LIEBE<br />
KOMMT, DIE LIEBE GEHT gelingt<br />
dies nicht. Doch was dem Sextett,<br />
das sich Berlin Comedian Harmonists<br />
nennt und ursprünglich für ein Theaterstück<br />
anlässlich des 70. Geburtstages<br />
ihrer berühmten Namensvettern<br />
gegründet wurde, gelingt, ist dass ihre<br />
Interpretationen den Originalen verdammt<br />
nahekommen. Dass sie Lieder<br />
wie “Veronika, der Lenz ist da”, “Ohne<br />
Dich”, “Liebling mein Herz lässt dich<br />
grüßen”, “Wochenend’ und Sonnenschein”<br />
oder “Mein kleiner grüner<br />
Kaktus” einerseits so eng wie möglich<br />
an die Originalarrangements anlehnen,<br />
andererseits aber nicht den Fehler<br />
machen, in diesem Zuge ihre eigene<br />
klangliche Identität aufzugeben. Und<br />
auch wenn ihre Stimmen zu Beginn der<br />
CD noch etwas fremd klingen – man<br />
hat bei den Comedian Harmonists ja<br />
immer den alten Schellack-Sound im<br />
Ohr –, mit der Zeit lässt dieses Gefühl<br />
nach, und man hört dieses Album mit<br />
immer größerer Freude. Wie gesagt:<br />
keine „neuen” Comedian Harmonists,<br />
aber verdammt nah dran!<br />
(Deutsche Grammophon/<br />
Universal, 2014, 19/58:37) us<br />
POP FOLLY &<br />
THE HUNTER<br />
TRAGIC CARE<br />
Seit das wunderbare Kollektiv Fleet<br />
Foxes mit grandiosem mehrstimmigem<br />
Gesang weltweit einen Siegeszug startete<br />
und seit die etwas burschikoseren<br />
Mumford & Sons mit ähnlichem<br />
Sound gar die Top Ten erobert haben,<br />
gibt es geradezu eine Epidemie von<br />
psychedelisch angehauchten Neo-<br />
Folk-Rockbands. Das Trio Folly &<br />
The Hunter aus Montreal schlägt in<br />
Pop<br />
eine ähnliche musikalische Kerbe, ihr<br />
Sound kommt elegisch, weltfern, dabei<br />
unerschütterlich daher. Alle drei<br />
Mitglieder singen, wobei Nick Vallee<br />
Hauptfrontmann ist, alle drei spielen<br />
jede Menge unterschiedlicher Instrumente.<br />
Damit nicht genug – um einen<br />
besonderen Sound zu erzeugen, hat<br />
man zusätzlich einen Violinisten, einen<br />
Cellisten und einen Klarinettisten an<br />
Bord geholt. Herausgekommen ist ein<br />
schlichterhand betörendes Werk, übrigens<br />
das zweite des Dreiers.<br />
(Outside <strong>Music</strong>/Cargo, 2014,<br />
10/43:09) mfg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
UNCHAINED MELODY<br />
“Unchained<br />
Melody”<br />
gehört ohne<br />
Frage zu den<br />
berühmtesten<br />
Liebesliedern<br />
der<br />
WltW Welt. Wer, wenn nicht ihtdie Archivjäger<br />
von Bear Family, wäre besser dafür<br />
geeignet, einen Sampler prallvoll mit<br />
bekannten und unbekannten Versionen<br />
dieses von Alex North und Hy<br />
Zaret geschriebenen Titels zu füllen?<br />
Beginnend mit der 50er-Jahre-Originalversion<br />
von Roy Hamil<strong>to</strong>n und<br />
der wohl berühmtesten Interpretation<br />
der Righteous Bro<strong>the</strong>rs aus dem<br />
Jahr 1965 zeigt UNCHAINED ME-<br />
LODY zahlreiche Facetten dieses<br />
Liedes. Klasse, mit welch Wärme<br />
Marty Robbins seine Stimme für seine<br />
“Unchained Melody” ausstattete,<br />
wie Harry Belafonte den Song 1955<br />
auf Stimme und Gitarre reduzierte.<br />
Gleich zweimal ist Chet Atkins zu<br />
hören, einmal mit einer 1956er Soloversion,<br />
einmal 1964 zusammen<br />
mit Hank Snow. Dazu Elvis, Willie<br />
Nelson, Eddy Arnold, Gene Vincent,<br />
Diana Ross & The Supremes und<br />
Ricky Nelson, für Raritätensammler<br />
sind die Versionen von Max Greger,<br />
Ray Conniff, Todd Duncan, der New<br />
Yorker Doo-Wop-Band Vi<strong>to</strong> & The<br />
Salutations oder der Lettermen wohl<br />
am interessantesten. Klasse auch das<br />
dicke Booklet mit ausführlichen Infos<br />
zu allen hier vorgestellten Versionen.<br />
(Bear Family, 2014, 31/88:39) us<br />
LAKE STREET DIVE<br />
BAD SELF PORTRAITS<br />
In den USA hat sich das Quartett Lake<br />
Street Dive bereits einige Bekann<strong>the</strong>it<br />
erspielt. Es trat in großen TV-Shows<br />
auf und stand im Dezember 2013 neben<br />
Künstlern wie Joan Baez, Patti Smith<br />
und Marcus Mumford (Mumford &<br />
Sons) auf der Bühne der Town Hall<br />
in New York City bei der von T Bone<br />
Burnett organisierten Show „Ano<strong>the</strong>r<br />
Day, Ano<strong>the</strong>r Time” – einem Tribut an<br />
die Greenwich-Village-Folkszene der<br />
60er Jahre anlässlich des Films „Inside<br />
Llewyn Davis” (siehe DVD-Highlight<br />
in dieser Ausgabe). In Deutschland war<br />
die Musik der 2004 gegründeten Band<br />
bislang noch nicht auf physischen Tonträgern<br />
erhältlich, was sich nun mit ih-<br />
Im Sommer 2013 waren To<strong>to</strong> auf<br />
ausgedehnter Europa-Tour anlässlich<br />
ihres 35-jährigen Bandjubiläums.<br />
Die nun vorliegende Live-Veröffentlichung bietet alles<br />
was das Herz begehrt. Mit den Hits: »Africa« »Rosanna«,<br />
»Hold The Line«, »I Won’t Hold You Back«, u.v.m..<br />
als 2-CD, DVD, Blu-ray<br />
und limitierter Deluxe Edition<br />
im großformatigen Boxset<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35
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His<strong>to</strong>rischer Teil in der Heftmitte<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
rem dritten Album BAD SELF PORTRAITS<br />
ändert. Das Quartett – zur Hälfte weiblich<br />
und männlich besetzt – glänzt mit wunderbarem<br />
Harmoniegesang, die beschwingte<br />
Musik ist von <strong>60s</strong>-Brill-Building-Pop und<br />
Soul, von Bands wie The Ronettes, The Mamas<br />
& The Papas und Fleetwood Mac inspiriert.<br />
Wird Zeit, dass diese talentierte Combo<br />
nun endlich auch Mitteleuropa entert!<br />
(Signature Sounds/Cargo, 2014,<br />
11/39:22) frs<br />
SOPHIE ZELMANI<br />
GOING HOME<br />
Auf der Innenseite<br />
ihrer neuen CD<br />
sieht man Sophie<br />
Zelmani<br />
entspannt<br />
mit ihrer Gitarre auf<br />
dem Schoß in einem<br />
gemütlichen<br />
Sessel<br />
sitzen, Strohhut t und ein halbvolles Glas<br />
Rotwein auf dem Tisch daneben. Dieses<br />
Bild ist symp<strong>to</strong>matisch für die musikalische<br />
Stimmung, die auf GOING HOME<br />
vorherrscht. Langsam und bedächtig gibt<br />
sie ihren Songs sowohl ausreichend Zeit als<br />
auch genügend Luft zum Atmen, verpasst<br />
es dabei aber nicht, das Tempo und die Intensität<br />
im richtigen Moment anzuziehen.<br />
Wer sie also „nur” noch aus ihrer Anfangszeit<br />
kennt, als sie vor rund 20 Jahren mit<br />
sonnigem Singer/Songwriter-Pop von ihrer<br />
Heimatstadt S<strong>to</strong>ckholm aus die Welt eroberte,<br />
wird hier so manche Überraschung<br />
erleben. Vor allem Country- oder Americana-Fans<br />
sollten hier die (Pop-)Scheuklappen<br />
ablegen, hier gibt es wunderschön<br />
entspannte, melancholische Musik zu hören<br />
– ganz egal, wie man das dann nennen mag.<br />
(Oh Dear Recordings/Cargo,<br />
2014, 13/56:27) us<br />
ROGER GLOVER<br />
MASK<br />
Vor exakt 30 Jahren überraschte Roger<br />
Glover, der Deep-Purple Bassist und Nebenerwerbsproduzent<br />
(Nazareth, Judas<br />
Priest, Gillan), mit MASK, seinem dritten<br />
Solo-Album. Das hatte kaum etwas mit<br />
dem zu tun, was seine Hauptband fabrizierte,<br />
auch wenn Nummern wie “Dancing<br />
Again” (klasse Saxsolo) oder “Hip Level”<br />
kraftvoll abgingen. Vielmehr ließ sich Glover<br />
von Acts wie Peter Gabriel und Police,<br />
aber auch Devo oder Kraftwerk inspirieren,<br />
experimentierte mit syn<strong>the</strong>tischen Klängen,<br />
Reggae (“Fake It”) und gelegentlich auch<br />
mit Prog-Momenten (“Divded World”,<br />
“Getting Stranger”), die er mit Anleihen<br />
beim Synthie-Pop vermengte. Und wer hätte<br />
Kate McGarrigle auf einer Glover-Scheibe<br />
als Gastsängerin erwartet? Ohrwürmer<br />
gibt es kaum, dafür entfalten die durchweg<br />
beachtlichen Songs ihren beträchtlichen<br />
Charme auch heute erst nach mehrfachem,<br />
intensivem Lauschen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1984,<br />
8/41:12) pro<br />
nen, in Kneipen und kleinen Clubs in Dänemark,<br />
Finnland und Frankreich zu spielen,<br />
und legt jetzt, mit STRONGER HIGHER<br />
FASTER, auch bei uns sein erstes Album<br />
vor. Bestückt hat er es mit einer Auswahl<br />
von Songs seiner drei kanadischen Alben,<br />
was einerseits natürlich dazu führt, dass<br />
man staunend vor diesem qualitativ hochwertigen<br />
Streifzug steht, andererseits auch<br />
die musikalische Ausrichtung äußerst vielseitig<br />
ist. Sonniger Pop, bei dem Blair immer<br />
wieder ins Falsett wechselt, rhythmisch<br />
vertrackte Ohrwürmer à la Jack Johnson,<br />
offen und ehrlich vorgetragene Innenansichten<br />
eines hoffnungslosen Optimisten –<br />
alles in allem eine klasse Pop-Entdeckung!<br />
(7us <strong>Music</strong>/Membran, 2014, 18/54:31) tk<br />
JEAN MICHEL JARRE<br />
OXYGENE + EQUINOXE +<br />
MAG NETIC FIELDS + THE<br />
CONCERTS IN CHINA + CITIES<br />
IN CONCERT HOUSTON LYON<br />
+ DESTINATION DOCKLANDS<br />
Sechs Alben des französischen Syn<strong>the</strong>sizer-<br />
Klangspezialisten Jean Michel Jarre werden<br />
nun neu aufgelegt. Mit OXYGENE (1976,<br />
6/39:44), EQUINOXE (1978, 8/39:09)<br />
und MAGNETIC FIELDS (1981, 5/36:06)<br />
sind seine ersten drei Studio-Alben dabei,<br />
eine wahrhaft außergewöhnliche Trilogie,<br />
mit der er sich seine weltweite Reputation<br />
erworben hat. Auch wenn man ihn oft<br />
auf sein erstes Album reduzieren möchte<br />
(interessanterweise eine Parallele zu Mike<br />
Oldfield), stehen die beiden Folgewerke<br />
der musikalischen Qualität des Erstlings<br />
in nichts nach. Melodien wie in “Equinoxe<br />
Part 4” und “Equinoxe Part 7” sowie die<br />
ersten drei Teile “Magnetic Fields” zeigen<br />
dies eindrucksvoll. Die nächsten drei Alben<br />
sind Livemitschnitte, THE CONCERTS IN<br />
CHINA (1982, 6/40:32, 9/38:28), als CD<br />
zwischenzeitlich auf einer Disc erschienen,<br />
wurde jetzt wieder wie auf der originalen<br />
Doppel-LP auf zwei Tonträger aufgeteilt.<br />
Jean Michel Jarre war 1981 der erste westliche<br />
Musiker, der in der Nach-Mao-Zeit<br />
Chinas auftreten durfte. Bei den beiden<br />
Konzerten in Peking und Shanghai wurde er<br />
vom Beijing Oriental Symphony Orchestra<br />
unterstützt, alleine für diese Auftritte komponierte<br />
Jarre sechs neue Stücke. CITIES<br />
IN CONCERT HOUSTON LYON (1987,<br />
10/48:11) und DESTINATION DOCK-<br />
LANDS (1989, 12/53:42) sind beides Live-<br />
Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Pop<br />
DAVID BLAIR<br />
STRONGER HIGHER FASTER<br />
Wie kaum ein anderer Künstler lebt David<br />
Blair seinen Traum. Hat in seiner kanadischen<br />
Heimat Vancouver Haus und Hof<br />
verkauft, sich seine Gitarre geschnappt und<br />
ist nach Europa geflogen. Hat damit begondokumente<br />
von Veranstaltungen, bei denen<br />
als reine Audiokonserve die mindestens<br />
gleich wichtige, visuelle Komponente fehlt.<br />
Denn sowohl bei den beiden Konzerten in<br />
Hous<strong>to</strong>n und Jarres Heimatstadt Lyon als<br />
auch in London waren Jarres Klänge eher<br />
Unterstützung für gigantische Lightshows,<br />
so dass die CDs hier etwas hilflos wirken<br />
und nur Komplettisten zu empfehlen sind.<br />
(BMG/Sony <strong>Music</strong>, 6 CDs)<br />
us<br />
ABBA<br />
GOLD<br />
1992 erschien die<br />
„Greatest Hits”-CD<br />
ABBA GOLD von<br />
Abba, MORE GOLD<br />
folgte bereits ein Jahr<br />
später – und jetzt gibt<br />
es beide in der Zwischenzeit<br />
mehrfach h wiederveröffentlichten<br />
Scheiben als „40th Anniversary Edition”<br />
in Form eines 3-CD-Packs. Wobei sich das<br />
40-jährige Jubiläum natürlich auf den ESC-<br />
Erfolg von “Waterloo” vor vier Dekaden<br />
bezieht, der reichlich ausgeschlachtet wird.<br />
Der dritte Silberling enthält 20 Songs, die<br />
einst als B-Seiten im Hit-Feuerwerk der<br />
schwedischen Pop-Könige untergingen.<br />
Sieht man die Fülle aller hier erneut zu hörenden<br />
Hitparadenstürmer, mag man kaum<br />
glauben, dass Abba gerade zehn Jahre aktiv<br />
waren – und welche popstilistische Bandbreite<br />
sie in ihrem so gehörgängigen Oeuve<br />
abdeckten! Eine preisgünstige Gelegenheit<br />
für alle Nicht-Abba-Hardcorefans, ihre<br />
Sammlung zu ergänzen.<br />
(Polar/Universal, 2014, 19/79:09,<br />
20/78:57, 20/73:52) pro<br />
VERONIKA FISCHER<br />
DIE AMIGA-HITS 1973–1981<br />
Den Schubladendenkern hatte es die gebürtige<br />
Thüringerin von Anbeginn schwer<br />
gemacht. Für eine Schlagersängerin war<br />
sie viel zu anspruchsvoll, für eine Chansonsängerin<br />
wiederum viel zu rockig, und<br />
für eine Popsängerin hatten ihre Songs zu<br />
viel vom Jazz und von Singer/Songwriter-<br />
Elementen. Mit der vermeintlich kruden<br />
Mischung wurde sie in den Siebzigern zur<br />
erfolgreichsten Sängerin der DDR. Auch<br />
nach der Übersiedlung in die BRD konnte<br />
sie ihre Karriere fortsetzen, die wirklich<br />
großen Konzerthallen wurden es aber erst<br />
wieder im vereinigten Deutschland. Seit<br />
1975 hat Vroni, wie die Sängerin von ihren<br />
Fans genannt wird, 41 Alben veröffentlicht,<br />
diverse Hitkopplungen nicht mitgezählt. Zu<br />
letzteren zählt die neue CD, sie beschränkt<br />
sich auf ihre künstlerische Laufbahn im<br />
Osten, bietet jedoch reichlich Schmankerl:<br />
Neben vielen Hits gibt es Nummern des<br />
Karat-Vorgängers Panta Rhei (bei denen<br />
Fischer sang), zwei Songs aus einer Defa-<br />
Dokumentation über Ost-Berlin sowie zwei<br />
bisher noch nie veröffentlichte Lieder, die<br />
sie 1974 mit der Theo-Schumann-Combo<br />
einspielte.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/79:30) che<br />
DRIVING MRS. SATAN<br />
POPSCOTCH<br />
Bekannte Heavy-Metalstücke als intime<br />
Popsongs zu interpretieren, diese Idee ist<br />
beileibe nicht neu. In Konkurrenz zu treten<br />
mit Könnern wie Mark Kozelek (Red
CD<br />
REVIEWS<br />
House Painters, Sun Kill Moon) oder<br />
der schwedischen Band Hellsongs,<br />
da haben sich Driving Mrs. Satan mit<br />
POPSCOTCH einiges vorgenommen.<br />
Doch schon mit Auswahl der Vorlagen,<br />
mit “Hells Bells” von AC/DC,<br />
Metallicas “Battery”, Iron Maidens<br />
“2 Minutes To Midnight” oder “Never<br />
Say Die” von Black Sabbath, beweist<br />
das britisch/italienische Trio – bestehend<br />
aus Claudia Sorvillo (voc), Ernes<strong>to</strong><br />
Nobili (g, voc) und Giacomo<br />
Pedicini (b) – Geschmacksicherheit.<br />
Auch sonst schlagen sie sich beachtlich,<br />
nicht zuletzt durch die Unterstützung<br />
von einer ganzen Schar befreundeter<br />
Musiker, die den luftigen<br />
Poparrangements mit Schlagzeug,<br />
Streichern, Vibrafon, Piano, Trompete<br />
und Flügelhorn den letzten Feinschliff<br />
verpasst haben.<br />
(Agualoca Records/Indigo,<br />
2014, 11/40:22) us<br />
JOAN OSBORNE<br />
LOVE AND HATE<br />
Mit dem unwiderstehlichen<br />
“One Of Us”<br />
begann<br />
für<br />
Joan<br />
Osborne<br />
Mitte der 90er<br />
Jahre<br />
eine<br />
mit Highlights ht gespickte Karriere.<br />
Sie stand schon mit Künstlern wie<br />
Bob Dylan, Emmylou Harris, Stevie<br />
Wonder und Luciano Pavarotti<br />
auf der Bühne, ihr 2012er Album<br />
BRING IT ON HOME war im letzten<br />
Jahr für einen Grammy in der Kategorie<br />
„Best Blues Album” nominiert.<br />
Blues ist ihrem neuen Werk LOVE<br />
AND HATE nur noch in Spuren anzuhören,<br />
vielmehr ist es ihr zusammen<br />
mit Co-Produzent Jack Petruzzelli<br />
(Rufus Wainwright, Patti Smith)<br />
gelungen, ihre allesamt selbst (mit-)<br />
verfassten Songs stark in Richtung<br />
urbaner Pop zu trimmen. Natürlich<br />
hat sie auch dem rootsigen Rock ihrer<br />
frühen Werke noch nicht ganz Lebewohl<br />
gesagt, hat sie die Fähigkeit,<br />
Stimmungen, textliche Inhalte und<br />
Botschaften in Musik umzusetzen,<br />
nicht verloren. Unter dem Strich ein<br />
Album mit Tiefgang, das aber einige<br />
Durchgänge braucht ...<br />
(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/49:36) us<br />
SIVERT HÖYEM<br />
ENDLESS LOVE<br />
Mit seiner charakteristischen Stimme<br />
war Sivert Höyem prägend für den<br />
Sound der norwegischen Düster-Rocker<br />
Madrugada, mit dem tragischen<br />
Tod ihres Gitarristen Robert Buras<br />
endete vor gut sechs Jahren auch die<br />
Existenz dieser Band. Sei<strong>the</strong>r hat<br />
Höyem zwei Solo-Alben veröffentlicht,<br />
mit ENDLESS LOVE ist Mitte<br />
Mai das dritte Nach-Madrugada-Werk<br />
erschienen. Der größte Unterschied<br />
zu früher ist die Stimmung, die Produzent<br />
Ulf Ivarsson den neuen Songs<br />
verpasst hat. Düster-melancholisch<br />
geht es da nur selten zu, sonnig-abgehoben<br />
aber auch nicht - es regiert eher<br />
eine ernsthafte Tiefe. Musikalisch<br />
geht es nur selten in Richtung Rock,<br />
Singer/Songwriter-Pop mit Tiefgang<br />
bestimmt die Szenerie. Verstärkt wurde<br />
die skandinavische Studioband<br />
vom früheren Opeth-Keyboarder<br />
Per Viberg sowie von Gitarrist Stian<br />
Westerhus.<br />
(Hek<strong>to</strong>r Grammofon/<br />
Rough Trade, 2014, 10/44:15) us<br />
MICHAEL BOLTON<br />
A TRIBUTE TO HITSVILLE<br />
U.S.A.<br />
„Hitsville<br />
U.S.A.”, so<br />
wurde das Gebäude<br />
genannt,<br />
in dem Mo<strong>to</strong>wn-Gründer<br />
Berry Gordy<br />
1959 das Büro seiner Plattenfirma<br />
eröffnete. Kurz darauf war auch das<br />
Aufnahmestudio von Mo<strong>to</strong>wn dort<br />
untergebracht, mit ihrem Mix aus<br />
Pop und Soul trafen Gordy und seine<br />
Mitstreiter in den 60er und 70er Jahren<br />
den Nerv der Zeit, so dass Mo<strong>to</strong>wn<br />
schnell zu einem der führenden<br />
amerikanischen Labels wurde. Mit A<br />
TRIBUTE TO HITSVILLE U.S.A.<br />
erinnert Michael Bol<strong>to</strong>n nun an zahlreiche<br />
erfolgreiche Titel aus dieser<br />
Ära, wandelt zusammen mit Leona<br />
Lewis mit “Ain’t No Mountain High<br />
Enough” auf den Spuren von Marvin<br />
Gaye und Tammi Terrell, die diesen<br />
Song 1967 veröffentlichten, bevor<br />
er drei Jahre später von Diana Ross<br />
an die Spitze der Billboard-Charts<br />
geführt wurde. Auch das 1968 von<br />
Gaye/Terrell gesungene “Ain’t<br />
Nothing Like The Real Thing” erfährt<br />
– dieses Mal zusammen mit<br />
Melanie Fiona – eine Neuauflage,<br />
ebenso wie “You Keep Me Hanging<br />
On” (The Supremes, 1966), “Tracks<br />
Of My Tears” (The Miracles, 1965)<br />
oder “Signed, Sealed, Delivered I’m<br />
Yours” (Stevie Wonder, 1970). Dabei<br />
führt Bol<strong>to</strong>n die Songs ein gutes<br />
Stück weg von den souligen Originalen,<br />
richtet seine Interpretationen<br />
sehr viel stärker in Richtung Adult-<br />
Pop aus.<br />
(Ear Records/edel, 2014,<br />
12/39:41) tk<br />
REINHARD LAKOMY<br />
DIE GRÖSSTEN HITS<br />
Der im März 2013 vers<strong>to</strong>rbene Wahl-<br />
Berliner Reinhard Lakomy gehört zu<br />
den populärsten Musikern Ostdeutschlands,<br />
allein seine 1980er Kinderplatte<br />
TRAUMZAUBERBAUM hat sich bis<br />
heute über 4 Millionen Mal verkauft.<br />
In seiner langjährigen Karriere wechselte<br />
Lakomy immer wieder konsequent<br />
die Musikrichtung, jedoch hatte<br />
er jedesmal die Nase vorn. Er war der<br />
erste DDR-Sänger, der (irr)witzige<br />
Alltagsgeschichten in Pop sang. Keine<br />
Blödeleien, aber dennoch herrlich komisch<br />
und tiefgrund-sympathisch. Später<br />
widmete er sich der elektronischen<br />
Instrumentalmusik, und mit seiner<br />
Pop<br />
Popmusik für die Kleinsten hielt er<br />
Einzug in alle Kinderzimmer zwischen<br />
Ros<strong>to</strong>ck und Suhl. Die vorliegende<br />
Best Of widmet sich größtenteils seiner<br />
ersten Karriere mit den schnoddrig und<br />
mit Reibeisenstimme interpretierten<br />
Liedern. Im letzten Viertel gibt es zwei<br />
Kinderlieder-Klassiker und drei Raritäten,<br />
etwa die 1996er Unicef-Single<br />
“Brücken wie ein Regenbogen”.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
20/65:01) che<br />
JOHN LODGE<br />
NATURAL AVENUE<br />
Als die Moody<br />
Blues in den<br />
70er<br />
Jahren<br />
eine<br />
Schaffenspause<br />
einlegten,<br />
nutzte<br />
die<br />
Multi-Instrumentalist<br />
t tJohn Lodge, um Freunde<br />
wie Chris Spedding, Kenny Jones,<br />
Mel Collins und Mike Weaver im<br />
Studio zusammenzutrommeln. Den<br />
leicht ä<strong>the</strong>rischen Flair seiner Hauptgruppe<br />
wollte er damals offenbar gar<br />
nicht verbannen, doch unter dieser<br />
Klangglocke schuf er überaus abwechslungsreiche<br />
Pop’n’Rock-Songs,<br />
die mal geschmeidig und orchestriert<br />
dahinschwebten (“Carry Me”), sich<br />
wie das Titelstück eher mit Uptempo-Kraft<br />
vorwärts bewegten, wie die<br />
trefflich betitelte Ballade “Summer<br />
Breeze” stimmungsschwanger die<br />
Hörerfantasie anregten. Lodge vaiierte<br />
zwischen leichtfüßig und schwermütig<br />
und hätte mit seinem einzigen<br />
Solowerk mehr Aufmerksamkeit verdient.<br />
Als Bonus gibt’s jetzt die Single<br />
“Street Café”/”Threw It All Away”,<br />
die das immer noch hörenswerte Werk<br />
abrundet.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1977,<br />
12/53:47) pro<br />
BLONDIE<br />
BLONDIE 4(0) EVER<br />
Blondie bringen musikalische Welten<br />
und Generationen zusammen, erforschen<br />
einmal mehr neue Terri<strong>to</strong>rien<br />
– auch durch die Zusammenarbeit mit<br />
allerlei Gästen. Neben der typischen<br />
Pop-Note tauchen diesmal Elemente<br />
aus dem Bereich Electronica auf – vor<br />
allem im Duett von Debbie Harry mit<br />
Beth Dit<strong>to</strong> (Gossip) auf der ersten<br />
Single “A Rose By Any Name”. Es<br />
wird (spanisch) gerappt (Los Rakas).<br />
Die kolumbianische HipHop/R&B-<br />
Truppe Systema Solar bringt sich bei<br />
“Sugar On The Side” ein. Reggae-<br />
Grooves sorgen für entspannte Stimmung<br />
(“Drag You Around”, “Backroom”),<br />
und die Neuversion von<br />
“Relax“ ist ebenfalls gelungen. Die<br />
Bonus-CD GREATEST HITS DE-<br />
LUXE REDUX beschert viele erfreuliche<br />
Wiederhörensmomente – allerdings<br />
hätte ein Schuss mehr Wagemut<br />
gut getan, so sind die Neuaufnahmen<br />
der Blondie-Klassiker zu brav, zu<br />
dicht an den Originalen.<br />
(Universal, 2014, 13/53:04,<br />
11/42:09) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37
CD<br />
REVIEWS<br />
JERRY LEE LEWIS<br />
JERRY LEE LEWIS / JERRY<br />
LEE’S GREATEST!<br />
Diese remasterte Reissue-CD vereint die ersten<br />
beiden 1958 bzw. 1961 erschienenen LPs<br />
der als „The Killer” in die Annalen der Musikgeschichte<br />
eingegangenen Rock’n’Roll-<br />
Ikone, erweitert um sechs Bonus-Tracks aus<br />
eben jener frühen Schaffensphase. Vertreten<br />
sind damit auch seine beiden in die Grammy<br />
Hall Of Fame aufgenommenen großen<br />
Klassiker ”Great Balls Of Fire” und ”Whole<br />
Lotta Shakin’ Goin’ On”, mit denen er 1957<br />
in allen drei US-Charts – Pop, Country<br />
und R&B – Top-Platzierungen verbuchen<br />
konnte. Das reichlich bebilderte 16-seitige<br />
Booklet enthält neben aktuellen auch die<br />
jeweiligen Original-Liner-Notes, die im Fall<br />
des Debüt albums aus der Feder von Sun-Labelboss<br />
Sam Phillips höchstselbst stammen.<br />
Erfreulich auch die – soweit verfügbar – präzisen<br />
Angaben zu den Aufnahmedetails der<br />
einzelnen Songs.<br />
(Hoodoo Records/inakustik, 2014,<br />
30/70:32) ms<br />
THE ALAN PARSONS<br />
PROJECT<br />
THE COMPLETE ALBUMS<br />
COLLECTION<br />
Mit den geheimnisvollen<br />
TALES OF<br />
MYSTERY AND<br />
IMAGINATION ED-<br />
GAR ALLEN POE<br />
tauchte 1976 zum<br />
ersten Mal das Alan<br />
Parsons Project auf der Rock- und Poplandkarte<br />
auf. Dieses „Project” speiste sich aus<br />
zwei ergiebigen Quellen, einmal aus Alan<br />
Parsons Fähigkeiten als Arrangeur und Produzent<br />
(die er sich als Toningenieur in den<br />
Abbey Road Studios bei Alben der Beatles<br />
und Pink Floyd erworben hatte) und einmal<br />
aus Eric Woolfsons Können als Songwriter.<br />
Zusammen gelang es ihnen, ein magisches<br />
Dreieck aus klassischem Bombast, poppiger<br />
Leichtigkeit und rockigen Klängen zu erschaffen<br />
– einen Sound, den man so bisher<br />
noch nicht gehört hatte. Sowohl das 1977er I<br />
ROBOT als auch das ein Jahr später entstandene<br />
PYRAMID brillieren heute noch durch<br />
ihren Mix aus eingängigen Rocksongs und<br />
instrumentalen Geniestreichen, unterstützt<br />
von einer Schar an Top-Musikern wie Ian<br />
Bairnson (g), Colin Bluns<strong>to</strong>ne (The Zombies,<br />
voc), John Miles (voc), Stuart Elliott (dr)<br />
und David Pa<strong>to</strong>n (Pilot, Camel, b). Dass man<br />
als Musiker schon damals nicht vom Kritikerlob<br />
alleine leben konnte, zeigten dann<br />
EVE (1979), THE TURN OF A FRIEND-<br />
LY CARD (1980) und EYE IN THE SKY<br />
(1982). Auf diesen drei Alben sorgten sie mit<br />
Titeln wie “Lucifer”, “Time” oder “Eye In<br />
The Sky” für poppige Ohrwürmer, die auch<br />
im Radio gespielt wurden und so die Chance<br />
hatten, in die Charts zu kommen. Auch die<br />
beiden 1984 veröffentlichten Alben AMMO-<br />
NIA AVENUE und VULTURE CULTURE<br />
lieferten mit “Don’t Answer Me” und “Let’s<br />
Talk About Me” erfolgreiche Einzeltitel, bevor<br />
dann mit STEREOTOMY (1985) und<br />
GAUDI (1987) zwei schwächere Werke das<br />
Ende der Zusammenarbeit von Parsons und<br />
Woolfson einläuteten. Neu in THE COM-<br />
PLETE ALBUMS COLLECTION findet<br />
sich mit THE SICILIAN DEFENCE ein bisher<br />
unveröffentlichtes Album aus dem Jahr<br />
1979. Dieses schwer verdauliche Werk kam<br />
damals zustande, weil Parsons und Woolfson<br />
zwar vertraglich gezwungen waren, ein Album<br />
abzuliefern, durch einen Streit mit der<br />
Plattenfirma aber nicht gewillt waren, etwas<br />
anderes als experimentelle Instrumentalstücke<br />
zur Verfügung zu stellen. Alle Alben<br />
kommen im Original-LP-Artwork (teilweise<br />
im Klappcover), bis auf TALES OF MYS-<br />
TERY ..., das in der 1987er Remix-Version<br />
dabei ist, gibt es keinerlei Anzeichen für ein<br />
etwaiges Remastering – was bei Alan Parsons<br />
aber auch nicht notwendig erscheint.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 11 CDs) us<br />
T. REX<br />
TANX / ZINC ALLOY DELUXE<br />
EDITION<br />
Mit dieser Ausgabe in<br />
Buchform (LP-Format)<br />
hat sich das britische<br />
Reissue-Label Edsel<br />
selbst übertroffen. Schon<br />
in der Vergangenheit<br />
stießen ähnliche Editionen<br />
auf großen Zuspruch, aber mit dieser<br />
Deluxe-Ausgabe werden alle Wünsche erfüllt,<br />
da zudem Bolan-Produzent Tony Visconti<br />
das Material der Alben und der Singles<br />
(allerdings nicht der Outtakes) transparent<br />
und warm remasterte. Die erste CD enthält<br />
die komplette TANX-LP, ein Album, auf<br />
dem sich Marc Bolan zwischen Glam (“Born<br />
To Boogie”, “Rapids”) und souligem Material<br />
bewegte (“Highway Knees”). Auf der<br />
zweiten CD sind die damals erschienenen<br />
Singles zu hören und sage und schreibe 17<br />
Demos und Alternativfassungen, die den<br />
Entstehungsprozess dokumentieren. Die<br />
dritte CD enthält ZINC ALLOY AND THE<br />
HIDDEN RIDERS OF TOMORROW. Das<br />
Album klingt durch das Remastering viel<br />
durchsichtiger als vorhergehende Versionen,<br />
wodurch Bolans Soulausflug logischer<br />
erscheint, wohingegen die vierte CD mit<br />
Sing letracks und 20 Outtakes aufwarten<br />
kann. Die DVD versammelt Auftritte aus<br />
verschiedenen Fernsehshows und den bekannten<br />
Promofilm zu “The Groover”. Im<br />
Gegensatz zu diversen anderen Ausgaben<br />
sind alle Demos allgemein von akzeptabler<br />
klanglicher Qualität. Das Buch an sich ist ein<br />
wahres Schmuckstück. Neben Liner-Notes<br />
von Visconti enthält es einen langen Text<br />
des Bolan-Experten Mark Paytress, der die<br />
Ära in seinem Schaffensprozess erläutert.<br />
Hinzu kommen Abbildungen der Plattencover,<br />
Singles, Zeitungsausschnitte und Notenblätter.<br />
Gedruckt wurde auf festem, nicht<br />
glänzendem Papier, was der Qualität der<br />
Edition entspricht. Fast 40 Jahre nach seinem<br />
tragischen Tod halten Marc Bolan und seine<br />
T. Rex die Fans immer noch in Atem – und<br />
das soll ein anderer Künstler erstmal nachmachen.<br />
Tipp!<br />
(Edsel/Soulfood, 2014, 13/34:57,<br />
24/58:54, 14/46:18, 27/66:07,<br />
DVD: 20 Min.)<br />
fl<br />
VDELLI<br />
LIVE & ON FIRE<br />
Die Zeiten, als die nach dem Bandleader<br />
benannte Formation aus „down under” auf<br />
der Bühne Bluesklassiker interpretierte,<br />
sind schon länger vorbei. Und so erweisen<br />
sich denn auch die 15 an Allerheiligen 2013<br />
in einem Hotel in ihrer westaustralischen<br />
Heimat mitgeschnittenen Eigenkompositionen<br />
als druckvoll treibende, riffbe<strong>to</strong>nte<br />
Rockkracher, bei denen letztlich nurmehr<br />
der gelegentliche Einsatz des Slideröhrchens<br />
an die Blueswurzeln des Powertrios<br />
erinnert. Mit Ausnahme des Openers<br />
”New<strong>to</strong>wn” und des gut viertelstündigen<br />
Bonus-Tracks ”Tapestry Of Random-<br />
Jams” gibt es dabei Songmaterial von den<br />
drei Jazzhaus-Studio-CDs AIN’T BRIN-<br />
GING ME DOWN, TAKE A BITE sowie<br />
NEVER GOING BACK, und wer’s gern<br />
hard’n’heavy mag, ist mit diesem Live-<br />
Album, auch angesichts der Spieldauer,<br />
sicherlich nicht schlecht bedient.<br />
(Jazzhaus Records/inakustik, 2014,<br />
15/70:05) ms<br />
ELVIS PRESLEY<br />
ELVIS RECORDED LIVE ON<br />
STAGE IN MEMPHIS<br />
Ursprünglich<br />
im<br />
Sommer 1974 veröffentlicht,<br />
erscheint<br />
ELVIS RECORDED<br />
LIVE ON STAGE<br />
IN MEMPHIS nun<br />
zum 40. Geburtstag<br />
mit zehn zusätzlichen ätlih Tracks, die damals<br />
nicht auf das Vinyl gepasst haben. Weiterhin<br />
liefert eine zweite Disc den bisher unveröffentlichten<br />
(Mono-)Testlauf des kompletten<br />
Konzertes, zwei Tage vor Memphis<br />
in Richmond aufgenommen, sowie fünf<br />
akustische Tracks, mitgeschnitten im August<br />
1974, als Elvis und seine Begleitband<br />
für ihre herbstlichen Las-Vegas-Auftritte<br />
probten. Durch die Bank zeigt er sich dabei<br />
in Top-Form, konnte problemlos vom kraftvollen<br />
Rock’n’Roller zum lässigen Crooner<br />
wechseln, war hörbar in bester Laune, was<br />
sich sowohl in seinen Ansagen („Those<br />
binoculars look like a buncha frogs”) als<br />
auch in immer wieder von Lachen unterbrochenen<br />
Texten zeigte. Auch seine Band<br />
– und hier besonders Gitarrist James Bur<strong>to</strong>n<br />
und Drummer Ronnie Tutt – zeigte sich<br />
bei beiden Auftritten in Bestform, so dass<br />
hier einmal mehr klar wird, warum dieser<br />
Musiker für so viele für immer der Größte<br />
bleiben wird.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 1974,<br />
25/69:25, 27/74:20) us<br />
KROKUS<br />
LONG STICK GOES BOOM<br />
– LIVE FROM DA HOUSE OF<br />
RUST<br />
Im heimischen Solothurn, wo ihre Karriere<br />
1971 begann, standen die Schweizer Riffrocker<br />
Krokus auf der Bühne, um mit ihren<br />
Fans eine Party zu feiern, ein wenig Glam-<br />
Flair zu verbreiten. Sie donnerten durch<br />
ein Greatest-Hits-Programm, bei dem er<br />
reichlich Songs aus den frühen Jahren gab<br />
(“Easy Rocker”, “Heatstrokes”, “Tokyo<br />
Nights” oder “Screaming In The Night”)<br />
aber auch vier Nummern vom letzten Studiowerk<br />
DIRTY DYNAMITE – und die ergänzen<br />
sich homogen und hochenergetisch.<br />
Nicht zu vergessen die klasse Version von<br />
“American Woman” von Guess Who, die<br />
Krokus kräftig anhärteten und sich quasi<br />
aneigneten. Das Geschehen des Abends<br />
bringt die noch junge, aber auch knochentrocken<br />
abrockende Hymne “Hallelujah<br />
Rock<br />
Rock’n’Roll” treffend auf den Punkt! Perfekt<br />
nicht nur für alte Krokus-Fans.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 14/70:24) pro<br />
ENO – HYDE<br />
SOMEDAY WORLD<br />
Roxy-<strong>Music</strong>-Mitbegründer<br />
und Innova<strong>to</strong>r<br />
Brian Eno hat<br />
sich für diese CD mit<br />
dem nicht minder<br />
interessanten<br />
Querdenker<br />
Karl Hyde zusammengetan.<br />
Hyde hat sich als Frontmann<br />
der Band Underground, die seit 1988 durch<br />
Genres wie House und Techno wandelt, hier<br />
immer wieder neue und progressive Ansätze<br />
suchend, einen Namen gemacht. Als Basis<br />
dienten Enos polyrhythmische Experimente,<br />
„Reickuti” benannt – ein Kunstwort aus<br />
Steve Reich und Fela Kuti. Diese Namen benennen<br />
schon den Mix aus Minimal-<strong>Music</strong>-<br />
Elementen (u.a. repetitive Strukturen, kaum<br />
wahrnehmbare Phasenverschiebungen) und<br />
tanzbaren Afro-Beats-Ingredienzien. Sänger<br />
und Gitarrist Hyde brachte hierzu eigene<br />
Ideen ein, Gastmusiker steuerten weitere<br />
Klangfarben (Bläser, Backgroundgesang)<br />
bei, so dass zum guten Schluss statt kopflastig-verschrobener<br />
Avantgarde ein durchaus<br />
tanzbarer, immer wieder auch an Kraftwerk<br />
gemahnender Sound entstand.<br />
(Warp Records/Rough Trade, 2014,<br />
9/44:36) rg<br />
CAROL OF HARVEST<br />
CAROL OF HARVEST<br />
Dieses Album erschien 1978 zum absolut<br />
falschen Zeitpunkt. Punk regierte und<br />
drängte progressiven Folk-Rock (noch dazu<br />
aus Deutschland) in die Bedeutungslosigkeit.<br />
But you can’t keep good music down.<br />
Die Gruppe veröffentlichte ihre LP auf dem<br />
kleinen Label Brutkasten und verkaufte sie<br />
tapfer bei ihren raren Konzerten, wodurch<br />
sie letztlich die Aufmerksamkeit von Sammlerkreisen<br />
erregte. Und erregend ist CAROL<br />
OF HARVEST noch heute! Das Album enthält<br />
das 16-minütige Wunderwerk “Put On<br />
Your Nightcap”, wo die famose Sängerin<br />
Beate Krause und ihre vier männlichen Begleiter<br />
sich als perfekte Mixtur aus stilistisch<br />
verwandten Gruppen wie Pentangle, Mellow<br />
Candle und Emtidi erweisen. Aus zarten Tönen<br />
und purem Wohlklang entwickelt sich<br />
organisch ein <strong>to</strong>ller Progressiv-Einschub, der<br />
es in sich hat. “Try A Little Bit” ist ähnlich,<br />
aber konventioneller aufgebaut und mit 9:46<br />
Minuten auch überdurchschnittlich lang.<br />
Die restlichen Studiostücke sind von perfekt<br />
kristalliner Klarheit, und drei ordentliche<br />
Bonus-Livetracks vom März 1978 runden<br />
einen großartigen Meilenstein ab.<br />
(Aepi Prog Temple/Soulfood, 2014,<br />
8/50:10) hjg<br />
DEATH<br />
III<br />
Auf das 1976 eingespielte, aber erst 2008 erschienene<br />
FOR THE WORLD TO SEE und<br />
SPIRITUAL, MENTAL, PHYSICAL von<br />
2011 folgt mit III schon das dritte aus den<br />
Archiven hervorgezauberte Death-Album.<br />
Das Trio aus Detroit, das seit einigen Jahren<br />
wieder aktiv ist, nahm Anfang der 70er Jahre<br />
wie die S<strong>to</strong>oges, MC5 und Grand Funk Railroad<br />
den Punk der späten 70er pro<strong>to</strong>typisch<br />
Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
vorweg. Die neun Stücke auf der neuen<br />
Compilation stammen aus den Jahren<br />
1975, 1976, 1980 und 1992. Sie zeigen,<br />
dass Death aber keineswegs nur<br />
Meister der lauten Töne waren, sondern<br />
sich auch in anderen Genres zu Hause<br />
fühlten. So groovt “Open Road” selten<br />
schräg wie später nur noch Public<br />
Image Limited. “First Snowfall in Detroit”<br />
ist verträumt und erinnert an Jimi<br />
Hendrix’ “The Cry Of Love”. Auch das<br />
mehr als acht Minuten lange “We Are<br />
Only People” träumt lange vor sich hin,<br />
ehe es durch mächtige Akkordfolgen<br />
fast schon Protestcharakter annimmt.<br />
Einzig das banale Schlusslied “We’re<br />
Gonna Make It” will so gar nicht passen.<br />
Die restlichen Songs sind die (Wieder-)Entdeckung<br />
allesamt wert.<br />
(Drag City/Rough Trade,<br />
2014, 9/37:33) an<br />
POCO<br />
LEGACY<br />
Die<br />
komplette<br />
1968er<br />
Originalbesetzung,<br />
also Richie Furay,<br />
Jim Messina,<br />
Randy<br />
Meisner, George<br />
Grantham und Rusty Young, war dabei,<br />
als Poco 20 Jahre nach ihrem LP-Debüt<br />
PICKIN’ UP THE PIECES 1989 mit<br />
Gästen wie Richard Marx, Bill Payne<br />
und <strong>Jeff</strong> Porcaro LEGACY einspielten.<br />
Und die Band schuf dabei einige echte<br />
Country-Rockperlen wie “Nothin’ To<br />
Hide”, “Call It Love” und “When It All<br />
Began”. An den (Chor-)Gesangsqualitäten<br />
wie auch dem handwerklichen<br />
Können der Gruppe, die es nicht aus<br />
dem Schatten der Eagles her ausschaffte,<br />
gab es nie etwas zu deuteln – im Falle<br />
LEGACY ist allenfalls zu bekritteln,<br />
dass man einen Tick zu viel poppige<br />
Wohlfühl-Zuckerwatte im Studio und<br />
Zugeständnisse an den damaligen<br />
Sound-Zeitgeist zuließ. Ansonsten kann<br />
man den Erwerb der mit informativen<br />
Liner-Notes bestückten Neuauflage (Bonus-Track:<br />
“Look Within”) nahelegen.<br />
(BGO/H’Art, 1989, 11/43:46) pro<br />
TIM GRIMM<br />
THE TURNING POINT<br />
Der Amerikaner Tim Grimm war ursprünglich<br />
Schauspieler, macht aber<br />
seit 15 Jahren feine Singer/Songwriter-<br />
Alben, die alle in den Top Five der Folkund<br />
Americana-Charts landeten. Seine<br />
neunte Arbeit THE TURNING POINT<br />
ist eine Platte, die wiederum sein hochentwickeltes<br />
Gefühl für präzise Nuancen<br />
unter Beweis stellt. Grimm kennt<br />
sich im Grenzdreieck von Country, Folk<br />
und dosiertem Rock bestens aus und<br />
singt mit einer auffällig angenehmen,<br />
Wärme und Intimität beschwörenden<br />
Stimme, die an Uraltmeis ter Woody<br />
Guthrie, Altmeister Johnny Cash und<br />
den Bruce Springsteen der „Nebraska-<br />
Zeit” erinnert. Eine ideale Mischung,<br />
die prachtvollen Liedern wie “King Of<br />
The Folksingers”, “Anne In Amsterdam”<br />
(entstand nach einem Besuch<br />
des dortigen Anne-Frank-Hauses), dem<br />
munteren “The Lake”, “Blame It On<br />
The Dog” und der Mörderballade “Turning<br />
Point” bestens bekommt. Grimm<br />
kommt im Juni/Juli für Konzerte nach<br />
Deutschland. Höchste Zeit, einen der<br />
besten aktuellen US-Liedermacher näher<br />
kennen zu lernen!<br />
(Cavalier/Fenn 2014, 11/49:06) hjg<br />
ERIC CLAPTON<br />
BEHIND THE SUN<br />
Mit<br />
diesem<br />
Album<br />
wandte sich<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
dem<br />
Kommerz<br />
zu. Es<br />
ist sicherlich<br />
nicht so hanebüchen h wie das von Phil<br />
Collins produzierte AUGUST, denn<br />
mit Songs wie “Same Old Blues” oder<br />
“For ever Man” erreichte er noch sein<br />
altes Publikum. Jedoch zeigen Weichspüler<br />
wie “It All Depends” oder “See<br />
What Love Can Do” eine klare Anbiederung<br />
an den Mainstream, die Clap<strong>to</strong>n<br />
aufgrund des Drucks seitens der<br />
Plattenfirma durchziehen musste. Ein<br />
Album für Fans und Komplettisten,<br />
das allerdings durch das Mastering gewinnt,<br />
denn gegenüber der „normalen”<br />
CD klingt die Gold-Disc nicht mehr so<br />
80er-lastig, was einen neuerlichen Anlauf<br />
durchaus rechtfertigt. Die aktuelle<br />
Ausgabe erscheint in einer limitierten,<br />
nummerierten Edition als 24-KT-Gold-<br />
Disc und wurde von Steve Hoffman<br />
remastert.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1985, 11/50:15) at<br />
CALIFORNIA BREED<br />
CALIFORNIA BREED<br />
Mann, oh Mann, die Drei-Generationen-Combo<br />
California Breed versteht<br />
es, zu rocken und den Terminus<br />
Powertrio neu zu definieren. Die<br />
Led-Zeppelin-eske Wucht des Schlagzeugs<br />
von Jason Bonham (47) treibt<br />
unaufhaltsam vorwärts, begleitet von<br />
den unwiderstehlichen Bassgrooves<br />
Glenn Hughes’ (62). Dazu schmettert<br />
Youngster Andrew Watt (23) wuchtige<br />
Riffbretter heraus, versteht es aber<br />
auch, moderne Gitarrensounds mit<br />
eingängigen Melodien zu verbinden.<br />
Und über allem thront Hughes’ expressive<br />
Stimme, die (ohne Kreischen)<br />
alle Rockvokalfacetten abdeckt und<br />
zusätzliche Songdynamik entwickelt.<br />
Inhaltskräftige Texte verstärken den<br />
positiven Eindruck, den majestätische<br />
Balladen oder “All Falls Down” wie<br />
energiegeladene Rocker (das leicht<br />
psychedelisch angehauchte “Chemical<br />
Rain”, “Midnight Oil”, “Invisible”<br />
oder das dezent punkige “The Grey”)<br />
hinterlassen. Ein starkes Debüt!<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014,<br />
14/60:20) pro<br />
ECHO &<br />
THE BUNNYMEN<br />
METEORITES<br />
Wie schön, dass sich die Band um<br />
Frontmann Ian McCulloch allen Umbesetzungen,<br />
längeren Schaffenspau-<br />
Rock<br />
sen und Comebacks zum Trotz auch<br />
beim neuen Album treugeblieben ist.<br />
Vielleicht ist das auch ein Grund, dass<br />
die finanzielle Unterstützung des Albums<br />
nie gefährdet war, die die Band<br />
über Pledge<strong>Music</strong> dank einer treuen<br />
interessierten Fanbasis einholen konnte.<br />
Ihr psychedelisch gefärbter New-<br />
Wave-Rock ist auf METEORITES<br />
sogar richtig gut tanzbar, so dass Erinnerungen<br />
an den Manches ter-Rave<br />
von Happy Mondays, Charlatans und<br />
Primal Scream wachwerden. Im Zentrum<br />
stehen immer noch McCullochs<br />
charismatische Stimme und die durch<br />
zahlreiche Effektgeräte gestützte Gitarrenarbeit,<br />
die Echo & The Bunnymen<br />
auch nach drei Dekaden düster, pa<strong>the</strong>tisch<br />
und melancholisch klingen lässt<br />
wie einst bei “The Killing Moon”.<br />
(429 Records/<br />
Universal, 2014, 10/49:09) an<br />
STATUS QUO<br />
PILEDRIVER<br />
Für viele Fans<br />
ist<br />
PILEDRI-<br />
VER von 1972<br />
eines der besten<br />
Alben der Frantic<br />
Four – eines<br />
der wichtigsten<br />
war es allemal, l da es für Status Quo<br />
endgültig die Weichen weg vom psychedelischen<br />
Pop hin zum legendären<br />
Boogie-Shuffle-Rock stellte. Vor<br />
allem mit den Dauerbrennern “Paper<br />
Plane”, “Don’t Waste My Time” und<br />
dem “Roadhouse Blues” – der Doors-<br />
Vorlage verpassten Quo mit Alan Lancaster<br />
als Sänger und Bob Young an<br />
der Mundharmonika eine ganz eigene<br />
Note. Die 2014er Deluxe Edition hat<br />
durch das Remastering im Vergleich zu<br />
früheren Neuauflagen in Sachen Dynamik<br />
und Klang enorm gewonnen und<br />
bietet auf der Bonus-CD reichlich willkommene,<br />
teilweise unveröffentlichte<br />
Zusatznummern: den BBC-Mitschnitt<br />
des Konzerts im Londoner Paris Theatre<br />
1971, Auszüge aus John-Peel-<br />
Sessions (1973) sowie weitere BBC-<br />
Live-Aufnahmen von 1972 – und ein<br />
höchst informatives Booklet. Nicht<br />
nur etwas für Komplettisten und Quo-<br />
Beinhartfans.<br />
(Universal, 1972, 8/40:10,<br />
15/79:11) pro<br />
BRANDY ZDAN<br />
LONE HUNTER<br />
Die Kanadierin Brandy Zdan, einst<br />
weibliche Hälfte des Duos Twilight<br />
Hotel, verfügt über eine recht fesselnde<br />
Stimme, mit der sie folkig<br />
und countryesk geprägte, gut gebaute<br />
Singer/Songwriter-Kost in<strong>to</strong>niert.<br />
Die intensiv-ruhige Gitarrenarbeit,<br />
dezentes Schlagzeug und clever platzierte<br />
Elektroniktupfer sowie der<br />
haargenau passende Einsatz einer<br />
Pedalsteelguitar wissen zu gefallen.<br />
Die Mischung stimmt, aber an Temperament<br />
und Druck könnte Brandy<br />
Zdan noch zulegen. Beste Songs und<br />
daher Anspieltipps: “Blood As The<br />
Ink”, “Lone Hunter” und der Eröffner<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39
REVI<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Rock<br />
“Mourning Dove”. Aber auch von den übrigen<br />
Tracks langweilt keiner, denn es gibt<br />
auch beim dritten Hören immer noch feine<br />
Details zu entdecken. Im November 2014<br />
kommt Brandy Zdan zu Konzerten nach<br />
Deutschland. Man darf gespannt sein.<br />
(Cavalier/Fenn 2014, 6/21:12) hjg<br />
ROOMERS<br />
FEELINGS<br />
Aus Düsseldorf kommen<br />
die Roomers,<br />
die mit FEELINGS<br />
Ende April ihr drittes<br />
Album vorgelegt haben.<br />
Pluspunkte der<br />
Musik auf dieser CD<br />
sind ohne Frage die stilistische Offenheit,<br />
mit der das Quintett gekonnt zwischen Rock,<br />
Soul und Pop pendelt, die klasse Stimme<br />
ihres Sängers Marcel Lauterborn sowie der<br />
knackige Sound der Produktion, deren Mastering<br />
von Soundtüftler Eroc übernommen<br />
wurde. Auch dass mit Chris Schmidt nun das<br />
ansonsten nur bei Live-Auftritten zu hörende<br />
Saxofon den Weg auf die Studioproduktion<br />
geschafft hat, tut dem Bandsound gut. Woran<br />
noch gearbeitet werden muss, sind die<br />
Kompositionen, deren temporäre Durchhänger<br />
immer wieder durch starke instrumentale<br />
Einzelleistungen ausgeglichen werden.<br />
Auch an den stimmigen Arrangements gibt<br />
es nichts auszusetzen, doch unter dem Strich<br />
bleibt (noch) zu wenig ihrer Musik in den<br />
Gehörgängen hängen.<br />
(7us <strong>Music</strong>/Membran, 2014, 11/59:21) tk<br />
MICK HARVEY<br />
INTOXICATED MAN / PINK<br />
ELEPHANTS<br />
Als Mick Harvey vor nahezu 20 Jahren erstmals<br />
mit Veröffentlichungen unter eigenem<br />
Namen in Erscheinung trat, war er – wenn –<br />
nur als Musiker von Boys Next Door, Birthday<br />
Party, Nick Cave & The Bad Seeds und<br />
Crime & The City Solution bekannt. Mit<br />
INTOXICATED MAN (1995) und PINK<br />
ELEPHANTS (1997) gleich zweimal Serge<br />
Gainsbourg zu würdigen, war sicherlich keine<br />
naheliegende und einfache Wahl für ein<br />
Debüt und ein Zweitwerk, zumal Harvey die<br />
Texte der französischen Chanson-Ikone ins<br />
Englische übersetzte. Die Arrangements der<br />
32 Songs modernisierte er dezent, blieb aber<br />
weitgehend nah am Original. Den Part der<br />
Duettpartnerin übernahm Anita Lane kongenial;<br />
zusätzliche Gäste waren unter anderem<br />
Bertrand Burgalat, Nick Cave und Warren<br />
Ellis. Selten sind Gainsbourgs Originale so<br />
gut adaptiert worden. Umso schöner, dass<br />
Mute Records nun beide Werke auf einer<br />
Doppel-CD gebündelt und um zwei bisher<br />
unveröffentlichte Songs ergänzt hat.<br />
(Mute/Good<strong>to</strong>go, 1995/1997,<br />
16/44:50, 18/52:28) an<br />
CURRENT SWELL<br />
ULYSSES<br />
Auch mit dem fünften Album ULYSSES<br />
positionieren sich Current Swell als eines<br />
der hellsten Lichter in der bekanntlich hochwertigen<br />
kanadischen Musiklandschaft. Das<br />
Quartett aus Vancouver kann gegenüber dem<br />
<strong>to</strong>llen Vorgänger LONG TIME AGO (siehe<br />
GT 3/2013) sogar noch zulegen, denn die<br />
Qualität der Songs stieg hörbar an. Bisher<br />
schrieben die singenden Gitarristen Scott<br />
Stan<strong>to</strong>n und Dave Lang die Lieder meist getrennt<br />
und arbeiteten nur im Tandem, sobald<br />
die Band ins Studio ging. Diesmal setzten<br />
sie sich schon im Vorfeld zusammen, was zu<br />
noch runderen Resultaten führte. “Keys To<br />
The Kingdom”, “Who’s With Us”, “One Day<br />
I’ll Be Rich” (Mitsing-Hymne!), “Flesh And<br />
Bone” und der Titelsong sind Meisterwerke<br />
in Sachen unaufdringlicher Brillanz. Songs,<br />
die spontan ins Ohr gehen, ohne krampfhaft<br />
auf Hitparadentauglichkeit getrimmt zu sein.<br />
Aber auch die etwas druckvolleren Tracks<br />
“Rollin’”, “Man Of Maps” und “Sideways”<br />
heben sich deutlich aus jedweder Durchschnittlichkeit<br />
heraus. Es liegt der Verdacht<br />
nahe, dass ULYSSES zu den besten Alben<br />
des Jahres gehören wird. Sicheren Anteil<br />
daran hat auch, dass Current Swell für die<br />
Studio-Arbeit nur 20 Tage benötigten!<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2014, 12/46:12) hjg<br />
ROD STEWART<br />
LIVE 1976–1998: TONIGHT’S<br />
THE NIGHT<br />
Die Qualität von<br />
Rod Stewarts Studio-Aufnahmen<br />
zwischen 1976<br />
und 1998 mag<br />
– freundlich ausgedrückt<br />
– wechselhaft<br />
sein, doch auf eines konnte er sich<br />
in dieser Zeit immer verlassen: seine Top-<br />
Qualität auf der Bühne. Davon zeugt jetzt<br />
ein voluminöses Boxset mit vier CDs, LIVE<br />
1976-1998: TONIGHT’S THE NIGHT bietet<br />
58 bisher unveröffentlichte Livetracks<br />
aus 22 Jahren. Chronologisch geht es dabei<br />
durch Stewarts (Solo-)Karriere, anfangs<br />
mit rockigen Stücken wie “Maggie May”<br />
noch deutlich hörbar vom Stil seiner alten<br />
Band, den (Small) Faces, bestimmt, dann<br />
aber stilistisch immer ausgreifender. Wie<br />
gemacht war Stewarts Reibeisenstimme natürlich<br />
für Balladen wie Danny Whittens “I<br />
Don’t Want To Talk About It” oder für “Sailing”<br />
der Su<strong>the</strong>rland Bro<strong>the</strong>rs, doch auch<br />
Bluesheuler wie Willie Dixons “I Just Want<br />
To Make Love To You”, Souliges wie Otis<br />
Reddings “(Sittin’ On) The Dock Of The<br />
Bay”, Bruce Springsteens “Hungry Heart”<br />
oder Tom Waits “Down<strong>to</strong>wn Train” waren<br />
bei ihm in guten Händen. Was aber nicht<br />
darüber hinwegtäuschen darf, dass sich<br />
auch Stewarts Eigenkompositionen wie<br />
“Hot Legs” – hier im Duett mit Tina Turner<br />
–, “Every Picture Tells A S<strong>to</strong>ry” oder “Baby<br />
Jane” ohne Qualitätsverlust in diese Reihe<br />
einfügen und diesen (Live-)Rückblick zu<br />
einer lohnenden Geschichte werden lässt.<br />
(Warner, 2014, 4 CDs)<br />
us<br />
WOVEN HAND<br />
REFRACTORY OBDURATE<br />
David Eugene Edwards macht da weiter,<br />
womit er 2012 begonnen hatte. Waren die<br />
ersten fünf Alben des früheren 16-Horsepower-Frontmanns<br />
noch ruhigem, elegischem<br />
Alt-Country, Neo-Folk und Americana<br />
verhaftet, hatte er auf dem sechsten Werk<br />
LAUGHING STOCK die Rockgitarre ausgepackt,<br />
die auch auf REFRACTORY OB-<br />
DURATE dominiert. Diese Metamorphose<br />
verdeutlicht gleich der Auftakt (“Corsicana<br />
Clip”), der anfangs an beste 16-Horsepower-Zeiten<br />
erinnert und dann zu einem epochalen<br />
Punkmonster wird. Wahrlich keine<br />
leichte Kost, zumal auch danach alles immer<br />
intensiv daherkommt. Dafür braucht es<br />
einen versierten Soundtüftler wie Edwards,<br />
der zugleich ein Meister an der Rockgitarre<br />
ist, wie auf der Tour von Crime & The City<br />
Solution im Herbst 2012 zu bewundern war<br />
und der für Mai angekündigten Woven-<br />
Hand-Tour zu bestaunen sein wird.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2014,<br />
10/43:00) an<br />
RUSS BALLARD<br />
BARNET DOGS / INTO THE FIRE<br />
Nach dem Ende von<br />
Argent veröffentlichte<br />
Russ Ballard zwar<br />
einige eigene Alben,<br />
doch<br />
erfolgreicher<br />
war er in den 80er<br />
Jahren vor allem<br />
als Songlieferant für Rainbow und viele<br />
andere. Dabei bot BARNET DOGS 1979<br />
ansprechenden Rock, der zwar zeitgeistig<br />
AOR-, Pop- und Reggae-mäßig angehaucht<br />
war, aber hörbar machte, dass Ballard nicht<br />
nur ein exzellenter Songschmied, sondern<br />
auch ein starker Interpret war, der knackige<br />
Gitarrenriffs ebenso in pet<strong>to</strong> hatte<br />
wie gehörgängige Melodien. Man lausche<br />
mal “René Didn’t Do It”, “On The Rebound”,<br />
“Riding With The Angels” sowie<br />
“Rock&Roll Lover”, “Breakdown” oder “I<br />
Will Be There” und den Balladen “Strangers”<br />
und “Where Do We Go From Here”<br />
vom Nachfolge-Album INTO THE FIRE<br />
von 1980, das zugegebenermaßen ein wenig<br />
geglättet ausfiel. Schade, dass das auf<br />
einer CD zusammengefasste Reissue-Doppel<br />
ohne Bonus-Tracks daherkommt.<br />
(BGO/H’ Art, 1979/1980, 19/76:18) pro<br />
COMET CONTROL<br />
COMET CONTROL<br />
Sänger Chad Ross und Gitarrist Andrew<br />
Moszynski haben ihre Neo-Psychedelia-<br />
Band Quest For Fire erst mal auf Eis gelegt<br />
– und gleich eine neue Gruppe gegründet,<br />
die schwer von Hippie-Combos der späten<br />
Sixties und frühen Seventies beeinflusst ist.<br />
Mit Comet Control surfen die Kanadier weiter<br />
auf den Wellen, die einst Bands wie die<br />
Doors und 13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs anges<strong>to</strong>ßen<br />
haben. Wobei das Quintett aus Toron<strong>to</strong> nicht<br />
in der Retro-Falle feststeckt, sondern dem<br />
Genre einige Modernisierungsschübe verleiht.<br />
Da gibt es düsteres Georgel wie beim<br />
achtminütigen Opener “Blast Magic” und<br />
beim finalen “Master”; da geht es zwischenzeitlich<br />
auch mal hardrockig zur Sache wie<br />
in “Century” und “The Soft Parade”; oder<br />
man zückt mit “Fear The Haze” oder “Hats<br />
Off To Life” den Hut vor Pink Floyd. Nach<br />
diesem <strong>to</strong>llen Debüt freut man sich schon auf<br />
das, was da noch kommen könnte!<br />
(TeePee/Soulfood, 2014, 8/39:41) frs<br />
UNHEILIG<br />
ALLES HAT SEINE ZEIT – BEST<br />
OF 1999–2014<br />
Goldene Kamera, Bambi, sechs Echos, dazu<br />
mehr als drei Millionen verkaufte Alben,<br />
Vierfach-Platin für LICHTER DER STADT,<br />
gar siebenfach für GROSSE FREIHEIT, man<br />
muss lange zurückdenken, bis man Künstler<br />
findet, die in so kurzer Zeit einen so kometenhaften<br />
Aufstieg wie Unheilig erleben<br />
durften. Denn obwohl der Graf sein Bandprojekt<br />
schon seit gut 15 Jahren betreibt,<br />
kamen die oben genannten, ganz großen<br />
Erfolge erst in den letzten vier Jahren zustande,<br />
so richtig durchgestartet wurde 2010 mit<br />
dem Song “Geboren um zu leben”. ALLES<br />
HAT SEINE ZEIT – BEST OF 1999–2014<br />
bietet neben den bekannten Hits aber auch<br />
den hymnischen Rock mit leichtem Gothic-<br />
Einschlag, mit dem Unheilig zuvor schon in<br />
Fankreisen äußerst beliebt waren, man kann<br />
so der musikalischen Entwicklung über die<br />
Jahre folgen. Abgerundet wird diese Best<br />
Of mit zwei neuen Liedern, mit “Als wär’s<br />
das erste Mal” und “Wir sind alle wie eins”,<br />
mit denen Unheilig beim deutschen Vorentscheid<br />
zum diesjährigen Eurovision Song<br />
Contest bis auf den zweiten Platz kamen.<br />
(Vertigo/Universal, 2014, 19/71:29) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SLITHERAMA – PSYCHEDELIC<br />
TOKYO 1966–1969<br />
Wer mit dem SIX-<br />
TIES<br />
JAPANESE<br />
GARAGE-PSYCH<br />
SAMPLER<br />
(siehe<br />
GT 1/2014, Seite<br />
39) etwas anfangen<br />
konnte, wird auch<br />
SLITHERAMA in sein Herz schließen.<br />
Erneut ist zu erleben, mit welchem Enthusiasmus<br />
garagige Japaner sich über internationale<br />
Top-Songs wie den Animals-<br />
Hit “Inside Looking Out” (The Spiders),<br />
Ray Charles’ “What I’d Say” (The Sharp<br />
Hawks), Eddie Floyds “Knock On Wood”<br />
(The Voltage) oder den Spencer-Davis-<br />
Klassiker “Gimme Some Lovin’” (The<br />
Savage) hermachten, wobei sie trotz aller<br />
Freude am Kopieren und Imitieren durchaus<br />
auch kleine eigene Einfälle einfließen<br />
ließen. Die mutigeren Bands komponierten<br />
freilich selbst munter drauflos und lieferten<br />
ordentliche Garagenware wie “Yo<br />
Sa Bi Da” (The Mops) oder “Zen Blues”<br />
(The Golden Cups). Die beiden wohl besten<br />
Tracks des insgesamt vergnüglichen<br />
Samplers sind das Instrumental “Comin’<br />
Home Baby” (The Sharp Five) und “Blue<br />
Feeling” von The Jaguars. Informationen<br />
zu den bei uns praktisch unbekannten Interpreten<br />
enthält das zwölfseitige Booklet.<br />
(Bamboo/Soulfood, 2014, 11/43:02) hjg<br />
SHEL SILVERSTEIN<br />
FREAKIN’ AT THE FREAKERS<br />
BALL<br />
Shel Silverstein (1930–1999) war ein<br />
multimedial aktiver Humorist, Car<strong>to</strong>onist,<br />
Geschichtenerzähler, Filmmusikkomponist<br />
und Musiker der Hippie-Gegenkultur. Er<br />
pflegte Ironie bis hin zum Zynismus, die<br />
er musikalisch oft mit Hilfe von Dr. Hook<br />
& The Medicine Show umsetzte – denen<br />
er Erfolgsnummern wie “Silvia’s Mo<strong>the</strong>r”<br />
oder “Cover Of The Rolling S<strong>to</strong>ne” lieferte.<br />
Auch Johnny Cash, Marianne Faithfull,<br />
Emmylou Harris, Gordon Lightfoot, Waylon<br />
Jennings, Bobby Bare oder The Irish<br />
Rovers bedienten sich aus seinem Fundus.<br />
Dr. Hook begleiteten ihn auch 1972, als<br />
er FREAKERS BALL aufnahm, eine Ansammlung<br />
verrückter Nummern, bei denen<br />
nicht immer die Melodien im Vordergrund<br />
standen, sondern schräge, humorvollbissige<br />
Perfomances. Clever, innovativ,<br />
eigenwillig, kurzweilig – Songtitel wie “I<br />
Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
EWS<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
Got S<strong>to</strong>nes And I Missed It”, “Masochistic<br />
Baby”, “Thumbsucker” sagen alles.<br />
(BGO/H’Art, 1972/12/37:22) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE SEARCH FOR SURF<br />
Surf-Sampler<br />
gibt<br />
es unzählige. Nicht<br />
alle haben Relevanz,<br />
manche<br />
vereinen<br />
Goldstaub. Besoffen<br />
vor<br />
Begeisterung<br />
wird der beinharte<br />
Fan bei iTHE SEARCH<br />
FOR SURF sicher<br />
nicht, die Idee, die Entwicklung der Musik<br />
mit Beispielen aus den Jahren 1959 bis<br />
1962 chronologisch zu dokumentieren, ist<br />
allerdings sehr gut. Dabei wird nicht nur<br />
die Veränderung des Sounds vom saxofonlastigen<br />
Rock’n’Roll-Ableger bis hin zum<br />
eigenständigen Instrumentalstil deutlich.<br />
Besonders aufregend sind auf SEARCH...<br />
frühe Hinweise auf das, was später Punk<br />
hieß. Der Ramones-Schlachtruf “Hey Ho,<br />
Let’s Go” stammt von den Routers und<br />
ihrem “Let’ Go (Pony)” (1961), The Tuffs<br />
And Kay Bell klingen mit “Surfer’s S<strong>to</strong>mp”<br />
(1960) 1:1 wie die X-Ray Spex, und “Headache”<br />
von Angie And The Citations (1961)<br />
diente lediglich dazu, damit die Fans hysterisch<br />
dazu schreien konnten. Bekanntes und<br />
Rares halten sich auf der CD die Waage.<br />
(Righteous/H’Art, 2014, 26/63:15) jub<br />
YESTERDAY’S CHILDREN<br />
YESTERDAY’S CHILDREN<br />
Vielleicht kamen sie den berüchtigten<br />
Moment zu spät ... Yesterday’s Children<br />
aus dem US-Staat Connecticut existierten<br />
schon seit 1966, veröffentlichten ihr einziges<br />
Album aber erst im September 1970,<br />
als superrauer Psychedelic-Hard-Rock gerade<br />
aus der Mode geriet. Und genau den<br />
spielten Sänger Dennis Croce, sein Bruder<br />
Richard (g), Reggie Wright (g), Chuck<br />
Maher (b) und Ralph Muscatelli (dr) nun<br />
mal mit Herz & Seele. In selbst verfassten<br />
Songs wie “Paranoia”, “Sad Born Lover”<br />
oder “Providence Bummer” agierten sie<br />
primär knüppelhart garagig und nur selten<br />
einfühlsam balladesk. Dennis Croce zerriss<br />
sich fast die Stimmbänder, und Leadgitarrero<br />
Wright setzte sich als Saitenwüterich<br />
gekonnt in Szene. Mit einer formidablen<br />
Cover-Version des Troggs-Songs „Evil<br />
Woman” und dem alle Qualitäten der Band<br />
nochmals zusammenfassenden Sechsminüter<br />
“Hunter’s Moon” klingt ein Album<br />
aus, das noch heute für Fans des Berserker-<br />
Rock wie geschaffen ist.<br />
(Aurora/Soulfood, 2014, 8/40:43) hjg<br />
SWANS<br />
TO BE KIND<br />
Das letzte Swans-Album THE SEER gehörte<br />
für viele Musikjournalisten zu den<br />
besten Veröffentlichungen des Jahres 2012.<br />
Warum sollte also Michael Gira, der Kopf<br />
der New Yorker Avantgarde-Band, die ihre<br />
Anfänge schon 1982 hatte, die musikalische<br />
Richtung ändern? Furios geht es mit dem<br />
Opener “Screen Shot” los, der alles vereint,<br />
was die Formation auszeichnet: repetitive<br />
Grooves, treibendes Gitarrenpicking, verstörende<br />
Keyboard- und Streicherpassagen und<br />
eine sonore anklagende Indie-Stimme. Klassisches<br />
Songwriting ist nicht erwünscht. Was<br />
beschwörend-ruhig beginnt, wird zunehmend<br />
bedrohlich lauter, ehe alles nach rund zehn<br />
Minuten mit einem Soundgewitter endet.<br />
Das ist dann die Blaupause für die anderen<br />
neun Stücke der Doppel-CD. Konventionelle<br />
Songstrukturen schätzende Musikfreunde<br />
werden schnell wegschalten, Experimentierfreudige<br />
im Sinne von Terry Riley, Faust,<br />
Velvet Underground und Sonic Youth werden<br />
hingegen TO BE KIND lieben.<br />
(Young God Records/Mute, 2014,<br />
5/67:08, 5/54:11) an<br />
TYLA GANG<br />
LIVE IN STOCKHOLM<br />
Ex Ducks-de-Luxe-<br />
Frontmann<br />
Sean<br />
Tyla, der in England<br />
als „Godfa<strong>the</strong>r<br />
Of Boogie” gilt, ist<br />
nun auch schon 66.<br />
„Pate des Pub-Rock”<br />
würde wohl eher passen. Die Band, die mit<br />
“Styrofoam” den legendären Sampler LIVE<br />
AT THE HOPE & ANCHOR 1978 mit<br />
prägte, hat Tyla tatsächlich wiederbeleben<br />
können, mit zwei weiteren Originalmitgliedern:<br />
Bruce Irwin brilliert als auch für schöne<br />
Twinleads geeigneter Gitarrenpartner,<br />
dazu brennt Drummer Michael Demarais.<br />
Der privat unpässliche Brian Turring<strong>to</strong>n<br />
wurde durch Gillan- und Mammoth-Bassmonster<br />
John McCoy ersetzt. Dazu kommt<br />
Max Lorentz an Slide, Piano und Hammond.<br />
Die Attacken klingen gefährlich, dabei<br />
melodisch wie eh und je: “The Young<br />
Lords” und “Dust On The Needle” vom Albumprimus<br />
YACHTLESS bleiben unsterbliche<br />
Endsiebziger-Ohrwürmer, und mit<br />
“Willin’” von der tragischen Little-Feat-Figur<br />
Lowell George kommt eine kongeniale<br />
Cover-Version ins Spiel. Die Oberkracher<br />
“Suicide Jockey”, “Hurricane”, das besagte<br />
“Styrofoam” und dessen Rückseite, das Finale<br />
“Texas Chainsaw Massacre Boogie”,<br />
sind klar mit von der Live-Partie/Party, die<br />
hervorragend abgemischt wurde.<br />
(Angel Air/Fenn, 2014, 12/49:02) utw<br />
NATALIE MERCHANT<br />
NATALIE MERCHANT<br />
Nach 13 Jahren ohne neue Songs erscheint<br />
endlich NATALIE MERCHANT, das sechste<br />
Solo-Album der Eighties-Indie-Ikone gleichen<br />
Namens. Noch immer verfügt Natalie<br />
Merchant über eine klare, unverwechselbare<br />
Stimme; noch immer schreibt sie intensive<br />
Songs über verlorene und gefundene Liebe,<br />
Gier, Zerstörungswut, Niederlagen und<br />
Triumphe; noch immer überlässt sie bei der<br />
Realisierung nichts dem Zufall. Das um sie<br />
gescharte Top-Ensemble unverbrauchter<br />
Musiker(innen), das die komplexe Musik<br />
mit Hingabe und viel Fingerspitzengefühl<br />
für feinste Nuancen gestaltet, reicht von<br />
John Medeski und Shawn Pel<strong>to</strong>n über Uri<br />
Sharlin und Erik Della bis zu den Gastsängerinnen<br />
Simi S<strong>to</strong>ne und Elizabeth Mitchell<br />
sowie der Gospelsängerin Corliss Stafford.<br />
Elektrische Gitarren und Hammondorgel<br />
treffen auf wohltemperierte Streicher und<br />
(Holz-)Bläser, so dass eine wohlig-warme,<br />
aber nie aggressiv heiße Atmosphäre entsteht.<br />
Keine Frage, dies ist sehr erwachsene<br />
Musik im Grenzland von softestem Rock<br />
und anspruchsvollstem Pop, die lieber zu<br />
oft in die Tiefe geht, als auch nur einmal in<br />
Rock<br />
Oberflächlichkeiten zu verharren. NATALIE<br />
MERCHANT ist kein Album fürs Nebenbeihören,<br />
etwas Zeit und Aufnahmebereitschaft<br />
sollte man schon investieren. Zur Belohnung<br />
gibt es Musik mit langer Halbwertzeit!<br />
(Nonesuch/Warner, 2014, 11/49:15) hjg<br />
STUD<br />
STUD<br />
1970 brachten die<br />
beiden<br />
vormaligen<br />
Taste-Mitglieder<br />
Richard McCracken<br />
(b) und John Wilson<br />
(dr) gemeinsam mit<br />
dem singenden Gitarristen<br />
it Jim Cregan (Ex-Blossom Toes, später<br />
Family, Cockney Rebel, Rod Stewart) das<br />
allerdings nur kurzlebige Trio Stud an den<br />
Start. Mit dem verschrieben sie sich einer<br />
Mischung aus sanftmütigen Akustikballaden<br />
(“Song”, “Turn Over The Pages”), Prog- und<br />
Jazzelementen, epischen wie zugleich langatmigen<br />
Nummern (“1112235”, “Horizon”)<br />
und Blues-Jazz (“Harpo’s Head”). Die stilistische<br />
Vielseitigkeit war zugleich die große<br />
Stärke wie Schwäche der selbst betitelten<br />
Debüt-LP von 1971 – die Unentschlossenheit<br />
oder auch Orientierungslosigkeit ließ<br />
das Gesamtwerk ausfransen, so dass es nicht<br />
allzu viel Anklang, geschweige denn Käufer<br />
fand – nach nicht einmal einem Jahr waren<br />
Stud schon wieder Geschichte.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1971,<br />
6/42:03) pro<br />
MARKUS HOOK ROLL<br />
BAND<br />
TALES OF OLD GRAND-DADDY<br />
Die Geschichte dieser australischen Band<br />
ist schnell erzählt: Im Sommer 1973 gingen<br />
George Young und Harry Vanda – zuvor mit<br />
den Easybeats und danach mit Flash & The<br />
Pan erfolgreich – zusammen mit Georges<br />
jüngeren Brüdern Angus und Malcolm –<br />
später mit AC/DC weltweit bekannt – ins<br />
Studio, um dort einige (eher mittelmäßige)<br />
Pub-Rocksongs aufzunehmen, großzügig<br />
unterstützt von zollfrei eingekauftem „Jim<br />
Beam Old Grand-Dad”-Bourbon, der dem<br />
dabei entstandenen Album zu seinem Titel<br />
verhalf. Auf Tour ging die Markus Hook<br />
Roll Band nie, auch Promo-Auftritte gab es<br />
keine, so dass TALES OF OLD GRAND-<br />
DADDY kommerziell ziemlich unterging.<br />
Zur jetzigen Wiederveröffentlichung wurden<br />
noch zwei bisher unveröffentlichte<br />
Stücke sowie drei Single-B-Seiten hinzugefügt.<br />
Wer wann welchen Gitarrenpart<br />
gespielt hat, daran können sich die Protagonisten<br />
nach eigenem Bekunden beim besten<br />
Willen nicht mehr erinnern, also bietet<br />
dieses Album für Kenner genau die richtige<br />
Herausforderung!<br />
(Parlophone/Warner, 2014, 15/55:50) tk<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LOU ADLER – A MUSICAL<br />
HISTORY<br />
Der aus einer jüdisch-mexikanischen Familie<br />
stammende Lou Adler (*13.12.1933)<br />
gehört als Komponist, Gründer des Labels<br />
Dunhill und vor allem Produzent edelster<br />
Pop- und Rockohrwürmer, die ihn<br />
zu einem der Architekten des California<br />
Sounds gemacht haben, zu den eindrucksvollsten<br />
Persönlichkeiten des Rock-Biz.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />
CHÂTEAU DE BEAUFORT<br />
BEAUFORT / LUXEMBURG<br />
25.07. MANFRED MANN’S EARTH BAND<br />
J. LEES’ BARCLAY JAMES HARVEST<br />
26.07. DORO<br />
27.07. TEN YEARS AFTER<br />
KANSAS<br />
30.07. REVOLVERHELD<br />
31.07. KLAUS DOLDINGER’S PASSPORT<br />
& KHALIFÉ-SCHUHMACHER-TRISTANO<br />
01.08. JAMES BLUNT<br />
03.08. PATTI SMITH AND HER BAND<br />
08.08. AMY MACDONALD<br />
09.08. CHRIS DE BURGH<br />
INFOS: WWW.BEAUFORT.LU<br />
EVENTS<br />
VOR EINER<br />
SPEKTAKULÄREN<br />
KULISSE!<br />
09.05. AFFALTER Zur Linde<br />
10.05. LAUFEN Salzachhalle<br />
24.05. KÖLN Harley Dome<br />
30.05. HALLE/SAALE Händelsche Halle<br />
04.06. RUBIGEN (CH) Mühle Hunziken<br />
26.07. TUTTLINGEN Honberg-Sommer<br />
27.07. BEAUFORT (L) Château Beaufort<br />
31.07. ROMANSHORN (CH)<br />
09.08. FRIEDRICHSHAFEN Kulturufer<br />
04.07. Luxembourg Rockhal<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com | info@kul<strong>to</strong>polis.com
CD<br />
REVIEWS<br />
A MUSICAL HISTORY umfasst die Jahre<br />
1958 bis 1974 und bietet ein Spektrum<br />
vom Fifties-R&B (Sam Cookes “Wonderful<br />
World”) über Sixties-Pop (“Crying<br />
In The Rain”, Everly Bro<strong>the</strong>rs), Sixties-<br />
Rock (Spirits “I Got A Line On You”) und<br />
Protestsongs (Barry McGuires “Eve Of<br />
Destruction”) bis zum Seventies-Glam-<br />
Rock (Tim Currys “Sweet Transvestite”).<br />
Auch Carole King (“It’s Too Late”) und<br />
die berühmte S<strong>to</strong>nes-Vokalhelferin Merry<br />
Clay<strong>to</strong>n (mit ihrer Spitzenversion von<br />
“Gimme Shelter”) begaben sich unter Adlers<br />
Fittiche. Seine nachhaltigsten Arbeiten<br />
glückten ihm Mitte der 60er Jahre, als er<br />
Scott McKenzie mit “San Francisco” einen<br />
Dauerbrenner verpasste und The Mamas &<br />
The Papas gleich ein ganzes Bündel von<br />
Klassikern wie “California Dreamin’” und<br />
“Go Where You Wanna Go”. Alles hier zu<br />
hören. Dazu kommen mit schönen Cover-<br />
Versionen von Dylans “The Times They<br />
Are A-Changin’” und Donovans “Wear<br />
Your Love Like Heaven” auch Aufnahmen<br />
weniger bekannter Acts zum Zuge.<br />
(Ace/Soulfood, 2014, 25/71:24) hjg<br />
HEART<br />
MAGAZINE<br />
Die beiden Wilson-Schwestern<br />
hatte sich mit ihren<br />
ersten drei Alben<br />
eine große Fanbasis<br />
erarbeitet, die<br />
auch dieses Album<br />
begeistert t annahm, obwohl bei der Produktion<br />
schnell gearbeitet werden musste, denn<br />
die Plattenfirma übte immensen Druck auf<br />
die Band aus. Trotz aller Widrigkeiten hört<br />
man hier soliden Mainstream (“Heartless”),<br />
eine pompöse Ballade mit geschickten<br />
Streichersätzen (“Just The Wine”), eine<br />
Nummer, bei der ihr großer Einfluss Led<br />
Zeppelin im Klangbild auftaucht (“Here<br />
Song”), und ausgearbeiteten AOR (“I’ve<br />
Got The <strong>Music</strong> In Me”). Die Titel haben den<br />
Test der Zeit gut überstanden. Die Edition<br />
erscheint als limitierte und nummerierte 24<br />
KT-Gold-CD und wurde von Mike Fisher<br />
in Kooperation mit der Band meisterhaft<br />
remastert, da der eher dünne Klang des Originals<br />
eindeutig abgemildert ist.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1978, 8/39:09) at<br />
THE PEARLFISHERS<br />
OPEN UP YOUR COLOURING<br />
BOOK<br />
Die Rückkehr der schottischen Perlenfischer<br />
nach sieben Jahren. Das Warten hat sich gelohnt,<br />
denn solch herrlich realisierten softrock-poppigen<br />
Ohrwürmer auf hohem komposi<strong>to</strong>rischem<br />
Niveau, die noch dazu clever<br />
instrumentiert und arrangiert wurden, haben<br />
immer Konjunktur! Mastermind David Scott<br />
erweist sich immer mehr als kluger Architekt<br />
von zu Songs geformten Klanglandschaften<br />
im Spannungssechseck von Paul McCartney,<br />
Jimmy Webb, Brian Wilson, Paddy Mc-<br />
Aloon, Van Dyke Parks und Michel Legrand<br />
– eine Mischung, die <strong>the</strong>oretisch vielleicht<br />
schwer vorstellbar ist, praktisch aber fulminant<br />
überzeugt. Songs wie “The Way My<br />
Fa<strong>the</strong>r Talked About Vincent”, “The Last<br />
Days Of September”, “Gone In The Winter”<br />
und “When Love Was A River” sind beste<br />
Beweise, aber auch alle anderen Tracks sind<br />
mängelfrei. Alles klingt hier beschwingt, bewusst<br />
niemals eckig, stattdessen wundervoll<br />
elegisch und im Endergebnis sehr erwachsen<br />
– wozu natürlich auch die literarisch ausgefeilten<br />
Texte ihren Anteil beisteuern.<br />
(Marina/Indigo, 2014, 16/65:42) hjg<br />
MICK POINTER BAND<br />
MARILLION’S “SCRIPT“<br />
REVISITED<br />
2008 feierte Marillions<br />
Debütalbum sein<br />
25-jähriges<br />
Jubiläum,<br />
was den nach<br />
diesem Album geschassten<br />
Drummer<br />
Mick Pointer veranlasste,<br />
mit einer hochkarätigen h Band alle<br />
mit ihm eingespielten Marillion-Songs live<br />
zu präsentieren. War das Interesse anfänglich<br />
(der Rezensent erlebte im Januar 2009<br />
mit wenigen Getreuen eine Aufführung)<br />
eher verhalten, steigerte sich dies im Laufe<br />
der Jahre, so dass nun ein 2013er Mitschnitt<br />
veröffentlicht wird. Das Publikum erfreute<br />
sich lautstark an dem recht originalgetreu<br />
präsentierten Debütalbum plus weiteren<br />
fünf Songs (u.a. “Grendel”). Brian Cummings<br />
erfüllte die nicht einfache Aufgabe<br />
als Fish-Ersatz prächtig, Pendragons Nick<br />
Barrett brillierte mit sensiblen Gitarrensolos.<br />
Das etwas lieblos gestaltete Album<br />
(keinerlei Liner-Notes) richtet sich eher an<br />
den nostalgischen Fan, der kommt jedoch<br />
voll auf seine Kosten.<br />
(Verglas/Soulfood, 2014, 6/51:36,<br />
5/45:38) rg<br />
REA GARVEY<br />
PRIDE<br />
Nach seinem Rückzug aus dem Jurorenund<br />
Coaching-Team von „The Voice Of<br />
Germany” hat sich Rea Garvey lange Zeit<br />
genommen um sein neues Album anzugehen.<br />
Er hat sich für das Songwriting seiner<br />
irischen Wurzeln besonnen, hat sich für die<br />
Aufnahmen nach Island, ins Studio von<br />
Sigur Rós, begeben. Und tatsächlich, zu<br />
Beginn kommt einem PRIDE wie der ganz<br />
große Wurf vor, ganz stark der fast nur von<br />
Garveys Stimme und einer akustischen<br />
Gitarre getragene Opener “It’s A Good<br />
Life”. Ungewöhnlich, aber fast auf gleichem<br />
Niveau, das darauf folgende, Banjogetriebene<br />
“Can’t Say No”, gleichzeitig die<br />
erste Single-Auskopplung. Doch ebenso<br />
stark wie das Album beginnt lässt es dann<br />
Song für Song nach, werden die Refrains<br />
immer nichts sagender, werden fein beginnende<br />
Stimmungen viel zu schnell wieder<br />
zerstört. Ein paar Lichtblicke dann wieder<br />
gegen Ende des Albums, und mit dem zusammen<br />
mit Hea<strong>the</strong>r Nova geschriebenen<br />
und gesungenen “All That Matters” wird<br />
zumindest wieder kurzfristig der hohe Eingangslevel<br />
erreicht.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 11/42:13) tk<br />
RUN RIVER NORTH<br />
RUN RIVER NORTH<br />
Irgendwann musste ja Kaliforniens Bevölkerungsteil<br />
mit ostasiatischem Migrationshintergrund<br />
mit einer eigenen Band<br />
Aufmerksamkeit erregen. Run River North,<br />
bestehend aus dem Frontmann und Singer/<br />
Songwriter Alex Hwang (voc, g), Daniel<br />
Chae (g), Jennifer Rim (vio), Joseph Chun<br />
(b), John Chong (dr), and Sally Kang (voc,<br />
keys), legen mit ihrem Debütalbum RUN<br />
RIVER NORTH ein bereits erstaunlich<br />
reifes Werk voller packender Songs vor, die<br />
von Immigrationserfahrungen, dem Suchen<br />
nach Heimat in der Fremde und auch dem<br />
klassischen Thema unerwiderter Liebe handeln.<br />
Produzent Phil Ek, bekannt für seine<br />
Arbeit außerhalb von Schubladen (Fleet<br />
Foxes, Band Of Horses), inszenierte einen<br />
schillernden Sound aus zarten und vorwärtsstürmenden<br />
Gitarren, marschierenden<br />
Rhythmen, kontrastierenden Streichern<br />
und Hwangs kräftiger, aber nicht kraftmeierischer<br />
Stimme. Die in sich plausible,<br />
durchaus subtile Mischung aus amerikanischem<br />
und asiatischem Folk wird auf eine<br />
stabile Rockbasis gestellt und funktioniert<br />
auch bei recht hymnischen Sequenzen ganz<br />
famos.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2014, 11/43:49) hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BOB DYLAN – THE 30TH<br />
ANNIVERSARY CONCERT<br />
CELEBRATION<br />
Es ist kaum zu glauben,<br />
dass inzwischen<br />
schon wieder<br />
22 Jahre vergangen<br />
sind, seit Bob Dylan<br />
mit zahllosen Kollegen<br />
am 16. Ok<strong>to</strong>ber<br />
1992 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum<br />
und dabei eine Sternstunde der Rockhis<strong>to</strong>rie<br />
feierte. Ab dem krachenden Powerstart<br />
von John Mellencamp (mit dem schon an<br />
der Aufnahme des Originals beteiligten Al<br />
Kooper!) mit “Like A Rolling S<strong>to</strong>ne” jagte<br />
ein Höhepunkt den nächsten, gaben sich<br />
Interpreten unterschiedlicher Musikergenerationen<br />
und Genres das Mikro in die Hand.<br />
Stevie Wonder, Lou Reed, Eddie Ved der &<br />
Mike McCready, Tracy Chapman, June<br />
Carter Cash & Johnny Cash, Willie Nelson,<br />
Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Johnny Winter,<br />
Ron Wood, Richie Havens, Mary Chapin<br />
Carpenter, Rosanne Cash & Shawn Colvin,<br />
Neil Young, Chrissie Hynde, Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />
The Band, The O’Jays, George Harrison,<br />
Tom Petty samt Heartbreakers, Roger Mc-<br />
Guinn, weitere Kollegen und der Maestro<br />
selbst – selten sah man so viele Größen<br />
auf einem Fleck versammelt und inspiriert<br />
performen, sprich Dylan-Songs vortragen.<br />
Und mit der Neuauflage gibt es gleich auch<br />
noch zwei Bonus-Tracks von damals (Clap<strong>to</strong>n,<br />
Sinead O’Connor von den Proben).<br />
(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1993,<br />
18/79:03, 15/79:28) pro<br />
EDGUY<br />
SPACE POLICE – DEFENDERS<br />
OF THE CROWN<br />
Tobias Sammets Heavy-Metal-Baby Edguy<br />
hat auch längst die Volljährigkeit erreicht<br />
– lebt aber immer noch den Spaß<br />
und die Direk<strong>the</strong>it des harten Rock. Wuchtige<br />
Drums, wieselflinke Gitarrensoli, eine<br />
Helden-Tenorstimme – im Falsett meint<br />
man die Halszäpfchen vibrieren zu hören –,<br />
riffartige Keyboards, in den Rockballaden<br />
auch stimmungsvoll eingesetzt, eingängige<br />
Melodiebögen und dramatische Hymnen<br />
– alles, was der melodiöse Heavy-Metal<br />
braucht, wird hier in Reinkultur geboten.<br />
Rock<br />
Sammet nimmt das nicht zu ernst, wagt sich<br />
an eine rockige Version von Falcos “Rock<br />
Me Amadeus”, streut etwas Glam-Rockelemente<br />
dazu und knallt zum Schluss der<br />
Scheibe noch ein neunminütiges Rockepos<br />
raus. Die Fans wird es freuen!<br />
(Nuclear Blast/Warner, 2014,<br />
10/54:15) rg<br />
TEN YEARS AFTER<br />
POSITIVE VIBRATIONS<br />
Nach<br />
RECOR-<br />
DED LIVE kommt<br />
nun auch das letzte<br />
Studio-Album<br />
des<br />
britischen Quartetts<br />
vor seiner Trennung<br />
Mitte der 1970er<br />
Jahre Jh in einer 2CDEd 2-CD-Edition auf den Markt.<br />
Die zehn Tracks der Original-LP von 1974<br />
werden dabei ergänzt um fünf bislang unveröffentlichte<br />
Mitschnitte von der für<br />
RECORDED LIVE aufgezeichneten Europa<strong>to</strong>ur<br />
vom Januar 1973, einen weiteren<br />
von einem undatierten Gig in Atlanta sowie<br />
einen kurzen Radiospot, mit dem das<br />
Album seinerzeit beworben wurde. Bis<br />
auf Little Richards ”Going Back To Birmingham”<br />
(CD 1) sowie die Livecuts von<br />
Chuck Berrys ”Sweet Little Sixteen” und<br />
Willie Dixons ”Spoonful” (CD 2) stammen<br />
die Songs sämtlich aus der Feder von Alvin<br />
Lee, doch während sich die Band auf<br />
der Bühne gewohnt druckvoll präsentiert,<br />
kommt das Studiomaterial zum Teil nachgerade<br />
kraftlos daher. Dies wiederum wird<br />
in den mit Äußerungen von Leo Lyons und<br />
Ric Lee gespickten Liner-Notes auf veränderte<br />
musikalische Vorlieben des Bandleaders<br />
zurückgeführt, wie er sie in jenen Tagen<br />
auch mit seinen Soloprojekten pflegte.<br />
(Chrysalis/Warner, 2014, 10/40:51,<br />
7/42:14) ms<br />
OASIS<br />
DEFINITELY MAYBE<br />
(REMASTERED)<br />
Es gibt einige Alben, die sind stilprägend<br />
für ein ganzes Genre. Oasis’ Debüt DEFINI-<br />
TELY MAYBE gehört sicherlich dazu. Auf<br />
der Band aus Manchester und den einst rivalisierenden<br />
Blur baute die Musikbranche<br />
die Marke Brit-Pop auf, wobei Oasis ganz<br />
klar die rockigste Ausprägung darstellten.<br />
Das ist nun genau 20 Jahre her, und da ist<br />
es an der Zeit, den Erstling mit unterschiedlichen<br />
Neuausgaben (CD, 3-CD, LP, Deluxe<br />
Boxset) zu würdigen. Zusätzlich zum<br />
Originalalbum bekommen Fans 33 weitere<br />
Stücke präsentiert, die sich aus B-Seiten,<br />
Extratracks sowie bislang unveröffentlichten<br />
Demos, Outtakes und Live-Aufnahmen<br />
zusammensetzen. In der Summe verdeutlicht<br />
das Paket, dass die Brüder Gallagher<br />
und ihre Mitstreiter ihre beste Zeit gleich zu<br />
Anfang hatten, ge<strong>to</strong>ppt wurde das Album<br />
nur noch vom Nachfolger (WHAT’S THE<br />
STORY) MORNING GLORY?, der übrigens<br />
schon bald ähnlich gewürdigt werden<br />
soll. Danach führten Überproduktion und<br />
schwächeres Songmaterial dazu, dass Oasis<br />
künstlerisch belanglos wurden. Erfolgreich<br />
waren aber die fünf weiteren Alben allemal<br />
– dank der mit den frühen Alben erarbeiteten<br />
Fanbasis.<br />
(Big Bro<strong>the</strong>r/Indigo 1994/2014,<br />
11/52:05, 16/78:21, 17/74:01) an<br />
Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
THE KING<br />
RETURN TO GRAVELANDS<br />
Mit seiner Elvis-Stimme war es für<br />
James Brown klar, dass er sein erstes<br />
Album Ende der 90er Jahre unter dem<br />
Künstlernamen „The King” herausbrachte.<br />
Auf seinem Debüt GRAVE-<br />
LANDS beeindruckte der Postbote<br />
aus Belfast mit Cover-Versionen von<br />
Songs, deren Spektrum von John<br />
Lennon (“Working Class Hero”) bis<br />
zu Nirvana (“Come As You Are”)<br />
reichte. Jetzt gibt es mit RETURN<br />
TO GRAVE LANDS einerseits eine<br />
Rückschau auf sein bisheriges Schaffen<br />
als auch drei neue Titel, die er als<br />
Soundtrack für den Elvis-Film „Lonely<br />
Street” aufgenommen hat. Wer<br />
also Songs wie “Sympathy For The<br />
Devil”, “Love Will Tear Us Apart”,<br />
“Voodoo Chile”, “Whole Lotta Rosie”,<br />
“Crazy Little Thing Called Love” oder<br />
“King Of The Road” im Rock’n’Roll-<br />
Gewand mit verblüffend au<strong>the</strong>ntischer<br />
Elvis -Stimme hören möchte – RE-<br />
TURN TO GRAVELANDS bietet genau<br />
das, nicht mehr und nicht weniger.<br />
(Jazzhaus/inakustik, 2014,<br />
15/76:28) tk<br />
VIBRAVOID<br />
MINDDRUGS<br />
Mit ihrer aktuellen<br />
Compilation<br />
beweisen<br />
Vibravoid<br />
erneut<br />
ihren Ansatz,<br />
die Welt<br />
ein wenig bunter<br />
zu machen. Hier „psycht’s” wie die<br />
Hölle! Coole Sixties-Sounds (“What<br />
You Want”), heftiger Space-Rock mit<br />
S<strong>to</strong>ner-Einflüssen (“You Keep On<br />
Falling”) und eine über 20-minütige,<br />
höchst transzendentale Fassung des<br />
Pink- Floyd-Klassikers “Set The Controls<br />
For The Heart Of The Sun” waren<br />
schon auf der offiziellen CD MIND-<br />
DRUGS zu hören. Dazu erscheinen<br />
noch unter anderem zwei clever arrangierte<br />
weitere Floyd-Cover, Live-Aufnahmen<br />
und Tracks von Radiosessions,<br />
bei denen die Düsseldorfer ihre individuelle<br />
und moderne Interpretation des<br />
Psychedelic Rock vermitteln. Orgel,<br />
in unterschiedlichen Härtegraden verzerrte<br />
Gitarren, hypnotische Rhythmen<br />
und „trippy” Vocals laden zum Abflug<br />
ein. Die beiden schön gestalteten Picture-CDs<br />
entsprechen der Qualität der<br />
Zusammenstellung.<br />
(S<strong>to</strong>ned Karma/Cargo, 2014,<br />
10/73:13, 13/74:36) at<br />
THE AMAZING SNAKE-<br />
HEADS<br />
AMPHETAMINE BALLADS<br />
Das aus Schottland kommende Trio<br />
ist auf seinem Debütalbum ganz der<br />
Tradition von Blues-Punkformationen<br />
wie Beast Of Bourbon und John Spencer<br />
Blues Explosion verhaftet. Mancherorts<br />
schimmern auch AC/DC,<br />
Morphine, The Drones und vor allem<br />
der leider zu früh vers<strong>to</strong>rbene Rowland<br />
S. Howard durch. Und wahrlich,<br />
dermaßen hat den Blues schon lange<br />
keiner mehr durchgepeitscht. Doch<br />
hier wird nicht nur durchgeknüppelt,<br />
die Amazing Snakeheads wissen an<br />
den richtigen Stellen zu reduzieren,<br />
so dass die Lieder vom aufgeräumten<br />
Klang des Trios profitieren. Doch balladesk<br />
ist da nicht viel. Vielmehr ist zu<br />
vermuten, dass die im Titel erwähnten<br />
oder andere psychedelische Drogen<br />
als Inspiration für das Soundgewitter<br />
und die Dynamik Pate gestanden haben,<br />
durch die sich die Formation in<br />
ihrer Heimat durch intensive Live-<br />
Auftritte schon eine treue Fangemeinde<br />
erarbeitet hat. Und es ist zu hoffen,<br />
dass die Band schon bald in die Clubs<br />
unserer Region besuchen wird. Das<br />
Debüt des Jahres!<br />
(Domino Records, 2014,<br />
10/48:55) an<br />
LUKA BLOOM<br />
HEAD & HEART<br />
Luka Bloom<br />
hat<br />
wieder<br />
mal eine CD<br />
mit reichlich<br />
Cover-Version<br />
bestückt.<br />
Und wer den<br />
irischen ii Singer/Songwriter kennt,<br />
weiß, dass er in solchen keine Standardware<br />
liefert. So ließ er sich bei<br />
seiner Interpretation von “My Wild<br />
Irish Rose” von Keith Jarretts Fassung<br />
inspirieren. Und für die Hälfte<br />
des Albums tat er sich dem Phil Ware<br />
Trio zusammen, einer Jazztruppe.<br />
Das Resultat: inspiriertes, fein abgestimmtes<br />
Ensemblespiel, mit dem<br />
Bloom seine Klangmöglichkeiten interessant<br />
erweitert hat. Aber auch die<br />
Solonummern überzeugen, wie bei<br />
dem Iren nicht anders zu erwarten. Er<br />
hat sich Vorlagen von Songschmieden<br />
wie Don McLean, Bob Dylan, John<br />
Martyn, Ewan MacColl vorgenommen<br />
und neben zwei Eigenbauten<br />
gestellt. Das Resultat klingt entspannt,<br />
poetisch und weist dabei viel Substanz<br />
(Blooms Gitarrenspiel!) auf.<br />
(Skip/Soulfood, 2014, 12/48:20) pro<br />
RICHIE ARNDT<br />
AT THE END OF THE DAY<br />
Auch mit seiner eigenen Studio- und<br />
Roadband The Bluenatics begibt sich<br />
Richie Arndt nun auf die Unplugged-<br />
Pfade, die er mit Arndt, Gross & Conti<br />
und davor mit Hilden, Arndt & Gross<br />
eingeschlagen hatte. Drummer Frank<br />
Boestfleisch und (hier Kontra-)Bassist<br />
Jens-Ulrich Handreka werden mit dem<br />
Münsteraner „Rückkauf” Gregor Hilden<br />
zur Richie Arndt Acoustic Band.<br />
Sie liefern griffige Eigenkompositionen<br />
– oft mit Arndts langjährigem Poeten<br />
Felix Janosa und nun auch Doreen<br />
Gussek –, beschwörerische Shuffles<br />
wie “S<strong>to</strong>p That Spell On Me” oder die<br />
bewegende Beziehungsballade “How<br />
Can I Win (Your Love Again)”. Virtuosität<br />
und Sensibilität funktionieren aber<br />
auch bei Cover-Entscheidungen: Rory<br />
Gallaghers “Can’t Believe It’s True” ist<br />
ein dynamisch-perkussiver Nachtrag<br />
zu Arndt & Contis RORYMANIA, mit<br />
Rock<br />
“My Bro<strong>the</strong>r Jake” wird ein unsterblicher<br />
Free-Klassiker womöglich einer<br />
neuen Generation vorgestellt, und mit<br />
“Take Me As I Am” lässt sich Arndts<br />
von seiner Ex-Bandpartnerin Kelly<br />
Rucker porträtieren. Ein Genuss auf<br />
vielen Ebenen, und Klang ist King.<br />
(Fuego, 2014, 10/44:44) utw<br />
SPUTNIKS<br />
GITARRENTWIST 1964 /<br />
ROCK TO ROCK 2014<br />
Genaugenommen<br />
ist das Ost-<br />
Berliner Quartett<br />
Sputniks<br />
nur ein kurzes<br />
Kapitel in der<br />
Geschichte der<br />
populären Musik der DDR. 1964 aus<br />
den Telstars hervorgegangen, waren<br />
die Sputniks die Band der Stunde, als<br />
die Beatles des Ostens machten sie<br />
DDR-weit Beatschuppen und Twistkeller<br />
unsicher. Amiga schnitt Konzerte<br />
mit und veröffentlichte zwei<br />
Singles mit (Warn-)Hinweisen auf dem<br />
Cover wie „Rhythmus für junge Leute”<br />
und „... mit dem modernen Gitarrensound”.<br />
Als man die Band 1967 verbieten<br />
wollte, hatten sich die Sputniks<br />
längst aufgelöst. Sputniks-Kopf Henry<br />
Ko<strong>to</strong>wski machte mit Rock, Schlager<br />
und Country weiter, bis er 1984 nach<br />
München übersiedelte. 1996 zog er<br />
nach Berlin zurück und reanimierte die<br />
nach wie vor legendären Sputniks, die<br />
nun – die langen Pausen mitgerechnet<br />
– ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Amiga<br />
würdigt den Geburtstag mit einem<br />
Doppelalbum. Während CD 1 die<br />
lässigen Instrumentals aus den Jahren<br />
1964/65 vereint, präsentiert CD 2 14<br />
neue Songs, die zuweilen an die frühen<br />
Jahre erinnern, aber ebenso Queens Of<br />
The S<strong>to</strong>ne Age zitieren.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
13/36:12 + 14/52:35) che<br />
CIRCA ZERO<br />
CIRCUS HERO<br />
Hinter Circa Zero stehen Police-Gitarrist<br />
Andy Summers und Rob Giles<br />
von der Band The Rescues. Summers<br />
zeichnet auf der ersten Kooperation<br />
der beiden für die Gitarrenarbeit<br />
verantwortlich, Giles übernimmt auf<br />
CIRCUS HERO sämtliche anderen<br />
Instrumente. Es trifft ein wahrlich<br />
exzellenter Gitarrist auf einen im<br />
klassischen Songwriting erprobten<br />
Multi-Instrumentalisten. Nahe an<br />
Police sind die beiden dann, wenn<br />
sie von treibenden Gitarrenbreitseiten<br />
zu off-beatigen Reggae- oder<br />
Ska-Rhythmen wechseln. Das sind<br />
dann auch die überraschendsten und<br />
besten Momente des Albums, und<br />
davon gibt es leider zu wenige. Das<br />
Gros der Stücke ist konventionell<br />
arrangiert, weiß immer wieder auch<br />
zu gewinnen. Leider fehlt ihnen etwas<br />
an Eigenständigkeit, allzu oft<br />
hat man das Gefühl, dass man das so<br />
oder so ähnlich schon mal gehört hat,<br />
so klingen Simple Minds, Live, vor<br />
allem aber klassischer US-Rock der<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />
The Guitarevent of <strong>the</strong> Year<br />
JOE BONAMASSA<br />
14.06.2014 · 25.09. – 29.09.2014<br />
‘Breakfast in America’ – Open Airs 2014<br />
ROGER HOGDSON & BAND<br />
28.08. – 03.09.2014<br />
Acoustique-Tour 2014<br />
FOREIGNER<br />
14.10. – 04.11.2014<br />
‘Til your river runs dry – Tour 2014<br />
ERIC BURDON &The Animals<br />
22.04. – 07.05.2014 · 28.08. – 30.08.2014<br />
Homo Erraticus – Tour 2014<br />
JETHRO TULL’S IAN ANDERSON<br />
28.06. – 26.07.2014 · 19.11. – 30.11.2014<br />
Sagacity – Tour 2014<br />
SAGA & MAGNUM<br />
25.04. – 25.05.2014<br />
Greatest Hits – Tour 2014<br />
MANFRED MANN’S EARTHBAND<br />
11.04. – 22.11.2014<br />
Tournee<br />
MOTHER’S FINEST<br />
28.04. – 07.05.2014 · 12.07. – 19.07.2014<br />
Festivals<br />
KANSAS<br />
01.08. – 02.08.2014<br />
Festivals<br />
BLACKMORE’S NIGHT<br />
06.08. – 21.08.2014<br />
Festivals<br />
URIAH HEEP<br />
14.06. – 30.08.2014<br />
Festivals<br />
NAZARETH<br />
30.07. – 16.08.2014<br />
Festivals<br />
PROCOL HARUM<br />
29.05. – 05.07.2014<br />
Festivals<br />
LENINGRAD COWBOYS<br />
26.06. – 13.09.2014<br />
Festival<br />
10cc<br />
05.07.2014<br />
Tournee<br />
SIMON PHILLIPS<br />
14.10. – 27.10.2014<br />
AKTUELLE TOURNEEN:<br />
Termine & Tickets: www.dmc-music.de<br />
DMC Musikmarketing GmbH München
CD<br />
REVIEWS<br />
80er durch. Wer am Mainstream-Rock seine<br />
Freude hat, ist aber bei Circa Zero nicht<br />
falsch.<br />
(Caroline/Universal, 2014, 12/57:57) an<br />
LIZARD<br />
BIG ROAD<br />
Schon vom ersten Ton an sind die musikalischen<br />
Koordinaten klar gesteckt: Lynyrd<br />
Skynyrd, Allman Bro<strong>the</strong>rs, Black Oak Arkansas<br />
– alles, was das Sou<strong>the</strong>rn-Rockherz<br />
begehrt! Lizard heißt die Combo, die dahintersteckt,<br />
BIG ROAD ist mittlerweile<br />
das fünfte Studio-Album des Septetts, das<br />
seinem Stil seit Gründung Ende der 1980er<br />
stetig treu geblieben ist. Man würde meinen,<br />
Lizard stammen irgendwo aus dem tiefen<br />
Süden der Vereinigten Staaten und sind<br />
die besten Kumpels oben genannter Koryphäen.<br />
Aber weit gefehlt: Der Siebener<br />
kommt aus dem kleinen baden-württembergischem<br />
Ort Abstatt nahe Heilbronn.<br />
Gut, der Frontmann ist gelegentlich etwas<br />
schwach auf der Brust, der Sound klingt ab<br />
und an brav, bieder, zu nahe am Original.<br />
Trotzdem bleibt unterm Strich saftiger Sou<strong>the</strong>rn<br />
Rock, der sich vor den Idolen kaum<br />
zu verstecken braucht.<br />
(Phoenix Records/Soulfood, 2013,<br />
12/59:52) mfg<br />
ASIA FEATURING JOHN<br />
PAYNE<br />
RECOLLECTIONS<br />
Als Nachfolger von<br />
John Wet<strong>to</strong>n fungierte<br />
Sänger und<br />
Bassist John Payne<br />
von 1991 bis 2005<br />
zusammen mit Geoff<br />
Downes als Zentrum<br />
von Asia. Ai Da Payne ebenfalls Rechte am<br />
Bandname innehat, tritt er parallel zur reformierten<br />
Originalbesetzung als Asia Featuring<br />
John Payne auf. Auf diesem neuen<br />
Album präsentiert Payne elf ihn prägende<br />
Songs unter dem Mot<strong>to</strong> „A Tribute To British<br />
Prog”. Bands wie Yes oder Genesis<br />
zählen natürlich zur Speerspitze des Prog,<br />
allerdings die ausgewählten Songs “It Can<br />
Happen” und “Land Of Confusion” nicht.<br />
Der keyboardlastige Sound verkleistert die<br />
fragilen Originalvorlagen oft zu stark, so<br />
dass die Version von “In The Court Of The<br />
Crimson King” nicht den Reiz des Originals<br />
erreichen kann – allerdings kleben seine<br />
Interpretationen nicht sklavisch an der<br />
Vorlage, so dass sie im besten Falle einen<br />
anderen Charakter bekommen (“Locomotive<br />
Breath”).<br />
(inakustik, 2014, 11/58:34)<br />
rg<br />
LOS LOBOS<br />
KIKO<br />
Bei dem Album KIKO schrieben sich die<br />
Los Lobos Vielfältigkeit auf die Fahne, da<br />
der Hörer von Song zu Song mit Überraschungen<br />
rechnen muss. Es beginnt mit<br />
einem zünftigen, aber zurückhaltenden<br />
Rock’n’Roll (“Dream In Blue”) und einer<br />
Nummer, bei der moderne Rhythmuselemente<br />
des HipHop behutsam verarbeitet<br />
werden (“Angels With Dirty Faces”). Danach<br />
stehen Tex-Mex auf dem Programm<br />
(“Saint Behind The Glass”), eine wunderschöne<br />
Ballade (“Arizona Skies”) oder<br />
auch ein Akustikrocker (“Short Side Of<br />
Nothing”). KIKO zählt zu den Alben, bei<br />
denen sich immer wieder neue Facetten und<br />
Nuancen erkennen lassen – nicht zuletzt<br />
wegen der erdigen Einspielung. Hohe Halbwertszeit!<br />
Die aktuelle Ausgabe erscheint<br />
in einem ausgewogenen Mastering, bei dem<br />
die Höhen leicht angehoben wurden.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1992, 16/52:36) at<br />
NEAL SCHÖN<br />
SO U<br />
Welch ein Luxus:<br />
Neal Schon (diesmal<br />
mit einem „ö” im<br />
Namen) muss längst<br />
keine Erwartungshaltungen<br />
mehr bedienen.<br />
Ist er solo unterwegs,<br />
macht er meist das, wonach ihm der<br />
Sinn steht. Und auf SO U ist das vom Melodic<br />
Hard Rock über Funk und Blues bis hin<br />
zum Psychedelic Rock und Jazz ein wahrhaft<br />
bunter Stilmix. Es ist schon kurios, einen<br />
radiotauglichen Rocker wie “Serenity”<br />
neben das vertrackten Jazz instrumental<br />
“Exotica” zu stellen. Aber Schon darf das –<br />
weil er es kann. Denn der Journey-Gitarrist<br />
klingt immer perfekt und liefert nur allererste<br />
Güte ab. Eingespielt hat er das Album<br />
mit Marco Mendoza (b, voc – Black Star<br />
Riders) und Journey-Kollege Deen Castronovo<br />
(dr, voc). Beiden gesteht er eine<br />
Nennung auf dem Frontcover zu, was nicht<br />
wundert. Auf SO U wächst das Rhythmusduo<br />
praktisch über sich hinaus.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 9/49:59) jub<br />
THE CHARLIE DANIELS<br />
BAND<br />
OFF THE GRID – DOIN’ IT<br />
DYLAN<br />
Das alte Country-Rockschlachtross Charlie<br />
Daniels hat in den Seventies einige der allerbesten<br />
Alben dieses Genres abgeliefert,<br />
sich dann aber die Sache fast immer zu<br />
leicht gemacht; er driftete ins Langweilige<br />
ab. Nun jedoch hat der immer noch zügig<br />
fiedelnde 76-Jährige mit seiner <strong>to</strong>p eingespielten<br />
Mannschaft eine prächtige Platte<br />
mit Dylan-Songs zustandegebracht, die zu<br />
den besten Dylan-Tributalben überhaupt<br />
zählt. Natürlich ging man bei der Songauswahl<br />
auf Nummer sicher: “Mr. Tambourine<br />
Man”, “The Mighty Quinn”, “I Shall Be Released”,<br />
“Just Like A Woman”, “Tangled Up<br />
In Blue”, “Gotta Serve Somebody” ... und<br />
selbstverständlich gibt es auch keine überambitionierten<br />
Versuche, diese Klassiker<br />
neu und kühn umzudeuten. Daniels’ kerniger<br />
Gesang und die ungekünstelte Spielfreude<br />
aller Beteiligten sind die Trümpfe, die hier<br />
stechen. Sie sorgen für eine feine Platte, die<br />
ganz einfach Spaß macht, ohne dass man viel<br />
nachdenken und analysieren muss.<br />
(Blue Hat Records/Bertus Import, 2014,<br />
10/40:43) hjg<br />
G.O.D.<br />
BACK TO THE 80’S<br />
UNPLUGGED<br />
Garden Of Delight, kurz G.O.D., sind seit<br />
über 15 Jahren eine feste Größe in der<br />
deutschen Celtic-Rockszene. Mit einer<br />
Mischung aus eigenen Titeln und fetzigen<br />
Rockversionen von irischen Traditionals,<br />
Seeräuber-Shantys und Mittelaltertänzen<br />
haben sie bisher ihrer zahlreichen Alben<br />
bestückt. Mit BACK TO THE 80’S UN-<br />
PLUGGED haben sie nun zum ersten Mal<br />
ein reines Cover-Album aufgenommen,<br />
bei dem sie – der Titel sagt es ja schon<br />
– zurück in die 80er reisen. Haben sich<br />
ebenso Blondies “Call Me” wie “Cambodia”<br />
von Kim Wilde vorgenommen, wie<br />
sie “Mad World” von Tears For Fears und<br />
Depeche Modes “Stripped” als keltisch angehauchte<br />
Unplugged-Versionen angerichtet<br />
haben. Für das Salz in der Suppe sorgen<br />
lange nicht mehr gehörte 80er-Perlen<br />
wie “What’s The Colour Of Money” von<br />
Hollywood Beyond, “My Soul Unwraps<br />
Tonight” von Savage Progress oder “In<br />
The Dutch Mountains” der Nits. Cooles<br />
Wiederhören!<br />
(DMG Records/Broken Silence, 2014,<br />
15/60:36) us<br />
PIXIES<br />
INDIE CINDY<br />
Ist ein neues Pixies-<br />
Album im Jahre<br />
2014 noch eine Sensation?<br />
Vor zehn<br />
wäre es wohl so gewesen.<br />
Die zu den<br />
wichtigsten<br />
Alternative-Bands<br />
der End-80er und Früh-90er<br />
zählende Formation darf zur maßgeblichen<br />
Inspirationsquellen für den ach so erfolgreichen<br />
Grunge zählen. Doch als dieser<br />
seinen Höhepunkt hatte, waren die Pixies<br />
schon Geschichte. Zwar ist die Band um<br />
Sänger und Gitarrist Black Francis (aka<br />
Frank Black) seit 2003 wieder on Tour,<br />
ein komplettes Studio-Album, das erste<br />
seit 1991, sprang aber erst jetzt heraus.<br />
Highlights früherer Jahre wie “Where Is<br />
My Mind” oder “Debaser” sind auf INDIE<br />
CINDY nicht zu finden. Dafür kommen<br />
die Songs stilistisch aus einem Guss daher,<br />
mehr Song als Experiment heißt hier<br />
die Devise. An manchen Stellen schlägt gar<br />
Frank Blacks Roots- und Country-Rock’n’-<br />
Roll durch. Während auf den früheren<br />
Alben eine abenteuerliche, innovative Mischung<br />
unterschiedlicher Alternative-Stile<br />
gegeben wurde, präsentieren sich die Pixies<br />
25 Jahre später als reife Indie-Rocker –<br />
keineswegs schlecht, aber neues Publikum<br />
wird die mittlerweile als Trio agierende<br />
Band wohl nicht dazugewinnen.<br />
(Piexiesmusic/Pias, 2014, 12/45:22) an<br />
Rock<br />
NEIL INNES FATSO<br />
FAREWELL POSTERITY TOUR<br />
Neil Innes, da war doch was. Die Setlist dieser<br />
launigen Tour macht klar, was da war:<br />
Aha-Erlebnis 1: “I’m The Urban Spaceman”,<br />
ursprünglich 1968 produziert von<br />
Paul McCartney, sang Innes mit der Bonzo<br />
Dog Do Dah Band. Aha 2: mit “Ouch” persiflierte<br />
er zehn Jahre später “Help!” mit der<br />
Beatles-Parodie The Rutles, zu der auch der<br />
Ex-Beach-Boy und Teilzeit-Rolling-S<strong>to</strong>ne<br />
Ricky Fataar gehörte. Bonzo-Boss Vivian<br />
Stanshall und Rutle Ollie Halsall sind nicht<br />
mehr unter uns, aber die Reanimation der<br />
Siebziger-Jahre-Band Fatso funktioniert<br />
dank Phil-Collins-Vorbild John Halsey und<br />
dem Zugang von Billy Bremner, der das<br />
Rock’n’Roll-Element schon in Dave Edmunds’<br />
Rockpile mitgestaltete. Innes’ irrer<br />
Humor kann schmerzen, wie die Mundharmonika<br />
auf dem Dylan-Singer/Songwriter-<br />
Spott “Protest Song”: „rain on a tin roof<br />
sounds like a drum”, oder hölzern-zotigem<br />
Medieval-Folk “Bold Sir Robin”, bei der<br />
nur englische Sprachroutine für allerlei<br />
Chaos entschädigt. Die Fluchorgie “Charlie<br />
Big Pota<strong>to</strong>es”, Evergreen-Einlagen wie<br />
“I’m Walking”, viele Rutles-Kleinode wie<br />
“Living in Hope (zur Vorsicht mit Lennon/<br />
McCartney-Credit) und Georgie Harrisons<br />
“Beware Of Darkness” bestechen aber neben<br />
den “Spaceman” und “Ouch!”-Hits.<br />
(Angel Air/Fenn, 2014,<br />
12/44:34, 11/49:12) utw<br />
RICK WAKEMAN<br />
OUT THERE<br />
Rick Wakeman, einer<br />
der drei großen<br />
Rockkeyboarder<br />
der 70er Jahre, veröffentlichte<br />
eine<br />
Unmenge von unsäglichen<br />
Scheiben.<br />
Im Jahre 2003 besann er sich dann einmal<br />
wieder seiner großen Zeiten und spielte<br />
dieses Konzept-Prog-Album ein. Für sein<br />
English Rock Ensemble sicherte sich<br />
Wakeman den durch sein Mitwirken bei<br />
Threshold bekannten Sänger Damian Wilson.<br />
Lee Pomeroy (b), Tony Fernandez (dr),<br />
Ant Glynne (g) sowie der English Chamber<br />
Choir vervollständigen das Line-Up. Die<br />
Wakeman-typischen Soundberge aus Kirchenorgel,<br />
Syn<strong>the</strong>sizern und Chorgesang<br />
kratzen ab und an hart an der Kitschgrenze,<br />
die E-Drums nerven heute eher. Flinke Gitarrensoli<br />
bringen willkommene Abwechslung.<br />
Die bis zu 13-minütigen rockig-bombastischen<br />
Songs entführen die geneigten<br />
Fans auf eine Reise durch Raum und Zeit.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 2003,<br />
6/50:59) rg<br />
PETER MURPHY<br />
LION<br />
Peter Murphy, Gründer und Frontmann der<br />
unvergessenen Post-Punkgruppe Bauhaus,<br />
ist auch nach 35 Jahren noch ein hungriger<br />
Wolf, der hier eines der besten Alben seiner<br />
Karriere vorlegt. Im Infozettel seiner<br />
Plattenfirma heißt es etwas kryptisch „...<br />
er steht wie zwei Kühltürme in der Landschaft<br />
und wirft dabei einen erhabenen<br />
und einen bösartigen Schatten, wie es auch<br />
seine Musik erneut tut ...”. Gemeint sind<br />
damit basslastige, zum Symphonischen<br />
und Hymnischen tendierende Klänge, die<br />
von leeren, stillen Fabriken angeregt wurden,<br />
gekennzeichnet von brutalen Gitarren<br />
und irrlichternden Syn<strong>the</strong>sizern. Der ganz<br />
spezielle Murphy-Power-Rock klingt 2014<br />
bei Stücken wie “Hang Up”, “Low Tar<br />
Stars” oder “Holy Clown” wie eine Melange<br />
aus alten Bauhaus-Errungenschaften,<br />
Aerosmith-Härte und Giorgio Moroders<br />
Tanzflächentauglichkeit. Es gibt aber auch<br />
die wunderschöne, höchst melancholische<br />
Kraftballade “Loctaine” und den dramatisch<br />
glühenden Titeltrack als Abschluss.<br />
Das Album hält über die volle Distanz eine<br />
gefangennehmende Spannung durch und<br />
beweist, dass kaum ein heutiger Sänger<br />
Schmerz und Freude so anschaulich vermitteln<br />
kann wie Peter Murphy.<br />
(Nettwerk/Soulfood, 2014,<br />
11/56:16) hjg<br />
Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
THE COSMIC ARC<br />
FEED YOUR HEAD<br />
Hinter The Cosmic Arc verbirgt sich<br />
der Münchner Musiker Tibor Fredmann,<br />
der als Multi-Instrumentalist<br />
sein komplettes neues Album fast im<br />
Alleingang eingespielt hat, lediglich<br />
unterstützt von Michael Hornstein am<br />
Saxofon sowie der britischen Sängerin<br />
Mia. Stark beeinflusst von Krautrock-<br />
Bands wie Tangerine Dream, Can,<br />
Kraftwerk, Popol Vuh und Amon Düül<br />
hat sich Fredmann mit FEED YOUR<br />
HEAD für ein Song-basierendes, von<br />
Melodien lebendes Album entschieden.<br />
Seine Kompositionen gehorchen<br />
aber noch nicht den typischen Popsong-Regeln<br />
aus Strophen, Bridges<br />
und Refrains. Vom an Roxy <strong>Music</strong>/<br />
Brian Eno erinnernden, Synthie-lastigen<br />
Opener “Feed Your Head” geht<br />
die Reise über den dunkel-psychedelischen<br />
Ambient-Track “When Days<br />
Get Dark” und den scheinbar aus Pink<br />
Floyds Syd-Barrett-Phase stammenden<br />
Siebenminüter “In<strong>to</strong> The Matrix”<br />
bis zum Schlusssong “Transmission<br />
Love”, der mit Sitar, Saxofon, Fuzz-<br />
Gitarre und Gospelchor dann etwas aus<br />
der Reihe tanzt.<br />
(Hypefac<strong>to</strong>ry Records,<br />
2014, 9/53:06) tk<br />
TOTO<br />
35TH ANNIVERSARY TOUR<br />
– LIVE IN POLAND<br />
Veröffentlichten<br />
To<strong>to</strong> zum<br />
25-jährigen<br />
Bandjubiläum<br />
eine Live-CD<br />
aus Amsterdam,<br />
fanden<br />
die amerikanischen i AOR-Giganten<br />
nun in Lodz ein dankbares und prächtig<br />
mitgehendes Publikum, um das<br />
35-Jährige gebührend zu feiern – diesmal<br />
sogar auf zwei Scheiben. Wie<br />
vor zehn Jahren sind die Originalmitglieder<br />
Steve Luka<strong>the</strong>r, David Paich<br />
und Steve Porcaro an Bord, ebenso<br />
Drummer Simon Phillips, der zusammen<br />
mit Studioprofi Nathan East (b)<br />
eine perfekte Rhythmusgruppe bildet.<br />
Sänger Bobby Kimball steht seit 2009<br />
nicht mehr am Mikro, hier hat wieder<br />
einmal Joseph Williams übernommen.<br />
Natürlich liefert die Band wieder alles<br />
von “Hold The Line” über “Africa”<br />
bis “Rosanna”. Somit kommt es zu<br />
vielen Redundanzen zu älteren Livescheiben,<br />
die engagierte und kraftvolle<br />
Spielfreude begeistert jedoch –<br />
To<strong>to</strong> sind live immer eine Bank!<br />
(Eagle/edel, 2014, 12/66:40,<br />
9/59:17) rg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ABSOLUTELY LIVE IV<br />
Der „Wallbreaker” hat wieder zugeschlagen:<br />
Hochwertige Mikrofone ersetzen<br />
oft Pultmixe, lassen aber (zum<br />
Glück) keine After-Show-Mogeleien<br />
zu. Diesmal regieren geniale Frauen:<br />
Akustisch Slide-verliebt gibt sich Caroline<br />
Aitken mit Rei Sa<strong>to</strong>shi bei “Come<br />
See Me Baby”; die Australierin Minnie<br />
Marks pickt sich durch “Thief In The<br />
Night” und “Little People”. Dazu die<br />
legendäre einstige Atlantis- und Frumpy-Frontfrau<br />
Inga Rumpf. Sie zeigt<br />
mit ihren Friends, dass es bei “Undercover<br />
Agent For The Blues” von Tony<br />
Joe White auch beim 1000. Mal keine<br />
Routine gibt. Womit wir bei den harten<br />
Jungs wären: Mauerstürmer Gallus hat<br />
tatsächlich Whitesnake gewinnen können.<br />
Dass Blondinen-Dandy David Coverdale<br />
nicht dabei ist, geschenkt: M3<br />
Classic Whitesnake präsentieren “Slow<br />
An’ Easy” absolut souverän, eingeleitet<br />
von einem Micky-Moody-Slide-Solo<br />
intensivster Güte. Bob Segers “Turn The<br />
Page” von M & M Unplugged Dreams<br />
sowie der Niederländer Ed Vanderveen,<br />
Weinhold und Rob Tognoni runden eine<br />
überzeugende Rock-Revue ab. Limitiert<br />
auf 500. Erhältlich bei webmaster@<br />
wallbreaker.de<br />
(Wallbreaker Records, 2014,<br />
10/64:49) utw<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ALL YOU NEED IS ...<br />
BEATLEMANIA<br />
Dass die Außenwirkung<br />
der Beatles bis<br />
in die DDR<br />
reichte,<br />
ist<br />
hinlänglich<br />
bekannt.<br />
Im<br />
Fundus des einzigen i DDR-Unterhaltungsmusiklabels<br />
Amiga sind 30<br />
Cover-Versionen der Fab Four zu finden.<br />
Die vorliegende Kopplung bringt<br />
21 Stücke davon. Der Großteil mit 14<br />
Songs stammt aus den Achtzigern,<br />
jeweils drei sind aus den Sechzigern<br />
bzw. Siebzigern, die jüngste Aufnahme<br />
ist von 1992. Die CD eignet sich<br />
nur schwer zum kompletten Durchhören<br />
und Genießen, eher dient sie<br />
informierenden Zwecken, zu welchen<br />
Stilblüten die Liverpooler die Musikschaffenden<br />
im Osten Deutschlands<br />
trieben. Dabei sind alle, die Rang und<br />
Namen haben, wie die Puhdys, Silly,<br />
Manfred Krug und Pascal von Wroblewsky.<br />
His<strong>to</strong>risch spannend wird es,<br />
wenn die Amigos (nicht zu verwechseln<br />
mit dem heutigen Schlagervolksmusikduo)<br />
und die Schumann-Combo<br />
Beatles-Klassiker mit deutschen Texten<br />
singen. Nicht unerwähnt bleiben<br />
dürfen die Beiträge der Herzbuben,<br />
aus denen 1990 die Prinzen wurden,<br />
und von Deka Dance, mit dem Comedian<br />
Olaf Schubert am Schlagzeug.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
21/79:30) che<br />
THE AFGHAN WHIGS<br />
DO THE BEASTS<br />
Die Band aus Ohio gehörte zur zweiten<br />
Garde der im Zuge von Nirvana, Pearl<br />
Jam und Soundgarden populär gewordenen<br />
Grungebewegung. Anfangs war<br />
auch sie beim stilprägenden Sub-Pop-<br />
Label unter Vertrag, die richtig guten<br />
Alben waren jedoch die stärker vom<br />
Soul beeinflussten BLACK LOVE<br />
(1995) und 1965 (1998). Nachdem<br />
2001 die Auflösung bekanntgegeben<br />
Rock<br />
worden war, knüpft die Band um Sänger<br />
Greg Dulli nach über einer Dekade<br />
mehr oder minder Pause mit DO THE<br />
BEASTS da an, wo sie einst aufgehört<br />
hatte. Zwar ist der Opener “Parked<br />
Outside” eine rockige Grungenummer,<br />
die meisten anderen Stücke kommen<br />
hingegen elegisch, zuweilen melancholisch<br />
daher, oder sie ufern in Pathos<br />
aus – wie das durch Streicher gestützte<br />
grandiose “Lost In The Woods” oder<br />
das bombastische “The Lottery”. Als<br />
Fazit bleibt, dass Dulli in den vergangenen<br />
Jahren bei den Projekten Twilight<br />
Singers und Gutter Twins beileibe<br />
keine schlechten Platten abgeliefert<br />
hatte, aber sein wahres Zuhause die Afghan<br />
Whigs sind.<br />
(Sub Pop/Cargo, 2014, 10/40:51) an<br />
CHRIS SPEDDING<br />
BACKWOOD PROGRES-<br />
SION + THE ONLY LICK I<br />
KNOW<br />
Als das legendäre Harvest-Label blden<br />
als Sessiongitarristen vielgefragten<br />
Chris Spedding 1970 unter Vertrag<br />
nahm, hatte der gerade sein Gastspiel<br />
bei Pete Browns Battered Ornaments<br />
beendet. Statt auf eine avantgardistische<br />
Jazz-Bluesmischung setzte<br />
Spedding auf eingängige Songs im<br />
Grenzgebiet zwischen Rock und Pop.<br />
Die fielen ganz nett und angenehm zu<br />
hören aus, aber noch fehlte ihnen der<br />
spezielle Kick, der später seine Hits<br />
wie “Mo<strong>to</strong>rbikin’” auszeichnen sollte.<br />
Gitarristisch war es damals schon<br />
erste Sahne, was er vom akustischen<br />
Strummen bis zum elektrischen Riffing<br />
sowie Melodiefluss zu bieten hatte.<br />
Nett, aber ohne größeren Erinnerungswert.<br />
Ähnliches gilt für das zwei Jahre<br />
später veröffentlichte, selbstironisch<br />
betitelte Album THE ONLY LICK I<br />
KNOW – beide LPs waren im Grunde<br />
Blaupausen dafür, was er ein paar<br />
Jahre später mit Mickie Most als Produzent<br />
liefern würde. Irgendwie fehlten<br />
Spedding, der zu sehr mit angezogener<br />
Handbremse unterwegs war, zu<br />
Beginn seiner Solokarriere der Punch<br />
und die Aggressivität. Die holte er sich<br />
offenbar bei den Sharks, die er noch<br />
1972 mit Andy Fraser (Free) startete.<br />
Bei den Esoteric-Neuausgaben (ohne<br />
Bonus-Tracks) aber in jedem Fall empfehlenswert:<br />
die neuen Liner-Notes!<br />
(Esoteric/Rough Trade, 1970 + 1972,<br />
13/37:03 + 9/33:13) pro<br />
RETO BURRELL<br />
LUCKY CHARM<br />
Re<strong>to</strong> Burrell, Schweizer mit Amerika-Erfahrungen<br />
und Americana-Feeling,<br />
legt bereits sein siebtes Album<br />
vor. Zentrale Triebfeder seiner Songs<br />
ist diesmal das Streben nach Glück,<br />
ein nur allzu menschliches Thema.<br />
Wozu eine sorgfältig erdachte Mixtur<br />
Bisher unveröffentlichtes<br />
Konzert von DIO!<br />
Mit vielen Hits aus der<br />
Rainbow-, Dio- und<br />
Black Sabbath-Ära!<br />
Line-Up:<br />
Ronnie James Dio Gesang<br />
Vinnie Appice Drums · <strong>Jeff</strong> Pilson Bass<br />
Tracy G Gitarre<br />
Ab sofort<br />
auf 2CD, DVD<br />
& Blu-ray!<br />
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<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45
CD<br />
REVIEWS<br />
aus Rock, Folk und Country traditionell<br />
gut passt. Das weiß natürlich auch Burrell,<br />
doch da er ehrgeizig ist, hat er – mit<br />
einigem Erfolg – einen Sound kreiert, der<br />
nicht von der Stange kommt. Burrell hat zu<br />
diesem Zwecke die Musik von Vorbildern<br />
wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Tom<br />
Petty und auch den Jayhawks in ihre Einzelteile<br />
zerlegt, analysiert, mit einem eigenen<br />
Anstrich versehen und neu zusammengefügt.<br />
Dass LUCKY CHARM dennoch<br />
kein Top-Album ist, sondern nur ein recht<br />
ordentliches Werk, liegt einfach daran,<br />
dass die stilistische Bandbreite im Detail<br />
zu gering ist; es gibt zu viele musikalisch<br />
ähnliche Songs, die sich im Wesentlichen<br />
nur durch die Texte unterscheiden. In dieser<br />
Hinsicht sollte – und kann – Burrell<br />
bestimmt noch zulegen.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2014, 10/31:49) hjg<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
SON OF KRAUT<br />
„The Next Generation<br />
Of Krautrock”<br />
lautet der Untertitel<br />
des jüngsten<br />
Labelsamplers aus<br />
dem Hause Sireena,<br />
der nahtlos<br />
an LIVE KRAUT und JAZZ KRAUT anschließt<br />
und ob seiner stilistischen Bandbreite<br />
wie Qualität des Angebotenen uneingeschränktes<br />
Lob verdient. Natürlich<br />
ist Labelboss Tom Redecker mit The Perc<br />
Meets The Hidden Gentleman dabei, daneben<br />
aber eben auch die jüngere Generation<br />
von Psychedelic-, Prog- und Krautrockern<br />
wie RPWL, Electric Moon (sphärisch minimalistisch),<br />
Sankt Otten (mit Tangerine-<br />
Dream-Einflüssen), Fantasyy Fac<strong>to</strong>ryy<br />
(floydig-verspielt), Space Debris, Electric<br />
Orange, Tarwater, Le Mur, Level PI (härtere<br />
Gitarrentöne brechen die schwebende sphärische<br />
Atmosphäre clever auf) oder dem<br />
Panzerballett (mit seinem Mix aus Jazz,<br />
Hard Rock und Experimentellem ein passender<br />
Abschluss). Die deutsche (Kraut-)<br />
Rockszene lebt und blüht fernab des Mainstream,<br />
von Sireena bestens dokumentiert.<br />
(Sireena/Broken Silence, 2014,<br />
12/77:46) pro<br />
THE ROARING 420s<br />
WHAT IS PSYCH?<br />
WHAT IS PSYCH? fragen The Roaring<br />
420s auf ihrem Debüt und liefern gleich<br />
mal elf deutlich hörbare Antworten auf<br />
diese Frage. Schon mit dem Opener “Bury<br />
My Burden” legt das Quartett aus Dresden<br />
druckvoll los, mit gehörig Hall auf der<br />
Gitarre und hämmernder Orgel wird dem<br />
60er-Garagen-Rock gehuldigt. Aber auch<br />
das mit Lou-Reed-Stimme gesungene, lakonische<br />
“Hey Hey Rider”, die bittersüße,<br />
Country-infizierte Drogenballade “Pill Hill”,<br />
das fuzzige Orgelmonster “Tourist” oder das<br />
von einer Sitar dominierte “These Woods<br />
Of S<strong>to</strong>ne” zeigen weitere Facetten von psychedelischem<br />
Rock. Es ist selten geworden,<br />
dass eine junge Band heutzutage noch solche<br />
Sounds im Programm hat, doch in diesem<br />
Falle scheint klar zu sein, dass hier die<br />
Leidenschaft für Psychedelia, Garagen-Rock<br />
und Surf an allererster Stelle steht.<br />
(S<strong>to</strong>ned Karma Records/Cargo,<br />
2014, 11/44:46) tk<br />
JOE NOLAN<br />
TORNADO<br />
CanAmericana haben clevere Marketingexperten<br />
oder Medienvertreter, die nach knappen<br />
Schubladenbezeichnungen suchten, ein<br />
keineswegs neues Genre benannt: Damit<br />
werden Roots- oder Americana-Singer/Songwriter<br />
bezeichnet, die aus Kanada stammen.<br />
Einst wären Joni Mitchell oder Neil Young<br />
so eingeordnet worden, heute gehört Joe Nolan<br />
zu den jungen Exponenten. Er stimmt auf<br />
TORNADO leidenschaftliche, aber Pathosfreie<br />
Songs mit Folk- und Bluesspuren an,<br />
die atmosphärisch dicht und oft sehr subtil<br />
gestaltet sind (produziert hat Colin Linden).<br />
Und Nolan kann sowohl melancholisch-verletztlich<br />
als auch energisch, bewältigt vokal<br />
diverse Lagen – und vor allem hat er für sein<br />
erst zweites Album sehr ansprechende Songs<br />
verfasst und mit engagierten Studiokönnern<br />
eingespielt. Das Resultat: kurzweilige Unterhaltung<br />
mit Niveau.<br />
(Blue Rose/Soulfood, 2014, 11/45:56) pro<br />
KEIMZEIT & DAS DEUT-<br />
SCHE FILMORCHESTER<br />
BABELSBERG<br />
ZUSAMMEN<br />
Keimzeit, die brandenburgische<br />
Kultband,<br />
deren Song<br />
“Kling Klang” kürzlich<br />
von Heino auf<br />
seinem Rockalbum<br />
interpretiert wurde,<br />
hb haben sich mit dem Filmorchester aus Babelsberg<br />
zusammengetan. Das Orchester<br />
macht neben dem Einspielen von Soundtracks<br />
oft Ausflüge ins Popgewerbe, es wurde<br />
z.B. von Celine Dion, Rammstein sowie<br />
kürzlich von Hape Kerkeling engagiert.<br />
Doch meist bleiben die Sinfoniker nettes<br />
Beiwerk, I-Tüpfelchen oder Aufplusterer<br />
eines Breitwandsounds. Bei der Kollaboration<br />
mit Keimzeit ist es anders, sie haben<br />
sich zusammen mit der Band deren Songs<br />
vorgenommen (darunter zwei neue) und<br />
überraschende Ansätze gefunden, als hätte<br />
man Rohdiamanten den nötigen Feinschliff<br />
verpasst. Trotz großem Orchester bleibt alles<br />
transparent und filigran, die 15 Stücke<br />
umfassende CD (die es auch auf 180g Doppelvinyl<br />
gibt) ist ein großer Wurf. Zu Band<br />
und Orchester gesellen sich noch illustre<br />
Gäste: Singer/Songwriter Felix Meyer singt<br />
“Singapur”, “Die drei ???”-Stimme Oliver<br />
Rohrbeck liefert einen Sprechbeitrag.<br />
(Comic Helden/edel, 2014, 15/61:46) che<br />
GOTTHARD<br />
BANG!<br />
Das elfte Studiowerk von Gotthard, des<br />
zweiten Schweizer Rock-Aushängeschilds<br />
neben Krokus, ist das zweite mit Steve-<br />
Lee-Nachfolger Nic Maeder am Gesangsmikro.<br />
Es überzeugt musikalisch mehr als<br />
der klischeehafte Titel und das comicartige<br />
Cover. Angesagt ist klassischer Hard<br />
Rock, streckenweise mit hymnischem<br />
Mitsingcharakter, stellenweise angenehm<br />
retromäßig (Led Zeppelin lassen bei “I<br />
Won’t Look Down” grüßen). Mit gehörgängigen<br />
(Gitarren-)Melodien, die auch<br />
mal bluesige Untertöne durchklingen lassen,<br />
Boogie-Anleihen (Titelsong) – und<br />
durchaus mit der einen oder anderen Überraschung,<br />
vor allem bei der wunderschönen,<br />
mit Akkordeon und Frauenstimme<br />
(Melody Tibbits) angereicherten Ballade<br />
“C’est La Vie”! Da nimmt den zu glatt geratenen<br />
Mainstream-Ausreißer “Feel What<br />
I Feel” gerne in Kauf. Weiter so, meine<br />
Herren!<br />
(G-Records/Pias, 2014, 13/62:26) pro<br />
WILKO JOHNSON / ROGER<br />
DALTREY<br />
GOING BACK HOME<br />
Die Idee, ein Album<br />
mit rauem,<br />
britischem<br />
R&B<br />
aufzunehmen,<br />
hatten die Beiden<br />
schon längere<br />
Zeit, doch<br />
ltt letztendlich war der Auslöser hierzu eine<br />
überaus traurige Nachricht: In Januar<br />
2013 wurde bei Wilko Johnson Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
diagnostiziert, Lebenserwartung<br />
nur noch wenige Monate.<br />
Zusammen mit Roger Daltrey (sowie<br />
Johnsons formidabler Tourband) ging es<br />
im November 2013 für eine Woche in ein<br />
britisches Studio. Um neue Songs zu erarbeiten,<br />
blieb da natürlich nicht genügend<br />
Zeit, doch konnten sie sich für GOING<br />
BACK HOME aus genügend Glanzstücken<br />
aus Wilkos Dr.-Feelgood-Zeit bedienen.<br />
Und mit welch bewundernswerter<br />
Kraft der legendäre Gitarrist der Pub-<br />
Rockpioniere seiner Krankheit ins Angesicht<br />
schaut, mit welcher Courage er sich<br />
diesem Schicksal stellt, zeigen klasse Versionen<br />
von Songs wie “All Through The<br />
City”, “Keep It Out Of Sight” oder der<br />
programmatische Titeltrack des Albums<br />
“Going Back Home”. Dass Roger Daltrey<br />
für diese Tracks der ideale Shouter ist,<br />
versteht sich von selbst ...<br />
(Chess/Universal, 2014, 11/34:41) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
THE REBEL KIND – GIRLS WITH<br />
GUITARS 3<br />
Folge drei der liebevoll gestalteten Reihe<br />
mit Aufnahmen selbstbewusst rockender<br />
Frauen aus den USA, dem UK, Italien,<br />
Neuseeland und Japan. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt auf den Jahren 1959 bis 1968,<br />
aber mit The Delmonas von 1984 ist auch<br />
ein Trio dabei, das „Peter Gunn Locomotion”<br />
im Frischegriff hat. Das Programm<br />
ist natürlich bunt gemixt und wartet mit<br />
etlichen Höhepunkten auf: Gleich der<br />
Starter “A Ladies Man” von Colette &<br />
The Bandits stimmt prächtig ein. Jean &<br />
The Statesides bleiben bei “Putty In Your<br />
Hands” nur knapp hinter den Yardbirds<br />
zurück. The Debutantes drücken “Love<br />
Is Strange” den eigenen Stempel auf. Der<br />
berühmten Brenda Lee gelingt das Gleiche<br />
bei Ray Charles’ “What’d I Say”. Ein<br />
Gitarrensound sehr hoher Qualität prägt<br />
“S<strong>to</strong>nes” von The Ace Of Cups, und The<br />
Honeybeats bringen mit “Fa Cone Vuoi”<br />
eine muntere japanische Fassung von<br />
Dylans “If You Gotta Go, Go Now”. Schöne<br />
Leistungen kommen auch von Jackie<br />
DeShannon, Dana Gillespie und Genya<br />
Ravans früher Gruppe Goldie & The Gingerbreads.<br />
Murksmacherinnen sind überhaupt<br />
nicht dabei. Diese CD-Reihe sollte<br />
unbedingt fortgesetzt werden!<br />
(Ace/Soulfood, 2014, 24/60:49) hjg<br />
Rock<br />
IAN ANDERSON<br />
HOMO ERRATICUS<br />
Mit HOMO ERRATICUS liefert Ian Anderson<br />
nach THICK AS A BRICK I & II<br />
eine weitere Fortsetzung seiner Geschichten<br />
über sein musikalisches Alter Ego<br />
Gerald Bos<strong>to</strong>ck. Erneut ein ambitioniertes,<br />
spiel- wie experimentierfreudiges und narratives<br />
Konzeptalbum, das musikalisch<br />
natürlich wie Jethro Tull klingt, auch wenn<br />
Anderson längst mit neuen Musikern solo<br />
unterwegs ist. Mit denen vermengt er in gewohnter<br />
Klasse Elemente aus (Prog-)Rock,<br />
Folk, (orchestralem) Pop, Klassik und Jazz,<br />
wobei er Ideen in den einzelnen Stücken<br />
immer wieder (in Sachen Dynamik) variiert,<br />
neu aufgreift und umgewandelt umsetzt<br />
– er greift des Öfteren zur Flöte und<br />
macht zudem hörbar, wie wichtig ihm eingängige<br />
Melodien und Songatmosphären<br />
sind. Ein absolut ausgereiftes Alterswerk,<br />
bei dem vieles vertraut und zugleich doch<br />
neu klingt.<br />
(K-Scope/edel, 2014, 15/51:55) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LOOKING INTO YOU: JACKSON<br />
BROWNE TRIBUTE<br />
Ben Harper, Don<br />
Henley, Lyle Lovett,<br />
Keb’ Mo’, Bonnie<br />
Raitt, Bruce Springsteen<br />
& Patti Scialfa,<br />
die Indigo Girls und<br />
Lucinda<br />
Williams<br />
sind nur einige i der großen Namen, die hier<br />
ihrem ebenso großen Kollegen Jackson<br />
Browne Tribut zollen. Sie alle teilen David<br />
Crosbys Meinung, der ihn in den Eighties<br />
einmal als den „verdammt besten Songwriter<br />
im heutigen Amerika, bei dessen Songs<br />
man eine Gänsehaut bekommt”, lobte. Was<br />
Millionen Fans in aller Welt genauso sehen,<br />
weil bekannte Songs wie “Jamaica Say You<br />
Will”, “Before The Deluge”, “The Pretender”,<br />
“Late For The Sky”, “These Days”<br />
oder “Running On Empty” ein anderes Urteil<br />
kaum zulassen. Und auch weniger geläufige<br />
Lieder wie “Barricades Of Heaven”,<br />
“Something Fine” oder “Call It A Loan” liegen<br />
ganz deutlich über dem Durchschnitt.<br />
Sie alle sind hier in ebenso respektvollen<br />
wie respektablen Versionen zu hören, wobei<br />
sich viele Acts viel Zeit nehmen – sechs Tribute<br />
dauern sechs bis knapp acht Minuten,<br />
fünf weitere um die fünf Minuten. Dass dies<br />
den Interpreten relativ leicht fiel, ist unmittelbare<br />
Folge der Klasse der Vorlagen.<br />
(<strong>Music</strong> Road Records/Rough Trade,<br />
2014, 12/61:32 + 11/53:20) hjg<br />
LINDA RONSTADT<br />
DUETS<br />
Das frischgebackene Rock’n’Roll-Hall-Of-<br />
Fame-Mitglied Linda Ronstadt startete bei<br />
The S<strong>to</strong>ne Poneys, sang im Trio mit Dolly<br />
Par<strong>to</strong>n und Emmylou Harris. Und die inzwischen<br />
an Parkinson Erkrankte veredelte<br />
als Chorsängerin die Scheiben vieler Kollegen.<br />
Klar, dass sie die perfekte Duettpartnerin<br />
ist – und für solche Unternehmungen<br />
suchte sie Songs wie auch Mitsänger<br />
höchstpersönlich mit viel Geschmack aus.<br />
14 bereits erhältliche Kollaborationen, die<br />
zwischen 1974 und 2006 entstanden, hat<br />
sie für DUETS zusammengestellt. Plus das<br />
bislang unveröffentlichte, mit LaurieLewis<br />
Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
16 von pro noch offen<br />
us 2?<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
gesungene “Pretty Bird”. Balladen dominieren,<br />
es gibt den für sie typischen Mix<br />
aus Folk, Country und Pop. Man täte allen<br />
anderen Songs Unrecht, würde man einzelne<br />
hervorheben. Deshalb hier nur die zwölf<br />
Gesangspartner, die alle des Lau schens<br />
wert sind: Par<strong>to</strong>n, Harris, Lewis, Bette<br />
Middler, Ann Savoy, Don Henley, James<br />
Taylor, Aaron Neville, J.D. Sou<strong>the</strong>r, James<br />
Ingram, Frank Sinatra, Carl Jackson.<br />
(Rhino/Warner, 2014, 15/50:09) pro<br />
RICK SPRINGFIELD +<br />
CHEAP TRICK + BILLY<br />
JOEL + STRAY CATS<br />
ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />
Um Sammlungslücken lü zu schließen, ist die<br />
Original-Album-Classics-Reihe von Sony<br />
<strong>Music</strong> bestens geeignet. Vor allem, wenn<br />
sie sich Künstlern wie dem Australier Rick<br />
Springfield oder der US-Band Cheap Trick<br />
widmet, von denen die meisten Rockfans sicher<br />
einzelne Tracks wie “Celebrate Youth”,<br />
“Jessie’s Girl” oder “I Want You To Want<br />
Me” auf irgendeinem Sampler haben, der<br />
Plattenschrank aber mit kompletten Alben<br />
eher dünn bestückt ist. Noch dazu sind viele<br />
der ursprünglich nur als LP erschienenen<br />
Werke schon länger nicht mehr (oder nur<br />
als Import) erhältlich, so wie Rick Springfields<br />
COMIC BOOK HEROES aus dem<br />
Jahr 1973. Über WORKING CLASS DOG<br />
(1981), SUCCESS HASN’T SPOILED ME<br />
YET (1982) und LIVING IN OZ (1983) geht<br />
es bis zu TAO (1985), dem Album, mit dem<br />
er in unseren Breiten seine höchsten Plätze<br />
in den Charts erreichte. Ähnliches gilt auch<br />
für die fünf Alben von Cheap Trick. Auch<br />
hier beginnt die Auswahl mit IN COLOR<br />
Mitte der 70er Jahre und geht über HEAVEN<br />
TONIGHT (1978), ALL SHOOK UP (1980)<br />
und NEXT POSITION PLEASE (1983) bis<br />
zu LAP OF LUXURY aus dem Jahr 1988.<br />
Im Falle von Billy Joel liefert der Fünferpack<br />
mit den Vinyl-Replica-CDs die drei 70er-<br />
Alben STREETLIFE SERENADE (1974),<br />
TURNSTILES (1976) und 52ND STREET<br />
(1978), bevor dann mit STORMFRONT<br />
(1989) sowie dem aus klassischen Klavierkompositionen<br />
bestehenden FANTASIES &<br />
DELUSIONS (2001) ein Zeitsprung erfolgt.<br />
Mit drei LPs aus den frühen 80ern, also der<br />
Frühzeit ihrer Karriere, kommt der Pappschuber<br />
der Stray Cats daher, in dem Brian<br />
Setzer (voc, g), Lee Rocker (b) und Slim Jim<br />
Phan<strong>to</strong>m (dr) mit STRAY CATS, GONNA<br />
BALL und RANT N’ RAVE WITH THE<br />
STRAY CATS 50er-Jahre-Rockabilly mit<br />
einer Prise Punk und New Wave neu anrichteten<br />
und so dieser Musik zu einem bis heute<br />
andauernden Revival verhalfen.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 3 x 5 CDs,<br />
1 x 3 CDs) tk<br />
SWEET<br />
SWEETLIFE<br />
Bei den Aufnahmen für SWEETLIFE bestanden<br />
Sweet 2002 neben dem letzten<br />
verbliebenen Originalmitglied Andy Scott<br />
(g) aus <strong>Jeff</strong> Brown (voc, b), Steve Grant<br />
(keys, Co-Produzent) und Bruce Bisland<br />
(dr). Die Band hatte damals den Glam-<br />
Rock weitgehend ad acta gelegt, konzentrierte<br />
sich stattdessen durchaus auf Radio-<br />
Airplay schielend sehr viel intensiver auf<br />
melodischen Rock, der als AOR im besten<br />
Sinne durchgeht. Die Songs überzeugten<br />
mit anständigen Chorgesängen, ansprechenden<br />
Gitarrensolos des Chefs sowie<br />
auch reichlich Synthie- und Streichereinsatz.<br />
SWEETLIFE dürfte heute noch über<br />
die eigenen Fans hinaus auch solche von<br />
Foreigner, ELO oder Asia erfreuen. “Do<br />
It All Over Again” geht wie einst ins<br />
Ohr, während bei “Everybody Wants To<br />
Be Some one” die Metalriffs aufhorchen<br />
lassen und “Leap Of Faith” zum Dahinschmelzen<br />
verführt.<br />
(Angel Air/Fenn, 2002, 11/51:55) pro<br />
RAY WILSON<br />
GENESIS VS STILTSKIN –<br />
20 YEARS AND MORE<br />
Schon<br />
interessant,<br />
was Ray Wilson aus<br />
seiner gerade mal 24<br />
Monate andauernden<br />
Mitgliedschaft<br />
bei<br />
Genesis macht, mit<br />
welcher Chuzpe er<br />
sich ihin seinem Liveprogramm Songs wie<br />
“Carpet Crawlers” aneignet, zumindest für<br />
den harten Kern der Genesis-Fans eigentlich<br />
ein absolutes No Go. Wie gut dies aber<br />
klappt, von anderen Genesis-Stücken wie<br />
“That’s All”, “Mama” oder “No Son Of<br />
Mine” mal ganz abgesehen, spricht ohne<br />
Zweifel für Wilsons Klasse als Sänger.<br />
Und wer spätestens jetzt die Nase rümpft,<br />
ist freundlichst dazu aufgefordert, sich mit<br />
dem Doppel-CD/DVD-Pack GENESIS VS<br />
STILTSKIN – 20 YEARS AND MORE<br />
selbst einen Eindruck von Ray Wilsons Fähigkeiten<br />
zu verschaffen, denn sowohl bei<br />
den Songs, die er mit seiner Band Stiltskin<br />
veröffentlichte, als auch bei den Liedern vom<br />
Genesis-Album CALLING ALL STATIONS<br />
(bei denen er 1997 den Job am Mikrofon von<br />
Phil Collins übernommen hatte) zeigen vor<br />
allem eines: Ray Wilson und seine Band liefern<br />
hier einen richtig guten Job ab!<br />
(Jaggy D/Soulfood, 2014, 11/58:43,<br />
10/61:06) us<br />
Rock<br />
DORO<br />
RAISE YOUR FIST – 30TH<br />
ANNIVERSARY EDITION<br />
Warum gerade das 2012er Album RAISE<br />
YOUR FIST (<strong>GoodTimes</strong> 6/2012) zum<br />
30-jährigen Bühnenjubiläum der Düsseldorfer<br />
Metal-Queen Doro (Pesch) neu<br />
aufgelegt wurde? Ist egal, interessanter ist<br />
ohnehin die Bonus-CD mit dem Untertitel<br />
„Powerful Passionate Favorites”. Die enthält<br />
Doros durchweg gelungene Interpretationen<br />
von “Nutbush City Limits” (Ike<br />
& Tina Turner, bislang unveröffentlicht),<br />
“Only You” (Kiss), Metallicas “Nothing<br />
Else Matters”, Dios “Egypt”. Dazu gibt es<br />
das intime Demo ihres “NYC Blues”, der<br />
sie in ihrem Apartment gepackt hatte (unveröffentlicht);<br />
eine Mixvariation ihres bekannten<br />
Duetts “It Still Hurts” mit Lemmy<br />
sowie “Raise your Fist” auf Französisch<br />
und die neue Nummer “Warfare”. Fehlt eigentlich<br />
nur etwas aus den Anfangszeiten<br />
mit Warlock – ansonsten nicht nur Doro-<br />
Fans zu empfehlen.<br />
(Nuclear Blast/Warner, 2014,<br />
13/54:08, 9/43:39) pro<br />
ALLAN CLARKE<br />
SIDESHOW: SOLO<br />
RECORDINGS 1973–1976<br />
Natürlich wird der<br />
Name Allan Clarke<br />
immer mit den Hollies<br />
verbunden bleiben,<br />
war doch dessen<br />
Leadstimme prägend<br />
für den Sound der<br />
Band aus Manchester. 1971 verließ er die<br />
Hollies, ein Jahr später legte er mit MY<br />
REAL NAME IS ‘AROLD sein Solodebüt<br />
(auf Epic) vor. Mit HEADROOM wechselte<br />
er 1973 zu EMI, wo er ein Jahr später AL-<br />
LAN CLARKE und 1976 I’VE GOT TIME<br />
veröffentlichte. Diesen drei EMI-Alben gibt<br />
es jetzt zusammen auf SIDESHOW: SOLO<br />
RECORDINGS 1973–1976, ergänzt um<br />
zwei 1975er Non-Album-Singles, das von<br />
Clarke geschriebene “Why Don’t You Call”<br />
und “Born To Run” von Bruce Springsteen.<br />
Nicht die einzige Vorlage, mit der er sich<br />
beim „Boss” bediente, sein komplett aus<br />
Cover-Versionen bestehendes I’VE GOT<br />
TIME eröffnet mit “Blinded By The Light”,<br />
führt über Dan Fogelbergs “The Long Way”<br />
und Chinn/Chapmans “If You Think You<br />
Know How To Love Me” bis zu “Living In<br />
Love” der Su<strong>the</strong>rland Bro<strong>the</strong>rs.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
18/80:00, 13/53:16) us<br />
PUHDYS<br />
DIE GRÖSSTEN HITS<br />
Die Macher des ehemaligen DDR-Labels<br />
Amiga, mittlerweile ein kleines Team im<br />
Hause Sony <strong>Music</strong>, bringen gemeinsam<br />
mit einer großen Boulevardzeitschrift innerhalb<br />
des Jahres zwölf Best-Of-CDs erfolgreicher<br />
Bands und Interpreten aus dem<br />
Osten heraus. Lässt man sich nicht vom Sticker<br />
„Die Musik unserer Generation” sowie<br />
vom großen „25 Jahre Mauerfall”-Logo<br />
auf der Rückseite beeindrucken und akzeptiert<br />
außerdem, dass von acht Bookletseiten<br />
beinahe die Hälfte ein Abo-Coupon<br />
ist, entdeckt man mitunter viele Hits und<br />
einige Raritäten. Natürlich können in so<br />
einer Serie auch die Puhdys nicht fehlen,<br />
wenngleich es schon unzählige Hitkopplungen<br />
der Ost-Berliner Kultband gibt. Der<br />
neue Sampler hat trotzdem seinen Reiz.<br />
Die Songs wurden mit Bedacht ausgewählt,<br />
von frühen Hits wie “Türen öffnen sich zur<br />
Stadt” bis hin zu “Wut will nicht sterben”.<br />
Die ursprüngliche Version des letztgenannten<br />
Titels ist aber auch hier nicht zu finden.<br />
Zunächst war die erste Single-Auskopplung<br />
aus dem 1999er Album WILDER FRIE-<br />
DEN ein Duett mit Rammstein-Frontmann<br />
Till Lindemann. Kurz nach Auslieferung in<br />
den Handel fand man das bei der Plattenfirma<br />
Universal (bei denen Rammstein unter<br />
Vertrag sind) überhaupt nicht lustig, die<br />
Single ist heute eine teure Rarität.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/79:51) che<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47
CD<br />
REVIEWS<br />
TWISTED SISTER<br />
YOU CAN’T STOP<br />
ROCK’N’ROLL / COME OUT<br />
AND PLAY / LOVE IS FOR<br />
SUCKERS<br />
Unter dem Namen „Armoury Classics” hat<br />
Atlantic drei Twisted-Sister-Alben vereint,<br />
die das Schaffen der US-amerikanischen<br />
Band in den 80ern zwar gut umreißen, allerdings<br />
unglücklich zusammengestellt wurden.<br />
YOU CAN’T STOP ROCK’N’ROLL<br />
von 1983 gehört zum Klassiker-Trio mit<br />
dem Debüt UNDER THE BLADE (1982)<br />
und STAY HUNGRY (1984) und ist ein<br />
rifflastiges Werk mit enormem Wiederkennungswert,<br />
starken Songs zwischen Partyhymne<br />
und Heavy-Metal-Großtat. CD zwei<br />
beinhaltet die umstrittene Veröffentlichung<br />
COME OUT AND PLAY, die seinerzeit<br />
mit grandiosem Gimmick-Cover aufwartete<br />
(Sänger Dee Snider sprang beim Öffnen<br />
eines Gullideckels aus dem Frontcover), hatte<br />
mit Synthies und Saxofon die natürlichen<br />
Feinde des Heavy-Metal-Fans im Sound. Im<br />
Bemühen um kommerzielle Halbwertzeit<br />
fielen einige Songs merklich ab. Dafür ist<br />
mit “The Fire Still Burns” eine der besten<br />
Sisters-Kompositionen enthalten. Abgesang<br />
LOVE IS FOR SUCKERS (1987) war<br />
ebenfalls radiotauglich gedrosselt, hatte aber<br />
einen größeren Anteil guter Nummern. Alle<br />
drei CDs kommen mit Bonus-Tracks, die interessant,<br />
aber verzichtbar sind.<br />
(Atlantic/Warner, 1983, 1985, 1987,<br />
3 CDs) jub<br />
LOU REED<br />
WINTER AT THE ROXY –<br />
THE L.A. BROADCAST<br />
Es gibt wohl einige<br />
besser klingende<br />
Bootlegs von Lou<br />
Reeds Gastspiel im<br />
Roxy in Los Angeles.<br />
Dort gastierte der<br />
New Yorker, als er<br />
1976 sein damaliges Album ROCK AND<br />
ROLL HEART <strong>to</strong>urend promotete. Der<br />
seinerzeit angefertigte Radiomitschnitt ist<br />
heute noch von Interesse, auch weil Reed<br />
damals den Saxofonisten Marty Fogel dabei<br />
hatte, dazu mit Michael Fonfara (später<br />
Foreigner) einen Keyboarder – und der legendäre<br />
Jazzer Don Cherry zwischendurch<br />
dazustieß. Natürlich fehlte “Walk On The<br />
Wild Side” (zehn Minuten lang!) nicht,<br />
dazu gibt’s “Sweet Jane” und “I’m Waiting<br />
For The Man” und “Lisa Says” aus Velvet-<br />
Underground-Zeiten”. Die Stimmung auf<br />
und vor der Bühne war bestens, es wurde<br />
reichlich improvisiert – die späte offizielle<br />
Veröffentlichung ist keineswegs Archivfledderei,<br />
sondern erfreut auch Nicht-Hardcore-Fans.<br />
(Gold Fish/inakustik, 2014, 8/58:06) pro<br />
THE JEFFREY LEE PIERCE<br />
SESSIONS PROJECT<br />
AXELS & SOCKETS<br />
Die etwas andere Art Würdigung des 1996<br />
vers<strong>to</strong>rbenen <strong>Jeff</strong>rey Lee Pierce nahm 2008<br />
ihren Anfang, als Cypress Grove, ein ehemaliger<br />
Mitbewohner des Gun-Club-Frontmanns,<br />
auf alte, gemeinsam eingespielte<br />
Cassettenaufnahmen stieß und Freunde,<br />
Weggefährten und Bewunderer von Pierce<br />
bat, die unfertigen Songskizzen, Demo-Auf-<br />
nahmen und Riffs zu finalisieren. Das Ergebnis<br />
WE ARE ONLY RIDERS war begeisternd,<br />
umso schöner, dass es 2012 mit THE<br />
JOURNEY IS LONG eine fast noch bessere<br />
Fortsetzung gab. Dass es sich tatsächlich um<br />
eine lange Reise handelt, verdeutlicht nun<br />
die dritte Compilation. Auf ihr wirken – wie<br />
schon vorher – unter anderem Nick Cave,<br />
Debbie Harry, Mark Lanegan, Kid Congo<br />
Powers und Hugo Race mit. Hinzukommen<br />
einige andere mehr, etwa Iggy Pop, Primal<br />
Scream, Thurs<strong>to</strong>n Moore und Lydia Lunch –<br />
quasi ein Who’s who bekannter Alternative-<br />
Musiker. Wurden bei den ersten beiden CDs<br />
Pierce’ ruhige Momente gewürdigt, wird es<br />
auf AXELS & SOCKETS etwas ruppiger. Es<br />
werden sich also dieses Mal die Fans der frühen<br />
punkigen Gun-Club-Alben freuen. Und<br />
die Reise geht wohl weiter, eine vierte Compilation<br />
soll das große Finale des <strong>Jeff</strong>rey Lee<br />
Pierce Sessions Project werden.<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2014,<br />
18/75:59) an<br />
RUFF AS STONE<br />
RUFF AS STONE<br />
Entstanden<br />
aus<br />
einer nachmittäglichen<br />
Jamsession,<br />
hört man dieser<br />
Band aus London<br />
ihre pure Lust an<br />
Musik zu jeder Sekunde<br />
an. Bekanntestes t Mitglied von Ruff<br />
As S<strong>to</strong>ne dürfte Schlagzeuger Tobias Künzel<br />
sein, der Prinzen-Sänger hat seit einigen<br />
Jahren seinen Zweitwohnsitz in der<br />
Hauptstadt Englands. Dazu gesellen sich<br />
mit Austin Howard (voc), Rob Tree (b) und<br />
Tom E Morrison (g) drei Rock’n’Roll-erprobte<br />
Recken. Vor allem Sänger Howard,<br />
einigen vielleicht noch von der 80er-Jahre-Band<br />
Ellis Beggs & Howard bekannt,<br />
prägt den Powersound dieses Quartetts.<br />
Das Fundament für seine vokalen Höhenflüge<br />
liefert eine äußerst druckvolle Bass/<br />
Schlagzeug-Kombination, und wenn Howard<br />
mal kurz Atem holt, springt Gitarrist<br />
Morrison mit einem wilden Solo in die<br />
Bresche. Starker britisch geprägter Rock<br />
zwischen Blues und Glam!<br />
(shop@brotmannund<strong>to</strong>echter.de,<br />
2014, 5/17:57) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
BOB DYLAN IN THE <strong>80s</strong><br />
VOLUME 1 – A TRIBUTE TO<br />
BOB DYLAN<br />
Die Eighties sind nach allgemeiner Einschätzung<br />
nicht gerade das Jahrzehnt, in<br />
welchem Dylan seine allerbesten Werke<br />
verfasste. Alben wie SAVED, SHOT OF<br />
LOVE, EMPIRE BURLESQUE, DOWN<br />
IN THE GROOVE oder KNOCKED OUT<br />
LOADED rangieren weiter hinten. Folglich<br />
dienen die Songs auch nur recht selten<br />
als Vorlage für Cover-Versionen. Dass die<br />
besten Lieder aber durchaus ihre Qualitäten<br />
haben, zeigt hier eine bunte Truppe<br />
von Interpreten mit Bonnie „Prince” Billy,<br />
Elvis Perkins, Slash und Built To Spill an<br />
der Bekann<strong>the</strong>itsspitze, die alle noch populärer<br />
werden möchten. Das Spektrum des<br />
Gebotenen reicht vom rockig- druckvollen<br />
“Got My Mind Made Up” (Langhorne Slim<br />
& The Law) über recht bizarr arrangierte<br />
Tracks (“Waiting To Get Beat” von Tea<br />
Leave Green; “Wiggle Wiggle” von Aaron<br />
Freeman & Slash) bis zur etwas schüchtern<br />
vorgetragenen Ballade “Death Is Not The<br />
End”, die Carl Broemel singt, als glaube<br />
er an den Wahrheitsgehalt des Songtitels<br />
selbst nicht so ganz. Auch die meisten anderen<br />
Titel, wie zum Beispiel “Covenant Woman”<br />
(Hannah Cohen), “Swee<strong>the</strong>art Like<br />
You” (Craig Finn) oder “Night After Night”<br />
(Deer Trick) gehen in Ordnung, und mit<br />
“Congratulations” von Elvis Perkins gibt es<br />
sogar eine Leis tung auf Weltklasseniveau!<br />
(A<strong>to</strong> Records/Import, 2014, 17/72:06) hjg<br />
RONNIE LANE<br />
OOH LA LA: AN ISLAND<br />
HARVEST<br />
Eines vorweg: Der<br />
Rezensent ist unheilbarer<br />
Ronnie-Lane-<br />
Fan und hält ihn<br />
für den am meisten<br />
unterschätzten<br />
Musiker<br />
des UK seit 50<br />
Jh Jahren. Udd Und das bezieht ih sich nicht nur auf<br />
seine gloriosen Tage mit den Small Faces<br />
und Faces, sondern primär auf sein Soloschaffen<br />
mit und ohne die prachtvolle,<br />
spannend und zugleich entspannt spielende<br />
Slim Chance Band. Der Grund ist leicht<br />
zusammengefasst: Lane verstand es megameisterhaft,<br />
aus formal simpel wirkenden<br />
Songs aus den Bereichen „Normal-Rock”,<br />
runderneuertem Rock’n’Roll, Brit-Folk,<br />
Vaudeville, Pub-Rock und mutiertem Blues<br />
mittels traumhafter Mischverhältnisse und<br />
be<strong>to</strong>nt lässigem – aber nie nachlässigem –<br />
Gestaltungswillen Lieder für die Ewigkeit<br />
zu machen. Den Vorwurf der vermeintlichen<br />
Unvollkommenheit nahm er in Kauf<br />
in der Gewissheit, zutiefst menschliche Musik<br />
zu machen. Der vorliegende Doppeldecker<br />
bietet haufenweise Beweise für Lanes<br />
Sonderklasse: “Ooh La La”, “One For The<br />
Road”, “Give Me A Penny”, “You Never<br />
Can Tell”, “Country Boy”, “S<strong>to</strong>ne”, “Bottle<br />
Of Brandy”, “Blue Monday” ... alles hier<br />
zu hören. Altbekannte Klassiker, irre gute<br />
Cover-Versionen, einiges auch in unveröffentlichten<br />
Alternativversionen; hinzukommen<br />
acht Tracks eines BBC-Konzertes<br />
vom 23.4.1974. Diese unzerstörbare Musik<br />
sollte man jeden Tag hören!<br />
(Island/Universal 2014, 18/74:50 +<br />
19/75:40) hjg<br />
IQ<br />
THE ROAD OF BONES<br />
Alle fünf Jahre melden sich die Neo-Prog-<br />
Veteranen mit einem neuen Studio-Album<br />
zurück. Dabei erfinden sie sich nicht neu,<br />
sondern pflegen ihren Sound aus melodiösatmosphärischem<br />
Neo-Prog, mal düsterverhangen,<br />
dann mit rockigen und krummtaktigen<br />
Breaks aufrüttelnd. Die Solobeiträge<br />
von Gitarrist und Bandzentrum Mike Holmes<br />
sowie Neu-Keyboarder Neil Durant sind<br />
nicht virtuos-frickelnd, sondern songdienlich,<br />
melodiös integriert. Der Gesang von Peter Nicholls<br />
fügt die charakteristische Note hinzu.<br />
Somit schließt das reife Album nahtlos an den<br />
Vorgänger FREQUENCY an, erreicht aber<br />
nicht ganz die Klasse von DARK MATTER.<br />
Hoffentlich muss man nicht weitere fünf Jahre<br />
auf das nächste Album warten!<br />
(Rsk Entertainment/Soulfood, 2014,<br />
5/53:21) rg<br />
Rock<br />
JEFF BUCKLEY<br />
DREAMS OF THE WAY WE<br />
WERE<br />
1997 schon ist der Singer/Songwriter<br />
<strong>Jeff</strong> Buckley (*1966) vers<strong>to</strong>rben, doch<br />
von kaum einem Künstler gibt es so viele<br />
posthume Veröffentlichungen. Jetzt also<br />
DREAMS OF THE WAY WE WERE. Dabei<br />
handelt es sich um den bislang offiziell<br />
nie veröffentlichten Mitschnitt einer solo<br />
akustisch gespiel ten Show des Radiosenders<br />
WFMU in New Jersey. Cover-Versionen<br />
dominieren, darunter die grandiose<br />
“Hallelujah”-Übernahme von Leonard Cohen<br />
sowie Songs von El<strong>to</strong>n John, Bob Dylan,<br />
Leiber/S<strong>to</strong>ller, Van Morrison oder Curtis<br />
Mayfield. Dazu mit “Unforgiven” und<br />
“Eternal Life” zwei starke Eigenbauten.<br />
Alles klingt eindringlich, intensiv wie intim<br />
und emotional (das Tradional “Corpus<br />
Christi Carol” a-cappella!) mit ordentlichem<br />
Sound. Dazu ist ein informatives Interview<br />
mit Buckley zu hören. Gelungener<br />
Versuch, an einen Großen zu erinnern.<br />
(Iconography/inakustik, 2014,<br />
14/70:30) pro<br />
THE BYRDS<br />
STRAIGHT FOR THE SUN<br />
Natürlich<br />
kann<br />
man über die<br />
Soundqualität<br />
streiten. Aber dank<br />
einer Radio-Aufzeichnung<br />
klingt<br />
es okay, was die<br />
Byrds am 12. September 1971 in Washing<strong>to</strong>n<br />
ablieferten – also die Besetzung mit<br />
Roger McGuinn, Gene Parsons, Skip<br />
Battin und Clarence White. Das Quartett<br />
servierte einen eklektischen Querschnitt<br />
der bis dahin veröffentlichten Alben mit<br />
einer dynamischen Version von “Lover Of<br />
The Bayou”, aber natürlich auch ihren unverkennbaren,<br />
von Dylan übernommenen<br />
“Mr. Tambourine Man”, “So You Want To<br />
Be A Rock’n’Roll Star” und “Eight Miles<br />
High”. Neben dem allseits geschätzten Mix<br />
aus Country-Folk-Rock gab’s auch Andeutungen<br />
von Bluegrass (mit McGuinn am<br />
Banjo) – und am Ende noch Chuck Berrys<br />
“Roll Over Beethoven”. Nicht nur unter<br />
his<strong>to</strong>rischen Gesichtspunkten relevant und<br />
für Byrds-Liebhaber geradezu ein Muss.<br />
(All Access/inakustik, 2014, 14/51:29) pro<br />
PAUL STAUNTON &<br />
THE CHARMERS<br />
PAUL STAUNTON AND THE<br />
CHARMERS<br />
Nach seinem Umzug von Dublin nach<br />
New York musste der irische Songwriter,<br />
Gitarrist und Sänger Paul Staun<strong>to</strong>n in der<br />
neuen Heimat erst einmal neue Mitmusiker<br />
finden. Mit dem Sänger und Bassisten<br />
Shane Visbal (Mercury Pills) und<br />
dem Schlagzeuger Michael Galante (Felony<br />
Bebop Club), beide aus New York,<br />
stimmte die Chemie auf Anhieb so gut,<br />
dass sie gemeinsam die Band Paul Staun<strong>to</strong>n<br />
And The Charmers aus der Taufe hoben.<br />
Auf seinem jetzt veröffentlichten,<br />
selbstbetitelten Debüt bietet das Trio tiefgründigen<br />
Indie-Folkrock, bei dem vor<br />
allem Staun<strong>to</strong>ns Gesang sowie seine über<br />
weite Strecken ziemlich ruppig eingesetzte<br />
elektrische Gitarre im Vordergrund ste-<br />
Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
hen. Anspieltipp: das lässige “You<br />
Had It All”, einer der ruhigeren<br />
Tracks des Albums.<br />
(Anagnina Records/Import, 2014,<br />
12/47:51) us<br />
SANTANA<br />
CORAZON<br />
Hä? Wie bitte?<br />
„The very first<br />
Latin<br />
inspired<br />
album” ist auf<br />
dem Sticker zu<br />
lesen, der die<br />
neue Santana-<br />
CD CORAZON ziert. Was hat denn<br />
der Gitarristenveteran jahrzehntelang<br />
gemacht? Man kann sich jedenfalls<br />
des Eindrucks nicht erwehren, dass<br />
Carlos Santana eine Frischzellenkur<br />
hinter sich hat: Es klingt meist<br />
peppig, vorwärts drängend, auch die<br />
Neufassung von “Oye Como Va” als<br />
“Oye 2014”, die gemeinsam mit dem<br />
Rapper Pitbull entstand. Dass Santana<br />
auch verhaltener kann, demonstriert<br />
er auf der von Lila Downs und<br />
Nina Pas<strong>to</strong>ri spanisch gesungenen,<br />
akustisch eingespielten Nummer<br />
“Una Noche En Napoles”. Stets sind<br />
Vokalgäste dabei: Ziggy Marley hat<br />
“Iron Lion Zion” reggaefiziert, Gloria<br />
Estefan ist ebenso zu hören wie<br />
Diego Torres, dazu trommelt Gattin<br />
Cindy Blackman Santana auch mal.<br />
Santanas Gitarrenspiel betört einfühlsam<br />
wie eh und je – und ja, die Latin-<br />
Dominanz war selten so ausgeprägt<br />
wie hier.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/45:26) pro<br />
THE BONNIWELL<br />
MUSIC MACHINE<br />
THE BONNIWELL MUSIC<br />
MACHINE<br />
Dieser Doppeldecker ist die Fortsetzung<br />
der Doppel-CD THE MUSIC<br />
MACHINE (Big Beat CDWIK2-271<br />
von 2006). Das Werk des Garagen-<br />
Rockhelden Sean Bonniwell (1940<br />
– 2011) liegt damit bis auf “No Girl<br />
Gonna Cry” (zu hören auf der Sundazed-CD<br />
BEYOND THE GARAGE) lückenlos<br />
vor; sein Solo-Album CLOSE<br />
enthält keinen Garagen-Rock. Die ganz<br />
harten Garagentage von 1966 mit Klassikern<br />
wie “Talk Talk” und “The People<br />
In Me” waren 1968 zwar vorbei, aber<br />
Bonniwells Mainstream-ferner Rock<br />
klang noch immer prächtig gegen den<br />
Strich gebürstet und hatte genügend<br />
psychedelisches Feuer zu bieten. CD<br />
1 enthält das Warner-Album mit fantastischen<br />
Songs wie “Soul Love”,<br />
“I’ve Loved You”, “Discrepancy” und<br />
“Astrologically Incompatible” sowie<br />
zeitgleiche Singles, darunter Treffer<br />
wie “In My Neighborhood” und “Tin<br />
Can Beach”. CD 2 bringt Raritäten wie<br />
die Flexi-Disc “Point Of No Return”;<br />
Homedemos, die nur Komplettsammler<br />
brauchen, und „richtige Demos” wie<br />
“Dark White” und “King Mixer”, die<br />
jede Garagen-Rocksammlung bereichern.<br />
Außerdem gibt es Aufnahmen<br />
des 1965er Vorläufertrios The Ragamuffins<br />
und einige Solowerke von Sean<br />
Bonniwell. Extrapunkte für das 28-seitige<br />
Booklet.<br />
(Big Beat-Ace/Soulfood, 2014,<br />
25/59:00 + 24/63:02) hjg<br />
DEEP PURPLE<br />
MADE IN JAPAN – 40TH<br />
ANNIVERSARY EDITION<br />
Als „40th Anniversary Edition” wird<br />
die jüngste Neuauflage von Deep<br />
Purples MADE IN JAPAN angepriesen<br />
– nach immerhin 42 Jahren.<br />
Mit MACHINE HEAD befand sich<br />
die Mk-II-Besetzung mit Ian Gillan,<br />
Ritchie Blackmore, Jon Lord, Roger<br />
Glover und Ian Paice künstlerisch<br />
wie erfolgsmäßig im Zenit – und<br />
live legte das Quintett unglaubliche<br />
Power und inspirierte Spielfreude<br />
an den Tag. Die erneute Wiederveröffentlichung<br />
von MADE IN JAPAN<br />
präsentiert die bislang umfassendste<br />
Dokumentation der drei Shows dort.<br />
Die „normale” Doppel-CD-Edition<br />
enthält das Gastspiel vom 16. August<br />
1972 in der Festival Hall Osaka, der<br />
zweite Silberling bietet die Zugaben<br />
aller drei Konzerte. Das 4-CD/1-<br />
DVD-Boxset macht alle drei Gigs<br />
(15.+16.8. Osaka/17.8. Tokio) plus<br />
die Zugaben hörbar – und verdeutlicht,<br />
dass stets das gleiche Set angestimmt<br />
wurde. Aber auch, dass die<br />
Band innerhalb der Songs durchaus<br />
variierte. Und die Soli/Jams nahmen<br />
viel Zeit in Anspruch. Bis dahin,<br />
dass vor allem Blackmore (hier und<br />
da auch Lord) „Tonkonstruktionen<br />
schufen, die keine Harmonien aufweisen,<br />
sondern an Lärm erinnern”,<br />
wie die von der Klassik geprägte<br />
Rezensentengattin kritisch anmerkte.<br />
Was ein Rockfan nicht unbedingt<br />
stört. In Fanforen wird heftig gestritten,<br />
ob der Bass im neuen Remix zu<br />
leise, die Bassdrum zu laut und die<br />
Gitarre zu weit nach hinten gemischt<br />
ist – ebenfalls Geschmacksache.<br />
Hauptsache, JAPAN ist nun stundenlang<br />
(samt einer DVD über Mk II<br />
plus zusätzliche Livetracks) wiederzuerleben.<br />
(Universal, 2014,<br />
4 CDs + 1 DVD) pro<br />
Rock<br />
FEELSAITIG<br />
FEELSAITIG<br />
Was die Großen können, kriegen<br />
wir auch locker hin. Mag sich Sandy<br />
Wolfrum gedacht haben und hat<br />
das selbst betitelte Debüt seiner<br />
Band Feelsaitig als remasterte „30th<br />
Anniversary Deluxe Edition” neu<br />
aufgelegt. Angereichert mit zwei<br />
neuen Songs und fünf 1987 mitgeschnittenen<br />
Livetracks. Feelsaitig,<br />
das waren 1983 Wolfrum (voc, g),<br />
Robert Wachsmann (voc, g, mandoline)<br />
und Hanzie Scharrer (b, voc,<br />
†2006). Sie machten Liedermacher-<br />
Folk mit Rock-, aber auch dezenten<br />
Mittelalteranleihen (lange vor dem<br />
späteren Boom). Sie sangen deutsch<br />
(auch fränkisch) und englisch über<br />
politische wie alltägliche Themen,<br />
oft mit einem Augenzwinkern –<br />
vieles hat weiter Aussagekraft. Ihr<br />
Markenzeichen waren der Harmoniegesang<br />
und filigranes (Akustik-)<br />
Gitarrenspiel – die beeindrucken immer<br />
noch, auch wenn manches aus<br />
heutiger Sicht ein wenig altbacken<br />
wirkt.<br />
(Intra<strong>to</strong>n, 1984, 19/66:50) pro<br />
NICK MAGNUS<br />
N’MONIX<br />
Von 1978<br />
bis 1989 war<br />
Nick Magnus<br />
Keyboarder<br />
in Steve Hacketts<br />
Tourund<br />
Studioband,<br />
seit Anfang der 90er ist er auf<br />
Solopfaden unterwegs, mit N’MONIX<br />
ist er mittlerweile bei Album Nummer<br />
Fünf angekommen. Geboten wird darauf<br />
klassischer britischer Prog-Rock,<br />
der mit seinem Hang zur Theatralik<br />
und zu symphonischen Klängen fest in<br />
den 70ern verwurzelt ist. Für die Ver<strong>to</strong>nung<br />
seiner Songs hat Magnus Tony<br />
Patterson, James Reeves, Tim Bowness,<br />
Pete Hicks, Andy Neve sowie die<br />
Sopranistin Kate Faber ans Mikrofon<br />
geholt, dazu konnte er im Studio noch<br />
die Gäste Rob Townsend am Saxofon<br />
und Steve Hackett an der Gitarre<br />
begrüßen. Schönes Album, Freunden<br />
von frühen Genesis oder von Steve<br />
Hacketts 80er-Solo-Werken wärmstens<br />
empfohlen.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
2014, 8/46:54) us<br />
SE DELAN<br />
THE FALL<br />
Für das im März dieses Jahres veröffentlichte<br />
Werk seiner Band Crippled<br />
Black Phoenix (WHITE LIGHT<br />
GENERATOR, siehe <strong>GoodTimes</strong><br />
2/2014) hat Frontmann Justin Greaves<br />
Belinda Kordic fest an Bord geholt.<br />
Bei Se Delan stellt er die Stimme der<br />
Schwedin, die man bisher vor allem<br />
unter ihrem Künstlernamen Killing<br />
Mood kannte, in den Mittelpunkt.<br />
Klassisch die Arbeitsteilung des<br />
Duos: Sängerin Kordic sorgt für die<br />
Texte, Mastermind Greaves für die<br />
Musik. Diese ist größtenteils eher ruhig<br />
und sich langsam entwickelnd angelegt,<br />
erinnert an Gothic, Acid-Folk<br />
und Shoegaze, doch ab und zu werden<br />
die Zügel auch angezogen, und es geht<br />
in Richtung düsterer Prog-Rock. Wer<br />
die eher verspielten Crippled-Black-<br />
Phoenix-Songs liebt, wem das letzte<br />
Album der Briten gefiel, der wird auch<br />
mit THE FALL bestens bedient.<br />
(kScope/edel, 2014, 10/46:45) us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49
LP<br />
REVIEWS<br />
SPACE DEBRIS<br />
PHONOMORPHOSIS<br />
Mit dem aktuellen<br />
Longplayer<br />
haben<br />
sich Space Debris<br />
selbst<br />
übertroffen<br />
– und das ist keine<br />
leere Floskel, sondern<br />
schlichtweg Tatsache.<br />
Tommy Gorny an der Gitarre, Mitja<br />
Besen am Bass, Christian Jäger (Drums)<br />
und Winnie Rimbach-Sa<strong>to</strong>r an den Keyboards,<br />
nicht zu vergessen Magic Petra,<br />
die für stimmungsvolle Gesangspassagen<br />
sorgt, erspielen sich einen atmosphärisch<br />
dichten Sound, bei dem das Feeling im Vordergrund<br />
steht. Es ist Musik, die aus den<br />
Siebzigern stammen könnte und das Songformat<br />
weit überschreitet, was allein schon<br />
mit der Spiellänge von 18 bis 20 Minuten<br />
je Titel belegt werden kann. “Colossus<br />
Stranded” beginnt als floydiges Klangbild,<br />
steigert sich zu feurigen Improvisationen,<br />
wird von einem ruhigen Part abgelöst, wonach<br />
wieder expressive Gitarren- und Keyboardsoli<br />
die Aufmerksamkeit erhöhen,<br />
und schließt mit einem Teil, der von Deep<br />
Purple circa 1971 stammen könnte. Fein!<br />
Während der Titeltrack offensiver und experimenteller<br />
klingt, bestimmen leicht jazzige<br />
Klänge und Soli von Gorny, der sich<br />
hier selbst übertrifft, “Cat Flow Deluxe”.<br />
“Journey Back To The Moon” hingegen<br />
wandelt sich von einem kernigen Space-<br />
Rocker zu floydigen Soundscapes und beschließt<br />
das Album so wie es angefangen<br />
hat. Im Grunde genommen symbolisiert das<br />
knallig-bunte Cover den Ansatz der Band:<br />
Sie bezieht sich auf eine längst vergessene<br />
Ära, kreiert aber einen hochindividuellen<br />
Sound, der sich deutlich von Plagiat-Psychedelikern<br />
abhebt und bei dem Vergleiche<br />
eben nur Vergleiche sind. Empfehlung. Neben<br />
der Vinylausgabe erscheint eine CD in<br />
einem schmucken Digipak.<br />
(Green-Brain, www.green-brainkrautrock.de,<br />
4 Tracks)<br />
at<br />
RYAN ADAMS<br />
LOVE IS HELL<br />
Der inoffizielle Titel<br />
des <strong>GoodTimes</strong>-<br />
LP-Highlights<br />
geht<br />
klar an diese schöne<br />
Schatulle. Sie liefert<br />
auf den ersten beiden<br />
Longplayern die<br />
so genannten EPs “Love Is Hell Part I &<br />
II”, die Ryan Adams (bitte nicht mit Bryan<br />
verwechseln) im Jahr 2003 herausbrachte.<br />
Schwere, zarte, melancholische, dunkle<br />
Lieder aus der damals fast unerschöpflichen<br />
Feder des Singer/Songwriters aus Jacksonville,<br />
North Carolina. Obwohl nur als Extended<br />
Plays bezeichnet, waren die beiden<br />
Scheiben vollwertige Veröffentlichungen,<br />
die der Ex-Whiskey<strong>to</strong>wn-Sänger bei seiner<br />
äußerst unwilligen Plattenfirma durchsetzte.<br />
Natürlich erwartete man von dem Mann,<br />
der einst die Americana-Wundertüte GOLD<br />
bescherte, mehr in der kommerziellen Art<br />
des Vorgängers ROCK’N’ROLL, doch<br />
der Multistilist wollte und musste einem<br />
schweren Herzen Luft machen. Diese wunderschönen,<br />
öfter auch mal mit Geige und<br />
Cello arrangierten Schmerzensgaben aus<br />
der Liebeshölle plus einer reduzierten, packenden<br />
Version von Oasis’ “Wonderwall”<br />
hat MFSL auf seinem Silver Label nun<br />
kombiniert mit sieben Songs, die es bislang<br />
nur auf einer schwer erhältlichen Japan-<br />
Bonus-CD gab. Okay, musikalisch fallen<br />
diese, ähem, geräuschvollen Lieder mit<br />
Titeln wie “Fuck The Universe” deutlich<br />
hinter die in Würde gereiften Juwelen der<br />
anderen Scheiben zurück, wo übrigens auch<br />
mal keine Geringere als Marianne Faithful<br />
im Background zu hören ist. Doch den<br />
Sammlerwert dieser einzeln nummerierten<br />
Ausgabe, blitzblank gepresst und erstklassig<br />
von den wohl digitalen Mastern analog<br />
aufbereitet, hebt die Zugabe nochmals an,<br />
ebenso wie das 20 Seiten starke Booklet mit<br />
allen Texten und Besetzungen.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 2003,<br />
3 LPs 23 Tracks) lbr<br />
GRACE JONES<br />
NIGHTCLUBBING<br />
Neben der Wiederveröffentlichung<br />
als<br />
Standard-CD<br />
erscheint<br />
Grace<br />
Jones’ 1981er Album<br />
NIGHTCLUBBING<br />
auch als Deluxe-<br />
Doppel-CD (mit einer zweiten CD voller<br />
Bonus-Tracks sowie erweitertem Booklet)<br />
und als hochwertige Doppel-LP. Die erste<br />
der beiden exzellent klingenden 180g-<br />
Scheiben liefert die neun Tracks des Originalalbums,<br />
auf den Seiten drei und vier<br />
gibt es dann noch acht zusätzliche Songs,<br />
12”-Remixe, Long- und Extended Versions.<br />
Gerade in diesen langen Fassungen<br />
können Stücke wie das Police-Cover “Demolition<br />
Man”, “Walking In The Rain”<br />
von Flash & The Pan oder Bill Wi<strong>the</strong>rs’<br />
“Use Me” ihre wahre Pracht entfalten,<br />
doch auch die von Grace Jones selbst verfassten<br />
Titel wie “Pull Up To The Bumper”<br />
oder “Feel Up” können dieses Niveau locker<br />
halten. Kein Wunder, mit Musikern<br />
wie Robbie Shakespeare (b), Sly Dunbar<br />
(dr), Mickey Chung (g), Barry Reynolds<br />
(g) und Tyrone Downie (keys) hatten die<br />
Island-Hausproduzenten Chris Blackwell<br />
und Alex Sadkin auch erlesenes Studiopersonal<br />
zur Verfügung.<br />
(Island/Universal, 1981, 17 Tracks) tk<br />
GRAM PARSONS /<br />
THE FLYING BURITO<br />
BROTHERS<br />
SLEEPING NIGHTS<br />
1976, drei Jahre<br />
nach Gram Parsons’<br />
Tod, wurde diese<br />
Compilation-LP veröffentlicht.<br />
Drei der<br />
zwölf Tracks stammen<br />
von Parsons Album<br />
GRIEVOUS ANGEL, die restlichen<br />
neun wurden in den frühen 70ern zusammen<br />
mit den Flying Buri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs eingespielt,<br />
also mit Chris Hillman (b, mand,<br />
voc), Bernie Leadon (g, banjo, voc), Sneeky<br />
Pete Kleinow (pedalsteel) und Michael<br />
Clarke (dr). Auf von Parsons geschriebene<br />
Songs wurde aus rechtlichen Gründen für<br />
SLEEPING NIGHTS komplett verzichtet,<br />
vielmehr hat sich Produzent Jim Dickson<br />
bei der Auswahl auf Country-Rockstandards<br />
konzentriert: Merle Haggards “Tonight<br />
The Bottle Let Me Down” und “Sing<br />
Me Back Home”, Buck Owens’ “Toge<strong>the</strong>r<br />
Again”, dazu die “Honky Tonk Women”<br />
der Rolling S<strong>to</strong>nes, das zusammen mit<br />
Emmylou Harris gesungene “The Angels<br />
Rejoiced Last Night” der Louvin Bro<strong>the</strong>rs<br />
und Standards wie “Green Green Grass Of<br />
Home”. Und auch wenn dies eine wild zusammengewürfelte<br />
Mischung ist, Parsons<br />
und seine Begleiter machten selbst daraus<br />
Gold ...<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976,<br />
12 Tracks) us<br />
CHET BAKER<br />
EARLY CHET – CHET BAKER IN<br />
GERMANY 1955–1959<br />
Die im Albumtitel<br />
genannte<br />
Zeitspanne<br />
umfasst entscheidende<br />
Jahre<br />
des wohl lyrischsten<br />
Jazztrompeters<br />
seiner Zeit. 1955<br />
kam er frisch verliebt und als Vorjahres-<br />
Jazzpoll-Gewinner nach Deutschland, wo<br />
ihm das Orchester Kurt Edelhagen musikalisch<br />
schon mal für einen Titel den roten<br />
Teppich auslegte. Wie auch im Folgejahr,<br />
wo es unter anderem sogar eine Nummer<br />
“Baker ‘56” abzufeiern galt. Und für zwei<br />
traumhaft schöne Duette trat damals eine<br />
multitalentierte Sängerin ans Mikrofon:<br />
Caterina Valente. 1959 kam Baker wieder,<br />
an der Nadel hängend, aber noch immer<br />
einzigartig poetisch blies er die Solos zu<br />
vier Balladen, die ihm das Tanzorchester<br />
des Südwestfunks (das hieß wirklich so)<br />
unter der Leitung von Rolf-Hans Müller in<br />
Baden-Baden eingerichtet hatte. Ein Riesendank<br />
an das Jazzhaus für diese erstaunlich<br />
frisch klingende Monoschallplatte mit<br />
Voucher zum digitalen Download.<br />
(Jazzhaus/Naxos, 1955–1959,<br />
11 Tracks) lbr<br />
WILSON PICKETT<br />
THE SOUND OF WILSON<br />
PICKETT<br />
Beim Namen Wilson<br />
Pickett<br />
erklingen<br />
vor dem „geistigen<br />
Ohr”<br />
augenblicklich<br />
seine Megahits<br />
“In The Midnight<br />
Hour”, “Mus tang<br />
Sll” Sally” oder auch h“Land Of 1000 Dances”.<br />
Allerdings lohnt sich eine nähere Beschäftigung<br />
mit den Einzelalben, denn der<br />
charismatische und hart agierende Sänger<br />
hat zahlreiche hochinteressante Werke<br />
hinterlassen. THE SOUND OF WILSON<br />
PICKETT erschien 1967 auf Atlantic und<br />
wurde vom Produzentenass Tom Dowd in<br />
den Fame Recordings Studios aufgenommen.<br />
Zwar beginnt der Einstieg “Soul<br />
Dance Number Three” noch im mittleren<br />
Tempo, aber schon bei “Funky Broadway”<br />
rocken die Musiker im Soulkontext.<br />
Während die beiden Parts von “I Found<br />
A Love” die ruhige und expressive Seite<br />
Picketts verdeutlichen, lässt er bei “Mojo<br />
Mamma” mit Unterstützung seiner Bläser<br />
die Funken fliegen. Klassiker in gewohnter<br />
Speakers-Corner-Qualität.<br />
(Speakers Corner Records, 1967,<br />
11 Tracks) at<br />
Vinyl<br />
ROY ORBISON<br />
SINGS LONELY AND BLUE<br />
Ein schöner wie für<br />
die Fans kostspieliger<br />
Trend zeichnet<br />
sich immer stärker<br />
ab: Meisterwerke der<br />
Popgeschichte, teilweise<br />
schon vorher<br />
auf audiophilen Speziallabeln wiederveröffentlicht,<br />
nun auf zwei mit 45 Umdrehungen<br />
pro Minute rotierende Scheiben zu pressen<br />
– um das Letzte aus den alten Masterbändern<br />
rauszuholen. Auch von Roy Orbisons LO-<br />
NELY AND BLUE gab es schon eine hochwertige<br />
Fassung auf Classic Records – doch<br />
die Original Recordings Group um Soundguru<br />
Bernie Grundman wollte es nochmal<br />
wirklich wissen. Der wohl beste Tenor der<br />
Rock- und Pop-Sängerschar zeigte seine<br />
grandiose Klasse in einer musikalisch eher<br />
leichtgewichtigen Kollektion von Schlagern<br />
und Popliedchen, die aber Produzent Fred<br />
Foster bis ins letzte Background-„Uhuhu”<br />
perfektionierte. Unfassbar, was an Dynamik<br />
und Nuancen schon damals auf die Zweiund<br />
Dreispur-Bandmaschinen passte. Die<br />
Evergreens wie der Titelsong oder der Heuler<br />
“Cry”, aber auch eher vergessene Perlen<br />
wie “Raindrops” begeistern wie nie. Man<br />
will die feinst gefertigten Scheiben gar nicht<br />
vom Teller nehmen – da hätte es gar nicht<br />
mehr der Enge des Klappcovers bedurft, in<br />
die man sie kaum zurückzwängen kann.<br />
(ORG/Sieveking Sound, 1960,<br />
2 LPs 45 rpm, 12 Tracks) lbr<br />
NEKTAR<br />
SUNDAY NIGHT AT LONDON<br />
ROUNDHOUSE<br />
Schon alleine dass<br />
sich eine britische<br />
Prog-Rockband<br />
in<br />
Deutschland<br />
zusammenfand,<br />
war<br />
Ende der 60er Jahre<br />
reichlich ungewöhnlich,<br />
auch ihre ersten, reichlich obskuren<br />
Psychedelic-Alben waren alles andere als<br />
einfache Kost. Einen relativ guten Eindruck<br />
der Musik, mit der Nektar damals langsam,<br />
aber sicher vom Geheimtipp zur gefeierten<br />
Rockband wurde, liefert ihre erste Live-LP<br />
aus dem Jahr 1974 mit dem Titel SUNDAY<br />
NIGHT AT LONDON ROUNDHOUSE.<br />
Die ersten gut zehn Minuten können noch<br />
unter „Warmspielen” verbucht werden,<br />
doch mit “Desolation Valley” nimmt der<br />
Nektar-Zug so langsam Fahrt auf, das die<br />
komplette zweite Seite der Doppel-LP<br />
einnehmende “A Day In The Life Of A<br />
Preacher Featuring The Birth Of Oh Willie”<br />
führt schließlich zu einem der besten<br />
Livelongtracks aller Zeiten, zum knapp<br />
18-minütigen “Remember The Future Part<br />
One”, hier die komplette dritte LP-Seite<br />
einnehmend. Auch die vierte Seite mit drei<br />
kürzeren Stücken liefert progressiven Rock<br />
der Extraklasse, immer wieder getragen von<br />
langen Solos. Der Sound der 180g-Vinylscheiben<br />
ist absolut okay, dass vor allem die<br />
Bässe und die Mitten mehr Präzision vertragen<br />
könnten und der Klang ab und zu etwas<br />
dumpf daherkommt, liegt wohl nicht an der<br />
Überspielung, sondern an der damaligen<br />
Aufnahmetechnik.<br />
(Bellaphon/Cargo, 1974, 7 Tracks) us<br />
Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
LP<br />
REVIEWS<br />
SHAKTI WITH JOHN<br />
McLAUGHLIN<br />
NATURAL ELEMENTS<br />
Das dritte Album<br />
von Shakti,<br />
einer Band,<br />
der neben John<br />
McLaughlin<br />
nur<br />
indische<br />
Musiker<br />
angehörten,<br />
ist sicherlich ih hder am leichtesten<br />
zugängliche Longplayer. Ihn<br />
kennzeichnet eine durchgehend positive,<br />
lebenslustige und beschwingte<br />
Atmosphäre, die das Genre Ethno<br />
übersteigt, da hier auch westliche<br />
Elemente zu hören sind. Neben<br />
Ethno-Rock mit ausgezeichneter<br />
Perkussion (“Mind Ecology”) und<br />
dem leicht süßlichen und von einer<br />
Violine bestimmten “Happiness Is<br />
Being Toge<strong>the</strong>r” steht ein schnelles<br />
“Come On Baby Dance With Me” im<br />
Mittelpunkt des Geschehens. Aufgenommen<br />
im Juli 1977 in den Aquarius<br />
Studios in der Schweiz, dokumentiert<br />
die Scheibe (180g-Pressung, <strong>to</strong>lles<br />
Cover) das Bestreben, den Menschen<br />
durch die Musik ein Geschenk zu machen.<br />
Konsumdenken – keine Spur!<br />
So waren die Siebziger. Macht Spaß.<br />
(Speakers Corner Records, 1977,<br />
8 Tracks) at<br />
BOB DYLAN<br />
THE TIMES THEY ARE<br />
A-CHANGIN’<br />
Die Mobile Fidelity<br />
Sound<br />
Labs schreiten<br />
munter<br />
voran<br />
mit den<br />
ultimativen<br />
Ausgaben<br />
des<br />
Dylan’schen Frühwerks. Füh Nun kommt<br />
der dritte Longplayer des Helden,<br />
1963 aufgenommen und im Januar<br />
1964 veröffentlicht, in der klanglich<br />
unschlagbaren Fassung auf zwei LPs,<br />
die mit 45 Umdrehungen pro Minute<br />
rotieren. Da haben die gerade mal<br />
zehn Songs reichlich Platz, ihre CD-<br />
Pendants in Sachen Dynamik und<br />
Nuancen in die Schranken zu weisen.<br />
Mal ganz davon abgesehen, dass man<br />
die „11 Outlinded Epitaphs”, die Dylan<br />
damals noch schriftlich zugab,<br />
endlich ohne Lupe lesen kann. Mit<br />
dem Titelsong schuf Dylan natürlich<br />
einen Klassiker, doch noch mehr lyrische<br />
und anklagende Klasse zeigte<br />
er mit dem Siebenminüter “With<br />
God On Our Side”. Damals war Dylan<br />
wirklich noch Protestsänger, sang<br />
mit noch erstaunlich wandlungsfähiger<br />
Stimme gegen Kriegstreiber,<br />
Rassisten und Kapitalisten an. Auch<br />
wenn er mit “Boots Of Spanish Lea<strong>the</strong>r”<br />
auch schon mal sehr persönlich<br />
wurde. Wenn sich die Spätgeborenen<br />
in den letzten beiden Dekaden immer<br />
mal wieder gefragt haben, was zum<br />
Teufel an diesem krächzenden Kauz<br />
eigentlich dran ist: Hier sind definitive<br />
Antworten.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1964,<br />
2 LPs 45 rpm, 10 Tracks) lbr<br />
BILLY JOEL<br />
THE STRANGER<br />
Ein<br />
bisserl<br />
deppert<br />
reduzieren<br />
manche<br />
Musikjournalisten<br />
die Jahre<br />
1975–1977 nur<br />
auf die ach so<br />
dll dolle Punk-Revolte. kR Und überhören,<br />
dass die wahren Meis terwerke meist<br />
aus anderen Genres stammten. Wie das<br />
Opus Magnum des US-Singer/Songwriters<br />
Billy Joel, der damit zwar „nur”<br />
auf Platz zwei der Charts vorrückte,<br />
sich aber in „ewigen” Bestenlisten locker<br />
in die Top Hundred einreiht. THE<br />
STRANGER strotzt vor First-Class-<br />
Songs; es fällt schwer, da einen herauszuheben.<br />
Die unvergleichlich schöne<br />
Ballade “She’s Always A Woman”<br />
huldigt dem anderen Geschlecht fast<br />
noch intimer als “Just The Way You<br />
Are”, und die epischen “Scenes From<br />
An Italian Restaurant” markieren einige<br />
der stärksten siebeneinhalb Minuten<br />
der Popgeschichte. MFSL schnitt die<br />
gleichfalls meisterliche Produktion von<br />
Phil Ramone jetzt auf vier schnell rotierende<br />
180-Gramm-Vinyls um – und die<br />
Kinnlade klappt ehrfürchtig runter. Dem<br />
Au<strong>to</strong>r liegen vier Vergleichs-Versionen<br />
vor – auflegen wird er in Zukunft wohl<br />
nur noch diese.<br />
(MFSL/Sieveking Sound,<br />
1977, 2 LPs 45 rpm, 9 Tracks) lbr<br />
OSCAR PETERSON<br />
EXCLUSIVELY FOR MY<br />
FRIENDS<br />
Jazzfans<br />
würden<br />
den „LP-<br />
Highlight”-Titel<br />
na tür lich nicht<br />
an Ryan Adams<br />
(siehe<br />
oben)<br />
vergeben,<br />
sondern<br />
ebenso nachdrücklich an diese<br />
prachtvolle Box. Die Musikgeschichte<br />
kennt etliche grandiose Jazzpianisten<br />
– und einige wenige Giganten.<br />
Einer davon war der Kanadier Oscar<br />
Peterson (1925–2007). Der spielte<br />
nicht nur unglaublich versiert und variabel,<br />
sondern hatte auch ein Faible<br />
für guten Sound. Und den konnte ihm<br />
der gleichfalls legendäre Hans-Georg<br />
Brunner-Schwer (HGBS) mit seiner<br />
Musik Produktion Schwarzwald<br />
(MPS) in den 60ern bieten. In Wohnzimmer<br />
seiner Villa machte der angeschwärmte<br />
Pianist dann vor wenigen<br />
erfreut applaudierenden Gästen mit<br />
wechselnden (Trio)-Besetzungen immer<br />
wieder höchstkarätige Hausmusik.<br />
Die durfte freilich bis 1968 nicht<br />
veröffentlicht werden, da das Genie<br />
zuvor noch exklusiv an Verve gebunden<br />
war. Schon damals machte die<br />
Serie „Exclusively For My Friends”<br />
Furore. Das Label MPS und seine<br />
Produktionen wanderten sei<strong>the</strong>r durch<br />
einige Hände – jetzt hat edel den Katalog<br />
der Schwarzwälder gekauft. Und<br />
damit den Zugriff auf die originalen<br />
Master. Die Wiederaufforstung läuft<br />
unter dem schönen Namen „Reforest<br />
Vinyl<br />
The Legend”. Zum Auftakt gibt es<br />
die Peterson-Prachtbox mit den Alben<br />
ACTION, GIRL TALK, THE WAY<br />
I REALLY PLAY, MY FAVORITE<br />
INSTRUMENT, MELLOW MOOD<br />
und TRAVLIN’ ON – würdiger hätte<br />
man nicht starten können. Zumal<br />
edel die Bänder vier ausgemachten<br />
Gold-Ohren fürs – selbstverständlich<br />
pur analoge – Remastering überließ:<br />
Dirk Sommer (Sommelier du Son)<br />
und Chris<strong>to</strong>ph Stickel (u.a. ECM)<br />
kümmerten sich um jedes kleinste<br />
Detail. Gegenüber vorliegenden Digitalversionen<br />
kommen die <strong>Beck</strong>en<br />
etwas entschärft, die Bässe etwas<br />
markiger und der Steinway des Meisters<br />
fülliger daher – aber insgesamt<br />
bleibt das alles grandios unspektakulär.<br />
Keine klinischen Studiosounds,<br />
sondern atmosphärische, sehr lebensnahe<br />
Klänge holt die Nadel da aus tadellos<br />
gefertigten Rillen. Jazzjuwelen<br />
ohne Verfalldatum. Jede der LPs der<br />
Schatulle steckt für sich im original<br />
reproduzierten Klappcover, die Texte<br />
dazu sind noch heute ein Lesegenuss.<br />
Nachdrücklichst empfohlen.<br />
(MPS/AAA/edel, 1963–1968, 6 LPs<br />
37 Tracks, auch als 4-CD-Set) lbr<br />
THE SPACELORDS<br />
SYNAPSE<br />
Mit ihrem nunmehr<br />
dritten<br />
Longplayer steigen<br />
die Spacelords<br />
aus dem<br />
süddeutschen<br />
Reutlingen in<br />
die nächste Dimension i auf. Vier lange<br />
Tracks statt mehrerer kurzer Titel machen<br />
aus SYNAPSE einen spacigen<br />
Trip in psychedelische Gefilde. Dabei<br />
dröhnen die Sounds des Trios ungewohnt<br />
klar und präzise aus den Boxen,<br />
wild verwaschenes Gezirpe und Geflirre<br />
bleiben hier über weite Strecken außen<br />
vor, klar zuordenbare Töne und straighte<br />
Rhythmen werden hier Schicht für<br />
Schicht aufgetragen, angetrieben von<br />
kraftvoller Dynamik. Immer wieder<br />
übernehmen wechselnde Sounds die<br />
Führung, mal ein wummernder Bass,<br />
mal heftige Riffs, mal flächige Synthies;<br />
das ist abgefahrener Space-Rock, wie<br />
man ihn so nur selten von aktuellen<br />
Bands zu hören bekommt. Die analoge<br />
Ausgabe des Albums ist auf 500 Stück<br />
limitiert und kommt in schwerem, blauen<br />
180g-Vinyl.<br />
(Sulatron Records/Cargo, 2014,<br />
4 Tracks) us<br />
STEPPENWOLF<br />
STEPPENWOLF LIVE<br />
Bei<br />
diesem<br />
ursprünglich<br />
im April 1970<br />
veröffentlichten<br />
Album<br />
gibt es einen<br />
Mix aus Live-<br />
Aufnahmen Af eines Konzertes im kalifornischen<br />
Santa Monica mit Studiotracks,<br />
die durch nachträgliches<br />
Hinzumischen des Publikums und<br />
Welcome To His Nightmare.<br />
SUPER DUPER<br />
<br />
<br />
Die ungeschönte S<strong>to</strong>ry<br />
zum Mythos Alice Cooper.<br />
Von Banger Films, den Machern von<br />
„Iron Maiden: Flight 666” und<br />
„Rush: Beyond The Lighted Stage”<br />
Erhältlich ab 23.05.2014<br />
als DVD, Blu-ray und limitierter Deluxe Edition<br />
im großformatigen Boxset<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51
LP<br />
REVIEWS<br />
gehörig Hall auf der Gesangsspur auf „live”<br />
getrimmt wurden. “Hey, Lawdy Mama”,<br />
“Twisted” sowie das Blues-Traditional<br />
“Corrina, Corrina” wurden damals ohne<br />
Zustimmung der Band auf diese Weise hinzugefügt,<br />
damit die Plattenfirma genügend<br />
Material für eine Doppel-LP erhielt. Den<br />
Plattenkäufern war das egal, mit Platz 7 in<br />
den USA und mit Gold ausgezeichnet ist<br />
STEPPENWOLF LIVE immer noch das<br />
kommerziell erfolgreichste Live-Album der<br />
Band, bietet neben den Hits “Born To Be<br />
Wild”, “Magic Carpet Ride” und “The Pusher”<br />
auch heavy rockende Liveversionen<br />
von Titeln wie “Monster”, “Power Play” sowie<br />
das von Don Convay und Steve Cropper<br />
geschriebene “Soo kie, Sookie” – auf der<br />
Plattenhülle als “Sooki, Sooki” gelistet.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970, 12 Tracks) us<br />
TOTO<br />
MINDFIELDS<br />
Wie so oft scheiden<br />
sich auch an diesem<br />
Album die Geister.<br />
Während die Kritiker<br />
Ende der 90er Jahre<br />
kaum ein gutes Haar<br />
an diesem „überlangen,<br />
überreizten und gesichtslosen” Album<br />
fanden, gibt es nicht wenige To<strong>to</strong>-Fans,<br />
die MINDFIELDS immer noch mit für<br />
das Beste halten, was diese Band zu bieten<br />
hat. Nicht zuletzt deshalb, weil mit diesem<br />
Album der nach TOTO IV (1982) ausgestiegene<br />
Sänger Bobby Kimball wieder zurückkehrte,<br />
damals (zumindest aus Sicht der<br />
Fans) ein herber Verlust. Auch dass sich To<strong>to</strong><br />
mit diesem Album stilistisch weit öffneten,<br />
dass sie weitaus Gitarren-orientierter als<br />
zuvor agierten (und damit lange nicht mehr<br />
so Keyboard-lastig klangen), dass sie sich<br />
in Stilen wie Blues oder Akustik-Pop versuchten,<br />
kam bei vielen Musikfreunden sehr<br />
gut an. Worüber es aber keinen Zweifel gibt,<br />
ist die ausgezeichnete Tonqualität der beiden<br />
180g-Vinylscheiben, besser als in der jetzt<br />
erschienenen Doppel-LP-Ausführung hat<br />
MINDFIELDS nie geklungen.<br />
(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1999,<br />
13 Tracks) us<br />
THE ROPESH & TOBIAS<br />
BECKER BIGBAND<br />
STUDIO KONZERT<br />
Respekt vor und<br />
Dank an die Bauer<br />
Studios und das Label<br />
Neuklang: Unverdrossen<br />
machen die<br />
Idealisten mit ihrem<br />
live direkt analog auf<br />
Zweispur geschnittenen LPs weiter – und<br />
sie wagen immer mehr. Ein Quintett – und<br />
sogar eine Bigband! Schließlich wächst das<br />
Risiko von Misstönen und Sicherheitsmucke<br />
mit jedem beteiligten Musiker exponential.<br />
Keine Rede davon bei The Ropesh, die zum<br />
Teil richtig rockig groovend ihre gekonnte<br />
Mischung aus Elektronik und akustischem<br />
Jazz abgehen lassen. Sogar ein geiles Basssolo<br />
lässt die Abtastnadel tanzen. Auch die<br />
17 Bigband-Profis um Pianist Tobias <strong>Beck</strong>er<br />
meistern ihr Programm bewundernswert souverän.<br />
Bei zwei angejazzten Popnummern<br />
– “50 Ways” von Paul Simon und “People<br />
Get Ready” von Curts Mayfield – verstärken<br />
Vinyl<br />
sie sich noch mit der unprätentiösen, großartigen<br />
Sängerin Verena Nübel. Dass die TBB<br />
unter diesen verschärften Aufnahmebedingungen<br />
ohne alle Korrekturmöglichkeiten<br />
keine Hochgeschwindigkeitsnummern abfetzen,<br />
sondern überwiegend mittlere Tempi<br />
fahren, mindert die musikalische Qualität<br />
keinen Deut. Und an dem fantastischen, natürlich<br />
ausgewogenen Klang gibt’s eh nichts<br />
zu deuteln. Tonmeister Philipp Heck machte<br />
in beiden Studiokonzerten mal wieder einen<br />
Super-Job.<br />
(Neuklang-Bauer/edel, 2014, 6 Tracks<br />
+ 7 Tracks) lbr<br />
SANTANA<br />
III<br />
Für sein drittes Band-<br />
Album holte sich<br />
Carlos Santana einen<br />
damals<br />
17-jährigen<br />
Saitenhexer mit ins<br />
Boot, der später mit<br />
Journey noch Karriere<br />
machen sollte. Neil Schon erwies sich<br />
als echter Glücksfall – der groovende Latin<br />
Rock Sound der Combo gewann ein weiteres<br />
virtuos-melodisches Moment. Und dass Don<br />
Carlos für “Everbody’s Everything” noch die<br />
knackige Tower Of Power Horn Section mitpusten<br />
ließ, gab weitere Pluspunkte. THREE<br />
(der Titel kam später, offiziell hieß es wie<br />
das Debüt nur SANTANA) stürmte die Pole<br />
Position der US-Charts, war lange der kommerziell<br />
erfolgreichste Longplayer der Latino-Kalifornier.<br />
CBS/Sony hat ihn unzählige<br />
Male selber wiederaufbereitet und lizenziert,<br />
MFSL fügt nun in seiner „Silver Line” eine<br />
sehr gut gefertigte, wohl vom jüngsten Digital-Remaster<br />
gezogene, sehr gut klingende<br />
Fassung im originalen Klappcover hinzu.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1971,<br />
7 Tracks) lbr<br />
FRANK SINATRA<br />
POINT OF NO RETURN<br />
Einen hübsch zwiespältigen<br />
Titel wählte<br />
Frank Sinatra für<br />
seinen endgültigen<br />
Labelabschied von<br />
Capi<strong>to</strong>l Records.<br />
Aber auch die bittersüße,<br />
tiefmelancholische li h Stimmung des ausschließlich<br />
mit Balladen bestückten Albums<br />
fängt er gut ein. POINT OF NO RETURN<br />
bildet den Abschluss der Sinatra’schen<br />
„Tristesse-Tetralogie”, zu der auch die<br />
Schmachtfetzen ONLY THE LONE LY, NO<br />
ONE CARES und WHERE ARE YOU gehören.<br />
Ein bisschen Selbstmitleid des alten<br />
Schwerenöters Frankie Boy schwingt da mit,<br />
Swing bleibt außen vor in den streicherlastigen<br />
Arrangements von Axel S<strong>to</strong>rdahl (übrigens<br />
ein früher Wegbegleiter von FS). Genau<br />
diesen hellweißen Blues konnte Sinatra aber<br />
auch wie kaum ein anderer Crooner umsetzen<br />
– und Produzent Dave Cavanaugh fing<br />
Können und Atmosphäre gewohnt stilsicher<br />
ein. MFSL-Mastermind Krieg Wunderlich<br />
transferierte den exzellenten Sound der<br />
Original-Master nahezu unangetastet in die<br />
Rillen der 180-Gramm-Scheibe. Ein Genuss<br />
auch für Hifi-Fans – aber nichts für Suizidgefährdete.<br />
(MFSL/Sieveking Sound, 1962,<br />
12 Tracks) lbr<br />
CD<br />
REVIEWS<br />
BLACK SYMBOL<br />
JOURNEY<br />
Der eine oder andere Reggae-Fan kann sich<br />
vielleicht noch an Black Symbol erinnern.<br />
In den 70er und 80er Jahren veröffentlichte<br />
die von jamaikanischen Immigranten im<br />
nordenglischen Birmingham gegründete<br />
Formation um den Sänger und Produzenten<br />
Fatman drei Alben und mehrere Singles.<br />
Nun, nach mehr als 30 Jahren, gibt es mit<br />
dem von Paul Hor<strong>to</strong>n (Steel Pulse u.a.)<br />
produzierten JOURNEY überraschend<br />
ein Comebackalbum. Und das klingt – im<br />
besten Sinne –, als wäre die Zeit stehengeblieben,<br />
und zwar mitten in der Reggae-<br />
Blütezeit der Mittsiebziger. Fans des klassischen<br />
Roots-Sounds werden ihre wahre<br />
Freude haben an der von Off-Beat-Gitarrenschlägen,<br />
tiefen Plucker-Bassläufen und<br />
Call-and-Response-Gesängen (großartig:<br />
Backgroundsängerin Empress Bev) vorangetriebenen<br />
Musik. Textlich gleicht JOUR-<br />
NEY einer spirituellen Reise, mit “Mama<br />
Africa” (Songtitel) als stetem Sehnsuchtsort.<br />
Roots, Reggae, Rastafari!<br />
(Sugar Shack/Broken Silence, 2014,<br />
14/56:17) frs<br />
WALTER TROUT<br />
THE BLUES CAME CALLIN’<br />
Er sei nur mehr<br />
„ein Schatten seiner<br />
selbst”, wird Walter<br />
Trouts Frau Marie<br />
im Release-Info zitiert,<br />
und auch der<br />
krankheitsbedingt<br />
stark abgemagerte Musiker selbst macht<br />
seine gesundheitliche Situation zum Thema,<br />
wenn er etwa im Opener ”Wastin’ Away”<br />
davon singt, dass er beim Blick in den Spiegel<br />
nicht mehr wisse, wen er da sehe. Wie<br />
dieser Song stammen noch neun weitere der<br />
insgesamt zwölf Titel aus Trouts eigener<br />
Feder, der bei zweien davon im Übrigen<br />
auch zur Blues-Harp greift, und musikalisch<br />
hat der 63-Jährige zum einen riffbe<strong>to</strong>nten<br />
Blues-Rock im Angebot, schlägt aber auch<br />
traditionellere Töne an. So z.B., wenn er mit<br />
”Take A Little Time” Chuck Berry seine Reverenz<br />
erweist oder bei dessen Instrumental<br />
”Mayall’s Piano Boogie” mit seinem Men<strong>to</strong>r<br />
und ehemaligen Bandleader jammt, dem<br />
es, so Trout in seinen Liner-Notes, zudem zu<br />
verdanken sei, dass mit ”The Whale Have<br />
Swallowed Me” auch ein Titel von J.B. Lenoir<br />
seinen Weg auf die Tracklist gefunden<br />
habe. Bleibt zuletzt zu hoffen, dass dieses<br />
auf Trouts ausdrücklichen Wunsch wie geplant<br />
veröffentlichte Album, mit dem eigentlich<br />
das 25-jährige Jubiläum seiner Solokarriere<br />
zelebriert werden sollte, nicht zugleich<br />
sein musikalisches Vermächtnis darstellt.<br />
(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />
12/57:47) ms<br />
ZED MITCHELL<br />
AUTUMN IN BERLIN<br />
Die Beschreibung des Herbsts in Berlin ist<br />
Teil drei in der Jahreszeiten-Serie des Gitarristen<br />
und Songschmieds Zed Mitchell<br />
(bürgerlich: Zlatko Manojlovic) und schließt<br />
qualitätsmäßig voll an SPRINGTIME IN<br />
PARIS und SUMMER IN L.A. an. Der im<br />
Ruhrgebiet lebende Musiker kreiert mit<br />
seinem elegant fließenden Saitenspiel gefangennehmende<br />
Stimmungen. Natürlich<br />
sind Einflüsse von Mark Knopfler, Roy<br />
Buchanan, Andy Powell oder Gary Moore<br />
herauszuhören, aber Mitchell kopiert nicht,<br />
sondern hat daraus seinen eigenen Stil entwickelt.<br />
Ob er entspannt zupft, rockig groovt<br />
oder einen Boogie tanzen lässt, es wird nie<br />
langweilig. Alles hat einen bluesigen Unter<strong>to</strong>n,<br />
oft unterstützt von seinem nicht weniger<br />
filigran spielenden Sohn Ted. Bedenkenlos<br />
zu empfehlen – zumal man schnell vergisst<br />
zu fragen, was eigentlich den Herbst in Berlin<br />
ausmacht.<br />
(Eigenverlag, www.zedmitchell.com,<br />
2014, 12/51:04) pro<br />
T-BONE WALKER<br />
EVERY DAY I HAVE THE BLUES<br />
Vielleicht liegt’s ja<br />
doch an den Genen:<br />
Nicht nur Jimi<br />
Hendrix<br />
stammte<br />
aus einer afro -<br />
-amerikanischindianischen<br />
Familie,<br />
sondern auch der Texaner Aaron Thibeaux<br />
„T-Bone” Walker, schon in den Vierzigern<br />
Wegbereiter der elektrischen Bluesgitarre<br />
und somit einer der einflussreichsten Blueser<br />
aller Zeiten. Auch als 1969 dieses Album<br />
entstand, hatte der Titel EVERY DAY I<br />
HAVE THE BLUES für den Routinier volle<br />
Gültigkeit. Geboten wird ein Bündel gut<br />
gebauter Songs aus den Federn von Walker,<br />
seines Gitarristen Louie Shel<strong>to</strong>n und seines<br />
Produzenten Bob Thiele, ergänzt durch<br />
Standards wie den Titelsong aus Memphis<br />
Slims Katalog, John Lee Hookers “Shake<br />
It Baby” und Jessie Mae Robinsons “Cold<br />
Cold Feeling”. Die klug gewählten Übernahmen<br />
gehören hier zu den Höhepunkten,<br />
werden aber von Walkers “T-Bone Blues<br />
Special” noch in den Schatten gestellt, denn<br />
in diesem Achtminüter kann der Maestro<br />
seine Mixtur aus technisch perfekter Fingerfertigkeit<br />
und gehöriger Gefühlstiefe am<br />
intensivsten ausbreiten. Selbst seinem unvermeidbaren<br />
“S<strong>to</strong>rmy Monday Blues”, in<br />
einer Livefassung angeboten, bleibt hier nur<br />
der Status eines Bonus-Tracks.<br />
(Flying Dutchman Bluestime/<br />
Ace/Soulfood, 1969, 9/39:00) hjg<br />
THE IMPRESSIONS<br />
THE IMPRESSIONS<br />
(DEBUT ALBUM)<br />
Wie schon der – warum auch immer – angefügte<br />
Titelzusatz signalisiert, findet sich auf<br />
dieser remasterten Reissue-CD das 1963 lediglich<br />
unter dem Bandnamen erschienene<br />
Debütalbum der Chicago-Soul-Formation<br />
um den damals noch jungen Curtis Mayfield,<br />
dessen Tracklist für diese Edition um<br />
elf Bonus-Titel erweitert wurde. Während<br />
dabei die zwölf Songs der Original-LP – davon<br />
allein zehn aus Mayfields Feder – zwischen<br />
Juli 1961 und März 1962 eingespielt<br />
wurden, stammt das zusätzliche Material<br />
mit Ausnahme der 1963er Hitsingle ”It’s All<br />
Right” (die wiederum auf anderen Ausgaben<br />
von THE IMPRESSIONS auch als regulärer<br />
Opener Verwendung fand) aus früheren<br />
Aufnahmesessions. Ergänzt wird das<br />
Ganze durch Informationen zur Geschichte<br />
der Gruppe sowie die ursprünglichen Liner-<br />
Notes im 16-seitigen Booklet.<br />
(Soul Jam Records/inakustik, 1963,<br />
23/58:23) ms<br />
Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
ARETHA FRANKLIN<br />
ARETHA’S GOLD<br />
Die zweite in den USA offiziell erschienene<br />
Compilation der „Queen Of Soul” eignet<br />
sich hervorragend zum Einstieg, da hier<br />
alle bis 1969 aufgenommenen legendären<br />
Titel zu finden sind. Das unvergessliche<br />
und trotz der langsamen Geschwindigkeit<br />
aufpeitschende “I Never Loved A Man<br />
(The Way I Love You)”, das unvergessliche<br />
“Respect”, das groovige “Baby, I Love<br />
You” und nicht zu vergessen ein melancholisches<br />
und packendes “(You Make Me<br />
Feel Like) A Natural Woman” haben sich<br />
im Laufe der Jahre zu Klassikern des Soul<br />
entwickelt. Beeindruckend ist immer noch<br />
die ausdrucksstarke und eigenständige<br />
Stimme, mit der Aretha Franklin die Stücke<br />
verwandelt und zugleich ihre Mitmusiker<br />
anstachelt. Das Remastering der aktuellen<br />
Edition fällt sehr warm aus, wobei der untere<br />
Bassbereich behutsam angehoben wurde.<br />
(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1969,<br />
14/40:19) at<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ONE IN A MILLION – THE<br />
SONGS OF SAM DEES<br />
Obwohl Sam Dees<br />
auch als Interpret<br />
–<br />
sein Album THE<br />
SHOW MUST GO<br />
ON ist ein Meisterwerk<br />
auf Augenhöhe<br />
mit den besten Taten<br />
von Marvin Gaye in den Siebzigern! –, primär<br />
aber als Komponist zweifellos ein „Master<br />
Of Soul <strong>Music</strong>” ist, ist er nicht annähernd<br />
so bekannt wie seine Kollegen Holland/Dozier/Holland,<br />
Gamble/Huff oder Dan Penn.<br />
Der Grund ist simpel, aber tragisch: Seine beste<br />
Zeit hatte Dees in den Jahren 1971–1981,<br />
in denen es um den Soul – trotz zahlreicher<br />
individueller Glanztaten – schleichend immer<br />
„irritierender” bestellt war, weil vor allem die<br />
weltweiten Hits seltener wurden und fast<br />
alle stilistischen und produktionstechnischen<br />
Neuerungen zwar auf dem zukunftsorientierten<br />
schwarzem Markt kaum Schaden anrichteten,<br />
wohl aber auf dem weit konservativeren<br />
weißen. Lange Rede, kurzer Sinn:<br />
Sam Dees war ein Meister der Zwischentöne<br />
– längst nicht so erdig wie die Jungs in<br />
Memphis, aber deutlich zupackender wie<br />
die Samt & Seide-Meister des Philadelphia-<br />
Sounds, andererseits nicht so offensiv-poppig<br />
wie Tamla-Mo<strong>to</strong>wn. So reichte es immerhin<br />
noch zu zeitresistenten Songs wie “Your<br />
Love Is Like A Boomerang” (Corey Blake),<br />
“Changes” (Clarence Carter), “Spoiled By<br />
Your Love” (Anita Ward) oder “Seconds Of<br />
Your Love” (Johnnie Taylor). Kompiliert<br />
wurden hier 22 Tracks, die fast alle nicht unvergesslich<br />
sind, aber jeder sinnvollen Soulsammlung<br />
gut zu Gesicht stehen.<br />
(Ace/Soulfood, 2014, 22/79:57) hjg<br />
THE KENNY WAYNE<br />
SHEPHERD BAND<br />
GOIN’ HOME<br />
Ein Album mit Musik von einigen seiner<br />
größten Einflüsse habe er aufnehmen<br />
wollen, schreibt Shepherd im Booklet,<br />
und dafür auf Songmaterial aus den Katalogen<br />
seiner „heroes” zurückgegriffen,<br />
als da u.a. wären die drei Kings, Muddy<br />
Waters, aber auch Stevie Ray Vaughan.<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
Mit Letzterem hat der Gitarrist und Sänger<br />
aus Louisiana hier in der Person von<br />
Chris Lay<strong>to</strong>n nicht nur den Drummer gemein,<br />
sondern auch das Gespür für jene<br />
Balance von Tradition und Moderne, die<br />
das Subgenre des Blues-Rock eben nicht<br />
allein auf dessen zweiten Wortbestandteil<br />
reduziert. Unterstützt wurde Shepherds<br />
Band bei einzelnen Tracks von illustren<br />
Gästen wie Warren Haynes, Keb’ Mo’<br />
oder Ringo Starr sowie einer Horn Section<br />
und drei Backgroundladies. Eine gelungene<br />
Verbeugung vor den Gro ßen des<br />
Genres, mit der Shepherd zu den Wurzeln<br />
seiner Musik zurückkehrt.<br />
(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />
15/68:08) ms<br />
LEON RUSSELL<br />
LIFE JOURNEY<br />
Anfang April feierte<br />
Leon Russell seinen<br />
72. Geburtstag, mit<br />
LIFE<br />
JOURNEY<br />
blickt er sowohl in<br />
die Vergangenheit als<br />
auch in die Zukunft.<br />
Glih Gleich zu Beginn erweist er mit “Come<br />
On In My Kitchen” Blues-Altmeister Robert<br />
Johnson die Ehre, geht dann über den<br />
von Hoagy Carmichael und Stuart Gorrell<br />
geschriebenen Klassiker “Georgia On My<br />
Mind” und Duke Elling<strong>to</strong>ns “I Got It Bad<br />
& That Ain’t Good” bis zu Billy Joels “New<br />
York State Of Mind”, bevor ein programmatisches<br />
“Fool’s Paradise” das Album beschließt.<br />
Dazwischen eingestreut sind auch<br />
zwei neue Lieder: “Big Lips” ist ein wilder,<br />
Piano-getriebener Ritt, “Down In Dixieland”<br />
eine Bläser-befeuerte Hommage an den Louisiana-Dixieland-Jazz.<br />
Neben zahlreichen<br />
Top-Sessionmusiker konnte Produzent El<strong>to</strong>n<br />
John auch auf prominente Studiogäste<br />
zurückgreifen, Robben Ford an der Gitarre,<br />
Greg Leisz an der Pedalsteel, Larry Goldings<br />
an der Hammond B3, und auf drei Stücken<br />
wurde Russell vom Clay<strong>to</strong>n Hamil<strong>to</strong>n Jazz<br />
Orchestra aus Los Angeles begleitet. Keine<br />
Neuerfindung des Blues, aber ein sehr schönes,<br />
altersweises Werk.<br />
(Universal, 2014, 12/48:20)<br />
us<br />
BIG DADDY WILSON TRIO<br />
LIVE IN EUROPE FROM<br />
BREMEN TO PARIS<br />
Mitgeschnitten bei drei Clubgigs in Bremen<br />
und in der Nähe von Paris, präsentiert der<br />
in Norddeutschland lebende US-amerikanische<br />
Sänger Wilson Blount mit seinen aktuellen<br />
Triopartnern Rober<strong>to</strong> Morbioli (g,<br />
voc) und Paolo Legramandi (b, voc) hier 13<br />
Tracks, für die er bis auf die Traditionals<br />
”I Got To Move” und ”John The Revela<strong>to</strong>r”<br />
auch sämtlich als (Co-)Au<strong>to</strong>r verantwortlich<br />
zeichnet. Dabei vermag Blount<br />
seine Gospel-geschulten Gesangsqualitäten<br />
live ebenso eindrucksvoll unter Beweis zu<br />
stellen wie zuletzt auf seinem exzellenten<br />
2013er Studio-Album I’M YOUR MAN,<br />
und an Stelle eines zweiten Gitarristen nunmehr<br />
einen Bassisten an Bord zu haben, tut<br />
dem Soundkostüm des Big Daddy Wilson<br />
Trios hörbar gut. Ein entspannt groovendes<br />
und bestens produziertes akustisches<br />
Blues album, dem absolut nichts Verstaubtes<br />
anhaftet.<br />
(Phamosa Records, 2014, 13/72:59) ms<br />
RAY CHARLES<br />
THE ESSENTIAL<br />
Anthologien des großen Soul-, Jazz-,<br />
Blues- und Gospelkünstlers Ray Charles<br />
(1930–2004) gibt es wie Sand am Meer.<br />
Warum also die Compilation THE ES-<br />
SENTIAL? Zum einen bietet diese 2-CD-<br />
Best-Of in klanglich guter Qualität einen<br />
ausgewählten 40-Song-Querschnitt durch<br />
Charles’ Blütezeit der Jahre 1951 bis 1962,<br />
mit Erfolgen wie “What’d I Say”, “Georgia<br />
On My Mind”, “Let The Good Times<br />
Roll” und “Hit The Road Jack”. Zum<br />
anderen kommt die preiswerte Ausgabe<br />
zusammen mit einer DVD, dem eigentlichen<br />
Highlight: „Live in France 1961”,<br />
einem Mitschnitt vom Antibes Jazz Festival,<br />
erstmals 2011 als DVD veröffentlicht.<br />
Der Schwarzweiß-Film zeigt den blinden<br />
Sänger und Pianisten auf der Höhe seiner<br />
Kunst, mit einer fantastischen Backingband<br />
im Rücken, darunter David „Fa<strong>the</strong>ad”<br />
Newman (Tenor-Sax) und Hank Crawford<br />
(Al<strong>to</strong>-Sax), und begleitet von dem charmanten<br />
Sängerinnenquartett The Raelettes.<br />
Zwar fehlen auf den CDs einige Songs der<br />
Frühphase, die durchaus dazugehört hätten<br />
(z.B. “Unchain My Heart”), und sorgt die<br />
Schwerpunktsetzung dafür, dass gute spätere<br />
Songs fehlen (etwa die Beatles-Interpretationen).<br />
Aber Komplettisten sollten eh<br />
zu den Originalalben greifen.<br />
(Metro/Soulfood, 2014, 20/58:58,<br />
20/56:31, DVD 87 Min.) frs<br />
THE PAUL BUTTERFIELD<br />
BLUES BAND<br />
EAST WEST<br />
Herrlich!<br />
Zu<br />
den<br />
essenziellen<br />
Platten des USamerikanischen<br />
Blues der Sixties<br />
zählen auf jeden<br />
Fall das Debüt der<br />
Paul Butterfield Blues Band aus dem Jahr<br />
1965 und der ebenbürtige, wenn auch experimentellere<br />
Nachfolger EAST WEST. Der<br />
beseelte Gesang Butterfields, verknüpft mit<br />
seinem unglaublich intensiven Mundharmonika<strong>to</strong>n,<br />
der ihn in einer Reihe mit schwarzen<br />
Künstlern stellte, haben den Test der Zeit<br />
unbeschadet überstanden (Die Scheibe hat<br />
tatsächlich fast 50 Jahre auf dem Buckel!).<br />
Neben Klassikern wie “Walkin’ Blues” und<br />
dem auch von Jimi Hendrix gecoverten “Get<br />
Out Of My Life, Woman” überzeugt das<br />
luftige, über 13-minütige “East-West”, das<br />
seinem Titel vollend gerecht wird. Gehört in<br />
jede Bluessammlung. Die aktuelle Ausgabe<br />
erscheint als 24-KT-Gold-Disc (limitiert,<br />
nummeriert), wurde von Kevin Gray remastert<br />
und klingt im Vergleich mit dem Original<br />
nicht mehr so dünn.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1966, 9/45:01) at<br />
BLUE RIBBON<br />
LET IT ROLL<br />
Eine „musikalische Zeitreise in die 60er<br />
Jahre” verspricht Jan Hirte auf der dem<br />
Bandprojekt Blue Ribbon gewidmeten Unterseite<br />
seiner Homepage und meint damit<br />
jenen Traditionsstrang aus dieser stilistisch<br />
vielfältigen Dekade, der mal unter R&B,<br />
mal unter Soul firmiert. Folglich findet sich<br />
neben überwiegend eigenem Songmaterial<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53
Ausgabe Nr. 10<br />
kult!<br />
Kommen Sie<br />
mit auf einen<br />
weiteren Trip<br />
in die goldene<br />
Vergangenheit<br />
Alle Hefte zu bestellen<br />
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oder unter:<br />
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CD<br />
auf der Tracklist auch – so Henry Heggen in<br />
seinen Liner-Notes – „some good old stuff”<br />
wie etwa das gern gecoverte ”Breaking Up<br />
Somebody’s Home”, und mit Elen Wendt<br />
hat man eine Gastsängerin an Bord, die das<br />
Blue-eyed-Soulmetier ebenso gekonnt beherrscht<br />
wie Hirte das unaufgeregte und stets<br />
songdienliche Gitarrenspiel nach dem Mot<strong>to</strong><br />
„Weniger ist mehr”. Abgerundet wird das<br />
Ganze durch eine bestens aufspielende Band,<br />
zu der neben den üblichen Verdächtigen auch<br />
ein zweistimmiger Bläsersatz zählt.<br />
(S<strong>to</strong>rmy Monday Records/<br />
Mäule & Gosch, 2014, 12/42:02) ms<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
LET THE MUSIC PLAY – BLACK<br />
AMERICA SINGS BACHARACH<br />
& DAVID<br />
Über die Sonderklasse<br />
des Komponisten-<br />
Teams Burt Bacharach<br />
& Hal David sind keine<br />
Ausführungen mehr<br />
zu machen. Auch dass<br />
ihre Lieder – speziell<br />
in den Sixties und Seventies – eine enorme<br />
Anziehungskraft auf die besten schwarzen<br />
Stimmen der USA hatten, ist allgemein bekannt.<br />
Die vorliegende Kollektion rennt somit<br />
offene Türen ein und sorgt zugleich für eine<br />
gute Stunde höchster Vergnüglichkeit. Vor<br />
allem die holde Weiblichkeit ist mit Aretha<br />
Franklin (“I Say A Little Prayer”), Gloria Gaynor<br />
(“Walk On By”), Patti LaBelle (“Always<br />
Something There To Remind Me”), Mavis<br />
Staples (“A House Is Not A Home”), Gladys<br />
Knight (“One Less Bell To Answer”), Nina<br />
Simone (“The Look Of Love”) und – allen voran<br />
– durch die ideale Bacharach-Interpretin<br />
Dionne Warwick (“Make It Easy On Yourself”)<br />
bestens vertreten. Da haben die Herren<br />
doch etwas Mühe, voll mitzuhalten. Was ihnen<br />
aber dank Marv Johnson (“Ano<strong>the</strong>r Tear<br />
Falls”), Jerry Butler (“Message To Martha”),<br />
James Carr (“What The World Needs Now Is<br />
Love”) und Roy Hamil<strong>to</strong>n (“Let The <strong>Music</strong><br />
Play”) letztlich doch noch (fast) gelingt. Die<br />
meisten der 24 Tracks kennt man auch durch<br />
die Versionen anderer Interpreten (u.a. Walker<br />
Bro<strong>the</strong>rs, Sandie Shaw, 5th Dimension), aber<br />
zumeist sind die hier versammelten Fassungen<br />
den berühmten Tick besser ...<br />
(Ace/Soulfood, 2014, 24/74:18) hjg<br />
MARTINA McBRIDE<br />
EVERLASTING<br />
Dass ein Superstar der amerikanischen Country-Szene<br />
hier in der Soul-Rubrik auftaucht<br />
ist selten, doch Martina McBride hat sich<br />
mit ihrem neuen Album einen lang gehegten<br />
Herzenswunsch erfüllt. Mit Produzent Don<br />
Was hat sie endlich den aus ihrer Sicht richtigen<br />
Mann gefunden, mit dem sie das Projekt<br />
„Soul und R&B” angehen konnte. Natürlich<br />
durfte man im Vorfeld gespannt darauf sein,<br />
wie sie sich im Vergleich zu so großen Künstlern<br />
wie Aretha Franklin, Elvis Presley oder<br />
Van Morrison schlagen würde, doch relativ<br />
schnell wird klar, dass es hier nicht darum<br />
geht, wer welchen Song wie gut interpretiert,<br />
nein, EVERLASTING zeigt von Beginn an,<br />
dass es hier schlicht und einfach um eines<br />
geht: klasse Soul- und R&B-Songs darzubieten!<br />
Hits wie “Do Right Woman, Do Right<br />
Man”, “If You Don’t Know Me By Now”,<br />
“Suspicious Minds” und “To Know Him Is To<br />
Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
Love Him”, dazu noch zwei Duette, “In The<br />
Basement” mit Kelly Clarkson, “Bring It On<br />
Home To Me” mit Gavin DeGraw.<br />
(Kobalt Label Services/Rough Trade,<br />
2014, 12/39:09) tk<br />
MEENA CRYLE & THE<br />
CHRIS FILLMORE BAND<br />
TELL ME<br />
Nachdem sie ihre<br />
ers ten beiden Ruf-<br />
Alben TRY ME<br />
und FEEL ME lediglich<br />
unter ihrem<br />
Künstlernamen<br />
Meena veröffentlichte,<br />
hat die österreichische Sängerin Martina<br />
Kreill diesem nun wieder die anglisierte<br />
Form ihres Familiennamens angefügt, und<br />
entsprechend ihrer Aussage im Release-<br />
Info, dass man inzwischen „eine taffe, tighte<br />
Band geworden” sei, wird diesmal auch ihre<br />
Begleitformation, die dreiköpfige Chris Fillmore<br />
Band, auf dem CD-Cover gefeatured.<br />
Unterstützt wurde Cryle bei den Aufnahmen<br />
zu den zwölf mit unterschiedlichen Facetten<br />
des Blues jonglierenden Eigenkompositionen<br />
aus ihrer und Fillmores Feder dazu von<br />
diversen Studiogästen, die mit zu einem abwechslungsreichen<br />
modernen Bluesalbum<br />
beitrugen, dessen stilistische Bandbreite von<br />
der akustischen Ballade über soulige bis zu<br />
rockigen Tönen reicht.<br />
(Ruf/inakustik, 2014, 12/52:04) ms<br />
B.B. KING<br />
B.B. KING WAILS / EASY<br />
LISTENING BLUES<br />
Zwei Studio-LPs aus den Jahren 1959 und<br />
1962 plus sieben zusätzliche Titel aus jenen<br />
Tagen, so gestaltet sich die Tracklist dieser<br />
remasterten Reissue-CD. Dabei kommen die<br />
zehn Songs des ersten Longplayers in bester<br />
B.B.-King-Manier samt dreiköpfigem Bläsersupport<br />
daher, wohingegen die gleichfalls<br />
zehn Tracks des zweiten, rein instrumentalen<br />
Albums kaum zu den Highlights der langen<br />
Plattenkarriere des „King Of The Blues” zählen<br />
dürften. Deutlich interessanter dann wieder<br />
die Bonus-Tracks, und hier vor allem die<br />
mit dem Count Basie Orchestra eingespielte<br />
Bigband-Version des Memphis-Slim-Klassikers<br />
“Everyday I Have The Blues”. Dazu gibt<br />
es ein 16-seitiges Booklet mit einem Beitrag<br />
zu Kings Biografie und seiner spezifischen<br />
Stilistik sowie Infos zu dem für diese Edition<br />
ausgewählten Songmaterial.<br />
(Soul Jam Records/inakustik, 1959/1962,<br />
27/76:01) ms<br />
NEAL BLACK & THE<br />
HEALERS<br />
BEFORE DAYLIGHT<br />
Neal Black versteht es gleichermaßen, locker<br />
aus dem Handgelenk blues-rockig mit<br />
Swamp-Flair zu grooven wie auch härtere<br />
Töne anzuschlagen (“Dead By Now”). Seine<br />
Herkunft aus der texanischen Szene (Stevie<br />
Ray Vaughan!) wird auf seinem neuesten<br />
Werk BEFORE DAYLIGHT ebenso hörbar<br />
(“Mama’s Baby”), wie er auch mal akustisch<br />
balladierende Wege geht (“The Peace Of<br />
Darkness”). Dazu hat er es mitreißend drauf<br />
zu sliden (“Hangman’s Tree”), seine raue<br />
Stimme sorgt für eine weitere ganz eigene<br />
Klangnote. Mit all diesem Abwechslungsreichtum<br />
und intelligenten Texten zwischen<br />
melancholisch-düster und bitter-zynisch gelingt<br />
es dem Amerikaner mit Zweitwohnsitz<br />
Frankreich, dass keine Sekunde lang Langeweile<br />
aufkommt. Vielmehr sorgt er immer<br />
wieder für Gänsehautfeeling in einem eigentlich<br />
reichlich ausgelutschten Genre.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 2014, 10/45:53) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
STEP INSIDE MY SOUL<br />
Im Gegensatz zu<br />
anderen<br />
großen<br />
Plattenfirmen wie<br />
Atlantic, Epic oder<br />
Capi<strong>to</strong>l, die in den<br />
70er Jahren in den<br />
USA schwarze Musik<br />
veröffentlichten, ging Polydor einen komplett<br />
anderen Weg. Sie lizenzierten Singles<br />
von kleinen Labels und von unabhängigen<br />
Produzenten und ließen davon – um vorab<br />
die Verkaufschancen einschätzen zu können<br />
– oft nur eine sehr kleine Menge pressen.<br />
Im Nachhinein alles andere als ein Erfolgsmodell,<br />
nur wenige der so eingekauften Titel<br />
wurden zu Hits. STEP INSIDE MY SOUL<br />
bietet nun einen Streifzug durch diesen Katalog,<br />
nur eine der hier vorgestellten Bands<br />
– Creative Source – kam über das Single-Dasein<br />
hinaus und erhielt später einen regulären<br />
Polydor-Vertrag, andere wie Enchantment<br />
oder Debbie Taylor wurden erst bei anderen<br />
Firmen zu Stars. Den Rest der Bands dürften<br />
nur absolute Spezialisten kennen, oder wer<br />
erinnert sich noch an Jules Johnson & The<br />
Dynamics, Alvarez, Moorish Vanguard oder<br />
The Reason Why? Egal, vor allem da diese<br />
Veröffentlichungspolitik nun für eine Vielzahl<br />
an hochwertigen und gleichzeitig überaus<br />
seltenen Soulaufnahmen sorgt, von denen<br />
einige hier sogar ihre CD-Premiere erleben.<br />
Dickes Extralob auch für das Bear-Familytypische<br />
Booklet, mit gewohnt ausführlichen<br />
und fundierten Infos zu allen Bands.<br />
(Bear Family/Delta <strong>Music</strong>, 2014,<br />
18/70:27) us<br />
OTIS SPANN<br />
SWEET GIANT OF THE BLUES<br />
Dieses Album entstand im August 1969,<br />
nur wenige Monate vor Otis Spanns Tod am<br />
24.4.1970. Auch 44 Jahre später ist es ein<br />
überzeugendes Beweisstück für die These,<br />
dass Spann zu den erstklassigen Pianisten<br />
des Chicago-Blues zählte. Er steuerte nicht<br />
nur beste Klaviertöne zu zahlreichen Aufnahmen<br />
von Muddy Waters bei, sondern<br />
glänzte auch auf eigene Rechnung mit souveräner<br />
Tastenbeherrschung, ebenso abgeklärter<br />
wie ausdrucksvoller Stimme und als<br />
findiger Komponist. Fünf der acht Tracks<br />
hier stammen aus Spanns Feder, und von<br />
denen sind “Sellin’ My Thing”, “I Wonder<br />
Why” und “Bird In A Cage” eindeutige<br />
Schwergewichte, stehen auf Augenhöhe<br />
mit dem Eröffner “Got My Mojo Working”.<br />
Wie so oft beim Blues entscheiden Details<br />
über den endgültigen Stellenwert eines Albums,<br />
und auch da kann SWEET GIANT<br />
OF THE BLUES tüchtig punkten. Denn<br />
die ungemein dichten, durch aufregende<br />
Verzahnungen von Spanns Piano, Louie<br />
Shel<strong>to</strong>ns Gitarre und Tony Scotts seelenvollem<br />
Tenorsax veredelten Arrangements<br />
sind alles andere als alltäglich und lassen an<br />
Spannung nichts zu wünschen übrig.<br />
(Soulfood, 1969, 8/38:36)<br />
hjg
CD<br />
TOM PRINCIPATO<br />
ROBERT JOHNSON TOLD<br />
ME SO<br />
Als Slidegitarrist mag Blues-Urvater<br />
Robert Johnson den US-Blues-Rocker<br />
Tom Principa<strong>to</strong> beeinflusst, vielleicht<br />
einst auch als Vorbild inspiriert haben.<br />
Doch anders, als es der Titel des neuen<br />
Albums des 61-Jährigen nahelegt,<br />
covert er keineswegs Johnsons Vorlagen.<br />
Vielmehr hat sich Principa<strong>to</strong> dem<br />
rockigen Blues oder bluesigen Rock<br />
(je nach Betrachtungsweise) verschrieben,<br />
den er mit Boogie, R&B,<br />
Roots, Rock’n’Roll und Reggae anreichert,<br />
dabei auch mal gerne auf<br />
eine Hammond zurückgreift, für die er<br />
sich Chuck Leavell und Tommy Lepson<br />
dazugeholt hat. Am prägendsten<br />
wirkt aber sein flüssiges, manchmal<br />
auch passend reduziert-sparsames Gitarrenspiel<br />
in den sämtlich selbst geschriebenen<br />
Songs. Principa<strong>to</strong> braucht<br />
nichts zubrettern, er setzt lieber auf<br />
Gefühl, selbst wenn er immer wieder<br />
kraftvoll zur Sache geht.<br />
(Dixiefrog/Fenn, 2014, 8/37:38) pro<br />
COCO MONTOYA<br />
SONGS FROM THE ROAD<br />
Mittlerweile gehört auch der kalifornische<br />
Blueser Coco Mon<strong>to</strong>ya (*1951)<br />
schon zu den alten Meistern. Folglich<br />
hatte er null Probleme, für sein Live-<br />
Doppelalbum 14 Songs verschiedenen<br />
Zuschnitts auszuwählen und kernig<br />
singend und ebenso Gitarre spielend<br />
mit Hilfe versierter Helfer zu einem<br />
runden Konzert zu formen. “Gotta<br />
Mind To Travel” groovt herrlich. “Too<br />
Much Water” überzeugt besonders<br />
durch seine ergreifende Stimmung. “I<br />
Won’t Beg” wurde mit Funk gewürzt,<br />
und “Hey Senorita” kommt gar mit<br />
Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />
JOHN MAYALL<br />
A SPECIAL LIFE<br />
Anlässlich<br />
sonnigen Rhythmen, während “Good<br />
Days, Bad Days” eine tadellose große<br />
Ballade ist. Prima Mischprogramm<br />
seines 80. auf hohem Niveau.<br />
Geburtstags<br />
gönnte sich der<br />
Altmeister des<br />
Brit-Blues ein<br />
paar Tage im<br />
(Ruf/inakustik, 2014, 7/54:59 +<br />
7/65:26)<br />
JIM BYRNES<br />
ST. LOUIS TIMES<br />
hjg<br />
Studio und spielte mit seiner aktuellen<br />
Tourband elf Tracks ein, die fast sämtlich<br />
Als Hommage<br />
an seine Ge-<br />
im klassischen 12-Takt-Gewand<br />
burtsstadt<br />
will<br />
daherkommen. Vier davon stammen<br />
Jim<br />
Byrnes<br />
dabei aus seiner eigenen Feder, einen<br />
weiteren steuerten Gitarrist Rocky<br />
Athas und Bassmann Greg Rzab bei,<br />
und für den Rest griff man auf Songs<br />
von Genregrößen wie Albert King<br />
oder Zydeco-Legende Clif<strong>to</strong>n Chenier<br />
zurück, inklusive Gastauftritt von<br />
dessen Sohn C.J. Das alles gestaltet<br />
sich wenig spektakulär, und A SPE-<br />
CIAL LIFE ist sicherlich auch nicht<br />
„one of John’s best albums ever”,<br />
wie es im üblichen Promo-Sprech im<br />
Release-Info heißt. Dass Mayall für<br />
diese grundsolide Scheibe zunächst<br />
aber nicht einmal ein Label fand, wirft<br />
schon ein bezeichnendes Licht auf das<br />
heutige Musikbusiness.<br />
(Forty Below Records/Rough Trade,<br />
sein neues Album<br />
verstanden<br />
wissen, und da<br />
passt tWC W.C. Handys “St. Louis Blues”<br />
natürlich ins Konzept. Von den übrigen<br />
Tracks stammen vier aus der Feder von<br />
Byrnes und seines Gitarristen/Produzenten<br />
Steve Dawson, denen neben<br />
einer exzellenten Band bei den Aufnahmen<br />
einige Studiogäste zur Seite<br />
standen, darunter John Hammond an<br />
Harp bzw. Resona<strong>to</strong>rgitarre. Hinzukamen<br />
diverse Bläser, deren Beitrag<br />
sich bei besagtem Handy-Klassiker mit<br />
Klarinette und Sousafon zudem recht<br />
stilecht gestaltet, was jedoch mitnichten<br />
bedeutet, dass ST. LOUIS TIMES<br />
auch nur ansatzweise verstaubt klingt.<br />
2014, 11/48:44) ms Vielmehr ist dem in Kanada lebenden<br />
Schauspieler und Musiker hier ein fein<br />
austarierter Mix aus Tradition und Moderne<br />
gelungen, der obendrein durch<br />
beste Klangqualität besticht.<br />
(Black Hen <strong>Music</strong>/inakustik, 2014,<br />
12/48:57) ms<br />
DELTA MOON<br />
LIFE’S A SONG + TURNA-<br />
ROUND WHEN POSSIBLE<br />
Wer auf elektrisch befeuerten, sumpfigen<br />
Blues steht, der dürfte Delta<br />
Moon schon längere Zeit auf der Beobachtungsliste<br />
haben. Neben ihren<br />
starken Studioscheiben zeigt diese<br />
Band aus Atlanta, Georgia, vor allem<br />
auf der Bühne ihre Klasse. Gleich<br />
auf zwei Livemitschnitten, LIFE’S<br />
A SONG als Volume 1, TURNA-<br />
ROUND WHEN POSSIBLE als Volume<br />
2, kann man sich aktuell selbst<br />
von diesen Qualitäten überzeugen.<br />
Volume 1 wurde im Herbst/Winter<br />
2012 bei unterschiedlichen Konzerten<br />
im Süden der USA aufgenommen, Volume<br />
2 im Mai 2013 in Bremen. Überschneidungen<br />
gibt es nur bei zwei<br />
Songs, diese stören aber nicht, denn<br />
exzellente Liveversionen wie die von<br />
R.L. Burnsides “Goin’ Down South”<br />
oder dem von Delta-Moon-Frontmann<br />
geschriebenen “Get Gone” kann man<br />
gar nicht oft genug hören.<br />
(Delta Moon/Import, 2013 +<br />
2014, 14/74:48, 10/54:21) us<br />
ELI PAPERBOY REED<br />
NIGHTS LIKE THIS<br />
Es sei an der Zeit gewesen, „aus der<br />
Nische auszubrechen”, die er sich geschaffen<br />
habe, verkündete Eli Husock<br />
Anfang des Jahres in einem Interview.<br />
Ergo sind bei seinem vierten Album<br />
seine Soulwurzeln zwar noch präsent,<br />
anders als beim Vorgänger COME<br />
AND GET IT geht es hier jedoch nicht<br />
länger auf eine bläsergesättigte Quasi-<br />
Zeitreise in die Hoch-Zeit von Stax<br />
und Mo<strong>to</strong>wn. Stattdessen markiert<br />
NIGHTS LIKE THIS einen Paradigmenwechsel<br />
hin zu einem Ansatz, der<br />
statt auf mit vielköpfiger Band eingespielte,<br />
handgemachte Old-School-<br />
Sounds auf reduzierte Manpower und<br />
moderne Studiotechnik inklusive Programming<br />
setzt. Her ausgekommen<br />
sind dabei elf Tracks aus eigener Feder,<br />
mit denen der „Zeitungsjunge”<br />
in der Tat neue Wege beschreitet und<br />
sich nachhaltig aus der Retro-Ecke<br />
verabschiedet.<br />
(Warner, 2014, 11/35:45) ms<br />
VARGAS BLUES BAND<br />
HEAVY CITY BLUES<br />
Der<br />
spanischargentinische<br />
Blues-Rockgitarrist<br />
und<br />
Bandleader<br />
Javier<br />
Vargas<br />
hat sich wieder<br />
Mit Meistertrommler t Carmine Appice und<br />
Sänger Paul Shortino (Rough Cutt,<br />
King Kobra) ins Studio geholt, dazu<br />
als neuen zusätzlichen Vokalisten<br />
Bobby Alexander (Delta Mudcats).<br />
Einmal mehr vermengt Vargas Eigenbauten<br />
und Cover-Versionen (“Love<br />
Hurts” kommt durchaus mit eigener<br />
Prägung und ähnlicher Getragenheit<br />
nahezu an die Nazareth-Fassung heran).<br />
Insgesamt grundsolider, vertraut<br />
klingender, meist treibender, nicht<br />
übermäßig experimentierfreudiger<br />
Blues-Rock (mit Be<strong>to</strong>nung zweiterer<br />
Komponente), geprägt von Vargas’ inspiriertem<br />
Gitarrenspiel und den beiden<br />
überzeugenden Vokalisten. Doch:<br />
Vielleicht sollte Vargas künftig nicht<br />
nur die Songcredits angeben, sondern<br />
auch seinen Stilrahmen weiter fassen,<br />
um neue Fans dazu zu gewinnen.<br />
(Off Yer Rocka Recordings/<br />
Cargo, 2014, 11/48:09) pro<br />
HANS THEESSINK<br />
65 BIRTHDAY BASH<br />
Mit vielen Gästen und einem großen<br />
Konzert im Wiener Metropol hat der<br />
gebürtige Niederländer Hans Theessink<br />
im April 2013 seinen 65. Geburtstag<br />
in seiner langjährigen Wahlheimat gefeiert.<br />
Der „Eurobluesman” bekam auf<br />
der Bühne Besuch von Willi Resetarits,<br />
Meena Cryle & Chris Fillmore, Schiffkowitz<br />
(STS), Ernst Molden, den Holländern<br />
Champagne Charlie und vielen<br />
anderen Freunden wie Weggefährten,<br />
schwerpunktmäßig aus seiner Wahlheimat.<br />
Es war eine großartige Lehrstunde<br />
in Sachen Blues und Roots-<strong>Music</strong>, bei<br />
der Theessink Eigenes und teils eingedeutschte<br />
Cover-Songs (Kris<strong>to</strong>fferson,<br />
S<strong>to</strong>nes, Woody Guthrie) zu Gehör<br />
brachte. Ein Sahnehäubchen folgte<br />
dem nächsten, mal in größerer, mal in<br />
kleinerer Besetzung – bis zum finalen<br />
Höhepunkt des vielstündigen Abends<br />
mit den Hymnen “May The Road” und<br />
Johnny Cashs “Ring Of Fire”.<br />
(Blue Groove, 2014, 15/71:54) pro<br />
Mascot / 1/3 hoch<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55
CD REVIEWS Country & Folk<br />
NICKEL CREEK<br />
A DOTTED LINE<br />
Einer der wichtigsten Vorreiter des derzeitigen<br />
US-Bluegrass-Booms ist zurück: Nickel<br />
Creek. 2007 hatte sich das Trio Chris<br />
Thile (Mandoline/Gesang), Sara Watkins<br />
(Fidel/Gesang) und Sean Watkins (Gitarre/<br />
Gesang) aufgelöst und ging in andere Formationen<br />
auf, darunter die Punch Bro<strong>the</strong>rs<br />
und Fiction Family. Nun, zum 25. Bandjubiläum,<br />
haben sich die Drei wieder zusammengetan<br />
und bringen mit A DOTTED<br />
LINE ein neues Album heraus. Ob es angesichts<br />
all der neuen erfolgreichen Projekte<br />
eine Reunion auf Dauer wird, bleibt abzuwarten.<br />
A DOTTED LINE zeigt alle Stärken<br />
von Nickel Creek. Es ist ein sehr rootsiges<br />
Album, das sich frei von modernem Studioschnickschnack<br />
auf den schönen Solo- wie<br />
Chorgesang der Drei und deren trickreiches<br />
Instrumentenspiel konzentriert. Abgesehen<br />
von der bittersüßen Ballade “Where Is<br />
Love” (Sam Phillips) und dem spleenigen<br />
“Hayloft” (Ryan Guldemond) präsentiert es<br />
nur Eigenkompositionen, darunter einige<br />
virtuose Instrumentals (“Elephant In The<br />
Corn”) sowie mal zarte (“Christmas Eve”),<br />
mal treibende Songs (“Destination”).<br />
(Nonesuch/Warner, 2014, 10/37:52) frs<br />
BEN & ELLEN HARPER<br />
CHILDHOOD HOME<br />
“Songs My Mummy<br />
Taught Me” könnte<br />
man Ben Harpers<br />
jüngstes, 13. Studio-<br />
Album in Anlehnung<br />
an eine berühmte<br />
Everly-Bro<strong>the</strong>rs-LP<br />
nennen. Ganz im Geiste der Everlys und<br />
zuletzt Norah Jones und Green-Days-<br />
Sänger Billie-Joe Armstrong, die SONGS<br />
OUR DADDY TAUGHT US Lied für<br />
Lied coverten, wendet sich Ben Harper,<br />
der jüngst eher als Bluesman unterwegs<br />
war, darauf einem altmodischen, einfach<br />
gehaltenen Folk im zarten Close-Harmony-Gesang<br />
zu. Harpers Duettpartnerin ist<br />
dabei niemand Geringeres als seine Mutter<br />
Ellen. Musik war ihr und ihrem Sohn quasi<br />
in die Wiege gelegt, hatten doch Bens<br />
Großeltern mütterlicherseits das Folk <strong>Music</strong><br />
Center & Museum in Claremont, Kalifornien,<br />
ins Leben gerufen, wo er schon<br />
als Kind an Workshops mit Taj Mahal,<br />
David Lindley und Ry Cooder teilnahm.<br />
Auch wenn die Lieder auf CHILDHOOD<br />
HOME ausnahmslos Eigenkompositionen<br />
sind – sechs stammen aus der Feder von<br />
Ben, vier von Ellen –, klingen sie doch<br />
wie uralte Folksongs aus dem entlegenen<br />
Appalachen-Gebirge. Wehmütig behandeln<br />
sie Themen wie Kindheit, Familie und<br />
Zuhause. Und sie sind, wenn auch mitunter<br />
haarscharf an der Kitschgrenze, einfach allesamt<br />
traumhaft schön.<br />
(Universal, 2014, 10/33:46)<br />
frs<br />
MIDWINTER<br />
THE WATERS OF SWEET<br />
SORROW<br />
Diese englische Acid-Folkformation aus<br />
Norfolk ist der Vorgänger der etwas berühmteren<br />
Gruppe S<strong>to</strong>ne Angel und genießt<br />
deshalb in kenntnisreichen Sammlerzirkeln<br />
hohes Ansehen. THE WATERS<br />
OF SWEET SORROW ist kein reguläres<br />
Album, sondern eine im Sommer 1973<br />
endstandende Sammlung von herrlichen<br />
Demos, ergänzt um eine rare Single, die<br />
Mastermind Ken Saul (Gesang, Gitarre,<br />
Dulcimer, Banjo) 1970 einspielte. Mit<br />
Paul Corrick, Dick Cadbury und Mick<br />
Burroughs an zweiter Gitarre, Mandoline,<br />
Blockflöte, Bass, Perkussion und Jews<br />
Harp sowie der fähigen Sängerin Jill Child<br />
(eine Mischung aus Sandy Denny und<br />
Vashti Bunyan) kreierte Saul ein schlagzeugloses,<br />
überaus luftiges Klangbild, das<br />
bestens zu den zerbrechlich wirkenden<br />
Eigenwerken und einer <strong>to</strong>ll-zarten Version<br />
des Klassikers “Scarborough Fair” passt.<br />
Anspieltipps: “Sanctury S<strong>to</strong>ne”, “To Find<br />
A Reason”, “Winter Song” und “Warm<br />
Summer Rain”. Eine extreme lohnende<br />
Ausgrabung!<br />
(Prog Temple/Soulfood, 2014,<br />
13/43:07) hjg<br />
CARLENE CARTER<br />
CARTER GIRL<br />
Wer bislang noch<br />
nichts von Carlene<br />
Carter,<br />
der Tochter<br />
von June Carter<br />
(später Carter Cash)<br />
gehört hat, hat tatsächlich<br />
etwas verpasst.<br />
In den Carter-Klan geboren zu<br />
werden, bedeutet gleichzeitig, ein gewaltiges<br />
Erbe fortzuführen, denn die Familie<br />
hat sich um Country als eigenständiges<br />
Genre mehr als verdient gemacht. Ihr<br />
aktuelles und von Don Was produziertes<br />
Album fällt ungewöhnlich vielschichtig<br />
aus. Outlaw-Country-Rock (“Little Black<br />
Train”), ein sehr ruhiges Duett mit Willie<br />
Nelson (“Troublesome Waters”), Country<br />
mit einer deftigen Prise Blues-Rock (“Tall<br />
Lover Man”), traditionelles Material<br />
(“Gold Watch And Chain”) oder ein hochmelodische<br />
Duett mit Kris Kris<strong>to</strong>fferson<br />
(“Back Jack David”) klingen verdammt<br />
ehrlich und au<strong>the</strong>ntisch. Klasse Vocals,<br />
<strong>to</strong>lle Songauswahl und Musik, die auch<br />
von Genre-Fremden gerne gehört wird.<br />
Das hat die volle Punktzahl verdient!<br />
(Rounder/Universal, 2014, 12/46:15) at<br />
PAUL STEPHENSON<br />
GIRL WITH A MIRROR<br />
Auf THESE DAYS, vor zehn Jahren auch<br />
schon vom wunderschönen, akustischen<br />
S<strong>to</strong>ckfisch-Klang veredelt, klang Paul<br />
Stephenson noch wesentlich leichter und<br />
sonniger. Doch weil das Älterwerden eben<br />
auch Enttäuschungen, Härten und Verluste<br />
mit sich bringt, hat der in Frankreich lebende<br />
britische Singer/Songwriter sein<br />
neues Werk nun um einiges ernster ausgerichtet.<br />
Aus den letzten 20 Jahren hat sich<br />
Stephenson in der Auswahl seiner Lieder<br />
für GIRL WITH A MIRROR bedient, er<br />
erzählt Geschichten über Menschen, die<br />
er wirklich oder fiktiv kennen gelernt hat,<br />
wie den Priester, der seine Religion verloren<br />
hat, den Seemann, der ziellos über<br />
die Ozeane driftet, den “Rainy Day Man”,<br />
den “Mountain Man” und den “Midnight<br />
Swimmer”. Wunderschön begleitet<br />
wird er dabei von den Musikern aus dem<br />
S<strong>to</strong>ckfisch-Umfeld, die seit langen Jahren<br />
für höchste musikalische Qualität bürgen,<br />
von Ian Melrose (g), Beo Brockhausen (fl),<br />
THE EVERLY BROTHERS<br />
SONGS OUR DADDY TAUGHT<br />
US / INSTANT PARTY!<br />
Diese remasterte Reissue-CD vereint das<br />
jüngst unter dem Titel FOREVERLY von<br />
Billie Joe Armstrong und Norah Jones neu<br />
interpretierte zweite Album der Brüder Phil<br />
und Don Everly von 1958 mit ihrer IN-<br />
STANT PARTY! betitelten LP von 1962.<br />
Dabei ist es im Fall von SONGS OUR<br />
DADDY TAUGHT US nicht der Sound ihrer<br />
großen Hits, den es hier zu hören gibt,<br />
sondern ein Mix aus Traditionals, Country-<br />
und Folksongs, den die beiden lediglich<br />
von einem Bassisten begleitet zum Vortrag<br />
bringen. Mit voller Band unter Beteiligung<br />
von Nashville-Soundlegende Chet Atkins<br />
eingespielt, gehen die Songs des zweiten Albums<br />
wie auch die vier Bonus-Titel hingegen<br />
schon einmal eher in die Richtung dessen,<br />
was in einem Abriss der Karriere der Everlys<br />
im 16-seitigen Booklet mit dem schönen<br />
Begriff „domestizierter White-Boy-Rock”<br />
umschrieben wird.<br />
(Hoodoo Records/inakustik, 1958/1962,<br />
28/77:10) ms<br />
Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
THE FINAL EMBRACE<br />
SONGS FOR LOVERS<br />
Mit SONGS FOR LOVERS veröffentlichen<br />
die Flötistin Heidrun Menzel und der Gitarrist<br />
Friedhelm Schöck unter dem Namen<br />
The Final Embrace ein Herzensprojekt. Mit<br />
ihrer Art-Folkband Tänzers Traum haben<br />
die beiden schon eine gute Handvoll Alben<br />
gemacht, bei dem sie Musik zum Tanzen,<br />
Entspannen und Meditieren erschufen. Jetzt<br />
gehen sie zurück zu ihren Wurzeln, zu alten<br />
klassischen Folksongs wie “Black Is The Co-<br />
Grischka Zepf (b), Hans-Jörg Mauksch<br />
(b) und Lea Morris (voc). Ein Album, das<br />
ebenso mit erhabener Gelassenheit wie<br />
ernster Tiefe glänzt.<br />
(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik, 2014,<br />
lour” und “Springtime”, zu Robin Williamson<br />
(“Oc<strong>to</strong>ber Song”), Donovan (“Lullaby<br />
Of Spring”) und Bob Dylan (“Girl Of The<br />
North Country”), haben aber auch einige<br />
selbst verfasste Songs und Melodien ausgesucht.<br />
15/57:48) us<br />
Auch stilistisch gibt es hier keine Ex-<br />
perimente zu hören, sparsame, aber durchweg<br />
HANK SNOW<br />
HANK SNOW’S MOST<br />
REQUESTED OF ALL TIME<br />
ausreichende Arrangements, getragen<br />
von Schöcks akustischer Gitarre, punktuell<br />
von Bass, Flöte, Mandoline und Perkussion<br />
In Hank Snows unterstützt, dazu gemeinsamer oder einzelner<br />
Heimat Kanada, in<br />
Gesang der beiden Protagonisten – so<br />
Liverpool,<br />
Nova einfach kann schöne Folkmusik sein!<br />
Scotia, steht das<br />
Hank Snow Home<br />
(Timezone, 2014, 16/68:20)<br />
us<br />
Town<br />
Museum. EMMYLOU HARRIS<br />
Am 9. Mai wäre der WRECKING BALL<br />
legendäre Countrysänger 100 Jahre alt geworden,<br />
Emmylou<br />
Harris’<br />
aus diesem Grund ließ das Museum seine<br />
Fans die besten Hank-Snow-Songs auswählen.<br />
WRECKING<br />
BALL gilt neben<br />
Mit HANK SNOW’S MOST REQUESTED<br />
Marianne<br />
Faithfulls<br />
OF ALL TIME liegt nun das Ergebnis vor, bei<br />
BROKEN<br />
dem neben naheliegenden Hits wie “I’m Movin’<br />
ENGLISH<br />
als<br />
On”, “(Now And Then There’s) A Fool<br />
Such As I” und “Green Green Grass Of Home”<br />
eines der großen<br />
Alben, das die Karriere einer Sängerin<br />
auch Fanfavoriten wie “Black Diamond” und<br />
“A Daisy A Day” sowie eng mit Kanada verbundene<br />
Lieder wie “My Novia Scotia Home”<br />
und “Squid Jiggin’ Ground” zu finden sind.<br />
Neben dem ausführlichen Booklet haben die<br />
Bear-Family-Spezialisten auch beim Remastering<br />
einen klasse Job gemacht, in so glasklarem<br />
Sound konnte man diese Songs bisher noch nie<br />
hören – und mit dem instrumentalen “Am I Losing<br />
You” gibt es als Bonus sogar noch einen<br />
bisher unveröffentlichten Track dazu.<br />
(Bear Family, 2014, 19/55:43) us<br />
neu definierte. Das 1995 erschienene Studiowerk<br />
kehrte die zuvor eher unbekannte<br />
düstere Seite der Interpretin hervor. Auch<br />
wenn Harris bereits zuvor ab und an die<br />
Countrypfade verlassen und sich Rock<br />
und Pop angenähert hatte, bedeutete das<br />
nach einem Song von Neil Young benannte<br />
und von Daniel Lanois (U2, Peter<br />
Gabriel) produzierte WRECKING BALL<br />
einen noch größeren Schwenk. Neben<br />
Youngs fragilem Titelstück interpretiert<br />
sie darauf noch weitere Songs, die man<br />
kaum in einem Nashville-Kontext verortet,<br />
darunter Jimi Hendrix’ “May This<br />
Be Love”. Mit seinen atmosphärischen,<br />
außerweltlichen Sounds trägt es deutlich<br />
die Handschrift Lanois’. Die Songs wurzeln<br />
zwar im Country und Folk, die ausgefeilte<br />
Produktion überführt sie jedoch<br />
in ganz andere Sphären. Das mit Gästen<br />
wie Steve Earle, Lucinda Williams und<br />
Neil Young eingespielte Album wurde zu<br />
einem Kritikerliebling und Verkaufserfolg,<br />
erhielt einen Grammy. Nachdem es<br />
auf dem europäischen Markt für ein paar<br />
Jahre nicht mehr erhältlich war, erscheint<br />
es nun in einer aufwändigen 2-CD/1-<br />
DVD-Deluxe-Ausgabe. Neben dem remasterten<br />
Original enthält diese eine weitere<br />
CD mit bislang unveröffentlichten Outtakes,<br />
darunter sehr gute Songs, die es<br />
trotzdem nicht auf das Original geschafft<br />
haben (was die Qualität des Albums verdeutlicht),<br />
darunter Interpretationen von<br />
Leonard Cohens “The Stranger Song” und<br />
Richard Thompsons “How Will I Ever<br />
Be Simple Again” sowie Harris’ Eigenkomposition<br />
“Gold” und Lanois’ “Still<br />
Water”. Anhand zweier alternativer Versionen<br />
von “Deeper Well” kann man nachverfolgen,<br />
wie die Crew im Studio an den<br />
Stücken bastelte, einmal gibt es den Song<br />
als manischen Akustik-Blues, einmal als<br />
furiosen Wah-Wah-Funk. Auf Platte landete<br />
schließlich eine ruhigere, wavige<br />
Fassung. Nachvollziehen lässt sich der<br />
Arbeitsprozess auch an der als DVD beiliegenden<br />
Filmdoku „Building The Wrecking<br />
Ball”, in der die wichtigsten beteiligten<br />
Künstler zu Wort kommen.<br />
(Nonesuch/Warner, 1995,<br />
12/53:06, 13/46:52, DVD 49 Min.) frs
CD<br />
REVIEWS<br />
THE DESOTO CAUCUS<br />
THE DESOTO CAUCUS<br />
Seit Jahren ist The Deso<strong>to</strong> Caucus als Begleitband<br />
von Howe Gelb unterwegs, kein<br />
Wunder hat der trockene Arizona-Wüsten-<br />
Sound Gelbs auf dieses dänische Quartett<br />
abgefärbt. Sie bei ihrem eigenen Werk<br />
dennoch „nur” auf eine „Begleitband ohne<br />
Frontmann” reduzieren zu wollen, greift<br />
natürlich zu kurz. Denn ihr Ansatz „<strong>to</strong> play<br />
with anyone interesting around” hat sie<br />
nicht nur zu Jobs für Künstler wie Mark<br />
Lanegan, Kurt Wagner, Isobell Campbell<br />
oder Scout Niblett geführt, sondern auch<br />
ihren musikalischen Horizont gewaltig erweitert.<br />
Auch der konsequente Verzicht auf<br />
die ansonsten so oft praktizierte, reine Zur-<br />
Schau-Stellung instrumentaler Fähigkeiten<br />
fällt positiv auf, wenn es hier um Virtuosität<br />
geht, dann immer im Dienste der Songs.<br />
Diese grooven lässig vor sich hin, selten<br />
geht es über Midtempo hinaus, coole Gitarren<br />
duellieren sich mit atmosphärischen<br />
Soundscapes, also genau die richtige Musik,<br />
um den Tag entspannt ausklingen zu<br />
lassen ...<br />
(Glitterhouse/Indigo, 2014, 11/37:52) us<br />
RUNRIG<br />
PARTY ON THE MOOR – THE<br />
40TH ANNIVERSARY CONCERT<br />
Von einer Folkband,<br />
die zu Beginn ihrer<br />
Laufbahn ihre Songs<br />
noch größtenteils in<br />
Gälisch sang, wuchsen<br />
Runrig im Laufe<br />
von vier Dekaden zu<br />
einer weltweit erfolgreichen Folk-Rockband.<br />
Bei einer „Party im Moor” feierten<br />
die Schotten nun ihren Vierzigsten, spielten<br />
im Laufe des Abends Lieder aus allen<br />
Karriere-Abschnitten, und wie es sich für<br />
eine zünftige Geburtstagsparty gehört, kamen<br />
auch massenhaft Gäste. Neben den<br />
17.000 Zuschauern bereicherten Gastauftritte<br />
wie der von Sängerin Julie Fowlis<br />
oder der von Geiger Duncan Chisholm das<br />
stilistische Spektrum, konnten dazu noch<br />
frühere Bandmitglieder begrüßt werden:<br />
Neben Drummer Ian Bayne, Keyboarder<br />
Brian Hurren und Gitarrist Malcolm Jones<br />
sorgte vor allen die kurzzeitige Rückkehr<br />
des langjährigen Sängers Donnie Munro<br />
für Begeisterung im Publikum. Mit “The<br />
Cutter”, “Edge Of The World” und dem<br />
wunderschönen “An Ubhal As Airde”<br />
ließen sie alte, längst vergangene Zeiten<br />
wieder lebendig werden, doch auch der aktuelle<br />
Runrig-Sänger Bruce Guthro zeigte<br />
bei Stücken wie “Dance Called America”,<br />
“Going Home” oder dem obliga<strong>to</strong>rischen<br />
“Loch Lomond” seine Klasse. Mit knapp<br />
drei Stunden mitreißendem Folk-Rock<br />
der Spitzenklasse liefert PARTY ON THE<br />
MOOR den besten Beweis dafür, warum<br />
diese Band auch nach dieser langen Zeit<br />
noch immer so erfolgreich ist.<br />
(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 7/43:14,<br />
11/50:06, 11/67:11) us<br />
PETER, PAUL & MARY<br />
PETER, PAUL & MARY<br />
Peter, Paul & Mary hatten zwar nicht so einen<br />
großen Einfluss auf die Folkbewegung<br />
zu Beginn der Sechziger wie ein Pete Seeger<br />
oder ein Woody Guthrie, aber sie halfen, den<br />
Stil international zu popularisieren, nicht zu<br />
vergessen die vielen schönen Stunden, die<br />
sie den Hörern bereiteten. Mit ihrem <strong>to</strong>llen<br />
Debüt sorgten sie schon für Furore, denn<br />
bedächtiger Folk (“500 Miles”), brillanter<br />
Satzgesang beim unvergesslichen “If I Had A<br />
Hammer” oder das friedensbewegte “Where<br />
Have All The Flowers Gone” stehen für<br />
sparsame, aber effektive Arrangements und<br />
gesangliche Harmonieschichtungen, die man<br />
so heute nicht mehr hört. Die aktuelle Ausgabe<br />
erscheint in einer limitierten, nummerierten<br />
Edition als 24-KT-Gold-Disc (Hybrid<br />
SA-CD), wurde von Albert Grossman remastert<br />
und klingt gegenüber der „normalen”<br />
CD wärmer und erdiger, was sich besonders<br />
bei dem Gesang bemerkbar macht.<br />
(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />
1962, 12/33:45) at<br />
HERRN STUMPFES ZIEH &<br />
ZUPF KAPELLE<br />
OGOTTOGOTT<br />
Wenn aus den “Dead<br />
Flowers” der Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes “Henige<br />
Bloama”<br />
werden,<br />
wenn The Lovin’<br />
Spoonfuls “Daydream”<br />
zum “Dagdiab”<br />
umgedeutet ttwird idoder Carl Douglas’<br />
Kulthit “Kung Fu Fighting” als “Kung Fu<br />
Feigling” daherkommt, wenn eigene Songs,<br />
Traditionals oder Volkslieder wahlweise im<br />
Jugband-Sound, im Blasmusikgewand, als<br />
Skiffle oder a-capella dargeboten werden,<br />
dann kann man mit ziemlicher Sicherheit<br />
davon ausgehen, dass hier Herrn Stumpfes<br />
Zieh & Zupf Kapelle ihre Finger im<br />
Spiel hat. Auch auf ihrem zehnten Album<br />
– mit dem überaus programmatischen Titel<br />
OGOTTOGOTT – zeigen die vier Schwaben<br />
von der Ostalb, wie „skrupellose Hausmusik”<br />
klingt, haben sie wieder einmal<br />
Gitarre, Mandoline, Tuba, Kontrabass, Akkordeon,<br />
Lapsteel, Dobro, Posaune, Pfeifsäge<br />
und Waschbrett ausgepackt, um ihrer<br />
überbordenden Musikalität ein Ventil zu geben.<br />
Anspieltipp: “Cooler Trompeter”, im<br />
Original auch als “Smooth Opera<strong>to</strong>r” von<br />
Sade bekannt ...<br />
(Spion <strong>Music</strong>/inakustik, 2014, 12/41:02) us<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
HOME IS WHERE THE HEART IS<br />
Bei diesem Projekt steht die schwedische<br />
Stadt Boras im südschwedischen Bezirk<br />
Västergötland im Mittelpunkt. Mit ihren<br />
Textilfabrikruinen und einer Au<strong>to</strong>bahn,<br />
die den Ort in zwei Hälften teilt, ist es<br />
(vor allem für Außenstehende) alles andere<br />
als erstrebenswert, dort zu leben. Also<br />
braucht diese Stadt vor allem eines: gute<br />
Musik, das sagt zumindest Stefan Eklund,<br />
Chefredakteur von Boras’ größter Tageszeitung,<br />
„Boras Tidning”. Für die Umsetzung<br />
des Projektes HOME IS WHERE<br />
THE HEART IS wurden zahlreiche lokale<br />
Künstler angesprochen, die ihrer<br />
Heimatliebe mit je einem Song Ausdruck<br />
verleihen durften. Und wer die Nähe von<br />
schwedischem Bands und Künstlern zu<br />
amerikanischem Country-Rock kennt,<br />
der wird auch kaum davon überrascht<br />
sein, dass die reichlich unbekannten Acts<br />
wie Pontus Swanberg, Pelle Johanson,<br />
Mudfish, Filip und Berra Karlsson hier<br />
lupenreine Americana-Qualitätsware präsentieren.<br />
(Paraply Records/Hemifran,<br />
2014, 17/70:22) us<br />
DOLLY PARTON<br />
BLUE SMOKE<br />
Auch auf ihrem – nach<br />
offizieller Zählung –<br />
42. Album geht Dolly<br />
Par<strong>to</strong>n keine Kompromisse<br />
ein. Das „Blue”<br />
im Titel BLUE SMO-<br />
KE ist schon ein erster<br />
Fingerzeig, i und spätestens t nach den ersten<br />
paar Songs ist klar, dass hier nichts anderes<br />
als guter alter Bluegrass im Vordergrund steht.<br />
Allenfalls “From Here To The Moon And<br />
Back”, das sie zusammen mit Willie Nelson<br />
singt, sowie “You Can’t Make Old Friends”,<br />
das Duett mit Kenny Rogers, könnte man als<br />
Nashville-Country durchgehen lassen. Für<br />
den Rest hat sie sich die Crème der amerikanischen<br />
Bluegrass-Szene eingeladen, hat<br />
neben eigenen Songs alte Traditionals wie<br />
“Banks Of The Ohio” ausgegraben, macht<br />
aus Bon Jovis “Lay Your Hands On Me” ein<br />
mitreißendes Gospelstück, lässt Bob Dylans<br />
“Don’t Think Twice” wie ein Volkslied aus<br />
den Smoky Mountains in Tennessee erklingen.<br />
Immer noch konkurrenzlos gut!<br />
(Masterworks/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
12/58:23) us<br />
GRAM PARSONS<br />
THE EARLY YEARS VOL. 1 & 2<br />
Auch „Wunderkinder” wie Gram Parsons,<br />
der wichtigste „Erfinder” des Country-<br />
Rock, hat mal kleiner angefangen, aber bei<br />
exaktem Anhören seiner EARLY YEARS<br />
wird schon deutlich, dass Gigantisches<br />
durchschimmert. Vol. 1 der vorliegenden<br />
Frühwerkschau gab es ab Ende der 70er<br />
Jahre schon in verschiedenen Editionen.<br />
Zu hören sind – noch halb amateurhaft<br />
klingende – Folkaufnahmen der Jahre<br />
1963–1965 von Parsons’ Frühgruppe The<br />
Shilohs, wobei “Mary Don’t You Weep”,<br />
“Goin’ Away, Don’t You Wanta Go” und<br />
vor allem die eindrucksvolle Fassung von<br />
Pete Seegers “Bells Of Rhymney” aufhorchen<br />
lassen. Und mit dem Spiritual “Oh,<br />
Didn’t They Crucify My Lord” zeigt Parsons,<br />
dass er schon damals über den Tellerrand<br />
blickte. Vol. 2 bringt acht bislang nie<br />
veröffentlichte schlichte Solo-Aufnahmen<br />
ohne Besonderheiten und als Ergänzung<br />
fünf Tracks der Universitätsband Gram<br />
Parsons & The Like, die sich als Backingband<br />
des Liedermachers Brandon de Wilde<br />
verdingte. Bei musikalisch gelungenen<br />
und his<strong>to</strong>risch bedeutsamen Tracks wie<br />
“November Nights”, “Toge<strong>the</strong>r Again”,<br />
“Do Right Woman” und “Hickory Wind”<br />
manifestiert sich schon der aufkommende<br />
County-Rock.<br />
(Retroworld/H’ Art, 2014, 23/70:52) hjg<br />
Country & Folk<br />
BAREFOOT JERRY<br />
WATCHIN’ TV (WITH THE<br />
RADIO ON) / YOU CAN’T GET<br />
OFF WITH YOUR SHOES ON<br />
Barefoot Jerry waren in den 70er Jahren<br />
eine Ansammlung profilierter Nashville-<br />
Sessionmusiker, deren Zusammensetzung<br />
sich mehrfach veränderte, die sich aber stets<br />
der Auslotung aller möglichen und unmöglichen<br />
Facetten der Countrymusik fernab<br />
des Mainstreams verschrieb. WATCHIN’<br />
... (1974) und YOU CAN’T GET OFF<br />
(1975) waren das dritte und vierte Studio-<br />
Album und die erfolgreichsten Aufnahmen<br />
der Band um die beiden Konstanten Wayne<br />
Moss (voc, g, keys) und Russ Hicks (g,<br />
pedalsteel, voc). Grandioses Instrumentalhandwerk<br />
ergänzte sich mit Songs mittelmäßiger<br />
bis bester Güte. Die (Sou<strong>the</strong>rn-)<br />
Rockelemente waren mal stärker, mal<br />
weniger deutlich ausgeprägt. Musikalisch<br />
wie textlich saß der Schalk den Musikern<br />
ständig im Nacken – und stets dominierte<br />
die Freude an der Musik. Beide Alben seien<br />
auch heutigen Saitenkünstlern ans Herz gelegt,<br />
die sich in Sachen Picking fortbilden<br />
wollen. Löbliche Wiederveröffentlichungen<br />
einer stets unterschätzten Band.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1974,<br />
1975, 10/38:11, 10/37:01) pro<br />
BOB DYLAN<br />
THE SPIRIT OF RADIO –<br />
LEGENDARY BROADCASTS<br />
FROM THE EARLY 19<strong>60s</strong><br />
In den frühen 60ern<br />
war Bob Dylan regelmäßig<br />
zu Gast in<br />
US-Radio-Shows. Er<br />
plauderte mit Modera<strong>to</strong>ren<br />
und sang,<br />
nur mit Akustikgitarre<br />
und dMundharmonika ausgerüstet, seine<br />
Songs live ins Mikro. Einer seiner ersten<br />
Auftritte war am 11. März 1962 in der<br />
Sendung „Folksinger’s Choice”, acht Tage<br />
vor Erscheinen seines Debütalbums. Der<br />
legendäre Gig und Talk mit Modera<strong>to</strong>rin<br />
und Folkinterpretin Cynthia Gooding, die<br />
Dylan kompetent interviewte, wurden erst<br />
Jahrzehnte später auf CD veröffentlicht. Für<br />
Fans und Sammler ist FOLKSINGER’S<br />
CHOICE ein wahres Nugget, befinden sich<br />
doch darauf Preziosen wie die einzigen bekannten<br />
Dylan-Interpretationen von “Hard<br />
Travelin’” (Woody Guthrie), “Smokestack<br />
Lightning” (Howlin‘ Wolf) und des Traditionals<br />
“Roll On, John”. Die Scheibe ist<br />
nun mit zwei weiteren bereits veröffentlichten<br />
CDs mit Radio-Shows zur mit THE<br />
SPIRIT OF RADIO betitelten Box zusammengepackt.<br />
Auch die anderen beiden,<br />
STUDS TERKEL’S WAX MUSEUM und<br />
LIFE AND LIFE ONLY, sind Fundgruben<br />
für Dylanologen. Die im April 1963<br />
ausgestrahlte Sendung mit Terkel, einem<br />
Grandseigneur des US-Radios, besticht<br />
mit guten Livedarbietungen von Klassikern<br />
wie “Boots Of Spanish Lea<strong>the</strong>r” und Raritäten<br />
wie “Who Killed Davey Moore?”,<br />
vor allem aber mit ausgiebigen, beinahe<br />
freundschaftlichen Gesprächen zwischen<br />
den Interviewpartnern. Die beiden über 50<br />
Jahre alten Sendungen sind klanglich einigermaßen<br />
gut konserviert. Gleiches kann<br />
man nicht von jedem Schnipsel auf LIFE<br />
AND LIFE ONLY behaupten, das fünf zwischen<br />
Juli 1961 und Februar 1965 ausgestrahlte<br />
Kurzauftritte versammelt. Dennoch<br />
sei auch diese CD Fans ans Herz gelegt,<br />
steckt sie doch voll rarer Aufnahmen, etwa<br />
des Traditionals “Handsome Molly” oder<br />
einer Frühfassung von “It’s Alright Ma (I’m<br />
Only Bleeding)”.<br />
(Leftfield/Soulfood, 2014, 11/57:32,<br />
13/65:18, 16/78:26) frs<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61
CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />
SONIDO GALLO NEGRO<br />
SENDERO MISTICO<br />
Latin-Percussion, Surf-Gitarren und Psych<br />
edelic-Orgel, passt das zusammen? Ja<br />
– und wie! Bei der neunköpfigen mexikanischen<br />
Formation Sonido Gallo Negro<br />
(„Der Laut des schwarzen Hahnes”) ist so<br />
manches möglich. Die Band kreuzt auf<br />
ihrem zweiten Album SENDERO MISTI-<br />
CO („Der mystische Pfad”) traditionelle<br />
lateinamerikanische und afro-karibische<br />
Rhythmen wie Cumbia und Boogaloo mit<br />
Rock-, Electro- und Italowestern-Klängen<br />
– und das auf einem Sammelsurium an Instrumenten,<br />
darunter Conga, Bongo, Timbales,<br />
Farfisa-Orgel, Flöten, E-Gitarren<br />
und Theremin. Mal klingt der heiße Instrumentalmix<br />
wie Manu Chao im Weltall,<br />
mal wie Santana in der Zeitmaschine.<br />
Oder wie es ein Titel kurz und treffend<br />
sagt: “Inca-a-delic”!<br />
(Glitterbeat/Indigo, 2014, 10/35:13) frs<br />
MILES DAVIS<br />
MILES AT THE FILLMORE –<br />
MILES DAVIS 1970:<br />
THE BOOTLEG SERIES VOL. 3<br />
Auf LIVE IN EU-<br />
ROPE 1967: THE<br />
BOOTLEG SERIES<br />
VOL. 1 und LIVE<br />
IN EUROPE 1969:<br />
THE BOOTLEG<br />
SERIES VOL. 2<br />
folgt nun ein drittes Bootleg-Paket aus<br />
dem Jahr 1970, dessen Stücke teilweise<br />
schon auf MILES DAVIS AT THE FILL-<br />
MORE von 1970 als Doppelalbum veröffentlicht<br />
worden waren. Von den nun<br />
über vier CDs verteilten 31 Tracks sind<br />
28 zwischen dem 17. und 20. Juni im Fillmore<br />
East aufgezeichnet, drei weitere, als<br />
Bonus-Tracks gekennzeichnete Stücke<br />
stammen vom 11. April aus dem Fillmore<br />
West. Die Setliste der vier Konzerte in<br />
New York besteht vorrangig aus Stücken<br />
von Davis’ kurz zuvor erschienenem,<br />
epochalem Fusion-Jazzwerk BITCHES<br />
BREW. An der Seite des berühmten<br />
Trompeters musizieren Steve Grossman,<br />
Chick Corea, Keith Jarrett, Dave Holland,<br />
Jack DeJohnette und Arturo Moreiro.<br />
Mal abgesehen davon, dass die natürlich<br />
experimentell gehaltene Musik und das<br />
Ensemble aus Jazzgrößen erster Güte<br />
für sich sprechen, weiß die keineswegs<br />
teure Veröffentlichung auch durch eine<br />
ansprechende Aufmachung zu überzeugen.<br />
Neben einem schön bebilderten und<br />
informativen 36-seitigen Booklet gibt es<br />
noch ein aufklappbares DIN-A3-Poster,<br />
das Davis in Aktion zeigt und auf dessen<br />
Rückseite sich eine Collage damaliger<br />
Zeitungsartikel befindet.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 8/58:01, 7/68:57,<br />
8/66:16, 8/57:28) an<br />
NILS PETTER MOLVAER<br />
SWITCH<br />
Der Norweger Nils Petter Molvaer ist<br />
schon seit rund drei Jahrzehnten im Geschäft<br />
und hat sich längst als führender<br />
Vertreter der typisch skandinavischen<br />
Symbiose aus kühlem Jazz und elektronischer<br />
Musik etabliert. Sein neues<br />
Album SWITCH ist erneut von der Suche<br />
nach der optimalen Balance zwischen<br />
syn<strong>the</strong>tischen und organischen<br />
Elementen gekennzeichnet. Diese Suche<br />
ist eine durchweg komplexe Übung und<br />
gelingt nur, weil die beteiligten Musiker<br />
technisch perfekt sind und engagiert,<br />
aber nicht hektisch agieren. Das Quartett<br />
Nils Petter Molvaer, Erland Dahlen,<br />
Geir Sunds<strong>to</strong>l und Morten Qvenild erzeugt<br />
mit Trompete, Schlagzeug, Bass,<br />
Piano, Syn<strong>the</strong>sizer und – einer im Jazz<br />
selten eingesetzten – Steelguitar sowie<br />
einigen speziellen Instrumenten wie National<br />
Resophonic Guitar, Blossom Bells<br />
und Marxophone verzahnte Klangwelten,<br />
die meist entspannter Natur sind und die<br />
bei früheren Arbeiten Molvaers anzutreffende<br />
mentale Zerrissenheit überwunden<br />
haben. Der Klangmaler Molvear ist offenbar<br />
endgültig auf dem besten Weg in die<br />
vorderste Reihe europäischer Jazzer.<br />
(Okeh/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 10/44:52) hjg<br />
MANFRED KRUG<br />
DIE GRÖSSTEN HITS<br />
Immer noch nicht<br />
jedem<br />
bekannt,<br />
aber in jedem Fall<br />
immer wieder eine<br />
Entdeckung: Der<br />
Schauspieler Manfred<br />
Krug war in<br />
den 70er Jh Jahren auch ein gefeierter Sänger.<br />
Geschickt kombinierte er die Möglichkeiten<br />
des Jazz mit der Leichtigkeit<br />
eines Schlagers. Die Kompositionen lieferte<br />
meist Jazz ikone Gün<strong>the</strong>r Fischer,<br />
die charmant-witzigen Texte ein gewisser<br />
Clemens Kerber – ein Pseudonym, hinter<br />
dem der Schauspieler selbst steckt. Neben<br />
den eigenen Liedern gibt es Standards wie<br />
“Es steht ein Haus in New Orleans” und<br />
“Guantanamera”, Klassiker von Cole Porter<br />
und George Gershwin sowie von Krug<br />
eingedeutschte Burt-Bacharach-Stücke.<br />
Letztere stammen von dem von Till Brönner<br />
produzierten Album SCHLAFSTÖ-<br />
RUNG aus dem Jahr 2000. In den Liner-<br />
Notes gibt es allerdings einen Fehler.<br />
Es wird behauptet, dass Krug nach dem<br />
Weggang aus der DDR lange Zeit keine<br />
neuen Songs aufnahm. Was nicht stimmt,<br />
denn für Intercord sang er 1979 das Album<br />
DA BIST DU JA ein, sieben Jahre<br />
später folgte eine gemeinsame Single mit<br />
Gunter Gabriel.<br />
(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/74:20) che<br />
FRANK SINATRA<br />
A SWINGIN’ AFFAIR<br />
Frank Sinatra nahm dieses Album mit<br />
dem Dirigenten Nelson Riddle auf. Aufmerksam<br />
wurde er auf ihn durch die<br />
Arbeiten mit Nat King Cole. Die Kooperation<br />
der beiden hielt einige Jahre, in<br />
denen Alben entstanden, die sich maßgeblich<br />
auf Sinatras Karriere auswirkten.<br />
A SWINGIN’ AFFAIR zählt zu diesen<br />
Klassikern, da sich beide Künstler vor<br />
dem Hintergrund kunstvoller Arrangements<br />
hörbar inspirieren. Neben wenigen<br />
langsameren Tracks (“It Got It Bad<br />
And That Ain’t Good”, “No One Ever<br />
Tells You”) dominieren die swingenden<br />
Midtempo-Songs. Eine unaufdringliche,<br />
aber dennoch klar erkennbare Dynamik,<br />
Sinatras zu der Zeit facettenreiche Vocals<br />
und das „Fingerschnipsen”-Swinggefühl<br />
entführen in eine Zeit der Könner, in<br />
der der emotionale Ausdruck noch von<br />
„echten Menschen” transportiert wurde.<br />
Das Remastering von Mobile Fidelity ist<br />
warm und vermittelt den Eindruck eines<br />
Konzertsaals.<br />
(MFSL/Sieveking Sound,<br />
1957, 15/45:28) at<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ATLANTIC JAZZ LEGENDS<br />
1947 gründeten Ahmet<br />
Ertegun und<br />
Herb Abramson die<br />
Atlantic Recording<br />
Corporation,<br />
und<br />
schon relativ schnell<br />
nach der Gründung,<br />
ab Mitte der 50er Jh Jahre, nahmen sie auch<br />
Jazz mit in das Atlantic-Reper<strong>to</strong>ire auf.<br />
Dabei konzentrierten sie sich auf moderne<br />
Vertreter dieser Gattung wie Lennie Tristano<br />
und Shorty Rogers, kurz darauf gefolgt<br />
von Charles Mingus sowie dem Modern<br />
Jazz Quartet. Auch Thelonious Monk<br />
nahm 1957 ein Album für Atlantic auf,<br />
als er mit seinem Pianospiel Art Blakeys<br />
Jazz Messengers verstärkte. Baugleich<br />
wie der im Ok<strong>to</strong>ber 2012 veröffentlichte<br />
Soulwürfel liefert auch ATLANTIC JAZZ<br />
LEGENDS mit 20 Vinyl-Replica-CDs einen<br />
Querschnitt durch die wichtigsten<br />
Alben des Labels. Mit John Coltranes GI-<br />
ANT STEPS (1960), Keith Jarretts LIFE<br />
BETWEEN THE EXIT SIGNS (1968),<br />
Chick Coreas INNER SPACE (1973) und<br />
Billy Cobhams SPECTRUM (1973) sind<br />
hier zahlreiche inzwischen zu Klassikern<br />
avancierten Alben mit dabei, doch auch<br />
der Rest der Beteiligten wie Charles Mingus<br />
(BLUES & ROOTS, 1960), Ornette<br />
Coleman (CHANGE OF THE CENTU-<br />
RY, 1959), The Modern Jazz Quartet (PY-<br />
RAMID, 1960), Joe Zawinul (MONEY<br />
IN THE POCKET, 1966) oder Roy Ayers<br />
(VIRGO VIBES, 1967) gehören ohne<br />
Zweifel zu den ganz Großen des Jazz.<br />
Womit allerdings auch klar sein dürfte,<br />
dass für viele Jazzfans diese Box wohl<br />
uninteressant sein dürfte, da sie den Großteil<br />
dieser Alben schon im Schrank stehen<br />
haben. Andererseits ist diese Box aber<br />
für Seiteneinsteiger oder Spätgeborene<br />
nahezu ideal, mit einem unschlagbaren<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis (und vor allem<br />
mit zeitloser Musik in dieser Qualität!) ist<br />
sie ein Angebot, das man sich keinesfalls<br />
entgehen lassen sollte ...<br />
(Atlantic/Warner, 2014, 20 CDs) us<br />
STEVE GRAY & GEORGIE<br />
FAME FEATURING MADE-<br />
LINE BELL<br />
SINGER – THE MUSICAL<br />
Der britische Komponist, Arrangeur und<br />
zeitweilige Berliner/Hamburger Jazz-<br />
Professor Steve Gray (1944 –2008) hatte<br />
die Idee zu diesem <strong>Music</strong>al über eine fiktionale<br />
Sängerin, The Singer eben, bereits<br />
1984: „Sie” kommt aus der Provinz in<br />
die große Stadt, lebt ihren Traum, gerät<br />
aber durch Drogen und „Leer-Verkäufe”<br />
von Platten rein kommerzieller Art vom<br />
Wege ab. Melodien und S<strong>to</strong>ry wurden<br />
durch Georgie Fames Texte mit Leben<br />
gefüllt, die gesangliche Realisierung<br />
übernahm Fame mit seiner langjährigen<br />
Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Weggefährtin Madeline Bell – Debüt im<br />
niederländischen Radio 1985. Fragmente<br />
des <strong>Music</strong>als wurden immer wieder auf<br />
Fame-Alben zu Gehör gebracht – nun<br />
endlich ist ein gro ßer Teil des Werkes auf<br />
CD zu haben; in einer brillanten Konzertversion<br />
von 2004 mit dem Metropole<br />
Orchestra. Bigband, die Streicher, ein<br />
brillanter Chor und vor allem die beiden<br />
Vokalisten präsentieren sich in Top-Form,<br />
die Aufnahme besticht in ihrer Klarheit<br />
und Dynamik: ob “My Second Home”<br />
über die Kraft der kirchlichen Gospelmusik,<br />
welche die Wahl-Britin Madeline Bell<br />
in ihrer Heimat Newark, New Jersey, kennen<br />
lernte, Drama in “Where Do You Go<br />
From Here” oder das wilde “Big Town”,<br />
beide Protagonisten auf dem Weg nach<br />
London, das Jazz-<strong>Music</strong>al lebt.<br />
(Proper Records, Rough Trade,<br />
2014, 13/53:43) utw<br />
ANDY PFEILER<br />
FUTUREMAN<br />
Im Hauptberuf ist<br />
der Schwede Andy<br />
Pfeiler<br />
Gitarrist<br />
bei Nils Landgrens<br />
Funk Unit.<br />
FUTUREMAN ist<br />
sein viertes Solo-<br />
Album und stilistisch kaum zu fassen. Er<br />
pflegt gekonnt die Jazznote, versteht sich<br />
aber auch blendend auf funky Riffs, unterlegt<br />
seine Kompositionen auch mal mit<br />
Afro-Grooves. Und obwohl sich zwischendurch<br />
hier und da durchaus Retro-Feeling<br />
breitmacht, hat Pfeilers Fortentwicklung<br />
des Funk durchaus etwas Futuristisches,<br />
ohne dass dieses exakt in Worte zu fassen<br />
wäre. Und was – neben seiner samtigen<br />
Stimme – vor allem überzeugt, ist, wie er<br />
komposi<strong>to</strong>rische Qualität mit Tanzbarkeit<br />
und eingängigen Melodien unter einen Hut<br />
bringt. Das hat schlicht Klasse! Mit FU-<br />
TUREMAN passt Andy Pfeiler so recht<br />
in keine der gängigen Genre-Schubladen.<br />
Wozu auch zahlreiche Gäste ihren Beitrag<br />
geleistet haben.<br />
(Skip/Soulfood, 2014, 10/55:19) pro<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
GIPSY RHUMBA<br />
Die Gipsy Kings machten einen Stil international<br />
populär, den in Spanien lebende<br />
Roma in den 60er Jahren entwickelten:<br />
die Rumba Gitana. Diese Spielart des<br />
Flamenco ist nicht puristisch, sondern<br />
absorbiert freizügig und feierlaunig karibische<br />
Rhythmen und Popsounds. Auf der<br />
iberischen Halbinsel feiert sie in Clubs<br />
und Disko<strong>the</strong>ken derzeit ein Revival. Das<br />
Londoner Label Soul Jazz hat tief in den<br />
Archiven gewühlt und für die Anthologie<br />
GIPSY RHUMBA einige der Perlen des<br />
Genres aus den Jahren 1965 bis 1974 ans<br />
Tageslicht geholt. Da gibt es unwiderstehlich<br />
tanzbare, Salsa-infizierte Stücke wie<br />
Changos “El Guapo”, Soul-getränkten<br />
Disco-Funk wie “Anana Hip” von Dolores<br />
Vargas oder auch Junal Y Sus Calistros’<br />
wild-feuriges Flamenco-Cover von “Tequila”,<br />
mit dem die Surf-Popgruppe The<br />
Champs 1958 einen Welthit landete. Der<br />
Sommer kann kommen – hier ist schon mal<br />
der richtige Soundtrack!<br />
(SoulJazz/Indigo, 2014, 20/49:42) frs
CD<br />
REVIEWS<br />
CURTIS STIGERS<br />
HOORAY FOR LOVE<br />
Eine jazzige Ode an die Liebe, nichts anderes<br />
hat Curtis Stigers im Sinn, wenn<br />
er – frisch verliebt – sein neues Album<br />
HOORAY FOR LOVE nennt. Dabei hat<br />
sich der Jazzsänger und Saxofonist neben<br />
einigen selbst geschriebenen Stücken mit<br />
“Love Is Here To Stay” bei den Gebrüdern<br />
Gershwin bedient, natürlich nicht auf Jerome<br />
Kerns Klassiker “The Way You Look<br />
Tonight” und das durch Frank Sinatra bekannt<br />
gewordene “You Make Me Feel So<br />
Young” verzichtet, und er hat sich für den<br />
besten Song des Albums mit “Valentine’s<br />
Day” eine eher unerwartete Vorlage von<br />
Steve Earle ausgesucht.<br />
(Concord/Universal, 2014, 10/39:34) us<br />
PAT TRAVERS<br />
HOT SHOT<br />
Als der Kanadier Pat Travers Anfang der<br />
80er Jahre in Finanzproblemen steckte,<br />
war es wohl nicht zu schwer, ihn dazu zu<br />
animieren, statt der gewohnten härteren<br />
(Blues-)Rockklänge vermeintlich verkaufsträchtigere<br />
Töne anzuschlagen. HOT<br />
SHOT orientierte sich am damals angesagten<br />
Melodic Rock – mit einigen netten<br />
Nummern, doch meist zu glatt und kaum<br />
originell. Kein Wunder, dass Travers bald<br />
zu gediegenem Hard Rock zurückkehrte.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1984,<br />
9/38:55) pro<br />
BEE GEES<br />
THE WARNER BROS. YEARS<br />
1987–1991<br />
Schöne Box mit den<br />
drei<br />
Warner-Alben<br />
E.S.P., ONE und<br />
HIGH<br />
CIVILIZA-<br />
TION,<br />
entstanden<br />
zwischen 1987 und<br />
1991. So richtig interessant<br />
t dürfte THE WARNER BROS.<br />
YEARS 1987–1991 aber vor allem durch<br />
die ebenfalls enthaltene Doppel-CD ONE<br />
FOR ALL sein. Mit Songs aus allen Epochen<br />
ihrer Karriere, von den späten 60ern<br />
(“I Started A Joke”) über die 70er (“Stayin’<br />
Alive”) bis zu damals aktuellen Titeln<br />
(“You Win Again”) war der Auftritt in Melbourne<br />
ein Höhepunkt ihrer 1989er One-<br />
For-All-World-Tour, von der immer wieder<br />
einzelne Ausschnitte auf unterschiedlichen<br />
Veröffentlichungen zu finden waren. Jetzt<br />
kann man dieses Konzert erstmals zusammenhängend<br />
und in voller Länge genießen.<br />
(Warner, 1987-1991, 5 CDs)<br />
tk<br />
PETER AUTSCHBACH<br />
YOU AND ME<br />
Gut durchhörbare Kollektion von ruhigen<br />
Songs bekannter Au<strong>to</strong>ren wie El<strong>to</strong>n John,<br />
Eric Clap<strong>to</strong>n, Carole King, Harold Arlen<br />
und Lennon/McCartney, weniger prominenter<br />
Komponisten wie Rik Emmett und<br />
Jack van Poll plus vier qualitativ gleichwertiger<br />
Stücke aus Autschbachs Feder. Der<br />
spielt mit viel Feingefühl eine unspektakuläre,<br />
aber ungemein präzise Akustikgitarre<br />
und singt dreimal, allerdings ohne besondere<br />
Ausstrahlung. Die beiden Vokalbeiträge<br />
von Samira Saygili gerieten besser!<br />
(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade 2014,<br />
13/51:24) hjg<br />
MORGAN FISHER<br />
MINIATURES ONE + TWO<br />
1980 und 2000 bat Morgan Fisher (Ex-Mott<br />
The Hoople, Love Affair, Third Ear) Kollegen<br />
um einminütige Kompositionen, die<br />
er editierte (Teil eins umfasst zwölf Gruppen<br />
mit 53 Tracks). Kontrastreiche, teils<br />
verrückte Klänge lieferten: Thunderclap<br />
Newman, Robert Wyatt, die Residents, Kevin<br />
Coyne, Michael Nyman, das Penguin<br />
Cafe Orchestra, um nur wenige zu nennen.<br />
Herrlich unkonventionell (und auch anstrengend).<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1980,<br />
2000, 12/50:50, 60/67:20) pro<br />
JOHN MAYALL &<br />
THE BLUESBREAKERS<br />
STORIES / ROAD DOGS /<br />
IN THE PALACE OF THE KING<br />
Immer noch, im<br />
immerhin 81.<br />
Lebensjahr,<br />
ist<br />
John Mayall vom<br />
Blues-Virus<br />
infiziert,<br />
am besten<br />
live bei einem<br />
seiner aktuellen Deutschland-Auftritte<br />
zu überprüfen. Wer ihn (und seine aktuellen<br />
Alben) anfangs der 2000er zeitweise<br />
aus den Augen verloren hatte, mit dem<br />
Dreierpack aus STORIES (2002), ROAD<br />
DOGS (2005) und IN THE PALACE OF<br />
THE KING (2007) gibt es jetzt die Chance,<br />
sich diese drei Blues-Rockalben in einer<br />
Sammelbox zuzulegen.<br />
(Eagle/edel, 2002/2005/2007, 3 CDs) us<br />
DRAKE BELL<br />
READY STEADY GO!<br />
Produziert von Rockabilly-Ikone Brian<br />
Setzer zeigt der aus der US-Serie „Drake<br />
& Josh” bekannte Schauspieler und Musiker<br />
Drake Bell mit READY STEADY GO!<br />
sein großes Herz für Rock’n’Roll. Neben<br />
eigenen Stücken gibt es mit “Crazy Little<br />
Thing Called Love” ein relativ originalgetreues<br />
Queen-Cover, dazu noch ein Wiederhören<br />
mit “California Man” von The Move<br />
sowie zwei Rockabilly-Versionen von Ray<br />
Davies’ “Sunny Afternoon” und “It’s Still<br />
Rock And Roll To Me” von Billy Joel.<br />
(Surfdog/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 12/38:58) tk<br />
WINGER<br />
BETTER DAYS COMIN’<br />
Hui, da haben Winger mal wieder mächtig<br />
in den Kreativ<strong>to</strong>pf gegriffen. Von ihrem<br />
Glam-Metal-Schaffen der Spät-80er ist bei<br />
Kip Winger und seinen Mitstreitern schon<br />
lange nichts mehr zu hören. Die Band bewegt<br />
sich mit BETTER DAYS COMIN’<br />
erneut gekonnt zwischen elegischem Rock<br />
und aufgedonnertem Progressive Metal.<br />
Diese Scheibe braucht mehrere Durchläufe,<br />
um zu zünden. Dann hinterlässt sie aber tiefe<br />
Brandwunden.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 10/47:25) jub<br />
MAYRA ANDRADE<br />
LOVELY DIFFICULT<br />
Mayra Andrade stammt von den Kapverdischen<br />
Inseln, singt in mehreren Sprachen<br />
vor allem über die Liebe und hat es weltmusikalisch<br />
faustdick hinter den Ohren.<br />
Afrikanische, brasilianische, europäische<br />
und pop-jazzige Einflüsse bündelt sie zu<br />
einer geschmeidigen, eleganten Musik, die<br />
für subtropische Cocktail-Abende ebenso<br />
geeignet ist wie für besinnliche Winterstunden<br />
am gemütlichen Kamin. Denn die<br />
von Musikern aus aller Welt flüchtigkeitsfehlerfrei<br />
gespielte Musik swingt gehörig,<br />
ist einerseits persönlich ausgeprägt und<br />
bedient andererseits eine breite Skala von<br />
Emotionen.<br />
(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 13/49:07) hjg<br />
GEORGE MICHAEL<br />
SYMPHONICA<br />
Etwas ratlos lässt einen George Michaels uninspiriertes,<br />
neues Album SYMPHONICA<br />
zurück, interessant dürfte es wohl nur für diejenigen<br />
sein, die ihn auf seiner 2011/2012er<br />
Tour live gesehen haben und dort schon<br />
Bekanntschaft machen durften mit dem behäbigen<br />
Orchester-unterstützten Mix aus<br />
eigenen Songs und Vorlagen von El<strong>to</strong>n John<br />
(“Idol”), Terence Trent D’Arby (“Let Her<br />
Down Easy”), Ewan MacColl (“First Time<br />
Ever I Saw Your Face”) und Nina Simone<br />
(“My Baby Just Cares For Me”).<br />
(Virgin/Universal, 2014, 14/64:22) tk<br />
CHARLES AZNAVOUR<br />
FORMIDABLE – DAS BESTE<br />
Am 22. Mai wird<br />
Charles Aznavour 90<br />
Jahre alt. Und noch<br />
immer ist er produktiv<br />
und geht auf Tour.<br />
Zum<br />
Geburtstag<br />
erscheint die Best-<br />
Of-Anthologie FORMIDABLE, die eine<br />
zweite CD mit deutschen und englischen<br />
Versionen seiner Chansons enthält, darunter<br />
“La Bohème” und “Tu t’laisses aller (Du<br />
lässt dich geh’n)”. Auf CD eins gibt es zum<br />
Abschluss ein Duett mit Édith Piaf (“Plus<br />
bleu que tes yeux”) und auf Nummer zwei<br />
eines mit Herbert Grönemeyer [“Als es mir<br />
beschissen ging (Mes emmerdes)”]. Formidabel!<br />
(Barclay/Universal, 2014, 22/78:03,<br />
18/66:00) frs<br />
TRIGGERFINGER<br />
BY ABSENCE OF THE SUN<br />
Jaulende Gitarre, kraftvoll donnernde<br />
Drums, fett pumpender Bass, dann verzerrter<br />
Macho-Gesang – so steigt das belgische<br />
Powertrio ins neue Album ein – und<br />
bläst dem Hörer vehement die Gehörgänge<br />
frei. Der Blues-basierte, harte Rock bedient<br />
sich zwar bei bekannten Vorlagen,<br />
klingt aber frisch, dynamisch und mitreißend.<br />
Große Gesten, na klar, doch immer<br />
mit einem ironischen Unter<strong>to</strong>n und äußerst<br />
sympathisch.<br />
(Island/Universal, 2014, 12/49:30) rg<br />
PETER KRAUS<br />
ZEITENSPRUNG<br />
Auweia! Wer auch immer Peter Kraus dazu<br />
geraten hat, sich mit ZEITENSPRUNG im<br />
50er-Jahre-Rock’n’Roll-Stil an Vorlagen<br />
von Culcha Candela (“Hamma!”), Marteria<br />
(“Lila Wolken”) und Tim Bendzko (“Nur<br />
noch kurz die Welt retten”) zu versuchen,<br />
hat ihm einen Bärendienst erwiesen. Denn<br />
auch wenn die Absicht, neue Lieder in alten<br />
Gewändern zu präsentieren, sicher gut gemeint<br />
war, in der Umsetzung ist dies dann<br />
gehörig schiefgegangen, da retten auch ein<br />
Kurzvorstellungen<br />
Duett mit Helene Fischer oder eine rockige<br />
Umdeutung von Peter Alexanders “Sag<br />
beim Abschied leise (jetzt: rockig) Servus”<br />
nichts mehr, dieser Zeitensprung ging nach<br />
hinten los!<br />
(Electrola/Universal, 2014, 12/39:40) us<br />
POLIS<br />
SEIN<br />
Ein erstaunliches Werk, das dieses Quintett<br />
aus dem westsächsischen Plauen mit<br />
seinem zweiten Album vorgelegt hat. Die<br />
Stimme des Sängers changiert waidwund<br />
und dennoch kraftvoll zwischen Rio Reiser,<br />
Norbert Leisegang von Keimzeit und<br />
Selig-Frontmann Jan Plewka. Die Musik<br />
ist kaum kategorisierbar – mal schwülstig<br />
und abgrundtief traurig, mal psychedelisch<br />
und hart rockend. Die Texte sind Drama<br />
pur, völlig aus der Zeit gefallen, Rilke 2.0.<br />
Beinahe erschreckend romantisch.<br />
(www.stadtundbuerger.de, 2014,<br />
8/48:59) mfg<br />
DEEP PURPLE<br />
THE BATTLE RAGES ON...<br />
Wie ein letztes<br />
Aufbäumen<br />
mutet<br />
aus heutiger Sicht<br />
das 1993er Deep-<br />
Purple-Album THE<br />
BATTLE<br />
RAGES<br />
ON... an. Es war der<br />
ltt letzte Longplayer der klassischen Mk II<br />
Besetzung, also mit Ian Gillan (voc), Ritchie<br />
Blackmore (g), Jon Lord (keys), Roger<br />
Glover (b) und Ian Paice (dr) und liefert<br />
schnörkellosen Hard Rock. Für die Wiederveröffentlichung<br />
wurde das 1994er Live-<br />
Album COME HELL OR HIGH WATER<br />
mit dazugepackt, das ein Jahr zuvor bei<br />
den beiden Auftritten in Stuttgart und Birmingham<br />
mitgeschnitten wurde. Schönes<br />
doppelt aufklappbares Digipak mit neuem<br />
Booklet.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1993,<br />
10/50:17, 9/68:15) us<br />
TIMBER TIMBRE<br />
HOT DREAMS<br />
Wahrlich wohlig-warm kommt das fünfte<br />
Album HOT DREAMS der kanadischen<br />
Band Timber Timbre daher. Selten wurden<br />
in letzter Zeit die Sounds der 50er,<br />
60er und frühen 70er so gekonnt zusammengemischt.<br />
Italo-Western à la Ennio<br />
Morricone, Psychedelic Folk, das Klangkabinett<br />
früherer Horrorstreifen und ein<br />
croonender Elvis – alles und noch einiges<br />
andere mehr Überraschende wird geboten.<br />
Glücklicherweise bleiben Timber<br />
Timbre bei alledem reduziert, so dass sich<br />
HOT DREAMS als spannendes Meisterwerk<br />
und großes Klangkino heraus kristallisiert,<br />
das eine Zierde für jedes Plattenregal<br />
darstellt.<br />
(Full Time Hobby/Rough Trade,<br />
2014, 10/43:05) an<br />
JIMI GOODWIN<br />
ODLUDEK<br />
Nachdem sich seine Band Doves eine<br />
temporäre Auszeit genehmigt hat, Frontmann<br />
Jimi Goodwin jedoch voller Ideen<br />
und Tatendrang steckt, hat der charismatische<br />
Mann aus Manchester kurzerhand<br />
sein erstes Solo-Album eingespielt. Das<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63
CD<br />
REVIEWS<br />
ist ähnlich elegisch und kraftvoll ausgefallen<br />
wie die Werke der Doves. Goodwins<br />
Stimme besitzt etwas Treibendes,<br />
Majestätisches, gelegentlich Schneidendes,<br />
dann wieder Lockendes. Hier<br />
herrscht derselbe Hang zum Drama vor<br />
wie bei Deacon Blue oder The Blue Nile.<br />
Groß!<br />
(Heavenly/Pias, 10/42:36)<br />
mfg<br />
JOHNNY GUITAR WATSON<br />
THE VERY BEST OF – THE<br />
GANGSTER OF LOVE MEETS<br />
THE SUPERMAN LOVER<br />
Nach den Wiederveröffentlichung<br />
zahlreicher<br />
seiner<br />
regulären<br />
Alben<br />
gibt es nun mit THE<br />
VERY BEST OF<br />
JOHNNY GUITAR<br />
WATSON auch einen komprimierten Karriererückblick.<br />
Natürlich mit dabei seine<br />
großen Hits wie “Superman Lover”, “I<br />
Need It” und “Ain’t That A Bitch”, dazu<br />
noch Underground-Klassiker wie sein<br />
grooviges “I Don’t Want To Be A Lone<br />
Ranger” sowie zwei Tracks von The Watsonian<br />
Institute, einem seiner zahlreichen<br />
Seitenprojekte.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />
16/78:27) us<br />
TOMMY SCHNELLER<br />
CREAM OF THE CROP<br />
„Soul Funk & Blues” steht auf dem Sticker<br />
auf der neuen CD des Osnabrückers<br />
Tommy Schneller. Und das trifft’s<br />
genau – aus diesen Ingredienzien hat er<br />
mit seinem Saxofon und seiner Stimme<br />
dank reifer Songs eine fein abgestimmte<br />
Klangmischung hergestellt. Erste Sahne,<br />
auch dank der Produktion von Labelboss<br />
Henrik Freischlader, der zu diesem superben<br />
akustischen Blues-Dinner Gitarre,<br />
Bass und Drums beisteuerte.<br />
(Cable Car/Alive, 2014, 10/52:34) pro<br />
MATT ANDERSEN<br />
WEIGHTLESS<br />
Mit soulig rauer Stimme und zupackendem<br />
Americana, bei dem immer wieder kerniger<br />
R&B, gefühlvoller Blues und eine gehörige<br />
Prise Rock’n’Roll durchscheinten,<br />
damit hat sich der Kanadier Matt Andersen<br />
zu Beginn dieses Jahres in die Herzen<br />
(& Charts) seiner Landsleute gespielt. Mit<br />
einer ganzen Schar nordamerikanischer<br />
Top-Musiker und dem Produzenten Steve<br />
Berlin (Los Lobos) hat er WEIGHTLESS<br />
zu einem richtig guten Album gemacht,<br />
auch für Bluesfreunde definitiv eine Entdeckung<br />
wert!<br />
(True North/Alive, 2014, 12/47:34) us<br />
THREE LIONS<br />
THREE LIONS<br />
Fantastisch! Mit ihrem selbst betitelten Debüt<br />
haben Three Lions ein Melodic-Metal-<br />
Sahnestück abgeliefert, wonach man sich<br />
sämtliche Finger leckt. Ob balladesk oder<br />
voll Kraft nach vorn gespielt – hier zündet<br />
jedes Stück. Hammerriffs, traumhafte Melodien,<br />
fette Produktion. Mit Vinny Burns<br />
(g) und Greg Morgan (dr) gehören gleich<br />
zwei Ex-Ten-Mitglieder zu dem Trio, das<br />
von Nigel Bailey (voc, b) vervollständigt<br />
wird, der als Sänger einen vortrefflichen<br />
Job macht.<br />
(Frontiers/Soulfood, 2014, 13/57:53) jub<br />
VÄÄRT<br />
DET KOMMER ETT SKALV<br />
In Schweden ist nicht alles Bullerbü. Auch<br />
das Land im europäischen Norden ist eine<br />
moderne Industrienation, mit allen Problemen,<br />
die daraus erwachsen. Das Rock/<br />
Popsextett Väärt besingt in den kunstvoll<br />
arrangierten Songs seines dritten Albums<br />
DET KOMMER ETT SKALV (“Ein Beben<br />
kommt”) einige davon. Mal aufrüttelnd,<br />
mal resignierend, immer sehr schön.<br />
(Westpark/Indigo, 2014, 10/39:37) frs<br />
RIVAL SONS<br />
GREAT WESTERN VALKYRIE<br />
Nach Punk-infiziertem Indie-Rock sind<br />
die Rival Sons mit ihrem neuesten Werk<br />
bei psychedelisch angehauchtem Garagen-<br />
Rock angekommen. Bluesrhythmen vorangetrieben<br />
von fuzzigen Gitarren, noisige<br />
Soundscapes, Sänger Jay Buchanan<br />
shoutet sich die Seele aus dem Leib – so<br />
wild, ungestüm und unberechenbar wie auf<br />
GREAT WESTERN VALKYRIE hat man<br />
das kalifonische Quartett bisher noch nicht<br />
gehört.<br />
(Earache/Soulfood, 2014, 10/47:46) us<br />
LITTLE FEAT<br />
LIVE IN HOLLAND 1976<br />
Nur ein Jahr vor<br />
ihrem<br />
legendären<br />
Live-Doppelalbum<br />
WAITING FOR CO-<br />
LUMBUS entstand<br />
dieser Mitschnitt. Es<br />
kommt daher natürlich<br />
zu manchen Songdopplungen, doch<br />
hing die Band um Slidemaestro Lowell<br />
George nie sklavisch an einer Songvorlage,<br />
sondern glänzte durch Improvisation<br />
und Inspiration. Daher ist diese Veröffentlichung,<br />
fast alle Songs können auf der<br />
beiliegenden DVD auch visuell genossen<br />
werden, eine schöne Ergänzung zum unerreichten<br />
Klassiker.<br />
(Eagle/edel, 1976, 11/63:13 + DVD) rg<br />
MILOW<br />
SILVER LININGS<br />
Nach seinem kometenhaften Aufstieg und<br />
dem damit verbundenen, fast ununterbrochenen<br />
Touren war es für Milow an der<br />
Zeit, sich auszuruhen. Nach Los Angeles<br />
zog er sich zurück, es ging ums Ausschlafen,<br />
um Zeit ohne Druck und Deadlines<br />
zu verbringen, aber auch um neue Lieder<br />
zu schreiben. Dementsprechend gelassen<br />
sind diese dann auch ausgefallen, nur selten<br />
wird auf SILVER LININGS das Tempo<br />
angezogen, etwas mehr Abwechslung hätte<br />
dem Ganzen aber dennoch irgendwie gut<br />
getan ...<br />
(Island/Universal, 2014, 10/34:37) tk<br />
RODDY FRAME<br />
SEVEN DIALS<br />
Schon nach den ersten Tönen, nach den<br />
ersten Textzeilen, nach den ersten Gitarreneinsätzen<br />
ist alles wieder da. Das<br />
Süßliche. Das Bewegende. Das Schmerzhafte.<br />
Vor rund 30 Jahren erschien HIGH<br />
LAND, HARD RAIN, das Album, mit<br />
dem die schottische Band Aztec Camera<br />
Unsterblichkeit erlangte. Deren Frontmann<br />
Roddy Frame beendet mit SEVEN<br />
DIALS eine gut achtjährige Auszeit, hat<br />
aber, siehe oben, absolut nichts verlernt.<br />
Herrlich!<br />
(AED Records/Rough Trade, 2014,<br />
10/37:13) tk<br />
ALESSANDRO RINELLA<br />
CANTERO PER TE<br />
Diese Vermischung von E- und U-Musik ist<br />
Geschmacksache. Produziert von Michael<br />
Soltau, lässt Alessandro Rinella Opernarien<br />
neben eingängigen Rocknummern ertönen.<br />
Die Stimme des Tenors aus Rom ist ja in<br />
der Tat beeindruckend, doch diese beiden<br />
musikalischen Welten erklingen eher neben-<br />
als miteinander, wie auch das Duett<br />
mit Chloe Agnew (Celtic Woman). Muss<br />
jeder für sich selbst entscheiden.<br />
(Art <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
14/50:54) pro<br />
SILVER CONVENTION<br />
SAVE ME<br />
Wer wie Silver Convention<br />
mit einem<br />
Text aus sechs Worten<br />
– „Fly Robin fly,<br />
up up <strong>to</strong> <strong>the</strong> sky” –<br />
einen Nummer-1-Hit<br />
in den USA landet,<br />
ht hat für immer Kultstatus Klt verdient. Der<br />
Münchner Produzent Michael Kunze stand<br />
hinter diesem Bandprojekt, sein 1975er Album<br />
SAVE ME liefert herrlich pumpende<br />
Discosongs, mit den 12”-Versionen von<br />
“Fly, Robin, Fly” und “Tiger Baby” bietet<br />
die remasterte Wiederveröffentlichung<br />
auch noch zwei Bonus-Tracks.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />
11/56:43) us<br />
THE ARKANES<br />
W.A.R.<br />
Aus Liverpool kommt diese junge Band, deren<br />
vier Mitglieder von der Leidenschaft für<br />
herzhaften Rock zusammengehalten werden.<br />
2007 gegründet, zeigt auch ihr neues Album<br />
W.A.R., dass sie zwar mit Grunge und Alternative<br />
Rock groß geworden sind, aber dennoch<br />
gute alte britische Blues-Rocktradition<br />
mit der Muttermilch aufgesogen haben. So<br />
wechseln sich heftige Gitarrenriffs mit bluesigen<br />
Rhythmen ab, leben ihre Songs von<br />
roher, erdverbundener Energie.<br />
(SPV, 2014, 12/47:16)<br />
tk<br />
ANTOINE<br />
ÉLUCUBRATIONS: ANTOINE<br />
ON 45 1965–1966<br />
Als „französischer Bob Dylan” wurde er<br />
Mitte der 60er Jahre bezeichnet, und tatsächlich<br />
war dieser junge, langhaarige<br />
Hippie, der in New York zusammen mit<br />
Velvet Underground abhing, alles andere<br />
als ein normaler Künstler. Pointiert und<br />
frech hielt er seinen Landsleuten in seinen<br />
Texten den Spiegel vor, was Johnny Halliday<br />
zu seinem Song “Cheveux longs, idées<br />
courtes” (Langes Haar, kurzer Verstand)<br />
inspirierte. ÉLUCUBRATIONS liefert<br />
sein gleichnamiges Album aus dem Jahr<br />
1966, ergänzt um seine 1965er EPs.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1966,<br />
20/58:00) us<br />
Kurzvorstellungen<br />
9BACH<br />
TINCIAN<br />
Wer Gälisch singt, muss nicht immer traditionellen<br />
Folk machen. Die Band 9Bach<br />
aus Nord-Wales um die Sängerin Lisa Jen<br />
spielt auf ihrem zweiten Album TINCIAN<br />
einen herrlich melancholischen Pop-Folk,<br />
der auch bei Peter Gabriel Gefallen gefunden<br />
hat, so dass dieser sie für sein Label<br />
Real World unter Vertag nahm. Kristallklare<br />
Sounds, träumerisch schöne Stimme.<br />
Songs, zu denen man an Regentagen die<br />
Gedanken treiben lassen kann.<br />
(Real World/Indigo, 2014, 10/52:01) frs<br />
THE STRANGLERS<br />
ABOUT TIME / WRITTEN IN<br />
RED / COUP DE GRACE<br />
Mit<br />
GIANTS<br />
AND<br />
GEMS<br />
konnte man sich<br />
erst vor kurzer<br />
Zeit dem Frühwerk<br />
der Stranglers<br />
widmen,<br />
sozusagen als Ergänzung hierzu gibt es<br />
nun in der Eagle-Classics-Reihe einen<br />
Dreierpack mit den beiden 1997er Alben<br />
ABOUT TIME und WRITTEN IN RED<br />
sowie dem ein Jahr später erschienenen<br />
COUP DE GRACE. Von gelassenen Alterswerken<br />
keine Spur, das ist beherzter<br />
Rock, der sich an keine Konventionen<br />
hält – und ein Blatt vor den Mund nahmen<br />
die Stranglers auch noch nie.<br />
(Eagle/edel, 1997/1998, 3 CDs) us<br />
DAVID PACKS<br />
NAPA CROSSROADS<br />
In Songform hat US-Musiker David Pack<br />
seine Oden an den Wein verpackt. Dabei bilden<br />
Westcoast- und Pop-Rock die Basis für<br />
die eingängigen Nummern. Die nahm Pack<br />
mit ausgefuchster Hilfe von Bela Fleck,<br />
Todd Rundgren, Doyle Dykes, Larry Carl<strong>to</strong>n,<br />
Alan Parsons sowie Doors-Keyboarder<br />
Ray Manzarek kurz vor dessen Tod 2013 auf.<br />
Das nicht ganz neue, aber immer noch originelle<br />
Konzept haben sie gelungen umgesetzt.<br />
(Concord/inakustik, 2014, 14/67:10) pro<br />
FIREBEATS INC.<br />
FIREBEATS INC.<br />
Als die norwegische Beatband Firebeats<br />
Inc. 1966 ihr Debüt veröffentlichte, war<br />
der Verkaufserfolg äußerst bescheiden,<br />
heute ist diese selbst betitelte Platte ein<br />
rares Sammlerstück. Für die aktuelle<br />
CD-Wiederveröffentlichung wurden ihre<br />
Non-Album-Singles sowie ein damaliges<br />
Outtake hinzugefügt, so dass auf FIRE-<br />
BEATS INC. ihre kompletten Aufnahmen<br />
von 1964–1968 zu hören sind. Fast alle<br />
Songs wurden von Sänger und Gitarrist<br />
Yngve Bjerke geschrieben, dazu gibt es<br />
Gecovertes von Neil Sedaka (“Oh Carol”)<br />
und den Ronettes (“Be My Baby”).<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1966,<br />
23/60:09) us<br />
BILLY BRANCH<br />
BLUES SHOCK<br />
Harp-Virtuose Billy Branch ist auf über<br />
200 Alben zu hören, doch es dauerte eine<br />
Dekade, bis er wieder Eigenes hören ließ.<br />
Er covert auf BLUES SHOCK originell<br />
(u.a. seinen Förderer Willie Dixon und<br />
Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CD<br />
REVIEWS<br />
John Lee Hooker) und hat selbst clevere<br />
Songs verfasst, lässt es (teils mit Bläsern)<br />
satt grooven; er vermengt Klänge seiner<br />
Heimat Chicago mit denen aus New Orleans,<br />
lässt es swingen – ungezwungener,<br />
zeitlos guter Blues.<br />
(Blind Pig/Fenn, 2014, 11/51:51) pro<br />
THE ACCIDENTALS<br />
BITTER SWEET<br />
Zwei junge amerikanische Musikerinnen,<br />
jede von ihnen fähig eine Unzahl an Instrumenten<br />
zu spielen, klasse Songs zu<br />
schreiben und dazu noch herrlich einzeln<br />
oder gemeinsam zu singen, das sind die<br />
Accidentals. Mit BITTER SWEET haben<br />
Savannah Buist und Katie Larson jetzt ihr<br />
zweites Album veröffentlicht, das mit wunderschönem,<br />
größtenteils akustischem Folk<br />
zum Träumen, Schwelgen und Entspannen<br />
einlädt.<br />
(Savage Kittens/Import, 2014, 15/51:23) us<br />
ZIGGY MARLEY<br />
FLY RASTA<br />
Mit dem letztjährigen<br />
Grammy für<br />
das beste Reggae-<br />
Album (ZIGGY<br />
MARLEY IN CON-<br />
CERT) im Rücken,<br />
hat Ziggy Marley<br />
mit FLY RASTA Mitte April sein fünftes<br />
Solo-Album vorgelegt. Es entfernt sich<br />
ein gutes Stück vom klassischen Reggaesound,<br />
der älteste Sohn von Bob<br />
Marley unternimmt darauf immer wieder<br />
Ausflüge in Richtung Rock, Funk, Soul<br />
und Blues. Für jeden einzelnen Song betrachtet<br />
kein Problem, doch insgesamt<br />
sind diese Wechselspiele dann doch zu<br />
sprunghaft, leidet der Gesamteindruck<br />
des Albums darunter.<br />
(V2 Benelux/H’Art, 2014, 10/35:58) tk<br />
AXXIS<br />
KINGDOM OF THE NIGHT II –<br />
BLACK & WHITE EDITION<br />
KINGDOM OF THE NIGHT war vor 25<br />
Jahren das erfolgreichste Album der Dortmunder<br />
Melodic-Rockveteranen Axxis. Daran<br />
erinnert die Combo um Originalsänger<br />
Bernd Weiss mit einer doppelten Fassung<br />
von KINGDOM OF THE NIGHT II, wobei<br />
die Jubiläumsscheibe als Inspirationsquell für<br />
gelungene neue Songs diente. BLACK be<strong>to</strong>nt<br />
die härtere, riffigere Seite der Band, WHITE<br />
setzt auf die melodischere Komponente.<br />
(Phonotraxx/Soulfood, 2014,<br />
11/43:01 + 11/43:17) pro<br />
ANDREAS KÜMMERT<br />
HERE I AM<br />
Eine Casting-Show zu gewinnen und langfristig<br />
Erfolg im Pop-Business zu haben,<br />
das sind zwei komplett unterschiedliche<br />
Dinge. Das erste Ziel hat Andreas Kümmert<br />
als Sieger von „The Voice Of Germany” erreicht,<br />
beim zweiten Thema ist er jetzt mit<br />
HERE I AM bei Album Nummer zwei angekommen.<br />
Natürlich ist der soulige Background,<br />
den ihm Produzent Justin Stanley<br />
(<strong>Beck</strong>, Eric Clap<strong>to</strong>n) dafür auf den Leib<br />
geschneidert hat, genau der richtige, ist er<br />
dann am stärksten, wenn er seine unbändige<br />
Stimme in den Mittelpunkt der Songs stellt.<br />
(Polydor/Universal, 2014, 12/47:27) tk<br />
THE GHOST ROCKETS<br />
GOODBYE UTOPIA<br />
Aus dem unterfränkischen Schweinfurt<br />
kommen die Ghost Rockets, die mit GOOD-<br />
BYE UTOPIA nun ihr zweites Studiowerk<br />
vorlegen. Harte Riffs, treibende Rhythmen<br />
und starke Melodien zeigen, dass die fünf<br />
Musiker mit Bands wie Soundgarden, Faith<br />
No More oder Pearl Jam großgeworden<br />
sind. Dennoch kupfern sie den Stil ihrer<br />
Vorbilder nicht einfach ab, schon nach dem<br />
ersten Durchlauf des Albums erkennt man,<br />
dass diese Band ihre eigene Identität, ihren<br />
eigenen Stil hat.<br />
(Dancing in <strong>the</strong> Dark Records/<br />
Broken Silence, 2014, 12/51:41) tk<br />
KEITH EMERSON<br />
CHANGING STATES<br />
Die 1995 veröffentlichte<br />
CD enthielt<br />
Aufnahmen aus dem<br />
Jahr 1990, darunter<br />
drei Songs, die 1992<br />
unter anderen Namen<br />
auf dem ELP Album<br />
BLACK MOON wieder id auftauchten, sowie<br />
eine etwas brave 1976er Orchesteradaption<br />
von ELPs “Abaddon’s Bolero”. Somit fällt<br />
die Mischung aus Solo-Pianoballade, jazzigem<br />
Klaviertrio, rockiger Klassikadaption,<br />
straighten Rocksongs mit fauchenden<br />
Hammondsounds und der besagten Orchestereinspielung<br />
sehr inhomogen aus, man<br />
könnte es aber auch abwechslungsreich<br />
nennen. Fazit: eine interessante Neuauflage,<br />
wobei klar bleibt: An Nice oder ELP<br />
kam Emerson solo nie heran.<br />
(Eagle/edel, 1995, 10/46:09)<br />
rg<br />
JOLIE HOLLAND<br />
WINE DARK SEA<br />
Unterstützt von Musikern aus der New Yorker<br />
Experimental-Jazzszene erinnert Jolie<br />
Hollands neues Album nur noch in Spuren<br />
an die Alben zwischen Country und Folk,<br />
mit denen sie nach dem Ausscheiden aus der<br />
Americana-Band The Be Good Tanyas ihre<br />
Solokarriere startete. Von wohlklingenden<br />
Melodien keine Spur, Tom Waits, Captain<br />
Beefheart oder Sandy Dillon kommen einem<br />
in den Sinn, wenn man die abgewrackten<br />
Songs von WINE DARK SEA hört.<br />
(Anti/Indigo, 2014, 11/54:55) us<br />
COLLECTIF TRICOLETTE<br />
3901 M<br />
Das Trio Collectif Tricolette besteht aus<br />
Bela Brauckmann (dr, programming/Cultured<br />
Pearls), Gunter Papperitz (g, b, keys,<br />
programming/Peter Fox) sowie Sängerin<br />
Colette Serreau und hat seine Debüt-CD<br />
nach dem 3901 Meter hohen Schweizer<br />
Berg Piz Palü benannt. Musikalisch liefert<br />
es anspruchsvolle Easy-Listening-Songs<br />
mit Klassikelementen, einem Ambient-<br />
Teppich und betörend schwebendem Gesang<br />
und sorgt so für gute Laune.<br />
(Content/edel, 2014, 10/44:51) pro<br />
PANAMA LIMITED JUG<br />
BAND<br />
PANAMA LIMITED JUG BAND +<br />
INDIAN SUMMER<br />
Aufgrund der Fürsprache des britischen<br />
DJs John Peel war die Panama Limited Jug<br />
Band eine der ersten Acts, die vom EMI-<br />
Ableger Harvest unter Vertrag genommen<br />
wurden. Reichlich obskur ging es 1969 auf<br />
ihrem selbst betitelten Debüt zu, von typischer<br />
Jugband-Musik war darauf so gut<br />
wie nichts zu hören, das war eher psychedelischer<br />
Folk-Rock. Das sahen sie auch<br />
selbst so, für ihr 1970er Zweitwerk INDI-<br />
AN SUMMER strichen sie das „Jug Band”<br />
aus ihrem Namen, formierten sich um und<br />
änderten dazu noch ihren Stil in Richtung<br />
Underground-Rock.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1969 +<br />
1970, 17/52:38 + 12/45:45) us<br />
BLACK LABEL SOCIETY<br />
CATACOMBS OF THE BLACK<br />
VATICAN<br />
Auch bei seinem neuen Werk kennt Zakk<br />
Wylde, der ehemalige Gitarrist von Ozzy<br />
Osbourne, keine Gnade. CATACOMBS<br />
OF THE BLACK VATICAN liefert harten<br />
Heavy Metal mit düsteren Texten,<br />
bei dem sich das amerikanische Trio, das<br />
neben Wylde aktuell noch aus John De-<br />
Servio (b) und Chad Szeliga (dr) besteht,<br />
nur selten eine Auszeit gönnt. Doch wenn,<br />
wie beim akus tisch bluesigen “Scars”,<br />
dann zeigen sie auch in dieser Hinsicht<br />
ihre Klasse.<br />
(Mascot/Rough Trade,<br />
2014, 11/44:41) us<br />
ERRORHEAD<br />
EVOLUTION<br />
Die fünfte Studio-<br />
CD zeigt die Band<br />
als kompakte Einheit,<br />
Basser Frank<br />
Itt bringt jazzige<br />
und funkige Grooves<br />
ein, Drummer Zacky<br />
Tsoukas beherrscht ht die ganze Palette von<br />
Heavy bis Ballade, und mit dem neuen Sänger<br />
Karsten Stiers haben die Jungs einen<br />
guten Fang gemacht. Im Mittelpunkt steht<br />
das virtuose Gitarrenspiel Marcus Demls,<br />
wie er Heavy-Licks und High-Speed-Läufe<br />
einerseits, andererseits butterweiche und<br />
bluesige Läufe aus dem Ärmel schüttelt,<br />
hat Klasse. Da dabei auch die komposi<strong>to</strong>rischen<br />
Ideen nicht untergehen, liegt hier<br />
eine <strong>to</strong>lle und abwechslungsreiche Rockscheibe<br />
vor.<br />
(Lighthouse/H’Art, 2014, 12/48:44) rg<br />
BLANCMANGE<br />
HAPPY FAMILIES TOO<br />
Mit HAPPY FAMILIES legten die britischen<br />
Synthie-Rocker Blancmange 1982<br />
ein Debüt für die Ewigkeit vor, und als sie<br />
letzten Herbst wieder in ihrer Heimat auf<br />
Tour waren spielten sie dieses Album in<br />
kompletter Länge. So erfolgreich, dass sie<br />
die aktuelle Version des Albums jetzt mit<br />
HAPPY FAMILIES TOO neu aufgenommen<br />
haben, ergänzt um vier Remixe, darunter<br />
ihr Hit “Living On The Ceiling” im<br />
Vince-Clarke-Mix.<br />
(Cherry Red/Rough Trade, 1982,<br />
15/70:42) us<br />
DAMON FOWLER<br />
SOUNDS OF HOME<br />
Gitarrist Damon Fowler stammt aus Florida,<br />
leugnet seine Sou<strong>the</strong>rn-Roots nicht.<br />
Er vermengt funky Swamp-Blues mit<br />
Gospel, Country-Momenten sowie auch<br />
Kurzvorstellungen<br />
Rockabilly-Tupfern. Energiegeladen lässt<br />
er es zwischendurch rocken und hält sich<br />
in der Regel fern von den üblichen Klischees;<br />
Produzent Tab Benoit steuerte<br />
auch mal eine Pedalsteel bei. Wieder ein<br />
überzeugendes, spannendes Bluesprodukt<br />
aus dem Hause Blind Pig.<br />
(Blind Pig/Fenn, 2014, 11/50:13) pro<br />
HERMAN VAN VEEN<br />
HIN UND WIEDER<br />
Vor 40 Jahren, im<br />
Mai 1974, bezauberte<br />
der niederländische<br />
Chansonnier,<br />
Komponist, Sänger,<br />
Maler, Clown und<br />
Violinist<br />
Herman<br />
van Veen zum ersten Mal ein deutsches<br />
Publikum. Dieses Jubiläum begeht van<br />
Veen nicht nur mit der „Wunschkonzert-<br />
Tournee” (auf der er ausschließlich Lieder<br />
singt, die sich das Publikum wünscht),<br />
sondern auch mit einem neuen Album. Für<br />
HIN UND WIEDER hat er ausgewählte<br />
Wunschlieder neu aufgenommen und mit<br />
ein paar neuen Stücken ergänzt.<br />
(Boutique/Universal, 2014, 12/41:28) tk<br />
ROY ROGERS / BOB NOLAN<br />
HAPPY TRAILS TO YOU /<br />
THE SOUND OF A PIONEER<br />
Zwei späte Solo-Alben von Roy Rogers und<br />
Bob Nolan – beides Gründungsmitglieder<br />
der legendären Sons Of The Pioneers – auf<br />
einer CD. Beide LPs wurden Mitte/Ende<br />
der 70er Jahre von Snuff Garrett produziert,<br />
der sich von Johnny Burnette über<br />
Ray Conniff bis zu Sonny & Cher in zahlreichen<br />
Stilen tummelte. Hier sorgt er für<br />
opulent süßlichen Breitwand-Country, den<br />
die Altstars aber mit ihrer Routine retten.<br />
(Cherry Red/Rough Trade,<br />
1975/1979, 21/62:51) us<br />
REVEREND ROBERT<br />
WILKINS<br />
PRODIGAL SON<br />
Knapp zehn Minuten dauert Reverend Robert<br />
Wilkins’ “Prodigal Son” aus dem Jahr 1929,<br />
basierend auf der biblischen Geschichte vom<br />
verlorenen Sohn. Mitte der 60er Jahre wurde<br />
Wilkins im Zuge des Bluesrevivals wiederentdeckt,<br />
eine junge Rockband namens Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes adaptierte seinen Song für ihr 1968er<br />
Album BEGGARS BANQUET. Unglaublich<br />
wie kraftvoll und überzeugend diese alten<br />
Aufnahmen immer noch klingen, unverständlich<br />
warum sie – nach zwei LPs in den 60ern<br />
– erst jetzt wieder ans Tageslicht kommen.<br />
(Bear Family/Delta <strong>Music</strong>, 2014,<br />
13/56:19) us<br />
17 HIPPIES<br />
BIESTER<br />
Durch den Titel BIESTER sollte man sich<br />
nicht abschrecken lassen, auch auf ihrem 13.<br />
Album liefern die 17 Hippies wieder bes te<br />
Songware. Für ihre Instrumentals, Folksongs<br />
und Cover-Versionen (“In Memory Of Elizabeth<br />
Reed” der Allman Bro<strong>the</strong>rs, “Peaches<br />
En Regalia” von Frank Zappa, Bill Laswells<br />
“Worksong”) hat sich die Berliner Band jede<br />
Menge Gäste eingeladen, wird das neue<br />
Werk zur bunten Weltreise.<br />
(Hipster Records/Soulfood,<br />
2014, 12/46:28) us<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65
DVD<br />
REVIEWS<br />
ERIC CLAPTON<br />
THE 1970s REVIEW<br />
Bevor diese nicht au<strong>to</strong>risierte<br />
Doku einen<br />
in jene Dekade entführt,<br />
in der Clap<strong>to</strong>n<br />
sich als Solokünstler<br />
etablieren<br />
konnte<br />
und nach überwundener<br />
Heroinsucht<br />
in den Alkoholismus<br />
abdriftete, gibt es<br />
zunächst äht einen kurzen Rückblick auf die<br />
Sixties, von seinen Anfängen bei den Yardbirds<br />
bis hin zum Einstieg als Sideman bei<br />
Delaney & Bonnie. In den Fokus gerückt<br />
werden sodann u.a. das Bandprojekt Derek<br />
& The Dominos und die LAYLA-Sessions<br />
mit Duane Allman, das von Pete Towns hend<br />
organisierte „Rainbow Concert”, die zweite<br />
Solo- und zugleich Comeback-LP 461<br />
OCEAN BOULEVARD, aber auch Clap<strong>to</strong>ns<br />
Flirt mit dem Rassismus eines Enoch Powell.<br />
All dies wird in einem Mix aus Dokumentarmaterial<br />
und Interviews präsentiert, in denen<br />
auch Zeitzeugen wie Bonnie Bramlett oder<br />
Bobby Whitlock zu Wort kommen und sehr<br />
sporadisch gar Mr. Slowhand himself. Und<br />
auch wenn das Filmmaterial nicht immer<br />
von bester Qualität und die Bebilderung von<br />
Songauszügen gar eher misslungen ist, interessant<br />
ist diese filmische Zeitreise allemal.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 2014,<br />
151 Min. + Extra Features,<br />
ohne Untertitel)<br />
ms<br />
HELGE SCHNEIDER<br />
JAZZCLUB<br />
Dass Helge Schneider<br />
ein versierter<br />
Jazzmusiker<br />
ist,<br />
dürfte sich herumgesprochen<br />
haben.<br />
2003 <strong>to</strong>urte er als<br />
Pianist im Trio mit<br />
Pete York (dr) und<br />
Jimmy Woode (b).<br />
Mit den beiden Musikgrößen<br />
drehte er dann auch zusammen<br />
seinen vierten Kinofilm „Jazzclub – Der<br />
frühe Vogel fängt den Wurm” (2004). Damit<br />
erfüllte sich der Komiker einen lange<br />
gehegten Wunsch: einen am Jazz orientierten<br />
Musikfilm, gedreht in seiner Heimatstadt<br />
Mülheim an der Ruhr, mit au<strong>to</strong>biografischer<br />
Färbung. Schneider spielt<br />
darin Teddy Schu, der am liebsten nachts<br />
mit seinen beiden Freunden Howard (Pete<br />
York) und Steinberg (Jimmy Woode) in<br />
einer Kneipe jammt. Davon kann man allerdings<br />
nicht leben, so dass er sich u.a.<br />
als Fischverkäufer, Zeitungsausträger und<br />
Callboy verdingt. Als der Kneipenbesitzer<br />
überraschend stirbt, stehen die Drei vor<br />
dem Nichts. Doch Rettung naht in Form<br />
eines UFOs ... „Jazzclub” ist nicht ganz<br />
so klamaukig wie etwa „Praxis Dr. Hasenbein”,<br />
wenngleich viele Szenen den typisch<br />
anarchistisch-dadaistischen Helge-Humor<br />
aufweisen, etwa wenn Howard sich seine<br />
Schlagzeugstöcke erst schnitzen muss,<br />
sich die ausgetragenen Zeitungen im strömenden<br />
Regen zu einem Klumpatsch verwandeln<br />
oder der UFO-Kommandant als<br />
Udo-Lindenberg-Imitat auftritt. Tee? „Nee,<br />
ich bin A<strong>the</strong>ist.”<br />
(Sena<strong>to</strong>r, 2004/2014, 80 Min. + Bonus) frs<br />
BRIAN MAY & KERRY<br />
ELLIS<br />
THE CANDLELIGHT CONCERTS<br />
Eigentlich ist die<br />
DVD/CD-Ausgabe<br />
(erscheint in einem<br />
sechsseitigen<br />
Digipak)<br />
einfach zusammenzufassen:<br />
magisch,<br />
sympathisch<br />
und<br />
hochgradig<br />
emotional. Die DVD<br />
dokumentiert<br />
den<br />
Auftritt Aftittvom 19. Juli Jli2013 auf dem Montreux-Festival,<br />
bei dem Brian May Kerry Ellis<br />
auf der Akustikgitarre begleitet, aber für<br />
einige Songs auch seine E-Klampfe nutzt.<br />
Sehr ruhige und verträumte Fassungen von<br />
“Dust In The Wind”, “Somebody To Love”<br />
und ein faszinierendes “Love Of My Life”<br />
werden von “We Will Rock You” gekrönt, bei<br />
dem das Publikum nach Kräften mitmacht.<br />
Der letzte Song “Crazy Little Thing Called<br />
Love” – wiederum ein Queen-Klassiker – ist<br />
Claude Nobs gewidmet, dem Initia<strong>to</strong>r der<br />
Montreux-Festivals. Die 15 Tracks der CD<br />
wurden auf einer Tournee 2012 aufgezeichnet<br />
und entsprechen der hohen Qualität des<br />
Montreux-Konzerts. Diese erstklassige Ausgabe<br />
wird ihre Kreise ziehen. Empfehlung!<br />
(Eagle Vision/edel, 92 Min.,<br />
CD: 15/64:30)<br />
at<br />
DAVID ESSEX<br />
THE SECRET TOUR LIVE<br />
Nicht gerade üppig ist<br />
das Angebot an neueren<br />
Livemitschnitten<br />
von David Essex, so<br />
dass dieser 2009er<br />
Tourmitschnitt hochwillkommen<br />
sein<br />
dürfte. Sowohl als<br />
DVD als auch als<br />
CD (18/75:00) gibt<br />
es THE SECRET TOUR LIVE, zeigt den<br />
britischen Sänger und Schauspieler zusammen<br />
mit Ian Wherry (keys), Dave Needham<br />
(g), Gerry Moffett (b), Dave Wallace (dr) und<br />
Fergus Gerrand (perc) bei einem kompletten<br />
Konzert im britischen Bournemouth. Kein<br />
Problem war es, eine ansprechende Setlist zusammenzustellen.<br />
Wer wie Essex aus 19 Top-<br />
40-Sing les und 16 Top-40-Alben auswählen<br />
kann und sein Programm mit Hits wie “Stardust”,<br />
“Rock On”, “Silver Dream Machine”<br />
und “Imperial Wizard” bestreiten kann, wird<br />
zu Recht vom Publikum gefeiert. Und ebenso,<br />
wie seine Bühnenshow ohne große Mätzchen<br />
auskommt, bleibt auch die DVD bodenständig<br />
und verzichtet auf irgendwelche Extras.<br />
(Wienerworld/H’Art, 2014, 77 Min.) tk<br />
THE ROLLING STONES<br />
IN THE 1970s<br />
„Das beste Rolling-<br />
S<strong>to</strong>nes-Line-Up<br />
war das zwischen<br />
1969 und ’74 mit<br />
Mick Taylor”, resümiert<br />
der Journalist<br />
und Au<strong>to</strong>r Nigel<br />
Williamson<br />
am<br />
Ende von DVD 1,<br />
und dies ist nur ein<br />
Beispiel Bi i dafür, dfü dass die für diese englischsprachige<br />
Doku befragten Musikkritiker<br />
neben der Weitergabe ihres Faktenwissens<br />
stets auch eine Bewertung des musikalischen<br />
Outputs der S<strong>to</strong>nes zwischen 1969<br />
und 1983 im Blick haben. Thematisch geht<br />
es dabei erwartungsgemäß um Albumklassiker<br />
wie STICKY FINGERS oder EXILE<br />
ON MAIN ST., das während der Steuerflucht<br />
der S<strong>to</strong>nes nach Südfrankreich entstand,<br />
Keith Richards’ Drogenprobleme,<br />
Mick Jaggers High-Society-Ambitionen<br />
und die zunehmende Entfremdung der beiden<br />
„Glimmer Twins” sowie die Rolle des<br />
Taylor-Nachfolgers und Richards-Kumpels<br />
Ronnie Wood. Dass trotz der vielen Wortbeiträge<br />
beim Schauen keine Langeweile<br />
aufkommt, ist nicht zuletzt dem Kaliber<br />
der Interviewpartner geschuldet, zu denen<br />
neben besagten Musikjournalisten u.a. auch<br />
Taylors früherer Chef John Mayall sowie<br />
Harper Sugar Blue gehören.<br />
(Chrome Dreams/inakustik, 2014,<br />
2 DVDs, 214 Min. + Extra Features,<br />
ohne Untertitel)<br />
ms<br />
ZZ TOP + LYNYRD<br />
SKYNYRD + LOU REED<br />
LIVE IN GERMANY 1980 +<br />
SWEET HOME ALABAMA +<br />
A NIGHT WITH LOU REED<br />
Zwei „Rockpalast”-<br />
Auftritte von<br />
zwei legendären<br />
amerikanischen<br />
Bands, dazu ein<br />
1983er Auftritt<br />
Lou Reeds in New<br />
York, das sind drei<br />
der Wiederveröffentlichungen<br />
der<br />
Eagle-Vision-Classics-Reihe. i i 1980 gelang<br />
ZZ Top der Durchbruch in Europa, Grund<br />
hierfür ihr inzwischen legendärer Auftritt in<br />
der Essener Grugahalle. Dabei bietet LIVE<br />
IN GERMANY 1980 gut 90 Minuten knochentrockenen<br />
Texas-Blues-Rock, gestützt<br />
von Songs wie “I Thank You”, “Cheap<br />
Sunglasses”, “Tush” und “La Grange”.<br />
1996, als Lynyrd Skynyrd im Rahmen des<br />
„Rockpalasts” auf dem Loreley Festival<br />
auftraten, hatte die Band aus Jacksonville,<br />
Florida, ihr Line-Up aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen schon mehrfach geändert,<br />
was sie aber nicht daran hinderte dem Publikum<br />
eindrucksvoll zu beweisen, dass sie<br />
immer noch zu besten Sou<strong>the</strong>rn-Rockbands<br />
gehörten. Raritätenjäger aufgepasst, als<br />
Bonus gibt es auf SWEET HOME ALA-<br />
BAMA einen Mitschnitt aus der Hamburger<br />
Musikhalle, in dem sie in Originalbesetzung<br />
mit “Workin’ For MCA”, “Free<br />
Bird” und “Sweet Home Alabama” drei<br />
ihrer größten Hits zum Besten geben. Auf<br />
A NIGHT WITH LOU REED wird der im<br />
Ok<strong>to</strong>ber letzten Jahres vers<strong>to</strong>rbene Sänger<br />
und Gitarrist nur von Robert Quine (g),<br />
Fernando Saunders (b) und Fred Maher<br />
(dr) unterstützt. Reed nutzte dieses intime<br />
DVD – Blu-ray<br />
Konzert mit außergewöhnlichen Versionen<br />
von Songs wie “Sweet Jane”, “Satellite Of<br />
Love” und “Walk On The Wild Side” für<br />
eine Reise zurück ins Greenwich Village,<br />
wo er Mitte der 60er Jahre mit der Gründung<br />
von Velvet Underground seine eindrucksvolle<br />
Karriere startete.<br />
(Eagle Vision/edel, 2014,<br />
93 Min. + 119 Min. + 60 Min.) us<br />
BILLY BRAGG<br />
LIVE AT THE UNION<br />
CHAPEL LONDON<br />
Im Juni 2013 trat Billy<br />
Bragg in der Londoner<br />
Kirche Union Chapel<br />
auf. Im Gepäck hatte er<br />
sein gerade veröffentlichtes,<br />
von der Kritik<br />
wohlwollend aufgenommenes<br />
Album TOOTH<br />
& NAIL (UK #13). Vor<br />
beeindruckender neugotischer Kulisse geriet<br />
der Abend zu einem Karriere-umspannenden<br />
Set. Der Sänger/Songschreiber und<br />
Gitarrist, mittlerweile grau und vollbärtig,<br />
spielte sich mit seiner gut aufgelegten<br />
Band durch ein Reper<strong>to</strong>ire aus 30 Jahren.<br />
Unter der Regie von Jack Lilley wurde der<br />
grandiose Gig mitgefilmt und liegt nun auf<br />
DVD vor. Neben einigen Woody-Guthrie-<br />
Ver<strong>to</strong>nungen interpretiert der sozialkritische<br />
Sänger größtenteils eigene Songs,<br />
darunter Klassiker wie “Valentine’s Day<br />
Is Over” und „Waiting For The Great Leap<br />
Forwards”. Als Zugabe spielt er anlässlich<br />
des 30. Jubiläums seiner Debüt-EP solo alle<br />
sieben Songs von LIFE’S A RIOT WITH<br />
SPY VS. SPY, inklusive “A New England”.<br />
Als Bonus enthält die DVD Interviews, Videoclips<br />
sowie eine CD mit der Musik des<br />
Konzerts.<br />
(Cooking Vinyl/Indigo, 2014,<br />
98 Min. + Bonus) frs<br />
VARIOUS ARTISTS<br />
ALL MY FRIENDS:<br />
CELEBRATING THE SONGS &<br />
VOICE OF GREGG ALLMAN<br />
Als Tribute-Konzert<br />
unter<br />
Beteiligung<br />
des dabei Geehrten<br />
und mit einem<br />
kaum minder breit<br />
aufgestellten<br />
Line-<br />
Up als bei Clap<strong>to</strong>ns<br />
„Crossroads-Guitar-<br />
Festivals”, so präsentiert<br />
sich dieser<br />
DVD-Mitschnitt aus dem Fox Theatre von<br />
Atlanta, der (wie die DVD-Version inklusive<br />
Doppel-CD) auch als Blu-ray Disc<br />
sowie in einer reinen Audio-Variante auf<br />
den Markt kommt. Dabei reicht der Reigen<br />
der beteiligten „Friends” von Dr. John über<br />
Keb’ Mo’ bis zu Susan Tedeschi, und bei<br />
den 26 Tracks handelt es sich um Songs,<br />
die von Gregg Allman geschrieben oder<br />
im Laufe seiner Karriere eingespielt wurden,<br />
wie etwa der zusammen mit Taj Mahal<br />
dargebotene ”Statesboro Blues” oder seine<br />
im Duett mit Jackson Browne vorgetragene<br />
Komposition ”Melissa”. Und bevor alle<br />
Beteiligten sich zu ”Will The Circle Be<br />
Unbroken” noch einmal zum gemeinsamen<br />
Finale auf der Bühne einfinden, dokumentieren<br />
die Titel ”Dreams” und ”Whipping<br />
Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
DVD<br />
REVIEWS<br />
Post” den möglicherweise letzten Auftritt<br />
der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band in ihrer aktuellen<br />
Besetzung.<br />
(Rounder/Universal, 2014,<br />
161 Min. + Extra Features) ms<br />
JONI MITCHELL + LOU<br />
REED + TINA TURNER<br />
WOMAN OF HEART & MIND /<br />
PAINTING WITH WORDS AND<br />
MUSIC + TRANSFORMER /<br />
LIVE AT MONTREUX 2000 +<br />
ONE LAST TIME LIVE IN<br />
CONCERT / CELEBRATE!<br />
Mit jeweils zwei<br />
bisher einzeln erhältlichen<br />
Videos<br />
auf einer Blu-ray<br />
startet Eagle Vision<br />
eine neue Reihe von<br />
Wiederveröffentlichungen.<br />
Besonders<br />
zu empfehlen dabei<br />
der<br />
Doppelpack<br />
von Joni Mitchell, der aus der 2003 entstandenen,<br />
immer noch äußerst sehenswerten<br />
Biografie WOMAN OF HEART<br />
& MIND besteht, angereichert durch<br />
PAINTING WITH WORDS AND MU-<br />
SIC, dem 1998er Livemitschnitt eines<br />
ebenso intimen wie eindrucksvollen Konzerts<br />
Mitchells in Los Angeles, bei dem<br />
die kanadische Songwriterin von Greg<br />
Leisz, Larry Klein, Brian Blade und Mark<br />
Isham unterstützt wurde. Ähnlich auch<br />
das Konzept bei den beiden Lou-Reed-<br />
Filmen. Auch hier gibt es mit TRANS-<br />
FORMER einen ebenso ausführlichen wie<br />
aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen<br />
eines seiner wichtigsten Alben zu<br />
sehen, bei dem Lou Reed den Zuschauer<br />
zusammen mit seinem damaligen Toningenieur<br />
Ken Scott durch die Entstehungsgeschichte<br />
von so zeitlosen Songs wie<br />
“Vicious”, “Satellite Of Love” und “Walk<br />
On The Wild Side” führt. Dazu gibt es<br />
den kompletten Auftritt von Lou Reed<br />
beim 2000er Montreux Jazz Festival, bei<br />
dem er neben Songs aus seinem damals<br />
aktuellen Album ECSTASY natürlich<br />
auch Klassiker wie “Romeo Had Juliette”,<br />
“Dirty Blvd.” und “Perfect Day” im Programm<br />
hatte. Zwei Livemitschnitte sind<br />
auf der Blu-ray von Tina Turner zu sehen.<br />
ONE LAST TIME LIVE IN CONCERT<br />
wurde 2000 im Londoner Wembley Stadion<br />
aufgezeichnet, CELEBRATE! ein Jahr<br />
zuvor, als sie ihren 60. Geburtstag live<br />
auf der Bühne feierte. Neben dem Geburtstagsgast<br />
Bryan Adams gibt es noch<br />
frühere Duette mit Cher, Rod Stewart,<br />
David Bowie und Mick Jagger zu sehen,<br />
dazu Glückwunsch-Clips von Bono, Paul<br />
McCartney, Ricky Martin, Sting, Mariah<br />
Carey und Al Green.<br />
(Eagle Vision/edel, 2014, 3 Blu-rays,<br />
204 Min. + 206 Min. + 235 Min.) tk<br />
ALICE COOPER<br />
SUPER DUPER ALICE COOPER<br />
Ganz klar, eine „normale”<br />
filmische Biografie<br />
hätte dem<br />
Phänomen<br />
Alice<br />
Cooper nie gerecht<br />
werden können. Daher<br />
hat Banger Films<br />
(die auch schon Iron<br />
Maiden mit FLIGHT<br />
666 und Rush mit BE-<br />
YONDTHE LIGHTED STAGE ziemlich außergewöhnliche<br />
Doku-Denkmäler setzten) für<br />
SUPER DUPER ALICE COOPER eine ganz<br />
besondere Art der Darstellung ausgewählt. Als<br />
„Doku-Oper” bezeichnen die Macher ihren<br />
Film, in dem sie die unglaubliche Geschichte<br />
des Pfarrersohnes Vincent Furnier erzählen,<br />
der als Kunstfigur Alice Cooper direkt aus der<br />
Hölle zu stammen scheint. Mit einer Mischung<br />
aus realen Interviews, Animationen sowie Material<br />
aus Konzerten, TV-Shows und Filmauftritten<br />
werden sämtliche Stationen seiner Karriere<br />
detailliert beleuchtet, nicht zuletzt durch<br />
Einbeziehung von so namhaften Kollegen wie<br />
Iggy Pop, El<strong>to</strong>n John, John Lydon oder Dee<br />
Snider. Als Bonus gibt es nicht verwendete<br />
Szenen sowie Interviews mit Alice Cooper.<br />
(Eagle Vision/edel, 2014, 127 Min.) tk<br />
THE FIXX<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Auf Wave- und<br />
Synthie-<br />
oder<br />
Electro-Pop<br />
setzten The Fixx<br />
in der Zeit, als<br />
sie in Hamburgs<br />
Markthalle auf der<br />
„Rockpalast”-Bühne standen (22.2.1985).<br />
Was Cy Curnin (voc), Jamie West-Oram<br />
(g), Rupert Greenall (keys), Dan Brown (b)<br />
und Adam Woods (dr) damals konzertant<br />
inszenierten, wirkt heute etwas unterkühlt<br />
– aber es groovte durchaus, die eine oder<br />
andere Melodie setzt sich immer noch im<br />
Ohr fest. Aber es fehlten, das wird in überzeugender<br />
Ton- und Bildgüte wieder deutlich,<br />
der letzte Biss und die ganz eigene<br />
Note, die The Fixx von den anderen damals<br />
angesagten Acts dauerhaft abgesetzt hätten.<br />
Alles war clever durchdacht und konstruiert,<br />
auch facettenreich arrangiert, aber ein<br />
Hauch mehr Seele hätte dem durchaus Hitgespickten<br />
Konzertprogramm gutgetan.<br />
Aber der Zeitgeist war eben ein anderer.<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />
DVD: 82 Min, CD: 17/79:34) pro<br />
RICK WAKEMAN<br />
LIVE IN LUGANO<br />
Schwarzer Anzug, weiße Schuhe und ein<br />
imposanter (Steinway-)Flügel, so erlebten<br />
die Besucher Rick Wakeman am 2. Juli<br />
2009 beim Lugano Estival Jazz (gemeinsam<br />
mit Ochester und Chor). “The King<br />
Arthus Suite”, “Merlin The Magician”,<br />
“Journey To The Centre Of The Earth”<br />
gab’s (ohne Elektronik, aber nichtsdes<strong>to</strong>trotz<br />
hochspannend) ebenso wie eine Verbeugung<br />
vor den Beatles mit ”Help/Eleanor<br />
Rigby” und einiges mehr. Wakeman weiß<br />
auch ohne Band im Rücken zu überzeugen,<br />
gewinnt bei dieser musikalischen Herausforderung,<br />
der er sich ja schon öfter stellte –<br />
auch weil er den Orchestermitgliedern zwi-<br />
DVD – Blu-ray<br />
schendurch durchaus Raum zum Solieren<br />
gibt. Überzeugende Dokumentation eines<br />
gelungenen und komplett wiedergegebenen<br />
Konzertabends, der die klassische Seite des<br />
Musikers hervorhebt.<br />
(Esoteric/Rough Trade, 2009, 90 Min.) pro<br />
ROGER CHAPMAN &<br />
THE SHORTLIST<br />
LIVE AT ROCKPALAST<br />
Jeweils mit einer<br />
DVD und zwei<br />
CDs sind die<br />
Gastspiele<br />
Roger<br />
Chapmans<br />
mit<br />
The Shortlist im<br />
„Rockpalast” dokumentiert,<br />
sowohl<br />
„Markthalle Hamburg 1979” als auch „Live<br />
At Grugahalle Essen 1981”. Beim Hamburger<br />
Line-Label stand „Chappo” damals unter<br />
Vertrag und schaffte nicht zuletzt dank des<br />
„Rockpalast” seinen Durchbruch hier zu Lande.<br />
Beim Hamburg-Auftritt war gerade mal<br />
sein Debüt CHAPPO erschienen, so dass er<br />
auch Songs seiner vorherigen Bands Family<br />
und Streetwalkers sowie Cover-Versionen<br />
einstreute. Chapman röhrte sich die Seele aus<br />
dem Leib, Shortlist stimmte die Melange aus<br />
Rock, Blues und R&B feurig und intensiv, geradezu<br />
enthusiastisch an, allen voran Gitarrist<br />
Geoff Whitehorn und Saxer Nick Pentelow.<br />
Und davor ein ungemein spontaner, geradezu<br />
animalischer Sänger. Zwei Jahre später<br />
in Essen war das eigene Reper<strong>to</strong>ire deutlich<br />
umfangreicher, so dass es in zwei Stunden<br />
nur acht Überschneidungen gab – und selbst<br />
die machen in ihrer Unterschiedlichkeit einen<br />
gewissen Reiz aus. Ton und Bild überzeugen<br />
trotz einiger Schwächen insgesamt – und die<br />
einzigartige Musik von Chapman & Co. sowieso.<br />
Zugreifen!<br />
(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2014, DVD: 98 Min,<br />
CD: 7/50:35, 6/42:14 + DVD: 122 THE FIXX<br />
Min., CD: 11/62:40, 13/56:22) pro<br />
DIE TOTEN HOSEN<br />
DER KRACH DER REPUBLIK –<br />
DAS TOURFINALE<br />
Der riesige technische/personelle<br />
Aufwand bei der<br />
Aufzeichnung<br />
der zwei Tourfinale-Shows<br />
im<br />
heimischen<br />
Düsseldorf<br />
hat sich<br />
gelohnt: Allein die<br />
Optik haut einen<br />
um, zieht ihtman sich ihdie<br />
ersten Minuten der<br />
neuen und inzwischen x-ten Live-DVD<br />
der Toten Hosen rein. Natürlich kennt man<br />
viele Songs schon von früheren Livemitschnitten,<br />
aber jede Hosen-Show ist eben<br />
doch anders, dazu gibt’s ein paar Songs<br />
von BALLAST DER REPUBLIK, ebenso<br />
das live selten angestimmte “Helden<br />
und Diebe”, ein paar frühe Klassiker aus<br />
anderer Bühnenperspektive, auf einem<br />
speziellen Podest. Dazu hat Starregisseur<br />
Paul Dugdale (Regie bei Filmen der S<strong>to</strong>nes<br />
und von Coldplay) einfallsreich gearbeitet.<br />
Mal ganz abgesehen davon, dass die Band<br />
beim Heimspiel in Bestform los<strong>to</strong>bte. Wer<br />
es sich leisten kann, sollte sich das aufwändige<br />
Earbook zulegen!<br />
(JKP/Warner, 2014, 125 Min.) pro<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 67<br />
MFPConcerts GmbH & Co. KG<br />
<br />
Der Gitarrist der Erfolgsalben von Ozzy Osbourne<br />
- Bark at <strong>the</strong> Moon & Ultimate Sin -<br />
live on Stage!<br />
27.05. Aschaffenburg<br />
30.05. Wien (A)<br />
31.05. München<br />
01.06. Hannover<br />
Abschieds<br />
<strong>to</strong>urnee<br />
TANGERINE DREAM<br />
Phaedra Farewell Tour 2014<br />
22.05.2014 Paris (F)<br />
23.05.2014 London (GB)<br />
24.05.2014 Nijmegen (NL)<br />
26.05.2014 München<br />
<br />
28.05.2014 Nürnberg<br />
30.05.2014 Berlin<br />
<br />
mfp (1/4-hoch)<br />
01.06.2014 Köln<br />
02.06.2014 Köln<br />
JEFF<br />
BECK<br />
02.06.2014<br />
München<br />
03.06.2014 Wien (A)<br />
04.06.2014 Warschau (PL)<br />
09.06.2014 Turin (IT)<br />
Festival Tour 2014<br />
ZUSATZSHOW<br />
New CD<br />
out now!<br />
15.07. München (Tollwood)<br />
16.07. Crailsheim • 17.07. Loreley<br />
18.07. Tuttlingen<br />
08.08. Schwetzingen<br />
09.08. + 11.08. Calw<br />
15.08. Hamburg • 16.08. Nürnberg<br />
22.08. Wiblingen/Ulm<br />
HERMAN RAREBELL‘s<br />
Acoustic Fever Tour 2014<br />
feat.<br />
Bobby Kimball • John Parr<br />
Michael Voss • Jose An<strong>to</strong>nio Rodriguez<br />
special guest: Beggar‘s Jam<br />
20.10. Zürich (CH)<br />
21.10. Steinegg/Bozen (I)<br />
22.10. Nürnberg<br />
23.10. Hannover<br />
24.10. Mannheim<br />
25.10. Baden-Baden<br />
20.11.2014 München Tonhalle<br />
www.MFPConcerts.com<br />
Hotline 08450 300 20 22
Books For You<br />
The Beatles: It Was 50 Years Ago Today<br />
The S<strong>to</strong>ry Of Pop<br />
Von Terry Burrows<br />
2014, Edition Olms, Zürich<br />
ISBN 978-1-78097-110-0<br />
132 Seiten (engl.)<br />
59,95 €<br />
Terry Burrows arbeitete früher in der IT-<br />
Branche, aber konnte seine Passion für<br />
das geschriebene Wort nicht ignorieren.<br />
Seitdem sind von ihm zahlreiche Bücher zu<br />
den unterschiedlichsten Themen erschienen,<br />
von denen dieser Band sicherlich<br />
für Furore sorgen wird,<br />
denn neben sauber recherchierten<br />
Infos punktet vor<br />
allem die Aufmachung. Die<br />
Edition erscheint in einer<br />
Hardcover-Box, der ein großformatiges<br />
Poster beiliegt. Das<br />
Buch an sich ähnelt einem<br />
der alten Fo<strong>to</strong>-Alben aus<br />
den Sieb zigern und wurde<br />
auf qualitativ hochwertigem<br />
Papier gedruckt. Die Karriere der<br />
Fab Four wird auf 132 Seiten abgehandelt,<br />
was auf den ersten Blick als viel zu wenig<br />
erscheint, doch im Gegensatz zu einer regulären<br />
Bio liegt hier ein anderes Konzept<br />
zu Grunde, denn mit 30 Faksimiles wird ein<br />
Gesamteindruck erzeugt, der – besonders<br />
für jüngere Leser – das anhaltende Phänomen<br />
der Beatles erläutert. Nach einer kurzen<br />
Einleitung des Au<strong>to</strong>rs werden die Jugend-<br />
jahre der vier Musiker auf knappem Raum<br />
dokumentiert, gefolgt von dem Karrierebeginn<br />
auf der Reeperbahn. Besonders hübsch<br />
sind Nachdrucke von Werbeflyern, einem<br />
Vertrag und einer Konzertankündigung. Zur<br />
Beatlemania wird natürlich auch PLEASE<br />
PLEASE ME besprochen (wie auch alle<br />
folgenden Alben), unterstützt von einem<br />
kultigen Miniposter. Zum Thema „Beatles<br />
in den USA” finden sich Nachdrucke von<br />
Handzetteln und einer Au<strong>to</strong>grammkarte,<br />
wohingegen die Tourneen wiederum<br />
mit schmucken Flyern dargestellt sind.<br />
Für den optischen Sinnesreiz<br />
sorgen darüber hinaus Nachdrucke<br />
von einer Einladung<br />
zur MAGICAL MYSTERY<br />
TOUR und der Banderole<br />
einer Japan-Ausgabe,<br />
auf deren Rückseite<br />
eine Dame wahrscheinlich<br />
ein Deodorant (oder<br />
Mundwasser?) anpreist.<br />
Im Endkapitel geht Burrows kurz auf die<br />
Nachhaltigkeit der Jahrhundertmusiker ein.<br />
Neben zwei weiteren Riesenpostern liegt der<br />
Ausgabe eine DVD mit Interviewschnipseln<br />
bei, deren Spielzeit bei unter zehn Minuten<br />
liegt. The Beatles: „It Was 50 Years Ago Today”<br />
ist natürlich ein Sammlerstück, doch<br />
bietet darüber hinaus viel Zeitgeist und<br />
Flair. Empfehlung!<br />
fl<br />
Von Karl Bruckmaier<br />
2014, Murmann Verlag, Hamburg<br />
ISBN 978-3-86774-338-9<br />
348 Seiten, Leinen, gebunden<br />
29,99 €<br />
Pop-His<strong>to</strong>rien gibt es wie Sand am Meer.<br />
Was kann eine weitere Darstellung der<br />
Geschichte der Rock- und Popmusik noch<br />
allem bereits Gesagten und Geschriebenen<br />
hinzufügen? Karl Bruckmaier,<br />
Modera<strong>to</strong>r des Bayerischen<br />
Rundfunks („Zündfunk”) und<br />
Kritiker der „Süddeutschen<br />
Zeitung”, beschreitet mit „The<br />
S<strong>to</strong>ry Of Pop” sehr unkonventionelle<br />
Wege und kommt<br />
dadurch zu verblüffenden<br />
Ergebnissen. Er erzählt nicht<br />
zum zigsten Male nach, wie<br />
sich Elvis Presley und Sam<br />
Philips oder John Lennon und<br />
Paul McCartney erstmals begegneten.<br />
Er nimmt nicht den<br />
geraden Weg, sondern wandelt<br />
abseits der Hauptstraßen, des Mi Mainstreams<br />
und der ausgetretenen Pfade auf<br />
den vielen verschlungenen Seiten- und Nebenwegen<br />
der Pop-His<strong>to</strong>rie und schildert<br />
sie in subjektiv ausgewählten Episoden mit<br />
großem Mut zur Lücke. Statt Elvis, S<strong>to</strong>nes<br />
und Beatles begegnen einem eher Typen<br />
wie Bert Williams, Irving Berlin, John Ham-<br />
mond, Ahmed Ertegun und Charlie Haden.<br />
Bruckmaier fasst seinen Popbegriff sehr<br />
weit: So beginnt etwa seine Geschichte<br />
mit dem sagenumwobenen Sänger und<br />
Lautenspieler Ziryab am Hofe des Kalifen<br />
von Córdoba im Jahr 822. Bevor er die<br />
1950er Jahre erreicht, schildert er erst mal<br />
über viele Seiten die Lebensumstände der<br />
nach Amerika verschifften Sklaven, wie sie<br />
ihre Musik und Traditionen,<br />
ihre Instrumente und Trommeln<br />
aus Afrika mitbrachten<br />
und somit die Grundlagen<br />
für fast alle späteren populärmusikalischen<br />
Strömungen<br />
schufen, ob Blues, Jazz,<br />
Swing, Rock’n’Roll, Soul oder<br />
Funk. Sein Buch ist, wie der<br />
Titel schon sagt, eher S<strong>to</strong>ry<br />
denn His<strong>to</strong>ry; Erzählen und<br />
Auswählen stehen stärker im<br />
Vordergrund als die bloße Aneinanderreihung<br />
von musikhis<strong>to</strong>rischen<br />
Fakten. Sein Stil<br />
ist it ausgefeilt, filt er schreibt auf hohem Reflexionsniveau<br />
– man muss schon einiges<br />
an Vorkenntnissen und starkes Interesse<br />
für den S<strong>to</strong>ff mitbringen. Auch wenn das<br />
Zitat- und Namedropping mitunter etwas<br />
ausufern und die Gedanken teils sehr<br />
sprunghaft sind, ist „The S<strong>to</strong>ry Of Pop”<br />
eine sehr anregende Lektüre. frs<br />
The Great Illustrated British Rolling S<strong>to</strong>nes Discography<br />
1963 –2013<br />
Von Julian Hardiman<br />
2014, Maus Of <strong>Music</strong>, Hamburg<br />
ISBN 978-3-9809137-8-2<br />
Sprache: englisch<br />
444 Seiten; 48,00 €<br />
Wer wissen möchte, wie es aussieht,<br />
wenn sich zwei absolute Profis mit<br />
höchster Leidenschaft und mit tiefster Fachkenntnis<br />
um eine Discographie kümmern,<br />
der sollte sich dieses Buch zulegen. Geschrieben<br />
von Julian Hardiman, einem der<br />
führenden Rolling-S<strong>to</strong>nes-<br />
Sammler Großbritanniens,<br />
bebildert von Chris<strong>to</strong>ph<br />
Maus, dessen Anthologie<br />
„Rolling S<strong>to</strong>nes World wide”<br />
nun schon bei Ausgabe IV<br />
angekommen ist, bleibt<br />
„The Great Illustrated British<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes Discography<br />
1963–2013” natürlich immer noch nichts<br />
anderes als eine Discographie. Doch wie die<br />
beiden Au<strong>to</strong>ren in diesem dicken Wälzer die<br />
Veröffentlichungen der letzten 50 S<strong>to</strong>nes-<br />
Jahre chronologisch aufbereitet haben, wie<br />
sie Singles, EPs, LPs, CDs, DVDs, Kassetten,<br />
Promo-USB-Sticks, Sammelboxen und vieles<br />
mehr durch Text und Bild zum Leben erwecken,<br />
wie sie selbst eingefleischten Fans der<br />
Band immer wieder Neues und bisher Unbekanntes<br />
präsentieren, das ist ebenso ein-<br />
malig wie großartig. Von der 1963er Single<br />
“Come On/I Want To Be Loved” bis zum<br />
2013er Live-Dreier-Pack SWEET SUMMER<br />
SUN reicht das Spektrum, selbst Exkursionen<br />
zu Tribute-Alben, obskuren Samplern und<br />
Reissues werden unternommen, auch hier<br />
bleibt kein Wunsch offen, auch hier gibt es<br />
alle notwendigen Veröffentlichungsinfos,<br />
Abbildungen der Front- und Backcover, der<br />
Label, Innenhüllen und Booklets. Ein Buch,<br />
das sich aufgrund seiner Vielfalt, seiner Farbenpracht<br />
und seiner enormen<br />
Detailtiefe nicht nur an<br />
Sammler richtet, neben akribischem<br />
Durcharbeiten ist<br />
hier auch zielloses Blättern<br />
ein Genuss, am besten natürlich,<br />
wenn man dabei den<br />
einen oder anderen abgebildeten<br />
Tonträger auflegt und<br />
so nicht nur visuell in die Welt der Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes eintaucht. Neben einer ausführlichen<br />
Einleitung, in der sich sowohl eine Auflistung<br />
aller vorgestellten Veröffentlichungen<br />
als auch eine Erklärung der wichtigsten Begriffe<br />
finden, gibt es am Ende des Buches<br />
noch Abbildungen von Promo-Postern von<br />
1965 bis 2005 sowie sechs leere Seiten für<br />
den Selbsteintrag der kommenden S<strong>to</strong>nes-<br />
Veröffentlichung von 2014 bis 2063 – ob<br />
diese wohl ausreichen?<br />
us<br />
Wild Tales – Ein Rock’n’Roll-Leben<br />
Von Graham Nash<br />
2014, edel, Hamburg<br />
ISBN 978-3-8419-0250-4<br />
382 Seiten<br />
22,95 €<br />
Dass Graham Nash auf dem Titel seiner<br />
Au<strong>to</strong>biografie „Wild Tales – Ein<br />
Rock’n’Roll-Leben” mit der Kamera in der<br />
Hand abgebildet ist, das ist kein Zufall. Denn<br />
auch wenn es der Titel des Buches mit seinen<br />
„wilden Geschichten” und<br />
einem „Rock’n’Roll-Leben”<br />
so suggeriert, ist der 1942 in<br />
Blackpool geborene Brite weit<br />
davon entfernt, aus seinem<br />
Blick zurück auf sein musikalisches<br />
Leben eine simple<br />
Aneinanderreihung von wilden<br />
S<strong>to</strong>rys über „Sex, Drugs<br />
& Rock’n’Roll” zu machen.<br />
Natürlich gibt es diese auch,<br />
wer wie Graham Nash über<br />
so lange Zeit im wohl verrücktesten<br />
Business der Welt<br />
tätig war, wer von britischem Beat über<br />
ur-amerikanischen Folk bis zum Aufstieg<br />
in höchste Pop-Sphären alles miterlebt hat,<br />
der kann ohne Zweifel einiges erzählen.<br />
Doch immer wieder gelingt es Nash, auch<br />
über sein Musikerdasein hinauszublicken,<br />
als Fo<strong>to</strong>graf, als Kunstliebhaber, als Freund,<br />
als sozial engagierter Mäzen, als warmherziger<br />
Mensch. Wunderbar flüssig zu lesen<br />
geht es chronologisch durch sein Leben,<br />
beginnend mit seiner Zeit bei den Hollies<br />
über die Jahre mit David Crosby, Stephen<br />
Stills und/oder Neil Young bis zu seinen Solozeiten.<br />
Auch die Westcoast-Hippieszene<br />
im Laurel Canyon, seine tiefe Beziehung zu<br />
Joni Mitchell oder der CSN&Y-Auftritt beim<br />
legendären Woods<strong>to</strong>ck-Festival werden zum<br />
Thema, ebenso wie die Zeit in<br />
den 80ern, als Nash im Kampf<br />
gegen die A<strong>to</strong>menergie zum<br />
Protestkämpfer wird oder sich<br />
mit Benefizkonzerten gegen<br />
den Irak-Krieg engagiert. Mit<br />
rein privaten Einblicken geht<br />
er in „Wild Tales” eher sparsam<br />
um, dennoch reichen die<br />
wenigen von ihm geschilderten<br />
Erlebnisse aus, um Nash auch<br />
in<br />
dieser Hinsicht zu einem<br />
au<strong>the</strong>ntischen Chronisten zu<br />
machen. Dies ist unter dem<br />
Strich gesehen<br />
wohl auch das größte Lob,<br />
das man einer Au<strong>to</strong>biografie ausstellen kann,<br />
au<strong>the</strong>ntisch, ehrlich und emotional zu sein;<br />
Graham Nash ist dies mit „Wild Tales – Ein<br />
Rock’n’Roll-Leben” hervorragend gelungen.<br />
Feiner Service: Im Buch gibt es einen kostenlosen<br />
Download-Code für E-Reader. us<br />
Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Rocklexikon der DDR<br />
Holtmanns Erzählungen – Porsche, Pop und Parkinson<br />
Von Götz Hintze<br />
2014, tredition GmbH, Hamburg<br />
ISBN 978-3-8495-7804-6<br />
402 Seiten; 24,90 €<br />
15 Jahre nach der Erstveröffentlichung<br />
legt Götz<br />
Hintze nun eine großflächig<br />
überarbeitete und erweiterte<br />
Auflage seines „Rocklexikons<br />
der DDR” vor. Rund 40 neue<br />
Stichworte kamen hinzu, au-<br />
ßerdem wurde das Buch um ein rund 3500<br />
Einträge umfassendes Interpretenregister<br />
ergänzt, was die Suche nach bestimmten Personen<br />
natürlich enorm erleichtert. Auch die<br />
im vereinigten Deutschland veröffentlichten<br />
Tonträger der jeweiligen Künstler sind nun<br />
zusätzlich in den Discographien berücksichtigt.<br />
Was sich im Vergleich zur ersten Auflage<br />
nicht geändert hat, ist die ungebrochen hohe<br />
Relevanz dieses Lexikons, denn der Ansatz<br />
von Götz Hintze – von 1983 bis 1991 Musikdokumentar<br />
beim DDR-Rundfunk und dort<br />
zuständig für Pop-, Rock- und Schlagermusik<br />
– die Bands, Interpreten, Sänger und Texter<br />
der DDR-Rockgeschichte nicht in Vergessenheit<br />
geraten zu lassen, ist heute mindestens<br />
noch genauso wichtig wie 1999. Sehr interessant<br />
sind auch die im Anhang zu findenden<br />
DDR-Jahreshitparaden von 1975 bis 1990, in<br />
denen man die Top-50-Songs der einzelnen<br />
Jahre findet.<br />
tk<br />
Von Matthias Holtmann<br />
2014, Klöpfer und Meyer, Tübingen<br />
ISBN 978-3-86351-065-7<br />
350 Seiten; 25 €<br />
ollage eines so nicht geplanten<br />
Lebens”, so lautet C„<br />
der Untertitel von „Holtmanns<br />
Erzählungen”. Was es damit<br />
auf sich hat, dafür genügt ein<br />
Blick auf die bewegte Vita von<br />
Au<strong>to</strong>r Matthias Holtmann, der<br />
nach dem Studium an der Musikhochschule<br />
Köln Schlagzeuger der deutschen Progressive<br />
Rockband Triumvirat war, es dann über<br />
Au<strong>to</strong>tester bei Porsche, Jobs als Comedian<br />
und Journalist bis zum Modera<strong>to</strong>r (mit eige-<br />
ner Au<strong>to</strong>grammkarte!) und Musikchef beim<br />
Stuttgarter Südwestrundfunk gebracht hat.<br />
Wer seine Live- und Radiomoderationen<br />
kennt, der wird sich schnell heimisch fühlen<br />
in der trocken-witzigen, manchmal auch<br />
selbstironischen Art, in der Holtmann seine<br />
Erinnerungen, Eingebungen, Glücksmomente,<br />
Visionen, Abschweifungen und Niederlagen<br />
erzählt. Gerade diese Art, mit sich<br />
selbst und mit Schicksalsschlägen wie seiner<br />
Parkinson-Erkrankung offen umzugehen,<br />
hebt dieses Buch über eine „normale” Promi-<br />
Biografie hinaus. Zusätzlich enthält das Buch<br />
noch eine CD, auf der Holtmann einige Abschnitte<br />
seiner „Erzählungen” als Hörbuch<br />
präsentiert.<br />
us<br />
Beat in Baden<br />
Von Uwe Menze<br />
2014, BadnerBuch-Verlag, Rastatt<br />
ISBN 978-3-94463-505-7<br />
170 Seiten; 19,90 €<br />
it Uwe Menze, Jahr-<br />
1954 und im<br />
badischen Rastatt aufgewachsen,<br />
hat sich ein absoluter<br />
Kenner des „Beat<br />
in Baden” angenommen.<br />
Mit ein paar alten Schall-<br />
Mgang<br />
platten der Rocking Stars - einer badischen<br />
Beatband, die er bis dahin gar nicht kannte<br />
- wurde in ihm der Wunsch geweckt, sich<br />
statt um die populären britischen und amerikanischen<br />
Bands der 60er und 70er um die<br />
(mehr oder weniger) längst in Vergessenheit<br />
geratenen Gruppen aus der Heimat zu kümmern.<br />
Dass dort neben den Ghostmen, Fires<strong>to</strong>nes,<br />
Sunbeams oder den Beethovens auch<br />
die weltweiten Karrieren der Flippers, von<br />
Ricky King, Joy Fleming und Tony Marshall<br />
ihren Anfang nahmen, wo die Moonlights,<br />
die Skippies oder der Saxofonist Pete Tex<br />
auftraten, wer wann welche Single oder LP<br />
veröffentlichte – Uwe Menze hat alles bestens<br />
recherchiert, mit vielen Fo<strong>to</strong>s und Coverabbildungen<br />
aufbereitet und das alles in<br />
diesem klasse Nachschlagewerk äußerst einladend<br />
in Szene gesetzt. Dickes Kompliment,<br />
so macht musikalische (Heimat-)Geschichte<br />
richtig Laune!<br />
us<br />
Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich – Diskografie, S<strong>to</strong>ry<br />
Von Heinz Dietz<br />
eine schriftliche Auflistung der verausgabten<br />
2014, Eigenverlag<br />
Platten vorangestellt. Die Lis te ist chronologisch<br />
134 Seiten, deutsch<br />
und nummeriert. Die folgenden Co-<br />
40,00 € (+ Versand 3 €, Ausland-Europa 7 €) verabbildungen sind ebenfalls nummeriert, so<br />
Die Diskografie über dass man diese schnell den jeweiligen Veröf-<br />
Dave Dee, Dozy, Beaky,<br />
Mick & Tich zeigt,<br />
dass nicht nur deren<br />
fentlichungen zuordnen kann. Dietz hat auf<br />
Wertangaben für Plattensammler verzichtet,<br />
was zu begrüßen ist, denn die Singles dieser<br />
Bühnenkleidung bunt Band sind – wohl wegen ihrer hohen Aufla-<br />
und schrill war, sondern<br />
auch die Plattencover<br />
gen – fast durchweg im unteren Preissegment<br />
angesiedelt. Eine stattliche Anzahl schöner<br />
farbenprächtige und seltener Fo<strong>to</strong>s und die Abbildungen ei-<br />
Gestaltung aufwiesen. niger „Sheet <strong>Music</strong>”-Titelblätter aus England<br />
Der Herausgeber hat für dieses Buch sein<br />
übliches Konzept geändert, was sich positiv<br />
auswirkt. So ist dem jeweiligen Ausgabeland<br />
ergänzen das interessante Buch.<br />
Bezug: www.beat-band-books.de oder<br />
E-Mail: heinz-dietz@t-online.de<br />
p<br />
Abba Backstage<br />
Ein Blues für die Lady<br />
Von Ingmarie Halling<br />
2014, Heel Verlag, Königswinter<br />
ISBN 978-3-86852-878-7<br />
80 Seiten; 40 €<br />
er wie Ingmarie Hal-<br />
heute Kura<strong>to</strong>rin Wling,<br />
des S<strong>to</strong>ckholmer Abba-<br />
Museums, die schwedische<br />
Band ab 1977 als Kostümbildnerin<br />
auf ihren Welt-<br />
<strong>to</strong>urneen begleitet hat und bis heute<br />
mit allen vier Abba-Mitgliedern befreundet<br />
ist, der darf sein Buch ohne Zweifel<br />
„Abba Backstage” nennen. Wie nahe sie<br />
Anni-Frid, Benny, Björn und Agnetha in<br />
dieser Zeit war, zeigen nicht zuletzt die<br />
zahlreichen exklusiven Privatfo<strong>to</strong>s, die<br />
es hier in Hülle und Fülle zu sehen gibt;<br />
auch die Anekdoten, die sie am Rande der<br />
Reisen zu Auftritten in alle Welt miterleben<br />
durfte, sind herrlich kurzweilige Unterhaltung.<br />
Daneben gibt es immer wieder<br />
zahlreiche O-Töne von damals Beteiligten<br />
zu lesen, auch die vier Bandmitglieder<br />
schildern ausführlich ihre Sicht der Dinge.<br />
Dazu gibt es – in eingeklebte Umschläge<br />
verpackt – Reprints von handgeschriebenen<br />
Notizen, Briefen, Songlisten und<br />
Kalendern sowie die 1977er „Tour-Bibel”<br />
mit allen Namen, Titeln und Auftrittsorten,<br />
Backstage-Pässen, Gepäckanhängern,<br />
Bühnenskripten und vieles mehr.<br />
Tolles Buch!<br />
tk<br />
Von Volker Erbes<br />
2014, Mainbook, Frankfurt/M.<br />
ISBN 978-3-94412-409-4<br />
219 Seiten; 10,90 €<br />
eit den 70er Jahren hatte<br />
SVolker Erbes mit Büchern<br />
wie „Die blauen Hunde” und<br />
„Die Spur des Schwimmers”<br />
auf sich aufmerksam gemacht.<br />
1994 zog er sich vorübergehend<br />
aus der Literatur<br />
zurück, um sich mit östlichen Weisheitslehren,<br />
Malerei und Musik zu beschäftigen. Nun<br />
kehrt der in Frankfurt am Main lebende Au<strong>to</strong>r<br />
mit einem Roman zurück, in dem er auch<br />
seine Liebe zum Jazz und Blues verarbeitet:<br />
„Ein Blues für die Lady”. Die Handlung kreist<br />
um einen Trompeter, der seine Erinnerung<br />
verloren hat und durch die Mainmetropole<br />
streift. Er bekommt ein Engagement bei<br />
einem steinreichen Clubbesitzer und begegnet<br />
Musikern, Frauen, Szenegängern<br />
und der mysteriösen Sängerin Echo. Nach<br />
und nach muss er sich seiner Vergangenheit<br />
stellen. „Ein Blues für die Lady” ist ein<br />
labyrinthischer, geheimnisvoller Roman, der<br />
an Werke der Romantik, Frühmoderne oder<br />
Julio Cortázar erinnert. Wie bei jedem gut<br />
improvisierten Jazzstück ist eine Handlung<br />
weniger wichtig als vielmehr der Augenblick,<br />
der Klang. Und der Sound von Erbes‘ Sprache<br />
ist wunderschön, berauschend. frs<br />
Dancing Queens: Alle Wege führen nach Waterloo<br />
Bowie Treasures<br />
Von Jana Fuchs<br />
2014, Knaur<br />
ISBN 978-3-42651-491-7<br />
316 Seiten<br />
9,95 €<br />
D<br />
ie beiden Au<strong>to</strong>rinnen<br />
Heike Abidi und Tanja<br />
Janz haben unter dem<br />
Pseudonym Jana Fuchs<br />
einen witzigen Zeitgeistroman<br />
verfasst, der<br />
den Abba-Kult und zwei<br />
in die Jahre gekommene<br />
„ehemalige” Teenager <strong>the</strong>matisiert. Frida4Ever<br />
und BlueEyedDarling, zwei recht<br />
unterschiedliche Frauen, lernen sich in<br />
einem Internetforum kennen und beschlie-<br />
ßen, gemeinsam nach Schweden zu reisen,<br />
um ihre Faszination für die Band beim 40.<br />
Grand-Prix-Jubiläum auszuleben, auch<br />
wenn die Jeans von damals – verdammt! –<br />
enger geworden ist. Die mit Anspielungen<br />
auf Abba gespickte Erzählung ist nicht nur<br />
ein schriller Roadmovie, sondern zugleich<br />
ein Porträt der Siebziger im Kontrast zur<br />
Neuzeit. Natürlich erhebt der Roman keinen<br />
Anspruch auf literarische Höchstleistungen,<br />
sondern soll locker-flockig-frech<br />
unterhalten (was durchaus schwierig ist).<br />
Ein Waterloo? Nein, denn den Unterhaltungsfak<strong>to</strong>r<br />
hat „Jana Fuchs” mit Bravour<br />
erreicht. Also volle Punktzahl – auch für<br />
das Cover, bei dem der Titel im Glitzer-<br />
Prägeaufdruck erscheint!<br />
at<br />
Von Mike Evans<br />
2014, Edition Olms<br />
ISBN 978-1-78097-309-8<br />
62 Seiten<br />
39,95 €<br />
Edition „Bo-<br />
Treasures”<br />
fällt in die Kategorie<br />
„Erlebnisliteratur”, da<br />
hier ein lebendiger<br />
Gesamteinruck ver-<br />
Dwie<br />
mittelt wird, der trotz<br />
der geringen Seitenzahl<br />
überzeugt. Das Buch wird in einem<br />
Hardcover-Schuber geliefert und dokumentiert<br />
die Karriere des charismatischen<br />
und experimentierfreudigen Musikers. Von<br />
seinem ersten Album bis hin zu REALITY<br />
sind alle Tonträger aufgeführt und werden<br />
verknüpft mit biografischen Details<br />
besprochen. Dazu erscheint jedesmal der<br />
Kasten „Fact File”, in dem die wichtigsten<br />
Fakten zusammengetragen sind. Auch die<br />
Auswahl der Fo<strong>to</strong>s stimmt, denn neben<br />
den bekannten Aufnahmen hat der Au<strong>to</strong>r<br />
auch seltenes Material berücksichtigt. Die<br />
Würze des Bandes machen die 20 Faksimile-Beilagen<br />
aus. Neben einem gefärbten<br />
Poster aus der Ziggy-Stardust-Ära gefällt<br />
ein weiteres aus dem Jahr 1983, das damals<br />
einem Video-Tape beilag. Hinzukommen<br />
zum Beispiel ein Tourheft, eine<br />
Postkarte, ein Vertrag aus dem Marquee<br />
1965, die das grandiose Werk optimal abrunden.<br />
Top!<br />
fl<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 69
Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />
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Heft 6 1997<br />
Heft 2 1999<br />
Heft 3 1999<br />
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Heft 2 2012 Heft 3 2012<br />
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Nähere Informationen finden Sie im Internet unter:<br />
www.goodtimes-magazin.de (Index alter Ausgaben)<br />
Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
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TIPP<br />
MICHAEL LEE FIRKINS<br />
Ausgegniedelt?!<br />
Hoch leben die Vorurteile! Wer<br />
Anfang/Mitte der 1990er Jahre Bilder<br />
von Michael Lee Firkins anschaute, sah<br />
sich au<strong>to</strong>matisch gewarnt: US-Schönling,<br />
blonde Mega-Mähne mit einer<br />
Fantastilliarde Korkenzieherlocken, das<br />
Hemd geöffnet bis zu den Hühneraugen.<br />
Gedruckte Hinweise auf einen „neuen<br />
Gitarrengott" sorgten für au<strong>to</strong>matische<br />
Rückführung der CDs in die passenden<br />
Regalfächer; das metallisch-seelenlose<br />
Hochgeschwindigkeitsgekreische<br />
der Klampfe war hörbar, ohne<br />
dass die Disc überhaupt im<br />
Schacht lag. Und so ganz falsch<br />
war das nicht ...<br />
Der Mann aus Omaha,<br />
Nebraska – dort geboren<br />
am 19.5.1967 – lieferte auf<br />
seinen ersten drei Alben<br />
(MICHAEL LEE FIRKINS,<br />
CHAPTER ELEVEN und<br />
CACTUS CRÜZ) in der Tat<br />
manch wilde, verwegene<br />
Jagd nach dem vorherrschenden<br />
Mot<strong>to</strong> „schneller<br />
& greller" ab, wobei seine<br />
angestrebte Zielsetzung nie<br />
so ganz klar wurde. Will<br />
sagen: Der konnte – auf<br />
hohem Niveau – offenbar<br />
alles von Metal, Rock,<br />
Jazz, R&B etc. –, und so<br />
fanden sich auf den genannten, rein<br />
instrumentalen Solo-CDs immer wieder<br />
auch echte Einzelperlen, die<br />
noch an das absolut Gute<br />
in diesem Flinkfinger und<br />
Gitarrenlehrer glauben ließen;<br />
zumal Firkins 1994 auch<br />
als Bandmitglied auf einer LP<br />
mit dem Titel THE HOWLING<br />
IGUANAS (mit Gesang) zu<br />
hören war und er dort angenehmeren,<br />
gebremsten<br />
Schaum schlug.<br />
DECOMPOSITION (1999) erwies<br />
sich als weiterer Schritt ans<br />
Licht: Ein ausgetüftelter Cover-<br />
Versionen-Mix bot teils hochspannende<br />
Bearbeitungen<br />
u.a. von Jimi Hendrix<br />
(2), Duke Elling<strong>to</strong>n, Rick<br />
Derringer und sogar<br />
von Henry Mancinis<br />
Filmmusik „Pink<br />
Pan<strong>the</strong>r". Danach<br />
war Firkins funkig<br />
zumute, er gehörte<br />
für zwei Alben (ONE<br />
NATION UNDER<br />
A RE-GROOVE/<br />
TAKE YOU HIGHER;<br />
2003/2004) dem<br />
Oktett The Clin<strong>to</strong>n<br />
Administration an<br />
(womit eher George als Ex-Präsi Bill<br />
gemeint war). Erst 2007 kehrte er auf<br />
„seinen" Kurs zurück: Die<br />
BLACK LIGHT SONATAS enthielten<br />
Bodenständiges und<br />
harte Rocker ("Two Guns<br />
Left", "One Big Punch",<br />
"Black Betty", "Now's Your<br />
Time Blues") und vorzügliche<br />
Gitarrenexkursionen wie die<br />
lange "Black Light Sonata").<br />
Und: Schon hier gastierten<br />
sporadisch drei namhafte<br />
Kollegen, die<br />
– sämtlich bestens<br />
in vollem Saft – auf<br />
Firkins' aktueller<br />
Scheibe YEP durchgehend<br />
am Werke sind;<br />
sie machen selbige zu<br />
seiner mit Abstand<br />
besten, gniedelfreien<br />
Arbeit: Drummer Matt<br />
Abts und Andy Hess<br />
(Bass) u.a. von Gov't<br />
Mule als Rhythmusduo<br />
und der bei den<br />
S<strong>to</strong>nes nicht unumstrittene<br />
Keyboarder Chuck Leavell, der<br />
hier vor allem an der schwurbelnden Orgel<br />
blendend eingepasst hantiert. Michael<br />
Lee Firkins scheint (daumendrück!) endlich<br />
„angekommen": YEP läuft geradezu<br />
ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />
über vor feinsten Spuren der Allman<br />
Bro<strong>the</strong>rs, von Lynyrd Skynyrd, brodelndem<br />
Südstaaten-Feeling, einem geradezu<br />
exzeptionell guten Bandverständnis und<br />
Solopassagen – und all das auf über 65<br />
Spielminuten.<br />
Wahre Slide-Exzesse hat's hier in allen<br />
Variationen ("Cajun Boogie", "The Cane"),<br />
gern auch mal dreilagig ("Standing<br />
Ovation"), mal mit J.J. Cale-Verschnitt<br />
und – in "Wearin' Black" – als habe man<br />
An<strong>to</strong>n Karas' "Der dritte Mann" durch<br />
den Wolf gedreht.<br />
Es gibt Schunkler<br />
wie "Take Me Back"<br />
und Gebremstes mit<br />
Dröhnungsbeilage der<br />
Hausmarke Firkins<br />
("Long Day", "Out<br />
Of Season"). Die elf<br />
Songs kommen wie<br />
aus einem Guss,<br />
ohne Schwachstellen,<br />
Ruhepausen entfallen.<br />
YEP ist ein einziger<br />
atemloser Block, mit<br />
Sicherheit eines der<br />
attraktivsten Jam/-<br />
Sou<strong>the</strong>rn-Alben der letzten Jahre. Möge<br />
diese Besetzung bleiben, nachlegen, mal<br />
zu Besuch kommen! Und: Hat da irgendwer<br />
behauptet, Mr. Firkins könne nicht (so<br />
gut) singen? Ohrenarzt!<br />
bm<br />
BRYCE JANEY<br />
Abgenabelt, losgebluest<br />
Vati hat's geschafft, immerhin: Billy<br />
Lee Janey, Baujahr 1953, kam in<br />
Form von zwei CD-Reviews bereits 2007<br />
und 2009 in <strong>GoodTimes</strong> vor. Doch dass<br />
da auch noch ein Saiten rupfender<br />
Sohnemann ist – und was für einer!<br />
–, blieb bislang unbeachtet. Papa Billy<br />
hatte zur Zeit der British Invasion um<br />
1964 die Arbeit in Marion, Iowa, aufgenommen;<br />
das Familientrio<br />
The Janeys (nebst Gattin und<br />
dem aufstrebenden Filius) folgte,<br />
dann ging es separat weiter<br />
– immer auf einem deftigen<br />
Blues(Rock-)Fundament und<br />
mit viel Beachtung im allerdings<br />
eher begrenzten regionalen<br />
Dunstkreis.<br />
Mitte der Neunziger war es dann<br />
soweit: Der explosive Gitarrist<br />
Bryce Janey nabelte sich, weiter<br />
unterstützt vom Erzeuger,<br />
von selbigem ab und stellte<br />
sich auf eigene Füße. Bis 2006<br />
erschienen – in Europa kaum<br />
bis überhaupt nicht wahrgenommen<br />
– fünf Alben auf<br />
Kleinlabels wie Hot Fudge und<br />
Blue Sunday (alle sind zumindest<br />
als Downloads noch erhältlich):<br />
PRACTICE WHAT YOU PREACH, SWEET<br />
BABY JANE, BARE WIRE, der Mitschnitt<br />
LIVE AT J.M. O'MALLEY'S und HEAL<br />
THE NIGHT; durchweg solide, attrakti-<br />
ve Blues-Rockaufwärmübungen mit<br />
punktuellen Highlights, aber trotz<br />
Intensivumsetzung noch längst<br />
nicht ausgereift.<br />
In Eigenregie folgte DOWN HOME<br />
BLUES, ein rein akustischer Versuch,<br />
der Song für Song unterstrich,<br />
dass hier nicht etwa ein reiner<br />
Krachmacher am kreativ-diffizileren<br />
Werk ist (Empfehlungen: Willie Dixons<br />
"Little Red Rooster", "Country Fever",<br />
"Gamblin' Man's Blues"). Dann die entscheidende<br />
Weichenstellung: Bryce Janey<br />
kam in Kontakt mit Grooveyard Records,<br />
dem New Yorker<br />
Retro-Label und<br />
Tummelplatz für<br />
70s-„Old School"-<br />
Fans mit inzwischen<br />
über 100<br />
Veröffentlichungen<br />
(unter anderem<br />
nordamerikanische<br />
Wertarbeit von den<br />
Buddaheads, Craig<br />
Erickson, Dave Osti, Guitar Pete, Greg<br />
Koch, Lance Lopez, Henrik Freischlader).<br />
Seit etwa 2010 ist Bryce Janey nun<br />
„angekommen" und damit hoffentlich<br />
endgültig auf Kurs. BLUES IN MY SOUL<br />
– mit Johnny Winters "Medicine Man"<br />
und einer stromfreien Version von Robin<br />
Trowers "In This Place" – und GAME<br />
OF LIFE (inklusive des "Come And Go<br />
Blues" der Allmans und "Waitin' For The<br />
Bus"/ZZ Top) gelangen zu 100 Prozent<br />
ausfallfrei, sind in sich geschlossen und<br />
abgerundet: Wer auf die Herren Hendrix,<br />
Trower, Vaughn, Gibbons & Co. steht,<br />
erhält hier wuchtige, hochqualitative<br />
Variationen und Fortführungen,<br />
ohne einem schnöden Abkupferer<br />
auf den Leim zu gehen.<br />
Janeys schroffer, bäriger Gesang<br />
kommt aus der Kniekehle, eine<br />
seltene Gurgelmixtur aus James<br />
Dewar und dem späten Johnny<br />
Cash – wie maßgeschneidert für<br />
den gern verschleppten und bleischweren<br />
Stra<strong>to</strong>caster-Sound dieses<br />
Prädikatsgitarristen, der niemals<br />
billig-plakativ seine Profession<br />
„vorführt". Und sein Gitarren<strong>to</strong>n<br />
(immer leicht brutzelig, integrierte<br />
Slidepartien inklusive) spricht ganz<br />
einfach an. Mit BURNING FLAME<br />
(2013) steht der Amerikaner auf seinem<br />
bislang höchsten Podestplatz –<br />
wie immer mit begrenzter Begleitung<br />
(Dan „DJ" Johnson, bass; Eric Douglas,<br />
drums; Tommy T-Bone Giblin, organ), die<br />
Überfrachtung und Selbstzweck-Firlefanz<br />
kategorisch ausschließt. Mit dem nicht<br />
eben häufig bearbeiteten Free-Klassiker<br />
"The Stealer" und dem "Special Ryder<br />
Blues" (Altmeister Skip James) gibt es die<br />
obliga<strong>to</strong>rischen Cover-Versionen, der Rest<br />
sind trocken-gewichtige Eigenbauten<br />
(<strong>to</strong>p: "The Revenuers", "S<strong>to</strong>ne Cold<br />
Killer", "Chrome Horse", "Long Ways<br />
Home") auf 55:22 Min. Länge. Fazit in<br />
neudeutschem Werbe-Sprech: So muss<br />
Blues-Rock!<br />
bm<br />
Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Viva<br />
u v i ]<br />
Mexico!<br />
Die Popmusik liebt Sehnsuchtsziele und<br />
Traumlandschaften. Amerikanische Songs schwelgen<br />
in grenzenloser Begeisterung für den südlichen<br />
Nachbarstaat. Ein zwiespältiges Verhältnis.<br />
Von Rüdiger Bloemeke<br />
(„ se<br />
Sie kommen so sicher wie der Frühling: amerikanische<br />
Jugendliche, die wie die Heuschrecken<br />
in Mexiko einfallen, um „Spring<br />
break" zu feiern, die Frühjahrsferien an den Universitäten.<br />
Im Schlaraffenland „south of <strong>the</strong> border"<br />
kennen sie keine Grenzen für ihre Vorstellungen<br />
von „Party". Das südliche Nachbarland<br />
bietet dem Gringo seit jeher alles, was ihm in<br />
der puritanischen Heimat fehlt. „All <strong>the</strong> women<br />
are crazy and <strong>the</strong>y like <strong>to</strong> party till daylight"<br />
(„Alle Frauen dort sind irre, und sie feiern bis<br />
Tagesanbruch"), heißt<br />
es in "Clean Shirt" von<br />
Waylon Jennings und<br />
Willie Nelson über einen<br />
Ausflug nach Mexiko. Und<br />
das bleibt nicht ohne Folgen:<br />
Am nächsten Morgen<br />
wachen beide in desolater<br />
Verfassung auf – der<br />
eine<br />
mit<br />
bescheuertem eu<br />
erte<br />
Tat<strong>to</strong>o, der andere mit<br />
Dauerwelle. Und auch Bob Dylan hat schon die<br />
Grenze überschritten: „When you’re lost in <strong>the</strong><br />
rain in Juarez and it’s Eastertime <strong>to</strong>o" („Wenn du<br />
im Regen in Juarez am Ende bist, und es ist Ostern").<br />
Sein "Just<br />
Like Tom Thumb’s<br />
Blues" lässt ihn<br />
den Abend mit<br />
Burgunder beginnen,<br />
ehe er härtere<br />
Sachen nimmt. Und<br />
bevor dort die „hungry<br />
women ... make a mess outa<br />
you" („die hungrigen Frauen ...<br />
dich fertigmachen"). Schließlich<br />
l war schon in "Goin’ To Acapulco"<br />
sein einziger Wunsch: „goin’<br />
<strong>to</strong> have some fun". Thema Nr.<br />
1:<br />
die Senoritas. Drei Beispiele: ele:<br />
e: James<br />
Taylor, eher der coole Typ, konnte in<br />
"Mexico" ein<br />
Lied von<br />
der<br />
Attraktivität tivi<br />
tät der tempe-<br />
e-<br />
ramentvollen Mexikaneerinnen<br />
singen: n: „Sleepy<br />
senorita with <strong>the</strong> eyes<br />
es<br />
on<br />
fire". Feurig ging<br />
es<br />
auch bei Hank Snow zu.<br />
Die Frau, die ihm mit dem<br />
Rhythmus hmus<br />
ihrer Hüften und ihren rubinroten Lippen<br />
den Verstand raubte, nannte er "Spanish Fireball".<br />
Selbst die Drifters hatten "Down In Mexico"<br />
in einer Bar in Mexicali einschlägige Erfahrungen<br />
mit einer Senorita gemacht.<br />
Suff, Sex und Drogen<br />
Die Wechselbeziehung zwischen Mexiko und den<br />
USA hat sich nicht nur in Kriegen („The Alamo",<br />
Amerikanisch-Mexikanischer Krieg), in Handel (Tequila,<br />
Corona), Literatur (Oscar Lewis, Don Winslow)<br />
und Filmen („Bandido",<br />
„Die glorreichen Sieben")<br />
niedergeschlagen<br />
– vor allem die US-Mu-<br />
sik<br />
wurde davon nachhaltig<br />
geprägt. In ihr ließ<br />
sich<br />
alles auf emotionale<br />
Weise ausdrücken, was Nordamerikaner<br />
aner<br />
mit<br />
dem sonnigen<br />
Land<br />
im Süden verbinden. Für sie<br />
gibt’s dort im<br />
Übermaß, was der<br />
simple Yankee mit Freiheit verbin-<br />
det: Suff, f, Sex<br />
und<br />
Drogen. Mit anderen<br />
Worten: Da kann man die Sau<br />
rauslassen ss<br />
–<br />
das Nachbarland als<br />
Bordell des Nordens. Das war allerdings<br />
nicht immer so. Angefangen<br />
hat das Verhältnis als romantische<br />
Beziehung: e Mexiko als Sehnsuchtsziel,<br />
als Traumlandschaft, an in der<br />
man die Liebe findet, etwa bei "Mexicali<br />
Rose", die schon in einem em<br />
Schlager von 1923<br />
besungen wurde. Gleich in zwei Filmen („South Of<br />
The Border" von 1939 und „Down Mexico Way",<br />
1941) trug Gene Autry sein "South Of The Border"<br />
vor, eine Ballade unerfüllter<br />
Liebe: „South of <strong>the</strong> border,<br />
down Mexico way, that’s<br />
where I fell in love, when<br />
<strong>the</strong> stars above came out <strong>to</strong><br />
play" („Südlich der Grenze,<br />
in Mexiko, verliebte ich<br />
mich, als die Sterne aufgingen").<br />
Beide Liebenden<br />
flüstern „manana", als das Paar sich<br />
trennt, aber das<br />
Manana kommt für sie nicht. Im 1941er Film „Down<br />
Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
c l<br />
Mexico Way" heißt eine Protagonistin Maria Elena,<br />
im selben Jahr schaffte Jimmy Dorsey die Spitzenposition<br />
der Charts mit dem<br />
Song "Maria Elena", in dem<br />
eine Mexikanerin angebetet<br />
wird: „Maria Elena, you’re<br />
<strong>the</strong> answer <strong>to</strong> a prayer"<br />
(„Maria Elena, du bist die<br />
Erfüllung meines Gebetes").<br />
Noch 1963 hatte die dermaßen<br />
Angebetete das Zeug<br />
zu einem em<br />
Top-Ten-Hit: Ten<br />
in<br />
einer Instrumentalversion<br />
von Los Indios Tabajaras.<br />
Einer der meist gecoverten Songs der 50er Jahre<br />
hieß "Vaya Con Dios". Er bescherte Les Paul und<br />
Mary Ford 1953 ihren größten Erfolg. Mit dem<br />
Titel („Auf Wiedersehn") war die Szenerie der unglücklichen<br />
Liebesgeschichte vorgegeben: „Now<br />
<strong>the</strong> hacienda’s dark, <strong>the</strong> <strong>to</strong>wn is sleeping. Now<br />
<strong>the</strong> time has come <strong>to</strong> part, <strong>the</strong> time for weeping.<br />
Vaya con dios, my darling, vaya con dios my love"<br />
(„Die Hazienda liegt im Dunkeln. Die Stadt schläft<br />
schon. Und wir müssen jetzt auseinandergehen, die<br />
Tränen werden fließen"). Es gibt eine frappierende<br />
Parallele zu diesen mexikanischen Liebesliedern der<br />
Amerikaner: Der deutsche Schlager der Adenauer-<br />
Ära schwelgte in sentimentalen Italienklischees –<br />
von den "Capri-Fischern" über "Arrivederci, Roma",<br />
"Veni, vidi, vici" und "Es war in Napoli" bis zu<br />
"Mandolinen und Mondschein". Wie einst Goe<strong>the</strong><br />
verherrlichte man „das Land, wo die Zitronen<br />
blühn, im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn,<br />
ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht". Aber<br />
das war eine vorübergehende Mode. In den USA<br />
dagegen dauert die Mexikoliebe bis heute an: Von<br />
Acapulco bis Tijuana erstreckt sich eine Landschaft,<br />
die lange als Paradies vergoldet wurde. Was den<br />
Wirtschaftswunder-Deutschen „bella, bella Marie"<br />
war, war den Nordamerikanern "Maria Elena"; was<br />
den einen „amore" war, war den anderen „amor" –<br />
in den Worten von Roy Orbison "Yo Te Amo Maria".<br />
Jeden Tag Siesta,<br />
jeden " Abend Fiesta"<br />
Maria Muldaur bringt den Traum vom besseren Leben<br />
im Süden in "Gringo In Mexico" auf den Punkt:<br />
„But now you will find me out here every morning,<br />
out on <strong>the</strong> beach or else down in <strong>the</strong> square ... Bananas<br />
and coconuts, fish <strong>from</strong> <strong>the</strong> ocean, sun in <strong>the</strong><br />
morning and music at night, everyone seems <strong>to</strong> pass<br />
by in slow motion" („Jetzt bin ich hier jeden Morgen<br />
am Strand oder auf dem Marktplatz ... Bananen,<br />
Kokosnüsse, Fisch vom Ozean, Sonne am Morgen,<br />
Musik zur Nacht. Jeder scheint sich in Zeitlupe zu<br />
bewegen"). Dieser Wunschvorstellung<br />
ist ein ganzer<br />
Elvis-Presley-Film<br />
(„Fun<br />
In Acapulco") gewidmet.<br />
Mot<strong>to</strong>: „Life begins, when<br />
you’re in Mexico!" Auch<br />
hier die Gegenwelt zum<br />
„American way of life":<br />
„Your troubles like bubbles will soon disappear in<br />
<strong>the</strong> air ... No one’s in a hurry, no one seems <strong>to</strong> worry,<br />
why <strong>the</strong>y’re all so happy is very clear, every day<br />
siesta, every night fiesta" („Deine Sorgen werden<br />
bald wie Seifenblasen in der Luft verschwinden ...<br />
niemand hat es eilig, niemand sorgt sich, warum sie<br />
alle so glücklich sind, ist völlig klar"). Songtitel: "I<br />
Think I’m Gonna Like It Here". Spanische Gitarren<br />
und Mariachi-Trompeten sorgen bei Elvis und Maria<br />
Muldaur und unzähligen anderen Aufnahmen für<br />
stimmungsvolle Untermalung. US-Studiomusiker<br />
haben den Mexiko-Sound längst wie selbstverständlich<br />
in ihrem Reper<strong>to</strong>ire.<br />
Bei einer Spaßband aus Texas wie dem Sir Douglas<br />
Quintet gehörte der mexikanische Einschlag zum<br />
guten Ton, besonders schön zu hören auf "Nuevo<br />
Laredo", einer typischen „South Of The Border"-<br />
Geschichte. "Fun" südlich der Grenze suchten nicht<br />
nur die Baby-Boomer und Spring-Breaker. Schon<br />
Frank Sinatra forderte in "Come Fly With Me" seine<br />
Geliebte auf, mit ihm „down <strong>to</strong> Acapulco Bay" zu<br />
fliegen. Solch kleine Fluchten aus dem Alltag ließen<br />
sich mit einem Bündel<br />
Dollarscheine leicht verwirklichen.<br />
Aber auch für<br />
Gangster war der Süden<br />
ein beliebter Fluchtpunkt,<br />
um<br />
unterzutauchen. Das<br />
kalte Kanada im Norden<br />
kam dagegen g nur für Viet-<br />
nam-Kriegsdienstverwei-<br />
enst<br />
rw<br />
eigerer<br />
in Frage, die dort<br />
Unterschlupf fanden.<br />
Wer wie Merle Haggard<br />
das Gefängnis in Tucson<br />
vermeiden wollte, peilte<br />
als Befreiung am besten<br />
die "Seashores Of Old<br />
Mexico" an. Bei Hank Thompson kam ein Mörder<br />
bei seinem Absetzversuch nicht weiter als Juarez.<br />
Er hatte seine Frau umgebracht<br />
– im Rausch aus einer<br />
Mischung von Whiskey<br />
und Kokain. Der Countrystar<br />
konnte 1959 im "Cocaine<br />
Blues" offen von Kokain<br />
singen, Johnny Cash<br />
titelte den Song ein Jahr<br />
später vorsichtshalber zum<br />
"Transfusion sion<br />
Blues" um, aber auch seinen Killer ereilte<br />
dasselbe Schicksal: „They over<strong>to</strong>ok me down in<br />
Juarez, Mexico" („Sie erwischten mich unten in Juarez").<br />
Denn auch jenseits<br />
der Grenze kannte man<br />
eine Einrichtung namens<br />
„prisión". Und so lande-<br />
te<br />
so manch ein Gringo<br />
hinter Gittern wie das<br />
Kings<strong>to</strong>n Trio im<br />
"Tijuana Jail" oder Webb<br />
Pierce im "Tijuana County<br />
Jail". Ob Joe, den u.a.<br />
Jimi Hendrix und Willy<br />
DeVille mit "Hey Joe" unsterblich gemacht haben,<br />
tatsächlich im Nachbarland dem Henker entging, ist<br />
nicht überliefert.<br />
Tequila allerorten<br />
In die meisten Mexiko-Lieder fand die brutale<br />
Realität des Lebens in dem mittelamerikanischen<br />
Staat jedoch keinen Eingang. Besonders die Drogen,<br />
die für die Süchtigen Amerikas durch das<br />
Land und über die Grenze geschmuggelt werden<br />
und die mexikanische Gesellschaft an den Rand<br />
des Chaos bringen, werden elegant ausgeklammert.<br />
Ausnahme: J.J. Cale, der in "Bringing It<br />
Back (From Mexico)" mit S<strong>to</strong>ff geschnappt wird,<br />
den er über die Grenze schmuggeln will. Bei anderem<br />
S<strong>to</strong>ff sieht es anders aus: Tequila galt für<br />
die Songtexter quasi als Synonym für das Land im<br />
Süden. Ein großer Hit war Ende der 50er Jahre das<br />
Instrumental<br />
"Tequila"<br />
der Champs, die darauf<br />
noch "Too Much Tequila"<br />
nachfüllten. "Mas Tequila"<br />
(„Mehr Tequila")<br />
wollte auch Sammy Hagar<br />
und erklärte den Schnaps<br />
gleich zum "Vitamin T",<br />
das man auf einem Wochenendtrip<br />
endt<br />
zur Baja<br />
California „mit Salz und<br />
Limonenscheibe" einnehmen sollte. Der Rocker<br />
besitzt dort einen Nachtclub<br />
und vertreibt eigene<br />
Tequila-Marken ... Doch<br />
das Gesöff scheint nicht<br />
das richtige Rezept für<br />
Jim Reeves gewesen zu<br />
sein, der in "Drinking Tequila"<br />
über Kopfschmerzen<br />
klagt „<strong>from</strong> drinking<br />
Tequila and teasing <strong>the</strong> girls". Da<br />
konnte nte es nicht<br />
ausbleiben, dass eine der Senoritas als "Tequila<br />
Sheila" (Texter: Mac Davis, Sänger: Bobby Bare)<br />
verewigt wurde. Und bei dem Namen ist auch<br />
schon klar, mit welcher Sorte Frau der von der Polizei<br />
gesuchte Gringo sich da eingelassen hat. Sie<br />
hat ihn längst verpfiffen – und während beide sich<br />
noch unter anderem mit Tequila im Bett vergnügen,<br />
rücken schon die Federales an.<br />
Die Bundespolizisten sind den amerikanischen<br />
Outlaws in „Old Mexico" oft auf den Fersen – verständlich,<br />
wenn man hört, was die sich in ihrem<br />
Gastland alles geleistet haben. Je näher dem Äqua<strong>to</strong>r,<br />
des<strong>to</strong> lockerer die Sitten. "Pis<strong>to</strong>lero" (Roy Orbison)<br />
wurde der junge Cowboy genannt, der Vieh<br />
über die Grenze in den Süden getrieben hat und<br />
dort einen Mann erschoss. Auf seinen Kopf wurden<br />
5000 Pesos Belohnung ausgesetzt. Das Drama<br />
stammt aus dem Film „The Fastest Gun Alive", in<br />
dem Orbison sich als Schauspieler versuchte. Und<br />
wie Filmhandlungen muten viele der Balladen an,<br />
die „south of <strong>the</strong> border" spielen. In "Poncho And<br />
Lefty" (Emmylou Harris, Willie Nelson) entkommt<br />
Poncho den Federales in der mexikanischen Wüste.<br />
Dramatisch auch die Flucht, die Bob Dylan in<br />
"Romance In Durango" beschreibt: „Hot chili peppers<br />
in <strong>the</strong> blistering sun, dust on my face and on<br />
my cape.<br />
Me and<br />
Magdalena<br />
on <strong>the</strong><br />
run, I think<br />
this time<br />
we shall<br />
escape"<br />
(„Scharfe<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77
Chilischoten unter brennender Sonne, Staub in<br />
meinem Gesicht und auf meinem Umhang. Magdalena<br />
und ich auf der Flucht, diesmal werden wir<br />
wohl entkommen"). Nicht viel anders ergeht es<br />
dem fliehenden Liebespaar in Ray Charles’ "Seven<br />
Spanish Angels".<br />
In jedem Lied spanische<br />
Brocken<br />
Die romantische Beziehungsgeschichte zwischen<br />
Amerikaner und Mexikanerin endet selten gut. In<br />
"Matamoros" (Billy Walker) wirft sich die schwarzhaarige<br />
Schönheit schützend vor ihren Liebhaber<br />
aus dem Norden und stirbt durch das Messer<br />
eines eifersüchtigen Mexikaners. "No Mas Amor"<br />
(„Keine Liebe mehr") von Willie Nelson wäre da<br />
ein passender Kommentar. Es gibt eigentlich kein<br />
Mexikolied, in dem nicht mehr oder weniger radebrechend<br />
spanische Brocken eingefügt sind. Von<br />
<strong>Jeff</strong>erson Airplanes "Mexico" bis zu Bob Dylans<br />
"Spanish Is The Loving Tongue" sind den Spanischzitaten<br />
keine Grenzen gesetzt. "Adios Amigo"<br />
heißen zwei unterschiedliche<br />
Lieder von<br />
Jim Reeves und Marty<br />
Robbins. Selbst Altrocker<br />
Bill Haley reihte sich bei<br />
den Sprachgenies ein. Als<br />
seine US-Karriere s<strong>to</strong>ckte,<br />
setzte er sich einen Sombrero<br />
auf und versuchte<br />
sein Glück beim mexikanischen Orfeon-Label.<br />
Bill Haley y sus Cometas importierten den Twist<br />
("Twist Espanol") nach Lateinamerika – was Phonetik<br />
und musikalische Darbietung betrifft, nicht<br />
gerade eine Glanzleistung. Aber die Richtung<br />
stimmte. Der Yankee bedachte den Latino schon<br />
immer mit den Segnungen des „American way of<br />
life". Geradezu selbstkritisch klingt da der Text von<br />
"Gringo", den Bill Payne für Little Feat schrieb:<br />
„Drink Coca-Cola says <strong>the</strong> sign <strong>the</strong>re, America has<br />
made it’s mark" („Trink Coca-Cola, sagt dort eine<br />
Reklame, Amerika hat sich einen Namen gemacht<br />
– ein Zeichen gesetzt").<br />
Lieder mit "<br />
Mexico" im Titel<br />
(Auswahl)<br />
Dallas Frazier: "Border Of Mexico",<br />
"I Hope I Like Mexico Blues"<br />
Steve Miller: "Going To Mexico"<br />
Bob Moore: "Mexico", "Mexican Wedding",<br />
("Mexicali Rose")<br />
Elvis Presley: "Mexico"<br />
John Prine: "Mexican Home"<br />
Santana: "They All Went To Mexico"<br />
Eddy Raven: "I Got Mexico"<br />
Jim Reeves: "Mexican Joe"<br />
ZZ Top: "Going Down To Mexico"<br />
Neueres & Übersee<br />
Das Thema „Mexiko" hat auch in der jüngeren (Musik-)Vergangenheit<br />
nichts an Belieb<strong>the</strong>it eingebüßt.<br />
Interpreten wie Morrissey, The Refreshments und<br />
Katrina & The Waves haben jeweils ihr „Mexico" eingespielt;<br />
von Robin Hitchcock gibt es den "Mexican<br />
God", Wall Of Voodoo drehten am "Mexican Radio",<br />
eine "Mexican Postcard" besangen die Go-Betweens,<br />
Robert Earl Keen erkannte "New Life In Mexico".<br />
Wie die ganze Veranstaltung immer schon auch von<br />
Europäern aufgegriffen wurde: Bad Company ("Old<br />
Mexico"), Thin Lizzy ("Mexican Blood"), Chris Rea<br />
("Weekend Down Mexico"), Smokie ("Mexican Girl"),<br />
Brinsley Schwarz ("Down In Mexico"), Kevin Ayers<br />
("Fake Mexican Tourist Blues") waren – neben vielen<br />
anderen – dabei. Und Long John Baldry besorgte<br />
1968 mit seinem "Mexico" (UK #15) sogar den Mot<strong>to</strong>-Song<br />
für die britischen Sportler, die zu den Olympischen<br />
Spielen nach Mittelamerika aufbrachen.<br />
Die Hegemonialmacht USA wies Mexiko gern die<br />
Rolle der kulturellen und wirtschaftlichen Kolonie<br />
zu. Entsprechend überheblich ist der Ton mancher<br />
Songs. "Speedy Gonzalez", den Pat Boone herablassend<br />
als trinkenden Fremdgeher porträtierte,<br />
wohnte in einer Lehmhütte mit leckendem Dach<br />
und Kakerlaken als Untermietern. Was ihn begeisterte:<br />
„Down at <strong>the</strong> cantina <strong>the</strong>y’re giving green<br />
stamps with Tequila"<br />
(„In der Cantina gibt’s<br />
Rabattmarken mit Tequila").<br />
Und wer hat nicht<br />
noch den grellen Gesang<br />
von "Juanita Banana"<br />
der Peels im Ohr? Man<br />
kam als Eroberer über die<br />
Grenze und<br />
benahm sich<br />
so. Wenige Sänger würdigen<br />
den Staat jenseits<br />
des Rio Grande wie etwa<br />
Marty Robbins, der sich in<br />
"Bound For Old Mexico"<br />
zu Land und Liebe ("Girl<br />
With Gardenias In Her<br />
Langspielplatten<br />
mit "<br />
Mexico" als Thema<br />
(Auswahl)<br />
Herb Alpert: SOUTH OF THE BORDER<br />
Chet Atkins: THE OTHER CHET ATKINS<br />
Percy Faith: MUCHO GUSTO<br />
Don Gibson: WITH SPANISH GUITARS<br />
Bill Haley: TWIST ESPANOL<br />
Dean Martin: DINO LATINO<br />
Elvis Presley: FUN IN ACAPULCO<br />
Marty Robbins: BOUND FOR OLD MEXICO<br />
Hair") bekennt. In "Jimmy Martinez" singt er sogar<br />
ein Loblied auf einen mexikanischen Soldaten, der<br />
in der his<strong>to</strong>rischen Alamo-Schlacht fiel – für viele<br />
Amerikaner ein Affront. Die andere Seite zu sehen<br />
kam für die Mehrheit der Texter nicht in Frage.<br />
Wiederum eine Ausnahme: die Kalifornier Little<br />
Feat. In ihrer Fernfahrer-Ballade "Willin’" erwähnen<br />
sie die Armutsflüchtlinge, die aus dem Süden<br />
über die Grenze geschmuggelt werden. „Hey Gringo,<br />
can you take us across <strong>the</strong> border?" („Kannst<br />
du uns über die Grenze mitnehmen?"), fragen die<br />
Mexikaner auch in J.J. Cales "Tijuana". Ry Cooder<br />
und John Hiatt haben sich ihrer in "Across The<br />
Borderline" (Aufnahmen unter anderem von Freddy<br />
Fender, Willie Nelson<br />
und Willy DeVille) voller<br />
Empathie angenommen:<br />
„Up and down <strong>the</strong> Rio<br />
Grande a thousand footprints<br />
in <strong>the</strong> sand" („Entlang<br />
des Rio Grande tausend Fußspuren im Sand").<br />
Und sollten sie es tatsächlich in das gelobte Land<br />
geschafft haben, müssen<br />
sie feststellen, dass<br />
die Straßen „north of <strong>the</strong><br />
border" nicht mit Gold<br />
gepflastert sind. Im Gegenteil:<br />
Wenn die Illegalen<br />
auf den Feldern der US-<br />
Farmer als Erntehelfer ihre<br />
Schuldigkeit getan haben,<br />
werden sie gnadenlos abgeschoben. Das wusste<br />
schon Woody Guthrie: „They’re flying ’em back <strong>to</strong><br />
<strong>the</strong> mexican border <strong>to</strong> pay all <strong>the</strong>ir money <strong>to</strong> wade<br />
back again" ("Sie fliegen sie zurück zur mexikanischen<br />
Grenze, wo sie all ihr Geld ausgeben, um<br />
wieder zurückzuwaten"). "Deportee" (Deportierte)<br />
heißt das Lied aus dem Jahr 1948. Seitdem hat sich<br />
daran nichts geändert.<br />
Texmex-Musiker<br />
in den USA<br />
(Auswahl)<br />
Freddy Fender<br />
Flaco Jimenez<br />
Los Lobos<br />
The Texas Tornados<br />
Ritchie Valens<br />
Sir Douglas Quintet
deep purple<br />
In concert ’72 (2012 Mix)<br />
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30.05.<br />
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OUT NOW!<br />
Morrissey<br />
Vauxhall and I<br />
20th Anniversary Definitive Master<br />
Remaster seines vierten Soloalbums<br />
mit einem bisher unveröffentlichten<br />
Live-Konzert aus dem Jahr 1995<br />
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und Download erhältlich<br />
Emmylou<br />
Harris<br />
The Wrecking Ball<br />
DELUXE REISSUE<br />
Remaster plus CD mit bisher<br />
unveröffentlichten Aufnahmen<br />
plus DVD mit der Dokumentation<br />
„Building <strong>the</strong> Wrecking Ball“.<br />
2CD/DVD und Download<br />
Out Now<br />
www.warnermusic.de – www.rhino.com – www.parlophone.co.uk – www.nonesuch.com
Kolumne Christian Simon<br />
– Folge 15 –<br />
Mick Fleetwood<br />
"Not Fade Away"<br />
& die Ghana-<br />
Connection<br />
In der Besetzung mit Christine McVie und Stevie<br />
Nicks waren Fleetwood Mac 1980 eines der absoluten<br />
Highlights unserer „Rockpop"-Produktionen<br />
im ZDF, zumal die Band mit "Don’t S<strong>to</strong>p"<br />
live gesendet wurde. Schon damals wurde gemunkelt,<br />
dass Mick Fleetwood ein Soloprojekt plante.<br />
Ein solches Vorhaben bedeutet immer auch Promotionaktivitäten<br />
in Europa. Also sofort eine Anfrage<br />
ans Management schicken: wann, was, und<br />
wäre ein TV-Auftritt möglich?! Eine Anfrage mit<br />
Spätfolgen ...<br />
Mick Fleetwood liebt afrikanische Musik und<br />
wollte sein erstes Solo-Album in Ghana aufnehmen.<br />
Darum heißt es wohl auch THE VISITOR,<br />
denn Mick sah sich als Besucher und Gast in Afrika<br />
und war sehr dankbar, dass man ihn dort sehr<br />
herzlich willkommen hieß. „Ich reiste mit einem<br />
portablen Tonstudio in die Hauptstadt Accra und<br />
nahm dort mit meinen Musikern und Einheimischen<br />
in den Film Industries Studios meine erste<br />
Solo-LP auf. Als Gastmusiker<br />
waren Peter Green(baum)<br />
und George Harrison dabei",<br />
erzählte er mir später; denn<br />
es klappte tatsächlich: Mick<br />
Fleetwood sagte einen Live-<br />
Auftritt für Juni 1981 in<br />
„Rockpop" fest zu.<br />
Es war weltweit der einzige<br />
Fernsehgig in dieser Besetzung,<br />
denn Mick brachte außer<br />
der Band noch vier Kinder<br />
aus Ghana mit, die ihn mit Perkussioninstrumenten<br />
begleiteten. Doch fast wäre sein Auftritt<br />
im Münchner Studio noch geplatzt. Der Nachwuchs<br />
benötigte nämlich für die deutschen Behörden<br />
eine schriftliche<br />
Genehmigung<br />
der Eltern. Per Daumenabdruck<br />
unterzeichneten<br />
die<br />
„Erziehungsberechtigten"<br />
in Afrika die<br />
wichtigen Formulare<br />
– die wurden dann<br />
auch in der Sendung<br />
gezeigt. Soweit, so<br />
gut. Doch als die Musiker mit den Kindern am Auch Mick war sehr froh, endlich im Studio zu<br />
Münchner Flughafen ankamen, hatten zwei Begleiter<br />
der Kleinen kein Visum. Und die bayerische probt werden musste. Zwei Songs sollten gesendet<br />
sein, zumal noch zwei Tage für den Livegig ge-<br />
Staatsgewalt hatte kein Erbarmen. Die Begleiter werden. Mick entschied sich für den Buddy-Hollywurden<br />
von der Grenzpolizei unter vorläufigen Klassiker "Not Fade Away" und für "You Weren't<br />
Arrest gestellt. Und mit ihnen saß gleich noch jemand<br />
hinter Gittern: Mick Fleetwood ...<br />
rison noch Zeit gehabt hätte", sagte Mick, „dann<br />
In Love". „Wäre <strong>to</strong>ll gewesen, wenn George Har-<br />
hätten wir auch noch 'Walk A Thin Line' gebracht.<br />
George spielt dabei eine zwölfsaitige Gitarre und<br />
singt die Backing Vocals." Schade, aber man kann<br />
eben nicht alles haben ...<br />
Er erklärte den Beamten unmissverständlich:<br />
„Wenn die Begleiter nicht einreisen dürfen, müssen<br />
auch die Kinder wieder zurück<br />
nach Ghana. Und dann werde ich<br />
ebenfalls abreisen und die ZDF-<br />
Show aus Solidarität zu den Afrikanern<br />
platzen lassen. Die Gründe<br />
dafür wird man im Fernsehen darstellen!"<br />
Mittlerweile waren Mitarbeiter<br />
des ZDF und der Redaktion<br />
am Flughafen, und Pressevertreter<br />
hatten ebenfalls schon Wind von<br />
der Geschichte bekommen. Es wurde<br />
viel diskutiert, erklärt, geprüft<br />
und beraten. Schließlich gaben die<br />
Polizisten grünes Licht für den „Rockpop"-Auftritt.<br />
Dieses unbürokratische Verhalten habe ich<br />
dann in der Sendung gelobt, und die Beamten<br />
erhielten einen Sonderapplaus!<br />
Die Proben gestalteten sich etwas schwierig, da<br />
die technischen Anforderungen immens waren<br />
und weil die Kinder sich lange gedulden mussten.<br />
Aber Mick meisterte die Arbeit mit einer solchen<br />
Gelassenheit und Fröhlichkeit, dass wir alle letztlich<br />
sehr viel Freude an dieser Produktion hatten.<br />
Auch Mick – er schenkte mir ein Fo<strong>to</strong> mit Widmung:<br />
„Vielen, vielen Dank für diese großartige<br />
Show!"<br />
Die beiden Takes sind bei YouTube zu sehen (Eingabe:<br />
Mick Fleetwood plus den jeweiligen Songtitel).<br />
Sie transportieren sehr gut die hier erwähnte<br />
Atmosphäre im Studio.<br />
Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Fo<strong>to</strong>: © Albrecht Schmidt<br />
Albert Hammond ist ein Phänomen: Er erreichte nicht<br />
nur mehrfach selbst die Charts ("It Never Rains In<br />
Sou<strong>the</strong>rn California", "I'm A Train", "Free Electric<br />
Band", "Down By The River"), sondern belieferte Kollegen<br />
wie Whitney Hous<strong>to</strong>n, die Hollies, Julio Iglesias,<br />
Starship, Tina Turner, Willie Nelson, Johnny Cash, Roy<br />
Orbison, Diana Ross, Steppenwolf, Aretha Franklin,<br />
Art Garfunkel und Leo Sayer mit Hits. In seinem Alter<br />
– der gebürtige Londoner, der in Gibralter aufwuchs<br />
und heute meist in Kalifornien lebt, wird am 18. Mai<br />
70 – sind viele Kollegen schon im Ruhestand. Doch<br />
ALISE JOSTE<br />
Albert Hammond<br />
Hammond wagte Anfang dieses Jahrzehnts<br />
einen Neuanfang. 2013 <strong>to</strong>urte er erstmals<br />
seit drei Jahrzehnten wieder durch Deutschland,<br />
dokumentiert auf SONGBOOK 2013 –<br />
LIVE IN WILHELMSHAVEN. Im Juni kommt<br />
er erneut zu einigen Gigs her, ehe im Ok<strong>to</strong>ber<br />
eine große Deutschland-Tour folgt inklusive<br />
eines Auftritts beim <strong>GoodTimes</strong>-Festival am<br />
18. Ok<strong>to</strong>ber in der Offenbacher Stadthalle.<br />
TV-Auftritte und Pressegespräche im Vorfeld<br />
gehören dazu, um die Ticketverkäufe anzukurbeln.<br />
Doch Hammond wäre nicht Hammond, ginge<br />
er nicht auch hier eigene Wege. So reiste er nach der<br />
Aufzeichnung der Carmen-Nebel-Show (ZDF) in Halle<br />
nach Nürnberg weiter und spielte dort<br />
vor Krebspatienten einige seiner Klassiker<br />
live, nur mit der Akustikgitarre. „Es<br />
war traurig, soviel Leid zu sehen, aber es<br />
war auch wunderbar, diesen leidgeprüften<br />
Menschen ein paar schöne Momente<br />
zu bescheren", sagte Hammond hinterher,<br />
nachdem er geduldig zahllose Au<strong>to</strong>grammwünsche<br />
erfüllt hatte. „Ich hoffe,<br />
dass zu meinem Konzert in Nürnberg am<br />
6. Juni möglichst viele Menschen kommen,<br />
weil der Erlös diesen Krebs- und<br />
New<br />
comer<br />
Von Philipp Roser<br />
Wie der Vater, so der<br />
Sohn, so der Vater<br />
Fo<strong>to</strong>: © Roland Fengler<br />
Mukoviszidose-Patienten zugute kommt. Ich habe mir<br />
gedacht, dass es sinnvoll wäre, die Patienten und Ärzte<br />
vorher zu treffen und mich vor Ort umzuschauen."<br />
Hammond wird meist in bestuhlten Hallen auftreten,<br />
„aber es tut der Stimmung keinen Abbruch, wenn<br />
die Leute sitzen! Als ich letztes Jahr unterwegs war,<br />
hat das Publikum auch gesessen, und die Stimmung<br />
war großartig – die Menschen sind trotzdem <strong>to</strong>ll mitgegangen!"<br />
„70, aber kein bisschen leiser", so lautet Hammonds<br />
Mot<strong>to</strong>. Schließlich hat er großen Nachholbedarf:<br />
„Ich hatte aufgehört zu <strong>to</strong>uren, als mein Sohn<br />
Albert jr. zur Welt kam. Ich war für meine beiden älteren<br />
Töchter ein schlechter Vater gewesen, weil ich<br />
dauernd unterwegs<br />
war. Eines Tages sah<br />
ich dann Albert jr.<br />
mit seiner Band The<br />
Strokes auf der Bühne<br />
und dachte mir: Sohn,<br />
das habe ich für dich<br />
aufgegeben, und jetzt<br />
stehst du da oben! Da<br />
beschloss ich, meine<br />
Songs wieder live zu<br />
präsentieren."<br />
HOLY MOUNTAIN<br />
Feenhaftes aus Lettland<br />
Wenn ich Musik mache, schaffe ich mir eine ganz eigene Realität”, behauptet<br />
„ Alisa Joste mit leiser Stimme. „Das Spielen, Singen und Komponieren hilft<br />
mir, vor einer Realität zu fliehen, die ich nicht wirklich begreife – und die ich<br />
in all ihrer Komplexität und Gefühllosigkeit auch gar nicht begreifen will. Ich<br />
bin ja ein äußerst scheuer Mensch. Manchmal nervt mich diese Schüchternheit,<br />
vor allem auf der Bühne, wenn ich jedesmal <strong>to</strong>tales Herzrasen<br />
habe. Aber ich kann nicht viel dagegen tun. Ich bin wie eine<br />
Art Fee, die ziellos durch die Gegend flattert.” Kuriose Sätze der<br />
26-Jährigen gleich zu Beginn des Gesprächs. Joste stammt aus<br />
Lettland, sie wirkt irgendwie verschwurbelt, gleichzeitig aber in<br />
ihrer naiven Aufrichtigkeit angenehm au<strong>the</strong>ntisch. Gerade ist<br />
ihr bezauberndes Debüt ALISE JOSTE erschienen, das in seiner Verhusch<strong>the</strong>it an<br />
andere „Feen" wie Kate Bush, Suzanne Vega und vor allem Vashti Bunyan erinnert.<br />
„Vashtis Musik habe ich erst kennen gelernt, als meine Platte schon fertig war”,<br />
erklärt die zierliche Lettin, „aber es stimmt, ihre Lieder ähneln meinen. Wobei<br />
ich privat derzeit am liebsten hektischen Electro höre. Was mir das wohl sagen<br />
mag? Ich habe keine Ahnung”, lacht sie. Aufgenommen hat Joste ihren Erstling in<br />
einem einsamen lettischen Haus tief in der Pampa. Einziger Ansprechpartner war<br />
der große Bruder, der sie für einen Produktionsmonat dorthin begleitete. „Außer<br />
meinem Bruder hatte ich nur ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Computer dabei.<br />
Das genügte – zumindest für die Art Sound, wie ich ihn entwickle.” mfg<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Riff-Trip ins All<br />
Wie ein Raumschiff hebt ein Maya-Tempel ab in den Orbit. Statt Feuer und<br />
Rauch stößt das seltsame Flugobjekt verschnörkelte Schrift aus: ANCIENT<br />
ASTRONAUTS – „Astronauten des Altertums". Nein, es handelt sich nicht um die<br />
Buchdeckel-Illustration des neuesten Ufo-Esoterik-Wälzers Erich von Dänikens.<br />
Das Covergemälde, das zu besten Flower-Power-Zeiten so manchen Hippie angetörnt<br />
hätte, ziert das Debütalbum der schottischen Band<br />
Holy Mountain. Auch wenn das Trio um den Gitarristen Andy<br />
McGlone härteren Klängen zugeneigt ist, passt der Kosmos-<br />
Trip doch ganz gut. Zwar treiben dröhnende, erdenschwere<br />
Hard-Rockriffs die Musik voran, aber sie steckt auch voller<br />
abgespaceter Soundexperimente à la Hawkwind und Hendrix.<br />
ANCIENT ASTRONAUTS ist nach der 2012 veröffentlichten Sechs-Song-Mini-<br />
LP EARTH MEASURES das erste „richtige" Album der Glasgower Band; sie hat<br />
sich nach dem Surreal-Epos „La Montana Sagrada" des u.a. von John Lennon<br />
verehrten Filmregisseurs Alejandro Jodorowsky benannt. McGlone, Pete Flett (dr)<br />
und Allan Stewart (b) zapfen wie andere Powertrios der Rockhis<strong>to</strong>rie (The Experience,<br />
Nirvana etc.) die kraftvolle Energie an, die aus der intensiven Begegnung<br />
einer reduzierten Dreierbesetzung fließt – was besonders live ein Ereignis ist. Ein<br />
wenig einhören muss man sich zwar schon in die weitgehend instrumentalen,<br />
lediglich mit Stimmfetzen verfremdeten Stücke. Doch sitzt man einmal im Raumschiff<br />
drin, gibt es keinen Halt mehr – bis zur Sonne.<br />
frs<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81
Vielleicht<br />
bleibt nur "<br />
Alice"<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
Wird von ihnen im kollektiven Bewusstsein mehr bleiben als "<br />
Alice"? Als 1995 das<br />
holländische Produzenten/Labelboss-Duo Gompie ein "<br />
Who The Fuck ...?" in den Refrain<br />
des von ihnen grauenvoll interpretierten Liedes schreien ließ, waren Smokie<br />
plötzlich wieder in aller Munde. Teenager von einst erinnerten sich mit Wehmut, der<br />
partysüchtige Nachwuchs hatte einen neuen Fetenhöhepunkt. Und Smokie sangen<br />
ihren größten Hit in TV-Oldie-Shows jetzt auch mit dem "<br />
geistreichen" Gang-Shout.<br />
es ist jetzt tatsächlich 40 Jahre her,<br />
dass die gerade frisch in Smokie<br />
(davor noch Smokey) umbenannten<br />
Kindness unter ihrem neuen Namen in<br />
den Londoner Audio International Studios standen<br />
und eine Langspielplatte aufnahmen. Federführend:<br />
Mike Chapman und Nicky Chinn. Smokies neuer<br />
Manager Bill Hurley hatte die aus Bradford stammende<br />
Gruppe dem Songwriter- und Produzenten-<br />
Duo empfohlen, das sofort mit seiner Glam-Rock-<br />
Brille auf die attraktiven Boys schaute. Lederkluft?<br />
Glitzerbodys? Chris Norman (voc, g), Alan Silson<br />
(g, voc), Terry Uttley (b, backvoc) und Pete Spencer<br />
(dr) bewiesen gegenüber den scheinbar unfehlbaren<br />
Musikgenies Stehvermögen und bewahrten sich vor<br />
dem womöglich größten Fehler ihrer Karriere. Smokie<br />
blieben bodenständig, zeigten sich auf dem LP-<br />
Debüt PASS IT AROUND (1975) mit einem Hauch<br />
Westernromantik sogar im Stile rauer Burschen vom<br />
Lande.<br />
Der Titelsong, gleichzeitig die erste Single, klang<br />
als Produkt aus der Chinnichap-Schmiede wie eine<br />
Sweet-Nummer. Inklusive spitzem Harmoniegesang<br />
und brettharter Gitarre. Die extrem kratzige Stimme<br />
von Chris Norman gab dem Stück allerdings eine<br />
eigene Note, auch die eher trockene Produktion hob<br />
sich von den fetteren Heavy-Rockern der Gruppe<br />
um Andy Scott deutlich ab. "I Do Declare" – Song<br />
Nummer zwei aus der Feder der Produzenten – war<br />
ein treibender Rock’n’Roller, der sich auch auf einer<br />
Suzi-Quatro-Scheibe gut gemacht hätte. Der Rest<br />
der LP – immerhin elf von der Band selbst komponierte<br />
Songs – hatte weniger mit dem Fremdmaterial<br />
zu tun. Bestenfalls noch "Goin' Tomorrow",<br />
das als zerlumpter Bruder von "Declare" erscheint<br />
und unbestritten besser ist als die auf Hit gebürstete<br />
Spende der Men<strong>to</strong>ren. Auf jeden Fall machte PASS<br />
IT AROUND nur allzu deutlich, dass es sich bei Smokie<br />
nicht etwa um eine Gruppe handelte, die auf der<br />
Suche nach einer eigenen Handschrift unbedingt<br />
des Schliffs durch externe Fachleute bedurft hätte.<br />
Dass die Band bereits als Kindness für sich den<br />
so typischen Satzgesang kultiviert hatte, ist auf der<br />
ersten Single "Light Of Love" (RCA, 1970, noch mit<br />
Drummer Ron Kelly) zu hören. Auch die später zum<br />
Markenzeichen avancierenden Balladen sind keine<br />
Erfindung von Chinnichap: Smokie zeigten schon<br />
auf PASS IT AROUND mit "Daydreamin'" und "My<br />
Woman" viel Gespür für sanfte Töne. Im Gegensatz<br />
dazu sind sie in "Don’t Turn Out Your Light" progressiv,<br />
machen Hard Rock bei "Will You Love Me"<br />
und erinnern an die <strong>60s</strong> mit dem ulkigen "A Day At<br />
The Mo<strong>the</strong>rs-In-Law's".<br />
Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Auch in der Ausrichtung der Kompositionen<br />
war eine klare stilistische Anpassung<br />
zu erkennen: Smokie sollten nicht<br />
klingen wie all die anderen Chinnichap-<br />
Protagonisten.<br />
Die Härte wurde abgesaugt, Chris<br />
Norman durfte nicht mehr schreien, und<br />
der Sound erhielt mehr und mehr eine<br />
Akustikgitarren-Basis. Die erste Single<br />
der neuen LP, "If You Think You Know<br />
How To Love Me", war eine sanfte Ballade<br />
mit einer wunderschönen Melodie,<br />
die sich einfach nicht abzunutzen schien.<br />
Das Stück kann praktisch als Blaupause<br />
für viele weitere Mega-Hits betrachtet<br />
werden, die nicht nur in ihren Arrangements<br />
ähnlich gestrickt waren, sondern<br />
auch wieder durch gestreckte Titelzeilen<br />
auffielen: "Something’s Been Making Me<br />
Blue", "Living Next Door To Alice" (beide<br />
1976) und "Lay Back In The Arms Of<br />
Some one" (1977).<br />
Chris Norman und Alan Silson<br />
haben Spaß beim Playback im TV.<br />
So verdammt gut dieser Einstand (nach drei<br />
weiteren gescheiterten Kindness-45ern für Decca<br />
1972/73) auch gewesen sein mag – Erfolg war<br />
Smokie erneut nicht beschieden. Auch die Single<br />
floppte. Wohl auch wegen eines Radioverbots durch<br />
die BBC, die in "If you turn on<strong>to</strong> something good/<br />
pass it around" die Verherrlichung von Drogenkonsum<br />
vermutete. Material gab es allerdings genug, so<br />
dass es nur knapp ein halbes Jahr dauerte, bis mit<br />
CHANGING ALL THE TIME die zweite LP (immer<br />
noch als Smokey) in den Läden stand. Diesmal waren<br />
Chinn/Chapman mit vier beigesteuerten Songs<br />
(fast die Hälfte) auf Nummer sicher gegangen. Und<br />
nicht nur die höhere Anzahl perfekt gestylter Single-<br />
Aspiranten machte deutlich, dass das Schreiberteam<br />
große Stücke auf die neuen Schützlinge hielt.<br />
"If You Think …" landete in Großbritannien<br />
auf Platz drei der Charts. Und<br />
erstaunlicherweise blieb diese Position<br />
trotz des erst mit "Alice" einsetzenden<br />
internationalen Durchbruchs die höchste<br />
Hitparaden-Notierung im Vereinigten<br />
Königreich.<br />
Smokie trennten sich dann von ihrer alten<br />
Schreibweise wegen einer möglichen Verwechslung<br />
mit Smokey Robinson. Warum sie nicht zu einem<br />
reinen Mädchen-Phänomen wurden und auch nach<br />
diversen Schmusesongs eine beachtliche Fanbasis<br />
unter den Jungs besaßen? Dies mag mit der Coolness<br />
der Musiker zu tun gehabt haben, die diese<br />
vor allem in den TV-Auftritten zur Schau trugen.<br />
Lässige Nummern wie "Don’t Play Your Rock’n’Roll<br />
To Me" unterstützten die Wirkung. Mal kaute Chris<br />
Norman während seines Gesangsparts abgeklärt<br />
Kaugummi, bewegte zum Playback an anderer<br />
Stelle einfach nicht den Mund, wenn ihm danach<br />
zumute war, klemmte für einen Moment mit ar-<br />
Die Band von nebenan: Smokie im Freizeitlook.
Fo<strong>to</strong>s: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
Fo<strong>to</strong>shooting im Wind: Die Gesichter verraten,<br />
dass es kalt war.<br />
rogantem Blick das Plektrum zwischen die Zähne,<br />
lächelte spöttisch. Silson gefiel sich in Posen, die er<br />
im Verbund mit dem Sänger zu Aufstellfiguren perfektionierte,<br />
und Pete Spencer (seit 1973 im Team)<br />
erweckte hinter seinem Schlagzeug bewusst den<br />
Eindruck völligen Desinteresses. Allein Terry Uttley<br />
wirkte immer etwas überkonzentriert – aber Bassisten<br />
waren für junge Rockfans bekanntlich noch<br />
nie ausschlaggebend.<br />
Als feste Bank erwies sich für Smokie von Anfang<br />
an der deutsche Markt. Single Nummer vier,<br />
das wirklich großartige "Wild Wild Angels" (1976),<br />
kam hier auf Rang 15, während es in allen anderen<br />
relevanten Ländern die Charts verfehlte. Von einer<br />
geradezu bestechenden Qualität war auch die Nachfolge-45er,<br />
"I’ll Meet You At Midnight". Mit einer<br />
Streicherarmada unterfüttert, wurde dieses Midtempostück<br />
zu einem Fan-Favoriten, der für die dritte<br />
LP, MIDNIGHT CAFÉ (1976), gar nicht geplant<br />
war. Die Original-UK-Version hat nur neun Songs in<br />
den Rillen. Erst die Wiederveröffentlichung kam mit<br />
Song Nummer zehn. Und das war dann "I’ll Meet<br />
You …". Die etwas später erschienene USA-Ausgabe<br />
berücksichtigte bereits den ganz neuen Hit: Die B-<br />
Seite startet mit "Living Next Door To Alice" (New-<br />
World-Cover-Version). Geopfert wurde dafür "What<br />
Can I Do", eine der stärksten Silson-Kompositionen<br />
überhaupt. Auch "Little Lucy" wurde entfernt, um<br />
Platz für den ersten Single-Hit "If You Think …"<br />
zu schaffen. Der laxe Umgang in den Vereinigten<br />
Staaten mit Smokies Output hängt eng mit deren<br />
Erfolglosigkeit jenseits des Atlantiks zusammen: Lediglich<br />
"Alice" setzte mit Rang 25 ein Achtungszeichen.<br />
"If You Think …" verhungerte auf Position 96,<br />
und das Searchers-Cover "Needles And Pins" wurde<br />
von ein paar Nostalgikern auf den 68. Platz hochgekauft.<br />
Ansonsten: Pustekuchen.<br />
In der Bundesrepublik wurden Smokie geliebt<br />
(in der DDR übrigens auch, hier konnte sich das aber<br />
nicht in Verkaufszahlen niederschlagen). Spätestens<br />
seit "Alice" konnte das britische Quartett machen,<br />
was es wollte – die Fans rannten in die Plattenläden<br />
und kauften alles, wo Smokie draufstand. Bis<br />
1978 kam jede veröffentlichte Single in die Top<br />
drei. "Mexican Girl" – ein schwacher Aufguss des<br />
Balladen rezeptes im eigenen Schaffen<br />
– führte sogar noch einmal die<br />
Hitlisten an. Smokie verschwanden<br />
in ihrer Heimat nach dem Latino-<br />
Schleicher und "Take Good Care Of<br />
My Baby" (#34, 1980) aus der öffentlichen<br />
Wahrnehmung; in den<br />
deutschen Wertungslisten hielten<br />
sich Chris Norman & Co. noch bis<br />
1981 in den Top 30.<br />
Natürlich widerfuhr dem britischen<br />
Quartett beim Album-Umsatz<br />
ein ähnliches Schicksal wie<br />
den meisten Single-Bands der 70er<br />
Jahre: Während einzelne Songs monatelang<br />
in den Charts blieben und<br />
fast täglich in der Radio-Rotation<br />
liefen, fristeten die LPs ein Dasein<br />
als Dreingabe: Die ersten drei –<br />
durchweg gute Rockscheiben, die<br />
kaum Füller aufwiesen – fanden<br />
vergleichsweise wenige Kaufinteressenten.<br />
Als sich Smokie auf ihrem<br />
Popularitätszenit befanden, liefen<br />
auch die Longplayer besser: BRIGHT<br />
LIGHTS & BACK ALLEYS (1977) und<br />
THE MONTREUX ALBUM (1978)<br />
stießen erstmals in relevante Absatzzahlen<br />
vor (UK: Silber, Deutschland:<br />
Gold). Künstlerisch markiert BRIGHT<br />
LIGHTS ... den Höhepunkt. Kreativer, abwechslungsreicher<br />
und vor allem besser waren Smokie danach<br />
nie wieder. "It’s Your Life", "Sunshine Avenue",<br />
"Baby It’s You" und "Walk Right Back" gehören zur<br />
Sahne aus dem musikalischen Fundus der Gruppe.<br />
Auch MONTREUX ... ist brillant, hat mit "Mexican<br />
Girl", "Oh Carol" und "For A Few Dollars More" aber<br />
zu viele Songs, die auf Nummer sicher gingen. Wie<br />
schnell sich Ende der 70er die Musikwelt veränderte,<br />
bekamen auch Smokie zu spüren: THE OTHER SIDE<br />
OF THE ROAD (1979), das die Erfolgsmasche<br />
des Vorgängers noch einmal strickte, fand<br />
schon weitaus weniger Nachhall, obwohl es<br />
drei annehmbare Hitsingles in Deutschland<br />
abwarf.<br />
Nette Onkels fürs Kaffekränzchen?<br />
Das Dinosauriersterben ging auch an<br />
Smokie nicht vorüber. Medial spielten sie<br />
längst keine Rolle mehr. In Pop und Rock<br />
dominierten neue Namen. Was tun, wenn<br />
es eigentlich egal ist, was man macht?<br />
Smokie beantworteten diese Frage zunächst<br />
mit künstlerisch ernstzunehmendem<br />
Material. SOLID GROUND (1981), erstmals<br />
ganz ohne Chinn/Chapman, bot eine Menge<br />
– Hard Rock, Funk, Pop, Soft Rock –,<br />
trotzdem blieb es wegen des strikten Festhaltens<br />
am typischen Smokie-Sound eine<br />
homogene Veröffentlichung. Völlig am<br />
Zeitgeist vorbei klimperte dann aber der<br />
Nachfolger, STRANGERS IN PARADISE<br />
(1982). Außer bei "Long Way From Home"<br />
wurde auf der LP nur balladiert. Doch wer<br />
wollte in der Zeit von Post-Punk, New<br />
Wave und Synthie-Pop noch Stehblues mit<br />
Reibeisenstimme und Schmeichelchören?<br />
Das Ende der Band war praktisch besiegelt.<br />
Auch, weil man sich vom Habitus einer Rockband<br />
verabschiedet hatte und offenbar in der Beschallung<br />
von Hausfrauen-Kaffeekränzchen die kommerzielle<br />
Zukunft sah, denn MIDNIGHT DELIGHT<br />
(1982) geriet noch zahnloser. Chris Norman ging,<br />
wurde der „Mann mit ,Midnight Lady'", Smokie<br />
starteten mit neuem Sänger Ende der 80er Jahre<br />
noch einmal durch und sind heute, nach einigen<br />
Umbesetzungen, Oldie-Party-Gäste. Gefragt sind<br />
auf solchen Feten die Hits – und unbedingt "Alice".<br />
Am besten mit „Who The Fuck ...?"<br />
Jens-Uwe Berndt<br />
Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Discographie<br />
Singles:<br />
Kindness<br />
1970 Light Of Love / Lindy Lou RCA Vic<strong>to</strong>r RCA 1942<br />
1972 Let The Good Times Roll / Oh Yea Decca F 13318<br />
1972 Oh, Julie (Oh, Oh, July) / I Love You, Carolina Decca F 13338<br />
1973 Make It Better / Lonely Long Lady Decca F 13429<br />
Smokey<br />
Von Frank Küster<br />
1975 Pass It Around / Couldn't Live RAK 1 C 006-96 513<br />
1975 If You Think You Know How To Love Me / 'Tis Me RAK 1 C 006-96 685<br />
1975 Don't Play Your Rock 'n' Roll To Me / Talking Her Round RAK 1 C 006-96 936
Singles:<br />
Smokie<br />
1975 Something's Been Making Me Blue / Train Song RAK 1 C 006-97 325<br />
1976 Wild Wild Angels / The Loser RAK 1 C 006-97 668<br />
1976 I'll Meet You At Midnight / Miss You RAK 1 C 006-98 156<br />
1976 Living Next Door To Alice / Run To You RAK 1 C 006-98 451<br />
1977 Lay Back In The Arms Of Someone / Here Lies A Man RAK 1 C 006-98 774<br />
1977 It's Your Life / Now You Think You Know RAK 1 C 006-99 189<br />
1977 Needles And Pins / No One Could Ever Love You More RAK 1 C 006-99 588<br />
1977 For A Few Dollars More / Goin' Tomorrow RAK 1 C 006-60 259<br />
1978 Oh Carol / Will You Love Me RAK 1 C 006-60 762<br />
1978 Mexican Girl / You Took Me By Surprise RAK 1 C 006-61 616<br />
1979 Do To Me / Cryin' RAK 1 C 006-62 747<br />
1979 Babe It's Up To You / Did She Have To Go Away RAK 1 C 008-63 338<br />
1980 San Francisco Bay / You're You RAK 1 C 008-63 644<br />
1980 Take Good Care Of My Baby / I Wanna Kiss Your Lips RAK 1 C 008-63 795<br />
1980 Run To Me / Look What You're Doin' RAK 1 C 008-64 065<br />
1981 Little Town Flirt / I'm In Love With You RAK 1 C 008-64 637<br />
1981 Jet Lagged / Your Love Is So Good For Me RAK 1 C 008-64 688<br />
1982 Don't Throw It Away / Warm Nights With You Reper<strong>to</strong>ire RR 171 011<br />
1982 Number On My Wall / Hiding From The Night Reper<strong>to</strong>ire 6.13 574<br />
1982 Looking Daggers / Hiding From The Night Mean Records MEAN 101<br />
1987 Cry In The Night / Working For The Weekend WAG Records WAG 4<br />
Alben:<br />
1975 Pass It Around RAK 1 C 062-96 204<br />
1975 Changing All The Time RAK 1 C 062-96 832<br />
1976 Midnight Café RAK 1 C 062-97 547<br />
1976 Bravo präsentiert: Smokie RAK 1 C 038-98 457<br />
1977 Smokie's Greatest Hits RAK 1 C 064-98 751<br />
1977 Bright Lights And Back Alleys RAK 1 C 064-99 584<br />
1978 The Montreux Album RAK 1 C 064-61 505<br />
1980 The O<strong>the</strong>r Side Of The Road RAK 1 C 074-63 337<br />
1980 Greatest Hits Volume 2 RAK 1 C 074-64 051<br />
1981 Solid Ground RAK 1 A 064-64 502<br />
1981 The Very Best Of Smokie Arcade ADE G143<br />
1982 Strangers In Paradise RAK 1 A 064-64 743<br />
1982 Midnight Delight Reper<strong>to</strong>ire RR 331 005 / 6.25 197<br />
1990 Forever – Ihre 32 größten Hits (2-CD) Ariola 353 923<br />
1992 The Collection Ariola 262 538<br />
1995 The Best Of 20 Years Ariola 74321 30799 2<br />
1996 Premium Gold Collection EMI 7243 8 53261 2 7<br />
1999 18 Carat Gold CMC EMI 724352 161324<br />
2000 Best Of The Rock Songs And Ballads (2-CD) Ariola 74321 76754 2<br />
Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
THE DUKES OF SEPTEMBER<br />
Donald F. – ein fauler Sack<br />
Im November 2012 fand im Lincoln Center,<br />
dem bedeutendsten Kulturzentrum von New<br />
York City, für einen Abend ein Spitzentreffen<br />
statt. Der Vorhang ging auf für ein<br />
Trio: The Dukes Of September. Kein Begriff?<br />
Kenner exklusiver Rock- und Jazz-Rockmusik<br />
wissen Bescheid, wenn die Namen der Beteiligten<br />
fallen: Donald Fagen (Steely Dan), Michael<br />
McDonald (vor allem als Frontmann der<br />
Doobie Bro<strong>the</strong>rs bekannt) und Boz Scaggs,<br />
Grammy-Gewinner und seit Jahrzehnten<br />
ein smarter Jazz- und Blues-Crooner mit<br />
Top-Ruf. Diese drei Koryphäen – samt einer<br />
prächtig groovenden Band aus acht männlichen<br />
und weiblichen Profis – erhoben den<br />
Michael McDonald<br />
Abend zu einem prächtigen Nostalgie-Highlight:<br />
jetzt zu genießen auf einer gerade erschienenen<br />
DVD.<br />
Ja, das war eine lustige Sause! Wir sind ja alte<br />
„ Kumpel, haben als The Dukes Of September seit<br />
2010 schon einige Male live zusammengespielt, es<br />
ist ein loser Verbund alter Knaben”, meint Donald<br />
Fagen – und klingt dabei eher nüchtern und ohne<br />
sonderliche Euphorie. Doch das will nichts heißen<br />
bei diesem Chefzyniker vor dem Herrn. Der Steely- Donald Fagen<br />
Dan-Lenker ist bekannt für seine Wortkargheit und<br />
bitterböse Ironie. Und bleibt doch als sympathische,<br />
unerschrockene und au<strong>the</strong>ntische Person in Erinnerung.<br />
SINGLES<br />
VOR 50 JAHREN<br />
18. Mai 1964<br />
Four Pennies<br />
Juliet<br />
Millie<br />
My Boy Lollipop<br />
Searchers<br />
Don’t Throw Your Love Away<br />
Bachelors<br />
I Believe<br />
Cilla Black<br />
You’re My World<br />
Roy Orbison<br />
It’s Over<br />
Fourmost<br />
A Little Loving<br />
Gerry & The Pacemakers<br />
Don’t Let The Sun Catch You Crying<br />
Cliff Richard<br />
Constantly<br />
Dionne Warwick<br />
Walk On By<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 50 JAHREN<br />
18. Mai 1964<br />
Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />
Beatles<br />
With The Beatles<br />
Dave Clark Five<br />
A Session With The Dave Clark Five<br />
Shadows<br />
Dance With The Shadows<br />
Soundtrack<br />
West Side S<strong>to</strong>ry<br />
Dusty Springfield<br />
A Girl Called Dusty<br />
Hollies<br />
Stay With The Hollies<br />
Les Swingle Singers<br />
Jazz Sebastian Bach<br />
Beatles<br />
Please Please Me<br />
George Mitchell<br />
On Tour With The George Mitchell Minstrels<br />
Ein Telefonat mit Donald Fagen kann darum vertrackt<br />
sein. Er ist weithin bekannt als spleeniger Exzentriker<br />
und mürrischer Zeitgenosse. Bei aller Knappheit<br />
der Antworten<br />
auf nicht wenige<br />
GB-CHARTS<br />
SINGLES<br />
VOR 45 JAHREN<br />
18. Mai 1969<br />
Beatles<br />
Get Back<br />
Clodagh Rodgers<br />
Come Back And Shake Me<br />
Mary Hopkin<br />
Goodbye<br />
Herman’s Hermits<br />
My Sentimental Friend<br />
Who<br />
Pinball Wizard<br />
Fleetwood Mac<br />
Man Of The World<br />
Isley Bro<strong>the</strong>rs<br />
Behind A Painted Smile<br />
Frank Sinatra<br />
My Way<br />
Desmond Dekker & The Aces<br />
The Israelites<br />
Simon & Garfunkel<br />
The Boxer<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
der Fragen: Wenn<br />
den 66-Jährigen<br />
ein Thema interessiert,<br />
kann man<br />
selbst über mehrere<br />
tausend Kilometer<br />
Luftlinie „hören",<br />
wie er seine<br />
Stirn in Falten legt. Fagen verliert kein Wort zu viel<br />
– doch was er zu sagen hat, bringt seine originelle<br />
Lebens- und Denkweise auf den Punkt.<br />
LPs<br />
VOR 45 JAHREN<br />
18. Mai 1969<br />
Moody Blues<br />
On The Threshold Of A Dream<br />
Bob Dylan<br />
Nashville Skyline<br />
Seekers<br />
Best Of The Seekers<br />
Elvis Presley<br />
Elvis: NBC TV Special<br />
Cream<br />
Goodbye<br />
Leonard Cohen<br />
Songs From A Room<br />
Soundtrack<br />
Oliver!<br />
Hollies<br />
Hollies Sing Dylan<br />
London Cast<br />
Hair<br />
Led Zeppelin<br />
Led Zeppelin<br />
Der Amerikaner ist neben seinem Langzeit-<br />
Buddy Walter <strong>Beck</strong>er Mitbegründer der kultisch<br />
verehrten Jazz-Pop-Formation (Be<strong>to</strong>nung auf<br />
Jazz!) Steely Dan, die er 1970 ins Leben rief, 1981<br />
auflöste und 1993 reanimierte. Steely Dan wurden<br />
und werden heiß verehrt für ihre wahrhaft minutiös<br />
ausbalancierten Kompositionen auf höchstem<br />
Niveau – angesiedelt irgendwo zwischen Funk,<br />
Blues, Soul, Rock, Pop und mit jeder Menge Jazz,<br />
eleganten Arrangements sowie meist bitterbösezynischen<br />
Texten.<br />
Gern hat Fagen sich in früheren Interviews als<br />
„typischen Amerikaner" bezeichnet ... Und<br />
schon blafft er dazwischen: „Das habe ich nie getan,<br />
ich habe mich höchstens als typischen New Yorker'<br />
'<br />
bezeichnet. Doch New York ist nicht die USA, wir<br />
sind eine Enklave für uns. Im Rest des Landes fühle<br />
ich mich häufig wie ein Außerirdischer. Und auch<br />
meine Grundidee der USA – diese Idee absoluter<br />
Freiheit und unerschöpflicher Kreativität – ist eine<br />
andere als die der meisten US-Bürger. Die Vereinigten<br />
Staaten von heute sind trotz eines schwarzen<br />
Demokraten als Präsident ausgesprochen reaktionär.<br />
So ein Land kann nicht wirklich meine Heimat<br />
sein.”<br />
weil er wesentlich pes-<br />
Boz Scaggs<br />
SINGLES<br />
VOR 40 JAHREN<br />
18. Mai 1974<br />
Rubettes<br />
Sugar Baby Love<br />
Abba<br />
Waterloo<br />
Bay City Rollers<br />
Shang-A-Lang<br />
Peters & Lee<br />
Don’t Stay Away Too Long<br />
Wombles<br />
Remember You’re A Womble<br />
Chi-Lites<br />
Homely Girl<br />
Wizzard<br />
Rock’n’Roll Winter<br />
Alvin Stardust<br />
Red Dress<br />
Paper Lace<br />
The Night Chicago Died<br />
Stevie Wonder<br />
He’s Misstra Know It All<br />
Auch simistischer als die meisten<br />
Bürger dieses Landes denkt, dessen<br />
Großteil der Bevölkerung<br />
sich ja die Lebensumstände gern<br />
schönredet? Fagen: „Das mag<br />
durchaus sein, eigentlich ist in<br />
den ach so optimistischen Vereinigten<br />
Staaten kein Platz für einen<br />
Miesepeter wie mich. Außerdem<br />
singe ich gern Lieder über<br />
ein Thema, das in Amerika weitestgehend<br />
ein Tabu ist: den Tod. Ich stelle mich<br />
diesem Phänomen. Tag für Tag nähere ich mich<br />
ihm an. Und werde hoffentlich alt genug, damit ich<br />
ihm am Ende mit einem Lächeln auf den Lippen<br />
begegnen kann.”<br />
Audienz beendet. Bis auf die zaghafte Nachfrage,<br />
wie es mit den Dukes Of September und<br />
Steely Dan weitergeht: „Keine Ahnung”, murmelt<br />
Fagen, „vielleicht gar nicht? Denn im Grunde bin<br />
ich ein fauler Sack.”<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
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9<br />
10<br />
LPs<br />
VOR 40 JAHREN<br />
18. Mai 1974<br />
Carpenters<br />
The Singles 1969–1973<br />
El<strong>to</strong>n John<br />
Goodbye Yellow Brick Road<br />
Cat Stevens<br />
Buddah And The Chocolate Box<br />
Paul McCartney & Wings<br />
Band On The Run<br />
Mike Oldfield<br />
Tubular Bells<br />
Diana Ross & Marvin Gaye<br />
Diana And Marvin<br />
Charlie Rich<br />
Behind Closed Doors<br />
Soundtrack<br />
The Sting<br />
Status Quo<br />
Quo<br />
Queen<br />
Queen<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 87
RAINBIRDS<br />
Häutungen<br />
Ganz gleich, in welchem musikalischen Gewand sich diese Stimme präsentiert – sie bleibt unverwechselbar:<br />
Katharina Franck klingt kraftvoll, melancholisch, auch mal zickig bis hysterisch, doch in erster Linie<br />
steckt sie voller Leidenschaft. Und wird stets sofort wiedererkannt. Dies muss man wissen, wenn es<br />
um die Rainbirds geht – Francks Band seit 1986. Es gibt ein "<br />
neues" Album der Gruppe, gespickt mit "<br />
alten"<br />
Liedern. Auf YONDER sind Klassiker wie "Seven Compartments", "Paperchase" oder der Monsterhit<br />
"Blueprint" enthalten. Und obwohl viele diese Melodien aus dem Stand nachsummen könnten, werden<br />
sie sich bei den angebotenen Versionen erst mal schwertun: Die Elektronik fordert ihren Tribut. Wäre da<br />
nicht diese Stimme! Sie ist das große Plus der 50-Jährigen, was diese im Gespräch bestätigt.<br />
Welche Beziehung hast du zu deiner Stimme?<br />
Ich weiß um diesen Wert, der tief in meinem Inneren<br />
steckt. Dadurch habe ich die Pflicht, das Außenrum –<br />
also meinen Körper – möglichst pfleglich zu behandeln,<br />
damit mir nicht eines Tages dieses wundervolle<br />
Geschenk entgleitet.<br />
Was ist die Idee hinter YONDER – dieser<br />
alten neuen Rainbirds-Arbeit?<br />
Ich verfolgte schon seit einigen Jahren vage die Idee,<br />
alte Lieder der Rainbirds, aber auch welche aus meiner<br />
Solokarriere in anderem Gewand<br />
zu präsentieren. Ich fand aber<br />
den richtigen Dreh dafür nicht.<br />
Während ich an meinem letzten<br />
Solo-Album mit dem Bassisten der<br />
Cultured Pearls im Studio arbeitete,<br />
schaute auch deren Schlagzeuger<br />
Bela Brauckmann ab und zu vorbei,<br />
um einige Loops für mich aufzunehmen.<br />
Wir kamen uns musikalisch<br />
rasch näher, und er machte<br />
sich Gedanken, wie man meine<br />
Vorstellung umsetzen könnte, in<br />
einem ungewohnten Gewand. Bald<br />
darauf zog ich eine Solo<strong>to</strong>urnee<br />
durch, bei der Gunter Papperitz<br />
Keyboards spielte. Der Bursche ist<br />
ein wahrer Elektronik-Guru! Irgendwann kamen wir<br />
zusammen, um ernsthaft über das YONDER-Projekt<br />
zu diskutieren. Wir wurden uns rasch einig. Der große<br />
Vorteil: Bela und Gunter sind gut zehn Jahre jünger<br />
als ich, haben somit zu meinen alten Stücken einen<br />
ganz anderen Zugang als ich selbst.<br />
Wie lief die Produktion ab?<br />
Als erstes haben sie mir im Studio die Gitarre weggenommen<br />
(lacht). Das fand ich zuerst dreist, denn<br />
das Instrument ist mein Baby. Aber ich habe mich<br />
schnell, voll und ganz auf diese neue Situation eingelassen.<br />
Und danach habt ihr die alten Stücke<br />
dechiffriert?<br />
Nein, das habe ich hauptsächlich den anderen über-<br />
lassen. Sie brachten dann ihre Elektronik mächtig ins<br />
Spiel, ohne dabei<br />
meinen<br />
Songs<br />
die ursprüngliche<br />
Seele<br />
auszutreiben.<br />
Zunächst<br />
war ich skeptisch,<br />
danach<br />
neugierig,<br />
und schließlich<br />
brachte ich<br />
mich voll und<br />
ganz in die Vorgehensweise<br />
ein.<br />
Das ganze Projekt<br />
hing stark von<br />
gegenseitigem<br />
Vertrauen ab.<br />
Alter Wein in neuen musikalischen Schläuchen:<br />
die Rainbirds zwischen gestern und morgen.<br />
Du sagst, das Trio sei keine Übergangslösung,<br />
sondern es seien die Rainbirds von heute. Was<br />
heißt das konkret?<br />
Dieses Bandgefüge ist sehr organisch, sehr demokratisch<br />
und in relativ kurzer Zeit gewachsen. Die<br />
Ausgangsposition war das neue Interpretieren alter<br />
Kompositionen. Dafür braucht es aber ein modernes<br />
Instrumentarium, teilweise veränderte Arrangements,<br />
leicht aktualisierte Texte. Ich war stets<br />
eine Künstlerin der Häutungen, ohne dabei auf<br />
meine kreative Au<strong>the</strong>ntizität zu verzichten. Zum<br />
Glück entwickelte sich während der Aufnahmen<br />
ein stetig wachsender Enthusiasmus. Die Freude<br />
an der Weiterentwicklung war immens!<br />
Und wenn Rainbirds-Fans von Entweihung<br />
sprechen und sich abwenden?<br />
Damit muss ich natürlich rechnen! Aber ich fühle<br />
mich musikalisch nach wie vor nicht fertig. Da gibt<br />
es noch so viel, das es auszuprobieren gilt. Ich<br />
habe mir diesen Beruf ausgesucht, weil ich mich<br />
darin jeden Tag neu erfinden kann. Ich habe nie<br />
etwas getan – und werde nie etwas tun –, hinter<br />
dem ich nicht stehe. Darum kann ich auf solche<br />
möglichen Vorwürfe keine Rücksicht nehmen,<br />
denn sonst stagniere ich.<br />
Wofür steht eigentlich YONDER?<br />
Das ist ein Gospel-Begriff für das Jenseits, ohne sich<br />
auf einen bestimmten Ort festlegen zu wollen. Für<br />
mich ist das ein sehr tröstlicher Gedanke. Ich hoffe<br />
nur, dass es dort Musik gibt!<br />
Michael Fuchs-Gamböck<br />
Fo<strong>to</strong>s: © Katja Kuhl<br />
Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Peter Urban<br />
Von Ray Davies zum ESC<br />
Die Stimme aus dem TV-Off kennen nicht nur alle, die sich jedes Jahr die Übertragung<br />
des Eurovision Song Contest im Fernsehen anschauen: Sie gehört Peter Urban, und der<br />
moderiert seit Jahrzehnten auch anspruchsvolle Musiksendungen des NDR. Er macht<br />
selbst als Keyboarder Musik – unter anderem mit Bad News Reunion –, ist inzwischen<br />
im Ruhestand, dennoch hat er am 10. Mai wieder das ESC-Finale aus Kopenhagen<br />
kommentiert. Und vorher mit <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser gesprochen.<br />
Sie sind 2013 in den Ruhestand gegangen ...<br />
Ich war bis letzten Sommer NDR-Redakteur, mache<br />
aber meine Sendungen alle weiter. Ich darf nur nicht<br />
weiter als Festangestellter arbeiten, das heißt, ich bin<br />
nicht mehr Leiter der Redaktion „Nachtclub".<br />
Ein "<br />
Meckerbrief" verhalf<br />
Urban zum Modera<strong>to</strong>renjob.<br />
den Songs von Ray Davies auseinandergesetzt. Mein<br />
Professor meinte, ich solle das erweitern und eine<br />
Dok<strong>to</strong>rarbeit daraus machen.<br />
hatte viele Gelegenheiten, Leute etwas näher kennen<br />
zu lernen, weil auch nach den Interviews Begegnungen<br />
beim Essen oder im Hotel möglich waren.<br />
Das Loslassen war gar kein so großes Problem?<br />
Nein, überhaupt nicht. Ich mache das gern, und ich<br />
mache auch gern die ESC-Sendungen weiter.<br />
Sie arbeiten seit 1971 für den NDR.<br />
Da habe ich beim Fernsehen angefangen. Es wurde<br />
eine Sendereihe<br />
„Sympathy For<br />
The Devil" von<br />
Horst Königstein<br />
konzipiert,<br />
und ich stieß als<br />
freier Mitarbeiter<br />
dazu. Als der zuständige<br />
Redakteur<br />
Klaus Wellershaus<br />
1974<br />
Livemodera<strong>to</strong>ren<br />
für Musiksendungen<br />
suchte, begann ich mit dem Radio.<br />
Wie kam der Kontakt zum legendären, inzwischen<br />
vers<strong>to</strong>rbenen Königstein zustande?<br />
Als Student hatte ich Wellershaus als zuständigem<br />
Redakteur für Musiksendungen beim NDR einen Brief<br />
geschrieben, in dem ich irgendwas bemängelte. Er<br />
meinte, wir sollten uns treffen. Dann war ich einige<br />
Male zu Gast in seinen Sendungen, weil ich ein Jahr<br />
lang in England gelebt und sehr viel Musik hautnah<br />
erlebt hatte – das war 1968/69. Er stellte den Kontakt<br />
zu Königstein her, und ich war bei den Dreharbeiten<br />
mit in England, habe Kontakte vermittelt und die Interviews<br />
gemacht.<br />
Sie haben nach dem Studium promoviert. Ihre<br />
Dok<strong>to</strong>rarbeit erschien auch als Buch, "<br />
Rollende<br />
Worte – Die Poesie des Rock" ...<br />
In meiner Abschlussarbeit 1973 habe ich mich mit<br />
Das Gespräch mit Yoko Ono zählt<br />
Urban zu Highlights seiner "<br />
Karriere".<br />
1988 sind Sie dann fest zum NDR gegangen?<br />
Ich hatte viele Sendungen gemacht und Serien geschrieben,<br />
auch für andere Sender wie den WDR.<br />
1988 wurde ich gefragt, ob ich eine freigewordene<br />
Redakteursstelle annehmen wolle. Das habe ich nicht<br />
bereut, denn man kann viele Sachen doch besser<br />
mitbestimmen, wenn man im<br />
Haus ist, in den Gremien sitzt<br />
und Entscheidungsbefugnis<br />
bekommt.<br />
Sie haben viele Künstler<br />
getroffen – Keith Richards,<br />
Harry Belafonte, Eric Clap<strong>to</strong>n<br />
und Yoko Ono nannten<br />
Sie bei Ihrer Verabschiedung<br />
als Highlights ...<br />
Ja, es waren schon einige<br />
Große dabei. Joni Mitchell<br />
würde ich noch nennen, Bonnie Raitt, zu der ich immer<br />
noch ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflege.<br />
Das Ganze war früher vielleicht einfacher als heute,<br />
wenn man zu sechst beim Interview-Roundtable<br />
sitzt. Ich habe eine zweistündige<br />
Keith-Richards-Sendung<br />
gemacht, in der er von<br />
seinem ersten Solo-Album<br />
erzählte und dem Disput mit<br />
Jagger – das war sehr intensiv<br />
und persönlich. Mit Rod<br />
Stewart hatten wir für „Sympathy<br />
For The Devil" eine<br />
Szene aufgenommen, als er<br />
noch Sänger der Faces war,<br />
in einem Hinterhof in Hamburg<br />
im Schanzenviertel. Er stand zwischen Ruinen<br />
und Altbauten und sang Stücke seiner damaligen<br />
Soloplatten a-cappella. Es war eine gute Zeit, man<br />
Mit Bad News Reunion steht Keyboarder<br />
Urban regelmäßig auf der Bühne.<br />
Was hat Sie am Eurovision Song Contest gereizt,<br />
was reizt Sie heute noch?<br />
Mit dem Redakteur Jürgen Meier-Beer hatte ich die<br />
„Live Aid"- und „Konzert für Mandela!"-Übertragungen<br />
fürs Radio und Fernsehen gemacht. Als er<br />
beim NDR für den ESC verantwortlich wurde, fragte<br />
er mich. Der erste ESC, den ich kommentierte, war<br />
in Dublin. Es war zwar nicht so mein Metier, aber<br />
dann habe ich überlegt: Das ist eine spannende<br />
Sache, fast eine kleine Europameisterschaft, ein<br />
spannender Live-Event. Natürlich reizt es, Fernsehen<br />
zu machen, wenn viele Leute zuschauen – und<br />
man lernt viel Neues kennen, erlebt fremde Länder<br />
zumindest an der Oberfläche, viele verschiedene<br />
Musikkulturen und Nationalitäten, mit denen man<br />
sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Das fand und<br />
finde ich spannend.<br />
Und Sie machen selbst Musik ...<br />
Ich habe zur Gymnasialzeit in einer Jazzband gespielt,<br />
den Quak<strong>to</strong>wn Rhythm Kings in Quakenbrück. Mit<br />
den Beatles fing dann ein ganz anderes Leben an<br />
(lacht)! Ich habe in einer Popband mitgemacht, The<br />
Moody Section. Als ich als<br />
Student nach Hamburg<br />
kam, lernte ich 1968 Abi<br />
Wallenstein kennen, wir<br />
gründeten 1973 die Band<br />
Pussy, zu der 1975 Caro<br />
als Sängerin stieß. Wir<br />
waren praktisch die Hausband<br />
des Onkel Pö, trafen<br />
uns mit anderen Musikern<br />
dort oder im Logo<br />
zu Jamsessions, woraus<br />
Bad News Reunion entstanden. Wir haben erst vor<br />
kurzem eine Platte veröffentlicht und spielen auch<br />
wieder verstärkt live.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89
Live in Concert<br />
Rock Meets Classic<br />
Klassischer Rock in Classic Symphony<br />
„The Show Must Go On!": Mit spektakulärem Orchesterintro plus sechsköpfigem<br />
Chor startete Rock Meets Classic 2014 das vielversprechende Programm – ein<br />
Queen-Klassiker. Freddie<br />
Mercury war vor 30 Jahren<br />
in Würzburg mit Queen aufgetreten.<br />
Mächtige Rockhymnen mit<br />
Streicherakzenten standen<br />
auch dieses Jahr wieder im<br />
Mittelpunkt. Die Sänger<br />
und Gitarristen bewiesen,<br />
dass die früheren Top-10-<br />
Hits immer noch im musikalischen<br />
Gedächtnis abgerufen<br />
werden können,<br />
sobald nur die ersten Takte<br />
erklingen.<br />
Das diesjährige Angebot mit<br />
Midge Ure (Ultravox, Visage), Joe Lynn Turner (Rainbow, Deep Purple), Mick Box<br />
und Bernie Shaw (Uriah Heep), Kim Wilde und Headliner Alice Cooper (mit der<br />
jungen Star-Gitarristin Orianthi) sorgte für ausgelassene Stimmung in der restlos<br />
ausverkauften Arena.<br />
Da alle Musiker nur ihre bedeutendsten Songs präsentierten, dominierte der<br />
Mainstream. Dies gehört zum Konzept, das Publikum will genau diese Megahits<br />
hören, die zum Mitsingen und -klatschen animieren. Midge Ure, ganz Gentleman<br />
in Anzug und Krawatte, zählte da mit seinen elegischen Electro-Pop-Hymnen<br />
eher zu den Ausnahmen. Stimmlich verlangten ihm besonders "Vienna" und<br />
"Dancing With Tears In My Eyes" alles ab.<br />
Joe Lynn Turner, klein mit großer Rockstimme, sorgte dann mit Rainbow-Klassikern<br />
für gesteigerte Stimmung. Und per eingeschobenem Schmachtfetzen "Love<br />
Würzburg, S.Oliver Arena, 14. März 2014<br />
Conquers All" (mit Streicher-Zuckerguss; aus seiner Deep-Purple-Zeit) setzte er<br />
dann zum absoluten Rockhighlight "Since You Been Gone" an: Niemanden hielt<br />
es mehr auf den Sitzen, die Halle war im Ausnahmezustand!<br />
Nach einem Orchesterzwischenspiel ("Theme Of Pirates") sorgte<br />
die junggebliebene Kim Wilde für Glamour. Sehr präsent, bestens<br />
aufgelegt und stimmlich sicher in<strong>to</strong>nierte sie ihre Welthits<br />
und Mitsing-Klassiker "Cambodia", "You Keep Me Hanging On"<br />
und "Kids In America". Pause, Run auf die Getränkebar.<br />
Auf die Einleitung zum zweiten Teil mit dem abgenudelten<br />
"Ano<strong>the</strong>r Brick In The Wall" hätte man gern verzichtet; doch<br />
"Easy Livin'" vom quirligen Heep-Shouter Bernie Shaw und<br />
dem Original-Bandgitarristen Mick Box half darüber hinweg.<br />
"Free Me" und die unvermeidliche "Lady In Black" stellten dann<br />
wieder auf unverbindlichen Mitsing-Pop; "July Morning" in<br />
v.l.: Mick Box,<br />
Alice Cooper, Bernie<br />
Shaw, Orianthi<br />
Orches terfassung hingegen kam stark rüber.<br />
Vor dem Headliner musste Beethovens Sinfonie Nr. 5 als Puffer<br />
herhalten. Das "House Of Fire" von Alice Cooper<br />
fiel im Rahmen der Klassikshow dann eher bescheiden<br />
aus. Ohne Guillotine gab es nur wenig<br />
Grusel. Cooper ließ sich eher als "Nice Guy" von<br />
einer Sado-Maso-Vampirette zärtlich in den Arm<br />
beißen. Auch die hochgepriesene Gitarristin Orianthi<br />
(bekannt aus Michael Jacksons Abschiedsfilm<br />
„This Is It") blieb neben Alex Beyrodt und<br />
Oliver Hartmann aus der Begleitband unter ihrem<br />
Hütchen eher blass. Der Kracher "Poison" riss<br />
Kim Wilde<br />
dann aber doch noch von den Sitzen. Coopers<br />
Klassiker "School's Out" wurde mit allen beteiligten Musikern des Abends zum<br />
großen Finale angestimmt – was für ein Rausschmeißer!<br />
Text & Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />
Status Quo<br />
Legende im Original<br />
Stuttgart, Schleyerhalle, 21. März 2014<br />
Francis Rossi, längst mit Kurzhaarfrisur statt Matte bzw. Pferdeschwanz, ist auch<br />
„oben gekürzt" ein Ausbund an ungebremster Energie. Dasselbe gilt für seinen<br />
Bruder im Geiste, Rick Parfitt – einziger Unterschied: Hier fliegt noch die blonde<br />
Mähne (an dem Geschüttel lässt er sich auch<br />
durch mehrere Herz-Bypässe nicht hindern).<br />
Beide haben's geschafft, Status Quo in wechselnden<br />
stark an ihren Werkzeugen, ebenso stark bei Stimme! Und Drummer John Coghlan<br />
schlug für seine drei Frontleute präzise den Boogie auf die Felle. Kleine Schrecksekunden:<br />
Lancaster schwächelte offenbar gesundheitlich, beim Abgang von der<br />
Bühne musste er sogar gestützt werden.<br />
Die Songauswahl beschränkte sich auf den<br />
Boogie & Roll der frühen Quo-Jahre, natürlich<br />
Besetzungen zusammenzuhalten.<br />
im Verbund mit den Wiegeschritten und dem<br />
Anlässlich des Dokumentarfilms „Hello Quo"<br />
gelang es ihnen 2013 sogar, die frühe Besetzung<br />
mit Drummer John Coghlan und Bassist<br />
Alan Lancaster für eine Abschieds<strong>to</strong>ur zu reaktivieren.<br />
Und wer jetzt einen dieser Termine<br />
miterleben konnte, dufte einen his<strong>to</strong>rischen<br />
Rock abend genießen, emotional tief zurückreichende<br />
Nostalgie inklusive.<br />
Wer allerdings auf den Sixties-Hit "Pictures Of<br />
Matchstick Men" gewartet hatte, wurde enttäuscht.<br />
Kopfnicken zum typischen Fender-Telecaster-<br />
Sound. Grundlage für alle Titel ist und bleibt<br />
das Bluesschema in seiner verschärften Form<br />
zum Mitgrölen ("Roadhouse Blues") oder mit<br />
Parfitts voller Power ("Rain"). Bei "Railroad"<br />
wurde Bob Young mit seiner Blues-Harmonika<br />
hinzugezogen. Die Lautstärke, logo, kam aus<br />
der obliga<strong>to</strong>rischen Marshall-Wand, der großen<br />
Portion.<br />
Als Zugaben gab es "Caroline" mit Rossi als<br />
Status Quo knüpften bewusst mit ent-<br />
v.l.: Rick Parfitt, Alan Lancaster, Francis Rossi, John Coghlan<br />
routiniertem Frontmann, der die Massen bewegte<br />
und den Rausschmeißer "Bye, Bye,<br />
sprechender Lautstärke an die wilden Tagen der<br />
Wandlung von der Pop- zur Boogie-Hard-Rockband d an. Immerhin: Die erhofften<br />
Johnny" – dreistimmig i i geschmettert und von einem Massenchor enthusiastisch<br />
„Streichholzmännchen" präsentierte Carl Carl<strong>to</strong>n im Vorprogramm.<br />
Status Quo überzeugten mit Urgestein Alan Lancaster (Bass, Leadgesang) bei<br />
Songs wie "Backwater" und "Just Take Me"; dessen erdige Bluesstimme wurde seit<br />
seinem Abgang am 13. August 1985 beim „Live Aid Concert" schmerzlich vermisst.<br />
Jetzt war das einstige Feeling sofort wieder da! Fazit: Rossi/Parfitt/Lancaster –<br />
beantwortet. „Bye Bye", Stuttgart, das war's!<br />
Volltreffer-Auftritt einer echten Rocklegende, die auf ihrer aktuellen Live-CD/DVD<br />
BACK2SQ.1 – THE FRANTIC FOUR REUNION 2013 weiterlebt und in aktueller<br />
Besetzung schon im Herbst wieder auf Tour geht: "Rockin' All Over The World"!<br />
Text & Fo<strong>to</strong>: Helmut Ölschlegel<br />
Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Live in Concert<br />
Helter Skelter<br />
Zeitreise einer Cover-Band<br />
Vom Band erklang George Martins "Get Back"-Bearbeitung für das Beatles-<br />
<strong>Music</strong>al „Love", als die Mitglieder der deutschen Cover-Band Helter Skelter<br />
aus Bay ern die Bühne in der FILharomie betraten. Das musikalische Mot<strong>to</strong><br />
des Abends – das Zurück in die gute alte Rock-Zeit! Bandchef Peter Schreiner<br />
versprach dem Publikum „Drei Stunden Songs aus den 60er, 70er und Anfang<br />
80er Jahren" – nach seinem Verständnis „war mit MTV alles vorbei", die gute<br />
Rockmusik am Ende. Die Mehrzahl der gut gelaunten Zuschauer quittierte<br />
diese Ansage lautstark<br />
mit Applaus.<br />
Helter Skelter haben<br />
sich nach dem Beatles-<br />
Song aus dem WHITE<br />
ALBUM benannt, für<br />
viele ein Grundstein<br />
des Hard Rock und<br />
mit Sicherheit die<br />
härteste Komposition<br />
Paul McCartneys für<br />
die Fab Four. Da die<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
siebenköpfige Band<br />
viele Kracher der Hard-<br />
Rock-Urgesteine Deep<br />
Purple, Led Zeppelin,<br />
Black Sabbath, Thin Lizzy, Uriah Heep oder Blue Öyster Cult im Reper<strong>to</strong>ire<br />
hat, passt der Name: Es macht öfter „Holterdiepolter" (Helter Skelter) …<br />
Die Crew präsentierte 33 Rockklassiker voller Herzblut und Leidenschaft.<br />
Dan Lucas und Peter Schreiner teilen sich den Leadgesang; Lucas' flexible<br />
und punktuell heldenhafte Tenorstimme eignet sich dabei bestens für<br />
die großen Hard-Rock-Meilensteine. Blockbildung ist bei Helter Skelter ein<br />
sinnvolles Verfahren, Lucas stürmte atemberaubend durch Purple-Hits wie<br />
"Black Night" und "Highway Star", und vor allem "Child In Time" meisterte<br />
er bravourös. Stark auch das Led-Zeppelin-Set mit "Black Dog", "Whole Lotta<br />
Filderstadt, FILharmonie, 22. März 2014<br />
Love" und "Stairway To Heaven" als fulminante Adaption, von Peter Kockert<br />
stilecht mit Doppelhalsgitarre veredelt. Auch andere Balladen wie "Dust In<br />
The Wind" kamen gut, einzig mit der eine Spur zu forcierten Interpretation<br />
von "Help" lag Lucas leicht daneben. Leider legte Andrea Emser zu viel Janis<br />
Joplin in "Me And Bobby McGee" und "Mercedes Benz", sie rutschte damit<br />
in die Nähe einer spöttischen Nachahmung. Deutlich besser gelang "Because<br />
The Night" (Patti Smith), ebenso lockerten ihre Saxo fonparts die Umsetzung<br />
auf. Peter Schreiner<br />
nahm sich mit sonorer<br />
Stimme Songs wie<br />
"Wish You Were Here"<br />
(Pink Floyd), "Break<br />
On Through" (Doors;<br />
inklusive der gesprochenen<br />
Ödipus-Zeilen<br />
aus "The End"), "Dancin’<br />
In The Dark",<br />
"Jumpin’ Jack Flash"<br />
und "Sultans Of Swing"<br />
(mit schönem Fingerpicking<br />
à la Mark Knopfler)<br />
vor – gelungen!<br />
Bassist Udo Funk und<br />
der neue Drummer Oliver Dumin lieferten von Beginn an ein stabil-flexibles<br />
Rhythmusgerüst, Keyboarder Sascha Waibel integrierte sich mit flinken Soli<br />
ins abwechslungsreiche Geschehen.<br />
Nach drei Stunden war die Zeitreise einer bestens gelaunten Band mit der<br />
Bandkonserve "All You Need Is Love" beendet. Helter Skelter kündigten ihre<br />
Rückkehr für den Herbst oder das nächste Frühjahr an – die Mehrzahl der<br />
tanzfreudigen Zuschauer dürfte dann erneut dabei sein.<br />
Text: Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />
Chi Coltrane<br />
Urgewalt an den Tasten<br />
Die Konkurrenz war übermächtig: Fußball,<br />
Champions League, Madrid – Dortmund. Wohl<br />
mit ein Grund dafür, dass lediglich rund 70<br />
Besucher die 65-jährige Amerikanerin sehen<br />
wollten. Oder der platinblonde 70s-Star ist<br />
ganz einfach in Vergessenheit geraten.<br />
Entschlossen stapfte die Lady auf die Bühne,<br />
setzte sich hinter den Flügel aus edelstem Holz,<br />
neben ihr drei junge Mitstreiter: Bass/Gitarre,<br />
Drums, sporadisch ein Backing-Sänger. Fest<br />
steht sofort: Chi Coltranes noch immer mächtiger<br />
Gesang dominiert wie eh und je.<br />
Los ging's für zwei Stunden (mit Pause) und<br />
19 Titel plus zwei Zugaben mit dem fordernden<br />
"What’s Happening To Me” vom<br />
1977er Album ROAD TO TOMORROW; Beginn<br />
eines Wechselspiels aus älteren und relativ<br />
neuen Songs aus den letzten Jahren – in Dur<br />
und Moll, mal als Rocker, mal als Ballade. Basis:<br />
meist der Blues, auch Gospels, gern mit einer<br />
Prise Rock befeuert. Coltranes charmante<br />
Zwischenansagen kamen dann und wann in<br />
– laut Chi – „kalifornischem Deutsch”. Grund:<br />
Augsburg, Spectrum, 2. April 2014<br />
Sie lebt in den Hollywood Hills, wohnte aber<br />
Anfang der 1990er zwei Jahre in Zürich.<br />
Was Chi Coltrane und ihr Werk singulär macht:<br />
Urgewalt, Leidenschaft und auch mal Flehentliches<br />
in der Stimme, immer wieder gepaart<br />
mit diesem gehämmerten Klavier. Die Ballade<br />
"Ooh Baby” klang nie ergreifender und Gänsehaut<br />
erzeugender, "Go Like Elijah” nie hymnischer.<br />
Und kurz vor den Zugaben wurde den<br />
euphorisierten Hörern der langersehnte, große<br />
Coltrane-Hit "Thunder & Lightning” vom Debütalbum<br />
1972 kredenzt – in kompromissloser,<br />
beinahe grimmiger Interpretation. Ehe die tiefgläubige<br />
Christin noch "Come Toge<strong>the</strong>r” und<br />
"Hallelujah” schmachtete, kündig te sie ein<br />
neues Album für den Herbst an.<br />
Chi Coltrane mag nicht mehr als „Queen Of<br />
Rock” und „Nachfolgerin von Janis Joplin” (wie<br />
in den 1970ern) gehandelt werden; als „Schöne<br />
mit dem harten Anschlag” geht sie weiterhin<br />
locker durch. Fazit: ein großer Abend, vor leider<br />
viel zu kleiner Kulisse.<br />
Text & Fo<strong>to</strong>: Michael Fuchs-Gamböck<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 91
Live in Concert<br />
Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />
Top-besetzt, vielschichtig, erfolgreich<br />
Zwei Premieren bescherten die 23. Ro<strong>the</strong>r Bluestage, und<br />
beide ließen aufhorchen. So standen die „neuen" British<br />
Blues All Stars (BBAS) zum ersten Mal überhaupt<br />
auf einer Bühne, hatten nur während des Soundchecks<br />
kurz zu fünft geprobt, weil Gitarrist Bernie Marsden<br />
(Ex-Whitesnake) direkt aus New York eingeflogen kam;<br />
dort hatte er bei den Allman Bro<strong>the</strong>rs bei deren traditionellem<br />
Beacon-Theatre-Gastspiel mitgemischt. Doch<br />
mit Dave Kelly (voc, g) und Gary Fletcher (b, beide Blues<br />
Band), Keyboarder-Altmeister Zoot Money (vor drei Jahren<br />
mit dem Jon Lord Blues Project schon mal in Roth)<br />
und Drummer Pick Wi<strong>the</strong>rs (Ex-Dire Straits) legte er ein<br />
blitzsauberes Blues-Rockset hin. Das<br />
ging angesichts der Umstände beim<br />
Reper<strong>to</strong>ire auf Nummer sicher, doch<br />
für die geplante Herbst<strong>to</strong>ur durch<br />
Deutschland machte das Gastspiel<br />
schon mal Appetit. Und obwohl<br />
Marsden wegen seiner anstehenden<br />
Soloveröffentlichung dafür eigentlich<br />
schon abgesagt hatte, bereitete<br />
ihm das Zusammenspiel mit den<br />
Kollegen so viel Spaß, dass er versucht,<br />
sich für die Tour terminlich<br />
Gary Fletcher<br />
(r.) und Bernie<br />
Marsden (BBAS)<br />
Dave<br />
Kelly<br />
(BBAS)<br />
zu Lister auf die Bühne kam – beide lieferten sich ein<br />
feinfühliges Gitarrenduell und präsentierten zudem eine<br />
inbrünstige Version von Princes "Purple Rain".<br />
Die zweite Premiere in Roth bescherte das künstlerisch<br />
anspruchsvollste Konzert der diesjährigen Bluestage:<br />
Ruthie Foster spielte erstmals in Deutschland, zelebrierte<br />
phasenweise eine regelrechte Gospelmesse, bot<br />
eine stilistisch begeisternde Blues-Folk-Soul-Bandbreite.<br />
Nur mit Stimme und<br />
Ruthie<br />
Foster<br />
Akustikgitarre (plus eine<br />
mitreißende Schlagzeugerin<br />
und Bassist) zauberte<br />
sie ein Strahlen in<br />
die Gesichter aller Zuschauer.<br />
Was ihr mit eigenen<br />
Songs, aber auch<br />
teilweise kaum mehr<br />
wiederzuerkennenden<br />
Cover-Versionen gelang<br />
– wie sie etwa "Ring Of Fire" von Johnny<br />
Cash verfremdete und es sich zueigen<br />
machte, hatte große Klasse.<br />
Und sonst? Popa Chubby zündete auf<br />
seiner verschrammten Stra<strong>to</strong>caster zweieinhalb<br />
Stunden lang Gitarrenfeuerwerke,<br />
Popa Chubby<br />
Edo Zanki wurde als zurückhaltender,<br />
aber vielseitiger Performer seinem Ruf des<br />
„deutschen Soul-Papstes" gerecht. Und zum Abschluss rockten Uriah Heep<br />
ohne viel Rücksichtnahme auf den Blues das ausverkaufte Haus – laut, aber mit<br />
gut ausgesteuertem Sound und spürbarer Spielfreude und der unverwüstlichen<br />
„freizuschaufeln".<br />
„Auf Sicherheit" galt auch für die Mick Ralphs Blues Band, die<br />
erstmals durch Deutschland unterwegs war: Zwei Bad-Company-<br />
Nummern, reichlich Standards, die eine oder andere neue Eigennummer mit<br />
Blues-Rock der britischen Spielart stimmte das Quintett um den namensgebenden<br />
Gitarristen an, der mit Bad Co. und Mott The Hoople berühmt wurde und<br />
sich mit Harpspieler Son Maxwell einen charismatischen Sänger an<br />
Bord geholt "Lady In Black" als letztem Song der 23. Ro<strong>the</strong>r Bluestage. Dazu beleuchtete<br />
Lisa Doby mit ihrem Akustik-<br />
hat. Was auch für Siggi Schwarz<br />
Mick<br />
King<br />
Edo<br />
gilt: In intimer Clubatmosphäre Ralphs<br />
King<br />
Zanki<br />
trio eine weitere Facette des Genres,<br />
schäkerte Sänger André Caswell<br />
während der ehemalige Westernhagen-Sideman<br />
Nick Woodland sein<br />
mit dem Publikum und sang beeindruckend,<br />
während Schwarz demonstrierte,<br />
dass er nicht nur zu den<br />
zu Gehör brachte.<br />
eigenwilliges Verständnis des Blues<br />
technisch beschlagensten deutschen<br />
Nach den Shows gab es kaum kritische<br />
Besucherstimmen zu hören,<br />
Gitarristen gehört, sondern seinem<br />
Spiel auch viel Seele einimpft.<br />
Festivalleiterin Monika Ammerer-Düll<br />
Für die rockige Seite des Blues standen<br />
auch King King und Aynsley<br />
– „so viele wie letztes Jahr bei drei<br />
war mit rund 4000 Festivalgästen<br />
Lister, die am selben Abend nacheinander<br />
auf der Bühne standen.<br />
Zahlen zufrieden. Sie lag richtig, als<br />
Konzerten weniger" – und schwarzen<br />
Das schottische Quartett um Frontmann<br />
Alan Nimmo (im unvermeid-<br />
sprach. Und auch die Künstler selbst<br />
sie von begeisternden Darbietungen<br />
lichen Kilt) heizte ein, bot die spannendste Konzertdramaturgie der 23. Auflage<br />
der Bluestage – mit Spannungsbögen von mucksmäuschenstill bis brachial laut.<br />
King King untermauerten so, warum sie 2013 als die Entdeckung der Bluestage<br />
gefeiert worden waren. Da hatte es Lister anschließend zunächst schwer, das Publikum<br />
auf seine Seite zu ziehen, was ihm aber mit starken Songs und intensiver<br />
Performance gelang. Und die rund 600 Besucher <strong>to</strong>bten, als Nimmo zweimal<br />
Bernie<br />
Shaw<br />
Mick<br />
Box<br />
Roth, 30. März bis 6. April 2014<br />
André Caswell & Siggi Schwarz<br />
Aynsley Lister & Alan Nimmo (King King)<br />
waren mit der Ro<strong>the</strong>r<br />
Rundumversorgung zufrieden, wie sie mit Dankesmails, entsprechenden Einträgen<br />
ins Gästebuch und auch in ihren Ansagen zum Ausdruck brachten. Einen<br />
Eindruck des diesjährigen Festivals vermitteln die Videodokumentationen auf<br />
www.bluestage.de oder www.goodtimes-magazin.de<br />
Text: Philipp Roser, Fo<strong>to</strong>s: Roland Fengler<br />
Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
kult!<br />
kult! Nr. 6 (2-2012)<br />
kult! Nr. 3 (1-2011)<br />
kult! Nr. 9 (1-2014)<br />
kult! Nr. 5 (1-2012)<br />
kult! Nr. 5 (1-2012)<br />
kult! Nr. 7 (1-2013)<br />
kult! Nr. 7 (1-2013)<br />
kult! Nr. 4 (2-2011)<br />
kult! Nr. 8 (2-2013)<br />
kult! Nr. 9 (1-2014)<br />
kult! Nr. 10 (2-2014)<br />
Alle Poster inklusive Heft sind nach wie vor<br />
erhältlich im Shop Seite 71 oder unter<br />
www.goodtimes-magazin.de
Folge 6<br />
PUNK (UK/USA)<br />
Von Jens-Uwe Berndt<br />
VITAMINSTOSS<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Drei Jahre,<br />
die die Welt<br />
erschütterten<br />
Traue nie einem Punk über 30! Oder war’s<br />
25? Vielleicht sogar noch fünf Jahre weniger?<br />
In der Szene gehörte der Spruch in<br />
der zweiten Hälfte der 70er Jahre jedenfalls<br />
Eigentlich zum Standardvokabular. Mit den Jahren wur-<br />
de er hinsichtlich des kritischen Alters bekanntlich<br />
nach hinten raus modifiziert. Auf dem Höhepunkt war es der aus einer Vielzahl von<br />
der Welle 1976 gaben sich die Punks selbst nur Aufnahmen zusammengeschusterte<br />
eine sehr kurze Halbwertzeit. „Die meisten über 21<br />
verstanden ihn nicht", schreiben Stephen Cole grave<br />
und Chris Sullivan in ihrem Buch „Punk". Und damit<br />
ist klar, ab wann gesundes Misstrauen angebracht<br />
war.<br />
Vorabsoundtrack des ein Jahr später in<br />
den Kinos anlaufenden gleichnamigen<br />
Films. Die Pis<strong>to</strong>ls existierten Anfang<br />
1979 schon nicht mehr. Was da auf<br />
dem Doppelalbum von ihnen zu hören<br />
hat sich daran nichts geändert, denn<br />
Punk raste nur so durch die Musikgeschichte.<br />
Das Ende der Bewegung wird meist auf das Erscheinen<br />
des Albums THE GREAT ROCK’N’ROLL SWIND-<br />
LE im Februar 1979 datiert. Unter dem<br />
Namen The Sex Pis<strong>to</strong>ls vertrieben,<br />
Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
Rock, Pop, Beat, Punk usw. – die Geschichte der<br />
modernen "<br />
Unterhaltungsmusik" ist reich an Facetten.<br />
Stilbezeichnungen überfluten spätestens<br />
seit den 60er Jahren den medialen Raum. Manchmal<br />
sind Begriffe aus einer Jugend-Subkultur<br />
heraus entstanden, manchmal spontan bei einem<br />
Interview von Musikern erfunden worden. Verstärkt<br />
seit den 80ern haben Kategorisierungen<br />
allerdings häufig ihren Ursprung in Verkaufsstrategien<br />
von Plattenfirmen oder entspringen<br />
der Phantasie von Musikjournalisten, die sich<br />
lange Beschreibungen ersparen wollten oder<br />
einfach nach Synonymen suchten. Einige dieser<br />
Musikstile, die manchmal nur für kurze Zeit<br />
zum Hype wurden oder es nie zum Massenphänomen<br />
brachten, stellt <strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />
ist, stammte von Demobändern oder war von den<br />
vier Musikern in den unterschiedlichsten Konstellationen<br />
eingezimmert worden. Die Beiträge illustrer<br />
Gäste machten die Veröffentlichung nicht besser<br />
und sorgten für ein zusätzliches musikalisches<br />
Desaster. Logisch, dass die dazu<br />
passenden Bilder kaum geordneter waren.<br />
„Der Film geriet <strong>to</strong>tal chaotisch" , sagte<br />
Regisseur Julien Temple später über sein<br />
Werk, das Aufstieg und Untergang<br />
einer Punkgruppe beschreibt.<br />
„Die Pis<strong>to</strong>ls waren sowieso<br />
eine chaotische Gruppe. Sie
t<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
sahen die ganze Welt in Fragmenten. Sie wollten sie<br />
vor ihren Augen zersplittern sehen." 1979 fiel alles<br />
in Scherben. Frank Zieger von der deutschen Punkinstitution<br />
Abwärts sagte Anfang der 90er in einem<br />
Interview: „Alles, was nach 1980 kam, war nur noch<br />
eine Abschiss-Szene." Medial nannte sich das damals<br />
Post-Punk. Zumindest galt die Bezeichnung für jene<br />
Protagonisten, die weiter dem alten Spirit anhingen<br />
oder neue extreme musikalische Ausdrucksformen<br />
suchten. Der Rest war New Wave, was auch immer<br />
darunter zu verstehen war. Doch dazu später.<br />
Im Gegensatz zu der Blitzartigkeit, mit der Punk<br />
zum Hype wurde, kommen Einflüsse auf Musik<br />
und Szenen aus allen möglichen Richtungen und<br />
Epochen. Dada und Surrealismus waren für das Erscheinungsbild<br />
des Genres ebenso maßgeblich wie<br />
die literarische Beatbewegung und Andy Warhols<br />
Fac<strong>to</strong>ry für Inhalte und Ideologie. Die Hippies und<br />
die Elterngeneration lieferten das Feindbild, und es<br />
galt, die gesamte etablierte Rockmusik ins Nichts zu<br />
pulverisieren. „Punk war eine heterogene Sammlung<br />
individueller Freigeister" , heißt es bei Colegrave und<br />
Sullivan. „Und diese Individualität macht die Definition<br />
des Punk so schwierig."<br />
Das Einreißen von<br />
Mauern, das Überschreiten<br />
von Grenzen, Destruktion,<br />
Resignation bis hin zum<br />
Selbsthass, die Ablehnung<br />
von Au<strong>to</strong>ritäten, Anarchie<br />
und Aufruhr bildeten das<br />
Feld für das Gedeihen einer<br />
Jugendbewegung, die<br />
im Auftreten und in ihren<br />
kreativen Ergüssen eine<br />
Kompromisslosigkeit offenbarte,<br />
die es so vorher<br />
noch nie gegeben hatte.<br />
Fakt ist, dass es in den<br />
Clubs englischer Vorstädte<br />
brodelte. Die seit<br />
Ende der 60er existierende<br />
Skinhead-Subkultur unterbreitete<br />
dem Genre im<br />
Vereinigten Königreich anfangs nicht nur musikalische<br />
Angebote, sondern lieferte teilweise Steilvorlagen<br />
für Outfits und Szene-Attitüde. Bevor allerdings<br />
die britischen Punkbands die Musikwelt auf<br />
den Kopf stellen konnten, bekamen sie Starthilfe aus<br />
Amerika. Velvet Underground, MC5, S<strong>to</strong>oges<br />
und schließlich die New York Dolls – Dilettantismus<br />
und die Freiheit uneingeschränkter Selbstverwirklichung<br />
brachten Klänge hervor, denen selbst<br />
©Pr<br />
esse<br />
s<br />
fo<strong>to</strong><br />
Blondie<br />
mutige Musiker aus der schon ziemlich abgedrehten<br />
Psychedelic-Szene nur noch schwer Achtung entgegenzubringen<br />
vermochten. Velvet Undergrounds<br />
Alben überforderten die meisten Zeitgenossen der<br />
Band gnadenlos, blieben Ladenhüter – sorgten im<br />
Nachklang aber dafür, dass unzählige Bands entstanden,<br />
die sich künftig einen Dreck um musik<strong>the</strong>oretische<br />
Gesetzmäßigkeiten scherten. Die MC5<br />
schockten mit Lärmattacken wie beim Landeanflug<br />
eines Düsenjets und provozierten in ihren Konzerten<br />
mit unchristlichen Redebeiträgen. Iggy Pop & The<br />
S<strong>to</strong>oges zelebrierten die Selbstzerstörung und ließen<br />
Rocksongs wie das Entladen eines Schrottcontainers<br />
klingen. Und die Dolls erhoben das Unvermögen,<br />
Lieder zu schreiben, erstmalig zur Kunst.<br />
Während üblicherweise die Gründung von Gruppen<br />
andere Musiker inspirierte, den Idolen<br />
nachzueifern, geschah 1975 in New York das genaue<br />
Gegenteil. Es war das Verschwinden der Dolls, das<br />
ehemalige Fans dazu trieb, selbst zu Instrumenten zu<br />
greifen. Epizentrum des neuen Kunstverständnisses<br />
wurde der CBGB's-Club in Manhattan. Hier sagte<br />
Patti Smith Gedichte auf, bespuckten Suicide zu<br />
bizarren Elektronikklängen<br />
ihre Anhänger, schwelgten<br />
Blondie im kitschigen<br />
Sound des <strong>60s</strong>-Pop und<br />
versuchten die Ra mones<br />
Geschwindigkeitsrekorde<br />
aufzustellen. Einen übergeordneten<br />
Begriff hatte<br />
all das nicht. Bis der Au<strong>to</strong>r<br />
Roderick Edward „Legs"<br />
McNeil mit seinem Kumpel,<br />
dem Car<strong>to</strong>on-Zeichner<br />
John Holmstrom, ein neues<br />
Underground-Magazin herausbrachte<br />
und es „Punk"<br />
nannte. „Die Bezeichnung<br />
stammt von mir", sagte<br />
Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
McNeil. „John wollte<br />
die Zeitschrift ,Teenage<br />
News' nennen. Das<br />
hielt ich für dämlich."<br />
Blondie-Sängerin Debbie<br />
Harry erinnert sich<br />
in „Please Kill Me – die<br />
unzensierte Geschichte<br />
des Punk" daran, dass<br />
die beiden Herausgeber<br />
sich<br />
wie zwei Beses-<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />
Patti Smith<br />
Iggy Pop<br />
sene aufgeführt<br />
hätten: „Sie beklebten<br />
die ganze<br />
Stadt mit Postern,<br />
auf denen stand:<br />
,Punk is coming!' Wir haben nur gedacht, das<br />
ist bestimmt schon wieder so eine beschissene<br />
Band mit einem noch viel beschisseneren Namen."<br />
In den Punk-Heften geschah neben<br />
Skurrilem, Subversivem und Krachlustigem<br />
oft einfach nur Abscheuliches. Handelnde<br />
Personen waren meist die Gruppen aus dem<br />
CBGB's, was sie schnell zu Punkbands werden<br />
ließ. Dass ganz am Anfang der neuen Bewegung<br />
allerdings gar nicht klar war, um was es sich<br />
eigentlich handelte, machte der Umgang der Mainstream-Rockmagazine<br />
mit dem Phänomen deutlich.<br />
John Holmstrom: „Ich kann mich an ,NME'-Hefte<br />
erinnern, in denen 1975 AC/DC, die Bay City Rollers<br />
und Eddie & The Hot Rods als Punk-Rock bezeichnet<br />
wurden … Und ,Creem' nannte jede härtere Musik<br />
,Punk'. Darunter Alice Cooper, die MC5 und die<br />
Dicta<strong>to</strong>rs."<br />
Punk war von Beginn an mehr als nur 1:50<br />
Minuten kurze Drei-Akkord-Songs. Die Rollers<br />
und Alice Cooper gehörten sicher nicht dazu.<br />
Dann schon eher Spoken-Words-Acts wie Patti<br />
Smith, die zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne<br />
selbst verfasste Texte rezitierte. Die hatten es ausnahmslos<br />
in sich. Als sie begann zu singen, hieß<br />
ihre erste Single "Hey Joe" (1974) und war<br />
eine Mischung aus Gedicht und einer psychedelischen<br />
Pianoversion des häufig gecoverten<br />
Standards. Im Dezember 1975 veröffentlichte<br />
die immer leicht zerwühlt wirkende Frau ihre<br />
erste LP, HORSES. Eine maßgebliche Scheibe<br />
für den US-Punk. Die erste 45er daraus war<br />
1976 wieder ein Cover: "Gloria" von Them.<br />
Respektlos, eigenwillig und neu. Man erinnere<br />
sich an den Auftritt der Patti Smith Group<br />
im „Rockpalast" von 1979. Damals veranstaltete<br />
die Band mit "Gloria" einen wilden,<br />
zehnminütigen Gang Bang, in dem der<br />
Song im wahrsten Sinne des Wortes nach<br />
Strich und Faden<br />
durchgebürstet wurde.<br />
Merkwürdig: HORSES<br />
tauchte 2011 in den „Top<br />
50 der wichtigsten Punkalben"<br />
des „Rolling S<strong>to</strong>ne"-Magazins nicht auf.<br />
Stattdessen waren solche Kuriositäten wie NEVER-<br />
MIND von Nirvana oder OPEL GANG von den Toten<br />
Hosen zu finden.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95
Die überaus bedeutende Rolle,<br />
die schließlich die Ramones<br />
mit ihrem Debüt RAMONES für die<br />
Entwicklung der Punkmusik spielten,<br />
kann gar nicht genug hervorgehoben<br />
werden. Im April 1976 erschienen,<br />
hatten jetzt plötzlich alle – ob Musikkonsumenten<br />
oder Kritiker – einen<br />
klanglichen Pro<strong>to</strong>typen, nach dem<br />
sie alles Nachkommende definieren<br />
konnten. Der 4. Juli desselben Jahres<br />
wurde dann für Großbritannien<br />
ein denkwürdiger Tag. Die Ramones<br />
supporteten die Flamin' Groovies im<br />
Londoner Roundhouse, mit auf dem<br />
Billing – die Stranglers. Mit ihren<br />
hektischen Zwei-Minuten-n-<br />
Tornados ließen sie den vor<br />
allem den <strong>60s</strong> verhafteten<br />
Headliner völlig alt aussehen.<br />
Was nach diesem epochalen<br />
Gig stadtweit in Probe-<br />
Bruchbuden wirklich passierte,<br />
ist heute nicht mehr<br />
exakt nachvollziehbar. Dass<br />
jeder Zweite, der am 4. Juli<br />
im Roundhouse war, danach eine Punkband gründete,<br />
darf gern angenommen werden.<br />
Dabei darf nicht übersehen werden, dass sich in<br />
Englands Hauptstadt bereits eine sehr aktive Undergroundszene<br />
entwickelt hatte, die sich später von<br />
den doch eher etwas intellektuell verbrämten New<br />
Yorkern vor allem durch gnadenlose Brutalität unterschied.<br />
Die die Elterngeneration schockierenden<br />
Bilder der zur Schönheit deklarierten Selbstverstümmelungen<br />
kamen erst mit der Punkbewegung in<br />
den Zentren Großbritanniens auf. Den Kids auf der<br />
Insel genügte es nicht, orkanartige Musik zu hören,<br />
Klamotten aus der Kleiderkammer zu tragen oder<br />
wortreich den Untergang der Gesellschaft zu proklamieren<br />
– durch Ohren, Augenbrauen, Lippen oder<br />
Wangen ges<strong>to</strong>chene Sicherheitsnadeln gehörten bald<br />
ebenso zum Erscheinungsbild des hippen Punks wie<br />
aufgeschlitzte Haut an Armen und Beinen. Sexuelle<br />
Äußerlichkeiten dienten nicht mehr der Stimulation,<br />
sondern wurden als zusätzlicher Schockeffekt<br />
eingesetzt, und selbst Accessoires und Schmuck<br />
sprengten sämtliche Grenzen des allgemein gültigen<br />
guten Geschmacks. Colegrave und Sullivan<br />
bemühen sich in „Punk" geradezu rührend darum,<br />
der von ihnen über alles geliebten Szene<br />
einen dauerhaft intellektuellen Anspruch zuzugestehen.<br />
Exzesse, Gewalttätigkeiten, Rassismus,<br />
Gleichgültigkeit, Drogenmissbrauch, Sexismus –<br />
das alles versuchen sie mit dem Abstand von über<br />
25 Jahren (das Buch erschien 2001 im Londoner<br />
Verlag Cassell & Co) mehr oder weniger zu Randerscheinungen<br />
herunterzuschreiben. Die Wirklichkeit<br />
sah anders aus. Der gemeine Fan interessierte<br />
sich weder für die kulturellen Hintergründe von<br />
Mode und Musik, noch war er offen für Botschaften,<br />
die über sein soziales Umfeld hinausgingen. Nur allzu<br />
oft wurden Punkkonzerte von heftigen Schlägereien<br />
begleitet.<br />
Ohne Zweifel wurde in den Mainstream-Medien<br />
rund um die Sex Pis<strong>to</strong>ls eine Artikel-Serie gebastelt,<br />
die sich im Zusammenhang mit der Band<br />
ausschließlich jener Ereignisse bediente, die die Pis<strong>to</strong>ls<br />
in die negativen Schlagzeilen brachten. Allerdings<br />
führten sich Johnny Rotten (voc), Paul Cook<br />
(dr), Glen Matlock (b) und Steve Jones (g) zu keiner<br />
Zeit auch nur annähernd gesellschaftsfähig g auf. Und<br />
mit Sid Vicious war Anfang 1977<br />
für Matlock ein weiterer Radaubruder<br />
hinzugekommen, der im<br />
September des Vorjahres bei einem<br />
Punkfestival im Londoner 100 Club<br />
einem Mädchen mit einer Bierflasche<br />
ein Auge ausgeworfen hatte.<br />
Die Konzerte der Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
waren bereits ein Jahr nach<br />
ihrer Gründung 1975 legendär. Man konnte aus<br />
den unterschiedlichsten Gründen zu den Londonern<br />
gehen: Einige wollten die Typen ausrasten sehen<br />
oder sich über das chaotische Zusammenspiel lustig<br />
machen. Andere ergötzten sich daran, wie Rotten<br />
den Mädchen in der ersten Reihe in die Gesichter<br />
spuckte oder sie an den Haaren zerrte. Und ein paar<br />
Leute mochten sogar die Musik. Die war anders als<br />
das hektische Gedresche der Ramones und ihrer<br />
Nachahmer. Die Sex Pis<strong>to</strong>ls waren eigentlich eine<br />
Hard-Rockband, was bei dem wüsten Getöse auf<br />
der Bühne, dem bewusst miesen Timing und dem<br />
durchgeknallten Gehabe allerdings kaum jemand<br />
registrierte. In der kollektiven Erinnerung stehen die<br />
Siouxsie & The Banshees<br />
Pis<strong>to</strong>ls für das ten des an Wahnsinn<br />
Verbreigrenzenden<br />
Punkimages.<br />
Allerdings<br />
haben sie garantiert<br />
mehr junge Leute in<br />
Großbritannien zur<br />
Gründung einer eigenen<br />
Band veranlasst<br />
als die Ramones mit<br />
ihrem Kurztrip.<br />
Buzzcocks<br />
Sid Vicious<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
Auf jeden Fall schoben die Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />
dem Versuch einer intellektuellen<br />
Elite endgültig einen Riegel vor,<br />
Punk einen tieferen kulturellen Anspruch<br />
zu verleihen. „Gewalttätigkeit auf einem<br />
Konzert der Sex Pis<strong>to</strong>ls wird nicht nur<br />
akzeptiert, sondern erwartet" , notierte<br />
George Gimarc im Buch „Punk Diary<br />
1970–1979" . Und der spätere Pet-Shop-<br />
Boys-Sänger Neil Tennant schrieb an den<br />
„NME" in einem Brief vom 16. April 1976:<br />
„Was tun die Pis<strong>to</strong>ls, wenn ihre Musik<br />
nicht ankommt? Das Publikum verdreschen,<br />
was sonst?" Im Gefolge der 1976<br />
eindeutig gefährlichsten Band der Welt<br />
bewegten sich mehr und mehr diejenigen,<br />
die dann schon 1977 zu den Punkstars<br />
Großbritanniens zählten. Dazu gehörten<br />
neben The Clash auch die Buzzcocks<br />
– und Siouxsie & The Banshees. Nils Stevenson,<br />
1976 Tourmanager der Rotten-Gang, erinnerte<br />
sich an einen Gig im Sommer des Jahres: „Siouxsie<br />
erschien super aufgestylt – mit Hakenkreuz<br />
und heraushängenden Titten: Es<br />
war ein geiler Event."<br />
Politische Symbole waren für die<br />
Punks Schmuck. Natürlich wurden<br />
bewusst Hakenkreuze oder Zeichen<br />
kommunistischer Staaten verwendet, um<br />
die Erwachsenengeneration abzus<strong>to</strong>ßen.<br />
Vor allem das Nazi-Symbol wurde zum<br />
Schlager. Bei den Pis<strong>to</strong>ls war es besonders die Band-<br />
Muse Jordan, die als Dauertänzerin an und auf der<br />
Bühne mit Hakenkreuzarmbinde aufmarschierte oder<br />
Titten und Vagina ins Scheinwerferlicht hielt. Bassist<br />
Sid Vicious (Drogen<strong>to</strong>d im Februar 1979), der das<br />
Kreuz häufig auf dem T-Shirt zur Schau trug, erhielt<br />
auf seinem postumen Solodebüt SID SINGS (1979)<br />
von Virgin auf dem Label vier zu einem Hakenkreuz<br />
zusammengelegte Gitarren spendiert. Und auch bei<br />
The Damned gehörte das Nazi-Zeichen zum Standard<br />
am Lederjackenkragen. Deutlich macht diese Art<br />
der Provokation vor allem, dass Punk keiner Ideologie<br />
folgte. Wenn es etwas gab, womit Bands und Fans<br />
1976 unter einen Hut gebracht werden konnten,<br />
dann war es Nihilismus, gepaart mit dem uneingeschränkten<br />
Ausleben jeglicher Gelüste und Triebe. Der<br />
Schrei nach Anarchie war der Schlachtruf der Stunde.<br />
„<br />
Anarchy In The U.K." hätte die erste Punksingle<br />
des UK werden können, nachdem die Sex<br />
Pis<strong>to</strong>ls bei EMI untergekommen waren. Allerdings<br />
erschien die Scheibe einen Monat zu spät. Denn das<br />
Underground-Label Stiff hatte bereits am 22. Ok<strong>to</strong>ber<br />
mit "New Rose" von The Damned vorgelegt.<br />
Gewiss ist deren Song inhaltlich nicht so bedeutungsschwanger<br />
wie "Anarchy…" , als musikalisches<br />
Erdbeben hatte sich das Stück allerdings ganz hervorragend<br />
geeignet. "New<br />
Rose" lärmt, donnert, rast.<br />
Und ist dabei obendrein<br />
von einer bestechenden<br />
Musikalität.<br />
Ramones<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />
„<br />
Anarchy In The U.K."<br />
brüllt. Es ist der<br />
akustische Umsturz. Im Gegensatz<br />
zu "New Rose" vom<br />
Tempo her fast lahm, wur-<br />
de<br />
das Stück trotzdem zur<br />
Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
© Pressefo<strong>to</strong>s<br />
Hymne der gesamten Bewegung – die sich<br />
schon 1977 aufzusplitten begann.<br />
In Elvis Presleys Todesjahr erfuhr die gesamte<br />
populäre Musik eine Wachablösung.<br />
Was einmal zählte, wurde kurz und<br />
klein geschlagen. Glück hatten jene Künstler,<br />
die unter den überheblichen Punk-Protagonisten<br />
Fürsprecher fanden. Und so wurden<br />
zum Beispiel The Who zu Punk-Vorreitern<br />
erklärt (sicher auch wegen ihrer gewalttätigen<br />
Bühnenpräsentation). Generell erhielt<br />
die Mod-Szene neuen Aufwind, deren Anhänger<br />
mit den Punks praktisch gleichgesetzt<br />
wurden. So avancierten die populärsten<br />
Mod-Vertreter The Jam, die 1977 mit IN THE CITY<br />
und THIS IS THE MODERN WORLD gleich zwei Alben<br />
veröffentlichten, gleichzeitig zu einer der angesagtesten<br />
Punk-Bands. Ähnlich The Stranglers. Ihr<br />
Stil war für Punk wegen der vielen unterschiedlichen<br />
Einflüsse eigentlich zu abgehoben. Ihre Texte galten<br />
als verquast. Trotzdem sind die beiden 77er-Werke<br />
RATTUS NORVEGICUS und NO MORE HEROES ganz<br />
klar Meilensteine des Genres.<br />
The Clash wurden durch<br />
ihr Debüt THE CLASH<br />
im April des Jahres neben den<br />
Sex Pis<strong>to</strong>ls in Großbritannien<br />
zu den wichtigsten Gesichtern<br />
des Punk. Im Unterschied zu<br />
den meisten ihrer Szenekollegen<br />
positionierten sie sich<br />
frühzeitig links. Spätestens<br />
mit LONDON CALLING (1979)<br />
und dem Dreifachalbum SAN-<br />
DINISTA! (1980) wurden Joe<br />
Strummer & Co. zu linken Agita<strong>to</strong>ren.<br />
Vom Punk hatten sie<br />
sich da aber schon musikalisch<br />
weitestgehend verabschiedet.<br />
Die späteren New-Romantic-<br />
Pioniere Ultravox standen<br />
1977 mit Ausrufezeichen im<br />
Namen und zwei LPs noch mit beiden Beinen mit-<br />
ten im Punktumult: ULTRAVOX! und HA!-HA!-HA!.<br />
The Drones veröffentlichten FUR-<br />
THER TEMPTATIONS, The Damned<br />
kamen mit DAMNED DAMNED<br />
DAMNED und MUSIC FOR PLEA-<br />
SURE, mit NEVER MIND THE BOL-<br />
LOCKS, HERE’S THE SEX PISTOLS<br />
erschien das skandalumwitterte,<br />
einzige echte Studio-Album eben jener<br />
Sex Pis<strong>to</strong>ls, die unvergleichlichen<br />
999 machten mit ihrem Erstling auf sich<br />
aufmerksam, Skrewdriver legten (noch<br />
völlig Nazi-frei) mit ALL SKREWED UP<br />
los, The Vibra<strong>to</strong>rs betitelten ihren 77er-<br />
Beitrag PURE MANIA, The Boys blieben<br />
auf Vinyl THE BOYS usw.<br />
An den USA war die Entwicklung in<br />
Großbritannien irgendwie vorbeigerauscht.<br />
Die großen Namen aus dem<br />
CBGB's waren noch größer geworden,<br />
eine explodierende Punkszene gab es<br />
in Amerika allerdings nicht. Zu elitär<br />
gebärdeten sich jene, denen man nachsagte,<br />
das Genre miterfunden zu haben.<br />
Einzig die Ramones blieben bodenständig.<br />
Ihr Look, der immer etwas von einer Heavy-Metalband<br />
besaß, prägte bei den Amis bis weit in die<br />
80er den Blick auf die Punkmode. Und Blondie, die<br />
schon 1976 eine stilprägende Premiere in die Läden<br />
gestellt hatten, kokettierten auf ihrem zweiten Album<br />
PLASTIC LETTERS (1978) mit dem Pop.<br />
Aus den USA kamen ab 1977 nicht viele echte Punkbeiträge.<br />
Einige wenige hatten es allerdings wirklich<br />
in sich: die Dead<br />
Boys mit YOUNG<br />
LOUD AND SNOTTY<br />
(1977) und WE HAVE<br />
COME FOR YOUR<br />
CHILDREN (1978),<br />
Richard Hell & The<br />
Voidoids'<br />
BLANK<br />
GENERATION (1977),<br />
Wayne County &<br />
The Electric Chairs<br />
mit THE ELECTRIC<br />
CHAIRS (1977) und<br />
MAN ENOUGH TO BE A WOMAN (1978; als Hinweis<br />
auf seine geplante Geschlechtsumwandlung – später<br />
firmierte er unter Jayne) oder halt die Ramones, die<br />
1977 ihren Ruf als unangefochtene Meister des<br />
Zwei-Minuten-Quickies mit LEAVE HOME und<br />
ROCKET TO RUSSIA untermauerten.<br />
H<br />
The Clash<br />
Aber selbst die Skandale wurden<br />
schnell zur Marketingstrategie,<br />
weshalb schon 1978 seitens der Firmen-<br />
Scouts begonnen wurde, systematisch<br />
nach Bands zu suchen, die „klangen<br />
wie" … Auch sorgten bewusst beförderte<br />
Popeinflüsse dafür, dass Punk sein für<br />
die meisten Ohren abs<strong>to</strong>ßendes Klangbild<br />
einbüßte. Gruppen wie die Buzzcocks oder<br />
die irischen Under<strong>to</strong>nes wurden für diesen<br />
Trend unwissentlich Steigbügelhalter.<br />
Ihr schmissiger Pop-Punk, der hier und da<br />
etwas von Glam-Rock hatte, konnte auch<br />
Leuten gefallen, die bisher mit harter Gitarrenmusik<br />
weniger am Hut hatten. Aber<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97<br />
immer noch rückten essenzielle Bands nach: X-<br />
Ray Spex, Cockney Rejects, Cock Sparrer,<br />
Stiff Little Fingers, The Lurkers, Siouxsie<br />
& The Ban shees kamen ebenfalls erst 1978 zu<br />
Album-Ehren, ähnlich wie Sham 69. Die Band<br />
um Sänger und Charismatiker Jimmy Pursey wurde<br />
mit TELL US THE TRUTH und THAT’S LIFE zur<br />
Speerspitze des Oi-Punks. Diese simple Form des<br />
Punk – häufig mit Refrains ausgestattet, die an<br />
Fußballgesänge erinnern – zog auch wegen ihrer<br />
Belieb<strong>the</strong>it in der Skinheadszene vor allem ein extrem<br />
gewaltbereites Publikum an. Prügelexzesse<br />
während der Konzerte führten schließlich sogar<br />
zum Auseinanderbrechen von Sham 69, die selbst<br />
mit Schlägereien nichts am Hut hatten.<br />
Während Punk in Resteuropa für Eruptionen<br />
sorgte, sich nationale Szenen etablierten, die<br />
Rock-Dinos hinweggefegt wurden, zerfiel in Großbritannien<br />
die Bewegung. Aus Amerika drängte mehr<br />
und mehr New Wave ins öffentliche Bewusstsein. Dieses<br />
Genre war nicht ohne Experimente, einige davon<br />
sogar musikalisch äußerst gewagt und zukunftsweisend<br />
– allerdings wurde der Sound im Wesentlichen<br />
gefälliger. Selbst jene, die sich eben noch in stinkenden<br />
Klubs bei Krachorgien gegenseitig die Schädel<br />
eingeschlagen hatten, machten jetzt auf Kunst.<br />
Syn<strong>the</strong>sizer wurden immer dominanter für die Hörgewohnheiten.<br />
Alles Lüge also? Der große Rock’n’Roll-Schwindel,<br />
wie der Punkfilm mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls 1980<br />
titelte? Viele Musiker beantworteten diese Frage damals<br />
mit einem klaren Ja. Die Fans waren da flexibler.<br />
Sie ließen sich schnell neu begeistern. Und der Punk,<br />
der die Selbstzerstörung in sich trug, war ohnehin<br />
nicht länger als ein, zwei Jahre durchzustehen, wollte<br />
man nicht ausgebrannt elendig verrecken. Sid Vicious<br />
er wischte es 1979. Johnny Thunders (US-Punk-Ikone<br />
und New-York-Dolls-Mitstreiter) verabschiedete sich<br />
1991 drogenbedingt mit 38<br />
Jahren von der Bildfläche, GG<br />
Allin – US-Punk, tabulos und<br />
stilprägend – wurde nur 36, er<br />
atte das Business anfangs noch vehement<br />
trat nach einer Überdosis 1993<br />
versucht, sich gegen die neue Welle zu<br />
ab. Ian Curtis (23), Frontmann<br />
wehren, wurde 1977 alles unter Vertrag<br />
der Post-Punk-Band Joy Divisi-<br />
genommen, was bunte Haare und kaputte<br />
on, nahm sich 1980 das Leben,<br />
Hosen trug und hyperhektische Kurzkra-<br />
von den Ramones lebt nur noch<br />
cher im Reper<strong>to</strong>ire hatte. So schnell wie<br />
Schlagzeuger Marky – und<br />
die meisten Bands ins Studio geschickt wurden,<br />
selbst Joe Strummer von The Clash hielt nicht durch.<br />
so<br />
schnell verloren sie meist auch wieder ihre Er starb 2002 mit 50 Jahren. Immerhin ...<br />
Label-Partner. Selbst die Pis<strong>to</strong>ls bekamen das<br />
zu spüren, als EMI die Band nach einem skandalösen<br />
TV-Auftritt feuerte.<br />
The Jam<br />
Johnny Thunders<br />
Es ist müßig, darüber zu debattieren, wie sich<br />
denn das nennt, was nach 1980 alles als „Punk"<br />
verscherbelt wurde. Anfangs bemühten sich selbst Musikjournalisten<br />
um begriffliche Unterscheidungen. Es<br />
war von Post-Punk die Rede, Hardcore Punk machte<br />
die Runde, ein Ableger davon wurde Speedcore, der<br />
Metal Punk war angesichts der ab 1980 boomenden<br />
New Wave Of British Heavy Metal ebenfalls unvermeidlich,<br />
Cow-Punk wurde erfunden, Surf-Punk.<br />
In den 90ern, als die populäre Musik in der Post-<br />
Grunge-Ära völlig durchs Klo ging, fielen schließlich<br />
sämtliche Hemmungen. Plötzlich war Punk wieder in<br />
aller Munde. Green Day und The Offspring sollten ihn<br />
verkörpern. Alle machten mit und heute – da selbst<br />
die Kaufhauskette H&M mit Punk-Look-Kollektionen<br />
wirbt – ist es praktisch völlig egal, welche Band man<br />
als Punk bezeichnet. Allerdings hat diese „Freiheit"<br />
nichts mit dem Freigeist von einst zu tun.
KARUSSELL<br />
Karussell 2014, v.l. Hans Graf (g),<br />
Wolf Rüdiger Raschke (keys, voc),<br />
Benno Jähnert (dr), Joe Raschke<br />
(voc, keys, harp), Reinhard Huth<br />
(voc, g) und Jan Kirsten (b, voc).<br />
W.D. Raschke und R. Huth sind seit<br />
1976 dabei.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Thomas Nitz<br />
LEIPZIGER ALLERLEI<br />
Von Beginn an war der Zulauf für die im Zum ersten großen Break in der Bandgeschichte Die Leipziger durften ihr aktuelles Album auch in<br />
April 1976 gegründete Rockband Karussell<br />
gigantisch. Für viele galten die setzung die Frontmann-Position: Cäsar hatte sei-<br />
nutzten die Chance und kehrten nicht in die DDR<br />
kam es 1983. Bei Karussell betraf eine Umbe-<br />
der BRD präsentieren. Leonhardt und Salzwedel<br />
Leipziger als legitime Erben der kultig ne eigene Band gegründet. Mit den Neuzugängen zurück, blieben der Musik jedoch treu. Leonhardt<br />
verehrten und verbotenen Klaus-Renft- Tom Leonhardt (g) und Lutz Salzwedel (voc) gab arbeitete mit Michael Cretu sowie Angelo Branduardi<br />
Combo. Die Puhdys in Ost-Berlin, die Renft-<br />
Combo in Sachsen – das waren die damaligen<br />
Ost-Rockriesen. Bei Karussell, hervorgegangen<br />
es jedoch ebenbürtigen Ersatz. Der große Hit "Wie<br />
ein Fischlein unterm Eis" von WAS KANN ICH<br />
TUN (1984) steht für diese nur kurze Ära. Grund: und schrieb etliche Filmmusiken. Salzwedel<br />
sang zunächst bei der West-Berliner Mainstream-<br />
Metalband Karo und begann anschließend eine<br />
aus der Amateurband Fusion, gab es nun<br />
ein Wiedersehen mit den Renft-Musikern<br />
Peter „Cäsar" Gläser (voc, g) und Jochen<br />
Hohl (dr). Zudem erinnerten einige Songs<br />
der neuen Gruppe stark an Renft-Material.<br />
Mit Kurt Demmler stand ferner derselbe Tex-<br />
Solokarriere unter dem Pseudonym Dan Lucas.<br />
Mit der Musik "Heart Of America" für<br />
einen McDonald's-Werbefilm gelang ihm ein<br />
kleiner Hit. Heute zählt Salzwedel als Dan<br />
Lucas zur Besetzung der gut gebuchten Coverband<br />
Helter Skelter.<br />
ter zur Verfügung – der große Karussell-Hit<br />
"Wer die Rose ehrt" (1980) war eigentlich<br />
Für die damaligen DDR-Kollegen bedeutete<br />
der überraschende Ausstieg jedoch<br />
eine erfolgreiche Renft-Nummer. Doch die<br />
Formation um Keyboarder und Bandchef<br />
Wolf Rüdiger Raschke weichte den „Renft-<br />
Vertreter-Status" geschickt auf, ihre ersten<br />
drei Alben ENTWEDER ODER (1979), DAS<br />
EINZIGE LEBEN (1980) und SCHLARAFFEN-<br />
BERG (1982) zeigen eine ernstzunehmende<br />
Band mit großartigen Songs und einem eigenständigen<br />
beinahe das Aus. Bandchef Raschke zog einmal<br />
mehr los, um adäquaten Ersatz zu suchen.<br />
Und wurde in einem kleinen Berliner<br />
Club fündig: Er sah den damals 24-jährigen<br />
Sänger Dirk Michaelis, der mit Gitarre und<br />
Drumcomputer durch die Botanik tingelte.<br />
Der Neuzugang steuerte auch Eigenkom-<br />
Umgang mit Rock, Folk und<br />
Karussell 1979/80, v.l.: Peter Cäsar" Gläser,<br />
" positionen bei – ein Glücksfall für Karussell,<br />
Singer/Songwritertraditionen. 1980 erschien<br />
Reinhard Huth, Jochen Hohl, Wolf Rüdiger denn Michaelis bescherte seiner ersten Profiband<br />
ihren bis heute größten Hit "Als ich<br />
auch in der BRD eine LP (bei Pool <strong>Music</strong>),<br />
Raschke und Claus Winter. Gläser und Winter<br />
verstarben 2008 bzw. 2006.<br />
gekoppelt aus Liedern der ersten zwei Alben.<br />
fortging". Dirk Michaelis und auch Karussell<br />
Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Raschke
haben hb den Titel noch himmer in ihren Reper<strong>to</strong>ires.<br />
Rosens<strong>to</strong>lz, Matthias Reim, Adoro und die Puhdys<br />
haben die Nummer gecovert.<br />
Die Zusammenarbeit von Michaelis und Karussell<br />
dauerte sechs Jahre, zwei LPs entstanden<br />
in dieser Zeit: CAFÉ ANONYM (1987) und SOLCHE<br />
WIE DU (1990). Das zweite Album war nicht mehr<br />
beim DDR-Label Amiga erschienen, sondern nur<br />
im Westen. Trotz qualitativ guter Songs blieb diese<br />
Arbeit ohne größere Resonanz, denn in den Wirren<br />
Karussell 1988: Dirk Michaelis<br />
sang von 1984 – 1991 in der Band<br />
und bescherte ihr den größten Hit<br />
"Als ich fortging". Neben ihm der<br />
neue Bassist Jan Kirsten.<br />
von Wende und Wiedervereinigung<br />
war alles<br />
andere interessanter als<br />
Ost-Rock. Wie die meisten<br />
DDR-Bands<br />
registrierten<br />
auch Karussell, dass sie<br />
zu Beginn der Neunziger<br />
kaum noch interessierten.<br />
Dirk Michaelis begann<br />
wieder – im Alleingang<br />
bzw. mit Berliner Kollegen<br />
– zu arbeiten, bereits<br />
1992 erschien sein erstes<br />
Solo-Album ROCKCHAN-<br />
SONS. Raschke, nach wie<br />
vor ein Machertyp, rekrutierte<br />
1994 eine bis auf<br />
den Bassisten Jan Kirsten<br />
komplett neue Besetzung;<br />
darunter Michael Brödel<br />
als Sänger, der später<br />
zu einer anderen<br />
gestandenen Ost-<br />
Rockband wechselte:<br />
Von 2008 bis 2012<br />
war er Frontmann der<br />
Stern Combo Meißen.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Archiv Michaelis<br />
Das 14 Titel umfassende Karussell-Lebenszeichen<br />
SONNENFEUER (1994) war im<br />
Vergleich zu den Vorgängeralben kein großer<br />
Wurf, die Band löste sich auf. Vergessen<br />
wurde sie aber nie. Cäsar (2008 nur 59-jährig<br />
vers<strong>to</strong>rben) und Dirk Michaelis präsentierten t in<br />
ihren Konzerten immer wieder Karussell-Songs –<br />
und jede Cover-Version von "Als ich fortging" erin-<br />
nerte ebenso an die einstige Kultband. Sporadisch<br />
wurden Hitkopplungen veröffentlicht. Den Vogel<br />
schoss dabei das Kölner Label Delta <strong>Music</strong> ab, das<br />
2002 SOLCHE WIE DU unter dem Titel EIGENT-<br />
LICH GEHT’S UNS GUT als Wühltischvariante auf<br />
den CD-Markt warf.<br />
Jetzt dauerte es nur noch fünf Jahre, bis Karussell<br />
ein bemerkenswertes Comeback starteten.<br />
Der Gitarrist und Sänger Reinhard Huth, Gründungsmitglied<br />
und bis 1984 dabei, initiierte den<br />
Neustart. Zur aktuellen Besetzung zählen – neben<br />
Huth und Raschke – Bassist Jan Kirsten, Schlagzeuger<br />
Benno Jähnert, Gitarrist Hans Graf und<br />
Raschkes Sohn Joe als Sänger. Inzwischen <strong>to</strong>uren<br />
Karussell wieder erfolgreich zwischen Ostseeküste<br />
und Erzgebirge, 2011 gab es nach zwei Maxis mit<br />
LOSLASSEN ein neues Album – kein Meilenstein,<br />
aber ein handfestes Statement, dass mit den Leipziger<br />
Kultrockern weiterhin zu rechnen ist. Auch<br />
eine weitere „Best Of"-Ausgabe ist erschienen, im<br />
Rahmen einer Kooperationsserie<br />
des Amiga-Labels<br />
(heute bei<br />
Sony <strong>Music</strong>) und einer<br />
Boulevardzeitschrift.<br />
Es ist die erste Zusammenstellung,<br />
die das<br />
Schaffen von den Anfangsjahren<br />
bis in die<br />
Gegenwart<br />
würdigt.<br />
"Als ich fortging" ist<br />
natürlich dabei, hier in der 2011er-Version, gesungen<br />
von Reinhard Huth.<br />
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Da ist diese unverwechselbare, leicht nasale<br />
Seidenstimme zu einer gedämpft-gebremst<br />
schrammelnden Zwölfsaitigen. Ein Mellotron<br />
wabert. Alles in diesem wohlig-trägen<br />
Rhythmus, klar, das muss "Nights In Whi ..." – nein,<br />
ist es natürlich NICHT, und das ist genau so gewollt:<br />
die Moody Blues – ja! Justin Hayward – ja! Doch<br />
dass der Mann aus Birmingham sich fast melancholisch<br />
über die Freuden brauner Brause auslässt,<br />
dürfte überraschen. Zu Gehör bringt der Sänger<br />
einen Songschnipsel<br />
aus einem mächtigen<br />
popmusikalischen<br />
Parallelkosmos, in<br />
dem – abseits der<br />
Charts und doch abermillionenfach<br />
vernommen<br />
und ebenso<br />
viele Dollar schwer – die Trommel gerührt wurde.<br />
„Reklame" ist das Stichwort, „Jingles", „Commercials".<br />
Wir befinden uns im ultimativen Aufbruchund<br />
Veränderungsjahrzehnt, den 1960er Jahren.<br />
Auch in der Zeit zuvor hatte es schon klingende<br />
Verbrauchertipps gegeben, allerdings eher sporadisch.<br />
1962 passierte es dann, der US-„Werber"<br />
Bill Backer (*1926) von McCann Erickson hörte den<br />
Sänger Freddy Cannon mit seinem Nr.-3-Erfolg<br />
"Palisades Park". Textinhalt unter anderem: das<br />
Hotdog-Futtern auf einem Rummelplatz als leckere<br />
Partnerschaftsanbahnung. Initialzündung bei Ba-<br />
cker: Wenn's um die Wurst geht und ein<br />
Hit daraus wird, warum sollte das nicht auch<br />
mit Sprudel klappen? Und zwar mit dem immerhin<br />
berühmtesten der Welt, für den seit 1886 bis<br />
dahin 36 (Print-)Slogans erfunden worden waren.<br />
Also textete Backer Version Nr. 37 und komponierte<br />
dazu. Resultat: "Things Go Better With Coke", bis<br />
heute ein kreativer Geniestreich. Er bestellte die<br />
Folkies The Limeliters in eine New Yorker Studioklitsche,<br />
am Ende ging ein Mix aus vielen halbgaren<br />
Demos aufs Band – und schlug ein.<br />
Nach endloser Überzeugungsarbeit hatte Backer<br />
die Cola-Verantwortlichen auf Kurs, 1965<br />
startete auch die Radiokampagne zum Spruch. Er<br />
brauchte jetzt Künstler für die Umsetzung und<br />
machte ihnen Neues schmackhaft: Es ging nicht<br />
länger um halbherzig-anonyme 08/15-Jingles herkömmlichen<br />
Strickmusters. Was sie jetzt aufzunehmen<br />
hätten (30, 60 oder 90 Sekunden lang), würde<br />
erkennbar an prominenten Melodien aus ihrem<br />
eigenen Reper<strong>to</strong>ire zumindest orientiert sein; die<br />
Musikanten wurden sogar ermutigt, Frisches aus<br />
eigenem Anbau mit erforderlichem Coke-Anteil<br />
im Text zu liefern – und fühlten sich so als Kreative<br />
zusätzlich gebauchpinselt. Unterm Strich: eine<br />
geradezu revolutionäre Umwälzung – der Begriff<br />
„Werbe-Songs" hatte sich, Bill Backer sei Dank,<br />
massiv verändert. Dass auf diese Weise auch akustische<br />
Raritäten für Fans und Sammler entstanden,<br />
dürfte damals noch völlig sekundär gewesen sein.<br />
Die Interpreten erkannten: Intensive Kooperation<br />
mit einer Weltmarke besorgte, im Verbund<br />
mit eigenen Songs (auch wenn es „nur" verfremdete<br />
Schnipsel waren), massive Popularität; und da<br />
der Getränke-Multi seine Partner gewiss nicht mit<br />
Pfandflaschen oder Kronenkorken entlohnte, konnten<br />
beide Parteien zufrieden an- und mit Sicherheit<br />
auch befreiend aufs<strong>to</strong>ßen. Die Ausgangslage hatte<br />
sich dann bald gedreht: Nicht Backer musste nach<br />
Interessenten suchen, sondern Solisten und Bands<br />
bzw. deren Managements rückten dem Konzern auf<br />
die Pulle, um auf dessen gigantischen, mit braunem<br />
Gold gepflasterten Abfüllstraßen mitfahren zu<br />
können.<br />
Zu Beginn der „Unternehmung 'Things go better<br />
with Coke'" setzten die Macher aus Atlanta<br />
auf amerikanische Stars. Die Four Seasons waren<br />
dabei, The Shirelles, Jan & Dean, Roy Orbison. Zügig<br />
erfolgte auch der Griff über den großen Teich<br />
Richtung Alte Welt, Tom Jones, Petula Clark und<br />
Lulu wurden verpflichtet. Innerhalb kürzester Zeit<br />
spürten die Verkaufsstrategen dann, dass gewisse<br />
„Verjüngungen" angebracht waren: Beat, Pop &<br />
Verwandtes aller Schattierungen erhielt grünes<br />
Licht – The Who, Bee Gees, Troggs, Freddie & The<br />
Dreamers, Tremeloes, Wayne Fontana & The Mindbenders,<br />
Fortunes, Moody Blues, die Box Tops, Jay<br />
Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
& The Americans, Left Banke,<br />
Nancy Sinatra, American<br />
Breed, Vanilla Fudge kamen<br />
ins Boot; aus „Downunder"<br />
gesellten sich u.a. die<br />
Easybeats, Valentines (mit<br />
AC/DCs Bon Scott), The<br />
Executives, John Rowles,<br />
die Seekers, John(ny) Farnham, The Twilights, The<br />
Groove und Ronnie Burns von The Flies dazu. Euro-Nicht-Briten<br />
wie die Los Bravos,<br />
Golden Earrings (noch<br />
mit „s") und German Blue<br />
Flames wurden angeheuert,<br />
und Dave Dee & Co.<br />
bastelten für den hiesigen<br />
Markt sogar eine über zehn<br />
Minuten laufende EP mit<br />
Zwischentexten: Darauf stellte<br />
der Chef in deutscher Sprache Koryphäen wie Ray<br />
Charles und die Supremes mit integrierten Beiträgen<br />
vor. Die Coke-Interpretenriege – längst schon erweitert<br />
um Namen wie Otis Redding, Aretha Franklin,<br />
Neil Diamond, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Jerry Lee Lewis,<br />
Marvin Gaye, Janis Ian und andere – las sich wie<br />
ein Who's who? der internationalen Popmusik aus<br />
nahezu allen stilistischen Ecken; viele der Beteiligten<br />
waren sogar mit mehreren unterschiedlichen Commercials<br />
vertreten. Ebenfalls für Coke unterwegs:<br />
Lee Dorsey, Carla Thomas, Joe Tex, Lulu, Gladys<br />
Knight & The Pips, The New Vaudeville Band, Jerry<br />
Butler, die Drifters, Lesley Gore, Sandy Posey, B.J.<br />
Thomas, Fontella Bass, The Vogues und und und ...<br />
Völlig klar, dass bei einem so generalstabsmäßig<br />
durchgezogenen Getöse die Konkurrenz sämtliche<br />
Antennen ausgefahren hatte – und natürlich<br />
nicht nur die aus dem Erfrischungsbereich mit Kohlensäure.<br />
Vielleicht mit eher geringerer logistischer<br />
und finanzieller Potenz ausgestattet, aber mit dem<br />
Wissen, wie's gemacht wird. Dass es dabei schon<br />
mal zu eher ungewöhnlichen Kombinationen aus<br />
Künstlern und beworbenen Produkten kam – wen<br />
interessierte das? Ein ausschnittartiger Überblick<br />
wie, von und mit wem reagiert wurde:<br />
Bereits vor der Cola-Springflut waren die Rolling<br />
S<strong>to</strong>nes am 6.2.1964 in die Londoner PYE-Studios<br />
bei Toningenieur Glyn Johns und Hausproduzent<br />
Jonathan Rollands eingerückt. Einzuspielen war ein<br />
30-Sekunden-Jingle,<br />
der als "Wake Up In<br />
The Morning" geführt<br />
wird – Komponisten:<br />
Brian Jones und „J.<br />
Thompson", dies steht<br />
für die seit 1864 aktive<br />
Werbeagentur<br />
JWT (James Walter Thompson). Im Schweinsgalopp<br />
rumpelte die Band – zu Jagger-Gesang und schriller<br />
Harmonika – für 400 Pfund durch<br />
die halbe Minute und warb für<br />
knusprige „Rice Krispies" aus dem<br />
Haus Kellogg's. Beim Cornflakes-<br />
Klassiker bissen außerdem die<br />
Monkees an, deren mehrjährige<br />
Dauerpräsenz in bzw. auf audiovisuellen<br />
Medien als Werbeträger<br />
wie geschaffen war.<br />
Fernab von Hochprozentigem lag ein rund um den<br />
Globus erhältliches Schluckprodukt des US-Herstellers<br />
General Food. Über 150 verschiedene Sorten<br />
gab es davon, zum Selbstanrühren in Exklusiv-Bechern<br />
– ein millionenfach konsumiertes Highlight<br />
bei den Teens & Twens der<br />
leckeren Sixties.<br />
" Great<br />
Shakes" hieß das Pampige<br />
mit Soda, von dem auch der<br />
Au<strong>to</strong>r 1968 in London erst<br />
nicht so genau<br />
wusste:<br />
essen<br />
oder trinken? Dusty Springfield<br />
(zusätzlich für „Mo<strong>the</strong>rs Pride"-<br />
Weißbrot aktiv) erläuterte immerhin<br />
vorab korrekt: „... so dick, dass<br />
der Strohhalm drin steckenbleibt!" Auch The Who<br />
und die Blues Magoos aus der Bronx empfahlen<br />
diese Geschmack-Sache –<br />
und die „Shakes"-Werbe-<br />
Aufnahme der Yardbirds<br />
(20.10.1966, New York City)<br />
ist sogar eines der wenigen<br />
Beispiele für das Zusammenwirken<br />
von <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> und Jimmy Page. Beide<br />
Londoner Bands<br />
fuhren zweigleisig.<br />
Inzwischen zum<br />
Quartett geschrumpft, unterschrieben die Yardbirds<br />
1967 einen Vertrag über ein Jingle bei „Macleans"<br />
und priesen dessen Tubenpaste zur Aufhellung der<br />
Kauleiste an. Fast skurril<br />
erscheint, wofür sich Pete<br />
Townshend zu ein paar Takten<br />
von "Happy Jack" engagierte:<br />
Um „nach dem Mond<br />
zu greifen und die Sterne<br />
zu berühren" – so ein Teil<br />
des von ihm gesprochenen<br />
Textes – redete er dabei<br />
natürlich keinen verbotenen<br />
Substanzen das Wort.<br />
Nein, junge Menschen mit<br />
diesen Wünschen würden<br />
woanders eine schöne Heimat<br />
finden, nämlich in der<br />
US Air Force – was aus Richtung Detroit auch Bob<br />
Seger zu Klängen von "Rambling Gambling Man"<br />
unterstützte ... Schon schmackhafter kam da ein<br />
cremiger 30-Sekunden-Gesang für „Look"-Schokolade.<br />
Am Mikrofon für den japanischen Markt: The<br />
Walker Bro<strong>the</strong>rs, während Kollegin Cilla Black es<br />
lieber mit Tafeln von „Cadbury's" hielt.<br />
Wer es lieber im Vollkopf statt nur an den Plomben<br />
mochte, war beim Alk sicherer aufgehoben:<br />
zwei Marken, zwei Sorten, zwei Britentrios, die<br />
unterschiedlicher<br />
nicht<br />
sein konnten.<br />
The Scaffold<br />
aus Liverpool,<br />
generell einem<br />
Trinkliedchen<br />
nicht abgeneigt, passten maßgeschneidert zu einem<br />
Gröler für das traditionsreiche „Watneys Ale". Mitbewerber<br />
„Falstaff Beer" hingegen<br />
schickte einen „thirst slaker" ins<br />
Rennen. Dieses „Durstlöschers",<br />
seit ca. 1840 in St. Louis gebraut,<br />
nahm sich im Ok<strong>to</strong>ber 1968 ein<br />
gefeierter Dreier an; doch nicht<br />
etwa dessen vermeintlich passendes<br />
"Strange Brew" wurde als<br />
Vorlage verbraut, sondern "Sunshine<br />
Of Your Love". Es<br />
blieb das einzige <strong>60s</strong>-<br />
Commercial von Cream.<br />
In der Zwischenzeit<br />
waren die Troggs umgeschwenkt:<br />
Nach Coke<br />
hatten sie mittlerweile bei<br />
„Miller Beer" angedockt.<br />
Gleich an mehreren<br />
grundverschiedenen<br />
Reklamefronten arbeitete<br />
Manfred Mann. Er befand<br />
sich am Ende der Sixties zwischen seiner erfolgreichen<br />
R&B- bzw. Popband und Chapter Three.<br />
Die Zeit bis zum Jazzigen überbrückte er u.a. mit<br />
Jingle-Jobs. Als Mann-Hug (nur<br />
mit „g") nahm die Crew<br />
das "Ski 'Full Of Fitness'<br />
Theme" (3:04) für gesunden<br />
„Ski Jog hurt" von<br />
Nestlé auf, außerdem je<br />
ein Jingle für "Max well<br />
House Coffee" (0:47) und<br />
Au<strong>to</strong>-<br />
reifen:<br />
"Go<br />
Radial – Go Michelin" (3:03).<br />
Alle drei kamen 1969 aufs Band,<br />
wurden teils aber erst Monate<br />
später gestartet. Gleich<br />
zwei Versionen gibt es vom<br />
„5-4-3-2-1"-Schnipsel für den<br />
gleichnamigen<br />
Schokoriegel:<br />
Hier sang Paul Jones<br />
zunächst „First bite in<strong>to</strong><br />
real milk chocolate", dies<br />
wurde in einer viel<br />
späteren Fassung geändert<br />
in „Chocolate<br />
flavour coating comes<br />
first and ..." – die darbende<br />
Industrie war gestiegen von echter Schoki auf Überzug mit verumgleichbarem<br />
Geschmack.<br />
Noch weitere Kolleg (inn)en machten „in<br />
Getränken". The<br />
Litter, Garagenrocker<br />
aus<br />
Minneapo-<br />
lis,<br />
verdingten<br />
sich<br />
für „7Up"-<br />
Limonade<br />
(Sub-Bezeichnung:<br />
„The Un-<br />
Cola") wie schon zuvor das Kings<strong>to</strong>n<br />
Trio; Trini Lopez animierte im bekannten<br />
"La Bamba"-Rhythmus zum<br />
Genuss von „Fresca"-Brause, die Carpenters<br />
priesen "Sun<strong>to</strong>ry Soda Pop"<br />
(geeignet u.a. nach dem Verzehr von<br />
„Mortens" Kar<strong>to</strong>ffelchips). Ihre Landsleute<br />
Del Shannon und die Turtles – genau wie<br />
später P.P. Arnold (& <strong>Jeff</strong> Wayne) – favorisierten<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 101
statt „Coca" die „Pepsi"-Konkurrenz aus New York.<br />
Die spendierte den Berliner Lords<br />
im April 1967 eine Single mit dem<br />
Titel "Five Or Six" – heute eine extrem<br />
rare und teure deutsche 45er<br />
mit attraktiver<br />
Bildhülle. ll<br />
Nancy Sinatra<br />
war die Geschmacksrichtung<br />
völlig schnuppe: Sie<br />
lieh ihre Stimme doppelgleisig<br />
der „Royal Crown Cola"<br />
und dem Coke-Original<br />
aus Georgia. Für „Strike Cola"<br />
hatten sich hingegen die<br />
schottischen Poets entschieden<br />
und dies in<br />
Form der jeweils über<br />
zweiminütigen Jingles<br />
"Heyla Hola" und "Fun<br />
Buggy" umgesetzt.<br />
Natürlich war in den USA<br />
auch Fortbewegung<br />
ein Thema. Johnny Cash empfahl neben „Amoco"-<br />
Benzin zusätzlich Spielzeugeisenbahnen und -Trucks<br />
(„Lionel"), Kollege<br />
Waylon<br />
Jennings (neben<br />
Coke und<br />
„Sunbeam"-<br />
Brot) den<br />
Fahrradhändler<br />
„Roberts" in<br />
Lubbock und<br />
Petula Clark den „Ford Plymouth Fury". Für einen<br />
audiovisuellen Clip – Szene: Blödel-Gerichtsverhandlung<br />
– traten Paul Revere & The Raiders 1969 vor<br />
Kameras und Mikrofone. Der Kadi-Hintergrund war<br />
kein Zufall; das Modell, das auf diese Weise an US-<br />
Daddys gebracht werden sollte: ein „Pontiac GTO<br />
Judge". Die<br />
Band bewarb<br />
außerdem einen<br />
„Chevrolet<br />
SS 396"; für<br />
denselben Anbieter,<br />
aber das<br />
Modell „Camaro"<br />
drückten The Cyrkle aufs PR-Pedal.<br />
Starthilfe kam außerdem aus<br />
dem fernen Adelaide:<br />
Die hochpopulären<br />
Masters<br />
Apprentices es<br />
setzten sich singend für den<br />
„Ford Cortina" ein. Nicht nur dessen attraktive Optik<br />
brachte Interessenten ins Schwitzen. Schon seit<br />
1884 vertreibt darum u.a. der asiatische Kao-Konzern<br />
Körperpflege-Artikel, u.a.<br />
„Ban", ein Deo zur Drainage<br />
müffelnder Achselhöhlen.<br />
Und weil auch – und gerade<br />
– Rockmusiker heftig<br />
transpirieren, nahmen<br />
Iron Butterfly<br />
gern ein paar<br />
Extra-Dollar für<br />
ein Spray-Commercial mit: „Pfffft, pfffft"<br />
im Progressive-Sound. Mit ähnlichen Duftnoten<br />
seiften Richie Havens („Dial") und<br />
Sandie Shaw (nur gesprochener Text zu<br />
Säuselsound) die Verbraucher ein. Shaw gab – gewiss<br />
auch geeignet für die stets unverhüllten Mauken –<br />
„Lux" den Vorzug. Lulu musste sich solche Gedanken<br />
nicht machen, sie trat mit Schuhen auf, und zwar in<br />
denen der Marke „Happy".<br />
Bevorzugte Branchen gab es schon lange nicht<br />
mehr, es ging weltumspannend kreuz und quer.<br />
Die Electric Prunes lobten das „Vox Wah Wah<br />
Pedal", und 1967 schob der New Yorker Werbefilmer<br />
Ed Seeman 2000 Dollar rüber: Frank Zappa<br />
nahm an, fertig war das Hustenbonbon-Jingle für<br />
„Luden's Cough Drops". Im selben Jahr setzte sich<br />
Doors-Ikone Jim Morrison für das neue Popmagazin<br />
„Cheetah" ein, Löhnung unbekannt. Genau wie<br />
1968, als erneut Zappa im Duett mit Linda Ronstadt<br />
(!) für Elektrorasierer (!!) von „Reming<strong>to</strong>n" warb. Die<br />
Garagenrocker Shadows Of Knight aus Chicago besangen<br />
"Fairmont Pota<strong>to</strong> Chips", UK-Orgelstar Wynder<br />
K. Frog alias Mick Weaver gab seinen Namen<br />
für die Tierzeitschrift „Dog's Life", und der frühe<br />
David Bowie mischte<br />
für „Luv"-Eis-Lollys<br />
von „Lyons" mit. Thema<br />
Sprit: The Shanes<br />
aus Schweden lieferten<br />
„Extra Kick!!!" und „No-<br />
Nox" für „Gulf"-Benzin,<br />
die holländischen Shoes<br />
spritzten den „Esso Mix"<br />
ein; für eben jenen Geldgeber arbeiteten auch die<br />
Rocking Ghosts aus Dänemark: Unter dem Pseudonym<br />
The Tigers boten sie "Esso Extra"/"Kom en<br />
tiger i tanken" an. Die „Algemene Bank Nederland"<br />
(ABN) beauftragte Ekseption mit einem Instrumentalsong,<br />
lange zuvor hatte sich die US-Girl Group<br />
The Majorettes (Sheila, Joanna & Rebecca Page, g,<br />
Susie Kaykendall) schon in<br />
"White Levi's Jeans" gezwängt<br />
– sicher auch leger<br />
zu tragen in einem „Ford<br />
TC – Taunus/Cortina", für<br />
den Samantha Jones (=<br />
Jean Owen aus Liverpool)<br />
zum Backing des Larry Page<br />
Orchestra die Stimmbänder anfuhr. Ihre Landsfrau<br />
Jane Relf (Renaissance), begleitet von Chris Spedding<br />
(g), propagierte „Findus Fish" aus dem Kühlregal<br />
("Gone Fishing"); <strong>Jeff</strong> Wayne und Sänger David<br />
Essex verkündeten ein ausgespiel-<br />
tes "You're Okay With Us"<br />
und meinten damit das<br />
gleichnamige Deodorant.<br />
Ein Commercial-Abo hatte<br />
Hit-Sänger Rolf Harris aus Perth,<br />
der ab 1967 mehrfach für den Heim-Mini-Syn<strong>the</strong>sizer<br />
„Stylophone" der Firma Dubreq Lehrvideos und<br />
gesungene Spots auf die Spulen brachte. Erwähnenswert<br />
auch die deutsche Werbesingle für die „C&A<br />
Trendboutique"; Band:<br />
Apple<strong>to</strong>n, deren Herkunft<br />
in Auktionen gern das<br />
zweifelhafte Teuermacher-<br />
Prädikat „obskur" erhält:<br />
„Wo Teens und Twens<br />
sich jede Woche treffen/ist ohne<br />
Zweifel immer schwer was los/<br />
Wenn man versucht, nicht jeden<br />
nachzuäffen/dann braucht man<br />
Auswahl, doch für wenig Moos/<br />
Für diese Wünsche gibt es ja/<br />
die Trendboutique von C&A."<br />
Obskur? Es sangen und spielten im Humpta-Sound:<br />
John (p), Chris (b) und Stephen (dr) Brenninkmeijer,<br />
Ableger aus der Firmenbesitzer-Großfamilie im Jahr<br />
1969. Darauf eine Coca ...<br />
Der Slogan „Things go better with Coke" war bis<br />
zum Ende des Jahrzehnts von rund 100 (!) internationalen<br />
Musikacts besungen worden, als 1969<br />
die Ablösung durch „It's <strong>the</strong> real thing" und bereits<br />
1971 ein weiterer Wechsel zu „I'd like <strong>to</strong> buy <strong>the</strong><br />
world a Coke" (New-Seekers-Hit: "I'd Like To Teach<br />
The World To Sing") erfolgte. Die lange Laufzeit von<br />
„Things ..." und seine noch immer vorhandene Gegenwärtigkeit<br />
unterstreichen das Außergewöhnliche<br />
der ursprünglichen Bill-Backer-Idee. Seit etwa Mitte<br />
der 70er Jahre verzichtete der Konzern dann auf die<br />
Fortführung des Formats mit Popstars als „Werbe-<br />
Sängern" – um 1968 hatte es ihm ein Anwachsen<br />
der Markenwahrnehmung um prickelnde 40 Prozent<br />
(!) beschert.<br />
Viele der damaligen Einspielungen<br />
sind heute Raritäten.<br />
Ganz wenige wurden überhaupt<br />
auf Vinyl gepresst – und wenn,<br />
dann gingen diese Platten entweder<br />
gezielt limitiert lediglich<br />
an Werbepartner, Verkaufsstellen<br />
oder an Sender. Andere kamen<br />
über den Status als beigefügte<br />
(und meist längst defekte) Flexi-<br />
Singles und -EPs zum Beispiel in<br />
Printerzeugnissen nicht hinaus,<br />
oder sie gelangten ohnehin nur<br />
als Bandaufnahmen zu Radiound/oder<br />
Fernsehstationen und<br />
somit nie in den standardmäßigen<br />
Handel. Und wer hatte vor rund<br />
50 Jahren schon solche Jingles<br />
mitgeschnitten oder besaß überhaupt<br />
die Möglichkeit dafür? Drei Coke-CDs<br />
Die gelisteten Commercials sind nicht zu verwechseln<br />
mit „Selbstreklame" der Künstler (Originalsongs<br />
als Werbe-Untermalung für eigene Tonträger,<br />
Konzerte, Filme, Bücher) oder mit „Fremdreklame":<br />
Originalsongs als Hintergrund für artfremde<br />
Produkte, wie "Picture Book" (Kinks) für Hewlett-<br />
Packard-Drucker, "Purple Haze" (Jimi Hendrix/Pepsi<br />
Cola), "She's A Rainbow" (Rolling S<strong>to</strong>nes/Sony-LCD-<br />
Fernseher), "Fortunate Son" (CCR, Dodge Challenger/Au<strong>to</strong>),<br />
"Love Sick" (Bob Dylan/Reizwäsche von<br />
„Vic<strong>to</strong>ria's Secret") und zahllose andere. Rar hingegen<br />
blieben „Aufrufe" wie der von Otis Redding:<br />
"Stay In School" empfahl er singend dem Nachwuchs,<br />
um nicht im Arbeitslosenheer zu landen. Und Mitch<br />
Ryder (!) forderte Noch-Halbstarke zu gutem Benehmen<br />
in der Familie auf ...<br />
Who <strong>the</strong>matisierten Commercials 1967 für eine<br />
The ganze LP, THE WHO SELL OUT. Sie integrierten<br />
Jingle-Parodien (u.a. „Odorono"-Deo, „Heinz"-Bohnen,<br />
„Medac"-Pickelsalbe) in eigene Songs – Beispiele<br />
für die Nähe von Kunst & Kommerz, dem sie<br />
selbst mit echten Spots für Coca-Cola (2) und Trinkpudding<br />
(s.o.) schon zugeliefert hatten.<br />
Einige der hier genannten Titel sind auffindbar:<br />
Sie wurden auf CD-Compilations der Künstler<br />
verbraten, so von Cream, Yardbirds, Bee Gees, Dusty<br />
Springfield. Andere finden sich in Auktionen, auf<br />
Plattenbörsen oder als Flohmarkt-Schnäppchen.<br />
Noch besser: bei YouTube eingestellte Audios. Auch<br />
drei reine Coke-CDs (siehe oben) lohnen die Suche,<br />
ihre Herkunft ist aber zweifelhaft – und für solche<br />
Produkte verbietet sich natürlich eines: Werbung ...<br />
Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
CIRCA ZERO<br />
Rockender<br />
Ex-Polizist<br />
Von Michael Fuchs-Gamböck<br />
Let It Rock! Das war die eindeutige Devise<br />
für dieses Album”, freut sich Andy Summers,<br />
„ wenn er über das Debütalbum CIRCUS HERO<br />
seines aktuellen Projekts Circa Zero spricht. Ja, Andy<br />
Summers, der zwischen 1977 und 1984 Gitarrist des<br />
legendären Trios The Police war. Eine kurze Reunion<br />
des Dreiers gab es 2007 für eine Welt<strong>to</strong>urnee, die<br />
Idee dafür entstand bei der Verleihung des Grammys<br />
am 11. Februar 2007 in Los Angeles. Summers:<br />
„CIRCUS HERO ist meine erste Rockarbeit seit der<br />
Trennung von The Police – wobei ich mir nicht mal<br />
sicher bin, ob wir damals überhaupt<br />
Rockmusik gespielt haben. Jedenfalls<br />
weiß ich, dass Circa Zero eine lupenreine<br />
Classic-Rockcombo ist.”<br />
Damit hat der 71-Jährige aus dem englischen<br />
Blackpool, der seit Jahrzehnten<br />
in Kalifornien lebt, definitiv Recht.<br />
Tatsächlich erinnert das Debüt der Formation<br />
an AOR-Bands wie To<strong>to</strong> oder<br />
Foreigner, stellenweise<br />
auch an<br />
REO Speedwagon.<br />
Das liegt vor allem<br />
am Frontmann<br />
des Duetts, Rob Giles – bis vor kurzem Sänger der<br />
habe hb mir die Rescues ein paarmal llive angesehen”,<br />
kaum bekannten Combo The Rescues. Giles' Gesang bekennt der Brite. „Ich wollte absolut sicher sein,<br />
weckt starke Assoziationen an Koryphäen wie Bobby ob Rob der richtige Mitstreiter für Circa Zero ist.<br />
Kimball und Lou Gramm. Summers lernte den über Nach jedem Gig war ich noch beeindruckter von<br />
40 Jahre jüngeren Giles 2012 nach einem Konzert seiner Stimme. Für mich ist sie technisch beinahe<br />
kennen. Sie verstanden sich auf Anhieb und verabredeten<br />
ein neues Projekt. Rock also – und Wie auch immer, nach dem vierten Auftritt knöpfte<br />
unschlagbar, sie besitzt eine immense Bandbreite.<br />
das, nachdem Summers in den letzten ich mir den Jungen vor”, lacht Summers. „Inzwischen<br />
sind wir trotz des nicht unbeträchtlichen Al-<br />
drei Jahrzehnten nahezu ausschließlich<br />
Jazz- und New-Age-orientierte Instrumentalalben<br />
eingespielt hatte. Doch der Frauen verstehen sich.” Beste Voraussetzungen für<br />
tersunterschieds richtig dicke Kumpel, auch unsere<br />
„Polizist” und der Sänger/Multi-Instrumentalist/Songwriter/Produzent<br />
nahmen haben schon um die 25 Ideen für neue Stücke. Falls<br />
eine Nachfolge-CD? Andy Summers bestätigt: „Wir<br />
ihren selbst gewählten Auftrag ernst und unser Debüt nicht komplett ignoriert wird, werden<br />
spielten ein Mainstream-Werk ein. „Ich wir diese schon bald umsetzen.”<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
g<br />
Aus dem Brutkasten<br />
bis Moskau<br />
Von Philipp Roser<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
chung.<br />
Wohlwollendes<br />
Fazit für die<br />
Feelsatig 1987 Feelsaitig-Musik:<br />
„Eine Mischung aus<br />
Liedermacherei, Folk und Rock'n'Roll." Und das Fachmagazin<br />
„Folker" beschrieb ein Konzert des Trios so:<br />
„Man rückte zusammen, und auf ging's ohne Anlage,<br />
wirklich live und lebendig ... Man fühlte die Kälte der<br />
Nacht nicht mehr, man sang, machte<br />
mit, rückte noch näher zusammen." Gesungen<br />
wurde dabei deutsch (auch mal<br />
richtig fränkisch) und englisch.<br />
Die Feelsaitig-Qualitäten sprachen sich<br />
herum. Die Band teilte die Bühne mit<br />
Reinhard Mey und Fairport Convention,<br />
gastierte lange vor dem Fall des Eisernen<br />
Vorhangs in der Sowjetunion (zweimal<br />
im Kulturpalast Moskau), wurde vom Bund schutzmedaille mit dessen „Umweltmedaille"<br />
Naturausge-<br />
Songwriting – Liedermacherei – Musik ohne doppelten<br />
Boden", so beschreibt Alexander „Sandy"<br />
„<br />
Wolfrum (Gesang, Gitarre) das, was er vor drei Jahrzehnten<br />
mit seinen Mitstreitern Robert Wachsmann<br />
(Gesang, Gitarre, Mandoline, Geige) und Hanzie<br />
Scharrer (Bass, Gesang) auf der Debüt-LP FEELSAI-<br />
TIG servierte. Handgemacht, weitestgehend auf Akustikinstrumenten,<br />
inhaltsschwanger, dabei durchaus<br />
dem Zeitgeist verschrieben. Nicht nur musikalisch<br />
(der mehrstimmige Gesang!) erspielte sich das fränkische<br />
Trio aus Nürnberg und Bayreuth schnell ein<br />
treues Publikum, es lieferte auch noch „geistige Nahrung",<br />
wie es ein Kritiker beschrieb. Sogar der „Musik<br />
Express", Akteuren aus der deutschen Provinz eher<br />
verhalten zugeneigt, veröffentlichte eine LP-Besprezeichnet<br />
und vom Bayerischen Rundfunk für preiswürdig<br />
befunden („Lieder für die Umwelt").<br />
Als Wolfrum & Co. FEELSAITIG im längst nicht mehr<br />
existierenden, nicht nur in Süddeutschland, aber<br />
inzwischen kultartig verehrten Nürnberger Studio<br />
Brutkasten einspielten (für das gleichnamige Label)<br />
konnten sie nicht wissen, was noch alles auf sie zukommen<br />
würde: ein Dutzend Alben, diverse Sing-<br />
les und EPs, Tausende von Tourkilometern<br />
– und ein abruptes Ende, als Hanzie<br />
Scharrer 2006 überraschend verstarb. Von<br />
da an mussten Zuhörer auf den starken<br />
Chorgesang, gekonntes Saitenspiel,<br />
waches politisches Bewusstsein, Selbstironie,<br />
Augenzwinkern und konzertante<br />
Gemeinschaftserlebnisse<br />
verzichten.<br />
Nicht aber auf Solo-Aktivitäten der bei-<br />
den nicht nur in ihrer Heimat immer noch sehr aktiven<br />
Gründungsmitglieder.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 103
Es war einmal ...<br />
Von Philipp Roser<br />
20.5. Joe Cocker, der Gasinstallateur<br />
aus Sheffield, sang als Vance Arnold<br />
1963 einmal als Opener für die S<strong>to</strong>nes,<br />
wurde mit seiner Version von "With A<br />
Little Help From My Friends" in Woods<strong>to</strong>ck<br />
unsterblich. Die inzwischen in den<br />
USA lebende Reibeisenröhre tritt mit 70<br />
zwar deutlich kürzer, macht aber noch<br />
Platten und <strong>to</strong>urt.<br />
26.5. Verden Allen war als Keyboarder<br />
Gründungsmitglied von Mott The Hoople,<br />
mit denen er im November 2013 eine<br />
umjubelte Reunion feierte.<br />
Spielte danach bei The Cheeks,<br />
Thunderbuck Ram und veröffentlichte<br />
solo. Tritt mit 70<br />
noch auf.<br />
28.5. Billy Vera (bürgerlich<br />
William Patrick McCord) pro-<br />
Edg<br />
gar<br />
Fro<br />
filierte sich als Sänger (Hit<br />
1967: "With Pen In Hand"; Band: The<br />
Beaters), Songschmied (für Fats Domino,<br />
The Shirelles, Ricky Nelson, Dolly<br />
Par<strong>to</strong>n, Michael Bublé), Musikhis<strong>to</strong>riker,<br />
Au<strong>to</strong>r und Schauspieler. Ist auch mit 70<br />
noch sehr rege und gewann 2013 einen<br />
Grammy.<br />
28.5. Gladys Knight veröffentlichte<br />
1957 erstmals mit The Pips. Die Sängerin<br />
belegte 1967 mit "I Heard It Through<br />
The Grapevine" #2 in den US-Charts, ehe<br />
Marvin Gaye mit dem Song abräumte.<br />
Die Gelegenheitsschauspielerin sang bei<br />
der Beerdigung von Michael Jackson und<br />
<strong>to</strong>urt mit 70 noch regelmäßig.<br />
4.6. Roger Ball war 1971 Gründungsmitglied<br />
der Average White Band, deren<br />
US-#1-Hit "Pick Up The Pieces" (1975) er<br />
komponierte. Als Saxofonist, Keyboarder,<br />
Arrangeur war der Schotte aktiv mit/für<br />
Vinegar Joe, Badfinger, Roxy <strong>Music</strong>, Kiki<br />
Dee. Ist nun auch ein „70er".<br />
4.6. Ricky Shayne kam als George Albert<br />
Tabett in Kairo zur Welt. Er feierte Mitte<br />
der 60er Jahre erste Erfolge als Sänger in<br />
Italien, dann in seiner Heimat Frankreich,<br />
nahm seinen deutschen Durchbruchssong<br />
"Ich sprenge alle Ketten" 1967 auf.<br />
Größter Erfolg: "Mamy Blue" (#7 1971).<br />
Er lebt heute in Düsseldorf, hat sich mit<br />
70 mehr aufs Malen verlegt<br />
und gibt laut Homepage noch<br />
Wohnzimmerkonzerte.<br />
Froese<br />
6.6. Gary U.S. Bonds sang<br />
zunächst in der Kirche, bei The<br />
Turks und verlegte sich auf<br />
Rock'n'Roll und R&B, schaff-<br />
Ric<br />
ky Sha<br />
y<br />
te es mit seiner ersten Single<br />
"New Orleans" auf #6 der US-Charts (UK<br />
#16), der Nach-Nachfolger "Quarter To<br />
Three" wurde zu einer #1 (UK #7), 1983<br />
<strong>to</strong>urte er erstmals in Europa. 1978 lernte<br />
er Bruce Springsteen kennen, der ihm "Dedication"<br />
schrieb und zu einem Comeback<br />
verhalf. Kurz vor seinem 75. Geburtstag<br />
hat er seine Au<strong>to</strong>biografie „That's My S<strong>to</strong>ry"<br />
veröffentlicht.<br />
yne<br />
6.6. Peter Albin startete nach Anfängen<br />
als Folkgitarrist 1965 mit Sam Andrew (g)<br />
und Chuck Jones (dr) Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />
Holding Company, bei denen zeitweise<br />
auch Janis Joplin sang. Startete die Bay-<br />
Area-Band The Dinosaurs, <strong>to</strong>urt immer<br />
noch mit BBHC.<br />
6.6. Edgar Froese begann einst als Gitarrist,<br />
gab 1967 mehrere Privatkonzerte<br />
für Salvador Dali, war mit The Ones aktiv<br />
und avancierte zu einem der Pioniere<br />
der elektronischen Musik, feiert mit<br />
Tangerine Dream seit 1967<br />
weltweite Erfolge. Derzeit<br />
<strong>to</strong>urt er mit TD – an seinem<br />
70. Geburtstag gastiert die<br />
Band in Moskau.<br />
7.6. Miguel Rios landete<br />
1969 mit "A Song Of Joy”<br />
einen Welthit, veröffentlichte<br />
danach regelmäßig, ohne allerdings<br />
an diesen Erfolg anschließen zu können.<br />
Feiert nun auch schon sein 70. Wiegenfest.<br />
8.6. Boz Scaggs <strong>to</strong>urte mit The Wigs<br />
1964 durch Europa, war danach zwei<br />
Jahre als Straßenmusiker in der Alten<br />
Welt unterwegs und veröffentlichte in<br />
Schweden sein erstes Album, ehe er in<br />
die USA zurückkehrte, bei der Band seines<br />
Schulfreunds Steve Miller einstieg.<br />
Machte sich Ende der 60er Jahre selbstständig,<br />
veröffentlichte regelmäßig<br />
Blues-, Rock- und R&B-Alben. War zuletzt<br />
als Jazzcrooner zu hören,<br />
machte 2013 MEMPHIS<br />
und ist nun 70.<br />
10.6. Rick Price (nicht zu<br />
verwechseln mit dem australischen<br />
Singer/Songwriter)<br />
spielte Bass bei The Move,<br />
ELO und Wizard, bediente die<br />
Boz Scag<br />
agg<br />
ggs<br />
Pedalsteel bei der Wizzo Band, gründete<br />
Mongrel, <strong>to</strong>urt mit Gattin Dianne Lee als<br />
Duo sowie als 70-Jähriger mit The Rockin'<br />
Berries (seit 1990).<br />
17.6. Dickey Doo trommelte in Buddy<br />
Knox' Begleitband Rhythm Orchids, führte<br />
dann als Sänger seine eigene Combo<br />
Dickey Doo & The Don’ts an, arbeitete<br />
als Songwriter und feiert als<br />
Ruheständler seinen 75.<br />
17.6. Chris Spedding trat<br />
als vielgefragter Studiogitarrist<br />
gewissermaßen in die<br />
Fußstapfen von Jimmy Page,<br />
ist auf mehr als 250 Alben<br />
zu hören. Er gehörte Nucleus<br />
und Battered Ornaments an, gründete<br />
mit Andy Fraser 1972 The Sharks,<br />
veröffentlichte seit 1971 immer wieder<br />
Soloscheiben, landete mit "Mo<strong>to</strong>rbikin’"<br />
1975 einen Hit und produzierte die ersten<br />
Demos der Sex Pis<strong>to</strong>ls. Zuletzt war<br />
er mit Roxy <strong>Music</strong> und <strong>Jeff</strong> Wayne's War<br />
Of The Worlds unterwegs – kaum zu<br />
glauben, dass er nun auch schon 70 ist.<br />
Geburtstage<br />
19.6. Robin Box begleitete als Gitarrist<br />
Peter & Gordon und Paul Jones, gehörte<br />
der Band White Plains an, die aus den<br />
Flower Pot Men hervorgegangen war. Ist<br />
mit 70 auch immer noch solo<br />
aktiv.<br />
21.6. Ray Davies schrieb<br />
mit den Kinks (schon 1990<br />
in die Rock'n'Roll Hall Of<br />
Fame aufgenommen) Rockgeschichte<br />
(und sorgt seit<br />
deren Inaktivierung 1996<br />
Ray<br />
Davie<br />
vies<br />
für ständige Gerüchte über eine Reunion<br />
und musikalische Versöhnung mit<br />
Bruder Dave). Gilt als einer der bedeutendsten<br />
Rock-Songschmiede, veröffentlichte<br />
reichlich solo, kreierte 2008<br />
das <strong>Music</strong>al „Come Dancing", sang bei<br />
der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele<br />
2012 "Waterloo Sunset". Der<br />
Commander Of The British Empire gab<br />
zuletzt im März, drei Monate vor seinem<br />
70. Geburtstag, mehrere Shows im UK.<br />
21.6. Jon Hiseman gründete<br />
als Schlagzeuger 1958 mit<br />
Dave Greenslade ein Jazztrio,<br />
war ab 1964 bei New Jazz<br />
Orchestra dabei, ersetzte<br />
Ginger Baker bei der Graham<br />
Bond Organization, dann bei<br />
John Mayall's Bluesbreakers,<br />
ehe er 1968 die bis heute<br />
aktive Band Colosseum gründete, die<br />
sich zu einem der profiliertesten Jazz-<br />
Rockacts entwickelte. Arbeitete viel mit<br />
deutschen Jazzmusikern, ist<br />
seit 1967 mit der Saxofonistin<br />
Barbara Thompson verheiratet.<br />
Der 70. bremst Hisemann<br />
weder im Studio noch<br />
auf der Bühne.<br />
22.6. Peter Asher Gitarrist,<br />
Sänger, Manager (Vice-<br />
President Sony <strong>Music</strong>), Produzent (drei<br />
Grammys), bildete Peter & Gordon (Waller)<br />
und feiert nun seinen 70.<br />
24.6. Tony Campbell spielte Gitarre bei<br />
der britischen Band Mighty Avengers,<br />
war dann 1966 Gründungsmitglied bei<br />
Jigsaw (Hit: "Sky High” 1975, UK #9, US<br />
#3), gehörte Long Tall Ernie an, konzentrierte<br />
sich später auf die Arbeit im<br />
Studio und feiert nun seinen 70.<br />
24.6. John "<br />
Charlie" Whitney bediente<br />
die Gitarre bei The Roaring Sixties,<br />
die zu Family mutierten. Gründete nach<br />
deren Ende mit Roger Chapman die<br />
Streetwalkers, startete danach Axis Point<br />
(mit Eddie Hardin), Los Racketeeros und<br />
die Whitney-Roberts Combo. Hatte 2013<br />
keinen Bock auf die Family-Reunion.<br />
Begeht seinen 70. in seiner Wahlheimat<br />
Griechenland.<br />
30.6. Tony Hatch startete seines Sangeskarriere<br />
1959 im UK, konzentrierte<br />
sich aber zunehmend aufs Songwriting<br />
(auch unter dem Pseudonym Mark An-<br />
Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
Jon<br />
Hi<br />
sem<br />
an<br />
thony) für Petula Clark (u.a. "Down<strong>to</strong>wn");:<br />
arbeitete als Arrangeur, Produzent<br />
und gelegentlich noch als Sänger<br />
(auch als Fred Nightingal). Lebt mit jetzt<br />
75 in Spanien.<br />
30.6. Glenn Shorrock<br />
wanderte früh vom UK nach<br />
Australien aus, wo er The<br />
Twilights (mit Terry Britten),<br />
Axiom und die Little River<br />
Band (1975) mitbegründete,<br />
nachdem zwischendurch eine<br />
Solokarriere im UK nicht geklappt hatte.<br />
War in den 80er und 90er Jahren auch<br />
solo erfolgreich und <strong>to</strong>urt mit 70 noch<br />
down under.<br />
30.6. Gene Cot<strong>to</strong>n landete als Singer/<br />
Songwriter in den Segmenten Folk und<br />
Pop in der zweiten Hälfte der 70er Jahre<br />
vier Billboard-Top-40-Hits, fuhr seine<br />
Karriere allerdings zugunsten politischer<br />
Aktivitäten herunter, was ihn mit jetzt<br />
70 mit viel Befriedigung erfüllt.<br />
2.7. Tom Springfield war<br />
anfangs auch als Dion O'Brien<br />
in der UK-Pop und Folkszene<br />
aktiv, sang mit Schwester<br />
Dusty bei The Springfields<br />
(1960–1963), konzentrierte<br />
sich dann mehr aufs Produzieren<br />
und Songschreiben,<br />
v.a. für The Seekers, auch Jose Feliciano<br />
und The Casuals; veröffentlichte zwei<br />
Solo-Alben und feiert als Ruheständler<br />
nun seinen 80. Geburtstag.<br />
2.7. Alfie Khan (bürgerlich: Joachim<br />
Heider) schrieb Schlagerstars wie Marianne<br />
Rosenberg, Rex Gildo, Manuela,<br />
Christian Anders, Peter Maffay, Mary<br />
Roos die Hits auf die Stimmbänder, produzierte<br />
sie zum Teil auch; bildete ein<br />
Au<strong>to</strong>ren/Produzententeam mit Michael<br />
Holm. Veröffentlichte selbst, u.a. LPs<br />
mit dem Alfie Khan Sound Orchestra. Ist<br />
nun 70.<br />
5.7. Rainer "<br />
Lord Gandy" Petry, ein<br />
gelernter Filmtechniker, war bei Ragtime<br />
Skiffler, dann den (Skiffle) Lords für die<br />
Rhythmusgitarre und die zweite Stimme<br />
zuständig. Arbeitete später als Betriebsleiter<br />
bei einem großen Au<strong>to</strong>verleiher<br />
und verbringt die Geburtstagsfeier zum<br />
70. als Ruheständler.<br />
8.7. Jai Johannson, besser bekannt als<br />
Jaimoe, spielte in Otis Reddings Tourband,<br />
ehe ihn Duane Allman als einen<br />
von zwei Drummern für die Allman<br />
Bro <strong>the</strong>rs Band verpflichtete, mit der er<br />
immer noch unterwegs ist. Nebenbei betreibt<br />
der jetzt 70-Jährige eine eigene<br />
Jazz-Rockcombo.<br />
10.7. John Dymond mischte ab der Gründung<br />
1961 als Gitarrist Beaky mit bei Dave<br />
Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, mit denen<br />
er erst kürzlich wieder auf Tour war, kurz<br />
vor seinem 70. Geburtstag.
Sie könnten mit 65 in den offiziellen f<br />
Ruhestand gehen:<br />
17.5. Bill Bruford profilierte sich als herausragender<br />
Schlagzeuger bei Yes, King Crimson,<br />
Gong, UK, Genesis, nahm vier Alben<br />
mit Bruford auf, führte später Earthworks<br />
an und arbeitete mit zahllosen (Jazz-)Musikern<br />
zusammen, ehe er sich<br />
2009 überraschend in den Ruhestand<br />
zurückzog.<br />
19.5. Dusty Hill spielte zunächst<br />
in der Band seines Bruders<br />
Rocky Bass, ehe er mit den<br />
Deadbeats (später umbe nannt<br />
Bil<br />
lB<br />
ruf<br />
ord<br />
in Warlocks und American<br />
Blues) Freddie King und Lightnin' Hopkins<br />
begleitete. Seit Ende 1969 ist er für Bass<br />
und Gesang bei ZZ Top zuständig.<br />
26.5. Hank Williams Jr., Sohn der gleichnamigen<br />
Country-Legende, trat erstmals<br />
mit acht Jahren auf, stieg später selbst zum<br />
C&W-Superstar auf.<br />
9.6. Francis Monkman war als Keyboarder/Gitarrist<br />
Gründungsmitglied bei Curved<br />
Air, spielte mit Camel, Sky, Phil Manzanera,<br />
auch als Studiomusiker und Filmmusikkomponist<br />
erfolgreich.<br />
11.6. Frank Beard spielte bei The Warlocks/American<br />
Blues als Drummer mit Dusty<br />
Hill, den er als Bassisten vorschlug, als er<br />
mit Billy Gibbons 1969 ZZ Top startete.<br />
13.6. Dennis Locorriere gründete<br />
1968 mit Co-Sänger Ray Sawyer Dr.<br />
Hook & The Medicine Show, arbeitete<br />
nach dem Ende der Band zunächst<br />
als Studiomusiker (John Hiatt, Kenny<br />
Rogers, Randy Travis), startete 2000<br />
eine Solokarriere, war mit Bill Wyman's<br />
Rhythm Kings unterwegs und<br />
beliefert(e) Kollegen wie Jerry<br />
Lee Lewis, Willie Nelson<br />
oder Olivia New<strong>to</strong>n-John mit<br />
Songs.<br />
14.6. James Whild "<br />
Jim"<br />
Lea schrieb einige der großen<br />
Hits von Slade (zunächst<br />
N'Betweens), bei denen er neben seinem<br />
Bass auch Piano- und Geigentöne beisteuerte.<br />
Zog sich nach der Auflösung<br />
1992 zurück, veröffentlichte aus der Obskurität<br />
heraus die Alben THERAPY und<br />
REPLUGGED – LIVE AT THE ROBIN 2"<br />
(beide 2007).<br />
14.6. Alan White trommelt(e) bei Yes,<br />
Plastic Ono Band, The Alan Price Set,<br />
XYZ sowie bei Circa und spielte im Studio<br />
für John Lennon, George Harrison, Joe<br />
Cocker, Ginger Baker und The Ventures.<br />
15.6 Russell Hitchcock ist Sänger des<br />
australischen Duos Air Supply und veröffentlichte<br />
drei Solo-Alben.<br />
16.6. Peppy Castro (bürgerlich: Emil<br />
Thielhelm) gehörte in den 60er Jahren<br />
als Sänger von The Blues Magoos zu den<br />
Pionieren des Psychedelic Garage Rock,<br />
spielte später in „Hair”, schrieb Songs für<br />
Kiss, Cher, Diana Ross, Werbe-Jingles, arbeitete<br />
als Studiomusiker, veröffentlichte<br />
2013 JUST BEGINNING.<br />
20.6. Lionel Richie machte sich einen<br />
Namen als Soul-Popsänger, Produzent<br />
und Songschmied, war 1968 Mitbegründer<br />
der Commodores, startete seine auch<br />
in Deutschland sehr erfolgreiche Solokarriere<br />
1982.<br />
22.6. Alan Osmond spielte Gitarre und<br />
sang bei der US-Familienband The Osmonds,<br />
führte sie lange an, zog sich aber<br />
schon vor Jahren von der Bühne zurück.<br />
24.6. Bruce Johns<strong>to</strong>n spielte in der<br />
Ritchie Valens Band, war dann bei Little<br />
Cesar & The Romans, machte<br />
zwei Soloscheiben, ehe<br />
der Multi-Instrumentalist ab<br />
1965 Brian Wilson bei den<br />
Beach Boys live ersetzte.<br />
Studiomusiker, Produzent,<br />
schrieb "I Write The Songs"<br />
für Barry Manilow (#1) 1977,<br />
war bei Beach-Boys-Reunions<br />
Joh<br />
nFarn<br />
immer dabei, produzierte 2011 Doris Days<br />
Comebackalbum; diverse Soloplatten.<br />
26.6. Adrian Gurvitz war Sänger/Gitarrist<br />
bei The Gun ("Race With The Devil”),<br />
Three Man Army, der Baker Gurvitz Army,<br />
Graeme Edge Band, veröffentlichte solo<br />
und war/ist auch als Produzent, vor allem<br />
a nha<br />
ham<br />
aber als Songwriter höchst erfolgreich.<br />
Er steuerte reichlich zum „Bodyguard"-<br />
Soundtrack bei, schrieb für Eddie Money,<br />
Hot Chocolate, Youssou N'Dour, REO<br />
Speedwagon, Steve Perry.<br />
30.6. Andy Scott spielte 1967 mit seiner<br />
damaligen Band als Vorgruppe für Jimi<br />
Hendrix, ist seit 1970 mit Sweet unterwegs,<br />
arbeitet(e) auch als Produzent.<br />
1.7. John Farnham ist in seiner Heimat<br />
Australien ein Superstar, sang<br />
1981–1984 bei der Little River Band<br />
und feierte internationale Erfolge<br />
mit seiner Interpretation der Chris-<br />
Thompson Nummer "You're The Voice"<br />
("That's Freedom" war zudem 1990 ein<br />
Achtungserfolg in Deutschland) und<br />
den beiden damaligen Alben<br />
WHISPERING JACK und<br />
CHAIN REACTION.<br />
3.7. John Verity spielte Gitarre<br />
bei Argent, danach bei<br />
Phoenix und Charlie. Produzierte<br />
(Charlie, Saxon, Brian<br />
Connolly). Ist heute mit eigener<br />
Band unterwegs.<br />
10.7. Dave Smalley feierte 1971–1973<br />
Erfolge mit der US-Power-Popband Raspberries<br />
("Overnight Sensation"), formierte<br />
seine eigenen Gruppen Dynamite und The<br />
Secret, war bei diversen Raspberries-Reunions<br />
dabei.<br />
Gedenktage<br />
Bruce Fairbairn (*30.12.1949) trug als<br />
Produzent wesentlich zu den Erfolgen<br />
von Bon Jovi, Aerosmith, Blue Öyster<br />
Cult, Prism, Kiss, Yes, INXS, AC/DC, Scorpions,<br />
Cranberries, Van Halen, Chicago<br />
und vielen anderen bei. Starb am<br />
17.5.1999.<br />
Augustus Pablo alias Horace Swaby<br />
(*21.6.1954) war als Keyboarder, v.a. aber<br />
als Produzent an vielen erfolgreichen jamaikanischen<br />
Reggae- und<br />
Dub-Veröffentlichungen beteiligt.<br />
Lungenversagen kostete<br />
ihn am 18.5.1999 das<br />
Leben.<br />
Clint Warwick (*25.6.1940)<br />
war Originalbassist der Moody<br />
Blues. Ein Leberleiden<br />
raffte ihn am 18.5.2004 dahin.<br />
Rudy Lewis (*23.8.1936) war ab 1960<br />
Leadsänger der Drifters. Wurde just an<br />
dem Morgen <strong>to</strong>t in seinem Bett aufgefunden,<br />
als die Gruppe "Under The Boardwalk"<br />
aufnehmen sollte, am 20.5.1964.<br />
Duke Elling<strong>to</strong>n (*29.4.1899) war einer<br />
der wichtigsten Pianisten, Bandleader<br />
und Songschmiede der Jazzgeschichte.<br />
Am 24.5.1974 erlag er einem Krebsleiden.<br />
Jay Walter Bennett (*15.11.1963) war<br />
als Singer/Songwriter, Multi-Instrumentalist<br />
und Produzent tätig. Spuren hinterließ<br />
er vor allem mit Titanic Love Affair<br />
und den Alternative Rockern Wilco.<br />
Er produzierte Blues Traveler,<br />
spielte mit Sheryl Crow,<br />
Allison Moorer, Billy Joe<br />
Shaver. Starb am 24.5.2009<br />
im Schlaf.<br />
Derek Frigo war Gitarrist<br />
bei den Heavy Rockern<br />
Jay Wa<br />
lte rBen<br />
enn<br />
ett<br />
Enuff Z'Nuff, bis er 36-jährig<br />
am 28.5.2004 eine Drogenüberdosis<br />
nicht überlebte.<br />
John Cipollina (*24.8.1943) startete<br />
als klassischer Gitarrist, ehe er umsattelte,<br />
1965 in San Francisco Quicksilver<br />
Messenger Service und später Copperhead<br />
gründete. Erlag am 29.9.1989 einem<br />
chronischen Emphysem.<br />
Robert Quine (*30.12.1942) veredelte<br />
mit seinem Gitarrenspiel die Songs von<br />
Richard Hell's Voidoids, nahm<br />
mit Lydia Lunch, Material und<br />
Lou Reed (THE BLUE MASK)<br />
auf, spielte mit Tom Waits,<br />
Marianne Faithfull, Brian Eno,<br />
Lloyd Cole und vielen anderen,<br />
ehe er infolge einer Heroinüberdosis<br />
am 31.5.2004<br />
Ray Ch<br />
arl<br />
es<br />
Selbstmord beging.<br />
Franklin<br />
"<br />
Junior" Braithwaite<br />
(*4.4.1949) war der erste Leadsänger der<br />
Wailers, wurde am 2.6.1999 in Kings<strong>to</strong>n<br />
ermordet.<br />
Derek Leckenby (*14.5.1943) spielte<br />
Gitarre bei Herman's Hermits und arbeitete<br />
als Sessionsmusiker, erlag am<br />
4.5.1994 einem Krebsleiden.<br />
Hugh Hopper (*29.4.1945) gehörte<br />
als Bassist Soft Machine an, <strong>to</strong>urte mit<br />
Carla Bley und vielen anderen. Leukämie<br />
kostete ihn am 6.6.2009 das Leben.<br />
Ray Charles (*23.9.1930) wurde vom<br />
„Rolling S<strong>to</strong>ne" dank seines Könnens<br />
als Sänger, Pianist und<br />
Komponist auf Platz 10 der<br />
„100 Greatest Artists Of All<br />
Times" und auf Rang 2 der<br />
„100 Greatest Singers Of All<br />
Times" gesetzt. Er starb am<br />
10.6.2004.<br />
Graeme Kelling (*4.4.1957)<br />
spielte Gitarre bei der schottischen Band<br />
Deacon Blue. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
stand am 10.6.2004 im Totenschein.<br />
Barry <strong>Beck</strong>ett (*4.2.1943) startete als<br />
Sessionkeyboarder beim Atlantic-Label,<br />
ehe er zur Muscle-Shoals-Crew wechselte<br />
und zu einem der gefragtes ten<br />
Sessioncracks und Produzenten avancierte.<br />
Die Liste seiner „Schützlinge" ist<br />
endlos lang. Ab dem 10.6.2009 mussten<br />
sie für immer auf seine Dienste verzichten.<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105
Konzertkalender<br />
ACOUSTIC FEVER<br />
www.mfpconcerts.com<br />
22.10. Nürnberg, Rockfabrik<br />
23.10. Hannover,<br />
Blues Garage<br />
24.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />
25.10. Baden Baden,<br />
Rantastic<br />
ALICE COOPER<br />
www.kb-k.com<br />
31.05. Mainz, Phönixhalle<br />
02.06. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
BARCLAY JAMES HARVEST<br />
feat. Les Holroyd<br />
www.barclayjamesharvest.co.uk<br />
31.05. Schwarzenberg, Festival<br />
12.09. Bad Sooden, KuK<br />
JEFF BECK<br />
www.shooter.de<br />
29.05. Köln, E-Werk<br />
30.05. Berlin, Columbiahalle<br />
01.06. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
02.06. München, Circus Krone<br />
15.07. Hamburg, Stadtpark<br />
17.07. Freiburg,<br />
Zelt-Musik-Festival<br />
18.07. Stuttgart, Jazzopen<br />
19.07. Singen, Hohentwiel<br />
MARY BLACK<br />
www.lb-events.de<br />
präsentiert:<br />
22.02. Dortmund, Nicolaikirche<br />
23.02. Hamburg,<br />
Kleine Laeiszhalle<br />
BLONDIE<br />
www.lb-events.de<br />
23.06. Berlin, Tempodrom<br />
24.06. Hamburg,<br />
Große Freiheit<br />
25.06. Köln, E-Werk<br />
CHICAGO<br />
www.kb-k.com<br />
06.07. Bonn, Kunstrasen<br />
07.07. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
10.07. Berlin, Admiralspalast<br />
11.07. Leipzig, Parkbühne<br />
12.07. A-Wiesen,<br />
Ottakringer-Arena<br />
14.07. München, Tollwood<br />
15.07. Stuttgart, Liederhalle<br />
TONY CHRISTIE<br />
www.contrapromotion.com<br />
31.05. Berlin, C-Club<br />
01.06. Hamburg, Grünspan<br />
02.06. Köln, Gloria<br />
03.06. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />
CHI COLTRANE<br />
www.chicoltrane.com<br />
12.09. CH-Wetzikon, Scala<br />
13.09. CH-Gilly, Festival<br />
ELVIS COSTELLO<br />
www.kb-k.com<br />
07.10. Hamburg,<br />
Große Freiheit 36<br />
09.10. Berlin, Admiralspalast<br />
10.10. Leipzig, Haus Auensee<br />
12.10. Mainz, Phönixhalle<br />
13.10. München, Circus Krone<br />
14.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />
ERRORHEAD<br />
www.india-media.de<br />
16.05. München,<br />
Garage Deluxe<br />
22.05. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />
23.05. Bocholt, Alte Molkerei<br />
24.05. Unna, Lindenbrauerei<br />
29.05. Nossen, Festival<br />
30.05. Görlitz, Kulturschmiede<br />
31.05. Torgau, Kulturbastion<br />
Torgau<br />
01.06. Reichenbach,<br />
Bergkeller<br />
11.07. Postbauer-Heng,<br />
Festival<br />
26.09. Bergheim,<br />
Medio-Rhein-Erft<br />
31.10. Schwerin, Speicher<br />
01.11. Halle, Objekt5<br />
06.11. Bruchsal, Fabrik<br />
07.11. Esslingen, Dieselstraße<br />
FOCUS<br />
www.hotellounge.de<br />
15.10. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
16.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />
17.10. Kirchheim, Bastion<br />
18.10. Freising, Lindenkeller<br />
19.10. Metzingen, Hirsch<br />
21.10. Bremen, Meisenfrei<br />
22.10. Leverkusen, Scala<br />
23.10. Ansbach,<br />
Kammerspiele<br />
24.10. Dortmund, Piano<br />
FOREIGNER<br />
www.dmc-music.de<br />
14.10. Bonn, Beethovenhalle<br />
16.10. Stuttgart, Liederhalle<br />
17.10. München, Circus Krone<br />
18.10. Halle, Händelhalle<br />
21.10. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
22.10. Baden-Baden,<br />
Festspielhaus<br />
24.10. Mannheim,<br />
Rosengarten<br />
25.10. Tuttlingen, Stadthalle<br />
26.10. Freiburg, Konzerthaus<br />
28.10. Frankfurt, Alte Oper<br />
29.10. Osnabrück, Stadthalle<br />
30.10. Bremen, Glocke<br />
02.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
03.11. Berlin,<br />
Friedrichstadtpalast<br />
04.11. Hamburg, CCH<br />
FLOYD RELOADED<br />
www.solarpenguin.de<br />
12.09. Frankfurt, Alte Oper<br />
13.09. Mannheim, Alte Seilerei<br />
15.09. Nürnberg, Hirsch<br />
17.09. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />
19.09. München,<br />
Backstage Werk<br />
21.09. Hamburg, Markthalle<br />
HAMBURG BLUES BAND &<br />
FRIENDS<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
24.05. Schöneiche,<br />
Kulturgießerei<br />
07.06. Mützingen, Alte Ziegelei<br />
01.08. Gaildorf, Sommerfest<br />
02.08. Erftstadt, Zum Schwan<br />
05.09. A-St.Veit,<br />
Burgkulturfestival<br />
12.09. Oldenburg, Charlys<br />
13.09. Aukrug, Tivoli<br />
02.10. Lübeck, Sounds<br />
03.10. Berlin, Quasimodo<br />
04.10. Plauen, Ranch<br />
09.10. Regensburg,<br />
Alte Mälzerei<br />
10.10. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
11.10. Meidelstätten,<br />
Adler Meidelstätten<br />
16.10. Leipzig, Spizz<br />
17.10. Braunschweig,<br />
Barnaby's<br />
28.11. Vechta, Gulfhaus<br />
04.12. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
06.12. Dortmund, Piano<br />
18.12. Rastatt, Reithalle<br />
19.12. Rheinberg,<br />
Schwarzer Adler<br />
20.12. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong>-Hall<br />
ROGER HODGSON<br />
www.rogerhodgson.com<br />
28.08. Aurich,<br />
Sparkassenarena<br />
29.08. Leipzig, Parkbühne<br />
30.08. Alzey, Festival Aachen<br />
01.09. Aachen, Kurpark<br />
03.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />
www.hundredseventysplit.com<br />
09.10. Bonn, Harmonie<br />
10.10, Berlin, Quasimodo<br />
11.10. Melle Buer,<br />
Kulturwerkstatt<br />
14.10. Augsburg, Spectrum<br />
Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />
15.10. CH-Aarlburg,<br />
Moonwalker<br />
16.10. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
08.11. Metzingen, Hirsch<br />
JETHRO TULL'S<br />
IAN ANDERSON<br />
www.dmc-music.de<br />
28.06. CH-Liestal, Open Air<br />
15.07. München, Festival<br />
25.07. Trier, Amphie<strong>the</strong>ater<br />
26.07. Bad Krozingen,<br />
Open Air<br />
19.11. Stuttgart, Liederhalle<br />
20.11. Aachen, Eurokongress<br />
22.11. Koblenz,<br />
Rhein-Mosel-Halle<br />
24.11. Bonn, Beethovenhalle<br />
25.11. Magdeburg, Stadthalle<br />
26.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
27.11. Hamburg, CCH 2<br />
29.11. Leipzig, Haus Auensee<br />
30.11. Wetzlar, Rittal-Arena<br />
BOBBY KIMBALL<br />
www.crushconcerts.com<br />
22.05. Buchholz, Empore<br />
23.05. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />
24.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />
LENINGRAD COWBOYS<br />
www.dmc-music.de<br />
27.06. Köln, Festival<br />
13.09. Jever, Brauhaus<br />
LEVELLERS<br />
www.fkpscorpio.com<br />
30.10. Köln, Luxor<br />
31.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
02.11. Münster, Gleis 22<br />
MAINHATTAN DIESEL<br />
www.beizaras.wix.com/mainhattan-diesel<br />
29.05. Obertshausen,<br />
Remedy<br />
02.06. Offenbach, Offenbach<br />
Woche<br />
08.+09.06. Offenbach,<br />
Hessenstadion<br />
15.06 Bieber, Ostendplatz<br />
12.07. Mühlheim, Käfertreff<br />
19.07. Hausen,<br />
Zur Kreuzung<br />
07.08. Offenbach, Bierfest<br />
ELVIS PRESLEY ON STAGE<br />
www.kb-k.com<br />
02.06. Berlin, Admiralspalast<br />
04.06. Hamburg, CCH2<br />
05.06. Halle, Händelhalle<br />
06.06. München, Circus Krone<br />
07.06. Mainz, Rheingoldhalle<br />
SAGA & MAGNUM<br />
www.dmc-music.de<br />
16.05. Filderstadt, Filharmonie<br />
17.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
19.05. Obertraubling, Airport<br />
20.05. Nürnberg, Rockfabrik<br />
22.05. München, Circus Krone<br />
23.05. CH-Pratteln, Z7<br />
24.05. Ravensburg,<br />
Oberschwabenhalle<br />
25.05. Augsburg, Spectrum*<br />
06.06. Fulda, Open Air*<br />
*Saga solo<br />
JOE SATRIANI<br />
www.shooter.de<br />
25.06. Saarbrücken, Garage<br />
26.06. Ulm, Ulmer Zeit<br />
27.06. Karlsruhe, Tollhaus<br />
28.06. CH-Rapperswil,<br />
Festival<br />
SIMPLE MINDS<br />
www.noisenow.de<br />
11.07. Bonn, Kunstrasen<br />
LISA STANSFIELD<br />
www.kb-k.com<br />
19.05. Köln, Theater am<br />
Tanzbrunnen<br />
20.05. München, Circus Krone<br />
22.05. Stuttgart, Liederhalle<br />
23.05. Mannheim,<br />
Rosengarten<br />
24.05. Bispingen, Festival<br />
26.05. Berlin, Admiralspalast<br />
STATUS QUO / LOU GRAMM<br />
www.kb-k.com<br />
09.08. Tettnang,<br />
Schlossgarten<br />
17.11. Dresden, Messehalle
Konzertkalender<br />
18.11. Kiel, Sparkassenarena<br />
20.11. Magdeburg, Stadthalle<br />
21.11. Schwerin, Stadthalle<br />
22.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />
24.11. Saarbrücken,<br />
Saarlandhalle<br />
26.11. Augsburg,<br />
Schwabenhalle<br />
29.11. Lingen, Emslandarena<br />
01.12. Mannheim, Mozartsaal<br />
02.12. Freiburg, Rothausarena<br />
TANGERINE DREAM<br />
www.mfpconcerts.com<br />
26.05. München, Circus Krone<br />
27.05. Stuttgart, Theaterhaus<br />
28.05. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
30.05. Berlin, Admiralspalast<br />
31.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
01.+02.06. Köln, Theater am<br />
Tanzbrunnen<br />
03.06. A-Wien, Gasometer<br />
TEDESCHI TRUCKS BAND<br />
www.shooter.de<br />
12.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
15.07. Hamburg, Stadtpark<br />
UFO<br />
www.crushconcerts.com<br />
23.05. Siegburg, Kubana<br />
25.05. Dortmund,<br />
Musik<strong>the</strong>ater<br />
26.05. Bremen, Meisenfrei<br />
08.06. Mannheim,<br />
Alte Seilerei<br />
ACCEPT<br />
www.twisted-talent.com<br />
04.10. Hamburg, Docks<br />
05.10. Osnabrück, Hyde Park<br />
18.10. München, Tonhalle<br />
20.10. Langen,<br />
Neue Stadthalle<br />
21.10. Berlin, Huxleys<br />
22.10. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />
24.10. Erfurt, Stadtgarten<br />
28.10. CH-Pratteln, Z7<br />
29.10. Filderstadt, Filharmonie<br />
AEROSMITH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
09.06. Berlin, o2-World<br />
18.06. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
BRYAN ADAMS<br />
www.mlk.com<br />
13.06. Bensheim, Hessentag<br />
15.06. Tüßling, Schlosspark<br />
20.06. Salem, Schloss<br />
22.06. Bad Kissingen,<br />
Luitpoldpark<br />
ALAN PARSONS<br />
LIVE PROJECT<br />
www.mfpconcerts.com<br />
17.07. St. Goarshausen,<br />
Loreley<br />
18.07. Tuttlingen, Zeltfestival<br />
08.08. Schwetzingen, Schloss<br />
09.+11.08. Calw, Kloster Hirsau<br />
15.08. Hamburg, Stadtpark<br />
16.08. Spalt, Festival<br />
22.08. Wiblingen, Klosterhof<br />
TORI AMOS<br />
www.mlk.com<br />
19.05. Frankfurt,<br />
Jahrhunderthalle<br />
20.05. Berlin, Tempodrom<br />
25.05. Hamburg, Laeiszhalle<br />
09.06. Stuttgart, Liederhalle<br />
10.06. München, Philharmonie<br />
BLACK SABBATH<br />
www.wizardpromotions.de<br />
08.06 Berlin, Wuhlheide<br />
13.06. München, Königsplatz<br />
25.06. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
27.06. Essen, Stadion<br />
BLACKMORE'S NIGHT<br />
www.blackmoresnight.com<br />
01.08. Krefeld, Burg Linn<br />
03.08. Hanau, Amphiteater<br />
06.08, Calw, Kloster Hirsau,<br />
09.08. Magdeburg,<br />
Festung Mark<br />
16.08. Merseburg, Domplatz<br />
21.08. Wiblingen, Klosterhof0<br />
23.08. Erfurt, Zitadelle<br />
Petersberg<br />
26.08. Berlin, Admiralspalast<br />
JOE BONAMASSA<br />
www.dmc-music.de<br />
14.06. St. Goarhausen<br />
Freilichtbühne<br />
25.09. Mannheim, SAP-Arena<br />
26.09. Leipzig, Arena<br />
27.09. Göttingen, Lokhalle<br />
29.09. Münster,<br />
Halle Münsterland<br />
GERRIT BROCKMANN & BAND<br />
www.hotstuffcds.de<br />
22.06. Bremerhaven,<br />
Thieles Garten<br />
20.09. Bremen, Fränkies<br />
Vogelnest<br />
ARTHUR BROWN<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.de<br />
20.06. Dornstadt, Open Air<br />
ERIC BURDON & ANIMALS<br />
www.dmc-music.de<br />
19.07. Pförring, Open Air<br />
28.08. Schwäbisch Gmünd,<br />
Landesgartenschau -<br />
gelände<br />
29.08. Mainz, Zitadelle<br />
30.08. Merkers, Bergwerk<br />
CAMEL<br />
www.contrapromotion.com<br />
01.08. Fulda, Festival<br />
CANNED HEAT<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
08.06. Torgau, Open Air<br />
ROGER CHAPMAN &<br />
THE SHORTLIST<br />
www.dmc-music.de<br />
09.08. Landsberg, Open Air<br />
CITY<br />
www.city-internet.de<br />
10.10. Chemnitz, Arena*<br />
11.10. Leipzig, Arena*<br />
31.10.+01.11. Berlin, o2-World*<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />
22.11. Erfurt, Messe*<br />
* mit Puhdys und Karat<br />
ERIC CLAPTON<br />
www.united-promoters-ag.com<br />
24.06. Mannheim, SAP-Arena<br />
26.06. A-Wien, Stadthalle<br />
ANNE CLARK<br />
www.maximumbooking.com<br />
22.06. Gelsenkirchen,<br />
Blackfi eld<br />
05.11. München, Ampere<br />
06.11. Nürnberg, Hirsch<br />
07.11. Erfurt, HsD<br />
08.11. Leipzig, Theaterfabrik<br />
09.11. Berlin, Postbahnhof<br />
11.11. Magdeburg,<br />
Festung Mark<br />
12.11. Hamburg, Fabrik<br />
13.11. Bremen, Dete<br />
14.11. Bochum,<br />
Christuskirche<br />
15.11. Köln, Gloria<br />
16.11. Aachen, Musikbunker<br />
18.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />
19.11. Pforzheim,<br />
Kulturhaus Osterfeld<br />
20.11. Marburg, KFZ<br />
COLOSSEUM<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
25.10. A-Innsbruck,<br />
Treibhaus<br />
26.10. Karlsruhe, Tollhaus<br />
28.10. Hannover, Pavillon<br />
30.10. Wissen, Kulturwerk<br />
31.10. Barby, Rautenkranz<br />
01.11. Erfurt,<br />
Gewerkschaftshaus<br />
02.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />
04.11. Bochum,<br />
Bhf. Langendreer<br />
06.11. Berlin, Kulturbrauerei<br />
07.11. Hamburg, Fabrik<br />
08.11. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong>-Hall<br />
09.11. Göttingen, Musa<br />
11.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />
12.11. Nürnberg, Hirsch<br />
13.11. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
14.11. Bonn, Brückenforum<br />
18.11. Affalter, Zur Linde<br />
20.11. A-Wien, Metropol<br />
21.11. A-Salzburg,<br />
Rockhouse<br />
CHICK COREA & STANLEY<br />
CLARKE<br />
www.noisenow.de<br />
12.07. Bonn, Kunstrasen<br />
ROBERT CRAY<br />
www.assconcerts.com<br />
27.05. Hamburg, Fabrik<br />
29.05. München, Muffathalle<br />
30.05. Karlsruhe, Substage<br />
16.10. Köln, Kantine<br />
17.10. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
21.10. Osnabrück, Rosenhof<br />
CHRIS DE BURGH<br />
www.kb-k.com<br />
17.07. Emmendingen,<br />
Schlossplatz<br />
19.07. Nordkirchen,<br />
Schlosspark<br />
20.07. Beverungen,<br />
Weserufer<br />
22.07. Schwäbisch Gmünd,<br />
Stadtgarten<br />
23.07. München, Festival<br />
25.07. Günzburg,<br />
Waldschwimmbad<br />
26.07. Loreley, Freilichtbühne<br />
BOB DYLAN<br />
www.mlk.com<br />
01.07. München, Tollwood<br />
03.07. Zwickau, Stadthalle<br />
07.07. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
08.07. Flensburg, Flens-Arena<br />
EAGLES<br />
www.musicpool-concerts.de<br />
28.06. Vechta, Open Air<br />
30.06. CH-Zürich,<br />
Hallenstadion<br />
MARIANNE FAITHFULL<br />
www.prknet.de<br />
11.10. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
17.10. Leipzig, Haus Auensee<br />
18.10. Hannover,<br />
Theater am Aegi<br />
20.10. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
15.11. München, Circus Krone<br />
25.11. Berlin, Tempodrom<br />
26.11. Hamburg,<br />
Kampnagelfabrik<br />
FANTASYY FACTORYY<br />
www.fantasyy-fac<strong>to</strong>ryy.com<br />
13.06 Geseke, Festival<br />
23.08 Lippstadt,<br />
Mango & Currywurst<br />
BRYAN FERRY<br />
www.wizardpromotions.de<br />
24.11. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
26.11. Berlin, Tempodrom<br />
29.11. Hamburg, CCH1<br />
30.11. Hannover,<br />
Swiss-Life-Hall<br />
02.12. Bielefeld, Stadthalle<br />
03.12. Frankfurt, Alte Oper<br />
06.12. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
08.12. München, Kesselhaus<br />
09.12. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
FISCHER Z<br />
www.assconcerts.com<br />
17.05. CH-Cham,<br />
Kreuzsaalpinselstrich01<br />
FOOLS GARDEN<br />
www.foolsgarden.de<br />
31.05. Pforzheim, PFestival<br />
10.06. Durlach, Festival<br />
04.07. Have<strong>to</strong>ftloit, Landart<br />
05.07. Hooge, Kultur auf den<br />
Halligen<br />
06.07. Oelixdorf, Amönenhöhe<br />
19.07. Merseburg,<br />
Schlossgraben<br />
01.08. Göllheim, Torbogenfest<br />
02.08. Glauburg, Keltenwelt<br />
06.08. Gammertingen,<br />
Klosterhof Mariaberg<br />
PETER GABRIEL<br />
www.prknet.de<br />
25.05. Berlin, Waldbühne<br />
GURU GURU<br />
www.guru-guru.com<br />
01.08. Mühlacker, Open Air<br />
16.08. Finkenbach,<br />
Finki-Festival<br />
STEVE HACKETT<br />
www.lb-events.de<br />
18.05. Hamburg, CCH<br />
19.05. Berlin, Tempodrom<br />
HAINDLING<br />
www.helloconcerts.de<br />
05.06. Germering, Stadthalle<br />
07.06. Nabburg, Nordgauhalle<br />
08.06. Tapfheim,<br />
Bäldleschwaige<br />
11.07. Perchting, Stadlhalle<br />
14.07. Weißenburg,<br />
Bergwald<strong>the</strong>ater<br />
24.07. Nassenhausen, Zeltfest<br />
01.08. Weitramsdorf,<br />
Schloss Tambach<br />
HELTER SKELTER<br />
www.helter-skelter-live.de<br />
17.05. Memmingen, Stadthalle<br />
24.05. Aalen, Stadthalle<br />
28.05. München, Circus Krone<br />
30.05. Westernach, Festzelt<br />
06.06. Immenstadt,<br />
Sommerzelt<br />
27.06. Schopfl och, Festzelt<br />
18.07. Rosenheim, Festival<br />
26.07. Nürnberg,<br />
Serenadenhof<br />
08.+09.08. Kreebronn,<br />
Brauerei Max & Moritz<br />
13.09. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
Ihren Konzertbesuch.<br />
organisieren wir<br />
Gerne machen wir Ihnen dazu ein individuelles Komplettangebot:<br />
– Buchung Ihrer Anreise per Bahn, Bus, Mietwagen oder Flugzeug<br />
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Konzertkarten.<br />
Für Sie als Individualreisenden oder auch als Gruppe.<br />
Wir machen Ihren Konzertbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
Wenden Sie sich gerne an uns unter:<br />
Heritage Reisen GmbH, Welle 5, 33602 Bielefeld<br />
Tel. : +49 (0) 521 260 555 0<br />
Fax: +49 (0) 521 260 555 30<br />
info@heritage-reisen.de<br />
www.heritage-reisen.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107
Konzertkalender<br />
20.09. Ravensburg, Klub<br />
10.10. Neustädtlein,<br />
Tanzmetropole<br />
HOT'N'NASTY<br />
www.hot-n-nasty.de<br />
30.05. Oberhausen, Gdanska<br />
31.05. Kamen, Stadtfest<br />
29.06. Saarbrücken,<br />
Schlossplatz<br />
BILLY IDOL<br />
www.mlk.com<br />
13.06. Bensheim, Hessentag<br />
17.06. Berlin, Zitadelle<br />
Spandau<br />
18.06. Hamburg, Stadtpark<br />
03.07. Dresden,<br />
Freilichtbühne<br />
ELTON JOHN<br />
www.prknet.de<br />
06.07. Halle,<br />
Gerry-Weber-Stadion<br />
10.07. Fulda, Domplatz<br />
19.07. Mainz, Am Zollhafen<br />
20.07. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
23.07. Lörrach, Festival<br />
24.07. Hannover, Tui-Arena<br />
29.07. Nürnberg, Arena-<br />
Nürnberger-<br />
Versicherung<br />
30.11. Stuttgart, Schleyerhalle<br />
KARAT<br />
www.karat-band.de<br />
06.06. Steinitz, Frühlingsfest<br />
07.06. Torgau, Schloss<br />
Hartenfels<br />
28.06. Bad Elster,<br />
Natur<strong>the</strong>ater<br />
25.07. Pegau, Volkshaus<br />
26.07. Uder, Festzelt<br />
30.08. Kamenz,<br />
Hutbergbühne<br />
13.09. Eisenhüttenstadt,<br />
Wohnungsbau -<br />
genossenschaft<br />
02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />
03.10. Schwerin, Sport- u.<br />
Kongresshalle*<br />
04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />
10.10. Chemnitz, Arena*<br />
11.10. Leipzig, Arena*<br />
24.10. Dresden, Lukaskirche<br />
25.10. Halle, Stein<strong>to</strong>rvarieté<br />
01.11. Berlin, o2-Arena*<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />
08.11. Magdeburg,<br />
Getec-Arena*<br />
14.11. Neuruppin, Kulturkirche<br />
15.11. Greifswald,<br />
Kaisersaal<br />
21.11. Riesa, Erdgas-Arena*<br />
22.11. Erfurt, Messe*<br />
* mit Puhdys<br />
KROKUS<br />
www.bot<strong>to</strong>mrow.com<br />
17.05. Lindau, Club Vaudeville<br />
18.05. Nürnberg, Hirsch<br />
20.05. Bremen, Aladin<br />
21.05. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
22.05. München,<br />
Backstage Werk<br />
24.05. Burgrieden, Riffelhof<br />
25.05. Bochum, Zeche<br />
LAKE<br />
www.handmadeconcerts.de<br />
31.05. Berlin, Trabrennbahn<br />
06.09. Perleberg,<br />
Perleberg Festival<br />
12.09. Seidenroth,<br />
Eulenspiegel<br />
13.09. Metzingen, Hirsch<br />
27.09. Ascheberg, Landgasthof<br />
Langenrade<br />
02.10. Vechta, Gulfhaus<br />
03.10. Wilhelmshaven,<br />
Pumpwerk<br />
23.10. Rastatt, Reithalle<br />
28.12. Hamburg, Fabrik<br />
29.12. Bordesholm, Savoy<br />
LETZ ZEP<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
18.+19.07. Losheim, Festival<br />
25.07. Borna, Volksplatz<br />
26.07. Plauen, Park<strong>the</strong>ater<br />
31.07. Wacken, Festival<br />
23.08. Dormagen,<br />
Freilichtbühne Zons<br />
12.11. München, Circus Krone<br />
21.11. Cottbus, Gladhouse<br />
22.11. Merkers,<br />
Erlebnisbergwerk<br />
28.11. Kaiserslautern,<br />
Fruchthalle<br />
LEVEL 42<br />
www.kb-k.com<br />
10.11. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />
11.11. München, Theaterfabrik<br />
UDO LINDENBERG<br />
www.rt-konzerte.de<br />
07.+08.06. Düsseldorf,<br />
Esprit-Arena<br />
13.+14.06. Leipzig,<br />
Red-Bull-Arena<br />
WOLF MAAHN<br />
www.maximumbooking.com<br />
23.05. Kiel, Kieler Woche<br />
27.05. Wolfhagen, Kulturzelt<br />
16.08. Spalt, Lieder am See<br />
MANIC STREET PREACHERS<br />
www.mlk.com<br />
17.05. München, Backstage<br />
20.05. Frankfurt, Gibson<br />
21.05. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />
MANFRED MANN'S<br />
EARTHBAND<br />
www.dmc-music.de<br />
14.06. Rehau, Jahnstadion<br />
04.07. CH-Gossau,<br />
Bundwiese<br />
18.07. Calw, Marktplatz<br />
26.07. Göttingen, Open Air<br />
12.09. Kirchheimbolanden,<br />
Römerplatz*<br />
09.10. Hamburg, Fabrik<br />
10.10. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong>-Hall<br />
11.10. Krefeld, Kulturfabrik<br />
12.10. Wilhelmshaven,<br />
Pumpwerk<br />
17.10. Kitzingen, TBA<br />
18.10. Münnerstadt, TBA<br />
24.10. Randsbach-Baumbach,<br />
TBA<br />
25.10. Halle,<br />
Gerry-Weber-Event-Hall<br />
20.11. Heidelberg,<br />
Schloss Heidelberg<br />
21.11. Rheine, TBA<br />
22.11. Oldenburg, Kulturtage<br />
* mit Hooters<br />
NAZARETH<br />
www.dmc-music.de<br />
11.07. A-Klam, Burg Clam<br />
12.07. A-Wiesen, Festival<br />
30.07. CH-Cevio, Festival<br />
16.08. Spalt, Lieder am See<br />
METALLICA<br />
www.wizardpromotions.de<br />
04.06. Hamburg, Imtech-Arena<br />
NEW MODEL ARMY<br />
www.con<strong>to</strong>ur-music.de<br />
03.10. Lindau, Club Vaudeville<br />
04.10. Augsburg, Kantine<br />
05.10. Freiburg, Jazzhaus<br />
07.10. Karlsruhe, Substage<br />
08.10. Saarbrücken, Garage<br />
09.10. Jena, F-Haus<br />
10.10. Coesfeld, Fabrik<br />
11.10. Kiel, Max<br />
12.10. Beverungen,<br />
Stadthalle<br />
18.10. Bremen, Aladin<br />
19.10. Celle, CD Kaserne<br />
20.10. Frankfurt, Batschkapp<br />
NIEDECKENS BAP<br />
www.semmel.de<br />
01.06. Göttingen, Lokhalle<br />
03.06. Bonn, Beethovenhalle<br />
04.+05.06. Bad Hersfeld,<br />
Stiftsruine<br />
06.06. Hilchenbach, KulturPur<br />
08.06. Bensheim,<br />
Weststadthalle<br />
27.06. Salzkotten, Dreckburg<br />
30.06.+01.07. Köln,<br />
<strong>Music</strong>al Dome<br />
17.07. Heilbronn, Festival<br />
18.07. Tambach, Schloss<br />
19.07. Dresden, Konzertplatz<br />
20.07. Nürnberg,<br />
Serenadenhof<br />
24.07. Trier, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
25.07. Dinslaken, Burg<strong>the</strong>ater<br />
01.08. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />
02.08. Calw, Kloster Hirsau<br />
03.08. Mainz, Domplatz Mainz<br />
14.08. Monschau, Burg<br />
16.08. Papenburg,<br />
Landesgartenschau<br />
31.08. Mönchengladbach,<br />
Schloss Rheydt<br />
01.09. Bochum, Zeltfestival<br />
MOJO MAKERS<br />
www.hypertension-music.de<br />
23.05. Leverkusen, Topos<br />
24.05. Wessel,<br />
Jugendzentrum Karo<br />
08.06. Fürth, Festival<br />
MOTHERS FINEST<br />
www.dmc-music.de<br />
12.07. Bad Rappenau,<br />
Open Air<br />
19.08. Pförring, Open Air<br />
DOLLY PARTON<br />
www.deag.de<br />
05.07. Köln, Lanxess-Arena<br />
06.07. Berlin, o2-World<br />
AXEL RUDI PELL<br />
www.continental-concerts.de<br />
21.09. Köln, Essigfabrik<br />
23.09. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
24.09. München, Backstage<br />
26.09. A-Wien, Szene<br />
30.09. Berlin, Huxleys<br />
01.10. Bremen, Aladin<br />
03.10. Karlsruhe, Substage<br />
05.10. Bochum, Zeche<br />
SIMON PHILLIPS<br />
www.dmc-music.de<br />
14.10. München, Ampere<br />
15.10. Bonn, Harmonie<br />
19.10. Dortmund, Domicil<br />
21.10. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
23.10. Worpswede,<br />
<strong>Music</strong>-Hall<br />
27.10. Rheinbach, Bergkeller<br />
PLACEBO<br />
www.mlk.com<br />
20.08. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner Hockeypark<br />
ROBERT PLANT<br />
www.wizardpromotions.de<br />
20.06. Hamburg, Stadtpark<br />
23.06. Köln, Tanzbrunnen<br />
16.07. Berlin, Zitadelle<br />
17.07. Dresden, Junge Garde<br />
PRETTY THINGS<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
20.05. CH Pratteln, Z 7<br />
21.05. Köln, Yard Club<br />
22.05. Berlin, Frannz Club<br />
24.05. Nürnberg, Hirsch<br />
25.05. München, Backstage<br />
27.05. Zwickau, Lichtentanne<br />
Kulturkirche<br />
28.05. Bensheim,<br />
Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />
29.05. Frankfurt, Nachtleben<br />
31.05. Hannover, Bluesgarage<br />
16.08. Finkenbach, Festival<br />
DIE PRINZEN<br />
www.dieprinzen.de<br />
21.+22.07. Wunsiedel,<br />
Festspiele<br />
27.08.– 05.10. Kirchen<strong>to</strong>ur<br />
PROCOL HARUM<br />
www.dmc-music.de<br />
29.05. Freising, Luitpoldhalle<br />
05.07. CH-Gossau,<br />
Bundwiese<br />
PUHDYS<br />
www.puhdys.com<br />
30.05. Eberswalde,<br />
Freilichtbühne<br />
31.05. Warnemünde,<br />
Freilichtbühne<br />
07.06. Kamenz,<br />
Freilichtbühne<br />
05.07. Landsberg,<br />
Freilichtbühne<br />
15.07. Vellmar, Theaterzelt<br />
19.07. Klaffenbach,<br />
Wasserschloss<br />
26.07. Freital, Hains<br />
Freizeitzentrum<br />
02.08. Weißenfels,<br />
Freilichtbühne<br />
09.08. Rudolstadt,<br />
Residenzschloss<br />
23.08. Neuhausen,<br />
Freilichtbühne<br />
02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />
03.10. Schwerin, Sport- und<br />
Kongresshalle*<br />
04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />
10.10. Chemnitz, Arena**<br />
11.10. Leipzig, Arena**<br />
31.10.+ 01.11. Berlin,<br />
o2-World **<br />
07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle**<br />
08.11. Magdeburg,<br />
Getec-Arena*<br />
14.+15.11. Freiberg, Tivilo<br />
21.11. Riesa, Erdgasarena*<br />
22.11. Erfurt, Messe**<br />
* mit Karat<br />
** mit City und Karat<br />
RAMRODS<br />
www.concertbuero-franken.de<br />
21.05. Köln, Yard Club<br />
22.05. Berlin, Frannz Club<br />
24.05. Nürnberg, Hirsch*<br />
27.05. Zwickau, Kulturkirche<br />
St. Barbara<br />
19.07. Amberg,<br />
Kultursommerfest<br />
*mit Pretty Things<br />
CHRIS REA<br />
www.mlk.com<br />
29.10. A-Salzburg,<br />
Salzburgarena<br />
31.10. Nürnberg,<br />
Meistersingerhalle<br />
03.11. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />
Electric-Halle<br />
04.11. Dortmund,<br />
Westfalenhalle<br />
05.11. Dresden, Messehalle<br />
07.11. Leipzig, Arena<br />
08.11. Magdeburg,<br />
Stadthalle<br />
09.11. Hamburg, CCH<br />
11.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />
12.11. Hannover,<br />
Swiss-Life-Hall<br />
13.11. Berlin, Tempodrom<br />
15.11. Mannheim,<br />
Rosengarten<br />
16.11. Stuttgart,<br />
Porsche-Arena<br />
18.11. München,<br />
Olympiahalle<br />
19.11. Baden Baden,<br />
Festspielhaus<br />
26.11. Frankfurt, Festhalle<br />
CLIFF RICHARD<br />
www.deag.de<br />
16.05. Oberhausen,<br />
KöPi-Arena<br />
20.05. München, Olympiahalle<br />
30.05. Frankfurt, Festhalle<br />
ROLLING STONES<br />
www.rollings<strong>to</strong>nes.com<br />
10.06. Berlin, Waldbühne<br />
19.06. Düsseldorf,<br />
Esprit-Arena<br />
KENNY WAYNE SHEPHERD<br />
www.shooter.de<br />
17.05. Winterbach,<br />
Lehenbachhalle<br />
MICHAEL SCHENKER<br />
www.assconcerts.com<br />
03.11. Bochum, Zeche<br />
04.11. Bonn, Brückenforum<br />
05.11. Tübingen, Sudhaus<br />
07.11. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
08.11. Bruchsal, Rockfabrik<br />
09.11. Ingolstadt, Eventhalle<br />
Westpark<br />
11.11. CH-Pratteln, Z7<br />
SILLY<br />
www.mlk.com<br />
06.06. Rügen, Rugard Bühne<br />
08.06. Gera, Veolia Bühne<br />
30.08. Rehna, Open Air Rehna<br />
05.09. Görlitz,<br />
Landskronbrauerei<br />
06.09. Halle, Peißnitzinsel<br />
12.09. Torgau,<br />
Schloss Hartenfels<br />
13.09. Potsdam, Lindenpark<br />
SLADE<br />
www.dmc-music.de<br />
20.06. Rüdesheim,<br />
Magic Bike Week<br />
30.08. Stadtallendorf,<br />
Herrenwaldstadion<br />
PATTI SMITH<br />
www.pattismith.net<br />
01.08. Burg Herzberg, Festival<br />
05.08. Stuttgart,<br />
Freilichbühne<br />
09.08. Haltern, Festival<br />
11.08. Mainz, Zitadelle<br />
12.08. München,<br />
Alte Kongresshalle<br />
SPACE DEBRIS<br />
www.spacedebrisprojekt.de<br />
16.05. Mannheim, Festival<br />
18.05. Stuttgart, Zwölfzehn<br />
09.08. Lorch, Festival<br />
15.08. Salzkotten, Festival<br />
06.09. Weinheim, Cafe Central<br />
SPENCER DAVIS GROUP<br />
www.dmc-music.de<br />
09.08. Landsberg, Open Air<br />
SPIDER MURPHY GANG<br />
www.helloconcerts.de<br />
30.05. Ot<strong>to</strong>brunn, Zelt<br />
31.05. A-St. Johann,<br />
Festzelt<br />
07.06. Freystadt, Festzelt<br />
28.06. A-Linz, Ars Electronica<br />
Meindeck<br />
04.07. Apfeldorf, Festzelt<br />
10.07. Aidenbach, Open Air<br />
18.07. Scherneck, Open Air<br />
19.07. Kulmbach, Open Air<br />
28.07. Dexendorf, Open Air<br />
01.08. Erlabrunn, Festzelt<br />
03.08. Sulz am Neckar,<br />
Open Air<br />
22.08. Nagold, Open Air<br />
23.08. A-Euratsfeld, Festzelt<br />
30.08. Heidenheim, Open Air<br />
13.09. Celle, Open Air<br />
19.09. Gangkofen, Brauerei<br />
30.09. Warburg, Zelt<br />
11.10. Willingen,<br />
Schützenhalle<br />
31.10. Obertraubling,<br />
Eventhall-Airport<br />
STATUS QUO<br />
www.kb-k.com<br />
09.08. Tettnang, Open Air<br />
ROD STEWART<br />
www.united-promoters-ag.com<br />
24.06. Berlin, o2-World<br />
27.06. Mannheim, SAP-Arena<br />
29.06. München, Olympiahalle<br />
01.07. A-Wien, Stadthalle<br />
03.07. Köln, Lanxess-Arena<br />
STIFF LITTLE FINGERS<br />
www.target-concerts.de<br />
01.11. Düsseldorf, Zakk<br />
02.11. Hamburg, Knust<br />
13.11. Berlin, SO36<br />
14.11. Erfurt, Centrum<br />
18.11. Stuttgart, Universum<br />
CURTIS STIGERS<br />
curtisstigers.com<br />
19.09. Stuttgart, Bix<br />
20.09. Böblingen, Festival<br />
22.09. Berlin, Heimathafen<br />
Neukölln<br />
24.09. Hamburg, Mojo<br />
25.09. Herford, Marta<br />
26.09. Verden, Festival<br />
07.11. Dresden,<br />
Himmelfahrtskirche<br />
08.11. Halle, Händelhalle<br />
09.11. Helmbrechts,<br />
Bürgersaal<br />
10.11. Nürnberg, Maritim<br />
11.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />
12.11. Bochum,<br />
Christuskirche<br />
SWEET<br />
www.dmc-music.de<br />
31.05. Neuhaus, Festival<br />
05.07. Eckernförde, Open Air<br />
30.08. Stadtallendorf, Open Air<br />
TEN YEARS AFTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
24.05. Köln, Harley Dome<br />
30.05. Halle, Händelsche Halle<br />
04.06. CH-Rubigen,<br />
Mühle Hunziken<br />
26.07. Tuttlingen,<br />
Honberg-Sommer<br />
31.07. CH-Romanshorn,<br />
Sommernachtsfest<br />
09.08. Friedrichshafen,<br />
Kulturufer<br />
CHRIS THOMPSON<br />
www.christhompson-central.com<br />
05.06. Wissen, Kulturwerk<br />
27.06. Kiel, Kieler Woche<br />
23.08. Datteln, Kanalfest<br />
TYGERS OF PAN TANG<br />
www.rockville-music.com<br />
06.11. Berlin, K17<br />
08.11. Essen, Turock<br />
12.11. Rastatt, Reithalle<br />
13.11. Olching,<br />
Legends Of Rock<br />
14.11. CH-Uster, Starclub<br />
URIAH HEEP<br />
www.dmc-music.de<br />
14.06. Hamminkeln, Open Air<br />
05.07. Potsdam, Open Air<br />
10.07. CH-Sierre, Festival<br />
18.07. Calw, Marktplatz<br />
30.07. Schwäbisch Gmünd,<br />
Schloss<br />
30.08. Stadtallendorf,<br />
Herrenwaldstadion<br />
15.11. Schemmerhofen,<br />
Mehrzweckhalle<br />
HERMAN VAN VEEN<br />
www.kj.de<br />
22.05. Weimar, Weimarhalle<br />
23.05. Bamberg, Konzert- u.<br />
Kongresshalle<br />
24.05. Koblenz,<br />
Rhein-Mosel-Halle<br />
26.05. Bremen, Die Glocke<br />
27.05. Hamburg, Deutsches<br />
Schauspielhaus<br />
28.05. Essen, Philharmonie<br />
02.06. Berlin,<br />
Friedrichstadtpalast<br />
Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Konzertkalender<br />
PAUL WELLER<br />
www.kj.de<br />
30.05. Dresden,<br />
Alter Schlachthof<br />
31.05. Berlin, Huxleys<br />
01.06. Köln, E-Werk<br />
03.06. Frankfurt, Batschkapp<br />
04.06. München, Circus Krone<br />
TONY JOE WHITE<br />
www.modernewelt.de<br />
10.07. Aschaffenburg,<br />
Colos-Saal<br />
11.07. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />
RAY WILSON<br />
www.raywilson.net<br />
16.05. Dinslaken, Ledigenheim<br />
17.05. Ottmaring,<br />
Kulturwirtschaft<br />
23.05. Satrup, Landgasthof<br />
25.05. Hildesheim, Stadt<strong>the</strong>ater<br />
06.06. Schafstedt, Kerzenhof<br />
07.06. Hannover,<br />
Blues Garage<br />
05.07. Lichterfeld,<br />
Besucherbergwerk F60<br />
12.07. Bonfeld, Festival<br />
18.07. Duisburg, Open Air<br />
05.09. Langeness, Festival<br />
27.09. Hagen, Werkhof<br />
JOHNNY WINTER<br />
www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />
29.05. Berlin, Biesdorfer<br />
Parkbühne<br />
30.05. Halle, Händelsche Halle<br />
11.07. A-Klam, Open Air<br />
12.07. A-Wiesen, Festival<br />
06.11. Kaiserslautern,<br />
Fruchthalle<br />
08.11. CH-Pratteln, Z7<br />
09.11. München, Circus Krone<br />
13.11. Dormagen, Kulturhalle<br />
15.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />
20.11. Karlsruhe,<br />
Konzerthaus<br />
22.11. Buchholz, Stadthalle<br />
JOACHIM WITT<br />
www.extra<strong>to</strong>urs-konzertbuero.de<br />
16.05. Kaiserslautern,<br />
Kammgarn<br />
17.05. Bochum, Matrix<br />
ALEXANDER WOLFRUM<br />
www.alexanderwolfrum.de<br />
23.05. Bindlach, Bärenbühne<br />
30.05. Bad Berneck,<br />
Kleines Rathaus<br />
18.06. Warmensteinach,<br />
Freilandmuseum<br />
28.06. Kasendorf,<br />
Blaues Haus<br />
03.07. Altdorf, Open Air<br />
19.07. Steinberg, Open Air<br />
26.07. Pegnitz, Schlossberg<br />
YES<br />
www.kb-k.com<br />
26.05. Mainz, Phoenixhalle<br />
27.05. Berlin, Admiralspalast<br />
28.05. Leipzig, Auensee<br />
NEIL YOUNG & CRAZY HORSE<br />
www.wizardpromotions.de<br />
20.07. Ulm, Münsterplatz<br />
23.07. A-Wien, Stadthalle<br />
25.07. Mönchengladbach,<br />
Warsteiner<br />
Hockeypark<br />
26.07. Dresden, Elbufer<br />
28.07. Mainz, Zollhafen<br />
ZZ TOP<br />
www.mlk.com<br />
20.06. Köln, Tanzbrunnen<br />
21.06. Stuttgart,<br />
Schleyerhalle<br />
02.07. Saarbrücken,<br />
Saarlandhalle<br />
FESTIVALS<br />
Oldie-Festival<br />
www.german-entertainment.com<br />
31.05. Lübeck, Freilichtbühne<br />
Searchers, Sweet, City,<br />
Creedence, Clearwater<br />
Revisited, Marmalade<br />
Rock am Ring<br />
www.rock-am-ring.com<br />
05.– 08.06. Nürburgring,<br />
Festival<br />
u.a. Iron Maiden, Metallica<br />
Rock im Park<br />
www.rock-im-park.com<br />
05.–08.06. Nürnberg,<br />
Zeppelinfeld<br />
u.a. Iron Maiden, Metallica<br />
23. Grolsch Blues Festival<br />
www.kulturring-schoeppingen.de<br />
07.+08.06. Schöppingen,<br />
Festival<br />
u.a. Joe Louis Walker &<br />
Band, North Mississippi<br />
Allstars, Mike Zi<strong>to</strong> & The<br />
Wheel, Delta Saints,<br />
Jonathon Boogie" Long<br />
"<br />
& The Blues Revolution,<br />
Mason Rack Band, Frankie<br />
Chavez, Lisa Doby,<br />
Mountain Men<br />
Celtic Summer Night<br />
www.prknet.de<br />
12.06. Bensheim, Festzelt<br />
Runrig, Sharon Corr,<br />
High Kings<br />
8. Classic Rocknacht<br />
www.noisenow.de<br />
14.06. St. Goarshausen,<br />
Loreley<br />
Joe Bonamassa, Joe<br />
Satriani, Bernie Marsden,<br />
Julian Sas, The Brew,<br />
Krissy Mat<strong>the</strong>ws<br />
Tollwood-Festival<br />
www.<strong>to</strong>llwood.de<br />
u.a mit:<br />
01.07. Bob Dylan<br />
15.07. Jethro Tull's<br />
Ian Anderson,<br />
Alan Parsons Live Project<br />
22.07. Niedeckens Bap<br />
23.07. Chris de Burgh<br />
Talents Meet Legends<br />
www.blacksheep-kultur.de<br />
10.–12.07. Bad Rappenau,<br />
Bonfeld<br />
u.a. Mo<strong>the</strong>r's Finest,<br />
New Model Army, Fairport<br />
Convention, Horslips, Bell,<br />
Book & Candle, Anyone's<br />
Daughter, Ray Wilson's<br />
Genesis Classics<br />
Rock Of Ages<br />
www.rock-of-ages.de<br />
25.+26.07. Seebronn,<br />
Festplatz<br />
u.a. Kansas, Dr. Feelgood,<br />
Wishbone Ash, Tokyo<br />
Burg Herzberg Festival<br />
www.burgherzberg-festival.de<br />
31.7.–3.8. Burg Herzberg,<br />
Festivalgelände<br />
u.a. Patti Smith, JJ Grey &<br />
Mofro, The Crimson<br />
ProjeKCt, Kraan<br />
Finki Festival<br />
www.fi nki-festival.de<br />
15.+16.08. Finkenbach,<br />
Sportplatz<br />
u.a. Guru Guru, Kraan,<br />
Pretty Things, Embryo<br />
Lieder am See<br />
www.liederamsee.de<br />
16.08. Spalt, Festival<br />
u.a. Alan Parsons Live<br />
Project, John Lees' Barclay<br />
James Harvest, Nazareth<br />
4. Beat Night<br />
www.beatmacher.de<br />
27.09. Oberursel,<br />
Stadthalle<br />
Tremeloes, 2nd Generation<br />
2. Sindelfinger Oldie Night<br />
www.eventim.de<br />
27.09. Sindelfi ngen,<br />
Glaspalast<br />
Lords, Equals, Chris<br />
Andrews, Pussycat, Harpo<br />
-Festival<br />
www.goodtimes-magazin.de<br />
18.10. Offenbach, Stadthalle<br />
Albert Hammond, Christie,<br />
Night Fever<br />
Wichtiger<br />
Hinweis:<br />
Die Veröffentlichung<br />
der Konzerttermine<br />
erfolgt ohne Gewähr.<br />
Durch die zweimonatliche<br />
Erscheinungsweise<br />
von<br />
<strong>GoodTimes</strong> muss ein<br />
Teil der Termine zwei<br />
bis drei Monate im<br />
Voraus erfasst werden.<br />
Änderungen des<br />
Veranstaltungsortes,<br />
des Datums oder<br />
Konzert ausfälle sind<br />
daher möglich. Wir<br />
empfehlen Ihnen, vor<br />
einer Anreise den<br />
Termin auf der entsprechenden<br />
Internet-Seite<br />
nochmals<br />
zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />
ohne Internet-Seitenangaben<br />
und ohne<br />
genauen Veranstaltungsort<br />
werden<br />
nicht veröffentlicht.<br />
MAUS OF MUSIC<br />
LOUDLY PRESENTS:<br />
THE GREAT ILLUSTRATED BRITISH ROLLING STONES DISCOGRAPHY<br />
1963- 2013<br />
OUT NOW!<br />
„...ebenso einzigartig wie großartig!“<br />
(siehe Rezension in diesem Heft)<br />
ISBN 978-3-9809137-8-2<br />
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„Eine Augenweide.<br />
Selbst auf chinesisch wär´das Ding noch Klasse!“<br />
(begeisterte Leserzuschrift)<br />
www.rollings<strong>to</strong>nes-worldwide.com<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 109<br />
444 Seiten - über 3000 Abb. - 21x 28 cm<br />
Hardcover mit Umschlag
Sie feiern 2014 ihr 40-jähriges Bestehen.<br />
Darum beschenken die Blondie-Bandgründer<br />
Deborah "<br />
Debbie" Harry und Chris Stein<br />
sich selbst und zugleich ihre Fans. Das Präsent<br />
heißt BLONDIE 4(0) EVER und besteht<br />
aus einer Doppel-CD. Teil eins, GHOSTS OF<br />
DOWNLOAD, beschert 13 neue Songs. Teil<br />
zwei, GREATEST HITS DELUXE REDUX, besteht<br />
aus Neuaufnahmen von elf Bandklassikern.<br />
<strong>GoodTimes</strong> fragte bei Sängerin Debbie Harry<br />
(68) nach.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Mark Weiss<br />
Ein Puzzle zum Jubiläum<br />
Fo<strong>to</strong>: © Chris Stein<br />
Wie schwierig war es in den 40 Jahren, sich immer<br />
wieder neu zu positionieren?<br />
Ich würde sagen, das Fundament ist gelegt, und wir<br />
haben im Lauf der Jahre häufig mehr oder weniger<br />
große Kleinigkeiten verändert. Das Ganze macht<br />
Spaß und ist fast wie ein Puzzle.<br />
Es ist wie ein Spiel, und von daher<br />
passt es recht gut in unsere Philosophie,<br />
Psychologie, oder wie auch<br />
immer man es nennen will. Es hält<br />
im Kopf jung und ist eine Herausforderung,<br />
sich mit anderen Stilformen<br />
auseinanderzusetzen, neue<br />
Wege zu gehen. Wer sich heute<br />
manche Dinge aus unseren frühen<br />
Tagen anhört, die ersten Blondie-<br />
Alben, findet überall Hinweise darauf, was wir in<br />
den letzten Jahrzehnten erforscht haben. Nur war<br />
es damals noch nicht sonderlich klar oder entwickelt.<br />
Wer sich alle Alben anhört, mag kaum glauben,<br />
dass du in einer Folkband angefangen hast!<br />
(Lacht) Was soll ich dazu sagen? Das war zum Ende<br />
der großen Folkära. Die Band The Wind In The Willows<br />
spielte ja auch keinen puren Folk, es war fast<br />
schon orchestral, wir hatten ein Cello, Bazoo und<br />
Flöte dabei. Und ich trug keine Verantwortung, war<br />
nur eine Backgroundsängerin.<br />
Chris hat schon vor zwei Jahren damit begonnen,<br />
an den neuen Kompositionen zu arbeiten und die<br />
Songs zu entwickeln?<br />
Stimmt. Aber er hat nicht ununterbrochen daran<br />
gesessen, weil wir in den letzten zwei Jahren für<br />
unsere Verhältnisse sehr viel ge<strong>to</strong>urt haben. Die<br />
Arbeit wurde immer wieder unterbrochen. Und es<br />
war diesmal deutlich anders als früher, als wir uns<br />
ziemlich abgekapselt in unserer eigenen Welt bewegten.<br />
Wir hatten diesmal sehr viele externe Leute<br />
dabei, die mitwirkten. Unser Keyboarder Matt<br />
Kath-Bohen, der auch schon wieder<br />
vier, fünf Jahre dabei ist, hat Talent<br />
als Komponist und steuerte einiges<br />
bei. Ebenso unser Produzent <strong>Jeff</strong><br />
Saltzman, der sehr viel mit Chris an<br />
den Songs gebastelt hat. Das Schöne<br />
ist ja, dass man übers Internet viele<br />
Ideen austauschen, Musik hin- und<br />
herschicken kann. Das lästige Herumreisen<br />
entfällt, niemand muss ewig<br />
im Studio herumhängen.<br />
Du hast die Texte<br />
geschrieben – wie<br />
lief der Arbeitsprozess<br />
mit Chris?<br />
Ich gab ihm ein<br />
paar Entwürfe als<br />
Inspiration. Aber in<br />
den meisten Fällen<br />
war es so, dass er<br />
mir mehr oder weniger<br />
ausgefeilte<br />
musikalische Ideen schickte, zu denen ich mir dann<br />
etwas einfallen ließ.<br />
Ihr habt – anders als früher – viele Gäste dabei ...<br />
Das hat sich einfach so ergeben, war nicht ge plant.<br />
Matt hat Beth Dit<strong>to</strong> von Gossip für "A Rose By<br />
Any Name” vorgeschlagen, und sie hat dann sofort<br />
mitgemacht. Auf Systema Solar aus Kolumbien ist<br />
Chris irgendwie ges<strong>to</strong>ßen, hat sie dann über Twitter<br />
kontaktiert. Der Rapper Los Rakas stammt aus<br />
Panama und lebt inzwischen in Oakland – ihn hat<br />
<strong>Jeff</strong> angeschleppt. Miss Guy ist ein alter Freund von<br />
mir. Er hat ja als DJ gearbeitet und war zufällig im<br />
selben Studio wie wir.<br />
Ihr werdet die neuen Songs gewiss auch live spielen<br />
wollen – wie funktioniert das ohne die Gäste?<br />
Wir haben einige Titel ja schon gespielt, und es hat<br />
gut geklappt. Wir wollen die Songs nicht exakt so<br />
wie auf Platte reproduzieren! Bei Beth Dit<strong>to</strong> haben<br />
wir ihre Stimme gespeichert und spielen sie als<br />
Hintergrund zu "Rose By Any Name” ein. Systema<br />
Solar haben wir auch im Syn<strong>the</strong>sizer, rufen ihre<br />
spanischen Rap-Parts ab. Dann kommen wir mit<br />
dem Chorus und wiederholen das, was sie rappen.<br />
Live ist eben doch live, auch wenn viele Leute ihre<br />
Studio-Aufnahmen speichern, sie dann auf der<br />
Bühne abrufen und ein bisschen dazu spielen und<br />
singen. Aber das kann es ja wohl nicht sein! Da<br />
habe ich ein anderes Verständnis von Live musik,<br />
sonst bräuchte ich ja gar nicht auf die Bühne<br />
gehen.<br />
Warum habt ihr eure größten Erfolge für die Doppel-CD<br />
neu aufgenommen?<br />
Die Rechte an den Songs sind an uns zurückgefallen,<br />
und das wollten wir einfach feiern. Außerdem<br />
hat es natürlich auch mit dem Jubiläum zu tun.<br />
Und nicht zuletzt ist es als Geschenk für unsere<br />
Fans gedacht.<br />
Wie seid ihr diese Songs angegangen?<br />
Wir haben versucht, uns möglichst eng am Original<br />
zu halten.<br />
Philipp Roser<br />
Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Fo<strong>to</strong>: © NikMa Verlag / Fabian Leibfried<br />
Andy Scott (l.) mit <strong>GoodTimes</strong>-Herausgeber<br />
Fabian Leibfried<br />
DIE ANDEREN …<br />
Bester Sänger? Tom Jones<br />
Beste Sängerin? Nina Simone<br />
Beste Band? Beatles<br />
Beste(r) Songschreiber(in)? Brian Wilson<br />
Unterschätzteste(r) Band/Solist? Vanilla Fudge/<br />
John Mayer<br />
Überschätzteste(r) Band/Solist? U2/Morrissey<br />
Beste Single? "All Along The Watch<strong>to</strong>wer" (Jimi<br />
Hendrix)<br />
Bestes Album? Alle Alben der Beatles und Beach<br />
Boys<br />
Bester Song? "God Only Knows" (Beach Boys)<br />
Deine Allstar-Band? Es wären so viele Gitarristen<br />
auf der Bühne, dass ich Bass spielen würde.<br />
... UND ICH<br />
Welche Cover-Version möchtest du mal aufnehmen?<br />
"To Love Somebody" (Bee Gees)<br />
Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />
"God Only Knows" (Beach Boys)<br />
Wer sollte einen Song über dich schreiben? –<br />
Wie sollte der Song heißen? –<br />
Was war das Highlight deiner Karriere?<br />
Anerkennung und Awards für "Love Is Like Oxygen"<br />
Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Sei dir selbst gegenüber<br />
ehrlich, höre nicht auf Zweifler und probiere es immer<br />
wieder.<br />
EINIGE W0RTE ZU ...<br />
Banken: Mir hat meine Arbeit in der Bank Spaß gemacht.<br />
Damals war Banker noch ein angesehener Job –<br />
heute halten die Leute Banker ja nur noch für morallose<br />
Geldraffer.<br />
St Peter's Hall, Wrexham: Dort habe ich wohl<br />
meinen ersten Gig gespielt. Es war bestimmt ziemlich<br />
grausam.<br />
Elastic Band / The Cool: The Elastic Band hätte<br />
erfolgreicher sein können, wenn wir zusammengeblieben<br />
wären. Die Musik klingt nach 47 Jahren gar nicht so<br />
schlecht.<br />
Glam Rock: Als Sweet, T. Rex, Bowie etc. in der<br />
Sendung "<br />
Top Of The Pops" kampierten, gab es den<br />
Begriff "<br />
Glam" noch gar nicht! Ich glaube, Marc Bolan<br />
verwendete ihn als erster in einem Interview.<br />
Brian Connolly, Mick Tucker & Steve Priest:<br />
Ich werde das Erbe nie vergessen, das die originale<br />
Band hinterlassen hat. Sweet heute gäbe es ohne die<br />
Vergangenheit nicht. So lange meine Band die Sweet-<br />
KREUZVERHÖR<br />
Von Philipp Roser<br />
Andy Scott<br />
Unterschätzt:<br />
Vanilla Fudge!<br />
Seit 1970 ist Andy Scott als letztes verbliebenes<br />
Originalmitglied unverdrossen<br />
mit Sweet unterwegs. Dass er dabei weit<br />
über den eigenen Tellerrand hinausblickt,<br />
wurde deutlich, als er sich während<br />
der jüngsten Deutschland-Tour der<br />
Band dem Kreuzverhör stellte.<br />
Fans zufrieden stellt, geht es weiter. Wenn ich unsere<br />
Songs heute höre, klingen sie immer noch frisch und<br />
machen mich s<strong>to</strong>lz.<br />
The Marquee: Fantastisches Venue! In den Sixties<br />
spielte dort jeder, auch The Elastic Band.<br />
Paddy Goes To Holyhead: Das Ganze begann<br />
als Spaß – ich erlebte die Band in meiner Produzentenzeit,<br />
stieg zu den Jungs auf die Bühne. Nach ein paar<br />
Monaten war ich Teil der Band, wir spielten jede Woche<br />
an mehreren Abenden.<br />
G.O.S.H.: Great Ormond Street Hospital ist das<br />
bekannteste Kinderkrankenhaus im UK. Als sie Geld<br />
brauchten, entstand die Stiftung GOSH Wishing Well<br />
Appeal. Ich hatte das Glück, dass ich dabei war, als für<br />
die Stiftung die Single "The Wishing Well" entstand.<br />
Deutschland: Die zweite Heimat von Sweet. Ich habe<br />
in den 70ern mal in Hamburg gelebt, in den 90ern in<br />
Hannover.<br />
"Famous Last Words": Als Chris Bradford und<br />
ich "Famous Last Words" schrieben, hatten wir keine<br />
Ahnung, wohin uns das führen würde. Eines Tages rief<br />
Greg Lake an, dem das Demo gefallen hatte, und fragte,<br />
ob wir ins Studio kommen und Chor singen würden, als<br />
er den Song aufnahm. Seitdem sind wir befreundet.<br />
Heavy Metal: William Burroughs hätte sich nicht<br />
vorstellen können, was passieren würde, als er in den<br />
frühen Sixties die Phrase "<br />
Heavy Metal Kid" in einem<br />
seiner Bücher verwendete. Ich glaube nicht, dass er die<br />
als Metapher für künftige Musik gedacht hatte. Sweet<br />
finden sich wohl irgendwo zwischen Pop/Rock und<br />
Heavy Metal wieder.<br />
PLEASE, ANSWER<br />
THE S0NG …<br />
Why Do Fools Fall In Love?<br />
(FRANKIE LYMON, 1963)<br />
Wenn man älter wird, kapiert man, dass Liebe nicht nur<br />
aus Lust besteht.<br />
Where Have All The Good Times Gone?<br />
(KINKS, 1965)<br />
Hängt davon ab, was man unter Good Times versteht.<br />
What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />
Normalerweise schaue ich Sport im Fernsehen und<br />
genieße ein gutes Mittagessen.<br />
Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />
–<br />
Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />
Wenn nicht du, wer dann?<br />
Di. 15.7.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
An<br />
Evening<br />
with<br />
Di. 5.8.14 | SpardaWelt Freilichtbühne Killesberg Stuttgart<br />
AND HER BAND<br />
Sa. 11.10.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
Di. 14.10.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />
Do. 16.10.14 | Liederhalle Stuttgartttgart<br />
ACOUSTIQUE Tour 2014<br />
I Want To Know What Love Is, Urgent,<br />
Cold As Ice, Juke Box Hero, Say You Will<br />
and many more ... Unplugged!<br />
Mi. 29.10.14 | FILharmonie Filderstadt<br />
+ GUEST<br />
Mi. 19.11.14 | Liederhalle Stuttgart<br />
Homo Erraticus<br />
and The Best of Tull<br />
So. 23.11.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />
The Holy Trinity Tour 2014<br />
+ guest:<br />
Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />
Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />
<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05
Blues-Porträt No. 44<br />
CYRIL NEVILLE<br />
Vom Schattenmann<br />
zur Lichtgestalt<br />
Ende 2013 <strong>to</strong>urte eine Band durch Deutschland, die ihrem superselbstbewussten<br />
Namen Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood in jedem Konzert<br />
alle Ehre machte. Die 2010 gegründete schwarz-weiße Gruppe hat<br />
den Blues tief inhaliert, zelebriert ihn je nach Bedarf in klassisch reiner<br />
Manier oder lässt ihm in jeder erdenklichen Mutation seine Entfaltung.<br />
Der Blues füllt die Räume mit Namen wie New-Orleans-Funk,<br />
Rhythm & Blues, Reggae und Sou<strong>the</strong>rn Rock – und nie klingt etwas<br />
unau<strong>the</strong>ntisch. Ein kleiner, drahtiger Schwarzer führt diese wahrlich<br />
königliche Bruderschaft souverän an. Sein Name: Cyril Neville.<br />
Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />
Neville – da klingelt es bei den Fans schwarzer Musik ... Aaron Nevilles magischer<br />
Hit "Tell It Like It Is", die Neville Bro<strong>the</strong>rs und ihre (Kult-)Alben, eingespielt<br />
von Aaron, Art und Charles – und ihrem kleinen Bruder Cyril<br />
(*10.1.1948). Der arbeitete in den Sixties als Studiomusiker und startete<br />
seine Sängerkarriere als 19-Jähriger bei den brüderlichen Gruppen<br />
The Neville Sounds und Soul Machine. Ende 1969 erschien Cyrils erste<br />
Single "Gossip"/"Tell Me What's On Your Mind", produziert von Allen<br />
Toussaint. Begleitband waren The Meters, Art Nevilles neue Truppe.<br />
Die Soul Machine verlegte ihren Arbeitsplatz nach Nashville, dann nach<br />
New York, aber der Durchbruch glückte nicht, und so stieg Cyril 1974<br />
als Vokalist und Perkussionist bei den Meters ein, die als Vorband für die<br />
1974er-Welt<strong>to</strong>urnee der S<strong>to</strong>nes auftraten. Trotzdem trennten sie sich<br />
1976; ihre sehr spezielle Musik stieß an die Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
So war 1977 der Weg frei für die Gründung der Neville<br />
Bro<strong>the</strong>rs, denen ab 1979 alle vier Brüder angehörten. Ihr künstlerisch<br />
fast immer imponierendes Werk warf im bunten Wechsel manchen<br />
kommerziellen Erfolg ab, aber leider auch mäßig verkaufte Platten.<br />
Die wohl bes ten Arbeiten sind FIYO ON THE BAYOU (1981), UPTOWN<br />
(1987), YELLOW MOON (1989), BROTHER'S KEEPER (1990), FAMILY<br />
GROOVE (1992) und WALKIN' IN THE SHADOW OF LIFE (2004).<br />
Als Jüngster im Schatten von Aaron und Art fühlte sich Cyril berufen,<br />
parallel mit eigenen Bands ans Licht zu treten, darunter The Endangered<br />
Species Band und The Up<strong>to</strong>wn Allstars Band. Außerdem fand er<br />
Zeit, sein eigenes Label Endangered Species zu betreiben. Cyril gründete<br />
auch The New Orleans <strong>Music</strong>ians Organized (Nomo), die Musikern in<br />
allen Karriere- und Business-Fragen Hilfe bietet. Ferner gastierte er auf<br />
Alben anderer Künstler wie Edie Brickell, Jimmy Buffett, Dr. John, Bob<br />
Dylan, Daniel Lanois und Willie Nelson.<br />
Cyril Neville veröffentlichte außerdem mehrere Solo-Alben: THE FIRE THIS TIME<br />
(1995), NEW ORLEANS COOKIN' und SOULO (beide 2000), FOR THE FUNK OF<br />
IT (2003) und THE HEALING DANCE (2007), die nur teilweise leicht zu finden<br />
sind und sämtlich in Europa<br />
kaum Wellen schlugen.<br />
Da kommt die Kompilation<br />
THE ESSENTIAL CYRIL<br />
NEVILLE 1994–2007 (MC<br />
Records/H'Art) sehr gelegen.<br />
Sie offenbart vorbildlich<br />
Nevilles enorme stilistische<br />
Spannbreite. Es gibt<br />
Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood satten Blues ("The Blues<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Is Here To Stay"), New-Orleans-Delikatessen ("Tipitina"), eine genial umgeformte<br />
Version des Hendrix-Klassikers "Foxy Lady", eine nicht minder eindrucksvolle Fassung<br />
von Dylans "The Times They Are A-Changin'", die überkochende<br />
Nummer "Indians Got The Fire" und eine achtminütige Version des<br />
Standards "Fortune Teller" – vielleicht die beste weltweit! Große Klasse<br />
ist auch das 2009er Album BRAND NEW BLUES.<br />
Inzwischen ist Neville auf dem deutschen Qualitäts-Blueslabel Ruf gelandet.<br />
2013 erschien dort MAGIC HONEY, eine Hammer-Platte par<br />
excellence, die aus jeder Schublade ausbricht. Mit einem Fuß steht<br />
Neville stets in der Tradition des Blues, wie die<br />
rohen Emotionen bei "Something's Got A Hold<br />
On Me" und im langsamen "Blues Is The Truth"<br />
zeigen. Aber es gibt auch den Funk-gewürzten<br />
Song "Running Water", den großartigen Groove<br />
von "Invisible" sowie die eloquente Reggaemelodie<br />
von "Slow Motion" und den Dancefloorkiller<br />
"Swamp Funk". Und "Money And Oil" ist<br />
ein heißer satirischer Seitenhieb. Das Genreübergreifende<br />
Gumbo-Album entstand mit<br />
erstklassigen Sidemen wie Crans<strong>to</strong>n Clements<br />
(g), „Mean" Willie Green (dr), Carl Dufrene (b)<br />
und Norman Caesar (keys). Punktuelle Hilfe<br />
kam von Koryphäen wie Allen Toussaint, Dr.<br />
John, Mike Zi<strong>to</strong> und Walter Trout.<br />
Mike Zi<strong>to</strong> ist auch Mitglied der Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />
Bro<strong>the</strong>rhood, Cyril Nevilles aktueller Band. Dort<br />
teilt er sich die hitzige Gitarrenarbeit mit Devon<br />
Allman, dem hoffnungsvollen Spross der<br />
Allman-Sippe, der sou<strong>the</strong>rn-rockige Akzente setzt. Am Bass<br />
steht ein langhaariger Blonder, Charlie Woo<strong>to</strong>n, der neben<br />
perfekter Tief<strong>to</strong>n-Begleitung auch gern mal ein 15-minütiges<br />
(!) Solo abliefert. Schlagzeuger ist der präzise trommelnde<br />
Yonrico Scott, ein gemütlicher „Braunbär" mit<br />
Biss. Dieses Quintett hat 2013 die komplett gelungene CD<br />
SONGS FROM THE ROAD – LIVE IN GERMANY präsentiert,<br />
die die kochende Konzertatmosphäre bestens reproduziert.<br />
Gesteigerten Genuss bietet die beigelegte DVD. Cyril Neville<br />
ist ein exzellenter Frontmann. Er bearbeitet seine die Musik<br />
antreibenden Perkussionsinstrumente exakt und singt dazu<br />
mitreißend: Der 65-Jährige hat die volle Portion Blues-Feuer<br />
in den Adern.<br />
Fo<strong>to</strong>: © Jerry Moran<br />
Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>
Leserbriefe<br />
Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine E-Mail senden:<br />
NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/102 862 · E-Mail: goodtimes@nikma.de<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Discographien-Sonderheft<br />
Sehr geehrter Herr Leibfried,<br />
Vol. 1 habe ich mir gleich bestellt. Einfach eine <strong>to</strong>lle Idee, und Sie werden<br />
damit sicher vielen Oldie-Fans eine große Freude bereiten. Weiter so.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Berger<br />
Hallo Leute,<br />
habe das Heft heute bekommen und gleich durchgeblättert. Super Aufmachung<br />
und die Coverabbildungen – allererste Sahne. Auch die Einteilung<br />
bei Singles und EPs passt. Kleine Anregung für den LP-Teil: Greatest Hits<br />
und sonstige Sampler bitte getrennt von den Originalalben aufführen. Bei<br />
manchen Interpreten ist schlecht nachzuvollziehen, was Originalalben oder<br />
Zusammenstellungen sind. Freue mich schon auf die weiteren Ausgaben<br />
(hoffentlich öfter als kult!).<br />
Viele Grüße, Werner Korn<br />
Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
ein ganz großes Dankeschön für die Edition Vol. 1.<br />
Es ist für mich, bestimmt auch für viele anderen Schallplattenfreunde, ein<br />
großer Genuss, die Zusammenstellung zu ergründen. Somit hat man einen<br />
sehr guten Überblick über das gesamte Schaffenswerk der Gruppen. Da<br />
ich selber eine sehr große Schallplattensammlung habe, ein Nachschlagewerk<br />
besonderer Art. Auch merkt man, dass doch die eine oder andere<br />
Schallplatte noch fehlt und damit ergänzt werden könnte. Sehr übersichtlich,<br />
guter Farbdruck und inhaltliche Angaben. Weiter so, und ich freue mich<br />
schon auf Heft 2. Herzlichen Dank und viel Erfolg.<br />
Ihr Heinz Tonndorf, Plauener Schallplattenclub HT Plauen<br />
<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />
Hallo <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />
als langjähriger <strong>GoodTimes</strong>-Abo-Bezieher freue ich mich jedesmal buchstäblich<br />
wie ein kleines Kind, wenn die neueste Ausgabe in meinem Postkasten<br />
liegt. Dann verziehe ich mich meistens sofort für zwei Stunden im Hause,<br />
und erst wenn meine Frau nach mir ruft und sucht, tauche ich wieder auf.<br />
Fröhlich, entspannt, glücklich und schwelgend in den Erinnerungen meiner<br />
Jugendzeit. Bestens zu empfehlen als positives Therapieprogramm für<br />
alle launischen Zeitgenossen, zu denen ich mich Gott sei Dank nicht zähle.<br />
Macht weiter so – eine bessere Zeitschrift für diese Musikära kenne ich nicht.<br />
Noch eine Bitte: Spencer Davis begeht am 17. Juli seinen 75. Geburtstag, er<br />
ist am 17.7.1939 in Swansea/'Wales geboren (und nicht 1941, wie vielfach<br />
angegeben) und lebt heute in Los Angeles. Seit 1966 bin ich ein Fan von<br />
ihm, besitze (fast) alle seine Platten/CDs und habe ihn schon mehrmals auf<br />
Konzerten auch persönlich getroffen. Über ein paar Zeilen in eurer Rubrik<br />
Es war einmal ... Geburtstage" in der nächsten Juni/Juli-Ausgabe würden<br />
"<br />
sich viele seiner treuen Anhänger freuen.<br />
Übrigens war euer Bericht über die Spencer Davis Group (The Winwood<br />
Years) in der Ausgabe Nr. 6/2013 ausgesprochen fundiert.<br />
Viele Grüße und ein Servus aus Niederbayern.<br />
Euer Bernhard Laugwitz (63), Straubing<br />
Hallo,<br />
großes Lob für ein sehr gelungenes Heft 2/2014, das mir beim Lesen viel<br />
Spaß bereitet hat.<br />
Warum?<br />
Besonders gelungen:<br />
- die Berichte zu den Byrds (<strong>to</strong>lle Discographie, war überrascht, was ich<br />
alles nicht kenne, obwohl ich sehr lange Byrds-Fan bin)<br />
- 1967 (Burdon/Ryder) ist zwar nicht so interessant, aber guter Bericht<br />
- Surf <strong>Music</strong> – sehr gut von den Anfängen bis heute dargestellt, auch mit<br />
vielen Bands, die ich nicht kannte<br />
- Bild der Frau – schöne Auswahl von Covern<br />
- "<br />
Danke Rock'n'Roll", auch hier einiges neu<br />
Sehr viele Hintergrundinformationen, geschrieben von Au<strong>to</strong>ren, die sich<br />
sehr intensiv mit Musik/Künstlern beschäftigt haben und dies auch gut darstellen.<br />
Vor allem aber nicht die gängigen My<strong>the</strong>n und PR/ "<br />
Bravo"-S<strong>to</strong>ries<br />
bringen, sondern für Fans, Sammler und Interessierte was wirklich Neues<br />
berichten. Das macht echt Spaß zu lesen!!<br />
Viele Grüße, Fred Kauffmann, München<br />
Hallo liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team!<br />
Ich lese im Abo immer wieder mit Begeisterung euer <strong>to</strong>lles Magazin,<br />
welches meiner Meinung nach eine sehr gelungene Mischung zwischen<br />
" Alt"- und Neu"-Acts beinhaltet. Jedes Heft ist immer schon spätestens<br />
"<br />
zwei Tage nach Eintreffen durchgelesen, und dann steigt schon die Vorfreude<br />
auf die nächste Ausgabe. Als alter und immer noch aktueller Vinyl-Liebhaber<br />
finde ich auch die LP-Rezensionen sehr fundiert. Insgesamt muss ich<br />
sagen, dass nach Lektüre einer Ausgabe meine Geldbörse bluten" muss<br />
"<br />
in Anbetracht der Menge an guten Rezensionen, bei denen man auf den<br />
Geschmack kommt. Ich kann nur sagen: weiter so!<br />
Herzliche Grüßen, Ralf Kopka, Essen<br />
Oh Mann,<br />
wie alt muss man werden, wie viel Zeit habe ich verpasst, bis ich eure Zeitschrift<br />
gefunden habe. Asche über mein Haupt. Nun bin ich schon im 60.<br />
Lebensjahr und sammle seit Anfang der 60er Vinyl und dann CDs. Habe<br />
mich immer durch sehr viele Zeitschriften Informiert, aber eine wie die<br />
<strong>GoodTimes</strong> kam mir leider nie unter.<br />
Als ich die <strong>GoodTimes</strong>-kult! ins Abo genommen habe, fand ich auch den<br />
Weg zur <strong>GoodTimes</strong> und habe auch diese sofort ins Abo genommen.<br />
Mein Glückwunsch für eine solche informative Musikzeitschrift.<br />
Einfach nur klasse und danke dafür<br />
Reiner Debernitz, Regensburg<br />
<strong>GoodTimes</strong> – The Byrds<br />
Lieber Herr Gün<strong>the</strong>r,<br />
alle Hochachtung zum ersten Teil der Byrds-S<strong>to</strong>ry. Auf den zweiten Teil bin<br />
ich schon sehr gespannt! Seit den sechziger Jahren befasse ich mich mit<br />
der Musik der Byrds und ihren zahlreichen Ablegern. Das Thema ist äußerst<br />
komplex und sicherlich schwer aufzubereiten. Dies haben Sie aber meines<br />
Erachtens sehr gut gelöst, zumal Sie sicherlich nur ein gewisses Platzvolumen<br />
zur Verfügung hatten. Dafür haben Sie es geschafft, alle wichtigen<br />
Dinge zumindest in Kurzform anzusprechen. Ein runder Überblick über die<br />
Schaffensphase ist deshalb auf alle Fälle garantiert.<br />
Eins möchte ich allerdings noch zu Gene Clark anmerken: Die CD UNDER<br />
THE SILVERY MOON auf dem Delta-Label war ursprünglich als Doppel-CD<br />
mit 29 Titeln angedacht, wurde aber aus urheberrechtlichen Gründen auf 14<br />
Titel und somit eine CD gekürzt. Dennoch gelangten einige Exemplare der<br />
schon gepressten Doppel-CD auf den Schwarzmarkt. Eine davon konnte<br />
ich ergattern!<br />
MfG, Manfred Paul, Emden<br />
Hallo zusammen,<br />
gratuliere für euren gut recherchierten Artikel über den langen Flug der<br />
Wundervögel aus Kalifornien. Die Band um Roger (Jim) McGuinn, David<br />
Crosby, Gene Clark, Chris Hillmann, Gram Parsons und Clarence J. White<br />
ist ein wenig in Vergessenheit geraten, obwohl sie einen maßgeblichen musikalischen<br />
Einfluss bis in die heutige Zeit hat und einzigartig die Dylan-<br />
Songs verrockt hat.<br />
Neben vielen guten Alben halte ich aber auch 5 D mit den Klassikern "Eight<br />
Miles High", "Mr. Spaceman" und einer rockigen (von David Crosby gesungenen)<br />
Version von "Hey Joe" JOE für empfehlenswert, auch wenn die<br />
bluesigere spätere Aufnahme von Jimi Hendrix natürlich bekannter ist.<br />
Ebenso halte ich THE NOTORIOS BYRD BROTHERS für ein durchaus gelungenes<br />
Konzeptalbum, auf dem teilweise Jim Gordon an der Schießbude<br />
saß, der drei Jahre später mit Eric Clap<strong>to</strong>n "Layla" schrieb und dort das<br />
Klavier spielte.<br />
Die CD NEVER BEFORE enthält eine Stereoversion von "Mr. Tambourine<br />
Man" mit mittig abgemischtem, im Vordergrund stehenden Schlagzeug, die<br />
sich deutlich von dem späteren Stereomix (hier hört man das E-Piano von<br />
Leon Russel sehr gut heraus) unterscheidet. Leider konnte Columbia bis<br />
heute keine anständige Stereoversion von TURN! TURN! TURN! abliefern<br />
– schade.<br />
In der nächsten Ausgabe werdet ihr sicherlich neben Chris Hillman und<br />
Michael Clarke auch Interessantes zu Gram Parsons, John York, Clarence<br />
J. White, Gene Parsons und Skip Battin bringen. Hierzu empfehle ich die<br />
nicht au<strong>to</strong>risierte Doppel UNDER REVIEW.<br />
Macht weiter so – eure Fangemeinde nimmt ständig zu.<br />
Beste Grüße aus Aschaffenburg, Chris<strong>to</strong>ph Dannemann<br />
<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 113
Fo<strong>to</strong>: © John B. Henderson<br />
... zuguterletzt Impressum<br />
CHRIS FARLOWE SPACE DEBRIS WALTER TROUT<br />
Erst Bremen,<br />
bald Colosseum<br />
Vier Songs = Hilfe! Hilfe!<br />
ein Album Hilfe!<br />
Er war, ist und bleibt ein „Steher"; einer,<br />
der – kurios genug – läuft und läuft<br />
und läuft. Und singt und singt und singt.<br />
Der Londoner Sänger, inzwischen 73 Jahre<br />
jung, wird nicht müde zu be<strong>to</strong>nen: „Alles<br />
in identischer Tonart wie damals!" So wird<br />
es auch sein, wenn er im Herbst mit einer<br />
Band erneut auf Tournee geht, der er<br />
seine unverwechselbare Stimme vor rund<br />
vier Jahrzehnten aufgedrückt hat: Colosseum,<br />
eine der Legenden des Progressive<br />
Rock. Trotz der Trennung 1971 hat dieses<br />
Sextett Chris Farlowe nie losgelassen – obwohl<br />
er parallel auf anderen, auch eigenen<br />
Gleisen fuhr.<br />
Der Jazz ließ ihn dabei ebensowenig los<br />
wie der Blues, mit dem er in den Frühsechzigern<br />
mit den Thunderbirds begonnen<br />
hatte. Seiner Mutter widmete er das Album<br />
AS TIME GOES BY. Der R&B prägte<br />
seine Gigs, wovon sich jeder in Form der<br />
aktuellen Live-Ausgrabung BURSTING<br />
OVER BREMEN (1985) überzeugen kann:<br />
Nie klangen "S<strong>to</strong>rmy Monday Blues" oder<br />
"The Thrill Is Gone"<br />
besser! Bei unzähligen<br />
Auftritten mit<br />
der Hamburg Blues<br />
Band veredelte<br />
Farlowe die Musik<br />
Amerikas nachhaltig<br />
und ohne Stimmverlust. Der Mann, der<br />
1966 mit dem Top-Hit "Out Of Time" ins<br />
Popmetier eintauchte, pflegt auch diese<br />
Schiene: Aktuell <strong>to</strong>urt er mit Brian Poole &<br />
The Tremeloes, Chris Montez und Wayne<br />
Fontana durch britische Konzertsäle.<br />
Und nun schließt sich einmal mehr ein<br />
Kreis: „Für den Herbst steht eine weitere<br />
Colosseum-Tournee durch Europa an",<br />
bestätigt Hamburg-Blues-Band-Chef und<br />
Konzertagent Gert Lange: „Saxofonistin<br />
Barbara Thompson geht es gut – sie<br />
will unbedingt wieder auf die Straße. Und<br />
die Band hat bereits fünf Titel im Studio<br />
komplettiert, ein weiterer soll folgen. Wer<br />
die Musik von Colosseum kennt, der weiß,<br />
dass ein halbes Dutzend Nummern bereits<br />
mehr als ein ganzes Album ergeben!"<br />
An Shouter Farlowe wird's nicht scheitern,<br />
dass auch der Colosseum-Neustart<br />
zum Treffer gerät. Lapidare Feststellung:<br />
„Rausgehen und singen bleibt reinstes<br />
Vergnügen für mich."<br />
utw<br />
© Pressefo<strong>to</strong><br />
Mit ihrem neuen Album PHONOMORPHO-<br />
SIS haben Space Debris ihr Klangbild auf<br />
Breitleinwand vergrößert. Ungezwungen,<br />
abenteuerlustig und improvisierend bereichern<br />
sie die zeitgenössische Krautrockszene.<br />
Drummer Christian Jäger<br />
sprach mit Alan Tepper.<br />
Vier Songs, alle um<br />
die 20 Minuten – harte<br />
Arbeit?<br />
Wir bekamen die Anfrage,<br />
für die aktuell bei<br />
Sireena Records erschienene Compilation<br />
SON OF KRAUT einen Track beizusteuern,<br />
und konnten im Studio eines Freundes<br />
aufnehmen. Die Session lief so gut, dass<br />
wir insgesamt drei lange Tracks an einem<br />
Nachmittag einspielten. Der Tontechniker<br />
war verblüfft, denn so etwas hatte er zuvor<br />
noch nie erlebt. Aber wenn Improvisationen<br />
laufen, können schon erstaunliche<br />
Resultate dabei herauskommen. Der vierte<br />
Track stammt aus einer früheren Session.<br />
Die Musik klingt sehr offen und zugleich<br />
erdig ...<br />
Wir benutzen überwiegend alte Instrumente<br />
und halten uns mit Effekten zurück. Beim<br />
„Würzen" kommt es immer auf die richtige<br />
Dosierung an – dann schmeckt’s auch.<br />
Das Album erscheint als CD und Doppel-<br />
LP?<br />
Ja, Rudi Vogel, der den Internet-Shop<br />
Green Brain betreibt, ist ein Fan der Band.<br />
Er sicherte uns alle nötigen Freiheiten zu<br />
und unterstützt uns optimal.<br />
PHONOMORPHOSIS besticht durch ideenreiche<br />
Instrumentalbeiträge, die Dynamik,<br />
und es hat auch ein attraktives Cover ...<br />
Das Cover, eine Zusammenstellung aus<br />
mehreren Bildern, stammt von meiner<br />
Frau. Als „Magic Petra" singt sie auch auf<br />
einem Stück. Die optische Collage entwickelte<br />
sich aus dem Moment heraus und<br />
passt ideal zum Ansatz der Platte.<br />
Werdet ihr auch <strong>to</strong>uren?<br />
In diesem Jahr spielen wir noch einige<br />
Konzerte. Wir sind keine Tourband im<br />
klassischen Sinn und setzen uns nicht unter<br />
Druck. Wenn sich ein angenehmer Gig<br />
anbietet, machen wir den. Mir ist es aber<br />
sehr wichtig, auf ein Publikum zu treffen,<br />
das wirklich zuhört und mit uns die Musik<br />
spürt.<br />
at<br />
Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 18. Juli 2014.<br />
Fo<strong>to</strong>: © <strong>Jeff</strong> Katz<br />
Danke für eure Mail, Anteilnahme und<br />
„ Unterstützung." Die Mail von Marie<br />
Trout kam postwendend, nachdem die<br />
Good Times-Redaktion der Ehefrau und<br />
Managerin von Walter Trout, aber natürlich<br />
auch ihrem Mann viel Kraft und<br />
vor allem Glück gewünscht hatte. Es geht<br />
um Leben und Tod! Der Musiker braucht<br />
dringend eine Spenderleber, um überleben<br />
zu können. Und er braucht Geld für<br />
die teure Behandlung nach dem Leberversagen<br />
– wie so viele Kollegen hat er keine<br />
Krankenversicherung.<br />
Natürlich kann man darüber streiten:<br />
War es richtig, dass die Trouts und ihre<br />
Freunde das Leiden des früheren Mayallund<br />
Hooker-Musikers und Ex-Canned-<br />
Heat-Mitglieds so in die Öffentlichkeit<br />
tragen? Aber wie sonst wäre es möglich<br />
gewesen, dringend nötige Hilfe zu initiieren?<br />
Die Hilfsbereitschaft jedenfalls ist<br />
gigantisch – aber auch nachzuvollziehen,<br />
wenn man das Fo<strong>to</strong> des unfassbar abgemagerten<br />
63-Jährigen gesehen hat: eines<br />
Mannes, dessen kräftige Statur noch im<br />
vergangenen Jahr auf seiner Deutschland-<br />
Tour präsent war.<br />
Bei Redaktionsschluss waren knapp<br />
217.000 Dollar auf dem Spendenkon<strong>to</strong><br />
eingegangen, das für Trout eingerichtet<br />
wurde; dringend benötigtes Geld, um die<br />
Untersuchungen und den Krankenhaus-<br />
Aufenthalt in Nebraska bezahlen zu können.<br />
Und viele Kollegen bekundeten nicht<br />
nur verbale Betroffenheit über das Schicksal<br />
des Blues-Rockers, sondern sie handelten:<br />
Überall wurden umgehend Benefizkonzerte<br />
organisiert – die Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />
Bro<strong>the</strong>rhood, Danny Bryant, Roger Chapman,<br />
Bernie Marsden, Otis Grand, Walters<br />
Sohn Jon, Ian Parker, Mitch Laddie spielten,<br />
um Geld aufzutreiben. Andere appellierten<br />
über die sozialen Netzwerke und<br />
ihre Internetseiten, für Trout zu spenden.<br />
„Es ermutigt und gibt Kraft, diese Welle<br />
der Hilfsbereitschaft zu erleben“, zeigt<br />
sich Marie Trout gerührt.<br />
Walter Trout hatte Menschen, speziell seine<br />
Fans, vor und nach seinen Konzerten<br />
stets an sich herangelassen, ließ nie den<br />
Star heraushängen. Sie danken es ihm nun<br />
auf diese Weise, sie hoffen, beten, drücken<br />
ihm die Daumen. Natürlich auch die<br />
<strong>GoodTimes</strong>-Redaktion.<br />
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