Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Du bist doch all die Menschen und Du selbst akzeptierst, geschweige <strong>de</strong>nn, respektierst<br />
Dich doch auch nicht. Du kannst froh darüber sein, dass Du manchmal so naiv bist. Es ist<br />
doch ein Gottesgeschenk in dieser Welt zu sein!<br />
Außer<strong>de</strong>m, liebe Maria, ist diese Welt doch nur ein Spiel, und dieses Spiel nennt sich:<br />
„Mensch ärgere Dich nicht“. Wenn Du dies einmal begriffen hast, sind wir bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Wahrheit ein Stück näher gekommen. Solange Du nicht mit Dir zufrie<strong>de</strong>n bist, sind all Deine<br />
Traumgestalten es auch nicht. Sei Du selbst (<strong>de</strong>nke dabei an Clarissa), sagte Felix. Du kannst<br />
Deine Welt nur verän<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m Du Dich än<strong>de</strong>rst.<br />
Schau einmal, Boris ist im Grun<strong>de</strong> genommen ein sehr liebenswürdiger Mensch. Er schreit<br />
förmlich seinen ganzen Frust heraus. Boris weiß theoretisch alles schon, aber in <strong>de</strong>r Praxis<br />
ha<strong>de</strong>rt er noch mit seinem Schicksal. Eigentlich ist er <strong>de</strong>r ehrlichste Mensch, <strong>de</strong>m Du<br />
begegnet bist. Sicher hat er seine Schwachstellen, aber er ist nicht verheuchelt. Er sagt<br />
gera<strong>de</strong> heraus, was ihn stört und versucht sich selber aus seinem Dilemma heraus zu holen.<br />
In all seinem Frust steckt mit Sicherheit auch ein Körnchen Wahrheit. Nicht viele Menschen<br />
offenbaren ihren Egoismus so direkt wie Boris. Maria, Du solltest es als Prüfung ansehen,<br />
wie Du auf solche Bil<strong>de</strong>r reagierst. Sicher ist, Du solltest Boris nicht nacheifern, son<strong>de</strong>rn all<br />
Deine Gedanken, die Dich belasten, ausfiltern.<br />
Maria erinnerte sich an ein Gespräch mit David, das sie beim Essen führten. Sie wollte ihrem<br />
Mann zaghaft etwas durch die Blume mitteilen, was er ihrer Meinung nach bei einer bestimmten<br />
Person nicht sah.<br />
David schmunzelte in sich hinein:<br />
„Maria, ich weiß, was Du mir sagen möchtest, aber Du bist im Augenblick nicht ganz wertfrei. Auch<br />
wenn ich Dir manchmal ziemlich naiv und unwissend erscheine, sehe ich sehr wohl alles in Deiner<br />
Welt. Ich weiß, was Du mir mitteilen möchtest. Meinst Du, mir ist entgangen, was sich hier abspielt?<br />
Ich kenne alle Gedanken <strong>de</strong>r Menschen und auch <strong>de</strong>ren Pläne. Du solltest aber auch wissen, dass<br />
diese besagten Personen auch an sich arbeiten. Ich sehe ihre Knackpunkte und auch ihre Ausre<strong>de</strong>n.<br />
Du weißt, dass es in <strong>de</strong>r Vergangenheit einige Personen gab, die mich als Mensch ausschlachten<br />
wollten. Sicher kannst Du Dich auch daran erinnern, dass ich immer wie<strong>de</strong>r gesagt habe, dass ich<br />
mich vielen Dingen hingebe. Aber ich erkenne sehr wohl, welche Motivation dahinter steckt. Alle<br />
Menschen, die sich so lieblich gaben, haben doch nur im Sinne ihrer Mitmenschen gehan<strong>de</strong>lt. Wie oft<br />
habe ich <strong>de</strong>n Spruch gehört, dass sie nur <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren helfen wollten. Kannst Du Dich daran erinnern,<br />
dass es doch immer ganz an<strong>de</strong>rs war als sie vorgaben? Es ging doch in erster Linie um die eigene<br />
Selbstdarstellung. Du weißt doch, dass ich bei einigen Bekannten nur das Aushängeschild war, damit<br />
sie wie<strong>de</strong>r in die Öffentlichkeit gelangen konnten. Aber ich habe mich immer rechtzeitig zurückgezogen.<br />
Wenn es für die Mitmenschen ersichtlich war, welchen Plan die jeweilige Person hegte,<br />
habe ich mich <strong>de</strong>m nicht mehr hingegeben. Es ist nicht mein Ziel, dass einige Menschen versuchen,<br />
durch mich größer zu wer<strong>de</strong>n. Wie oft habe ich gesagt, dass ich als Person total unwichtig bin. Ich<br />
wür<strong>de</strong> mich freuen, wenn die Menschen sich genauso unwichtig nehmen wie ich es bei mir empfin<strong>de</strong>.<br />
Für mich zählt nur die Seele <strong>de</strong>s Menschen und nicht ihr Bankkonto o<strong>de</strong>r Titel. Mein Ziel ist es, dass<br />
sich alle Menschen wirklich <strong>de</strong>mütig und klein verhalten, einsehen, dass sie nichts wissen und an<br />
ihren Verurteilungen arbeiten!“, been<strong>de</strong>te David seinen Monolog.<br />
Maria hatte in all <strong>de</strong>n Jahren viele Menschen KOMMEN, aber auch wie<strong>de</strong>r GEHEN sehen.<br />
Aber was ist schon Zeit?, rief Felix ihr zu. Du hast versucht, Dich im Hier und Jetzt zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Ich sehe, dass Du Dich bemühst, aber Du bist noch lange nicht an Deinem Ziel. Du<br />
hast noch viele Dinge aufzuarbeiten. Wie heißt es doch so schön: Du sollst nicht nachtragend<br />
sein!. Es be<strong>de</strong>utet doch nur, dass Du Deine Last nicht nachtragen solltest. Lege sie einfach ab<br />
und Du kannst leichter Deinen Weg weitergehen. Maria, Du hast versucht, Dich mühevoll zu<br />
beobachten. Es sollte kein Zwang dahinter sein. Aber Deine Beobachtungen sind nicht immer<br />
wertfrei. Auch daran solltest Du arbeiten!<br />
78 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1