Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Maria erinnerte sich an ein Wortspiel, das ihr jetzt im Kopf herum ging.<br />
„Impulse“, sagte sie sich. Was ist ein Impuls? Ein Pulsschlag ist ein regelmäßiger o<strong>de</strong>r<br />
manchmal auch unruhiger Takt. Wenn ich einen Impuls bekomme, dann ist es doch nur so,<br />
dass ich entwe<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Tipp auf Resonanz bin, wenn es mir gefällt, o<strong>de</strong>r ich wer<strong>de</strong> bei<br />
diesem Impuls unruhig, wenn ich nicht damit einverstan<strong>de</strong>n bin. Was nützen mir dann die<br />
ganzen Tipps o<strong>de</strong>r Impulse? Nichts! Es wäre doch langweilig und ohne Bewegung, wenn ich<br />
immer in Einklang bin. Ich muss meine Mitte fin<strong>de</strong>n und auch in <strong>de</strong>r Mitte bleiben. Wenn<br />
ich in mir unruhig bin, sagte sich Maria, schaltet sich mein Beobachter doch viel öfter ein, als<br />
wenn ich ruhig und zufrie<strong>de</strong>n bin. Sicher, mein Seelenheil strebe ich schon an, aber da ich<br />
noch so viel zu lernen habe, gerate ich auch einmal aus <strong>de</strong>m Takt!<br />
Was ist eigentlich mit Taktgefühl?, fragte <strong>de</strong>r Beobachter. Hast Du über dieses Wort schon<br />
einmal nachgedacht? Wann sagt man, ein Mensch habe Taktgefühl? Doch nur dann, wenn er<br />
sich distanzierend neutral verhält. <strong>Die</strong>ser Mensch hat mit Sicherheit in seinen Gedanken auch<br />
an<strong>de</strong>re Worte, die er am liebsten seinen Mitmenschen mitteilen wür<strong>de</strong>.<br />
Es war sehr interessant, wie oft man Stellung zur ihrem Eheleben nahm. Alle Facetten hatte<br />
Maria sich mittlerweile anhören müssen, wie sie mit David umzugehen hatte. Einmal war sie<br />
zu dominant, dann zu kriecherisch, respektlos, o<strong>de</strong>r zu bemutternd, zu nervig, zu phlegmatisch,<br />
zu anspruchsvoll, zu anspruchslos, unselbständig o<strong>de</strong>r zu for<strong>de</strong>rnd, dann ließ sie sich<br />
bedienen, war zu undankbar o<strong>de</strong>r, in einfachen Worten ausgedrückt, sie wür<strong>de</strong> alles falsch<br />
machen.<br />
Maria machte sich bei all <strong>de</strong>n Meinungen immer Gedanken darüber, ob es „wirklich“ nicht<br />
richtig sei, wie sie mit David umging. Maria war in solchen Momenten ziemlich verunsichert.<br />
Ihr Mann bestätigte zwar immer wie<strong>de</strong>r, dass er mit ihr vollkommen zufrie<strong>de</strong>n sei, aber<br />
han<strong>de</strong>lte er wirklich nur aus Demut? Wünschte er sich vielleicht in seinem tiefsten Inneren<br />
eine komplett an<strong>de</strong>re Frau und wollte ihr nur nicht wehtun?<br />
Achtung! mel<strong>de</strong>te sich ihr Beobachter. Ausgeträumt? Siehst Du, Maria, Du hast all Deine<br />
Verunsicherungen o<strong>de</strong>r auch Frustrationen jetzt nie<strong>de</strong>rgeschrieben. All diese Sachen habe ich<br />
Dich jetzt <strong>de</strong>nken lassen und Du hattest keinerlei Einfluss darauf, was Du jetzt tust. Du hast<br />
keine Freiheit in Deinem Denken. Sicherlich ist Deine Prüfung auch nicht so einfach, aber<br />
Du solltest alles, was Du Dir jetzt <strong>de</strong>nkst, vergessen.<br />
All diese Verwirrspiele Deiner „angeblichen Mitmenschen“ solltest Du als eine Aufgabe<br />
betrachten, Dich zu fin<strong>de</strong>n und genau nur das machen, was Deine Intuition Dir sagt.<br />
Wenn Du siehst, dass David glücklich ist, sollte es Dich nicht verunsichern, wenn eine<br />
„angebliche Außenwelt“ Dir sagt, dass Du einige Dinge nicht richtig machst. Du hast Dich<br />
doch so lange wohlgefühlt. Nur ein Windhauch an verschie<strong>de</strong>ner Meinung lässt Dich<br />
umfallen. Wem musst Du gefallen? Nur Dir! Und wenn Du damit zufrie<strong>de</strong>n bist, sollte es Dir<br />
völlig egal sein, was an<strong>de</strong>re von Dir <strong>de</strong>nken. Es hilft Dir nicht, Dich zu verkriechen und<br />
David nicht mehr zu begleiten. Was nützt es Dir dann? Nichts! Kein Mensch will von Dir,<br />
dass Du als Begleiterin Deines Mannes o<strong>de</strong>r auch Muse zu einer Powerfrau mutierst.<br />
Wer sagt eigentlich, dass diese sogenannten Superfrauen besser sind als Du? Eine Karrierefrau<br />
ist doch nicht besser als eine nicht berufstätige Mutter. Warum strebt man eine Karriere<br />
an? Man möchte doch nur sich und an<strong>de</strong>ren beweisen, wie selbständig und intelligent man ist.<br />
Nur weil man nicht in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund gestellt wer<strong>de</strong>n möchte und lieber im Hintergrund<br />
bleiben möchte, ist man doch kein min<strong>de</strong>rwertiger Mensch. Je<strong>de</strong>r hat eine an<strong>de</strong>re Aufgabe.<br />
Du kannst aus einem Gärtner, <strong>de</strong>r sich am liebsten in <strong>de</strong>r Natur aufhält, nicht einen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 67