Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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perfekte Ehefrau sein; es ihm immer recht machen. Nein, ab heute nicht mehr! Heute war<br />
alles ganz an<strong>de</strong>rs. Sie musste nicht mehr mit ihm darüber re<strong>de</strong>n, was sie belastete. David holte<br />
sie immer wie<strong>de</strong>r ins Hier und Jetzt zurück. Er hatte immer recht, weil er sie immer wertfrei<br />
beschrieb, wie sie war. Aber sie fühlte sich von ihm angeklagt, immer etwas falsch zu<br />
machen. Aber musste sie ihm wirklich alles recht machen? Nein, immer wie<strong>de</strong>r sagte sich<br />
Maria es vor sich. Nein, ab heute nicht mehr. Sie wollte sich nicht mehr rechtfertigen!<br />
Eigentlich versuchte sie immer wie<strong>de</strong>r ihre Dummheiten nach ihrer Logik zu begrün<strong>de</strong>n,<br />
obwohl David in solchen Momenten ihren Re<strong>de</strong>schwall unterbrach und die Diskussion abrupt<br />
been<strong>de</strong>te.<br />
Ab heute wird sie all die Dinge ihrem Computer anvertrauen. All ihre Gefühle,<br />
Empfindungen, Ängste und Sorgen wird sie von nun an nur noch schriftlich ihrem Vertrauten<br />
mitteilen. Sie hatte einfach keine Lust mehr, rebellisch ihren Standpunkt zu verteidigen. Ihr<br />
hörte niemand zu. Nein, heute wollte sie über ihren Schatten springen, sich „verrücken“,<br />
jedoch trotz allem die <strong>Schattenfrau</strong> eines Mannes bleiben, <strong>de</strong>r sich hin und wie<strong>de</strong>r in die<br />
Öffentlichkeit begab. Aber sie wollte diesmal eine glückliche <strong>Schattenfrau</strong> sein, die sich<br />
niemals mehr verteidigen musste.<br />
Maria war nicht die Person, die sich in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit wohlfühlte. <strong>Die</strong> Rolle im<br />
Hintergrund gefiel ihr recht gut, aber trotz allem blieb sie als Mensch dabei auf <strong>de</strong>r Strecke.<br />
An manchen Tagen reagierte sie verspätet, wenn man sie namentlich rief. Sie hatte schon fast<br />
vergessen, wie sie hieß. Immer wur<strong>de</strong> sie als „Davids Ehefrau“ vorgestellt. Namenlos blieb<br />
sie an seiner Seite stehen, ohne einmal zu erwähnen, dass sie auch einen Vornamen trug. Sie<br />
war auch ein Mensch, hatte einen Namen, Gefühle und etwas zu sagen. Man wollte ihr aber<br />
nicht zuhören. Wenn man Maria ansprach, ging es in erster Linie nur darum, an welchen<br />
Dingen David arbeitet, wie es ihm geht, was er von manchen Büchern hielt, usw. Kein<br />
persönliches Wort zu ihr, außer <strong>de</strong>r typischen menschlichen Floskel nach ihrem<br />
Wohlbefin<strong>de</strong>n und wann man David wie<strong>de</strong>r antreffen wür<strong>de</strong>. <strong>Die</strong> angebliche Freundlichkeit,<br />
die ihr entgegen gebracht wur<strong>de</strong>, war eine einzige Scheinheiligkeit. Nicht bei allen Personen,<br />
aber es gab einige unter ihnen mit einer grinsen<strong>de</strong>n Anstands-Maske. Aber es war ein<br />
durchschaubarer Deckmantel. David re<strong>de</strong>te immer wie<strong>de</strong>r davon, dass sich die Leute nicht bei<br />
ihm verstellen brauchten:<br />
Man kann sich belügen, die an<strong>de</strong>ren belügen, doch Gott nicht.<br />
(Fast) alle Menschen waren von David begeistert. Sie mussten nicht aus ihrem Leben<br />
berichten, <strong>de</strong>nn David kannte von je<strong>de</strong>m Wesen <strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>n Punkt, <strong>de</strong>n er auch gna<strong>de</strong>nlos<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Person auf <strong>de</strong>n Kopf zusagte. Maria war in solchen Momenten immer<br />
anwesend. Aber wie verhielten sich die Menschen? Ja, sie buckelten vor David, aber wehe<br />
<strong>de</strong>nn, er war einmal nicht dabei. Ja, da waren fast alle Menschen die Größten! Sie machten<br />
sich vor Maria wichtig, was sie alles schon begriffen hatten.<br />
Nein, sie wollte sich nicht beklagen, o<strong>de</strong>r war frustriert. Nein, sie wollte ganz einfach einmal<br />
zu Wort kommen, ohne dass man sie unterbrach.<br />
Maria stellte mit Entsetzen fest, dass sie <strong>de</strong>n Fa<strong>de</strong>n verloren hatte. Sie glitt in Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft ab, aber sie vergaß das Hier und Jetzt. Wo befand sie sich jetzt?. Sie<br />
beobachtete sich und bemerkte, dass sie sich noch immer im Bad nackt vor <strong>de</strong>m Spiegel<br />
stand. Ja, wer waren die an<strong>de</strong>ren Menschen? Mit Erschrecken musste sie feststellen, dass die<br />
Gedankenreise vor einem Spiegel stattfand und sie sich eigentlich nur selber sah. Manchmal<br />
zwar winselnd und doch vor Publikum immer versuchen sich größer zu machen, als man<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 5