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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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13.05.2001 – 17.55 Uhr<br />

Maria setzte sich wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Computer. Nach<strong>de</strong>m sie einige Male von Felix aus <strong>de</strong>m<br />

Konzept gebracht wur<strong>de</strong>, gab sie ihm einfach nach. Sie erinnerte sich daran, dass sich diese<br />

liebevolle, aber auch sehr energische Stimme am 10.05.2001 beim Sonnenba<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />

gemel<strong>de</strong>t hatte.<br />

Hallo Maria, es ist wie<strong>de</strong>r Zeit aufzuwachen. Ich habe Dich lange genug schlafen lassen,<br />

hörte sie die eindringliche Stimme in ihrem Kopf sagen.<br />

Ich bin es, meine Kleine, sagte er freundlich und ich möchte Dich wie<strong>de</strong>r einmal an mich<br />

erinnern. Na, lang ist es her, seit wir uns das letzte Mal schriftlich unterhielten? Ich habe<br />

Dich immer beobachtet.<br />

Also, in <strong>de</strong>r letzten Zeit warst Du sehr friedvoll und einsichtig, bis auf einige kleine<br />

Ausrutscher. Aber alles in allem machst Du Dich ganz gut, sagte Felix.<br />

Maria hörte ihm aufmerksam zu. Achtung! sagte sie sich. Jetzt bloß keine Eitelkeit zeigen.<br />

Nein, diesmal war alles ganz an<strong>de</strong>rs. Sie wusste nicht im geringsten, was sie vor einigen<br />

Monaten alles aufgeschrieben hatte. Es war im Hier und Jetzt auch alles unwichtig<br />

gewor<strong>de</strong>n. Sie hatte in ihrer Erinnerung viel erlebt und doch nicht durchlebt. Sie fühlte sich<br />

nur noch als eine Figur in ihrem Lebensfilm. Sie hatte zur Zeit nicht mehr das Gefühl, dass sie<br />

sich noch sehr wichtig nahm. Sicherlich, in einige kleine Egofallen tappte sie immer noch<br />

hinein, aber sie musste sich nicht mehr vor an<strong>de</strong>ren rechtfertigen, son<strong>de</strong>rn sie hatte endlich<br />

erkannt, dass sie all ihre Fehler selber „ausba<strong>de</strong>n“ musste.<br />

Maria hatte viele Facetten ihrer Darsteller kennen gelernt. Kein Mensch war unfehlbar, aber<br />

das schönste an diesem Lebensfilm war doch, dass sie sich nur die Bil<strong>de</strong>r wertfrei<br />

anschauen musste. Endlich hatte sie erkannt, dass sie wirklich all die Menschen so leben<br />

lassen musste, wie sie waren. Auch sie gehörte zu <strong>de</strong>n kleinen, ungnädigen Richtern, die<br />

immer wie<strong>de</strong>r Fehler bei an<strong>de</strong>ren Menschen sahen. Aber es waren in Wirklichkeit keine<br />

Fehler, son<strong>de</strong>rn nur „Lehrfilme“, die ihr Gott einspielte.<br />

Sie erinnerte sich an <strong>de</strong>n letzten Besuch von Clarissa und ihrem Sohn Matthias. <strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n<br />

hatten sich drei Tage Zeit genommen, um sie und David zu besuchen. Maria freute sich<br />

aufrichtig auf <strong>de</strong>n Besuch, da sie in letzter Zeit verstärkt spürte, dass sie mit Clarissa eine<br />

ganz bestimmte Seelenverwandtschaft verband. Maria spürte sehr oft, dass sie sich mit<br />

Clarissa nonverbal unterhalten konnte. Es waren viele kleine Dinge, die sie bei<strong>de</strong> immer<br />

wie<strong>de</strong>r zum Lachen brachten. Den Auslöser für diesen „Kick“ bekamen bei<strong>de</strong>, als Clarissa<br />

Helene besuchte und David und Maria auch anwesend waren. Durch „Zufall“ mel<strong>de</strong>ten sich<br />

Bekannte bei Helene an, die sich kurz mit David unterhalten wollten. Alle saßen brav an<br />

Helenes großem, run<strong>de</strong>n Tisch und hörten aufmerksam zu. Auf einmal überkam Maria in<br />

dieser andächtigen Situation ein leiser Lachanfall. Sie konnte sich nicht erklären, was mit ihr<br />

geschah, aber sie empfand eine unheimliche Situationskomik Mit schamhaftem Gesicht<br />

blickte sie in die Tischrun<strong>de</strong> und schaute auf Clarissa. Bei<strong>de</strong> schauten sich sekun<strong>de</strong>nlang in<br />

die Augen und dann brach auch Clarissa in Gelächter aus. Maria und sie mussten sich<br />

krampfhaft zusammenreißen, dass dieser Lachanfall nicht überhand nahm. Clarissa biss sich<br />

auf die Lippen, Maria versuchte mit gesenktem Haupt diesem Anfall standzuhalten. Aber<br />

bei<strong>de</strong> hatten keine Chance. Immer wie<strong>de</strong>r trafen sich ihre Blicke und bei<strong>de</strong> prusteten in sich<br />

hinein. David ergriff als erster das Wort. Freundlich blickte er bei<strong>de</strong> an und nahm es auf die<br />

humorvolle Art, dass die bei<strong>de</strong>n ihn unterbrachen. Der Rest <strong>de</strong>r Tischrun<strong>de</strong> schaute die bei<strong>de</strong>n<br />

zum Teil ungläubig, aber auch unverständlich an. Es war Maria und Clarissa eigentlich egal<br />

und sie verbrachten die übrige Zeit <strong>de</strong>s kleinen Vortrages zwischen verhaltenen Lach-<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 81

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